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53 Die Studentenzeitung der Humboldt-Uni zu Berlin 5. Jahrgang außerhalb der Uni 50 Pfennig 20. Januar 1994

UnAufgefordert Nr. 53

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Das ist Ausgabe Nummer 53 der Studentenzeitung der Humboldt-Universität zu Berlin vom 20. Januar 1994.

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53 Die Studentenzeitung der Humboldt-Uni zu Berlin 5. Jahrgang

außerhalb der Uni 50 Pfennig 20. Januar 1994

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Inhaltsverzeichnis:

Das Ende des StuPas 3

Schwarze Listen 4

taz - Podiumsdiskussion 4

Zuviel Studenten? 6

Studieren mit Kind 8

Vollversammlung 9

Boston oder Charite 10

Revoluzzer 12

Meditieren 14

London für Anfänger 15

Jens Reich 18

Überfall im Prenzlauer Berg..20

UnAUF kostenlos .....22

Leserbriefe 23

Hetzartikel 24

Wahllisten überalll

Editoral

UnAUFGEFORDERT kostenlos? Wollen die jetzt werden wieAudikum oder Unimax? Auf Seite 22 erklären wir unsere Motive.

Ein Jahr studentischer Parlamentarismus an der Humboldt-Uni -hat's was gebracht? Und wenn ja, was? Muß oder darf man Bilanzziehen? Mit solch heiklen Fragen beschäftigt sich ein bierernsterArtikel auf Seite 3. Das ist gleich nebenan.

Das haben die Anglisten gern, so macht uns das Studium Spaß-mit Anwesenheitskontrollewie in der Schule. Auf Seite4 wird einebeispielhafte Möglichkeit gezeigt, herzliche Kontakte zwischenStudenten und Dozenten aufzubauen.

Und noch einmal: Das Hickhackum Bildung und Universitäten inDeutschland. Der Standort Deutschland wird beschworen und vomSparen geredet - aber an den eigentlichen Problemen wird vorbei-geredet. Seite 6/7.

In der letzten Nummer angedroht: Das StuPa will neu gewähltwerden. Zehn Listen haben sich zur Wahl gestellt und werdenüberall im Heft kurz vorgestellt.

An dieser Stelle möchten wir uns für die hervorragende Zusam-menarbeit mit Joachim Fisahn bedanken. Fast alle Fotos in derUnAUF kommen von ihm: Merci beaucoup!

PS: Ich betone nochmal, daß der Artikel auf Seite 24 nichts mitdem Bild auf derselben Seite zu tun hat.

PPS: Ich soll auch auf „Philosophie2000" (Seite 23) aufmerksammachen. Was hiermit geschehen ist.

ImpressumU n A U F G E F O R D E R T Die Studentenzeitung der Berliner Humboldt-Uni. Erstmals erschienen am 17. November 1989.

Redaktion: Arlett Albrecht, Juliane Kerber (Chefredakteure), Franziska Ahles, Ingo Bach, Klaus Hallenberg, Anke Kautz, Alexandra Kolle, GeorgLinde, Hannah Lund, Ulrich Miksch, Rüdiger Neick, Jens Schley, Stefan Söhnchen "

Kontakt: Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10 099 Berlin; Hauptgebäude Raum 3022, Tel.: 2093 2288, fax: 2093 277ÖRedaktionsschluß: 10. Januar 1994Satz: Roody Druck: Contrast, Tempelhofer Damm 210 12099 Berlin gedruckt auf Recycling-PapierNachdruck, auch auszugsweise, ist ausdrücklich erwünscht. Wir bitten aber um Quellenangabe und Belegexemplar.Für alle Fakten besteht das Recht auf Gegendarstellung in amgemessenen Umfang. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht in jedem Falldie Meinung der Redaktion wieder. Kürzel werden nur von Redaktionsmitgliedern verwendet.UnAUFGEFORDERT Nr.54 erscheint voraussichtlich am 3. Februar 1994Die Redaktionssitzungen sind öffentlich,jeden Montag, 18.00Uhr, HG 3022,das Projekttutorium von UnAUFGEFORDERT findet jeden Mittwoch, 18.00-20.00Uhr im Hegelplatz, Raum 107, statt.

Redaktionsschluß für die nächste Nummer: 24. Januar 1994

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Jahr der UnschuldDas Ende des ersten Studierendenparlamentes der Humboldt-Uni

Mit dem scheidenden Semester rücken die zweiten Wahlen zumStudierendenparlament der Humboldt- Universität immer näherund die Arbeit der ersten parlamentarischen Studentenvertretungdieser Unineigt sich ihremEnde. Zeit, erste Bilanz zu ziehen undzu fragen: Washaben die Studentenvertreter eigentlich das ganzeJahr lang gemacht?

Doch wir wollen am Anfang beginnen. ImSommersemester 1992 wurde per Urabstim-mung deutlich, daß das basisdemokratischeModell des Studentenrates von 1989 nichtmehr lebensfähig war. In freiheitlicher Eu-phorie hatten die Studentenrätler ihre Exi-stenz von der Anteilnahme von mindestens50% der Studierenden der Humboldt-Uni ander studentischen Selbstverwaltung abhän-gig gemacht. Als der Senat die vollständigeDurchsetzung des Berliner Hochschulge-setzes verlangte und die damit verbundenenSitten des bis dahin allein westdeutschenHochschulparlamentarismusforderte, reich-te eine für Hochschulverhältnisse stolzeWahlbeteiligung von ca. 30%der Studentenals Legitimation des alternativen Modellsnicht aus - auch wenn sich von diesen 30%nur knapp 15% für ein StuPa aussprachen.

Nachdiesem Siegvon Recht und Ordnungwurden seitdem 18.5.92 kommissarisch dieGeschäfte des Sturafortgeführtunddie Wahleines Studentenparlamentes in die Wegegeleitet. Vor genau einem Jahr nun endlichwurde das erste Studentenparlament der

Anzeige:

z.B. Winterqemüse:

der KÜRBISgehört wie die Gurke und die Melone zur Pflanzen-familie der Kürbisgewächse. Zu den Kürbissengehören neben den bekannteren Zucchini auchdie weniger bekannteren, aber genauso schmack-haften Variationen wie der Hokaido, der PatissonKürbis, der Zapallrto-Kürbis und der Spaghetti-Kürbis.Kürbisse sind saftärmer als Gurken und haben ein festeres Fruchtfleisch. Siewerden deshalb weniger als erfrischende Beikost oder als Salat, sondernhäufiger gekocht oder als Kompott verzehrt.

Kürbisse können auf vielfältigste Arten zubereitet werden. Pikant gewürzt mitZwiebeln. Knoblauch, Cayennepfeffer, Paprika. Curry, oä schmecken sieäußerst reizvoll. Aber je nach Geschmack sind sie auch überbacken, gefüllt,mariniert oder einfach gekocht oder gebraten sehr schmackhaft. Auch diesüße Zubereitung z.B als Dessert ist möglich

Kürbis-Ptanne:1 kg Kürbis, 1 gehackte Zwiebel, Pfeffer, Salz, Kräuter, 1 cl Weißwein,100 g HartkäseDen Kürbis in ca. 2 cm große Würfel schneiden. Zwiebel, Gewürze, Kräuterdazumischen. Den Weißwein in eine Pfanne geben und mit dem Gemüse aufkleinem Feuer ca. 20-30 Min, schmoren lassen Abschließende den Käsedaruntergeben und als Beilage zu Getreide, Kartoffeln oder Reis servieren.Guten Appetrt...

PRENZLAUER BERG, HUSEMANNSTR. 3. (AM KOLLWITZPLATZ) .

Humboldt-Univer-sität von der verfaß-ten Studenten-schaft derselbengewählt, das heißtgenau 1153 Vertre-ter dieser Verwal-tungseinheit sand-ten ihre Parlamenta-rier für ein Jahr aufdie Sitzungsbänkedes StuPa.

Durch Gesetz und 5,8% der Studenten an-erkannt, ging das Studentenparlament dannam 20. April 1993 an die Arbeit. Als ersteserzwang ihr weibliches Selbstverständniseine Namensänderung. In Zukunft sollte dasStuPaals "Studierendenparlament" die ver-faßte "Studierendenschaft" vertreten. Dochallein der neue Name schaffte keine Arbeits-grundlage in der Strukturwüste. Eine Sat-zung mußte her, eine Satzung, die eineRechts-körperschaft schafft, die regelt, wer wen wovertritt und wiedie 20.000 Studentinnen undStudenten die 60 Parlamentarier kontrollie-ren, wiedas Geld verteilt wird. Diese Satzungbeanspruchte unser Studierendenparlament

das ganze Jahr. Sorgfalt und Umsichtließen die verantwortungsbewußten De-putierten walten, wägten gute undschlechte Erfahrungen der existieren-den Vorbilder gewissenhaft gegenein-ander ab und entwarfen eine vorbildli-che Satzung, wenn man den Agieren-den glauben darf. Doch - Oh Himmel! -keiner hatte mit der Unerfahrenheit derfrischgetauften PolitikerinnenundPoli-tiker gerechnet, drei Monate konnte die-se Produkt selbstloser Arbeit nicht wirk-sam werden. Lange Sitzungen mußtender Feststellung geopfert werden, daßwieder keineBeschlußfahigkeit herrscht.Wie schwer es doch ist, 2/3 eines Parla-ments unter einen Sitzungstermin zubringen. Aber es gibt heutzutage auchwirklich schlechte Vorbilder. Dafreut esdoch die Presse, wenn die lange Warte-

zeit durch dieeineoder andere klare Fraktions-debatte um Vorlesungsreihen und Stasi-Profsaufgelockert wird.

Nein, ganz im Ernst - der Pioniergeist derersten Kandidaten für's Studierenden-parlamentist zu bewundern, auch wenn sichmancher nur auf eine Liste setzen ließ, damitüberhaupt was passiert und dann erstauntein Mandat antreten mußte, das ihm von fünfoder sechs Kommilitonen erteilt wurde. Nein,man darf wirklich nicht über den Selbst-findungsprozeß eines Parlamentes lästern,das letztendlich doch den Weg gebahnt hatfür die nächsten, die ohne Umschweife andie Arbeit gehen dürfen. Und außerdem be-gann im Juni eine APO den S itzenden Dampfzu machen. Es existiert nun endlich einReferaterat (RefRat), der eine Alternativezum herkömmlichen AStA darstellt. ElfRefe-rate arbeiten zu hochschulpolitischen undgesellschaftlichen Problemen. Die meistenAktiven kommen nicht aus dem StuPa, wer-den aber durch die Studentenvertretung aktivunterstützt. Ein Haushaltsplan regelt end-lich die Verteilung von 420.000 DM studen-tische Semesterbeiträge sinnvoll.

Die Wüste liegt hinter der verfaßtenStudierendenschaft. Das StuPa hat sich alsruhender Pol in aktionsverwirrten Tagen er-wiesen. Das zweite studierende Parlamentmuß sich nun mit neuen Ideen durch denDschungelkämpfen. Ihre Vorgänger habenfür sie allerdings schon die Unschuld verlo-ren, denn vor dem Nichts wird keiner derNeuen mehr stehen.

jk

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EinschreibelistenAnwesenheitslisten

Schwarze ListenUnAUF berichtete bereits zu Anfang die-

ses Semesters kurz über das Chaos am FBAnglistik/Amerikanistik. Dabei ging es umdie von den Studentinnen verfluchten Ein-schreibelisten.

Auf derabschließenden Vollversammlungder Streikwoche wurde dieses Thema erneutaufgegriffen, erstmals aber vor Professorenund Dozentinnen. Neben dem Einschreibe-verfahren diskutierten die Anwesenden auchdie ominösen Anwesenheitslisten, die denLehrenden die Möglichkeit geben bei drei-maligem Fehlen eines Studenten diesem denSchein abzuerkennen. Diese auf Autoritätbasierende Methode wurde mit dem Endeder Streikwoche weitgehend abgeschafft.Darüber hinaus soll sich nach Ankündigungder Studienberaterin auch das Einschreibe-verfahren zum kommenden Semester ändern.

Das studentische Engagement scheint sichhier also auf jeden Fall gelohnt zu haben.

Doch halt! Keepyour eyes peeled! Denneine gewisse Autoritätsperson an diesemFachbereich schlägt nach wie vor über dieStränge: Professor Hansens, der Mann, derseiner Position offenbar keine Grenzen setztund stringent demonstriert, daß das Wort„Macht", ohne es jemals aussprechen zumüssen, von immenser Wirkung sein kann.Zu Beginn eines jeden Semesters nimmt ertraditionell alle Namen seiner Studentinnenauf und betont dabei immer wieder, daß dasregelmäßige Erscheinen in seinen Veranstal-tungen eine Forderung an jeden einzelnenStudenten sei, die ernstgenommen werdenmüsse. Häufiges Fehlen führe dazu, daßanderen Studentinnen, die an einer seinerVeranstaltungen hätten teilnehmen wollen,diese Möglichkeit verwehrt bliebe. Grund-

sätzlich ist dieser Einstellung nichts anzu-kreiden, wobei es dennochjedem Studentenüberlassen sein sollte, ob er nun die Selbst-disziplin besitzt, Versäumtes nachzuholenoder nicht. Dieser auf Disziplin bedachteHinweis von Seiten Professor Hansen, wärenicht ungewöhnlich oder anmaßend, würdeerihnnichtimZusammenhangmitden, wieer sie nennt, „Schwarzen Listen" darlegen.Öffentlich erklärt er wiederholt, daß er dieNamen der fehlenden Studentinnen auf Li-sten registriere und sich bemühen werde,diesen den weiteren Verlauf ihres Studiumsam FB Anglistik/Amerikanistik zu erschwe-ren, indem er sie beispielsweise in einemanderen Semester nicht in eine seiner Veran-staltungen aufnehmen werde. Diese radikaleMethode, die alle Erstsemester zusammen-zuckenläßt und alle höheren zum Protestaufrufen sollte, ist schlicht und einfach em-pörend. An einer Hochschule dürften inunseren Tagen solche Vorgehensweisenprinzipiell nicht toleriert werden. DenStudentinnen mit „Schwarzen Listen" zudrohen, entfernt die Studentinnen zuneh-mend vom Lehrenden und kann nur für eineungesunde Zusammenarbeit sorgen.

Herr Hansen, denken Sie mal darüber nach.Studieren könnte so farbenfroh sein. Trau-rig, daß Sie sich für schwarz entschiedenhaben, wo Schwarz doch gar keine Farbe ist.

Alex

MUTVILLA - lesbisch-schwule Interessen-vertretung

Mutvilla definiert ihre Existenzbe-rechtigung als eine Chance, um der„heterosexuellen Normalität" an die-ser Uni eine andere Normalität hin-zuzugesellen. Der Name versprichtvieles und soll wohl auch Programmsein - Mut, Mutwillen, Willen undVilla; ein kämpferisches, provokan-tes, buntes Etwas unter einem Dachalso. Mit ihrer vor einem Jahr gestar-teten „Offensive für eine Chance desAnders-Seins an der HUB" wurde sieauf Anhieb drittstärkste Gruppe imersten StuPa.

Kontakt: Mo 9 -1 0.00 Uhr im CafeMeschugge (Oranienburger Str. 18,FB Psychologie)

„Visionen undUtopien"

...werden gebraucht, um ein neues, gutes Hochschulkon-zept finden und realisieren zu können. So die Forderung vonFrau Professor Marlis Dürkop, Präsidentin der HUB, währendder Podiumsdiskussion am 10.01.1994 um 20.00 Uhr imSenatssaal der HUB.

Aus der von der taz organisierten Podiums-diskussion wurde eine Talkrunde. Die talk-enden Teilnehmer saßen in der Mitte desSenatssaals im Kreis, die Zuschauersitzewaren (ebensfalls kreisförmig) darum grup-piert. An Mikrofone für die Diskutierendenhatte man nicht gedacht, was das Zuhörenfür die doch recht zahlreich erschienenenInteressierten nicht gerade erleichterte. Einbellender Wachschuitzhund tat sein übri-ges.

Zahlen zum Studienplatzabbau und stu-dentenbeleidigendenErhardt-Zitaten anzu-heizen. Er gab wichtige Informationen zumThema des Abends „Hochschulreform" undwandte sich dann mit einer konkreten Fragenzur Entrümpelung der Studienordnungen anseine Gäste. Leider war von denen niemandgewillt, wirklich auf die gestellten Frageneinzugehen. Jeder schien seine erste Chancezu Wort zu kommen für Selbstdarstellungennutzen zu wollen bzw. zu erklären, daß das

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Talk im Senatssaal - v.l.n.r.: Ch. Füller, M. Dürkop, E. Engler, R. Wahls

eigentliche Problem woanders liege.Frau Prof. Dürkop bemerkte dazu, unter

Zustimmung vieler Anwesender, daß dieEinstellung zur Bildung in unserem Land dasProblem sei, über das man nachdenken müs-se. Gute Studienbedingungen zu schaffensei wichtiger, als ständig Studienordnungenzu ändern.

Forschungspolitischer Sprecher der CDUim Berliner Senat, Eberhard Engler, outetesich gleich zu Beginn der Diskussion. Aufden Plan, Studiengebühren einzuführen, an-gesprochen, sprach er von einer „Mahn-gebühr" über 100 DMfür Langzeitstudentenund erntete damit den Protest des ganzenSaals. Durch diese Äußerung angeregt, ent-branntedann einkurzer Streitzwischen HerrnEngler und Frau Sibylle Volkholz, Wis-senschaftspolitische Sprecherin von Bünd-nis '90/Griine. Sie unterstellte der CDU„schlechte Politik" und begründete ihreAnsicht damit, daß sich zwischen demStudienplatzabbau und der damit verbunde-nen Verschlechterung der Studienbe-dingungen einerseits und der Forderungnach der Beschleunigung des Studiums an-dererseits ein großer Widerspruch auftue.Eben diese widersprüchlichen Anforderun-gen bedeuten eine schlechte Politik.

Rainer Wahls (Student der HUB) verfielzunehmend in ein Wehklagen über die mieseSituation der Studenten und die zu abstrak-te, undurchsichtige Politik, sagte des öfte-ren mal „Scheiße", brachte aber ansonstennicht sehr konstruktive Vorschläge.

FrankUnger versuchte sie ganze Diskussi-onauf elementare Fragestellungen, wiez.B."Was sind Hochschulen?" zu lenken. Undsagte auf Versuche seitens Herrn Englers,die Hochschul- und Bildungspolitik mit demBau eines Hauses zu vergleichen, „Wir sindkein Haus mehr, wir sind die Titanic".

Weitere Gedanken aus der Debatte waren:- die Doppelfunktionalität einer Hochschulemit den AufgabenLehre und Forschungals gleichwertigeAufgaben;

-die Anwendbarkeitder Wissenschaft,sowohl für jeden ein-zelnen als auch für die

Foto: Fisahn

le Umgestaltung der Hochschulen unsererStadt zu erkennen - leider. Und die Kritik anden jetzigen schlechten Studienbedin-gungen klang mehr wie ein verzweifelterAufschrei der Betroffenen. - am englisch-sprachigen Institut

Kaa

Gesellschaft (Unger:Sozialwissenschaf-ten seien zu einer „Be-schäftigungsthera-pie für Leute mit Ab-itur und Hochschul-abschluß" gewor-den.);

- die Rolle der Hoch-schulealsDemokrati-sierungspotential,gerade mit einem brei-ten sozialen Spek-trum der Studieren-den.

Alles inallem warenkeine neuen Denkan-sätze für eine sinnvol-

„Es gibt nichts gutes - außer, man tut es." Wir wissen nichtgenau, was Erich Kästner uns damit sagen wollte - Fritzmeint damit, daß Studentenpolitik nicht in endlose Debat-ten über das Gute an sich ausarten sollte. Vielmehr sei esgerade bei Humboldts nötig, überhaupt arbeitsfähigeStrukturen zu schaffen, studentische Interessen möglichsteffektiv bei den verantwortlichen Stellen zu vertreten. Fritzheißt bürgerlich Andreas Huth, ist momentan Sozial-referent im RefRat und gehört der Liste

„Geozentriker für Utopia"an, die auch den Antifa-Referenten stellt. Den Aufbau der„studentischen Selbstverwaltung", wie er im letzten Jahrvonstatten ging, sieht man einigermaßen positiv; es seiaber noch viel zu tun. Mit ihrer Arbeit wollen die Geozen-triker Bindeglied sein zwischen den Studierenden und derbürokratischen Seite des Unilebens. Dabei wollen sieoffen bleiben für jeden, nicht eine politische Richtungvertreten: "Ob nun jemand CDU-Mitglied ist oder bei derSPD oder PDS ist uns egal". Hauptsache, es wird konstruk-tivgearbeitet. Unter anderem übrigens in Zusammenar-beit mit den Leuten der STUVE, mit denen eine Listen-verbindung besteht.

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UngenießbarerBildungseintopfGeld sparen heißt Zukunft verkaufen

Allekönnen essehen, wenn siewollen: die Hochschulen Deutschlands sind am Ende.Der Lehrbetrieb steht vor dem Kollaps, Lehrveranstaltungen finden auf den Fluren derüberfüllten Universitäten statt. In den Vorlesungssälen sitzen dichtgedrängt die Studen-ten, mühsam ihr Schreibblöcke auf den Knien balancierend - eine graue, gesichtsloseMasse, die längst jeden Kontakt zu ihren Dozenten verloren hat.

„Schließungs-beschluß"

Fachhochschulen und Universitäten sindheute zu ca. 150% überbelegt. Lösungenwerden gesucht, um die Geister, die man1977 mit dem sogenannten Öffnungs-beschluß gerufen hatte, wieder loszuwer-den. Damals war durch die Hochschulrekto-renkonferenz der Zugang zu den Hochschu-len stark vereinfacht worden. 1992 wurdedieser Beschluß wieder zurückgenommen,ein propagandistisches Spektakel ohne prak-tische Bedeutung, ein Zeichen der Ohn-macht, denn eines können die Universitätenbeimbesten Willennicht leisten. Sie könnennicht, wie mit dem „Öffnungsbeschluß" u.a. beabsichtigt, den Lehrstellenmarkt entla-sten.

Eigentlich wäre gar ein „Schließungs-

beschluß" notwendig, denn die Hochschu-len müßten gezwungenermaßen auf ihreureigensten Aufgabe besinnen und eineAuswahl unter allen Bewerbern auf einenStudienplatz treffen, nicht nur bei NC-Fä-chern. Leistungsvermögen und Talent müs-sen dabei den Ausschlag geben, denn dasist wichtiger als die irgendwie erworbene„Hochschulreife". Es geht doch vorrangigum die Heranbildung künftiger Wissen-schaftler, also im weitesten Sinne einer - manverzeihe mir diese provokante Arroganz -Elite.

Unseriöse Manager

Immer wieder wird von Studenten gefor-dert, die Universitäten für alle zu öffnen. Istdiese Forderung wirklich auf ihre Folgen hin

Marketingvorlesung in der Spandauer Straße

abgeklopft worden und ist dabei den For-dernden eigentlich aufgefallen, daß dabeietwas hohl klingt? Schon jetzt sind die Hoch-schulen Deutschlands hoffnungslos über-füllt. Den Numerus Clausus abzuschaffen,hieße diesen Zustand unerträglich zu ver-schärfen. Angesichts der Finanzlage diesesStaates kann niemand ernsthaft fordern, mehrUniversitäten zu schaffen oder mehr Studi-enplätze. Deshalb kann die Schlußfolge-rung nur lauten, die Studienzeiten zu verkür-zen und die Studentenzahlen zumindest kon-stant zu halten. Hier also hätte der Ansatz-punkt für eine Annäherung der Standpunk-te zu den Bildungspolitikern sein könne.Doch haben sich letztere als kompetenteGesprächspartner endgültig disqualifiziert,als sie auf dem mit soviel Brimborium ange-kündigtenBildungsgipfel imNovember letz-ten Jahres so kläglich versagten. Ein ver-meintliches Allheilmittel soll die Reduzie-rung der angeblich viel zu hohen Studenten-zahlen sein. Der Sieg geldpolitischer Zwän-ge über die Vernunft. Denn die Entwicklun-gen auf dem Arbeitsmarkt haben einen ge-genläufigen Trend. Körperliche Arbeit wirdimmer weiter durch Automation ersetzt, derAnteil hochqualifizierter geistiger Tätigkeit

vergrößert sich immer weiter. DieGrundlagenforschung, inDeutschland lange vernachläs-sigt, benötigt qualifiziertes Per-sonal. Der Bedarf an Fach- undHochschulabsolventen wächstständig.

Investitionen indieBildung, indie Hochschulen und Universi-täten heißt also Investitionen indie Zukunft. Konzepte, die nuraufs Geld sparen abzielen, kostees was es wolle, müssen zwangs-läufig scheitern. In der ständigvor allem von der Regierungs-koalition als Vorbild gepriese-nen Privatwirtschaft würde nie-mand einen Manager ernst neh-men, der es um Kosten zu sparenversäumt, effektivere Ausrü-stungen zu kaufen und im Ge-genteil sogar an den alten Ma-schinen funtionswichtige Teileabschraubt.

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A D

*

Foto: Fisahn

Das Gespenst desLangzeitstudenten

Schlagwörter statt Argumente machen dieRunde. Immer wieder wird durch Politikerdas Gespenst des Langzeitstudenten be-schworen, der 20 oder 30 Semester lang aufden Taschen des Steuerzahlers herum-trampelt. Selbstfiir Bildung zuständige Res-sortchefs, die es eigentlich besser wissenmüßten, wie der Berliner Senator Erhardt,diffamieren die Universitäten als „Wärme-hallen der Nation".

In der Realität sieht es ganz anders aus.Umfragen unter Studenten belegen, daßlangzeitstudieren out ist. Schnellstmögli-che Erlangung des Abschlusses ist ange-sagt. Daß dabei auch nahezu jegliches hoch-schulpolitisches Engagement auf der Strek-ke bleibt, dürfte eigentlich für gewisse Poli-tikernicht ganz unwillkommen sein. Die Er-höhung der Effizienz des Studiums muß imMittelpunkt stehen. Und um das zu errei-chen, muß erst einmal investiert werden.

Da wäre zum ersten die bessere Ausstat-

tung der Hochschulenvor allem mit Personalund Räumen.

Ruft man sich ins Ge-dächtnis, daß sich dieStudentenzahlen seitMitte der Siebziger Jahreum 70% erhöhten, diePersonalstellen dagegenlediglich um 10% anstie-gen, wird das Dilemmaoffensichtlich. DieserTrend scheint durch wei-tere Sparmaßnahmenä laTU Berlin von verant-wortlichen Köpfen beto-niert werden zu wollen.Und welche Universitäthat zur Zeit die Mittel zurVerfügung, neue Vorle-sungs- und Seminar-räume einzurichten, ge-schweige denn dringendbenötigte neue Gebäudezu bauen?

Scheinwissen

Zum zweiten sollte dieStruktur und der Ablaufdes Studiums überdachtund dabei auch vor einerteilweisen Verschulung

nicht zurückgeschreckt werden. Im Momentist die Jagd nach „Scheinen" die alles be-herrschende Tätigkeit des Studenten. Obdabei Wissen erworben wurde, ist völlignebensächlich - Scheinwis-sen in des Wortes doppelterBedeutung ist das Ziel. DieStruktur des Grund- undHauptstudiums bietet da grö-ßere Möglichkeiten. DasGrundwissen zu vermittelnsollte Existenzberechtigungdes Grundstudiums sein. Hierist folglich ein verbindlicherSemesterplan mit den Grundl-agenfächern und der damitverbundenen Möglichkeiteneiner planbaren Nutzung derRäume sinnvoll. Größere Selb-ständigkeit sollte dann dasHauptstudium bieten, eineenge Zusammenarbeit Do-zent/Studierender mitdemZielder gegenseitigen Beförde-rung einzig auf der Basis desWissensdurstes ohne dasKorsett „Schein".

Stachel imStudierfleisch

Auch die heilige Kuh BAföG darf keinTabu sein. Vielen Studierenden sitzt dieSicherung des Lebensunterhaltes wie einständiger Stachel im Sitz-bzw. Studierfleisch.Urlaubssemester zu „verarbeiten", um daskommende Semester zu überstehen, ist trau-rige Normalität. Ebenso die Freihaltung vonTagen oder Nächten während der Woche,um zu malochen. Das wirkt sich natürlichnegativ auf die Intensität und Länge desStudiumsaus. Die großzügigere Gewährungdes BAföG bzw. generelle Einführung einesStipendiums für alle Studierenden - ange-sichts der leeren Haushaltskassen auch unterBeibehaltung der jetzigen fifty-fifty-Rege-lung - kann hier spürbar kürzere Studienzei-ten und damit auch langfristige Einsparun-gen im Hochschulbereich mit sich bringen.

Um die Hochschulen weiter zu entlasten,muß für bestimmte Ausbildungsziele dieEffektivierung und der Ruf der Fachhoch-schulen verbessert werden. Der Ausbaudes Fachhochschulnetzes mit seiner inten-siveren, praxisorientierten und zumeist auchkürzeren Ausbildungszeit ist das Gebot derStunde.

Hochschulen und Bildungspolitiker sindgefordert. Und dazu gehört auch, die Bewer-tung der Situation vom Kopf auf die Füße zustellen. Nicht ein zuviel an Studenten machtden Bildungseintopf ungenießbar, sondernein zuwenig an Universität.

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Studieren mit KindDer Arbeitskreis

„Studieren mitKind" hat sich inder Streikwochegegründet. 21Frauen und zweiKinder waren da.Väter sind aberauchherzlich will-kommen.

GleichinderVor-stellungsrundestellte sich heraus,daß es meistensnicht einfach ist,Studium und El-ternschaft zu ver-binden:

- Abendveran-staltungenwerdenimmer häufiger. Invielen Fachberei-chen finden sogardie Pflichtveranstaltungen erst Abends statt.Für Studierende mit Kindern ist es nichtmöglich, dorthin zu gehen, denn solange istkeine Kita geöffnet.

-Ein großes Problem sind die Geldsorgenstudierender Eltern. Diese stellen sich späte-stens ein, wenn nach zwei Jahren das Er-ziehungsgeld (600 DM) wegfällt. Zum Bei-spiel bekommt eine der Anwesenden 230

DMBAföG, keine Unterstützung von denEltern und muß nunauchumdie Sozialhilfefür ihr Kind kämpfen, denn die Sozialämtertun sich oft schwer mit Studierenden. Einigeberichteten von dem Versuch, zusätzlich zuKind und Studium zu jobben, was sich aberals unvereinbar herausgestellt hat.

-Haus- und Diplomarbeiten pünktlich ab-zuliefern wird zum Problem, wenn nur die

Studieren mit Kind?Wo gibt s Knete?

Wer schwanger ist und finanzielle Unterstützung für die Anschaffung von Umstandskleidung,Erstausstattung usw. beantragen möchte, kann in der Evangelischen Beratungsstelle für Ehe-,Familien-, Erziehungs- und Lebensfragen und Schwangerschaftskonflikte sich telefonischeinenTermin unter der Nummer 2824754 oder 2817405 geben lassen.

Die Beratungsstelle befindet sich in der Luisenstraße 45, zu erreichen über S-Bhf. Friedrichs-straße, Ausgang Spreeufer, Albrechtstraße, Rcinhardtstraße an der Mensa Nord vorbei,Luisenstraße.

Es empfielt sich, telefonisch die mitzubringenden Unterlagen zu erfragen.Bei der Frauenbeauftragten liegt eine Infomappe von uns und die Broschüre „Studieren mit Kind

in Berlin" aus!

PS.: Wir laden ein zum Frühstück mit Kindern, am Sonnabend, den 22.1.94 um 10 Uhr.Wer kommen möchte, soll bitte Tatjana, Tel. 444 5317 oder Astrid, Tel. 483 6971 anrufen!

Foto: Fisahn

Abendstunden zur Verfügung stehen, fallsdie Kinder pünktlich schlafen. Außerdem istes schon passiert, daß Frauen mit Kind ausderBibliotheksausleihe herausgeschmissenworden sind.

-Unmöglich wird es auch, zur Uni zu kom-men, wenn die Kinder krank sind. Die wenig-stenDozentlnnen nehmen daraufRücksicht.Viele bestehen auf Anwesenheitslisten, ob-

wohl diese nicht erlaubtsind.

Bisher wurden dieseProbleme größtenteilsignoriert. Mit dem neuenHaushaltsstrukturplanwird es nunnoch schwie-riger. Denn eine Regel-studienzeit von neun Se-mestern, selbst wenn sieum zwei Semester verlän-gert wird, ist in den mei-sten Fällen von Eltern,gerade von Alleinerzie-henden, nicht zu schaf-fen. Durch die geplantenStellenkürzungen wer-den die Seminare größerund anonymer, so daß esschwieriger für Dozen-tinnen wird, auf die Pro-bleme einzelner, z.B. stu-dierender Eltern, einzuge-hen.

Der Arbeitskreis „Stu-

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dieren mitKind" hat einen Brief mitfolgen-den Forderungen geschrieben:

-Pfiichtveranstaltungen vormittags;-Finanzielle Unterstützungfiirstudieren-

deEltern;-Sonderregelungen in der Studien-

ordnung;-Aufhebung der Regelstudienzeitfür El-

tern;-Ein geeigneter Raum in der Nähe des

Unigebäudes, sowie eine Betreuungs-person sollen in den Abendstunden fürstudierende Eltern zur Verfügung stehen.Wir werden dann abwechselnd die Be-treuung unterstützen.

Der Brief wird an die zuständigen Stellengeschickt. Eine Unterschriftenliste wer-den wirim Studentenparlament auslegen.

InZukunftwollenwirunsmonatlichtref-fen. DenTermin werden wir in der UnAUF-GEFORDERTmitteilea

Kontaktadresse:

Katrin Girgensohn Astrid NeumannPalisadcnstr. 57 Rolandstraße 74b10243 Berlin-Friedrichshain

Tel.4836971

Das Wichtigstein drei Minuten...Die Vollversammlung vom 12. Januar

Schlecht besucht war die Info-Vollversammlung am 12. Januar gegen 12 Uhr, in deres um die anstehenden Wahlen und die Ergebnisse des letzten Streiks ging. Wem letztererzu langwierig und auch zwei Stunden Wzu lang waren, erfahre hier das Wichtigste indrei Minuten:

Einen schönen Erfolg studentischer Hoch-schulpolitik stellt ein Beschluß des akade-mischen Senats dar: Die Fachschaften sol-len künftig die räumlichen Möglichkeitenerhalten, ihre Ideen zu entfalten und auchfinanziell im Etat der Fachbereiche berück-sichtigt werden. Dies sollen die Fach-bereichsräte, die Raumplanungskommissionund die Universitätsbauleitung bei ihrerkünftigenPlanung berücksichtigen.

Die studentischen Vertreter im Akademi-schen Senat, wie auch zum Konzil und zumKuratorium können in der vorletztenSemesterwoche neu gewählt werden. Wennnicht eine einstweilige Verfügung vom Ver-waltungsgericht Berlin ergeht, die dies ver-hindert. EinigeProfessorenfühlensichnäm-lich in ihren Rechten beeinträchtigt, wenndem Hochschulergänzungsgesetz zufolgebei der Gremienwahl auch Mitglieder desakademischen Mittelbaus über die Kandi-datenlisten der Professoren abstimmen kön-nen. Professor Schröder und die Liste,Hum-boldt-Forum" werdenals Initiatoren der Kla-

UNLUnabhängige Naturwissenschwaftliche Liste

Die Unabhängige Naturwissenschaftliche Liste möchte alle naturwissenschaftli-chen Fachbereiche in den hochschulpolitischen Gremien der Universität vertretenalsauch im Studentenparlament present sein. Sie sieht sich als eine Verbindungder meist außerhalb des Hauptgebäudes gelegenen Naturwissenschaften. Ge-genüberanderen politischen Organisationen und Verbindungen betontedie UNLihre Unabhängigkeit und sieht darin auch einen Vorteil gegenüber den parteipo-litischen Studentenorganisationen.

Kontaktadresse: Fachschaft FB PhysikInvalidenstr. 110

Remo RohsTel.: 2803 400 •

ge genannt. Selbst wenn aber die Gre-mienwahlen nicht stattfinden sollten, wirdes Nachwahlen zu denen vom letzten Jahrgeben. Das StuPa wird in jedem Fall neugewählt - und ist für jeden Studierenden imOstflügel hinter dem Kinosaal zu erreichenund ansprechbar!

Zum Streik: Der Aktionsrat übte Selbstkri-tik, da die Organisation des Streiks nichtimmer so lief wie gewünscht; insbesonderehätte man sich mit dem RefRat besser koor-dinieren können. Auch wenn insgesamt zu-wenig Studierende aktiv gestreikt hätten,sei erfreulich, daß sich auf Fachschafts-ebene eine Menge Aktionsgruppen erhal-ten hätten. Ein Überbleibsel des Streiks istweiterhindas Volksbegehren zur Neuwahldes Abgeordnetenhauses. Hierzu wurdenbereits geschätzte 5 5000 der erforderlichen80000 Stimmen gesammelt. Eine Arbeitsge-meinschaft Volksbegehren der HU trifft sichtäglich von 12-15 Uhr in den Räumen desStuPa (s.o.). Ein Vertreter der TU berichteteschließich über eine neue Aktion „Un(i)mut".Es ist ein Kongreß geplant, der im Aprilstattfinden soll und sich mit dem Verhältnisvon Gesellschaft und Universität befaßt.Die Themen reichen von der „Demontagedes Sozialstaates" bzw. „... der Universitä-ten" über Fragen der Hochschulautonomie,„Radikalisierung der Gesellschaft" bis zu„Neuen Studienformen für ein neues Jahr-hundert". Hier treffen sich jeden Mittwochum 18 Uhr bislang vierzig Studenten zurOrganisation und Planung; jeder sei herz-lich eingeladen teilzunehmen. Adresse:Mathe-Gebäude der TU, Straße des 17. Juni,Raum 141.

-K-

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ikin

Boston oder Charite?Wenn einer eine Reise tut...

dann fällt ihm auf, was anders ist, als dort, wo er herkommt Manchmal ist dieÜberraschung bei der Rückkehr in vertraute Gefilde aber viel größer. Nach einem JahrStudiuminden USA fallen mir Dinge auf, dieich vorher an der Charite so nicht bemerkthabe. Vielleicht habe ich etwas dazugelernt, vielleicht hat sich auch die Charite verändert.

Drei Beispiele

Es sindnicht Computernetzwerkund Strich-kodierung, es sind ganz einfache Dinge. Undweil ja alle wissen, was wir an der ChariteGutes haben, drei Beispiele, was an einemUniklinikum mit 500 Betten in der Nähe vonBoston besser war:

Der Umgang mit dem Patienten (zu gutEnglisch: patient management) hat sicherauch etwas mit Geschäft zu tun, langfristig,und der Verwaltungsaurwand ist enorm. AberPrivatpatienten und Professorennebenein-künfte wie in Deutschlandsind dort unbekannt. Es wirdWert darauf gelegt, daß dieWürde des Patienten nichtden „Erfordernissen" destäglichen Ablaufs unterge-ordnet wird, er seine eigeneTherapie bewußt miterlebtund beeinflussen kann. DerPatient ist ein mündiger Bür-ger, die Einwilligung keineAbtretung der Vormund-schaft.

Jeder Patient wird von derAufnahme bis zur Entlassungvon einem Oberarzt betreut,der auch das Verhalten sei-ner Assistenten verantwor-tet. Er sieht seine Patientenjeden Tag und ist ihr An-sprechpartner für alle wich-tigen Fragen. Die Assistenz-ärzte sind jederzeitverfügbar(Pieper) und müssenüber ihrePatienten informiert sein.Schwestern, die über die Sta-tion hasten und irgendeinenDoktor suchen, der mal ebeneinen Befund entgegenneh-men oder eine Dosierung kor-rigieren kann, gibt es nicht.Auch die Ober- und Chefärz-te sind über dieses Systemfür Rückfragen erreichbarundantworten, wenn sie „an-

gepiept" werden, denn ein Computer spei-chert die Anfragen und im Schadensfall sindsie verantwortlich. Es resultiert ein gewisserDruck auf alle Beteiligten, letztlich profitiertder Patient. Überhaupt nicht vermißt habeich die Lautsprecherdurchsagen. (Patientenwissen nicht unbedingt, daß der Herr Profes-sor seinen Kollegen damit signalisiert, wiewichtig er ist, sondern glauben eher, es seiwieder etwas schief gegangen, innerhalbeines Teams sind die Verantwortungsberei-che klar definiert, dadurch entfallen Pro-filierungskämpfe ebenso wie das Delegierenunbeliebter Aufgaben an Jüngere Kolle-gen". Eine kollektive Verantwortungs-losigkeit, wie ich sie an der Charite erlebt

Charite im Winter '93 Foto: Fisahn

habe (natürlich nicht an Ihrer Klinik, HerrProfessor), gibt es nicht.

Lästige Besuchervom Land

Zweitens: Assistenzärzte werden nicht ge-duldet, weil sie neben der Forschung nach17.00 Uhr am Tag die niederen Arbeitenverrichten, die rund um den wundersamenEingriff nötig sind. Sie haben eine Ausbil-dungsvertrag. Eine Klinik, die ihren Assi-stenten keine gute Ausbildung bietet, be-kommt nicht nur Probleme mit dem Nach-wuchs, auch die Krankenhausleitung ist umdas Ansehen der Einrichtung als Lehr-krankenhaus besorgtDie Studenten der bei-

den letzten Studienjahre arbeitenim Stationsdienst mit, sind für ihrePatienten verantwortlich und ent-lasten damit die Assistenten. Trotz-dem bleibt ihnen ausreichend Zeit,an Seminaren teilzunehmen oderohne schlechtes Gewissen in dieBibliothek zugehen. AmEndedesvierjährigen Studiums sind sie inder Lage, eine Station zu leiten.Man kann dort ahnen, was Hum-boldt mit der „Gemeinschaft derLehrenden und Lernenden" ge-meint hat. InderCharitehatmanalsStudent eher das Gefühl, der lästi-ge Besuch vom Lande zu sein.

Drittens: Das Krankenhaus isteine Einheit, nicht eine Ansamm-lung kleiner Königreiche Alle Be-funde und Konsiliaranfordungenmüssen am gleichen Tag erledigtwerden (ein Chirurg darf nach dreiTagen Rückstand mit seinenOP-Berichten nicht mehr operie-ren). WenneinPatientverlegtwird,dann mit Akten, die man auch ineiner anderen Klinik lesen kann.Wird ein Patient vorübergehendzum Beispiel auf einer Intensivsta-tion betreut, bleibt ihm sein behan-delnder Arzt erhalten und arbeitetmit dem Intensivmediziner zusam-men. Überraschend ist auch dieZahl zentraler Einrichtungen. Ge-meinsam genutzte Geräte, oft mit

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Personal, sind offensichtlich auch auf demfreien Markt effektiver als „alles meine oderFremdfirmen. Bezahlt werden diese Dienst-leistungen mit Nutzungsgebühren und auseinem Topf, in den ein Teil der Drittmittelfließt. Das Prestige, an einer bekannten Ein-richtung arbeiten zu können, kompensiertwohl für diese Abschöpfung.

Das deutsche System wankt auf dem drit-ten Bein, der Forschung. Maß aller Dinge, istsiedochMittelmaß. Sollte das etwas mit derAusbildung der Forschenden zu tun habenoder vielleicht sogar mit der Behandlung desForschungsgegenstandes?

Wie ein Fels vor der Höhle hegt die univer-sitäre Forschung vor der mit Privatpatientengesegneten C4. Und wer den Thron erklom-men hat, kann natürlich seinen Ruhm mit„einem derart großen Frauenanteil" nichtmehren, sagt der Kinderarzt. Meint er damit„Frauen sind dumm", oder hat ereinProblemmit Kindern? In Hannover sind mehr als 40%der wissenschaftlichen Assistentenund Pro-fessoren Frauen.

Stolz auf dasbeen in America

Und dabei sollten die, die das Hohelied aufdie Forschung singen, es besser wissen.Fast alle tragen stolz das BIA (been inAmerica) vor sich her und vergießen beijeder nur möglichen Gelegenheit Krokodil-stränen darüber, daßdiearmenKollegenausdem Osten diese ultimative Weihe zur Wis-senschaft nicht erfahren konnten. Wahr ist:In den USA könnte sich keine Uniklinikeinen solchen Umgang mit den Patientenund eine derart schlechte Ausbildung erlau-ben. Der freie Markt reagiert da offensichtlichsensibler als die deutsche Ministerial-bürokratie. Und was der Markt nicht richtet,das schaffen die Absolventen der guten

HDS -Offene Linke Liste

Die Hochschulgruppe Demokratischer Sozialistinnen gab sich ein Motto gemäß ihrerAnfangsbuchstaben. So stehen also in der „Hauptsache: Die Studenten" im Mittel-punkt. Und diese können mit dieser offenen Liste Kandidaten unterstützen, die sichfür eine offene Universität einsetzen wollen, was heißt: Für eine demokratischere,möglichst selbstbestimmte Humboldt-Universität, für die Schaffung von Vorausset-zungen für eine hohe Qualität des Studiums und vörallem Schaffung von Räumen inder Universität für emanzipationsorientierte Bildung und Erfahrungen.„Hauptsache: Die Studenten" streiten für eine von unten zu reformierende Humboldt-Uni, von der Impulse für gesellschaftliche Veränderungen in unserer EINEN WELTausgehen.

Medizinerfachschaftsini

Die Studenten der Fachschaft Medizin haben eineInitiative gegründet, die ein Sammeltopf für alleengagiert an der Charite Studierenden sein sollund treten so als Liste zu den StuPa-Wahlen an.Neben Fragen der allgemeinen Hochschulpolitiksieht die Medizinerini ihre Hauptaufgabe darin,sich für die Belange der Medizinstudenten imStudienprozeß einzusetzen. Ohne parteipolitischeLinie ist die Initiative für alle Mediziner offen, dieaktivihre Studienbedingungen mitgestalten wollen.Kontakt: Fachschaft Medizin (versuchen über'sDekanat Tel. 286-3543)

Universitäten, die in einflußreichen Positio-nen über die Verteilung der staatlichen undprivaten Gelder entscheiden. Deutschlandhat sich noch nie von der eigenen Intelligenzregieren lassen.

Ein spezielles Problemder Charite: Im Ostengibt's noch nicht viele Privatpatienten. Eini-ge Berufungen sollen daran schon geschei-tert sein. Die, die gekommen sind oder blei-ben durften, sichern sich vorsorglich diefruchtbaren Pfründe. Dabei geht es zu wieauf einem Hühnerhof mit zu vielen Hähnen.Die Bauernopfer dieser Verteilungskämpfesind die, für die ein „Universitätsklinikum"ursprünglich gedacht war, die Patienten, dieAssistenten und die Studenten. Visiten fal-len aus, weil Gremien tagen, solange dieSchränke im Sekretariat nicht eingeräumtsind, kann der Herr Professor noch keineVorlesung halten und Assistenten sollenSeminare über Themen halten, über die sieseit ihrem Studium nichts mehr gehört ha-ben, weil der Professor gerade Drittmitteleinwirbt, eine planmäßige Ausbildung fin-det nicht statt.

Eine wichtige Erfahrung war die Antworteiner Professorin auf die Frage, warum siesich so viel Mühe mit einer Vorlesung gibt.Ein Satz, in dem Ruhm und Geld nicht vor-

kommen: Die Studenten vonheute werden morgen meinePatienten behandeln. Ich mußsie gut ausbilden, wenn ichernsthaft besorgt bin um dasWohl dieser Menschen.

Ein Nachsatz zur Ehre derCha-rite: Andere Universitätsklini-ken in Deutschland haben viel-leicht die hier aktuellen Ver-teilungskämpfe hinter sich, bes-ser sind sie deshalb wohl nicht,denn alle funktionieren nachdem gleichen Muster.

G.Gericke

NjuhsColloquium „ Kritik in der

DDR. Fallstudien zur kriti-schen Intelligenz in derDDR''

Das Geschäft der Kritik gehört zu denwesentlichen Aufgaben der künstleri-schen wieder akademischen Intelligenz.Übernahmenauchdie Intellektuellen derDDR diese Aufgabe? Wie konnte sichKritik in derDDR zeigen? Diese Fragenstellten sich die Teilnehmer eines Pro-jektes, das von Frau Professor KarinHirdina (Institut für Ästhetik am Fach-bereich Kunst- und Kulturwissenschaf-ten) geleitet wird, und gingen in Archi-ven sowie in Gesprächen mit ehemalsBeteiligten den Spuren von Wissen-schaftseinrichtungen und Kultur-institutionen derDDR in den sechziger,siebziger und achtziger Jahren nach. Siesuchten in der Akademie der Künste, inVerlagen und Zeitschriften sowie imPuppentheater Neubrandenburg nachAnsätzen offenen kritischen Denkensund Handelns. SieverfolgtenderenEnt-wicklung bzw. Unterdrückung und ana-lysierten das Verhaltender Intellektuel-len in den jeweiligen Machtkonstel-lationen.

Nach anderthalbjähriger Arbeit wirddas interdisziplinäre Projekt mit einemColloquium abgeschlossen, bei dem dieTeilnehmer Ergebnisse ihrer Untersu-chungen vorstellen und diskutieren. In-teressierte sind zu diesem Colloquiumeingeladen, das am 28. Januarum 14.00Uhr im Raum 2103 im Hauptgebäudestattfindet.

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DER REVOLUZZER

War einmal ein Revoluzzer,Im Zivilstand Lampenputzer;Ging im Revo luzzersch rittMit den Revoluzzern mit.

Und er schrie: „Ich revolüzze!"Und die RevoluzzermützeSchob er auf das linke Ohr,Kam sich höchst gefährlich vor.

Doch die Revoluzzer schrittenMitten in der Straßen Mitten,Wo er sonsten unverdutztAlle Gaslaternen putzt.

Sie vom Boden zu entfernen,Rupfte man die GaslaternenAus dem Straßenpflaster aus,Zwecks des Barrikadenbaus.

Doch die Revoluzzer lachten,Und die Gaslaternen krachten,Und der Lampenputzer schlichFort und weinte bitterlich.

Dann ist er zu Haus gebliebenUnd hat dort ein Buch geschrieben:Nämlich, wie man revoluzztUnd dabei noch Lampen putzt.

Erich Mühsam

Aber unser RevoluzzerSchrie: „Ich bin der LampenputzerDieses guten Leuchtelichts.Bitte, bitte, tut ihm nichts!

Wenn wir ihn' das Licht ausdrehen,Kann kein Bürger nichts mehr sehen.Laßt die Lampen stehn, ich bitt!Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!"

entnommen aus: Deutsche Balladen. Von Bürger bis Brecht. Hg. von K.-H. Berger undWalter Püchel. Berlin 1960

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•Um

BHAYATU SABBA MAN6ALAMEINDRÜCKE EINER VIPASSANA-MEDITATION

Die Großstadt hat mich. Ich fühle mich wohl, jeden Morgen bäume ich mich erneut auf in der mächtigen Welle, die sichdurch die Straßen wälzt. Mich erfüllt ein beruhigendes Gefühl des "Dabeiseins". Zerstreuung bietet sich jederzeit in erreichbarerNähe. Ein Jubeln,Springen - Aufprallen... Und was bleibt?Ich habe Sehnsucht nach mehr, wenigstens einen Versuch scheint es mir wert Die Aussicht auf zehn Tage ausschließlicher

Auseinandersetzung mit mir gibt mir ein gutes Gefühl. Und dies gerade über Silvester - eine Möglichkeit, wirklich ein neuesJahr zu beginnen?Der Entschluß war gefaßt, und ich fuhr zu einem Vipassana-Kurs nach Belgien, was vielleicht so gängignicht ist, daß ich einiges darüber erzählen möchte.

Vipassana kommt aus dem Pali und heißtsoviel wie Selbstbeobachtung, die Dingesehen, wie sie wirklich sind. Diese Medi-tation versteht sich als Lebenskunst undGrundlage für den Alltag.Zu Anfang möchte ich betonen, daß

Vipassana den Anspruch auf Universalitäterhebt. Das heißt, es gibt keinerlei Anleh-nung an Religionen oder Sekten. Zwarwurde diese Technik vor 2500 Jahren vonBuddha in Indien entwickelt, sie ist abernicht buddhistisch. Es gibt heute Tausen-de von Menschen verschiedener religiöserund kultureller Herkunft, die diese Technikvon S.N. Goenka erlernt haben und nunpraktizieren.

S.N. Goenka ist der Verdienst zuzuschrei-ben, daß er der Vipassana-Technik zurheutigen Bedeutung verholfen hat. DieTechnik war jahrhundertelang mehr oderweniger in Vergessenheit geraten underfuhr durch Goenka Verbreitung in Indienund im Westen.

Goenka und seine inzwischen zahlreichenAssistenzlehrer nehmen für ihre Kursekeine Gebühren. Die Kosten für die Verpfle-gung und Unterkunft der Teilnehmerwerden ausschließlich durch freiwilligeSpenden gedeckt.

Dies vielleicht, um Vorurteilen ausdem Weg zu gehen, was den Kom-

merzialisierungs- und Manipulations-charakter von spirituellen Bewe-'gungen angeht.

Die Mindestdauer eines Vi-passana-Kurses ist zehn Tage.

Während dieser Zeit haltendie Schüler bestimmte Regeln

ein, die unerläßlich sind, um Ab-lenkung bei einer körperlich

'relativ anstrengenden Tech-nik, die absolute Konzentrationverlangt, zu vermeiden. Die Teil-nehmer verpflichten sich, das Steh-len, sexuelle Aktivitäten, das Lü-

gen und den Gebrauch von Rausch-mitteln zu unterlassen. Zusätzlich tre-

ten sie für neun volle Tage in edlesSchweigen, ausgenommen kurze Unterre-dungen mit dem Lehrer. Der Tag beginntum 4.30 Uhr mit der Morgenmeditation undendet um 21.30 Uhr. Unterbrochen durchRuhe- und Essenpausen, meditieren dieSchüler entweder in der Halle oder einzelnin ihren Zimmern.

Die ersten drei Tage dienen dazu, dieVoraussetzungen für das tatsächlichePraktizieren von Vipassana zu schaffen.Während dieser Tage wird ausschließlichdie Atmung beobachtet. Dabei ist eswichtig, keinerlei Einfluß auf denAtmungsprozeß zu nehmen, son-dern teilnahmslos das ständigeHereinkommen und Ausströ-men des Atems wahrzuneh-men. Diese Stufe (anapana)schärft die Konzentrationund entwickelt die nötigeRuhe. Drei Tage lang nur, umdie Atmung zu beobachten,mögen sehr lang erscheinen,doch habe ich selbst erfahrenwie schwer es ist, sich nicht vonkreisenden Gedanken, Tagträu-mereien und Phantasien ablenkenzu lassen. Außerdem ist der Atem eineBrücke, die das Bewußte mit dem Unbe-

wußten verbindet. Emotionen, bewußt oderunbewußt, manifestieren sich in der Artund Weise unseres Atemvorganges, ma-chen ihn gröber oder härter. Durch diereine Beobachtung und intensive Konzen-tration auf das Atmen erreicht der Schülerdie Feinfühlichkeit und Schärfe, dieseUnterschiede wahrzunehmen.

Am vierten Tag erlernt der SchülerVipassana. Die Aufmerksamkeit wechseltvom Gebiet um die Nase zu der höchstenStelle der Schädeldecke. Empfindungenwie Druck, Schmerz, Leichtigkeit, Taubheit,Prickeln, Kälte und andere, egal welche derSchüler in diesem Moment wahrnimmt, soller nur beobachten, nicht werten. Langsamwird dieses Prinzip erweitert: Die Aufmerk-samkeit wandert über die gesamte Schä-deldecke, das Gesicht, die Schultern, denOberkörper... bis zu den Fußsohlen. MitGeduld, Ausdauer und vor allem vollkom-menem Gleichmut soll der Schüler immer-wieder in dieser Ordnung „von oben nachunten" und „von unten nach oben" seineEmpfindungen zu beobachten. Mit der Zeitstellen sich natürlich durch das unverän-derte Sitzen Schmerzen ein, die besondersdie Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dochgerade das ist die Aufgabe: keinen

Unterschied zum a c h e n

z w i -

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I • t—1 A D

sehen groben und feinen, angenehmenund unangenehmen Empfindungen, da siealle eine Gemeinsamkeit haben: sie kommenund gehen auch wieder. Der Maßstab fürden Erfolg ist nicht die Feinheit derEmpfindungen sondern die Freiheit vonReaktionen auf die Empfindungen. Es gehtdarum, den zwingenden Kreislauf zu durch-brechen: angenehme Empfindungen erzeu-gen Festhalten und unangenehme erzeu-gen Aversion. Auch im Alltag muß ich mitSiegen oder Gewinnen genauso gut lebenwie mit Niederlagen oder Verlusten. Durchdas blinde Reagieren auf jede Empfindungoder Situation entstehen Spannungen imKörper, sogenannte gordische Knoten.Indem der Schüler intensiv seinen Körperbeobachtet, stößt er auf diese Knoten.Keine Empfindung, die er wahrnimmt, obSchmerz, Prickeln ect., kommt von unge-fähr. Es sind Verspannungen, die es nungilt aufzulösen, durch gleichmütiges Beob-achten, ohne Reaktion.

Nach einer gewissen Zeit beständigenArbeitens verfeinern sich die Empfindun-gen mehr und mehr. Ein gleichmäßigerEnergiefluß durch den ganzen Körper stelltsich ein. Doch auch dieser Ruß kommt undgeht. Erneute unangenehme Empfindun-gen, die auftreten, sind kein Rückschritt,sondern nur ein Zeichen, daß der Schülerin eine tiefere Bewußtseinsschicht einge-drungen ist. Der Prozeß beginnt vonneuem. Der Schüler erfährt bei dieserÜbung, daß nichts an seinem Körper festund uwandelbar ist.

Über die Realität dieses Geist-Körper-Phänomens die Dinge so zu sehen wie siesind, nicht wie sie zu sein scheinen, dasbedeutet Vipassana - ein Leben mitgleichmütigem, ausgeglichenem Geist, be-ständig gegenüber jeder Lebenssituation.

Mich haben die 10 Tage in vielerleiHinsicht geprägt und ich werde versu-chen, einiges an Gleichmut mit in meinenAlltag zu nehmen. Jedoch ist mir die letzteKonseqenz, das vollkommene Ausbleibenvon Gefühlen etwas fremd und die 10 Tagebleiben Anstoß für eine innere Auseinan-dersetzung.

bhavatu sabba mangalamMögen alle Wesen glücklich sein

Wenn Ihr nähere Informationen, auch zuKursterminen haben wollt, die Kontakt-adresse ist.

K.undE. NothnagelThalau 1084419 Obertaufkirchen

Anne

Hochschulgruppe der JUSOS

Die „Hochschulgruppe der JUSOS" (nicht zu verwechseln mit den „JUSOS") tratschon zu den letzten Studentenparlamentswahlen an. Dort viel siezwar nichtsonderlich auf, aber an der Erarbeitung einer „vernünftigen Satzung" haben sieentscheidend mitgewirkt. Auch in Zukunft geht es ihnen nicht um „Partei-geplänkel", die Hochschulgruppe der JUSOS möchte ihre Ideen gemeinsam mitanderen Studenten umsetzen.

Kontakt: Ralph Bollmann über'sStuPa

"In Britain youmust do as theBritons do!" *

Einige Bemerkungenüber eine verrückte Stadt

» „Man muß am Anfang anfangen", riet mir einst Mr. Chauliac; aber derweil ich schonzehn Tage auf dieser babylonischen Insel bin, ist mir der Anfang schon entschwunden.Womit soll ich nun anfangen ? Mit dem gebratenen Speck oder derA usstellung in Wemb leyoder den Londoner Polizisten? Ich sehe, ich fange sehr verworren an; aber was diePolizisten betrifft, muß ich sagen, daß sie nach Schönheit und Größe rekrutiert werden;sie sind wie die Götter, einen ganzen Kopf größer als die sterblichen Menschen, und ihreMacht ist uneingeschränkt; wenn so ein zwei Meter langer Bobby auf dem Piccadilly dieHandhebt, haltenalle Vehikelan, stockt der Saturn in seinem Lauf und bleibt der Uranusauf seiner Himmelsbahn stehen, wartend, bis der Bobby die Hand wieder sinken läßt.Niemals habe ich etwas so Übermenschliches gesehen.... «

Karel Capek, 1924

Gut, fangen wir mit dem Anfang an, aberdas mit den Polizisten stimmt nicht; das liegtnur an dem großen Hohlraum unter demHelm und wenn heute wegen eines Bobbysnur ein Vehikel still stehen würde, gäbe eseine große Schlagzeile im DailyMirror unddas Auto hatte dann wahrscheinlich einePanne.

Nach London kommt man mit dem Schiff,dem Auto, dem Flugzeug oder der Bahn. AbMai 1994 kann man auch durch den Tunnelnach London kommen, aber sicher soll dasnicht sein. Abgesehen von der Tatsache,daß er in den ersten fünf Jahren seiner Bau-zeit mit Rüdersdorfer Beton aus der DDR (!)versehen wurde, soll er auch noch Spreng-sätze der britischen Armee enthalten, damitihn die inselgeschädigten Britenganz schnellwieder zerstören können, wenn irgend so einKontinentaleuropäer schlechte Absichtenhat. Das meldete Daily Mail und das Vertei-digungsministerium hat es nicht dementiert.

Wer nach London fliegt, kommt gleich im

größten Menschengewühl an; in LondonHeathrow werdenjährlich 40MillionenMen-schen angelandet und die meisten wollenhierbleiben. Das Gewühl geht eine Etageweiter unten, in der tube weiter und dannbeginnt schon das Leben in der verrücktenStadt.Daß Menschen auf der Rolltrepperechts stehen müssen, damit man links ge-hen kann, leuchtet mir noch ein. Wieso aberauf normaler Treppe einmal „Keep left", einTreppenabsatz weiter oben aber, ,Keep right"ist, verstehe ich schon weniger. Genausowenig ist die Zeremonie vor den großenAnzeigetafeln in den Bahnhöfen verständ-lich: vierzig, fünfzig und mehr Menschenstarren, fein säuberlich aufgereiht in zehnund mehr Reihen, eine große Tafel an undschauen, wann ihr Zug kommt. Wenn erkommt, scheren sie aus der Reihe aus undvon hinten wird fein säuberlich nachgerückt,

*Gaullist Asterix zu Gaullist Obelix über

boilded wild boars in Londinium, 50 BC.

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stundenlang. Neuankömmlinge stellen sichhinten an. Auch auf den Bus wartet manübrigens in Schlange, was aber wieder lo-gisch ist, denn jetzt braucht nur noch dererste nach demBus zu winken undder Fahrerbekommt keine Angst vor zwanzig sich her-ausstreckenden Händen.

Auf der Straße fahren die Briten immer nochunbeirrt links, was laut Auskunft der West-minsterlibary seine Ursache in der Geschichtehat: Um wegen der ständigen Straßenkämp-fe den rechten Schwertarm frei zu haben, derbekanntlich der kräftigere von beiden ist,mußten die schwerbewaffneten Ritter desMittelalters das Zügel in die linke Handnehmen, in dessen Richtung dann auch dasPferd langsam abtrieb; an den linken Weges-rand also. Das ist logisch und es bleibt dieberechtigte Frage, warum die Kontinental-europäer rechts fahren.

Erstaunlich ist die unglaublich hohe Zahlvon Menschen, die ständig durch LondonsStraßen rennen. Immer very busy, den Ak-tenordner unter dem Arm und einen Ham-burger im Mund.

1993 lebten in London offiziell sieben Mil-lionen Menschen, wirklich sind es acht oderneun Millionen. Mindestens 25% von ihnenkommen aus anderen Staaten und in einemcorner shop ist die verblüffende Antwort aufein mühseliges „A bread, cheese, äh butter-ähflorasoftandähcurrantjam,please!"ein

hochdeutsches „Schwarzeoder Rote Johannisbeere?"durchaus möglich.

Wegen seines schlechtenEnglisch braucht man sichin dieser Stadt wirklich nichtzu schämen, jeder echteBrite wird sagen: „YourEnglishis very well, really!"und außerdem gibt esgleichzeitig zwei Millionenandere Menschen in dieserStadt, die noch viel schlech-ter Englisch sprechen. Lon-doner eingeschlossen, ihrCockney ist erstaunlicheingenuschltes Englisch(„Maiinegäp" heißt „Mindthegap!").

Schlechter ist es, seine Suche nach einemJob mit dem Satz zu beginnen: „I want tobecome a Job!", wie ein Deutscher seinenWunsch nach Geldverdienen bei der Fast-Food-Kette King's in Euston ausdrückte.Ich weiß nicht, wo sie ihn hingeschickt ha-ben, um die Ecke war jedenfalls eine ArtVolkshochschule.

Übrigens, einen Briten zu fragen: „Speakyou German?" ist schon fast eine Nationalbe-leidigung - wo auf der Welt wird nicht Eng-lisch gesprochen?

Ansonsten ist London vor allen Dingenteuer. Ein Zimmer be-kommt man nicht unter£20 die Woche, eineweekly-travelcard fürInner London kostet in-zwischen umgerechnetzwanzig Mark, eine Mo-natskarte für alle sechsTarifzonen stolze240DM

Es ist sowieso ein ver-rückterGrundsatz dieserStadt: Alles ist teuer undim Gegensatz zu ande-ren Großstädten be-kommt man für sein Geldfast nichts!

Ebenso unerklärlich istdas, was die Briten sotäglich zu sich nehmen.Ein Toastbrot, das sichvon Normalgrößeauf einViertel zusammendrük-ken läßt, weil es einfachso viel Wasser enthält,ist ein Phänomen. Dasandere ist, Gemüse mitFleisch solange zu ko-chen, bis das Gemüseauch noch den letztenRest seiner Farbe verlo-

Die Antifrusta ...

..setzt sich mehrheitlich aus der ehemaligen ustA(Gibts die nicht mehr? -säzza) und des Aktionsrateszusammen.

Bis vor kurzem arbeiteten sie unabhängig und au-ßerparlamentarisch, beabsichtigen aber nun die stu-dentischen Interessen im Studierendenparlament zuvertreten.

für die Wahlen haben sie mit der Ausländische Listeund der HDS eine Listenverbindung geschlossen. ,

Bestimmte Programmschwerpunkte liegen zurVeröffentlichung noch nicht vor.

Kontakt: Claudia SchumannStuPa / Flüchtlingsreferat

ren hat und nach nichts mehr schmeckenkann. Die Krönung ist aber, hinterher Mint-Sauce oder, modern, Ketchup en masse drü-ber zu schütten, um den Ganzen wieder Ge-schmack zu geben. Gott sei Dank gibt es soviele Chinesen, Vietnamesen, Inder, Pakista-ni, Carribeans, Italiener und ausgewanderteFranzosen-Köche in der Stadt, die die tat-sächlich unbeschreibliche englische Küchewieder aufheben.

Ein unübertreffliches Erlebnis bietet daschinesische Restaurant Wong Kei in Soho:Auf einmal ist man wieder in der DDR; alleTische sind reserviert und man darf sich nurda hinsetzen, woder Kellnerwill, der auch dieDauer des Aufenthaltes bestimmt. Nach demEssen bleibt er einfach so lange am Tischstehen, bis die Rechnung bezahlt ist unddann bleibt er so lange stehen, bis mangegangen ist.

Etwas ganz anderes ist ein Pub. Mehr kannich dazu nicht sagen, weil es wirklich etwasganz anderes ist. Wahrscheinlich gehört erzu diesen Einrichtungen, die schon immersehr sehr britisch waren. Es fängt an mit denkomplizierten Öffnungszeiten, dem Verbotfür Kinder zu bestimmten Tageszeiten, demwirklich warmen Bier und der, egal ob großoder klein, notorisch nur einen vorhandenenToilette. Festgestellt habe ich lediglich, daßdie Behauptung, nicht vorhandene Stühlefordern die Kommunikation, falsch ist. Ichhatte das Bedürfnis, meine eingeschlafenenBeine außerhalb wieder in Gang zu bringen.

Darum fahrt man lieber mit der tube, derersten U-Bahn der Welt. Das macht Spaßund ist abenteuerlich. Anfang Dezemberblieb wegen eines Kurzschlusses beispiels-weise die central line stehen und zwei Stun-den lang saßen 200.000 Menschen in denRöhren fest. Die Untersuchung hinterherergab, daß die Leitungen einfach zu alt warenund es überall wieder passieren kann. Espassiert überall wieder einmal, wenn auch

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TCK.

nicht so schlimm. Jährlich werden fast £3 50Millionen in den Underground gepumpt,80% dieser Gelder verschlingen jedoch dasPersonal und der Kauf neuer Züge. Aben-teuerlich ist der häufige Bombenalarm, wel-cher aber bereits zum Alltag gehört: Mei-stens ist der security alert nur ein nil alert.

Manchmal explodieren die Bomben jedoch,dann kann es Tote geben und die Vorsichts-maßnahmen sind nicht ganz unbegründet.Die IRA, die all den Wirbel um die Bombenentfacht, verhilft der Stadt aber auch zusozialen Taten: Wegen der Möglichkeit,Bomben in Papierkörbe zu stecken, habendie großen Bahnhöfe keine mehr und stän-dig müssen nun mehrere Angestellte einerReinigungsgesellschaft den Unrat vom Bo-den aufsammeln. Gemein ist die IRA abertrotzdem: 1988 haben die sie eine ihrer Bom-ben in einer Toilette in dem RiesenbahnhofLondon Bridge versteckt, die dann explo-dierte und acht Menschen mit sich nahm.Konsequenz der Londoner Stadtregierung:Alle Toiletten müssen weg. Ich kann nursagen, daß dieser Bahnhof in bestimmtenSituationen nun unerträglich quälend seinkann...

Den richtigen Großstadsound der für zuHause läßt sich am besten in der Telefonzelle80m westlich vonBigBen zusammenstellen:Gegen 8.50 p.m. einen leeren Pappkartonmitnehmen, ungefähr zehn Meter vor die

Telefonzelle stellenund warten. Späte-stens8.58p.m.wirdman in der FernePolizeisirenen hö-ren, denn in demPappkarton wirdeine Bombe vermu-tet. Wenn allesklappt, fahren diekleinenblau-weißenWagen genau 9.00p.m. um die Ecke,dannertöntBigBenund man muß nurnoch den Telefon-hörerausdemHäus-chen strecken undjeder Angerufenewird wissen, von woder Anruf kommt...

Jetzt bin ich ge-nauso durcheinan-derwieder England-Reisende siebzigJahre zuvor und ei-gentlich immer nocham Anfang. Manmüßte noch vielmehr schimpfen

über diese Stadt. Über die unsäglichen stän-dig gleichen Straßen, die abends immer leersind, über die unverschämten Preise derMuseen und Attraktionen dieser Stadt, überdie immer schlechtgelaunten Ticket-Verkäu-fer der British Rail und und und...

Dieser Artikel ist entstanden ineinemklei-nen Cafe (Käff) in der Nähe von Shoreditch,EastEnd. Nacheiner Busfahrt mitden Linien53, 11,8 (sehr zu empfehlen) habe ich be-schlossen, alles aufzuschreiben, was Lon-don zu London macht. Da fehlt noch sehrviel. Es fehlen die Straßen, in denen alleHäuser exakt vierSchornsteine, zweiSäulen vor der Türund eine blaue Ve-randa haben. Es feh-len die Stadtteile imOsten, wo einen dieArmutförmlich ent-gegenspringt. Esfehlt die Strand, dieehemals großePromeniermeile, hierliegen in den Ein-gängen der großenSchmuck- undK o s m e t i k -handlungen abendsdie Obdachlosen.Es fehlen die Yup-

pies in Kings Road, die Ausgepflippten inCamden Town, die Videocamerahalter vorBuckingham Palace und die Touristen-metropole Piccadilly Circus.

Ein Reporter des BBC sagte anläßlich dergroßen Spendenaktionen vor Weihnachten,die schlimmste Dokumentation über Lon-don wäre eine durch die Stadt laufende Ka-mera, die alles filmt.

London sei die englischste Erfindung, dieEngland hervorgebracht hat, meint KarelCapek. Was englisch ist, kann er nicht erklä-ren: „Was das ist läßt sich nicht kurz undbündig sagen. Hier bringen es die Men-schen immer fertig, einander zu helfen, aberniemals haben sie sich etwas zu sagen.Deshalb haben wohl auch die Engländeralle Spiele erfunden weil man bei Spielennicht redet. Die Liebespaare lieben sich inden Parks schwer, verbissen und wortlos.Die Säufer trinken in dem Bars, jeder fürsich. Der Durchschnittsmensch geht nachHause, ohne nach rechts oder links zu schau-en. Zu Hause hat er einen Kamin, ein Gärt-chen und das unberührbare Privatlebender Familie. Es ist äußerst leicht, die Eng-länder zu lieben, solange wir in Englandleben; aber es ist schwerer, sich mit ihnenanzufreunden, sobald wir auf dem Stand-punkt jedes beliebigen anderen Volkes die-ses Planeten stehen; dann werden sie skur-ril"

Stimmt. Und deswegen ist London wie eineDroge. Man will immer wieder hinfahren.

Christlich-Demokratisch Aktiv

Der konservative Flügel des Studentenparlaments kann indieser Wahl nur vom RCDS gestellt werden. Nach Wegfallder „rechts von der Wolfsschanze"- FREIEN LISTE bleibt derRCDS als einziger Bewerber für die rechte Mitte, als HeinerGeißler vor drei Jahren im Audimax sprach, war er vom Ringder Christlichen Studenten eingeladen.

Im Großen und Ganzen aber bezeichnet der RCDS alspolitisch unabhängig. Man teile die Wertvorstellungen einergroßen Partei aber der Schwerpunkt liegt auf der Arbeit fürstudentische Interessen. Ohne Zweifel der unternehmenstenStupa-Listen hat der RCDS die AG Semesterticket gegründet.

Kontakt: StuPa (nach Holger Barske fragen)

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I I

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Ausländische Liste

Erfreuliches an der Humboldt-Uni-

versität: ausländische Studenten be-

teiligen sich an den Wahlen zum Stu-

dentenparlament. Nachdem auch

schon im derzeitig amtierenden Stu-

dentenparlament ausländische Stu-

denten mitarbeiten, entspricht die nun

gebildeten Liste dem doch beachtli-

chen

Anteil ausländischer Kommillitonen an

der HUB, deren Interessen diese Liste

ausdrücklich im StuPa vertreten will.

Kontakt: über den studentischen

Wahlvorstand unter 2093-2603

Jens Reich forPresident?

Einer aus dem Bundespräsidentenangebotwar unter den Linden

Am Dienstag vor den Weihnachtsferien gab es an der Humboldt Uni nocheinmal ein politisches Stelldichein zum Superwahljahr und der Politik-verdrossenheit im Allgemeinen und zur Wahl des Bundespräsidenten imBesonderen: Die Jungen Liberalen und die Liberale Hochschulgruppe derHU hatten im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „über die Zunkunft derDemokratie" den ehemaligen DDR-Bürgerrechtler, Medizinprofessor undunabhängigen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten, Jens Reich,zu einem Bürgergespräch eingeladen.

Politikverdrossenheit, das Wort ist in allerMunde. Alle fragen wie es dazu kam und wasman dagegen machen soll. Denn anschei-nend waren die Deutschen nicht immer soverdrossen, zumindest während der friedli-chen Revolution in der DDR. Da gab es ihndoch, den mündigen Bürger, den bürger-bewegten, der demonstrierte, diskutierte, anRunden Tischen seine Alltagssorgen undErfahrungen, aber auch gesamtstaatlicheVisionen einbrachte.

Wo ist die damals aufgetretene politischeKreativität, das sprühende Engagement ge-blieben? Wie kann es wiederbelebt werden?

Um es gleich vorweg zu nehmen, auch JensReich hatte auf diese Fragen keine umfas-senden programmatischen Antworten pa-rat. Er machte gleich zu Eingang deutlich,daß er nicht gekommen sei, um irgendwelcheThesen aufzustellen, sondern "Redebedarf'habe und nicht zuletzt hoffe, neue Anstößeund Ideen zu erhalten.

Gar manchem der Anwesenden im vollbe-setzten Hörsaal 1070 mag das etwas komischvorgekommen sein, der eine oder anderemag Jens Reich, der sich etwas linkisch hin-ter dem Katheder mehr versteckt als breitge-macht hatte, bei dieser Aussage von yprn-herein als Versager abgestempelthaben, dennnormalerweise wissen Poliktiker ja alles undProbleme existieren für sie nur am Rande.Auf keinen Fall aber würde ein richtigerPolitiker bei irgendwelchen dummen Bür-gern Anstöße suchen. Aber Jens Reich ver-steht sich eben als Präsidentschaftskandi-dat derBürger. Kein Wunder also, wenn derMediziner unserem Staat als ganzem gerneeine gehörige Portion mehr Demokratie undBürgerbeteiligung verordnen würde.

Kontaktlosigkeit zwischen Politikerinnenund Bürgerinnen, so Jens Reich, ist gegen-wärtig kennzeichnend für die Bundesrepu-blik: „In Bonn macht sich so eine ArtWägenburgmentalität breit, die Poli-tikerinnen regieren unter Ausschluß derÖffentlichkeit. Die Bürger schauen sich inder Glotze das Kaspertheater der Politker an,fangen aber erst an zu meckern, wenn alleEntscheidungen getroffen sind."

„Mehr Öffentlichkeit", lautet deshalb einewichtige Forderung von Jens Reich. Ent-scheidungen sollen nicht hinter verschlos-senen Türen ausgekungelt, sondern öffent-lich unter Einbeziehung aller betroffenenGruppen gefunden werden, genau wie beiden runden Tischen.

Den Bürgern soll die Möglichkeit gegebenwerden, durch Volksabstimmungen Gesetz-entwürfe ins Parlament einzubringen: „DieBürger müssen die Möglichkeit haben, dasParlament zu zwingen, sich mit einem Themazu beschäftigen".

Mehr Interesse der Bürger an den Wahlenerhofft sich Reich durch Einführung derDirektwahl von Bürgermeistern, wie es inSüddeutschlandbereits üblich ist. Auch überdie Direktwahl des Kanzlers und des Bun-despräsidenten denktReich nach. Die Direkt-wahl des Kanzlers sei eine gute Möglichkeit,die Legislative und Exekutive in Deutsch-land besser zu trennen.

Natürlich sieht auch Reich die Gefahr, daßdie Wähler dann auf irgendwelche Popu-listen oder gar „Windbeutel" hereinfallenkönnten. Aber: Die Realität und umfassendewissenschaftliche Studien würden uns ei-nes Besseren belehren. „Die Wähler sindnicht so blöd wie, man denkt!" Zum Beispiel

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Njuhs

sei in München bei der OB-Wahl mit Udesicher nicht der publikumswirksamere Kan-didat an die Macht gekommen.

„Mehr Öffentlichkeit", wünscht sich Reichauch beim Einfluß der verschiedenen Inter-essengruppen. Die Veröffentlichung derEin-nahmen von Politikern würde denEinfluß somancher Lobby schmälern.

Genauso istihm der Einfluß der Parteien einDorn im Auge. „Die Parteien regieren wieKraken in die Gesellschaft rein. Es kanneinfach nicht angehen, daß beispielsweisedie Mehrheitsverteilung in den Rundfunk-räten, der in den Länderparlamenten ent-spricht. Dafür wurden die Parteien nichtgewählt, da muß direkter Bürgereinfluß rein."

Die Parteien sind es dann auch, zumindestdie machtbesessenen, die Jens Reich dieSache mit der Bundespräsidentenwahlvermiesen:,,Mit Freuden würde ichbei einer

Altbekannt ist inzwischen die

Studentische Vertretung (STUVE)Seit zwei Jahren stellt sie das Gros der Studierenden-

politikerinnen.Die STUVE orientiert sich an hochschulpolitischen Frage-stellungen und verzichtet dabei auf parteipolitische Richtli-nien. Sie sieht ihre Aufgaben in den konkreten Problemendieser Uni. Personelle Kompetenz- und Machtanhäufungversucht die STUVE durch unterschiedliche Kandidaten fürdie Gremien, Fachschaften und für das Studentenparla-ment zu vermeiden. Die Gruppierung bildet das gemeinsa-me Dach und garantiert die inhaltliche Verbindung derpotentiellen studentischen Vertreter. Die gesellschaftspoli-tisch eher heterogene Liste will sich an der konkreten Arbeitin der Universität beweisen.

Bundespräsidentenwahl verlieren, bei derzum einen eine große Auswahl von unter-schiedlichen Kandidaten angeboten wird,zum anderen die geheime Wahl auch einefreie ohne Fraktionszwang ist".

Das war dann aber auch der einzige Hin-weis Reichs darauf, daß durchaus die Mög-lichkeit besteht, daß er nach dem 23. Mainicht in die Villa Hammerschmidt einziehenwird. Ansonsten gab er sich als optimisti-scher Bewerber für das Amt des oberstenHändeschüttlers unseres Vaterlandes. ImFall seiner Wahl möchteer Kraft seines Amtesvor allem Schwerpunkte in der politischenDiskussion setzten. Themen, dieerfürwich-tig hält, in denMittelpunkt rücken, und nichtzuletzt zuhören und anderen helfen, sichGehör zu verschaffen.

Da es jedoch nach allem, was wir bis jetztüber das Leben auf unserem Planeten wis-

sen, sehr unrealistischist, daß dieser Fall ein-tritt bzw. die Realitätnoch nicht, wenn über-haupt irgendwann, reiffür Politiker wie Reichist, dürfen wir gespanntsein, was sich HelmutKohl mit seinem durchund durch sensiblenDemokratieverständ-nis alles einfallen läßt,um seinem neustenTop-Modell RomanHerzog die von ihm ge-forderte Wahlsicher-heit zu verschaffen.

Kontakt: Anja Mittermaier, Tel. 2093-2603 RalfMartin

Antifa - Filmreihe93/94jeweils Mittwoch, 20.00 UhrKOM213

19. 01. Mir zeynen doDer Aufstand im Bialystoker Ghetto. Do-kumentarfilm von Ingrid Strobl. Original-fassung mit dt. Untertiteln. Drei Überle-bende berichten von der Liquidierungdes Ghettos und ihrem Kampf gegen dasnationalsozialistische Regime.

26. 01. Im DunstkreisDer Spielfilm handelt von einem Schüler,der zum Neonazi wird und schließlich denAusstieg versucht.

02.02. Das Braune NetzwerkEine Reportage über das internationaleZusammenwirken von Alt- und Jung-nazis, Verbindungen, Treffs, Finan-zierungsquellen, Publikationen etc.

09. 02. Schwedtu.a. Reportagen

Ein Fernsehbericht über den Alltag ineiner von Neonazis terrorisierten Stadt.Weitere Dokumentationen über neofa-schistische Strukturen in Ostdeutsch-land.

16. 02. Beruf "Neonazi""Ich bin kein Verführter, ich bin der Ver-führer."Der heftig umstrittene Film, in mehrerenBundesländern auf dem Index stehend,zeigt unkommentiert den Nazi - YuppieBela Althans bei seiner Mission als Weg-bereiter des IV. Reiches. Bezeichnender-weise richtete sich die Empörung nichtgegen den notorischen Nazi Althans,sondern gegen den Film, mit anschlie-ßender Diskussion.

Diese Filme sind Einstieg für die Seminar-reihe mit Podiumsveranstaltungen imSommersemester '94 zu folgenden The-men: Rassismus in der Gesellschaft (u.a.B.Rommeisbacher,W.Heitmeyer)-Öko- ilogie, Konservatismus und Faschismus(u.a. J. Dittfurth) - Eine konservativeRevolution: Strategien der alten und neu-en Rechten (u.a. L. Elm, R. Kühnl)

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I I-UCIUI

##'Irgendwie hat es mich

gejuckt...Vom Überfall bis zum Jugendarrest und was kommt danach?

MM

Wir wurden im Juni überfallen*, wir haben Strafantrag gestellt Ein halbes Jahr späterkommt per Post die Ladung als Zeuge vor das JugendgerichtMoabit, unser Anwalt erhältdie Akte erst zwei Tage vor der Gerichtsverhandlung, was seiner Erfahrung nach oftvorkommt. Wir sindfroh, endlich passiert was, nach demlangen Warten, demKranken-hausaufenthalt, den vielen Sitzungen beim Zahnarzt wegen der neuen Zähne.

Nach Monaten sehen wir ihn wieder, aufdem Flur vor dem Verhandlungssaalschleicht er an uns vorbei, kurzes Mustern.Schweigea Icherinneremichan seinen dump-fenBlick.

Die Jugendgerichtshelferin begrüßt ihn lä-

chelnd, hilflos. Sie hat ihn zweimal zu sichgebeten. Ihre Aufgabe nach dem Jugend-strafgesetz ist es, ein Gutachten zu erstellenund auf dessen Grundlage dem Jugendrich-tereinen Vorschlag zu machen, welches Straf-maß anzuwenden sei.

Überfall auf der Schönhausei4Juni 1993: Freitagnacht gegen 0.30 Uhr,

auf der Schönhauser Allee zwischen dem

U-Bahnhof Eberswalder Straße und dem

S-Bahnhof Schönhauser Allee,

Zwei Frauen, ein achtjähriges Kind undein junger Mann gehen nach Hause.Sieben junge Männer überqueren kurzvorher die Straße und laufen an ihnenvorbei. Plötzlich läuft einer der Jugend-lichen zurück und schlägt dem jungenMann ins Gesicht. Ein Zweiter aus derGruppe kommt dazu und schlägt eben-falls auf den jungen Mann ein. Eine derFrauen versucht, die Schläger zu brem-sen. Sie wird erst weggezogen, dannselbst angegriffen. Sekunden späterwerden sie und der junge Mann zu Bo-den geworfen, Die anderen aus derGruppe der Angreifer kommen hinzu, ei-nige versuchen, den Schläger von derFrau etwas fernzuhalten: „Eh, Frauennicht!" - ohne großen Erfolg. Die ande-ren schlagen ebenfalls auf die „linkeSau" (den jungen Mann) ein, der nurversucht, sich zu schützen und auf denBeinen zu bleiben. Er bekommt Fußtritte

und Faustschläge in Gesicht, MagcBauch und Rippen, drei Zähne werdetihm ausgeschlagen. Blutüberströmt1

flüchtet er ins Cafe Miami. Die andereFrau ist-von der Schlägertruppe unbe-merkt- mit ihrem Sohn zur nächsten Te-lefonzelle gerannt und hat die Polizei an-gerufen. Die Überfallenen können an Ortund Stelle zwei der Festgenommenenidentifizieren. Der Notarzt fährt die bei-den Verletzten ins Krankenhaus. Dortwird von der Kripo ein Kurzprotokoll er-stellt.

Die Überfallenen werden einen Strafan-trag gegen die Täter stellen.Dieser Bericht wurde von den Überfal-len geschrieben.

Wir rufen alle Menschen, die als Betroffe-

ne oder als Zeugen Ähnliches erlebt haben,

auf, sich politisch und juristisch gegen den

rechten Terror zu wehren.

Antirassistisches Telefon OstberlinTel: 4269451

Donnerstag von 17.00-20.00 UhrBaobab-Infoladen Eine Welt e.V.Winsstr. 53,10405 Berlin

Als Urteilsmöglichkeiten sieht das Jugend-gerichtsgesetz vor:

- Erziehungsmaßregeln (Betreuungs-weisungen wie Freizeitarbeit, Soziales Trai-ning, Betreuungshilfe, VerkehrsunterrichtundErste-Hilfe-Kurs, Geldauflagen, Täter -Opfer- Ausgleich...);

-Zuchtmittel (Verwarnung, ErteilungvonAuflagen und Jugendarrest - max. 4 Wo-chen);

- Jugendstrafe (mindestens 6 Wochen,höchstens 10 Jahre; mit und ohne Bewäh-rung).

Inder Verhandlungbefragt der Richter dieJugendgerichtshilfe und sie gibt zu, daß ihrzuM. nichts mehr einfällt: Er hat nicht mit ihrgesprochen.

Der Staatsanwalt plädiert für ein JahrBetreuungsweisung. Sie schüttelt den Kopf,unser Anwalt betont noch einmal die Schwe-re der Verletzungen der Zeugen.

Der Richter erhebt den moralisehen Zeige-finger; wie ein Vater fragt er den Angeklag-ten: „Weißt Du denn eigentlich, was pas-siert, wenn Du noch einmal...? Ich verhängezwei Wochen Jugendarrest, bist Du mit demUrteil einverstanden?"

Michael wird direkt vom Gerichtssaal inHandschellen abgeführt. Inder Jugendarrest-anstalt Neukölln erwarten ihn erst einmal 24Stunden Einzelhaft, aisabschreckende Maß-nahme. Früher waren es drei Tage.

Unser Anwalt meint in der Gerichtskantine,die Verhandlung „sei nichts als eine großeTheatervorstellung mit dem Richter als Halb-gott in Schwarz".

Die „Vorstellung" hat uns nicht gefallen,der Vorhang ist zu. Ist dieses Theater refor-mierbar?

Wer Fragen zu diesem Thema hat oder sichfür mehr prozeßbegleitende Öffentlichkeits-arbeit interessiert, möge sich an die UnAUF-

*Siehe: Artikel in der "Scheinschlag" 5/53

Page 20: UnAufgefordert Nr. 53

ICDI

GEFORDERT wenden. Ihrerfahrtdort meineTelefonnummer.

Weitere Infos zum Thema „ Alternativenzum Jugendarrest" gibt es in der Broschüre„ Informationfür straffällig gewordenejungeMenschen", Oktober 1993, Herausgeber:Senatsverwaltung für Jugend und Familie

AmKarlsbad8-10,10785 BerlinEine Vorstellung einiger Initiativen und

Projekte sowie Interviews mit Sozialarbei-tern (u.a. der Jugend - Arrest - Anstalt) in dennächsten UnAUFGEFORDERT-Nummernist geplant.

Daniela

Aus dem Vernehmungsprotokoll des An-geklagten Michael*, 18 Jahre

Ich wurde über meine Rechten und Pflich-ten als Schuldigerbelehrt. Den Inhalt dieserBelehrung habe ich verstanden.

In der Nacht vom 4. zum 5. Juni war ich mitmeinem Kumpel Oliver (Name geändert) zu-sammen. Zu- ^^^^^^^^^^^^m

nächst waren wirin einer Kneipeund dann am Im-biß in der Schön-hauser Allee, ne-ben dem S-Bahn-hof... Dorttraa-ken wir noch et-was. Am Imbißstanden vier an-dere Jugendliche.Wir kamen über-ein, noch irgend-wo hinzugehen,wo etwas los ist.Ziellos liefen wirinRichtungDimi-troffstraße...

Der Mann, deruns entgegen-kam, hat Oliveroder Oliver denMann unbeab-sichtigtangerem-pelt... Oliver gehtaufdenMannzuund beschimpfteihn zunächst.Dann hat er ihmein paar „Kohlen"gegeben, in dieFresse gegeben...etwa fünf, sechs Faustschläge. Ich wolltemeinemKumpel helfen und... schlugmitmei-ner Faust ebenfalls fünf-, sechsmal in dasGesicht des Mannes... Dann kam eine Fraudazwischen... schubste ich beiseite...

Vorhalt: Der Geschädigte sagt, daß Sie

undder O. auf ihneingetretenhaben. Stimmtdas?

Antwort: Das stimmt. Ich habe etwa dreimalin seine Nierengegend getreten, Oliver auchmehrmals.

Von 1.000 Jugendlichen undHeranwachsenden in Berlin- werden 80 als Tatverdächtigevon der Polizei ermittelt;

-hat die Jugendgerichtshilfe mit60 zu tun;- werden 40 vom Gericht abge-urteilt;

-erhalten 8 als Erziehungsmaß-regel eine Weisung;- werden 15 vom Gericht verur-teilt;

-werden 3 von den Zuchtmittelnmit einem Jugendarrest belegt;- werden 2 zu einer Jugendstra-fe mit Bewährung verurteilt;

-wird einer zu einer Jugendstra-fe ohne Bewährung verurteilt.

Quelle: Interne Studie der Inte-grationshilfe-Berlin e.V., 8/92

Vorhalt: DieZeugin sagt, daßSie sie geschubst,ins Gesicht ge-schlagen undauch getreten ha-ben. Äußern Siesich dazu!

Antwort: Dasist ein Witz. Ichhabe sie nur bei-seite geschubst.

Frage: Warumhaben Sie über-haupt auf den Ge-schädigten einge-wirkt, Ihr KumpelO. war doch kör-perlichüberlegen.

Antwort: Ir-gendwie hat esmich gejuckt. Sorichtig kann ichdas nicht erklä-ren.

Vorhalt: Siesind doch schonwegen Körper-

verletzung gerichtlich bestraft worden. HatSie die Gerichtsverhandlung und die Strafenicht beeindruckt?

Antwort: DieVerhandlunghatmichschonbeeindruckt. Aber ich habe ja gedacht, daßman mich ja sowieso nicht erwischt.

Michael. 18 Jahr.Blondes Haar.

Morgen kommst Du raus. Jugendar-rest. Zwei Wochen. Alle waren sich ei-nig. Der Jugendrichter. Die Frau von derJugendgerichtshilfe. Schließlich auchder Staatsanwalt.Unser Anwalt war er-staunt. Ist eine hohe Strafe für s Jugend-gericht, meint er. Hat nichtdamit gerech-net.

Du auch nicht, bist nach Moabit ge-fahren und dachtest, Du kannst mit demgleichen Fahrschein wieder zurück inden Prenzlauer Berg. Auf die Frage desRichters, ob du mit dem Urteil einver-standen bist, hast Du nichts gesagt.

Für uns war es erstmal ein Sieg.Für meinen Freund, dem Du die Zähne

rausgeschlagen hast und dem die ande-ren fünf den Rest gegeben hätten, wärenicht die Polizei gekommen, um 1.00 Uhrnachts auf der Schönhauser Allee.

Eine Woche vor der Verhandlung be-kam er die Ladung als Zeuge. UnserAnwalt als Vertreter der Nebenklage hatdie Akte zwei Tage vorher zu Gesichtbekommen.

Mich, die „linke Sau", der Du dreimalins Gesicht schlugst, mich an den Haa-ren zu Boden geschleudert hast, bis dieanderen eingriffen, „Frauen nicht", ha-ben sie gar nicht geladen.

Diesmal hat Dir der Richter gezeigt,was der Rechtsstaat zu bieten hat. DennDu hast schon mal einen im Hinterhofzusammengeschlagen, nur weil er Dichblöd angesehen hat.

Die Frau von der Jugendgerichtshilfehat kaum ein Wort ausDir rausbekommenund weil Du nicht einsiehst, was DuBöses getan hast, lohnt es nicht, Dichweiter zu betreuen.

Der Jugendarrest soll Dich zu einembesseren Menschen machen.

Mein Freund bekommt davon seineZähne nicht wieder. Schmerzensgeld istvon Dir nicht zu holen.

Ich taxiere die Leute auf der Straße, inder Bahn, überall: Schlagen sie drauf,schauen sie zu, laufen sie weg, helfensie, werden sie so wie ich, werden sie sowie du? Und warum?

Soll ichDich morgen vom Arrest abho-len, Dich zur Cola einladen?

Aber ich glaube, Deine Leute wartenschon auf Dich.

Page 21: UnAufgefordert Nr. 53

NjuhsDas Studentlnnenpar-

lament der HU lädt am

Di., den 01. Februar, 19.00 -Uhrim Emst-Reuter-Saal (hinter Seminarge-

bäude am Hegelplatz) zu einem Kabarett-abend mit dem Berliner Kabarett „SÜNDI-KAT" ein.

Das Programm heißt „Deutschland - keinWintermärchen" und „hebt sich", so dieMönchengladbacher WZ, „positiv von denProgrammen anderer ostdeutscher Kabarettsab, die sich seit der Wende hauptsächlich inSelbstzerfleischung üben - und das ebenneuerdings auch noch vor schadenfrohemWest-Publikum. Wolfgang Koch und ReinerGrzegorzewski, unterstützt von FabricioFettig (Keyboards) und Jens-Uwe Glasa(Technik), jedenfalls sind selbstbewußt undvor allem sprachmächtig genug, es so weitnicht kommen zu lassen. Sie liefern schau-spielerisch gekonnt ein spritziges politisch -literarisches gesamtdeutsches Kabarett ab."

Karten Vorverkauf ab sofort im Stu-Pa-Büro (Hauptgebäude Erdgeschoß, Zu-gang über C. Zetkin-Str.). Vorverkauf:Studentinnen: 5,-, Sonstige: 8, Abendkasse:6,-/9,-.

Weitere Pressestimmen über das SÜN-DIKAT:

„...Überhaupt zeichnet sich das SÜN-DDCAT-Prograrnm durch eine sehr gelunge-ne Mischung von ernsteren und witzigen,tiefen und flachen Gags und guter Musikaus." (Ludwigsburger Zeitung) „...Ich kann-te DDR-Kabarett, wußte, wie schwer siesich taten... Aber dann riß es mich vom Stuhl.So etwas von Schärfe, Bissigkeit und Tages-aktualität hatte ich 'drüben' noch nicht er-lebt." (K.P.Schreiner, Hausautor der„Münchner Lach und Schießgesellschaft")„...Dem Heinrich Heine begannen nachts dieAugen zu tropfen, wenn er an Deutschlanddachte. Im StattTheater kann es derzeit schonauch mal Tränen geben, allerdings eher vomLachen.'Deutschland-kein Wintermärchen'heißt das jüngste Programm.. .; und wenndiese eingeschworene Crew über Note undBefindlichkeiten im 'Beitrittsgebiet DDR'und den alten Bundesländern vom Lederzieht, bleibt tatsächlich kein Auge trocken..."(Mittelbayerischer Tagesanzeiger)

Nähere Informationen und Bildmaterial beiRonald Höhner und Anja Mittermaier /Öffentlichkeitsreferat des StuPa.

Anja Mittermaier

Kostenlos insneue Jahr?

„UnAUFGEFORDERT" in Veränderung

"Eine Zeitung von Studenten gemacht? Keine Zensur? Keine altbekannten Schreiber?""Ja! Gibt s jetzt wirklich.""HastDu sie?""Nein! Aber ich kenne jemanden, der jemanden kennt, der jemanden..., der siehat. Ich

bekomme sie vielleicht morgen für zwei Stunden zum lesen..."

Die Tage der ersten Nummern von "Un-AUFGEFORDERT" des Herbstes189 sindvorbei, in denen gar nicht genug Exemplaregedruckt werden konnten,um die nach un-kontrollierter Öffentlichkeit hungerndenMäuler der Studenten stopfen zu können.Nachdem andere Medien sich öffneten undneue Projekte (als erste beipielsweise "dieandere", "taz-DDR") gegründet wurden, diemehr im Auge hatten, als nur die Studentenund die Humboldt-Universität, reduziertesich das Interesse der Studenten auf dasnormale Maß, das einer Institution wie derUniversität und ihren Problemen eben ent-gegengebracht wird.

Doch gab es seitdem (immerhin vier Jahre)bemerkenswerte Veränderungen: DieStudentenzahlstiegvonca. 12000 (1989) aufgut 22000 (1993) an. Die Universität selbst istnun eine nach vormals Westberliner Recht(das eine gewisse Ausdehnung erfahrenhat) verfaßte Institution und in ihr vermi-schen sich nun zunehmend ost- und west-deutsche Studenten, wissenschaftliche Mit-arbeiter und Professoren. Dies wird mit dennun anstehenden Wahlen auch einen Aus-druck in den Selbstverwaltungsgremien derUniversität finden.

"UnAUFGEFORDERT" hatversucht, die-sen mitunter chaotischen Prozeß mit gerade-zu grotesken Zügen, als einzig durchgängigarbeitendes studentisches Projekt, kritischzu begleiten. Nicht zuletzt unser "Rettungs-ring" für die Erstsemester war ein organisa-torischer Studien-Leitfaden durch die un-durchschaubare Wirrnis, die in der Hum-boldt-Universität noch immer herrscht.

Die Undurchsichtigkeit von Entscheidun-gen, die gerade auch die Studenten betref-fen, werden im Angesicht eines enormenDrucks seitens der politisch Regierenden,die schnell-gestrickte Veränderungen ein-klagen, auch weiterhin Alltag an dieser Uni-versität sein. Eben darum wird es wichtig

bleiben, eine kritische studentische Öffent-lichkeit neben den gewählten Vertretern derStudenten zu haben, die aber noch die ganzeUniimBlickhaL"UnAUFGEFORDERT'wirdweiter versuchen, diese herzustellen undbleibt in diesem Bestreben doch ganz auf dieStudenten angewiesen, die sie lesen und vorallem mitarbeiten wollen. Sei es nun dasInformieren über Mißstände, Fehlentschei-dungen, Eure Probleme oder sei es einfachder Drang, SCHREIBEN zu wollen, die Re-daktion, ausschließlich Studenten, wartetsehnsüchtig auf schreibende Konkurren-ten!

Mit dem Ausstieg auch der letzten noch inden Naturwissenschaften verwurzelten Mit-Gründungsväter riß der redaktionelle Kon-takt und so auch der persönliche innerhalbder Redaktion zum naturwissenschaftlichenTeil der Universität und der Charite ab. Diesschmerzt uns, auch weil es uns daher auseigener Kraft nicht mehr gelang eine Uni-weite Präsenz der Zeitung zu sichern. Dassoll sich nun ändern! Wir erscheinen nun inneuer Weise mit erhöhter Auflage und vor-erst kostenlos, was es uns ermöglichen wird,den Weg zwischen UnAUF und UnAUF-Leser in der Universität zu verkürzen. DieRedakteure werden weiterhin im Hauptge-bäude persönlich (zur Kritikannahme) be-reitstehen und ver.. .TEILEN. Dies soll keinAffront für unsere treuen Käufer sein. Aberwenn wir Öffentlichkeit in der Universitätanstreben, müssen wir zumindest erst einmalüberall bekannt sein. Wir hoffen also fürsNEUE JAHR auf Kritik und vor allem aufMitarbeit, um unsere uns selbst bewußtenUnzulänglichkeiten abbauen zu helfen!

P.S. Wir danken dem Studentenparlament,das uns, nach gelegentlichemZetern, diesenSchritt doch möglich gemacht hat.

Ulli

Page 22: UnAufgefordert Nr. 53

I U r

+ Leserbrief« + + + Leserbriefe + + + Leserbriefe + + + Leserbriefe + + + Leserbriefe + + +

zu: „'Bildzeitung' in 3022"in UnAUF 52

DirliebenUnAUFGEFORDERTEN!Seid aufgefordert, mir zu glauben. Ex-Rek-

tor Fink mangelt es an einem „c" im Namen.Hätte er es, er gliche dem hochbegabtenKabarettisten F. (ich habe ihn oft gehört). Sofehlt es dem Manne nicht nur an einemDruckbuchstaben, sondern auch an Witz inweitestem Sinn des Wortes.

Über ihn lachte Helmut SchinkelPS.: Zuviel der Ehre für die BILD!

frei nach Wagners „Tannhäuser":„Oh Heiner, der du sangest,du hast die Wahrheit* arg entstellt."

""Original: Liebe

zu den Streikberichtenin UnAUF 52 und StreikAUFs

Erhardt - Limerick

Ein Opel - Senator aus SchönebergDer machte sich an sein LebenswerkFür ein neues Wirtschaftswundermachte er alles platt wie ne Flunderdoch paar Studenten, die gaben ihmZunderso blieb er zeitlebens ein Gernegroßzwerg.

B.Pasternack

zu: "Welche konkreten Vorschlägehaben Sie?..."in UnAUF 51

Sehr geehrte Damen und Herren!

in der Nummer51 Ihrer Zeitungist unter demPseudonym TUET ein Kommentar zu denAktionen der Studenten veröffentlicht. Die-ser Kommentar enthält eine Behauptung zumeiner Person, die falsch ist und eine Ver-leumdungbedeutet. „Und wenn Karin Hirdi-na Professorin am Fachbereich Kulturwis-senschaften den Studentenpolitiker SvenVollrathbittet daß" (richtiger wäre: das)„mitihrer Professorenstelle doch zu regeln undder Studentenpolitiker dies wohlwollend(oder gönnend) verspricht, muß dem keinWort mehr hinzu gefügtwerden." Allerdingsmuß dem die Richtigstellung hinzugefügtwerden: Ich habe mich auf eine öffentlichausgeschriebene Stelle beworben bin in ei-

nem ordentlichen Berufungsverfahren aufListenplatz 1 gesetzt worden der Akademi-sche Senat der HUB hat derListe zugestimmtder Senator hat mich berufen. - Meinen Siewirklich, der studentische Senator SvenVollrath hätte SBK AS und Herrn Erhardtmanipulieren wollen oder können? Und ichhätte solches im Ernst erwartet? - Es ist nichtgut, andere für so dumm zu halten. Solltenalle Ihre Behauptungen in dem Kommentarso gründlich recherchiert sein wie die zumeiner Person dann beglückwünsche ich Siezu dieser Art von Solidität in journalistischer

Arbeit. Aber ganzohne Ironie: Ich verlangeBeweise für Ihre Behauptung. Da Sie diesenicht erbringen können bestehe ichaufRich-tigstellungbzw. Gegendarstellung in IhrerZeitung.

Trotz allem mit freundlichem Gruß

Prof. Dr. Karin HirdinaFachbereich Kultur- und Kunstwissenschaf-ten Institut für Ästhetik

Zukunftsweisende - Revolutionäre - Fortpflanzungs - Reform - TheorieDie neuartige „P. Z. " Theorie - über die Behebung der weltweiten Desaster - aus der bisher:Unkontrollierten -Zufalls - Zeugung

Philosophie 2000

Aus dem bisherigen „Blut - & Tränen - Zeitalter"— eine „Moralische - Höherentwicklung"durch: „Plan Zeugungs - Forschung". -Philosophie - Psychologie - Anthropologie. Dieneuartige „ P. Z. F. " Formeln ((3)) - Buchstaben. - ((3)) -Worte.= -2- Sätze- = „Plan Zeugungs- Forschung" - & - mit deren Ergebnis: „P. Z. " -zur dann „bereits angeborenen moralische- humaner Höherentwicklung" der Menschheit. In -?- Generationen. Ein Forschungshinweisfür Verhaltensforscher in psychologischen Intimbereichen.

Der Mensch „formt" seine Umwelt. - Wann „formt" er sich selbst. ? -Durch „P.Z.-F. "!!—"P.Z.-F." .== Nehmen „wir" unsere „Zukunft" selbst in die Hand.!!!

((-"Utopie.??-)) - - Quintessens: >Der ,,[/r-Frage"nachgehend - warum der Vernunftbegabte- meistens aber nicht immer vernünftig denkende - sprechende & handelnde - trickreiche Mensch- durch den bisher angeborenen Egoismus - fast unerziehbar & unbelehrbar ist - - & dadurchdie allgemeinen Belehrungen - Gesetze & Moral Gebote oftmals nicht annimmt - & danach denkt- lebt & handelt - & somit die Umwelt laufend - weltweit in Konflikte -/-/-/- ergaben Jahrzehnte- lange „Verhaltensforschungen - Vermutungen & Erkenntnisse - in psychologischen -Intim-bereichen":- daß es im Laufe des menschlichen Lebens - längere Zeiten gibt - in denenegoistisches Denken & Handeln vorherrschen — aber nur weitaus kürzere humane Phasen - dieDenken & Handeln vorherrschen - - aber nur weitaus kürzere humane Phasen - die Denken &Handeln bestimmen. -/-/-/- Diese Phasen & Zeiten müssen weltweit in Zukunft - im allgemeinenLebensverlauf— besonders aber bei der Fortpflanzung bei ,J>eiden Zeugungswilligen" - durcheine „Plan Zeugungs - Forschung" erarbeitet werden - damit nur in den „ "Humanen Zeiten& Phasen"" Kinder gezeugt werden - denen dann eine bereits „angeborene Humanität" mitaltruistischem Denken & Handeln weiter vererbt wird - um - in -?- Generationen - weltweit- die Menschheit „menschlicher & humaner" werden zu lassen Den Menschen zu „ver-edeln\-

Quintessenz: Über: - Durch „P.Z.-F." bereits angeborene" moralische Höherentwicklung.:- - Du sollst nur Kinder zeugen - in Zeiten - in denen Humanität & Altruismus „Euer"vernunftgeprägtes Denken & Handeln bestimmen.-

Weitere Forschungsaufgaben: Verhalten der Menschen - die vor - oder nach der Orgasmus-fähigkeit der Mutter gezeugt wurde, o Einfluß des spermas vom 1. oder 2. Samenerguß - beider Zeugung - auf den Charakter, o Welchen Einfluß hat das Fleisch von gequälten Schlacht-tieren auf Schwangere & Zeugende. ?? Von Tieren die unter starkem transport- & Tötungs-Stressstanden.? (Adrenalin)<- „P.Z.-F" - Nicht nur die Moralgebote - auch die ur-alten Philosophien & mystischenReligionen von Diesseits & Jenseits müssen weltweit - von den kommenden „P.Z. " -Genera-tionen im kommenden „P.Z. -Zeitalter " - überdacht & überarbeitet werden. - - - Die Ur - Frage:„ Wohin nach dem Tode. ??? - -

D „P.Z.-Forschung": „ Woher" - vor der Geburt. ??? - Vor der Zeugung. ???...

Joachim Kolloch, Hamburg

Page 23: UnAufgefordert Nr. 53

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Werte Immobilienmaklerund studentische potentielle Solche!Briefkasten aufgebrochen, Katzen aufm

Fensterbrett, Klo durch versoffenen Nach-barn verstopft („durch" im Sinne von „vonihm verursacht", nicht mit ihm drin), überallGasgeruch, Tauben- von oben und Hunde-kacke von unten, so liebe ich die Duncker-straße. Hab mir grad die Haare gewaschenund warte darauf, daß sie trocken und ichwach werde. Nachrichten. Rauchen soll inderöffentlichkeitverboten werden -daß ichdas noch erlebe. Hektische Aktivität im Hin-terhof. Wurde heute nicht von meinen Wek-kern, sondern durch den eine Zwangsräum-ung begleitenden Krach geweckt. Nicht dieerste. Trotzdem erschreckend. Was in dies-em Haus und in vielen anderen an Wohnun-gen leersteht, ist viel skandalöser - speziell inAnbetracht meiner eigenen Situation.

Womit ich, direkt wie ich bin, bereits beimThema wäre. Um Wohnungen soll es gehen.Meine zum Beispiel. Ein mitfühlender stink-reicher ehemaliger HU-Student hat sie mirgütigerweise überlas-sen, inklusive eines„Mietvertrages", derlediglich festlegt, daßich bezahle und dieKlappe halte. MeinemHausmeister kann ichdamit und mit meinenStromausfällen unddem verstopften Au-ßenklo nicht kommen.Dem Landeseinwoh-nermeldeamt auchnicht. Besagter Stink-reicher lebt in den USAund das gar nicht soschlecht - dank desBetrages, den ich zu-sätzlich zur Miete fürsein Mitgefühl drauf-zahle. (Meine ehemali-gen Erziehungsbe-rechtigten wissen dasund fordern, daß ichwieder ins Wohnheimgehe. Aber eher geh ichin die Mensa oder zu-rück zu meinem Ex-Freund.)

Was mir nicht ein-leuchtet: Der Stink-reiche war doch auch

mal Student und müßte zumindest vom Hö-rensagen wissen, daß es lästig ist, jedesSemester umzuziehen, zu zweit auf 12 qm ineinemkeimigen SWH zu hausen, vor willkür-lichen Vermietern zu zittern oder die Türklin-ken der WTP zu putzen (Sowas hält nämlichvom Studieren ab). Und eigentlich müßte ersich als ehemaliger Student doch schämen,Immobilienmakler zu spielen, speziell jetzt,wo er das gar nicht mehr nötig hätte.

Gut, ichhab mich gefreut wie ein Schneekö-nig, als ich zufällig und über drei Ecken (wiesonst) an diese Wohnung geriet: Auf Nim-merwiedersehen Lichtenberg. AberdieMie-te hat bei mir inzwischen die Schmerzgrenzeerreicht: Und Tschüß Prenzlberg. Na, gibt ehkaum noch eine Kneipe, die ich noch nichtheimgesucht hab. Außerdem sind in denletztenMonaten so viele meiner Freunde ausihren Prenzlberger Wohnungen geflogen,daß dieser Stadtbezirk als soziales Umfeldfür mich wertlos geworden ist. Fast bin ich

versucht, von einem allgemeinen Trend zusprechen. Massen von stinkfeichen Mak-lern und studentischen Möchtegernsolchentreiben uns ehrliche Häute in die Verzweif-lung. Einer nach dem anderen erhält dieKündigung, wird aus seinem trauten Heimgeekelt, kann die Miete nicht mehr zahlen...Von solchen wohnungsbesitzenden Mitfüh-lenden wimmelt es überall... Sie sind derMensa, nebenDirimHörsaal, in der Straßen-bahn. .. neben Dir in der Sauna... Mammi...

Mit bitterbösen Grüßen

PS: Ich bleibe bei dem PS meines letztenArtikels.

PPS: Untenstehender Cartoon hat nicht,aber auch garnicnts mit diesem Artikel zutun!