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Universitäts- und Landesbibliothek Tirol Doping im Sport Kamber, Matthias Magglingen, 1990 2. Verbotene Substanzklassen urn:nbn:at:at-ubi:2-5136

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Doping im Sport

Kamber, Matthias

Magglingen, 1990

2. Verbotene Substanzklassen

urn:nbn:at:at-ubi:2-5136

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2 . VERBOTENE SUBSTANZKLASSEN

2 .1 Stimulantien

Stimulantien (auch Psychostimulantien genannt ) sind gemâssDefinition Wirkstoffe , die eine erhôhte allgemeine , zentrale undperiphere Aktivitàt des Kôrpers hervorrufen . Dies ist mit einerkurzfristigen Steigerung der kôrperlichen Leistung und derStimmung verbunden .

Der Gebrauch und Missbrauch von Stimulantien ist in vielenKulturkreisen bekannt . Früher waren die Wirkstoffe rein pflanzli -chen Ursprungs und deren Verbreitung durch Transportproblemeregional beschrânkt . Bekannte Beispiele sind die Coca-Blâtter(Hauptalkaloid : Kokain) süd - und mittelamerikanischer Indios ,die ephedrinhaltigen Ma Huang Krâuter (Ephedra vulgaris ) deralten Chinesen , oder die Khat -Blâtter (Catha edulis ) auf der ara -bischen Halbinsel und im ôstlichen Afilka , mit Cathinon , "demnatùrlichen Amphetamin ", als Hauptwirkstofif.

Das Kauen dieser Pflanzen fuhrte auf Grund der schlechten Bio-verfugbarkeit der Wirkstoffe zu keinen schwerwiegenden toxi-schen Effekten . Erst moderne Extraktionsmethoden oder chemi -sche Synthesen hatten zur Folge, dass reine Wirkstoffe verwendetwurden , was zu den bekannten weltweiten Missbrauchen fuhrte .

Insbesondere synthetische Psychostimulantien vom Tÿp desAmphetamins erfuhren nach dem zweiten Weltkrieg , wo sie vorallem Bomberpiloten auf Langstreckenflügen verabreicht wurden ,eine grosse Verbreitung . Auf Grund der Toleranzbildung undSuchtgefahr unterliegen in der Schweiz Amphetamin und dessenDerivate dem Betâubungsmittelgesetz .

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Psychostimulantien haben vielfach die Struktur von Phenylal -kyleunlnen . Klar ersichtlich ist die Strukturverwandtschaft mitden Katecholaminen Adrenalin , Dopamin und Noradrenalin , wel-che die wichtigsten kôipereigenen Transmitter im peripheren undzentralen Nervensystem sind .

HO

HO

HO,

HO,

HO.

OH

■ÇH- CH2- NH- CH;OH

1 : Dopamin2 : Noradrenalin

3 : Adrenalin ( Epinephrin )

CHî- CH- NH- CH;CHa

OH—CH- NH- CH;OH ch 3

4 : Amphetamin

5 : Methamphetamin

6 : Ephedrin

Chemische Strukturverwandtschaft: zwischen kôrperei-genen Katecholaminen und exogenen Phenylalkyl-aminen

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Die Wirkung von Stimulantien kann direkt auf die Rezeptorenoder indlrekt durch Verdrângung von kôrpereigenen Katecho -lamlnen aus deren Speichervesikeln erfolgen. Die dadurch ver-mehrt frei werdenden kôrpereigenen Transmitter bewirken eineerhôhte Erregung .

Durch das Fehlen der Hydroxylgruppen am Benzolxing sindAmphetamine fettlôslich , kônnen die Blut -Himschranke passie -ren , direkt aufs Zentralnervensystem wirken und damit eineeuphorisierende Stimmung hervorrufen .

Die Palette der Nebenwirkungen bei der Anwendung von Psycho -stimulantien reicht von leichten Stressymptomen , Schlaflosigkeit ,Unrast und Stôrungen des kôrpereigenen Wârmehaushaltes , überkardiovaskulâre Problème bis zu schweren Erschôpfungszustân -den , Zusammenbrüchen und Tod. Besonders gravierend sindToleranzbildung und Sucht , die vor allem bei Amphetaminenauftreten .

Durch den gesteigerten Stofïwechselumsatz , die Unterdrückungdes Ermüdungsgefühls und die Euphorie wird das kôipereigeneWamsystem ausgeschaltet und die autonomen , lebenswichtigenEnergiereserven kônnen angegrifFen werden . Dies war der Fallbeim noch nicht SOjâhrigen englischen Radfahrer Tom Simpson ,der wâhrend der Tour de France 1967 am Mont Ventoux bei gros¬ser Hitze kollabierte und starb . Bei der Autopsie konnte derGebrauch von Amphetamin und Methamphetamin nachgewiesenwerden .

Psychostimulantien gelten allgemein als Substanzen mit gerlngemNutzen zu Risiko Faktor [2] und kônnen heute in der ârztlichenBehandlung durch andere Medikamente , die nicht auf derDopingliste stehen , ersetzt werden .

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STIMULANTEEN

Wirkungen :

- Euphorie , Steigerung der Leistungsbereitschaft- Steigerung der Herzleistung , des Pulses , des

Blutdruckes- Erhôhter metabolischer Umsatz durch erhôhte

Lipolyse und Glykolyse- Erhôhtes Atmungsvermôgen durch Bronchodila¬

tation- Verzôgertes Eintreten des Erschôpfungsgefühls

durch eine erhôhte Laktattoleranz

Nebenwirkungen :

- Stressymptome , erhôhte Erregung , Unrast ,Schlaflosigkeit , keine Erholung

- Psychische Stôrungen wie Desorientierung ,Angstlichkeit , Halluzinationen , Paranoia

- Kardiovaskulàre Problème- Gesteigertes Verlangen , Toleranzbildung , Sucht- Temperaturerhôhung , Hitzestau , Hitzschlag- Verbrauch von lebensnotwendigen Energiereserven

durch Unterdrückung des Ermüdungsgefühls(Ausschalten des kôrpereigenen Alarmsystems ),schwere Erschôpfungszustânde , Tod

Wirkungen und Nebenwirkungenvon Stimulantien

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Im Sport wurde vor allem mit Substanzen expertmentiert , diegleichzeitig zentralnervôse und periphere Wirkungen aufweisen .Einerseits wollte man damit eine erhôhte Wachheit , Wettkampf -aggressivitât und Motivation erreichen und andererseits Herz-Kreislauf -System und Energiestofiwechsel anregen [2].

Die wirksamsten und bis vor kurzem am meisten verwendetenSubstanzen waren die Amphetamine , die vor allem im Radsportund Fussball zum Einsatz kamen . Es sind sogar Beispielebekannt , wo Amphetamine von Schülem eingenommen wurden[3]. Verschiedene Untersuchungen [4, 5] zeigten , dass die sportli -che Leistung durch die Einnahme von Amphetamin gesteigertwird .

Auf Grund der hâufigen ZwischenfâUe mit Amphetaminen mitteilweise sogar tôdlichem Ausgang (1960: Knut Jensen , dânischerRadfahrer ; 1967: Tom Simpson ), verbot das IOC 1968 diese Sub¬stanzen . Amphetamine waren somit Auslôser fur die Einführungvon Dopingbestimmungen und -kontrollen .

Einen Sonderfall stellt das Coffein dar , das nach dem Verbot derAmphetamine ersatzweise in hohen Dosen eingesetzt wurde . Diesveranlasste die medizinische Kommission des IOC, 1984 dieGrenzkonzentration von ausgeschiedenem Coffein auf 15 /zg/ mlUrin und 1988 auf 12 /Ug/ ml Urin festzulegen . Normalerweisebietet diese Bestimmung selbst fur starke Trinker coffeinhaltigerGetrânke keine Probleme . So wurde bei den Dopingkontrollen imJahre 1988 in Magglingen ein Durchschnittswert von 1,6 /ttg/ mlgemessen .

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2 .2 Narkotika

Unter Narkotika werden bei der Anwendung im Sport zentral wir-kende Schmerzmittel der Klasse der Opiate verstanden . DieseSubstanzen wirken auf spezielle Rezeptoren im zentralen Nerven-system und verândem das Schmerzempflnden . In Sportarten wleBoxen , bei denen durch den Sport Schmerz verursacht wird , wer¬den sie zu deren Dâmpfung eingenommen . Narkotika wirken ingeringen Dosen euphorisierend . Sie kônnen alleine oder in Kom-bination mit Stimulantien angewendet werden .

Im Sport spielen Narkotika keine grosse Rolle und wurden vomIOC zur Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO)im Kampf gegen den Drogenmissbrauch auf die Dopinglistegesetzt .

NARKOTIKA

Wirkungen :

- Underung des durch Sport verursachten Schmerzes- Beruhigend

Nebenwirkungen :

- Verminderte Konzentration und Koordination- Toleranzbildung , Sucht- Betâubung , Koma, Tod

Wirkungen und Nebenwirkungen von Narkotika

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Die wichtigsten Nebenwirkungen der Narkotika reichen vonStimmungsverânderungen über Stôrungen der Koordinatlon biszur Dâmpfung des Atemzentrums imd zum Tod. Sâmtliche dieserSubstanzen zeigen eine Toleranzbildung , was zusammen mit dereuphorlsierenden Wirkung zur Sucht fuhren kann .

2 .3 Anabolika

Anabolika , auch anabole Steroide genannt , leiten ihre Strukturvom mânnlichen Geschlechtshormon Testosteron ab (siehe Figurauf der folgenden Seite), welches im menschlichen Kôrper ausCholesterol synthetisiert wird .

Testosteron wirkt einerseits auf die inneren und âusserenGeschlechtsmerkmale (androgene Wirkung ) und andererseits aufden Stoffwechsel , bei dem besonders der Eiweissaufbau angeregtwird , was eine Zunahme der Skelettmuskulatur bewirkt (anaboleKomponente ). Die anabole Wirkung von Testosteron wurde in dendreissiger Jahren untersucht , und in der Nachkriegszeit soliTestosteron zur Behandlung von unteremâhrten Gefangenen ein-gesetzt worden sein .

Durch verschiedene synthetische Abânderungen der Grundsub -stanz Testosteron wurde versucht , Wirkstoffe mit einer môglichstgrossen anabolen und kleinen androgenen Wirkung herzustellen(= hoher therapeutischer Index). Damit sollte eine vermehrte kli-nische Anwendung , vor allem bei Langzeitbehandlungen , ohnedie vermânnlichenden Nebenwirkungen erzielt werden . So hatdas weitverbreitete Stanozolol einen hohen therapeutischen Index[6 ].

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OH

OH

OH

cCH

OH

OH

N=OH

HOCH

1 : Testosteron3 : Nandrolon - decanoat

5 : Nandrolon - phenpropionat7 : Methandrostenolon

9 : Fluoxymesteron

2 : Epitestosteron4 : Methyltestosteron6 : Oxandrolon8 : Stanozolol

10 : Oxymetholon

Chemische Strukturverwandschaft zwischen Testosteronund einigen synthetischen Anabolika

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Testosteron

Androgene Wirkung :

- Wachstum und Entwicklung des Penis , der Prostataund der Samenblasen

- Entwicklung der sekundâren mânnllchenSexualmerkmale wle vermehrte Kôrperbehaarungund Vertiefung der Stlmme

- Verstârkte Libido

Anabole Wirkung :

- Positlvlerung der Stickstoffbilanz und Erhôhungder Masse der Skelettmuskeln

- Erhôhte Anzahl roter Blutkôrperchen und erhôhteHamoglobinkonzentratlon

- Verbesserte Regeneratlonsfâhigkelt- Abnahme des Kôrperfettantells- Erhôhte Kalziumeinlagerung in die Knochenmatrix- Erhôhte Retention von Wasser und Elektrolyten

Androgene und anabole Wirkung von Testosteron(Nebemvtrkungen von Anabolika siehe Seite 29)

Testosteron liegt im Blutplasma in einem Gleichgewicht von 2%bis 5% in freier und 98% bis 95% in gebundener Form vor . DerGrosstell (etwa 58%) 1st an das Protein Sex Hormone BindingGlobulin (SHBG) gebunden . Der Testosteronspiegel im Blut¬plasma betrâgt bel Mànnem 3 bis 11, bei Frauen 0 bis 0,8 ng / ml.

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Auf zellulârer Ebene wlrd freies Testosteron (und auch andereanabole Steroide ) 1m Zellplasma von Muskel - und Gewebezellenan Rezeptoren gebunden . Der entstehende Hormon -Rezeptor -Komplex aktiviert die RNS-Transkrlptlonsrate und somlt dieSynthèse von Proteinen [7].

Da dlese Stimullerung aber nicht nur In Muskelzellen ablâuft ,sondem auch in Gewebezellen der Geschlechtsorgane , 1st elnevollstândlge Trennung von anabolem und androgenem Effektnlcht môgllch . Der Wlrkungsmechanlsmus anaboler Steroide 1stjedoch noch nlcht vollstândig geklârt .

Therapeutische Indikatlonen fur die Anwendung anaboler Ste¬roide kônnen bel Rekonvaleszenz nach grôsseren konsumleren -den Erkrankungen , bei chronischen Anâmien , bei dialysenpfllch -tigen Patienten , bei Osteoporose und bei Patienten mit hormo -nellen Stôrungen (z.B. Mangel an Testosteron ) gegeben sein .Einige dieser Indikatlonen sind aber umstritten , und teilweisestehen heutzutage wirksamere Substanzen zur Verfugung (z.B.gentechnologisch hergestelltes Erythropoetin zur Behandlung vonchronischen Anâmien ).

Im Sport warden Anabolika seit den fmhen funfzlger Jahren ver-wendet . So sollen russische Athleten an den Olympischen Spielenvon 1956 Testosteron eingenommen haben [8]. Als Folge davonwurden , vor allem ausgehend von Schwerathleten , anabole Ste¬roide in alien Sportarten verwendet . Das damais bekannteste Ste¬roid war Methandrostenolon (Methandienon , Dianabol ^ ).

Anabolika werden aber auch von Frauen eingenommen , beidenen bereits kleine Dosen grosse Wirkungen und Nebenwirkun -gen erzielen , da Frauen von Natur aus im Blut einen 20 bis 40mal tieferen Testosteronspiegel als geschlechtsreife Mânner auf-weisen .

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Die medizinische Kommission des IOC nahm 1974 die Anabolikain die Dopingliste auf , und 1976 wurden an den OlympischenSpielen von Montreal erste Kontrollen auf Anabolika vorgenom -men (11 von 12 gefundenen verbotenen Substanzen waren Ana¬bolika ).

In der Folge wurde vermehrt Testosteron injiziert , da damais vonaussen (exogen) zugefuhrtes Testosteron noch nicht vom kôiper -eigenen (endogenen ) unterschieden werden konnte . UmfangreicheUntersuchungen zeigten aber , dass normalerweise endogenesTestosteron zu seinem Epimeren Epitestosteron im Verhâltnisvon 0,8 bis 1,5 vorliegt . Die Anwendung von exogenem Testoste¬ron erhôht dieses Verhâltnis . Die medizinische Kommission desIOC legte daraufhin ein Grenzverhâltnis von 6 fest , oberhalb des -sen ein Athlet als gedopt gilt, und verbot 1984 Testosteron .

Die Body-Building -Bewegung und die Fitnesswelle liess dieNachfrage nach anabolen Steroiden in den letzten 10 bis 15 Jah -ren massiv ansteigen . Der Gebrauch von Anabolika verlagertesich zunehmend in diese Kreise und beschrânkt sich heutzutagenicht mehr nur auf den Hochleistungssport . Eine amerikanischeUntersuchung an High School Schülem im Alter von 16 bis 20Jahren zeigte, dass bereits gegen 7% Erfahrungen mit Anabolikahaben . Der erste Kontakt mit Anabolika fand bei über der Hâlfteder Anwender im Alter von 15 bis 16 Jahren statt [9].

In den USA wird der Markt fur anabole Steroide auf jâhrlich über100 Mio US$ geschàtzt . Die Herstellung in illegalen Labors , derVertrieb und die erzielten Gewinne lassen Quervergleiche zumherkômmlichen Drogenhandel zu . So wurde der ehemalige briti -sche 400 -m-Lâufer David Jenkins im Dezember 1988 in den USAwegen Schmuggel und Vertrieb von Anabolika zu sieben JahrenHaft verurteilt [10].

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Die Zollfahndung von Schweden entdeckte im August 1988 Ineiner Aktion über 20 kg Anabollka und konnte einen Schmuggler -rlng ausheben [11].

Die fur den Sport wichtigen Wirkungen von Anabolika sind Kôr-pergewichtszunahme , Kraftzuwachs , Verânderung des Erschei -nungsbildes , verbesserte Regenerationsfàhigkeit , erhôhte Aus -dauerleistung sowie psychotrope Effekte . Dadurch werden Ana¬bolika , im Gegensatz zu den Wettkampfdrogen Stimulantien ,Narkotika , Betablocker und Diuretika , hauptsachlich in derVorbereitungsphase eingesetzt . Durch rechtzeitiges Absetzen vordem Wettkampf sind sie nicht mehr direkt nachweisbar und derAthlet gilt deshalb als nicht gedopt .

Es ist praktisch unmôglich , wissenschaftlich und statistisch ab -gesicherte Daten über die Wirkungen von Anabolika zu erhalten .Einerseits kônnen Daten , die mit kranken Patienten erarbeitetwurden , nicht auf gesunde Spitzenathleten übertragen werden ,und andererseits ist es nicht vorstellbar , ein genügend grossesKollektiv von Spitzenathleten für die entsprechendenDoppelblindversuche zu gewinnen . Zudem wâren Versuche mitanabolen Steroiden an gesunden Menschen ethisch fragwùrdigund môglicherweise nicht durchfuhrbar , da die psychotropenEffekte von Anabolika korrekte Doppelblindversuche gar nichtermôglichen würden [12]. Deshalb sind einige der Effekte undihre Grôssenordnung nur schwer belegbar . Sehr wahrscheinlichsind die Anwender in dieser Hinsicht besser informiert , nur ist esenorm schwieiig , an die entsprechenden Daten heranzukommen .

Nach lângeren Untersuchungen und ausgedehnten Uteratur -recherchen gelangte die amerikanische Gesellschaft fur Sport -medizin 1984 zu folgenden Schlüssen :

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Es gilt als gesichert . dass Anabolika eine Zunahme des Kôrper -gewlchtes tellweise dvtrch Wassereinlagerungen , teilweise durchZunahme der Skelettmuskelmasse bei gleichzeitigem Tralnlngs -reiz und genügender Proteinzufuhr verursachen . Dasselbe giltwahrscheinlich auch fur eine Kraftzunahme . Bezüglich aeroberKapazitât (Ausdauerleistung ) sei ein Leistungszuwachs nichtgesichert . Es wird zudem auf die reversiblen und irreversiblenNebenwirkungen beim Gebrauch von Anabolika hingewiesen [13].

Anabolika kônnen prinzipiell oral und als Injektionsslôsung aufôliger und wâsseriger Basis appliziert werden .

Oral eingenommene Anabolika haben oft am 17-Kohlenstoff eineMethylgruppe in a -Stellung (z.B. Oxandrolon = Anavar R, Meth -androstenolon = Dianabol R, Stanozolol = Stromba R). Sie habeneine kurze Halbwertszeit von einigen Stunden und müssen teil¬weise zur Erreichung eines genügend hohen Blutspiegels mehr -mals tâglich eingenommen werden . In Athletenkreisen werden siedeswegen vor allem zwischen einer letzten Applikation injizierba -rer Anabolika und einem Wettkampf eingenommen .

Anabolika auf ôlbasis werden in die Muskeln injlziert und habenlângere Halbwertszeiten von einigen Tagen . Dadurch sind ihreBlutspiegel konstanter . Ihre vollstândige Ausscheidung ist aberschwieriger zu kontrollieren . Anabolika auf ôlbasis sind oft ander 17J5-Hydroxygruppe mit lângeren Alkylresten verestert oderverethert (z.B. Nandrolon -phenpropionat = Durabolin R, Nandro -lon-decanoat = Deca -Durabolin R, Testosteron -cypionat ).

Injizierbare Anabolika auf Wasserbasis haben kurze Halbwerts¬zeiten und müssen teilweise tâglich gespritzt werden . Wegen ihrergeringeren Viskositât als Anabolika auf ôlbasis verursachen sieweniger Schmerzen bei der Injektion . Für Testosteron undMethandrlon sind Prâparate auf wâsseriger Basis erhâltlich .

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Starke Benutzer von Anabolika applizieren sich oft eine Mischungverschiedener injlzierbarer und oraler Anabolika zusammen("Stacking "). In den elnschlâgigen "Untergrundbüchem " überAnabolika sind vollstândige Angaben über Anwendungen ,Mischungen , Zyklen , eventuelle Nebenwirkungen und Preiseangegeben .

Die wichtigsten Nebenwirkungen bei der Anwendung von Anabo¬lika kônnen in fïinf Gruppen eingeteilt werden . Es sind diesAuswirkungen auf den Hormonhaushalt , auf den Fettstoflwech -sel , auf deis Herz-Kreislauf -System , auf die Leber sowie auf diePsyche . Das Auftreten dieser Nebenwirkungen ist individuel ! ver-schieden und abhângig von der verwendeten Substanz , Dosissowie Anwendungsdauer .

- Der Hormonhaushalt des Menschen wird durch komplexe Re-gelmechanismen über den Hypothalamus , den Hypophysen -vorderlappen und periphere Drüsen gesteuert (siehe Figurauf der nâchsten Seite ). Die Zufuhr von exogenen Anabolikastôrt dieses Regelsystem empfindlich , und durch eine nega¬tive Rückkoppelung wird die kôrpereigene Produktion anSteroidhormonen emiedrigt oder gar eingestellt .Durch die Hemmung der gonadotropen Hormone in der Hy¬pophyse kommt es zu einer Verminderung der Spiegel vonluteinisierendem Hormon (LH) und Follikel stimulierendemHormon (FSH), die beim Mann auf die Produktion vonTestosteron und Spermien , bei der Frau auf die Eireifungwirken . Es konnte festgestellt werden , dass bèi Body-Buil-dem , die über drei Monate hohe Dosen von verschiedenenAnabolika applizierten , einerseits die Spermienzahl um über90% sank (Oligospermie ) und andererseits das Hodenvolu -men um etwa 20% abnahm [14]. Die Verânderung bezüglichder Spermienzahl scheint reversibel [15], obwohl in diesemGebiet über Dauerschâden bei lângerer Anwendung von Ana¬bolika noch nichts bekannt ist .

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Hormonelle SteuerungRegelsysteme

Hypothalamus

Releasing - Hormone

HVL

LH, FSH , HCG HGH ACTH

Driisen NNR

Cortico -steroide

Steroid -hormone

Wachstum

Hormonelle Regelkreise (einfaches Schema )HVL = Hypophysenvorderlappen ; LH = Lutenisierend .es Hormon ;FSH = Follikel stimulierendes Hormon ; HCG = Choriongonadotro -pin ; HGH = Wachstumshormon ; ACTH = Corticotropin ; NNR =NebennierenrindeUnterbrochene Pfeile : negative Rückkoppelung (Unterdrûckung derProduktion ); ausgezogene Pfeile :Jordemde Wirkung

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Selbst nach Absetzen der exogenen Anabolikazufuhr kann dieinduzierte Unterfunktlon der Keimdrüsen (Hypogonadismus )tellweise noch über Monate nachgewlesen werden [16] (sieheauch unter Analytik , Seite 57).

Bei Jugendlichen kann der Gebrauch von Anabolika zueinem firuhzeitigen Schliessen der Epiphysenfugen und damitzu einem gestoppten Lângenwachstum fuhren .

Bei Frauen wirken schon geringe Dosen von Anabolika virili-sierend . Diese Nebenwirkungen sind tellweise irreversibel .Deswegen sind Studien über die Nebenwirkungen von Ana¬bolika bei Frauen aus ethischen Gründen nicht durch -fuhrbar .

Bel Anwendung von Anabolika kommt es belm Fettstoff -wechsel zu einer ungünstigen Verschiebung des Risikoprofilsfur Herz-Kreislauf -Erkrankungen : Der Cholesterinspiegelwird nur unwesentlich beeinflusst , dagegen nimmt das LDL-Cholesteiin zu , das HDL-Cholesterin ab [14, 17]. Scheinbarwird dies durch die Hemmung von Lezithincholesterolacyl -transferase , einem Schlüsselenzym des Fettstofiwechsels ,verursacht .

Das ungünstige Risikoprofll bleibt bel lângerdauemdenApplikationen ausgeprâgt und normalisiert sich nach Abset¬zen der Anabolika nur langsam . Zur Zeit in Schweden durch -geführte , noch nicht abgeschlossene Studien an ehemaligenBody-Buildem scheinen eine tendenziell erhôhte Hâufigkeitan Herzinfarkten aufzuzeigen .

Anabolika bewirken eine erhôhten Retention von Wasser , waszu einem bis zu 15% hôheren Blutvolumen fuhrt . Dies kanneine betrâchtliche Blutdrucksteigerung verursachen , wobeiDauerschâden nicht ausgeschlossen werden kônnen .

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- Die oral angewandten Anabolika wirken unters chiedllch le-bertoxisch , wobei die Werte der Leberenzyme meistens an -steigen . Bel geringen Dosen und beschrânkter Anwen-dungsdauer von Anabolika normallsieren sich diese Leber-enzymmuster nach Absetzen wieder . Jahrelanger Anabolika -gebrauch kann aber zu Irreverslblen Leberschâden bis bin zuLebertumoren führen [18, 19].

- Die psychotropen Effekte von Anabolika wurden bis vor kur -zem nicht stark untersucht . Anwender betonen aber psychi -sche Effekte wie Euphorie , Halluzinationen und vor allemAggressMtât [20 , 21]. Untersuchungen zeigen , dass dies belhohen Dosen 1m Extremfall bis zu kriminellen Handlungenfuhrt [22, 11]. Auch wurde nach Absetzen von Anabolika vonEntzugserscheinungen [23], Depressionen und Angstzustân -den berichtet [21]. Zudem fuhrt der lângere Gebrauch vonAnabolika zu Toleranzbildung , erhôhtem Verlangen , Verlân -gerung der Einnahmezyklen und Abhângigkeit .Diese Erkenntnlsse und die Tatsache , dass der Markt vonAnabolika zunehmend von professionellen Grosshândlem mitVerbindung zu Drogenhândlem beherrscht wird , Hess denRuf nach strenger staatlicher Kontrolle , âhnllch wie belBetàubungsmitteln , aufkommen [24].

Zusâtzllche Nebenwirkungen seien hier nur kurz erwâhnt : BelBody-Buildem wurden durch Muskelbiopsien eine grosse Anzahlabnormaler Muskelfasem und grosse Mengen Fett - und Binde -gewebe nachgewiesen [25].

Durch die schnelle Zunahme an Muskelmasse und -kraft sind oftdie Sehnen und Bânder überbelastet , was deren Verletzungs -anfâlllgkeit erhôht .

Zudem 1st der Einfluss der Anabolika auf das korperelgeneImmunsystem noch wenig untersucht worden .

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In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Nebenwirkungenvon AnaboUka bel Frauen und Mânnem dargestellt . Es mussnochmals betont werden , dass AnaboUka bel Frauen und 1mWachstum stehenden Jugendlichen bereits In gerlngen DosenIrreversible Schâden wle Vlrlllslerung oder gestopptes Lângen -wachstum bewlrken kônnenl

- Akne- Wasserspelcherung- Hoher Blutdruck- Stôrungen der Psyche- Verânderte Leberfunktion ; ev. Leberkrebs- Gestopptes Lângenwachstum (Jugendllche )- Verânderte Llpld- und Llpoproteinkonzen -

tratlon 1m Serum- Emledrlgte Steroldproduktlon

ANABOLIKA

Nebenwirkungen :bel Frauen bel Mânnem

- Vlrlllslerung :- tlefe Stimme- Kôrperbehaarung- Rückblldung des Busens

- Stôrung der Monatsregel

- Stôrung der Hoden -funktlon

- Verklelnerung derKeimdmsen

- Impotenz / Unfrucht -barkeit

Nebenwirkungenvon Anabolika

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2.4 Betablocker

Betablocker (oder Beta -Rezeptorenblocker ) sind synthetischeWirkstoffe , die In den frühen sechziger Jahren auf dem Markt er-schienen . Hire Wirkung beruht auf der Blockierung der Beta -Rezeptoren . Somit kônnen die Reize des sympathischen Nerven-systems nicht mehr an die Zielorgane weitergeleitet werden . Diesfuhrt vor allem zu einer Emiedrigung der Aktivitât des kardiovas -kulâren Systems und des metabolischen Umsatzes . So sprichtman oft von einer Abschirmung der Organe vor sympatho -adre -nergen Stressimpulsen ; Betablocker haben also eine entgegen -gesetzte Wirkung wie Psychostimulantien .

Insbesondere bei verstârkter sympathischer Aktivitât , sei diesdurch kôrperliche oder emotionale Belastung , haben Betablockereine deutlichere Wirkung als bei Personen im Ruhezustand . Lam-penfleber als oft vorkommende Nervositât vor einem Auftritt odereiner Prûfung , verursacht durch die Stimulation von Beta -Rezeptoren , fuhrt zu einer Erhôhung des Herzrhythmus , desMuskeltremors , zu vermehrtem Schwitzen und erhôhtem Blut -druck . Diese Symptôme kônnen effizient durch Betablocker ver-mindert werden . Sie sind weit verbreitet und haben die einstmalsklassischen Beruhigungsmittel wie Alkohol oder Benzodiazepineabgelôst .

Als Nebenwirkungen kônnen eine verminderte kôrperlicheLeistungsfâhigkeit , emiedrigte Wachsamkeit , verstârkte Anfâllig-keit für Asthma und môgliche Herzrhythmusstôrungen angege -ben werden .

In der Medizin wird die dâmpfende Wirkung der Betablocker aufdas Herz-Kreislauf -System (Reduktion der Herzfrequenz , derKontraktionskraft der Herzmuskulatur und des Blutdruckes ) beiHerzinfarktpatienten mit Erfolg angewendet .

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Im Sport werden Betablocker vor allem in Bereichen mit einerhohen Hand -Fuss -Auge-Koordination und zur Überwindung vonÂngstllchkeit missbraucht . Es schelnt paradox , aber die Einfuh -rung des Betablockers Oxprenolol in Europa wurde mit derberuhigenden Wirkung fur Skispringer angepriesen [2]!

Es wurde verschiedentlich nachgewiesen , dass Betablockersportliche Leistungen beeinflussen . So konnten die Pulswerte vonBob- und Autorennfahrem von teilweise über 180 Schlàgen proMinute um 50 Schlâge gesenkt werden [261. Bel Schützen wurdeaufgezeigt , dass durch das Verringem der Pulsrate und des Hân -detremors mittels Betablockem die Schiessleistungen verbessertwerden konnten [27].

BETABLOCKER

Wirkungen :

- Emiedrigung des Herzschlages und der Herzleistung- Emiedrigung des Tremors- Emiedrigung der Ângstllchkeit , des Lampenflebers und

des Schwitzens- Emiedrigung der aeroben und anaeroben Ausdauer- Emiedrigung der Glykolyse und Lipolyse

Nebenwirkungen :

- Frühzeitige Muskelermüdung- Emiedrigte Wachsamkeit- Môgliche Auslôsung vorhandener Krankheiten wie Asthma- Môgliche Herzrhythmusstôrungen

Wirkungen und Nebenwirkungen von Betablockem

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Betablocker waren an den Olympischen Spielen 1984 mit ârztli -chem Zeugnls erlaubt . In Los Angeles traten aber gehâufte , ârzt -llch mit Herz-Kreislauf -Beschwerden begrûndete Anwendungen inden Schiessdisziplinen und 1m Modemen Fünfkampf anf . Insbe -sondere im Modemen Fünfkampf war es schwer einzusehen , dassdieselben Athleten , welche Spitzenleistungen im Gelândelauf undim Schwimmen erzielten , beim Schiessen unter Herz-Kreislauf -Beschwerden leiden sollten !

Nach diesen Vorfâllen hat die medizinische Kommission des IOCdie Betablocker 1988 in die Dopinglisten aufgenommen .

2.5 Diuretika

Diuretika erhôhen die Urinausscheidung . Primâr wird die Aus-scheidung von Elektrolyten (insbesonders von Natrium -, Chlorid -und Bikarbonationen ) bewirkt , die sekundâr Wasser binden , wasdie Urinmenge erhôht . Je nach pharmakologischen Eigenschaftenwerden Diuretika in Carboanhydrasehemmer (z.B. Acetazolamid ),Schleifendiuretika (z.B. Furosemid , Bumetamid ), Thiazide (z.B.Chlorthalidon , Chlorthiazid ) und kaliumsparende Diuretika (z.B.Amilorid) eingeteilt . In der klinischen Medizin werden sie vorallem zur Behandlung von Bluthochdruck und bei Ôdemen ver-wendet .

Die Schleifendiuretika sind die wirksamsten , erhôhen sie dochdie Urinausscheidung um einen Faktor von gegen 30 . So bewirktdie Einnahme von Furosemid eine Urinausscheidung von 1 bis 2Litem innert 3 Stunden [28].

Als Nebenwirkung tritt eine Verschiebung des Flüssigkeit -zu-Elektrolyt -Gleichgewichts auf . Dies kann zu Muskelkrâmpfen ,

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Herzrhythmusstôrungen , Magen-Darm -Stôrungen und zumKollaps führen .

DIURETIKA

Wirkungen :

- Erhôhimg der Wasserausscheidung (schnellerGewichtsverlust )

- Starke Emledrigung der spezifischen Dichtedes Urins (Verdùnmmg verbotener Substanzen )

Nebenwirkungen :

- Verschlebung des Flüsslgkeit -zu-Elektrolyt -Gleichgewlchtes :

- Dehydratation- Salzausschwemmung

- Muskelkrâmpfe- Nierenschâden

Wirkungen und Nebenwirkungen von Diuretika

Im Sport wurden Diuretika in den letzten Jahren vor allem auszwei Gründen verwendet : Einerseits in Sportarten mit Gewichts -klassen , wo Athleten vor dem offiziellen Wâgen schnell Gewichtverlieren wollen , nm in einer tieferen Gewichtsklasse zu starten ;anschliessend wird das ursprüngliche Gewicht durch Trinkenwieder erreicht .

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Andererseits flndet durch Diuretika eine Verdünnung der ausge -schledenen Substanzen statt , was die Analyse verbotener Sub -stanzen erschwert . Bel Body-Buildem werden Diuretika zudemvor Wettkâmpfen eingenommen , um durch die Dehydratation derGewebe die Muskeln besser hervortreten zu lassen .

Die medizinische Kommission des IOC verbot Diuretika auf dieOlymplschen Spiele 1988 .

2.6 Peptidhormone

Selt lângerer Zelt werden Peptidhormone zur Behandlung ver-schiedener Krankheiten angewendet . Die wohl bekanntesten Pep¬tidhormone sind Insulin , das bel Diabetes mellitus verabreichtwird , und das Wachstumshormon , das fur die Therapie deshypophysâren Zwergwuchses zur Anwendung kommt .

Im Sport wurde wegen strengerer Kontrollen und besserer Nach -weismôglichkeiten vermehrt von Anabolika auf Testosteron undanschllessend auf einlge Peptidhormone ausgewichen . Zur Zeltsind keine zuverlàssigen Zahlen über die Verbreitung desMissbrauchs von Peptldhormonen bekannt . Sie sind in der Regelteuer und (noch ) schwierig zu erhalten . Bereits sind aber gen -technologisch hergestellte Produkte erhâltllch oder vor der Markt -einfuhrung , was die Môglichkeit des Missbrauches erhôht .

Der direkte analytische Nachweis der Anwendung 1st praktischunmôglich , da es sich bel diesen Hormonen um kôrpereigeneSubstanzen handelt . Vermutlich wird ein Nachweis nur über in -direkt bewirkte Verânderungen (wie beim Testosteron ) môglichsein . Dies setzt aber langwierige und komplexe Voruntersuchun -gen voraus .

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Eine weitere denkbare MôgUchkeit der Detektion wâre die Bei-mlschung einer unschâdllchen Markersubstanz zu den Peptid -hormonen , die bei Anwendung dieser Produkte nachgewiesenwerden kônnte . Diese Lôsung bedürfte aber der Zustlmmung derproduzierenden Flrmen und der zulassenden Behôrden .

Trotz der noch nlcht gelôsten Fragen des Nachweises von Peptid -hormonen 1st diese Substanzgruppe von der medizinische Kom-mission des IOC seit 1990 verboten . Der Missbrauch von Peptid -hormonen wie von Wachstumshormonen (Somatotropin oderHGH), Choriongonadotropin (HCG) und Corticotropin (ACTH) soildamit unterbunden werden .

Durch die Anwendung von Anabolika in hohen Dosen wird , wiebereits erwâhnt , die kôrpereigene Hormonproduktion empftndlichgestôrt . Nach Absetzen der Anabolika kann die gegenüber nor -malen Kontrollpersonen eingeschrânkte Produktion endogenerHormone bis zur Wiedereinpendelung des hormonalen Regelkrei -ses (siehe auch Abbildung auf Seite 26) noch wâhrend Wochenund teilweise Monaten nachgewiesen werden [16, 29]. Um dieProduktion von kôrpereigenen Hormonen wieder anzuregen , kanndas weibliche "Schwangerschaftshormon " Choriongonadotropingespritzt werden , das funktionell und strukturell dem Lutenisie -renden Hormon (LH) âhnlich ist . So tritt die paradoxe Situationauf , dass bei Dopingkontrollen mânnliche Athleten einemSchwangerschaftstest unterzogen werden müssenf

Das Wachstumshormon (HGH) ist eine Mischung aus verschie -denen Peptiden , wobei das Hauptpeptid 191 Aminosâuren ent -hâlt . Es wirkt direkt auf den Kohlenhydrat - und Fettstoffwechselund indirekt via Somatomedine (=Wachstumsfaktoren ) auf dieZellvermehrung [30].

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In der Klinik wird HGH zur Behandlung von Kindem mit hypo -physârem Zwergwuchs verwendet .

Bis vor kurzem war HGH nur sehr schwer zu erhalten , da es ausden Hypophysen von Organspendem gewonnen werden musste .Zu Beginn der achtziger Jahre kam es in amerikanischen Athle -tenkreisen zur Anwendung . Genaue Daten über die Verwendungvon HGH sind nicht erhâltlich , bel verschiedenen Gelegenheitenkonnte aber HGH auf dem Schwarzmarkt beschlagnahmt werden[31]. Wegen seines hohen Preises und seiner eingeschrânktenVerfugbarkeit steht es im Ruf der Exklusivitât , und es existierenphantastische Schilderungen der Wirkung . Eine Folge davon war ,dass schlecht gereinigtes HGH auf dem Schwarzmarkt auf -tauchte , was bei den Anwendem zum Teil zu immunologischenAbwehrreaktionen fuhrte . Heute kann HGH gentechnologischhergestellt werden .

Als Nebenwirkung beim Missbrauch von HGH trltt Gigantismus(Akromegalie ) auf . Ausgeprâgt sind dabei Vergrôsserungen derHânde , Fùsse , Nase und des Kinns . Es ist bekannt , dass deswe -gen in Body-Builder -Kreisen schon Schônheitsoperationendurchgeführt wurden [32]. Weitere Nebenwirkungen sind Gelenk -schmerzen , Vergrôsserung der Eingeweide (z.B. Leber , Magen ,Darm , Nieren), Insulintoleranz (bis zu Diabetes mellitus ) undmôgliche Tumorbildung .

Trotzdem ist im "The Underground Steroid Handbook " 1981 fol-gende Schilderung über HGH enthalten : "This is the only drugthat can remedy bad genetics as it will make anybody grow. A fewside effects can occur however . It may elongate your chin , feetand hands , but this arrested with cessation of the drug ... Growthhormone use is the biggest gamble that an athlete can take , asside effects are irreversible . Even with all that , we love the stuff "[in 30].

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Corticotropin oder Adrenocorticotropes Hormon (ACTH) regullertdie Produktion und Ausschüttung von Glucocortlcoiden In derNebennierenrinde . Es 1st daher entscheidend beteiUgt an der Auf-rechterhaltung der Stressbereitschaft . In der Klinik wird ACTHdiagnostlsch zur Überprùfung der Funktion der Nebennierenrindeverwendet .

Im Sport , vor allem In einlgen Ausdauersportarten , wird vermehrtzur Anwendung von Corticosteroiden gegriffen. Âhnlich wie belden anabolen Steroiden wird durch die âussere Zugabe eine ne¬gative Rückkoppelung auf den Hypophysenvorderlappen und denHypothalamus bewirkt , was eine generelle Emiediigung der kôr -perelgenen Produktion an Corticosteroiden zur Folge hat . NachAbsetzen erholt sich der Kôrper nur langsam . Durch Injektionvon ACTH soli die kôrpereigene Produktion wieder angeregt wer -den .