Upload
phungxuyen
View
215
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Under der lindenan der heide,dâ unser zweier bette was,dâ muget ir vindenschône beidegebrochen bluomen unde gras.Vor dem walde in einem tal,tandaradei,schône sanc diu nahtegal.
Ich kam gegangenzuo der ouwe,dô was mîn friedel komen ê.Dâ wart ich enpfangen,hêre frouwe,daz ich bin sælic iemer mê.Kuster mich? Wol tûsentstunt,tandaradei,seht, wie rôt mir ist der munt.
Dô het er gemachetalsô rîchevon bluomen eine bettestat.Des wirt noch gelachetinneclîche,kumt iemen an daz selbe pfat.Bî den rôsen er wol mac,tandaradei,merken, wâ mirz houbet lac.
Daz er bî mir læge,wessez iemen(nû enwelle got!), sô schamt ich mich.Wes er mit mir pflæge,niemer niemenbevinde daz, wan er und ich,und ein kleinez vogellîn -tandaradei,daz mac wol getriuwe sîn.
Unter der Linde
an der Heide,
wo unser beider Bett war,
da könnt ihr schön
gebrochen finden
Blumen und Gras.
In einem Tal am Waldesrand,
tandaradei,
sang die Nachtigall lieblich.
Ich kam gegangen
zu der Au,
dahin war mein Liebster schon gekommen.
Dort wurde ich empfangen,
edle Frau,
dass ich für immer glücklich bin.
Küsste er mich? Wohl tausendmal,
tandaradei,
seht, wie rot mir ist der Mund.
Da hatte er aus Blumen
ein prächtiges Bett
bereitet.
Darüber wird jetzt noch
herzlich gelacht werden,
wenn jemand diesen Weg kommt.
An den Rosen kann er wohl,
tandaradei,
sehen, wo mein Kopf lag.
Dass er bei mir lag,
wüsste es jemand
(das verhüte Gott!), so schämte ich mich.
Was er mit mir tat,
das soll nie jemand
erfahren, außer er und ich
und ein kleines Vögelein,
tandaradei,
das wird wohl verschwiegen sein.
Stadtführungen Würzburg Thomas Kröhnert
Stadtführungen WürzburgThomas Kröhnert
Zeppelinstraße 13a
97074 Würzburg
Tel.: +49-931-68084182
Mobil: +49-172-9784548
E-Mail: [email protected]
Web: www.stadtführungen-würzburg.de
Facebook: www.facebook.com/StadtfuehrungenWuerzburg
Walther von der Vogelweide (ca. 1170 - ca. 1230)
Zu seiner Jugendzeit äußert sich der Dichter im Alter mit: „ze Ôsterrîche lernt ich singen unde
sagen“. Bis zum Tod des Babenbergers Herzog Friedrich I. von Österreich (1198) wirkte er an dessen
Hof in Wien. Es scheint ein glücklicher Lebensabschnitt gewesen zu sein.
Danach erhielt er ein ehrenvolles Engagement am Hof des staufischen Thronkandidaten Philipp
von Schwaben und machte wirkungsvolle Propaganda für ihn bzw. gegen den welfischen
Gegenkandidaten Otto (dem späteren Kaiser Otto VI.).
Am meisten weiß man über den Verlauf seines Aufenthalts am Hof von Landgraf Hermann I. von
Thüringen. Walther scheint in Thüringen auf Schwierigkeiten gestoßen zu sein. Er beklagt sich über
den Lärm betrunkener Ritter, die an Lyrik nicht interessiert seien.
Außerdem verlor er einen Rechtsstreit gegen einen Gerhart Atze aus Eisenach, der ein Pferd
Walthers erschossen hatte, vielleicht in der irrigen Meinung, dieses sei das Pferd gewesen, das ihm
einen Finger abgebissen hatte. „Atze behauptet, mein Pferd sei mit dem Gaul, der ihm den Finger
abbiss, verwandt gewesen; ich schwöre, dass die beiden Pferde einander nicht einmal kannten“.
Spätestens nach der Ermordung König Philipps (1208) scheint sich Walther dem Welfen Otto IV.
angeschlossen zu haben, der 1209 von Papst zum Kaiser gekrönt wurde. Das bedeutendste
dichterische Zeugnis der Verbindung mit Otto sind die drei „Herr Kaiser“-Sprüche von 1212.
Walther schalt den Geiz Ottos; dadurch wurde das Verhältnis beendet. Dies markiert den
Übergang Walthers zu dessen Gegner, dem Staufer Friedrich II.
Erst von Friedrich, aber noch vor dessen Kaiserkrönung (1220) erhielt Walther ein Lehen, das ihn
vom Zwang befreite, kurzfristig wechselnde Engagements suchen und das Leben eines fahren-
den Sängers führen zu müssen. „Jetzt fürchte ich nicht mehr den Februar an den Zehen“.
Man hält es für möglich, dass das Lehen in oder um Würzburg gewesen sein könnte, weil der
Würzburger Michael de Leone um 1350 berichtet, Walthers Grab sei in Würzburg in der Neumüns-
terkirche, und dabei eine Grabinschrift mitteilt, die er dort gesehen haben will.
Stadtführungen Würzburg Thomas Kröhnert