1
pfarrblatt 18|2015|25.april 6 lassen, für die immer klar war, dass sie Mutter sein wollen. Dass es nicht klappen könnte, damit hat keine ernsthaft gerechnet. Jeder Monat ist eine emotionale Achterbahnfahrt: Hoffnung, Ungewissheit – wieder die Blutung! Trauer, Schmerz, Wut, Neid, Hass, Hadern mit Gott, Beten. Für manche gar der Verlust eines Babys. Abschied vom Kinderwunsch ist ein schwieriger Trauerprozess. Besonders zu schaffen macht mir, wenn eine Ehe oder langjährige Beziehung an der enormen Belas- tung durch einen jahrelang unerfüll- ten Kinderwunsch zerbricht. Manch- mal auch, weil es überwiegend wegen einem Partner nicht klappt, oder weil der eine aus ethisch-religi- ösen Gründen gegen Fortpflan- zungsmedizintechniken ist und die andere nichts unversucht lassen will. Oft gibt es keine klaren Gründe: Es könnte, sollte, müsste eigentlich klap- pen ... Gibt es zusätzlich belastende Faktoren in diesem schmerzhaften Trauerprozess? Schlimm sind Weihnachten/Silvester, der Frühling und Hochschwangere. Und vor allem gedankenlose Fragen und gut gemeinte Bemerkungen und Ratschläge von Familie, Verwandten, Freundinnen und Arbeitskollegen tun so weh! Wie kann ein Paar damit umgehen, was hat sich bewährt? Bewusst für positive neue Paarerleb- nisse sorgen, sich gemeinsam an glückliche Momente erinnern, die Rolle als Gotte und Götti geniessen, sich neu orientieren, hilft, ebenso der Glaube, Lebenserfahrung und die Frage: Was möchte das Leben von uns? Was passiert bei Ihnen in der Selbsthilfegruppe? Im geschützten Rahmen monatlicher Selbsthilfetreffen geben wir auch schwierigen Gefühlen Raum. Für manche Frau ist es der einzige Ort, wo sie über alles reden kann, getrös- tet und ermutigt wird. Dies löst sehr viel aus: Mehrere Frauen sind nach sechs Jahren doch noch schwanger geworden, einige auf natürlichem Weg! Was würden Sie betroffenen Paaren raten? Betroffenen Paaren sagen wir: Ihr seid nicht allein! Holt euch frühzeitig Hilfe und Unterstützung. Der Erfah- rungsaustausch mit anderen Betrof- fenen ist eine Wohltat für Herz und Seele! Wir sind eine offene Gruppe und nehmen jederzeit neue Teilneh- mende bei uns auf. Interview: Maya Abt Riesen * Name der Redaktion bekannt Fachstelle Ehe – Partnerschaft – Familie Unerfüllter Kinderwunsch Jedes 6. Paar bleibt ungewollt kin- derlos – bei jedem 10. dauert es über zwei Jahre bis zu einer erfolg- reichen Schwangerschaft. Für betroffene Paare ist diese schmerz- hafte Erfahrung mit viel Leid ver- bunden. Öffentlich zur Sprache kommen vor allem Methoden der Fortpflanzungsmedizin, aktuell im Zusammenhang mit der Abstim- mung vom 14. Juni 2015 zur Präim- plantationsdiagnostik. A. T.* lebt in einer Beziehung, hat ih- ren Mann aber erst spät kennenge- lernt. Das Paar ist ungewollt kinder- los. Keine einfache Situation, wünschte sich A. T. doch schon früh eigene Kinder. Seit zwei Jahren ist sie nun Kontaktperson der Selbsthilfe- gruppe Kinderwunsch in Bern. Wir haben bei ihr nachgefragt. «pfarrblatt»: Als klar war, dass es in ihrer Beziehung wohl keine Kinder geben wird, was hat diese Erkenntnis bei ihnen ausgelöst? A. T.: Eine existenzielle Lebenskrise! Es ist brutal hart, von dieser funda- mentalen Erfahrung des Mensch- seins ausgeschlossen zu bleiben. Ich fühlte mich total allein, verzweifelt und traurig. Unsere Paarbeziehung litt arg, die Lust am Intimleben ver- ging mir. Das ist doch für eine Beziehung sehr belastend. Reagieren Männer und Frauen unterschiedlich? Die Männer sind noch isolierter, wis- sen nicht mehr, was sagen und tun, müssen hilflos zusehen, wie verwan- delt ihre einst lebenslustige Frau ist. An Treffen der Selbsthilfegruppe mit- kommen oder gross darüber reden wollen sie eher nicht. Sie können es besser verdrängen, im Sinne von «als Paar ohne Kind kann das Leben doch auch schön und sinnvoll sein!» Manche Paare versuchen seit Jahren ein Kind zu bekommen. Unglaublich, was Frauen alles über sich ergehen «Abschied vom Kinderwunsch ist ein schwieriger Trauerprozess.» Foto: fotolia, miredi CARITAS Bern Stellenleiterin: Claudia Babst Eigerplatz 5, Postfach 3000 Bern 14 Tel. 031 378 60 00 [email protected] Haus der Begegnung Mittelstrasse 6a, 3012 Bern Tel. 031 300 33 65 www.kathbern.ch/ hausderbegegnung Kirche im Dialog André Flury, Leitung: andre.fl[email protected] Tel. 031 300 33 43 Irene Neubauer: Tel. 031 300 33 41 Sekretariat: Nicole Raemy/Sonja Spicher [email protected] Tel. 031 300 33 40 Ehe – Partnerschaft – Familie [email protected] Maya Abt-Riesen: Tel. 031 300 33 45 [email protected] Peter Neuhaus: [email protected] Tel. 031 300 33 44 Fachstelle Sozialarbeit Tania Oliveira, Leitung: Tel. 031 300 33 48 Sekretariat: Rita Obi Tel. 031 300 33 46/65/66 Asyl: Béatrice Panaro Tel. 031 381 20 68 Migration: Eveline Dürr Tel. 031 300 33 47 Alter: Maren Galbrecht Tel. 031 300 33 46 [email protected] Fachstelle Religionspädagogik Beat Zosso, Leitung Esther Aeschlimann Patrik Böhler Heilpädagogischer RU: Zita Schild-Zangerl Sekretariat: Gabriella Aebersold Tel. 031 302 39 32 religionspaedagogik@ kathbern.ch Fachstelle Kinder & Jugend Andrea Meier, Leitung: Tel. 031 300 33 60 Anouk Haehlen: Tel. 031 300 33 58 Rolf Friedli: Tel. 031 300 33 59 Jungwacht Blauring Spielmaterialverleih Di–Fr 09.00–12.00, 14.00–17.00 Tel. 031 381 76 88 [email protected] PfadiScout Windrösli Tel. 031 300 33 56 Selbsthilfegruppe Kinderwunsch Nächste Daten: Freitag, 24. April, 29. Mai, 26. Juni. Infos/Kontakt: Selbsthilfe BE, Beratungszentrum Bern, Bollwerk 41, 3011 Bern, Tel. 031 311 43 86, info@selbsthilfe-be. ch, www.selbsthilfe-be.ch

Unerfüllter Kinderwunsch · klappen könnte, damit hat keine ernsthaft gerechnet. Jeder Monat ist eine emotionale Achterbahnfahrt: Hoffnung, Ungewissheit – wieder die Blutung!

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Unerfüllter Kinderwunsch · klappen könnte, damit hat keine ernsthaft gerechnet. Jeder Monat ist eine emotionale Achterbahnfahrt: Hoffnung, Ungewissheit – wieder die Blutung!

pfarrblatt 18|2015|25.april6

lassen, für die immer klar war, dass sie Mutter sein wollen. Dass es nicht klappen könnte, damit hat keine ernsthaft gerechnet. Jeder Monat ist eine emotionale Achterbahnfahrt: Hoffnung, Ungewissheit – wieder die Blutung! Trauer, Schmerz, Wut, Neid, Hass, Hadern mit Gott, Beten. Für manche gar der Verlust eines Babys. Abschied vom Kinderwunsch ist ein schwieriger Trauerprozess.Besonders zu schaffen macht mir, wenn eine Ehe oder langjährige Beziehung an der enormen Belas-tung durch einen jahrelang unerfüll-ten Kinderwunsch zerbricht. Manch-mal auch, weil es überwiegend wegen einem Partner nicht klappt, oder weil der eine aus ethisch-religi-ösen Gründen gegen Fortpflan-zungsmedizintechniken ist und die andere nichts unversucht lassen will. Oft gibt es keine klaren Gründe: Es könnte, sollte, müsste eigentlich klap-pen ...

Gibt es zusätzlich belastende Faktoren in diesem schmerzhaften Trauerprozess?Schlimm sind Weihnachten/Silvester, der Frühling und Hochschwangere. Und vor allem gedankenlose Fragen und gut gemeinte Bemerkungen und

Ratschläge von Familie, Verwandten, Freundinnen und Arbeitskollegen tun so weh!

Wie kann ein Paar damit umgehen, was hat sich bewährt?Bewusst für positive neue Paarerleb-nisse sorgen, sich gemeinsam an glückliche Momente erinnern, die Rolle als Gotte und Götti geniessen, sich neu orientieren, hilft, ebenso der Glaube, Lebenserfahrung und die Frage: Was möchte das Leben von uns?

Was passiert bei Ihnen in der Selbsthilfegruppe?Im geschützten Rahmen monatlicher Selbsthilfetreffen geben wir auch schwierigen Gefühlen Raum. Für manche Frau ist es der einzige Ort, wo sie über alles reden kann, getrös-tet und ermutigt wird. Dies löst sehr viel aus: Mehrere Frauen sind nach sechs Jahren doch noch schwanger geworden, einige auf natürlichem Weg!

Was würden Sie betroffenen Paaren raten? Betroffenen Paaren sagen wir: Ihr seid nicht allein! Holt euch frühzeitig Hilfe und Unterstützung. Der Erfah-rungsaustausch mit anderen Betrof-fenen ist eine Wohltat für Herz und Seele! Wir sind eine offene Gruppe und nehmen jederzeit neue Teilneh-mende bei uns auf.

Interview: Maya Abt Riesen* Name der Redaktion bekannt

Fachstelle Ehe – Partnerschaft – Familie

Unerfüllter Kinderwunsch

Jedes 6. Paar bleibt ungewollt kin-derlos – bei jedem 10. dauert es über zwei Jahre bis zu einer erfolg-reichen Schwangerschaft. Für betroffene Paare ist diese schmerz-hafte Erfahrung mit viel Leid ver-bunden. Öffentlich zur Sprache kommen vor allem Methoden der Fortpflanzungsmedizin, aktuell im Zusammenhang mit der Abstim-mung vom 14. Juni 2015 zur Präim-plantationsdiagnostik.

A. T.* lebt in einer Beziehung, hat ih-ren Mann aber erst spät kennenge-lernt. Das Paar ist ungewollt kinder-los. Keine einfache Situation, wünschte sich A. T. doch schon früh eigene Kinder. Seit zwei Jahren ist sie nun Kontaktperson der Selbsthilfe-gruppe Kinderwunsch in Bern. Wir haben bei ihr nachgefragt.

«pfarrblatt»: Als klar war, dass es in ihrer Beziehung wohl keine Kinder geben wird, was hat diese Erkenntnis bei ihnen ausgelöst?A. T.: Eine existenzielle Lebenskrise! Es ist brutal hart, von dieser funda-mentalen Erfahrung des Mensch-seins ausgeschlossen zu bleiben. Ich fühlte mich total allein, verzweifelt und traurig. Unsere Paarbeziehung litt arg, die Lust am Intimleben ver-ging mir.

Das ist doch für eine Beziehung sehr belastend. Reagieren Männer und Frauen unterschiedlich? Die Männer sind noch isolierter, wis-sen nicht mehr, was sagen und tun, müssen hilflos zusehen, wie verwan-delt ihre einst lebenslustige Frau ist. An Treffen der Selbsthilfegruppe mit-kommen oder gross darüber reden wollen sie eher nicht. Sie können es besser verdrängen, im Sinne von «als Paar ohne Kind kann das Leben doch auch schön und sinnvoll sein!»Manche Paare versuchen seit Jahren ein Kind zu bekommen. Unglaublich, was Frauen alles über sich ergehen

«Abschied vom Kinderwunsch ist ein schwieriger Trauerprozess.»

Foto: fotolia, miredi

CARITAS Bern Stellenleiterin: Claudia Babst Eigerplatz 5, Postfach 3000 Bern 14 Tel. 031 378 60 00 [email protected]

Haus der Begegnung Mittelstrasse 6a, 3012 Bern Tel. 031 300 33 65 www.kathbern.ch/ hausderbegegnung

Kirche im Dialog André Flury, Leitung: [email protected] Tel. 031 300 33 43 Irene Neubauer: Tel. 031 300 33 41 Sekretariat: Nicole Raemy/Sonja Spicher [email protected] Tel. 031 300 33 40

Ehe – Partnerschaft – Familie [email protected] Maya Abt-Riesen: Tel. 031 300 33 45 [email protected] Peter Neuhaus: [email protected] Tel. 031 300 33 44

Fachstelle Sozialarbeit Tania Oliveira, Leitung: Tel. 031 300 33 48 Sekretariat: Rita Obi Tel. 031 300 33 46/65/66 Asyl: Béatrice Panaro Tel. 031 381 20 68 Migration: Eveline Dürr Tel. 031 300 33 47 Alter: Maren Galbrecht Tel. 031 300 33 46 [email protected]

Fachstelle Religionspädagogik Beat Zosso, Leitung Esther Aeschlimann Patrik Böhler Heilpädagogischer RU: Zita Schild-Zangerl Sekretariat: Gabriella Aebersold Tel. 031 302 39 32 religionspaedagogik@ kathbern.ch

Fachstelle Kinder & Jugend Andrea Meier, Leitung: Tel. 031 300 33 60 Anouk Haehlen: Tel. 031 300 33 58 Rolf Friedli: Tel. 031 300 33 59

Jungwacht Blauring Spielmaterialverleih Di–Fr 09.00–12.00, 14.00–17.00 Tel. 031 381 76 88 [email protected]

PfadiScout Windrösli Tel. 031 300 33 56

Selbsthilfegruppe KinderwunschNächste Daten: Freitag, 24. April, 29. Mai, 26. Juni. Infos/Kontakt: Selbsthilfe BE, Beratungszentrum Bern, Bollwerk 41, 3011 Bern, Tel. 031 311 43 86, [email protected], www.selbsthilfe-be.ch