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UNIJOURNAL Zeitschrift der Universität Trier Jahrgang 36/2010 Heft Nr. 1 Aktuell Universität feiert Jubiläum Wie alles begann Hochschule wird erwachsen Fragen an Präsident und Kanzler Forschung Lebensqualität in Luxemburg Medienwissenschaft Studierende und UVA drehen für ZDF Gleichstellung 1,4 Millionen Euro für fünf Jahre

UNIJOURNAL - Uni Trier: Willkommen · Aus der Universität Unijournal 1/2010 5 Universität Trier Zur Vita Prof. Hill wurde am 12. Dezember 1953 in Trier geboren, ist verheiratet

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UNIJOURNAL Ze i t s c h r i f t d e r Un i v e r s i t ä t Tr i e r

Jahrgang 36/2010 Heft Nr. 1

Aktuell

Universität feiert JubiläumWie alles begannHochschule wird erwachsenFragen an Präsident und Kanzler

ForschungLebensqualität in Luxemburg

MedienwissenschaftStudierende und UVA drehen für ZDF

Gleichstellung1,4 Millionen Euro für fünf Jahre

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Inhalt

Aus der Universität5 Joachim Hill wird neuer Vizepräsident6 1,4 Millionen Euro für Gleichstellung7 Collegium Musicum reist8 Mensa: Koch der Woche

2 Unijournal 1/2010

Universität Trier

9 Heiße Jagd auf die Plätze der Kinder-Uni10 Wissenschaftliche Appetithappen aus

Fernost11 Programm der China Woche

vom 3. bis 7. Mai13 Studenten sind fit für das Fernsehen14 Freundeskreis Trierer Universität

Beim Uni-Jubiläum einen Schritt voraus15 Großzügige Büchergeschenke

für die Bibliothek

40 Jahre Universität Trier16 Die pragmatische Universität 19 Die Universität in Kinderschuhen22 Grafiken zur Entwicklung der Universität24 Präsident Schwenkmezger im Interview26 Kanzler Hembach im Interview

Heiße Jagd auf Plätze der Kinder-Uni

Grundsteinlegung für den Neubau 1975

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Inhalt

28 40 Jahre im Dienst der Bibliothek30 Programm zum Jubiläum

Tagungen/Workshops/Vorträge31 Das Reich der Mitte stürmt zum Gipfel34 Forum Junge Romanistik beschäftigte

sich mit dem Außergewöhnlichen36 Jerusalemer Uni-Rektorin zu Gast37 Europäisches Recht interdisziplinär37 Diskriminierung durch altersspezifische

Gesetze?38 Studierende als Diplomaten39 Visionär Callenbach zu Nachhaltigkeit40 Der wissenschaftliche Arbeitsplatz

der Zukunft42 Slavische Sprachminoritäten in Europa43 Mystikforscher zu Gast44 Wasserhaushaltsgesetz thematisiert44 Workshop „Grüne Gentechnik“45 Gipfeltreffen der Personalökonomen45 Noteninflation und Hochschulgebühren46 Konzept des Wissensraums erweitert

Aus Fächern und Fachbereichen47 FB IV verleiht Urkunden48 Exkursion FFA Japanisches Recht50 Finanzkrisen-Management51 Gruppe PhUNIx spielt Sartre52 Ausstellung: 100 Bilder

3Unijournal 1/2010

Universität Trier

Aus den Instituten und Forschungseinrichtungen54 Chinesisches Frühlingsfest57 Cusanus-Institut verliert sein

„Gedächtnis“57 Dr. Niels Bohnert tritt die Nachfolge an58 DGPs-Vorstand tagte59 Datenbank sexuelle Gewalt60 Trierer Team akquiriert BMBF-Projekt61 Erster Visiting Fellow am HKFZ

Forschung62 Lebensqualität in Luxemburg67 Warum es auf Hawaii kein Bier gibt67 Menschenwürde und Strafrecht68 Willkommen in Absurdistan69 In TEI-Council gewählt70 Drittmittelprojekte und Neuerscheinungen71 Rechtswissenschaftliche Promotionen72 Dissertationen

Neu an der Universität74 Neu an der Uni · Torsten Mattern74 Neu an der Uni · Thomas Ellwart75 Berufungsnachrichten75 Neu an der Uni · Bernd Hecker

Preise und Auszeichnungen76 Fünf Ökonomiepreise für Absolventen78 Bundesverdienstkreuz für Prof. Bohlen79 Hilary Dannenberg gewinnt Perkins-Preis

Forum Junge Romanistik wagte sich an Grenzen

Studierende der Trierer Universität auf Exkursion in Tokyo

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Editorial

4 Unijournal 1/2010

Universität Trier

UNIJOURNAList die Zeitschrift der Universität Trier.

ISSN 1611-9487

Herausgeber: Der PräsidentRedaktion/Konzeption: Peter Kuntz (verantwortlich)

Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nichtun bedingt die Meinung des Herausgebers wie-der. Die Redaktion behält sich vor, Texte der Au-toren zu bearbeiten und zu kürzen.

Auskunft Anzeigenpreise in der Pressestelle oder unter: www.uni-trier.de/index.php?id=23495

Anschrift der Redaktion:Pressestelle der Universität Trier Leitung: Peter Kuntz

54286 TrierTelefon (0651) 2 01 - 4238/39Telefax (0651) 2 01 - 4247

E-Mail: [email protected]://www.pressestelle.uni-trier.de

Satz und Layout:Technische Abteilung der Universität Trier

Druck:Johnen Druck, Bernkastel-Kues

Happy Birthday! Die Universität Trier feiert im Jah-resverlauf in mehreren Veranstaltungen ihren 40.Geburtstag. Den Auftakt übernimmt in einem

Vortrag einer der geistigen Väter der Universitätsgrün-dung auf der landespolitischen Bühne, der damalige Kul-tusminister Bernhard Vogel. Eine seiner Nachfolgerin-nen, die aktuelle Bildungsministerin Doris Ahnen, hatsich als Gast zum Festakt im Juni mit einem Konzert desCollegium Musicum im Theater angesagt. Das Unijour-nal würdigt den runden Geburtstag in einem Themen-schwerpunkt mit einem Rückblick auf die Geburtsstundeund die Jugendjahre unserer Hochschule. „Alles neu“lautete das Motto nach dem Umzug von der ehemaligenPädagogischen Hochschule am Schneidershof auf diegrüne Tarforster Wiese: neue Gebäude, neue Fächer, neueFachbereiche – die Universität gedieh und wuchs bis zurheutigen Größe und Bedeutung.

Apropos neu: Es gibt einen neuen Referenten für dieMedien- und Öffentlichkeitsarbeit der Universität. 16Jahre lang hat Heidi Neyses die Pressestelle geleitet, nunhat sie sich in den Vorruhestand verabschiedet und mirihr Büro überlassen. Als gelernter Journalist will ich michstandesgemäß mit den für unser Handwerk grundlegen-den „Ws“ vorstellen. Wer? Peter Kuntz, verheiratet, zwei(studierende) Kinder, ein (bildungsresistenter) Hund.Was? Studium der Publizistik, Politik und Geschichte(Magister) in Mainz, anschließend Volontariat und gut20 Jahre Redakteurstätigkeit für die Rhein-Zeitung Ko-blenz. Wo? In Simmern/Hunsrück als stellvertretenderLeiter der Lokalredaktion. Wann? Erster Arbeitstag ander Universität: 1. Februar. Warum? Nach zwei Jahr-

zehnten im gleichen Job wuchs die Neugier auf das Neue,auf andere Anforderungen, andere Ziele, ein anderes Ar-beitsfeld, eine andere Umgebung.

Wie (geht es weiter mit der Öffentlichkeitsarbeit derUniversität)? Das Zettelkästchen mit Ideen für die Öf-fentlichkeitsarbeit war schon beim Dienstantritt ganz or-dentlich gefüllt. Beinahe mit jedem Tag auf Campus Iund II kommen vor allem nach Gesprächen mit Mitar-beitern und Studierenden weitere Notizen hinzu. Da sichnicht alles gleichzeitig umsetzen lässt, geht es Schritt fürSchritt voran. Der erste war, das nächste Unijournal her-auszubringen. Ein grundlegender inhaltlicher und opti-scher Relaunch war in der Kürze der Zeit nicht möglich,erste Ansätze sind in der vorliegenden Ausgabe jedochumgesetzt. Dazu gehören der durchgehend vierfarbigeDruck, das Farbleitsystem zur Gliederung der Rubrikenund neue grafische Elemente.

In Zukunft sollen die elektronischen Medien für dieKommunikation nach innen und außen intensiver instru-mentalisiert werden. Wie der Beitrag in diesem Unijournalüber die Videoabteilung andeutet, hält die Universität –im Verbund mit Rechenzentrum und anderen Abteilungen– viele Bordmittel dafür bereit. Allen Mails, Podcasts,Blogs, Chats oder Tweeds zum Trotz: Die Errungenschaf-ten des Digital-Zeitalters können ein persönliches Ge-spräch nicht ersetzen. Melden Sie sich also oder besuchenSie uns, wenn Sie ein Anliegen, Ideen, Wünsche oder Kri-tik an der Öffentlichkeitsarbeit äußern wollen.

Aber zunächst gilt es, das Jubiläum der Universitätzu feiern. Wie und wo dies geschieht – auch das steht imersten Unijournal des Jubeljahres. Peter Kuntz

Es darf gefeiert werden

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Aus der Universität

5Unijournal 1/2010

Universität Trier

Zur Vita

Prof. Hill wurde am 12. Dezember 1953 in Trier geboren,ist verheiratet und hat zwei Söhne. Er absolvierte einLehramtsstudium (Geografie/Geschichte) an der Univer-sität Trier, das er 1982 mit dem Zweiten Staatsexamenabschloss. Anschließend wechselte er mit einem Promo-tionsstipendium an das „Gemeinsame Forschungszen-trum“ der Europäischen Union in Ispra (Norditalien).Während der folgenden zehn Jahre spezialisierte sichProf. Hill dort auf Forschungen zur Erhebung globalerUmweltinformationen aus Messdaten von Erdbeobach-tungssatelliten. Nach der Promotion an der UniversitätTrier und der Habilitation an der Ludwig-Maximilians-Universität München übernahm er 1994 die Professur imFach Fernerkundung an der Universität Trier. Zwischen-zeitlich erhaltene Rufe an die Rheinische Friedrich-Wil-hems-Universität Bonn (1996) und die Freie UniversitätBerlin (2006) hat er nicht angenommen. Nach wie vorist er als Leiter des Fachs Umweltfernerkundung in derStudierendenausbildung in Umweltgeowissenschaften,Geografie und Geoinformatik tätig.

Nach der Koordination mehrerer EU-finanzierter in-ternationaler Forschungsprojekte zum Thema „Deserti-fikation und Trockengebiete“ konzentriert sich die For-schung in seiner Arbeitsgruppe seit mehreren Jahren aufdie Nutzung von Satellitenbeobachtungen zur Bereitstel-lung aktueller Informationen über den Zustand von Forst-ökosystemen in Rheinland-Pfalz (EU-Interreg-ProjekteForestClim und Regiowood) sowie zu Landnutzungspro-blemen in China und im südlichen Afrika (letzteres ge-fördert durch das Bundesministerium für Bildung undForschung).

Prof. Hill ist zudem Mitglied der Steuerungsgruppedes wissenschaftlichen Vorbereitungsprogramms zurdeutschen Satellitenmission EnMAP (EnvironmentalMapping and Analysis Program), deren Beginn für 2013geplant ist. Nach über zehnjähriger Mitwirkung in deruniversitären Selbstverwaltung (u.a. als Dekan des Fach-

Joachim Hill ist neuer Vizepräsident Umweltwissenschaftler tritt die Nachfolge von Prof. Klooß an

Der Umweltwissenschaftler Prof. Dr. Joachim Hill wurde vom Senat im ersten Wahlgangfür den Zeitraum von vier Jahren zum Vizepräsidenten der Universität Trier gewählt. Er tritt am 13. April die Nachfolge von Prof. Dr. Wolfgang Klooß, Vizepräsident für Forschung, Lehre, Internationale Beziehungen, an.

Seine wissenschaftliche Heimat ist Campus II (im Hintergrund), eine weiterewird künftig das Präsidium sein: Prof. Joachim Hill wurde zum Vizepräsidentgewählt.

bereichs Geografie/Geowissenschaften sowie als Mit-glied des Hochschulrates der Universität Trier) wurdeProf. Dr. Joachim Hill am 21. Januar vom Senat der Uni-versität Trier zum Vizepräsidenten gewählt. In diesemAmt wird er für die Bereiche Forschung und Lehre, Wei-terbildung und Internationale Beziehungen verantwort-lich sein.

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Aus der Universität

6 Unijournal 1/2010

Universität Trier

Universität Trier erhält 1,4 Millionen Euro für die Gleichstellung

Mit der prämierten Bewertung ihres Gleichstel-lungskonzepts nahm die Universität Trier imJahr 2008 im bundesweiten Wettbewerb um

Mittel aus dem Professorinnen-Programm des Bundesund der Länder die entscheidende Hürde. Sie ist eine dersieben Hochschulen, die eine Spitzenbewertung durchein unabhängiges, international besetztes Gremium vonExperten erzielte und damit als „herausragendes Vorbildfür eine chancengerechte Hochschule“ ausgezeichnetwurde.

Die Universität Trier konnte aufgrund dieser Voraus-setzung im Rahmen des Professorinnen-Programms dreiexzellente Wissenschaftlerinnen berufen und somit imJahr 2009 Fördermittel in Höhe von insgesamt 1,4 Mil-lionen Euro für die nächsten fünf Jahre einwerben, diegemäß der Richtlinien des Programms für Gleichstel-lungsmaßnahmen hochschulintern und Frauen förderndeingesetzt werden. Mit den Mitteln werden z. B. Quali-fizierungsstellen für Wissenschaftlerinnen eingerichtet,die familiengerechte Hochschule wird weiter ausgebaut,der weibliche Nachwuchs in den Fachbereichen wird

gefördert. Ebenso erfolgt ein Stellenausbau in der Ver-waltung, etwa durch die Einrichtung einer Familien-Ser-vicestelle im Frauenbüro.

Diese Maßnahmen sollen maßgeblich dazu beitragen,die im Gleichstellungskonzept anvisierten Zielsetzungenin den nächsten fünf Jahren zu realisieren. „Bei der Um-setzung dieses Konzepts, das zugleich die Grundlage fürdie Erfüllung der „forschungsorientierten Gleichstel-lungs standards“ der Deutschen Forschungsgemeinschaftbildet, sind wir, auch mit Blick auf die nächs te Ex zellenz -initiative, auf Ihre engagierte Mitwirkung, an der Stelle,an der Sie stehen, angewiesen“, sagt die Frauenbeauf-tragte des Senates, Dorothee Adam-Jager. „Damit wir,auch mittels der Kontinuität unserer zielorientierten Gleich stellungsarbeit, einen entsprechenden Beitrag zumErfolg unserer Universität in Lehre und Forschung ins-gesamt wirksam leisten können, bitten wir Sie hiermitum Ihre kompetente und tatkräftige Unterstützung. Wirkönnen diese anspruchsvollen Ziele nur gemeinsam undin vertrauensvoller Zusammenarbeit erreichen“, ergänztesie.

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7Unijournal 1/2010

Universität Trier

Krakau, ein unverhofftes WintermärchenCollegium Musicum gab ein gemeinsames Konzert mit einem polnischen Chor

Eine Konzertreise führte das Collegium Musicum derUniversität Trier unter der Leitung von AlexanderMayer nach Krakau, der heimlichen Hauptstadt

Polens. Dabei wurde eine Partnerschaft mit dem Chorder Universität Krakau ins Leben gerufen, die in einemgemeinsamen Konzert in der Franziskanerkirche zele briertwurde.

In einem prunkvollen, grün ausgekleideten Saal wur-den die rund 60 Mitglieder des Collegium Musicum Trierunter der Leitung von Alexander Mayer im Empfangssaalder traditionsreichen Jagiellonen-Universität vom Prorek-tor der Universität Krakau willkommen geheißen. Beider einwöchigen Reise standen auch die Sehens -würdigkeiten der Stadt und des Umlands auf dem Programm. Eine sachkundige Führung durch das Königs -schloss und die Kathedrale auf dem Wawel sowie durchdie historische, aber äußerst lebendige Altstadt, angerei -chert mit interessanten Anekdoten, machte selbst dasschneereiche Wetter vergessen. Auch ein Gang durch dieverwinkelten Gänge des Salzbergwerks Wieliczka außer-halb Krakaus begeisterte die Mitreisenden.

Im Vordergrund des Aufenthalts standen jedoch dieVorbereitungen für das gemeinsame Konzert, das zum31. Jahrestag der Wahl des Krakauer Erzbischofs KarolWojtyła zu Papst Johannes Paul II. veranstaltet wurde.Unter dem Papstmotto „Totus Tuus“ – ganz Dein bin ich– führten die Trierer Musiker ein Konzertprogramm mitdem Schwerpunkt auf geistlichen Vokalwerken polni -scher Komponisten wie Henryk Mikołaj Górecki, Feliks

Nowowiejski und Wojciech Kilar auf. Diese Werke wur-den gemeinsam mit dem Chor der Universität Krakau„Camerata Iagiellonica“ zur Aufführung gebracht.Darüber hinaus präsentierte das Orchester des CollegiumMusicum Werke von Joseph Haydn und Carl Stamitz. Inletzterem Werk brillierte Simona Gaudinskaitė alsSolistin an der Viola. Als ein besonderer musikalischerFarbtupfer rundete das Psalmwerk „Laudate pueriDominum“ von Georg Friedrich Händel für Chor, Orch-ester und Sopran das Programm ab. Claudia Scheiner ver-lieh als Solistin dem Stück eine besondere klanglicheNote.

Darüber hinaus hatte Krakau während des Aufent -halts des Collegium Musicum nicht nur geistliche Musikzu bieten, sondern begeisterte die Trierer auch mit demalljährlich im Oktober stattfindenden Jazzfestival. DenPuls der Stadt konnte man vor allem durch einen Besuchder zahlreichen und vielgestaltigen Jazzkneipen sowieliebevoll eingerichteter Restaurants unmittelbar erleben.

Trotz Schnee und Kälte, die die Trierer etwas unver-hofft überraschten, hinterließ die Herzlichkeit und Gast-freundschaft der Krakauer einen bleibenden Eindruckund machte die Woche zu einem unvergesslichen Erleb-nis. Es bleibt die Vorfreude auf den Gegenbesuch desKrakauer Universitätschores in Trier, der die eingeleitetePartnerschaft vertiefen soll.

Miriam Keldenich, Nhat Tran, Monika Hanauska

Foto: Andrea Kempf

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Aus der Universität

8 Unijournal 1/2010

Universität Trier

Das würde Restaurant-Tester Rach gefallenSpeisekarte wie im Gourmet-Tempel: Aktion „Koch der Woche“ in der Mensa

An dieser Küche hätte Fernseh-RestauranttesterChristian Rach seine Freude. Spaghetti frutti dimare, mongolisches Geflügelragout, Entenbrust

mit Orangenjus und Rotbarschfilet mit Tomaten-Chi-likruste auf Kürbis-Kartoffelpüree stehen auf demWochen-Speiseplan. Nicht etwa in einem hochpreisigenGourmet-Tempel, sondern in der Mensa der UniversitätTrier. Die geschmackvollen Rezepte sind das Ergebnisder Aktion „Koch der Woche“ der Verpflegungsbetriebedes Studierendenwerks Trier.

„Jeder kocht nach seinem Geschmack“, beschreibtAndreas Wagner, Geschäftsführer des Studierenden-werks, kurz und bündig die Initiative. Eine Woche langkann einer der etwa 15 diplomierten Köche den Speise-plan gestalten und ganz nach seinem Geschmack kochen.Die Gäste können mitunter zusehen, wenn die Gerichtein der Riesenpfanne vor ihren Augen zubereitet werden.„Wir haben viele positive Reaktionen erhalten“, freut sichAndreas Wagner über den Erfolg der Aktion.

Sein Namensvetter David Wagner trug in der viertenAktionswoche die grüne Mütze des Kochs der Woche.„Von der Koch-der-Woche-Idee war ich gleich begeistert.Mir macht es Spaß, vor den Gästen zu kochen und mitihnen in Kontakt zu kommen“, beschreibt er seine Mo-tivation. Wie viele seiner Kollegen in der Mensa hat Wag-ner den Beruf nicht in der Systemgastronomie, sondernin einem Restaurant gelernt. Seit Januar 2006 steht er inder Mensa des Campus I am Herd, wo pro Tag rund 4000Essen für mehrere Standorte zubereitet werden. Bis zu600 Portionen von David Wagners Gerichten gehen anTheke 3 in Semesterzeiten täglich über den Tresen. „Mirist es wichtig, dass ich mich als Koch weiter entwickele.

Das gelingt hier gut, weil wir innovativ sind“, erzähltDavid Wagner.

Alle Mitarbeiter des Studentenwerks mit Koch-Diplom können „Koch der Woche“ werden – sie müssenes aber nicht. „Die Teilnahme ist freiwillig, ich rechnetrotzdem mit einer hundertprozentigen Beteiligung“, sagtGeschäftsführer Andreas Wagner. Für die täglich rund2500 Mensa-Besucher auf Campus I bedeutet das: Siekönnen sich auch in diesem Sommersemester noch aufeinige kulinarisch-verführerische Wochen freuen.

In den Semesterferien bleibt Theke 3 zwar ge -schlossen, deshalb müssen die Besucher aber nicht aufdas leckere Essen verzichten. Auf der Aktions-Homepagedes Studierendenwerks (www.koch-der-woche.de) sindin der Rezeptbörse die schmackhaftesten Gerichte zumNachkochen bereitgestellt.

Wieder so eine gute Idee, die Fernseh-Restau-ranttester Christian Rach sicher begeistern würde. DerStarkoch kann getrost in seiner Sendung weiterhin herun-tergewirtschaftete Restaurants sanieren. In der TriererMensa gäbe es für ihn nichts zu tun. Peter Kuntz

Bis zu 600 Tellerwandern währenddes Semestersüber die Theke 3der Mensa.

David Wagner rührte als Koch der Woche Spaghettimit leckeren Meeresfrüchten in der Riesenpfanne an.

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Aus der Universität

9Unijournal 1/2010

Universität Trier

Innerhalb kürzester Zeit gehen 400 Anmeldungen ein,die allermeisten online. Aber viele Eltern greifen auchzum Telefon, um für ihre Sprösslinge einen Platz im

„Hörsaal“ zu reservieren. Eine technische Panne stellt dieNerven der „Call-Center-Mitarbeiterin“ an der Uni aufeine zusätzliche Probe. Der Fehler ist bald behoben undschon um 11 Uhr gibt es nur noch in neun von 33 Veran-staltungen freie Plätze. Deutlicher könnte der Beleg fürdie Beliebtheit der Junior-Hochschule kaum ausfallen.

„Man muss bedenken, dass dieses Angebot großenzusätzlichen Aufwand bedeutet und auf freiwilligem En-gagement der Dozenten beruht“, wirbt die für die Kin-der-Uni zuständige Susanne Mensah für Verständnis beienttäuschten Eltern, die nicht den erwünschten Platz fürihr Kind ergattert haben. Sie rät dazu, in den kommendenWochen die Anmeldelisten im Internet zu beobachten,denn erfahrungsgemäß wird häufig gewechselt, wodurchsich freie Plätze ergeben.

„Die Kinder-Uni ist eine wichtige Sache, um Schüleran die Universität heranzuführen“, beantwortet Univer-sitätspräsident Prof. Peter Schwenkmezger einigen jun-gen Reportern die Frage nach der Existenzberechtigungder Kinder-Uni. Die Kinderuni-Reporter rühren im Vor-feld der ersten offiziellen „Lehrveranstaltung“ am 16.April die medialen Werbetrommeln. Der TrierischeVolksfreund stellt ihnen eine Zeitungsseite zur Verfügungund bei RPR laufen Radiobeiträge, die von den Jung-Journalisten unter Betreuung von Mitarbeitern der Kin-der-Uni maßgeblich gestaltet werden.

Das neunköpfige Reporterteam ist letztlich aber nurein kleiner Ausschnitt aus der Teilnehmerliste, in derin diesem Jahr voraussichtlich wieder rund 600 kleineStudenten stehen werden. Jeder nimmt durchschnittlichan zwei Terminen teil. „Die Veranstaltungen sind füralle offen, auch für sozial benachteiligte Kinder. Vor-aussetzung ist nur, dass sie wissbegierig sind. Wenn dieKinder später in der Schule motivierter sind oder sogarschon die erste Lust auf ein Studium geweckt wird,haben wir das erreicht, was wir wollen“, sagt SusanneMensah.

Informationen sowie spezielle über jedes Angebotfindet man auf der Homepage www.kinderuni.uni-trier.de. Dort können die registrierten Teilnehmer ihreAnmeldungen kontrollieren und gegebenenfalls ändern.Das Lehrangebot ist ein Streifzug durch die Fachbe-reichs- und Fächerlandschaft der Universität. 38 Dozen-ten, beinahe ausnahmslos Lehrende der Universität, wol-len in diesem Jahr bei den Kindern Begeisterung für Wis-sen und Forschung wecken.

Präsident Schwenkmezger gehört übrigens nicht zuden Dozenten, wie er den Kinderuni-Reportern beim In-terviewtermin verriet: „Dazu fehlt mir im Moment nochdie Zeit. Aber wenn ich im Ruhestand bin, werde ichgerne eine Veranstaltung der Kinder-Uni übernehmen.“Die Nachwuchsjournalisten haben es notiert.

Peter Kuntz

Die jungen Reporter stellten sich erst zum Gruppenfoto und löcherten dannden Präsidenten mit ihren Fragen zur Kinder-Uni.

Heiße Jagd auf die Plätze der Kinder-Uni 38 Dozenten gehen mit jungen Forschern auf Streifzug durch die Wissenschaften

„Hallo, kann ich mein Kind noch für die Veranstaltung am 26. Juni anmelden?“ „MeinSohn möchte an der Schreibwerkstatt teilnehmen, aber nur wenn sein Freund mitkommen darf.“ „Wo ist denn der Raum HS 12?“ Das Telefon steht nicht still. Seit 8 Uhr werden die Mitarbeiter in den Räumen der Zentralen Studienberatung am Hörermit Fragen und Angaben überhäuft. Es ist der ganz normale jährliche Wahnsinn an diesem Montagmorgen, an dem pünktlich um 8 Uhr die Telefonleitungen für die Anmeldungen zur Kinder-Uni geöffnet wurden.

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Aus der Universität

10 Unijournal 1/2010

Universität Trier

Wissenschaftliche Appetithappen aus FernostChina-Woche an der Universität will zu Studium und Forschung ermuntern

Vom 3. bis 7. Mai wird die Trierer Universität ganzim Zeichen des chinesischen Drachens stehen.Studium und Forschung in China; Erfahrungen,

Probleme und Chancen in den Wirtschaftsbeziehungen;China erleben und chinesische Kultur: Diesen vier The-menfeldern wird sich die China-Woche an der UniversitätTrier widmen. In Ausstellungen, Filmvorführungen, mitSport und Spiel, in Schnupperkursen und Diskussionenbeschäftigen sich die Teilnehmer mit den Beziehungenzwischen beiden Ländern und dem Wissenschafts- undKulturaustausch. In der Mensa wird die Partnerschaft miteiner chinesischen Woche auch kulinarisch gepflegt.

Die Universität Trier hat sich unter Federführung desAkademischen Auslandsamtes bei der Hochschulrekto-renkonferenz für die Durchführung der China-Woche be-worben. „Ein Ziel der China-Woche ist es, die bestehen-den Studien- und Forschungsmöglichkeiten an chinesi-schen Partner- und anderen Hochschulen bekannt zu ma-chen sowie Studierende und Lehrende weiterer Fächerzu Aufenthalten an den Partnerhochschulen zu motivie-

ren“, erläutert Birgit Roser, Leiterin des AkademischenAuslandsamtes der Universität Trier. An der Planung undDurchführung maßgeblich beteiligt sind Prof. Dr. YongLiang, Sinologie-Professor und Direktor des Trierer Kon-fuzius-Instituts und das Team des Instituts. Eingebundenist außerdem Prof. Dr. Sebastian Heilmann, Professor fürPolitik und Wirtschaft Chinas. Einen wichtigen Beitragzu der Woche des Austauschs leisten die rund 150 chine-sischen Studierenden an der Universität Trier und dieFachschaft Sinologie. Vertreter von elf chinesischenHochschulen werden im Rahmen eines Gemeinschafts-projekts der rheinland-pfälzischen Hochschulen ebenfallsin Trier zu Gast sein.

HintergrundDie Universität Trier unterhält vielfältige Kontakte nachChina. Seit 1987 besteht die Verbindung zur UniversitätWuhan. Im Rahmen der Partnerschaft zwischen Rhein-land-Pfalz und der Provinz Fuijan wurde 2007 ein Ko-operationsabkommen mit der Universität Xiamen ge-schlossen. Im Oktober 2008 feierte das Konfuzius-Institutim Wissenschaftspark auf dem Petrisberg Eröffnung. DieZusammenarbeit mit den Partner-Hochschulen wird überdie Sinologie und das Konfuzius-Institut hinaus in derPolitikwissenschaft und im Bereich Wirtschaft Chinas,in der Rechtswissenschaft mit der fachbezogenen Fremd-sprachenausbildung chinesisches Recht sowie in For-schungsprojekten in den Rechts- und Wirtschaftswissen-schaften, der Wirtschaftsinformatik, der Fernerkundungoder dem interdisziplinären Zentrum für Ostasien-Pazi-fik-Studien gepflegt. Das Fach Deutsch als Fremdspracheder Universität Trier unterstützt die PartnerhochschuleXiamen beim Aufbau der Deutschabteilung. Studieren-den der Uni Trier stehen Austauschplätze in den Partner-hochschulen Wuhan und Xiamen zur Verfügung.

Weitere Informationen ● zur China-Woche an der Universität Trier:

www.china-woche.uni-trier.de● zu den Austauschprogrammen mit China:

www.international.uni-trier.de > Studierende der Uni-versität Trier > Studium in Asien

Mit über 500 Hochschulkooperationen ist China der wichtigstePartner deutscher Hochschulen in Asien. Die Universität Trierpflegt seit mehr als 20 Jahren intensive Kontakte mit chinesi-schen Hochschulen. Der Austausch wird im Mai im Rahmendes vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Deutsch-Chinesischen Jahres der Wissenschaft undBildung 2009/10 mit einer China-Woche an der Universität Triergefeiert und vertieft. Ein facettenreiches Programm präsentiertAusschnitte aus chinesischer Wissenschaft und Kultur.

Persönliche Begeg-nungen zwischenchinesischen unddeutschen Studen-ten sind ein Zielder China-Wochean der UniversitätTrier.

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Aus der Universität

11Unijournal 1/2010

Universität Trier

Programm der China-Woche vom 3. bis 7. Mai 2010Montag, 3. Mai 2010

18 Uhr Eröffnung der China-Woche durch den

Präsidenten der Universität Trier im Foyer

des A/B-Gebäudes

● Austellungseröffnung: „Studentenleben in Chinamit deutschen Au gen – Studentenleben in Deut sch -land mit chinesischen Augen“. Ein Projekt der chi-nesischen Studierenden an der Universität Triersowie von Studierenden der Sinologie.

● Informationen zu Forschungskooperationen derUniversität Trier mit Partnern in China

● Kurzfilm der Hochschulgruppe der chinesischenStudierenden der Universität Trier und der Fach-schaft Sinologie

● Musikalische Umrahmung & Empfang

Dienstag, 4. Mai 2010

12–15 Uhr Spiel und Wettbewerb mit chinesischen

Studierenden

Ort vor der Mensa (bei Regen Gästeraum imMensagebäude)

Veranstalter Hochschulgruppe der chinesischen Studie-renden der Universität Trier

14–16 Uhr Kalligraphie-Schnupperkurs

Ort Gästeraum im MensagebäudeVeranstalter Konfuzius-Institut an der Universität Trier

16–18 Uhr Studieren in China:

Studien- und Fördermöglichkeiten

Ort B14Informationsveranstaltung mit Andre Hak-mann, Konfuzius-Institut an der Universi-tät Trier und Anne Freihoff, AkademischesAuslandsamt

Mittwoch, 5. Mai 2010

12–14 Uhr China-Praxis: Erfahrungen, Probleme

und Chancen in den Wirtschaftsbe -

zieh ungen zu China. Podiumsdis -

kussion mit China-Fachleuten aus

Diplomatie, Unternehmen, Medien und

Anwaltschaft

Ort B21Moderation Prof. Dr. Sebastian Heilmann, Professur für

Politik und Wirtschaft Chinas

14–16 Uhr Chinesisch-Schnupperkurs

Ort Gästeraum im MensagebäudeVeranstalter Konfuzius-Institut an der Universität Trier

18–20 Uhr Austauschstudierende als Botschafter:

Studierende aus Xiamen und Wuhan

berichten

Ort ESG (Im Treff 19)Veranstalter Campus International und Universität Trier

Donnerstag, 6. Mai 2010

12.30–16 Uhr Infobörse mit Vertretern aus ver-

schiedenen chinesischen Hochschu-

len – Präsentationen und Gesprächs-

möglichkeiten

Ort A 9/10

12.30–16 Uhr Chinesische Alltagskultur

(z.B. Teezeremonie)

Ort A 9/10Veranstalter Konfuzius-Institut an der Universität

Trier

20 Uhr Chinesischer Spielfilm N.N.

Ort HS im A/B GebäudeEine Veranstaltung in Kooperation mit demCineAStA.

3. bis 7. Mai 2010

Ganztägig im Foyer A/BAusstellung „Studentenleben in China mit deut-

schen Augen – Studentenleben in Deutschland

mit chinesischen Augen“. Ein Projekt der chine-

sischen Studierenden an der Universität Trier

sowie von Studierenden der Sinologie

Ganztägig im Foyer A/BInformationen zu Forschungskooperationen der

Universität Trier mit Partnern in China

Kurzfilm der Hochschulgruppe der chinesischen

Studierenden der Universität Trier und der

Fachschaft Sinologie

Vorführungen:4.–6. Mai jeweils 13 Uhr im Gästeraum im Mensa-gebäude4. Mai, 18 Uhr in B 135. Mai, 18 Uhr in B 216. Mai, 18 Uhr in B 227. Mai, 12 Uhr in B 13

mittagsChina-Woche in der Mensa der Universität

Veranstalter: Studierendenwerk Trier

Koordination: Akademisches Auslandsamt der Uni-versität Trier

Kontakt: Birgit Roser ([email protected])

Die China-Woche an der Universität Trier wird als Projekt im Rahmen des Deutsch-Chinesischen Jahresder Wissenschaft und Bildung 2009/10(http://www.deutsch-chinesisches-jahr-2009-2010.de)von der Hochschulrektorenkonferenz aus Mitteln desBMBF gefördert.

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Universität Trier

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Universität Trier

„Winterspeck ade – Fit in den Frühling“ und „Schlussmit Rauchen“: Diese beiden Themen wählten Studie-rende der Medienwissenschaft im Rahmen einer Lehr-veranstaltung aus einer langen Liste aus. Innerhalb desWintersemesters sollten sie dazu zwei jeweils vierminü-tige Beiträge drehen. „Auftraggeber“ war Henner Hebe-streit, Redakteur und Moderator beim ZDF mit Lehrauf-trag an der Universität Trier. Zusätzliche Motivation fürdas studentische Filmteam war die Aussicht, dass die Bei-träge bei entsprechender Qualität im Magazin „Dreh-scheibe Deutschland“ im ZDF ausgestrahlt werden soll-ten.

Eines vorweg: Die Qualitätshürde meisterte das Uni-versitäts-Team dank seines großen Engagements und derqualifizierten Unterstützung in den Personen ihres Lehr-beauftragten sowie von Paul Berghäuser, Leiter der Uni-versitäts-Videoabteilung (UVA), und dessen KollegenThomas Hartz. Die beiden UVA-Mitarbeiter verfügennicht nur über ausgeprägtes Know-how, sondern auchüber technisches Equipment auf höchstem professionel-len Niveau. Berghäuser und Hartz filmen und cutten inHD-Qualität. 260 000 Euro wurden in den vergangenenMonaten aus Mitteln des Konjunkturpakets II in die Aus-stattung der UVA im fünften Stock des B-Gebäudes in-vestiert. Auf einen Gesamtwert von rund 750 000 Euroschätzen sie den Wert der Ausstattung. Ein solches Equip-ment sei absolut notwendig, um die UVA auf dem hohentechnischen Stand zu halten, der für eine professionelleArbeit unbedingt erforderlich sei, so die UVA-Mitarbei-ter. „Dies hilft nicht nur den Studierenden, den Übergangin die Medienwelt zu meistern, sondern dient auch demRenommee der Universität Trier“, ergänzen sie.

Die theoretischen und inhaltlichen Grundlagen fürden Filmauftrag wurden in der Lehrveranstaltung erar-beitet. Die Studierenden erstellten Treatments als grobeAblaufpläne für die Dreharbeiten. Sie suchten Interview-partner, bereiteten die Gespräche vor und filmten mit PaulBerghäuser an der Kamera und Thomas Hartz am Ton anverschiedenen Sets. Trotz des engen Zeitbudgets der Stu-denten - Bologna lässt grüßen - gelang es dem Team, dieBeiträge innerhalb von 14 Tagen zu drehen und dank derausgeprägten Cutter-Kenntnisse von Thomas Hartz aufdie geforderte Länge zu schneiden.

Die Ergebnisse konnten sich im wahrsten Sinn desWortes sehen lassen. Nachdem Henner Hebestreit dieFilme zunächst in der UVA begutachtet hatte, fuhr dieStudentengruppe in Begleitung von Medienwissenschaft-

ler Prof. Martin Loiperdinger ins ZDF-Sendezentrum,wo die Beiträge erneut geprüft und vertont wurden. Dieanfängliche Skepsis der Mainzer Medienprofis wandeltesich beim Betrachten der Filme in Anerkennung.

Über die Wertschätzung durch die ZDF-Mitarbeiterfreute sich nicht zuletzt Paul Berghäuser: „Natürlich sindwir ein wenig stolz, dass technisch nichts geändert wer-den musste. Dies bestätigt wiederum den professionellenStandard der UVA.“ Er stellt einen weiteren wichtigenAspekt des Projektes heraus: „Wir wollen den Studieren-den mit unserer Arbeit auf dem Weg in den Beruf helfen.Dazu sind wir da.“

Für zwei Studierende hat sich das Projekt besondersgelohnt: Eine wurde in die Sprecherkartei des ZDF auf-genommen, eine zweite erhielt ein höchst begehrtes Prak-tikum. Aber auch ihre Kommilitonen haben allen Grund,mit der Semesterarbeit zufrieden zu sein. „Mit diesenBeiträgen haben sie etwas für ihr Portfolio gewonnen,mit dem sie sich bewerben können. Wenn man sieht, dassbeispielsweise beim ZDF jährlich rund 5000 Bewerbun-gen für Praktikumsplätze eingehen, ist das ein großer Vor-teil. Das haben andere Universitäten nicht zu bieten“,stellt Wolfgang Feller, Leiter des Hauptsachgebiets Elek-tronik und Medien, ein Alleinstellungsmerkmal der Trie-rer Universität heraus.

Peter Kuntz

Den Beitrag „Winterspeck ade“ kann man sich unter folgendem Link auf der UVA-Homepage ansehen:

http://www.uni-trier.de/index.php?id=16782

Studenten sind fit für das FernsehenTrierer Gruppe produzierte Beitrag für das ZDF-Magazin Drehscheibe

Kamera läuft! Und wie sie lief – mehr als fünf Stunden lang. So viel Filmmaterial drehten Paul Berghäuser, Thomas Hartz und eine Gruppe von zwölf Studierenden der Universität Trier, um zwei Beiträge von jeweils vier Minuten Länge für das ZDF-Mittagsmagazin „Drehscheibe Deutschland“ zu produzieren.

Während der End-bearbeitung ihrerBeiträge wurde dieGruppe der TriererMedienwissen-schaftler durch dasSendezentrum inMainz geführt.

Foto: Thomas Hartz

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Beim Jubiläum einen Schritt vorausBlick auf Vergangenheit und Zukunft – Gastprofessur wird zur Institution

Das 40-jährige Jubiläum stand im Jahr 2009 im Mittelpunkt der Arbeit des Freundeskreises. Der Freun des kreis e.V. wurde bereits im Februar 1969

als „Vereinigung zur Förderung der Wiedererrichtung derTrierer Universität“ auf Initiative des damaligen Kulturde -zer nenten und Bürgermeisters Dr. Emil Zenz gegründet. Zielwar es, durch ein verstärktes Engagement der Bürgerschafteine Neugründung der Universität Trier zu beschleunigen.

1970 schließlich wurde die Doppeluniversität Trier-Kaiserslautern gegründet, aus der im Januar 1975 zweieigenständige Universitäten hervorgingen.

„Es war wertvoll, den Blick noch einmal auf die An-fänge zu richten, die Arbeit und die Aufgabenstellungwährend der Gründungszeit in Erinnerung zu rufen“, sagteder Vorsitzende Helmut Schröer in der ersten Vor-standssitzung im Januar 2010. Diese Rückschau habe auchgezeigt, dass die Arbeit des Freundeskreises weiterhin einProjekt für die Zukunft sei. Die Unterstützung vonForschung, Lehre und Kultur an der Universität, dieFörderung des wissenschaftlichen Nachwuchses seienebenso aktuelle Aufgabenstellungen wie die Ver besserungder Kontakte zwischen der Universität und der Be -völkerung der Stadt und der Region Trier. Diese Aufgabenseien schon in der Gründungsphase der Universität Trierformuliert worden, hätten aber an ihrer Aktualität über dieletzten vier Jahrzehnte nicht eingebüßt.

Der Vorstand bewertete auch die zentralen Veranstal-tungen des Jubiläumsjahres. Erstmalig war im Sommerse-mester 2009 das Projekt „Gastprofessur“ erfolg reichdurchgeführt worden, für das Prof. Dr. h.c. Lothar Späthgewonnen werden konnte. Der Erfolg dieser Initiative hatden Vorstand bestärkt, in Zusammenarbeit mit der Univer-sität auch in Zukunft in einem zweijährigen RhythmusGastprofessoren/innen zu einer Vorlesungs reihe nach Triereinzuladen. Vertieft werden soll auch die Zusammenarbeitmit dem Collegium Musicum der Universität. In der Ver-gangenheit haben sich Chor und Orchester als großartigeBotschafter der Universität präsentiert. Deshalb wird derFreundeskreis diese hervorragende musikalische Arbeitauch in Zukunft unterstützen.

Natürlich hat der Freundeskreis auch weiter seinewichtige Aufgabe wahrgenommen, Forschung und Lehrean der Universität zu unterstützen. Neben der Vergabe vonFörderpreisen für den wissenschaftlichen Nachwuchs standdie Förderung vieler Einzelprojekte im Mittelpunkt.

Neue Mitglieder im Freundeskreis e.V. seit Januar 2009

Sektkellerei Schloss Wachenheim AG; Prof. Dr. Hen-rieke Stahl; Agentur für Arbeit Trier; Prof. Dr. GerdHurm; Prof. Dr. Wolfgang Klooß; Prof. Dr. SimonNeuberg; Prof. Dr. Franziska Schößler; Dr. EwaldNaumann; Kim-Björn Becker; Jürgen Erfurth; ESGTrier; Prof. Dr. Sören Thiele-Bruhn; Thomas Alt;Hans Hase; Elisabeth Ruschel; Christiane Jodl, Prof.Dr. Henning Fernau; Prof. Dr. Christoph Schäfer; Dr.Stephan Brakensiek; Prof. Dr. Gerhard Robbers; Prof.Dr. Johannes B. Ries; Prof. Dr. Birgit Althans; Dr.Christine Felbeck; Anne Chapat; Köhl MaschinenbauGmbH; Gyde Honnens; Prof. Dr. Sven P. Vleeming.

Jüngste Förderbeispiele:● „Molekulargenetische Schülerpraktika“ in der Ab -

teilung Verhaltensgenetik● Ausbau des Schülerlabors im Fach Geobotanik● Ausstellung „Armut – Perspektiven in Kunst und

Gesellschaft“ des Sonderforschungsbereichs 600„Fremdheit und Armut“ im Stadtmuseum Simeon stiftund im Rheinischen Landesmuseum 2011

● Ankauf eines Konvoluts von 28 Radierungen ChristianWilhelm Ernst Dietrichs für die Graphische Sammlungam Fach Kunstgeschichte

● „TriMUN 2010“, Teilnahme Studierender am UN-Simulationswettbewerb

● 13. Symposium zu den Antikenfestspielen 2010 „Nero– ein Künstler?“

● Studienexkursionen verschiedener Fächer

Ein Schwerpunkt der Arbeit wird in diesem Jahr auf derMitgliederwerbung liegen. Insbesondere die Wirtschaft inStadt und Region Trier soll verstärkt angesprochen wer-den.

Eigene Veranstaltungen – mit Ausnahme des Dies aca-demicus – wird der Freundeskreis in diesem Jahr zugunstendes 40-jährigen Universitätsjubiläums zurückstellen.

Helmut Schröer/Katharina Brodauf

Weitere Informationen: www.freundeskreis.uni-trier.de

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Großzügige Büchergeschenke für die BibliothekFörderverein spendet Juraliteratur – Trierer Professor stiftet Enzyklopädie-Printausgabe

Neue Jura-Literatur für die Bibliothek: Christian Wagner, Andreas Schumacherund Jacek B. Kielkowski vom Förderverein (Zweiter, Dritter und Fünfter vonlinks) bei der Spendenübergabe an die Leitende Bibliotheksdirektorin Dr.Hildegard Müller und Fachreferent Carlheinz Rolf Straub.

Die Bibliothek wie ihreNutzer konnten sich inden letzten Monaten wie-

der einmal über bedeutendeSchenkungen hochaktuellerFachliteratur aus der Hand enga-gierter Spender freuen. Am 2.Februar standen drei Vertreterdes Fördervereins „Saufen fürdie Bib e.V.“ mit einem voll be-packten Bücherwagen an denPforten der Bibliothek, um derLeitenden Direktorin der Uni-versitätsbibliothek und dem zu-ständigen Fachreferenten Buch-spenden im Wert von nicht we-niger als 4.250 Euro zu überrei-chen – sämtlich wichtige Titelneuester Jura-Literatur. In Fort-setzung einer schönen, nunschon fest etablierten Traditionwurden die Bücher aus den Ein-nahmen der letztjährigen „Bü-cherbeschaffungsparty“ des Vereins vom 22. Januar 2009erworben. Am 14. Januar dieses Jahres stieg dann bereitsdas nächste dieser legendären Events – mit über 1300Besuchern, die sich im „Forum“ an der Hindenburgstraßedrängten, wieder einmal ein voller Erfolg!

Bereits im Dezember 2009 konnte die Bibliothek die18 druckfrischen Bände von „Kindlers Literaturlexikon“in seiner neuesten Ausgabe in ihre Regale stellen, gestif-tet von einem großzügigen Unterstützer aus dem „Urge-stein“ der Universität, Professor Dr. Dieter Riesner. EinMuss für Studierende und Forschende in den philologi-schen Fächern, war dieses monumentale Fachlexikon fürWerke aus allen Literaturen der Welt 2009 komplett neubearbeitet in dritter Auflage erschienen, erstmals auch alslaufend aktualisierte Online-Publikation. In dieser elek-tronischen Form wurde die Neufassung von der Biblio-thek erworben und im Campusnetz zugänglich gemacht;ein gleichzeitiger Ankauf der Printausgabe war dagegenaus Kostengründen nicht möglich. Hier sprang Prof.Riesner in die Bresche. Der Emeritus der literaturwissen-schaftlichen Anglistik, einer der Begründer des Fachesan der Universität Trier, griff tief in seine Tasche und fi-nanzierte den Ankauf der gedruckten Ausgabe aus eige-nen Mitteln; Kostenpunkt: mehr als 1.850 Euro. Die Bi-bliothek ist froh, diese wichtige Ergänzung zum Online-Zugriff auf das Lexikon nun ebenfalls bereitstellen zukönnen, und dankt dem Spender!

Dr. Klaus Gottheiner

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Es war noch keine Vorlesung gehalten, da geistertedie Universität Trier schon durch den deutschenBlätterwald. Tages- und Wochenzeitungen waren

Ende 1969 voller Stellenanzeigen. Gesucht wurden Pro-fessoren und wissenschaftliche Mitarbeiter für die in Trier

und Kaiserslautern zu gründende Doppel-Universität.Später folgten Ausschreibungen für Mitarbeiter in denVerwaltungen an beiden Standorten. Ein Berg von 1400Bewerbungen türmte sich auf den Schreibtischen der zu-nächst fünf Mitarbeiter der „Dienststelle zur Vorbereitungder Errichtung der Universität Trier-Kaiserslautern“ unterLeitung von Prof. Dr. Martin Graßnick. Diese Abteilunghatte die organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen

für die rekordverdächtig schnelle Gründung der Zwil-lingsuniversität in der Pfalz und an der Mosel.

Warum die Eile?

162 Jahre lang war Trier ohne Universität. In den erstennachchristlichen Jahrhunderten hatten die Römer in Trierin hochschulähnlichen Einrichtungen unterrichtet. ImJahr 1798 fand die Universitätstradition in Trier ein jähesEnde, als sie unter französischer Besatzung aufgelöstwurde. Und nun – anno 1968 – wollte die rheinland-pfäl-zische Landesregierung innerhalb von nicht einmal zweiJahren eine neue Universität aus dem Boden stampfen –im Tandem mit Kaiserslautern. Mehr Zeit verstrich tat-sächlich nicht zwischen ersten offiziellen politischen Ver-lautbarungen des damals 35-jährigen Kultusministers Dr.Bernhard Vogel im Herbst 1968 und der ersten Vorlesungam 15. November 1970 in Trier. Eile war für die Bil-dungspolitiker des Landes Ende der 60er-Jahre aus meh-rerlei Gründen ein Gebot der Stunde. Die bestehendenHochschulen – allen voran die Mainzer Universität –

Die pragmatische UniversitätVorarbeiten und erste Jahre: Die Gründung – eine politische Sturzgeburt

Wer die Gegenwart verstehen will, muss die Vergangenheit kennen. Das gilt nichtminder für die Universität Trier. Antworten auf die Frage, warum die nun 40 Jahre alteHochschule heute so ist wie sie ist, liefert ein Blick zurück auf ihre Geburtsstunde.

„Das Gründungskonzept zeichnete sich durch Pragmatismus, nicht durch geistigen Höhenflug aus.“Arnd Morkel zu Geist und Philosophie in der Vorbereitungsphase.

Eine familiäre Atmosphäre wardas Markenzeichender Mensa am ersten Universitäts-standort, demSchneidershof inTrier.

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platzten aus den Nähten. In der Landeshauptstadt hattesich die Zahl der Studenten zum Wintersemester 1968/69innerhalb von zehn Jahren auf 10 067 verdoppelt. Mitweiter steigender Tendenz, denn immer mehr Schülerstrebten das Abitur an. Um das Missverhältnis einzudäm-men, wurde der Numerus Clausus in vielen Fächern zurultima ratio. Zugleich fehle es in den Schulen des Landesan wissenschaftlichem Nachwuchs, schrieb Vogel in einerDokumentation über die Universitätsgründung Trier-Kai-serslautern.

Neben diesen bildungspolitischen dürften parteipo-litische Motive als Tempomacher bei der Universitäts-gründung nicht unbedeutend gewesen sein. Rheinland-Pfalz lag mit seiner geringen Hochschulversorgungsquoteauf einem für die schwarz-gelbe Landesregierung wenigschmeichelhaften Abschlussrang. Kein Lorbeer, mit demman sich für die im Frühjahr 1971 anstehende Landtags-wahl hätte schmücken können.

Warum eine Doppel-Universität?

Eine „ungewöhnliche Konstruktion“ nennt Prof. Dr. ArndMorkel, erster Präsident der eigenständigen UniversitätTrier, in seinem Buch „Erinnerung an die Universität“den Verbund Trier-Kaiserslautern: „Über 100 Kilometer

voneinander entfernt und gleichwohl unter einem Dach.“Von Beginn an gab es Bedenken gegen und wenig Lei-denschaft für die Partnerschaft. Über die tatsächlichenMotive, eine der Zwillingsuniversität zu installieren, lässt

sich nur spekulieren. Das Memorandum der Landesre-gierung liefert keine präzisen Antworten auf diese Frage.Immerhin wurde durch das Konstrukt der Eindruck ver-mittelt, dass zumindest der größte Teil der klassisch-uni-versitären Fakultäten (theologische, philosophische, ju-ristische und naturwissenschaftliche) vorgehalten wurde.Finanzielle Erwägungen waren gewiss bedeutender. „Op-timale Wirtschaftlichkeit“ war laut Memorandum ein

Hauptkriterium im Gründungspro-zess. Sowohl in Trier als auch inKaiserslautern gab es Infrastruktur,deren Kapazität zwar jeweils füreine Teiluniversität, nicht aber füreine komplette, alle Fachbereicheumfassende Hochschule ausreich-ten. Der Bau einer neuen eigenstän-

digen Universität hätte viel Geld und Zeit gekostet. Bei-des konnte sich die Regierung nicht leisten. Folglich ent-schieden sich die Verantwortlichen für den Weg des Prag-matismus und für die Doppel-Universität.

Warum die Standorte Trier und Kaiserslautern?

Die Gründung sollte sinnvollerWeise in hochschulfernen Regio-nen erfolgen. Das traf auf Trierund Kaiserslautern gleicherma-ßen zu, in deren engerem Ein-zugsbereich es keine Hochschu-len gab. „In beiden Räumen fehlteindeutig das differenzierte An-gebot des tertiären Bildungsbe-reichs“, heißt es in dem Memo-randum. Beide Städte hatten sichzudem über Jahre um die An-siedlung einer Universität be-müht. Die Landesregierung warfolglich unter politisch-pragma-

„Im Rückblick wundert man sich, dass es damals zu keinen größeren Pannen kam.“ Arnd Morkel zu den Anfangsjahren der Universität Trier.

Nicht erst in Tarforst wurde gebaut, schon auf Schneidershof rollten die Be-tonmischer – hier beim Umbau der Mensa.

Das AVZ-Gebäudeauf Schneidershof.

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tischen Motiven gehalten, den Proporz zu wahren undbeide Regionen – auch unter dem Gesichtspunkt derStrukturpolitik – zu bedenken.

Warum die Aufteilung der Fakultäten?

Auch die Wahl und Zuordnung der wissenschaftlichenSchwerpunktbildung – Mathematik/Naturwissenschaf-ten in Kaiserslautern sowie Geisteswissenschaften inTrier – war ein Tribut an die praktische Vernunft. Eswaren schlicht die beiden Bereiche mit der größten

Nachfrage nach Studienplätzen. Der Wissenschaftsrathatte gefordert, bundesweit in diesen beiden Fakultätendie Kapazitäten zu erweitern. Die Verteilung der Fach-bereiche auf die beiden Standorte ergab sich wie vonselbst, ergänzten sich doch die in Kaiserslautern vor-handenen Ingenieurschulen mit der naturwissenschaft-lich fokussierten Teiluniversität in der Pfalz.

Warum die Trennung?

Eine leidenschaftliche Partnerschaft zwischen Trier undKaiserslautern kam in keinem Stadium der Liaison zu-stande. Das lag zum einen daran, dass sich – wie Morkelschreibt – die beiden Fachrichtungen (Geisteswissen-schaften in Trier, Naturwissenschaften in Kaiserslautern)„ohnehin schwertun, zueinander zu kommen“. Für einenAustausch zwischen den Fächern war die Entfernung zugroß. „Die Kollegen hier und dort wussten kaum etwasvoneinander“, schreibt der damalige Vizepräsident. Solebten sich die Hochschul-Partner auseinander, was auchdie Politik kaum überrascht haben dürfte. Morkel findetviele Indizien, dass die Politik vorab Sollbruchstellen indas Gebilde Tandem-Universität eingebaut hatte. Bereitsin den Gründungsausschüssen wurden jeweils Unteraus-schüsse für Trier und Kaiserslautern gebildet, die „weit-gehend unabhängig voneinander agierten“ (Morkel).Jeder Standort hatte einen eigenen Vizepräsidenten, ei-gene Bibliotheken, eigene Verwaltungen und technischeDienste, einen eigenen obersten Verwaltungsbeamten undjeweils einen Teilsenat. „Eine stillschweigende Verein-barung zwischen den Teilhochschulen lautete, sich ge-genseitig so wenig wie möglich in ihre Angelegenheitenhineinzureden“, schreibt Morkel aus der Insiderperspek-tive. Das war nach 1975 nicht mehr erforderlich, als dieScheidung vollzogen wurde.

„Die Bibliothek bestand nur aus einigen Bänden Karl May und dem Trierischen Volksfreund.“ Arnd Morkel in der Jubiläumsausgabe 25 Jahre Universität Trier.

Im Februar 1975 wurde symbolisch der Grundstein für die Universität auf dem Tarforster Plateau gelegt.

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Die Trierer Universität war in vielerlei Hinsichteine junge Hochschule. „Das Durchschnittsalterder Professoren lag bei 38 Jahren, viele waren erst

33 bis 35 Jahre alt, also ähnlich alt wie die Studenten undAssistenten“, schrieb Prof. Dr. Helmut Ehrhardt, ersterPräsident der Doppeluniversität Kaiserslautern-Trier.Man lehrte und studierte in einer speziellen Atmosphäreaus Pioniergeist, Aufbruchstimmung und den Nachwir-kungen der 68er-Studentenbewegung.

Knapp 400 Studenten – vorwiegend aus dem RaumTrier, der Eifel und dem Hunsrück – schrieben sich zumersten Wintersemester 1970/71 an der Geisteswissen-schaftlichen Fakultät Trier ein, die nach den Plänen derLandesregierung für 2000 Plätze ausgelegt war. Trotzaller Einschränkungen und des geforderten Pioniergeistesstieg die Beliebtheit der Universität. 1972 zählte man be-reits 894 und im Jahr der Trennung 1975 erstmals mehrals 2000 Studenten.

Der Kostenplan sah Mittel von 176 Millionen Markfür die Errichtung und jährliche laufende Kosten von 30Millionen D-Mark vor. Der Universitätsbetrieb starteteals Provisorium: „Der gesamte bibliothekarische Dienstin Trier bestand aus zwei wissenschaftlichen Beamten,dem Leiter und seinem Stellvertreter. Ein noch so mini-maler Büchergrundstock fehlte. Um den Lehrbetriebnicht zur Farce werden zu lassen, durfte jeder Professor150 Titel bestellen“, erinnerte sich Prof. Arnd Morkel.

Mit der Trennung von Kaiserslautern fielen nichtsämtliche Lasten von den Trierer Schultern. Alleingestelltsah man sich mit neuen Problemen und Fragen konfron-

tiert, wie etwa der, ob das beschränkte Fachangebot denTitel Universität überhaupt verdiene. Und: In welcheRichtung sollte die Hochschule ihr Fächer-Portfolio er-weitern? „Es gab keinen fertigen Plan, dessen Teile auf-einander abgestimmt gewesen wären“, räumt Morkel ein.Also bediente man sich einmal mehr des Prinzips Prag-

matismus. Weil es landesweit weiter an Lehrern man-gelte, wurden vorrangig klassische Lehramtsstudien-gänge wie Germanistik, Romanistik, Anglistik, Latein,Geschichte und Geografie forciert. Ergänzend dazu wur-den die Erziehungswissenschaften, Philosophie, Psycho-logie und Soziologie auf- oder ausgebaut. Das Dilemmades Pragmatismus: Die Forschung war unterrepräsentiert,wissenschaftliche Koryphäen zeigten angesichts dieserAusrichtung wenig Neigung, in Trier zu arbeiten. AlsEnde der 70er-Jahre weniger Studenten an die Universi-täten strömten und in der Bundesrepublik gar erste Hoch-schulen geschlossen wurden, stand auch Trier auf dem

Prüfstand. Die Universität löstedie Existenzfrage indem sie sichin den Folgejahren innerhalb desgesteckten Rahmens stetig er-weiterte. Es gab sogar Überle-gungen Medizin und ein breitesnaturwissen schaft liches Angebotanzustreben. Mangels finanziel-ler Mittel blieb es bei Gedanken-spielen.

Außenstehende mögen sichschwer getan haben, hinter deranfänglichen Erweiterungspoli-tik der Trierer Universität einKonzept zu erkennen. ReineWillkür war jedoch ebenfallsnicht der Maßstab, wie ArndMorkel quasi als Regierungser-klärung seiner 13-jährigen Prä-sidenten-Amtszeit festhält:

Die Universität in Kinderschuhen Der Trennung von Kaiserslautern folgen Überlebenskampf und Neuausrichtung

„Die Trierer Universität ist ein Gütesiegel für dieStadt. Die so erfolgreiche Wiedererrichtung derUniversität … war für die Stadt und die Region dieInfrastrukturmaßnahme schlechthin.“Helmut Schröer, ehemaliger Oberbürgermeister von Trier und Vorsitzenderdes Freundeskreises der Universität, in der TV-Beilage.

Moderne Technik – hier im Vario-Studio – unterstützte schon in den An-fangsjahren die Lehre.

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Die Universität wuchs beständig, das Fachangebotwurde ausgeweitet, immer mehr Studenten strömten aufdie Tarforster Höhe. Mit dem Wintersemester 1976/77kamen erstmals mehr als 3000 und zum WS 1980/81 erst-mals mehr als 4000. Im Herbst 1991 schrieben sich über10 000 Studenten ein. Der Stand von 14 600 vom ver-gangenen Wintersemester wurde ein Jahr zuvor knappüberboten.

Am 1. Dezember 1976 nahm Präsident Arnd Morkelden Schlüssel für das erste Fachbereichsgebäude (Kosten:40 Millionen Mark) auf dem neuen Campus in Empfang.Sämtliche Lehramtsfächer, die Philosophie, die Archäo-logie – 10 von 15 Fachrichtungen – und Teile der Ver-waltung packten Ende Februar 1977 die Umzugskistenund bezogen die Räume. In einem Bereich des künftigenBibliotheksmagazins wurde eine Mensa eingerichtet, diezum größten Teil mit Essen aus der Schneidershof-Küchebeliefert wurde.

Morkel sah sich unter Druck, auch die zweite Bau-phase auf der Tarforster Höhe zügig umzusetzen, umneue Fächer ansiedeln zu können. Denn für die 80er-Jahre hatten Experten wegen des Geburtenrückgangs und

Kräne und Baucontainer beherrschten über Jahre hinweg das Bild Ende der 70er-Jahre beim Bau der Universitätsgebäude.

„Wenn Neugründungen mehr sein wollen als regionaleAusbildungsstätten, dann erreichen sie dies nicht da-durch, dass sie die Vollständigkeit des Fächerangebotsder alten Hochschulen anstreben … sondern dadurch,dass sie sich auf einen Ausschnitt konzentrieren undSchwerpunktuniversitäten werden. Ohne Schwerpunktein Forschung und Lehre sind sie dem Wettbewerb nicht

gewachsen. Nur mit einem eigenen Profil haben sie dieChance, renommierte Wissenschaftler an sich zu bindenund Studenten von weit her anzuziehen. Dies ist, wennman so will, das Konzept, welches die Universität Trier,erst unbewusst, dann immer bewusster, bei ihrem Ausbauzu verfolgen versucht hat. Dieses Konzept lag nicht vonAnfang an vor, sondern bildete sich erst langsam heraus.“

„Jedes einzelne Gebäude musste unter großen Schwierigkeiten errungen werden.“ Arnd Morkel Trier zu den Kämpfen um Fortschritte auf dem neuen Campus.

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Literatur zur Geschichteder Universität Trier

Dorn, Ralf (Hrsg.): Auf der grünen Wiese. DieUniversität Trier: Architektur – Kunst – Land-schaft. Trier 2004.

Hecht, Claudia: Die Universität Trier. Entwick-lung, Einzugsbereich und Motive für das Stu-dium an einer neu gegründeten Hochschule imdünn besiedelten Raum. Diplomarbeit, Trier1989.

Ministerium für Unterricht und Kultus: Univer-sitätsgründung Trier-Kaiserslautern. Eine Doku-mentation im Auftrag der Landesregierung. Neu-stadt/Weinstraße 1971.

Morkel, Arnd: Erinnerung an die Universität.Vierow 1995.

Neyses, Heidi und Mühleisen, Horst: UniversitätTrier. Ansichten – Einblicke – Rückblicke. Erfurt2003.

Trauth, Michael: Die Universität Trier zu Beginndes 18. Jahrhunderts. Materielle Ausstattung, in-nere Ordnung und Wissenschaft. Trierer Bei-träge. Trier 1980.

der allgemein schlechten wirtschaftlichen Lage einen er-höhten Konkurrenzdruck zwischen den Hochschulen pro-gnostiziert. Klinische Psychologie, Sportwissenschaft,Mathematik und Ökologie standen seinerzeit auf MorkelsWunschliste. Es war in einer unkomfortablen Lage.„Manche Berufung ist daran gescheitert, dass man demBewerber nicht die Arbeitsbedingungen und die Stellen-ausstattung bieten konnte, wie sie an anderen Universi-täten alltäglich ist“, sagte Morkel in einem Gespräch mitdem Unijournal.

Zumindest die Befürchtungen, dass Hörsaalplätzeverwaist bleiben könnten, erwiesen sich als unbegründet.Die Studentenzahl legten in den problematischen 80er-Jahren von 4232 (1980/81) auf 9770 (1990/91) zu.

In den zurückliegenden Jahren stand und steht dieHochschulleitung vor den Herausforderungen der Um-stellung auf den Bologna-Prozess, des Generationen-wechsels im Kreis der Wissenschaftler und der schwie-riger werdenden finanziellen Rahmenbedingungen. Dieschärfsten Klippen scheinen umschifft zu sein. Die näch-sten Riffs sind jedoch schon in Sicht. Analog zu den dü-steren Erwartungen Ende der 70er-Jahre wird spätestensab Mitte des aktuellen Jahrzehnts erneut mit einem ver-schärften Wettbewerb zwischen den Hochschulen um dieweniger werdenden Studierenden und um gezielte För-dermittel gerechnet. Peter Kuntz

Prof. Arnd Morkel war der erste Präsident der seit 1975 eigenständigen Uni-versität Trier.

Die Cafeteria im C-Gebäude: Noch heute ein Treffpunkt für eine gemütlichePause.

„Es wurde nicht nur gekämpft und Politik gemacht. Es wurde auch gefeiert. Auf den fast schon legendären Bällen ging es heiß und hoch her.“ Wolfgang Kroener, Student der ersten Stunde in Trier, erinnert sich in einer Beilage des Trierischen Volksfreunds.

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Wachstum in allen BereichenStatistik des Personalstands, der Studierenden und des Haushaltsvolumens

Die Geschichte der Universität Trier ist die Geschichte annähernd stetigen Wachstums.Das schlägt sich im Personalstand, der Anzahl der Studierenden und der Höhe desHaushaltsvolumens nieder.

Studierende

Die markantesten Steigerungen lieferten erwartungs-gemäß die ersten Jahre nach der Universitätsgrün-dung. Von Mitte der 90er-Jahre an stagnierte der Zu-lauf an Studenten, fiel gegenüber dem Rekordergeb-nis von 1996 (11.564) sogar leicht ab und übertrafdiese Marke erst im Jahr 2002 mit 11.867. Interessante

Erkenntnisse liefert ein Blick auf die Geschlechterver-teilung in der Studentenschaft. 1989 schrieben sicherstmals mehr Frauen als Männer an der Universitätein. In den Folgejahren lagen sie in etwa auf gleicherHöhe. Seit 1995 dominiert – bis heute – das weiblicheGeschlecht in den Trierer Hörsälen.

Personal

Mit 31 Professoren, 37 wissenschaftlichen und 66nicht-wissenschaftlichen Mitarbeitern nahm die Uni-versität Trier den Betrieb auf. Heute lehren und for-schen 173 Professoren und 346 wissenschaftliche Mit-arbeiter, unterstützt von 443 nicht-wissenschaftlichenAngestellten, an der Universität. Analog zu den ein-

geschriebenen Studenten verharrte die Anzahl der Be-schäftigten nach stetigen Zuwachs in den 80er-Jahrenweitgehend auf gleichem Niveau. Anfang der 90er-Jahre und nach der Jahrtausendwende wurden erneutmehr Lohn- und Gehaltsstreifen ausgestellt.

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Haushaltsvolumen

Mit rund 40 Millionen Euro musste die UniversitätTrier 1990 wirtschaften. Innerhalb von 20 Jahrenhaben sich die verfügbaren Mittel zwar verdoppelt.Dem gegenüber schlagen allgemeine Kostensteige-

rungen, rund 67 Prozent mehr Studierende, ein hö-herer Personalstand und ein enormer Sanierungsbe-darf zu Buche.

Haushaltsvolumen von 1971 bis 1981 in DM

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Universität Trier

Zurückblickend auf 40 Jahre Universität Trier unddamit auch auf die jüngste deutsche Hochschulge-schichte: War früher alles besser und ist seit Bolognaalles schlecht?

Schwenkmezger: Wir dürfen nicht in das beliebte Spielverfallen und behaupten, dass früher alles viel besser war.Auch zu Zeiten der Magister- und Diplom-Studiengänge

war das Studium mit vielenProblemen behaftet. Insbe-sondere sind die lange Studi-endauer und die hohe Zahlder Abbrüche als negativ zubewerten. Die Bachelor- undMaster-Studiengänge sindhingegen besser strukturiertund kommen vielen Studie-renden entgegen. Problema-tisch war die Art der Umset-zung. Von den Studierendenwurde häufig die Aneignungdes Stoffes der Magister- undDiplom-Studiengänge in kür-zerer Zeit verlangt. Dieskonnte nicht funktionieren.Deshalb sind wir nun aufdem Weg, die Leistungsnach-weise zu reduzieren und dasStudium studierbar zu ma-chen. Insgesamt denke ich,dass das, was in angelsächsi-schen Ländern gut funktio-niert, auch bei uns gelingenkann.

Als sich die Universität Trier1975 „selbständig machte“,wurde die Frage diskutiert,ob das eingeschränkte Fä-cherangebot einer Universi-tät würdig sei. Hat sich

diese Diskussion durch die spätere Entwicklung tot-gelaufen?

Schwenkmezger: Viele Universitäten haben heutzutageein eingeschränktes Fächerangebot. Kaum eine Univer-sität bietet die breite Palette aller möglichen Studien-gänge. Insofern stellt sich für mich die Frage, ob das Stu-dienangebot in Trier ausreichend ist, nicht. Gewiss wäredie eine oder andere Ergänzung noch wünschenswert.Aber das ist eine Frage der finanziellen Ressourcen undder weiteren Entwicklungsplanung.

Wie würden Sie den Reifeprozess der Universität Trierin den vergangenen vier Jahrzehnten einordnen?

Schwenkmezger: Die Universität Trier hat sich ihrenPlatz im Konzert der Universitäten in den letzten vierJahrzehnten erarbeitet. In vielen Bereichen konnten inForschung und Lehre hervorragende Erfolge erzielt wer-den. Insofern hat sich die Universität einem erheblichenReifeprozess unterzogen, der insgesamt als gelungen be-trachtet werden kann.

Ihr Amtsvorgänger Prof. Rainer Hettich beklagteschon zum 25. Geburtstag der Universität 1995 Eng-pässe in der Hochschulfinanzierung. Außerdemwarnte er vor vermehrter Bürokratie und davor, dassStudienzeitverkürzungen auf Kosten der Qualität desStudiums gingen. Das klingt aus heutiger Sicht wieein hochschulpolitisches Déjà-vu. Hat sich nichts ge-ändert?

Schwenkmezger: Engpässe in der Hochschulfinanzie-rung hat die Universität Trier während ihrer ganzen 40-jährigen Geschichte verkraften müssen. Dies unterschei-det sie prinzipiell auch nicht von anderen Universitäten.Die Qualität der Forschung und des Studiums ist die ent-scheidende Größe. Die Lehrqualität hängt entscheidendvon der Betreuungsrelation ab, die dringend verbessertwerden muss. An den grundsätzlichen Problemen einerausreichenden Hochschulfinanzierung hat sich nichts ge-ändert.

Im Interview: Präsident Prof. Peter Schwenkmezger

„Platz im Konzert der Universitäten erarbeitet“Unzureichende Finanzausstattung bereitet dem Leiter der Hochschule die größten Sorgen

Doppelten Grund zum Feiern hat in diesem Jahr Prof. Peter Schwenkmezger – den Geburtstag der Universität und das zehnte Jahr seiner Präsidentschaft. Zur UniversitätTrier kam der Psychologe bereits 1984, wo er nach Stationen an den Universitäten Tübingen, Bochum und Wuppertal und der Habilitation eine Professur erhielt. Nach der ersten Wahl wurde er 2005 für weitere sechs Jahre in dem Amt des obersten Universitätsrepräsentanten bestätigt. Mit der Erfahrung von 26 Jahren Forschung, Lehre und Hochschulleitung in Trier kennt er wie kaum ein anderer die Veränderungenund Entwicklungsprozesse im universitären Leben. Die Redaktion des Unijournals hatihn dazu befragt.

Seit zehn Jahrenleitet Prof. PeterSchwenkmezgerdie Trierer Univer-sität.

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40 Jahre Universität Trier

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Universität Trier

Die Universität wurde kurz nach der 68er-Studenten-bewegung wiederbegründet. Auch in Trier wurde inden Anfangsjahren eine heftige Streitkultur gepflegt.Im Vergleich dazu wirken die jüngsten Proteste zu-rückhaltend. Ist die heutige Studentengeneration un-politisch?

Schwenkmezger: Ich denke, dass die Studierenden mitihrer Kritik an der Studiensituation durchaus recht habenund sich auch artikulieren müssen. Manchmal scheint esso, dass die heutige Generation unpolitischer ist als vor30 oder 40 Jahren. Allerdings kann man nicht sagen, dasssich die damalige Streitkultur immer positiv dargestellthat. Insofern würde ich mir zwar die heutige Studieren-dengeneration oft etwas lebhafter und diskussionsfreu-diger vorstellen. Ich bin aber überzeugt, dass die meistenStudierenden hervorragende Voraussetzungen für ein er-folgreiches Studium haben und auch ihr Studium, dessenGestaltung und Zielsetzung gut reflektieren.

In Trier studierten anfangs einige Hundert Studenten,heute sind es knapp 15 000. Bundesweit stieg derAnteil der Studenten eines Geburtsjahrgangs von 28Prozent (1988) auf heute mehr als 40 Prozent. Wieviele Studierende sind gut für die Universität Trier,wie viele für die Bundesrepublik?

Schwenkmezger: Es wird immer wieder gefordert, dassder Anteil eines Geburtsjahrgangs, der ein Hochschul-studium aufnimmt, gesteigert wird. Ob wir damit einebessere Qualität der Ausbildung erreichen, erscheint mirfraglich. Wie viele Studierende für die Universität Triergut sind, lässt sich schwer sagen. Ich denke aber, dasswir heute unter einer erheblichen Überfüllung und Über-last leiden, die dem Ziel einer qualitativ hochwertigenAusbildung trotz der Anstrengung des Lehrpersonals undauch der Studierenden selbst entgegensteht.

Wie hat der Bologna-Prozess ganz konkret die Uni-versität Trier verändert?

Schwenkmezger: Der Bologna-Prozess hat die Studien-gänge viel mehr strukturiert. Für die Studierenden ist dieFreiheit in der Wahl der Lehrveranstaltungen erheblicheingeschränkt worden. Manchen Studierenden, die einebessere Strukturierung benötigen, kommt dies entgegen.Auf der anderen Seite wird aber auch die sich häufig po-sitiv auswirkende Freiheit des Studiums erheblich ein-geschränkt.

Wo sehen Sie die Position der Universität Trier imRichtungsstreit zwischen grundlagenbezogener undanwendungsbezogener Forschung?

Schwenkmezger: Von Beginn an hat sich an der Univer-sität Trier ein solcher Richtungsstreit nie in dem Maßegestellt, wie an klassischen, alten Universitäten. Die Cur-ricula in Trier waren immer sehr anwendungsbezogenformuliert und entwickelt worden. Dies hat auch unseren

Studierenden bei der Arbeitsplatzsuche erhebliche Vor-teile und bessere Chancen gebracht.

Nach vielen Rückblicken noch zwei Ausblicke: Womuss die Universität Trier noch besser werden, wo istsie schon richtig gut?

Schwenkmezger: Ich denke, wir sind in vielen Fächernin der Forschung richtig gut. In der Lehre müssen wir wieviele andere Universitäten noch besser werden und auchden Studierenden einen besseren Service bieten. Dies giltfür die Studienberatung, die bereits ein sehr hohes Niveauerreicht hat, gleichermaßen wie für den Übergang vomStudium in den Beruf. Auch im Auslandsstudium müssenwir trotz vieler erreichter Ziele noch besser werden. Dennein Auslandsaufenthalt ist ein Wert an sich, der meines Er-achtens das Studium erheblich bereichert.

Wie wird die Universität Trier auf die neue Exzellenz-initiative und die angekündigte finanzielle Förderungder Lehre reagieren?

Schwenkmezger: Wir werden uns an der neuen Exzel-lenzinitiative genauso beteiligen wie Möglichkeiten derbesseren Förderung der Lehre nutzen. Sorgen bereitenmir die räumlichen Engpässe, die bereits jetzt eine ad-äquate Unterbringung vieler Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter beeinträchtigen bzw. zu Problemen im Bereichder Lehre führen.

Zwei persönliche Fragen zum Schluss. Vermissen Siees, als Präsident nicht mehr Wissenschaftler sein zukönnen?

Schwenkmezger: Natürlich blicke ich gelegentlich etwaswehmütig auf meine Zeit als Wissenschaftler zurück. DerUmgang mit den Studierenden fehlt mir manchmal, weilich sehr gerne gelehrt habe. Ich kann aber nicht sagen,dass ich es bereue, in das Präsidentenamt gewechselt zuhaben. Die Erfahrungen und der persönliche Lerngewinnsind extrem hoch. Ich hatte und habe viele wertvolle Be-gegnungen mit Menschen, die ich ohne dieses Amt nichtkennengelernt hätte.

Sie sind seit zehn Jahren Präsident. Um mit einemSWR-Radiomoderator zu fragen: Was war in dieserAmtszeit Ihr höchstes Hoch und was Ihr tiefstes Tief?

Schwenkmezger: Hochzeiten als Präsident habe ichimmer dann erlebt, wenn wir Erfolge in der Drittmittel-einwerbung, z. B. bei der Genehmigung der Sonderfor-schungsbereiche oder Graduiertenkollegs oder bei derForschungsinitiative des Landes hatten. Der Tiefpunktergab sich in den Jahren 2003 und 2004, als wir mit mas-siven finanziellen Problemen konfrontiert waren, die wirnur mit der Anstrengung aller überwinden konnten. Aberdie unzureichende Finanzausstattung der UniversitätTrier und der Hochschulen insgesamt bereitet mir nachwie vor Sorge.

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40 Jahre Universität Trier

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Universität Trier

Hochschulen von Kiel bis München beklagen eine zuknappe finanzielle Ausstattung. Wie problematisch istdie Situation – speziell an der Universität Trier – tat-sächlich?

Hembach: Wir haben eine gespaltene Situation. Auf dereinen Seite werden über Sonderprogramme wie den Hoch-schulpakt zeitlich begrenzt finanzielle Mittel in erhebli-chem Umfang bereitgestellt, während auf der anderenSeite der Grundhaushalt der Universität für Personal-,Sach- und laufende Mittel für Forschung und Lehre stag -niert. In diesem Bereich laufen uns aber die Kosten weg,z. B. im Energiebereich. Was uns fehlt, ist Planungssicher-heit im Gesamthaushalt über einen mittleren Zeitraum.

Nachdem der politische Förderschwerpunkt in denvergangenen Jahren auf Forschung ausgerichtet war,

will das Bildungs-ministerium künf-tig die Lehre stär-ker unterstützen.Kann Trier davonspürbar profitieren?

Hembach: Einestärkere Unterstüt-zung der Lehre wäre– nach allen Erfah-rungen mit dem bis-herigen Umstel-lungsprozess aufBA/MA – dringenderforderlich. Ob sichdas realisieren lässt,wird man sehen.Mehr als verhaltenerOptimismus scheintmir noch nicht ange-bracht.

In den Gründerjah-ren der UniversitätTrier spielten Dritt-mittel kaum eineRolle. Ende der80er-Jahre belief

sich der Posten umgerechnet bereits auf etwa 5 Mil-lionen Euro, heute sind es rund 13 Millionen. Erwar-ten Sie in den kommenden Jahren einen weiterensig nifikanten Anstieg?

Hembach: Wir lagen auch schon deutlich über 13 Mil-lionen Euro, in den letzten Jahren ist die Zahl jedoch ge-sunken infolge des Generationenwechsels bei den Hoch-schullehrern/innen. Die Anzeichen für ein weiteres bzw.erneutes Wachstum sind aber signifikant positiv.

Ihr Vorgänger Ignaz Bender hat die Verwaltung alsDienstleister für Lehre und Forschung gesehen. Siehaben bei Ihrem Amtsantritt ähnliche Ziele ausgege-ben. Hat sich die Servicefunktion der Verwaltung ge-genüber den Anfangsjahren maßgeblich verändert?

Hembach: Das Ziel der Verwaltung wird auch in zehnJahren noch lauten, möglichst gute Voraussetzungen fürLehre und Forschung zu schaffen. In den vergangenenJahren haben sich die Rahmenbedingungen hierfür aberdeutlich verändert. Es ist ein ewiger Wettlauf mit neuenAnforderungen, die wir aber meines Erachtens ganz gutbewältigt haben. Auch im Vergleich mit anderen Univer-sitäten sehe ich unsere Verwaltung gut aufgestellt. An or-ganisatorischen Verbesserungen ist immer zu arbeiten,aber die Mitarbeiter/innen sind gut qualifiziert und en-gagiert. Leider leidet die Qualität der Arbeit oft unter demDruck der begrenzten personellen Ressourcen.

Reicht die aktuelle Raumkapazität für einen fruchtba-ren Forschungs- und Lehrbetrieb aus?

Hembach: Man muss trennen zwischen Veranstaltungs-räumen, Büroflächen und Infrastruktureinrichtungen wieUniversitätsbibliothek oder Rechenzentrum. Mit demneuen Seminarraumgebäude haben wir zum Winterse-mester 2009/10 einen guten Schritt nach vorne getan. Derärgste Engpass liegt derzeit bei den Büroflächen, insbe-sondere wenn der Hochschulpakt weiteren Personalzu-wachs mit sich bringt und die Forschungsintensität, wievon mir erwartet, zunimmt. Wir hoffen, bis Ende 2010über den Neubau Biogeografie/Ökotoxikologie zu Ent-lastungseffekten zu kommen, auch wenn dies eventuellmit der Verlagerung von Forschungsflächen in Bereicheaußerhalb des Campus verbunden sein wird.

Im Interview: Kanzler Dr. Klaus Hembach

„Ich sehe die Verwaltung gut aufgestellt“Ziel: Gute Voraussetzungen für Forschung und Lehre schaffen

Im August 2006 wurde Dr. Klaus Hembach zum Kanzler der Universität Trier ernannt.Als leitender Beamter ist er „Chef“ der Verwaltung und verantwortlich für den Haushalt. Über hochschulpolitische Probleme, die finanzielle Lage der Universität Trierund neues Denken in den Etagen des V-Gebäudes hat er dem Unijournal Rede undAntwort gestanden.

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Universität Trier

Wie hoch ist der Sanierungsbedarf an den Gebäu-den einzuschätzen?

Hembach: Der Bedarf wächst trotz umfangreicherSanierungsmaßnahmen in den vergangenen Jahren.Der Wert der universitären Immobilien liegt bei über150 Millionen Euro, ein Instandhaltungsbudget voncirca 3 Millionen Euro (entspricht etwa 2 Prozent) istbei den spezifischen Nutzungen einer Universität hier-für meines Erachtens nicht ausreichend.

In den Anfangsjahren lag das Zahlenverhältnis Per-sonal zu Studierenden in Trier etwa bei 1:2, 1990bei 1:11 und heute liegt es bei 1:15. Wie weit lässtsich an dieser Schraube noch drehen?

Hembach: Bei diesen Zahlenverhältnissen muss mansehr differenziert vorgehen, die Gesamtbetrachtungist mir zu pauschal. Bei den Studierenden vs. „Lehr-

kräfte“ ist die Relation 30:1, da sind Grenzen für eineverantwortbare Betreuung längst überschritten, in an-deren Bereichen spielt die Zahl der Studierenden einegeringere Rolle, jedenfalls sind da keine linearen Stei-gerungen im Aufwand mit verbunden.

In welchen Bereichen sehen Sie kurzfristig die an-spruchsvollsten Anforderungen auf die Verwaltungzukommen?

Hembach: Darüber müsste man ein eigenes Gesprächführen, hier nur zwei Anmerkungen: Anforderungenan die Verwaltung sind eigentlich Anforderungen andie Universität, die auch eine administrative Seitehaben. Qualitativ werden an alle Abteilungen undStabsstellen neue Anforderungen gestellt, die weitüber die traditionelle „Verwaltungsrolle“ hinaus -gehen.

Das neue Seminargebäude, das seit vergangenem Wintersemester genutzt wird, hat die Raumnot entschärft.

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Universität Trier

„Nein, früher war nicht alles besser, es war anders“, wi-derspricht Reinhard Kiesgen. Es ging familiärer zu, dieUniversität war überschaubar wie eine Schule. „Man hatbeinahe jeden Mitarbeiter und Studenten gekannt“, erin-nert er sich an die Uni-Gründungsfamilie, die – wie essich für eine Familie gehört – auch gemeinsam feierte.„Jedes Jahr gab es einen schönen Betriebsausflug, derunter anderem durch den Erlös der Feste und des Uni-Balls finanziert wurde“, blickt Kiesgen zurück.

Als 19-Jähriger kam er unverhofft zur Universität.„Bei der Gründung wurden viele Arbeitskräfte gesucht.Ein Bekannter hat mich angesprochen, ob ich Interessehätte“, erzählt der Ur-Tarforster. Mehrere Wochen ließer sich mit der Entscheidung Zeit, weil er gerade erst beieinem anderen Arbeitgeber eine Stelle angetreten hatte.Dass er sich für eine „lebenslängliche“ Anstellung ent-schied, als er seinen Arbeitsvertrag als Fahrer der Uni-versitätsbibliothek unterschrieb, ahnte er im Oktober1970 nicht.

Fahren konnte Reinhard Kiesgen in seinen erstenDienstwochen jedoch nicht – es gab kein Auto. In derUniversität und in der Bibliothek fehlte es an allem, manlebte vom Vermächtnis der Pädagogischen Hochschule,dem Vorgänger auf Schneidershof. Täglich fuhren Lkwmit Ladungen an Büromöbeln, Regalen, Büchern, Hand-tuchhaltern und Seifenspendern vor, die Kiesgen undseine Kollegen verteilten und in den Gebäuden installier-ten.

Ab Januar 1971 wurde er – seinem Arbeitsvertragentsprechend – im Bucheingang der Bibliothek einge-setzt. Eine detaillierte Systematik zur Einordnung derNeuerwerbungen und des Bestands war noch nicht aus-gearbeitet. Die Literatur wurde nach Fächern sortiert,bekam ein handschriftliches Signaturschild, eine Kartei-karte und wurde eingestellt. Der Eingang an Büchern warin dieser Zeit enorm hoch. Der damalige Direktor Dr. Sei-del, auch Referent für den FB II, sowie Dr. Jörg Martin(FB I) und Dr. Hermann Holzbauer mussten mit ihren

40 Jahre im Dienst der BibliothekReinhard Kiesgen ist an der Universität ein Mann der allerersten Stunde

„Die Universitätsbibliothek bestand anfangs nur aus ein paar Karl-May-Bänden unddem Trierischen Volksfreund.“ Ganz so desillusionierend wie es der spätere erste Präsident der eigenständigen Universität Trier, Prof. Arnd Morkel, in seinem Rückblickanekdotisch-überspitzt schilderte, war die Literatur-Sammlung im Gründungsjahr 1970zwar nicht. Einer Hochschule würdig waren die leeren Bücherregale ebenso wenig. Jemand, der das stetige Wachstum der Universitätsbibliothek von den Anfängenauf Schneidershof bis zur heutigen Pracht und Größe auf Campus I aktiv miterlebt hat,ist Reinhard Kiesgen. Für das Unijournal hat der Leiter der Medienverwaltung in seinen Erinnerungen gekramt.

Seit es die TriererUniversitätsbiblio-thek gibt, stehtReinhard Kiesgen(Vierter vonrechts) in ihrenDiensten – hier imKreis seiner Kolle-gen der Medien-verwaltung.

Foto: Peter Kuntz

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Universität Trier

Teams täglich, auch wochenends, bis in die spätenAbendstunden arbeiten, um das Aufkommen zu bewäl-tigen. „Klopfte man an Dr. Holzbauers Bürotür, hörteman zwar ein deutliches ,Herein‘ wenn man das Zimmerbetrat, sah man aber niemanden, bis man ein freundliches,Hallo‘ hinter vielen Meter hoch gestapelten Büchernhörte. Aus Platzmangel in den Regalen sortierte er dieBücher auf dem Boden und bearbeitete sie kniend“, er-innert sich Reinhard Kiesgen.

Einige Monate später war Reinhard Kiesgen tatsäch-lich Fahrer, als ein Wagen zur Verfügung stand und derLeihverkehr mit der Universität Saarbrücken und der Trie-rer Stadtbibliothek aufgenommen wurde. Zweimal wö-chentlich fuhr er die Strecke Saarbrücken-Trier, täglichzur Stadtbibliothek und später dreimal pro Woche zurUni-Bibliothek nach Bonn. Autobahnen gab es keine, fürseine Touren in die damalige Bundeshauptstadt war eracht bis neun Stunden unterwegs. Sein Arbeitsplatz warein VW-Bus TR-299, mit dem er und seine Kollegen auchviele Buchgeschenke von anderen Universitäten, Minis-terien, Professoren oder Privatleuten in Mainz, Heidel-berg, Tübingen oder sonst wo für die bedürftige TriererUB einsammelte. Mit der Zeit und nach vielen TausendKilometern im VW-Bus wuchsen die Bestände der UB.

Reinhard Kiesgens Dienste waren ab September1972 im Magazindienst der UB gefragt. Als fünf Jahrespäter ein Teil der Universität in die neuen Gebäude aufder Tarforster Höhe wechselte und die Lesesäle der Bi-bliothek im A/B-Gebäude eröffnet wurden, endete auchfür Reinhard Kiesgen die „sehr schöne Zeit auf Schnei-dershof“. Mit zunächst 145 000 Bänden siedelte die Bi-bliothek um. Das Magazin der UB und einige Fächerblieben auf der anderen Moselseite. Mehrmals täglichwaren Kuriere mit Büchern zwischen den beiden Stand-orten unterwegs. Im Januar 1978 wurde der markante Neubau der Biblio-thekszentrale im Mittelpunkt des Campus fertiggestellt.483 296 Bände standen nach dem Umzug am Ende desJahres in den Regalen. Über 60 000 Bücher waren für 2,5Millionen Mark innerhalb eines Jahres angeschafft wor-den.

Der Service und das Angebot für Lehrende und Ler-nende wurde in den Folgejahren ständig erweitert. Lange-weile kam bei den seinerzeit 82 Bibliotheksmitarbeiternnicht auf. Dem Umzug folgten in den vergangenen zehnJahren wechselnde Gebäudesanierungen. Sämtliche Regaleund Bücher von den Mitarbeitern der Medienverwaltungund mit Hilfe eines Umzugsunternehmens dafür mehrmalshin- und hergeräumt werden. Diese Arbeiten wurden allebei vollem Lehrbetrieb so ausgeführt, dass die Literaturfür die Benutzer ständig verfügbar war. Im vergangenenJahr wurden eine neue Auskunftsstelle und Leseecke ein-gerichtet. Die Mitarbeiter der Medienverwaltung haben2009 exakt 487113 Bücher aus Neuerwerbung und Aus-leihen zurückgestellt. Hinzu kommen jährlich etwa 70 000Bände, die sie morgens auf Tischen, an Kopierern oder inVerstecken in den Buchbereichen finden.

Für Reinhard Kiesgen hat sich im Lauf der 40 Jahrein seinem Arbeitsumfeld vieles grundlegend geändert.Die monströsen Karteikästen sind längst entsorgt, dieDruckmaschinen, die früher pausenlos Karteikarten undZettel für die Buchbeschriftung druckten, sind ausran-giert. Der PC ist zum wichtigsten Handwerkszeug ge-worden. Und dennoch: Ob er seinen heutigen Arbeits-platz gerne für den damaligen eintauschen würde? Damuss Reinhard Kiesgen überlegen. „Wohl nicht, denn wirleben im Hier und Heute und haben ständig neue Aufga-ben und Ziele“, sagt er. Aber das ein oder andere von da-mals wünscht er sich manchmal schon zurück: „Wennich heute durch den Jura-Lesesaal im C-Gebäude geheund das tägliche Chaos durch falsch zurückgestellte Bü-cher sehe, denke ich oft an die erste Zeit in Schneidershofzurück. Da hatten es die Jura-Studenten mit ihrer Unord-nung nicht so leicht. Der damalige Fachreferent der Ju-risten, Dr. Hanke, ließ die Studenten so lange warten biser mit seinen Mitarbeitern und den Magazinern denBuchbestand wieder in Ordnung gebracht hatte und öff-nete erst dann den Lesesaal.“ Peter Kuntz

HintergrundAktuell verfügt die Bibliothek der Universität Trier über1,6 Millionen gedruckte Medien. Elektronische Medieneingerechnet, sind es 2 Millionen. Auf eine Länge von46 500 Meter summieren sich die Rücken der eingestell-ten Bücher. 62 Kilometer lang sind die in der Bibliothekinstallierten Regalstellflächen. Alleine die Buchrückender Neuerwerbungen ergeben wöchentlich eine Längevon zwölf Metern. Mehr als 30 Minuten ist der Wach-mann abends unterwegs, um sämtliche Zugänge zur Bi-bliothek zu schließen. 92 Personen waren 2008 in Teil-und Vollzeit in der UB beschäftigt. Direktorin ist seitHerbst 1998 Dr. Hildegard Müller.

Anfang 1978 zogen die Bauarbeiter aus und die Bücher ein, als der Neubauder Bibliothek vollendet war.

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Universität Trier

Der erste offizielle Akt im Jubiläumsjahr der Uni-versität war standesgemäß eine Aufgabe für dieHochschulleitung: Teamarbeit war im dezimier-

ten Präsidium – die Vizepräsidenten Michael Jäckel undJoachim Hill waren verhindert – gefragt, als es galt, dieGeburtstagstorte zunächst fachmännisch anzuschneidenund „senorisch zu testen“. Präsident Peter Schwenkmez-ger, Kanzler Klaus Hembach und Vizepräsident Wolf-gang Klooß (von links) bewiesen auch mit dem Kuchen-messer wissenschaftliche Akribie, eine ruhige Hand undgutes Augenmaß. Dank des kleinteiligen Schnittmustersdurften sich noch viele Mitarbeiter im Verwaltungsge-bäude an einem leckeren Stück Torte erfreuen. Allen Kol-legen, die kein Stück vom Kuchen abbekamen, sei ge-sagt, dass ihnen zwar ein lukullischer Genuss entgangenist, sie aber zugleich von vielen belastenden Kalorien ver-schont geblieben sind.

Eine Torte zur Eröffnung der Geburtstagsfeier

Das Festprogramm

18. Mai, 18 UhrAuftaktveranstaltung Vortrag Prof. Dr. Bernhard Vogel zur Gründungsge-schichte der Universität Trier-Kaiserslautern; Ort: HS 5

12. Juni, 19 UhrTheater TrierFestveranstaltung und Jubiläumskonzert des Colle-gium Musicum

● Begrüßung Präsident Prof. Peter Schwenkmezger● Grußwort Oberbürgermeister Klaus Jensen● Talkrunde mit Bildungsministerin Doris Ahnen

13. Juli, 18 bis 23 UhrCampus II Nacht der Wissenschaften

19. September bis 31. OktoberThermen am Viehmarkt TrierAusstellung „Verweile doch! Arkadien als Themader Kunst 1490–1830”

24. NovemberDies academicus

Wintersemester 2010/11Vortragsreihe an verschiedenen Orten in der Stadt

Kanzler Klaus Hembach, Präsident Peter Schwenkmezger und VizepräsidentWolfgang Klooß (von links) beim Anschneiden der Geburtstagstorte.

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Universität Trier

Das Reich der Mitte stürmt zum GipfelTrierer China-Gespräche: Politischer und wirtschaftlicher Aufstieg im Fokus

„Der dornige Weg zum Gipfel: Hindernisse des chi ne-si schen Aufstiegs“ – unter diesem Titel kamen etwa 80Wissenschaftler und Studenten aus unterschiedlichenFächern in der Universität Trier zusammen, um im Rah-men der „Trierer China-Gespräche 2009“ den politi -schen und wirtschaftlichen Aufstieg der VolksrepublikChina zu diskutieren. Veranstaltet wurden die TriererChina-Gespräche von der Juniorprofessur für Politik-wissen schaft/Internationale Beziehungen und derBerliner Bundesakademie für Sicherheitspolitik(BAKS). Schirmherr der Veranstaltung, die von derBAKS und dem Trierer Reisebüro „Nix wie weg –Travel + Touristik“ finanziert wurde, war der Präsidentder Universität Trier, Prof. Dr. Peter Schwenkmezger.Die Konferenz gliederte sich in fünf Panels mit Vorträ-gen und anschließender Diskussion mit dem Plenum.Die übergeordnete Frage, die allen Panels zugrunde lag,war, wie sich der Aufstieg Chinas in unterschiedlichenBereichen gestaltet und welche Bedeutung dieser fürEuropa und Deutschland hat.

Im Anschluss an die Eröffnung umriss Prof. Dr. Se-bastian Heilmann von der Universität Trier die Folgender Finanzkrise für China und stellte die Frage, ob einAufstieg trotz wirtschaftlicher Turbulenzen möglich sei.Manfred Bohr von der BAKS, Moderator des erstenPodiums, erinnerte in seiner Einführung an wirt -schaftliche Probleme wie Arbeitslosigkeit und Einkom-mensdisparitäten auf der einen Seite und das gleichzeitigeWachstumsziel der chinesischen Volkswirtschaft vonjährlich acht Prozent auf der anderen Seite. Heilmannstellte in vier Punkten den Umgang Chinas mit derderzeitigen Finanzkrise dar. Zunächst zeigte er die Beson-derheiten des chinesischen Krisenmanagements auf, zei chnete dann die inhaltlichen Formen des Manage-ments und die Art des policy makings nach und beant-wortete schließlich die Frage, welche Faktoren Chinasglobalen Aufstieg noch aufhalten könnten.

Der Politikwissenschaftler wies darauf hin, dass derUmgang der chinesischen Regierung mit der Finanzkrise

zumindest auf dem derzeitigen Stand als effektivereingeschätzt werden kann als in vielen westlichen undkapitalistischen Systemen. Grund dafür sei unter anderemauch ein selektiver Rückgriff auf Verfahren der Kom-mandowirtschaft, eine hohe Geschwindigkeit in der Um-setzung vieler Maßnahmen des Konjunkturprogrammsund die Forcierung bereits vorhandener langfristiger Entwicklungsvorhaben. Mit Blick auf Deutschland undEuropa bemerkte Heilmann, dass China besonders imBereich der Innovationsleistung oft unterschätzt werde.Der Referent schloss mit der These, dass eine politischeSystemkrise in China innerhalb des nächsten Jahrzehntsaufgrund fundamentaler gesellschaftlicher Veränderun-gen wahrscheinlich sei. Der Aufstieg chinesischer Un-ternehmen und Investoren in der Wel twirtschaft werdedadurch jedoch nicht zum Stillstand kommen, sondernlediglich gebremst werden.

In der anschließenden Diskussion räumte Heilmannein, dass Peking einen sehr instrumentellen Zugang zudem System der global governance habe. Diese Einstel-lung werde sich jedoch ändern, wenn Chinas Eigeninte -ressen in bestimmten Feldern wie den geistigen Eigen-tumsrechten eines Tages selbst betroffen sein werden.Häufig tauchte in der Diskussion auch die Frage nachdem Modellcharakter Chinas auf. Heilmann verwies da-rauf, dass diese Frage in China selbst so beantwortetwürde, dass die eigenen Erfahrungen des Aufstiegs alsnicht reproduzierbar angenommen würden. Die chinesi -schen Erfahrungen machten aber deutlich, wie produktiveine konsequent kontextbasierte und experimentierendeEntwicklungsstrategie sein könne und nährten zugleichZweifel an den „international best practices“ und Stan-dardrezepten, die internationale Organisationen gegen -über Entwicklungsländern häufig propagierten.

Nachfolgend stellte Jun.-Prof. Dr. Martin Wagener vonder Universität Trier in seinem Vortrag die China-Politikder USA unter der Leitfrage dar, ob Washingtongegenüber Peking eine Politik der Einhegung betreibe.

80 Wissenschaftlerund Studierendebe schäftigten sichfachübergreifendaus verschiedenenBlickwinkeln mitdem „Empor-kömmling“ China.

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Tagungen/Workshops/Vorträge

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Universität Trier

Moderiert wurdediese Sitzung vonDr. Dirk Schmidtvon der UniversitätTrier. Wagener er-läuterte zunächstden Begriff der Ein-hegung, stellte danndie positive und dienegative Sichtweiseinnerhalb der USAauf den AufstiegChinas vor, um ineinem letzten Punktdie amerikanischeStrategie gegenüberder Volksrepublik zuerläutern. Der Poli-tikwissenschaftlerverwies darauf, dasses in den USAsowohl Strömungengebe, die den Auf-stieg Chinas – vorallem in wirt schaft -

licher Hinsicht – begrüßen oder zumindest nicht aktivgegen ihn arbeiten würden. Dies zeige sich beispielsweisein der Hinnahme des massiven Handelsbilanzdefizits aufSeiten der USA und der Unterstützung des chinesischenBeitritts zur Welthandelsorganisation.

Auf der anderen Seite herrsche in den USA Miss -trauen gegenüber der Volksrepublik. Washington verfolgegegenüber Peking das Ziel, seinen eigenen Vorsprung inwirtschaftlicher und militärischer Hinsicht weiter auf -rechtzuerhalten. Dieser Abstand solle den Drang Pekingszur Gegenmachtbildung dämpfen. Gleichzeitig halteWashington an einer Politik der Kooperation fest. So -lange China von der Pax Americana profitiere, könntendie USA darauf hoffen, dass ihr derzeitiger hegemonialerStatus wenigstens geduldet werde. Wagener bezeichnetediese Strategie als „Abstandswahrung durch Ein-bindung“.

In der sich anschließenden Diskussion wurde dieFrage aufgeworfen, ob in Europa noch angemessen aufdie militärische Dimension des chinesischen Aufstiegsgeblickt werde. Wie stark sei die sogenannte hard powermachtpolitisch noch nutzbar? Wagener bestätigte, dasszwar zur Zeit wirtschaftliche Aspekte dominierten, manjedoch nicht wissen könne, wie die Volksrepublik inZukunft ihr wirtschaftliches Potenzial nutzen werde –insbesondere im Hinblick auf die nationalistischen Ten-denzen, die in China vorherrschten. Ferner wurde dieFrage gestellt, ob der Referent einen Wandel deramerikanischen China-Politik in den jeweiligen Re -gierungsadministrationen sehe. Der Politikwissen -schaftler verneinte dies und erklärte, dass die Sorgen derletzten Administrationen bezüglich Chinas immer sehrähnlich aussahen. Dennoch seien die USA spätestens seit

der Obama-Administration bemüht, der Charme-Offen-sive Chinas in Südostasien durch eigene diplomatischeInitiativen entgegenzuwirken.

Im dritten Panel erörterte Dr. Eva Sternfeld von der Tech-nischen Universität Berlin die Folgen der Umweltmiserefür China und die Welt. In der Einführung durch denModerator, Prof. Dr. Sebastian Harnisch von der Univer-sität Heidelberg, wurde die besondere Rolle Chinas inden Verhandlungen um ein Klimaschutz-Abkommen ins-besondere in Bezug auf seine Rolle als Interessenvertreterder Entwicklungsländer gegenüber den Industrieländernhervorgehoben. Sternfeld wies in ihrem Vortrag zunächstauf das Verhältnis zwischen Wirtschaftswachstum undRessourcenverbrauch sowie auf das Umweltbewusstseinhin, das erst in den letzten Jahren in der chinesischenRegierung entstan den sei. In einzelnen Schritten verdeut-lichte sie die Disparitäten der chinesischen Entwicklungund die damit zu sammenhängenden Umweltprobleme.Besonders unterstrich Sternfeld den starken Trend zurUrbanisierung in Chi na und die unzulänglichen Mög -lichkeiten der Abwasserreinigung und Luftreinhaltung inden Städten. In letzter Zeit konzentriere sich Peking je-doch vermehrt auf die Umweltpolitik – insbesondere aufdie Förderung erneuerbarer Energien, neuer Technolo-gien zur CO2-Einsparung und die Aufwertung derUmweltbehörde zum Umweltministerium.

Probleme würden sich jedoch aus dem eingeschränk-ten Informationszugang und der unterschiedlichen Um-setzung von Politiken auf zentraler und lokaler Ebeneergeben. In der Diskussion wurde die Frage nach einerLiberalisierung des policy-Prozesses und dem Einflussvon Nichtregierungsorganisationen gestellt. Sternfeld be-jahte dies und nannte Beispiele, in denen Umweltinter-essengruppen bereits erfolgreich politischen Einfluss aus-geübt hätten. Er schränkte jedoch auch ein, dass dieUmweltorganisationen bisher wenige Mitglieder hätten.Immer wieder zur Sprache kam in der Diskussion derZusammenhang zwischen dem Ansehen der chinesischenRegierung in der internationalen Gemeinschaft und ihremwenig kooperativen Verhandlungsverhalten im BereichKlimaschutz. Sternfeld wies jedoch darauf hin, dassChina das Selbstverständnis habe, sich so lange auf denStatus eines Entwicklungslandes berufen zu können, wiedie amerikanische Regierung auch keine entscheidendenMaßnahmen zum Klimaschutz treffe.

Die internationale Suche Chinas nach Energieträgernwar das Thema des vierten Panels, in welchem Dr. SaskiaHieber von der Akademie für Politische Bildung Tutzingund der Universität München der Frage nachging, obRohstoffknappheit eine Wachstumsgrenze für Chinadarstelle. Moderiert wurde die Sitzung von Janka Oertelvon der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Her-leitend erläuterte Hieber die Entwicklung des chinesi -schen Energieverbrauchs, verglich die Empfehlungen derInternationalen Energieagentur mit der chinesischen En-ergiepolitik und warf einen Blick auf die chinesischeAfrikapolitik, um in einem letzten Schritt einige

Prof. Dr. SebastianHeilmann beleuch-tete die Auswir-kungen der Finanzkrise auf diechinesische Wirt-schaft.

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Vorurteile über die chinesische Energiepolitik und denRessourcenverbrauch zu klären. Die Politikwissenschaft-lerin wies insbesondere auf den steigenden ÖlverbrauchChinas hin. Transportwege und Pipelinenetze seien bishernoch nicht genügend ausgebaut, um den wachsenden Be-darf zu decken.

Das Verhalten chinesischer Energieunternehmen inAfrika beschrieb sie als Experiment, bei welchem dieUnternehmen bisher auch viel Geld verloren hätten undmit den westlichen Energieunternehmen kaum konkur-rieren könnten. Bezüglich der internationalen chinesis-chen Suche nach Ressourcen sah sie eine besondere Her-ausforderung in den unkonditionierten Leistungen Chinasfür Länder, aus denen es Öl importiert. Dies unterlaufedie deutschen und europäischen Ziele der Förderung vongood governance durch konditionierte Hilfsleistungen.

In der anschließenden Diskussionsrunde erwecktenzwei Themenkomplexe das Interesse des Plenums:zunächst die Frage nach der Politik Chinas gegenüberden Lieferländern und den Menschenrechtsverletzungen,die durch chinesische Politik und Unternehmen unter-stützt würden. Des Weiteren wurde die Lösung derRessourcenknappheit durch erneuerbare Energien, neueTechnologien und mögliche Energiekooperationen mitanderen Staaten diskutiert.

Das abschließende Panel stellte die Frage, ob China eineChance oder eine Herausforderung für Deutschland undEuropa darstelle. Der Vortrag sollte auch die vorange-gangenen Diskussionen einschließen und in Bezug aufdie dargestellten Perspektiven für die deutsche und eu-ropäische Außenpolitik zusammenfassen. Prof. Dr. HannsW. Maull von der Universität Trier beantwortete dieFrage in drei Schritten. Zunächst erörterte er, welche Hil-festellungen Europa und Deutschland leisten können, umChinas Probleme lösen zu helfen. In einem weiterenSchritt schilderte er Möglichkeiten, wie Deutschland undEuropa für sich selbst die durch China entstehenden Her-ausforderungen bewältigen könnten. Maull führte aus,dass wirtschaftlicher und technologischer Austausch,sowie Hilfestellungen mit und für China wünschenswertund hilfreich, politische Einwirkungsversuche jedochweder möglich noch normativ wünschenswert seien.

Im dritten und letzten Teil des Vortrags zu den Imp-likationen für die deutsche Außenpolitik bemerkte derPolitikwissenschaftler, dass der HandlungsspielraumBerlins gegenüber Peking begrenzt und Deutschlanddaher auf eine glaubwürdige und geschlossene europäis-che Chinapolitik angewiesen sei. Die europäische Strate-gie bezeichnete er als unrealistisch, da man sich eineTransformation Chinas nach dem eigenen Bilde wünsche.Ein weiteres Problem liege darin, dass die Politiken dereinzelnen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU)zu China stark divergierten. In der Diskussion mit demPlenum wurde schwerpunktmäßig über die Frage nachden Handlungsmöglichkeiten der EU gegenüber Chinaund die Vermutung diskutiert, dass die problematischeKonsensfindung in der europäischen Außenpolitik von

der Volksrepublikausgenutzt werdenkönne. Unter an-derem wurde dieFrage gestellt, obEuropa sich selbst-bewusster ge gen -über Peking verhal-ten solle oder ob inEuropa ein man- geln des Verständnishinsichtlich Chinasvorherrsche.

Martin Wagenerzog in seinemSchlusswort das Fa -zit, dass die TriererChina-Ge sprä che2009 verdeutlichthätten, dass Pekingzwar zahl rei cheHerausfor der ungenzu bewältigen habe,der Aufstieg innächster Zeit jedochweiter weitgehendungebremst voran-schreiten dürfte. DieVorträge hätten aus unterschiedlichen Perspektivengezeigt, dass monokausale Erklärungen des chinesis-chen Aufstiegs in die Irre führten. Nur ein multiperspek-tivischer Blick ermögliche dem Betrachter, jene Kräftebesser zu verstehen, die das Reich der Mitte bewegen.

Lydia Knoche

Wie bewerten die USA den Aufstieg Chinas? DiesenAspekt erläuterte Prof. Dr. Martin Wagener.

Prof. Dr. Hanns W.Maull hält eine politische Einfluss-nahme auf Chinaweder für möglichnoch für wün-schenswert.

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Grenzgänger und Exzentriker an der Universität Trier

Forum Junge Romanistik beschäftigtesich mit dem Außergewöhnlichen

Zum XXV. Forum Junge Romanistik (FJR) warenrund 80 Nachwuchswissenschaftler aus Deutsch-land, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Spanien,

Italien, Kanada und den USA zu Gast an der UniversitätTrier. Vier Tage lang präsentierten sich die Teilnehmerunter dem Motto „Grenzgänger & Exzentriker“ mit span-nenden und bereichernden Vorträgen. Ein attraktivesRahmenprogramm rundete die romanistische, inter- undtransdisziplinäre Nachwuchstagung ab, die schon alleindurch ihre Durchführung in Form reiner Kolloquien imPlenum als etwas Besonderes innerhalb der Romanistikangesehen wird. So bot sich den Teilnehmern nach denVorträgen in angenehmer Atmosphäre die Möglichkeitzur fachlichen Diskussion bzw. zum Knüpfen neuer Kon-takte.

Prof. Dr. Wolfgang Klooß, Vizepräsident der Univer-sität Trier, hieß im Rahmen der feierlichen Eröffnung alleGäste willkommen und interpretierte anschaulich das ei-gens für diesen Kongress gestaltete Logo von AlexanderKurov. Auch Prof. Dr. Hilaria Gössmann, Dekanin desFachbereiches II, und Prof. Dr. Johannes Kramer, Ge-schäftsführer der Romanistik, ließen es sich nicht neh-men, alle Teilnehmer mit kurzweiligen Begrüßungswor-ten auf die Tagung einzustimmen. Während sich Hilaria

Gössmann aus der Sicht der Japanologin dem Thema„Grenzgänger & Exzentriker“ widmete, ließ JohannesKramer die Geschichte des FJR seit seiner Begründung1981 Revue passieren.

Der Schwerpunkt des von den jungen Wissenschaft-lern im Vorfeld bestimmten Rahmenthemas war dergrenzüberschreitende Mensch, grenzüberschreitend inwörtlichem wie in übertragenem Sinne. Da die Mehrheitder Menschen sich eben nicht über die Grenzen hinaus-wagt, also mit statt gegen den Strom schwimmt, rücktebei dieser Tagung der Außergewöhnliche, an der Peri-pherie Befindliche in den Mittelpunkt der Aufmerksam-keit. Man könnte fast sagen, dass die Wissenschaftlerdurch die Beschäftigung mit einer ‚Randerscheinung‘fast schon selbst zu Exzentrikern werden, auf jeden Falljedoch zu Grenzgängern, da sie Landes-, Kontinental-und Sprachgrenzen auf ihrem Weg in die älteste StadtDeutschlands überschritten.

Die vielseitige Auslegung des Gegenstands spiegeltesich in der Auswahl der 33 Fachvorträge wider. So be-geisterten die Referenten ihre Zuhörerschaft mit höchstinteressanten Beiträgen, die von Zidanes exzentrischemoder doch normalem (?) Kopfstoß im WM-Finale 2006bis zur Erörterung eines Marquis de Sade als „Sade re-

Die Hinterlassenschaften der Wegwerf-Gesellschaft legten sich den Forum-Teilnehmern beim Rundgang durchTrier in den Weg. Prof. Johannes Kramer nahm es mit Humor.

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loaded“ reichten, von der Schwindsüchtigen im Gon-courtschen Roman des 19. Jahrhunderts bis zur Parisli-teratur lateinamerikanischer Autoren, von der italieni-schen Gestik im Fremdsprachenunterricht bis zur sozio-linguistischen Auseinandersetzung mit dem Spanischenim Baskenland und von der kitschig mexikanisch-ame-rikanischen bis zur zauberhaften Grenze.

Diesen Themenreichtum würdigte schon Prof. Dr.Andre Klump, stellvertretender Geschäftsführer der Ro-manistik, in seiner Eröffnungsrede mit den Worten:„Wenn nicht wir Romanistinnen und Romanisten sowieWissenschaftlerinnen und Wissenschaftler benachbarterFächer uns mit diesen und anderen Themen auseinander-setzen – wer dann?“

Um die zahlreichen Fachvorträge zu strukturieren, wur-den sie in zehn Sektionen gruppiert, deren Titel Trans-gressionen des Raumes; Gender, Sex & Co.; Fachdidak-tik; Grenzgänger und Flaneure; Minderheitensprachen;Pathologisches und Exzeptionelles; Theorie und Fach-geschichte; Hybridisierungen und Theatrales; Reisen undcréolité sowie Afrika lauteten. Die unterschiedlichen Sek-tionen deckten alle Teildisziplinen der Romanistik ab,sodass der Exzentriker und/oder Grenzgänger in den Be-reichen Literatur, Sprache, Kultur, Fachgeschichte undFachdidaktik wiederzufinden war.

Mit viel Mühe und Liebe zum Detail hat das Orga-nisationsteam um Dr. Lidia Becker, Dr. Christine Fel-beck, Dr. Alex Demeulenaere und Matthias Hennig esgeschafft, den Nachwuchswissenschaftlern ein abwechs-lungsreich gestaltetes Rahmenprogramm zu bieten. DenAuftakt machte Prof. Kramer mit einer unterhaltsamenFührung durch die Stadt. Charmant und gleichzeitig in-formativ startete er mit den Gästen eine nächtliche Zeit-reise durch das römisch-romanische Trier. Nicht nur hi-storisch, sondern auch auf besondere Weise exzentrischpräsentierte sich die älteste Stadt Deutschlands an diesemAbend mit den allerorten sich zahlreich auftürmendengelben Müllsäcken. Heiter diskutierend, beschloss maneinen ersten Kongresstag.

Auch der zweite Abend bot mit dem Besuch desgrenzüberschreitenden Tanzfestivals „Le transfrontalier“im Stadttheater ein Highlight, wo man von Kulturdezer-nent Ulrich Holkenbrink empfangen wurde. Auch Chef-dramaturg Peter Oppermann und TanztheaterdirektorSven Grützmacher begrüßten die Wissenschaftler vorAufführungsbeginn mit herzlichen Worten.

„Ergo bibamus“ hieß es für die Tagungsteilnehmeram dritten Abend, an dem der historische Weinkeller derVereinigten Hospitien das Ziel war. Weinprobe, Abend-essen und galicische Musik schafften einen passendenRahmen, um fachliche Diskussionen fortzuführen, Netz-

werke zu bilden und neue exzentrisch-grenzgängerischeIdeen zu entwickeln.

An dieser Stelle geht ein besonderer Dank an daswundervolle Organisationsteam, das durch ein innovati-ves Konzept und ein ausgefallenes Rahmenprogrammder Fachtagung eine ganz besondere Note verliehen hat.Des Weiteren sei allen studentischen Helferinnen ge-dankt, die das Team unterstützt und die Gäste jederzeitgut betreut haben: Aline Willems, Anne Chapat, EliseFräulin, Hanna Schumacher und Christine Schuster. DieUmsetzung und Planung einer solchen Nachwuchstagungwäre nicht möglich gewesen ohne eine vielfältige undgroßzügige Unterstützung: Gedankt seien neben weiterenSponsoren insbesondere dem Bundesministerium für Bil-dung und Forschung, dem Freundeskreis Trierer Univer-sität, der Nikolaus Koch Stiftung, Pro Spanien, den ro-manistischen Fachverbänden (AFRAV, BRV, DBV, DHV,DKV, DRV), dem Galicien-Zentrum und dem Institutfrançais.

Abschließend werden in diesem Frühjahr die Ta-gungsakten (525 Seiten) als Hardcover in der Schriften-reihe Forum Junge Romanistik im Martin MeidenbauerVerlag veröffentlicht. Man darf also gespannt sein undfreut sich zugleich auf das nächste, das XXVI. ForumJunge Romanistik, das im Mai 2010 im Ruhrgebiet, derKulturhauptstadt Europas 2010, an der Ruhr-UniversitätBochum stattfinden wird. Anne Gasper

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Kooperation mit Jerusalem soll ausgebaut werdenRektorin der Hebräischen Universität Jerusalem war zu Gast in Trier

Aus Anlass des 12. öffentlichen Jahresvortrags desArye Maimon-Instituts für Geschichte der Juden(AMIGJ) war die Rektorin der Hebräischen Uni-

versität Jerusalem, Prof. Dr. Sarah Stroumsa, an der Uni-versität Trier zu Gast. In Gesprächen mit dem Direkto-rium des Instituts (Prof. Dr. Lukas Clemens, Prof. Dr. Al-fred Haverkamp, Prof. Dr. Sigrid Schmitt) und dem Präsi-denten der Universität, Prof. Dr. Peter Schwenk mezger,erörterte Stroumsa Ziele und Möglichkeiten zukünftigerKooperationsprojekte. Gute Chancen dafür sieht dasAMIGJ besonders auf dem Feld der Edition mittelalter-licher Quellen zur Geschichte der Juden. RektorinStroumsa, selbst Professorin für arabische Sprache undLiteratur, äußerte ihrerseits die Hoffnung, dass auch diebenachbarten Universitäten in Ost-Jerusalem und Nabluszukünftig in multilaterale Kooperationsvorhaben einbe-zogen werden können, um auf diese Weise grenzüber-schreitende Begegnungen zu ermöglichen, die zurzeit ex-trem erschwert sind.

Unter dem Titel »Al-Andalus und Sefarad« hielt Pro-fessorin Stroumsa anschließend einen anregenden Vortragüber „Bibliotheken und Gelehrte im muslimischenSpanien“. Der Vortrag machte deutlich, dass die Über-schreitung von Grenzen der Referentin auch inhaltlicham Herzen liegt. Als „Land der drei Kulturen“ ist dasmaurische Spanien des Mittelalters noch heute von einemZauber umgeben. In religiöser Hinsicht bot diese Weltimmerhin „pluralistische Verhältnisse“ (T. Burman).

Innerhalb der islamischen Welt repräsentierte Al-An-dalus eine eigene kulturelle Einheit mit spezifischer Prä-gung. Das philosophische Schrifttum sowohl der mus-limischen als auch der jüdischen Gelehrten zeigt eigenelokale Besonderheiten. Das starke Gefühl einer andalu-sischen Identität bei diesen Denkern erfordere, soStroumsa, ebenso wie ihre große Nähe zueinander einen„integrativen Ansatz“ bei der Erforschung von al-An-dalus. Wie dieser Ansatz aussehen könnte, demonstriertesie am Beispiel des späten 10. Jahrhunderts, einer Zeit,in der sowohl der andalusische Emir al-Hakam als auchdessen jüdischer Wesir Hasdai ibn Schaprut in großemUmfang Bücher aus den Zentren der Gelehr samkeit imöstlichen Mittelmeerraum importierten und so eine eigen-ständige Gelehrtenkultur auf der iberischen Halbinsel be-gründeten.

Der Rückschlag, den die Beschäftigung mit „profa-nen“ Wissenschaften durch die religiöse Zensur unter al-Hakams Nachfolger erlitt, konnte durch die „jüdischen“Bibliotheken teilweise wettgemacht werden. Muslimi -sche Gelehrte erwarben ihr Wissen bei jüdischen Lehrern– sie alle gehörten zu „der Minderheit der Anhänger derantiken Wissenschaften“.

In dieser komplexen geistigen Welt fließen die Ideenineinander, ganz unbekümmert um religiöse Grenzen.Der Fluss der Ideen war niemals einseitig oder linear, erverlief in alle Richtungen.

Christoph Cluse

Foto: H. Neyses

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Europäisches Recht interdisziplinärTagung am IAAEG führt renommierte Wissenschaftler zusammen

Im Rahmen der siebten Jahrestagung der DeutschenGesellschaft für Recht und Ökonomie fanden die „4thFrench-German Talks in Law and Economics“ am

Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in derEuropäischen Gemeinschaft (IAAEG) statt. ZentralesThema der Veranstaltung waren Besonderheiten des kon-tinentaleuropäischen Rechts aus einem interdisziplinärenBlickwinkel unter Berücksichtigung sowohl ökono mi -scher als auch juristischer Perspektiven.

Eröffnet wurde die Tagung von Prof. Anthony Ogus,der das Zusammenwirken von Recht und Ökonomie imkontinentaleuropäischen Recht und dessen Verhältniszum angelsächsischen Rechtssystem diskutierte. Prof.Ogus ist ein vielfach ausgezeichneter Rechtswis-senschaftler der University of Manchester, der für seinLebenswerk u. a. als Fellow in die British Academygewählt wurde. Viel Beachtung fand außerdem ein Vor-

trag des Ökonomen Prof. Urs Schweizer von der Univer-sität Bonn, der einen Vorschlag für ein allgemeinesPrinzip zur Haftung für durch falsche Informationen inder Unternehmenspublizität hervorgerufene Schadens-fälle präsentierte.

Prof. Dominque Demougin, der einen Lehrstuhl fürLaw & Economics an der European Business School innehat, stellte eine rechtsökonomische Analyse vonGemeinschaftsklagen vor. Unter den Teilnehmern warendarüber hinaus Forscher aus Indien, Großbritannien,Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Österreich undDeutschland. Neben diversen Referenten aus den Reihendes IAAEG waren außerdem Prof. Jan von Hein, VanessaSeibel und Sonja Stadler von der Professur für Zivilrecht,Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung derUniversität Trier an der Tagung beteiligt.

Thomas Zimmermann

Diskriminierung durch altersspezifische Gesetze?Workshop des IAAEG beschäftigte sich mit Verlängerung der Lebensarbeitszeit

Ein Workshop zum Thema „Extending the Work-ing Life: Empirical Analyses of Legal Regula-tions and their Enforcement“ fand am Institut

für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Eu-ropäischen Gemeinschaft (IAAEG) statt. Die Direk-torin des IAAEG, Prof. Monika Schlachter, die denWorkshop gemeinsam mit Prof. Dieter Sadowski ver anstaltete, ist Berichterstatterin über das Verbotvon Altersdiskriminierung in Arbeitsbeziehungenbeim 18. Internationalen Kongress für Rechts ver -glei chung, der vom 25. Juli bis zum 1. August 2010in Washington stattfinden wird.

Die Beiträge der rechts- und wirtschaftswis-senschaftlichen Teilnehmer aus den USA, den Nieder-landen, Großbritannien, Norwegen und Deutschlandbehandelten insbesondere die Frage, ob altersspezi-fische Gesetzesregelungen ältere Arbeitnehmer diskri-minieren. Dieses Thema ist von herausragender Be-deutung für alternde Gesellschaften, weil es dem poli-tischen Ziel einer längeren Lebensarbeitszeit entge-

gensteht. Der Rechtswissenschaftler Prof. Armin Hö-land von der Universität Halle betrachtete in seinemBeitrag diesen Widerspruch zwischen politischer Ab-sicht und empirischer Realität aus einer rechtssozio -lo gischen Perspektive.

Die Auswirkungen des „Age Discrimination inEmployment Act“, eines Gesetzes gegen die Diskri-minierung älterer Arbeitnehmer, auf die Beschäfti-gungssituation dieser Personengruppe in den USAdiskutierte die Ökonomin Prof. Joanna Lahey von derTexas A&M University. Der graduelle Übergang vonArbeitnehmern in den Ruhestand, der früher nur alsein Weg zum früheren Renteneintritt betrachtet wurde,wird heutzutage auch als Möglichkeit der Ver-längerung des Arbeitslebens gesehen. In ihrem Vortragthematisierte Edith Batta, eine ehemalige Stipendiatindes Graduiertenzentrums „The Design of EfficientLabour Market Institutions in Europe“ am IAAEG,die Rolle, die das Humankapital in diesem Prozesseinnimmt. Thomas Zimmermann

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Studierende probten den VerhandlungsmarathonDelegation der Universität beteiligte sich an EUROSIM-Planspiel in Antwerpen

Im Rahmen des EUROSIM-Planspiels reisten im Jan-uar zehn Studierende der Universität Trier nachAntwerpen, um in der dortigen EU-Simulation die

Regierung der Niederlande sowie mehrere Mitglieder desEuropäischen Parlaments zu vertreten. Zusammen mitanderen europäischen und US-amerikanischen Studieren-den argumentierten, debattierten und verhandelten siemehrere Tage lang an der Universität von Antwerpen.

Nach den Schlagzeilen, die im Februar 2010 die Me-dien dominierten, dürften manche Trierer EUROSIM-Teilnehmer erleichtert aufgeatmet haben. „Niederländi -sche Regierung zerbricht wegen Afghanistan-Streit“(Spiegel Online) oder „Zeichen in Niederlande stehenauf Neuwahl“ (Zeit Online) waren nur zwei der vielenArtikel, die den Zerfall der Regierung aufgrund der um-strittenen Verlängerung des Afghanistan-Mandatsanalysierten. Erleichterung nicht wegen des Auseinan-derbrechens der niederländischen Koalition, sondernvielmehr wegen des Zeitpunkts – hatte sich die Hälfteder Trierer Studenten im Wintersemester 2009/10 dochintensiv auf ihre Rolle als niederländische Politiker vor-bereitet. So mussten sie sich glücklicherweise nicht, wieihre Vorgänger der EUROSIM 2009, kurzfristig auf neuePersonen und politische Standpunkte einstellen.

Unter der Leitung von Thomas Siemes, Wissen -schaftlicher Mitarbeiter der Professur für VergleichendeRegierungslehre, beschäftigten sich die Studierenden inder vorbereitenden EUROSIM-Übung mit den EU-Russ -land-Beziehungen, dem diesjährigen Thema der Simula-tion, und Grundlagen der Diplomatie und Verhandlungs-führung. Dazu wurden unter anderem verschiedene be-deutende politische Ereignisse behandelt. Ziel der Simu lation sollte es sein, die EU mit einem neuen Man-dat für die Verhandlungen mit Russland auszustatten.

Der Aufenthalt in Antwerpen war tagsüber von denVeranstaltern des „Transatlantic Consortium for Euro-pean Union Studies & Simulations“ (TACEUSS) detail-liert strukturiert, die einzelnen Plenar- und Ratssitzungenoder Pressekonferenzen wechselten sich ab mit Vorträgenvon Gastrednern. So erhielten die Teilnehmer Einblickein verschiedene Aspekte der europäisch-russischenBeziehungen, sei es durch „echte“ Mitglieder des Eu-ropäischen Parlaments wie Bart Staes oder durch Mitar-beiter des US State Departments wie Donald Sheeman.

Innerhalb der einzelnen Komitees und Räte be stim mtendie Studierenden eigenständig den Verlauf der Verhand-lungen. Geleitet von einem Vorsitzenden, verhandeltensie in der Rolle ihres jeweiligen alter ego Themen wieEnergiesicherheit, Terrorismusbekämpfung oder auchden kulturellen Austausch zwischen Russland und derEuropäischen Union. Gerade diese Eigenständigkeit undUnabhängigkeit der über 225 Studierenden während derSimulation wurde als ein ausgesprochen positives undmotivierendes Beispiel für „praktischen und lebendigenPolitikunterricht“ empfunden. Nach manch zäher Verhandlungsrunde wurde vielen Teilnehmern die Kom -plexität des EU-Systems weitaus intensiver bewusst, alseine wissenschaftliche Abhandlung es hätte beschreibenkönnen. Besonders der in den Verhandlungen oft undoffen auftretende Konflikt zwischen dem strategischen Interesse guter wirtschaftlicher Beziehungen einigerStaaten zu Russland und dem moralischen Anspruch, dieMenschenrechte verteidigen und fördern zu wollen,verdeutlichte den Teilnehmern eindrucksvoll dieSchwierigkeiten und Mehrdimensionalität des politischenGeschäfts.

Neben dem intensiven akademischen Engagementhatten die Studierenden abends Zeit, sich den diversenVorzügen von Antwerpen zu widmen. So wurde die in-formelle Basis genutzt, um Positionen und Verhandlun-gen vorzubereiten und gegenseitige Standpunkte auszu-loten. Der krönende Abschluss erfolgte am letztenAbend, als alle Teilnehmer in das Rathaus am „GroteMarkt“ zu einem formellen Abschlussbankett eingeladenwurden. Nach der erfolgreichen Durchführung von EU-ROSIM unter europäischer Federführung wird die näch-ste Veranstaltung wieder in den USA stattfinden. DieUniversität Trier wird im April 2011 an der Widener University in Philadelphia, Pennsylvania, mit einer Delegation vertreten sein. Das Auswahlverfahren unddie Vorbereitungen dafür beginnen im Wintersemester2010/ 2011.

Ermöglicht wurde die Teilnahme der Trierer Delega-tion durch die großzügige Unterstützung der RobertBosch Stiftung und durch den AStA der Universität Trier.

Sarah Wagner

Studierende derUniversität Trierwagten sich beieiner EU-Simula-tion in Antwerpenauf diplomatischesParkett.

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Fester Glaube an ÖkotopiaDer amerikanische Visionär Ernest Callenbach bleibt Optimist

Als die Umweltbewegung Mitte der 70er-Jahrenoch in den Kinderschuhen steckte, hatte sie einLieblingsbuch: Ernest Callenbachs Zukunftsro-

man „Ökotopia“. In seiner Vision einer Ressourcen scho-nend wirtschaftenden Gesellschaft fand sie die Alterna-tive zum vorherrschenden Kapitalismus. Gut 30 Jahrenachdem seine Utopie erschienen ist, besuchte der Autorauf Einladung des Trierer Centrums für Amerikastudien(TCAS) der Universität Trier für eine VortragsreiseDeutschland. Callenbach machte Halt in Freiburg, Tübin-gen, Saarbrücken und Trier, wo er über den Traum vonNachhaltigkeit sprach.

„Ohne Visionen gehen die Menschen zugrunde“,sagte Callenbach in der voll besetzten Stadtbibliothekvor Studenten, Schülern und anderen Interessierten, „Al-ternativen zu kennen, gibt uns Kraft“. Einige dieser Cal-lenbachschen Alternativen sind in Deutschland mittler-weile Wirklichkeit geworden: Fahrräder, die man vomFleck weg mietet und am Zielort dem Nächsten überlässt,Mülltrennung oder der Ausbau von erneuerbaren Ener -gien – Errungenschaften, wie der Amerikaner sie in Öko-topia beschreibt. Der Wandel komme langsam und vonunten, so Callenbach, der soziale Bewegungen mit demSprießen von Unkraut verglich. Vegetarische Gerichte inder Unimensa, Solarzellen auf den Dächern von Privat -häusern oder Nachbarschaftsgärten seien einige der ers -ten Triebe, die sich schließlich zu Bäumen entwickelnkönnten. „Wir sehen vielleicht den Anfang von etwas,das wesentlich besser ist als das, was wir im Momenthaben“, schloss er seinen Vortrag und hinterließ ein nach-denkliches Publikum, teilweise skeptisch im Angesichtvon so viel Optimismus.

Menschen könnten nur schwer auf Luxus verzichten,urteilten Schüler des Auguste-Viktoria-Gymnasiums,nachhaltige Lebensweisen seien flächendeckend dadurchschwer durchsetzbar. Callenbach selbst reagiert aufsolchen Pessimismus mit einem Lächeln. Er konfrontiereSkeptiker stets mit einem Beispiel: Vor 30 Jahren hättesich niemand vorstellen können, darauf zu verzichten, inöffentlichen Gebäuden zu rauchen. Heute hätten die Men-schen akzeptiert, dass Zigaretten schädlich seien. Der 80-Jährige glaubt an die Verwirklichung von Ökotopia.

Entwicklungender letzten Jahr -zehnte scheinen ihmrecht zu geben. Sosieht die New YorkTimes in der nord-westamerikanischenStadt Portland ökoto -pische Visionen ver -wirklicht: ein starkausgebautes Netz -werk von öffen t -lichen Verkehrsmit-teln, Restaurants, dienur vor Ort produ -ziertes Essen ver -kaufen und eine auflangsames Wachs-tum ausgerichteteStadtplanung.

M a x i m i l i a nKnob loch, Studentder Universität Trierund gerade zurückgekehrt nach einem Jahr Studium an derTrierer Partneruniversität, der Portland State University inPortland, kann das nur bestätigen. Vieles aus CallenbachsVortrag habe ihn an die Öko-Hauptstadt Portland erinnert.Umweltbewusstsein erreicht mittlerweile sogar dieamerikanischen Vorstädte: Immer mehr Menschen hängenihre Wäsche im eigenen Garten auf und widersetzen sichdamit gängigen Vorschriften, die dies vielerorts verbieten.Einige Bundesstaaten untersagen den Gemeinden nunmehrdas Verbot. Doch die USA haben noch einen weiten Wegvor sich. Deutschland sei Amerika um einiges voraus,urteilte Callenbach, der sich nach dem Besuch der größtenSolaranlage in Rhein land-Pfalz, zu dem ihn die TriererStadtwerke einluden, besonders von den als lebende Rasen-mäher eingesetzten Schafen begeistert zeigte. Er seiBotschafter eines Landes, das es noch nicht gibt, sagte erbeim Empfang durch Oberbürgermeister Klaus Jensen imTrierer Rathaus. Dass er daran glaubt, dass es existierenkann, nimmt man ihm ab. Maren Ziegler

Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen (links) gabnach dem Vortrag für „Ökotopia-Autor“ Ernest Callen-bach einen Empfang.

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Der wissenschaftliche Arbeitsplatz der ZukunftInternationale Tagung: „Virtuelle Forschungsplattformen in Geisteswissenschaften“

Von seinem Computer-Arbeitsplatz aus betritt ein Wissenschaftler einen globalen Wissensraum. Aus einem Angebot webbasierter Dienste wählt er die für die Bearbeitung einer Forschungsfrage relevanten Informationen aus. Zu seinen Daten, die in weltweit verteilten Archiven gespeichert sind, hat er jederzeit Zugang. Mit seineninternationalen Partnern veröffentlicht er gemeinsam erarbeitete Forschungsergebnisseonline. Ist dies ein utopisches Szenario oder ein durchaus realistisches Zukunftsbild?

Für viele Wissenschaftler ist es mittlerweile selbst-verständlich, elektronische Informationsdienste wiez.B. H-Soz-u-Kult zu nutzen oder in virtuellen Bi-

bliothekskatalogen und Datenbanken zu recherchieren.Zugleich stehen sie jedoch der internetgestützten Arbeitin sogenannten virtuellen Forschungsumgebungen skep-tisch gegenüber. Während diese Arbeitsformen vielennoch unvorstellbar sind, diskutierten bei einem Workshopan der Universität Trier im Oktober 2009 mehr als 50Wissenschaftler, Vertreter von Informationseinrichtungenund Softwareentwickler aus Deutschland, Österreich, Lu-xemburg und den Niederlanden über zukunftsweisendee-science-Entwicklungen. Auf Einladung des Kompe-tenzzentrums für elektronische Erschließungs- und Pu-blikationsverfahren in den Geisteswissenschaften unddes Sonderforschungsbereichs 600 „Fremdheit undArmut“ präsentierten sie Konzepte und prototypischeEntwicklungen, wie der wissenschaftliche Arbeitsplatzder Zukunft gestaltet werden kann.

Möglichkeiten interdisziplinären und vernetzten Ar-beitens in der Linguistik präsentierte das Max-Planck-Institut für Psycholinguistik Nijmegen. Vertreter des Ar-chivverbundes Monasterium.net und der Abteilung „Hi-storische Fachinformatik“ an der Universität Graz erläu-terten unterschiedliche Konzepte für die Erstellung elek-tronischer Editionen. Zum Thema „Publizieren im Ver-bund“ stellten das Georg-Eckert-Institut für internationaleSchulbuchforschung, die Stiftung deutscher geisteswis-senschaftlicher Institute im Ausland (DIGA) und dieBayerische Staatsbibliothek sowie die Akademie der Wis-senschaften in Mainz internetbasierte Programme vor,die den Redaktions- und Publikationsprozess in interdis-ziplinären und mehrsprachigen Forschungsprojekten be-gleiten. Softwarelösungen für integrierte Arbeitsumge-bungen, die den gesamten Forschungsprozess von derDatenerfassung über die Analyse zur Publikation und Ar-chivierung unterstützen, präsentierten die vom BMBFgeförderte Text-Grid-Initiative sowie der SFB 600. DieBerlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaftenskizzierte am Beispiel des Wissensspeichers, wie unter-schiedliche Informationsbestände aus Akademieprojektenin einem Institutsrepositorium zusammengeführt werdenkönnen. Der Centre Virtuel de la Connaissance surl’Europe, Sanem/Luxemburg, berichtete über die ge-plante Funktionserweiterung der ENA-Plattform, einesmultimedialen Portals zur Geschichte der EuropäischenUnion.

Das Kompetenzzentrum zeigte den Wörterbuch-Link -editor, ein Software-Tool zur Verknüpfung elektronischerWörterbücher. Das Zentrum für Psychologische Infor-mation und Dokumentation (ZPID) stellte PSYNDEX vor,ein Programm für Zitationsanalysen in wissenschaftli-chen Publikationen. Eine Zwischenbilanz der bisherigenEntwicklungen im Bereich der Informationstechnologienin den Geschichtswissenschaften zogen die Herausgeberund Redakteure von H-Soz-u-Kult & clio-online, RüdigerHohls und Thomas Meyer. Sie plädierten vor allem dafür,in den neuen Technologien eine Ergänzung und nichteinen Ersatz für bestehende Arbeits- und Publikations-strukturen in den Wissenschaften zu sehen.

Die Tagung machte deutlich, dass es bereits vielfäl-tige Lösungsansätze für virtuelle Forschungsumgebungen

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Tagungen/Workshops/Vorträge

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Universität Trier

gibt. Sie werden von außeruniversitären Forschungsor-ganisationen, wie der Leibniz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und den Wissenschaftsakademien,oder von universitären Forschungsvorhaben getragen.Der erreichte Entwicklungsstand der Produkte ist sehrunterschiedlich. Die Spanne reicht von prototypischenEntwicklungen bis hin zu funktionsfähigen und erprobtenSoftware-Systemen. Auch das Leistungsspektrum ist un-terschiedlich: Einige Systeme konzentrieren sich auf Teil-aspekte des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses, anderenehmen die Gesamtkette wissenschaftlicher Produktionin den Blick.

Deutlich wurde, dass Fachwissenschaftler und Ex-perten der Informationswissenschaften nur im Dialog Lö-sungen finden können, die den jeweiligen disziplinen-spezifischen Anforderungen entsprechen. Die Basisin-frastruktur für softwareunterstützte Forschungsarbeit be-steht in wesentlichen Teilbereichen bereits. Dennochzeigte der Erfahrungsaustausch der Teilnehmer, dass eseiner koordinierten Strategie und verstärkter gemeinsa-mer Anstrengungen bedarf, um eine breitere Akzeptanzder computergestützten, wissenschaftlichen Arbeit zu er-zielen. Nur so kann der Weg für die nachhaltige Etablie-rung der Digital Humanities als eigenständiges For-schungsgebiet geebnet werden.

Marina Müller, Gisela Minn

HintergrundIT-Projekt Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem:Die Konferenz wurde vom IT-Projekt „Forschungsnetz-werk und Datenbanksystem“ (FuD) organisiert, das fürdie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler imSFB 600 eine integrierte Arbeits-, Publikations- und In-formationsplattform entwickelt. Das Software-SystemFuD unterstützt die Zusammenarbeit in räumlich verteil-ten Arbeitsgruppen während der verschiedenen Phasendes Forschungsprozesses: Die eng verzahnten Moduleermöglichen die Erfassung der Primärdaten, ihre Er-schließung und Analyse sowie die Publikation der For-schungsergebnisse. Für die langfristige Archivierung derForschungsdaten und der entwickelten Programmkom-ponenten wird in Zusammenarbeit mit dem Universitäts-rechenzentrum eine Softwarelösung entwickelt. DiesemThema ist eine Tagung im Oktober 2010 gewidmet, diegemeinsam mit der Union der deutschen Wissenschafts-akademien an der Nordrhein-Westfälischen Akademieder Wissenschaften und der Künste in Düsseldorf veran-staltet wird. Für weitere Informationen: www.fud.uni-trier.de

Marina Müller und Gisela Minn

Für weitere Informationen:www.fud.uni-trier.de

Im Rahmen des Projekts „Europäisch-ChinesischesZentrum für Ausbildung und Forschung in Raum- undEntwicklungsplanung (ECER)“ hat eine neunköpfige

Delegation hoher chinesischer Regierungsbeamter ausder Provinz Liaoning die Stadt Trier und die Universitätbesucht. Die Studienreise der chinesischen Planer fandin Kooperation mit der Gesellschaft für Technische Zu-sammenarbeit (GTZ) China statt und wurde von GTZ-Programmdirektor Helmut Schönleber begleitet.

Die Besucher haben sich vormittags über Vorträgevon Dr. Johannes Weinand (Amtsleiter für Stadtentwick-lung und Statistik der Stadt Trier) und Roland Wernig(Leitender Planer Planungsregion Trier) über die städti-schen und regionalplanerischen Zuständigkeiten, Metho-den und Sichtweisen in der Planung informiert. Nach-mittags stand ein Besuch in der Universität Trier an. Nacheiner Begrüßung durch Prof. Dr. Ulrike Sailer erläutertendie wissenschaftlichen Mitarbeiter des Faches Kultur-und Regionalgeographie, Jan Schubert und Matthias Fur-kert, die Besonderheiten des deutschen Planungssystemsmit besonderem Fokus auf die Landesplanung in Rhein-land-Pfalz. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass Chinadurch massive räumliche Disparitäten gekennzeichnet

ist. Die deutsche Raumordnung ist ausgleichsorientiert,ihre zentralen Paradigmen sind gleichwertige Lebensver-hältnisse und Nachhaltigkeit. Daher wurde in den letztenJahrzehnten ein breites Set an Instrumenten zur Reduzie-rung der räumlichen Disparitäten konzipiert und erfolg-reich implementiert. Vor diesem Hintergrund sollten mitdem Vortrag und der anschließenden intensiven Diskus-sion das Transferpotenzial aus der deutschen Raumpla-nung für die Provinz Liaoning ausgelotet werden.

Über Stadt-, Regional- und Landesplanung informierten sichchinesische Regierungsbeamtebei ihrem Besuchin Trier.

Chinesische Beamte zu BesuchDelegation aus Provinz Liaoning informierte sich über Raumplanung

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Tagungen/Workshops/Vorträge

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Universität Trier

Minoritäten in EuropaInternationaler Workshop zur russinischen Sprache

Russinisch – was zunächst wie ein Druckfehler aussieht, entpuppt sich bei näheremHinsehen tatsächlich als eigenständige slavische Sprache, wenn auch als Vertreterineiner der sogenannten slavischen Mikroliteratur-Sprachen. Diesen widerfuhr erst in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine gewisse Gerechtigkeit, nämlich die Anerkennungals autonome, wenngleich mit den west-, ost- und südslavischen Makrosprachengenetisch verwandte Idiome. Das Verdienst, den Status dieser oft nur einige(zig)tausend Sprecher zählenden Sprachen (zum Vergleich: das Russische als größteslavische Sprache zählt rund 140 Millionen Sprecher) nachhaltig von dem reiner, nachgeordneter Dialekte unterschieden zu haben, gebührt nicht zuletzt dem jüngst mit der Ehrendoktorwürde der Trierer Universität ausgezeichneten Slavisten Prof. Dr. Dr. h.c. Aleksandr Dmitrievic Dulicenko aus Tartu (Estland).

Letzter Höhepunkt des zweijährigen Forschungs- undLehraufenthaltes von Prof. Duličenko an der Moselwar der mehrtägige, im Februar gemeinsam mit dem

Trierer Professurinhaber für Slavische Philologie, Prof.Dr. Gerhard Ressel, geplante und durchgeführte interna-tionale Workshop zur russinischen Sprache. Die Ver-anstaltung stand unter dem Titel „Slavische Sprachmi-noritäten in Europa: Geschichte, Sprache, Literatur und

Ein Team aus Wissenschaftlern und Studierenden widmete sich ein Woch-enende lang slavischen Sprachminoritäten (von links): Dr. Valerij I. Padjak(Uschhorod), Prof. Dr. Gerhard Ressel (Trier), Prof. Dr. Julian Ramac (NoviSad), Prof. Dr. Janko Ramac (Novi Sad), Prof. Dr. Aleksandr DmitrievicDulicenko (Tartu/Trier), Prof. Dr. Julian Tamas (Novi Sad) in einer Vor-tragspause.

Kultur der Russinen“. Eingeladen waren renommierteLiteratur- und Sprachwissenschaftler aus Serbien (Vo-jvodina) und der Ukraine (Transkarpatien) als zwei Län-der, in denen die russinischen Minderheiten ein besondersreges kulturelles Leben entfaltet haben.

Ist das Russinische (der ebenfalls verwendete NameRuthenisch ist mehrdeutig) auch eine zahlenmäßig nurkleine Sprache mit rund 1,5 Millionen, in mehrerenslavischen Ländern und der außerslavischen Diasporabeheimateten Sprechern, so hat sie doch zwei wichtige,auch geografisch klar voneinander geschiedene Varie -täten ausgebildet, nämlich das Jugoslavo-Russinische(ca. 30 000 Sprecher) und das Karpato-Russinische (ca.600 000 Sprecher). Diese russinischen Dialekte, ihreGenese und soziolinguistische Situation in der Gegen-wart sowie ihr Verhältnis zu den anderen slavischenSprachen und Parallelen zu nichtslavischen Mikro -sprachen in Europa waren Gegenstand der Vorträge undDiskussionen.

Hieran schlossen sich jeweils Sektionen an, in denendie teilnehmenden Studierenden die Vortragstexte über-setzten und für eine geplante Veröffentlichung bearbei -teten. Die wissenschaftliche Arbeit wurde ergänzt durcheine Präsentation aktueller Publikationen in russinischerSprache. Die Veranstaltung verstand sich als ein aktiverBeitrag zur Erforschung und Darstellung der Situationeuropäischer Minderheitensprachen, wobei durch ihreAnbindung an den laufenden Lehrbetrieb eine engeVerzahnung mit dem Wissenshorizont der studentischenTeilnehmer gewährleistet wurde.

Die Durchführung des Workshops, der mit dieser in-haltlichen Ausrichtung und in dieser Form erstmalig inDeutschland veranstaltet wurde, erfolgte mit freundlicherUnterstützung des DAAD. Thomas Bruns

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Menschenwürde durch Religion begründetUS-Mystikforscher referierte im Rahmen der „Trierer Cusanus-Lecture“

„Beschwörungen der Menschenwürde wurden im letzten Jahrhundert so geläufig, dass man leicht vergisst, dass solche Appelle kein modernes Phänomen sind.“ Mit diesen Worten begrüßte der Gastreferent der 16. „Trierer Cusanus Lecture“, Theologiehistoriker Prof. Bernard McGinn von der Universität Chicago, das Auditoriumin der Universität Trier.

Die Veranstalter waren hochkarätig vertreten: DieUniversität Trier durch Präsident Prof. Dr. PeterSchwenkmezger, die Theologische Fakultät durch

Rektor Prof. Dr. Reinhold Bohlen und die Cusanus-Gesellschaft durch ihren Vorsitzenden Dr. ChristophBöhr. Der Direktor des Institutes für Cusanus-Forschung,Prof. Dr. Walter Andreas Euler, stellte den Gastreferentenvor.

In der diesjährigen „Cusanus-Lecture“ sprach derTheologiehistoriker Prof. Bernard McGinn von der Uni-versität Chicago. Er gehört zu den weltweit führendenExperten auf dem Gebiet der christlichen Mystik. Seinebisher vierbändige, auf sieben Bände projektierte„Geschichte der christlichen Mystik im Abendland“wurde auch ins Deutsche übersetzt, wie Euler hervorhob.Seit Jahrzehnten beschäftigt sich McGinn auch intensivmit Nikolaus von Kues.

In seiner Trierer Vorlesung sprach er über „Würdeund Gottebenbildlichkeit des Menschen bei Nikolaus vonKues, Marsilio Ficino und Giovanni Pico della Miran-dola“, drei Denker aus dem 15. Jahrhundert. Sie alle lesendie biblische Aussage „Gott schuf den Menschen nachseinem Bild und Gleichnis“ im Sinne einer zweifachenWürde des Menschen. Zuerst besitzt jeder Mensch alsAbbild Gottes eine Grundwürde, die wesentlich zumMenschsein gehört. Ferner erhielt der Mensch in der Er-lösung durch Christus eine zweite Form der Würdezurück. Sie befähigt ihn, seine Aufgabe zu erfüllen: Wenner sich zu Gott hinwendet, strebt er danach, an Christusangeglichen zu werden. „Dies ist ein Prozess“, führteMcGinn aus, „der so weit führen kann, die Einheit mitGott in diesem Leben zu erreichen, was den Vor ge -schmack der Verwirklichung der Menschenwürde imHimmel darstellt.“

Bernard McGinn (Zweiter von links) mit Präsident Peter Schwenkmezger, Di-rektor Walter A. Euler und Rektor Reinhold Bohlen beim anschließendenEmpfang.

Der Referent betonte besonders den christlichen Hin-tergrund der drei Renaissanceautoren, wie sie den Men-schen und seine Würde verstehen. Ältestes Gedankengutaus der Antike wurde mit dem biblischen Menschenbildzu einer Einheit verbunden. Darauf fußen alle modernenVorstellungen von Menschenwürde. „Es gibt keine Be-gründung der Menschenwürde ohne Religion“ in der äl-teren Geistesgeschichte und: „Cusanus, Ficino und Picosind keine Rationalisten des 19. Jahrhunderts, die einenHumanismus ohne Gott denken wollten“, fasste McGinndie lebhafte Diskussion seines Vortrages zusammen.

Dr. Viki Ranff

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Universität Trier

Weit mehr als 100 Namen standen auf der Teil-nehmerliste des zweiten Wasserwirtschafts-rechtstages, der vom Institut für Deutsches

und Europäisches Wasserwirtschaftsrecht in der Promo-

Wasserhaushaltsgesetz wurde thematisiertZweiter Wasserwirtschaftsrechtstag in der Promotionsaula

Universitätspräsident Prof. Peter Schwenkmezger begrüßte die Teilnehmerdes Wasserwirtschaftsrechtstages, der vom Institut für Deutsches und Eu-ropäisches Wasserwirtschaftsrecht unter Leitung von Prof. Michael Reinhardt(Mitte) mit Unterstützung des Fördervereins unter Vorsitz von Achim Schubert(rechts) durchgeführt wurde.

tionsaula der Theologischen Fakultät in Trier organisiertwurde. Die Gäste kamen als Vertreter privater Unterneh-men, aus kommunalen Betrieben, von Behörden, Gerich-ten, Hochschulen, Ministerien, Anwaltskanzleien oderKommunen. Ein Beleg dafür, dass Wasserwirtschafts-recht in vielen Bereichen des täglichen Lebens von Be-deutung ist.

Das Institut an der Universität Trier unter Leitungvon Prof. Dr. Michael Reinhardt bot fünf Referenten auf,die sich aus verschiedenen Blickwinkeln vornehmlichmit dem neuen Wasserhaushaltsgesetz befassten. Univer-sitätspräsident Prof. Dr. Peter Schwenkmezger begrüßtedie Teilnehmer in der Promotionsaula und stellte das2006 gegründete Institut vor. Es wird getragen von einemgemeinnützigen Förderverein mit einer heterogenen Mit-gliederstruktur, zu der auch das Land Rheinland-Pfalzgehört.

Das Institut bietet regelmäßig Gesprächskreise an,die sich an verschiedenen Orten im Bundesgebiet spezi-fischen wasserrechtlichen Fragen widmen. Nach demzweiten Wasserwirtschaftsrechtstag wird eine „SummerSchool - Recht der Wasserwirtschaft“ vom 12. bis 14.Juli in Trier ein weiteres besonderes Angebot des Institutsin diesem Sommer sein. Bereits zum dritten Mal findetin diesem Jahr in Kooperation mit der EuropäischenRechtsakademie Trier eine zweitägige internationale was-serrechtliche Konferenz in Brüssel statt.

Workshop „Grüne Gentechnik“

Am 8. und 9. Oktober veranstaltete das von derDFG geförderte Graduiertenkolleg „Ver -besserung von Normsetzung und Norman-

wendung im integrierten Umweltschutz durch rechts-und naturwissenschaftliche Kooperation“ einen Work-shop zum Thema „Grüne Gentechnik“ im GoldenTulip Hotel, Trier. Erfreulicherweise konnten für dieeinzelnen Vorträge angesehene Referenten aus Wis-senschaft und Praxis gewonnen werden. Im Vorder-grund standen die Wirkungen von gentechnisch verän-derten Nutzpflanzen auf das ökologische Gefüge undder derzeitige Stand der gesetzlichen Regulierung.Ferner wurden die ökonomischen Implikationen desEinsatzes von gentechnisch verändertem Saatgut ausder Sicht von Produzenten, Landwirten und Ver-brauchern beleuchtet.

Weitgehende Zustimmung fand die Auffassung,dass sowohl im Rahmen der Sicherheitsbewertung alsauch bei der Frage nach dem wirtschaftlichen Nutzenjede Nutzpflanze und jedes gentechnisch modifizierte

Merkmal gesondert betrachtet werden muss. Zudemwurde deutlich, dass die Akzeptanz oder dieAblehnung der grünen Gentechnik maßgeblich durchallgemeine Grundüberzeugungen geprägt ist. Hierspielen vor allem unterschiedliche Naturkonzepte, dieEinstellung zu Fortschritt und Globalisierung, aberauch das Vertrauen in staatliche und europäische In-stitutionen und multinationale Unternehmen eineRolle. In diesem Zusammenhang wurde insbesonderedie gesetzgeberische Entscheidung für die Koexistenzvon gentechnisch veränderten und konventionellgezüchteten Sorten lebhaft diskutiert.

Das Graduiertenkolleg besteht seit dem Jahr 2006an der Universität Trier und beschäftigt sich mit Fra-gen des integrierten Umweltschutzes an der Schnitt -stelle von Rechts- und Naturwissenschaften. EinTagungsbericht wird in Kürze auf der Homepage desGraduiertenkollegs (www.iutr.de) zu finden sein.

Hendrik Plath

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Noteninflation und HochschulgebührenAusschuss des Vereins für Socialpolitik diskutierte Fragen der Bildungsökonomie

Eine Tagung des Bildungsökonomischen Aus- schu sses im Verein für Socialpolitik zum ThemaHochschulökonomie fand vom 3. bis 5. März am

Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in derEuropäischen Gemeinschaft (IAAEG) statt. Auf Ein-ladung von Prof. Kerstin Pull, die bis 2003 als wis-senschaftliche Mitarbeiterin am IAAEG tätig war undseitdem an der Universität Tübingen einen Lehrstuhlfür Personal und Organisation innehat, fanden sich eineReihe renommierter Forscher und Nachwuchs -wissenschaftler am IAAEG zusammen.

Neben den maßgeblichen Forschergruppen der Bil-dungsökonomie in Deutschland, Österreich und der

Schweiz war mit Friedrich Buttler auch ein ehemaligerRektor, Staatssekretär und Europapolitiker an derDiskussion beteiligt. Dominierendes Thema der vorallem empirischen Beiträge waren Fragen der Noten-inflation im Wettbewerb der Universitäten, die Frageder Mobilitätswirkungen von Hochschulgebühren, derWirtschaftseinfluss, der über Hochschulräte ausgeübtwird, und schließlich auch Fragen der wis-senschaftlichen Nachwuchsförderung: Wovon hängt esab, ob Fachbereiche nennenswerte Investitionen in ihreDoktoranden tätigen – ein Langzeitprojekt am IAAEG– und was bewirkt, dass potenzielle Nachwuchswis-senschaftler im Wissen schafts system bleiben?

Mit dem 13. Kolloquium zur Personalökonomiefand am 2. und 3. März die wichtigste per sonal -ökonomische Tagung im deutschsprachigen

Raum an der Universität Trier statt. Der Einladung vonProf. Dieter Sadowski, dem Direktor des Instituts für Ar-beitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der europäischenGemeinschaft (IAAEG), folgten 77 Forscher aus Deutsch-land, Österreich und der Schweiz.

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Vortragvon Prof. Dirk Sliwka von der Universität zu Köln, derdie Ergebnisse eines Experiments zu den Anreizwirkun-gen von Bonuszahlungen vorstellte. Gemäß ihrem wach-senden Stellenwert in der Wirtschaftswissenschaft warder experimentellen Forschung über die Auftaktveranstal-tung hinaus eine eigene Session gewidmet, an der auchDr. Vanessa Mertins mitwirkte, die das Experimentalla-bor des IAAEG leitet.

Der Stand der theoretischen Forschung in der Per-sonalökonomie stand am Abend des ersten Konferenz-tages im Mittelpunkt, als Prof. Frauke Lammers von derWissenschaftlichen Hochschule für Unternehmens -führung in Vallendar über optimale Beförderungssystemereferierte. Den Abschluss der Veranstaltung bildete einPlenum zur empirischen Forschung: Prof. Uschi Backes-Gellner und Regula Geel von der Universität Zürich stell-ten eine Untersuchung über Einkommensunterschiedebei Hochschulabsolventen vor. Neben zwei Referentin-nen des IAAEG war Prof. Uwe Jirjahn, der seit dem ver-

Gipfeltreffen der PersonalökonomenHochrangig besetztes und gut besuchtes Meeting auf Einladung des IAAEG

Fünf der 77 Wissenschaftler, die an dem vom IAAEG einberufenen Kollo-quium zur Personalökonomie teilnahmen (von links): Prof. Dr. Dr. h. c. DieterSadowski (IAAEG), Prof. Dr. Kerstin Pull (Tübingen), Prof. Dr. Uschi Backes-Gellner (Zürich), Prof. Dr. Oliver Fabel (Wien) und Prof. Dr. Matthias Kräkel(Bonn).

gangenen Sommersemester an der Universität Trier Ar-beitsmarktökonomik lehrt, mit einem Vortrag überGewinnbeteiligungen und Reziprozität am Kolloquiumbeteiligt.

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Orte – Ordnungen – OszillationenKonzept des Wissensraums erweitertJahrestagung des Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrums (HKFZ) Trier

Orte – Ordnungen – Oszillationen, diese alliterierendeBegriffsreihe stand thematisch über der zweitägigenJahrestagung des Historisch-Kulturwissenschaft -

lichen Forschungszentrums (HKFZ) Trier. Die Tagung hattesich, auch mit Blick auf aktuelle Forschungsdebatten zum,spatial turn‘ in den Kulturwissenschaften, der Entwicklungeines erweiterten Konzepts des „Wissensraums“ ver-schrieben. Dabei galt die These, dass der Begriff des „Wis-sensraums“ mehr umfasse als einen in der materiellen Welttopo- oder geographisch lokalisierbaren Ort. Wissen werdenicht nur vorgegebenen, von ihm unabhängigen Räumen zu-geordnet, sondern sei schon in seiner Formierung selbst anProzesse der Verräumlichung gebunden. Zentral waren daherinsbesondere Fragen nach der Verräumlichung von per senicht schon räumlich verfassten Größen.

Darüber hinaus war die gemeinsame Diskussion vonakademischem Nachwuchs und arrivierten Wissen schaft -lern ein intendiertes Anliegen der Tagung. Neben Referentenaus den Reihen des HKFZ diskutierten zahlreiche auswärtigeund Trierer Nachwuchswissenschaftler ihre aktuellen For -schungsprojekte zu Fragen des „Raums“ und des „Wissens“.

Eröffnet wurde die Tagung mit einem Grußwort desgeschäftsführenden Leiters des HKFZ, Prof. Dr. MartinPrzybilski, der in die Thematik einführte und unterstrich,dass die weit in die Moderne greifenden Beiträge die Brei tekulturwissenschaftlicher Forschung eindrücklich belegten.

Bereits die Vorträge der ersten Sektion zur „Verräum-lichung des Wissens“ schlugen einen weiten Bogen vomMittelalter bis in die Moderne und griffen Themen aus denBereichen Medienwissenschaft, Wissenschafts- und Kunst -geschichte sowie Literatur- und Sprachwissen schaft auf. Sowurde etwa anhand einer Episode des „Apollonius von

Tyrland“ Heinrichs von Neustadt die enge Verbindung vongesellschaftlichen Praktiken, Wissen und räumlicher Bewe-gung und die hieraus erwachsende narrative Struktur disku-tiert. Ausgehend von wissenschaftlichen wie literarischenTexten konnte eindrücklich dargelegt werden, wie die „Bie -nengesellschaft“ zur Folie für verschiedene menschlicheGesellschaftsent würfe wurde. Ein bildreicher Überblick überdie Verfahren der ballistischen Fotografie erörterteschließlich den hierbei spezifischen Zusammenhang vonZeit, Raum, Bild und Wissen.

Unter der Überschrift „Umordnung und Oszillation vonWissen im Raum“ brachten Beiträge zur mittelalterlichenSozialgeschichte Pisas, zum Wissensraum Frauenkloster,zur Reiseliteratur des 18. Jahrhunderts sowie zur Editions-geschichte fruchtbare Ergebnisse. Exemplarisch konnte her-ausgestellt werden, inwiefern ein Wandel in der Sozialord-nung oft auch einen Wandel der Wissens ord nung nach sichzieht. Die Wirkung einer Wissens gemeinschaft im Lauf derZeit, sowohl nach außen als auch nach innen hin, wurde ander Institution des mittelalterlichen Frauenklosters sichtbargemacht. Mit einer Diskussion zur Problematik der Subjek-tivität bei der Ordnung von Wissensbeständen und der Se-lektivität von be stim m ten Wissensorten schloss die Sektion.

„Ordnungen des Wissens als Mittel zur Handlungsori-en tierung“ war der Titel der dritten Sektion, die sich so thema tisch vielfältigen Bereichen wie der Architektur ge -schi chte, medialen Geschlechterdiskursen sowie dem Wis-sens raum Fantasyroman widmete. So konnte gezeigt werden,dass Architektur im Sinne einer ,Tradition des Ortes‘ nichtnur als Speicher, sondern auch als Medium der Kommunika-tion von Wissen wirkt. Ein weiterer Beitrag machte die kul-turelle Globalisierung in Argentinien zwischen 1880 und1930 anhand von Text- und Bildquellen zeitgenössischerFrauenzeitschriften sichtbar. Zum Schluss wies der Wis-sensraum Fantasyroman eine Marginalisierung und Prob-lematisierung des Mediums Buch innerhalb der Gattung aus.

Darüber hinaus gestaltete der renommierte HeidelbergerHistoriker, Prof. Dr. Bernd Schneidmüller, einen in dieTagung integrierten öffentlichen Abendvortrag zum Thema„Kaisertum im Spätmittelalter. Imperiale Ordnung zwischenGlanz und Gewöhnlichkeit“.

Insgesamt bestach die Tagung durch ihre fachwis-senschaftlich vielfältige sowie methodisch mannigfacheHerangehensweise an die zentrale Fragestellung und wurdeso dem interdisziplinären Anspruch des Forschungszentrumsentschieden gerecht. Die themati sche Fokussierung auf dieBegriffe des Ortes, der Ordnung und der Oszillation lieferteüberdies maßgebliche Impulse für die weitere Konturierungeines Entwurfs des Wissensraums, der in vielen Vorträgendurchaus jenseits materieller Räume angesiedelt war.

Laura Dickten, Theresia Biehl

In den Tagungs-pausen wurde beieiner Stärkung inkleinen Rundenweiter diskutiert.

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Aus Fächern und Fachbereichen

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Universität Trier

Zum 19. Mal wurden die Diplom- und Magister -urkunden an die Absolventen des Studienjahres2008/2009 des Fachbereichs IV der Universität

Trier verliehen. Die feierliche Übergabe der Urkundenerfolgte durch den Dekan Prof. Dr. Bernd Walter. Einebesondere Auszeichnung erhielten die jeweils Erfolg -reichsten ihres Faches. Die besten Diplomurkunden wur-den überreicht im Fach Betriebswirtschaftslehre an Chris-tian Hildebrand, im Fach Volkswirtschaftslehre an Kai-Steffen Schneider, im Fach Soziologie an Christin Rulofs,im Fach Mathematik an Ulf Friedrich, im Fach Infor-matik an Rainer Lutz und im Fach Wirtschaftsinformatikan Christian Lautwein. Als Beste im Fach Magister derWirtschaft wurde Alina Sorokina und als Bester im FachMagister der Soziologie Michael Kleinod geehrt.

Im Rahmen der Absolventenfeier fand auch die Ver-leihung des Joseph A. Schumpeter-Preises statt. Mit demPreis wird an Joseph Alois Schumpeter erinnert, einenHarvard-Ökonomen österreichischer Herkunft, dessenWerk gleichermaßen von wirtschaftlicher und sozialwis-senschaftlicher Theorie, Praxis und Politik gekennzeich-net ist. Der von der Deutschen Bundesbank, Hauptver-waltung Mainz, geförderte Preis wurde von deren Präsi-dentin, Petra Palte, überreicht. Den Schumpeter-Preis er-hielten Karoline Krenn und Dr. Ingmar Schumacher,deren Publikationen sich hinreichend auf das sozialwis-senschaftliche/statistisch-ökonometrische Werk von

Urkunden für AbsolventenSchumpeter-Preis ging an Karoline Krenn und Dr. Ingmar Schumacher

Schumpeter beziehen. Karoline Krenn, wissenschaftlicheAssistentin am Lehrbereich Vergleichende Struktur-analyse an der Humboldt-Universität zu Berlin, war bisSommer 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin an derUniversität Trier in der Abteilung Soziologie bei Prof.Dr. Paul Windolf. Dr. Ingmar Schumacher, Post-Dok-torand an der Universität Luxemburg, war unter Prof. Dr.Georg Müller-Fürstenberger an der Professur für Um -welt- und Kommunalökonomie an der Universität Trierals Post-Doktorand tätig.

In der traditionellen Absolventenrede blickten diebeiden Absolventinnen Dipl.-Kffr. Edith Olejnik undDipl.-Kffr. Margot Löwenberg in einer humoristischenArt und Weise auf ihre Erfahrungen und Erlebnissewährend ihres Studiums zurück. In ihrer Präsentationdurchliefen sie bildlich den Werdegang eines Studieren-den an der Universität Trier, in dem sich sicherlich somancher Absolvent wiederfand. Musikalisch untermaltwurde die feierliche Veranstaltung durch die Big Banddes Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums unter der Leitungvon Bernhard Nink.

Im Anschluss an die Ehrung richtete der Verein derWirtschafts- und Sozialwissenschaftler unter Leitung vonAnna Gartner zum siebten Mal in Folge den Absolven-tenball des Fachbereichs IV der Universität Trier in derMensa aus. Daniel Hilland

Petra Palte (links) von der Hauptverwaltung der Bundesbank inMainz, die den Preis fördert, und Dekan Prof. Dr. Bernd Walter(rechts) überreichten den Schumpeter-Preis an Dr. Ingmar Schu-macher und Karoline Krenn.

Die besten Diplom- und Magisterarbeiten im Fachbereich IV wur-den bei der Absolventenfeier besonders gewürdigt.

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Im Rahmen der Internationalen Rechtsstudien (FFA)der Universität Trier unternahmen zwölf Studierendeder FFA-Japanisches Recht unter der Leitung von Dr.

jur. Ute Goergen, Leiterin der Internationalen Rechtsstu-dien, und Hiroki Kawamura, Dozent der FFA JapanischesRecht, eine zehntägige Exkursion nach Tokyo. Zwei Stu-dierende, die sich zur Zeit dort zum Austausch befinden,kamen hinzu. Zur Gruppe gehörten Anfänger im japani-schen Recht wie auch Absolventen des Programms. Zielder Exkursion war es, das japanische Recht zu erleben,die japanische Kultur durch Austausch mit japanischenStudierenden näher kennenzulernen und zu erfahren, wel-che Möglichkeiten sich durch die in der Fachausbildungim japanischen Recht erworbenen Fähigkeiten eröffnen.In einem speziellen Seminar bereiteten sich die Teilneh-mer mit Vorträgen und Referaten gewissenhaft auf dieReise vor.

An fünf Tagen lernte die Gruppe die Arbeit anglo-amerikanischer, deutscher und japanischer Anwälte inzwei international agierenden Großkanzleien kennen. Au-ßerdem besuchten die Gäste japanische Straf- und Zivil-gerichte, das Parlament sowie die deutsche Botschaft.Ein weiterer Höhepunkt waren zwei deutsch-japanischeHochschultage an Partneruniversitäten der UniversitätTrier.

Bei „Clifford Chance“ informierten sich die Teilneh-mer über die Arbeit einer Großkanzlei und insbesondereüber das Tagesgeschäft im Büro in Tokyo. Es ging auch

darum, welche Einstiegsmöglichkeiten und Praktikums -chancen „Clifford Chance“ eröffnet. Ein Jurist stellte dieArbeit eines japanischen Anwalts in der Kanzlei vor. Ineiner Gesprächsrunde ermunterten vier internationaleTrainees dazu, sich nicht von anfänglichen Sprachbarrie-ren und kulturellen Unterschieden abschrecken zu lassen.Die Arbeit als ausländischer Anwalt in Japan biete viel-fältige Chancen.

Der folgende Tag führte die Gruppe zum japanischenParlament – ins Ober- und Unterhaus – und zum Distrikt-gericht, das mit einem deutschen Landgericht vergleich-bar ist. Im Distriktgericht wurde die Gruppe aus Triervon drei Richtern empfangen, die im Rahmen desdeutsch-japanischen Richteraustausches längere Zeit inDeutschland verbracht hatten. Richter Hieda besuchteauch einige Male die Universität Trier. Aktuelle Themenwie die Einführung des „Saiban-in seido“ (vergleichbardem deutschen Schöffensystem) sowie die Arbeit japa-nischer Richter im Allgemeinen waren Gegenstand einerDiskussion. Die japanischen Richter hoben hervor, sieseien guter Hoffnung, dass sich der Dialog zwischendeutschen und japanischen Juristen in den kommendenJahren weiter intensiviere. Als Zuhörer nahmen die deut-schen Gäste an einer Strafverhandlung teil.

Ein Besuch bei „Baker & McKenzie“ stand am drit-ten Tag auf dem Programm, wo der deutsche Rechtsan-walt Kai Draeger über seinen Werdegang, die Großkanz-lei und – was für Studierende besonders wichtig ist – über

Das Ober- und Unterhaus des japanischen Parlaments warenStationen des Besuchsprogrammsder Studierenden.

Recht und Politik auf JapanischGruppe Trierer Jura-Studierender (FFA) auf zehntägiger Exkursion

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Praktika und Einstiegsmöglichkeiten informierte. Drae-ger und sein deutscher Kollege Hildenbrand betonten,dass die kulturelle Herangehensweise im Umgang mitinternationalen Mandanten ausschlaggebend sei. BeimMittagessen standen die deutschen Anwälte, eine deut-sche Praktikantin und japanische Rechtsanwälte zu ihrerTätigkeit und ihrem Werdegang bei Baker & McKenzieRede und Antwort. Beim Besuch der deutschen Botschafterläuterte die Vertreterin des Botschafters die Aufgabender Vertretung. Später ging es sehr detailliert und an-schaulich um das Tätigkeitsfeld „Auswärtiges Amt“sowie um die Aufgaben der Rechts- und Konsularabtei-lung der Botschaft. Besonders interessant war es zu er-fahren, dass die Deutsche Botschaft laufend Praktikantenund Referendare betreut.

Der Austausch mit japanischen Studierenden standbeim Besuch der Waseda-Universität im Vordergrund.Einige Teilnehmer der Exkursion trugen halbstündigeVorträge über juristische Fachgebiete (Unternehmens-haftung, Kündigungsschutz, Dividendenbesteuerung) aufJapanisch vor, die im Anschluss aus rechtsvergleichenderSicht diskutiert wurden. Es folgten zwei Vorträge vonTrierer Studierenden zum Abstraktionsprinzip und Ehe-gattentestament auf Japanisch. Ein weiterer Höhepunktwar die Diskussion mit japanischen Studierenden überdie Todesstrafe in Japan. Ein Vortrag von Dr. Ute Goer-

gen über die Internationalen Rechtsstudien der Univer-sität Trier beendete den akademischen Teil des Tages, dermit einem gemeinsamen Abendbuffet ausklang.

Mit der Sophia Universität pflegt die UniversitätTrier seit vielen Jahren intensiven Kontakt. Ein Mei-nungsaustausch mit japanischen Studierenden war daherselbstverständlich. Den Trierer Studierenden bot sich dieGelegenheit, mit japanischen Kommilitonen über dieProzesskultur in Japan zu diskutieren. Es folgten drei Vor-träge von Studierenden der Universität Trier über Ge-richtsbarkeit, Prozess-Statistik sowie Rechtsschutz undProzesskostenhilfe in Deutschland.

Neben den Exkursionsterminen blieb ausreichendZeit, Tokyo zu erleben, etwa bei der Besichtigung zahl-reicher Tempelanlagen, beim regen Treiben auf dem welt-größten Fischmarkt (Tsukiji), im Tokyo Tower, dem Rat-haus, Kaiserpalast und Gartenanlage sowie beim oberstenGerichtshof. In der kurzen Zeit konnten die Exkursions-teilnehmer viele Eindrücke von der Stadt und den Men-schen sammeln. Daneben wurden zahlreiche Möglich-keiten aufgezeigt, um die durch die umfassende Ausbil-dung an der Universität Trier gewonnenen Fähigkeitenin Kultur, Sprache und Recht bestmöglich einzubringen.Insgesamt ein rundum gelungener Kultur-, Interessen-und Meinungsaustausch, der in ähnlicher Weise wieder-holt werden sollte.

Einen abendlichenEmpfang nutztenjapanische unddeutsche Studenten zum Meinungsaustausch.

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Aus Fächern und Fachbereichen

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Universität Trier

Finanzkrisen-Management und lebhafte Diskussionen Alumni-Treffen der Politikwissenschaft: Festvortrag, Berufsberatung und zwei Panels

Das Alumni-Treffen der Trierer Politikwissenschaft am 19. und 20. Februar ist auch dieses Jahr wieder auf große Resonanz gestoßen. Für den Festvortrag konnte Dietrich Jahn, Ministerialdirigent im Bundesfinanzministerium, gewonnen werden, der zum Thema „Wie eine Finanzkrise gemanagt wird“ sprach.

Ministerialdirigent Dietrich Jahn, Leiter der Un-terabteilung für Geldpolitik, Kreditaufnahmeund Finanzmarktfragen im Bundesfinanzmini-

sterium, erläuterte, warum Krisen auf den Finanzmärktenunvermeidbar sind. Weil dort Anlagestrategien um Ka-pital kämpften, baue sich eine „Welle der Kredite“ auf,die dann, so Jahn, über kurz oder lang zwangsläufig zu-sammenbreche. Um auf den Finanzmärkten trotzdemeine gewisse Stabilität zu gewährleisten, müsse die Po-litik den Märkten eine Richtung vorgeben. Finanzmarkt-politik sei letztlich Sicherheitspolitik und beim Managender Finanzkrise gehe es vorwiegend um die nationale

Ministerialdirigent Dietrich Jahn vom Bundesfinanz-ministerium referierte als Festredner des Alumni-Tref-fens über das Management von Finanzkrisen.

Im Anschluss an den Festvortrag übergaben Prof. Hanns W. Maull (Zweitervon rechts) und Prof. Dr. Sebastian Heilmann (rechts) drei Förderpreise fürdie besten Magisterarbeiten des Jahres 2009. Den „Alumni-Preis“ im FachPolitikwissenschaft erhielt Jenni Werner (Mitte) für ihre Arbeit zur politischenFörderung von Hochtechnologie in China (Betreuer: Prof. Heilmann). Mitdem „Politische-Ökonomie-Preis“ ausgezeichnet wurde Katrin Klein (links),die sich mit der Europäisierung deutscher und britischer Beschäftigungspo-litik auseinandersetzte (Betreuer: Prof. Schild, links). Charlotte Heyl (rechts)erhielt den „MLP-Preis für praxisbezogene Politikstudien“ für ihre Analyseder internationalen Friedenskonferenz Große Seen (Betreuer: Prof. Molt;Zweiter von links).

Umsetzung internationalen Rechts. Eine besondere Be-deutung für die internationale Abstimmung zur Finanz-markt-Regulierung komme der G20 zu, dem FinancialStability Forum und dem Financial Stability Board. Ab-schließend forderte Dietrich Jahn, dass die Volatilität derMärkte nach und nach zugunsten der Sicherheit einge-dämmt werden sollte – wohl wissend, dass diese politi-sche Form von Moral auch ihren Preis hat.

Der Festvortrag, der wie in den Jahren zuvor in derPromotionsaula des Bischöflichen Priesterseminars statt-fand, und von Prof. Dr. Hanns W. Maull moderiert wurde,war in ein Rahmenprogramm eingebettet. Den Auftaktbildete die Berufsberatung am Freitagnachmittag, bei derelf Alumni aus verschiedenen Berufsfeldern den Studie-renden einen Einblick in Unternehmensberatung, politi-sche Bildung, Entwicklungszusammenarbeit, ThinkTanks, Versicherungsbranche und wissenschaftliche Tä-tigkeit ermöglichten.

Am folgenden Samstag sorgten die Impulsreferatedes Panels „Nicht-intendierte Konsequenzen von Politik:Moral Hazard, Verantwortungsübernahme, demokrati-sche Rechenschaftspflicht“ unter der Leitung von Prof.Dr. Winfried Thaa für lebhafte Diskussion. Rede und Ant-

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Aus Fächern und Fachbereichen

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Universität Trier

Wenn Ikea zur Hölle wirdStanding ovations für die französische Theatergruppe PhUNIx

Abermals erklangendie „trois coupsde théâtre“

(dreimaliges Klopfen umden Beginn eines Theater-stückes anzukündigen)der französischen Theater-gruppe PhUNIx, die sichseit ihrer Gründung 2008ganz der frankophonenDramenliteratur ver-schrieben hat. Diesmaltransformierte die vonStudierenden geleiteteTruppe „ihren“ Hörsaal 10in einen befremdlichenSchauplatz: Mehrere Ikea-Sessel, Ikea-Lampen undeine pastellgelbe Türsäumten die breite Bühne;nur Kamin und eine süff-isant lächelnde Mephisto-Büste trübten das Bild einesgewöhnlichen Studenten-WG-Wohnzimmers. DieKulisse für „Huis Clos – Geschlossene Gesellschaft“des französischen Phi losophen und Autors Jean-PaulSartre.

Nachdem in einem kurzen Sketsch einer Schraubedie Existenz aberkannt und über die Bürde der Freiheiteines jeden Menschen philosophiert wurde, enthüllteder Hörsaal sein wahres Gesicht und verwandelte sichzur Hölle: „Huis Clos – Geschlossene Gesellschaft“,das erfolgreichste Stück des französischenPhilosophen und Autors Jean-Paul Sartre, lässt dieCharaktere Garcin, Inès und Estelle nach ihrem Todin einem geschlossenen, wohnzimmerähnlichen Raumaufeinandertreffen. Fehlendes Fegefeuer, abwesenderFolterknecht und nicht vorhandene Folterinstrumentelassen den zunächst verwunderten „Insassen“ allmäh-lich bewusst werden, dass jeder als „Henker“ für diebeiden anderen fungiert. Ihre Qualen, die sie durch

harsch zurückgewiesene Gefühle, inquisitorisch an-mutende Verhöre und sprachliche Florettgefechte er-leiden, führen zur einzigen plausiblen Erklärung: „DieHölle, das sind die anderen!“

Mit hohem Engagement, Witz und Charme beein-druckten die jungen Darsteller sowohl schau -spielerisch als auch sprachlich und wurden zurechtvom Publikum mit standing ovations honoriert. Auf-grund der großen Resonanz ergaben sich weitere Auf-führungen von „Huis Clos“ beim Trierer Studenten-Theaterfestival „Klarkommen 2009“ und am Hum-boldt-Gymnasium Trier, deren gesamte Einnahmendem Exkursionsvorhaben der Trierer Romanistik imSommersemester 2010 zum „Festival d'Avignon“,eines der weltweit größten Theaterfestivals, zugutekommen. Der Romanstik gilt auch ein besondererDank für ihre enthusiastische Unterstützung und weiter hin zugesicherte Kooperation mit der Theater-gruppe. Anne Chapat

Das Ensemble PhUNIx brachte „Huis Clos – Geschlossene Gesellschaft“ vonJean-Paul Sartre auf die Hörsaal-Bühne.

wort standen hier Dr. habil. Jörn-Carsten Gottwald, Dr.Jens Rosenbaum und Prof. Dr. Siegmar Schmitt. Inter-essierte Nachfragen riefen auch die Beiträge des zweitenPanels zu den „Lehren aus dem gescheiterten Klimagipfelvon Kopenhagen“ hervor, das von M. A. Christine Wetzel

moderiert wurde. Rede und Antwort standen hier Dipl.-Pol. Severin Fischer, M. A. Björn Conrad und Prof. Dr.Sebastian Harnisch.

Cornelia Frank/Antonia Reglin

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Universität Trier

Szenen eines Schlussverkaufs? Wie an Wühltischenwuseln Menschen um die Auslagen herum, prüfen dieWare mit kritischem Blick, legen sie wieder zurück

oder klemmen sie unter die Arme. Die Waren, die an diesemNovembertag in den Räumen der Europäischen Kunstaka-demie ausliegen, sind keine preisreduzierten Pullover oderSocken, sondern Kunstwerke. 138 an der Zahl. Innerhalbweniger Stunden haben die Exponate – bis auf wenige un-vermittelbare – neue Besitzer auf Zeit gefunden.

Die Initiatoren des Projekts hatten in Medien Bürgerund Schulen dazu aufgerufen, sich ein Kunstwerk aus-zuleihen. Die Resonanz war so groß, dass sich die Kul-turinteressierten die Exponate beinahe aus den Händen rissen.

Auswählen, ausleihen, ausstellen – diese Trias war derAusgangspunkt des künstlerischen Konzepts, wonach die

neue räumliche Umgebung Wirkung und Aussage derWerke verändert. Außerdem wollten die Initiatoren, umnicht nur kunstinteressierte Trierer Erwachsene zu erreichen,durch die Einbeziehung von Schulen eine weitere Ziel-gruppe, die der Schüler, ansprechen.

Die „Aussteller auf Zeit“ unterzeichneten Leihverträgeund erhielten in den folgenden Wochen Besuch von Künst-ler und Kunstprofessor Wolfgang Nestler und einem Team.Nestler oder der Fotograf des Fachs Kunstgeschichte, An-dreas Thull, fotografierten die Kunstwerke in den Wohnun-gen und führten mit den Ausstellern Interviews. Schulklas-sen setzten sich mit den Exponaten auf ganz unterschiedli-che Art und Weise auseinander. Einige ließen sich zu eige-nen künstlerischen Versuchen inspirieren, andere interpre-tierten sie im Unterricht oder schrieben Assoziationen aufZettel.

Die Galerie im Wohnzimmer Auswählen, ausleihen, ausstellen: Kunstprojekt „100 Bilder für Trier“ fand große Resonanz

Das Wohnzimmer wird zur Galerie, das Homeoffice zum Museum, die Küche zum Ausstellungsraum: Es war ein ungewöhnliches Konzept, das der Künstler WolfgangNestler, die Graphische Sammlung des Fachs Kunstgeschichte der Universität Trier unddie Europäische Kunstakademie gemeinsam entwickelten. „Kunst muss in den privaten Raum, um etwas zu bewirken“, sagt Nestler und setzte sein Credo in demProjekt „100 Bilder für Trier“ um. Die Idee: Bürger integrieren Kunstwerke, die ihnen für eine gewisse Zeit zur Verfügung gestellt werden, an einem beliebigen Platz in ihreWohnung. Die Ergebnisse: künstlerische Interaktionen, eine voluminöse und phantasievolle Ausstellung, ein künstlerisch-dokumentarischer Katalog, ein begleiten-der Film, kostbare Erfahrungen für die Studierenden und lebhafte Auseinander-setzungen der „Privat-Aussteller“ mit Kunst im Allgemeinen und den von ihnen ausgewählten Exponaten im Speziellen.

Viele Besucher der Ausstellung in der Kunsthalle der Europäischen Kunstakademie erlebten ihre Wohnräume aus einer neuen Per-spektive. Den in den Privatgemächern ausgestellten und nun an der Wand installierten Kunstwerken wurden die an Stahlseilenaufgehängten Fotos gegenübergestellt.

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Aus Fächern und Fachbereichen

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Universität Trier

Die bei den Besuchen aufgenommenen Fotos wurdenin einer Ausstellung unter dem Titel „Heilige Hallen – 100Bilder für Trier“ in der Kunsthalle der Europäischen Kunst-akademie unter Leitung von Dr. Gabriele Lohberg ausge-stellt. „Dieses Projekt hat niemanden kalt gelassen. EinigeAussteller waren froh, das Kunstwerk wieder aus der Woh-nung heraus zu haben. Andere hätten es am liebs ten nichtmehr zurückgegeben und gerne gekauft“, erinnert sich Dr.Stephan Brakensiek, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kus tos der Graphischen Sammlung des Fachs Kunstge-schichte der Universität Trier, an Reaktionen nach dem Endeder Ausleihfrist. Intensiv verlief auch die Auseinanderset-zung der Ausstellungsbesucher mit den auf Wäscheleinen-ähnlichen Stahlseilen präsentierten Fotos aus den Privat-räumen. „Es gab hier und da Irritationen, weil zunächst nichtsämtliche Fotos ausgestellt waren. Zusammengefasst über-wog die Begeisterung für das künstlerische Ergebnis, dasin keiner Weise voyeuristisch war, obwohl Einblicke in in-time Räume gewährt wurden“, so Brakensiek.

Positive Effekte erfuhren nicht zuletzt die Studierenden,die das Projekt im Rahmen eines Seminars von der Planungbis zur Finissage mit entwickelten und durchführten. „Siehaben einen hohen Input beigesteuert und hatten einen gro-ßen Lerneffekt, speziell auch deshalb, weil sie sich miteinem lebenden Künstler auseinandersetzen mussten, derseine eigenen Vorstellungen hat“, würdigte Brakensiek dasProjekt als klassisches Win-Win-Resultat. Die intensive Ein-bindung der Studierenden während ihres Studiums in ein

Kunstprojekt dieser Art von Anfang bis Ende ist im Ver-gleich zu anderen Hochschulen ein Alleinstellungsmerkmalder Kunstgeschichte an der Universität Trier. „Die Studie-renden haben sehr viel Arbeit investiert und große Be geis -terung gezeigt“, lobte Brakensiek das Team.

Die Finissage gestalteten Dichter und Hölderlin-Preis-träger Johannes Kühn und dessen Mentor, der GermanistBenno Rech, mit. Beide lasen aus Kühns Werken – in Hoch-deutsch wie in Moselfränkisch. Die Aussteller der Kunst-Leihgaben konnten die in ihren Wohnungen aufgenomme-nen Fotos kaufen. Dank der Nikolaus-Koch-Stiftung wur-den die Schulen ebenfalls mit den Aufnahmen bedacht.„Das Projekt bleibt damit dauerhaft in Trier“, so Brakensiek.Einen Gesamtüberblick bietet der ansprechend gestalteteKatalog, der weit mehr zu bieten hat als 100 Fotos über „100Bilder für Trier“. Peter Kuntz

In dessen Atelier in Monschau trafen Dr. Stephan Brakensiek (links) und dieStudierenden gemeinsam mit Künstler Wolfgang Nestler Vorbereitungen.

Der saarländische Schriftsteller und Hölderlin-Preis-träger Johannes Kühn (links) las zur Finissage mit sei-nem Förderer Benno Rech aus seinen Werken.

Um wichtige Erfah-rungen reicher: DieStudierenden inve-stierten viel Zeitund Engagement indas Kunstprojekt„100 Bilder“.

Stephan Brakensiek, Gabriele Lohberg (Hrsg.): Wolf-gang Nestler: „Heilige Hallen – 100 Bilder für Trier“.Trier 2010.

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Aus Instituten und Forschungseinrichtungen

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Universität Trier

Farbenfrohes Rendezvous mit dem FrühlingDozenten und Studierende der Partneruniversität Xiamen

Zum „Rendezvous mit dem Frühling“ hatten sich chinesische Studenten sowie Dozenten der Trierer Partneruniversität Xiamen mit ihren deutschen Gastgebern in der TuFa verabredet. Es wurde weit mehr als das. Die beeindruckenden Vorführungenchinesischer Musik, Tanz, Malerei und Sport ließen die Besucher in ein heftigesTechtelmechtel mit chinesischer Kunst und Kultur schlittern.

Das Frühlingsfest läutet in der chinesischen Tradi-tion das neue Jahr ein. 2010 wird es im Zeichendes Tigers stehen. So kraftvoll, aber auch

geschmeidig und elegant wie das Raubtier bewegten sichdie Tänzer verschiedener Gruppen über die Bühne derTuFa. Ob mit folkloris tischen oder sportlichen Akzenten– die Choreografie war stets lebendig und ausdrucksstark.Und die bunten Kostüme setzten die optischen Zugaben.

Die Musik nahm breiten Raum ein in den gutzweistündigen Aufführungen der Studenten aus Fernost.Als Gastgeschenk an die vielen deutschen Zuhörer misch ten die Musiker die Exotik ihrer Instrumente wiePipa, Hackbrett, Erhu oder Bambusflöte mit vertrautenWerken europäischer Komponisten. Allzu vertraut wardem Publikum „Stille Nacht, heilige Nacht“. Auf einemchinesi schen Hackbrett hatte gewiss noch kein Zuhörerdas Lied gehört – schon gar nicht zwei Monate nach Weih nachten. Als Gesangsduo brillierten Prof. TuenWingshun von der Universität Xiamen und die Sinolo-gie-Studentin an der Trierer Uni, Elisa Limbacher, mitJohannes Brahms’ Wiegenlied „Guten Abend, guteNacht“. Einer der Höhepunkte des Abends: Kunst-Pro-fessor Bi Shiming malte während eines Tanzes einGemälde mit einem traditionellen chinesischen Motiv.

Mit Bewunderung und anhaltendem Applaus be-dankte sich das Publikum bei den Aufführenden für denimposanten Streifzug durch die chinesische Kultur. Dendeutschen Winter, der sich draußen mit bitterkalten Tem-peraturen zurückgemeldet hatte, verwandelten die chi-nesischen Künstler in der TuFa in ein mildes Früh-lingserwachen. Als Gastgeschenk durfte Universitäts -präsident Prof. Peter Schwenkmezger ein Gemälde vonProfessor Bi Shiming aus der Hand der Vizepräsidentin

der Xiamener Partneruniversität, Professorin ChenLiwen, in Empfang nehmen. Seit der Gründung des Kon-fuzius-Instituts an der Universität Trier unter Leitung vonProfessor Yong Liang, das den Abend organisierte, seieneine ganze Reihe von Veranstaltungen durchgeführt wor-den, die dazu beitragen, die Freundschaft zwischen denbeiden Hochschulen zu fördern. „Ich bin überzeugt, dassdie Kooperation große Erfolge erzielen wird“, so Liwen.

Peter Kuntz

Kunst-Professor Bi Shiming ließ sich während eines Tanzes zu diesem Ge-mälde inspirieren, das er innerhalb weniger Minuten malte.

Fotos: Peter Kuntz

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Aus Instituten und Forschungseinrichtungen

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Universität Trier

Cusanus-Institut verliert sein „Gedächtnis“ Dr. Alfred Kaiser verließ die Einrichtung nach beinahe 30 Jahren

Im Rahmen einer Feier des Instituts für Cusanus-Forschung wurde Dr. Alfred Kaiser,bisher wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts, in den Ruhestand verabschiedet. An der Feier nahmen außer den Mitarbeitern des Instituts auch der Präsident der Universität Trier, Prof. Dr. Peter Schwenkmezger, der erste Vorsitzende der Cusanus-Gesellschaft, Dr. Christoph Böhr, und sein Stellvertreter Prof. Dr. Wolfgang Lentzen-Deis teil.

Der Direktor des Instituts, Prof. Dr. Walter AndreasEuler, würdigte die großen Verdienste von AlfredKaiser, der die Stelle seit dem 1. April 1981 in-

nehatte. Im Rahmen der Institutsarbeit habe er sichvornehmlich um die zahlreichen Publikationen des Insti-tuts gekümmert, deren vorbildliche Gestaltung und Auf-bereitung ihm immer ein besonderes Anliegen war. Her-vorzuheben sei das Engagement von Alfred Kaiser fürdas jüngste Publikationsprojekt des Instituts: das „Cu-sanus-Jahrbuch“, dessen Konzeption und Drucklegungzeitlich mit seiner Erkrankung zusammenfiel. Der Direk-tor betonte außerdem, dass ihn Alfred Kaiser in derLeitung des Instituts vielfältig beraten und loyal unter-stützt habe. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrungbildete er das „Gedächtnis“ des Instituts, das die Gegen-wart mit der Vergangenheit verbinde und so eine Konti-nuität ohne Brüche, ein Voranschreiten ohne Vergessenund Verdrängen ermögliche. Im Namen aller Mitarbeiterdes Instituts überreichte der Direktor ein Gemälde desInstitutsgebäudes an Alfred Kaiser zur Erinnerung anseine langjährige Arbeitsstätte. Auch Präsident PeterSchwenkmezger würdigte Kaisers Verdienste und hobdie Bedeutung des Instituts für Cusanus-Forschung fürdie Universität Trier hervor.

Dr. Niels Bohnert tritt die Nachfolge an

Zum 1. März hat Dr. Niels Bohnert als Nachfol-ger von Dr. Alfred Kaiser die Stelle des wissen-schaftlichen Mitarbeiters am Institut für Cusa-

nus-Forschung übernommen.Zuletzt war Niels Bohnert wissenschaftlicher Mit-

arbeiter der Hamburger Arbeitsstelle des Goethe-Wör-terbuchs (Akademie der Wissenschaften, Göttingen);zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Projekt „Cusanus-Portal“. Dr. Bohnert hat KlassischePhilologie und Germanistik in Trier, Freiburg/Breis-gau und Oxford studiert, die Schwerpunkte seines Stu-

diums waren philologische Texterschließung, histori-sche Sprachwissenschaft sowie die Untersuchunghandschriftlicher Überlieferung. Er promovierte alsSchüler von Prof. Dr. Kurt Gärtner an der UniversitätTrier über das Thema „Zur Textkritik von WilliramsKommentar des Hohen Liedes mit besonderer Be-rücksichtigung der Autorvarianten“ (Tübingen 2006).Niels Bohnert wird sich an den wissenschaftlichenProjekten des Instituts beteiligen und zugleich künftigdie Drucklegung der Publikationen des Instituts be-treuen.

Knapp 20 Jahre lang war Dr. Alfred Kaiser (Mitte) wissenschaftlicher Mitar-beiter des Cusanus-Instituts. Nun wurde er in den Ruhestand verabschiedet,unter anderem von Universitätspräsident Prof. Peter Schwenkmezger (links)und dem Direktor des Instituts, Prof. Andreas Euler.

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Universität Trier

Bedeutenden Kongress vorbereitetVorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychologie tagte in Trier

Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psy-chologie (DGPs) hat auf Einladung des Leibniz-Zentrums für Psychologische Information und

Dokumentation am 5. und 6. Februar an der UniversitätTrier seine reguläre Präsidiumssitzung durchgeführt.Die DGPs ist die wissenschaftliche Vereinigung der inForschung und Lehre tätigen Psychologen im deutsch-sprachigen Bereich. Zur zweitägigen Sitzung reistenneben der Präsidentin der DGPs, Prof. Dr. Ursula M.Staudinger (International Jacobs University Bremen),Prof. Dr. Peter Frensch (Humboldt-Universität Berlin),Prof. Dr. Reinhardt Pietrowsky (Universität Düsseldorf),Prof. Dr. Christoph Steinebach (Züricher Hochschulefür Angewandte Wissenschaften), Prof. Dr. Dirk Wen-tura (Universität des Saarlandes) und die wissenschaft-liche Referentin des Vorstandes, Dr. Maren Richter(Universität Göttingen), nach Trier. Der Direktor desZPID, Prof. Dr. Günter Krampen, freute sich insbeson-dere auch darüber, mit den Professoren Frensch, Stei-nebach und Wentura drei ehemalige Studenten und Ab-solventen des Faches Psychologie an der UniversitätTrier begrüßen zu können.

Im Vordergrund der Vorstandsberatungen standenunter anderem die Vorbereitungen des 47. Kongressesder Deutschen Gesellschaft für Psychologie, der im Sep-tember in Bremen stattfinden wird. Dieser Kongress istdie größte wissenschaftliche Veranstaltung der Psycho-logie im deutschsprachigen Bereich, wird auch in großerZahl von Kollegen aus anderen Ländern besucht undsteht mit seinem zweijährigen Rhythmus in einer nahezudurchgängigen Tradition seit 1904. Unter der Leitung des

Trierer Emeritus Prof. Dr. Leo Montada fand der 38. die-ser Kongresse 1992 an der Universität Trier statt.

Der Vorstand der DGPs nutzte zudem am Freitag-abend die Gelegenheit, sich über das Leibniz-Zentruman der Universität Trier (ZPID) und das Fach Psychologiein Trier zu informieren. An dem kollegialen Gesprächnahm neben Vertretern des Faches Psychologie (Prof.Baumann, Prof. Krampen, Dr. Naumann, Prof. Neumann)und dem stellvertretenden wissenschaftlichen Leiter desZPID, Priv.-Doz. Dr. Erich Weichselgartner, auch derPräsident der Universität Trier, Prof. Dr. Peter Schwenk-mezger (selbst Angehöriger des Faches Psychologie), teil.

Besprochen wurden neben einigen Forschungs-schwerpunkten der Trierer Psychologie und des For-schungsinstituts für Psychobiologie grundsätzliche Fra-gen der Gestaltung der (immer noch) neuen Bachelor-und Master-Studiengänge, der strukturierten Förderungvon Doktoranden in Graduierten-Zentren sowie der un-zureichenden Vergütungsmöglichkeiten für Doktoranden.Auf besonderes Interesse sind dabei das Modell und dieAngebote des Internationalen Graduiertenzentrums derUniversität Trier mit seinen vier fächerübergreifenden,gleichwohl in unterschiedlichen Wissenschaftstraditionenstehenden Sektionen gestoßen.

Ferner wurden ausführlich die Struktur und die wis-senschaftlichen Dienstleistungsangebote des Leibniz-Zentrums für Psychologische Information und Dokumen-tation (ZPID) besprochen. Die Gründung des ZPIDs imJahr 1971 geht auf die Initiative des damaligen Präsiden-ten der DGPs, Prof. Dr. C.F. Graumann (Universität Hei-delberg) und Prof. Dr. Günther Reinert, dem Gründungs-dekan des Fachbereichs I der Universität Trier, zurück.Im Vordergrund standen die wissenschaftlichen Dienst-leistungen des ZPID für die DGPs (wie der ZPID-Moni-tor zur Internationalisierung der psychologischen For-schung im deutschsprachigen Bereich und unterschied-liche elektronische Angebote im Internet; siehe hierzuwww.zpid.de sowie www.dgps.de) sowie einige neuereEntwicklungen. Dazu gehören die Archivierung psycho-logischer Forschungsdaten und die kostenfreie Bereit-stellung psychologischer Fachliteratur im Internet nachdem Open-Access-Modell. Sehr positiv bewertet wurdenauch die jüngsten Aktivitäten des ZPID zur Ausweitungseiner Arbeiten auf alle europäischen Länder, durch diedie internationale Sichtbarkeit psychologischer For-schungsergebnisse aus Europa optimiert werden soll.

Hintergrund:Zum ZPID – Leibniz-Institut:Das ZPID ist die zentrale Informationseinrichtung für die

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Universität Trier

Von links nach rechts: Prof. Pietrowsky (Düsseldorf ), Dr. Richter (Göttingen),Prof. Schwenkmezger (Präsident der Universität Trier), Prof. Staudinger (Prä-sidentin der DGPs, Bremen), Prof. Steinebach (Zürich), Prof. Frensch (Berlin),Prof. Krampen (Leibniz-Zentrum an der Universität Trier), Prof. Wentura (Saar-brücken) und auf dem Foto im Hintergrund an der Wand Prof. Günther Rei-nert (1928-1979; Gründungsprofessor der Psychologie und Gründungsdekandes Fachbereichs I an der Universität Trier 1970).

KontaktProf. Dr. Günter KrampenLeibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID)Universität Trier · 54286 TrierTel.: 0651/201-2967 oder 201-2910 E-Mail: [email protected].

Psychologie in den deutschsprachigen Ländern und seit1988 Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. In seinem Psy-chologie-Fachportal http://www.zpid.de bietet es wich-tige Dienstleistungen und Produkte für Forschung, Stu-dium, Praxis, Massenmedien, Politik und Öffentlichkeitan wie beispielsweise die Datenbank PSYNDEX zu psy-chologischen Fachpublikationen. Mit dem ZPID-Monitorwird jährlich die internationale Präsenz der Psychologieaus den deutschsprachigen Ländern evaluiert. Im Rah-men der Informations- und Dokumentationsforschungwerden Beiträge zu bibliometrischen Evaluationskriterienanhand von Publikations- und Zitationsanalysen geleistet.Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 86 außeruniversitäreForschungsinstitute und Infrastruktureinrichtungen fürdie Wissenschaft sowie drei assoziierte Mitglieder. DieInstitute beschäftigen mehr als 14 000 Mitarbeiter, siewerden gemeinsam von Bund und Ländern finanziert.Ihr Gesamtetat beträgt etwa 1,1 Milliarden Euro, wovonca. 230 Millionen Euro aus Drittmitteln stammen. Infor-mationen: www.leibniz-gemeinschaft.de

Foto: Nicola Baumann

Wie verbreitet ist sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen wirklich?Wie erkennt man ihn? Welche Folgen hat er für die Opfer über ihr ganzes Leben?Lassen sich diese Folgen mildern und kann man Missbrauch verhindern? Weshalbsind Täter zu Tätern geworden? Gibt es Möglichkeiten, sie wirksam zu behandeln?Das Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) an der Universität Trier hat dazu eine Datenbank mit wissenschaftlicher Literaturzusammengestellt.

Datenbank zu sexueller Gewalt ZPID hat Forschungsergebnisse unterschiedlicher Richtungen zusammengestellt

Über 1100 Fachpublikationen, die in der Psy-chologie-Datenbank PSYNDEX nachgewie-sen sind, beschäftigen sich mit diesen Fragen

aus psychologischer und auch aus pädagogischer, so-ziologischer, medizinischer und juristischer Sicht. Er-fahrungen aus der Praxis, theoretische Überlegungenund Ansätze der systematischen empirischen For-schung werden darin vorgestellt. Der „Datenbankaus-zug Sexueller Missbrauch“ gibt auf 38 Seiten einenEinblick in Themen und Ergebnisse dieser empiri-

schen Forschung zur Missbrauchsproblematik. Ersteht unter folgendem Link kostenlos zur Verfügung: http://www.zpid.de/pub/info/zpid_news_sexuelle-Gewalt.pdf. Ausführliche Informationen über die Da-tenbank PSYNDEX gibt es unter www.zpid.de.

Weitere Informationen: Jürgen Wiesenhütter, Diplom-Psychologe

Tel.0651/201-2866;E-Mail: [email protected] oder unter www.zpid.de.

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Universität Trier

Trierer Team akquiriert erfolgreich ein vom BMBF gefördertes ProjektBalance von Arbeiten, Lernen und Leben in der Wissensarbeit wird erforscht

Die Grenzen zwischen Arbeit und Leben verwischen zunehmend. Gerade in der Wissensarbeit treffen die Eckpunkte Arbeiten, Lernen und Leben besonders intensiv aufeinander. In diesem Kontext ist das neue BMBF-geförderte Forschungsvorhaben „Allwiss – Arbeiten, Leben, Lernen in derWissens arbeit“ angesiedelt, das Anfang Februar in Trier seine offizielle Auftaktveranstaltung hatte.

Ausgewählt wurde das Projekt nach einem mehr als neunMonate dauernden, mehrstufigen Verfahren aus rund 140Projektvorschlägen bundesweit im Rahmen der BMBF-

Bekanntmachung „Balance von Flexibilität und Stabilität in einersich wandelnden Arbeitswelt“. Der Forschungsverbund aus denWissenschaftlichen Projektpartnern Universität Trier, Inmit-In-stitut für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier und Hoch-schule RheinMain beschäftigt sich mit Fragen der Work-Learn-Life-Balance (WLLB) in der Wissensarbeit mit besonderem Fokusauf den IT-Bereich. Der Forschungsansatz ist umfassender als inbisher bekannten Arbeiten, da der Aspekt des betrieblichen undaußerbetrieblichen Lernens als weitere wesentliche Komponentein den Blick genommen wird. Ziel wird nicht in erster Linie dieTheoriebildung sein, sondern die wissenschaftlich begleitete Ver-änderung. Es sollen Initiativen und Maßnahmen in Gang gebrachtwerden, die Selbstveränderung auf persönlicher, sozialer und or-ganisationaler Ebene in den Unternehmen und bei ihren Mitar-beitern ermöglichen.

Wie gehen Wissensarbeiter in unterschiedlichen Lebenspha-sen und Situationen mit den gestiegenen Herausforderungen derVereinbarkeit von Arbeiten, Lernen und Leben um? Welche Fol-gen und Herausforderungen hat das für Unternehmen und Be-schäftigte in der Wissensarbeit bei hohem Innovations- und Wett-bewerbsdruck? Was sind Belastungen, was sind Ressourcen undHandlungsstrategien für mehr Balance und weniger Ballast immagischen Dreieck Arbeiten, Lernen, Leben? Wo gibt es Gestal-tungsspielräume für die Praxis? Wie lassen sich Modelle um ge-genseitigen Nutzen von Unternehmen und ihren Mitarbeitern par-tizipativ entwickeln und nachhaltig umsetzen? Diese Fragen undmehr untersucht das interdisziplinäre Allwiss-Projektteam mitWissenschaftlern der Universität Trier aus der Arbeits- und Or-ganisationspsychologie (Prof. Conny Antoni), der Betriebswirt -schaftslehre (Prof. Axel Haunschild) und der betrieblichen Päd-agogik (Prof. Rita Meyer), des Trierer Inmit-Ins tituts für Mittel-standsökonomie und der Hochschule RheinMain Wiesbaden.

In insgesamt sechs Unternehmen werden von der UniversitätTrier und dem Inmit-Institut in der ersten Projektphase qualitativeund quantitative Erhebungen zu verschiedenen Feldern der Work-Life-Learn-Balance durchgeführt. Basierend auf den Ergebnissendieser Unternehmensbefragungen sollen wichtige Handlungsfel-der für Bewältigungsstrategien identifiziert und Instrumente füreine verbesserte Balance von Arbeiten, Lernen und Leben für Un-

ternehmen und ihre Mitarbeiter entwickelt werden. In zwei derinsgesamt sechs am Projekt beteiligten Unternehmen werden dieentwickelten Instrumente für eine verbesserte Balance von Arbei-ten, Leben, Lernen pilothaft über rund zehn Monate in der Praxiseingesetzt. Die Beschäftigten der beiden rheinland-pfälzischenPraxispartner-Unternehmen aus der IT-Branche IT-Haus GmbH(Föhren) und Human Solutions GmbH (Kaiserlautern) erprobenin der betrieblichen Realität die entwickelten Interventionsmaß-nahmen und deren Nutzen. Begleitet und evaluiert wird der Er-probungsprozess bei den Unternehmen von Wissenschaftlern derUniversität Trier, des Inmit-Instituts und der Hochschule Rhein-Main.

Neben der Interdisziplinarität mit ihren unterschiedlichentheoretischen Zugängen und Sichtweisen setzt das Projekt Allwissauf ein klar handlungsorientiertes Forschungskonzept. Dement-sprechend ist das Vorhaben so konzipiert, dass über die wissen-schaftlichen Publikationen hinaus Maßnahmen und Materialienentwickelt werden, die zum Nutzen der Unternehmen und Be-schäftigten breite Anwendung für eine bessere Balance von Ar-beiten, Lernen und Leben finden sollen. Dazu wird es im Projekt-verlauf Handreichungen für die Unternehmen und eine so ge-nannte Allwiss-Toolbox geben, die neben einem Online-WLLB-Selbstcheck auch eine Allwiss-Scorecard zur Wirkungsmessungder Maßnahmen in den Unternehmen enthalten soll. Außerdemplanen die Projektverantwortlichen ein Coaching-Konzept, mitdem für die Unternehmen und ihre Beschäftigten Work-Learn-Life-Balance-Coaches ausgebildet werden sollen. Letzteres sollmaßgeblich von Projektpartnern der Universität Trier entwickeltwerden und ist gleichzeitig auch eines der Instrumente, die demTransfer der Projektergebnisse dienen werden.

Initiiert wurde die Projektzusammenarbeit vom Inmit-Institut,bei dem neben seiner Funktion als wissenschaftlicher Partner auchdie Gesamtkoordination des Vorhabens angesiedelt ist. Laufzeitdes Projektes ist bis Ende April 2013.

Kontakt für das Forschungsvorhaben Allwiss:Inmit-Institut für Mittelstandsökonomie

an der Universität TrierMartina Josten (Geschäftsführerin Inmit/

Verbundgesamtkoordination Allwiss)Max-Planck-Str. 22, 54296 Trier

www.allwiss.de

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Aus Instituten und Forschungseinrichtungen

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Universität Trier

Erster Visiting Fellow am HKFZBerliner Kulturwissenschaftler unterstützt das Zentrum bei der Profilierung

Zum Sommersemester 2010 kann das Historisch-KulturwissenschaftlicheForschungszentrum (HKFZ) Trier erstmalig einen Visiting Fellow begrüßen. Die offizielle Einführung findet am 21. April 2010 anlässlich des ersten Vortrags statt. Fürein Semester wird der international renommierte Kultur- und Raumwissenschaftler Prof. Dr. Stephan Günzel als Gastwissenschaftler die Forschungs- und Projektarbeitendes HKFZ wesentlich mitgestalten.

Prof. Dr. Stephan Günzel ist wissenschaftlicher Mit arbeiter am Institut für Künste und Medien derUniversität Potsdam und arbeitet im Rahmen des

DFG-Projekts „Zur Medialität des Computerspiels“ aneinem Forschungsprojekt zur Bildräumlichkeit von Com-puterspielen. Zugleich ist er Dozent im Studiengang Eu-ropäische Medienwissenschaften der Fachhochschuleund der Universität Potsdam. In den vergangenen Semes-tern war er Inhaber einer Gastprofessur für Kulturtheorieund Raumwissenschaft am Institut für Kulturwis-senschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, außerdemGastdozent am Institut für Medienwissenschaft der Uni-versität Basel.

Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereichder Kultur-, Medien- und Raumtheorie, ebenso der Äs-thetik, Philosophie, Begriffs- und Wissensgeschichte. Erist Mitherausgeber der für die wissenschaftliche Beschäf-tigung mit dem Thema „Raum“ einschlägigen Textsamm-lung „Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie undKulturwissenschaften“ (Suhrkamp 42008), ferner Autorund Herausgeber weiterer kulturwissenschaftlicher Stan-dardwerke.

Daneben ist Günzel ausgewiesener Experte für Com-puterspiele und Medienkunst und in diesem Zusammen-hang als wissenschaftlicher Gutachter wie aufschluss -reicher Interviewpartner gefragt. Gleichermaßen weisenihn zahllose Aufsätze, Handbuchartikel, Vorträge und Ver anstaltungsreihen als weit beachtete Kapazität seinesFaches aus.

Während seines Visiting Fellowships am HKFZ un-terstützt er das Zentrum bei der weiteren wis-senschaftlichen Profilierung und Theoriebildung undwirkt insbesondere an der Betreuung des wis-senschaftlichen Nachwuchses mit. Darüber hinaus wirder in einem umfänglichen Workshop, der sich primär andie Mitglieder des Forschungszentrums richtet, aber aucheinige Plätze für externe Gäste bereithält, in die Theorienund Methoden der kulturwissenschaftlichen Raum-analyse einführen. Zudem bereichern eine öffentlicheVortragsreihe sowie eine gemeinsam mit dem Postdoc-Stipendiaten des HKFZ, Dr. Lars Nowak, organisierte in-ternationale Tagung mit hochkarätigen Referenten denVeranstaltungskalender der Universität Trier.

Vortragsreihejeweils 18 Uhr c.t., Universität Trier, Raum C 921. April 2010 · Wissensformen und Raumgeschichte19. Mai 2010 · Kulturtheorie und Raumordnung16. Juni 2010 · Mediengeschichte und Raumanalyse

Workshop(begrenzte Teilnehmerzahl, Anmeldung erforderlich)22.04., 12–16 Uhr, Universität Trier, Raum DM 34323.04., 10–16 Uhr; Universität Trier, Raum DM 32/3529.04., 12–16 Uhr, Universität Trier, Raum DM 34330.04., 10–16 Uhr; Universität Trier, Raum DM 32/3522./23. April und 29./30. April: Theorien und Methoden der kulturwissenschaftlichen Raumanalyse

Tagung30. Juni bis 2. Juli 2010KartenWissen: Territoriale Räume zwischen Bild und Diagramm

Weitere Informationen bietet die Homepage des Zentrums:www.hkfz.uni-trier.de

Ein ausführ li -cher Programmflyerliegt ab April an derUniversität aus. DasHKFZ plant, dieEinrichtung seinesVisiting Fellowshipzu verstetigen, so-dass auch im folgen-den Wintersemestermit einem interes-santen Gast aus demBereich der Kultur-wissenschaften zurechnen ist.

Prof. Stephan Günzel wird erster Visiting Fellow amHistorisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszen-trum.

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Luxemburg – ein prosperierendes Mosaik aus NationalitätenForschungskonsortium untersucht Lebensverhältnisse in der Stadt

Im Auftrag der Stadt Luxemburg hat ein interregionales Forschungskonsortium – das Institut für Regionale Sozialforschung (FOREG: Dr. Manfred Schenk), das Centred’Etudes de Populations, de Pauvreté et de Politiques Socio-Economiques (CEPS:Patrick Bousch) und die Universität Trier (FB IV – Abt. Soziologie: PD Dr. Waldemar Vo-gelgesang, Dipl.-Soz. Philipp Lorig) – die Lebensverhältnisse und Lebensqualität in derStadt Luxemburg untersucht.

Lebensqualität in der Stadt Luxemburg

Die Stadt Luxemburg nimmt im Vergleich zu anderen eu-ropäischen Städten ähnlicher Größe in vielerlei Hinsichteine besondere Stellung ein. Wirtschaftlich, politisch undkulturell ist sie nach dem Zweiten Weltkrieg – und ver-

stärkt in der jüngeren Vergangenheit – zu einer interna-tionalen Plattform und Drehscheibe geworden, verbun-den mit einem stetigen volkswirtschaftlichen Auf-schwung und einer beträchtlichen Zunahme der Wohn-bevölkerung. Sie ist eine Stadt voller Dynamik und Mo-bilität, aber auch von sozialer Diversität und ethnischerPluralität – urbanen Strukturmerkmalen und Entwicklun-gen, die die Stadtplanung vor große Herausforderungenstellen. Denn wenn die in der European Smart Cities-Studie (2007) erzielte Spitzenposition erhalten, d. h. dieAttraktivität der Stadt für die heutige und künftige Wohn-bevölkerung garantiert werden soll, dann setzt dies vo-raus, dass den Bedürfnissen der unterschiedlichenBevölkerungsgruppen in den verschiedenen Lebensbe -rei chen (z.B. Wohnen, Beschäftigung, Freizeit, Verkehr,Kinderbetreuung) angemessen Rechnung getragen wird.

Vor diesem Hintergrund hat die Stadt Luxemburg anein deutsch-luxemburgisches Forschungskonsortium eineStudie vergeben, die Aufschluss darüber geben soll, wiesich die Wachstumsdynamik, Mobilität und ethnisch-kul-turelle Vielfalt der Landeshauptstadt auf die Lebensqual-ität der hier wohnenden Menschen auswirkt und wie siedie Stärken und Schwächen „ihrer Stadt“ wahrnehmen.Die gewonnenen Erkenntnisse haben einerseits denCharakter eines Sozialreports, wie er in der Stadt-forschung eine lange Tradition hat. Zum anderen bildensie die Basis für einen Sozialplan, der für die Stadt Lux-emburg erstellt wird.

Adolphebrückeund die Stadtsparkasse.

Luxemburg: Nationales Sport-und KulturzentrumCoque.

Fotos: ONT

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Universität Trier

Methodisches Vorgehen und Datenbasis

Auch wenn Sozialreporte ein gängiges Mittel sind, dieLebenswelt und Lebensumstände ausgewählter Be -völkerungsgruppen im Stadtraum zu beschreiben, so sinddie den Berichten zugrunde liegenden Indikato ren kon -zepte auf die besonderen Belange der untersuchtenRäume und Regionen – hier die Stadt Luxemburg – anzu-passen. Ein Expertenhearing mit „städtischen Schlüs-selpersonen“ (Politikern, Wissenschaftlern, Behörden-leitern) hat mit Blick auf erwartete Entwicklungslinienund Zukunftsaufgaben eine Prioritätenliste von „städti -schen Schlüsselkategorien“ (Bevölkerungsstruktur, Woh -nen und Wohnumfeld, Mobilität und Migration, Ver -kehrssituation, soziale Infrastruktur, Familien, Erziehungund Betreuung, Lebenszufriedenheit) festgelegt, die einebesondere Gewichtung im Stadtreport erfahren haben.

Dazu wurde auf zwei empirische Quellen zurückge-griffen: 1.) Sekundärdaten vorhandener Sozialstatistiken(Sozialversicherungsdaten der Inspection Générale de laSécurité Sociale von 2007, Meldedaten der Ville de Lux-embourg von 2008, Volkszählungsdaten des Service cen-tral de la statistique et des études économiques von 2001)und 2.) Primärdaten aus einer repräsentativen Befragungder Stadtbewohner (Erhebungszeitraum: Juni/Juli 2008;

Stichprobengröße: n=2.010). Ein Datenset aus objektivenund subjektiven Faktoren bildete damit die Grundlagefür die Analyse und Einschätzung der individuellenLebenssituation, des sozialen Miteinanders und derstädtischen Infrastruktur. Aus der Fülle von Themen, dieEingang in die Stadt- und Lebensqualitätsanalyse gefun-

den haben, sind vier näher dargestellt: 1.)Bevölk er ungsentwicklung, 2.) Zuwanderungund Mobilität, 3.) Arbeitswelt und 4.) Lebens zufriedenheit.

Die Stadt Luxemburg: eine wachsende Metropole

Ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt,dass die Wohnbevölkerung der Stadt Luxem-burg steigt. Am 1. Juli 2008 lebten hier88 194 Einwohner. Betrachtet man denZeitraum von 1984 bis 2008, für den voll-ständiges und differenziertes Zahlenmaterialvorliegt, etwas genauer, dann wird deutlich,dass nach einer längeren Phase derBevölkerungskonstanz seit Mitte der 1990er-Jahre wieder eine kontinuierliche Zunahmeder Stadtgröße zu beobachten ist. So ist dieEinwohnerzahl in den letzten zehn Jahren umrund 13 Prozent gestiegen – eine Größenord-nung, die kaum eine andere europäischeStadt zu verzeichnen hat. Die Bevölkerungs-dichte der Stadt beträgt derzeit 1600 Ein-wohner pro Quadratkilometer. Damit liegtsie weit über dem Landesdurchschnitt undsteht nach Esch/Alzette an zweiter Stelle deram dichtesten besiedelten Gemeinden desLandes.

Abb. 1: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Luxemburg(Quelle: Einwohnermeldeamt der Stadt Luxemburg 2008)

Banque du Luxembourg.

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Eng zusammenhängend mit dem Wachstum der Stadtund damit einhergehenden städtebaulichen und sozial -planerischen Implikationen ist die Frage, welche Größedie Stadt Luxemburg in den nächsten Jahrzehnten habenwird. Um auf zukünftige Bevölkerungsentwicklungenadäquat reagieren zu können, wurden von mehreren Insti-tutionen Bevölkerungsprognosen durchgeführt. So gehtdas für den Bebauungsplan der Stadt zuständige Bureaud’Études en Aménagement du Territoire et Urbanisme(2008) davon aus, dass sich die Bevölkerungszahl derStadt bis zum Jahre 2020 auf 130 000 Einwohner erhöhthaben wird. Dies bedeutet eine Zunahme der Bevölkerungvon über 30 Prozent in etwas mehr als einem Jahrzehnt.Für den Zeitraum nach 2020 ist ein weiteres starkesBevölkerungswachstum prognostiziert.

Im Integrativen Verkehrs- und Landesentwick-lungskonzept (2004), das vom Innenministerium in Auf-trag gegeben wurde, fällt die erwartete Zunahme der Stadt-

bevölkerung insgesamt etwas niedriger aus. Zudem wirdvon zwei möglichen Entwicklungsverläufen ausgegangen.Danach soll sich bis zum Jahr 2020 die Zahl der Bewohnerum 19 000 Personen erhöhen, wenn die Arbeitskräftehauptsächlich als Pendler in die Stadt kommen (Pendler-szenario) oder um 32 000 Personen durch Integration derausländischen Beschäftigten in die Wohnbevölkerung(Einwohnerszenario). Präferiert wird das Einwohner-szenario, um das Verkehrsaufkommen ein zudämmen undum den Zusammenhalt unter den Stadtbewohnern zufördern.

Wachstum durch Zuwanderung: die Stadt als Vielvölkermosaik

Der wichtigste demographische Reproduktionsfaktor fürden Bevölkerungszuwachs der Stadt ist die hohe Zuwan-derungsrate von ausländischen Arbeitsmigranten – unddies seit über 100 Jahren. Ende des 19. Jahrhunderts undverstärkt in den 1920er- und 1930er-Jahren kommen ital-ienische Fremdarbeiter, mit der zweiten Immigra-tionswelle in 1960er- und 1970er-Jahren vornehmlich Por-tugiesen und seit den 1980er-Jahren bis in die Gegenwartvor allem Personen aus dem Gesamtspektrum der EU-Staaten und vermehrt auch aus den Krisengebieten desBalkans, Afrikas und dem arabischen Raum.

Betrachtet man speziell die letzten beiden Jahrzehnte,fallen zwei markante Entwicklungen auf: Zum einen ver-laufen in der letzten Dekade die Bevölkerungs- und Mi-grationskurven fast parallel, d. h. Wanderungen aus demAusland können als ‚der‘ entscheidende Bevölker -ungswachstumsfaktor der Stadt Luxemburg angesehenwerden. Zum anderen leben seit 1996 mehr Nicht-Lux-emburger in der Landeshauptstadt als Luxemburger – eineAbb. 2: Allgemeine Lebenszufriedenheit der Stadtbewohner

Luxemburg Grundund Alzette.

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Entwicklung, die sich bis in die Gegenwart fortgesetzt hat.Zum Untersuchungszeitpunkt im Juli 2008 betrug der An-teil fremdländischer Stadtbewohner 64,4 Prozent und liegtdamit deutlich über dem Landesdurchschnitt von 42,5Prozent. Die zehn häufigsten Fremdnationalitäten in derStadt sind: 1.) Portugiesen (16,7%), 2.) Franzosen(12,1%), 3.) Italiener (6,5%), 4.) Belgier (4,1%), 5.)Deutsche (3,6%), 6.) Briten (2,0%), 7.) Spanier (1,8%),8.) Sudanesen (1,1%), 9.) Montenegriner (1,1%) und 10.)Capverdier (0,9%).

Mit einem fremdländischen Bevölkerungsanteil vonfast zwei Dritteln zählt die Stadt Luxemburg damit zu denkulturell und ethnisch gemischtesten urbanen Räumen inEuropa. Wie diese Vielvölkersituation von den Stadtbe-wohner gesehen und bewertet – und letztlich gelebt – wird,ist unter sozial-integrativen Gesichtspunkten von außeror-dentlicher Bedeutung. Aus der Perspektive der Befragtenlassen sich drei unterschiedliche ‚Beurteilungsdimensio-nen‘ erkennen:● Die Befragten wissen, dass in der Stadt Luxemburg

mehrheitlich Ausländer leben. Sie sind zu einem inte-gralen Teil der Wohnbevölkerung geworden, sodass sichdie meisten die Stadt Luxemburg ohne Ausländer nichtmehr vorstellen könnten (Wahrnehmungsdimension).

● Die Vielfalt der ethnischen Gruppierungen – 2008lebten Menschen aus über 150 Nationen in der Stadt –und die damit verbundenen Unterschiede in derLebensweise und Weltanschauung werden als Berei -cherung wahrgenommen (Wertschätzungsdimension).

● Die ethnische und kulturelle Heterogenität der Stadt er-scheint den Bewohnern wie ein Mosaik aus vielenkleinen Welten, die nebeneinander koexistieren und ihreeigene Kultur bewahren sollen (Diversitätsdimension).

Die Stadt als nachhaltiger „Job-Motor“

Betrachtet man die Stadt Luxemburg stärker unter beru-flichen und ökonomischen Gesichtspunkten, dann wirdverständlich, warum für die Landeshauptstadt eine so dy-namische Bevölkerungsentwicklung zu konstatieren ist –und verstärkt für die nähere Zukunft erwartet wird. Dennder forcierte ökonomische Aufschwung, den die Stadt imVerbund mit dem gesamten Land nach dem ZweitenWeltkrieg genommen hat, macht sie zu einer der führendeneuropäischen Wirtschafts-, Verwaltungs- und Politik-metropolen. Internationale Konzerne und Groß banken sindheute hier genauso allgegenwärtig wie eine Vielzahl eu-ropäischer Institutionen (u. a. das Sekretariat des EU-Par-laments, Teile der EU-Kommission, der EuropäischeGerichtshof, der Europäische Rechnungshof, das Statis-tische Amt der EU/Eurostat). Zudem ist die Stadtregelmäßig für drei Monate im Jahr Schauplatz sämtlicherSitzungen des Ministerrates und damit nach Brüsselgewissermaßen die ‚Reservehauptstadt‘ der EU.

Durch die wirtschaftliche Prosperität und Zentral-isierung europäischer Einrichtungen nimmt jedes Jahr dieZahl der Arbeitsplätze um mehr als drei Prozent zu. AlsJob-Motor übt die Stadt eine große Anziehungskraft auf

unterschiedliche Beschäftigungsgruppen aus, die sich je-doch in wachsender Zahl aus Nicht-Luxemburgern rekru-tieren. Ob es sich dabei um dauerhaft hier lebende Ar-beitsmigranten, periodisch in der Stadt ihren Dienst ver-richtende EU-Beamte oder den hohen Anteil von Tages -pendlern aus den angrenzenden Nachbarländern handelt,der Arbeitsalltag in der Landeshauptstadt ist durch Formenarbeitsmigratorischer Außenwanderung bestimmt mit derKonsequenz, dass während der Bürostunden der Anteil derLuxemburger wahrscheinlich auf unter 20 Prozent sinkt.

Aufs Ganze gesehen lässt die Analyse der Arbeitsweltin der Landeshauptstadt folgende – positive und negative– Strukturmerkmale erkennen:● Die Erwerbsstruktur in modernen Großstädten wie

Luxemburg ist bestimmt durch eine Verschiebung derBerufssektoren hin zum tertiären Sektor des Handels,der Verwaltung und der finanziellen und un-ternehmensbezogenen Dienstleistungen.

● Die prosperierende wirtschaftliche Entwicklung derLandeshauptstadt – wie im Übrigen des gesamtenGroßherzogtums – wird ganz wesentlich getragen vonArbeitskräften aus dem Ausland und von Berufs -pendlern.

Casamattes duBock.

Luxemburger Stadtpanorama.

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● In den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl der Pendleraus den Grenzregionen von Frankreich, Belgien undDeutschland mehr als verzehnfacht. Derzeit beträgtdas tägliche Pendleraufkommen fast 50 000 undmacht durch den damit einhergehenden Individu-alverkehr Luxemburg zu einer „Autostadt“.

● Der Arbeitsmarkt ist durch starke Segmentierungs -prozesse in Abhängigkeit von der Nationalität derBeschäftigten gekennzeichnet. So werden Tätigkeits-bereiche in der Verwaltung von Luxemburgern do-miniert, während höher qualifizierte Personen aus denEU-Staaten vor allem in den finanz- und un-ternehmensbezogenen Dienstleistungsbranchen ar-beiten und einfache Arbeiten ohne höhere Quali-fizierung vornehmlich von Por-tugiesen und Personen aus den Nicht-EU-Ländern ausgeführt werden.

● Die positionalen und einkommensbe-zogenen Ungleichheiten in der Berufs -welt verursachen ein ausgeprägtessozioökonomisches Gefälle in derStadt. Besonders markant zeigt sichdies beim Verdienst. So beträgt etwadas Durchschnittseinkommen derPortugiesen ungefähr die Hälfte desDurchschnittseinkommens der lux-emburgischen Männer.

● Innerhalb der einzelnen Stadtviertelbestehen berufsgruppenspezifischeKonzentrationen und Entmischungs-tendenzen. Nachweisbar ist eine zunehmende räum-liche Aufspaltung in Arbeiter-, Angestellten- undBeamtenviertel, wobei innerhalb der einzelnen Vier-tel weitere kleinräumige Verdichtungen (auf derEbene von Wohnblöcken) zu beobachten sind.

Fazit: Bienvenue à Luxembourg – eine prosperierende Stadt mit hoher Lebens-qualität und guten Verdienstmöglichkeiten

Auch wenn das Wohnen in der Stadt Luxemburg miteinem hohen finanziellen Aufwand verbunden ist, werhier lebt, der tut dies gern – Verbesserungswünsche iminfrastrukturellen Bereich (Betreuung, Verkehr, Konsum)mit eingeschlossen. Neben dem mondänen und weltof-fenen Charakter spielen auch „lokale Wohlfühlfaktoren“wie intakte Nachbarschaftsverhältnisse und eine starkeQuartiersbindung eine wichtige Rolle, damit man sich inseinem Wohnviertel heimisch fühlt (comme chez soi).Entsprechend hoch ist die von den Stadtbewohnerngeäußerte Lebenszufriedenheit.

Im Blick auf andere Städtestudien in Europa kanndie Stadt Luxemburg angesichts dieses Bürgervotumsdurchaus als „Zufriedenheitsmetropole“ bezeichnet wer-den, die eine hohe Lebensqualität besitzt. Dass in diesepositive Bewertung der Stadt ganz wesentlich auch dieVerdienstmöglichkeiten mit einfließen, liegt auf der

Hand. Allerdings zählt die Frage nach dem Einkommenin der Sozialforschung zu den sensiblen Themenbe -reichen. Um die Antwortbereitschaft zu erhöhen, wurdenklassierte Einkommensvorgaben gemacht, denen sich dieBefragten zuordnen konnten. Diese Fragetechnik wurdevon den Teilnehmer „an dem Bürgersurvey als nicht“ ‚zupersönlich‘ empfunden. Entsprechend hoch war dieAuskunftbereitschaft, denn weniger als 15 Prozent derInterviewten hat die folgende Frage nicht beantwortet:„Wie hoch ist in etwa das durchschnittliche monatlicheHaushalts-Netto-Einkommen?“

Eingeteilt in sechs Einkommensklassen ergibt sichfür die Bewohner der Stadt Luxemburg folgenderEinkommensspiegel:

Nur ein geringer Teil der Befragten (5,1%) gibt an, imMonat weniger als 1500 Euro Haushaltseinkommen(netto) zur Verfügung zu haben. Etwas mehr als einViertel (28,7%) kann monatlich auf einen Betrag zwis-chen 1500 und 3000 Euro in der Haushaltskassezurückgreifen. Rund 45 Prozent verfügen im Monatüber 3000 bis 6000 Euro und 20,4 Prozent über einenoch größere Summe. Zu berücksichtigen ist dabei,dass über die Hälfte der Interviewten (53,4%) angeben,Doppelverdiener zu sein. Mit einem durchschnittlichenNettohaushaltseinkommen von 4300 Euro bietet dieStadt Luxemburg im europäischen Vergleich sehr guteVerdienstmöglichkeiten. Auch die Bezeichnung„Einkommensmetropole“ ist deshalb durchaus gerecht-fertigt.

Was Jürgen Stoldt kurz und prägnant für das Landfeststellt, so ist abschließend festzuhalten, gilt für dieLandeshauptstadt in vergleichbarer Weise: „Luxemburgstellt ohne Zweifel das Land Europas dar, das mit Irlandam spektakulärsten von der Globalisierung und dem Li -beralismusschub der vergangenen 20 Jahre profitiert hat.Sein Wirtschaftswachstum lag im vergangenen Jahrzehntbei durchschnittlich 5,4 Prozent, und mit einem BIP von65 900 US-Dollar pro Kopf und pro Jahr (2005) steht dasboomende Großherzogtum an der Spitze der entwickeltenWelt.“

Dipl.-Soz. Philipp Lorig, PD Dr. Waldemar Vogelgesang

Abb. 3: Durchschnittliches monatliches Nettoeinkommen

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Universität Trier

Prof. Dr. Angelika Braun beschäftigte sich in ihrer An-trittsvorlesung mit der Phonetik der hawaiianischenSprache. Zunächst gab sie einen Überblick über die

Siedlungs- und Sprachgeschichte der Hawaii-Inseln. ImVordergrund stand dabei die Rekonstruktion des histori-schen Lautstandes aus den Wortlisten der frühen europäi-schen Entdecker mit Hilfe der Methoden moderner Phone-tik. Anschließend verglich sie das Lautsystem des Hawaiia-nischen mit dem des Deutschen und Englischen. Währenddas Konsonantensystem mit nur acht Phonemen und dasVokalsystem mit fünf Qualitäten so begrenzt ist, dass vonwestlichen Forschern die Besorgnis geäußert wurde, die ge-ringe Zahl der Laute reiche möglicherweise für eine vollausgebaute Kommunikation nicht aus, erweist sich das Sys tem der Diphthonge als äußerst komplex. Sowohl zuVokalen als auch zu ausgewählten Konsonanten stellte dieAutorin beispielhaft instrumentalphonetische Analysen vor,aus denen hervorging, dass sich selbst Laute wie /k/ oder/h/, die man aus dem Deutschen oder Englischen zu kennenglaubt, im Hawaiianischen sowohl hinsichtlich ihrer Arti-

kulation als auch akustisch von denen der anderen beidenSprachen unterscheiden. Im letzten Teil des Vortrags wurdedie Entlehnung vor allem englischer Wörter behandelt, diegewissen Regularitäten folgt. Hier kam dann auch das Bierzu seinem Recht, das im Hawaiianischen zu pia wird.

Antrittsvorlesung

Warum es auf Hawaii kein Bier gibtProf. Angelika Brauns Antrittsvorlesung über phonetische Phänomene

Nach der Vorlesungdurfte Prof. Ange-lika Braun aus denHänden der Deka-nin Prof. HilariaGössmann und Prä-sident Prof. PeterSchwenkmezger ei -nen Blumenstraußentgegennehmen. Foto: Peter Kuntz

Antrittsvorlesung

Menschenwürde-Begriff nicht bestimmtProf. Kelker: „Strafrecht sollte nur echte Freiheitsverletzungen sanktionieren“

Mit „Grundfragen eines Zusammenhangs zwi-schen Menschenwürde und Strafrecht“setzte sich Prof. Dr. Brigitte Kelker in ihrer

Antrittsvorlesung an der Universität Trier auseinander.Das Grundgesetz beginnt in Art. 1 Abs. 1 mit der fun-damentalen Feststellung: „Die Würde des Menschenist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen, ist Auf-gabe jeglicher staatlichen Gewalt.“ Einer Betrachtungder historischen Entwicklung des Begriffs Menschen-würde folgten Ausführungen über die originäre Be-deutung der Menschenwürde im Strafrecht.

Ein Blick in Strafrechtslehrbücher und -kommen-tare vermittele den Eindruck, dass die Menschen-würde im Strafrecht keine große Rolle spiele. In vie-len, auch aktuellen Diskussionen sei die Menschen-würde aber ein zentraler Bezugspunkt. Ein Grund fürdieses Phänomen: In Grundfragen des Strafrechtswerde eher auf die Freiheit des Subjekts denn auf dieMenschenwürde Bezug genommen. Nach ImmanuelKants und rechtsphilosophischen Auffassungen ist die„Autonomie des Subjekts“ Grundlage der Würde. Bisin die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtshinein werde die menschliche Würde mit der Auto-nomie in einen engen Zusammenhang gebracht. Men-

schenwürde könne jedoch im Strafrecht kein aner-kanntes Rechtsgut sein, weil jegliche Verletzung derMenschenwürde immer strafrechtlich zu ahnden sei.

Es fehle eine begriffliche Bestimmung der Men-schenwürde, was im Ergebnis dazu führe, dass sichVertreter gegensätzlicher Positionen gleichermaßenauf Menschenwürde beziehen. Prof. Kelker kommtzu dem Schluss, dass sich das Strafrecht an einer Be-stimmung des Prinzips der Menschenwürde beteiligensollte. „Denn auch im Strafrecht ist die Ausgestaltungdes Rechts letztlich Konsequenz des dem Recht zu-grundeliegenden Menschenbildes. Im Strafrecht wäreaber schon sehr viel gewonnen, wenn es endlich wie-der die Orientierung am Schutz des wechselseitigenVerhältnisses der Anerkennung der freien Subjekteernst nehmen würde und das Strafrecht sich in diesemSinne auch wieder in seinem Regelungsbereich aufdie Sanktionierung von echten Freiheitsverletzungenbeschränken würde. Ein solchermaßen freiheitlichfundiertes Strafrecht würde zugleich – ohne dass diesherausgekehrt werden müsste – auch der Wahrung derMenschenwürde in einem ganz zentralen Punkt die-nen.“ Foto: nächste Seite

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Forschung

68 Unijournal 1/2010

Universität Trier

Antrittsvorlesung

Willkommen in AbsurdistanProf. Dr. Mark A. Zöller: Neue Straftatbestände zur Bekämpfung des Terrorismus

Das deutsche Terrorismusstrafrecht befindet sichderzeit an einer entscheidenden Wegkreuzung.Ausgangspunkt und Initialzündung für die

gesellschaftliche Debatte über die richtigen Mittel undWege zur Bewältigung des Terrorismusphänomens wareninsbesondere die verheerenden Anschläge vom 11. Sep-tember 2001. Zur Bewältigung der mit dem modernenTerrorismus des 21. Jahrhunderts verbundenen Heraus-forderung sind alle gesellschaftlichen Kräfte gefordert.Das Recht, insbesondere das Strafrecht, kann in diesemKontext immer nur ein, wenn auch bedeutendes Rädchenim Getriebe sein. Eine strafrechtliche Verurteilung führtnämlich zur Kriminalstrafe, insbesondere zur Freiheits -strafe und zu Maßregeln der Besserung und Sicherung.

Trotz dieser essentiellen Bedeutung des Strafrechtstut sich der deutsche Gesetzgeber bei der Suche nachgeeigneten Reaktionen auf die allgemeine Terrorismus-gefahr in den letzten rund zehn Jahren außerordentlichschwer. Das Besondere, das den Terroristen ausmacht,ist entgegen den bisherigen Ansätzen im deutschenStrafgesetzbuch gerade nicht durch objektive Kriterienzu umschreiben, etwa die Schwere der von ihm began-genen Straftaten, die Brutalität der Tatausführung oderdie Höhe der Opferzahlen. Es sind stattdessen seine überden unmittelbaren Taterfolg hinausgehenden subjektivenBeweggründe, die ihn als Terroristen charakterisieren.Die Besonderheit terroristisch motivierter Kriminalitätliegt aber nicht allein in der Ausrichtung auf ein mittel-

Neulinge im eigentlichen Sinn sind sie nicht mehr an der Universität Trier.Ende des vergangenen Semesters hielten Prof. Dr. Brigitte Kelker und Prof.Dr. Mark A. Zöller (Mitte links) auf Einladung des damaligen Dekans desFachbereichs Rechtswissenschaften, Prof. Dr. Diederich Eckardt (links),Antrittsvorlesungen. Einer der Zuhörer war Präsident Prof. Dr. PeterSchwenkmezger.

bares Endziel in Gestalt des Erreichens einer Ge sell -schaftsordnung nach den eigenen ideologischen Vorstel-lungen. Vielmehr strebt ein Terrorist auf dem Weg zudiesem Endziel auch ein wichtiges Zwischenziel an.Dieses Zwischenziel besteht in der Verbreitung von Angstund Schrecken. Die Verwirklichung von Straftatbestän-den erfolgt nämlich zur Einwirkung auf die öffentlicheMeinungsbildung durch Einschüchterung. Terrorismusist eine Kommunikationsstrategie und – wie die Er-fahrung der vergangenen Jahrzehnte zeigt – als solcheauch überaus erfolgreich.

Nach dem strategischen Konzept der Vertreter desmodernen Terrorismus im 21. Jahrhundert, allen vorandes schwer durchschaubaren Al-Qaida-Netzwerks, wer-den bewusst Unschuldige, d. h. an dem jeweiligen Kon-flikt unbeteiligte Personen, zu Opfern gemacht. ModernerTerrorismus funktioniert zudem vor allem deshalb, weilwir in einer globalisierten Medienlandschaft leben. Ter-roristen nutzen gezielt weltweit operierende Medien wieFernsehen und Internet als Multiplikatoren ihrer Schreck-ensbotschaft.

Das am 1. August 2009 in Kraft getretene Gesetz zurVerfolgung der Vorbereitung von schweren staatsge-fährdenden Gewalttaten (GVVG), das bereits eine Füllevon technischen Fehlern aufweist, markiert vor diesemHintergrund den Abschied von einem gewichtigenGrundsatz des deutschen Staatsschutzstrafrechts: derStraflosigkeit von Vorbereitungshandlungen beiEinzeltätern. Die mit diesem Gesetz neu geschaffenenStraftatbestände normieren abstrakte Gefahrenbedingun-gen, deren Umschlagen in tatsächliche Verletzungenregelmäßig noch von einem selbstbestimmten Verhaltendes Täters abhängig ist. Die Tathandlungen der neuen §§89 a, 89 b und 91 StGB dienen im Wesentlichen dazu,die notwendigen Voraussetzungen für terroristische An-schläge zu umschreiben. Es geht um die Beschaffung derhierfür benötigten Kenntnisse (z. B. im Umgang mit Waf-fen und Sprengstoffen) und der erforderlichen Tatmittel(beispielsweise Schusswaffen, Giftstoffe oder auch Fi-nanzmittel). Eine derart weitgehende Vorverlagerung derStrafbarkeit ist sachlich nicht gerechtfertigt, unverhält-nismäßig und rechtsstaatswidrig. Wenn Terrorismus eineKommunikationsstrategie ist, die durch die Verbreitungvon Angst und Schrecken ihrem Endziel näher kommenwill, dann darf der Staat darauf gerade nicht mit einerpermanenten Ausweitung des Ausnahmezustandsreagieren. Wenn man ohne echte Not immer mehrrechtsstaatliche Grundsätze im Kampf gegen den Terror-ismus opfert, dann schafft man langsam aber sicher einStaatsgebilde, das dem Bild des Unrechtsstaats, das dieTerroristen von uns zeichnen, wie eine „self-fulfillingprophecy“ immer ähnlicher wird.

Foto: Peter Kuntz

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Forschung

69Unijournal 1/2010

Universität Trier

Dr. Julianne Nyhan, Mitarbeiterin am Trierer Kom-petenzzentrum für elektronische Erschließungs-und Publikationsverfahren in den Geisteswissen-

schaften, wurde zum Januar in den TEI Council, das Füh-rungsgremium der Text Encoding Initiative gewählt,einer global vernetzten Gemeinschaft, die im kollektivenVerbund allgemein gültige Standards für die digitaleTextdatenstrukturierung bzw. -annotierung entwickelt.Dabei orientiert sich die TEI an den Bedürfnissen ihrerMitglieder, die mehrheitlich aus dem geistes- und sozialwissenschaftlichen wie dem linguistischen Bereichkommen.

Das TEI Council, dem neben Nyhan Wissenschaftlervon Universitäten in Michigan, Oxford und London an-gehören, ist verantwortlich für die technische Entwick-lung der TEI-DTD, eine der wichtigsten Handreichungender TEI. Bei der Document Type Definition handelt essich um einen Satz von flexiblen Regeln, mit dem Textedigital erfasst, annotiert, ediert, weiterverarbeitet und soaufbereitet werden können, dass sie noch nach Jahrzehn-ten für Mensch und Maschine lesbar sind. Über die tech-nische Entwicklung der DTD hinaus wird Nyhan als Teildes Führungsgremiums neue Funktionen vorschlagen,erarbeiten und evaluieren sowie die Entwicklung neuerVersionen der TEI-Guidelines überwachen. NachdemNyhan in Irland ihre interdisziplinäre Doktorarbeit zumThema ‚The Application of XML to the Historical Lexi-cography of Old, Middle and Early Modern Irish: a lexi-con-based analysis‘ verfasst hat, war sie im Jahr 2008Koordinatorin des European Reference Index for the Hu-manities bei der European Science Foundation in Straß-burg. Seit Januar 2009 ist Nyhan als wissenschaftlicheMitarbeiterin für das Trierer Kompetenzzentrum tätig.Ihr besonderer Forschungsschwerpunkt liegt auf der wis-senschaftlichen Edition historischer Wörterbücher undQuellen mittels neuester Computertechnologie – beson-ders im Hinblick auf die Komprimierung des Datenma-terials und die Möglichkeiten der Informationsabfrage.Neben den genannten Tätigkeiten ist sie seit Januar stell-vertretende Vorsitzende des TEI-Education SIG und för-dert die Verbreitung der TEI in Ausbildung und Lehre.

Zu eben diesem Zweck soll ab Sommer 2010 in halbjähr-lichem Rhythmus die digitale Publikation des ,TEI-Ex-tramural Journal’ (TEI-EJ) erfolgen, mit dessen Heraus-gabe Nyhan zusammen mit ihrer Kollegin Dr. StephanieA. Schiltz von der Bloomsburg University of Pennsylva-nia neue Möglichkeiten des Informationsaustauschs er-öffnen wird. Über ihr Engagement für die TEI hinaus istsie verantwortlich für den Bereich Rezensionen innerhalbder Zeitschrift ,Interdisciplinary Science Reviews’. BisDezember 2011 wird Julianne Nyhan mit elf weiterenMitgliedern die technische Weiterentwicklung der für dieAuszeichnung digitaler Texte unverzichtbaren TEI DTDvorantreiben.

Weitere Informationen auch unter:www.tei-c.org/Activities/Council/

www.kompetenzzentrum.uni-trier.de

Wissenschaftlerin setzt weltweit StandardsMitarbeiterin des Kompetenzzentrums zum Mitglied des TEI Council gewählt

Dr. Julianne Nyhan gehört dem renommierten TEI-Council an.

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Forschung

70 Unijournal 1/2010

Universität Trier

Drittmittelprojekte

Fachbereich I

Teilvorhaben „Modellentwicklungund Evaluation der Work-Learn-Life-Balance in der Wissensar-beit“ im Verbundprojekt „AllWiss– Arbeiten – Lernen – Leben inder Wissensarbeit“ Prof. Dr.Conny Antoni, Psychologie / Prof.Dr. Rita Meyer, Pädagogik / Prof.Dr. Axel Haunschild, BWL –Förderer: BMBF / ESF

„Berufspädagoge@Kompetenzer-weiterung_Verzahnung beruf li -cher mit hochschulischer Weiter-bildung_Phase 1: Bedarfs-, An-forderungs- und Machbarkeits-analysen zur Realisierung einestrialen Weiterbildungsganges fürberufspädagogische Qualifikatio-nen“ – Prof. Dr. Rita Meyer, Päd-agogik – Förderer: BMBF

„KLIKK Elternhandbuch Hoch be-gabung“ – Prof. Dr. FranzisPreckel, Psychologie – Förderer:Karg-Stiftung

„Forschungskooperation im TransCoop-Programm“ – Prof. Dr. EvaWalther, Psychologie – Förderer:Alexander von Humboldt-Stiftung

Fachbereich II

„Kommentar zu den Fragmentendes Thales von Milet“ – Prof. Dr.Georg Wöhrle, Klassische Phi -lologie – Förderer: Karl- undGertrud-Abel-Stiftung

Fachbereich IV

„Wissenschaftliche BegleitungProjekt Keine/r ohne Abschluss“– Prof. Dr. Roland Eckert, So zio -logie – Förderer: Rheinland-pfälzisches Landesamt für So -ziales, Jugend und Versorgung /ESF (Operationelles Programm„Regionale Wettbewerbsfähig keitund Beschäftigung“)

„Ada Lovelace-Mentorinnen-Netzwerk für Frauen in Naturwis-senschaft und Technik an der Uni-versität Trier“ (Fortsetzung) –Prof. Dr. Leonhard Frerick, Math-ematik – Förderer: Rheinland-pfälzisches Landesamt für So zia -les, Jugend und Versorgung / ESF

„Modelling response propensitiesin access panel based surveys“(Fortsetzung) – Prof. Dr. RalfMünnich, VWL – Förderer: DFG(Schwerpunktprogramm „SurveyMethodology“)

„Simulation der Strukturerhebungund Kleingebiet-Schätzungen zurSchweizerischen Volks zählung2010“ – Prof. Dr. Ralf Münnich,VWL – Förderer: SchweizerischeEidgenossenschaft

Fachbereich VI

„EnMap Core Science Team – Al-gorithmenentwicklung im BereichForstökosysteme, forst lichesRessourcenmanagement und Bio-diversität“ – Prof. Dr. JoachimHill, Fernerkundung – Förderer:BMBF

„Die Edelkastanie am Oberrhein –eine Baumart verbindet Men-schen, Kulturen und Land-schaften“ – Prof. Dr. Joachim Hill,Fernerkundung – Förderer: EU(Interreg)

„Gully-Erosion in agro-industriellgenutzten Landschaften zwischenHohem und Anti-Atlas“ – Prof.Dr. Johannes Bernhard Ries, Physische Geographie – Förderer:DFG

Metabolic River „Integrative as-sessment of ecological status ofriver segments using online oxy-gen probes and the modelling ofriver metabolism“ – Prof. Dr.Wolfhard Symader / Dr. Reinhard

Bierl, Hydrologie – Förderer: Cen-tre de Recherche Public HenriTudor

„Aufbau einer Gen-Datenbank fürdie Rotwildbestände in Rheinland-Pfalz“ – Prof. Dr. Michael Veith,Biogeographie – Förderer: Rhein-land-pfälzisches Ministerium fürUmwelt, Forsten und Verbrau -cherschutz / LandesjagdverbandRheinland-Pfalz

Kompetenzzentrum für elektronische Er schließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissen -schaften

„Entwicklung eines Satzpro-gramms für komplexe XML-

Daten (XML-Print)“ – Prof. Dr.Claudine Moulin / Dr. ThomasBurch / Dr. Andrea Rapp –Förderer: DFG (im LIS-Förder-programm „Informationsmanage-ment“)

„Virtuelles Scriptorium St.Matthias“ – Prof. Dr. ClaudineMoulin – Förderer: DFG (im LIS-Förderprogramm „Er schließ ungund Digitalisierung hand-schriftlicher und gedruckter Über-lieferung“)

Universitätsleitung

„Förderung der Professur im FachPhonetik im Rahmen des Profes-sorinnenprogramms“ – Förderer:BMBF

Bewilligungen ab September 2009Angegeben sind Projekte mit einem Fördervolumen von min-destens 10.000 Euro und einer Laufzeit von mindestens einemJahr (ohne Sondermittel des MBWJK)

Neuerscheinungen

Krampen, Günter (Hrsg.), Psy-chologie – Experten als Zeitzeugen,Göttingen 2009, 342 Seiten, Ho -grefe, ISBN 978-3- 8017-2217-3.

National und international aus-gewiesene Experten aus der Psy-chologie des deutschsprachigenRaumes berichten über ihre 30- bis40-jährigen Erfahrungen in derForschungs-, Anwendungs- undLehrpraxis ihres psychologischenFachgebiets. Der fachhistorio gra -

phische Zeitraum be zieht sich aufden Ausgang der 60er-Jahre des20. Jahrhunderts bis in die ersteDekade des 21. Jahrhunderts – einZeitraum, in dem sich die Psycho -logie als Wissenschaft von einemin Studienangebot und Nachfrageso wie Forschungsressourcen undArbeitsmarkt relativ kleinen „Or-chideenfach“ zu einer der größ erenwissenschaftlichen Dis zipli nen inder Forschungs- und Anwend -ungs praxis entwickeln konnte.

Michaela Brohm, Sozialkompe-tenz und Schule: TheoretischeGrundlagen und empirische Be-funde zu Gelingensbedingungen

sozialbezogener Interventionen.Weinheim 2009, 272 Seiten, Ju-venta, ISBN-10: 3779922320,ISBN-13: 978-3779922322

Bildungswissenschaften

Psychologie

Filipp, Sigrun-Heide/Aymanns, Pe -ter, Kritische Lebensereignisse undLebenskrisen. Vom Umgang mit den

Schattenseiten des Lebens, Stuttgart2010, 449 Seiten, Kohl hammer,ISBN 978-3-17-020115-6.

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71Unijournal 1/2010

Universität Trier

Rechtswissenschaft

Mark A. Zöller, Terrorismus -strafrecht – Ein Handbuch, C.F.Müller, Heidelberg 2009, 720Seiten, ISBN 978-3811439214.

Zur Bekämpfung des Terrorismushat sich der Gesetzgeber bislang imwesentlichen darauf be schrä n kt,zusätzliche Über wachungs- undEingriffsbefugnisse zu schaffensowie umfangreiche Sammlungenund Ver knüpfungen von person-enbezogenen Daten für Ge fahren-abwehr-, Strafverfolgun gs- undNachrichtendienstbehörden nutz -bar zu machen. Das Strafrechtselbst blieb dabei weitgehendaußen vor. Das vorlie gende Hand-buch beschäftigt sich daher mitder Frage, wer die domi nierendenAkteure des modernen Terroris-mus sind, woher sie kommen undwas sie motiviert. Da dasStrafrecht keine Terrorismusdefi-nition enthält, geht es darum, dasPhäno men begrifflich und damitauch rechtlich näher zu fassen.Erst auf der Grundlage begrif-flicher Eingrenzung ist es dannmöglich zu klären, welche Bedeu-tung das Strafrecht für die Terror-ismusbekämpfung besitzt und in-wieweit sich staatliche Kriminal-strafe für Terroristen legitimierenlässt. Bei der Betrachtungstrafrechtlicher Gesichtspunktegilt es, die Reichweite deutscherStrafgewalt in Bezug auf interna-tionale, terroristisch geprägteSachverhalte unter Einbeziehungdes modernen Tatmittels Internetzu klären. Dabei geraten die„Grundpfeiler des ma ter iellenTerrorismusstrafrechts“ in denBlick. Es werden diejenigenStraftatbestände, die in Sachver-halten mit Terrorismusbezug vor-rangig zur Anwendung gelangen,dargestellt und im Hinblick aufihre Effizienz sowie einen et-waigen gesetzgeber ischen Re-formbedarf überprüft. Abgerundetwird die Darstellung mit derFrage, ob und inwiefern sich ter-roristische Verhaltens weisen alsvölkerrechtliche Verbrechen ahn-den lassen.

Rechtswissenschaftliche Promotionenim Sommersemester 2009Bästlein, Andrea

Gleichheit in England Von der Rule of Law bis zumEquality Act 2006 – auf dem Wegzu einem allgemeinem Gleich-heitssatz?Prof. Dr. RobbersProf. Dr. von Hoffmann

Beyer, Sebastian Jürgen

Die Unabhängigkeit des Auf-sichtsratsmitglieds unter beson-derer Berücksichtigung des US-amerikanischen RechtsProf. Dr. Bachmann, LL.M.Prof. Dr. von Hein

Blang, Ulrich

Befristung von Arbeitsverträgenmit Lizenzspielern und TrainernProf. Dr. RaabProf. Dr. Fehrenbacher

Bohnen, Anja-Isabel

Das Selbstbestimmungsrecht derReligionsgesellschaften gemäßArtikel 137 Absatz 3 der Weima-rer ReichsverfassungEine Untersuchung der staatskir-chenrechtlichen Systematik inder Zeit der Weimarer RepublikProf. Dr. RobbersProf. Dr. Dorn

Claußen, Simone

Anwendbarkeit der Abfallver-bringungsordnung auf die Ab-wrackung von Seeschiffen inStaaten, für die der OECD-Be-schluss nicht giltProf. Dr. Reinhardt, LL.M.Prof. Dr. Schröder

Eckhardt, Jens

Effizienzanalyse von Abhörmaß-nahmen nach § 100a StPOProf. Dr. Dres. h.c. KühneProf. Dr. Krey

Fritz, Simone

Integrierter Umweltschutz imVölkerrechtProf. Dr. SchröderProf. Dr. Paulus, FB VI

Henkes-Wabro, Rike Claudia

Gewinnabgrenzung bei Bankbe-triebstätten im InternationalenSteuerrechtProf. Dr. BurmesterProf. Dr. Fehrenbacher

Hou, Ruei-Yuan

Grundprobleme der Bürgschaftauf erstes AnfordernProf. Dr. Dr. h. c. BülowProf. Dr. Dorn

Kaucher, Miriam

Die französische Spezialge-richtsbarkeit unter Napoleon Bo-naparte – Ursprung, Entwick-lung und Praxis unter besonde-rer Berücksichtigung der vierrheinischen Departements –Prof. Dr. DornProf. Dr. Krey

Kern, Jan

Professionelle Diskriminierungs-kläger im Arbeitsrecht – Einedogmatische und empirischeAnalyse –Prof. Dr. RaabProf. Dr. Schlachter

Kratzsch, Silke

Die sogenannte Annexkompetenzim StrafverfahrensrechtProf. Dr. Dres. h.c. KühneProf. Dr. Jäger

Kruß, Alexander Stefan

Kartellschaden und Verbrau-cherschutz – Rechtliche und fak-tische Rechtsdurchsetzungshür-den für die Kompensation kar-tellbedingter Streuschäden unterBerücksichtigung gemeinschafts-rechtlicher VorgabenProf. Dr. Bachmann, LL.M.Prof. Dr. Reiff

Lamarche, Christian

Arbeitsschutz und Normung imeuropäischen Gemeinschafts-rechtProf. Dr. MarburgerProf. Dr. Schröder

Luig, Caspar Albrecht

Vertragsärztlicher Abrechnungs-betrug und Schadensbestimmung– Zur streng formalen Betrach-tungsweise des Sozialrechts imStrafrecht –Prof. Dr. Dres. h.c. KühneProf. Dr. Krey

Mülfarth, Christian

Grundlagen und Grenzen vonBeweiserhebung und Beweisver-wertung im spanischen Strafver-fahren – Eine rechtsverglei-chende Untersuchung –Prof. Dr. Dres. h.c. KühneProf. Dr. Krey

Pitsch, Christoph Michael

Strafprozessuale Beweisverboteunter besonderer Berücksichti-gung des Steuerstrafverfahrens,der Zufallsfunde und der Fern-wirkungsproblematik – Eine sys te matische, praxisnahe undrechtsvergleichende Untersu-chung –Prof. Dr. Dres. h.c. KühneProf. Dr. Krey

Radjuk, Anna

Allgemeine Bestimmungen desneuen Internationalen Privat-rechts RusslandsProf. Dr. von HoffmanProf. Dr. Dres. h.c. Birk

Schulte, Dominik

Der Schutz individueller Rechtegegen Terrorlisten – Problemeund Grundlagen im System derEbenenpluralität –Prof. Dr. SchröderProf. Dr. Robbers

Zwarg, Christian

Der Nacherfüllungsanspruch imBGB aus der Sicht eines verstän-digen Käufers – Zugleich einRechtsvergleich zum CISGProf. Dr. Bachmann, LL.M.Prof. Dr. Eckardt

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Forschung

72 Unijournal 1/2010

Universität Trier

DissertationenPhilosophie

Tom Müller“ut reiecto paschali errore ve-ritati insistamus” Nikolaus vonKues und seine KonzilsschriftDe raparatione kalendariiTrier 2009

Die Arbeit untersucht die für dasBasler Konzil verfasste cusanischeSchrift De raparatione kalen darii.Das Traktat wird im his torischenKontext des abendländischen Ka-lenders und der Festberechnungpositioniert wie auch inhaltlich be-handelt. Neben mathe matisch-komputistischen Fragen verhan-delt Cusanus in diesem Frühwerkbereits die Grundlagen seines er-kenntnistheoretischen und kir-chenreformerischen Denkens.

Psychobiologie

Christoph AugnerPsychische Auswirkungen vonMobilfunkstrahlung auf denMenschenTrier 2009

Zurzeit werden gesundheitlicheAuswirkungen von Mobilfunk-strahlung auf den Menschenkontroversiell diskutiert. Dievorliegende Arbeit untersuchtemögliche Auswirkungen auf Be-findlichkeit und psychische Va-riablen in zwei Studien. Es zeigtesich ein Trend bei einer Variable,es gab jedoch keine signifikantenEffekte. Bei den nicht-experi-mentellen Befunden wiesen An-rainer von Mobilfunksendeanla-gen (self-rater) höhere psychi-sche Belastung auf.

Caroline BödeckerfMRI investigation of hetero-topic noxious counter-stimula-tion reveals subgroup differ-ences in brain activation pat-terns and subjective pain ex-perience Trier 2009

Mittels funktioneller Magnetreso-nanztomografie (fMRT) konntenin einem Gegenstimulations-De-sign mit schmerzhaften Druck-und Hitzereizen zwei Subgruppenidentifiziert werden, die sich hin-sichtlich ihrer Schmerzmodula -tions prozesse, erfasst über sub-jektive Schmerzwahrnehmungund Hirnaktivierungsmuster, un-terschieden.

Savira EkawardhaniDissection of schizophrenia sus-ceptibility loci at chromosomes15q14-15.1 and 22q13.33Trier 2008

In der vorliegenden Studie wur-den Kandidatenloci für Periodi-sche Katatonie (SCZD10,OMIM #605419) auf den Chro-mosomen 15q15 und 22q13.33feinkartiert und untersucht.Zuvor wurden in mehreren Stu-dien Hinweise für einen wesent-lichen Prädispositionslocus aufdem Chromosom 15q15 undeinen weiteren möglichen Locusauf 22q13.33 gefunden, was aufgenetische Heterogenität hin-weist. In unseren Multiplex-Fa-milien wurde eine Feinkartierungdurch Kopplungs- und Mutati-onsanalysen unter Verwendunggenomischer Marker durchge-führt, die aus öffentlichen Daten-banken selektiert wurden. Posi-tionelle Kandidatengene, wieSPRED1 und BRD1 sowie hoch-konservierte Elemente, wurdendurch direkte Sequenzierung indiesen Familien untersucht. DieErgebnisse grenzen den Prädis-positionslocus auf 15q14-15q15.1 auf eine Region zwischenden Markern D15S1042 undD15S968 ein und schliessendamit SPRED1 und hochkonser-vierte Elemente als Kandidaten-gene aus. Die Feinkartierung vonzwei Familien, die mit demChromosom 22q13.33 assoziiertsind, zeigte, dass Rekombina -tions ereignisse das krankheits-

verursachende Gen auf einem te-lomerischen ~577 Kb Intervalllokalisieren. BRD1 wurde durchdie Feinkartierung ausgeschlos-sen und damit MLC1 als Kandi-datengen für periodische Katato-nie bestätigt.

Haukur Örvar Pálmason The effects of catechol-O-met -hyltransferase (COMT) and psy-chosocial risk factors on symp-tom severity and co-morbid Con-duct Disorder in Attention-Deficit/Hyperactivity DisorderTrier 2009

Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hy -peraktivitäts-Syndrom (ADHS)beeinflusst das Leben von ca. 5 %aller Schulkinder. In dieser Arbeitwurde die Interaktion zwischenUmweltfaktoren und eines Poly-morphismus’ im Catechol-O-Methyltransferase (COMT)-Genbei ADHS-Kindern untersucht.Die Studie zeigt, dass dieser Poly-morphismus mit ADHS assoziiertist. Des Weiteren konnte gezeigtwerden, dass Rauchen währendder Schwangerschaft zu stärkerenADHS-Symptomatiken führt unddass ungünstige Familienverhält-nisse die Risiken für komorbideVerhaltensstörungen erhöhen.

André SchulzCardiac Modulation of StartleEye Blink: A Pre-AttentiveMethod to Assess Interoceptiveand Baro-Afferent Neural TrafficTrier 2009

Interozeption – die Wahrneh-mung von Körperprozessen –spielt in der Psychologie einewichtige Rolle, etwa für dieEmotions- oder Symptomge-nese. Bisher wurde Interozeptiondurch Methoden gemessen, diedie aktive Mitarbeit von Proban-den erfordern, z.B. durch Herz-schlagwahrnehmung, und dahersehr störanfällig sind. Mit der„Kardialen Modulation derSchreckreaktion“ wird eine psy-chophysiologische Methode ent-wickelt und validiert, die senso-rische neuronale Signalübermitt-

lung aus dem kardiovaskulärenSystem abbilden kann. DieseMethode basiert lediglich aufprä-attentiven Hirnstammprozes-sen und wird daher nicht durchmotivationale Faktoren der Pro-banden beeinflusst.

Marion TegethoffFetal origins of pediatric dis-ease: Fetoplacental plasticityand intrauterine programmingby stress and glucocorticoidsTrier 2009

Stress und synthetische Gluko-kortikoide zur Pharmakotherapiewährend der Schwangerschaftsind nicht nur mit Veränderungender intrauterinen Entwicklung,sondern auch mit einem erhöhtenErkrankungsrisiko des Nach-wuchses während der Kindheitassoziiert. Dieses Ergebnis lie-ferte eine Reihe von Humanstu-dien mit mehr als 75000Schwangerschaften. Die Be-funde tragen zu einem besserenVerständnis möglicher Folgenvon Stress und Glukokortikoid-medikation während derSchwangerschaft bei und gebenAnhaltspunkte für zukünftigeForschung, klinische Praxis undGesundheitspolitik.

Psychologie

Matthias BrüllAkademisches Selbstkonzeptund Bezugsgruppenwechsel:Eine Untersuchung von Kon-trast- und Assimilationseffek-ten sowie von Einflussfaktorenauf Veränderungen im akade-mischen Selbstkonzept beiüberdurchschnittlich begabtenKindern nach einem Bezugs-gruppenwechselTrier 2009

Es wurden Gruppierungseffekteauf die Einschätzung der eigenenFähigkeit in Mathematik beiGymnasiasten untersucht. Eszeigte sich, dass sich ein erhöhtesmittleres Fähigkeitsniveau dereigenen Klasse negativ auf dasSelbstkonzept auswirkt, dass es

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Universität Trier

Forschung

aber auch positive Effekte in lei-stungsstärkeren Klassen gebenkann. Zusätzlich wurden Selbst-konzeptveränderungen sowie derEinfluss von Zielorientierungenauf diese Veränderungen unter-sucht.

Tina LangerAssociation as PsychologicalDistanceTrier 2009

In vier Studien konnte die Hypo-these bestätigt werden, dass dieBewertung eines ambivalentenunkonditionierten Stimulus vonkonkreten Valenzmerkmalen be-stimmt wird, während abstrakteValenzmerkmale für die Bewer-tung eines assoziierten Stimulus

ausschlaggebend sind. Begrün-det wird dies mit der unter-schiedlichen wahrgenommenenDistanz bei der Konstruktion bei-der Reize.

Ella ScherpDiener zweier Herren: Analysekundenbezogener Arbeitsan-forderungen und -aufgabenaus der Sicht der Organisation,des Kundenkontaktpersonalsund der Kunden sowie dererAntezedenten und Konsequen-zen – am Beispiel von Verkäu-fern im EinzelhandelTrier 2009

Diese Arbeit stellt eine Metho-dik zur Analyse kundenbezoge-ner Arbeitsanforderungen per-

sonenbezogener Dienstleistun-gen am Beispiel der Verkäufer-tätigkeit im Einzelhandel vor.Eine Besonderheit der Arbeit istdie Einbeziehung des Kundenals Arbeitsanalytiker. Sie um-fasst drei aufeinander aufbau-ende Studien. In der ersten Stu-die wurden mit Hilfe von Criti-cal-Incident-Technique-In ter -views mit Vorgesetzten, Verkäu-fern und Kunden verschiedenerEinzelhandelsunternehmen er-folgsrelevanten Verhaltenswei-sen von Verkäufern im Kontaktmit Kunden ermittelt. Daraufaufbauend wurde KAVEKV_VG/VK/K – ein Instrumentzur Analyse kundenbezogenerArbeitsanforderungen und -auf-gaben von Verkäufern im Einzel-handel – konzipiert und im Rah-men der zweiten Studie vali-diert. Schließlich untersucht diedritte Studie Antezedenten kun-denbezogener Arbeitsanforde-rungen sowie deren Effekte aufdie arbeitsbezogenen Einstellun-

gen und Befinden von Kunden-kontaktmitarbeitern. Die Dis-kussion der Implikationen derErgebnisse für die Forschungund Praxis schließt die Arbeitab.

Susanne A. Schlink,Persönlichkeit entscheidet: DerEinfluss des Bedürfnisses nachkognitiver Geschlossenheit aufEntscheidungen unter Unsi-cherheitTrier 2009

Aufbauend auf der Theorie derLaientheorie wurde vorherge-sagt, dass Menschen mit einemhohen Bedürfnis nach kogniti-ver Geschlossenheit stärker zuEntscheidungsalternativen mitei n em geringeren Ausmaß anUnsicherheit neigen als Perso-nen mit einem geringerem Be-dürfnis nach kognitiver Ge-schlossenheit. Diese Annahmekonnte in drei Studien bestätigtwerden.In fünf Veranstaltungen des In-

ternationalen Graduiertenzen-trums für ausländische Promo-

vierende gibt es noch freiePlätze. Am Kurs „InterkulturelleKommunikation“ dürfen auchdeutsche Promovierende teilneh-men. Das Internationale Gradu-iertenzentrum plant für Juli 2010erstmals einen International Re-search Day. Bei dieser Veranstal-tung haben Doktoranden derUniversität Trier die Gelegen-heit, sich gegenseitig ihre Pro-motionsprojekte vorzustellenund gemeinsam zu diskutieren.Die Vorstellung der Projekte er-folgt anhand kurzer Präsentatio-nen (etwa 10 bis 15 Minuten mitder Möglichkeit zur anschließen-den Diskussion) und/oder an-hand von Postern innerhalb einerPosterausstellung. Weiterhinkann während der beiden Kurse„Wissenschaftliches Schreiben“und „Präsentations-Technik undRhetorik für ausländische Pro-movierende“ die Gelegenheit zurVorbereitung eines Beitrages fürden International Research Daygenutzt werden, dies ist jedochkein Muss.“

Übersicht der Kurse: 1. Wis-senschaftliches Schreiben für

Kurse für ausländische Promovierendeausländische Promovierende (ab12.04.); 2. Präsentationstechnikund Rhetorik für ausländischePromovierende (ab 19.04.); 3.Deutsch im Alltag für ausländi-sche Promovierende (Anfänger,Niveau A1) / „German for ever-yday use“ (Beginners, level A1;ab 14.05.); 4. IntensivtrainingPhonetik des Deutschen für Fort-geschrittene (ab 20.04.); 5. Inter-kulturelle Kommunikation fürausländische und deutsche Pro-movierende (ab 16.07.).

Anmeldungen zu den Kur-sen erfolgen unter Angabe vonName, E-Mail-Adresse und Pro-motionsfach an: [email protected]. Wer Interesse an der Teil-nahme an einem der Kurse hat,aber den angegebenen Terminnicht wahrnehmen kann, sollteKontakt mit dem Graduierten-zentrum aufnehmen ([email protected]). Gegebenenfalls sindTerminänderungen möglich.Weitere Informationen: Interna-tionales Graduiertenzentrum derUniversität Trier; Dr. FrankMeyer; V-Gebäude, Raum 34b;Tel. 0651/201-3343; Mail: [email protected];Internet: www.graduiertenzen-trum.uni-trier.de

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Neu an der Universität

74 Unijournal 1/2010

Universität Trier

Prof. Dr. Thomas Ellwart,W 2-Professur für Wirtschaftspsychologie

Thomas Ellwart, Jahr-gang 1974, hat seit demSommersemester 2010die Professur Wirt-schaftspsychologie imFachbereich I Psycholo-gie inne. Themen-schwerpunkte seiner

Forschungs- und Lehrtätigkeit beziehensich auf die Kooperation und Koordinationin Arbeitsgruppen sowie auf Einflüsse desIndividualitätsbedürfnisses beim Verhaltenin Wirtschaftskontexten.

Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist dasThema Zusammenarbeit in Gruppen miteinem besonderen Fokus auf Aspekte derAltersdiversität. So untersucht er in einemlaufenden Drittmittelprojekt, wie Merk-

male der Person, der Gruppe und der Auf-gabe den Austausch von Wissen zwischenMitarbeitenden verschiedener Generatio-nen beeinflussen. Diese Erkenntnisse die-nen sowohl der theoretischen Modellent-wicklung als auch der Ableitung konkreterInterventionen in den Organisationen. Einweiteres zentrales Forschungsfeld beschäf-tigt sich mit Individualität und Marktver-halten im Wirtschaftskontext. In einer ak-tuellen Studie untersucht er, ob sich dasBedürfnis nach Abgrenzung von anderenMarktteilnehmern im konkreten Verhaltennachweisen lässt. In seinen Arbeiten findetsich eine Kombination sehr unterschiedli-cher methodischer Zugänge – von Feldstu-dien im Längsschnitt bis hin zu experimen-tellen Laboruntersuchungen.

Nach dem Studium der Psychologie ander Technischen Universität Dresden pro-movierte Prof. Ellwart zum Thema Mes-sung impliziter Einstellungen und Assozia-tionen. Für die mit Auszeichnung abge-

schlossene Promotion erhielt er den Dis-sertationspreis der Commerzbankstiftungund der TU Dresden. Nach der Promotionim Jahre 2004 wechselte er als wissen-schaftlicher Assistent an die Christian-Al-brechts-Universität zu Kiel, wo er amLehrstuhl für Arbeits-, Organisations- undMarktpsychologie tätig war. Im Jahr 2007folgte er einem Ruf als Professor an dieHochschule für Angewandte Psychologieder FH Nordwestschweiz. Neben seinenAufgaben in Forschung und Lehre war erfür die Entwicklung und Markteinführungdes Nachdiplomstudiengangs Master ofAdvanced Studies in Business Psychologyverantwortlich. An der Universität Trierwird Prof. Ellwart seine Forschungs-schwerpunkte weiterverfolgen und ein An-schlussprojekt zum Thema Altersdiversitätvorbereiten. In der Lehre möchte er einKooperationskonzept mit Wirtschaftsun-ternehmen umsetzen, mit dem er in derSchweiz sehr gute Erfahrungen sammelte.

Prof. Dr. Torsten Mattern, W3-Professur für Klassische Archäologie

Prof. Dr. Torsten Mat-tern, Jahrgang 1966, hatzum Wintersemester2009/2010 in der Nach-folge von Prof. Dr. Gün-ter Grimm den Ruf aufdie Professur für Klassi-sche Archäologie im

Fachbereich III angenommen. Prof. Matternhat in Münster Klassische Archäologie, AlteGe schichte und Mittlere Geschichte studiertund nach seiner Promotion 1997 zunächstein Volontariat am Referat für Provinzialrö-mische Ar chäologie am Westfälischen Mu-seum für Archäologie/Amt für Bodendenk-malpflege innegehabt. Von 1998 bis 2004war er zunächst als Wissenschaftlicher Assi-stent am Archäologischen Seminar der Phil-ipps-Universität Marburg und nach seiner

Habilitation 2004 dort als Hochschuldozentund zuletzt als Akademischer Rat und außer-planmäßiger Professor tätig.

Die Forschungsschwerpunkte von Prof.Mattern liegen in der antiken Architekturge-schichte und Bauforschung, der archäologi-schen Landeskunde sowie in der Provinzial-römischen Archäologie. In seiner Disserta-tion untersuchte er stadtrömische Bauorna-mente und ihre Verwendung, seine Habilita-tionsschrift behandelte die Entwicklung hel-lenistischer Sakralarchitektur. Er war an Aus-grabungen in den römischen Militärlagernaugusteischer Zeit an der Lippe sowie an derAusgrabung der antiken Stadt Megalopolis(Peloponnes) beteiligt. Seit 2000 leitet Prof.Mattern in Zusammenarbeit mit dem Deut-schen Archäologischen Institut in Athen undden griechischen Denkmalbehörden die Er-forschung der antiken Stadt Kleonai (Pelo-ponnes) und führte weitere Ausgrabungenund Bauaufnahmeprojekte in Griechenlanddurch: auf dem Kerameikos, einem der vor-städtischen Friedhöfe von Athen, und in der

Stadt Theisoa (Peloponnes). Prof. Matternwar an der Organisation internationaler Ta -gungen zur Archäologie in Attika und in derLandschaft Korinths beteiligt. In Zusammen-arbeit mit Geographen untersucht Prof. Mat-tern derzeit in geoarchäologischen Untersu-chungen die Wechselbeziehungen von Men-schen und ihrer Umwelt in der Antike.

Prof. Mattern plant, neben der Fortfüh-rung seiner Forschungen in Griechenland unddem Ausbau geoarchäologischer Studien, vorallem sein Engagement und die wissenschaft-lichen Kooperationen in der Provinzialrömi-schen Archäologie Deutschlands fortzuset-zen. So wird unter seiner Leitung und in Ko-operation mit dem zuständigen Amt für Bo-dendenkmalpflege derzeit eine zweijährigeUntersuchung im Gräberfeld der römischenMilitäranlagen von Haltern durchgeführt.Außerdem ist geplant, die archäologischenSammlungen der Universität durch kleinerePräsentationen und Ausstellungsprojektewieder stärker in das Bewusstsein der TriererÖffentlichkeit zu rück en.

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Neu an der Universität

75Unijournal 1/2010

Universität Trier

Prof. Dr. Bernd Hecker,W3-Professur für Strafrecht und Strafprozessrecht

Bernd Hecker, Jahrgang1963, hat seit dem Som-mersemester 2010 dieProfessur für Strafrechtund Strafprozessrechtinne. Er soll spätestensim Januar 2011 in dasDirektorium des IUTR

aufgenommen werden. Seine Forschungs-schwerpunkte liegen im Europäischen/Inter-nationalen Strafrecht sowie Wirtschafts- undUm weltstrafrecht. Nach Jurastudium an derUniversität Konstanz und Tätigkeit als wis-senschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Ru-dolf Rengier wurde Hecker 1991 mit einerumweltstrafrechtlichen Dissertation promo-

viert, die mit dem Förderpreis der Stiftung„Wissenschaft und Gesellschaft an der Uni-versität Konstanz“ ausgezeichnet wurde.Von 1992 bis 1996 war Hecker als Vorsit-zender des Jugendschöffengerichts, Zivil-und Strafrichter sowie Minis terialreferentfür Strafgesetzgebung in Schwerin tätig.Während seiner Abordnung an die Univer-sität Konstanz von 1996 bis 2000 entstandseine von Rengier betreute Habilitations-schrift Strafbare Produktwerbung im Lichtedes Gemeinschaftsrechts (Mohr Siebeck2001), die sich mit den europäischen Ein-flüssen auf das Lebensmittel-, Wettbewerbs-und Betrugsstrafrecht befasst. Im Dezember2001 wurde Hecker am FB Rechtswissen-schaft der Universität Konstanz habilitiertund erhielt die Lehrbefugnis für die FächerStrafrecht, Strafprozessrecht und Europäi-sches Strafrecht. Es folgten eine Tätigkeitals Referatsleiter im Justizministerium M.-

V. sowie Lehrstuhlvertretungen in Konstanzund Gießen, bevor Hecker im Januar 2003zum C4-Professor für Straf- und Strafpro-zessrecht an der JLU Gießen ernannt wurde.Als Tagungsleiter und Referent der Deut-schen Richterakademie engagiert sich Heck -er für die Fortbildung der Richter und Staats-anwälte. Hecker ist Autor des LehrbuchesEuropäisches Strafrecht (Springer; erscheintin 3. Auflage im Oktober 2010), Mitautordes Handbuchs des Europäischen Strafrechts(Nomos; erscheint im 2. Halbjahr 2010),Kommentator in der 28. Auflage des renom-mierten Strafrechtskommentars „Schö nke/Schröder“ (Beck; erscheint im 1. Halbjahr2010) und seit Januar 2010 ständiger Mitar-beiter der JuS-Rechtsprechungsübersicht.Als ehemaliger Justizpraktiker legt Heckerbesonderen Wert auf eine möglichst praxis-nahe Ausbildung des Juristennachwuchses.

BerufungsnachrichtenRufe nach Trier angenommen

Die Ministerin für Bildung, Wis-senschaft, Jugend und Kultur desLandes Rheinland-Pfalz hat fol-gende Rufe an die Universität Triererteilt, die angenommen wurden:

Dr. Ulrich Brinkmann, Hoch schu-lassistent an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, hat ein en Ruf aufdie W 2-Professur für das FachWirt schafts so zio logie angenom-men.

Prof. Dr. Thomas Ellwart, Do zentan der Fachhochschule Nord-westschweiz, Olten, Schweiz, hateinen Ruf auf die W 2-Professurfür Wirtschaftspsychologie imFachbereich I, Fach Psychologie,angenommen.

Prof. Dr. Martin Endreß, Univer-sitätsprofessor an der BergischenUniversität Wuppertal, hat einenRuf auf die W 3-Professur für dasFach Allgemeine Soziologie imFachbereich IV an ge nommen.

Dr. Bernd Hecker, Universitäts -professor an der UniversitätGießen, hat einen Ruf auf die W 3-

Professur für Strafrecht und Straf-prozessrecht im Fachbereich V,Fach Strafrecht, ange nommen.

Dr. Marc Oliver Rieger, Oberassis-tent am Swiss Banking Institute derUniversität Zürich, hat einen Rufauf die W 3-Professur für das FachBetriebs wirtschaftslehre, ins beson-dere Kapitalmärkte und/ oder be-trieb liche Finanz wirt schaft ange -nommen.

Privatdozent Dr. Thomas Udel-hoven, Leiter der „Geomatik Platt form“ am Centre de Re cherchePublic, Belvaux, Luxembourg, hateinen Ruf auf die W 3-Professur fürFernerkundung und Geoinformatikim Fachbereich VI Geowissen -schaf ten angenommen.

Rufe an die Universität Trier erhalten

Die Ministerin für Bildung, Wis-senschaft, Jugend und Kultur desLandes Rheinland-Pfalz hat fol-gende Rufe an die Universität Triererteilt:

Dr. Thomas Hanitzsch, Oberassis-tent an der Universität Zürich,

Schweiz, hat einen Ruf auf die W3-Professur für Medien- und Kom-munikationswissenschaft im Fach-bereich II, Fach Medienwissen -schaft, erhalten.

Prof. Dr. Nina Janich, Universi -täts professorin an der TU Darm-stadt, hat einen Ruf auf die W 3-Professur für Germanistische Lin-guistik im Fachbereich II, FachGermanistik, erhalten.

Dr. rer. nat. Andrea Möller, Junior-professorin an der UniversitätVechta, hat einen Ruf auf die W 2-Professur für das Fach Biologieund ihre Didaktik im FachbereichVI erhalten.

Prof. Dr. Astrid Wallrabenstein,Professorin an der UniversitätBielefeld, hat einen Ruf auf die W3-Professur für das Fach Öf-fentliches Recht im Fachbereich Verhalten.

Rufe an andere Universitäten erhalten

Dr. Uwe Jun, Universitätsprofessorfür Politikwissenschaft – Re gie -rungs lehre/Westliche Re gie rungs -systeme, insbesonde re das derBundesrepublik Deutsch land, imFachbereich III der UniversitätTrier, hat einen Ruf des Rektors der

Universität Jena auf die W 3-Pro-fessur „Politische Systeme derBundesrepublik“ erhalten.

Prof. Dr. Rita Meyer, Universi täts -professorin im Fachbereich I Päd-agogik an der Universität Trier, hateinen Ruf auf eine „Professur fürWeiterbildungsforschung und Le -bens langes Lernen“ an der Deut -schen Universität für Weiterbil-dung in Berlin erhalten.

Ruf an andere Universität angenommen

Privatdozent Dr. Gabriele Lingel-bach, Akademische Rätin a.Z. imFach Geschichte, Fachbereich IIIder Universität Trier, hat einen Rufder Universität Bamberg auf die W2-Professur für Globalgeschichtedes 19. und 20. Jahrhunderts ange -nommen.

Wahl im FB V

Der Rat des Fachbereichs V hat am10.2. 2010 UniversitätsprofessorDr. Thomas Rüfner in der Nach-folge von Universitätsprofessor Dr.Diederich Eckardt zum Dekan undUniversitätsprofessor Dr. Die der -ich Eckardt in der Nachfolge vonUniversitätsprofessor Dr. ThomasRüfner zum Prodekan gewählt.

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Preise und Auszeichnungen

76 Unijournal 1/2010

Universität Trier

Fünf Ökonomiepreise für Uni-AbsolventenHandwerkskammer honoriert den Praxisbezug der Abschlussarbeiten

Die Handwerkskammer Trier zeichnet regelmäßig gelungene Abschlussarbeiten an Trierer Hochschulen aus, in denen für das Handwerk und den Mittelstand relevanteThemen behandelt werden. Fünf Ökonomiepreise gingen an Absolventen der Universität Trier.

Handwerkskammerpräsident Rudi Müller (rechts) zeichnet die beiden Preis-trägerinnen Margot Löwenberg und Edith Olejnik (links) in Anwesenheit vonProfessor Bernhard Swoboda aus.

Sebastian Spang ist für seine Magisterarbeit „Online-Videos in regionalenTageszeitungen als Form des konvergenten Journalismus“ mit dem Ökono-miepreis der Handwerkskammer Trier ausgezeichnet worden. Die Arbeitwurde von Prof. Dr. Hans-Jürgen Bucher (links) von der Universität Trier be-treut. Rüdi Müller (Zweiter von rechts), Präsident der HandwerkskammerTrier, überreichte Sebastian Spang die Auszeichnung.

Margot Löwenberg und Edith Olejnik wurdenbei ihren Diplomarbeiten von Prof. Dr. Bern-hard Swoboda betreut. Die Arbeit von

Diplomkauffrau Margot Löwenberg mit dem Titel „In-ternal Corporate Brand Management“ beschäftigt sichmit der zunehmenden Bedeutung von Unter neh mens -marken für kleine und mittlere Betriebe, aber auch fürinternationale Unternehmen. Die Thematik ist für dasheimische Handwerk gerade wegen der Grenzlage derRegion Trier wichtig. Exportfreudige Handwerksbe-triebe können von den Ergebnissen profitieren: So zeigtMargot Löwenberg, wie etwa die Landeskultur oderCharakteristika der Kunden und Mitarbeiter beim Ein-tritt in Exportmärkte zu berücksichtigen sind.

Diplomkauffrau Edith Olejnik befasst sich in ihrer Ar-beit „Firms’ Internalisation Process“ mit den Interna-tionalisierungsprozessen deutscher Unternehmen. Aufder Basis einer theoretischen Analyse und einer statis-tischen Auswertung stellt Edith Olejnik die Erfolgsfak-toren heraus. Die Arbeit gibt wertvolle Hinweise füreine erfolgreiche Planung zukünftiger Internationali -sierungs schritte von mittelständischen Unternehmen.Beide Diplomarbeiten sind auf Englisch verfasst undnach der Beurteilung von Prof. Swoboda von heraus-ragender Qualität – beste Voraussetzungen, um auchinternationale Beachtung zu finden.

Sebastian Spang ist für seine Magisterarbeit „Online-Videos in regionalen Tageszeitungen als Form des kon-vergenten Journalismus“ mit dem Ökonomiepreis aus-gezeichnet worden. In der von Prof. Dr. Hans-JürgenBucher betreuten Arbeit untersucht Sebastian Spangeine neue Form des Journalismus: das Online-Video.Er beschäftigt sich mit der Frage, wie Online-Videosergänzend zur bisherigen Berichterstattung in dasAngebot der Printmedien integriert werden. Erstmalsbietet er einen Gesamtüberblick über den Bereich derBewegtbilder im deutschen Zeitungsmarkt und zeigtrelevante Themenfelder und Chancen für die zukünftigeNutzung des Mediums auf. Aus dieser Analyse ergebensich Ansätze, wie auch kleine und mittlere Betriebedurch den Einsatz von Online-Videos in ihrer Kommu-nikation nach außen profitieren können – etwa durchVerstärkung der Informationskompetenz oder durch

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Preise und Auszeichnungen

77Unijournal 1/2010

Universität Trier

Ansprache einer neuen Zielgruppe. Spang hat sich in-tensiv und mit viel Begeisterung mit dem noch jungenThemenbereich „Online-Video in der Berichterstat-tung“ beschäftigt. Die mit „sehr gut“ ausgezeichneteArbeit überzeugt nicht nur nach wissenschaftlichen Kri-terien, sondern ist durch den Praxisbezug auch fürEntscheidungsträger kleiner und mittlerer Unternehmenbei der Ausgestaltung multimedialer Kommunikationverwertbar.

Marie-Luise Kießig erhielt den Ökonomiepreis für ihreDiplomarbeit „Chancen für mittelständische Unter -nehmen im Zukunftsmarkt Gesundheit“. In der vonProf. Dr. Axel G. Schmidt betreuten Arbeit legt Marie-Luise Kießig eine Untersuchung des Teilsegmentes„Pflege in der Region Trier“ vor. Sie beschäftigt sichmit der Frage, welche Chancen der Pflegemarkt in derRegion Trier mittelständischen Unternehmen bietet.Praxisnah zeigt sie auf, welche neuen Marktfelder sichden kleinen und mittleren Unternehmen eröffnen. DieSchlussfolgerungen basieren neben einer theoretischenAnalyse auf Interviews mit Experten aus der Region.Kießig hat sich mit hohem persönlichem Einsatz undviel Begeisterung mit dem Gesundheits- und Pflege-bereich beschäftigt. Die mit „sehr gut“ ausgezeichneteArbeit überzeugt nicht nur nach wissenschaftlichen Kri-terien, sondern ist durch den hohen Praxisbezug auchfür Unternehmen und Entscheidungsträger im Pflege-bereich verwertbar.

Im Mittelpunkt der Diplomarbeit von Philip JonathanWegmann „Wirkung und Potenzial interaktiver Preis-strategien im Marketing“ steht ein modernes Konzept,bei dem der Kunde den Preis nach der Inanspruchnah-me einer Leistung selbst frei bestimmen kann. Prof. Dr.Rolf Weiber vom Fachbereich Betriebswirtschaft hatdie Diplomarbeit betreut. Philip Jonathan Wegmann hatin seiner Arbeit untersucht, welche Faktoren dieZahlungsbereitschaft der Konsumenten beeinflussen.Als wesentliches Entscheidungskriterium habe sich dieErwartung des Kunden an die Qualität des Produkts er-wiesen. Für eine vermeintlich minderwertige Leistunggebe der Kunde grundsätzlich weniger Geld aus. Dasdamit verbundene Problem unangemessener Entloh-nung könne mithilfe des untersuchten „Pricing-Konzepts“ behoben werden, besonders im Dienstleis-tungsbereich. Bei einem Friseurbesuch beispielsweisekönne sich der Kunde umgehend von der Qualität desHaarschnitts überzeugen und werde diese Leistungentsprechend honorieren, so Wegmann. Er hat die sichwechselseitig beeinflussenden Preisstrategien im Mar-keting intensiv untersucht. Die mit „sehr gut“ ausge -zeichnete Arbeit überzeugt nicht nur nach wissen -schaftlichen Kriterien, sondern ist durch den Praxis-bezug auch für Entscheidungsträger kleiner und mittlerer Unternehmen verwertbar. Der aufgezeigteneuartige Marketingansatz könnte im Handwerk ins-besondere für Dienstleister interessant sein.

Marie-Luise Kießig ist für ihre Diplomarbeit „Chancen für mittelständischeUnternehmen im Zukunftsmarkt Gesundheit“ mit dem Ökonomiepreis derHandwerkskammer Trier ausgezeichnet worden. Die Arbeit wurde von Prof.Dr. Axel G. Schmidt (links) von der Universität Trier betreut. Rüdi Müller(rechts), Präsident der Handwerkskammer Trier, überreichte Marie-Luise Kie-ßig die Auszeichnung.

Handwerkskammerpräsident Rudi Müller (rechts) überreicht Diplom-VolkswirtPhilip Jonathan Wegmann den Ökonomiepreis. Prof. Dr. Weiber (links) hatdie Arbeit betreut.

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Preise und Auszeichnungen

78 Unijournal 1/2010

Universität Trier

Brücken zwischen Religionen gebautProfessor Reinhold Bohlen erhielt das Bundesverdienstkreuz

Prof. Dr. Reinhold Bohlen ist für seine Verdiensteum den jüdisch-christlichen Dialog mit dem Bun-desverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet worden.

Ministerpräsident Kurt Beck überreichte Bohlen dieAuszeichnung im Rahmen einer Feierstunde in derMainzer Staatskanzlei. „Sie haben sich in außergewöhnlicher Weise dafür einge-setzt, Brücken zwischen den Weltanschauungen und Re-ligionen zu bauen und so Grenzen zu überwinden. Inhöchstem Maße haben Sie sich um das Verhältnis vonJuden und Nichtjuden in Deutschland verdient gemachtund dazu beigetragen, Vorurteile abzubauen“, sagte derMinisterpräsident. Bohlen ist Inhaber des Lehrstuhls fürBiblische Einleitung und Rektor der TheologischenFakultät Trier. Zudem ist der Domkapitular seit 2005 Bi -schöflicher Beauftragter für den jüdisch-christlichen Dialog im Bistum Trier und Direktor des Wittlicher Emil-Frank-Instituts.

„Es ist Ihrer Initiative zu verdanken, dass dieGeschichte des Judentums in der Stadt Wittlich, in der

Prof. Reinhold Bohlen (Zweiter von rechts) mit (von links) MinisterpräsidentKurt Beck, Dompropst Werner Rössel und Generalvikar Georg Holkenbrink.

Region und darüber hinaus durch das Institut aufgear-beitet worden ist“, würdigte Beck Bohlens Verdienste.Bohlen habe das Institut dabei mit dem pädagogischenAnsatz ausgerichtet, jungen Menschen in Schulen, Bil-dungseinrichtungen und Kirchen Vorurteile über das Ju-dentum und seine Religion zu nehmen.

Bohlens Engagement gründe auf einer fundierten undgelebten Vertrautheit mit der christlichen Lehre, verbun-den mit einer tiefen Kenntnis jüdischer Bibelwis-senschaft. „Sie haben ein bedeutendes Zeichen für den‚geschwisterlichen Geist’ zwischen den beiden Religio-nen gesetzt und das Institut weit über die Grenzen desLandes hinaus bekannt gemacht“, sagte Beck.

Das Bundesverdienstkreuz wird von der Bundesre-publik Deutschland an Personen verliehen, die besonderepolitische, wirtschaftliche, gesellschaftliche oder kul-turelle Leistungen erbracht haben.

HintergrundDas Emil-Frank-Institut wurde 1997 als Einrichtung ander Universität Trier und der Theologischen Fakultät Triergegründet. Ziel der Einrichtung ist es, die Begegnungzwischen Juden und Nichtjuden, den Dialog zwi schenJuden und Christen sowie das Wissen um Wesen undGeschichte des Judentums zu fördern. Das Institut ist be-nannt nach dem Kaufmann Emil Frank (1878–1954), demletzten Vorsteher der Synagogengemeinde Wittlich.Jährlich führen Mitarbeiter des Instituts zwi schen 700 und800 Schüler und Interessierte durch die ehemalige Syna-goge, den jüdischen Friedhof und weitere Orte jüdischenLebens in Wittlich und Umgebung. Die Bibliothek mitnahezu 10 000 Medien steht jedem Interessierten offen.Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Erforschung derGeschichte der jüdischen Gemeinden im ehemaligenRegierungsbezirk Trier. Derzeit läuft die vom Emil-Frank-Institut konzipierte und in Zusammenarbeit mit derStiftung Stadt Wittlich präsentierte Ausstellung „100 JahreSynagoge Wittlich“ mit umfangreichem Begleitpro-gramm.

Bitte beachten Sie unsere neue E-Mail Adresse:[email protected]

Nachruf

Agnes Johanna Drezek, geboren am 23.10.1987, ist zwischen dem 19. und 20. Januar 2010 verstorben. Siestudierte seit 2007 an der Universität Trier im Magisterstudiengang Germanistik (Hauptfach) sowie Psychologieund Er zieh ungswissenschaft (Nebenfach).

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Preise und Auszeichnungen

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Universität Trier

Hilary Dannenberg gewinnt Perkins-PreisBedeutendste Buchveröffentlichung auf Gebiet der Narrative Studies

Hilary Dannenberg, Professorin für Englische Lit-eraturwissenschaft (FB II) an der UniversitätTrier, hat den Perkins Preis 2010 für ihr Buch Co-

incidence and Counterfactuality: Plotting Time andSpace in Narrative Fiction (University of Nebraska Press,2008) erhalten.

Der Perkins Preis wird alljährlich für die bedeutend-ste Buchveröffentlichung zum Forschungsgebiet der Nar-rative Studies verliehen. Der Preis wurde erstmals 1996von der International Society for the Study of Narrative(ISSN) vergeben, einer internationalen Organisation vonWissenschaftlern, die auf dem Gebiet der Erzähl -forschung arbeitet.

Mitglieder der Auswahljury für die Verleihung desdiesjährigen Preises waren Professor Margaret Homans(Yale University), Professor Gerald Prince (University ofPennsylvania) und Professor Jesse Matz (Kenyon College).Der Preis geht auf den Namen der beiden Wissenschaftler

George und Barbara Perkinszurück, die auch die Begründerder ISSN sowie der ZeitschriftThe Journal of Narrative Tech-nique sind. Professor Dannenbergwird den Preis im April in Cleve-land/Ohio auf der Jahrestagungder ISSN entgegennehmen.

Links zur Preisverleihung:ISSN: http://narrative.george-town.edu/; zum Perkins-Preis:http://narrative.georgetown.edu/awards/perkins.php; zur Buch-seite bei der Nebraska UniversityPress: http://www.nebraskapress.unl.edu/product/Coincidence-a n d - C o u n t e r f a c t u a l i t y ,673383.aspx.

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Foto: Benita Schreuder