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UNIJOURNAL Zeitschrift der Universität Trier Jahrgang 40/2014 Heft Nr. 1 Alumni-Serie Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer Wissenschaftliche Ernte Publikationen des Sonderforschungsbereichs Vizepräsidenten-Wahl Müller-Fürstenberger folgt auf Hill Amtsübergabe Kanzler Dr. Klaus Hembach verabschiedet sich

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UNIJOURNAL Ze i t s c h r i f t d e r Un i v e r s i t ä t Tr i e r

Jahrgang 40/2014 Heft Nr. 1

Alumni-SerieMinisterpräsidentinAnnegret Kramp-Karrenbauer

Wissenschaftliche ErntePublikationen des Sonderforschungsbereichs

Vizepräsidenten-WahlMüller-Fürstenberger folgt auf Hill

AmtsübergabeKanzler Dr. Klaus Hembach verabschiedet sich

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Inhalt

Inhalt

Aus der Universität

4 Kooperation mit der East China Normal University4 Kunsthistorisches Geschenk für die Bibliothek5 Georg Müller-Fürstenberger neuer Vizepräsident

Titelthema

6 Kanzler Klaus Hembach nimmt Abschied

Fachbereiche, Fächer, Institute

10 Germanistische Institute in Trier und Xiamen kooperieren

12 Senioren-Arbeitskreis auf Exkursion in Kenia14 Neue Anforderungen an Industrie-Kläranlagen15 Das Italien des Wissens – Forschung, Entdeckung,

Innovation16 Ausstellung zu Harald Naegeli, dem „Sprayer von

Zürich“18 SZ-Korrespondent Matthias Kolb zum Amerika-Bild

der Deutschen19 Symposium:

Theologie meets Gesundheitswissenschaft20 Fachbereich IV: 614 Absolventen feierten

ihren Studienabschluss22 Tagung: „Soziologische Perspektiven auf Resilienz“

Schwerpunktthema

24 Produktive interdisziplinäre Zusammenarbeit:Publikation aus Sonderforschungsbereich 600

Satz und Layout:Alexandra Moos, Technische Abteilung der Universität Trier

Druck:Kössinger AG www.koessinger.de

Titelbild:Kanzler Dr. Klaus HembachFoto: Peter Kuntz

SprachregelungUm das layouterische Journal-Konzept der Zeitschrift einhalten zu könnenund um eine durchgängig bessere Lesbarkeit zu erreichen, wird in dem Uni-journal auf eine konsequente gendergerechte Schreibweise verzichtet. Die-ses Vorgehen ist nicht als Missachtung der grundsätzlichen Motive und Zielezu verstehen, die mit sprachlicher Gleichbehandlung verbunden sind.

UNIJOURNALZeitschrift der Universität Trier

ISSN 1611-9487

Herausgeber: Der PräsidentRedaktion: Peter Kuntz (verantwortlich)

Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht un bedingt die Meinung desHerausgebers wieder. Die Redaktion behält sich vor, Texte der Autoren zubearbeiten und zu kürzen.Auskunft zu den Anzeigenpreisen in der Pressestelle oder unter: www.uni-trier.de/index.php?id=23495

Anschrift der Redaktion:Pressestelle der Universität Trier 54286 TrierTelefon (0651) 2 01 - 4238/39Telefax (0651) 2 01 - 4247E-Mail: [email protected]

Forschung und Lehre

29 Trierer Studentinnen untersuchen ägyptisches Königsgrab

30 Junge Menschen bringen Kenia voran32 Wissenschaftler untersuchen Stollensystem34 Untersuchung der Meereis-Produktion und

des Eistransports35 Dissertationen37 Neuerscheinungen

Personen und Preise

41 Berufungsnachrichten42 Alumni-Serie:

Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer44 Professor Schäfer in Bewertungskommission gewählt45 Prof. Jätzold:

Ein Zeitzeuge afrikanischer Metamorphose47 Neu an der Uni: Jun.Prof. Dr. Matthias Neuenkirch

und Prof. Dr. Christian Jansen48 Natalia Filatkina erhält Habilitationsstipendium49 Höchste Auszeichnung des Landes

für Claudine Moulin49 Prof. Günther Heinemann zum Vorsitzenden berufen50 Thomas Grotum leitet AG Geschichte und EDV50 Nachruf: Dr. Gerhard Seidenstücker

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Aus der Universität

Für die Universität Trier hat Sinologie-ProfessorChristian Soffel die Partnerschaft angebahnt.Seit vielen Jahren sind Wissenschaftler beider

Hochschulen auf Mitarbeiterebene in Kontakt. Sohat Professor Soffel gemeinsam mit Prof. Dr. ZhuJieren ein Publikationsprojekt über den großen kon-

fuzianischen Gelehrten Zhu Xi (1130-1200) reali-siert; Zhu Jieren selbst ist ein Nachfahre des Ge-lehrten. Eine neue Tagung zu Zhu Xi ist ebenfalls inPlanung. Dr. Liu Huiru von der Trierer Sinologiesteht in Verbindungen mit dem Literaturwissen-schaftler und Germanisten Prof. Dr. Fan Jin. Zudemläuft gerade ein neues Übersetzungsprojekt an: einBuch über chinesische Kunstphilosophie. Die sehrguten Kontakte zum Hausverlag der East China Nor-mal University erleichtern es den Trierer Wissen-schaftlern, in China zu publizieren. Trotz der Kontakte war Shanghai im Austausch -programm der Universität Trier bislang ein blinderFleck. Für den Austausch ergeben sich attraktivePerspektiven. Die ECNU kann auf ein gutesRanking verweisen und hat ein ähnlichesFächerspektrum wie die Universität Trier mit einerstark geisteswissenschaftlichen Prägung.

Kooperation mit der East China Normal UniversityErste Austauschvereinbarung mit einer Hochschule in Shanghai

Die Universität Trier hat ihr Netz von Partnerhochschulen auf Shanghai ausgedehnt. EndeNovember haben die Universität und der Fachbereich II Kooperationsvereinbarungen mitder East China Normal University (ECNU) unterzeichnet. Für den Studierendenaustauschstehen schon im kommenden Jahr jeweils zwei Studienplätze in Shanghai und Trier zurVerfügung – für Studierende aller Fachbereiche. An der ECNU werden auch Lehrver an -staltungen in Englisch angeboten.

Universitätspräsident Prof. Michael Jäckel (Mitte), Birgit Roser (Zweite von rechts)und Agnes Schindler (rechts, beide Akademisches Auslandsamt) empfingen dieDelegation der ECNU, der Vizepräsident Prof. Ren Youqun, Prof. Tan Fan (Dekan derFakultät für Chinesische Sprache und Literatur), Dr. Zhou Yong (Abteilung fürInternationalen Austausch) und Han Nan (Institut für globale chinesischeSprachlehrer-Ausbildung) angehörten.

→ www.ecnu.edu.cn

Weitere Informationen

Anlass für die Entscheidung, einen großenTeil seiner kunsthistorischen Bücherbe-stände der Trierer Universitätsbibliothek

zu überlassen, ist die Lehr- und Forschungstä-tigkeit von Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke (Kunst-geschichte) an der Trierer Universität – hier vorallem seine Drittmittelprojekte, die die Künst-lersozialgeschichte Mittel- und Osteuropas zumThema ha ben. Das Fach Kunstgeschichte ist erstseit 1979 an der 1970 neu gegründeten Univer-sität Trier vertreten. Naturgemäß können des-halb in dem Bereich der kunstwissenschaftlichenBestände der Universitätsbibliothek wichtige Er-gänzungen vorgenommen werden – die Lückenzu Mittel- und Osteuropa sind nun durch diegroßzügige Bücherstiftung kleiner geworden.

Kunsthistorisches Geschenk für die BibliothekDie Universitätsbibliothek Trier hat eine Schenkung des international renommiertenMediävisten Prof. Dr. Dr. h.c. Robert Suckale (Berlin) erhalten. Dieser Bücherbestandzur Bau- und Kunstgeschichte Mittel- und Osteuropas steht im Zusammenhang mitSuckales Beteiligung an Projekten des „Geisteswissenschaftlichen Zentrums für Ge-schichte und Kultur Osteuropas“ in Leipzig (GWZO).

Dr. Hildegard Müller, Direktorin der Universitätsbibliothek Trier

Foto: Markus Hilbich

Prof. Dr. Bernd Nicolai (Bern) gratuliert im Namen der GästeProf. Dr. Dr. h.c. Robert Suckale zum 70. Geburtstag.

Foto: Peter Kuntz

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Georg Müller-Fürstenberger hat an der Univer-sität Trier seit 2006 die Professur für Kom-munal- und Umweltökonomie inne und ge-

hört der Forschungskommission des Senats an. Erlöst im April Prof. Dr. Joachim Hill ab, dessen Amts-zeit nach vier Jahren endet. Weitere Kandidaten stan-den nicht zur Wahl. Unter anderem habe ihn die Ar-beit in der Forschungskommission für die Kandidaturmotiviert. „Ich habe eine große Dynamik in der For-schung an der Universität erkennen können. Hierlässt sich gewiss einiges bewirken.“ Allerdings seifür ihn eine wichtige Voraussetzung, dass er auch alsVizepräsident selbst weiter forschen könne.

Nach der Neuordnung der Aufgabenverteilung imPräsidium wird Georg Müller-Fürstenberger als Vi-zepräsident für Angelegenheiten der Forschung undder Infrastruktur zuständig sein, somit unter ande-rem auch für das Zentrum für Informations-, Me-dien- und Kommunikationstechnologie (ZIMK)und die Universitätsbibliothek. Der angehende Vi-zepräsident empfahl in seiner Präsentation im Senateine engere Kooperation zwischen den beiden zen-tralen Einrichtungen der Universität.

Im Bereich Forschung sieht Müller-Fürstenbergerseine Aufgabe darin, auf eine gute Infrastruktur ander Universität hinzuwirken. „Forschung ist frei, dasverträgt sich nicht mit einem Mikro-Management“,bezog er Position. Er unterstütze die Freiheit undVielfalt der Forschung, die in einem einzelnen Fachebenso wie in großen Verbünden betrieben werdenkönne, ohne daraus Wertigkeiten abzuleiten oder Hie-rarchien aufzubauen. Gleichwohl sollten Potenzialefür Spitzenforschung gesichtet und gefördert werden,allerdings stets im Dialog mit den Beteiligten.

In der Akzentuierung der Forschung mahnte er, da-rauf zu achten, dass sich die Universität nicht zueiner reinen Lehr-Universität entwickele. Er werdesich hüten, in der Evaluation „scharfe Instrumente“anzuwenden. Gleichwohl solle intensiver beobach-tet werden, wie sich Forschungsprojekte entwickel-ten und wohin sie führten. Interdisziplinarität sei einzentraler Punkt und insbesondere dann von Erfolggekrönt, wenn die Beteiligten in ihren eigenen For-schungsbereichen und Communities renommiert undgut vernetzt seien, so Müller-Fürstenberger.

In den Außenbeziehungen der Universität verstehtsich der kommende Vizepräsident als Lobbyarbei-ter für die Forschung. Außerdem möchte er den Kon-takt zu den Nachbar-Universitäten intensivieren.

Peter Kuntz, Pressestelle

Georg Müller-Fürstenberger neuer VizepräsidentEinstimmige Wahl im Senat – Prof. Joachim Hills Amtszeit endet im April

Der Senat der Universität Trier hat in seiner Sitzung am 16. Januar den Volkswirt Prof.Dr. Georg Müller-Fürstenberger mit dem bestmöglichen Ergebnis zum neuen Vize -präsidenten für Forschung und Infrastruktur gewählt. Offensichtlich überzeugte derKandidat mit der Vorstellung seiner Person und seinen Zielen und Grundgedanken zum Vize präsidentenamt alle Senatsmitglieder. Der Professor für Volkswirtschaftslehre ver-einigte in der Wahl alle 20 abgegebenen Stimmen auf sich.

Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Jäckel gratulierte Prof. Dr. Georg Müller-Fürs-tenberger (links) zur Wahl.

Georg Müller-Fürstenberger studierte Volkswirtschaftslehre ander Universität Heidelberg, wo er auch am Lehrstuhl für Wirt-schaftstheorie arbeitete und promovierte. 1995 wechselte erals Assistent in die Abteilung Angewandte Mikroökonomie derUniversität Bern. In seiner Zeit als Oberassistent in Bern über-nahm er die Vertretung einer Professur und verfasste seine Ha-bilitation. Im Schweizerischen Nationalfonds war er als „Prin-cipal Investigator“ (PI) führender Wissenschaftler imForschungsschwerpunkt „Klima, Klima und Wirtschaft“. An derUniversität Trier hat er seit 2006 die Professur für Volkswirt-schaftslehre insbesondere Kommunal- und Umweltökonomieinne. Er gehört zu den Professoren, die in den Wirtschaftswis-senschaften der Universität nach dem Ausscheiden von „Grün-der-Hochschullehrern“ den Generationswechsel gestalteten.

Zur Person

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Aus der Universität

Foto: Peter Kuntz

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Titelthem

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und der Übergangsnutzung als Studentenwohnheimentstanden dort Hörsäle, Lehrräume, Büros und La-bors. Als Vizekanzler war Klaus Hembach seit 1998für die Koordination des Projekts zuständig. ImApril 2003 wurde das neue Hörsaalzentrum einge-weiht und zugleich der Startschuss für den letztenBauabschnitt auf Campus II gegeben, der 2006 ab-geschlossen wurde.

Ohne neue Gebäude war dem wachsenden Raum-bedarf nicht beizukommen. Dank der Finanzsprit-zen aus den Konjunkturprogrammen konnte das Se-minarraum-Gebäude P gebaut und im Oktober 2009eingeweiht werden. Ein gutes Jahr später verließendie letzten Handwerker den Neubau des GebäudesN, das den Bedarf an weiteren Lehrräumen, Bürosund Labors linderte.

Ein weiterer Meilenstein war die Ende 2013 nachmehr als drei Jahren abgeschlossene und mit einemfinanziellen Aufwand von 5,1 Millionen Eurodurchgeführte Sanierung der Sporthallen und -an-lagen der Universität.

Insbesondere mit Blick auf problematische wirt-schaftliche Rahmenbedingungen und die langen Pla-nungs- und Realisierungsphasen in der Bauwirt-schaft kann Kanzler Klaus Hembach im BereichHochschulbau auf eine beachtliche Bilanz verwei-sen. Eine Vision ließ sich in seiner Amtszeit trotzzweier Anläufe allerdings nicht realisieren: ein For-schungsgebäude, in dem die Forschungsverbündeauch räumlich hätten zusammengeführt werden kön-nen. Hembach ist überzeugt, dass diese Maßnahmeneben der räumlichen Bündelung „auch die zentraleLösung für unsere Raumprobleme gewesen wäre“.

In der von ihm konzipierten „Bauleitplanung 2020“hatte er als Ziele für die Phase von 2016 bis 2020„Konsolidierung und Profilschärfung“ formuliert.Dieser nach wie vor gültigen Aufgabenstellungwird sich nun seine Nachfolgerin Dr. Ulrike Graß-nick widmen müssen.

Personal- und Organisationsentwicklung

Personalwesen und Organisationsstruktur warenweitere zentrale Themen in Klaus Hembachs Kanz-lerjahren. „Innerhalb der Verwaltung ging es darum,

An „Großbaustellen“ herrscht im Hochschul-management gemeinhin kein Mangel. Fürdie Amtszeit von Dr. Klaus Hembach als

Kanzler der Universität gilt das nicht nur im über-tragenen Sinn. Schon die Frühphase seiner Tätig-keit in der Hochschulleitung war von einer bedeu-tenden Baumaßnahme geprägt: Als Vizekanzlerkoordinierte er den Umbau des ehemaligen fran-zösischen Hospitals auf dem Petrisberg zum Cam-pus II der Universität. Es sollte nicht seine letzteUniversitätsbaustelle bleiben – im übertragenen wiewörtlichen Sinn.

Ein Rückblick auf die beherrschenden Themen sei-ner Kanzlerschaft:

Hochschulbau

Der Hochschulbau sollte Klaus Hembachs ständi-ger Begleiter bleiben, gekennzeichnet durch ein Ne-beneinander von Neubau und Sanierung. Währenddie nunmehr knapp 40 Jahre alten ersten Universi-tätsgebäude der Renovierung, Sanierung und ener-getischen Aufwertung bedurften, verlangte die stei-gende Zahl der Studierenden und Mitarbeiter nachzusätzlichen Räumen in neuen Gebäuden.

Das für das Erscheinungsbild der Universität in die-ser Zeit prägendste Bauprojekt war aus technischerSicht ein Sanierungsfall, aus politischem Blick-winkel ein Konversionsprojekt. Die Rede ist vonder Umgestaltung des früheren französischen Mi-litärhospitals „André Genet“ zum Campus II derUniversität. Nach der Übergabe des Gebäudes 1993

Am 28. Februar endet die Amtszeit von Dr. Klaus Hembach als Kanzler der Universität.Als Nachfolgerin des in Ruhestand tretenden langjährigen Verwaltungschefs wirdDr. Ulrike Graßnick die Aufgaben übernehmen. Die Feier zur offiziellen Amtsübergabewird am 20. Februar im Audimax der Universität stattfinden.

Ein kollegialer „Baustellen“-Manager„Kanzler-Dämmerung“ an der Universität: Klaus Hembach geht in Ruhestand

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Titelthema

die Versäulung der Abteilungen aufzubrechen unddie Kooperation untereinander zu intensivieren“,erläutert Hembach. Ein sichtbares Zeichen setzteer mit der Neustrukturierung der Abteilung für stu-dentische Angelegenheiten, in der die zuvor auf un-terschiedliche Bereiche verteilten Aufgaben zur Be-treuung der Studierenden gebündelt wurden.Institutionell verankert sind die Aufgaben der Per-sonal- und Organisationsentwicklung (POE) in denKanzler-Stabsstellen Personalentwicklung (inklu-sive Weiterbildung) und Organisation/Betriebsab-läufe/Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen.

Klaus Hembach hat einen „kooperativen Füh-rungsstil“ nicht nur postuliert, sondern praktiziert.In Arbeitsgruppen und Konferenzen hat er Funkti-onsträger in die Diskussion und in Entscheidungs-prozesse einbezogen. Auch die von ihm angesto-ßene Teilnahme am „Audit FamiliengerechteHochschule“ wurde kollaborativ in einer aus Mit-arbeitern unterschiedlicher Bereiche zusammenge-stellten Arbeitsgruppe vorbereitet.

Als der Kanzler im Juni 2002 in Berlin für die Uni-versität Trier die Urkunde als bundesweit erste „fa-miliengerechte Hochschule“ entgegennahm, warendamit Zielvereinbarungen verbunden, die für Stu-dierende und Mitarbeiter deutliche Qualitätsstei-gerungen nach sich zogen. Dazu zählten beispiels-weise die bessere Vereinbarkeit von Familienarbeitmit Prüfungsordnungen oder wissenschaftlicherQualifizierung, der Ausbau von Kinderbetreuungund familiengerechten Infrastrukturen, die Flexi-bilisierung von Arbeitszeiten (Einführung vonGleitzeit) und Arbeitsort (Telearbeit) oder Erleich-terungen beim beruflichen Wiedereinstieg. Derzeitlaufen die Vorbereitungen auf den insgesamt be-reits fünften Auditierungsprozess.

In drei Befragungen wurde die Arbeitssituation derMitarbeiter beleuchtet. Zuletzt führte die vom Kanz-ler geleitete Arbeitsgruppe POE im vergangenenJahr eine Umfrage zur Arbeitssituation und -zufrie-denheit unter den wissenschaftlichen Mitarbeiterndurch. Die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet.

Verwaltungsmodernisierung

Die Analyse von Geschäftsprozessen, Standardi-sierung von Abläufen und Verfahren oder Service-optimierung waren für den Kanzler und Verwal-tungschef weitere Dauerbaustellen. Modernisierungund Anpassung an die Erfordernisse und Ansprü-che an eine moderne Verwaltung beschäftigten ihninsbesondere in Zeiten wachsender Regulierungvon politischer und exekutiver Seite.

Neben der technischen, strukturellen und organi-satorischen Weiterentwicklung der Verwaltungs-einheiten sah es Klaus Hembach als eine Aufgabean, „in der Verwaltung ein stärkeres Selbstver-ständnis als Dienstleiter zu entwickeln“. Ein nichtzu unterschätzender Beitrag zu dieser Entwicklungwar eine räumliche Veränderung. Im Jahr 2003zogen die meisten Abteilungen vom ehemaligenKloster Olewig auf den Campus um. „Manche Mit-arbeiter hatten in Olewig über Jahre keinen Kon-takt zu Studierenden oder Kollegen. Die Präsenzauf dem Campus und die Nähe zu den Studieren-den und den wissenschaftlichen Mitarbeitern hatmaßgeblich zu einer Verbesserung des Dienstleis-tungscharakters beigetragen“, erinnert sich KlausHembach. Das Schlagwort „Kundennähe“ erhielteine neue Bedeutung.

Haushaltszyklen

Sparzwänge sind keine ausschließlich aktuelle Er-scheinung. „In den vergangenen Jahrzehnten hatsich in Abständen von fünf bis zehn Jahren immerwieder die Situation eingestellt, dass sich die Hoch-schulen nach der Decke strecken mussten“, blicktKlaus Hembach als Verantwortlicher für den Haus-halt auf bewegte Amtsjahre zurück. Als Ursachenfür die diversen Schieflagen sieht er konjunkturelleEinbrüche oder Veränderungen im Stellenwert vonWissenschaft und Forschung in der jeweiligen po-litischen Umgebung.

In Hembachs Amtsperiode musste die UniversitätTrier bereits zwischen 2002 und 2005 ein größeresSparpaket schnüren. Die seit 2012 laufenden Spar-maßnahmen sind Folge von verschiedenen politi-schen Maßnahmen und Entwicklungen. Das Kern-problem der Hochschulfinanzierung, so Hembach,seien weniger Liquiditätsengpässe als ein hohesPlanungsrisiko. Der wachsende Anteil der Finan-zierung durch Programm-Mittel steigere die Un-wägbarkeiten in der Haushaltsplanung.

Strukturdebatten

Die seit 2012 geführte und fortdauernde Struktur-debatte verdeckt, dass strukturelle Neukonzeptio-nen schon in früheren Jahrzehnten an der Univer-sität Diskussionsgegenstand waren. Sie fanden seit1989 in unterschiedlichen Papieren zu Entwick-lungsperspektiven ihren Niederschlag, zuletzt inden durch den Hochschulrat begleiteten Entwick-lungsperspektiven 2020. „Häufig wird übersehen,dass die Universität zwischen 2004 und 2010 einengravierenden Generationswechsel durchlief unddaher erhebliche strukturelle Veränderungen meis-

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Titelthem

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tern musste. Innerhalb eines kurzen Zeitraums gingrund die Hälfte der Hochschullehrer in Ruhestandoder wechselte zu anderen Universitäten. GanzeFächer mussten unter erheblichem Zeitaufwandneu aufgebaut werden“, erinnert sich Klaus Hem-bach.

Auslöser der aktuellen Strukturdebatte waren ab-sehbare Probleme in der Sicherung des Haushalts.Die Hochschulleitung war überzeugt, dass „dieUniversität ab 2014/2015 vor Engpässen stehenwird, die sie aus eigener Kraft kaum noch bewäl-tigen kann“, so Präsident Michael Jäckel. Durchein Moratorium auf die Besetzung unbefristeterStellen erkauften sich Senat und HochschulleitungZeit, um ohne Druck inhaltliche und organisatori-sche Strukturen an der Universität auf den Prüf-stand zu stellen und nachhaltige Kursveränderun-gen diskutieren und einleiten zu können.

Als Beitrag zur Strukturdebatte forderte KanzlerHembach auch von der Verwaltung eine Debatteund Ideen-Findung ein. Die Verwaltung ist auch inder Zentralen Strukturkommission vertreten, die imJuli 2012 ihren ersten Zwischenbericht vorlegte.Auch in der Verwaltung finden die in der Zentra-len Strukturkommission erarbeiteten und im Feb-ruar 2013 vom Senat beschlossenen MaßnahmenAnwendung.

Peter Kuntz, Pressestelle

Der in Bergisch-Gladbach geborene KlausHembach studierte in Köln Volkswirtschaft,Soziologie und Politikwissenschaft und ab-solvierte in Karlsruhe ein Aufbaustudium inRegionalplanung und Regionalwissenschaft.1976 kam er als wissenschaftlicher Mitarbei-ter in der VWL erstmals an die UniversitätTrier. Von 1982 bis 1987 war er im Planungs-dezernat der Universität Essen tätig, bevor er1987 als Referent des Fachbereichs IV undspäter als Controller an die Universität Trierzurückkehrte. Von 2001 bis 2006 war er alsVizekanzler mit den Aufgaben des Kanzlersbetraut. Nach dem Ende eines langwierigenKonkurrentenklage-Verfahrens wurde er imAugust 2006 vom damaligen Ministerpräsi-denten Kurt Beck zum Kanzler der Universi-tät Trier ernannt. Klaus Hembachs Amtszeitendet am 28. Februar 2014.

Vita Dr. Klaus Hembach

SpontanKlaus Hembach zu …:

Geißbock „Ein Silberstreif am Horizont“

Fastnacht oder Karneval? „Beides Vergangenheit“

Anden 1 „Tief durchatmen“

Gärtner „Spät berufen“

Raucherecke „Ohne Leidensdruck“

Anden 2 „Langsam auftauen“

Mensa-Lieblingsessen „Linsensuppe“

Tipps für Nachfolgerin „Ich werde mich hüten“

Schönster Flecken der Uni „Mittäglicher Rundgang um den See“

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Fachbereiche, Fächer, Institute

Die Germanistische Institutspartnerschaft zwi-schen Trier und Xiamen startete im Januar2013 nicht voraussetzungslos. Im Kontext

der Städtepartnerschaft und der Kooperation zwi-schen den beiden Universitäten begannen schon seit2009 Kontakte zwischen dem Germanistischen In-stitut der Universität Xiamen und dem FachteilDeutsch als Fremdsprache (DaF) der Trierer Uni-versität zu wachsen. Gemeinsame Aktivitäten wieStudierendenaustausch, Teilnahme am Internatio-nalen Ferienkurs und Teletutorien entwickelten sichund mündeten 2013 in einer durch den DeutschenAkademischen Austauschdienst (DAAD) geför-derten Germanistischen Institutspartnerschaft.

Im Zentrum dieser Partnerschaft stand und steht diein enger Verbindung mit der Trierer Germanistikstattfindende Stärkung und Profilierung des ger-manistischen Studiengangs an der Universität Xia-men zu einem in seinen germanistischen Kernin-halten Sprache-Literatur-Kultur substanziellen undsich an die Forschungslandschaft in Deutschlandanschließenden konkurrenzfähigen auslandsger-manistischen Studiengang.

Von der Institutspartnerschaft sollten Lehrkräfte wieStudierende gleichermaßen profitieren. Deshalbwurde von Anfang an ein besonderes Augenmerkauf die Intensivierung des Studierendenaustauschsund auf Forschungs- und Lehraufenthalte chinesi-scher und deutscher Hochschullehrer und Nach-wuchswissenschaftler gelegt.

Schwerpunkte der Partnerschaft

1. Austausch von Studierenden

Zum Kern der Partnerschaft gehört der Studieren-denaustausch wie die kontinuierliche Förderungleistungsstarker Studierender durch Semestersti-pendien. Seit dem Wintersemester 2009/10 könnenfünf chinesische Germanistikstudenten das dritteStudienjahr in Trier absolvieren. Die Förderung vonStudierenden in dieser fortgeschrittenen Phase desStudiums hat sich überaus bewährt und ist zu einemattraktiven Bestandteil des Xiamener BA-Studien-gangs (3+1-Modell) geworden.

Für die spezifischen Studienbedürfnisse haben dieProjektverantwortlichen beider Seiten (Prof. FangHuosheng, Prof. Peter Kühn und Dr. Renate Freu-denberg-Findeisen) ein tragfähiges Curriculum er-arbeitet. Obwohl der Studierendenaustausch erstseit vier Jahren stattfindet, sind schon jetzt erste po-sitive Wirkungen erkennbar. So liegen die Xiame-ner Germanistikstudierenden bei den landesweitenPrüfungen im ersten Drittel und besonders vieleAustauschstudenten konnten für einen MA-Studi-engang angenommen werden oder interessanteStellen auf dem Arbeitsmarkt finden.

2. Forschungs- und Qualifizierungsaufenthaltechinesischer Hochschullehrer und Lehrkräfte

Ein weiterer zentraler Aspekt der Institutspartner-schaft ist der wissenschaftliche Austausch. So weil-

Von der Partnerschaft profitieren beide SeitenGermanistische Institute in Trier und Xiamen kooperieren seit einem Jahr

Im Januar 2013 startete die Germanistische Institutspartnerschaft zwischen denUniversitäten Trier und Xiamen. Schon nach dem ersten Jahr lässt sich festhalten, dasssich die Partnerschaft vorzüglich zum gegenseitigen Nutzen entwickelt hat. Sie ist zwarein kleines, den Beteiligten aber sehr wichtiges und gut funktionierendes Beispiel fürdeutsch-chinesische Zusammenarbeit. Was wurde bisher erreicht?

Studierende aus Xiamen werden an der Universität Trier unter anderem von Hilfskraft Mona Teusch betreut.

Foto: Peter Kuntz

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Fachbereiche, Fächer, Institute

ten im Sommer und Herbst 2013 Prof. Fang Huos-heng und Pang Ronghua, M.A. für mehrere Monatein Trier. Prof. Fang Huosheng ist kontrastiver Li-teraturwissenschaftler und beschäftigt sich in sei-nen Forschungen, die Teil eines größeren fächer-übergreifenden Projekts an der Universität Xiamenzum Chinabild im Westen sind, mit dem Thema„Chinesische Elemente in der deutschen Literaturin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus derPerspektive der Krise und Rekonstruktion der west-lichen Modernität“. Im Fokus stehen dabei Werkevon Hermann Hesse und Elias Canetti. Pang Rong-hua ist Linguistin und bereitet ihr Promotionspro-jekt vor, das sich mit textlinguistischen und text-kulturellen Aspekten von Fachtextsorten imdeutsch-chinesischen Vergleich befasst.

3. Gastlehraufenthalte von Trierer Wissen-schaftlern an der Universität Xiamen

Ein außerordentlicher Stellenwert kommt in derPartnerschaft auch den Gastlehraufenthalten vonTrierer Wissenschaftlern in Xiamen zu, könnendoch über diese Möglichkeit Kerninhalte im Xia-mener Studiengang gestärkt und vertieft wie auchLücken gefüllt werden. Im ersten Jahr der Partner-schaft gab es Lehraufenthalte zur Linguistik, Neue-ren deutschen Literatur und Deutsch als Fremd-sprache. So unterrichtete Kerstin Kuck, M.A. im

„Ich habe erwartet, dass das Studium inDeutschland sehr schwer wird, weil ichvielleicht nicht alles verstehen kann.“

„Ich war mir sicher, dass es an der Uni Trierviel mehr Bücher geben wird, vor allem imFach Germanistik. Und das ist auch so!“

„Der Arbeitsaufwand für die Seminare ist sehrhoch, denn man muss sehr viel Textvorbereiten und viel selbstständig lernen.“

Studierende aus Xiamen zu Erwartungen, Zielen und Eindrücken Doktorandin Ronghua Pang zu ihren Erfahrungen„Die Sinologen in Deutschland haben viel we n -iger sprachpraktische Kurse als die Deutsch ler nerin China. Es gibt auch di daktische Unterschiedebei den Seminaren. Die deutschen Studentenarbeiten gleichzeitig wissenschaftlich, wenn sieChinesisch lernen. In China kon zen trieren sichdie Deutschlerner in den ersten vier Semesternnur auf die Sprache. Ich habe viele theoretische Ansätze in DaFkennengelernt und viele praktische Unter richts -ansätze gesehen, die ich gerne in Chinaaus probieren möchte.

Im Rahmen des wissenschaftlichen Austauschs weilte imvergangenen Jahr der Literaturwissenschaftler Prof. FangHuosheng in Trier. Dr. Renate Freudenberg-Findeisen leitetdas Teletutorium und war bereits als Gastdozentin in Xiamen.

Juni und Juli 2013 für das zweite und dritte Studi-enjahr Grundlagen der Semantik und interkulturelleSemantik. Dr. Irina Gradinari, die ebenfalls im Juniund Juli 2013 in Xiamen weilte, wählte zwei kul-turwissenschaftlich-germanistische Schwerpunkte.Das Seminar von Dr. Renate Freudenberg-Findei-sen im September 2013 widmete sich der wissen-schaftlichen Haus- bzw. Abschlussarbeit.

4. Förderung von Studienaufenthalten deut-scher Studierender

2013 waren Andreas Osterbrink und Anna Rosen-baum als Austauschstudierende in Xiamen. Beidestudieren Sinologie in Verbindung mit DaF undkonnten somit in Xiamen ihr sinologisches Studiumdurch Lehrveranstaltungen wie Sprachkurs vertie-fen als auch ein Fachpraktikum DaF am Germa-nistischen Institut absolvieren.

5. Verstetigung des Teletutoriums zum wis-senschaftlichen Schreiben und Initiierungeines daraus hervorgehenden gemeinsamenForschungsvorhabens

Neben den Lehrexporten stärkt auch das Teletuto-rium zum wissenschaftlichen Schreiben, das imSommersemester 2013 bereits zum vierten Maldurchgeführt wurde, die germanistische Ausbildungin Xiamen. Das Teletutorium ist Teil eines BlendedLearning Arrangements; die Kursorganisation er-folgt über die Lernplattform StudIP.

Zum Teletutorium gibt es an der Universität Trierim Fachteil DaF seit etlichen Jahren eine wissen-schaftliche Begleitforschung, die sich zunächst me-thodisch-didaktischen Aspekten des e-vermitteltenLehrens und Lernens gewidmet hat. Ein Ergebnisder bisherigen Tutorien ist auch ein sehr reiches Da-tenmaterial an Lernertexten. Deshalb wird derzeitin Zusammenarbeit mit Xiamen wie der Sinologie(Prof. Liang) und Linguistischen Datenverarbei-tung (Dr. Sven Naumann) ein gemeinsames For-schungsvorhaben zu textkontrastiven und texter-werblichen Aspekten von Textmusterkompetenzchinesischer Deutschlerner erarbeitet.

Dr. Renate Freudenberg-Findeisen, Deutsch als Fremdsprache

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Fachbereiche, Fächer, Institute

oder „Weg“ schon Euphemismen sind. Und in derLuft hängt der Verbrennungsgestank von Plastik-müll. Nairobis Slums repräsentieren die Architek-tur der Hoffnungslosigkeit.

Hat dieses Land eine Zukunft? Oder sind die zahl-reichen fröhlichen Kinder gerade in den Slums nurdie Beschäftigungslosen von morgen? Offensicht-lich ist die klassische Politik machtlos gegenüberdem fatalen Netz aus Armut, Elend, Gier und Kor-ruption – in diesem Land und vielleicht in ganzAfrika. Und zweifellos ist einem Politiker, der dieWahlen mit ganz offen gekauften Stimmen ge-winnt, keine effektive Bekämpfung von Miss-brauchs- und Schattenwirtschaft zuzutrauen. Essind andere Personen und Einrichtungen, die Hoff-nungen wecken.

Zum Beispiel das „Green Belt Movement“ der2011 verstorbenen Friedensnobelpreisträgerin Wan-gari Maathai. Sogar der ortskundige Fahrer muss

Es holpert und poltert. Der Geländewagen ent-wickelt sich zum Spürhund für Schlaglöcherund schüttelt Insassen samt Fahrer gehörig

durch. Das Durchschnittstempo liegt ungefähr bei15 Stundenkilometern. Da tut sich Hektik imSchneckentempo auf, eine seltsame Verbindung auseuropäischem Geschwindigkeitsdrang und der Mi-schung von Gelassenheit und Improvisationstalent,die die Trierer Exkursionsteilnehmer in Afrika häu-figer erleben werden.

Die Trierer Gruppe war nicht interessiert an denKlischees der Sandstrände mit dem immergleich-idyllischen Sonnenuntergang und alkoholischemCocktail. Es ging um die gelebte Realität in Kenia.Und die erwies sich als anstrengend, aber auch er-giebig für das gemeinsame europäische Selbstver-ständnis. Was da so schüttelte, war keineswegs einegottverlassene Dorfstraße, sondern die Ausfall-straße von Nakuru, drittgrößte Stadt in Kenia, inder sich an die 600.000 Einwohner drängen. Für diehat die löchrige Straße nur einen Vorzug – auch dieTouristenfahrzeuge fahren so langsam, dass sichgewissermaßen en passant ein Souvenir-Handel ab-schließen lässt.

Da stehen sie, gereiht am Straßenrand, mit ihrenimprovisierten Ständen, bieten an, was sich über-haupt verkaufen lässt – von Tomaten und Zwiebelnüber teils selbst gebastelte, teils offenbar indus-trielle Schmuckstücke bis hin zu Mobiliar, bei demSärge eine makabre Prominenz genießen. Ob derVerkauf wirklich etwas einbringt oder nur Ausdruckreiner Verzweiflung ist – welcher Besucher ausEuropa kann das schon beurteilen.

Nairobi. Eine ganz normale Großstadt, sollte manmeinen. Hochhäuser, mehrspurige Straßen, Super-märkte mit Wachpersonal, Hektik. Während aufdem Land viele herumstehen und offenbar auf Be-schäftigung warten, wirken die Menschen in denStraßen der Hauptstadt eilig, ja gehetzt. Das be-drängendste Problem ist in diesem Stadtbild aller-dings gar nicht präsent – Nairobis Slums. Da hau-sen 75 Prozent der Stadtbevölkerung auf gerademal fünf Prozent der Fläche. Sie hausen in herun-tergekommenen Wellblech-Unterständen an stau-bigen Durchlässen bei denen die Begriffe „Straße“

Die Vision vom besseren LebenSenioren-Arbeitskreis an der Universität auf Exkursion in Kenia

17 Personen haben sich nach Ostafrika aufgemacht, ein Senioren-Arbeitskreis an der Tri-erer Universität unter der Leitung des jetzt in der Politikwissenschaft wirkenden Lehr-beauftragten und Aktiv-Seniors Johannes Michael Nebe. Er hat nicht nur ein Studenten-Projekt in Nairobi mit Deutschen und Kenianern auf den Weg gebracht, sondern zeitgleichdie Seniorengruppe formiert, sie in Themen-Vormittagen vorbereitet und mit den not-wendigen Informationen versorgt.

Kommt aus den Slums von Nairobi und engagiert sich jetztfür die Menschen dort: John Wesonga Mang’eni.

Fotos: Birgit Möller-Scherf

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Fachbereiche, Fächer, Institute

Masai Mara mit der überwältigenden Wildlife-Sze-nerie, der grünen Tee-Region um Kericho und denletzten Resten eines tropischen Regenwaldes desKakamega Forest im Westen Kenias und der un-säglichen Armut in den Slums von Nairobi sind füruns Deutsche schwer zu ertragen. Die unzähligenFacetten zwischen Glanz und Elend wollen sich garnicht vertragen mit dem gewohnten Wohlleben beiuns zu Hause.

Unverständlich war für alle, warum es keine über-zeugende Politik in Kenia gibt, die sich am Wohlder breiten Bevölkerung ausrichtet und die Ju-gendarbeitslosigkeit hingenommen wird – immer-hin sind 80 Prozent der Bevölkerung unter 35 Jahrealt, bildungshungrig und überwiegend arbeitslosund ohne Lebensperspektive. Hier wächst ein be-drohliches Potenzial heran, dem die Regierunggrößte Aufmerksamkeit schenken müsste, sich je-doch lediglich ihrer eigenen Stammesklientel ver-

pflichtet fühlt. Arm undReich driften so immer wei-ter auseinander, und eine Ver-söhnungspolitik zwischenden über 40 verschiedenenEthnien ist kaum erkennbar.Angesichts dieser Situationeint die Exkursionsteilneh-mer die eine Hoffnung: Dassin Kenia bald echter Friedeeinkehrt und auch die jüngs-ten Terroranschläge das Landnicht weiter destabilisieren.Die herzlichen Menschenverdienen eine Wende zumBesseren.

Dr. Martin Möller, Teilnehmer der Exkursion

suchen, um den Sitz der Einrichtung an der Peri-pherie Nairobis zu finden. „Die Regierung mag unsnicht“, erklärt ein Mitarbeiter. Und fügt hinzu, dasssich Schulungsteilnehmerinnen oft nur nachts he-ranschleichen – aus Furcht vor Repressalien. Er-neuerung der bedrohten Natur und Bildung derArmen und Ärmsten – auf diesen Beinen steht das„Green Belt Movement“. Ob die Einrichtung damittatsächlich etwas bewirkt oder vorläufig nur macht-los Zeichen setzt?

Aber selbst in den Slums ist nicht alle Hoffnung ver-loren. John Wesonga Mang‘eni hat sich aus demElend herausgearbeitet und schreibt jetzt bei Johan-nes Michael Nebe seine Masterarbeit an der Keny-atta University. Er präsentiert mit Stolz, was sogarunter den schlimmsten Bedingungen möglich ist –Schule für die Kinder, einfache Beschäftigung fürdie Arbeitslosen, Miteinander und Solidarität geradeunter den Frauen. Der Kontrast ist frappierend: wäh-rend die Behausungen von der allerprimitivstenSorte sind, leben darin erstaunlich gut aussehende,saubere, teilweise adrett gekleidete Menschen. Undwas sie den Gästen zum Kauf anbieten, würde auchin Europa in die Rubrik „Kunsthandwerk“ fallen.Nein, sie wollen keine Almosen, erklären sie, son-dern geben und nehmen, einen Austausch auf Au-genhöhe. Und dann lachen sie, tanzen mit den Be-suchern. Und die Kinder nehmen die Fremden an dieHand und lassen sich ein Stück weit führen – viel-leicht doch mit der Vision vom besseren Leben.

Es war hart und oft bedrückend, die WirklichkeitKenias zu erleben. Die Erkenntnisse daraus fallenkeineswegs einhellig aus. „Ich habe jetzt mehr Fra-gen als Antworten”, sagt ein Teilnehmer. Die Ge-gensätze zwischen der einzigartigen Natur der

Lachende Kinder, ungewisse Zukunft in den Slums von Nairobi.

Die Exkursionsteilnehmer am Äquator.

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Fachbereiche, Fächer, Institute

Im November 2013 widmete sich die Veranstal-tung der Neuordnung der Anforderungen an In-dustrie-Kläranlagen zwischen EU-Industrie-

emissionenrichtlinie und novellierter prioritärerStoffliste, einem exemplarischen Kernthema desKonflikts zwischen Gewässerschutz und Gewäs-ser nutzung.

Auf freundliche Einladung der Kanzlei DLA PiperKöln trafen sich wieder über 50 interessierte Was-serrechtler aus Hochschulen, Behörden, Unterneh-men, Kanzleien und Verbänden, um mit den Vor-trägen von Ministerialrat Hermann Spillecke,Umweltministerium Nordrhein-Westfalen, und Dr.

Robert Weitz, Currenta GmbH & Co. OHG, dieStandpunkte verschiedener Beteiligter zu hören.

Der angeregten Diskussion über die neuen europa-rechtlichen Anforderungen an die Beseitigung in-dustrieller Abwässer schloss sich ein kölsches Büf-fet an, das nicht zuletzt der Vertiefung derGespräche und Kontakte diente. Der kommendeGesprächskreis wird in Zusammenarbeit mit demBundesministerium für Umwelt, Naturschutz undReaktorsicherheit eine Bestandsaufnahme nach denersten fünf Jahren des neuen Wasserhaushaltsge-setzes unternehmen und im März 2014 in Bonnstattfinden.

Mittlerweile zum 25. Mal lud das im Jahr 2006 errichtete Institut für Deutsches und Eu-ropäisches Wasserwirtschaftsrecht an der Universität Trier zu einer Gesprächsrunde einüber aktuelle wasserrechtliche Fragen. Mit der Veranstaltungsreihe, die an wechselndenOrten im gesamten Bundesgebiet stattfindet, begleitet das Institut die Entwicklung desWasserrechts am Beispiel ausgewählter aktueller Einzelthemen, die im Dialog von Wis-senschaft und Praxis erörtert werden.

Neue Anforderungen an Industrie-KläranlagenGesprächskreis des Instituts für Deutsches und Europäisches Wasserwirtschaftsrecht

Die Anforderungen des Europarechts an die Beseitigung von Industrieabwässern wurde angeregt diskutiert.

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Fachbereiche, Fächer, Institute

Unter dem Rahmenthema der XIII Settimana„L’Italia dei saperi – Das Italien des Wissens“ wurden Themen behandelt wie

Innovationen in der italienischsprachigen Migrati-onsliteratur und ihrer Erforschung; regionale wirt-schaftliche Exzellenz am Beispiel der Region Marche sowie neuere Entwicklungen in der Fach-didaktik des Italienischen an Schulen und Hoch -schulen, in der Weiterbildung und in der Er wach-senenbildung. Die Vorträge hielten Wissenschaftlerbzw. Autoren aus Italien (Università di Macerata:Carla Carotenuto und Michaela Meschini; Univer-sità di Urbino: Massimo Ciambotti), aus Deutsch-land (Universität Trier: Mara Onasch, Maria LuisaCaldognetto und Laura Campanale) sowie Luxem-burg (Silvio Grilli).

Die Diskussionen im Anschluss an die Vorträgewurden von zahlreichen diskussionsfreudigen Teil-nehmern (Studierende der Universität Trier sowieGäste aus Deutschland, Luxemburg, Frankreichund Italien) nicht nur verfolgt, sondern auch aktivgestaltet. Angesichts der erneuten Virulenz des Mi-grationsproblems fand die Bestandsaufnahme undBewertung der italienischen Migrationsliteratur einlebhaftes Echo. Die Präsentation der Region Mar-che in Italien als Beispiel für eine regionale wirt-schaftliche Exzellenz war nicht nur ein interessan-tes wissenschaftliches Fallbeispiel, sondern erlangtedurch die seit über 50 Jahren bestehende Städte-partnerschaft zwischen Trier und Ascoli-Picenoauch eine hiesige lokale Bedeutung. Die Städte-

partnerschaft wurde im vergangen Jahr durch eineErasmuspartnerschaft zwischen den UniversitätenTrier und Macerata erweitert.

In Form eines Runden Tisches, der von HermannKleber (Universität Trier) moderiert wurde, fandein reger Austausch über die Innovationen in deritalienischen Fachdidaktik statt, mit Beiträgen vonSabine Pfaffenholz (Pädagogisches LandesinstitutRheinland-Pfalz für Lehrerfort- und Weiterbil-dung), Andrea Klinkner (Staatliches Studiensemi-nar Trier), Benjamin Berend (Bildungswissen-schaften Universität Trier) und Adriano Cristiano(Volkshochschule Trier und Sprachenzentrum derUniversität Trier).

Ende und zugleich Höhepunkt der Veranstaltungwar die Vernissage der Ausstellung „Il canto dellaterra“ im Theater in Trier mit Werken der KünstlerFrancesca Cataldi, Anna Esposito, Daniel Hees undWalter Kratner. Nur durch die reibungslose Zu-sammenarbeit der Stiftung Claudi mit dem TheaterTrier konnte diese Ausstellung realisiert werden,die bis zum 17. Dezember zu sehen war.

Die „Settimana della Lingua Italiana nel Mondo2013“ wurde insgesamt von mehr als 160 Personenaus der Großregion Trier besucht und bezeugt dassteigende und rege Interesse an der italienischenSprache und Kultur, sowie den enormen wirt-schaftlichen und kulturellen Reichtum Italiens, ge-rade und wegen seiner großen Diversifikation.

Italien des Wissens – Entdeckung und InnovationMigrationsliteratur, wirtschaftliche Exzellenz und Fachdidaktik prägten die „Settimana“

Dem Italien des Wissens widmete sich die “XIII Settimana della Lingua Italiana nelMondo” vom 14. bis 17. November an der Universität Trier. Veranstalter war der Fachbe-reich II/Romanistik in Zusammenarbeit mit dem Theater und der Volkshochschule Trier,dem Verein Convivium (Luxemburg), der Kulturstiftung Claudi (Italien), dem KulturvereinApriti Sesamo (Luxemburg) und dem Verein Marchigiani di Lussemburgo.

Ein Höhepunkt der „Settimana della Lingua Italiana nel Mondo 2013“ war die Ausstellung „Il canto della terra“ imTheater Trier, hier ein Foto von der Eröffnung.

Foto: Dominik Kornadt

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Fachbereiche, Fächer, Institute

Das Atelier gleicht einer Bühne – überall Mal-und Zeichenwerkzeuge, große und kleineStaffeleien, die sich an der Wand entlangrei-

hen, zahlreiche Mappen, Lampen und Strahler. Ha-rald Naegeli empfängt uns mit einem Lachen undlädt zu Kaffee, Nüssen und Schokolade. Aufgeregtund neugierig versammeln wir uns um den Schwei-zer Künstler, der uns durch seine Werkstatt führt.Mit Begeisterung lässt er uns am Entstehungspro-zess seiner „Urwolken“ teilhaben, läuft von einerStaffelei zur nächsten, erklärt und beschreibt. Plötz-lich öffnet er Schubladen, in denen sich noch mehrverbirgt. Tierzeichnungen, große und kleine Land-schaften, Radierungen und Aquarelle. Es wird einlanger Abend im Düsseldorfer Atelier, mit vielenFragen, Erzählungen und dem Ausblick auf eineAusstellung, die größer werden soll, als anfänglichgeplant.

Es ist ein besonderes Projekt das Studierende derKunstgeschichte an der Universität Trier im Rah-men des Seminars „Kunst im öffentlichen Raum –Street Art“ realisieren. Dr. Gabriele Lohberg, Lei-terin der Europäischen Kunstakademie, Trier, nenntes einen „Glücksfall, dass das Seminar mit einem

Künstler internationaler Bedeutung zusammenar-beiten konnte. Dr. Anette Michels, Kustodin derGraphischen Sammlung am KunstgeschichtlichenInstitut der Universität Tübingen, stellte den Kon-takt zu Harald Naegeli her. Sie begleitet dessenWerk seit langem und stellte das vollständige Ra-dierwerk des Künstlers aus den Jahren 1989 bis1998 aus dem Besitz der Graphischen Sammlungals Leihgabe für eine Ausstellung in der Kunsthalleder Europäischen Kunstakademie zur Verfügung.

Unter Anleitung von Gabriele Lohberg und Dr. Ste-phan Brakensiek, Kustos der Graphischen Samm-lung des Fachs Kunstgeschichte an der UniversitätTrier, wurde die Theorie zur Praxis. Vier Arbeits-gruppen wurden gebildet, deren Themenfelder sichin Vortrag, Öffentlichkeitsarbeit, Katalog und Aus-stellung unterteilen lassen. Mit der unermüdlichenHilfe von Tutorin Claudia Klein fanden die Ar-beitsgruppen auch außerhalb des Seminars Gehörund tatkräftige Unterstützung.

Gleich einem Sprung ins kalte Wasser galt es, bin-nen kürzester Zeit einen Vortrag Harald Naegelisin der Europäischen Kunstakademie als Auftakt der

Studierende haben im Rahmen des Seminars „Street Art“ in Zusammenarbeit mit derGraphischen Sammlung des Fachs Kunstgeschichte der Universität Trier und der Euro-päischen Kunstakademie Trier eine ungewöhnliche Ausstellung realisiert. Sie zeigt Zeich-nungen und Radierungen des Künstlers Harald Naegeli, der als „Sprayer von Zürich“ bekannt wurde.

„Die schönste für mich gemachte Ausstellung“Harald Naegeli, der „Sprayer von Zürich“, zeigte sich begeistert

Vernissage in der Kunsthalle

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Fachbereiche, Fächer, Instituteim Januar folgenden Ausstellung zu planen und um-zusetzen. Der damit verbundene Besuch Naegelisin Trier wurde zu einem intensiven Erlebnis. Immerzur Hand ein großes Skizzenbuch, begleiteten dieStudierenden Harald Naegeli beim Einfangen sei-ner Impressionen von Porta Nigra, Dom, Liebfrau-enkirche oder Universitätsgelände. „Das gefällt mir,das zeichne ich“, erklärte er den Studierenden undermunterte zu Fragen und Beobachtung. Schon jetzterhofften sich die Studierenden mehr für die Aus-stellung: „Könnten wir nicht auch das Skizzenbuchbei der Ausstellung zeigen?“

Bei einem zweiten Besuch in seinem Atelier inDüsseldorf nahmen die Wünsche nach einer Aus-weitung des Konzepts Formen an. Auch sein Le-benswerk, die „Urwolke“, sollte die Ausstellung er-weitern, hinzu kamen kleine Landschaften,Tierzeichnungen und Impressionen. „Wie es euchgefällt“, schien hier das Motto, denn ohne großeMühen durften Mitglieder der Ausstellungsgruppeunter zahlreichen Zeichnungen wählen. Mit be-sonderer Leidenschaft begeisterte sich ClaudiaKlein für die großen Landschaften und erhielt mitviel Überredungskunst eine Zusage.

Eine Auswahl war getroffen und für den Katalogblieb nur noch wenig Zeit. Tage mit Schreiben,

Korrekturlesen, Überarbeiten und wieder Korri-gieren verlangten der Kataloggruppe und den Au-toren jede freie Minute ab. Mit viel Mühe entstandnach tagelanger Arbeit ein kleines Kunstwerk auf162 Seiten.

Jetzt mussten Ideen der Gestaltung in der Kunst-halle der Europäischen Kunstakademie in die Tatumgesetzt werden. Die Ausstellungsgruppe entwarfPläne, arrangierte, passepartourierte und rahmte.Vitrinen wurden organisiert und immer wieder um-gestellt. In der Gemeinschaft verlor man sich allzuoft in Diskussionen über Unstimmigkeiten, aberauch das gehörte dazu. Über allem wurde letztend-lich mit Aufregung Harald Naegeli erwartet undalle Sorgen verflogen mit seinem positiven Urteil.„Die schönste Ausstellung, die jemals für mich ge-

macht wurde“, tönte es durch die Kunsthalle undHarald Naegelis Worte wurden mit dem Erfolg derAusstellungseröffnung am folgenden Abend bestä-tigt.

„Die Vernissage meiner Ausstellung auf der Euro-päischen Kunstakademie in Trier war für mich undfür viele Freunde eine große Freude. Meine Ur-wolke wurde vorgestellt ebenso die Landschaft-und Tierzeichnungen sodann Tusch-/Kohlezeich-

nungen. Ich gab eine Perfor-mance zusammen mit einemPercussionisten zum Besten,aber am Schluss wollte ichauf die Straße und zog einelange rote Linie, das war dasBeste überhaupt“, berichteteHarald Naegeli in seinen letz-ten Grüßen.

Anna Leis, Studentin und Mitglied derAG Öffentlichkeitsarbeit

Die Ausstellung „Harald Naegeli – Zeichnenim Raum“ ist noch bis zum 12. Februar 2014in der Kunsthalle der Europäischen Kunst-akademie (Aachener Straße 63, Trier) zusehen.

Öffnungszeiten: Dienstag–Sonntag, 11–17 Uhr, Eintritt frei

→ www.eka-trier.de

Weitere Informationen

Blick in Naegelis Düsseldorfer Atelier.

Harald Naegeli auf dem Uni-Campus.

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Amerikaner und die immer noch stark wirkendenFolgen des 11. September. Somit sah sich Kolb mitder Herausforderung konfrontiert, eine kritischeund anspruchsvolle Berichterstattung zu liefern, diejedoch auch die Interessen und Bewertungs-maßstäbe des deutschen Publikums im Blick be-hielt. Diese Maßstäbe unterscheiden sich maßgeb-lich vor allem in den zivilgesellschaftlichenAuffassungen von Begriffen und Konzepten wieFreiheit oder dem Wohlfahrtsstaat. Im Laufe seinesVortrags illustrierte Kolb diese Herausforderungmit Ausschnitten aus seinen Artikeln und erläuterte,aus welchen Gründen bestimmte Headlines oderThemen ausgewählt und veröffentlicht wurden.

Zum Abschluss betonte Kolb auch die positiven As-pekte des Landes, die oft in einer deutschen Be-richterstattung untergehen, die von amerikanischgeführten Kriegen, dem für viele Deutsche unver-ständlichen Kampf um die Gesundheitsreform oderDebatten zum Waffenbesitz und aktuell zur NSAdominiert wird. Hierzu zählte er kulturelle Güter,die vor allem in Europa hohen Anklang finden(Musik, Film und Fernsehen, Kunst), aber auch dieQualität der Hochschulen, die technologischen Ent-wicklungen und ebenso die Medienentwicklung in-nerhalb der USA. Amerika sei daher immer nochdas unangefochtene Zukunftslabor und amerikani-sche Produkte und kulturelle Güter stoßen immernoch auf enormes Interesse auf der anderen Seitedes Atlantiks. Kolb betonte, dass man auch dieseSeite der USA als Korrespondent adäquat in seinenBerichten wiederspiegeln muss, schließlich sei maneine Mischung aus Übersetzer und Botschafter fürein Land.

Die Veranstaltung erfolgte in Zusammenarbeit mitder Stadtbibliothek Trier und der Deutsch-Ameri-kanischen Gesellschaft Trier.

„Ein Kontinent, der sich als Land tarnt.” Diese Be-schreibung der USA von Matthias Kolb, der 15 Mo-nate in Amerika verbrachte und von dort ausgiebigüber die Präsidentschaftswahl 2012 berichtete,sollte den Zuhörern im gefüllten Saal der Stadtbi-bliothek Trier die Vielschichtigkeit und vor allemdie Komplexität des Landes verdeutlichen. Denn,so Kolb, viele Deutsche hätten ein oftmals sehr kli-scheehaftes Verständnis von amerikanischer Poli-tik und Kultur und keine genaue Vorstellung vonden lokalen Unterschieden, Besonderheiten und Ei-genheiten dieses großen Landes. Daher bestimmenhäufig oberflächliche Narrative die deutsche Be-richterstattung über die USA, z.B. wird oftmals ein-seitig negativ über die Rolle der Republikaner be-richtet, ein direkter Parteienvergleich zwischen denParteien beider Länder angestellt obwohl politischeParteien in den USA weitaus anders strukturiertsind als in Deutschland, oder das politische Systemder USA stark vereinfacht oder verallgemeinernddargestellt. Aufgrund der Omnipräsenz amerikani-scher Kulturgüter und Nachrichten halten sichzudem viele Leser selbst schon für Experten wasdie amerikanische Gesellschaft betrifft. Kolb gabfreimütig zu, dass auch er sich für einen gutenUSA-Kenner hielt, bevor er in die USA reiste umdort als erster Online-Auslandskorrespondent derSZ exklusiv über den U.S.-Präsidentschaftswahl-kampf und die Stimmung im Land zu berichten.

In den USA angekommen, bemerkte der Absolventder Deutschen Journalistenschule München jedochrecht schnell, wie schwer es sein würde, differen-ziert über die USA zu berichten und dennoch dendeutschen Leser anzusprechen. Denn was laut Kolbin Deutschland oft vernachlässigt oder missver-standen wird, sei die unglaubliche Größe des Lan-des, der sich dort rasant vollziehende gesellschaft-liche Wandel, die Bedeutung der Freiheit für

„Ein Kontinent, der sich als Land tarnt”SZ-Korrespondent Matthias Kolb zum Amerika-Bild der Deutschen

Unter dem Titel „Unglaublich nah und doch schrecklich fern” stellte am 14. Novemberder ehemalige USA-Korrespondent der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung, Matthias Kolb, auf Einladung des Trierer Zentrums für Amerikastudien (TCAS) seine Ein-drücke und Erlebnisse während seines USA-Aufenthaltes vor. Der junge Journalist schafftees, ein lebhaftes, spannendes und vor allem nuanciertes Porträt eines Landes und sei-ner Bewohner vorzustellen und betonte die Unterschiede in der kulturellen Wahrneh-mung auf beiden Seiten des Atlantiks. Die Veranstaltung erfolgte im Rahmen der „TriererVorträge zu amerikanischer Kultur und Literatur“ des TCAS.

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Musikalisch eröffnet wurde die Veranstaltungmit dem bekannten Lied von Dietrich Bon-hoeffer „Von guten Mächten wunderbar ge-

borgen“. Prof. Dr. Andreas J. W. Goldschmidt, Vor-standsvorsitzender des ZfG, begleitete auf derE-Gitarre und schuf so ein verbindendes Leitmotivfür die Vorträge aus Religion und Ökonomie.

Nach einem Grußwort des Dekans des Fachbe-reichs IV, Prof. Dr. Ekkehard Sachs, und einem Ge-leitwort des Präsidenten der Europäischen Akade-mie, das vom Dekan der Klasse Weltreligionen, Dr.Elmar Kuhn, in Vertretung verlesen wurde, eröff-nete Dr. Kuhn den theologischen Teil des Sympo-siums. Sei Vortrag befasste sich mit der „Würde desAlters oder Diktatur der Alten – eine ethische Grat-wanderung mit klaren Maximen“. Wie wird dasAlter im Christentum, Islam und Buddhismus gesehen? Diese Frage beantworteten Prälat Dr. Her-bert Hoffman als Vertreter der christlichen Reli-gionen, Dr. M. Zouhair Halabi als Palliativmedizi-ner und Mitglied des Zentralrats der Muslime inDeutschland und Dr. Barbara Krausnick, Psychi-aterin und Vertreterin des Kulturzentrums der SokaGakkai International (SGI) Deutschland e.V.

Hier zeigte sich übereinstimmend, dass dasmenschliche Leben an sich in allen Religionen alswert- und würdevoll angesehen wird. Was der Islamunter Respekt und Fürsorgepflicht alten Menschengegenüber - unabhängig von Verwandtschaftsver-hältnis, Geisteszustand oder Religionszugehörig-keit - versteht, untermauert im Christentum Gene-sis 1 mit der Aussage: der Mensch ist die Krone derSchöpfung und Gottes Ebenbild – und das bis zu-letzt. Im Buddhismus wird das Leben durch denTod nicht ausgelöscht, es wechselt lediglich seineErscheinungsform und durchläuft erneut den ewi-gen Zyklus von Werden und Vergehen.

Im zweiten Teil des Symposiums diskutierten Wis-senschaftler aus Medizin, Ökonomie und Informa-tik Praxisbeispiele aus der Gesundheitswirtschaft.So unternahm Prof. Dr. Andreas Goldschmidt einen„Exkurs in die gesellschaftliche Realität des Ster-bens in Deutschland”. Das Sterben sei vielerortsnach wie vor vom Mangel an gut ausgebildetem

Theologie meets GesundheitswissenschaftSymposium des Zentrums für Gesundheitsökonomie zur Würde des Alters

Wie in den vergangenen Jahren organisierte das International Health Care ManagementInstitute (IHCI) im November bereits zum siebten Mal und erstmals in Kooperation mitder Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste das jährlich stattfindendeZfG-Symposium (Zentrum für Gesundheitsökonomie). Die interdisziplinär ausgerichteteTagung stand unter dem Oberthema „Gesundheitswissenschaftliche und theologischeAspekte der Würde des Alters“. Neben namhaften Vertretern der großen Weltreligionenkonnten auch Wissenschaftler der Universität Trier sowie Mediziner und Vertreter der Ge-sundheitswirtschaft gewonnen werden. Rund 40 Teilnehmer aus Wissenschaft und Pra-xis verfolgten die Vorträge und diskutierten anschließend mit den Referenten.

Personal und oft nicht ausreichenden Finanzmittelnbestimmt.

Dr. Marco Gruß, Leiter der Klinik für Anästhesio-logie, operative Intensivmedizin und Schmerzthera-pie des Klinikum Hanau GmbH, prangerte die Kluftzwischen Wunsch und Wirklichkeit der Sterbendenan. Statt in Begleitung nahestehender Menschen,ohne Schmerzen und Angst müssten sie in ihren letz-ten Tagen und Stunden häufig durch eine Hölle derEinsamkeit auf der Intensivstation gehen und wür-den so darum gebracht, das nahende Lebensende zuerkennen und anzunehmen.

Könnte Künstliche Intelligenz Freiräume für mehrpersönliche Zuwendung in der Medizin schaffen?Prof. Dr. Ingo Timm aus der Wirtschaftsinformatikder Universität Trier diskutierte in seinem Vortragdie ethischen Dimensionen von entscheidungsun-terstützenden Systemen für Mediziner.

Hermann-Josef Huggenberger, Bezirksgeschäfts-führer der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, zeigtesich abschließend zuversichtlich, dass trotz stei-gender Kosten in der Gesundheitswirtschaft Lö-sungen für eine angemessene Gesundheitsversor-gung aller gefunden werden können.

Den Schlussakkord bildete eine spannende Ab-schlussdiskussion mit Referenten und Publikum.So fand die positive Bilanz von Moderator Prof. Dr.Georg Müller-Fürstenberger aus der Volkswirt-schaftslehre der Universität Trier allgemeine Zu-stimmung und weckte Vorfreude auf das nächsteZfG-Symposium im November dieses Jahres.

Dorothea Ziegler-Eisele, Mitarbeiterin IHCI und ZfG

In der Abschlussdiskussion setzten sich Referenten und Publikum mit den Ergebnis-sen des Symposiums auseinander.

Foto: Peter Junk

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Fachbereiche, Fächer, Institute

Im Rahmen der Absolventenfeier wurde zumfünften Mal der Joseph A. Schumpeter-Preis ver-liehen. Der Preis erinnert an Volkswirt Joseph A.

614 Absolventen feierten ihren StudienabschlussFachbereich IV verlieh Schumpeter-Preis und Axel G. Schmidt-Preis

Der Fachbereich IV der Universität verabschiedete 614 Absolventen, die im Studienjahr2012/13 ihren Abschluss erlangt hatten. Auf der zum 23. Mal ausgerichteten Absolven-tenfeier überreichte Dekan Prof. Dr. Ekkehard Sachs in einem festlichen Rahmen die Bachelor-, Master-, Diplom- und Magisterurkunden. Die Besten ihres Faches wurden miteiner Auszeichnung und einem Buchpreis bedacht.

Michael Schiff von der Deutschen Bundesbank, Hauptverwaltung Rhein-land-Pfalz und Saarland, überreichte die Schumpeter-Preise an Dr. EdithOlejnik (rechts) und Dr. Karina Becker.

Fotos: Dr. Hans Georg Eiben/Convention Pictures

Schumpeter, der sich intensiv mit den Themen Ka-pitalismus und Sozialismus auseinandersetzte undmit seiner Theorie der kreativen Zerstörung bekanntwurde. Michael Schiff überreichte die Ehrungenstellvertretend für den Stifter des Preises, die Deut-sche Bundesbank - Hauptverwaltung Rheinland-Pfalz und Saarland. Der erste Preis ging an Dr.Edith Olejnik (BWL) für ihre Arbeit mit dem Titel„SMEs‘ internationalisation patterns: descriptives,dynamics and determinants“. Dr. Karina Becker(Soziologie) wurde für ihre Arbeit mit dem Titel„Hybrid Participation. A Hinge between IndividualParticipation and Institutional Co-determination“mit dem zweiten Preis ausgezeichnet.

Zum zweiten Mal erfolgte ebenfalls die Verleihungdes Prof. Dr. Axel G. Schmidt-Preises für ganz-heitliche Unternehmensführung in Gedenken anden Namensgeber, Gründer und langjährigen wis-senschaftlichen Leiter des Instituts für Mittel-standsökonomie der Universität Trier (Inmit). AlsVertreter des Inmit-Vorstandes übergab Prof. Dr.Rolf Weiber den Preis an Dr. Edith Olejnik (BWL)für ihre Dissertation.

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Fachbereiche, Fächer, Institute

In der Absolventenrede richtete Jo Andrea Brüg-gemann, Masterabsolventin der Mathematik, opti-mistische und für die Zukunft motivierende Wortean ihre Mitstudenten. Uwe Roßmann vom Verein

Im Fach Mathematik erhielt Markus Born undim Fach VWL Charlotte Articus die Auszeich-nung für den besten Diplomabschluss. Unterden besten Bachelorabsolventen wurde ausder VWL Sebastian Weinand als einziger An-wesender geehrt. In den Masterstudiengän-gen wurden im Fach BWL Christian Fisch undin Mathematik Achim Mees, Andreas Jung undMartin Schumann geehrt. In der Informatik er-hielt Sebastian Baltes, in der Wirtschaftsin-formatik Peter Pazen und im Fach Medien-und Kultursoziologie Mareike Dötsch eine Aus-zeichnung für die besten Masterabschlüsse.

Auszeichnungen

Die Besten ihrer Studienfächer zeichnete Dekan Prof. Dr. Ekkehard Sachs (Mitte) aus (von links): Charlotte Articus, MarkusBorn, Sebastian Baltes, Mareike Dötsch, Achim Mees, Peter Pazen, Martin Schumann, Sebastian Weinand, Andreas Jung undChristian Fisch.

der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler der Uni-versität Trier erörterte einige Vorteile des Alumni-Netzwerkes, wie unter anderem den Erfahrungs-austausch, Kooperationen und die Kontaktpflegemit ehemaligen Kommilitonen.

Dr. Klaus Hembach, Kanzler der Universität Trier,berichtete von seinen beruflichen Stationen an derUniversität und den Entwicklungen an der Hoch-schule. Er richtete motivierende und für das zu-künftige private und berufliche Leben zuversicht-lich stimmende Worte an die Studienabgänger.

Die Uni-Bigband SwingUniT begleitete die Veran-staltung mit abwechslungsreichen Stücken musi-kalisch. An die Ehrungen und die Urkundenüber-gabe schloss sich ein Umtrunk im Foyer an,organisiert vom Dekanat des Fachbereichs, das mitseinen Helfern und Unterstützern zu einem her-vorragenden Gelingen der Veranstaltung beitrug.

Yvonne Horter, Hilfskraft im Dekanat

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Die Tagung widmete sich dem Konzept der so-zialen Resilienz, welches den Umgang mitdisruptiven Ereignissen im Spannungsfeld

zwischen Beharrung und innovativer Anpassungzur Bestandssicherung bedrohter sozialer Einhei-ten beschreibt. Eröffnet wurde sie mit einem Vor-trag von Prof. Dr. Wolfgang Bonß (München). Ergab eine Übersicht über die Herkunft des Begriffsder „Resilienz“, dessen Werdegang sowie über ver-schiedene Verbindungen zu verwandten Konzep-ten. Einen eigenen Konzeptualisierungsvorschlagstellte er mit der Unterscheidung zwischen „einfa-cher“ und „reflexiver“ Resilienz vor.

Im ersten Forum der Tagung wurden theoretischeZugänge zum Konzept der Resilienz erörtert. Prof.Dr. Michael Schmid (München) diskutierte ausge-

Unter dem Titel „Soziologische Perspektiven auf Resilienz – Theoretische und empirischeZugänge zu Resilienz in politischen und wirtschaftlichen Handlungsfeldern“ wurde am5. und 6. Dezember 2013 an der Universität Trier eine Arbeitstagung der Sektionen „Politische Soziologie“ und „Wirtschaftssoziologie“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) von Prof. Dr. Martin Endreß und Prof. Dr. Andrea Maurer veranstaltet.Die Tagung stand in Verbindung mit der gegenwärtig an der Universität Trier verfolgtenSonderforschungsbereich-Antragsinitiative 1157 zum Thema „Resilienz“.

Zwischen Beharrung und innovativer AnpassungZweitägige Konferenz „Soziologische Perspektiven auf Resilienz“

hend von Parsons‘ klassischer Theorie das Phäno-men „disruptiven sozialen Wandels“ als ein zen-trales Element der Resilienzforschung. Dabei ginger vor allem auf die Frage ein, welche Möglich-keiten und Herausforderungen darin bestehen, einsolches Phänomen zu konzeptualisieren und iden-tifizierte eine handlungstheoretisch fundierte Mo-dellbildung als vorrangiges theoretisches Deside-rat. Im Anschluss zeichnete Daniel Lorenz (Berlin)in seinem Vortrag „Soziale Resilienz in theoreti-scher Hinsicht – Entwicklung und Anwendungenim Bereich sozialwissenschaftlicher Katastrophen-forschung“ die Entwicklung eines Konzepts der„sozialen Resilienz“ nach und erörterte drei Typenvon „Capacities“, welche soziale Resilienz cha-rakterisierten: Adaptive, Coping und ParticipativeCapacity.

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Fachbereiche, Fächer, Institute

Foto: JJSTudio. Fotolia

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Fachbereiche, Fächer, Institute

Im zweiten Forum der Tagung wurden empirischeResilienzanalysen vorgestellt. PD Dr. GabrielaChristmann (Berlin/Erkner) zeigte in ihrem Vortrag„Resilienz in Städten und Stadtquartieren“ am Bei-spiel dieser „Brenngläser gesellschaftlicher Unsi-cherheiten“, welche unterschiedlichen Resilienz-strategien dort vorzufinden seien. Dies diskutiertesie an verschiedenen empirischen Beispielen. Dabeikonzipierte sie Vulnerabilität und Resilienz auseiner wissenssoziologischen Perspektive als sozialeKonstruktionen und unterstrich den prozessualen,flexiblen Charakter von Bedrohungswahrnehmun-gen und vermeintlich normativ klar verortbaren Re-silienzformen und -strategien sowie deren poten-tielle Nebenfolgen.

Dr. Markus Keck (Göttingen) stellte nachfolgendeine empirische Analyse zum Thema „Wirtschaf-ten im Kontext von Unsicherheit. Lebensmittel-handel und Resilienz in Dhaka, Bangladesch“ vor.Er untersuchte die Frage, welche Modi von Resi-lienz bei Händlern eines Lebensmittelmarkts inDhaka in Anbetracht verschiedener Herausforde-rungen zu verzeichnen seien und unterschied dabeizwischen ‚taktischer‘, ‚strategischer‘ sowie ‚trans-formativer Resilienz‘. Zum Abschluss des erstenTages referierte Sebastian Nessel (Graz) zumThema „Verbraucherorganisationen als Resilienz-und Störungsfaktor von Markterwartungen“. Erzeigte am Beispiel von vier ausgewählten Ver-braucherorganisationen, wie diese jeweils mittelsverschiedener Strategien Markterwartungen vonKonsumenten und Unternehmen beeinflussten undinwiefern diese Strategien sowohl als Resilienz- alsauch als Vulnerabilitätsfaktoren verstanden werdenmüssten.

Der zweite Tag der Tagung wurde mit einem drit-ten Forum eröffnet, welches sich den Auslösern vonResilienzprozessen widmete. Prof. Dr. Oliver Ibertund Dr. Suntje Schmidt (beide Berlin/Erkner) stell-ten unter dem Titel „Vorsicht Sackgasse! Resilienzauf volatilen Arbeitsmärkten am Beispiel von Mu-sicaldarstellern“ eine empirische Studie über denUmgang von Akteuren aus dem Musicalsektor mitprekären Erwerbszusammenhängen vor.

Prof. Dr. Peter Imbusch (Wuppertal) diskutierte imAnschluss „Urbane Resilienz und Formen ende-mischer Gewalt“. Dabei differenzierte er verschie-dene Ebenen der Resilienz und identifizierte aus-blickhaft zukünftige Herausforderungen einererfolgversprechenden Weiterentwicklung einer

Theorie der Resilienz. Abschließend widmete sichProf. Dr. Stefan Kaufmann (Freiburg) in seinemVortrag „Totale Krieger, Warlords, Terroristen, Ha-cker – Resilienz im Spiegel von Feindbestimmun-gen“ der Frage, wie ein bislang relativ marginalerBegriff wie der der Resilienz innerhalb kurzer Zeitzu einem paradigmatischen Konzept der Sicher-heitsforschung werden konnte und ging verschie-denen Herkünften, Verwendungskontexten undWeiterentwicklungen des Begriffs in den Bereichender Sicherheitspolitik und -forschung nach.

In der Abschlussdiskussion wurden zentrale Ergebnisse der Tagung mit Blick auf die (Weiter-)Entwicklung einer soziologischen bzw. sozialwis-senschaftlichen Theorie der Resilienz zusammen-gefasst. Insbesondere wurden dabei von Martin Endreß (Trier) die folgenden Themenbereiche fürdie weitere Arbeit skizziert: (1) der Zusammenhang der Konzepte Resilienz und

Vulnerabilität vor allem hinsichtlich der Frageder sozialen Konstruktion und Zuschreibung derjeweiligen Begriffe zu empirisch erhobenenPraktiken und Strategien

(2) die Rolle von Wissen und Nicht-Wissen(3) der Zusammenhang und die Differenzen zwi-

schen den Polen der Erhaltung („Widerstän-digkeit“) auf der einen Seite und der Transfor-mation („Widerstandsfähigkeit“) auf deranderen Seite

(4) die Frage nach dem Surplus einer Resilienz-perspektive

(5) die Frage nach der Existenz von spezifisch so-zialen Resilienzressourcen

(6) die Notwendigkeit, die bislang dominant syste-mische Perspektive auf Resilienz durch einehandlungstheoretisch informierte Perspektivezu ergänzen

(7) die ideologiekritisch-machtanalytische Frage,welche Vergesellschaftungs- und Subjektivie-rungsmodi mit dem Konzept der Resilienz ein-hergehen bzw. in dieses eingewoben sind

Insgesamt war die Tagung von äußerst intensivenund produktiven Diskussionen und Gesprächen ge-prägt, die die Aktualität und Relevanz dieser For-schungsperspektive nachdrücklich dokumentierten.

Dr. Benjamin Rampp, Mitarbeiter der Professur für Allgemeine Soziologie

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Die Ernte des SonderforschungsbereichsGespräch zu einem zentralen Syntheseband – Weitere Publikationen angekündigt

Obwohl die Förderzeitdes Sonderforschungs- bereichs abgelaufen

ist, wird ein Großteil der Erntein Form von Publikationenerst noch eingefahren. Wich-tige Ergebnisse aus der letztenFörderphase werden in denJahren 2014 und 2015 er-scheinen. Dies gilt auch undgerade für die aufwändigenprojektübergreifenden Syn-thesen. Mit dem Sammelband„Inklusion/Exklusion undKultur. Theoretische Perspek-

tiven und Fallstudien von der Antike bis zur Ge-genwart“ ist vor Kurzem eine der beiden zentralenSynthesepublikationen des Sonderforschungsbe-reichs erschienen.

Ein zentrales Paradigma der Sozial- und Kulturwissenschaften

Das Begriffspaar Inklusion/Exklusion ist zu einemzentralen Paradigma der Sozial- und Kulturwis-senschaften geworden. Der Band geht, in Ausei-nandersetzung mit Luhmanns Systemtheorie, erstmals der These nach, dass gerade die Inklu-sion/Exklusion von Fremden und Armen kultur-konstitutiv sind. Fallstudien aus Geschichts-, Poli-tik- und Literaturwissenschaft sowie Ethnologiebringen in einer Perspektive langer Dauer von derAntike bis zur Gegenwart Eigenart und Eigenlogik

der untersuchten Praktiken, Gegenstände, Zeitenund Räume unverkürzt zur Geltung. Dadurch ent-steht ein ebenso aufschluss- wie spannungsreichesVerhältnis von Empirie und Theorie.

Die beiden Autoren Iulia-Karin Patrut und HerbertUerlings im Gespräch:

Wie ist der Synthese-Band entstanden? Uerlings: Der SFB hatte bereits im Rahmen derBeantragung der letzten Förderphase Synthese-vorhaben konzipiert. Der Arbeitskreis „Theorieder Inklusion/Exklusion“ hat sich dann von 2009bis 2012 regelmäßig getroffen und ganz unter-schiedliche Theorie-Angebote diskutiert, von Ni-klas Luhmanns Systemtheorie über die soziologi-sche Ungleichheitsforschung eines Robert Castelbis hin zur Postkolonialen Theorie und kulturwis-senschaft l ichenAnsätzen, die sichmit Figuren derGrenze beschäfti-gen.

Ist das nicht auchmanchmal kontro-vers zugegangen?Patrut: Durchaus.Das war aber auchso gewollt. Aufdiese Weise sindUnzulänglichkeitender Systemtheorie

Fremdheit und Armut sind in vielfältigerWeise miteinander verwoben, weil Fremd-heit ein Armutsrisiko darstellen kann und

Armut beispielsweise in der Frühen Neuzeitdazu führen konnte, dass man heimatlos wird.Für die Aushandlung der Grenzen von Zugehö-rigkeit, für die Schließung und Öffnung von Ge-sellschaften sowie für kollektive Selbstentwürfe– und somit für das grundlegende Selbstver-ständnis der Gesellschaften – war der Umgangmit Armen und Fremden durchgehend von ent-scheidender Bedeutung. In der Auseinanderset-

Produktive interdisziplinäre Zusammenarbeit

zung mit Untersuchungsgegenständen von derAntike bis zur Gegenwart konnte eine historisch-vergleichende Typologie von Formen der Inklu-sion/Exklusion erarbeitet werden, die aus derAuswertung so unterschiedlicher Quellen wiearchäologischer Funde, Verwaltungstexten, eth-nologischer Erhebungen, Parteiprogramme undliterarischer Texte hervorgegangen ist. Darüberhinaus entstanden theoretische Ansätze zur Kon-zeptionalisierung des Wandels der Modi von In-klusion/Exklusion von Armen und Fremden.

Der Sonderforschungsbereich (SFB) 600 „Fremdheit und Armut. Wandel der Inklusions- und Exklusionsformen von der Antike bis zur Gegenwart“ wurde von derDeutschen Forschungsgemeinschaft von 2002 bis 2012 gefördert. In diesen Jahrenfand eine intensive und produktive interdisziplinäre Zusammenarbeit statt, an dersich die Geschichtswissenschaft, Politikwissenschaft, Ethnologie, Germanistik, Soziologie, Rechts-, Medien- und Kunstwissenschaft sowie die Katholische Theolo-gie beteiligt haben.

Prof. Dr. Herbert Uerlings.

Foto: Stephan Garçon

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und Stärken anderer Theorieangebote zur Sprachegekommen.

Manchmal haben Theorie-Angebote nicht so rechtzu Herangehensweisen und Methoden einzelnerFächer gepasst, genau an diesen Stellen sind dannallerdings interessante neue Theoriebausteine ent-standen, etwa als ‚Übersetzung‘ zwischen ver-schiedenen Schulen, die bislang kaum miteinan-der vermittelt wurden. Dadurch wurde es möglich,einen gemeinsamen theoretischen Bezugshorizontzu entwickeln, um den Wandel der Modi von In-klusion/Exklusion zu beschreiben. Dies steht na-turgemäß im produktiven Spannungsverhältnis mitdem Erkenntnisinteresse einzelner Fächer. Bei-spiele dafür sind die Bedeutung der ‚preadaptiveadvances‘ – eine Art Innovation im Bereich gesellschaftlicher Strukturen – im Umgang mitFremden oder die gelungene Kombination un-gleichheitstheoretischer und systemtheoretischerTheorieelemente in der Analyse der Inklusions-/Exklusionsmodi in der Frühen Neuzeit.

Handelt es sich demnach um einen reinenTheorie-Band?Patrut: Nein, im Gegenteil. Die meisten Aufsätzeschöpfen aus konkretem Material. So geht es inden einzelnen Beiträgen beispielsweise um An-stalten für arme Geisteskranke in Schottland um1900, um kirchliche Armenfürsorge im mittelal-terlichen Italien oder um das gegenwärtige Selbst-

verständnis russ-l a n d d e u t s c h e rTransmigranten. Inallen Fällen wer-den (teils nochunedierte) Quellenneu analysiert, diezuvor in der SFB-eigenen digitalenForschungsumge-bung FuD erfasstund systematisiertwurden. Ausge-hend von den un-tersuchten Fallbei-

spielen entwickeln die Beiträge neueTheorieaspekte, die sich auf ein gemeinsames Erkenntnisinteresse beziehen.

Welche Fächer sind in dem Band besondersstark vertreten?Uerlings: Das größte Gewicht kommt den ge-schichtswissenschaftlichen Aufsätzen zu, von derAntike über Mittelalter und Frühe Neuzeit bis hinzur Neueren und Neusten Geschichte. Der Band

enthält einen programmatischen Beitrag von Prof.Lutz Raphael, der ein Resümee zu Inklusion/Ex-klusion als Konzept in der Neueren und NeuestenGeschichte zieht. Die Stärken des Konzepts siehtLutz Raphael unter anderem darin, dass es keinengeschlossenen geschichtstheoretischen Vorgriffdarstellt, sondern vielmehr um ein Analyseinstru-ment sozialkonstruktivistischer Faktur, das sensi-bel ist für die Bedeutung neuer sozialer Zwischenräume, Übergangszonen und Grenz-überschreitungen und für die Problemlagen derGruppen an den ‚Rändern‘ der Gesellschaft.

Kann man das Begriffspaar Inklusion/Exklusion,das man mit modernen Gesellschaften und ak-tuellen Debatten verbindet, überhaupt auf frü-here Gesellschaften beziehen?Patrut: Zu den Zielen des Arbeitskreises gehörtevon Anfang an, zu überprüfen, ob und wie dasfunktionieren kann. In Bezug auf das Mittelalterund die Frühe Neuzeit wurden bislang häufiger an-dere Theorieansätze aufgegriffen, etwa Max We-bers Konzept der Schließung. Wir haben diese An-sätze ständig mit bedacht, letzten Endes haben wiruns entschieden, uns an Niklas Luhmann abzuar-beiten – vor allem, weil seine Theorie als einzigediachron angelegt ist: Laut Systemtheorie korres-pondieren die Modi der Inklusion/Exklusion mitden gesellschaftlichen Differenzierungsformen,von segmentären über stratifizierten bis hin zufunktional differenzierten Gesellschaften. So er-folge etwa Inklusion in der ständischen Gesell-schaft qua Geburt in eine bestimmte Schicht undExklusion durch Verstöße gegen die schichtspezi-fischen (Kommunikations)Regeln.

Und konnte diese Theorie bestätigt werden?Patrut: Nein. Es war richtig, sie als Hintergrund-folie zu verwenden, es konnte aber gezeigt wer-den, dass die Prozesse der Inklusion/Exklusioneines sehr viel feingliedrigeren Instrumentariumsbedürfen, welches sich dann aber auch für eineübergreifende Analyse von Gesellschaft und Kul-tur eignet. Die geschichtswissenschaftlichen Bei-träge zeigen, dass die Inklusions-Exklusionspro-zesse immer schon sehr viel komplexer waren alsim systemtheoretischen Modell und mit sehr vielmehr Faktoren zusammenhingen, nicht allein mitder vorherrschenden Differenzierungsform -sofernman Luhmanns Gesellschaftsbeschreibung über-haupt akzeptiert. Die Ergebnisse des Bandes las-sen sogar die Überlegung zu, dass umgekehrt dievielfältigen Praktiken und Semantiken der Inklu-sion/Exklusion kulturgenerierend und gesell-schaftsstrukturierend sind.

PD Dr. Iulia-Karin Patrut.

Foto: Verena Hoppe

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Und wie kann man sich dies konkret vorstellen? Uerlings: Es konnte gezeigt werden, dass bei-spielsweise in antiken Poleis die Notwendigkeit,Fremde zu inkludieren, die Gesellschaft maßgeb-lich veränderte und neue Formen der Selbst- undFremdbeschreibung hervorbrachte. Die weit ver-breitete Praxis der Schenkung und Stiftung, die sichauch an Arme richtete, trug zur Selbstrepräsenta-tion und Stabilisierung der gesellschaftlichen Hie-rarchien bei.

Patrut: Im Mittelalter zeigt das hoch interessanteBeispiel der zum Christentum konvertierten Juden,wie prekär und aushandlungsbedürftig Inklusionenwaren. Wären Prozesse der Inklusion/Exklusion aufein starres Regelwerk zurückzuführen, müsste dieformale Zugehörigkeit zum Christentum durch dasSakrament der Taufe einem Einschluss gleichkom-men. Die von Christoph Cluse ausgewerteten Quel-len zeigen jedoch, dass dies nicht der Fall war, son-dern dass die Konvertiten, wie auch die Revertiten,in eine schwierige und uneindeutige Lage gerieten,die als inkludierende Exklusion beschrieben wer-den kann.

Das klingt interessant. Womit beschäftigten sichdie weiteren Beiträge?Uerlings: Der Band enthält insgesamt 21 Beiträge,jeder einzelne leistet ein Stück eigene Theoriear-beit ausgehend von konkreten Materialzusammen-hängen. Wir können sie hier leider nicht alle er-wähnen. Beispielhaft seien hier nur einige genannt:Eine der gegenwartsbezogenen Fallstudien befasstsich aus ethnologischer Sicht mit internationalenNetzwerken und Selbstentwürfen russlanddeutscherTransmigranten. Der Beitrag von Winfried Thaaund Markus Linden diskutiert die Reichweite vonInklusion/Exklusion im Kontext politikwissen-schaftlicher Theoriebildung und zwei weitere Untersuchungen aus der Politikwissenschaft ana-lysieren die Inklusion/Exklusion von Armen in Par-teiprogrammen bzw. in städtischer Politik von Jenaund Trier.

Damit haben Sie auch schon die Frage beant-wortet, ob auch Ergebnisse mit regionalemBezug vorliegen. Zum Abschluss: Was ist für Siedas wichtigste Ergebnis?Uerlings: Am wichtigsten war die Erfahrung, dassdieses interdisziplinäre Vorhaben hochgradig pro-duktiv war und wirklich Neues zutage gefördert hat.Und inhaltlich betrachtet, dass Inklusion/Exklusiontatsächlich konstitutiv für jede Kultur ist und es sichlohnt, dieses Konzept in den einzelnen Disziplinenzu verwenden.

Das Gemälde von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit (1594/ 95) von Hans Vredeman de Vries und Paul Vredeman de Vries zeigt, wie die gerechteHerrschaft in der linken Bildhälfte die arme Witwe mit ihren Kindern inkludiert, während die ungerechte die Armen abweist. Das Bild aus der Dan-ziger Sommerratsstube definiert also gute und gerechte Herrschaft über die praktizierten Formen der Inklusion/Exklusion.

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Beispielhaft wird hier der Zusammenhang von In-klusion/Exklusion und Repräsentation vorgestellt,mit dem sich mehrere Beiträge befassen.

Repräsentation, Stigmatisierung, ErinnerungDie gesellschaftlichen Inklusions-/Exklusions-Prak-tiken greifen auf tradierte Semantiken und auf expo-nierte Darstellungen von Fremden und Armen in(Teil-)Öffentlichkeiten zurück. Besonders anschau-lich wird dies im ‚Stigma‘: hier konvergieren Se-mantiken, kollektive Repräsentationen und (öffent-liche) Praktiken der Ächtung bzw. der sakralenAuszeichnung. Dieses Thema hat viele aktuelle Be-züge, etwa zur Errichtung des 2012 eröffneten Denk-mals für die während des Nationalsozialismus als ‚Zi-geuner‘ Verfolgten und Ermordeten, mit der sich derBeitrag von Herbert Uerlings befasst. Schon 2006wurde beschlossen, dass das Mahnmal keine Inschrifttragen solle. Das Stigma-Wort wurde ausgelassen,um eine exkludierende Wirkung auszuschließen.

Das Denkmal, das der israelische Künstler Dani Ka-ravan in Berlin gestaltete, ist ein wichtiger Meilen-stein, der nicht nur die Anerkennung des Völker-mords an den Sinti und Roma im öffentlichen Raumdokumentiert, sondern auch ein Bekenntnis zur In-klusion darstellt. Informationstafeln neben demDenkmal erörtern die Verfolgungsgeschichte derSinti und Roma. Das Mahnmal besteht aus einemkreisförmigen Wasserbecken, in dem das Wasser einedunkle Farbe annimmt. In der Mitte des Brunnenssteigt täglich eine dreieckige Stele mit einer frischgeschnittenen Blume empor. Am Rand des Beckensist das Gedicht Auschwitz von Santino Spinelli, derselbst Roma ist, eingraviert: „Eingefallenes Gesicht/erloschene Augen/ kalte Lippen/ Stille/ ein zerrisse-nes Herz/ ohne Atem/ ohne Worte/ keine Tränen“.Dass das Denkmal aber mit dem Stigma-Wort auchdas Stigma selbst, den ‚Asozialitäts‘-Vorwurf, nichtthematisiert, erscheint, so Herbert Uerlings in seinemBeitrag, als problematisch. Ausgeblendet werdedamit jener Teil der NS-Geschichte, der bis heute –im Alltagsdenken, in Literatur, Film und anderen Me-dien - fortwirke. Die Nicht-Thematisierung (zu-gunsten einer weitgehenden Gleichsetzung vonRoma und Juden als Opfern) könne einen unfreiwil-ligen Effekt erzeugen, den Uerlings auf die Formel„erinnerndes Vergessen“ bringt. Wie die Betrachterdas ‚abwesende Stigma‘ interpretieren, ist jedenfallsganz ungewiss, weil es nicht Teil des Gestalteten ist.

Inklusion/Exklusion konvertierter Juden im Mittelalter und der Frühen NeuzeitAuch im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit wardie Inklusion/Exklusion ‚interner Fremder‘ alles an-

Inklusion/Exklusion und Repräsentation

dere als eindeutig. Juden waren in dieser Zeit einer-seits in wirtschaftliche, rechtliche und politische Pro-zesse involviert, andererseits aufgrund ihres Glau-bens semantisch im Außen der christlichenHerrschaft verortet. Der Status als ‚Schutzjude‘konnte prinzipiell jederzeit wieder aufgehoben wer-den, ‚Ehre‘ konnte Juden zugestanden oder aberkanntwerden und von Fall zu Fall konnte es anders beur-teilt werden, ob sie dem Herrscher huldigen musstenoder es umgekehrt keineswegs durften. Aus jüdischerSicht blieben daher erfahrene Inklusionen stets labilund prekär. Im Falle der Juden, die sich durch eineKonversion zum Christentum gesellschaftliche In-klusion erhofften, spricht Cristoph Cluse von einerlabilen narrativen Konstruktion der Identität als‚Taufjude‘. Je nachdem, ob es darum ging, Reverti-ten als christliche Apostaten zu verfolgen oder christ-lichen Neophyten die Zugehörigkeit zu verwehren,konnte die christliche Taufe als ‚unauslöschbarerStempel‘ oder als hohle Parodie ausgelegt werden.Die janusköpfige Figur des ‚Taufjuden‘ blieb para-dox, da in ihr Sakrament der Taufe und das ‚Jüdisch-Sein‘ koexistieren. Konvertiten mussten für Christenplausible Lebens-Erzählungen entwerfen; bessere In-klusionsmöglichkeiten ergaben sich durch die Auf-nahme in einen Familienhaushalt, z.B. durch Heirat.

Zeichen der Inklusion/ExklusionDie Theorie-Perspektive des SFB wirft auch neueLichter auf Klassiker wie Franz Kafkas Erzählfrag-ment ‚Beim Bau der chinesischen Mauer‘, mit demsich Iulia Patrut beschäftigt hat. Dort geht es um einZeichen – die Mauer - das in immanenter und trans-zendenter Hinsicht Inklusion in die Gemeinschaftund Abgrenzung von Fremden gewährleisten soll.Ein solches Zeichen, so die Interpretation, kann esjedoch nicht geben, zum einen weil das Kollektiv des‚Volks‘ eine Fiktion und die Abgrenzung von denFremden bei näherem Hinsehen brüchig ist, zum an-deren weil der dynamische Prozess der Inklusion/Ex-klusion nicht in einem Zeichen arretiert werden kann.Kafkas Erzählung greift, so Iulia Patrut, frühe Schrif-ten Martin Bubers auf und kommentiert sie ironisch,indem sie ihnen die Komplexität kultureller Prakti-ken in der Gesellschaft entgegenstellt, die von Aus-handlungsprozessen, Widersprüchen, Ambivalenzenund Ungewissheiten geprägt sind. Die Verknüpfungvon Transzendenz und Politik erweist sich als para-doxes Inklusionsangebot, die Mauer bleibt nicht zu-fällig Stückwerk und nomadische Völker wandernungestört ein und aus. So gesehen, spricht sich derText für eine funktional differenzierte Betrachtungder Inklusions-/Exklusionsprozesse aus.

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Forschung und Lehre

Drei Ägyptologie-Studentinnen der Universität Trier haben die einzigartige Gelegenheit, in einem altägyptischen Pharaonengrab mitzuarbeiten. Gerade wurdedas Ausgrabungs-Team zusammengestellt, das im Frühjahr an der Untersuchungder Königsbestattung des Chasechemui in Abydos/Ägypten teilnehmen wird.

Dr. Heidi Köpp-Junk, die seit 2010 als wis-senschaftliche Mitarbeiterin an der Universi-tät Trier in der Ägyptologie tätig ist, über-

nahm 2001 die Bearbeitung der Keramik des Grabesdes Königs Chasechemui, an der die Studenten nunmitarbeiten werden. Das studentische Team umfasstFriederike Junge, die gerade ihre Magisterarbeit ver-fasst und bereits zweimal in Abydos war. AlexandraKireenko, die kürzlich ihre Bachelor-Arbeit been-dete, und Katharina Mewes als jüngstes Mitglied derCrew werden zum ersten Mal an einer ägyptischenGrabung teilnehmen. „Nachdem ich diese Kulturdrei Jahre lang studiert habe, freue ich mich darauf,das Land bereisen zu dürfen und mich aktiv an derErforschung zu beteiligen. Es ist eine großartigeChance, einen Teil dieser Kultur in Händen haltenzu dürfen“, blickt Alexandra Kireenko der For-schungsreise erwartungsvoll entgegen.

Die Studentinnen werden sich während des vierwö-chigen Aufenthaltes mit der Keramik aus dem Grabbeschäftigen und sie wissenschaftlich zeichnen. Dastechnische Zeichnen von Keramik ist eine Kunst für

sich und erfordert außer einer geschickten Zeichen-hand einige Übung. Zudem werden die Studentinnen

Farb- und Härteanalysen an der Keramik vornehmen.Darüber hinaus werden sie Heidi Köpp-Junk bei derStatistik unterstützen. Sie erfahren, wie man einzelneScherben bestimmt und wie man die Formen und Ke-ramikarten unterscheidet. Anschließend werden dieFunde gezählt und gewogen. Am Ende werden allegezeichneten Objekte fotografiert. „Dass ich michhautnah mit den Stücken beschäftigen kann, die michso sehr interessieren, diese Möglichkeit erhält mannur selten“, freut sich Studentin Katharina Mewesauf den Forschungsaufenthalt. Die Studentinnen  sol-

len so geschult werden, dasssie nach der Grabungsteil-nahme selbst eigene Projekteübernehmen können.

Da keine Funde mit nachDeutschland genommen wer-den dürfen, gilt es, an der Gra-bungsstätte so viel wie mög-lich am Objekt zu arbeiten.Die wissenschaftliche Aus-wertung der Ausgrabung ob-liegt Heidi Köpp-Junk. Siesoll in einer Monographie inder vom Deutschen Archäolo-gischen Institut Kairo heraus-gegebenen Reihe „Umm el-Qaab” erscheinen.

Studentinnen untersuchen ägyptisches Grab

Das Trierer Grabungsteam für Abydos (von links): Alexandra Kireenko, Heidi Köpp-Junk, Friederike Junge und Katharina Mewes.

Foto: H. Reinstein

Ausgrabung im Grab des Chasechemui. Im Hintergrund sind die überaus große Grabgrube sowie einige Kammern des Grabes sichtbar.

„Vor Ort kann ich nicht nur die Geschichte Ägyptens, sondernauch die gegenwärtige Kultur dieses Landes hautnah erleben.Ich hoffe, dass mir wieder viele spannende Keramikfunde an-vertraut werden und ich meine zeichnerischen Fähigkeiten aus-bauen kann. Besonders freue ich mich auch auf die abydenischeFels- und Wüstenlandschaft, die sich hervorragend für abenteu-erliche Wander- und Klettertouren eignet.”

Studentin Friederike Junge, die bereits an einer Grabung teilnahm.

Foto: Heidi Köpp

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Forschung und Lehre

Junge Menschen bringen Kenia voranTrierer und einheimische Studierende erforschten Potentiale

Jeweils 15 Studierende der Universität Trier und der Kenyatta University forschten imSommer 2013 gemeinsam in Nairobi, der Hauptstadt von Kenia. Die interkulturelle undinterdisziplinäre Projektstudie hatte sich zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, wie undwelche von der jungen Bevölkerung ins Leben gerufenen Initiativen „von unten“ zur lokalen und eigenen Verbesserung der Lebenssituation beitragen, welche Chancen siefreisetzen können, aber auch vor welchen Herausforderungen diese Initiativen stehen.Damit sind nicht nur kreative Geschäftsideen gemeint, sondern auch Tätigkeiten, die dazubeitragen, die Lebenssituation der „communities“ in den verschiedenen sozialen Bereichen zu verändern.

Insgesamt sieben motivierte Teams („RenewableEnergies”, „Technology Innovations”, „Talentsin Arts and Sports”, „Environment and Slum-Up-

grading”, „Peace Building and Governance”,„Urban Agriculture” und „Education and Media”)machten sich im Großstadtdschungel Nairobi aufdie Suche, die Potentiale und die Kreativität vonJugendlichen und jungen Erwachsenen aufzude-cken mit dem Ziel, diese oftmals versteckten Akti-vitäten an die breite Öffentlichkeit zu tragen.

Die Vorbereitungen für das Projekt verliefen imRahmen eines wöchentlichen Begleitseminars imSommersemester 2013 unter der Leitung von Dr.Johannes Michael Nebe. Die zeitige Aufteilung derTeilnehmer in einzelne Projektgruppen ermöglichtenicht nur die frühzeitige und notwendige Fokus-sierung auf ein spezifisches Teilgebiet, sondern gabden Studierenden auch die Gelegenheit, ihre ke-nianischen Kommilitonen mit Hilfe der sozialenMedien besser kennenzulernen. Meistens wurde inden Sitzungen vor allem über den laufenden Standder Arbeit in den einzelnen Gruppen berichtet unddas Fundraising, also die Finanzierung der Studie,vorangetrieben.

Die Suche nach themen- undprojektspezifischen Organi-sationen und die damit ver-bundene Kontaktaufnahmeper E-Mail gestalteten sichdurch die große räumlicheDistanz sowie die infrastruk-turellen Realitäten vor Ortnicht immer einfach. Trotz-dem reagierten die Organisa-tionen in den meisten Fällensehr positiv auf eine Anfragefür ein Treffen im September.Die unerschütterliche Moti-vation von Dr. Nebe und seinreicher Erfahrungsschatzmachten die Studierendennicht nur noch neugieriger

auf die anstehende Reise, sondern waren bei vielenaufkommenden Problemen mehr als hilfreich.

In Kenia angekommen wurden die ersten Tagedamit verbracht, die Vorgehensweise für die kom-menden Wochen zu definieren. Außerdem mussteman sich an die kulturellen und gesellschaftlichenGegebenheiten einer internationalen und hektischenMetropole gewöhnen – eine Fahrt durch den zähenVerkehr in einem der von ohrenbetäubender Musikbeschallten Sammeltaxen, Matatus genannt, wareine neuartige und gleichzeitig spannende Erfah-rung.

Nach kurzer Eingewöhnungszeit konnte das Projektbeginnen. Die Vorgehensweise war in den meistenGruppen ähnlich: In Interviews mit Vertretern dereinzelnen Organisationen wurde den Studierendenschnell bewusst, dass deren tägliche Arbeit eine un-glaubliche Willenskraft und Kreativität erfordert, ummit den unzähligen Hürden zurechtzukommen. Diemeisten Treffen fanden direkt vor Ort in einem dervielen Armenviertel Nairobis statt. Kibera ist bei-spielsweise das zweitgrößte Slum des afrikanischen

Teilnehmer des Workshops vor dem Konferenzraum.

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Kontinents, in dem Schätzungen zufolge zwischen500.000 und 750.000 Menschen auf einem Areal von2,5 Quadratkilometern in kleinen Blechdachhüttenzusammenleben.

Viele der dortigen Bewohner müssen mit einemDollar oder gar weniger am Tag nicht nur sichselbst, sondern auch eine große Familie ernähren.Jeder neue Morgen ist gleichbedeutend mit einemerneuten Ankämpfen gegen den drohenden Hungeram Abend. Trotz der ärmlichen und menschenun-würdigen Verhältnisse ist der Wille zur Verände-rung greifbar und die entgegengebrachte Gast-freundschaft faszinierend. Die gesammeltenEindrücke und zwischenmenschlichen Erlebnissewerden zweifelsfrei unvergesslich bleiben: Ju-gendliche Theatergruppen versuchen mit geringenMitteln den marginalisierten Bewohnern eine poli-tische Stimme zu verleihen und gleichzeitig wert-volle Aufklärungsarbeit zu leisten. Sie luden dieStudierenden zu Proben ein.

Andere Gruppen zeigen ihre selbst entwickeltenRecyclinganlagen, mit denen sie aus Müll energie-liefernde Briketts herstellen oder berichten über ihreinnovativen Ideen zur urbanen Landwirtschaft, dieeinen essentiellen Beitrag zur Hungerbekämpfungdarstellen. So zum Beispiel Sara Itambo, eine erst25-jährige Farmerin, die mit Leidenschaft und be-eindruckender Expertise auf kleinster Fläche imStadtteil Donholm sowohl arbeitsintensive Land-wirtschaft als auch Viehzucht betreibt. So unter-schiedlich die einzelnen Initiativen von ihren An-satzpunkten auch sein mögen, sie alle verbindet,dass sie durch die kenianische Regierung eigent-lich wenig bis gar keine Unterstützung erhalten unddeswegen selbst ausgereifte Strategien entwickelnmüssen um nachhaltig zu wirtschaften.

Der Höhepunkt des Aufenthalts war der abschlie-ßende Workshop, der von Dr. Johannes MichaelNebe organisiert wurde. Viele Vertreter der be-suchten Organisationen waren dazu eingeladen,einen Tag lang über ihre individuellen und kollek-tiven Herausforderungen zu diskutieren, aber auchdie Möglichkeiten und das enorme Potential auf-zuzeigen, welches sich hinter ihrem Schaffen ver-birgt. Jede einzelne Projektgruppe veranschaulichtedazu in kurzen Präsentationen, welche Erfahrun-gen sie in den vorherigen Wochen gemacht hattenund versuchte Lösungen darzulegen, welche im An-schluss lebhaft diskutiert wurden.

Außerdem mussten sichder anwesende Deputy Governor von Nairobi, Jonathan Mueke, und an-dere prominente Keynote-Speaker den teils unange-nehmen Fragen stellen,warum zivilgesellschaftli-che Aktivitäten so wenigfinanzielle Hilfe erhielten.Allein aus diesem Grundwar der Workshop dasHerzstück der wissen-schaftlichen Arbeit: Hiertrafen Menschen entgegen-gesetzter Gesellschafts-schichten aufeinander, diesich im normalen Lebenniemals begegnen würden.Organisationen bekamendie Möglichkeit, die Pro-bleme und Lösungsansätzeähnlicher Initiativen kennenzulernen. WichtigeKontakte und verbindlicheVereinbarungen konntenfür die Zukunft geknüpftwerden, welche das Netzwerk der zivilgesellschaft-lichen Akteure engmaschiger werden lässt und dasdamit verbundene politische Gewicht anheben kann.

Erst wenn diese Anstrengungen der marginalisier-ten Gesellschaftsschichten, wenn ihre prekäre Le-benssituation, ihr Fleiß und ihre vielfältigen Hür-den offen gelegt werden und neben dem lokalenauch der internationale Druck wächst, kann die po-litische Elite sich nicht mehr ihrer Verantwortungentziehen. Doch dafür müssen die ehrgeizigen Pro-jekte, die Utopien und die kreativen Adern der lo-kalen Zivilgesellschaft erkannt und politisch ge-fördert werden. Sie müssen als solche anerkannt,respektiert und - vielleicht wichtiger - als reifeIdeen und Tätigkeiten gewürdigt werden. „Slumssind keine Schande, sondern eine Chance. DieArmut entfaltet eine Kreativität, von der wir Hel-fer nur lernen können.“ (Jacques Bugincourt)

Andreas Boneberg und Jan-Peter Schulz

Eine Aufführung der jungen Artistengruppe „KiberaHamlets“ beim Besuch der Projektgruppe „Talentsin Arts and Sports“.

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Forschung und Lehre

Der Römerstollen braucht einen anderen NamenWissenschaftler rücken eine mittelalterliche Tunnelanlage in ein neues Licht

Ein Römerstollen, der nicht von Römern gebaut wurde, und ein unscheinbarer Tunnel,der sich als eine nördlich der Alpen wohl einzigartige Anlage entpuppt: Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Historikern, Archäologen und Geoarchäologen derUniversität Trier förderte bei der Erforschung des „Ulmener Römerstollens“ in der Eifelüberraschende Erkenntnisse zutage.

Als zu Beginn des 13. Jahrhunderts RitterHeinrich von Ulmen vom vierten Kreuzzugin seine Burg nach Ulmen in der Eifel zu-

rückkehrte, brachte er von diesem Feldzug nichtnur die Staurothek eines der bedeutendsten Reli-quiare mittelalterlicher Kunst mit, sondern sichertesich damit auch einen Platz in der Geschichte desErzstiftes Trier. Der weltberühmte Reliquienschreinist heute in seiner ganzen Pracht im LimburgerDomschatzmuseum zu besichtigen. Daneben hatdas Eifelstädtchen, das auch durch seine beidenVulkankrater bekannt geworden ist, eine weitere,bislang jedoch wenig beachtete „Kostbarkeit“ auf-zuweisen.

In unmittelbarere Nähe der Ulmener Burganlagebefindet sich ein circa 130 Meter langer, zwischen1,5 bis 4 Meter hoher Stollen. Selbst in Chronikenwurde er bislang als „Römerstollen“ angesprochen,obwohl der Beweis einer provinzialrömischen Da-tierung nie erbracht worden ist. Die unbelegte Aus-sage fußt ausschließlich auf heute nicht mehr halt-baren Erkenntnissen aus dem 18. Jahrhundert. Dieeingehende Erforschung der Tunnelanlage war bis-lang ein Desiderat und Anlass genug, mit einer Pro-

jektstudie Licht in das sprichwörtliche Dunkel einerStollenanlage zu bringen. Unter der Autobahn A 48hindurchführend, verbindet die Anlage die beidenmit Wasser gefüllten Eruptivkrater „Ulmener Maar“und „Jungfernweiher“.

In eine sehr interessante Geomorphologie aus vul-kanischem Auswurfmaterial eingebettet, war dieFrage zu stellen, wie der Stollen in Funktion undBaugeschichte verortet werden kann. Darüber hi-naus interessierte die Wissenschaftler, ob das im-posante Bauwerk mit anderen Zeitstellungen inEinklang gebracht werden kann - beispielsweisemit dem mittelalterlichen Landausbau der Eifel undder damit einhergehenden dynamischen Verbrei-tung von Wassermühlen.

Wasserbauliche Maßnahmen dieser Größenord-nung waren zuzeiten Heinrichs von Ulmen nichtsNeues, bereits seit Jahrhunderten bekannt und mit-telalterlichen Ingenieuren durchaus vertraut. Rö-mische Ingenieure hatten mit dem Bau von Was-serleitungen zum Teil erhebliche Streckenüberwunden. In der Eifel, an Mosel und Mittel-rhein haben sie mehrere sogenannte „Qanate“ hin-terlassen, also unterirdische Tunnel, die in einerbestimmten Herstellungstechnik angelegt wurden,um Ansiedlungen, Militärstandorte oder auch ein-zelne „villae rusticae“ mit Frischwasser zu ver-sorgen.

Kanalisierender Wasserbau kann über das gesamteFrühmittelalter beobachtet werden. Da Mönchescheinbar als erste die Erforderlichkeit von Ver-sorgungskanälen in ihre Klausurbauten erkannten,dürften die Wurzeln von geschlossenen Wasser-und Rohrleitungssystemen spätmittelalterlicherStädte und Burgen mit sehr hoher Wahrscheinlich-keit in der Frischwasserversorgung von Klosteran-lagen zu suchen sein. Genau in diesem Zusam-menhang ergibt sich zum Tunnel in Ulmen einenahezu zeitgleiche Parallele in der unweit entfern-ten Benediktinerabtei Maria Laach. Dort wurdezwischen 1152 und 1170 ein mehr als 800 Meter

Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe am Eingang des mitBeton eingefassten Tunnelmundes des Nordtunnels.

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Forschung und Lehre

langer Tunnel zur Regulierung des Laacher Sees,einem weiteren vulkanischen Auswurfkrater, ge-baut. Wie die Ulmener Anlage nivelliert dieser was-serführende Tunnel noch heute den Wasserspiegeldes Kratersees.

Die Aufgabe der Forscher lautete nun – auch an-gesichts der hinreichend bekannten römischenEifel-Besiedlung – nach weiteren Parallelen undBausignifikanzen zu forschen, die mit dem Ulme-ner Bauwerk verglichen werden konnten. So wares für die interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus His-torikern, Archäologen und Geoarchäologen einespannende Überraschung, dass im Zuge der Re-cherchen ein zweites, 190 Meter langes Stollen-bauwerk erschlossen werden konnte. Es steht in un-mittelbarem Funktionszusammenhang mit demersten und stellt eine Weiterführung des ersten Stol-lens dar. Zur Unterscheidung wird dieses Bauwerknun als „südlicher Tunnel“ bezeichnet.

Dieser zweite, ebenfalls künstlich angelegte undstark wasserführende Stollen von etwa 1,6 MeterHöhe ist oberirdisch kaum mehr wahrnehmbar. Nurein unscheinbarer Einlauf unterhalb der Burgan-lage, die er fast zentral unterquert, weist in Höhedes Maar-Wasserspiegels auf das Bauwerk hin. Inunmittelbarer Verlängerung zum „nördlichen“ Stol-len stellt der Tunnel eine Weiterleitung dar, dieheute am Ortsrand, unter der Bebauung unsichtbar,in die kommunale Kanalisation eingeleitet wird.Eine Korrelation zum erstgenannten Stollen ist bis-lang nicht erkannt worden und steht nun aber völ-lig außer Zweifel. Baugleiche Anlagen sind bishernördlich der Alpen nicht bekannt geworden. DasBauwerk scheint zum einen keine direkten Ver-

gleiche zuzulassen und ist zum anderen in der Re-gion singulär.

Obwohl die Forschungen nach wie vor andauernund noch einige Fragen unbeantwortet sind, lässtsich bereits Folgendes festhalten: Bei den beidenUlmener Stollen handelt es sich um eine seltenewasserwirtschaftliche Großanlage. Mit an Sicher-heit grenzender Wahrscheinlichkeit ist sie wegenfehlender Bausignifikanzen nicht spätantik, son-dern kann in eine der hochmittelalterlichen Aus-bauphasen der Ulmener Burg datiert werden. Somiterhält der sogenannte „Römerstollen“ eine völligneue Perspektive und einige Passagen der UlmenerChronik sind neu zu schreiben. Der Bestimmungs-zweck der Stollen scheint im Zusammenhang mitmittelalterlichem Mühlenbetrieb und damit einher-gehender Wasserregulierung zu liegen. In diesemPunkt dauern die Archiv- und Bauforschungsre-cherchen der Projektgruppe noch an.

Die Studie dient nicht nur der Reputation der Uni-versität Trier, sondern auch als Beispiel dafür, dasssich Forschung und Lehre ausgezeichnet fassbarmachen und kombinieren lassen.

Peter Pfeiffer M.A., Doktorand an der Professur für MittelalterlicheGeschichte und Historische Hilfswissenschaften

Peter Pfeiffer M.A.Tel. 0651/201-2170→ [email protected]

Kontakt

Das Projekt und die Projektgruppe

Der interdisziplinären Arbeitsgruppe, die vonPeter Pfeiffer geleitet wird, gehören Helfe-rich Roth, Christopher Hoffmann, Gwendo-lyn Kloppenburg, André de Wall, Julian Geiß,Desirée Jörg und Yvonne Gryzla an. Unter-stützt wird das Projekt in finanzieller undadministrativer Hinsicht durch Verbandsge-meinde und Stadtverwaltung Ulmen sowiedie „Gesundland Vulkaneifel GmbH“ als tou-ristischem Träger der Eifel. Es ist beabsich-tigt, die Forschungsergebnisse vor ihrer Pu-blikation in Form einer Präsentation derÖffentlichkeit zugänglich zu machen.

Hintergrund

Die Gruppe im Berg.

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Forschung und Lehre

Schwerpunkte des Teilprojekts des Fachs Umwelt-meteorologie liegen in der Beschreibung der Dy-namik und der Quantifizierung der Eisbildungs-prozesse, ihrer Parametrisierung in Modellen undder Untersuchung von Wechselwirkungsprozessenim System Atmosphäre-Meereis-Ozean. Hier ste-hen Polynjen und Eisrinnen im Fokus. Eine Polynja(Mehrzahl: Polynjen) ist eine offene Wasserflächeoder dünne Meereisschicht im Meereis, die häufigim Küstenbereich der Laptev-See entsteht und meh-rere tausend Quadratkilometer groß sein kann.Damit sind insbesondere im Winter intensive At-mosphären-Ozean-Wechselwirkungen verbunden.Eisrinnen sind dagegen schmale (1 Kilometer) aberoft sehr lange (100 Kilometer und mehr) Brüche imMeereis. Beide Phänomene werden bisher in Kli-mamodellen nicht oder nur unzureichend darge-stellt.

Die Hauptziele des Teilprojektes sind:

l Langzeitbeobachtung der pan-arktischen Dy-namik von Polynjen und Eisrinnen.

l Verbesserung des Verständnisses und der Quan-tifizierung von Eisrinnen- und Polynja prozessenfür den rezenten Klimawandel.

l Gewinnung von Referenzdatensätzen zur Veri-fikation von Modellierungs- und Fernerkun-dungsmethoden.

l Gesamtanalyse der Wechselwirkungen der Polynja- und Eisrinnendynamik mit dem arkti-schen Klimasystem.

Das Fach Umweltmeteorologie an der Universität Trier führt seit 2007 Kooperationspro-jekte mit Russland durch. Diese Kooperation kann in den kommenden drei Jahren (2013-2016) im Rahmen eines durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)geförderten Projekts für Wissenschaftlich-Technische Zusammenarbeit (WTZ) zwischenDeutschland und Russland fortgesetzt werden.

In dem Verbundprojekt „WTZ RUS: System Lap-tev-See Transdrift“ arbeiten Wissenschaftler ausDeutschland (GEOMAR Kiel, Universität Kiel,

Helmholtz-Zentrum AWI Bremerhaven, Akademieder Wissenschaften Mainz, Universität Trier) undaus Russland (Institut für Arktis und Antarktisfor-schung St. Petersburg, Universität St. Petersburg,Lena-Delta-Reservat Tiksi, Akademie der Wissen-schaften Moskau und St. Petersburg) zusammen. DieArbeiten der Universität Trier werden mit etwa820.000 Euro gefördert. Im Zentrum der Untersu-chungen stehen die Prozesse der Meereis-Produk-tion und des Eistransports in der sibirischen Laptev-See und in der transpolaren Meereis-Drift. Dieserfolgt mit experimentellen Ansätzen, mit hoch auf-gelöster Atmosphäre-Ozean-Meereis-Modellierungund mit Fernerkundungsmethoden.

Der Klimawandel wird in der Arktis besonders deut-lich beobachtet. Die Eisfläche des Nordpolarmeershat sich in den vergangenen 30 Jahren im Sommerum etwa 40 Prozent verringert, beim Eisvolumen be-trägt die Abnahme sogar rund 75 Prozent. Damit ver-bunden sind Veränderungen der atmosphärischenZirkulation und der Ozeanzirkulation, insbesondereim Gebiet der sogenannten Transpolardrift. Hier wirdMeereis von den Küsten Sibiriens über den Nordpolhinweg nach Spitzbergen transportiert. Die Fram-straße zwischen Spitzbergen und Grönland stellt dieRegion mit dem größten Eisexport aus der Arktis dar.Somit umfasst die transpolare Drift die Gebiete derEisproduktion, des Eistransports und des Eisexports.

Schmelzendes Meer -eis in der Arktis.

Meereis-Produktion und EistransportUmweltmeteorologie setzt langjährige Kooperation mit Russland fort

Foto: Günther Heinemann

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Forschung und Lehre

Günther HeinemannUmweltmeteorologie, Fachbereich VI→ [email protected]. 0651/201-4623

Kontakt

Die Teilprojektziele sollen mit den Methoden vonFernerkundung, Modellierung und Feldexperi-menten bearbeitet werden. Dies erfolgt im Verbundmit den deutschen und russischen Partnern. Im Be-reich der experimentellen Untersuchungen sind eineFlugzeug-Messkampagne im Gebiet der Framstraßeim März 2014, die Teilnahme an zwei Schiffsex-peditionen in die Arktis (Barents-See im März2014, Framstraße im Mai 2014) sowie mehrmona-tige Messungen am internationalen Observatoriumin Tiksi (Russland) ab Herbst 2014 vorgesehen.

Bei der Fernerkundung von Meereis wird ein inte-grierter Ansatz mit Modell- und Fernerkundungs-daten für die Untersuchung der Meereisdynamik inden arktischen Schelfregionen, der zentralen Ark-tis und der Framstraße verfolgt. Die numerische Si-

mulation des Systems Meereis-Ozean-Atmosphäreerfolgt mit einem regionalen Klimamodell undeinem Meereis-Ozean-Modell. Diese umfangrei-chen Rechnungen werden zur Zeit beim DeutschenKlimarechenzentrum (DKRZ) in Hamburg durch-geführt, in Zukunft soll dafür auch ein neuer Rech-ner-Cluster im Fachbereich VI der Universität Trierbenutzt werden.

NeuerscheinungenOliver Berli - Martin Endreß (Hg.)Wissen und soziale UngleichheitWeinheim/Basel: Juventa (EditionSoziologie) 2013, 420 S.

In der Tradition der Wissensso-ziologie bildet die Untersuchungder sozialen Ungleichverteilungvon Wissen ein zentrales For-schungsthema. Im Vordergrunddes Interesses standen dabei zu-meist Fragen der sozialen Vertei-lung und der Ungleichheit desWissens oder der Strukturen derWissensproduktion in differen-zierten Gesellschaften. Mit derKonzentration auf die soziale Un-gleichverteilung von Wissenwurde aber nur vereinzelt eineEinsicht in die Relevanz dieserVerteilungskonstellationen für dieReproduktion sozialer Ungleich-heit verbunden. Dieser Fragegeht der vorliegende Band nach.Systematisch nimmt er das Rah-menthema über fünf Fokussie-rungen in den Blick: Im erstenAbschnitt werden zentrale Fragennach der Deutung sozialer Un-

gleichheit in vorwiegend theore-tisch-konzeptioneller Perspektivediskutiert. Der zweite Abschnittvereint Beiträge, die sich empi-risch mit dem Verhältnis vonneuen und alten sozialen Un-gleichheiten unter Bedingungendes Internets (digitale Ungleich-heit) auseinandersetzen. Die Kör-perlichkeit sozialer Ungleichheitbildet das verbindende Elementder anschließenden Beiträge, indenen Fragen behandelt werden,wie Ungleichheit verkörpert wird,welche Folgen Deutungsmachtüber Körper haben kann und wieunter der Bedingung körperlicherKopräsenz an Wissensungleich-verteilungen gearbeitet werdenkann. Der vierte Abschnitt wid-met sich dem – neben dem Wis-senschaftssystem – zentralen in-stitutionellen Handlungskontext:(schulischen) Bildungsprozessenund der Reproduktion von Un-gleichheit. Der abschließendefünfte Abschnitt versammelt Bei-träge, die symbolische und so-ziale Grenzziehungen sozialer

Ungleichheit zum Gegenstandhaben. Die Herausgeber verbinden mitdem vorliegenden, aus einer Ta-gung an der Universität Trier her-vorgegangenen Band die Hoff-nung, damit weitere Schritte zurKonturierung einer ungleich-heitsanalytisch angelegten Wis-senssoziologie präsentieren zukönnen.

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Forschung und Lehre

dellierung etwa in den FächernMathematik, Informatik odertechnische Kommunikation.

Dieter BaumGrundlagen der Warteschlangen-theorieSpringer-Spektrum, September2013ISBN 978-3-642-39631-1

Das Buch präsentiert die Grund-lagen der stochastischen Model-lierung: Maßtheorie, Wahr-scheinlichkeitstheorie, Theoriestochastischer Prozesse undMarkov-Theorie in ihrer natürli-chen Aufbaufolge (Kapitel 1–4).Damit — und ergänzt durcheinen Anhang zu wichtigen Be-griffsbildungen der allgemeinenTopologie — werden die we-sentlichen Aussagen der Warte-schlangentheorie auf ein solides

mathematisches Fundament gestellt. Ein fünftes Kapitel be-handelt klassische Markov- undSemi-Markov-Modelle, die Pha-senmethode,  Markov-additiveAnkunftsprozesse, das BMAP/G/1-System und Matrix-geome-trische Verteilungen. Kapitel 6 isträumlichen Ankunftsprozessenvom Typ BMAP gewidmet (Mo-dellierung zeitlich variierenderund flächenhaft verteilter Be-dienanforderungen mittels zufäl-liger Punktfelder); Gegenstanddes letzten Kapitels sind Rever-sibilitäts- und Balance-Eigen-schaften klassischer Warte-schlangennetze.Geeignet für Lehre und Studiumzum Thema  stochastische Mo-

Martin Wengeler/Alexander Ziem(Hg.)Sprachliche Konstruktionen vonKrisen. Interdisziplinäre Perspek-tiven auf ein fortwährend aktuel-les PhänomenUte Hempen Verlag Bremen 2013

Im März 2012 fand im RobertSchuman-Haus in Trier eine vonder Fritz-Thyssen-Stiftung geför-derte internationale Arbeitstagungzu dem von der Deutschen For-schungsgemeinschaft am Fachbe-reich II in der Germanistischen Lin-guistik geförderten Projekt„Sprachliche Konstruktionen so-zial- und wirtschaftspolitischer Kri-sen in der BRD von 1973 bisheute“ statt. Ende letzten Jahresist nun im Ute Hempen Verlag inder Reihe „Sprache – Politik – Ge-sellschaft“ ein Sammelband er-schienen, der die Vorträge der Ta-gung dokumentiert. ImMittelpunkt der Tagung wie desneuen Buches stehen Sprach- undMedienanalysen, die stärker als„traditionelle“ disziplinäre Be-trachtungen von gesellschaftlichen„Krisen“ auf die Art und Weise derKonstruktion oder Konstitutionsozialer „Gegenstände“ zielen. Wirtschaftskrisen-Diskurse ziehen

sich spätestens seit 1973 – der so-genannten Ölkrise – bis zur Fi-nanz- und Eurokrise der letztenJahre wie ein roter Faden durchdie (Diskurs-)Geschichte der Bun-desrepublik Deutschland. Siehaben die neuere (Sprach-)Ge-schichte durchgehend und nach-haltig geprägt, und sie prägen sieimmer noch. Die zu prüfende Leit-these, der der Sammelband nach-geht, lautet: „Krisen“ sind mitsprachlichen und anderen semio-tischen (z.B. Fotografien, Infogra-fiken) Mitteln hergestellte „Tatsa-chen“. Sie werden öffentlichverhandelt und diskutiert und fun-gieren dabei auch als unumstöß-liche „Fakten“ oder als Rechtferti-gungsinstanzen für politischeEntscheidungen. Ausgehend vonunterschiedlichen methodischenZugängen werden in diesem Bandaus verschiedenen disziplinärenBlickwinkeln analytische Verfah-rensweisen vorgestellt, mit denendas jeweilige kollektive Wissenüber verschiedene „Wirtschafts-krisen“ erforscht werden kann.Neben diskurslinguistischen Me-thoden, bei denen (Schlüssel-)Wörter, (konzeptuelle) Meta-phern, Kollektivsymbole oderArgumentationsmuster untersucht

werden, werden soziologische,wirtschaftsgeschichtliche, politik-und medienwissenschaftliche Pers pektiven einbezogen.Mit einem Schwerpunkt auf der„Finanzkrise“ 2008/2009 stehenverschiedene sozialpolitische undwirtschaftliche „Krisen“ im the-matischen Mittelpunkt der in die-sem Band versammelten Beiträge.Je nach Fachdisziplin und Frage-stellung wählen die Beiträge zwarunterschiedliche empirische Zu-gänge zur analytischen Beschrei-bung, der Hauptfokus liegt jedochauf massenmedialen Darstellun-gen von „Krisen“.

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Forschung und Lehre

Matthias LehmannNaturstudien – Nachlaß – Nach-ruhm. Die Nachlaßakte des Land-schaftsmalers Ernst Fries (1801-1833)330 Seiten DIN A4 mit Registerund mit 250 Abbildungen. Ladenpreis 48 Euro

Die aufgefundene Nachlassaktevon Ernst Fries deckte mit demVerzeichnis von 1.200 Zeichnun-gen und Aquarellen ein bislangnicht erahnt umfangreiches Le-benswerk auf. Angesichts deretwa 600 im Werkkatalog vonSigrid Wechssler (2000) nachge-wiesenen Arbeiten auf Papierwird deutlich, dass die andereHälfte verschollen ist. Aus demNachlass-Inventar werden über400 bislang unbekannte Bildtitelveröffentlicht und Hinweise ge-geben für das Einordnen wieder-aufgefundener, auch unbeschrif-teter Arbeiten. Mithin für Händler

und Sammler ein wichtiges Hilfs-mittel. Die Nachlassakte enthältals zweite Überraschung das Pro-tokoll der Nachlassversteigerungvon 295 Positionen im Dezember1833 mit den Namen der Käuferund der erzielten Preise.

Nachlassverzeichnis und -verstei-gerung sind nicht nur zu Fries un-erwartete Funde sondern darüberhinaus zur Landschaftsmalerei inder 1. Hälfte des 19. Jahrhundertsseltene Quellen.Die Betonung „Landschaftsma-ler“ hat ihren Grund: das seit1790 üblich gewordene Naturstu-dium führte mit den Studien zuumfangreichen Nachlässen. Siewiederum sind eine der Quellendes Nachruhmes. Dieser Zusam-menhang begründet den Buchti-tel: „Naturstudien – Nachlass –Nachruhm“. Daher ist es nur fol-gerichtig, der Auswertung derNachlassakte von Ernst Fries zwei

Abschnitte vorzuschalten: denersten über die Landschaftsma-lerei nach 1790 ausgehend vomNaturstudium und den zweitenüber das Schicksal von Künstler-nachlässen im Hinblick auf die je-weils erste Monographie.

Felbeck, Christine/Klump, Andre/Kramer, Johannes (Hg.)America Romana: Perspektiventransarealer Vernetzungen. America Romana 5: Studien zu Sprachen, Literaturenund Kulturen der romanischenLänder AmerikasFrankfurt a.M., 2013, 204 Seiten, ISBN: 978-3-631-64598-7

Im Sommersemester 2012 wid-mete sich eine Ringvorlesung derUniversität Trier erneut dem he-misphärischen Verflechtungsraumder America Romana. Das gastge-bende Trierer America RomanaCentrum (ARC) verfolgte so seinentranskulturellen Ansatz, Ge mein -samkeiten und Wechselbeziehun-gen zwischen den Sprachen, Literaturen und Kulturen der ro- manischen Areale der westlichenHemisphäre zu erhellen.Die America Romana wird hiertrotz ihrer evidenten Vielschich-tigkeit als Einheit in der Vielheit

verstanden. Ein verbindendes Ele-ment ist bspw. der den Kulturender America Romana gemeinsameErinnerungsraum an die nicht sel-ten gewalttätige koloniale undpostkoloniale Geschichte. Diesetransareale Vernetzung kommtnicht umhin, die sogenannte Neuemit der Alten Welt in Bezug zusetzen: Sprachliche Gemeinsam-keiten verlangen die Kontextuali-sierung mit Europa. Andererseitssoll gerade auch die jeweilige ei-genständige Dynamik und/oderRückstrahlkraft der Areale derAmerica Romana betont werden.Außerdem schlagen sich die durchdie Globalisierung veränderten Le-bensbedingungen anhand viel-schichtiger Migrationsphänomenesowohl innerhalb der America Ro-mana als auch zwischen ihr undEuropa nieder. Das große sprach-liche, literarische und kulturelleInnovationspotential der AmericaRomana erfordert es des Weite-ren, die traditionelle Abgrenzung

zwischen Sprach-, Literatur- undKulturwissenschaften aufzuheben.Die Beiträge des Bandes verleihendem so skizzierten Konzept einertransarealen America Romanaweitere Konturen und stellenschließlich dessen Anschlussfä-higkeit und Vernetzungspotentialheraus.

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Forschung und Lehre

Antoni, C.H., Friedrich, P., Haun-schild, A., Josten, M., Meyer, R.(Hrsg.)Work-Learn-Life-Balance in derWissensarbeit. Herausforderun-gen, Erfolgsfaktoren und Gestal-tungshilfen für die betrieblichePraxis.Wiesbaden: Springer VS. (2014).

Welche spezifischen Belastungenerleben verschiedene Typen vonWissensarbeitern? Auf welcheRessourcen können sie zurück-greifen? Wie ziehen sie die Gren-zen zwischen Berufs- und Privat-leben? Welche Strategien setzen

sie ein, um die Anforderungender Bereiche Arbeit, Lernen undPrivatleben zu vereinbaren? Indem neu erschienenen Buch„Work-Learn-Life-Balance in derWissensarbeit. Herausforderun-gen, Erfolgsfaktoren und Gestal-tungshilfen für die betrieblichePraxis“ werden die Ursachen undFolgen einer Work-Learn-Life-(Im)Balance (WLLB) dargestelltund Gestaltungsansätze auf indi-vidueller, Team- und Unterneh-mensebene aufgezeigt. Hierzuwerden neu entwickelte und mitUnternehmen erprobte WLLB-In-strumente vorgestellt.

Lutz, Wolfgang & Knox, Sarah(eds.)Quantitative and QualitativeMethods in Psychotherapy Re-searchRoutledge, Taylor & FrancisGroup, London, Dezember 2013,448 S.ISBN: 978-0-415-82070-7

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Forschung und Lehre

Dissertationen

Mathematik

Tobias LorsonTitel: Hadamard convolution op-erators on spaces of holomorphicfunctions20.12.2013

Das über ein Faltungsintegral de-finierte Hadamardprodukt zweierholomorpher Funktionen ist eineVerallgemeinerung des Hada-mardprodukts von Po tenz reihen,welches  durch punkt weise Mul-tiplikation ihrer Koeffizienten ent-steht. Es werden ein Assoziativi-tätsgesetz für dieses Produktformuliert und eine Klasse vondaraus abgeleiteten Faltungs-operatoren untersucht.  Dabeiwerden die  transponierten Ope-ratoren berechnet und systema-tische Untersuchungen zum Kernund zum Bild solcher Operatorenangestellt. Die Ergebnisse werdenauf die Approximation holomor-pher Funktionen durch Lücken-polynome angewandt.

Roland StoffelStructural Optimization of Cou-pled Problems 17.12.2013

In der Industrie ist die effizienteVerwendung von Konstruktions-material sowohl aufgrund vonwirtschaftlichen als auch ökolo-gischen Aspekten sehr wichtig.Gegenstand der Dissertation istdie mathematische Analyse ver-schiedener Optimierungsmetho-den zur automatischen Berech-nung effizienter Strukturen sowiederen Anwendung auf indus-trielle, drei-dimensionale Pro-bleme mit gekoppelten multi-physikalischen Systemen. Dabeiwird für die Strukturoptimierungsowohl klassische Formoptimie-rung mit Gitterdeformation alsauch freie Topologieoptimierungin Kombination mit der Level SetMethode betrachtet.

Philosophie

Marco NogaraMoral begründen oder erklären?Zum Begriff der ethischen Ge-wissheit2010

Begründen ist jene Praxis, durchdie man sich der Wahrheit einesSatzes vergewissert. Die Selbst-verständlichkeit, mit der wir be-stimmte Handlungen durchfüh-ren, zeigt, welche Sätze wir für(selbstverständlich) wahr halten. Solange diese Sätze der Praxisdes Begründens zugrunde liegen,gibt es für eine Vergewisserung(auch eine Infragestellung) inBezug auf die Wahrheit solcherSelbstverständlichkeiten keinenPlatz. Moralphilosophie ist dahernicht in der Lage, moralischeSelbstverständlichkeiten zu be-gründen. Ihre Funktion in Bezugauf solche Gewissheiten ist, siezu erklären und zu verteidigen.

Politikwissenschaft

Simon MusekampKohärenz zwischen Migrations-und Entwicklungspolitik2012Die Dissertation untersucht,warum nur bestimmte Vorschlägeder internationalen Debatte überVerbindungen zwischen Migrati-ons- und Entwicklungspolitik instaatliches Handeln in Deutsch-land und Frankreich umgesetztwurden. Die Arbeit kommt zudem Ergebnis, dass dafür vorallem innerstaatliche politischeEntscheidungsprozesse und we-niger sachlich-inhaltliche Gründemaßgeblich waren.

Psychologie

Svenja DockendorfErgänzende Adipositastherapieim stationären Setting

Trier, 2013, Verlag Dr. Kova�, Ham-burg, 2013

Insgesamt nahmen 51 Männerund 124 Frauen mit komorbiderAdipositas während ihrer psy-chosomatischen Reha-Maßnahmean der vorliegenden Studie teil,92 Probanden wurden dabeieiner ergänzenden interdiszipli-nären Adipositasgruppe zugeord-net. Während der Reha-Maß-nahme konnten sie einesignifikante Abnahme des BMIsund der Fettmasse erreichen undwährend des Katamnesezeit-raums den BMI weiter reduzieren.Sportliche Aktivitäten wurdenvermehrt in den Alltag integriert,im Fragebogen zum Essverhaltenzeigte sich eine verbesserte Kon-trolle und geringere Störbarkeitdes Essverhaltens.

Marie Christina ZahnUntersuchung der Wirksamkeitund der elektrophysiologischenKorrelate therapeutischer Mi-krointerventionen – Eine klini-sche EEG-Studie Trier, 2013

Die Untersuchung der Wirkungs-mechanismen von Psychotherapieist eine wichtige Fragestellung derPsychotherapieforschung. Ziel derStudie ist es, die Wirkungsweisezweier Mikrointerventionen zurEmotionsregulation und zur pro-gressiven Relaxation und diedamit einhergehenden Verände-rungen auf psychometrischer undelektrokortikaler Ebene zu unter-suchen. Hierzu wurde eine unbe-handelte klinische Stichprobe(N=65) vor und nach einer psy-chotherapeutischen Interventionanhand eines spezifischen EEG-Paradigmas untersucht. Die Er-gebnisse geben sowohl Hinweiseauf differentielle als auch unspe-zifische Effekte der beiden Tech-niken.

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Forschung und Lehre

Psychobiologie

Christian DeuterThe startle response in psy-chophysiological research: mod-ulating effects of contextual pa-rameters

Der Schreckreflex ist eine defen-sive Reaktion des Organismus,welche den Körper vor der Einwir-kung einer direkten, physischenBedrohung schützen soll. Obwohlder Reflex neuronal einfach ver-schaltet ist, wird er beim Men-schen von höheren mentalen Pro-zessen wie Emotionalität undAufmerksamkeit beeinflusst. ImUmkehrschluss kann die Erfassungdes Reflexes als indirektes Maßfür diese Prozesse Verwendungfinden. In dieser Arbeit konnte derEinfluss von Stress bzw. der At-traktivität eines Partners auf dieSchreckreaktion sowie der Einflussvon Schreckreizen auf Blickbewe-gungen gezeigt werden.

Slavena TrifonovaUltradiane und Stress-induzierteGlucocorticoidpulsatilität undderen Rolle in der Kinetik derImmun- und Transkriptionsant-wort2013

Cortisol wird – sowohl induziertals auch regulär – pulsatil sezer-niert. Um die Cortisolpulsatilität zuuntersuchen, wurden zeitlicheSpeichelcortisolprofile dekonvo-liert, um präzise und zuverlässigepulsatile Sekretions- und Elimi-nierungsmodelle zu entwickeln.Diese Modelle erlauben es, eineCortisol-induzierte bimodale undstark zeitlich verzögerte Umvertei-lung von T-Lymphozyten und na-türlichen Killerzellen nachzuwei-sen. Dies weist darauf hin, dassdie HPA-Achse Umverteilungs-schübe von Immunzellen des an-geborenen oder des erworbenenImmunsystems koordiniert. Nach

Auslösen eines Cortisolimpulsesmit Hilfe „Trier Social Stress Test“konnten wir Expressionsimpulsevon Cotisol-Zielgenen beobachten.Cortisolausschüttungen in Abhän-gigkeit von Antizipation, Stressund Nahrungspräsentation warengleichermaßen fähig, die Expres-sion der Zielgene auszulösen.

Rechtswissenschaft

Mathias JuchemAngehörigengeschäfte im Steuer-und SteuerstrafrechtProf. Dr. Oliver Fehrenbacher,KonstanzProf. Dr. Volker KreyTrier 2013, Erich Schmidt Verlag,Berlin 2013

Rechtsgeschäfte zwischen Ange-hörigen sind weit verbreitet undbergen ein großes Steuergestal-tungspotenzial. Mathias Juchemgeht anhand von Miet-, Arbeits-und Darlehensverträgen der Fragenach, warum trotz steuerlicherAblehnung jener Geschäfte straf-rechtliche Konsequenzen häufigausbleiben. Interdisziplinär ange-legt setzt sich die Arbeit kritischmit der aktuellen steuerlichenund strafrechtlichen Situationauseinander, entwickelt eigenePrüfungsmaßstäbe und lieferthierauf aufbauend konkrete Lö-sungsvorschläge für die Praxis.

Jan-Alexander LangeDie Schadensersatzhaftung desWarenhändlers bei Herstellungs-fehlern – Eine rechtsökonomischeAnalyseProf. Dr. Arnd Arnold, Dipl.Volks-wirtProf. Dr. Hans-Friedrich-Müller,LL.M.Kiel und Trier 2013, Verlag Dr.Kova�, Hamburg 2014

Liefert ein Verkäufer eine man-gelhafte Sache, so steht dem

Käufer ein Schadensersatzan-spruch zu. Diese zunächst ein-deutige gesetzliche Regelungwird jedoch beim in der Praxis ty-pischen Kauf vom Warenhändlerin ihr Gegenteil verkehrt. Der Wa-renhändler soll für Herstellungs-fehler nicht auf Schadensersatzhaften, weil er diese nicht zu ver-treten hat. Der Käufer muss sichan den Hersteller wenden, deneine deliktsrechtliche Haftungtrifft. Die Arbeit untersucht, obdie geltende Rechtslage wirt-schaftlich angemessen ist undwelche Lösung aus rechtsökono-mischer Sicht interessengerechtwäre.

Promotionen: Soziologie

Oliver BerliDie Liebe zur Musik und ihreGrenzen. Musik als Mittel derDistinktion und Gegenstand derLegitimationProf. Dr. Martin Endreß, Prof. Dr. Julia Reuter

Felix BodeBeurteilung und Wertung rich-terlicher Entscheidungen durchPolizeibeamte. Eine empirischeUntersuchung am Beispiel ju-gendlicher Mehrfach- und Inten-sivtäterkriminalitätProf. Dr. Martin Endreß, Prof. Dr. Julia Reuter

Benjamin RamppDie Sicherheit der Gesellschaft inder Gesellschaft der Sicherheit.Sicherheitspraktiken und ihre Ne-benfolgen für das Phänomen desVetrauensProf. Dr. Martin Endreß, Prof. Dr. Andrea Maurer

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Personen und Preise

Rufe an die Universität Trierabgelehnt

Dr. Annette Guckelberger, Univer-sitätsprofessorin an der Universi-tät des Saarlandes: Ruf auf die W3-Professur für das Fach „Öffent-liches Recht, insbesondere Um-weltrecht“ im Fachbereich V.

Berufungsnachrichten

Rufe an die Universität Trier angenommen

Franziska Bergmann, wissen-schaftliche Mitarbeiterin an derUniversität Duisburg-Essen: Rufauf eine Juniorprofessur für Gen-der-Forschung im Fachbereich II.

Dr. Katrin Mühlfeld, Assistant Pro-fessor an der Universität Utrecht,Niederlande: Ruf auf die W 3-Pro-fessur für das Fach Betriebswirt-schaftslehre, mit SchwerpunktenManagement, Organisation, Per-sonal im Fachbereich IV.

Prof. Dr. Andreas Regelsberger,Gastprofessor an der Western Mi-chigan University in Kalamazoo,USA: Ruf auf die W 3-Professurfür Japanologie im Fachbereich II.

Rufe an die Universität Triererhalten

Dr. Maren Zeller, wissenschaftli-che Mitarbeiterin an der Univer-sität Hildesheim: Ruf auf eine Ju-niorprofessur für Sozialpädagogikim Fachbereich I.

Rufe an andere Universitäten erhalten

Dr. Dirk Rustemeyer, Universi-tätsprofessor im Fachbereich I,Pädagogik: Ruf an die Universi-tät der Bundeswehr in München.

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Personen und Preise

Ihre Studienfächer Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft vermitteln den Eindruckeiner gezielten Berufsvorbereitung auf eine politische Karriere. So zielgerichtet wie dasStudium, das sie in Saarbrücken und an der Universität Trier absolvierte, und der schnelleAufstieg in Partei und Landespolitik vermuten lassen, konzipierte Annegret Kramp-Kar-renbauer ihre Berufsplanung aber nicht. Hätte ihr die „Lehrerschwemme“ nicht den Wegins Lehramt verbaut, würde sie heute möglicherweise vor einer Schulklasse statt demsaarländischen Landtag reden. In jungen Jahren auf kommunaler Ebene in die Politik ein-gestiegen, nahm ihre Karriere eine rasante Fahrt auf. Als erste saarländische Minister-präsidentin ist sie auch in der Bundespolitik gefragt und gut vernetzt.

„Ich habe keine Karriere geplant“Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer studierte in Trier Jura und Politik

Frau Kramp-Karrenbauer, die Homepage dersaarländischen CDU beschreibt Sie als eine„Saarländerin aus Überzeugung“. So gesehen:War die Zeit an der Uni Trier für Sie ein gefühl-tes Auslandsstudium?Nein. Dazu gab es dort zu viele saarländische Mit-studenten.

Was auf der Homepage ebenfalls über Sie zulesen ist: „Sie ist nah an den Menschen dranund kennt ihre Sorgen und Nöte.“ Wie leben Siediese Bürgernähe im politischen Geschäft undim privaten Alltag?Bürgernähe ist kein künstliches Konzept. Entwe-der man ist es oder nicht. Ich lebe ein völlig nor-males Privatleben wie jeder andere auch – mit Ein-kauf im örtlichen Supermarkt, Sport treiben etc. DieStaatskanzlei steht den Menschen offen, sei es inBürgersprechstunden bei mir oder durch den Saar-land-Dialog in jedem Landkreis.

Über Sorgen und Nöte finanzieller Natur klagenjetzt auch die Hochschulen in Ihrem Bundesland.Wird die Enttäuschung auf Hochschulseite da-durch gesteigert, dass Sie saarländische Bil-dungsministerin und Vorsitzende der Kultusmi-nisterkonferenz waren – mithin die Probleme derHochschulen bestens kennen?Die saarländische Landesregierung garantiert denHochschulen im Land bis 2020 einen festen Haus-halt. Das ist für ein Haushaltsnotlageland ein enor-mer Kraftakt und wenn man Entwicklungen in an-

deren Bundesländern sieht keine Selbstverständ-lichkeit. Die Hochschulen haben Planungssicher-heit. Das ist ein großes Pfund, was auch nicht be-stritten wird.

Mein StudiumErste Vorlesung: 8 oder 14 Uhr? 8 Uhr

Lieblingsessen in der Mensa? Ehrlich? Wenn’s ging, gar nicht.

Studibude oder Hotel Mama? Bude

Viez oder Bier? Bier

Uni-Dresscode: Hosenanzug oder Sweat-Shirt? Sweat-Shirt

Karl Marx-Uni oder Universität Trier? Uni Trier

GEZ-Zahler oder Schwarzseher? GEZ-Zahler

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Personen und Preise

Wie schätzen Sie die Ausstattung und Leis-tungsfähigkeit der Hochschulen bundesweit ein? Wir haben im Koalitionsvertrag auf Bundesebeneja vereinbart, dass der Bund sich zu den Länderngerade auch in der Grundfinanzierung der Hoch-schulen engagieren wird. Hier ist die gemeinsameKraftanstrengung von Bund und den Ländern ab-solut notwendig.

Ihre Vita liest sich wie eine zielstrebige Karrie-replanung: Mit 19 CDU-Mitglied, drei Jahre spä-ter Stadträtin, Beigeordnete, mit 36 Jahren Bun-destagsabgeordnete, dann Landtagsmitgliedund Ministerin. Hatten Sie nie einen anderen Be-rufswunsch als Politikerin?Wenn ich kein Abitur gemacht hätte, wäre ich Heb-amme geworden. Und nach dem Abitur wollte icheigentlich Lehrerin werden. Damals gab es abereine ‚Lehrerschwemme‘. Also deshalb Politikwis-senschaft. Im Übrigen habe ich keine Karriere ge-plant. Viele glückliche Zufälle haben mir dabei ge-holfen.

Was fasziniert Sie an Politik?Etwas gestalten und Probleme lösen zu können ineinem sehr komplexen Umfeld.

Sie haben sich schon während Ihres Studiumskommunalpolitisch engagiert. Hat Ihnen dasStudium konkrete Anregungen oder Hilfestel-lungen für Ihre Arbeit als Stadträtin geliefert?Es hat mir die Grundlage für selbstständiges Ar-beiten und das Erarbeiten von Themen gegeben.Und die Erkenntnis, dass politikwissenschaftlicheTheorie nicht immer mit politischer Praxis über-einstimmt.

Haben Sie sich durch das Studium gut auf Ihrepolitische Karriere vorbereitet gefühltIm oben beschriebenen Sinne: Ja.

Von welchem Ihrer beiden Studienfächer – Poli-tikwissenschaft oder Öffentliches Recht – profi-tieren Sie im Berufsalltag mehr?Von beiden und der damit verbundenen wissen-schaftlichen Grundausbildung gleichermaßen.

Meine UniversitätMein „Stilles Örtchen“ Bibliothek

Mein „Da-bin-ich-nie-gewesen“-Ort Büro des Präsidenten

Meine „Gute Seele“ Mitstudenten

Mein „No Go“ —

Mein Lieblingsdozent Prof. Knut Amelung

Meine härteste Prüfung Die letzte mündliche Prüfung (Öffentliches Recht) wenige Wochen vor der Geburt meiner Tochter

Mein schönster Moment Der erfolgreiche Abschluss des Studiums

Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karren-bauer ist im Saarland verwurzelt. 1962 wurdesie in Völklingen geboren und besuchte dortdas Gymnasium. Dem Abitur folgte ein Magis-ter-Studium der Rechtswissenschaft und Poli-tikwissenschaft an den Universitäten in Saar-brücken und Trier. Sie trat 1981, neun Jahre vorihrem Studienabschluss, in die CDU ein undgehörte drei Jahre später dem Stadtrat ihrerHeimatstadt Püttlingen an. Als Vorsitzende desCDU-Stadtverbandes und später Beigeordnetesammelte sie weitere kommunalpolitische Er-fahrungen, die sie schon bald in die Bundes-politik führten. Im März 1998 rückte sie fürKlaus Töpfer acht Monate lang in den Bun-destag nach. Ein Jahr später übernahm sie alsLandtagsabgeordnete auch die parlamentari-sche Geschäftsführung ihrer Fraktion. Ein Jahr

später wurde sie als Ministerin für Inneresund Sport vereidigt. Im August 2011 wählteder Landtag Annegret Kramp-Karrenbauer alsNachfolgerin des zum Bundesverfassungsge-richt gewechselten Peter Müller zur Minister-präsidentin. Nach dem Bruch der Jamaika-Ko-alition erreichte sie bei den Neuwahlen alsSpitzenkandidatin mit der CDU mit 35,2 Pro-zent ein deutlich besseres Ergebnis als prog-nostiziert. Als Ministerpräsidentin führt sie seitMai 2012 zum zweiten Mal das Bundesland,nun in einer Großen Koalition. Dem CDU-Bun-despräsidium gehört sie seit 2011 an. Diejüngsten Verhandlungen zur Bildung der Gro-ßen Koalition auf Bundesebene gestaltete siein der „Großen Runde“ mit. Annegret Kramp-Karenbauer ist mit einem Bergbauingenieurverheiratet und Mutter dreier Kinder.

Zur Person

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Personen und Preise

die Universitäten des Saarlandes und Trier an-gehören?Die Universität der Großregion hat ein großes Po-tenzial, das noch viel besser genutzt werden muss.Zu oft stehen alltägliche Dinge wie beispielsweisemangelnde Verkehrsverbindungen einem wirklichgrenzüberschreitendem Studium im Weg.

Zu guter Letzt sind unsere Studierenden neu-gierig, welche Tipps ihnen eine Ministerpräsi-dentin für ihr Studium und den Berufsweg mit-geben kann. Man sollte das tun, was einem Freude bereitet –aber auch in weniger guten Zeiten nie den Glaubenverlieren. Ganz nach dem Motto: Wäre es einfach,könnte es jeder.

Die Fragen stellte Peter Kuntz

Sie waren erste Innenministerin in Deutschland,sind erste Ministerpräsidentin und diensterfah-renste Ministerin im Saarland und ihr Ehemannhat sich zu Hause um die drei Kinder geküm-mert, während Sie Karriere machten: Vor demHintergrund, dass Sie aus konservativen Fami-lienverhältnissen stammen und eine konserva-tive Partei vertreten leben Sie ein überraschendmodernes Frauen- und Familienbild.Ich habe einen modernen und pragmatischen Mann,der das mitgetragen hat. Und ich habe die festeÜberzeugung, dass Frauen alles erreichen könnensollten, was sie wollen.

In der Grenzlage des Saarlands haben gute Be-ziehungen zu den Nachbarn einen hohen Stel-lenwert. Welches Entwicklungspotenzial räumenSie der Universität der Großregion ein, der auch

Christoph Schäfer, Professor für Alte Ge-schichte an der Universität Trier, wurde am6. November zum Mitglied der „Ständigen

Bewertungskommission“ des Römisch-Germa-nischen Zentralmuseums (RGZM) in Mainz ge-wählt. Die Ständige Bewertungskommissionnimmt am RGZM die Rolle eines wissenschaft-lichen Beirats ein. Sie ist für die Weiterent-wicklung und das Forschungsprogramm voneminenter Bedeutung. Das RGZM ist eine international tätige For-schungseinrichtung für Archäologie. Auf derGrundlage aller verfügbaren Quellen wird derMensch in seinem natürlichen und kulturellenUmfeld von den Anfängen der Menschheit bisins Mittelalter erforscht. Im Jahre 1852 gegrün-det, ist das RGZM seit 1870 eine Stiftung desöffentlichen Rechts mit Sitz in Mainz und wei-teren Standorten in Mayen und Neuwied (Rhein-land-Pfalz). Träger der Stiftung sind das LandRheinland-Pfalz und die Stadt Mainz. Seit 1977wird das RGZM von Bund und Ländern ge-meinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz finan-ziert, seit 2002 ist es Mitglied der Leibniz-Ge-meinschaft. Als Forschungsmuseum der Leibniz-Gemein-schaft ist das RGZM zugleich ein Ort der Wis-senschaft und des Dialoges mit der Öffentlich-

Professor Schäfer in die Bewertungskommission gewähltAlthistoriker gehört Gremium des Römisch-Germanischen Zentralmuseums an

keit: Moderne Forschung und Bildungsauftragsind hier eng miteinander verbunden. Die Un-tersuchungen beruhen auf jahrtausendealten Ar-chiven und schaffen damit einen historischenReferenzrahmen, der zum besseren Verständnisder Grundlagen unserer Gesellschaft beiträgt,indem z. B. langfristige Verhaltensmuster sicht-bar werden. So werden Bezüge zu aktuellen Dis-kursen hergestellt. Die Forschungen des RGZM greifen über tradi-tionelle Fachgrenzen hinaus; sie verbinden Geis-tes- und Naturwissenschaften in einem interdis-ziplinären Ansatz und überwinden damitGrenzen unterschiedlicher Wissenschaftskultu-ren.

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Personen und Preise

Neu an der UniJun. Prof. Dr. Matthias Neuenkirch

W1-Juniorprofessur für Em pirische Wirtschaftsfor-schung

Matthias Neuen-kirch wurde 1981in Offenbach/Main geboren.Nach Abitur undZivildienst stu-dierte er von 2001bis 2006 Volks-

wirtschaftslehre an der Phi lipps-Uni-versität Marburg. Von 2006 bis 2013war er, ebenfalls an der Philipps-Uni-versität Marburg, als wissenschaftli-cher Mitarbeiter und PostDoc in derArbeitsgruppe Makroökonomie vonProf. Dr. Bernd Hayo beschäftigt.Seine Diss ertation zum Thema „Stu-dies on U.S. and Canadian CentralBank Communication“ wurde im

Jahre 2010 mit dem Promotionspreisder Philipps-Universität Marburgausgezeichnet. In dieser Zeit ver-brachte er drei Monate (2010) bzw.einen Monat (2013) als Gastforscheram Viessmann European ResearchCentre an der Wilfrid Laurier Uni-versity in Waterloo, Kanada. Im Win-tersemester 2012/13 und Sommerse-mester 2013 vertrat er den Lehrstuhlfür Wirtschaftswissenschaften/Ma-kroökonomie an der RWTH Aachen,ehe er zum Wintersemester 2013/14den Ruf an die Universität Trier an-nahm. Matthias Neuenkirch ist ver-heiratet und hat einen Sohn.Matthias Neuenkirchs Forschung istempirischer Natur und thematischden Gebieten Geldpolitik, Finanz-märkte und politische Ökonomie zu-zuordnen. So untersucht er insbe-sondere die Wirksamkeit vonKommunikation als zusätzlichesWerkzeug in der geldpolitischenStrategie von Zentralbanken. Ineinem weiteren Forschungsschwer-

punkt beschäftigt er sich mit dengeldpolitischen Entscheidungsträ-gern selbst und zeigt, dass z.B. dieErfahrung, aber auch der persönlicheHintergrund, geldpolitische Ent-scheidungen beeinflussen können. Matthias Neuenkirchs Arbeiten sindin referierten internationalen Fach-zeitschriften der Volkswirtschafts-lehre, so zum Beispiel im Journal ofBanking and Finance oder im Eu-ropean Journal of Political Eco-nomy, publiziert. An der Universi-tät Trier möchte er seineForschungsschwerpunkte in Zu-sammenarbeit mit den Kollegen derVolkswirtschaftslehre und Betriebs-wirtschaftslehre weiter ausbauenund vertiefen. In der Lehre freut Matthias Neuen-kirch sich darauf, die methodischeAusbildung am Fachbereich IV zuverstärken, insbesondere durchLehr veranstaltungen im Bereich deranwendungsbezogenen Ökonome-trie.

Neu an der UniProf. Dr. Christian Jansen

W3-Professur für NeuereGeschichte (Schwerpunkt19. Jahrhundert)

Von einerW2-Profes-sur an derUniversitätM ü n s t e r

wechselte Christian Jansen zum Win-tersemester auf die Professur für dieGeschichte des langen 19. Jahrhun-derts. Er beschäftigt sich nicht nurmit der deutschen Geschichte von derAufklärung bis zum Nationalsozia-lismus (gelegentlich auch darüberhinaus wie dieses Semester in einemSeminar zu den Filmen der DEFA).Sein zweiter Schwerpunkt ist dieneuere Geschichte Italiens von derMitte des 18. Jahrhunderts bis in dieGegenwart.Den Italienbezug in Forschung undLehre an der Universität Trier zu stär-ken ist eines seiner erklärten Vorha-ben für die nächsten Jahre. Zu seinenBerufungszusagen gehören Mittel für

eine Gastprofessur, mit der regelmä-ßig im Sommersemester eine italie-nische Historikerin (oder auch Hi-storiker) nach Trier geholt werdensoll, um zusätzliche Lehrveranstal-tungen anzubieten und den Kontaktzu italienischen Universitäten zu stär-ken. Außerdem will Christian Jansenregelmäßig „Italientage“ veranstal-ten, die mit Vorträgen, Unterhaltsa-mem und Kulinarischem Lust auf dieBeschäftigung mit der italienischenGeschichte machen sollen.Jansen hat in Heidelberg Geschichteund Mathematik studiert, nach demersten Staatsexamen mehrere Jahrein einem Druckerkollektiv gearbeitetund sich anschließend in seiner Dis-sertation mit dem politischen Ver-halten von Hochschullehrern vomErsten Weltkrieg bis zum DrittenReich beschäftigt. Seit 1989 war eran der Ruhr-Universität Bochum As-sistent von Hans Mommsen und hatsich dort 1998 mit einer Arbeit überden Beitrag der Achtundvierziger zurweiteren Entwicklung Deutschlandsnach dem Scheitern der Revolutionvon 1848/49 bis zur Reichsgründunghabilitiert. Einer der Protagonisten

dieser Studie ist der Trierer LudwigSimon. Nach der Habilitation hatJansen in Konstanz, Paderborn, Bo-chum, an der TU Berlin gelehrt,bevor er 2012 nach Münster berufenwurde. Zwischendurch war er alsGastprofessor an der Hebrew Uni-versity Jerusalem.Die zehn Bücher, die Jansen veröf-fentlicht hat, beschäftigen sich u. a.mit Nationalismus und Nationsbil-dung, mit der Geschichte der Alex-ander von Humboldt-Stiftung, mitdem „Volksdeutschen Selbstschutz“1939/40 im besetzten Polen oder mitGründerzeit und Nationsbildung inDeutschland 1849-1871. Dieser Epo-che gilt auch eine Edition von Brie-fen deutscher Liberaler und Demo-kraten. Neben der italienischenGeschichte wird der Aufbau eines In-ternetportals, das das Auffinden unddie Benutzung von Briefen des 19.Jahrhunderts erleichtern soll, zu denSchwerpunkten der Tätigkeit vonJansen in Trier gehören.Näheres zu den Publikationen, Pro-jekten in Forschung und Lehre aufder Homepage http://www.uni-trier.de/index.php?id=5196

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Prof. Jätzold beim Signieren.

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Personen und Preise

Afrika unserer Träume!Sonnenuntergang amTurkanasee im wildenNorden Kenias.

Kaum ein anderer Geograph in Deutschland erlebte eine so breite Zeitspanne afrikani-scher Geschichte wie der emeritierte Trierer Professor Dr. Ralph Jätzold, der für die Wis-senschaft, aber vor allem für Afrika lebt. Nun hat er seine Erlebnisse in einem kleinenBuch niedergeschrieben – Geschichten über die letzten deutschen Farmer Ostafrikas, dieEuphorie der Unabhängigkeit afrikanischer Staaten und die großen Veränderungen inKenia und Tansania.

Professor Dr. Ralph Jätzold vertrat zunächst, vonTübingen kommend, den Lehrstuhl für Biogeo-graphie an der Universität des Saarlandes, bevor

er als einer der so genannten „Gründungsprofesso-ren“ 1971 an die Universität Trier wechselte; dort lei-tete er das Fach Kultur- und Regionalgeographie.Sein Leben gilt der Forschung und der Lehre an denUniversitäten, seine Leidenschaft widmet er Afrika.In 47 Reisen lernte er vor allem den Osten Afrikaskennen.

Bei seiner ersten Reise als junger Wissenschaftler imJahr 1963 erreichte er nach einer mehrwöchigenReise mit dem Dampfschiff schließlich die Küsten-

stadt Daressalam in Tanga-njika, heute Tansania. Jät-zold begann seine Arbeitenauf einem Kontinent mitweiten Landschaften, flie-henden Horizonten undeinem Gefühl unendlicherFreiheit.

Als einer der wenigenAgrarexperten, die damalsin dieser Region tätigwaren, erstellte er die ers-ten Karten über die mögli-

che agrarische Nutzung. Tansania wurde sozialistisch,und somit verschlechterten sich für ihn die Arbeits-bedingungen in diesem Staat. Es folgten fruchtbareForschungsjahre in dem nördlich angrenzendenKenia, und eines der erfolgreichsten Projekte, das vonder damaligen Gesellschaft für Technischen Zusam-menarbeit (GTZ; heute Gesellschaft für InternationalZusammenarbeit, GIZ) gefördert wurde, nahm sei-nen Lauf: Das „Farm Management Handbook ofKenya“ – oder die „Grüne Bibel“ – wie viele Kenia-ner das von 1979 bis 1984 erstellte dreibändige Werknennen. Die gedruckten Exemplare dieser Studie lie-gen heute in den Ministerien, Hoch- und Fachschu-len, Forschungsinstituten und regionalen Agrarbürosund geben wichtige Handlungsanweisungen zu Bo-denbeschaffenheit, Klimaregime sowie Kulturpflan-zenanbau und Viehhaltung. Daraus lässt sich eine op-timale, nachhaltige agrarische Nutzung in derentsprechenden Region ableiten. Nach diesen Hand-lungsanweisungen bewirtschaften heute viele Mil-lionen Bauern ihre Felder.

Diese Arbeit hat enorme Auswirkungen auf die Nach-welt und ist eine der wegweisenden Studien, die imFachgebiet der Geographie an der Universität Trierentstanden sind. Eine zweite, von 2002 bis 2013 völ-lig neu bearbeitete Auflage liegt seit Sommer diesenJahres in sieben gedruckten Bänden sowie digitalenDatenträgern mit einem umfangreichen Kartenwerkvor. Es ist ein Lebenswerk, an dem Jätzold und seineKollegen Professor Dr. Berthold Hornetz (Universi-tät Trier) und kenianische Wissenschaftler von der

Ein Zeitzeuge afrikanischer MetamorphoseProf. Jätzold: Erfahrungen, Erlebnisse, Erkenntnisse aus 50 Forschungsjahren

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Personen und Preise

korridore, Eisenbahnstrecken, Autobahnen und Öl-pipelines nach Südsudan und Äthiopien werden dennoch unberührten Norden Kenias erschließen. DieAmbivalenz zwischen dem Wunsch nach Entwick-lung in solchen Ländern, doch gleichzeitig das Fest-halten an der Ursprünglichkeit zieht sich durch Jät-zolds Buch und ist ein nachvollziehbares,wohlbekanntes Gefühl – zumindest für Menschen,die in afrikanischen Ländern arbeiten; ein Gefühl vonBegeisterung und Hoffnung, aber auch von Wehmutund Enttäuschung.

Ralph Jätzold hat am 5. Dezember, dem Vorabendseines 80. Geburtstages, im Rahmen der Veranstal-tungsreihe der „Geographischen Gesellschaft Trier(GGT)“ an der Universität aus seinem Buch vorknapp 200 Personen, die von ganz Europa angereistwaren, gelesen. Ein sehr gelungenes Buch und einanregender Abend über einen facettenreichen Konti-nent und ein ebenso facettenreiches Leben.

Jan Christian Habel, Berthold Hornetz, Mike Teucher

Kenyatta University Nairobi (Professor Dr. Chris A.Shisanya) sowie des kenianischen Agrarministeriums(u.a. Zachariah Mairura, MSc.), der GIZ und andererOrganisationen über mehrere Dekaden gearbeitethaben. Heute werden solche langfristigen For-schungsarbeiten (ohne kurzfristig publizierbare Er-gebnisse) in der deutschen Wissenschaftslandschaftkaum noch finanziert; die Ergebnisse von Jätzold undKollegen zeigen aber allzu deutlich, wie wertvoll dasForschen ohne Zeitdruck ist, denn: Oberflächlichkeitund Geschwindigkeit ist mit Sicherheit der Feind jeg-lichen wissenschaftlichen Tiefsinns.

Professor Jätzold brachte in den letzten Monateneinen wichtigen Teil seines Lebens zu Papier – mitdem Titel „Inside Africa – ewiger Kontinent meinerSehnsucht; Erfahrungen – Erlebnisse, Erkenntnisse,Erwartungen“. In dem Buch steckt ein unglaublicherFundus an Wissen aus den Bereichen Geographie,Geschichte, Politik, Gesellschaft. Jätzold beschreibteine Zeitreise voller Ambivalenzen. Das Afrika, wiewir es aus manchen Büchern und Filmen kennen, istvorüber – wir sind im „Diesseits von Afrika“ ange-kommen. Und wenige Dekaden nach Jätzolds ersterAnkunft in Daressalam sucht man meist vergebensdie menschenleeren Savannen. Die Herausforderungist, afrikanische Länder so zu sehen, wie sie heutesind, und sie nicht zu naiven Filmkulissen zu redu-zieren. Afrika ist vielseitig und das ursprüngliche Ge-sicht Kenias wandelt sich rapide durch umfangreicheInfrastrukturprogramme. Diese Großprojekte passenmeist eher weniger in das antiquierte, verklärte Afri-kabild.

So werden in Kürze im noch wilden Norden Keniasim Rahmen des „Lake Turkana Wind Power Project“über 365 Windräder in den afrikanischen Himmelragen, die insgesamt 300 Megawatt Strom erzeugen(etwa 20 Prozent der gesamten Strommenge Kenias).Der im Bau befindliche neue Tiefseewasserhafen ander kenianischen Nordküste nahe der alten StadtLamu (der fünfmal größer als der von Mombasa seinwird) soll Start- bzw. Endpunkt des „Lamu Port SouthSudan Ethiopia Transport Corridor (LAPSSET)“ wer-den und die bislang beschauliche Küste bei Lamu inein Industrie-Eldorado umwandeln - neue Transport-

Ralph Jätzold, „Inside Africa – ewiger Konti-nent meiner Sehnsucht – Erfahrungen – Er-lebnisse, Erkenntnisse, Erwartungen“; Geo-graphische Gesellschaft Trier, ISBN: 3 – 921– 599 – 59 – 8 (Preis: 17,50 Euro)

Buchhinweis

PD Dr. Jan Christian Habel promovierte und ha-bilitierte an der Universität Trier und arbeitetan der Technischen Universität München/Wei-henstephan. Er forscht u.a. in Ostafrika im Be-reich Biodiversität und Naturschutz. Prof. Dr.Berthold Hornetz und Dipl.-Biogeograph MikeTeucher lehren und forschen im FachbereichVI/Geowissenschaften, Abteilung für Biogeo-graphie sowie Kartographie, und leiten dasOstafrika-Archiv der Biogeographie.

Die Autoren

Als Agrarexperte war Prof. Jätzold ein gefragter Gesprächspartner.

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Personen und Preise

Dr. Natalia Filatkina ist bei der Jahresfeier der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz mit einem Stipendium der Walter und Sibylle Kalkhof-Rose-Stiftungausgezeichnet worden. Die Stipendien werden an besonders qualifizierte Nachwuchs-wissenschaftler verliehen und dienen der Förderung und des Abschlusses von Habilita-tionen. Die Stipendiaten werden ein Jahr lang mit einer Gesamtsumme von 18.000 Eurogefördert.

Natalia Filatkina kam imOktober 2003 als wis-senschaftliche Assis-

tentin im Fachteil ÄltereDeutsche Philologie an dieUniversität Trier (Prof. Dr.Claudine Moulin). Derzeitvertritt sie eine Professur ander Universität Düsseldorfund arbeitet an ihrem Habili-tationsprojekt „Historischeformelhafte Sprache. Theore-tische Grundlagen und Me-thoden ihrer Erforschung“. Natalia Filatkina studierteGermanistik, Anglistik, Päda-gogik und interkulturelleKommunikation in Moskau,Berlin und Bamberg. 2003promovierte sie in Bambergund nahm im gleichen Jahr eine Tätigkeit als wis-senschaftliche Assistentin im Fachteil Ältere Deut-sche Philologie an der Universität Trier auf. Seit2007 leitete sie die Nachwuchsforschergruppe „His-torische Formelhafte Sprache und Traditionen desFormulierens (HiFoS)” und war von 2008 bis 2010zuständig für die Koordination des wissenschaftli-chen Nachwuchses im Historisch-Kulturwissen-

schaftlichen Forschungszentrum (HKFZ) Trier.2006 erhielt sie den renommierten Sofja Kovalevs-kaja-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung. Esfolgten weitere Auszeichnungen und 2010 die Aufnahme in die Exzellenzdatenbank „Academia-Net.de”. Seit 2007 ist sie gewähltes Mitglied desHochschulrats der Universität Trier und wirkt inKommissionen des Senats mit.

Natalia Filatkina erhält ein Habilitationsstipendium Die Nachwuchswissenschaftlerin erforscht „Historisch formelhafte Sprache“

Natalia Filatkina nahm die Glückwünsche von Stipendium-Stifterin Sybille Kalkhof-Rose, Universitätspräsident Prof. Michael Jäckel und Prof. Claudine Moulin (von links)entgegen.

Foto: Akademie der Wissenschaften und der Literatur I Mainz

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Personen und Preise

Prof. Dr. Claudine Moulin, seit 2003 Professo-rin an der Universität Trier und Wissenschaft-liche Leiterin des Kompetenzzentrums für

elektronische Erschließungs- und Publikationsver-fahren in den Geisteswissenschaften, ist mit demVerdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz aus-gezeichnet worden. Sie habe das Kompetenzzen-trum an der Universität Trier in den vergangenenzehn Jahren in die internationale Spitzenforschunggeführt und zu einem bevorzugten Partner der deut-schen Akademien der Wissenschaften entwickelt,sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei der Ver-leihung. Elf Frauen und Männer wurden im De-zember im Festsaal der Staatskanzlei in Mainz aus-gezeichnet.

Claudine Moulins Einsatz für die Großregion rei-che weit über den beruflichen Kernbereich hinaus:Das Engagement erstrecke sich auf Forschungs-projekte mit der Universität Luxemburg und dieGründung und Leitung der Forschungsstelle fürSprachen und Literaturen Luxemburgs an der Uni-versität Trier. Darüber hinaus sei sie für den Dia-lektwörterbuchverbund verantwortlich, der vieleDialekte der Großregion erfasse, hieß es in der Be-gründung weiter.

Hervorgehoben wurde ein Projekt über mittelalter-liche Archivalien in der Großregion unter Feder-

führung der Universi-tät der Großregion,das die Geschichtedes Mittelalters alsFundament der Euro-päischen Gemein-schaft betrachte. Wis-senschaftler aus derGroßregion machenhier ihre Quellen undihr Knowhow einerbreiten Öffentlichkeitzugänglich.

Der Landesverdienst-orden würdige zudemClaudine Moulinszahlreiche nationaleund internationaleKontakte, mit denensie die Forschung inder historischen Lin-guistik des Deut-schen und in den sogenannten e-Humanities vorangetrieben habe.Damit habe sie auch dem WissenschaftsstandortRheinland-Pfalz in diesem Forschungsfeld inter-nationale Bedeutung verliehen.

Höchste Auszeichnung für Claudine MoulinDreyer: „Kompetenzzentrum in internationale Spitzenforschung geführt“

Im Festsaal der Mainzer Staatskanzlei überreichte Mi-nisterpräsidentin Malu Dreyer den Verdienstorden desLandes an Prof. Dr. Claudine Moulin (links).

Foto: Reiner Voß/Bildergalerie rlp

DDas Präsidium der Deutschen For-schungsgemeinschaft hat Prof. Dr. Gün-ther Heinemann für drei Jahre zum Mit-

glied des Scientific Committee on AntarticResearch/International Arctic Science Commit-tee (SCAR/IASC) berufen. Darüber hinauswurde der Professor für Umweltmeteorologie imFachbereich VI der Universität Trier zum Vor-sitzenden des Nationalkomitees ernannt. SCARund IASC sind Organisationen, die wissen-schaftliche Forschung in der Antarktis initiieren,fördern und koordinieren.

Prof. Günther Heinemann zum Vorsitzenden berufenUmweltmeteorologe leitet deutsche Abteilung des Komitees für Polarforschung

Das deutsche National-komitee – zuvor Landes-ausschuss – plant undkoordiniert deutscheHochschulforschung aufdem Gebiet der Polarfor-schung in Kooperationmit Alfred-Wegener-In-stitut und betreffendenBundeseinrichtungen.

Weitere Informationen über die Organisationen:www. scar.org und www.iasc.info

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Personen und Preise

Dr. Thomas Grotum, wissenschaftlicherMitarbeiter des Fachs Geschichte an derUniversität Trier mit einem Forschungs-

schwerpunkt in der historisch-kulturwissen-schaftlichen Datenverarbeitung, ist auf der 20.Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Ge-schichte und EDV (AGE) in Marburg zum Vor-sitzenden gewählt worden. Die 1993 als deut-sche Sektion der Internationalen Association forHistory and Computing (AHC) gegründete Ver-einigung hat sich die Förderung des kritisch-re-flektierten EDV-Einsatzes in Forschung undLehre in den Geschichtswissenschaften zum Zielgesetzt. Ihr gehören derzeit etwa 100 Mitgliederaus Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Die AGE vereint erfahrene und jüngere Forscheraus allen Teilgebieten der Geschichtswissen-schaften sowie deren Nachbardisziplinen. Einesihrer Anliegen ist der intensive Erfahrungsaus-tausch, um die „Wiedererfindung des Rades“ zuvermeiden, die angesichts der immer kürzerenAbfolge neuer IT-Generationen in vielen Berei-chen zu beobachten ist. Thomas Grotum war be-reits Anfang der 1990er Jahre aktiv an der Grün-dung der AGE beteiligt.

Thomas Grotum leitet AG Geschichte und EDVMitglieder wählten Trierer Historiker bei der Jahrestagung zum Vorsitzenden

Zum 20-jährigen Bestehen legt die AGE in ihrerSchriftenreihe einen Sammelband vor, in demVereinsmitglieder sowohl eine Rückschau aufdie rasante Entwicklung der digitalen Ge-schichtswissenschaft, die starken Auswirkungenauf die universitäre Lehre im Fach Geschichteals auch einen Ausblick auf Themen der histori-schen Fachinformatik bieten (http://www.com-putus-druck.com/press/neuerscheinungen/20-jahre-arbeitsgemeinschaft-geschichte-und-edv/).

Weitere Informationen

→ www.age-net.de

Nachruf

Die Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Trier trauert umihren ehemaligen Mitarbeiter

Dr. Gerhard Seidenstücker*25.05.1946 †04.01.2014

Mit tiefer Betroffenheit nehmen wir Abschied von Dr. Seidenstücker, der Anfang Januar 2014nach kurzer schwerer Krankheit verstarb. Mit seiner Leidenschaft und beeindruckenden Be-lesenheit spornte er Kollegen und Studierende stets aufs Neue zu Reflexion und Wissens-erweiterung an.

Wir werden das Andenken an Dr. Gerhard Seidenstückerstets in dankbarer Erinnerung behalten.

Die Kolleginnen und Kollegen der Abteilung

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