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Von Lukas Kistler «Novartis in der Forschungsoffensive» titelte am 22. Juli diesen Jahres die Neue Zürcher Zeitung: Der Pharmariese hat- te im ersten Halbjahr 2003 gegen 1,8 Milliarden Dollar in Forschung und Ent- wicklung investiert, knapp eine halbe Milliarde mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Im Vergleich dazu nehmen sich die 200’000 Franken jährlich, mit denen Novartis seit zweieinhalb Jahren ein Projekt des Neu- robiologen Professor Martin E. Schwab unterstützt, geradezu bescheiden aus. Das Team des Direktors des Instituts für Hirnforschung an der Universität Zü- rich und eine Forschungsgruppe bei No- vartis in Basel suchen ein Verfahren, mit dem sich Nervenfasern in Hirn und Rückenmark regenerieren sollen. Man habe, so Schwab, festgestellt, dass ein Ei- weiss, Nogo genannt, das Nachwachsen von verletzten Fasern verhindere. Da die Nervenfasern von Ratten und Men- schen einander im Aufbau ähneln, wur- den Antikörper gegen Nogo an Ratten eingesetzt – bislang erfolgreich, die Ex- perimente befinden sich in der Schluss- phase. Geldfluss aus der Industrie Weshalb spannt Schwab mit dem Part- ner aus der Industrie zusammen? Des- sen finanzielle und technische Ressour- cen übertreffen laut Schwab diejenigen seines Instituts bei weitem: Antikörper werden in grossen Mengen benötigt und müssen einen hohen Reinheitsgrad aufweisen. Die toxikologische Prüfung von möglichen Nebenwirkungen sind aufwändig und teuer. Ebenfalls kost- spielig sind die klinischen Tests: Bewil- ligungen müssen eingeholt, Patientin- nen und Patienten versichert und Per- sonal bereitgestellt werden. Die Kosten für die Entwicklung eines neuen Medi- kament veranschlagt die Industrie auf fünfzig Millionen Dollar. Die Zusammenarbeit läuft im Rah- men eines Dachvertrages, den das Zen- trum für Neurowissenschaften (ZNZ), dessen Leiter Schwab ist, mit Novartis 1998 abgeschlossen hat. «Innerhalb we- niger Wochen können Projekte gestar- tet werden», sagt er, «ohne Dachvertrag dauert es dagegen Monate.» Kontakte zwischen Hochschule und Industrie fädelt Unitectra ein, die Tech- nologietransferstelle der Universitäten Zürich und Bern. 3,5 Millionen Franken an Lizenzgebühren und 14,6 Millionen Franken an Forschungsgeldern flossen letztes Jahr aus Verträgen, die von Uni- tectra betreut wurden, der Universität Zürich zu. Den monetären Effekt er- achtet Geschäftsführer Herbert Reuti- mann indes als zweitrangig. An erster Stelle stehe der volkswirtschaftliche Nutzen solcher Kooperationen. Laut Reutimann hat die Industrie «ein gros- ses Problem», eine ausreichende Anzahl neuer Produkte auf den Markt zu brin- gen, weshalb sie den Kontakt zu Hoch- schulen und Biotech-Firmen suche. Alex Matter leitete bis vor kurzem die Onkologie-Forschung bei Novartis und nennt die Gründe, warum seine Firma ihre Forschung zum Teil an die Uni aus- lagert: «Wir versprechen uns den Zu- gang zu neuen Produkten und Techno- logien, Konzepten oder Studien.» Bei ausbleibendem Erfolg könne man sich schnell wieder zurückziehen. Zur At- traktivität tragen zudem die talentier- ten Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler an den Hochschulen bei. 25 bis unijournal D IE Z EITUNG DER U NIVERSITÄT Z ÜRICH 33. Jahrgang, Nummer 5/2003 Inhalt Aktuell Bologna: Die Umsetzungsrichtlinie für die Universität Zürich ist auf dem Weg 2 Neue Universitätsräte: Myrtha Welti und Christoph Wehrli im Interview 3 Collegium Helveticum: Neues Konzept und neuer Leiter 5 E-Learning: Eine Strategie für die ganze Universität 5 Forschungskredit 2003: Die Universität unterstützt 68 Nachwuchsprojekte 5 Trautes Heim: Wie Studierende heute wohnen 7 Im ehemaligen Pockenspital: Das Deka- nat der Veterinärmedizin und die Verwal- tung des Tierspitals am neuen Ort 7 Wissen Kinderträume: Eine Studie aus dem Schlaflabor mit überraschenden Ergebnissen 8–9 Freie Leitungen: Modelle zur Liberalisie- rung des Wassermarktes 8–9 Porträt Seltenes Exemplar: Der Pandabär im Zoologischen Museum 13 Unibelesene: Das mörderische Potenzial von Versen 13 Alumni Scherben: Der FAN-Gönnerclub im Archä- ologischen Institut 15 Letzte Wissensfrage: Können manche Leute so viel essen, wie sie wollen, ohne dick zu werden? 16 Umfrage: Wie gut schreiben eigentlich die Studierenden? 16 Service Veranstaltungen 10, Vorschau 11, Applaus/Publikationen 14, Professuren 12 Zweckehe mit der Industrie Lukas Kistler ist freier Journalist. Noch sind Schweizer Industrie und Universitäten glücklich verheiratet. (Bild Pierre Thomé) Novartis und das Institut für Hirnforschung an der Univer- sität Zürich spannen in der Forschung zusammen, weil es beiden Seiten nützt. Allerdings hält der Trend zur Auslagerung der Forschung in die USA an. Eine Katastrophe aus der Sicht der Forschenden. Fortsetzung auf Seite 2

D Z UNIVERSITÄT ZÜRICH unijournal - UZH00000000-086d-f41b-0000-0000… · für die Entwicklung eines neuen Medi-kament veranschlagt die Industrie auf fünfzig Millionen Dollar

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Von Lukas Kistler

«Novartis in der Forschungsoffensive»titelte am 22. Juli diesen Jahres die NeueZürcher Zeitung: Der Pharmariese hat-te im ersten Halbjahr 2003 gegen 1,8Milliarden Dollar in Forschung und Ent-wicklung investiert, knapp eine halbeMilliarde mehr als in den ersten sechsMonaten des Vorjahres. Im Vergleichdazu nehmen sich die 200’000 Frankenjährlich, mit denen Novartis seitzweieinhalb Jahren ein Projekt des Neu-robiologen Professor Martin E. Schwabunterstützt, geradezu bescheiden aus.Das Team des Direktors des Instituts fürHirnforschung an der Universität Zü-rich und eine Forschungsgruppe bei No-vartis in Basel suchen ein Verfahren, mitdem sich Nervenfasern in Hirn undRückenmark regenerieren sollen. Man

habe, so Schwab, festgestellt, dass ein Ei-weiss, Nogo genannt, das Nachwachsenvon verletzten Fasern verhindere. Da dieNervenfasern von Ratten und Men-schen einander im Aufbau ähneln, wur-den Antikörper gegen Nogo an Ratteneingesetzt – bislang erfolgreich, die Ex-perimente befinden sich in der Schluss-phase.

Geldfluss aus der IndustrieWeshalb spannt Schwab mit dem Part-ner aus der Industrie zusammen? Des-sen finanzielle und technische Ressour-cen übertreffen laut Schwab diejenigenseines Instituts bei weitem: Antikörperwerden in grossen Mengen benötigtund müssen einen hohen Reinheitsgradaufweisen. Die toxikologische Prüfungvon möglichen Nebenwirkungen sindaufwändig und teuer. Ebenfalls kost-spielig sind die klinischen Tests: Bewil-ligungen müssen eingeholt, Patientin-nen und Patienten versichert und Per-sonal bereitgestellt werden. Die Kostenfür die Entwicklung eines neuen Medi-kament veranschlagt die Industrie auffünfzig Millionen Dollar.

Die Zusammenarbeit läuft im Rah-men eines Dachvertrages, den das Zen-trum für Neurowissenschaften (ZNZ),dessen Leiter Schwab ist, mit Novartis1998 abgeschlossen hat. «Innerhalb we-niger Wochen können Projekte gestar-

tet werden», sagt er, «ohne Dachvertragdauert es dagegen Monate.»

Kontakte zwischen Hochschule undIndustrie fädelt Unitectra ein, die Tech-nologietransferstelle der UniversitätenZürich und Bern. 3,5 Millionen Frankenan Lizenzgebühren und 14,6 MillionenFranken an Forschungsgeldern flossenletztes Jahr aus Verträgen, die von Uni-tectra betreut wurden, der UniversitätZürich zu. Den monetären Effekt er-achtet Geschäftsführer Herbert Reuti-mann indes als zweitrangig. An ersterStelle stehe der volkswirtschaftlicheNutzen solcher Kooperationen. LautReutimann hat die Industrie «ein gros-ses Problem», eine ausreichende Anzahlneuer Produkte auf den Markt zu brin-gen, weshalb sie den Kontakt zu Hoch-schulen und Biotech-Firmen suche.

Alex Matter leitete bis vor kurzem dieOnkologie-Forschung bei Novartis undnennt die Gründe, warum seine Firmaihre Forschung zum Teil an die Uni aus-lagert: «Wir versprechen uns den Zu-gang zu neuen Produkten und Techno-logien, Konzepten oder Studien.» Beiausbleibendem Erfolg könne man sichschnell wieder zurückziehen. Zur At-traktivität tragen zudem die talentier-ten Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler an den Hochschulen bei. 25 bis

unijournalDIE ZEITUNG DER UNIVERSITÄT ZÜRICH

33. Jahrgang, Nummer 5/2003

Inhalt

AktuellBologna: Die Umsetzungsrichtlinie für dieUniversität Zürich ist auf dem Weg 2Neue Universitätsräte: Myrtha Weltiund Christoph Wehrli im Interview 3Collegium Helveticum: Neues Konzeptund neuer Leiter 5E-Learning: Eine Strategie für die ganzeUniversität 5Forschungskredit 2003: Die Universitätunterstützt 68 Nachwuchsprojekte 5Trautes Heim: Wie Studierende heutewohnen 7

Im ehemaligen Pockenspital: Das Deka-nat der Veterinärmedizin und die Verwal-tung des Tierspitals am neuen Ort 7

WissenKinderträume: Eine Studie aus demSchlaflabor mit überraschenden Ergebnissen 8–9Freie Leitungen: Modelle zur Liberalisie-rung des Wassermarktes 8–9

PorträtSeltenes Exemplar: Der Pandabär imZoologischen Museum 13

Unibelesene: Das mörderische Potenzialvon Versen 13

AlumniScherben: Der FAN-Gönnerclub im Archä-ologischen Institut 15

LetzteWissensfrage: Können manche Leute soviel essen, wie sie wollen, ohne dick zuwerden? 16Umfrage: Wie gut schreiben eigentlichdie Studierenden? 16

ServiceVeranstaltungen 10, Vorschau 11,Applaus/Publikationen 14, Professuren 12

Zweckehe mit der Industrie

Lukas Kistler ist freier Journalist.

Noch sind Schweizer Industrie und Universitäten glücklich verheiratet. (Bild Pierre Thomé)

Novartis und das Institut fürHirnforschung an der Univer-sität Zürich spannen in der Forschung zusammen, weil esbeiden Seiten nützt. Allerdingshält der Trend zur Auslagerungder Forschung in die USA an. Eine Katastrophe aus der Sichtder Forschenden.

Fortsetzung auf Seite 2

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30 Prozent der Forschungsgelder vonNovartis fliessen laut Matter an externePartner. Zu den Nachteilen einer Koope-ration zählt er, dass man nicht unterdemselben Dach arbeite, was die Kom-munikation beeinträchtige. Erschwe-rend komme hinzu, dass die Ansprücheder Industrie wechseln, etwa wenn sichdas kommerzielle Potential eines Pro-jekts vermindere. Ein Minuspunkt sei zu-dem die fehlende direkte Kontrolle.

Lockruf aus den USAMartin E. Schwab befürwortet Kontak-te zwischen Hochschulen und Indu-strie. Er ortet hierzulande Defizite imWissens- und Technologietransfer. Vor-bildlich laufe es in amerikanischen Me-tropolen, wo seit zwanzig Jahren ko-operiert werde. «Je näher die Hoch-schule an der Industrie ist, desto stärkerdie Innovation», ist Schwab überzeugt.Dass die Schweizer Industrie Teile ihrerUnternehmen in die USA verlagert, hält

Von Crispin Hugenschmidt

Die Universität Zürich sieht die Um-stellung auf Bachelor- und Masterstu-diengänge als Chance für ein grundle-gendes Überdenken der Studienpläne,die den Fakultäten, Instituten und Se-minaren in den nächsten zwei Jahrenviel Arbeit bringen wird. In ihrer neun-ten Sitzung vom 2. Juli 2003 hat nun dieProjektleitung Studienreformen denEntwurf einer Richtlinie zur Umsetzungdes Bologna-Modells an der UniversitätZürich in zweiter Lesung verabschiedet.

Die zur Vernehmlassung verabschie-dete Richtlinie regelt die gesamtuniver-sitären Aspekte der Reform. Sie lässt denFakultäten Raum, Rahmenordnungen(Prüfungs- und Promotionsordnungen)zu erlassen, die den jeweiligen Bedürf-nissen angepasst sind und den Fakultä-ten erlauben, sich ein eigenständigesProfil zu geben. Indem sie einen inter-nen Rahmen für die Umsetzung der Bo-logna-Deklaration vorgibt, gewährleis-tet die Richtlinie den Fakultäten bezie-hungsweise deren ReformprojektenRechtssicherheit und ergänzt und prä-zisiert die Bologna-Richtlinie derSchweizerischen Universitätskonferenz(SUK) und der Schweizerischen Rekto-renkonferenz (CRUS).

Inhaltlich befasst sich die Richtlinie,die auch als Bologna-Verfassung derUniversität Zürich bezeichnet werdenkann, unter anderem mit Fragen derGliederung der neuen Studiengänge,

der Leistungskontrolle und der Anwen-dung des European Credit and TransferSystem (ECTS), der Zulassung zum Mas-ter-Studium, der Gewährleistung desTeilzeitstudiums und mit Verfahrens-fragen.

Stellungnahmen erwünschtDer Richtlinienentwurf wurde in derzweiten Julihälfte 2003 den Vernehm-lassungsteilnehmern (Fakultäten, PD-Vereinigung, VAUZ und StuRa, Lehr-

kommission, Gleichstellungskommis-sion) zugestellt. Parallel dazu bietet einMitberichtsverfahren auch Verwal-tungsstellen der Universität Gelegen-heit zur Stellungnahme. Um allen Be-teiligten – trotz vorlesungsfreier Zeit –ausreichend Raum für eine umfassen-de Diskussion und formelle Beschluss-fassung über die Richtlinie zur Verfü-gung zu stellen, wurde die Rücklauf-frist auf Mitte November 2003 festge-setzt.

Nach Abschluss des Vernehmlas-sungsverfahrens befassen sich noch imJahr 2003 die Universitätsleitung (UL)und die Erweiterte Universitätsleitung(EUL) mit dem Entwurf. Die EUL ver-abschiedet den Entwurf Ende 2003 zu-

handen des Universitätsrates, der sichAnfang 2004 mit der Richtlinie befasst.

Leitfaden zum PunktenErgänzend zur universitätsinternenUmsetzungsrichtlinie haben die Ar-beitsgruppe Anrechnungspunktesys-tem (APS) der Projektleitung Studienre-formen und die Fachstelle Studienre-formen einen Leitfaden über die Ver-wendung von ECTS an der UniversitätZürich erarbeitet. Dieser ECTS-Leitfa-

AKTUELL2 20. Oktober 2003 ■ unijournal 5 ⁄ 03

den soll in Ergänzung zur universitäts-internen Richtlinie eine einheitlicheHandhabung des ECTS gewährleisten.Der ECTS-Leitfaden wurde ebenfalls am2. Juli 2003 verabschiedet und steht denFakultäten seit Ende Juli zur Verfügung.Mit seiner Hilfe soll das ECTS an der Uni-versität Zürich koordiniert und harmo-nisiert umgesetzt werden, Transparenzzwischen den Fakultäten und Hoch-schulen über ihre Studienangebote ge-schaffen, die Anerkennung von Stu-dienleistungen vereinfacht sowie dieMobilität der Studierenden gefördertund gesichert werden. Der ECTS-Leitfa-den stützt sich auf die verbindlichen Re-gelungen der SUK und der CRUS und hatden Charakter einer Empfehlung. ❒

Schon bald kann Bologna an der Universität Zürich umgesetzt werden. DieRichtlinie dafür ist auf dem Weg. (Bild saw)

Univers i täts inter ne Bo logna -R icht l in ie und Le i t faden zu ECTS

Letzter Aufruf vor der Reform

er für «eine Katastrophe», gerade auchfür jobsuchende Hochschulabsolven-tinnen oder -absolventen.

Novartis hat vor Jahresfrist in Cam-bridge im US-Bundesstaat Massachu-setts ein Forschungszentrum errichtet.Dass die Schweiz dadurch als Wirt-schaftsstandort geschwächt werde,steht für Schwab fest. Der Trend zur Aus-lagerung der Forschung in die USA hal-te allerdings schon lange an. Ein Grunddafür sei politischer Natur: Die auf demamerikanischen Markt erzielten Ge-winne seien besser zu legitimieren,wenn vor Ort geforscht werde. Ein an-derer sei der flexiblere Arbeitsmarkt:Cambridge liegt in der Nähe von achtHochschulen, darunter so renommier-ten wie Harvard oder dem Massachu-setts Institute of Technology.

Imageprobleme in EuropaÄhnlich beurteilt Reutimann denSprung von Novartis an die nordameri-kanische Ostküste. In Europa müssteman Einiges anders machen, um Firmen

zu halten. Er ortet kommunikative Män-gel: «Die Hochschulen müssen besserverkaufen, was sie machen.» Instru-mente des Technologietransfers seien jamittlerweile etabliert. Das Outsourcingin die USA schreibt er deren positivenImage zu. Die USA seien auf verschie-denen Gebieten so gut, weil talentierteLeute aus aller Welt dorthin gingen. «AlsEuropäer finanzieren wir so zu einemgrossen Teil mit, was uns dann späterverkauft wird», sagt Reutimann.

Alex Matter sieht dies naturgemässanders. Cambridge liegt Boston als dem«Nervenzentrum der biomedizinischenForschung» unmittelbar benachbart.Kein europäisches Zentrum könne es inBezug auf Biotech-Firmen, Klinikenoder Universitäten mit Boston aufneh-men, sagt Matter. In Cambridge, woheute 300 Angestellte forschen, sollendereinst 900 arbeiten. Er versichert, dassdieser Ausbau nicht auf Kosten der 1400Forscherinnen und Forscher in Basel ge-he. Novartis halte am Standort Baselfest. ❒

Fortsetzung von Seite 1

Impressum: unijournal ■ Die Zeitung der Univer-sität Zürich, Nr. 5, Oktober 2003 ■ Herausgege-ben von der Universitätsleitung der UniversitätZürich durch unicommunication, Schönberg-gasse 15a, 8001 Zürich. Telefon 01 634 44 30.Fax 01 634 23 46 E-Mail: [email protected] ■ Leitung: Dr. Heini Ringger ■ Redak-tion: Sabine Witt, David Werner ■ Redaktionel-le Mitarbeit: Marita Fuchs ■ Layout: Frank Brü-derli (fb) ■ Illustrationen: Romana Semadeni ■

Korrektorat: Beat Zaugg ■ Sekretariat: ClaudiaHeger ■ Druck: Schwegler AG, Zürich ■ Aufla-ge: 14’000 Exemplare ■ Erscheint sechsmaljährlich ■ Inserate: Kretz AG, General-Wille-Strasse 147, 8706 Feldmeilen, Tel. 01 925 50 60,Fax 01 925 50 77, [email protected] ■ Die Re-daktion behält sich die sinnwahrende Kürzung vonArtikeln und das Einsetzen von Titeln vor. Nicht aus-drücklich gekennzeichnete Artikel müssen nicht un-bedingt die Meinung des Rektorats wiedergeben.

Das «unijournal» als pdf-Datei: www.unicom.unizh.ch/journal

EDITORIAL

Zu den Wurzeln

Viel Arbeit, aber auch die Gele-genheit, Studiengänge zu über-denken, bietet die Bologna-Re-form. An der Universität wurdenun eine interne Richtlinie zurVernehmlassung verabschiedet.Bis Mitte November 2003 kön-nen Stellungnahmen eingesandtwerden

Dr. Crispin Hugenschmidt ist Leiter derFachstelle Studienreformen.

■ Ausnahmsweise ergreift hier einmaldie Redaktorin des «unijournals» dasWort, deren Anwesenheit sonst hinterÜberschriften, Bildlegenden, Zwischen-titeln und redigierten Texten kaum zu be-merken ist. Doch eine aussergewöhnli-che Massnahme wie die Renovation derZeitung bedarf eines Kommentars.

«Zeitung», so heisst das unijournalim Untertitel seit langem. Doch war esin den letzten zehn Jahren eher wie einMagazin gestaltet, dem Format und oftauch den Beiträgen nach. Das wolltenwir ändern. Und vorbei sollte auch dieZeit sein, in der wir gegenüber Nicht-eingeweihten vom Weissen-Heft-mit-dem-blauen-Schriftzug sprachen, um esvom «unimagazin» abzugrenzen.

Also galt es, das «unimagazin» zu über-trumpfen, wenigstens in der Grösse. Ja,A3 sollte es werden. Das schien uns rechtinnovativ, gemessen am relativ gleichbleibenden Aussehen des Heftes in denvergangenen zehn Jahren. Einzig die vo-rige Redaktorin dachte schon ein wenigin unsere Richtung und wallte 1998 dieHeftgrösse bis aufs Tabloid-Format aus.Jetzt aber soll das «unijournal» endlichaussehen wie eine richtige Zeitung.

Im Universitätsarchiv lagern gebun-den die alten Ausgaben des «unijournals»und seiner Vorläufer. Mit eigenen Augenwollten wir die allmähliche Evolutionder Uni-Zeitung anschauen, deren vor-läufig krönenden Abschluss nun die hiervorliegende Zeitung bilden soll. Dochstatt eines kleinen vergilbten Faltblatteslag aus dem Jahr 1970 die erste Nummergedruckt auf schönstem glatt-weissen Pa-pier vor uns: im A3-Format! Unverkenn-bar der Archetyp des neuen «unijournals».Wir haben also in dieser Hinsicht eineRetroschlaufe beschrieben. Fortschrittegibt es aber dennoch: Den Charakter desMitteilungsblattes von einst hat das«unijournal» abgestreift. Und es ist heu-te weitaus aktueller, vielseitiger und le-bendiger gestaltet als je zuvor.

Sabine Witt, Redaktorin

«uni70», Vorläuferin des «unijournals»

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AKTUELL 320. Oktober 2003 ■ unijournal 5 ⁄ 03

Von Roger Nickl und Thomas Poppenwimmer

Myrtha Welti, Christoph Wehrli, Sie habenbeide vor rund dreissig Jahren in Zürich stu-diert. Was hat sich seither verändert?Myrtha Welti: Vieles. Zum Beispiel sinddie Studiengänge stärker verschult alsfrüher. Damals haben viele zuerst ein-mal studiert – die Frage des Berufs standnicht so im Vordergrund wie heute.Christoph Wehrli: Die Universität istnicht mehr eine Gemeinschaft, in dieman eintritt, um darin einige Jahre zuleben. Sie ist vielmehr ein Ort, an demman sich holt, was man braucht. Dasmeine ich nicht negativ. Vor allem inüberlasteten Fächern müssen sich dieStudierenden überlegen, wie sie das Bes-te aus ihrem Studium machen. Dadurchsind sie selbständiger geworden.

Was interessiert Sie an der Mitglied-schaft beim Universitätsrat?Wehrli: Ich habe mich seit meinem Stu-dium mit der Hochschulpolitik be-schäftigt. Auch bei der NZZ war sie im-mer eines der Themen, die ich bearbei-tet habe. Da ist es verlockend, auch ein-mal eine Innenperspektive zu bekom-men Welti: Als Vizepräsidentin der StiftungScience et Cité, die den Dialog von Wis-senschaft und Gesellschaft fördern will,

habe ich bereits viel Anschauungs-unterricht bezüglich der Kommunika-tion von Wissenschaft erhalten. Ich be-trachte mich als jemand, der aus Sichtder Gesellschaft im Universitätsrat mit-redet.

Der Universitätsrat legt die strategi-schen Ziele der Universität fest. Welche Zie-le gilt es vordringlich zu erreichen?Welti: Die Universität sollte sich nichtnur im akademischen Bereich Lorbee-ren holen, sondern auf die Ansprücheder Gesellschaft zugeschnitten sein. Ichmöchte eine Universität, die «fit for life» und international konkurrenzfä-hig ist. Wichtig ist mir als strategischesZiel auch, dass man die Interdisziplina-rität stärker fördert.Wehrli: Die Frage nach strategischenVorgaben ist heikel: Entweder be-schränken sich diese auf Allgemeinhei-ten – auf die Aussage etwa, Lehre undForschung sollten auf hohem Niveaubetrieben werden. Oder sie gehen raschin den Bereich, den man, im Sinne derAutonomie, der Universität selber über-lassen wollte – die Bestimmung der Ent-wicklungen im Einzelnen. Insofern ha-be ich im Augenblick etwas Mühe, eineStrategie zu formulieren. Man musswohl der Universität Zeit lassen, solcheZiele zu diskutieren, zu entwickeln undzusammen mit dem Universitätsrat fest-zulegen.

Was halten Sie von einer Erhöhung derSemestergebühren? Wehrli: Was mich in diesem Zu-sammenhang stört ist die Salamitaktik.Faktisch werden die Gebühren schritt-weise erhöht. Die einzelnen Schrittesind nicht tragisch, aber es fehlt dieGrundsatzdiskussion: Wer soll ein Stu-dium finanzieren? Wie steht es mit denStipendien? Ich sage nicht Studienge-bühren sind a priori asozial. Aber es istschon eine grosse Errungenschaft, dassdie Schule im Kanton Zürich unent-geltlich ist.Welti: Ich sehe das ähnlich – eine mas-sive Gebührenerhöhung wäre ja auch

eine Art Numerus clausus. Der Weg andie Universität sollte allen offen stehenund nicht vom Geldbeutel abhängen.Wenn eine Gebührenerhöhung aus fi-nanziellen Gründen unausweichlichsein sollte, käme es darauf an, in wel-chem Mass und in welcher Art undWeise diese Erhöhung realisiert wird.

Die neuen Universitätsräte MyrtaWelti und Christoph Wehrli. (Bild pop)

Neu gewähl te Un ivers i täts räte

«Bologna ist eine Chance»

SITZUNGEN DER ERWEITERTEN UNIVERSITÄTSLEITUNG (EUL)

Kommission für internationale Beziehungen gebildet1. Juli 2003In abschliessender Kompetenz geneh-migt die EUL die Richtlinien für das Te-nure-Verfahren der Mathematisch-na-turwissenschaftlichen Fakultät. Damitwird der Ablauf klar geregelt, und es wer-den eindeutige Qualitätskriterien for-muliert, geht es doch um die wichtigeFrage, ob Assistenzprofessorinnen und-professoren auf dem Tenure track aufeine feste Professur berufen werden. Dieanderen Fakultäten werden aufgefor-dert, ebenfalls solche Richtlinien aus-zuarbeiten.

Schliesslich genehmigt die EUL denTerminplan der Philosophischen Fakul-tät für die Einführung gestufter Stu-diengänge. Damit werden ab Winterse-mester 2006/2007 auch die Studieren-den der grössten Fakultät ihr Studiumals Anwärter auf den Bachelor-Titel be-ginnen.

1. September 2003Nach eingehender Diskussion verab-schiedet die EUL zuhanden des Univer-sitätsrats zwei Verordnungen, welcheallfällige Zulassungsbeschränkungen inden Hauptfächern Psychologie und Pu-blizistikwissenschaft regeln. In beidenFächern wird der Zugang nicht wie inder Medizin durch einen vorgängigenEignungstest, sondern über Prüfungengeregelt. Deshalb ist auch kein vorge-zogener Anmeldetermin (Medizin: 15.Februar) erforderlich, sondern es kannmit dem regulären Anmeldetermin (1. Juni) gearbeitet werden.

Der Entscheid über die Zulassungs-beschränkungen hat gemäss Universi-tätsgesetz der Regierungsrat zu treffen;dies aufgrund der Kapazität, der An-meldungen sowie der nötigen Abklä-rungen bezüglich Koordination und Al-ternativen.

23. September 2003Zuhanden des Universitätsrats werdennach zweiter Lesung die Richtlinienüber Drittmittel verabschiedet. Nach ei-nem Systemwechsel per Anfang 2003 istdie Universität Vertragspartnerin be-züglich der Drittmittel. Zum Umgangdamit sind noch die Einzelheiten zu re-geln. In der EUL geben vor allem dieOverhead-Beiträge zu reden.

Zuhanden des Universitätsrats wirdeine Rahmenordnung für die Gestal-tung der zukünftigen Institutsordnun-gen verabschiedet. Es ist vorgesehen,dass in den Institutsversammlungen dieanwesenden Professorinnen und Pro-fessoren zusammen über 60 Prozent derStimmkraft verfügen, die anwesendenDelegierten der Privatdozierenden, desMittelbaus, der Studierenden sowie desadministrativen und technischen Per-sonals zusammen über 40 Prozent.

Weiter genehmigt die EUL abschlies-send das Wahlreglement sowie Ände-rungen der Geschäftsordnung des Stu-dierendenrates. Damit können nächs-tes Jahr die Wahlen in den Studieren-denrat im Rahmen des kantonalen E-Voting-Pilotprojekts durchgeführt wer-den. Neben der herkömmlichen Stimm-abgabe an der Urne ist auch eine solcheauf elektronischem Weg möglich.

Neu wird eine Kommission Interna-tionale Beziehungen ins Leben gerufen.Die internationalen Beziehungen derUniversität haben an Bedeutung ge-wonnen. Es gilt, eine Strategie zu for-mulieren, die nicht auf zufälligen Kon-takten beruht, sondern systematischentwickelt wird, unter Berücksichti-gung der verschiedenen Weltregionen.Das wird die Aufgabe der neuen Kom-mission sein.

Kurt Reimann, Generalsekretär

WAHLEN

Ein neuer Prorektor

Der mit strategischen Aufgabenbetraute Universitätsrat ist neubestellt worden. Neu wurden dieJuristin Myrtha Welti und derNZZ-Redaktor Christoph Wehrliin den «Verwaltungsrat» derUniversität Zürich gewählt. Ineinem Interview äussern sich diebeiden frisch gebackenen Uni-versitätsräte zu ihren Positio-nen.

Was sagen Sie zu Bologna: Ja oder Nein? Wehrli: Die Frage kommt eigentlich vierJahre zu spät. Ich glaube der Anpas-sungszwang ist unbestritten. Mankönnte sich aber fragen: Würde mandieses System erfinden, wenn man völ-lig unabhängig wäre? Diese Diskussionwurde nie geführt. Wichtig ist, dass manin Bologna nicht einfach ein techni-sches System sieht, um die Prüfungsno-ten auszurechnen. Man sollte darin ei-ne Gelegenheit sehen, den Aufbau ei-nes Studiums grundlegend zu überden-ken und die Studiengänge neu oderüberhaupt zu gestalten. Das ist durch-aus eine Chance.Welti: Ich bin eine starke Befürworterinvon Bologna. Ich sehe es als Chance fürRestrukturierungen. Ich finde auch dieinternationale Vereinheitlichung sehrpositiv. Im Universitätsrat möchte ichmich für eine möglichst rasche Umset-zung der Bologna-Deklaration einset-zen.

■ Der Universitätsrat hat auf Antrag desAkademischen Senats an seiner Sitzungvom 25. August 2003 folgende Wahlenvorgenommen:• Prof. Dr. Ulrich Klöti wird als Prorek-tor Lehre für die Amtsdauer vom 1. März2004 bis 28. Februar 2006 gewählt. Er istOrdinarius für Politische Wissenschaft,besonders Vergleichende Politik/In-nenpolitik. Prof. Klöti übernimmt dieNachfolge von Prof. Dr. Udo Fries, derauf Ende Februar 2004 von seinem Amtals Prorektor Lehre zurücktreten wird.• Prof. Dr. Hans Weder wird als Rektorfür die Amtsdauer vom1. März 2004 biszum 29. Februar 2008 wiedergewählt. • Prof. Dr. Alexander Borbély wird alsProrektor Forschung für die Amtsdauervom 1. März 2004 bis 28. Februar 2006wiedergewählt. • Prof. Dr. Hans Caspar von der Cronewird als Prorektor Planung für die Amts-dauer vom 1. März 2004 bis 28. Febru-ar 2006 wiedergewählt.

(unicom)

Roger Nickl ist Redaktor des «unimaga-zins» und freier Journalist, Thomas Poppen-wimmer ist Redaktor von «unipublic».

Wie würden Sie sich die Universität der Zu-kunft wünschen?Welti: Ich wünsche mir eine Topuni-versität, die sich nicht von ihrem ge-sellschaftlichen Umfeld abschottet undden Dialog nach innen und nach aussenpflegt.Wehrli: Ich wünsche mir natürlich eineAusstattung, die ein vernünftiges Stu-dieren und Forschen ermöglichen. DieUniversität ist zwar nicht das Zentrumder Gesellschaft, aber eventuell eines ih-rer Zentren. Wenn an der Universität et-was mehr intellektuelle Auseinander-setzungen und Debatten stattfindenwürden, wäre dies auch ein Gewinn fürdie Gesellschaft. ❒

Das ungekürzte Interview lesen Sie aufwww.unipublic.unizh.ch

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AKTUELL 520. Oktober 2003 ■ unijournal 5 ⁄ 03

■ Das Dekanat der Wirtschaftswissen-schaftlichen Fakultät hat mit Hilfe desWeboffice der Universität das kom-mentierte Vorlesungsverzeichnis onli-ne erstellt. Die Dozierenden tragen seitdem Sommersemester 2003 ihre Vorle-sungen mit Anrechnungspunkten, Litera-turhinweisen und weiteren Informatio-nen direkt in das OecInfo-Tool ein. Diver-se Suchkriterien ermöglichen den Studie-renden, die gewünschten Veranstaltun-gen rasch zu finden und sie in einemelektronischen Warenkorb abzulegen, umsich einen individuellen Stundenplan zu-sammenzustellen. Die Fakultät hat sichdamit von einer Druckversion des Ver-zeichnisses verabschiedet und spart nebenPapier auch viel Verwaltungsarbeit ein.

Marita Fuchs, unicommunication

OECINFO-TOOL

Bye-bye, Print

www.unizh.ch/fakultaet/oec/news/oecinfo/index.php

Von Sabine Witt

Vieles wird neu am Collegium Helveti-cum. Am 30. September 2003 gaben dieRektoren der beiden Hochschulen,Hans Weder und Konrad Osterwalder,die Neuausrichtung des Collegiums be-kannt. Man habe den altersmässigenRücktritt von Professorin Helga Nowot-ny, der vorigen Leiterin, zur Neukonzi-pierung genutzt. Bisher beteiligte sichdie Universität Zürich an dieser Ein-richtung der ETH allein mit Stipendienfür Doktorierende, nun wird sie gleich-rangige Partnerin. Die Zusammenarbeitwerde ähnlich funktionieren wie bei-spielsweise das gemeinsame Sprachen-zentrum.

Künftig soll an der Sternwarte pro-jektorientiert geforscht werden. Inter-disziplinarität bleibt dabei oberstes Ziel.Die Fellows und wissenschaftlichenMitarbeitenden (Postdocs und Dokto-rierende) werden eine gemeinsame Fra-gestellung aus der Perspektive ihrer je-weiligen Disziplin bearbeiten; etwa dasThema Schmerz mit medizinischen,biologischen, psychologischen und lin-guistischen Ansätzen. Somit bekommtZürich ein weiteres Forschungszentrum– eines, das wirklich transdisziplinärfunktionieren soll. Entsprechend den fi-nanziellen Möglichkeiten wird sich dasZürcher Collegium vorerst nicht mit re-nommierten internationalen Wissen-

schaftskollegs, wie etwa in Berlin, ver-gleichen können. Dafür gehe es aber mitseinem projektorientierten Ansatz ei-nen ganz eigenen Weg, so der neue Lei-ter, ETH-Professor Gerd Folkers (sieheInterview).

Ein bis zwei Forschungsgruppen zuje einem Thema sind vorgesehen. DieFellows, das heisst etablierte Forsche-rinnen und Forscher, sucht der Leiter zu-sammen mit den beiden Hochschullei-tungen vor allem in Zürich. Sie sollenzwanzig Prozent ihrer Arbeitszeit amCollegium lehren und forschen. Nichtschneller, dafür origineller werden dieCollegiaten in den interdisziplinärenProjekten forschen können, erklärteFolkers auf der Medienkonferenz. Ihreöffentliche Ausstrahlung wird die Insti-tution in der Sternwarte weiterhin mitHilfe von Veranstaltungen und künst-lerischen Gästen pflegen.

Leiter des Collegium Helveticumwird ab Herbst 2004 vollamtlich Phar-mazieprofessor Gerd Folkers, bisher Prä-sident des wissenschaftlichen Beirats.Rektor Weder erhofft sich von ihm «ei-nen neuen Drive». Als Pharmazeut ver-füge er bereits über «interdisziplinäreAntennen». Folkers möchte nach eige-nen Angaben experimentell zeigen,dass Interdisziplinarität Vorteile bringt,indem neue Lern- und Lehrgebiete ent-stehen können oder neue Fragen auf-geworfen werden, die Einzeldisziplinenso nicht stellen können.

unijournal: Herr Folkers, was hat Sie be-wogen, Ihre wissenschaftliche Karriere fürdas Collegium Helveticum an den Nagel zuhängen?Gerd Folkers: Für einen Spagat zwischenWissenschaft und Management bin ichzu alt. Ich denke, nur wenigen Men-schen wird in der Mitte des Lebens solcheine Chance geboten. Darum nehmeich die neue Aufgabe dankbar an.Ausserdem bewege ich mich nicht vonder Wissenschaft weg, sondern zu ihrhin.

Schwebt Ihnen mit dem neu ausgerichtetenCollegium Helveticum ein Wissenschafts-kolleg wie beispielsweise in Berlin vor?Das ist vor allem eine Budgetfrage. Ber-lin leistet sich viel mehr Fellows. Wirsind vor allem auf die Forschenden desStandorts Zürich angewiesen. Wenn es

die Mittel erlauben, werden auch wiruns vergrössern und internationalerorientieren. Ein interessantes Potenzialböte auch die Vernetzung der Kollegs inBerlin, Prag, Budapest, Stockholm, Prin-ceton und Santa Fe.

Was unterscheidet das Collegium in Zürichvon ähnlichen Einrichtungen?Spezifisch für Zürich ist, dass die fünf bis sieben Fellows auch in die Entwick-lung von Projekten einbezogen werden.Zudem haben sie Netzwerkaufgaben. Siewerden in ihren eigenen Laboratorienan den Hochschulen arbeiten, sie kön-nen zum Beispiel Institutschefs sein undihre Netzwerke den Projekten am Col-legium Helveticum zur Verfügung stel-len. Die Projekte werden quasi auf exis-tierende Forschungsinstitutionen auf-gesetzt. Diese Art der projektorientier-ten Forschung an einem Kolleg ist mei-nes Wissens einzigartig. Man könnte ei-gentlich auch von einem Laboratoriumfür Interdisziplinarität sprechen. ❒

Verfügt über interdisziplinäre Antennen: Prof. Gerd Folkers als künftiger Leiter des CollegiumHelveticum. (Bild saw)

Neuausr ichtung des Co l leg ium Helvet icum

«Mit einem neuen Drive»Das Collegium Helveticum wird zur interdisziplinären Forschungseinrichtung mit eigenen Projekten umgestaltet.Neu beteiligt sich die UniversitätZürich im selben Masse wie dieETH. Gerd Folkers, Leiter abHerbst 2004, äussert sich überdie Besonderheiten des neuenKonzepts.

■ Der Forschungskredit der UniversitätZürich hat sich bereits einen festen Platzals Instrument der Nachwuchsförde-rung an der Universität Zürich geschaf-fen. Auch seine dritte Ausschreibungstiess auf ausserordentliches Interesse:Mit 132 Gesuchen wurde um Beiträgein der Höhe von 12,4 Mio. Frankennachgesucht. Dabei kam die ganze Viel-falt von Forschungsgebieten an der Uni-versität Zürich zum Ausdruck. Die Ge-suche stammen fast nur von Nach-wuchskräften: Zwei Drittel aller einge-gangenen Gesuche sind Dissertations-projekte, und aus der philosophischenFakultät stammen sogar drei Viertel derAnträge von Doktorierenden.

Am 10. September 2003 wurde überdie Zusprachen entschieden. Die Kom-missions-mitglieder zeigten sich erfreutüber das mehrheitlich sehr hohe Niveauder eingereichten Projekte und bedau-

erten, dass mit den zur Verfügung ste-henden 4 Millionen nicht alle förde-rungswürdigen Projekte unterstütztwerden konnten. Neben der Qualitätder Projekte und der Qualifikation derHauptgesuchstellenden war wieder derAspekt der Nachwuchsförderung daswichtigste Auswahlkriterium. Insge-samt wurden 68 Gesuche gutgeheissen,51 davon sind Dissertationsprojekte.Genau die Hälfte der Zusprachen gingan Frauen.

Cornelia Kuster, Geschäftsstelle Forschungskommission

FORSCHUNGSKREDIT 2003 DER UNI ZÜRICH

68 Nachwuchsprojekte

■ Die Universitätsleitung hat am 24.April 2003 erstmals eine umfassende E-Learning-Strategie verabschiedet, inder sowohl Förderkonzept und Entwick-lungsziele formuliert als auch Organi-sation und Umsetzung festgehaltensind. Neu legt die Universitätsleitungmit der Initiative Lerndialog die Ver-antwortung für die finanzielle E-Lear-ning-Förderung weitgehend in die Hän-de der Fakultäten. Jedoch können dieDozierenden zusätzliche zentrale Dienst-leistungen in Anspruch nehmen zur Er-stellung von E-Learning-Angebotenauch ohne besondere Fördermittel.

Die ICT-Fachstelle tritt neu unterdem Namen «E-Learning Center» aufund ist als Abteilung des ProrektoratesLehre weiterhin gesamtuniversitär fürdie E-Learning-Entwicklung verant-wortlich. Organisationsentwicklung,Qualitätsmanagement, Dozierenden-weiterbildung und Projektberatungsind seine wichtigsten Tätigkeiten. Neustehen dem E-Learning Center ab 1. Ja-nuar 2004 zur Seite: E-Learning-Koor-dinationsstellen in allen Dekanaten zurVernetzung der E-Learning-Initiativeneiner Fakultät, im Kontext der Bologna-Reform; die Abteilung «E-Learning Ap-plications» der Informatikdienste, dieuniversitäre Lernplattformen, insbeson-dere OLAT, betreibt sowie technischeSchulung und Beratung bietet; ein Mul-timedia- und Content-Produktionsteambei der TV-Uni; der E-Learning Councilunter Leitung des Prorektors Lehre.

Die E-Learning-Strategie setzt einedidaktisch gewinnbringende Verbin-dung der klassischen Präsenzlehre mitmultimedial unterstütztem Lehren undLernen an der Universität Zürich alsZiel, mit einem Anteil von zirka 15 Pro-zent aller Lehrveranstaltungen bis2007. Die Angebote sollen, wenn immermöglich, offen im Netz zugänglich sein.

Dr. Eva Seiler Schiedt, Leiterin E-Learning Center

E-LEARNING CENTER

Alles Strategie

■ An der Universität Zürich findet neueine berufsbegleitende Weiterbildungs-veranstaltung im Fach Betriebswirt-schaftslehre statt. Vermittelt wird theo-retisches und praktisches Wissen ausden wichtigten Bereichen der Betriebs-wirtschaftslehre. Parallel dazu werdenEinführungen in die Volkswirtschafts-und Rechtslehre geboten. ZusätzlicheVeranstaltungen zur Steigerung derkommunikativen Fähigkeiten und derProblemlösungskompetenz runden dasProgramm ab. Der Kurs wurde vom In-stitut für Betriebswissenschaftliche For-schung aufgrund der grossen Nachfra-ge von ehemaligen Uni-Absolventen so-wie zur Drittmittelbeschaffung ins Le-ben gerufen. (wev)

WEITERBILDUNG BWL

Neuer Kurs

Der Kurs besteht aus 15 Blöcken à 2 Ta-ge vom 20. Februar bis zum 30. Oktober2004. Er kostet 12’000 Fr. Anmelde-schluss: 30. November 2003www.weiterbildung.unizh.ch/guf

E-Learning-Strategie und Projektförderkri-terien unter: www.elc.unizh.ch

Eine Portraitserie von Projekten des For-schungskredits findet sich unter:www.unipublic.unizh. ch. Der Starttextzur Serie 2003 ist auf den Seiten 8/9 ab-gedruckt.Die Liste der bewilligten Projekte stehtunter: www.unizh.ch/forschung/dienste/forschungskredit03.html

Sabine Witt ist Redaktorin von «unijournal»und «unipublic».

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AKTUELL 720. Oktober 2003 ■ unijournal 5 ⁄ 03

Von Lukas Kistler

Zeljko Medved wohnt zusammen mitseinen Eltern in Thalwil am Zürichsee.Bislang sprachen finanzielle Gründe ge-gen einen Auszug: Der 28-Jährige jobb-te zwar in einer Buchhandlung und anKulturveranstaltungen, verdiente dabeiaber nicht sonderlich viel. «Ich willnicht, dass mich meine Eltern unter-stützen, wenn ich ausziehe», sagt er.

Mit seinen Eltern kommt der ange-hende Germanist gut aus. «Wir lebenmehr neben- als miteinander. Dasklappt gut.» Zu Hause hält er sich nichtoft auf, dort schläft er vor allem. Wa-schen, Putzen und Kochen betrachtetseine Mutter als ihre Aufgabe. Als Nach-teil empfindet Zeljko Medved, dass erRücksicht auf seine Eltern nehmenmuss, ihm ist aber klar, dass sie ihrer-seits dasselbe tun. «Zurzeit schaue ichmich ein wenig nach einer Wohnungum», sagt er, da er vielleicht mit seinerFreundin zusammenziehen will. Dankseiner neuen Teilzeitstelle könnte er denAuszug finanzieren.

Selbstständig werdenAnfang August, als das Gespräch statt-findet, steht Dominic Looser unmittel-bar vor dem Umzug in den Zürcher Stadt-kreis 5. Er zieht zu einer Kollegin in eine4-Zimmer-Wohnung. Das Wohnen miteiner Gleichaltrigen bedeutet dem 22-Jährigen wegen «ähnlicher Interessen»viel. Einen Haushalt selbstständig zuführen, findet er gut: «Ich will es nichterst lernen, wenn ich mit Dreissig aus-ziehe.»

Der Mathematikstudent freut sichauf ein «anderes Lebensgefühl» und auf

Der Drang, unabhängig zu wohnen, war früher grösser als heute: «Kommune, 1969». Hier lebteder Fotograf Günter Zint zusammen mit Ulrike Meinhof. (Bild Günter Zint)

Wohnsi tuat ionen von Stud ierenden

«Die Chemie muss stimmen»Wohngemeinschaft oder bei denEltern wohnen? Drei Studierendeerzählen, wie sie hausen, undein Soziologe blickt zurück.

mehr Unabhängigkeit. Den Kontakt zurMutter will er pflegen, allerdings nichttäglich. Seine Mutter findet er «lässig».«Nachher wohnt sie alleine, das ist auchfür sie ein neuer Lebensabschnitt», sagtDominic.

Auf reichlich WG-Erfahrung kannCarmen Arnold zurückblicken. Ange-fangen in Paris, wo sie einen Franzö-sischkurs besuchte, über Fribourg, wosie ihr Studium begann, und Tübingenbis Zürich, wo sie seit drei Jahren stu-diert. In Tübingen teilte die 27-Jährigedie Wohnung mit sechs Mitbewoh-ner/innen . Das Haus war «seit ewig» be-setzt und bot der Austauschstudentindie Chance zu viel Kontakten. Noch vorTübingen weilte sie in Bordeaux, wo siealleine wohnte. «Frankreich kennt dieWG-Kultur weniger», sagt die Germa-nistikstudentin.

Heute wohnt sie mit drei Mitbewoh-ner/innen in Zürich. Sie schätzt das Ver-bindliche des gemeinsamen Wohnens,geniesst aber zugleich, von allzu vielenVerpflichtungen frei zu sein. Der grosse

Pluspunkt gegenüber dem Single-Haus-halt ist für sie der Austausch. Abends ge-gen 23 Uhr trifft man sich, im Sommerauf dem Balkon, jetzt eher in der Küche.«Wichtig ist, dass die Chemie stimmtund die Vorstellungen zum Wohneneinander ähneln.» Als Nachteile der WGempfindet sie, dass die Privatsphäre sichauf ihr Zimmer beschränke oder sie beiTelefonaten nicht in der Wohnung her-umspazieren könne.

Liebe im Fiat 500Die Wissenschaft hat den Vorlieben derStudierenden für bestimmte Wohnfor-men noch keine Studie gewidmet. LautBeat Fux, Privatdozent am Soziologi-schen Institut, konnte aber festgestelltwerden, dass junge Erwachsene, die ei-ne höhere Ausbildung machen, längerbei ihren Eltern wohnen als solche, dieetwa eine Berufslehre machen. Dies er-gab eine Mitte der 90er-Jahre für dieSchweiz durchgeführte Erhebung, der«Mikrozensus Familie». Junge Männer,die ihr Elternhaus verliessen, waren Mit-

«Fast unmöglich, eine zahlbare Wohnung zu finden.»

Viel neuer Wohnraum exklusiv für Studierende, vor allemin Form von Wohngemeinschaften, wurde eben erst fer-tig gestellt: Am 1. Oktober sind alle 222 Zimmer derzweiten Etappe des Bülachhofs beim Irchel bezogen wor-den. Bauherrin ist die Stiftung für studentisches Woh-nen, die Verwaltung übernimmt die studentische Wohn-genossenschaft Woko.Letztes Jahr vermietete die Woko insgesamt 1085 Zim-mer. Die Hälfte der Mieter/innen kam von ausserhalbdes Kantons Zürich, und gut ein Fünftel stammte ausdem Ausland. An Mieterträgen wurden über zweieinhalbMillionen Franken eingenommen.Die Nachfrage nach Wohnraum bei der Woko steige vonJahr zu Jahr, sagt Anita Neff von der Woko, was dengegenwärtigen Wohnungsmarkt spiegle. «Es ist für Stu-dierende praktisch unmöglich, eine zahlbare Wohnung zufinden.» Ein Zimmer bei der Woko kostet im Schnitt 450Franken monatlich. Die hohe Nachfrage habe allerdingsauch mit dem doppelten Maturitätsjahrgang zu tun, auchhäufen sich Anfragen von Studierenden, die mit einemAustauschprogramm nach Zürich kommen oder ein Mas-terstudium absolvieren. (lk)

te der 70er-Jahre im Schnitt 21- bis 22-jährig, Frauen zogen ein bis eineinhalbJahre früher aus. Nachdem der Alters-median bis zu dem Zeitpunkt gesunkenwar, stieg er seither wieder an. Mitte der90er-Jahre wurden junge Frauen undMänner durchschnittlich anderthalbJahre später flügge.

Als Grund dafür führt Fux das man-gelnde Einkommen an, zudem sei derDrang, unabhängig zu wohnen, frühergrösser und die Kontrolle der Eltern stär-ker gewesen. «Bis in die 70er-Jahre wares wie in Fellinis ‹Otto e mezzo›, wo diejungen Leute einander im Fiat 500 lie-ben, weil sie es zu Hause nicht dürfen.Heute akzeptieren Eltern die Sexualitätihrer Kinder als etwas Natürliches.»

Der wichtigste Grund, in einer WG zuleben, seien die Kosten. Ob die Studie-renden in den letzten Jahren pragmati-scher geworden sind? Fux bestätigt diesund findet dafür auch Hinweise in derveränderten Studienwahl: «Es gibt einenTrend zu Fächern mit lukrativen Berufs-aussichten. Wer wird denn heute schonAltphilologe oder Soziologe?», fragt er. ❒

UNI-BAUTEN

Umzug vom Container ins ehemalige Pockenspital

Von Raymond Bandle

Im Zuge der Gesamtsanierung des Fa-kultätsgebäudes an der Winterthurer-strasse 260 mussten das Dekanat die Ver-waltung und andere Institute «ausgela-gert» werden. Während rund zweiein-halb Jahren war das Dekanat in derWohnung Winterthurerstrasse 248 zufinden, die Verwaltung wurde für dreiJahre in einem Provisorium in Büro-

containern untergebracht. Nach mode-raten, aber notwendigen Umbau- undAnpassungsarbeiten konnte das Deka-nat der Veterinärmedizinischen Fakul-tät im ersten Halbjahr 2003 den Vorbaudes alten Pockenspitals an der Winter-thurerstrasse 204 beziehen. Ende Sep-tember konnte die Verwaltung des Tier-spitals ihr neues Domizil beziehen.

Laut Baugeschichtlichem Archiv derStadt Zürich wurde der Gebäudekom-plex 1876 beziehungsweise 1885/86 alsPockenspital in Form eines zweistöcki-gen Mittelbaus mit eingeschossigen Flü-geln ausserhalb der Stadt erstellt. Ar-chitekt war Staatsbauinspektor O. We-ber, der rund zehn Jahre später auch diedamalige Augenklinik Rämistrasse 73plante.

Die bebaute Fläche betrug 521,2 m2

und der Rauminhalt 3537 m3. Das neueSpital mit insgesamt 47 Patientenbetten

kostete 89’813,75 Franken. Daraus re-sultiert ein Einheitspreis pro m2 von172,30 beziehungsweise pro m3 25,40Franken, pro Patientenbett 1910,95Franken. Man vergleiche dies mit denKosten eines Spitalbauprojektes aus derheutigen Zeit: Der zweigeschossige Baumit 48 Betten zum Beispiel, der als Er-

satz für den Südtrakt des KreisspitalsMännedorf geplant ist, wird schät-zungsweise 25 bis 29 Millionen Frankenkosten; daraus resultiert ein Einheits-preis pro Patientenbett von 520‘809 bis604’100 Franken.

Bis 1940 diente das Gebäude an derWinterthurerstrasse 204 als Pockenspi-tal. Von 1941 bis 1957 wurde es als Not-spital genutzt. Nach einem Umbau wardort das Strassenverkehrsamt bis An-fang 1974 einlogiert. Anschliessendging das Areal an die Universität über.Nach weiteren Umbauten dienten dieBauten der Universität Zürich und derVeterinärmedizinischen Fakultät ver-schiedenen Zwecken.

Mit dem Bezug durch Dekanat derVeterinärmedizinischen Fakultät undder Verwaltung des Tierspitals hat die Pri-matenstation des AnthropologischenInstitutes neue Nachbarn erhalten. ❒

Das Dekanat der Veterinärmedi-zinischen Fakultät und die Ver-waltung des Tierspitals habendie Räumlichkeiten des ehemali-gen Pockenspitals an der Win-terthurerstrasse 204 bezogen.

Lukas Kistler ist freier Journalist.

Raymond Bandle ist Mitarbeiter der Abtei-lung Bauten und Räume.

Das Pockenspital im ursprünglichen Zustand.Aufnahme aus dem Jahr 1894. (Bild Breitinger)

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WISSEN8 20. Oktober 2003 ■ unijournal 5 ⁄ 03

Von Paula Lanfranconi

Sie erinnert sich jeden Morgen an min-destens einen Traum. «Träume», sagt In-ge Strauch, «sind eine Erweiterung desLebens». Mit Schlaf und Traum beschäf-tigt sich die emeritierte Professorin fürKlinische Psychologie schon fast ihr gan-zes Leben lang. Jetzt hat sie ihr letztes Pro-jekt abgeschlossen, eine Langzeitstudieüber «Träume im Übergang von der Kind-heit ins Jugendalter». Je zwölf Jungen undMädchen im Alter von 10, 12 und 14 Jah-ren gaben Strauchs ForschungsteamEinblicke in ihre Träume und Fantasien.

«Ideale Versuchspersonen» seien dieKinder gewesen: lebensfroh, intelligentund – anders als Erwachsene – der La-borsituation gegenüber unbefangen. DasSpezielle an Inge Strauchs Langzeitstudieist, dass die Kinder mehrmals im Laufeeiner Nacht aus den REM-Phasen ge-weckt wurden. REM-Phasen sind aktive,etwa alle anderthalb Stunden wieder-kehrende Schlafstadien, in denen rascheAugenbewegungen stattfinden und amTag Erlebtes verarbeitet wird. Normaler-weise kann man sich an solche Träumenicht erinnern.

Kinder träumen von KindernDrei Hauptfragen interessierten die For-schenden. Erstens: Wie unterscheidensich Kinderträume von jenen junger Er-wachsener? Zweitens: Wie spiegelt sichin den Träumen der Übergang von derKindheit in die Adoleszenz? Und drit-tens: Wie unterscheiden sich die Träumeim Labor von jenen, welche die Kinderzu Hause träumen, und was ist der Unter-

schied zu Wachfantasien, die sie bewusstkontrollieren können? Traumdeutunghingegen war kein Thema.

Ein erstes markantes Ergebnis: Kinderträumen zum grössten Teil von anderenKindern, Erwachsene von Erwachsenen.«Man befasst sich also im Traum», sagtInge Strauch, «mit dem, was einen auchim Wachzustand interessiert.» Dazupasst, dass Kinder viel häufiger von Tie-ren träumen als Erwachsene. Die Mäd-chen üben sich dabei bereits in der Mut-terrolle, indem sie Pferde, Kaninchenoder Meerschweinchen betreuen. Beiden Buben spielen Tiere eher fantastischeRollen oder sind Statisten. Überrascht

hat Inge Strauch, dass sich die begin-nende Adoleszenz in den Träumen kaumbemerkbar macht: So träumen sowohlMädchen wie Jungen in jedem Alter über-wiegend vom gleichen Geschlecht.

Je jünger, desto fantasievollerInge Strauch hat auch untersucht, wel-che Traumstrategien Kinder anwenden.Die Resultate: Je jünger die Kinder, destofantastischer sind ihre Träume. Fast jederzweite Kindertraum indes ist realistisch,das Geschehen hätte so ähnlich auch imWachzustand ablaufen können. Mit 14dann gleichen sich die Kinder den Er-wachsenen an: Im «erfinderischen

Den Traumstrategien auf der Spur: Kinder träumen zum grössten Teil von anderen Kindern und

Stud ie über Träume von K indern und Jugend l ichen

Wir träumen, damit uns nachts

■ Auch 34 Jahre nach seinem Tod ver-mag Theodor W. Adorno, obgleichlängst zum philosophischen Klassikergeworden, immer noch zu polarisieren.In Zürich jedenfalls wurde lebhaft,manchmal nahezu leidenschaftlich ge-stritten –anlässlich einer prominent be-setzten Tagung zum 100. Geburtstagvon Adorno vom 16. bis 18. September.Die Tagung war ein Gemeinschaftspro-jekt der Universitäten Zürich und Ol-denburg, organisiert von ProfessorGeorg Kohler (Zürich) und Professor Ste-fan Müller-Doohm (Oldenburg), wel-che die Diskussionen zusammen mitProfessor Ulrich Stadler (Zürich) auchmoderierten.

Durch die ganze Veranstaltung zogsich eine Kontroverse um Adornos kom-promissloses «Nein» zur Gesellschaft.Ein Teil der Referenten, etwa IrvingWohlfahrt (Reims), fand, Adornos Ne-gationsfuror sei eine philosophischeHaltung, deren Notwendigkeit und Ak-tualität sich auch heute noch geradezuaufdränge; andere, wie etwa MartinSeel, sahen darin eher eine Attitüde, dieden Zugang zu den wahrhaft produkti-ven Gehalten von Adornos Philosophieverstelle und erschwere. Als belebendfür die Diskussion erwies sich, dass ne-ben den ausgewiesenen Adorno-Exper-ten auch einige Referenten geladen wa-ren, die Adorno aus grösserer Distanzbetrachten, so etwa Professor HelmutHolzhey (Zürich), Hans-Ulrich Gum-brecht (Stanford) und Martin Meyer,Feuilleton-Chef der NZZ. (wev)

ADORNO-KONGRESS

Neinsager

Forschungskred i t 2003 der Un ivers i tät Zür ich

Marktmodelle für Wasserleitungen und

Von Carole Enz

Die Trinkwasserversorgung ist einer derletzten nahezu wettbewerbsfreien Wirt-schaftsbereiche in der Schweiz. Die Geg-ner der Liberalisierung argumentieren,Wasser sei ein Grundgut des Menschenund gehöre daher zum Service public.

Befürworter dagegen locken mit sin-kenden Preisen.

In diesen bisher wenig sachlich ge-führten politischen Grabenkampf haktdie Dissertation von Urs Meister ein. Sei-ne Arbeit mit dem Titel «Liberalisierungdes Wassermarkts: Möglichkeiten einerImplementierung von Wettbewerb imWassermarkt und die Auswirkungen aufStufe der Unternehmung» schreibt eram Institut für BetriebswirtschaftlicheForschung (IfbF) der Universität Zürich.Meisters Ziel ist, die Liberalisierungs-möglichkeiten für den Wassermarktneutral zu analysieren. Ein Arbeitspa-pier zum selben Thema, das der Uni-Doktorand zusammen mit Reto Föllmivom Institut für Empirische Wirt-schaftsforschung verfasst hat, ist in

Deutschland bereits auf grosses Interes-se gestossen. Denn Deutschland stehtwie die Schweiz vor einer Strukturre-form im Wassersektor.

Wasser verbilligenMeisters Dissertation zielt auf konkreteMarktszenarien ab. Zwei davon interes-sieren ihn besonders: der «Wettbewerbum den Markt» (Franchise Bidding) undder «Wettbewerb im Markt» (Product-Market Competition).

Beim ersten Szenario geht es darum,das Staatsmonopol an das meistbieten-de Unternehmen zu versteigern. Daskann zwar für Regierungen verlockendsein, weil kurzfristig viel Geld in dieStaatskasse gespült wird. Aus Sicht derallgemeinen Wohlfahrt wäre es aber ver-

■ Herbarien sind grosse Datenbankenzur Pflanzenvielfalt in Raum und Zeit.Weltweit lagern über 300 MillionenPflanzenbelege in den Schränken und Ki-sten der Universitätsinstitute und Mu-seen; das vereinigte und gemeinsam ver-waltete Herbarium der Universität undETH Zürich zählt gegen 3,5 Millionensolcher Belege.

Eine Reihe von internationalen Initia-tiven bemühen sich gegenwärtig darum,das Digitalisieren dieser Belege zu koordi-nieren und die Suche über das Internetnach Information unter einer gemeinsa-men Oberfläche zusammenzufassen. Bis-her am weitesten gediehen sind die Ar-beiten von BioCASE. Damit ist man demgrossen Ziel, eine umfassende elektroni-sche Enzyklopädie des Lebens zu schaffen,einen grossen Schritt nähergekommen.

Das Herbarium der Zürcher Hoch-schulen gehört zu den ersten Institu-tionen, die Belegdaten in dieses Systemeinfliessen lassen. Ein Drittel der schät-zungsweise 12'000 Typusbelege, welchein den Kellergewölben des Instituts fürSystematische Botanik lagern, sind be-reits in einer Datenbank erfasst.

Reto Nyffeler, Institut für Systematische Botanik

ONLINE-HERBARIUM

Digitale Flora

Den ungekürzten Artikel lesen Sie unterwww.unipublic.unizh.ch

Online-Herbarium der Universität Zürichunter www.zuerich-herbarien.unizh.ch

Biological Collection Access Service for Eu-rope unter www.biocase.org

Kinder, so heisst es, haben häu-fig Angstträume. Falsch, sagtInge Strauch. Die emeritierteProfessorin für Klinische Psycho-logie und ihr Team untersuchten– erstmals im deutschsprachigenRaum – Kinderträume imSchlaflabor.

Paula Lanfranconi ist freie Journalistin.

In einer neuen Serie stellen wirProjekte vor, die im Jahr 2003 inGenuss des «Forschungskredits»kamen. Wir beginnen mit einerDissertation, die sich mit der Li-beralisierung des Wassermarktsbeschäftigt.

Dr. Carole Enz ist Wissenschaftsjournalistin.

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WISSEN 920. Oktober 2003 ■ unijournal 5 ⁄ 03

■ Wenn Schweizer und Japaner sich of-fiziell begegnen, geht es im Normalfallum wirtschaftliche oder technologischeFragen. Anders am Ostasiatischen Semi-nar der Universität Zürich. Dort fandvom 27. bis 29. August eine schweize-risch-japanische Tagung statt, auf der esum Schweizbilder ging, die man sich inJapan im 20. Jahrhundert machte. Diebeiden Japanologen Professor EduardKlopfenstein und Dr. Harald Meyer lu-den dazu neben Forschenden aus derSchweiz sieben japanische Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler ein.

In Japan besteht seit langem ein Inter-esse für die kleine, ferne Schweiz. Be-sonders das Schweizer Neutralitätskon-zept hat es japanischen Gelehrten, Di-plomaten oder Journalisten seit überhundert Jahren angetan. Zu verschiede-nen Zeiten reflektierten sie das Thema inReiseberichten, Zeitungen und Büchernoder übersetzten Werke aus der Schweiz.Doch nicht nur der politische Aspektwurde im Ostasiatischen Seminar an derZürichbergstrasse behandelt. Weitere Re-ferate wurden gehalten über die Pesta-lozzi-Rezeption in Japans Bildungssys-tem, das Schweizbild in japanischenLehrbüchern, die reformierte Kircheoder auch über das Bild der SchweizerWirtschaft in Japan. (saw)

SCHWEIZ-JAPAN-TAGUNG

Ferne Schweiz

Traum» schaffen sie es, aus bekanntenGedächtnisinhalten ein originelles neu-es Geschehen zu komponieren. «Das»,sagt Inge Strauch, «erachte ich als diegrösste Leistung des Träumenden.»

Anders als Erwachsene sehen sich Kin-der im Traum eher als «Opfer», zum Bei-spiel von Kritik. Interessanterweise kom-men Mütter als «strafende Instanz» kaumvor. Werden die Kinder aufgefordert, ei-ne Wachfantasie zu erzählen, kehrt sichihre Rolle um: Sie werden zu Akteuren.Daraus folgert die Forscherin, dass sichKinder im Traum eher realistisch darstel-len – also so, wie sie sich im Wachzustandfühlen. In den Wachfantasien jedoch

präsentieren sie sich so, wie sie gerne seinmöchten – aktiver, grandioser. Und zwarauch die Mädchen. «Im Traum hinge-gen», sagt Inge Strauch, «dauert es eineganze Weile, bis sich die Kinder vom Ein-zelgänger über den Mitläufer zum akti-ven, reflektierenden Protagonisten ent-wickeln.» Das zeigt sich zum Beispiel ander Sprache. In den Träumen von Er-wachsenen spielt das Sprechen eine gros-se Rolle; in Träumen von Zehnjährigenwird zwar auch gesprochen, aber hier re-den meist nur die Erwachsenen.

Das Vorurteil, wonach alle Kinderhäufig von Alpträumen heimgesuchtwerden, kann Inge Strauch in ihrer Stu-

die nicht bestätigen. «Insgesamt», bi-lanziert sie, «sind die Träume der Kin-der überwiegend positiv. Sie erleben vielund schaffen sich im Traum eine unter-haltsame Welt.» Verallgemeinern lassesich dies aber nicht, weil die unter-suchten Kinder in einer stabilen und ge-borgenen Umgebung aufgewachsenseien, betont Strauch.

Hinzu kommt, dass es in ihrer Studieum REM-Träume ging, an die man sichausserhalb des Labors nur selten erin-nern kann. In der Literatur zur Traum-psychologie hingegen werden fast nurspontan erinnerte Träume thematisiert.Meistens handelt es sich dabei um emo-tional aufwühlende, dramatische Träu-me, welche die Schlafenden aufweckenund dann auch eher im Gedächtnis haf-ten bleiben. An wirklich beunruhigen-den Alpträumen leiden laut internatio-nalen Studien etwa fünf Prozent derKinder, hauptsächlich im Alter zwi-schen sechs und zehn Jahren. Später, soscheint es, lernen die Kinder mit ihrenÄngsten besser umzugehen.

Im Gespräch schlägt Inge Strauch denBogen zu den Träumen von Betagten. Siesei davon ausgegangen, dass deren Träu-me wieder bizarrer, näher an der Kind-heit seien – oder angstbesetzter. Doch die-se Hypothese erwies sich als falsch: DieSchlaftagebücher, welche aktive, psy-chisch gesunde Betagte auf Anfrage führ-ten, zeigten, dass ihre Träume realisti-scher, aber auch abgeklärter sind als dievon Jüngeren. Ältere träumen auffallendhäufig von der Vergangenheit: Die Män-ner sahen sich zurückversetzt in ihre ak-tive berufstätige Zeit, die Frauen be-schäftigten sich mit ihren Kindern.

Ist es denn wichtig, seine Träume zuerinnern? Das hänge von der Einstellungab, sagt Inge Strauch. Für viele Menschensei das Erinnern von Träumen eine Be-reicherung: Am schönsten habe es einKind auf den Punkt gebracht: «Wir träu-men, damit es uns in der Nacht nichtlangweilig wird.» ❒

Inge Strauch: Träume im Übergang vonder Kindheit ins Jugendalter. Ergebnisseeiner Langzeitstudie. Verlag Hans Huber,Bern. Ca. 270 S. Fr. 45,80.

■ Das Sammeln von Allgemeinwissenin Enzyklopädien war im SeptemberThema einer Tagung mit dem Titel «Allyou need to know». Sie fand im Châteaude Prangins bei Nyon statt. Eingeladenhatte das interdisziplinäre Forschungs-projekt «Allgemeinwissen und Gesell-schaft» von Paul Michel (Germanistik),Madeleine Herren (Geschichte) undFrançois de Capitani (Museologie) vonder Universität Zürich und dem Schwei-zerischen Landesmuseum.

Ausgangspunkt der Veranstaltungwar die Beobachtung, dass in der Inter-netkultur die utopische Idee lebendigsei, alles Wissen zu sammeln und auf-zubewahren – auch wenn heute keine242-bändigen allgemeinen Enzyklopä-dien wie jene von Johann Georg Krü-nitz (19. Jahrhundert) mehr hergestelltwerden. Anhand historischer Fallbei-spiele wurde gezeigt, wie Enzyklopädienals Instrument der gesellschaftlichenSteuerung von Allgemeinwissen ge-braucht wurden. In diesem Zusammen-hang war die nationale Ausrichtung vonEnzyklopädien immer wieder ein The-ma. Die aussereuropäischen Teilneh-mer des Kongresses zeigten Parallelenoder gegenläufige Modelle zur europäi-schen Enzyklopädie-Tradition in ande-ren Kulturen auf. Die Veranstalter spra-chen sich in ihrem Tagungsresümee da-für aus, die gewählte internationale undtransdisziplinäre Herangehensweise andas Thema weiter zu verfolgen.

Ines Prodöhl, Projekt «Allgemeinwissen und Gesellschaft»

KONGRESS ÜBER ENZYKLOPÄDIEN

Wissens-Labyrinthe

antwortungsvoller, das Monopol an je-nes Unternehmen zu verkaufen, dasden tiefstmöglichen Wasserpreis garan-tiert. Der Nachteil dieses Systems: Wett-bewerb findet nur bei der Versteigerungstatt.

Mehr Wettbewerb indes wäre mög-lich, wenn die Verteilnetze mehrerenWasserwerken zugleich zur Verfügungstünden. Darin besteht die zweite Libe-ralisierungsstrategie namens «Product-Market Competition». Meister erklärtsie anhand eines Beispiels: «Nehmenwir an, ein Wasserwerk A müsste einegesteigerte Nachfrage befriedigen. Stattgrosse Summen zu investieren und sodas Wasser zu verteuern, könnte es seinVerteilnetz einem anderen Werk B öff-nen, so dass Werk B billigeres Wasser an

die Kunden von A verkaufen könnte.Werk A erhebt dann eine Gebühr für dieBenutzung seiner Leitungen und stei-gert damit seinen Gewinn. Und Werk Bkann dank grösserem Wasserabsatz sei-ne volle Kapazität nutzen.» Dies würdeeinerseits die Effizienz steigern und an-drerseits zu einem Preissturz führen, derden Konsumenten zugute käme.

Heiss begehrte ResultateMeister versteht seine Arbeit als neutra-les Werkzeug im Entscheidungsprozess.Einen Freibrief will er einer raschen Li-beralisierung nicht schreiben. Vielmehrmöchte er aufzeigen, welche Unterneh-mensform in welchem Fall die optima-le ist. Sollte ein Wasserwerk eine Ak-tiengesellschaft, eine öffentlich-rechtli-

che Institution oder ein Gemeindebe-trieb sein? Meister meint in diesem Zu-sammenhang: «Wettbewerb kann auchzwischen nicht privatisierten Betriebenstattfinden.» Ähnlich wie beim Steuer-wettbewerb zwischen Kantonen könn-ten auch Gemeindebetriebe in Konkur-renz zueinander treten.

In zwei Jahren soll die Dissertationabgeschlossen sein. Die Schweiz wirdsich bis dahin noch kaum für das eineoder andere Szenario entschieden ha-ben. Meisters Resultate werden dannvermutlich heiss begehrt sein. ❒

Den ungekürzten Artikel lesen Sie unterwww.unipublic.unizh.ch

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Ein Dossier mit diesem und allen anderenbisher erschienenen Porträts über Projek-te, die vom Forschungskredit unterstütztwurden, finden Sie unterwww.unipublic.unizh.ch

von Tieren. (Bild Frank Brüderli)

nicht langweilig wird

Leitungswasser

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uniagenda20.10.03 – 7.12.03

l

LiteraturWissenSchaft: Schafft Literatur Wissen? Prof.Daniel Müller Nielaba, Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum,20.10., 17 Uhr

Lernziel Zivilcourage: Motivationstheorie und Alltags-praxis. Prof. Veronika Brandstätter-Morawietz, Antritts-vorl., Aula, Uni-Zentrum, 20.10., 18.15 Uhr

World Orders and Disorders: Old and New. Prof. MilesKahler, HS 101, Uni-Zentrum, 22.10., 18.15 Uhr

The Muslim World and the West after the Second IraqWar. Amir Taheri, HS 101, Uni-Zentrum, 28.10., 18.15 Uhr

Reform des Zürcher Religionsrechts. Tagung, mehrereReferierende, Theologisches Seminar Kirchgasse 9,

8001 Zürich, 31.10., 9.30 Uhr Auskunft: [email protected]

Europäische Gedanken eines Schweizer Patrioten.Roger de Weck, Aula, Uni-Zentrum, 4.11., 18.15 Uhr

Vision Weltrepublik: Eine philosophische Antwort aufdie Globalisierung. Prof. Otfried Höffe, Aula, Uni-Zentrum, 5.11., 18.15 Uhr

Südeuropa im Verhältnis zur EU. Prof. PredragMatvejevic, Aula, Uni-Zentrum, 20.11., 18.15 Uhr

Zwischen multi- und unipolar: Das Dilemma interna-tionaler Ordnung im 21. Jahrhundert. Dr. ChristophBertram, HS 101, Uni-Zentrum, 20.11., 18.15 Uhr

Eine flexible Weltordnung für die Zukunft. Prof. BrunoS. Frey, HS 101, Uni-Zentrum, 2.12., 18.15 Uhr

Weitere Angebote finden Sie in der Online-Agenda unter www.agenda.unizh.ch

Medizin und Naturwissenschaften

Gynäkologische Krebsvorstufen: Von der Früherken-nung zur Vorsorge. PD Dr. Mathias K. Fehr, Antrittsvorl.,Aula, Uni-Zentrum, 25.10., 10 Uhr

Die Herzschwäche – auf Herz und Nieren geprüft. PD Dr. Bern-hard Hess, Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum, 25.10., 11.10 Uhr

Warum Übergewicht zu Diabetes führt. Prof. Marc Y.Donath, Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum, 27.10., 17 Uhr

Krebs und Immunsystem. Prof. Alexander Knuth,Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum, 27.10., 19.30 Uhr

Krisenmanagement von Gletscherhochwassern undGletscherseeausbrüchen. Dr. Andreas Kääb, HS D1.2,ETH-Hauptgebäude, 29.10., 18.15 Uhr

Fremd und Selbst: Autoimmunität am Beispiel derMultiplen Sklerose. Prof. Norbert Goebels, Antrittsvorl.,Aula, Uni-Zentrum, 3.11., 17 Uhr

Die gute Schweizer Alpenluft. Kultur- und medizinhisto-rische Aspekte eines Mythos. Prof. Claude Reichler, Dr. Margrit Wyder, Prof. Vincent Barras, HS 106,Rämistr. 69, 6.11., 18.15 Uhr

Tag der offenen Tür. Allergiestation der Dermatologi-schen Klinik. Dr. Peter Schmid-Grendelmeier, Gloria-strasse 31, 8.11., 10 Uhr

Krisenbilder – der verhinderte Blick auf das Leiden. PD Dr. Stefan Büchi, Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum,8.11., 10 Uhr

Medizin: Wo verlaufen die Grenzen der Wissenschaft?Prof. Johann Steurer, Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum,8.11., 11.10 Uhr

Lorenz Böhler, Vater der Unfallchirurgie – sind seinePrinzipien heute noch gültig? PD Dr. Boris J. Czermak,Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum, 10.11., 18.15 Uhr

Biologische Vielfalt und ökonomisches Kalkül: einfacettenreiches Spannungsfeld. PD Dr. Irmi Seidl,Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum, 10.11., 19.30 Uhr

Gebirge und Wasser: Ein Beitrag zum Jahr der Gebirge(2002) und zum Jahr des Süsswassers (2003). Prof.Rolf Weingartner, HS D1.2, ETH-Hauptgebäude, 12.11.,18.15 Uhr

Hirntumoren bei Kindern: Von der Molekularbiologie zurverbesserten Therapie. PD Dr. Michael Grotzer,Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum, 15.11., 10 Uhr

Experimentelle Multiple-Sklerose-Forschung: Was hatdas Gehirn vom Immunsystem gelernt? Prof. BurkhardBecher, Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum, 17.11., 17 Uhr

Psychologische Bedingungen kompetenten Alterns:Potenziale und Grenzen. Prof. Mike Martin, Antritts-vorl., Aula, Uni-Zentrum, 17.11., 18.15 Uhr

Mysterium HIV. PD Dr. Roberto Speck, Antrittsvorl.,Aula, Uni-Zentrum, 17.11., 19.30 Uhr

Klima und Hochwasser – eine Herausfoderung für dieGesellschaft. Hans Peter Willi, HS D1.2, ETH-Hauptge-bäude, 26.11., 18.15 Uhr

Pharmakologie im Alltag – wie viel Kaffee und Alkoholstört den Schlaf? PD Dr. Hans-Peter Landolt, Antritts-vorl., Aula, Uni-Zentrum, 29.11., 10 Uhr

Hauttumoren: Eine Infektionskrankheit? PD Dr. WernerKempf, Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum, 29.11., 11.10 Uhr

Wie gefährlich ist der St.-Nikolaus-Tag: von Erdnuss-und anderen schweren Nahrungsmittelallergien. PD Dr.Barbara Ballmer-Weber, Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum,6.12., 10 Uhr

15 Jahre Schlüssellochchirurgie: Wo sind die Grenzen?Prof. Lukas Krähenbühl, Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum,6.12., 11.10 Uhr

Geistes- und Sozialwissenschaften

Wirtschaft, Recht und Informatik

Interdisziplinäre Veranstaltungsreihen

Kultur

Grenzen der Solidarität? Der Anspruch auf lebenserhal-tende Spitzenmedizin aus verfassungsrechtlicher Sicht.PD Dr. Thomas Gächter, Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum,27.10., 18.15 Uhr

Hören. Wissenschaftshistorisches Kolloquium Univer-sität/ETH •Hör-Folgen – Eine kleine Kulturgeschichte desHörsinns. Prof. Robert Jütte, HS 101, Uni-Zentrum,22.10., 17.15 Uhr•Psycho-akustische Studien über Konsonanz undDissonanz. PD Dr. Reinhart Frosch, HS 101, Uni-Zentrum, 5.11., 17.15 Uhr•Musikinstrumente – Zeugen klanglicher Vergangenheitund Gegenwart. PD Dr. Dorothea Baumann, HS 101,Uni-Zentrum, 19.11., 17.15 Uhr

Interdisziplinäre Vorlesungsreihe des Zentrums Geron-tologie «Prävention im Lebenslauf aus interdsiziplinärerPerspektive»•Gerontologische Grundkonzepte der Prävention. Prof.Andreas Kruse, HS 121, Uni-Zentrum, 22.10., 17.15 Uhr•Gesundheitspräventive Wirkung sozialer Beziehungen:Soziologische Perspektiven. Prof. François Höpflinger,Uni-Zentrum, HS 121, Uni-Zentrum, 5.11., 17.15 Uhr•Psychologische Konzepte der Gesundheitsförderung.Prof. Dr. Rainer Hornung, HS 121, Uni-Zentrum, 19.11.,17.15 Uhr•Konzepte präventiver medizinischer Versorgung. Prof.Dr. Andreas Stuck, HS 121, Uni-Zentrum, 3.12., 17.15 Uhr

Sag mir, wer die Eltern sind... Konzeptionen rechtlicherElternschaft im Spannungsfeld genetischer Gewissheitund sozialer Geborgenheit. Prof. Andrea Büchler,Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum, 3.11., 18.15 Uhr

Bildung in Zeiten der Globalisierung: Liberalisierungund Studienreform als neue Herausforderungen für dieWissenschaftsfreiheit. Prof. Christine Breining,Antrittsvorl., Aula, Uni-Zentrum, 24.11., 18.15 Uhr

«Köngigswege, Labyrinthe, Sackgassen». Interdiszipli-näre Ringvorlesung der Privatdozentinnen und Privat-dozenten•Wege und Methoden. Gedankengänge zur Beziehungvon Gehen und Denken. Dr. Marco Baschera, HS 104,Uni-Zentrum, 22.10., 18.15 Uhr•Von Königswegen und Königinnen. Ingeborg Bachmannund Elfriede Jelinek. Dr. Beatrice Wehrli, HS 104, Uni-Zentrum, 29.10., 18.15 Uhr•Das Labyrinth der Schizophrenie, die Musik und dasdigitale Zeitalter. Dr. Guerino Mazzola, HS 104, Uni-Zentrum, 5.11., 18.15 Uhr•Fahrverbote, Sackgassen und Verkehrsampeln: Warumes einfacher ist, mit einem Cadillac durch New York zufahren als wissenschaftliche Ethik zu treiben. Dr. Mar-kus Huppenbauer, HS 104, Uni-Zentrum, 12.11., 18.15 Uhr•Königsweg und Labyrinth: Natur versus Zivilisation imsüdamerikanischen Roman. Dr. Maya Schärer-Nussberger, HS 104, Uni-Zentrum, 19.11., 18.15 Uhr•«Wer denken will, muss sich fragen» – Zu einemKönigsweg der Philosophie. Dr. Jürg Berthold, HS 104,Uni-Zentrum, 26.11., 18.15 Uhr•Wege und Irrwege der Alkoholismusforschung. Dr. Mar-tin Sieber, HS 104, Uni-Zentrum, 3.12., 18.15 Uhr

Interdisziplinäre Ringvorlesung. «Stoffe». Zur Geschich-te der Materialität in Künsten und Wissenschaften•Vom Ende der materialgerechten Form. Kunst imPlastikzeitalter. Prof. Monika Wagner, HS 180, Uni-Zentrum, 23.10., 18.15 Uhr•Stoff ohne Eigenschaften: Die Objekte der Quanten-welt. Prof. Jürgen Audretsch, HS 180, Uni-Zentrum,30.10., 18.15 Uhr•Grenzerfahrungen: Die Verwissenschaftlichung desKörpers und die Widerständigkeit des Leibes. Prof.Jakob Tanner, HS 180, Uni-Zentrum, 6.11., 18.15 Uhr•Konzeptionen der Materialität in der Philosophie derfrühen Neuzeit. Prof. Thomas Leinkauf, HS 180, Uni-Zentrum, 13.11., 18.15 Uhr•Die Farbe als immaterieller Stoff der Literatur: mitFarbwörtern malen. Prof. Jacques Le Rider, HS 180, Uni-Zentrum, 20.11., 18.15 Uhr•Immaterielle Materialität: Die digitale Klangsynthese inder elektroakustischen Musik. Prof. Gerald Bennett, HS180, Uni-Zentrum, 27.11., 18.15 Uhr•Seele – Stoff – Geist. Die Chemie und ihr Verhältnis zurStoffwelt. Prof. Walter Schneider, HS 180, Uni-Zentrum,4.12., 18.15 Uhr

Claudio Monteverdi: Lauda jerusalem. Messa a 4 voci,salmi, mottetti. colla voce, Leitung Lukas Reinitzer,Augustinerkirche, Zürich, 5.11., 20 Uhr

Old Fashion Big Band: Benny Goodman, Duke Ellington,Glenn Miller. Aula, Uni-Zentrum, Eintritt frei, 21.11.,18.30 Uhr

Joseph Haydn: Sinfonie «Le Matin», Wolfgang AmadeusMozart: Sinfonie Nr. 38 «Prager». AkademischesKammerorchester Zürich. Leitung und Einführung: RetoCuonz, ref. Kirche Zürich-Oberstrass, Stapferstr. 58,8006 Zürich. Eintritt frei, 24.10., 18. Uhr

colla voce (Bild zVg)

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VORSCHAU 1120. Oktober 2003 ■ unijournal 5 ⁄ 03

■ Die Veranstaltungsreihe «Kinder undWissenschaft? – Teilzeit? – Neues vomNationalfonds!» thematisiert im Win-tersemester einmal mehr aktuelle The-men für alle, die an Universität und ETHwissenschaftlich arbeiten. Zwei Veran-staltungen betreffen Fragen der Work-Life-Balance, eine Veranstaltung wid-met sich Finanzfragen mit Gästen vomNationalfonds.

Am 2. Dezember 2003 beginnt an derETH Zürich der Zyklus mit einer Dis-kussion zur Vereinbarkeit von beruf-licher Laufbahn und Familie. Vier Wis-senschaftlerinnen (Professorin AndreaBüchler, Professorin Susanne Kytzia, Dr.Olga Pardo und Dr. Caroline Wiedmer)berichten, wie sie auf ihre ganz persön-liche Art die Familie in die akademischeLaufbahn integrieren, die TherapeutinAnnette Pestalozzi gibt Tipps zur Pro-blemlösung; Dr. Sabina Littmann-Wernli moderiert.

Am 13. Januar 2004 geht es an derUniversität Zürich um Vor- und Nach-

teile, die mit Teilzeitanstellungen in derWissenschaft verbunden sind. Fünf An-gestellte mit Teilzeitpensum geben Ein-blick in ihre Beweggründe, Durchset-zungsstrategien und Perspektiven (Pro-fessor Thomas Maissen, PD Dr. med. Bar-bara Ballmer, Dr. Markus Schmugge,Professor Eberhard Ulich, Dr. ClaudiaWigger, Dr. Andrea Keller, Moderation).

Die dritte Veranstaltung vom 27. Ja-nuar 2004 findet wiederum an der ETHZürich statt, zu Gast sind Mitglieder desNationalfonds. Folgende Fragen wer-den behandelt: Wie akquiriere ich For-schungsmittel? Welche Förderungs-möglichkeiten sind für mich möglich,und welche Schwerpunkte gibt es in derFrauenförderung? Dr. Jean-Bernard We-ber, Vizedirektor der Geschäftsleitungder SNF, Danielle Ritter, wissenschaftli-che Mitarbeiterin der Abteilung I, sowieSilvia Baldi, Gleichstellungsbeauftragtedes SNF, werden darauf antworten.

Am jeweiligen Apéro gibt es Gele-genheit zum Diskutieren und Kontak-

teknüpfen. Die Veranstaltungsreihe istTeil des Bundesprogrammes Chancen-gleichheit, das eine Erhöhung der Zahlvon Professorinnen anstrebt. Die Dis-kussionen sind ein gemeinsames Pro-jekt von PRO->WISS (Arbeitsstelle fürHochschuldidaktik) und der UniFrau-enstelle – Gleichstellung von Frau undMann sowie des Mentoring Program-mes «Promoting Future» der Stelle fürChancengleichheit der ETH Zürich.

Dr. Ursula Meierhofer, Projektleiterin Mentoring

PODIUMSGESPRÄCHE ZUR AKADEMISCHEN LAUFBAHN

Teilzeit, Familie, Förderung

«Kräuter Kröpfe Höhenkuren. Die Alpen in der Medizin – Die Medizin in den Alpen»: Die Ausstellung im MedizinhistorischenMuseum skizziert die Geschichte der «Therapielandschaft Alpen». Ausstellungsthemen sind zum Beispiel die Bergapo-theke, heilende Wasser, die Höhenluft und das Heimweh. (Bild zVg, Frauen im Spitalbad von Leukerbad um 1910)

■ Die PISA-Studie hat es gezeigt: Die Bil-dung ist ein kostbares Gut – und dieSchweiz nicht mehr Spitze. In einem bis-lang einzigartigen Schulterschluss wol-len alle Schulstufen des Kantons Zürichauf deren Bedeutung hinweisen. Auslö-ser für die Partnerschaft der Bildungs-institute von den Kindergärten bis zurUniversität sind die Sparmassnahmen,die im kantonalen Budget 2004 vorge-schlagen werden und alle Stufen be-treffen. Wichtig ist den Initianten desBildungstags, die Bildung vermehrt zueinem öffentlichen Thema zu machen.Das schlechte Abschneiden in der PISA-Studie löste in der Schweiz zwar eine hef-tige bildungspolitische Diskussion aus,doch ist diese bereits wieder verstummt.

Hier setzt der «Tag der Bildung» an:Bildung ist unsere wertvollste Ressour-

ce, lautet die erste Botschaft, Abbau imBildungsbereich rächt sich immer erstJahre später, die zweite.

Weiter fordern die Bildungsinstitute,dass Kantons- und Regierungsrat die Fi-nanzierung des Bildungswesens nichtlosgelöst von seinem Bildungsauftragbetrachten. In einer breit geführten Dis-kussion – die dritte Botschaft – soll vorSparbeschlüssen geklärt werden, wel-che Aufgaben das Zürcher Bildungswe-sen zu erfüllen hat und was dies kostet.

Die Partner des «Tages der Bildung»sind überzeugt, dass diese Diskussionnur zu einer Erkenntnis führen kann:Im Bildungsbereich darf nicht gespartwerden. Der Kanton Zürich muss imGegenteil gezielt in das Gut Bildung in-vestieren, um den Forschungs-, Werk-und Arbeitsplatz Zürich zu stärken und

das Bildungswesen wieder an die inter-nationale Spitze heranzuführen.

Die geplanten Sparmassnahmen be-treffen den Tertiärbereich für einmalweniger direkt als die Mittelschulen. DieUniversität muss jedoch ein vitalesInteresse haben, dass ein Leistungsab-bau an der Schnittstelle zum Studiumverhindert wird.

Vorgesehen sind dezentrale Anlässeund Podiumsdiskussionen sowie einegemeinsame Kundgebung um 17.30Uhr auf dem Platzspitz in Zürich.

Niklaus Schatzmann, Komitee Tag der Bildung

Tag der B i ldung im Kanton Zür ich

Kostbares Gut Bildung ■ Das Institut für Publizistikwissen-schaft und Medienforschung feiert imNovember «100 Jahre Medienfor-schung an der Uni Zürich». Das Jubi-läum wird mit einem breit gefächertenAngebot an Events begangen.

An der Tagung zum Thema «Beiträ-ge der Publizistikwissenschaft zur Ana-lyse und Gestaltung öffentlicher Kom-munikation» werden verschiedensteReferenten aus Wissenschaft und For-schung den Blick auf Vergangenheit,Gegenwart und Zukunft der Publizis-tikwissenschaft richten. Parallel dazulädt der Fachverein Publizistik zumFachschaftskongress ein, an dem sichstudentische Fachschaften der Publizis-tikwissenschaft aus Deutschland, Öster-reich und der Schweiz zu verschiedenenThemen austauschen werden. Danebenhaben Fachverein und Publizistikstu-dierende verschiedenste Events organi-siert, angefangen bei Porträts interes-santer Publizistikpersönlichkeiten,über die Ausstellung innovativer Pro-jekte zum Fach Publizistik und bis hinzu einer «loungigen» Party. Am 26. No-vember findet zudem in der Aula derUniversität noch eine Podiumsdiskus-sion statt zum kontroversen Thema«Zwischen Wahrheit und Täuschung –lügen uns die Medien an?» (unicom)

■ Um die Klugheit und Liebe in der Be-ziehung der Geschlechter unter demThema «Kluge Frauen – kluges Handeln– glückliche Beziehungen: Ein Mär-chen?»geht es am 7. Jakob-Tag. Durch-geführt wird die Tagung vom Lehrstuhlfür Klinische Psychologie, Psychothera-pie und Psychoanalyse in Zusammen-arbeit mit der Schweizerischen Mär-chengesellschaft. Ausgehend vonGrimms Märchen von der «Klugen Bau-erntochter», tauschen Fachleute derMärchen- und Erzählforschung, Texta-nalyse, Psychoanalyse und -therapie er-zählanalytische Befunde aus. GrimmsMärchen handelt von Liebe, Macht undPartnerschaft und eignet sich be-sonders, als Beziehungsmodell erörtertzu werden. (unicom)

KOLLOQUIUM 7. JAKOB-TAG

Es war einmal…

JUBILÄUM MEDIENFORSCHUNG

Zum Hundertsten

• «Kinder und Wissenschaft?»2. Dezember, 18.15–19.45 Uhr, ETHZürich, Hauptgebäude HG G 60 Aula

• «Teilzeit?», 13. Januar 2004, 18.15–19.45 Uhr, Universität, Aula

• «Neues vom Nationalfonds!»20. Januar (oder 27. Januar) 2004, 18.15–19.45 Uhr, ETH Zürich, Haupt-gebäude HG G 60 Aula

www.prowiss.unizh.chwww.equal.ethz.ch

• «Beiträge der Publizistikwissenschaft zur Analyse und Gestaltung öffentlicher Kommunikation», Tagung, 7.–8. November, IPMZ Oerlikon, Andreasstrasse 15

• Fachschaftskongress, 6.–9. November• Ausstellungen von Projekten und Persönlichkeiten ab

20. Oktober, IPMZ Oerlikon, Andreasstrasse 15• Party, 7.November, 21–2 Uhr, bQm, ETH Polyterrasse• «Zwischen Wahrheit und Täuschung – lügen uns die

Medien an?», Podiumsdiskussion, 20 Uhr, Aula Uni Zentrum

www.ipmz.unizh.ch/100jahre

«7. Jakob-Tag» am 7. November, Uni-ZentrumAnmeldung unter: www.klipsy.unizh.ch,[email protected] oder Tel. 01 634 30 86

«Tag der Bildung» am 19. November Informationen unter:www.tagderbildung.ch

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PROFESSUREN12 20. Oktober 2003 ■ unijournal 5 ⁄ 03

Gastprofessuren■ Prof. Dr. Aleksander Berentsenvon der Universität Basel. Bis August2004 lehrt er am Institut für Empiri-sche Wirtschaftsforschung (IEW).Lehrgebiet: monetäre Ökonomik.

■ Prof. Dr. Johannes ChristianEwerhart von der Universität Bonn.Bis Februar 2004 bzw. bis zur Ernen-nung zum OP lehrt er am Institut fürEmpirische Wirtschaftsforschung(IEW). Lehrgebiet: Vertrags- und Infor-mationsökonomik.

■ Prof. Dr. Oyvind Hammer von derUniversität Oslo. Bis Dezember 2003lehrt er am Paläontologischen Institutund Museum.

■ Prof. Dr. Ingeborg Kriwet von derUniversität Hannover. Bis September2004 lehrt sie am Institut für Sonder-pädagogik.

■ Prof. Dr. Rudolf Renger von derUniversität Salzburg.Bis Februar 2004lehrt er am Institut für Publizistikwis-senschaft und Medienforschung(IPMZ).

Altersrücktritte■ Christian Bauer, Professor fürPhysiologie.

■ Roger Francillon, Professor für Ge-schichte der französischen Literaturvon der Renaissance bis zur Gegen-wart.

■ Georges Güntert, Professor für ita-lienische und iberoromanische Litera-turwissenschaft.

■ Ewald Isenbügel, ausserordent-licher Professor für Erkrankungen derHeim-, Zoo- und Wildtiere.

■ Luzius Keller, Professor für Ge-schichte der französischen Literaturvon der Renaissance bis zur Gegen-wart.

■ Walter Lichtensteiger, ausseror-dentlicher Professor für Pharmakolo-gie, insbesondere Neuropharmakolo-gie.

■ Urs G. Stauffer, Professor für Kin-derchirurgie.

■ Paul Werner Stöckli, Professor fürKieferorthopädie und Kinderzahnmedi-zin.

■ Hans Heiner Storrer, Professor fürMathematik.

■ Peter Stucki, Professor für Infor-matik.

■ Brunello Wüthrich, Professor fürDermatologie und Venerologie, be-sonders Allergologie.

Todesfälle■ Theodor Ebneter, zurückgetretenerAssistenzprofessor für angewandteSprachwissenschaft; geboren 1923,gestorben am 22. Januar 2003. 1969Wahl zum Assistenzprofessor, 1990Rücktritt von seinem Amt.

■ Alfred Kölz, Ordinarius für Staats-recht, Verwaltungsrecht und Verfas-sungsgeschichte; geboren am 15.Mai 1944, gestorben am 29. Mai2003. 1979 Ernennung zum Assis-tenzprofessor, 1982 Wahl zum Extra-ordinarius, 1983 Beförderung zum Or-dinarius.

■ Arthur Meier-Hayoz, emeritierterProfessor für Zivilgesetzbuch, Obliga-tionenrecht und Handelsrecht; gebo-ren 1922, gestorben am 24. Juni2003. 1957 Wahl zum Ordinarius,1985 Rücktritt von seinem Amt.

■ Armin Thellung, emeritierter Pro-fessor für Theoretische Physik; gebo-ren 1924, gestorben am 6. August2003. 1958 Berufung an die Univer-sität Zürich als Extraordinarius, 1964Beförderung zum Ordinarius, 1991Rücktritt.

■ Marc Paolella, geboren 1967, schloss seine Studien 1990 mit einemB.S. in «Applied Mathematics and Statistics» und einem B.A. in «Eco-nomics» an der «State University of New York at Stony Brook» sowie1993 mit einem M.S. in «Statistics» an der «Colorado State Universi-ty» ab. 1993 wechselte er an die Universität Kiel, wo er 1998 pro-movierte. Ein Jahr später folgte seine Ernennung zum Assistenzpro-fessor am Institut für Statistik und Ökonometrie der Universität Kiel.Auf den 1. April 2003 wurde er für eine Lehrstuhlvertretung zum Pro-fessor befördert und übernahm auf diesen Zeitpunkt hin auch dieFunktion eines Geschäftsführers des erwähnten Instituts.

■ Thomas Gehrmann, geboren 1971, studierte Physik an den Uni-versitäten Dortmund und Durham (GB), wo er 1996 in TheoretischerElementarteilchenphysik promovierte. In der Folge arbeitete er alswissenschaftlicher Mitarbeiter in der Theoriegruppe des DESY (Deut-sches Elektronen-Sychrotron) in Hamburg (1996–1998) und am Ins-titut für Theoretische Teilchenphysik der Universität Karlsruhe(1998–2000) sowie als Fellow in der Theory Division des CERN inGenf (2000–2002). Ab 2002 war er Hochschulassistent am Institutfür Theoretische Physik der Rheinisch-Westfälischen TechnischenHochschule (RWTH) Aachen. Sein Arbeitsgebiet sind analytische undnumerische Präzisionsberechnungen von Teilchenreaktionen.

■ Kim Baldridge, geboren 1960, studierte Mathematik und Chemiean der Minot State University in Minot ND, USA. Sie legte 1985 denM.A. in Mathematik und 1988 den Ph.D. in Theoretical Chemistryab. 1989 begann sie mit ihrer Tätigkeit am San Diego Supercompu-ter Center, wo sie bis 2003 tätig war. Seit 2001 ist sie auch «Directorof Computational Science». In den Jahren von 1996 bis 2003 war siezudem als «Adjunct» Professorin am Departement of Chemistry derUniversity of California, San Diego tätig. Kim Baldridge befasst sichunter anderem mit «Computational Chemistry», der Entwicklungvon neuen Lernmethoden für das Chemie-Curriculum, womit eineintegrierte Forschungs- und Ausbildungsinfrastruktur bereitgestelltwird.

■ Martin Meuli, geboren 1955, studierte Medizin in Zürich und pro-movierte 1984. Er arbeitete danach am Universitätskinderspital (KISPI), ab 1989 als Leiter des Zentrums für brandverletzte Kinder.1993 bis 1995 war er Research Fellow am Fetal Treatment Center, SanFrancisco Medical Center der University of California. Danach kehr-te er an das KISPI zurück, wo er von 1995 bis 1999 Oberarzt für Kin-derchirurgie und Leiter des Zentrums für brandverletzte Kinder war.1999 erfolgte die Venia Legendi für das Gebiet der Kinderchirurgie.Seit 1999 ist Martin Meuli Leitender Arzt des Zentrums für brand-verletzte Kinder, der Poliklinik und der Notfallstation der chirurgi-schen Klinik des KISPI sowie Stellvertreter des Klinikdirektors.

■ Klaus Jonas, geboren 1957, studierte Psychologie an der Univer-sität Zürich und an der Universität Bielefeld. 1987 wurde er zum Dr.rer. soc. promoviert, 1995 erhielt er die Lehrbefugnis für das FachPsychologie. Ab 1996 übernahm er die Vertretung der Professur fürSozialpsychologie an der Technischen Universität Chemnitz-Zwik-kau und anschliessend jene der Professur für Sozialpsychologie ander Universität Kiel. 1998 folgten die Ernennung zum Hochschul-dozenten am Psychologischen Institut der Universität Tübingen unddie Übernahme einer Gastprofessur an der Universität Graz. 1999 er-folgte der Ruf auf den Lehrstuhl für Wirtschafts-, Organisations- undSozialpsychologie an der Technischen Universität Chemnitz.

■ Paul Oberhammer, geboren 1965, studierte von 1985 bis 1991Rechtswissenschaften an der Universität Wien. 1992 promovierte erund war im Anschluss daran bis 1997 am Institut für österreichischeund deutsche Rechtsgeschichte und am Institut für zivilgerichtlicheVerfahren der Universität Wien als Assistent tätig. 1997 erfolgte sei-ne Habilitation und die Ernennung zum ausserordentlichen Profes-sor in Wien. Nach Lehrstuhlvertretungen an deutschen Universitä-ten (1999–2001) war er seit 2001 Inhaber des Lehrstuhls für Bürger-liches Recht, Zivilprozess- und Handelsrecht an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Klaus Jonas

Marc Paolella

Martin Meuli

Paul Oberhammer

Thomas Gehrmann

■ Werner Wirth, geboren 1959, studierte Kommunikationswissen-schaft, Psychologie, Statistik, Informatik, Soziologie und Politologiean der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München bzw. derTechnischen Universität München. 1994 promovierte er mit einerArbeit zur massenmedialen Wissensvermittlung. 1999 wechselte eran die Hochschule für Musik und Theater in Hannover, wo er bis2002 am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung tä-tig war. Im April 2002 wurde Werner Wirth als Professor für Online-Kommunikation und Multimedia an das Institut für Kommunika-tionswissenschaft der Universität München berufen. Seine For-schungsschwerpunkte liegen im Bereich der Online-Kommunikationund in der psychologischen Medienwirkungsforschung.

Werner Wirth

■ Roland H. Wenger, geboren 1963, studierte an der Universität BernChemie und Biochemie. 1990 promovierte er am Theodor-Kocher-Institut der Universität Bern. Danach war er am Max-Planck-Institutfür Immunbiologie in Freiburg i.Br. tätig. Ab 1993 war er Assistentam Physiologischen Institut der Universität Zürich, wo er sich 1999mit der Arbeit «Die Identifizierung Hypoxie-induzierbarer Gene unddie Rolle des Transkriptionsfaktors HIF-1 bei deren Aktivierung» ha-bilitierte.Im Jahr 2000 nahm er an der Medizinischen Universität Lü-beck die Tätigkeiten als Hochschuldozent und als Forschungsgrup-penleiter «Zellphysiologie» auf. Seit 2001 ist er Professor für Physio-logie an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig.

Roland H. Wenger

Nebenamtliche ausserordentliche Profes-sorin für Computergestützte ChemieAmtsantritt: 1. April 2003

KimBaldridge

Ordentlicher Professor für Publizistikwis-senschaft mit Schwerpunkt EmpirischeKommunikations- und MedienforschungAmtsantritt: 1. September 2003

Ordentlicher Professor für Kinderchirurgieund Direktor der Chirurgischen Klinik desUniversitäts-Kinderspitals ZürichAmtsantritt: 1. September 2003

Ordentlicher Professor für Schweizeri-sches und internationales Zivilprozess-recht, Schuldbetreibungs- und Konkurs-recht sowie Privat- und WirtschaftsrechtAmtsantritt: 1. Oktober 2003

Ausserordentlicher Professor für Theoretische PhysikAmtsantritt: 1. August 2003

Ordentlicher Professor für PhysiologieAmtsantritt: 1. September 2003

Klaus JonasOrdentlicher Professor für SozialpsychologieAmtsantritt: 1. September 2003

Ausserordentlicher Professor für Empirical FinanceAmtsantritt: 1. September 2003

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Abteilung Paläarktis, Unterge-schoss, Zoologisches Museumder Universität Zürich. Bei sei-

nem Anblick zergeht jedes Herz wie But-ter in der Sonne. Clownstraurigeschwarze Augenflecken, Stupsnase,runder Kopf und pummelige Statur rüh-ren zuverlässig elterliche Instinkte an.Knirpse drücken sich die Nase an derScheibe platt, gurgeln Laute der Ver-zückung hervor und machen den Sibi-rischen Tiger und den China-Alligator,die sich dieselbe Vitrine teilen, zu rei-nen Statisten. Das katzengrosse Pan-dababy stiehlt ihnen allesamt die Schau.

Was die Besucher nicht wissen: Derhalbwüchsige Knuddelbär auf demcomputergrauen Sockel zu ihren Füssenfeiert bald seinen neunzigsten Geburts-tag. Er ist eines der ältesten wissen-schaftlich dokumentierten Exemplareseiner Art. Und der erste Panda, der jevon einem Europäer lebend in Händengehalten wurde. Das will etwas heissen.Bedenkt man nämlich den abenteuer-lichen Wettlauf der Forscher um den Grossen Panda, so wirdverständlich, warum das Stopfpräparat einst der Stolz derhiesigen Zoologengilde war. Aber wie kam es nach Zürich?

China im April 1914. Die Expedition unter Leitung desdeutschen Ethnologen Walter Stötzner ist bis weit ins In-nere der zentralchinesischen Provinz Sichuan vorgestos-sen. Seit man im Westen 1869 erstmals vom Grossen Pan-da gehört hat, kitzelt die sagenhafte Kreatur den Ehrgeizder Gelehrten und Abenteurer. Schon einige Reisen wur-den seither ins unwegsame Bergland unternommen. OhneErfolg. Bestenfalls konnten einzelne Felle von einheimi-schen Jägern erstanden werden.

Auf diese Weise kommt auch Stötzner zu seinen erstenBälgen. Er lässt in jeder Ortschaft ein Plakat anschlagen,worin er den Ansässigen bekannt gibt, er kaufe alle ge-schossenen oder gefangenen Tiere auf. Schliesslich froh-lockt er in seinem Expeditionsbericht: «Ein wild aussehen-der Bursche bringt gleich drei Felle auf einmal! Dass ich die-ses Glück so bald hier haben würde, hätte ich mir nie träu-

PORTRÄT 1320. Oktober 2003 ■ unijournal 5 ⁄ 03

Das mörderische Potenzial der Verse

■ Zweifelsohne hegt Batya Gur, die Au-torin intelligenter Kriminalliteratur, ei-ne Sympathie für die akademische Welt.Sonst hätte sie sich für den Mordschau-platz kaum die wohl unspektakulärsteAbteilung einer Universität ausgesucht:die philologische. Aufregungen schei-nen dort höchstens um Papiertigermöglich. Doch die Autorin interessiert,was das für Menschen sind, die sich derWissenschaft über die Literatur ver-

schreiben. Welche Abgründe und Hö-hen sich auftun im Streben nach Ehreund Anerkennung.

Geschickt wird die oder der Lesendegleich zu Beginn des Romans in dieSchlüsselszene hinein-versetzt: Das Fernsehenzeichnet ein Literatur-seminar an der Univer-sität von Jerusalem auf,weil es der bedeutend-ste Schriftsteller und Li-teraturkritiker des Lan-des abhält. Weshalb die Anwesendenden Vortrag seines Doktoranden alsSkandal wahrnehmen, erschliesst sichnicht sogleich. Allmählich wird manbeim Lesen indes sensibilisiert für denKonflikt, der sich um die Buchstabenrankt.

Parallel zum Geschehen am Litera-turinstitut gewinnt die Figur des Kom-missars Michael Ochajon an Kontur. Erist die richtige Besetzung, um zweiMordfälle in der Umgebung von hyste-risierenden Philologinnen und Philolo-gen aufzuklären. Von Natur aus ist ermelancholisch veranlagt. Geschieden,

kümmert er sich hin und wieder um sei-nen halbwüchsigen Sohn. In den Ferienbegleitet Ochajon den Sohn zu einemTauchkurs, wo die erste Leiche nicht lan-ge auf sich warten lässt. Die Spuren füh-

ren ihn geradewegs insLiteraturinstitut nachJerusalem.

Kurz nach des Kom-missars Ankunft wirddort ein zweiter Totergefunden – der be-rühmte Dichter. Was ist

passiert?, fragt sich Ochajon, nachdemer den Ekel vor dem zerschlagenen ge-nialen Hirn überwunden hat. Nach allseiner Dienstzeit vermag er solchen An-blick noch immer nicht zu ertragen.Während der Ermittlungen zweifelt erständig an seinem Vorgehen. Die Angst,als nächsten nicht den richtigen Schrittzu tun, verunsichert ihn. Das macht ihngleichzeitig sympathisch und ist das Ge-heimnis seines Erfolgs. Er lässt sich aufdie zu verhörenden Personen ein, ver-mag auch Nebentöne wahrzunehmen,ohne sich vorschnell eine Meinung zubilden. In aller Ausführlichkeit verhört

er zuerst scheinbar unscheinbare Figu-ren, wie eine jobbende Psychologiestu-dentin.

Fast alle am Literaturinstitut habeneinen Grund zur Eifersucht, zum Hassoder Neid auf den Star mit der roten Nel-ke am Revers. Besonders auffällig ver-hielt sich – vor seinem Tod – der Dok-torand des berühmten Literaten, nach-dem er aus den USA zurückgekehrt war.Ochajon, der seinerzeit selbst an der He-bräischen Universität studiert hatte,wird in literarische und ästhetische Dis-kurse verwickelt, die ihm schliesslichden Schlüssel zur Aufklärung der Ver-brechen in die Hand geben. Er entdecktdas mörderische Potenzial der Verse.(saw)Batya Gur: Am Anfang war das Wort.Goldmann Verlag 1997, 480 Seiten,14,30 Franken

GROSSE UN(I)BEKANNTE

Knuddelbär mit Seltenheitswert

men lassen. Meine Freude kennt keine Grenzen, denn es gibtkein zweites Säugetier von gleicher Seltenheit. Noch nie hateines Europäers Auge ihn lebend gesehen.»

Aber auch dieses Privileg wird Stötzner bald für sich inAnspruch nehmen. «Ein anderes Mal wird mir sogar ein le-bendes Junges gebracht. So bin ich der erste Europäer, derden Bambusbären lebend zu Gesichtbekommt.» Der Triumph scheint per-fekt. Doch der Säugling verweigert jeg-liche Nahrung. Stötzner gibt sich alle er-denkliche Mühe, lässt nach einermenschlichen Amme schicken, vergeb-lich. «Bevor die Amme gefunden wird,ist das Tierchen tot, das, lebend nach Europa gebracht, ei-nen der grössten Erfolge der Expedition bedeuten würde.»

Als Ende 1914 die Nachricht vom Ausbruch des ErstenWeltkriegs eintrifft, wird die auf zwei Jahre geplante Expe-dition abgebrochen. Ihre Ausbeute bleibt in China blockiert– neben den Pandafellen auch 184 Schädel von Säugetieren,

zahllose Vögel und Wirbellose. Erst 1920treffen die gesammelten Tiere inDeutschland ein. Der grösste Teil geht inden Besitz des Museums für Tierkunde inDresden über. Den Rest verkauft Stötzner.Er braucht Geld für eine weitere For-schungsreise in die Mandschurei.

So kommt es, dass auch dem Zoologi-schen Museum der Universität Zürich1923 ein adultes und ein junges Tier an-geboten werden. Stiftungsgelder ermög-lichen den Ankauf zum Preis von 1700Franken. Beim jungen handelt es sichzweifellos um jenes Tier, das Stötzner imApril 1914 lebend erhielt.

Erst 1937 sollte es gelingen, das erstePandababy lebend in den Westen zu brin-gen – Su-Lin wird in New York gefeiertwie ein Star und die Abenteurerin RuthHarkness weltberühmt. Als weitere Tiereausgeführt werden, stellt China 1939 denGrossen Panda unter Schutz. Ein Zoo, dersich heute zur Haltung dieser Publi-kumslieblinge entschliesst, muss zuMillioneninvestitionen bereit sein. Ne-

ben den Kosten für eine artgerechte Anlage müssen jähr-lich hohe Leihgebühren an China überwiesen werden.Denn kaufen kann man den Grossen Panda nicht, und dieAufzucht hat sich als ausserordentlich schwierig erwiesen.Gefangene Pandamännchen haben nämlich selten Hor-monstürme und sind ausgesprochene Sexmuffel.

Purzelbäume wie seine Artgenos-sen in den Zoos wird das Zürcher Pan-dababy zwar keine schlagen. Dafürmacht es klar, wie konsequent hier einStück lebendige Natur durch mensch-liches Eingreifen in einen bleibendenKulturwert überführt wurde. Ein klei-

nes Zitat nur aus der Forschungsgeschichte, aber eine sin-nige Parabel auf die Mechanismen der Naturaneignung –des Sammelns, Ordnens und Bewahrens – in der abend-ländischen Gesellschaft.

Sascha Renner, freier Journalist

«Meine Freude kennt keine Gren-zen, denn es gibt kein zweitesSäugetier von gleicher Seltenheit.Noch nie hat eines Europäers Au-ge ihn lebend gesehen.»

«Unibelesene» empfehlenLiteratur, die sich inirgendeiner Weise auf Uni-versität, Hochschule oderCampus bezieht. Diesmaleinen Krimi von Batya Gur.

Der Panda im Zoologischen Museum ist das erste Exemplar seiner Art, das je ein Europäer inden Händen hielt. Sein Weg nach Zürich steht für ein Stück Forschungsgeschichte und abend-ländische Kultur. (Bild Frank Brüderli)

Falls Sie auch ein Buch gelesen haben,das von einer Universität handelt, oderdessen Figuren aus der akademischenWelt stammen, laden wir Sie ein, es andieser Stelle als Lektüretipp zu bespre-chen. Bitte wenden Sie sich an die Re-daktion über: [email protected]

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APPLAUS/PUBLIKATIONEN14 20. Oktober 2003 ■ unijournal 5 ⁄ 03

Ver le ihung des Vontobe l -Pre ises fü r A l ters fo rschung

Noch älter, noch gesünder

Von Sascha Renner

Der Vontobel-Preis ist mit 35'000 Fran-ken einer der höchst dotierten Preise imBereich der Altersforschung. ProfessorFrançois Höpflinger, Lehrbeauftragterfür Soziologie in Zürich, und seine Mit-arbeiterin Valérie Hugentobler erhieltenfür ihre Arbeit «Pflegebedürftigkeit in derSchweiz – Prognosen und Szenarien für das21. Jahrhundert» den ersten Preis. Die Stu-die greife eine hoch relevante Fragestel-lung auf und liefere fundierte Prognosen,begründete Professor Mike Martin, Lehr-stuhlinhaber für Gerontopsychologie inZürich, den Entscheid der Jury.

François Höpflinger und Valéry Hugen-tobler erteilen der These eine klare Ab-sage, wonach ein höheres Alter auto-matisch auch mehr Krankheit bedeute.Auf der Basis demografischer Szenariengehen sie davon aus, dass die Zunahmeder Lebenserwartung mit einer deut-lichen Zunahme der behinderungs-freien Jahre verknüpft sein wird. Wirwerden also nicht nur länger leben, son-dern vor allem länger gesund leben. Mitgeeigneten Massnahmen in der Ge-sundheitsförderung, der Prävention,der Rehabilitation und Therapie könnedie Zunahme an pflegebedürftigenMenschen weiter drastisch gesenkt wer-den.

Mit dem Preis wird nicht nur eineausserordentliche Forschungsleistunggewürdigt, sondern auch eine mehr-jährige Aufbauarbeit. Höpflinger grün-dete 1998 das «Universitäre Institut Al-ter und Generationen» (INAG) in Sionmit dem Ziel, der Altersforschung zu ei-ner dauerhaften Plattform zu verhelfen.

Mit dem zweiten Preis geehrt wurdenDr. Matthias Kliegel für die Arbeit «Kom-plexe prospektive Gedächtnisleistung –

Alterseffekte und zugrunde liegendeMechanismen» sowie Dr. Kerstin Al-brecht und Sandra Oppikofer für die Ar-beit «Das Projekt ‹more›… – Wohlbe-finden und soziale Kompetenz durchFreiwilligentätigkeit». ❒

GEORG-FRIEDRICH-GÖTZ-PREIS 2003

Hirntumore und Arterienverkalkung■ Michael Grotzer und Frank Ruschitz-ka heissen die Träger des diesjährigenGeorg-Friedrich-Götz-Preises. PD Dr.Michael Grotzer erhält den Preis in An-erkennung seiner Erfolge bei der Erfor-schung von Hirntumoren. Grotzer istOberarzt für Neuro-Onkologie und ander Universitäts-Kinderklinik in Zürich.Im Zentrum seiner wissenschaftlichenTätigkeit steht die Erforschung biologi-scher Prognosefaktoren spezifischerHirntumore (PNET) im Kindesalter. Zielseiner Arbeit ist das bessere biologischeVerständnis dieser aggressiv wachsen-den Geschwulste und die Entwicklungvon entsprechenden therapeutischenKonzepten.

PD Dr. med. Frank Ruschitzka wirdausgezeichnet für seine Erfolge im Be-reich der Herz- und Kreislauferkran-kungen. Er untersucht die Rolle, welcheso genannte endotheliale und ent-zündlichen Mediatoren bei diesen Er-krankungen spielen. Endotheliale Me-diatoren sind Substanzen in der Innen-schicht von Blutgefässen, zum BeispielHormone. Ruschitzkas Forschungenunterstützen unter anderem die aktuel-len Vorstellungen über die Entstehungder Arteriosklerose. Seine Untersu-chungen haben zu neuen therapeuti-schen Konzepten bei Patienten mitHerz- und Kreislauferkrankungen ge-führt.

PD Dr. Frank Ruschitzka ist Oberarztim HerzKreislaufZentrum des Departe-ments für innere Medizin am Universi-tätsSpital Zürich. (unicom)

Applaus■ Mathias Ackermann, OrdentlicherProfessor für Virologie, wurde von der Deutschen Akademie der Natur-forscher Leopoldina zum Mitglied gewählt.

■ Heinz G. H. Berke, OrdentlicherProfessor für Anorganische Chemie,ist von der Universität Guanxi, Guilin,China, zum Ehrenprofessor ernanntworden.

■ Wolf Blanckenhorn, Privatdozentfür Zoologie, ist zum Präsidenten derSchweizerischen Zoologischen Gesell-schaft gewählt worden.

■ Conradin A. Burga, Titularprofes-sor für Geografie, besonders physi-sche Geografie, wurde im Mai 2003von der Mitgliederversammlung zumVizepräsidenten der Reinhold-Tüxen-Gesellschaft e.V. für Vegetations-kunde mit Sitz in Hannover gewählt.

■ Ulrich Klaus Franzeck, Titularpro-fessor für Innere Medizin, speziell An-giologie, wurde am 1. RussischenLymphiologie-Kongress in Moskau fürseine Leistungen in der lymphologi-schen Forschung ausgezeichnet.

■ Michael Hengartner, OrdentlicherProfessor für Molekularbiologie, wur-de zusammen mit einer spanischenForscherin der Steiner-Preis für Krebsforschung zugesprochen.Ausserdem wurde er als Mitglied in die European Molecular Biology Organization aufgenommen.

■ Alfred Kölz, kürzlich verstorbener,Ordentlicher Professor für Staats-recht, Verwaltungsrecht und Verfas-sungsgeschichte, erhielt von der Uni-versität Genf die Ehrendoktorwürde.

■ Enrico Martinoia, Ordentlicher Pro-fessor für Pflanzenbiologie, ist in dieDeutsche Akademie der NaturforscherLeopoldina gewählt worden.

■ Günther Niemeyer, EmeritierterProfessor für Ophthalmologie und Neu-rophysiologie, wurde in Nagoya/Japanin Würdigung seines Lebenswerks aufdem Gebiet der Elektrophysiologie derNetzhaut zum Ehrenmitglied der Inter-national Society for Clinical Electro-physiology of Vision ernannt.

■ Oswald Oelz, Titularprofessor fürInnere Medizin, erhielt den Wissen-schaftspreis 2003 des Landes Vorarl-berg.

■ Walter Ott, Ordentlicher Professorfür Rechtsphilosophie und Privatrecht,wurde vom Kuratorium des Hans-Kel-sen-Instituts in Wien unter dem Vor-sitz des österreichischen Bundeskanz-lers Dr. Wolfgang Schüssel zum Inter-nationalen Korrespondenten ernannt.

■ Andreas Plückthun, OrdentlicherProfessor für Biochemie, wurde von derDeutschen Akademie der NaturforscherLeopoldina zum Mitglied gewählt.

■ Erwin Scharrer, Emeritierter Pro-fessor für Veterinärphysiologie, erhieltvon der Tierärztlichen HochschuleHannover die Ehrendoktorwürde.

■ Rüdiger Wehner, Ordentlicher Pro-fessor für Zoologie, hat von der Univer-sität Lund den Ehrendoktor erhalten.

■ Mahmut Gazi Yasargil, Emeritier-ter Professor für Neurochirurgie, wur-de erstens zum Honorary Professorder Nineteenth of May University ofSamsun (Türkei) ernannt.Zweitens wurde er zum HonoraryMember der Rocky Mountain Neuro-surgical Society (USA) ernannt.Drittens wurde er zum Honorary Mem-ber der Mexican Society of Neurologi-cal Surgery ernannt.

Publikationen■ Georg Kohler, Ordentlicher Profes-sor für Philosophie am Philosophi-schen Seminar und Stanislaus vonMoos, Ordentlicher Professor für mo-derne und zeitgenössische Kunst amKunsthistorischen Institut, haben Ma-terialien zur Landesausstellung1883–2002 zusammengetragen.Kohler, G.; von Moos, S., (Hrsg.) 2002:Expo-Syndrom? Materialien zur Lan-desausstellung 1883–2002. Reihe Zür-cher Hochschulforum., Bd. 32.

■ Rossi Luciano, Ordentlicher Pro-fessor für romanische Literaturen desMittelalters am Romanischen Semi-nar, hat ein Buch zu Guido Guinizelliherausgegeben.Rossi, L.; Alloati Boller, S., (Hrsg.)2002: Intorno a Guido Guinizelli. Edi-zioni dell Orso, Alessandria.

■ Andreas Maercker, Lehrbeauftrag-ter der Philosophischen Fakultät amPsychologischen Institut, hat einBuch zur Alterspsychotherapie undKlinischen Gerontopsychologie her-ausgegeben.Maercker, A. (Hrsg.) 2002: Alterspsy-chotherapie und Klinische Gerontopsy-chologie. Springer-Verlag, Berlin.

■ Guerino Mazzola, Lehrbeauftragterder Wirtschaftswissenschaftlichen Fa-kultät am Institut für Informatik, undStefan Göller, Mitarbeiter am selbenInstitut, sowie Stefan Müller, eben-falls Mitarbeiter am selben Institut,haben ein Buch herausgegeben mitdem Titel «The Topos of Music».Mazzola, G.; Göller, S.; Müller, S.,(Hrsg.) 2002: The Topos of Music. Geo-metric Logic of Concepts, Theory, andPerformance. Birkhäuser, Basel.

■ Peter-Ulrich Merz-Benz, Titular-professor für Soziologie am Soziologi-schen Institut, hat zusammen mit Ge-hard Wagner ein Buch herausgegebenzum Fremden als sozialer Typus.Merz-Benz, P.-U.; Wagner, G. (Hrsg.)2002: Der Fremde als sozialer Typus.Klassische soziologische Texte zu ei-nem aktuellen Phänomen.

■ Conrad Meyer, Ordentlicher Profes-sor für Betriebswirtschaftslehre amInstitut für Rechnungswesen und Controlling, hat ein Lehrbuch zum be-triebswirtschaftlichen Rechnungswe-sen verfasst.Meyer, C., 2002: Betriebswirtschaftli-ches Rechnungswesen. Einführung inWesen, Technik und Bedeutung des mo-dernen Management Accounting.Schulthess, Zürich.

■ Hans-Peter Naumann, OrdentlicherProfessor für nordische Philologie amDeutschen Seminar und Hans UlrichBächtold, wissenschaftlicher Mitar-beiter am Institut für schweizerischeReformationsgeschichte, haben erst-mals Schriften von Olavus Petri indeutscher Sprache publiziert.Naumann, H.-P.; Bächtold, H. U. (Hrsg.)2002: Olavus Petri und die Reformationin Schweden. Schriften aus den Jahren1528–1531. Achius Verlag, Zug.

■ Gerhard Schmidtchen, Emeritier-ter Professor für Sozialpsychologieund Soziologie, legt in seinem Buchsozialpsychologische Betrachtungenüber Orientierungsprobleme in Gesell-schaft, Politik und Religion der heuti-gen Zeit dar.Schmidtchen, G., 2002: Die Dummheitder Informationsgesellschaft. Sozial-psychologie der Orientierung. Leske +Budrich, Opladen.

■ Jürgen J. Seidel, Privatdozent fürNeuere Kirchengeschichte, hat eineStudie über Theologen als «inoffizielleMitarbeiter» des Ministeriums fürStaatssicherheit der DDR in Zürichund an der Theologischen Fakultät publiziert.Seidel, J. J., 2002: Diener zweier Her-ren? Theologen als «inoffizielle Mitar-beiter» (IM) des Ministeriums fürStaatssicherheit (MfS) der DDR in Zü-rich und an der Theologischen Fakultät.PANO Verlag, Zürich.

Sascha Renner ist Ethnologe und freierJournalist.

Michael Grotzer und Frank Ruschitzka erhalten dendiesjährigen Georg-Friedrich-Götz-Preis. (Bilder zVg)

Der erste Preis geht an François Höpflinger und Va-léry Hugentobler. (Bild Sascha Renner)

Den ungekürzten Artikel lesen Sie unterwww.unipublic.unizh.ch.

Die beiden Soziologen François Höpflinger und Valérie Hugen-tobler wurden im Rahmen des4. Zürcher Gerontologietages am1. Oktober 2003 mit dem Von-tobel-Preis für Altersforschung ausgezeichnet.

Die vollständigen und aktuellen Publika-tionsmeldungen finden Sie unter:www.unipublic.unizh.ch/campus/publikationen/2003/

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ALUMNI 1520. Oktober 2003 ■ unijournal 5 ⁄ 03

Von Ulrich E. Gut

Die erste von zwei Informationsveran-staltungen, die der Zürcher Univer-sitätsverein (ZUNIV) auch dieses Jahrfür den Gönnerclub des FAN (Fonds zurFörderung des akademischen Nach-wuchses) durchführt, fand am Archäo-logischen Institut statt. Institutsdirek-tor Professor Hans Peter Isler legte dar,welche Erkenntnisse und Fragen dieGrabungen zu Tage bringen, die das Zür-cher Institut seit 33 Jahren am MonteIato in Sizilien ausführt. PD Dr. AdrianStähli stellte sodann in einem Kurzrefe-rat zu seinem Habilitationsthema «DerKörper und seine Bilder: Nacktheit, dermännliche Körper und das männlicheBegehren in Bildern des 6. und 5. Jahr-hunderts v. Chr.» (vorgestellt im «uni-journal» 3/03, Seite 5) einen neuenInterpretationsansatz vor. Diese durcheinen Beitrag des FAN unterstützte Ar-beit wurde am Dies academicus 2003mit dem UBS-Habilitationspreis ausge-zeichnet.

Archäologie als KrimiDer Monte Iato war seit dem frühen 1.Jahrtausend v. Chr. bis 1246 n. Chr.durchgehend besiedelt. Als Beispiel griffHans Peter Isler ein spätarchaischesWohnhaus vom Ende des 6. Jh. v. Chr.heraus. Scherben von Gefässen weisenauf einen eleganten Lebensstil hin. Ei-ne Inschrift legt nahe, dass der BesitzerMentor hiess. Er muss eine Beziehungzu Athen gehabt haben. Zwar gibt esnoch keine ereignisgeschichtliche Deu-tung seiner Identität und seiner Ansäs-sigkeit auf dem Monte Iato. Die Spureneiner brutalen Zerstörung von Hausratund Anwesen, die der Archäologe mitGewissheit von Erdbebenfolgen unter-

scheiden kann, würden sich indessenals Sujet für einen historischen Romaneignen. «Archäologische Feldforschungkann spannend sein», schloss dennauch der Referent und gab zu bedenken:«Sie ist aber teuer, weil die Erde in sorg-fältigster Handarbeit bewegt werdenmuss.»

Geschichten auf VasenAdrian Stählis neue Interpretation derNacktheit in der Kunst der Antike willderen bisherige Betrachtung als Zeichenhöherer Menschenwürde überwinden.Diese Sichtweise habe sich erst in der Re-naissance ausgebreitet. Stähli wandteseinen neuen, interdisziplinären Erklä-rungsansatz nicht auf Statuen, sondernauf Vasenbilder an: «Denn sie erzählenganze Geschichten.» Die Nacktheit die-ne unmittelbar der Offenlegung vonKörpermerkmalen: Der Kraft des He-rakles etwa, der im Kampf mit dem Lö-wen keine Waffe braucht. Die Darstel-lung der Nacktheit hänge aber auch mitder Bedeutung der Homosexualität in

In foveransta l tung fü r den FAN-Gönnerc lub

Scherben des Wohlstands

der hellenischen Antike zusammen:Körperliche Schönheit werde in diesemKontext zum Inbegriff gesellschaft-licher Vorzüge, moralischer, athleti-scher, kriegerischer Qualitäten und ei-nes elitären Standes. ❒

Wohlstand hinterlässt Spuren.Als historische Tonscherben odermoderner, durch Spenden fürden akademischen Nachwuchs.Der ZUNIV lud den FAN-Gön-nerclub ins Archäologische Institut ein.

Glücksscherben für die Archäologie: Die Reste einer Trinkschale zeugen vom Wohlstand desHausbesitzers Mentor auf dem Monte Iato. (Bild zVg; Hetäre beim Bad, 6. Jh v.Chr.)

■ 330 Franken steuerte im Jahr 2002 je-der Einwohner und jede Einwohnerindes Kantons Zürich, Kinder eingerech-net, im Durchschnitt an den Staatsbei-trag von 400 Millionen Franken zuGunsten der Universität bei.

Im selben Jahr studierten rund20’000 junge Frauen und Männer an derUniversität, und rund 2000 schlossenihr Studium ab. Zwanzig Jahre früherwaren es nur 14’000 Studierende gewe-sen und 1962 deren 3500. Das ergibtschätzungsweise 40’000 heute lebendeMenschen, die einen Abschluss an derUniversität Zürich in der Tasche haben.Ich nehme an, dass es vielen von ihnenwirtschaftlich gut geht. Hoffentlichsind sie sich bewusst, dass zwischen ma-teriellem Wohlergehen und Ausbildungein Zusammenhang besteht.

Man stelle sich nun vor, jede oder je-der Ehemalige leiste aus Dankbarkeitgegenüber seiner Universität jährlich ei-nen freiwilligen Beitrag von durch-schnittlich 330 Franken. Dann kämen13,2 Millionen Franken zusammen. Esist kaum auszudenken, wie viele Pro-bleme die Universität mit diesem zu-sätzlichen Geld lösen könnte, bei derNachwuchsförderung, in der For-schung, bei der Verbesserung von Be-treuungs- und Raumverhältnissen.

Im Zürcher Universitätsverein gibt eseinen Gönnerclub, deren Mitglieder proJahr 2000 Franken oder mehr an denFonds zur Förderung des akademischenNachwuchses (FAN) beitragen.

Georg Kramer,Präsident des ZUNIV

KOLUMNE

330 Franken

■ Vergabungen. Der Vorstand des ZU-NIV hat an seinen Sitzungen vom 8. Ju-li und 23. September 2003 folgende Bei-träge bewilligt:• Romanisches Seminar: 6000 Franken

an Lectura Petrarcae Turicensis• Ethnologisches Seminar: 2000 Fran-

ken Druckkostenanteil an Publika-tion «Ethnologie der Kindheit»

• Zentrum für Neurowissenschaften: 7500 Franken an Hauptausstellung über Schizophrenie an der BrainFair 2004

• Theater Keller 62: 5000 Franken Unterstützungsbeitrag 2003

• Fachverein für Biologie: 3250 Fran-ken an Feldarbeitswoche in Kroatien

• Theologisches Seminar: 2000 Fran-ken an Exkursion nach Tunesien/ Libyen

• Orientalisches Seminar: 1000 Fran-ken an Exkursion nach Ägypten

• Collegium Romanicum: 2000 Fran-ken an Tagungsband «Littérature en contexte. Colloque pour la relève suisse en littératures romanes»

• Fachverein Publizistik: 2000 Frankenan Fachschaftskongress Publizistik

• Pädagogisches Institut: 1500 Fran-ken an Fachtagung für Ehemalige

• Theater RandKante: 1500 Franken anAufführung «Geschlossene Gesell-schaft» von Jean-Paul Sartre

Im Jahr 2003 wurden bis jetzt insgesamt96’452,35 Franken bewilligt.

(zuniv)

ZÜRCHER UNIVERSITÄTSVEREIN

ZUNIV

ZUNIV Zürcher Universitätsverein, Silvia Nett, Sekretariat [email protected]

FELDARBEITSWOCHE IN KROATIEN

Bei Gänsegeiern und Seegurken■ Die Feldarbeitswoche des Fachvereinsfür Biologie führte im Juni 2003 nachKroatien; finanziell unterstützt hat sieder Zürcher Universitätsverein. Die ers-te Station war der Plitvicer Nationalparkmit seinen beeindruckenden Seeland-schaften. Eine kroatische Biologin stell-te den Zürcher Studierenden die ak-tuellen Probleme und Forschungspro-jekte vor. Daneben blieb auch Zeit, dievielen Sehenswürdigkeiten des Parksmit seinen Seen und Wasserfällen zu be-trachten.

Nach diesem ersten Höhepunkt ginges weiter nach Cres, einer nordadriati-schen Insel vor der kroatischen Küste.Der Weg führte durch vom Krieg zer-

störte Dörfer. Entlang der Küste botensich dann einige Gelegenheiten zumBaden. Cres selbst wurde zur ersten Ru-hepause genutzt und um die Unterwas-serwelt mit Taucherbrille und Schnor-chel zu erkunden. Für die Studierendender Biologie war es ein besonderes Er-lebnis, den Seegurken, Schnecken, Fi-schen und Seepocken so nahe kommenzu können.

Vom Camp aus unternahmen sieAusflüge zu einer Delfin- und zu einerGeierstation, wobei Letztere sich alsinteressanter erwies. Die Faktoren, diedie Gänsegeierkolonie auf Cres bedro-hen, kamen zur Sprache. Naturschutzist dort ein wichtiges Thema. Ohne die

aktive Unterstützung durch die Bewoh-ner der Inseln könnte die Geierkolonienicht überleben. In grossen Freiluftkä-figen werden verletzte Geier gepflegt,oder solche, die sich an Ködern für Bä-ren vergiftet haben. Aufregend war, ei-nen solchen Riesenvogel einmal vonHand zu füttern.

Zum Schluss der Feldarbeitswochebesuchten die Studierenden das ganzim Süden der Insel gelegene Dorf MaliLosini. Dort war die Vegetation wegendes mediterranen Klimas noch einmalganz anders als auf der bisherigen Rei-se.

Daniel Albicker, Fachverein Biologie

Ulrich E. Gut ist Geschäftsführer des FAN.

Die Archäologen Hans Peter Isler (r.) und AdrianStähli referierten vor dem FAN-Gönnerclub. (BildzVg)

Page 16: D Z UNIVERSITÄT ZÜRICH unijournal - UZH00000000-086d-f41b-0000-0000… · für die Entwicklung eines neuen Medi-kament veranschlagt die Industrie auf fünfzig Millionen Dollar

LETZTE16 20. Oktober 2003 ■ unijournal 5 ⁄ 03

Von Markus Binder

Wie gross ist der Anteil von Studieren-den, welche sprachlich befriedigendeArbeiten abgeben? Wir baten 60 Profes-soren um eine ungefähre Schätzung, 30Professoren antworteten. Die Umfrageist nicht repräsentativ und stützt sichauch nicht auf empirisch gesättigte Da-ten ab. Die Antworten fielen jedochdeutlich aus: Mindestens die Hälfte derStudierenden liefert sprachlich unge-nügende Texte ab.

Klar, verständlich, prägnant, gerad-linig und logisch soll die wissenschaft-liche Sprache im Idealfall sein. EinSchuss Eleganz wäre ebenfalls wün-schenswert. Das Schreibvermögen allzuvieler Studierender reicht an diese Mass-stäbe nicht heran. Ein Hauptproblem istvor allem die Präzision: «Die logischeVerknüpfung von Gedanken und Sät-zen scheint besondere Probleme zu be-reiten», findet zum Beispiel StefanBienz, Titularprofessor für OrganischeChemie. Ausserdem werde zu kompli-ziert geschrieben, würden zu viele Sub-stantive, zu viel Jargon und zu viele An-

glizismen verwendet. Einige Professo-ren bemängeln, dass viele Studierendenicht an ihrer Sprache feilten und oft ei-nen «schludrigen Telegrammstil» pfleg-ten.

Doch es geht nicht nur um den Stil,das Problem liegt tiefer. Viele Dozieren-den sind mit Nietzsche überzeugt, dassdie Arbeit am Stil Arbeit am Gedankenist. Pädagogikprofessor Reinhard Fatkemeint: «Guter sprachlicher Ausdruck istnicht allein und nicht primär Zeichenstilistischer Eleganz oder rhetorischerBrillanz, sondern ist vor allem Ausdruckdavon, dass eine Frage, ein Themenge-biet gedanklich durchdrungen, intel-lektuell bewältigt worden ist.» BrigitteBoothe, Professorin für klinischePsychologie, gibt dazu ein Beispiel:Wenn jemand für Probanden eines Ex-periments eine ungenaue Instruktionschreibe, beeinträchtige er damit dieQualität der ganzen Untersuchung.

«Übung macht den Meister»Wo liegen denn die Gründe für diesesteilweise tiefe Schreibniveau? Auch hiersind die Antworten eindeutig. «DieSprache wird an den Gymnasien zu we-nig geschult», schreibt Felix Gutzwiller,Professor für Sozial- und Präventivme-dizin. «Es wäre dringend notwendig,dass das Niveau in der Mittelschule wie-der steigt», findet Beat Keller, Professorfür Pflanzenbiologie. Ausgebildete Aka-demiker mit «krass mangelhaftensprachlichen Fähigkeiten» seien keinegute Werbung für die Hochschulen.Christian Marek, Professor für Alte Ge-schichte, sieht noch etwas schwärzer:

«Wenn wir es nicht schaffen, die Grund-lagen für das wissenschaftliche Schrei-ben an die Schule zurückzubringen,geht der Verfall der Geisteswissenschaf-ten weiter.»

Dass wissenschaftliches Schreibenzur Ausbildung gehört, ist für alle Be-fragten selbstverständlich, sie legen des-halb auch alle viel Wert auf gutensprachlichen Ausdruck. Die Dozieren-den sind sich aber auch einig darin, dassdas Schreiben nicht in speziellen Kur-sen gelehrt werden soll. Als «Selbstläu-fer» und als «Didaktisierung» bezeich-net dies Christian Kiening, Professor fürDeutsche Literaturwissenschaft, und Jo-sef Falkinger, Professor für Finanzwis-senschaft und Makroökonomie, meintgar, solche Kurse wären «grober Unfug».Wissenschaftliches Schreiben soll fach-intern gelehrt werden. Mit einer Aus-nahme: Weil Englisch als Publikations-sprache immer wichtiger wird, sehenhier viele einen Nachholbedarf.

Fachhochschulen gehen voranFelix Steiner, der seit fünf Jahren amDeutschen Seminar Schreibkurse gibt,glaubt hingegen, dass eine Didaktisie-rung durchaus Sinn mache, unabhän-gig vom Fach. «In allen wissenschaft-lichen Texten müssen Erklärungen va-lidiert werden, eigene oder fremde»,sagt er. Das könne man üben, genausowie spezifische Textsorten. Wichtig undschwierig sei auch, das Wissen in Tex-ten als unsicher zu erkennen und ent-sprechend zu kennzeichnen. Obligato-risch möchte er aber solche Kurse nichtmachen: «Der autodidaktische Weg

Nur die Hälfte der Studierenden schreibt gut genugZu viele Studierende haben inihren Seminar- und Lizenziats-arbeiten einen unattraktiven,schludrigen, schwer lesbarenSchreibstil. Dies ergab eine kleine Umfrage unter Dozieren-den der Universität Zürich.

Die Antwort auf diese provokative Frage lautet: Ja.Gewisse Menschen mit chronischer Krankheitund konstant erhöhtem Energiebedarf wie bei-

spielsweise cystischer Fibrose können tatsächlich so vielessen, wie sie wollen, ohne dick zu werden. Diese Men-schen schaffen es manchmal trotz normalem Appetitnicht, ohne künstliche Energiezufuhr (zum Beispiel übereine Magensonde) ein minimales gesundes Gewicht zu er-reichen oder zu halten. Aber so war die Frage wohl nichtgemeint.

Die Häufigkeit von Übergewicht hat in den Industrie-ländern in den letzten drei Jahrzehnten stark zugenommen:20 bis 25 Prozent der Schulkinder in der Schweiz und fastein Drittel der erwachsenen Schweizer Bevölkerung sindübergewichtig. Angesichts dieser von der Weltgesund-heitsorganisation WHO als Epidemie bezeichneten Zu-nahme der Häufigkeit von Übergewicht haben sich etlicheForschergruppen damit befasst, welche Risikofaktoren dieEntwicklung von Übergewicht fördern und welche Fakto-ren vor dem Dickwerden behüten.

Eigentlich ist es ganz einfach: Wenn die Energieauf-nahme höher ist als der Energieverbrauch, so resultiertdaraus eine Gewichtszunahme. Tatsächlich konnte ge-zeigt werden, dass nach Überschreiten der körpereigenenRegulationsmechanismen schon täglich zwei Prozent zuviel Energiezufuhr zu einer Gewichtszunahme von zirkazwei Kilogramm pro Jahr führt. Nicht primär der gele-gentliche übermässige Genuss kulinarischer Köstlichkei-ten anlässlich eines Festmahls, sondern vielmehr die All-tagsgewohnheiten bestimmen den Gewichtsverlauf: Be-reits Kinder und Jugendliche bewegen sich heute wenigerals frühere Generationen. Mehrere Studien belegten ein-

verbrauch) führt und andererseits das Risiko besteht, dassdafür «kompensatorisch» die Menge der Mahlzeit zu-nimmt.

Trotzdem gibt es Menschen, die trotz reichlicher Ener-giezufuhr nicht dick werden. Diverse Studien führten zumSchluss, dass die Erklärung dafür in genetischen Unter-schieden der Regulation von Energieaufnahme, Stoff-wechselumsatz und Energieverbrauch begründet liegt.Zwillings- und Adoptionsstudien zeigten, dass genetischeFaktoren für 25 bis 70 Prozent des individuellen Risikosfür die Entwicklung von Übergewicht verantwortlich sind.Dabei sind es selten einzelne Gen-Defekte, welche direktzu Übergewicht führen (zum Beispiel angeborener Lep-tinmangel, welcher schon im Kindesalter zu unstillbaremHunger und Fettleibigkeit führt), sondern in den meistenFällen erhöhen verschiedene Gene zusammen indirekt dieAnfälligkeit für die Entwicklung von Übergewicht.

Obwohl also gewisse Menschen trotz vielem Essennicht dick werden, haben andere aufgrund genetischerUnterschiede auch bei kalorienbewusstem Essverhaltenmit Übergewicht zu kämpfen. Was tun, um das Risiko, dickzu werden, möglichstklein zu halten? Am ge-netischen Erbe lässt sichnichts ändern. Die Prä-vention muss bereits imKleinkindalter beginnen und besteht in der Förderung ei-ner ausgewogenen Ernährung, regelmässiger körperlicherAktivität sowie der Erziehung zu massvollem TV-Konsum.Wir Erwachsenen haben es in der Hand, es den Kindernvorzumachen. Wann also werden Sie das nächste Mal dasTreppenhaus dem Lift vorziehen? ❒

drücklich den starken Einfluss des TV-Konsums auf die Häu-figkeit von Übergewicht: So konnte zum Beispiel gezeigt wer-den, dass jede Stunde zusätzlicher TV-Konsum bei 8- bis 16-Jährigen zu einem Anstieg der Häufigkeit von Fettleibigkeitum zwei Prozent führte.

Bei den Erwachsenen sieht es nicht besser aus: Viele sit-zen während ihrer Arbeitstätigkeit. Der wöchentliche Gangins Fitness-Center fördert zwar die körperliche Leistungsfä-higkeit, vermag aber wegen des nachfolgend gesteigertenAppetits als alleinige Massnahme bei Übergewicht nichtzwingend eine Gewichtsreduktion herbeizuführen. Auchdie niedrigkalorischen Nahrungsmittel allein vermögen dasUngleichgewicht zwischen Energiezufuhr und -verbrauchnicht so stark wie erwartet zu beheben, da einerseits die re-duzierte Energiezufuhr auch zu einer Abnahme des Stoff-wechselgrundumsatzes (und damit reduziertem Energie-

Stimmt es, dass ..... . M A N C H E S O V I E L E S S E N K Ö N N E N, W I E S I E W O L L E N, O H N E D I C K Z U W E R D E N?

ANTWORT : DR. CHRISTOPH RUTISHAUSER

Markus Binder ist Historiker und Journalist BR.

über kleinere Arbeiten bis zur Lizenzi-atsarbeit funktioniert für viele ganzgut.»

Anders als an der Universität bestehtan den Fachhochschulen ein breiterKonsens, dass Schreibkurse wichtigsind. Im Frühjahr 2003 gründeten OttoKruse, Leiter des Zentrums für Profes-sionelles Schreiben an der ZürcherHochschule Winterthur (ZHW), undPankraz Blesi von der PädagogischenHochschule einen Arbeitskreis, wo sichSchreibtrainer über ihre Erfahrungenaustauschen können. In die Gesprächeder beiden Hochschulen ist nun auchdie Universität Zürich miteinbezogenworden. Die ZHW hat neben dem Zen-trum auch einen Nachdiplomkurs «Be-rater für wissenschaftliches Schreiben»eingerichtet. An der Universität dürftendiese Berater aber vorerst auf wenig Ver-ständnis stossen. ❒

Dr. Christoph Rutishauser istLeiter der Adoleszentenmedizinan der Universitäts-KinderklinikZürich.

Illustration Romana Semadeni

Die Unstrukturiertheit von Gedanken zeigt sich spä-testens auf dem Papier. (Bild Frank Brüderli)