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Untersuchung der cochleären Mikromorphologie und des Querschnitts der cochleären Gänge unter Berücksichtigung der Entstehung von Insertionsschäden bei der Cochlea-Elektroden-Insertion Slavomir Biedron

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Untersuchung der cochleären Mikromorphologie und des Querschnitts der cochleären Gänge unter Berücksichtigung der Entstehung von

Insertionsschäden bei der Cochlea-Elektroden-Insertion

Slavomir Biedron

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Untersuchung der cochleären Mikromorphologieund des Querschnitts der cochleären Gänge unter

Berücksichtigung der Entstehung von Insertionsschädenbei der Cochlea-Elektroden-Insertion

Von der Medizinischen Fakultätder Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen

zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Medizingenehmigte Dissertation

vorgelegt vonSlavomir Biedron

aus Breslau (Polen)

Berichter: Herr Universitätsprofessor Dr. med. Martin Westhofen

Herr Professor Dr. med. Andreas Prescher

Tag der mündlichen Prüfung: 28. Oktober 2008

Diese Dissertation ist auf den Internetseiten der Hochschulbibliothek online verfügbar

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Meinen Eltern

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

1.1. Einführung und Übersicht............................................................ Seite 12

1.1.1. Einführung ........................................................................ Seite 12

1.1.2. Übersicht ........................................................................... Seite 12

1.2. Makro- und Mikromorphologie der Cochlea ............................... Seite 14

1.2.1. Anatomischer Aufbau ....................................................... Seite 14

1.2.2. Funktion ............................................................................ Seite 18

1.2.3. Topographie des Canalis nervi facialis ............................. Seite 22

1.3. Embryologie der Cochlea ............................................................ Seite 24

1.4. Prinzipien artifizieller Elektrostimulation der Hörbahn .............. Seite 27

1.4.1. Direkte elektrische Stimulation des Hörnerven ................ Seite 27

1.4.2. Signalverarbeitung im Sprachprozessor ........................... Seite 30

1.4.3. Zukünftige Entwicklungen ............................................... Seite 31

1.5. Insertionselektroden und Elektrodenkopplung am Modiolus ...... Seite 33

1.5.1. Entwicklung ...................................................................... Seite 33

1.5.2. Aktuelle Elektrodentypen ................................................. Seite 36

1.5.3. Operationstechnik ............................................................. Seite 37

1.5.4. Einfluss der Insertionstiefe und des Modiolusabstands auf die Elektrodenleistung und das Sprachverständnis ................. Seite 39

1.6. Insertionstraumata bei der Cochlea-Implantation ........................ Seite 41

1.6.1. Auswirkungen eines intracochleären Traumas ................. Seite 41

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1.6.2. Ort der Traumatisierung und Schadensfolge .................... Seite 42

1.6.3. Einflussfaktoren der Traumatisierung .............................. Seite 43

1.6.4. Mechanismen der Traumatisierung .................................. Seite 48

1.7. Präparationstechniken zur Morphometrie der cochleären Scalae . .................................................................................................... Seite 52

1.7.1. Schnittpräparate ................................................................ Seite 52

1.7.2. Erläuterung der Methode zur graphischen Cochlea-Rekonstruktion nach Guild ......................................................................... Seite 53

1.7.3. Ausgusspräparate .............................................................. Seite 55

1.7.4. 3-dimensionale Computer-Rekonstruktion der Cochlea ... Seite 57

1.7.5. Finite-Elemente-Methode ................................................. Seite 59

2. Zielsetzung ..................................................................................Seite 62

3. Material und Methoden

3.1. Verwendetes Material .................................................................. Seite 66

3.2. Felsenbeinentnahme und -präparation ......................................... Seite 68

3.2.1. Aachener Felsenbeine - Felsenbeinentnahme ................... Seite 68

3.2.2. Felsenbeinentnahme durch Wittmaack ............................. Seite 68

3.3. Histologische Techniken und Mikrotomie .................................. Seite 70

3.3.1. Aachener Serien ................................................................ Seite 70

3.3.2. Wittmaacksche Serien ....................................................... Seite 71

3.4. Digitalisierung der Schnitte ......................................................... Seite 76

3.4.1. Aachener Serien ................................................................ Seite 76

3.4.2. Wittmacksche Serien ........................................................ Seite 77

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3.5. Schnittebenen, Referenzebenen und Messtechnik ....................... Seite 78

3.5.1. Definition der Schnittebenenausrichtung durch die Cochlea . ......................................................................................... Seite 78

3.5.2. Bezugssystem für die Auswertung der cochleären Innenquer-schnitte und graphische Darstellung der cochleären Spirale

. ......................................................................................... Seite 78

3.5.3. Äußere Abmessungen der Gehörschnecke ....................... Seite 80

3.5.4. Ermittlung der cochleären Innenquerschnitte ................... Seite 82

3.6. Biometrie-Software...................................................................... Seite 84

3.6.1. Übersicht ........................................................................... Seite 84

3.6.2. Markierung der Innenquerschnitte .................................... Seite 84

3.6.3. Rechnerische Rekonstruktion und graphische Darstellung der cochleären Spirale ............................................................. Seite 86

3.7. Dokumentation und Datenanalyse ............................................... Seite 87

3.8. Statistische Verfahren .................................................................. Seite 88

3.8.1. Wilcoxon Test ................................................................... Seite 88

3.8.2. Hypothesenbildung und Signifikanzniveau ...................... Seite 88

3.8.3. Korrelation ........................................................................ Seite 89

4. Auswertung und Ergebnisse - Vorversuche

4.1. Morphologie der Gehörschnecken ............................................... Seite 92

4.1.1. Äußere Abmessungen der Cochleae ................................. Seite 92

4.1.2. Morphologie und Ausrichtung der Cochleae .................... Seite 92

4.2. Cochleäre Innenquerschnitte ..................................................... Seite 100

4.2.1. Auftragung der Ganghöhen gegen den Abstand zum runden Fenster ............................................................................. Seite 100

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4.2.2. Auftragung der Ganghöhen gegen den Windungswinkel . ....................................................................................... Seite 102

4.2.3. Zusammenfassung und daraus abzuleitende Konsequenzen für die Auswertung der Wittmaackschen Felsenbeinschnittserien

. ....................................................................................... Seite 104

5. Auswertung und Ergebnisse - Wittmaack-Sammlung

5.1. Morphologie der Cochleae ........................................................ Seite 108

5.1.1. Äußere Abmessungen der Cochleae ............................... Seite 108

5.2. Cochleäre Innenquerschnitte ..................................................... Seite 111

5.2.1. Innenquerschnitte der Scala tympani und der Scalae vestibuli et media ............................................................................... Seite 111

5.2.2. Innenquerschnittsverlauf im Kreiswinkelbezugssystem . Seite 111

5.2.3. Innenquerschnittsverlauf im metrischen Bezugssystem . Seite 114

5.2.4. Intersegmentale Innenquerschnittsdifferenzen im Kreiswinkel-bezugssystem .................................................................. Seite 118

5.2.5. Abweichung der intersegmentalen Innenquerschnittsdifferenz vom gesamtintersegmentalen Durchschnitt der Innenquerschnitts-änderung im Kreiswinkelbezugsystem) .......................... Seite 120

5.2.6. Alters- und geschlechtsabhängige Unterschiede, Seitenvergleich . ....................................................................................... Seite 123

5.3. Korrelation des Innenquerschnitts mit der cochleären Mikro-morphologie ............................................................................... Seite 125

5.3.1. Inverser Querschnittsverlauf im Bereich des aufsteigenden Schenkels der Basalwindung .......................................... Seite 125

5.3.2. Abfall des Innenquerschnitts der Scala tympani im Bereich des aufsteigenden Schenkels der Mittelwindung .................. Seite 128

5.3.3. Einfluss der topografischen Nähe des Canalis nervi facialis auf den cochleären Innenquerschnitt .................................... Seite 130

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5.3.4. Einengung des Innenquerschnitts der Scala tympani in einzelnen Serien .............................................................................. Seite 132

6. Diskussion

6.1. Abhängigkeit der Morphometrie von der Präparations- und Schnitttechnik ............................................................................ Seite 136

6.1.1. Einfluss der Schnittebene auf den Innenquerschnitt der cochleären Gänge .............................................................................. Seite 136

6.1.2. Verkippung der Schnittebene zur Längsachse des Modiolus . ....................................................................................... Seite 138

6.1.3. Rotation um die Längsachse des Modiolus .................... Seite 138

6.2. Begründung und Diskussion eigener Modifikationen etablierter Verfahren ................................................................................... Seite 140

6.2.1. Zum Einfluss der Schnittebene auf den Innenquerschnitt . ....................................................................................... Seite 140

6.2.2. Zur Erfassung des Innenquerschnitts .............................. Seite 142

6.2.3. Zum Auffinden der Umkehrpunkte der cochleären Spirale und dessen Einfluss auf den ermittelten Innenquerschnitt der Gänge in diesem Bereich ............................................................ Seite 144

6.2.4. Zur Rekonstruktion der cochleären Spirale im basalen Anteil . ....................................................................................... Seite 144

6.2.5. Zum Bezugssystem - Kreissegmente gegenüber metrischer Skala . ....................................................................................... Seite 146

6.3. Zur Diskontinuität der cochleären Innenquerschnitte ................ Seite 149

6.3.1. Literaturvergleich ............................................................ Seite 149

6.3.2. Korrelation der Ergebnisse mit der cochleären Embryologie . ....................................................................................... Seite 153

6.3.3. Korrelation der Ergebnisse mit der funktionellen Anatomie der Cochlea ........................................................................... Seite 155

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6.4. Bewertung bekannter operativer Zugänge und aktueller Elektrodentypen anhand der vorliegenden Daten ................................................. Seite 156

6.4.1. Operative Zugänge .......................................................... Seite 156

6.4.2. Elektrodentypen und Insertionsmethoden ...................... Seite 158

7. Zusammenfassung ............................................................................ 166

8. Anhang

8.1. Abkürzungen....................................................................................... 170

8.2. Literaturverzeichnis ............................................................................ 171

8.3. Veröffentlichungen ............................................................................. 189

8.4. Verzeichnis der Abbildungen ............................................................. 190

8.5. Verzeichnis der Tabellen .................................................................... 198

8.6. Danksagung ........................................................................................ 200

8.7. Erklärung zur Datenaufbewahrung ..................................................... 201

8.8. Lebenslauf........................................................................................... 202

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Einleitung

1

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1.1. Einführung und Übersicht1.1.1. Einführung

Die Cochlea-Implantation ist ein etabliertes medizinisches Verfahren zur Versorgung von innenohrbedingter Schwerhörigkeit bis hin zur Taubheit. Seit Beginn der kommerziellen Anwendung Anfang der 1980er Jahre findet eine fortlaufende Optimierung der Implantationsmethoden, der Hardware, das heißt, der Implantatbestandteile, und auch der Software statt. Die besonders angestrebte Verminderung von Insertionsschäden in der Gehörschnecke wird jedoch weiterhin kaum zuverlässig erreicht, ist aber etwa im Rahmen der Versorgung bei Resthörigkeit eine wichtige Voraussetzung.

Anatomische, histopathologische und radiologische Elektrodeninsertionsstudien verdeutlichen, dass trotz optimierten Elektrodendesigns weiterhin Traumata intracochleärer Strukturen unter der Insertion auftreten. Neben weiteren häufigen Schädigungsmustern sind Insertionsschäden im Bereich des aufsteigenden Schenkels der Basalwindung der Gehörschnecke besonders häufig und nicht von der Elektrodenform abhängig.

1.1.2. Übersicht

Um dem Leser das Verständnis der Morphologie und der Funktion der Gehörschnecke zu erleichtern, werden diese Themen in den Kapiteln 1.2 und 1.3 zusammenfassend besprochen. Die darauf folgenden Unterkapitel behandeln die funktionellen und technischen Grundlagen der Versorgung mit Cochlea-Implantaten (CI) (Kapitel 1.4 und 1.5) und verschaffen einen Überblick über die Ursachen und Mechanismen implantationsbedingter intracochleärer Traumata (Kapitel 1.6). Abschließend werden in Kapitel 1.7 unterschiedliche, teilweise auch historische, Techniken zur Darstellung und Untersuchung humaner Felsenbeine und insbesondere der cochleären Scalae besprochen.

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Kapitel 2 stellt die Zielsetzung für die vorliegende Arbeit dar, während in Kapitel 3 das verwendete Material vorgestellt und die angewandten Methoden erläutert werden. Behandelt werden neben den präparatorischen und histologischen Techniken auch die verwendeten Mess- und Referenzsysteme (Kapitel 3.5), was dem Leser insbesondere bei der Interpretation der Ergebnisse von großem Nutzen sein sollte. Des Weiteren behandeln weitere Unterkapitel die Digitalisierung und digitale Weiterverarbeitung der Bild- und Messdaten. Dem schließt sich eine kurze Vorstellung der angewandten statistischen Methoden an.

Die Ergebnisse werden in den Kapiteln 4 und 5 vorgestellt. Die Aufteilung auf 2 Kapitel erfolgte, um zwischen den Ergebnissen der Vorversuche - Messungen die auf Grundlage einiger weniger Felsenbeinschnittserien, die an der RWTH Aachen erstellt worden sind - und den Messdaten der Felsenbeinschnittserien aus der Hamburger Wittmaack-Sammlung zu unterscheiden. Neben den äußeren Abmessungen der Cochleae, ihrer Morphologie und der Auftragung der cochleären Innenquerschnitte im metrischen sowie im Kreiswinkelbezugssystem werden in Kapitel 5 darüber hinaus die intersegmentalen Innenquerschnittdifferenzen besprochen, als auch der cochleäre Innenquerschnitt auf Grundlage der lokalen Mikromorphologie analysiert.

In Kapitel 6 folgt die Diskussion mit der Besprechung der Einflüsse von Präparations- und Schnitttechnik auf die Morphometrie, der Erläuterung eigener Modifikationen etablierter Verfahren bei Präparation, Messung und Referenzierung sowie einer vergleichenden Bewertung der eigenen Daten mit Ergebnissen vergleichbarer Arbeiten in der Literatur. Abschließend werden die Ergebnisse zu Grunde gelegt, um aktuelle Methoden und Arbeitsmittel in der Cochlea-Implantation zu bewerten. Auf eine Zusammenfassung in Kapitel 7 folgt der Anhang mit diversen Verzeichnissen.

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1.2. Makro- und Mikromorphologie der Cochlea

1.2.1. Anatomischer Aufbau

Die Gehörschnecke (Cochlea) ist ein in einer logarithmischen Spirale gewundener röhrenförmiger Hohlraum innerhalb der Pars petrosa ossis temporalis. Sie ist Teil des knöchernen Labyrinths, das darüber hinaus den so genannten Vorhof (Vestibulum) und die drei Bogengänge (Canales semicirculares) umfasst.

Die Basis der Schnecke umfasst den inneren Gehörgang (Fundus). Die Schneckenspitze, Cupula cochleae genannt, zeigt nach anterolateral zur Facies anterior der Felsenbeinpyramide (Abbildung 1-1a). Die menschliche Cochlea weist 2 ½ bis 2 ¾ Windungen um die Schneckenachse, den Modiolus, auf. Die Windungen werden als Basal-, Mittel- und Spitzenwindung bezeichnet. Ein Teil der Basalwindung formt das Relief der medialen Wand der Paukenhöhle und bildet das Promontorium. Hier befinden sich auch zwei Verbindungen zwischen Mittel- und Innenohr: das ovale Fenster (Fenestra vestibuli), oberhalb des Promontoriums gelegen, und das runde Fenster (Fenestra cochleae), das unterhalb des Promontoriums von einem Knochenüberhang verdeckt wird, der eine Nische bildet.

Der Modiolus ist senkrecht zur Längsachse des Os petrosum ausgerichtet. Er bildet einen Winkel von etwa 37,5° zur Medianebene des menschlichen Körpers. Die Abweichung von der Horizontalebene ist nur gering. [2]

Um den Modiolus windet sich etwa in der Mitte des knöchernen Schneckenganges eine schmale Knochenleiste, die Lamina spiralis ossea primaria (Abbildung 1-1b). Während sie an der Basis der Schnecke lediglich 1mm breit ist, nimmt sie zur Cupula hin an Breite zu und endet schließlich mit einem Fortsatz, dem Hamulus laminae spiralis. Im Verlauf der ersten Halbwindung der Cochlea findet eine Rotation der Leiste um 90° um die Längsachse des Ganges statt. Wie in Abbildung 1-2 dargestellt, ist die Lamina

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Abbildung 1-2 Ausrichtung der Lamina spiralis ossea im Verlauf der 1. Halbwindung der Gehörschnecke: Oberfläche des Promontoriums (SP), Ovales Fenster (OF), Rundfensternische (*). Die angegebenen Winkel verdeutlichen die Lageänderung zum vorangehenden Abschnitt (aus [3]).

Abbildung 1-1 Ausrichtung des Innenohres im Felsenbein (a); Schneckengang, in der Modiolusachse aufgefräst (b) (aus [1]).

(a) (b)

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spiralis ossea am runden Fenster horizontal ausgerichtet und wechselt zu einer sagittalen Orientierung im Bereich des Canalis caroticus [3].

Die knöcherne Cochlea wird durch das häutige Labyrinth in drei Kompartimente aufgeteilt, von denen zwei im Bereich der Cupula, am so genannten Helicotrema, ineinander übergehen (Abbildung 1-3). Dazwischen befindet sich der im Querschnitt dreieckige häutige Schneckengang, auch als Ductus cochlearis oder Scala media bezeichnet. Dieser kommuniziert über den im Aquaeductus vestibuli liegenden Ductus endolymphaticus mit dem gleichnamigen Saccus, der zwischen zwei Durablättern an der cerebellären Fläche der Pyramide liegt. Gemeinsam mit dem Vestibularapparat, zu dem eine Verbindung über den Ductus reuniens besteht und der sich aus Sacculus, Utriculus und 3 Ductus semicirculares zusammensetzt, wird dieser Raum als Spatium endolymphaticum bezeichnet und enthält die Kaliumreiche Endolymphe.

Die äußere Wand des Ductus cochlearis wird durch das Ligamentum spirale gebildet, das im basalen Teil durch die Lamina spiralis ossea secundaria gestützt wird. Es ist innerhalb des Ganges von einer weiteren Schicht bedeckt, der gefäßreichen Stria vascularis (siehe Abbildung 1-4).

Die untere Wand trennt die Scala media von der Scala tympani. Sie wird durch die Basilarmembran (Lamina basilaris) gebildet, die lateral am Ligamentum spirale und medial an der vestibulären Lamelle der Lamina spiralis ossea primaria befestigt ist. Die Querschnittsform der Scala tympani durchläuft im Windungsverlauf sowohl eine deutliche Formänderung als auch eine Rotation. In Abbildung 1-5 ist dargestellt, wie sie nahe am runden Fenster einem Rechteck ähnelt und im weiteren Verlauf eine dreieckige Konfiguration annimmt. Während die schmale Basis dieses Dreiecks am Modiolus liegt weist die Spitze nach lateral und rotiert im Windungsverlauf von der Cupula cochleae weg [5]. Die Scala tympani kommuniziert im basalen Anteil über den Aquaeducuts cochleae (Ductus perilymphaticus) mit dem Liquorraum. Eine solche Verbindung besteht auch über das endoneurale Bindegewebe des Nervus vestibulocochlearis.

Am Helicotrema geht die Scala tympani in die Scala vestibuli über. Diese wird von der Scala media durch die obere Wand des Ductus cochlearis,

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Abbildung 1-3 Knöchernes und häutiges Labyrinth (aus [4]).

Abbildung 1-4 Ductus cochlearis mit umliegenden Strukturen (aus [1] nach Neubert).

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die Membrana vestibularis (Reissnersche Membran), getrennt. Die Scala vestibuli trägt diesen Namen, weil sie an der Basis mit dem Vestibulum der knöchernen Labyrinthkapsel kommuniziert. Dieser gesamte Raum wird als Spatium perilymphaticum bezeichnet. Er enthält die Perilymphe, eine extrazelluläre Flüssigkeit, die eine ähnliche Zusammensetzung wie der Liquor cerebrospinalis hat. Die Abgrenzung zum Mittelohr erfolgt im Bereich des runden Fensters durch die Membrana tympani secundaria und das ovale Fenster wird durch die Stapesfußplatte mit umliegendem Ligamentum anulare abgeschlossen.

1.2.2. Funktion

Auf der Basilarmembran liegt medial (über der Pars tecta) der zum Sinnesepithel differenzierte Teil des Ductus cochlearis: die Papilla spiralis (Organum spirale, Cortisches Organ). Sie enthält Sinneszellen (so genannte äußere und innere Haarzellen), sowie einen aus verschiedenen Zellen bestehenden Stützapparat (Abbildung 1-6). Das Verhältnis äußere zu innere Haarzellen beträgt an der Schneckenbasis 3:1und apikal 4:1. Die der Endolymphe zugekehrte Oberfläche der Haarzellen weist Stereozilien auf, deren Spitzen in die Membrana tectoria ragen. Diese überragt das Cortische Organ von medial. Während der Gesamtdurchmesser des intrascalären Lumens von der Schneckenbasis zum Apex im Mittel abnimmt, weisen die meisten Bestandteile innerhalb des Ductus cochlearis einen umgekehrten Gradienten auf: die Zellgröße nimmt zu, ebenso wie die Länge der apikalen Stereozilien, nur ihre Steifigkeit nimmt ab. Die Masse der Membrana tectoria sowie die Breite der Basilarmembran sind zunehmend. Lediglich ihre Dicke wird zur Schneckenspitze hin geringer. [7]

Die Innervation des Cortischen Organs besteht aus afferenten und efferenten Neuronen. Die Perikaryen der bipolaren afferenten Nervenzellen liegen im Canalis spiralis modioli, also innerhalb des Modiolus, und bilden das Ganglion spirale. Die Dendriten laufen im Bereich des Cortischen Organs radial und werden auch als Tractus spiralis foraminosus bezeichnet. Sie sind zu 95% den inneren Haarzellen zugeordnet. Darüber hinaus liegt auch eine efferente Innervation vor, die sich aber überwiegend auf die äußeren Haarzellen beschränkt. Die zentralen Axone der Spiralganglienzellen formen am Fundus des inneren Gehörgangs den Nervus cochlearis, der gemeinsam

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Abbildung 1-5 Querschnittsform der Scala tympani: nahe des runden Fensters zeigt sich eine Rechtecksform, die im Windungsverlauf eine dreieckige Konfiguration annimmt. Darüber hinaus ist eine Rotation der Querschnittsform zu verzeichnen, die von der Cupula cochleae weggerichtet ist (aus [6]).

Abbildung 1-6 Schematische Darstellung des Cortischen Organs (aus [4]).

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mit dem Nervus vestibularis am Kleinhirnbrückenwinkel den Hirnstamm erreicht. [7]

Der adäquate Reiz für eine Erregung der Sinneszellen besteht in der Ablenkung der Stereozilien. Zunächst erfolgt über das Trommelfell und die nachgeschaltete Gehörknöchelchenkette eine Schallwellenübertragung von Luft auf Perilymphe. Die Druckimpulse innerhalb der perilymphatischen Räume führen zu Schwingungen des Ductus cochlearis und insbesondere der Basilarmembran - man spricht von einer Wanderwelle. Abhängig von der Frequenz der Druckschwankungen liegt die größte Auslenkung in unterschiedlichen Entfernungen zum Beginn des Ganges. Reinton-Stimuli erzeugen Wanderwellen, deren Amplitude bis zu der für diese Frequenz charakteristischen Stelle der maximalen Auslenkung der Basilarmembran stetig zunimmt („characteristic place“), um anschließend abrupt auszulaufen („cutoff region“). Bei hohen Frequenzen wird nur die Basis der Schnecke angeregt, bei tiefen Frequenzen laufen die Wellen bis in die Spitze der Schnecke. Diese Eigenschaft wird als makromechanische Frequenzanalyse der Cochlea bezeichnet und hängt mit der bereits angesprochenen speziellen Morphologie der Basilarmembran im Windungsverlauf zusammen: zum Apex hin nimmt ihre Breite zu, die Spannung jedoch ab. [8]

Die Auslenkung der Basilarmembran führt zur mechanischen Beanspruchung der Haarzellen, deren Sinneshaare an der Membrana tectoria relativ fixiert sind. Dies bewirkt eine aktive Kontraktion der Stereozilien der äußeren Haarzellen. Das mechanische Ereignis an der Basilarmembran wird somit örtlich verstärkt, was zu einer verbesserten frequenzspezifischen Erregung der inneren Haarzellen führt. [8]

Diese aktiven mikromechanischen Vorgänge ergänzen die passive Frequenzanalyse noch zusätzlich (siehe Abbildung 1-7). Es liegt eine ausgesprochene tonotope Gliederung des Cortischen Organs, aber auch der Nervenzellen des Ganglion spirale vor [11,12].

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Abbildung 1-7 Auswirkung der passiven und aktiven Frequenzanalyse der Basilarmembran auf die Wanderwelle bei einem bestimmten Reintonstimulus (aus [8], S. 213).

Abbildung 1-8 Tonotope Gliederung der Basilarmembran: Distanz von der Stapesfußplatte (Y-Achse), Frequenz (X-Achse), Auslenkungsmaximum der Basilarmembran für eine bestimmte Frequenz (durchgezogene Linie), Repräsentation der Frequenzen aus Ertaubungsstudien (gestrichelte Linie) (aus [5] nach [9] und [10]).

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1.2.3. Topographie des Canalis nervi facialis

Der Verlauf des Nervus facialis im Felsenbein wird in 3 Abschnitte gegliedert, die Pars labyrinthis, die Pars tympanica und die Pars mastoidea [13]. Nach dem Verlauf im Meatus acusticus internus tritt der Nerv am anterosuperioren Ende des inneren Gehörgangs in den Canalis nervi facialis ein [14]. Dieser führt nach anterolateral, überkreuzt die Basalwindung der Cochlea in ihrem Übergang vom oberen zum absteigenden Schenkel in einem Abstand von 0,2 bis 0,38mm (siehe Abbildung 1-9) und biegt im so genannten äußeren „Facialis-Knie“ mit sehr variablem Winkel nach lateral und hinten um [13-16]. Hier beginnt der tympanale Verlauf des Nervus facialis, führt oberhalb des ovalen Fensters nach laterodorsal und mündet schließlich in den dritten, absteigenden Abschnitt, der innerhalb des Mastoids verläuft [13,14].

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(a)

(b)

Abbildung 1-9 Lagebeziehung zwischen Pars tympanica nervi facialis und Basalwindung der Cochlea: a) Ansicht einer freipräparierten rechten Cochlea von lateral mit Anschnitt des Nervus facialis (F), der den Schneckengang (S) im Übergang vom oberen zum absteigenden Schenkel kreuzt (modifiziert nach [14]); b) Semi-3D-Darstellung einer rechten Cochlea mitsamt Facialiskanal (FC), Ganglion geniculi (GG) und Promontorium (*) (modifiziert nach [3]).

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1.3. Embryologie der CochleaWährend das äußere Ohr ein Derivat der 1. Schlundfurche darstellt und das Mittelohr sich aus der ersten Schlundtasche entwickelt, stammt das Innenohr vom Neuroektoderm ab [17].

Am 22. Tag der Embryonalentwicklung sind auf dem Oberflächen-ektoderm beiderseits des Rautenhirns Verdickungen zu erkennen, die so genannten Ohrplakoden. Diese stülpen sich ab dem 24. Tag ein und bilden in der 5. Entwicklungswoche die Ohrbläschen. Aus dessen dorsalem/ superiorem Teil formen sich Utriculus, Bogengänge und Ductus endolymphaticus. Der ventrale/ inferiore Anteil entwickelt sich zu Sacculus und Ductus cochlearis. [5,17-20]

Bis zur 8. Entwicklungswoche vollzieht sich die Entwicklung des häutigen Schneckengangs. Zunächst tritt eine schlauchförmige Ausstülpung am unteren Pol des Sacculus-Anteils des Ohrbläschens auf (Abbildung 1-10a), die sich im weiteren Verlauf zum spiralig gewundenen Ductus cochlearis entwickelt - so genanntes „coiling“ (Abbildung 1-10 b-c). Bei in vitro Versuchen mit Otocysten aus Mausembryonen unterschiedlichen Entwicklungsalters konnten Li und Mitarbeiter zeigen, dass ein coiling nur stattfindet, wenn das die Otocyste umgebende Mesenchym erhalten bleibt. Anderenfalls kommt es zur Ausbildung einer zystischen Struktur. Zudem verlief die Entwicklung der Windungen umso vollständiger, je später die Explantation des Präparats erfolgte, was wiederum für ektope Einflüsse spricht, beispielsweise aus dem Rautenhirn [21]. Die Verbindung zum Sacculus beschränkt sich schließlich nur noch auf den engen Ductus reuniens. Die Bestandteile des Vestibularorgans entwickeln sich ab der 9. Woche. [5,17-20,22]

Das knöcherne Labyrinth entwickelt sich aus dem den Ductus cochlearis umgebenden Mesenchym. Dieses differenziert sich zunächst zu einer dünnen fibrösen Lamina propria, die der Außenseite des Ganges direkt aufliegt und einer dicken Knorpelkapsel, die in der weiteren Entwicklung vom Ductus cochlearis zurückweicht (Abbildung 1-10d). In der 11. bis

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Abbildung 1-10 Entwicklung des Ductus cochlearis (a-c) und der Scalae tympani und vestibuli (d-f) (aus [17]); Einzelheiten im Text.

(a)

(b)

(c)

(d) (e)

(f)

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12. Entwicklungswoche treten Hohlräume auf, aus denen sich die zwei perilymphatischen Räume Scala tympani und Scala vestibuli entwickeln. Diese werden vom häutigen Labyrinth getrennt, das lateral am Ligamentum spirale und medial am knorpeligen Vorläufer des Modiolus befestigt ist (Abbildung 1-10e). [5,17-20]

Die anfangs uniformen Epithelzellen des Ductus cochlearis bilden in der weiteren Entwicklung zwei Leisten aus, eine äußere kleine und eine innere große. Die äußere Leiste (Limbus spiralis) differenziert sich zu den äußeren und inneren Haarzellen, die von der Membrana tectoria, einer ursprünglich fibrillären gallertigen Substanz, die von Zellen der inneren Leiste sezerniert wird, bedeckt werden. [17,19]

Die Ausdifferenzierung der inneren und äußeren Haarzellen findet in der 10. bis 12. Entwicklungswoche statt. Dabei kommt es zu einem Verlust an Mikrovilli und der Ausbildung von Stereozilien an der apikalen Oberfläche der Zellen. Diese Transformation vollzieht sich bei den inneren Haarzellen früher als bei den äußeren und findet zudem in den basalen Abschnitten der Cochlea eher statt als apikal. [20,23]

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1.4. Prinzipien artifizieller Elektrostimulation der Hörbahn

1.4.1. Direkte elektrische Stimulation des Hörnerven

Taubheit wird in vielen Fällen durch eine cochleäre Störung bedingt, etwa durch Schädigung oder Verlust der Haarzellen. Durch diesen Funktionsausfall ist die mechano–elektrische Transduktion des akustischen Signals gestört. Seit dem 19. Jahrhundert ist dank des Physiologen Johannes Müller bekannt, dass die künstliche Reizung eines Sinnesorgans die entsprechende Sinnesmodalität spezifisch auslöst („Gesetz der spezifischen Sinnesenergien“ nach [24]). Als typisches Beispiel ist das „Sternchensehen“ beim Schlag auf das Auge anzuführen.

Die ersten, in der Literatur beschriebenen, Erfahrungen über akustische Wahrnehmungen nach elektrischer Stimulation sind auf Allessandro Volta zurückzuführen. Dieser leitete um das Jahr 1800 in einem Selbstversuch Gleichstrom auf den eigenen mit Kochsalzlösung gefüllten äußeren Gehörgang (nach [25]). In den 1930er Jahren wurden gezielte Untersuchungen durchgeführt, mit Wechselströmen im akustischen Schallfrequenzbereich die Empfindung verschiedener Tonhöhen bei Probanden auszulösen [26,27]. Jones und Mitarbeiter stellten sich zudem die Frage, was der eigentliche Rezeptor für die elektrische Reizwirkung sei. Von den drei beschriebenen Möglichkeiten: 1) elektrophonisches Hören (Schwingungsanregung der Gehörknöchelchen), 2) direkte Reizung der Sinneszellen, 3) Erregung der afferenten Nervenfasern, favorisieren die Autoren die erste Erklärung [27]. In den 1950er Jahren wurde schließlich das Innenohr als Ort der Umwandlung der Schallenergie in elektrische Reize erkannt [25].

Somit ergibt sich die Möglichkeit, mit einer Hörprothese die defekten Anteile des Hörsystems (Haarzellen) zu überbrücken, indem die darauf folgenden Elemente (Hörnerv) direkt stimuliert werden. Neurone des Nervus cochlearis reagieren synchron sowohl auf sinusoidale (analoge), elektrische Stimuli,

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wie auch auf pulsförmige Reize. Dafür wird ein elektrisches Feld mit einer Spannungsdifferenz zwischen zwei elektrischen Kontakten (Elektroden) aufgebaut. Wird die Membran einer Nervenzelle, die innerhalb dieses Feldes liegt, depolarisiert, kommt es zur Ausbildung eines Nervenzellaktionspotentials. Man unterscheidet zwischen einer monopolaren Stimulation, bei der die aktive Elektrode in die Cochlea implantiert und die Referenzelektrode außerhalb, etwa unter dem Musculus temporalis, angebracht wird, von einer bipolaren Stimulation. Bei dieser befinden sich Aktiv- und Referenzelektrode innerhalb der Cochlea. Das elektrische Feld breitet sich bei der monopolaren Stimulation aufgrund des größeren Elektrodenabstands weiter aus, als bei der bipolaren Methode, weshalb auch mehr Neurone in dieses Feld einbezogen werden. Die monopolare Stimulation ist daher ortspezifischer. Darüber hinaus kann eine analoge (sinusoidale) von einer digital generierten (biphasischen), pulsförmigen Stimulation unterschieden werden. Der Vorteil des analogen Verfahrens liegt in der einfachen Signalverarbeitung. Es wurde überwiegend bei Einkanal-Systemen verwendet, weil sich bei mehreren Kanälen schnell die Limitierungen des Verfahrens aufzeigen. Sobald mehrere nahe beieinander liegende Reizorte vorhanden sind, ergeben sich Lautheitssummationen durch Stromüberlagerungen. Dem kann man durch zeitlich versetzte Ansteuerung der verschiedenen Kanäle („interleaved“) bei Verwendung biphasischer Pulse entgegenwirken. [28-30]

Die Anzahl der notwendigen Reizkanäle wurde vielfach diskutiert [28]. Die ersten mit Erfolg bei Menschen eingesetzten Cochlea Implantate wiesen eine Einzelelektrode auf [25,31]. Dabei wird das Tonsignal hauptsächlich entsprechend seines Schalldruckpegels und unter Anpassung der Dynamik proportional in die Stromintensität umgesetzt. Da der Dynamikbereich der Elektrostimulation mit 6 bis 12 dB deutlich unter dem des gesunden Ohres liegt (120 dB), muss das akustische Signal auf den Bereich des elektrischen Ausgangs komprimiert werden [28]. Die anschließend erfolgende Stimulation des Hörnervs überträgt Informationen über die Intensität und die Periodizität der Reizung an das ZNS. Eine Zuordnung der Tonhöhe ist nur bedingt möglich. Es kommt zwar zu unterschiedlichen Tonhöhenempfindungen in Abhängigkeit von der Stimulusfrequenz (Periodizitätsprinzip, „periodicity-pitch“), das Unterscheidungsvermögen ist jedoch nur gering und verschlechtert sich rapide oberhalb 300 bis 400Hz [28,31,32]. House und

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Mitarbeiter konnten feststellen, dass ihre Hörprothese für den Patienten eine wichtige Unterstützung beim Lippenlesen und beim Aufnehmen von Umweltgeräuschen ist. Eine Sprachdiskrimination war jedoch nicht gegeben [25].

Erst die tonotope Erregung des Hörnervs führt zu einer differenzierten Empfindung der Tonhöhe bis ca. 8000 bis 10000Hz (Ortsprinzip der Tonhöhenempfindung, „place-pitch“) [31]. Kiang zeigte diesbezüglich die deutliche Überlegenheit der mehrkanaligen Stimulation gegenüber Einkanal–Implantaten [12]. In einem mehrkanaligen System positioniert man die auf einem Elektrodenträger aufgebrachten Elektrodenkontakte an unterschiedlichen Orten innerhalb der cochleären Scalae. Hier sind die Fasern des Hörnervs räumlich voneinander getrennt und lassen sich mittels bipolarer Stimulation segmental stimulieren [33]. Das für das Sprachverständnis so wichtige Frequenzspektrum von 250Hz bis 3,5kHz ist auf einer Länge von etwa 17mm zugänglich (12 bis 29mm Entfernung vom runden Fenster) und wird bei aktuellen Implantaten mit 12 bis 22 Elektrodenkontakten abgedeckt [34]. Wie bereits angesprochen, kommen bei der mehrkanaligen Stimulation biphasische Pulsreize zur Anwendung, bei denen zu einem Zeitpunkt jeweils nur eine Elektrode aktiv ist. Kanalinterferenzen, wie sie bei der analogen Stimulation über mehrere Kanäle auftreten, werden somit vermieden [30].

An dieser Stelle sollte der Begriff „Elektrode“ geklärt werden. Dabei handelt es sich unzweifelhaft um einen Teil der Hörprothese, der in die Cochlea eingeführt wird und dort den Hörnerven elektrisch stimuliert. Bei der mehrkanaligen Stimulation werden aber häufig verschiedene Begriffe analog verwendet. Das in die Cochlea eingeführte Bauteil ist genaugenommen der Elektrodenträger (häufig Elektrode genannt) und trägt, wie der Name schon sagt, die einzelnen Elektroden (oder besser: Elektrodenkontakte). Wo innerhalb dieser Arbeit eine genaue Differenzierung sinnvoll ist, werden die exakten Begriffe gebraucht. Ansonsten folgt der Autor der in der Literatur gebräuchlichen Nomenklatur, da sie dem Lesefluss zugute kommt.

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1.4.2. Signalverarbeitung im Sprachprozessor

Ein modernes Cochlea Implantat besteht aus zwei Komponenten (siehe Abbildung 1-11). Die Elektrode und der damit verbundene, gekapselte elektronische Empfänger, der subkutan auf dem Knochen über dem Mastoid fixiert ist, stellen den implantierten Anteil dar. Darüber hinaus trägt der Patient hinter dem Ohr ein kleines Plastikgehäuse mit Mikrophon, Sprachprozessor, Batterie und Induktions-Sendespule [35]. Verbesserungen im Sprachverständnis, die in den letzten Jahren stattgefunden haben, sind vor allem auf die Weiterentwicklung der Sprachkodierungsstrategien zurückzuführen ([30]).

In der ersten Stufe übersetzt der Sprachprozessor das aufgenommene akustische Signal in eine für die Elektrostimulation des Hörnervs passende Form. Dafür wird zunächst das Eingangssignal analysiert und bearbeitet. Nach der bereits angesprochen Dynamikanpassung erfolgt in heutigen Implantaten eine Analog-Digital-Wandlung. Als zentraler Schritt der Datenverarbeitung folgt die Bandfilterung, bei der das Sprachsignal in verschiedene Frequenzbänder (Kanäle) für die mehrkanalige Stimulation aufgetrennt wird.

Abbildung 1-11 Schematische Darstellung eines modernen Cochlea Implantats (aus [35])

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Die Reizintensität für jeden Kanal wird durch die Hüllkurvenextraktion ermittelt. Anschließend müssen die Frequenzbänder ausgewählt werden, die den größten Informationsgehalt für das Verständnis des jeweiligen Lauts transportieren. Je nach Implantattyp ist die maximale Anzahl der Elektroden, die innerhalb eines Zeitintervalls nacheinander verwendet werden können, begrenzt. Diese Begrenzung hängt mit der maximalen Pulsrate des Geräts zusammen, die auf die Zahl der Kanäle aufgeteilt werden muss. Dabei reproduzieren höhere Reizraten insbesondere die zeitliche Struktur der Sprachsignale besser. Die beschriebene Merkmalsextraktion ist Hauptbestandteil von Sprachkodierungsverfahren wie SPEAK (Spectral Peak), CIS (Continuous Interleaved Sampling) oder dem modernen ACE (Advanced Combination Encoders) -Verfahren. [30]

In der zweiten Stufe werden die digitalen Informationen in entsprechende Stimulationsintensitäten für jede Elektrode umgewandelt. Um beim Patienten den passenden Lautheitseindruck hervorzurufen, wird der ursprüngliche akustische Pegel gemäß dem sogenannten „Maplaw“ in eine elektrische Ladung umgesetzt. Die Ladung an der Wahrnehmungsschwelle wird als „Threshold“ oder „T-Level“ und diejenige an der Schwelle der maximal angenehmen Lautheit als „Medium Comfortable Level“ (MCL) oder „C-Level“ bezeichnet. Beide begrenzen den schon besprochenen Dynamikbereich eines Implantats, der bei 6 bis 12 dB liegt. Abschließend wird das Signal per Funk transkutan an den subkutanen Empfänger übertragen, wo es dekodiert und zu den Elektrodenkontakten weitergeleitet wird. Auf dem gleichen Weg findet mittels Induktion auch die Energieübertragung statt. [30,36]

1.4.3. Zukünftige Entwicklungen

Neben Verbesserungen des Elektrodendesigns, welche die Insertion vereinfachen sollen, um diese sowohl atraumatischer als auch weniger abhängig vom jeweiligen Operateur zu gestalten, zeichnen sich unterschiedliche neue Einsatzbereiche für die Cochlea-Implantation ab, die bislang teilweise umgesetzt sind, jedoch zur weiteren Verbreitung einer fortgesetzten Optimierung bedürfen. [37]

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Die bilaterale Versorgung mit Cochlea-Implantaten wie auch der Einsatz bimodaler Gerätekombinationen verbessern nachweislich das Sprachverstehen im Störgeräusch. Abgesehen von der streng und zeitkritisch indizierten beidseitigen Implantation postmeningitisch Ertaubter, akzeptieren immer mehr Kostenträger die medizinisch und audiologisch indizierte bilaterale CI-Versorgung von Patienten verschiedener Altersstufen, sofern diese davon profitieren. [38-41]

Patienten mit hochgradiger Hochtonschwerhörigkeit wird eine Cochlea-Implantation angeboten, wenn sichergestellt ist, dass eine Hörgeräteversorgung unterlegen ist. Es erfolgt dann eine Versorgung mit einem modifizierten Elektrodenträger, der verkürzt ist und auf dieser Strecke eine erhöhte Reizelektrodendichte aufweist. Somit wird eine detailreiche elektrische Stimulation der basalen Schneckenanteile zur Verfügung gestellt, während die apikalen Bereiche weiterhin auf akustisch-mechanische Weise stimuliert werden. Eine Vorraussetzung für den Erfolg dieser so genannten elektro-akustischen Stimulation ist naturgemäß der Erhalt der Schneckenmechanik sowie der Haarzellfunktion, was durch weitestgehende Herabsetzung des Insertionstraumas erreicht werden soll. [37,40,42,43]

Als weitere Ziele zur Optimierung der Cochlea-Implatation sind die intracochleäre Applikation von Medikamenten über den Elektrodenträger, um damit eventuell das Wachstum von Cochlearis-Neuronen oder assoziierten Strukturen zu stimulieren, die Verbesserung elektrischer Reizverfahren, beispielsweise hinsichtlich der Reizfrequenz oder des Reizmusters, sowie die Verbesserung von Kodierungsstrategien bei der Signalverarbeitung zu nennen. [40,44-46]

Nicht zuletzt sollten auch die Bemühungen Erwähnung finden, ein vollständig implantierbares Cochlear-Implantat System zu entwickeln. Neben einer Reduzierung von Stoss- oder handhabungsbedingten Defekten soll der Wegfall äußerlich sichtbarer Bauteile zu einer verminderten Stigmatisierung der Patienten beitragen. Zudem ließen sich solche Aggregate auch in Situationen verwenden, für die externe Geräte nicht geeignet sind, etwa während des Nachtschlafs, beim Schwimmen oder bei anderen intensiven körperlichen Aktivitäten. [44,47]

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1.5. Insertionselektroden und Elektrodenkopplung am Modiolus

1.5.1. Entwicklung

Klinke und Hartmann besprechen in ihrer frühen Grundsatzarbeit ausführlich den Stimulationsort einer hypothetischen Hörprothese. Neben der Cochlea werden das Ganglion spirale, der Modiolus, der Nervus cochlearis und der Nucleus cochlearis ventralis als Ort einer direkten Reizung vorgeschlagen [28]. Tabelle 1.1 gibt einen historischen Überblick über die weitere Entwicklung der prothetischen Hörversorgung.

Die tonotope Stimulation der Hörbahn lässt sich über einen in die Gehörschnecke eingeschobenen Elektrodenträger am einfachsten verwirklichen [48]. Mit Entwicklung der posterioren Tympanotomie und der damit verbundenen guten Darstellbarkeit der basalen Schneckenwindung im Bereich der Rund-Fenster-Nische ergab sich ein standardisierter und für den Patienten relativ schonender operativer Zugang (siehe Kapitel 1.5.3). Einige Arbeitsgruppen konnten zeigen, dass die intracochleäre Platzierung der Elektrode möglich ist, ohne wesentliche Strukturen des Innenohrs zu schädigen [49,50] und Burian und Mitarbeiter berichten schon sehr früh von den Vorteilen der intracochleären Stimulation für das Sprachverständnis [51]. Zusätzlich wurden später auch schonende Cochleostomieverfahren entwickelt, wie etwa die „soft surgery“-Technik von Lehnhardt [52]. Die Risiken der eigentlichen Elektrodeninsertion, wie etwa Schädigung der neuronalen oder knöchernen Strukturen innerhalb der Schnecke, auf die in der Literatur häufig hingewiesen wurde [28,53], sind aber weiterhin Gegenstand aktueller Forschung.

In den 1980er Jahren hat sich das mehrkanalige, intracochleäre System durchgesetzt. Nicht zuletzt überzeugte das von Clark und Mitarbeitern entwickelte Implantat auch im Gesamtkonzept: der digitale, pulsatile Stimulationsmodus führte zu einer deutlichen Verbesserung der

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Tabelle 1.1

Historische Übersicht zu Elektrodentypen und Implantationsverfahren (zusammengestellt nach [25,31])

Einstechen der Elektrode direkt in den Hörnerv Djourno und Eyries, um 1953

Abtragung des Promontoriums und der apikalen Schneckenwindung zur Darstellung der Rami nervi cochlearis der Mittelwindung zur anschließenden tonotopen Reizung mit 10-20 Elektroden (Hypothese)

Zöllner und Keidel, um 1962

Elektrische Stimulation am Promontorium House, 1961

Elektrodeninsertion in die Scala tympani über das runde Fenster oder ein Bohrloch apikal davon

zunächst durch House, ab 1961

Eröffnung des Modiolus über ein Bohrloch am Promontorium und Einschieben der Elektrode

Simmons, 1964

Erste Versuche mit vorgeformten Elektroden-trägern für eine intracochleäre Insertion

Merzenich, 1974

Multiple Fenestrierung der medialen Wand der Paukenhöhle und Einbringen von 8-12 Elektroden in die basale und mediale Schneckenwindung

Chouard, 1976

Extracochleäre Anbringung einer Einzelelektrode am runden Fenster

Burian, Spillmann und weitere, um 1980

Aufsetzen von 4-8 Einzelelektroden auf die endosteale Auskleidung der Cochlea nach Anbringen entsprechender Bohrlöcher („intracochleär-extrascalar“) oder Ausdünnen der medialen Wand der Paukenhöhle

Banfai, um 1980

Entwicklung des ersten kommerziell verfügbaren Cochlea-Implantats (Nucleus 22/ Mini 22), das Merkmale aller heute verfügbaren Systeme, wie intrascaläre Platzierung eines Multielektrodenträgers und Signalübermittlung durch die intakte Haut, aufwies

Clark, 1981

Vorgeformte Elektrodenträger um eine Annäherung an den Modiolus sowie eine Schonung der lateralen Scalenwand zu erreichen

1990er Jahre

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Tabelle 1.2

Technische Daten aktueller Elektrodentypen (Stand 02/2008; Quellen: Roland 2006 [56], Clark 2003 [5], Herstellerangaben)

Hersteller Bezeichnung Typ/ evtl. Hilfsmittel

Aktive Länge/ Insertionstiefe

Durchmesser (Basis/ Spitze)

Cochlear Corp.

Nucleus 24 K straight, antimodiolar

ca. 411° 0,5-0,8mm

Cochlear Corp.

Nucleus 24 Contour

perimodiolar/Stilett

ca. 352° 0,5-0,8mm

Cochlear Corp.

Nucleus Contour Advance

perimodiolar/ Stilett (AOS)

450-540° 0,5-0,8mm

Med-El Combi 40+ straight/ Greifinstrument

31mm 0,4-0,8mm

Advanced Bionics

J straight/ Greifinstrument

400-500° 0,4-0,8mm

Advanced Bionics

Helix perimodiolar/ Stillet, Insertionsspitze

24,5mm/ 360-420°

ca. 0,6-1,1mm

MXM Digisonic straight 25mm 0,5-0,9mm

Abbildung 1-12 Vergleich zwischen geraden und vorgekrümmten Elektrodenträgern: a) Elektrodenträger des Combi 40+ Implantats (Med-El; aus [58]); b) Nucleus Contour 24 (Cochlear Corp.) mit einliegendem Stilett (oben) und nach Entfernen des Stiletts (unten)

(a) (b)

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Sprachperzeption und die transkutane Signal- und Energieübermittlung ersetzte die bisherige perkutane Technik. [25,29]

1.5.2. Aktuelle Elektrodentypen

Die derzeit kommerziell verfügbaren Implantatsysteme unterscheiden sich hauptsächlich hinsichtlich des Elektrodendesigns und der eingesetzten Sprachkodierungsstrategien, die in der Tradition der Arbeitsgruppen aus den 1970er Jahren stehen [29,54]. Tabelle 1.2 zeigt eine Übersicht der erhältlichen Systeme.

Neben der Standardelektrode gibt es meist auch verkürzte Versionen, um etwa bei verknöcherter oder deformierter Cochlea ausreichend Elektrodenkontakte innerhalb der Cochlea platzieren zu können. Bei besonders stark obliterierter Gehörschnecke kann eine so genannte „split-array“-Elektrode zum Einsatz kommen. Hier sind die Kontakte auf zwei Elektrodenträgern angebracht, die in verschiedene Bereiche der Cochlea eingebracht werden. Schließlich weisen die Elektrodenträger auch unterschiedliche Elastizitätsmodule auf, um beispielsweise aufgrund einer besonders weichen Spitze die Wahrscheinlichkeit eines Insertionstraumas zu vermindern oder eine bessere Anpassung an die Krümmung der Scala zu erreichen. [55]

Die Entwicklung perimodiolarer Elektrodenträger wurde in den letzten Jahren stark vorangetrieben. Durch den geringeren Abstand zwischen Elektrode und Spiralganglienzellen im Rosenthalschen Kanal verspricht man sich eine verbesserte Elektrodenleistung. Dabei kommen verschiedene Techniken zum Einsatz, um diese Platzierung zu erreichen: 1) vorgeformte Elektrodenträger, 2) Einsatz eines so genannten „positioners“, der intracochleär verbleibt, 3) Fixierung der Elektrodenspitze mit einem Draht und Anlegen der Elektrode an den Modiolus durch Retraktion dieses Drahts [57].

Es zeigte sich jedoch, dass nicht nur die Vorteile dieses Elektrodentyps kontrovers beurteilt werden (siehe dazu Kapitel 1.5.4). Selbst die modiolusnahe Positionierung des Elektrodenträgers ist nicht bei jedem Modell sichergestellt [57,59]. Bei der Evaluation aktueller Elektrodentypen scheint sich jedoch zumindest in dieser Hinsicht eine Leistungsverbesserung abzuzeichnen [60,61]. Insbesondere die Verwendung eines Positioners

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vermindert die Distanz der Elektrode zum Modiolus [62,63]. Darüber hinaus verspricht die Verwendung der so genannten „Advance Off Stylet“-Technik (AOS) bei der Insertion der Nucleus 24 Contour Advance Elektrode (Cochlear Corp, Melbourne, Australien) eine deutliche Reduktion des Insertionstraumas durch gezielte Führung des Elektrodenträgers mit einem vorgeformten Insertionsinstrument und Optimierung der Form der Elektrodenspitze [64].

1.5.3. Operationstechnik

Das Vorgehen für die Implantate der 4 verschiedenen Hersteller gleicht sich in wesentlichen Punkten. Einzelne Unterschiede bestehen in der eigentlichen Elektrodeninsertion in die Cochlea, der Führung des Elektrodenkabels und der Unterbringung des Empfängergehäuses. [65]

Neben dem Zugang zur Paukenhöhle über eine Mastoidektomie mit posteriorer Tympanotomie wird derzeit der so genannte suprameatale Zugang (SMA, „suprameatal approach“) propagiert, der ohne Mastoidektomie auszuführen ist [66-68]. Da dieser jedoch gegenwärtig nur an wenigen Zentren Verwendung findet und bisher nicht abschließend geklärt ist, ob tatsächlich eine Überlegenheit gegenüber der posterioren Tympanotomie besteht, soll im Folgenden nur auf letztgenannte eingegangen werden.

Nach einer bogenförmigen retroaurikulären Hautinzision erfolgt die Darstellung des Planum mastoideum durch Abschieben der Weichteile. Unter partieller Exposition des Schädelknochens wird retroaurikulär das Implantatbett angelegt. Der Knochen wird hierzu teilweise bis auf die Dura abgefräst - ein Dummy dient als Größenvorlage.

Anschließend erfolgt eine partielle Mastoidektomie mit Antrotomie und Ausdünnen der hinteren Gehörgangswand. Nach Darstellung des horizontalen Bogengangs und des kurzen Ambossfortsatzes wird die posteriore Tympanotomie im Bereich des Recessus facialis durchgeführt. Zur Schonung des Nervus facialis und der Chorda tympani werden auch diese Strukturen präparatorisch dargestellt. Nun sind Stapes mit Stapediussehne, das Promontorium und das runde Fenster einsehbar.

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Vor der Cochleotomie wird gegebenenfalls das Implantatbett vervollständigt. Dabei wird auch ein Knochenkanal gefräst, der das Elektrodenkabel zwischen Implantatgehäuse und Eintritt in das Mittelohr führt. Die Cochleotomie wird mit einem feinen Diamantbohrer etwa 1 bis 2mm anterior-inferior der Rundfensternische durchgeführt (siehe Abbildung 1-13). Nach Eröffnung der knöchernen Kapsel wird die fibröse Innenauskleidung des Endosts vorsichtig mit einem Tellermesserchen geschlitzt und gespreizt.

Die Fixierung von Implantatgehäuse und Elektrodenkabel erfolgt mit Dakron-Haltefäden oder anderem nicht-resorbierbaren Nahtmaterial. Für das Einführen des Elektrodenträgers werden je nach Hersteller unterschiedliche Einführhilfen, wie etwa Häkchen, Schieber oder im Elektrodenträger verlaufende Drähte (Stilett) (siehe auch Kapitel 1.5.4) verwendet.

Abbildung 1-13 Darstellung des Operationssitus, jedoch am stehenden Patienten; rechtes Ohr. Die hier sichtbaren Strukturen sind in der Regel während der OP nur teilweise exponiert (verändert nach [71]).

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Abschließend ist die Cochleostomie mit zuvor aus der Temporalisfaszie gewonnenen Bindegewebsstückchen zu verschließen, um aus dem Mittelohr aufsteigenden Infektionen keine Eintrittspforte zu hinterlassen. [65,69,70]

1.5.4. Einfluss der Insertionstiefe und des Modiolusabstands auf die Elektrodenleistung und das Sprachverständnis

Wie in den vorangegangenen Kapiteln angeführt, weist die Gehörschnecke eine tonotope Gliederung auf. Der Frequenzbereich der menschlichen Sprache (250Hz bis 3,5kHz) ist in einem Abstand von 12 bis 29mm vom runden Fenster repräsentiert [34]. 1994 wurde durch Helms gezeigt, dass eine Insertionstiefe von 30mm routinemäßig möglich ist [72]. Gstöttner prägte dafür den Begriff „tiefe Elektrodeninsertion“ [73]. Während manche Arbeitsgruppen die Meinung vertreten, dass eine Erhöhung der Insertionstiefe tatsächlich zu einem verbesserten Sprachverständnis führt [72,74-77], konnten andere Arbeiten keinen Beleg für einen statistischen Zusammenhang erbringen [78-80]. Es muss aber betont werden, dass etwa Hodges und Mitarbeiter lediglich Elektrodenlängen von 22mm und 25mm, die jeweils einen gleich großen aktiven Bereich aufwiesen, evaluiert haben [79,81].

Gstoettner und Mitarbeiter haben herausgestellt, dass die Verwendung von Hyaluron bei Präparation in vitro eine Erhöhung der Insertionstiefe mit sich bringt. Ohne dieses Gleitmittel sei die Tiefe geringer als bei Implantation in vivo [82]. Bei der Insertion in vivo konnte eine Erhöhung der Insertionstiefe bei Verwendung von Hyaluron nicht gezeigt werden [83].

Das Bestreben nach Modiolus-naher Platzierung des Elektrodenträgers hat den Hintergrund, dass sich mit Verringerung der Entfernung zwischen Elektrode und zu reizendem Nervengewebe die dafür nötigen Stromstärken senken lassen [60], was mit Vorteilen für die Patienten verbunden ist [84]. In der Theorie sollten sich daraus die folgenden Vorteile ergeben: 1) Senkung des Energieverbrauchs, 2) weniger Kanalinteraktion, 3) selektivere Neuronengruppenstimulation, 4) erniedrigte Reizschwelle, 5) dadurch erhöhter Dynamikumfang, 6) verringerte Elektrodenlänge bei gleicher Stimulationstiefe [28,57,85,86].

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Einige dieser Vorteile konnten bisher zwar belegt werden, doch sind in der Literatur auch Arbeiten mit gegenteiligem Ergebnis zu finden. Shepherd und Mitarbeiter konnten tierexperimentell zeigen, dass mit abnehmender Distanz zwischen Elektrodenträger und Spiralganglion die Reizschwelle sinkt [85]. In einer klinischen Studie untersuchten Cohen und Mitarbeiter an drei Patienten den Zusammenhang zwischen T- und C-Level und dem Modiolusabstand der Elektrode. Auch hier wurden Hinweise auf eine positive Korrelation gefunden [87].

Saunders und Mitarbeiter verglichen eine perimodiolare Elektrode mit einer Standardausführung desselben Herstellers und fanden bei der stärker gekrümmten Version eine Verringerung der T- und C-Level sowie diesbezüglich eine Korrelation zu einem, radiologisch gemessen, geringeren Modiolusabstand. [88]. Marrinan und Mitarbeiter untersuchten mit einem ähnlichen Studiendesign zusätzlich zur Reizschwelle den Windungsgrad des Elektrodenträgers, sowie das Sprachverständnis. Sie stellten fest, dass kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Windungsgrad und Reizschwelle oder Sprachverständnis besteht. Darüber hinaus weisen die Autoren darauf hin, dass Sprachverständnis und Reizschwelle stärker von anderen intracochleären Faktoren beeinflusst werden könnten [89]. In einer weiteren Studie durch die gleiche Arbeitsgruppe wurde demgegenüber sogar ein vermindertes Sprachverständnis sowie eine erhöhte Reizschwelle bei enger um den Modiolus gewundenen Elektrodenträgern festgestellt [90].

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1.6. Insertionstraumata bei der Cochlea-Implantation

1.6.1. Auswirkungen eines intracochleären Traumas

Ein Trauma intracochleärer Strukturen betrifft nicht nur Patienten, deren akustisches Restgehör nach der Implantation erhalten bleiben soll - wie bei der kombinierten elektro-akustischen Stimulation [91-93]. Vielmehr ergeben sich Hinweise, dass ein Haarzellverlust über Degeneration der efferenten Dendriten zur Reduktion der Spiralganglienzellen führen kann [93-97]. Eine ausreichend hohe Zahl intakter Spiralganglienzellen scheint eine Vorraussetzung für die suffiziente Verwendung eines Cochlea Implantats zu sein [28,34,98-103]. Somit können sich intracochleäre Traumata auch auf Patienten auswirken, bei denen die primär betroffenen Strukturen nicht am Hörvorgang beteiligt sind [104].

Inwieweit die Ganglienzellzahl mit der Hörfähigkeit korreliert, kann jedoch nicht abschließend beurteilt werden [80,102,105-112], ebenso wie die Frage, ob Haarzellschaden überhaupt zu Ganglienzelldegeneration führt [108,113]. Leake-Jones und Rebscher haben festgestellt, dass neuronale Elemente einer chronischen elektrischen Stimulation standhalten, wenn Insertionstraumata durch Optimierung der Elektrodenträgerform minimiert werden und weitgehend biokompatibles Material Verwendung findet [114].

Außer Frage steht, dass die neuronalen und ossären Bestandteile des Innenohrs auch nach Elektrodeninsertion in einem möglichst intakten Zustand erhalten bleiben sollten. Aufgrund der heute schon erweiterten Indikation zur CI-Versorgung und des teilweise sehr jungen Alters der Patienten, ist eine spätere Reimplatation nicht unwahrscheinlich [115]. Entzündlich bedingte Veränderungen innerhalb der Cochlea, wie Fibrosierungen und Ossifikationen sollten ebenfalls vermieden werden. Diese können eine Störung der Elektrostimulation bewirken, behindern aber auch eine etwaige Reimplantation [56,116-120].

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1.6.2. Ort der Traumatisierung und Schadensfolge

Es bietet sich an, Insertionstraumata gemäß den geschädigten intracochleären Strukturen einzuteilen. Dazu gehören: äußere Wand der Scalae mit der Stria vascularis, Basilarmembran und Ductus cochlearis sowie die Lamina spiralis ossea und schließlich der Modiolus [56,121]. Diese Einteilung ermöglicht eine Schadensfolge-Analyse, wie durch Richter und Mitarbeiter beschrieben [115]. Des Weiteren wurde eine Übersicht erstellt, die hinsichtlich der untersuchten Elektrodenmodelle gegliedert ist (siehe Tabelle 1.3 und Tabelle 1.4).

Schädigungen der scalären Aussenwand, die zu den am häufigsten beobachteten Traumata zählen, sowie der Basilarmembran treten bei den meisten Elektrodeninsertionen auf [86,110,122]. Meist sind sie durch den Elektrodenträger selbst bedingt, können aber auch durch den Positioner bei perimodiolaren Elektroden verursacht werden [56,121].

Richter und Mitarbeiter berichten, dass ein bloßes Anheben der Basilarmembran nicht zu narbigen Veränderungen oder Degeneration neuronaler Elemente führt [115]. Ein Aufreißen der Basilarmembran führt jedoch zu einem Vermischen von Endo- und Perilymphe, was eine toxische Wirkung auf das Cortische Organ hat [123,124]. Schindler und Mitarbeiter beobachteten darüber hinaus eine schwere retrograde Degeneration distaler Nervenfasern und der Spiralganglienzellen, ebenso Johnnson und Mitarbeiter [125-127]. Kommt es zu einem Eindringen der Elektrode in die Scala media, sind direkte mechanische Traumata möglich, die durch Schädigung des Cortischen Organs oder der Dendriten des Hörnervs ebenfalls zu einer Degeneration der Spiralganglienzellen führen können [128,129]. Außerdem kommt es zu Fibrosierungen unterschiedlichen Ausmaßes [115].

Irritationen der Basilarmembran oder des Ligamentum spirale können Druckschäden der darin verlaufenden Blutgefäße mit sich bringen. Das Ligamentum spirale enthält Gefäße für den venösen Abfluss aus der sehr stoffwechselaktiven Stria vascularis [130]. Darüber hinaus nehmen Roland und Mitarbeiter an, dass auch am Modiolus verlaufende Gefäße bei der

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Elektrodeninsertion geschädigt werden können. Die im unteren Bereich des Modiolus verlaufende Vena spiralis posterior drainiert einen Großteil der Cochlea und ist nur von einer dünnen Knochenlamelle bedeckt [121].

Frakturierungen der Lamina spiralis ossea werden seltener beobachtet. Diese können aber zu einer direkten Zerstörung der Hörnerv-Dendriten führen und somit eine Degeneration der Spiralganglienzellen bewirken [56].

Eine Impression oder Fraktur der Innenwand der Scalae stellt die schwerste Form des intracochleären Traumas dar. Die Spiralganglienzellen werden in diesem Bereich von einer nur wenige Mikrometer dicken Knochenlamelle bedeckt und können direkt geschädigt werden. Im Tierversuch reduzierten selbst geringste Traumata des Modiolus oder der medialen Anteile der Lamina spiralis ossea das Langzeit-Überleben der Spiralganglienzellen [96].

Schädigungen des intracochleären Neuroepithels treten entweder lokal oder in Folge hydraulischer Kräfte lokal und/ oder distal der Elektrode auf. Auf diese Weise können auch Rezeptorzellen im Vestibularorgan beeinträchtigt werden, was zu Benommenheit und Schwindel unmittelbar nach der Implantation führen kann [56].

1.6.3. Einflussfaktoren der Traumatisierung

Für eine differenzierte Betrachtung der Insertionstraumata sollte die Form des Elektrodenträgers berücksichtigt werden. Das heißt, es ist zu unterscheiden zwischen gerader Standardelektrode, vorgekrümmter Elektrode und perimodiolarer Elektrode (gerade mit lateralem Zugband, vorgekrümmt und/ oder mit Positioner). Weiterhin nimmt auch die Insertionstechnik einen gewichtigen Einfluss auf das Ausmaß der cochleären Traumatisierung. Als Einflussgrößen sind zu nennen: Ort der Cochleostomie, Insertionswinkel der Elektrode, Krafteinwirkung bei der Insertion, Verbiegung der Elektrode innerhalb der Cochlea und die verschiedenen eingesetzten Hilfsmittel wie Gleitstoffe und Einführungsinstrumente [56].

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Tabelle 1.3

Literaturübersicht zu humanen Elektrodeninsertionsstudien mit geraden Elektrodenträgern. Zum Bezugssystem für den Traumatisierungsort siehe Abbildung 3–4.

Studie Implantat Ort der Traumatisierung

Shepherd [131], 1985

MDX-4-4210 Prototyp (Nucleus Limited)

9 Insertionen: 5 Fälle mit E2(b)-Trauma 7-11mm ab rundes Fenster, E3 bei 1 Insertion, E4(a)-Trauma durch Ausbuckeln des Elektrodenträgers in der Basalwindung in 1 Fall. Bei 1 weiteren Insertion E2(a).

Kennedy [49], 1987

Nucleus banded multichannel practice electrode (Cochlear)

9 Insertionen: 2 von 2 Insertionen bis zum Punkt der ersten Resistenz zeigen E2(b)-Trauma in der 1. Hälfte der Basalwindung, E1-Trauma der Basalwindung und geringes E2(a)-Trauma ab 170° (2. Hälfte der Basalwindung). 2 von 2 weiteren Insertionen zeigen Zerrungen des LS der Basalwindung. 1 von 5 der restlichen Insertionen führte zu E2(a)-Trauma nahe der Cochleostomie. In 5 von 5 Fällen Anhebung der BM ab 170°, bei Vorschieben über den Punkt des ersten Widerstands Eingraben der Elektrodenspitze in die Aussenwand der ST. Hier in 3 Fällen weitere Schäden durch Ausbuckeln des Elektrodenträgers.

Clark [132], 1988

Melbourne/ Cochlear multichannel CI

1 Fall, post mortem Auswertung. Fraktur LSO nahe Cochleo-tomie. Einriss LS sowie Anheben BM 9-12mm vom RF.

Fayad [106], 1991

3M/ House, Nucleus banded, Ineraid

16 Fälle, post mortem Auswertung. Zumeist Schaden im Bereich des aufsteigenden Schenkels der Basalwindung: Laterale Wand, LS, StV. Hier zudem Ossifikation am Endosteum, Frakturen der LSO sowie Degeneration des CO und von Dendriten, jedoch keine dazu korrespondierende Reduktion der gesamten Ganglienzellzahl.

O’Leary [133], 1991

3M/ House, Nucleus banded

8 Felsenbeine, post mortem Auswertung: in 4 Fällen geringergradige Traumata mit überwiegend intrascalärer Fibrose, davon in 1 Fall Schädigung des LS. In 4 Fällen Dislokation der Elektrode aus der ST (jeweils 1 Fall mit E2(b)-, E3- und E4(a)-Trauma). Keine Ortsangabe.

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Studie Implantat Ort der Traumatisierung

Marsh [134], 1992

Nucleus 22 (Cochlear)

1 Fall, post mortem Auswertung. Im basalen Windungsteil werden LS und BM von der Elektrode eingedrückt. Dissektion der Elektrode hinter die StV ab dem aufsteigenden Schenkel der Basalwindung. Intrascaläre Fibrose und Ossifikation.

Welling [135], 1993

Nucleus banded (Cochlear)

3 Insertionen in ST: Zerrungen des LS. 1 Insertion in SV: Massive Schädigung des LS, der BM und weiterer Strukturen (Reissnersche Membran, Cortisches Organ, Stria vascularis).

Welling [135], 1993

Ineraid (Symbion) 2 Insertionen in ST: starke Zerrungen des LS. 1 Insertion in SV: massivste Schädigungen des LS, der BM und weiterer Strukturen.

Gstoettner [82], 2000

Combi 40/40+ (MedEl)

6 tiefe Insertionen: geringe Traumata entsprechend E2 der Mittelwindung in 4 Fällen. Dislokation in SV in 2 Fällen (E3).

Nadol [110], 2001

Inneraid (Symbion), Nucleus 22 (Cochlear), single-channel (House)

8 Fälle, post mortem Auswertung. Insertionsschäden: in allen Fällen generelle Traumata des LS mit Penetration (E2(b)), insbesondere bei 170°. Traumata der Stria vascularis. In 3 Fällen Dislokation der Elektrode aus der implantierten Scala.

Richter [63], 2001

Nucleus 22 (Cochlear)

1 Insertion als Kontrollfall: keine wesentlichen Schäden.

Wardrop [86], 2005

Nucleus banded (Cochlear)

8 Insertionen: 1 Fehlinsertion in SV, 1 Penetration in SV bei etwa 170° (E3), 1 Fehlinsertion in SV mit Penetration der BM nahe der Cochleostomie und Elektrodenlage in ST.

Wright [136], 2005

Thin lateral electrode (Prototyp) (AB)

4 Insertionen, keine wesentlichen Insertionsschäden feststellbar, trotz relativ hoher Insertionswinkel bis 413°

Klassifikation nach Eshragi [137], in Klammern Erweiterung im Sinne von Unterklassen: E0 - kein Trauma; E1 - Anhebung der BM; E2(a) - Ruptur der BM; E2(b) - Ruptur des LS; E3 - Dislokation in die SV; E4(a) - Fraktur der LSO; E4(b) - Fraktur der MW. Abkürzungen: Basilarmembran (BM), Ligamentum spirale (LS), Scala tympani (ST), Scala vestibuli (SV) Lamina spiralis ossea (LSO), Modioluswand (MW), Cortisches Organ (CO), Stria vascularis (StV), Rundes Fenster (RF)

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Tabelle 1.4

Literaturübersicht zu humanen Elektrodeninsertionsstudien mit perimodiolaren Elektrodenträgern (vorgeformt oder mit Positioner). Zum Bezugssystem für den

Traumatisierungsort siehe Abbildung 3-4.

Studie Implantat Ort der Traumatisierung

Welling [135], 1993

Storz/ UCSF 5 Insertionen: 3 Fälle mit Trauma entsprechend E2 bei 7,5-10,5mm ab rundes Fenster, davon bei 1 Insertion zusätzlich E2(b) bei 13,5-16mm ab rundes Fenster.

Lenarz [62], 2000

Clarion 1.2 (Advanced Bionics) mit Positioner

6 Insertionen ohne intracochleäre Schädigungen.

Richter [63], 2001

Nucleus 22 (Cochlear) mit Abspreizdraht (Prototyp)

12 Insertionen: keine wesentlichen Schäden in 2 von 2 Fällen in denen keine Explantation erfolgte. Massive Explantationsbedingte Schäden aller intracochleären Strukturen, abhängig vom Explantationsmechanismus. Schädigung der MW und der äußeren Wand der ST beim Abspreizen der Elektrode vom Führungsdraht.

Tykocinski [138], 2001

Nucleus Contour (Cochlear)

12 Insertionen: 2 Fälle mit lateralem E3-Trauma bei ca. 160°.

Eshraghi [137], 2003

Combi 40+ PM Prototyp (MedEl)

5 Insertionen: 1 E4-Trauma bei ca. 170°, jeweils 1 Trauma vom Typ E1 und E2.

Eshraghi [137], 2003

HiFocus II (AB) 5 Insertionen: 1 E4-Trauma bei 170°, 2 E1-Traumata an der Elektrodenspitze bei ca. 350° und in 1 Fall Ruptur der BM (E2(a)) bei 170°.

Eshraghi [137], 2003

Nucleus Contour (Cochlear)

5 Insertionen: in 2 Fällen E4-Trauma bei ca. 170°

Aschendorf [139], 2003

HiFocus (AB) mit Positioner

5 Insertionen über Cochleostomie: 3 Fehlinsertionen in SV ab 170° (E3), davon 2 mit E4(b), 1 Fehlinsertion in SV ab basal (E3), jeweils mit Fraktur der LSO (E4(a)).

Roland [140], 2005

Nucleus Contour (Cochlear)

Signifikant erhöhte Krafteinwirkung auf die laterale Scalenwand im Bereich von 130-170° sowie bei Erreichen der maximalen Insertionstiefe.

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Studie Implantat Ort der Traumatisierung

Roland [140], 2005

Nucleus Contour Advance Softtip (Cochlear) mit AOS

Verhältnismäßig geringe Kraftentwicklung, bei 130-170° dennoch zum Teil dezente, temporäre Zunahme der Insertionskräfte.

Wardrop [86], 2005

Nucleus Contour (Cochlear)

18 Insertionen, davon 7 Penetrationen der Basilarmembran bei 130-170°, jeweils lateral, mit Trauma bis entsprechend E4(a).

Wardrop [122], 2005

Spiral Clarion (AB) 8 Insertionen: 5 Fälle mit Trauma entsprechend E4(a), davon 3 bei 125-215° und 2 schon ab basal. In diesen Fällen auch Traumata durch die Elektrodenspitze (bei 405-440°)

Wardrop [122], 2005

HiFocus II (AB) mit Positioner

20 Insertionen: in den meisten Fällen unterschiedlich schwerwiegende Traumatisierungen durch den Positioner, meist schon bei der Cochleostomie beginnend und in 8 Fällem zusätzlichen Schäden bei 125-215°. In 4 Fällen Dislokation in die SV bei 170°, 260°, 350° und 405°.

Wright [136], 2005

Helix II (Prototyp) (AB)

4 Insertionen, keine wesentlichen Insertionsschäden feststellbar. Basal perimodiolare Lage, bei 125-215° Kontakt mit der scalären Aussenwand, apikal wieder perimodiolar.

Adunka [61], 2006

Nucleus 24 Contour Advance Softtip (Cochlear) mit AOS

12 Insertionen über Cochleostomie: 9 basale Traumata entsprechend E4(a) mit einer Länge von durchschnittlich 115°, E1 bei 335-435° in 1 Fall. In 2 Fällen Dislokation in SV (E3).

Adunka [61], 2006

Nucleus 24 Contour Advance Softtip (Cochlear) mit AOS

4 Insertionen über das runde Fenster: 3 basale E4(a)-Traumata über eine durchschnittliche Strecke von 35°

Klassifikation nach Eshragi [137], in Klammern Erweiterung im Sinne von Unterklassen: E0 - kein Trauma; E1 - Anhebung der BM; E2(a) - Ruptur der BM; E2(b) - Ruptur des LS; E3 - Dislokation in die SV; E4(a) - Fraktur der LSO; E4(b) - Fraktur der MW. Abkürzungen: Basilarmembran (BM), Ligamentum spirale (LS), Scala tympani (ST), Scala vestibuli (SV) Lamina spiralis ossea (LSO), Modioluswand (MW), Cortisches Organ (CO), Stria vascularis (StV), Rundes Fenster (RF)

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1.6.4. Mechanismen der Traumatisierung

Im Allgemeinen treten direkte Schädigungen intracochleärer Strukturen immer dann auf, wenn der Kontaktdruck durch den Elektrodenträger die mechanische Belastungsgrenze der biologischen Strukturen übersteigt [141]. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Kraft meist von der Elektrodenspitze oder durch ein Ausbuckeln bei der Stauchung des Elektrodenträgers ausgeübt wird [5].

Bereits mit der Cochleotomie können Schädigungen intracochleärer Strukturen auftreten. Zum einen dringen fast zwangsläufig Blut und Knochenstaub in das Innere der Schnecke ein und führen dort zu Entzündungen, Fibrosierung und Ossifikation [56,121]. Darüber hinaus sind aber auch direkte Traumata des Ligamentum spirale, der Basilarmembran und der Lamina spiralis ossea zu beobachten, wenn die Cochleotomie zu weit superior, das heißt näher am ovalen Fenster, durchgeführt wird [43]. Das erneut aufkommende Interesse an einer Insertion durch das runde Fenster ist deshalb im Zusammenhang mit dem Vorgenannten zu verstehen [56].

Zu Beginn der Insertion ist der Insertionswinkel entscheidend. Je nach Ebene der Verkippung können Modiolus oder Basilarmembran geschädigt werden [141]. An der Basilarmembran reicht der Grad der Alteration von einem bloßen Anheben bis hin zu fokaler und diffuser Penetration. Roland und Mitarbeiter berichten, dass dieser Mechanismus weitestgehend unabhängig vom Elektrodendesign ist [56].

Studien haben gezeigt, dass der erste Kontakt mir der Aussenwand häufig im mittleren Bereich des aufsteigenden Schenkels der Basalwindung erfolgt (entspricht im Bezugssystem von Abbildung 3 4 dem Bereich um 170°) [49,86,122,135,138]. Die an der Kontaktstelle auftretenden Kräfte bewirken neben lokalen Schäden auch eine Ablenkung des Elektrodenträgers Richtung Ligamentum spirale und Basilarmembran mit der Folge der Traumatisierung dieser Strukturen [49,56,140-142]. In besonders schwerwiegenden Fällen tritt der Elektrodenträger in die Scala media oder die Scala vestibuli, oder wird so weit abgelenkt, dass er umschlägt und mit der Spitze nach basal weist. Diese Lage vermindert naturgemäß auch die Funktionalität der Elektrode [86,143]. Ein Kontakt der Elektrodenspitze mit der Aussenwand der Scala

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Tabelle 1.5

Traumatisierungsmechanismen bei der Cochlea-Implantation in Abhängigkeit vom Ort der Schädigung (aus [56])

Anatomische Region der Schädigung Mechanismus

Laterale Wand der Scala/ Ligamentum Spirale

Hohe Positionierung der CochleotomieInadäquater InsertionswinkelReibung der Elektrode bei der Insertion/ElektrodendesignOberflächenreibung an der lateralen Scalenwand

Basilarmembran Hohe Positionierung der CochleotomieInadäquater InsertionswinkelOberflächenreibung an der lateralen Scalenwand Elektrodengröße

Lamina spiralis ossea Elektrodendruck auf die mediale ScalenwandMedialisierung nach Durchbrechen der Basilarmembran

Modioluswand Anpressdruck perimodiolarer Elektrodendirektes Insertionstraumachronischer Druck durch Elektrodenträger

Neuroepithel Hydraulische KräfteSchädigung benachbarter Strukturen

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tritt meist bei geraden Elektrodenträgern auf [141]. Von den vorgekrümmten Modellen scheinen nicht alle betroffen zu sein, während solche mit steifer Einführungshilfe sogar traumatisierender als die geraden Formen sein können, sofern die Einführungshilfe nicht rechtzeitig entfernt wird [56,86,122].

Als Sonderform wird eine Penetration durch das Ligamentum spirale unterhalb der Basilarmembran beschrieben. Der Elektrodenträger liegt dabei zwischen Knochen und Ligamentum spirale und drängt die Scala media Richtung Modiolus. Auch wenn der Ductus cochlearis intakt bleibt, kommt es zu Störungen der neuroepithelialen Strukturen und Defekten der Reissnerschen Membran [110]. Elektronenmikroskopische Studien haben gezeigt, dass die Oberfläche des Ligamentum spirale am Übergang zur Basilarmembran sowie unterhalb davon ein feines, bindegewebiges Netzwerk aufweist. In dieser Struktur kann sich die Elektrodenspitze besonders in den oberen Schneckenwindungen verfangen und wird bei forciertem Vorschub in das Gewebe eingespießt, was dann zur Dissektion führt [144].

Einige Autoren berichten, dass die Tiefe der Elektrodeninsertion weitestgehend durch Reibungskräfte an der cochleären Aussenwand limitiert wird. Unabhängig davon welche Faktoren darüber hinaus eine Rolle spielen, tritt bei konstantem Vorschub mit zunehmender Reibung an der Elektrodenspitze eine Stauchung und somit Ausbuchtung des Elektrodenträgers zur Seite auf [141]. Diese tritt überwiegend in der Basalwindung auf und vermag hier intracochleäre Strukturen zu schädigen [82]. Der beschriebene Mechanismus ist ebenfalls wirksam, wenn eine feststeckende Elektrode mit erhöhtem Kraftaufwand vorgeschoben wird [73], deshalb raten einige Autoren dazu, die Elektrode nur bis zum Punkt des ersten Widerstands zu inserieren [82].

Frakturen der Lamina spiralis ossea und des Modiolus treten beim direkten Kontakt mit der Elektrodenspitze, vor allem bei perimodiolaren Elektrodenformen [141], beim Ausbeulen des Elektrodenträgers sowie beim Medialisieren oder bei der Explantation einer perimodiolaren Elektrode auf [63]. Liegt eine solche Elektrode nach Durchbrechen der Basilarmembran mit ihrem distalen Anteil in der Scala vestibuli, bedingt das Heranführen des Elektrodenträgers an den Modiolus eine zusätzliche Quetschung der

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knöchernen Lamina spiralis. Bei der Verwendung eines Abstandshalters ist dieser traumatisierende Mechanismus nach Durchbrechen der Basilarmembran sogar für die restliche Dauer der Insertion wirksam [56].

Es werden Knochenerosion nach chronischer Druckeinwirkung durch einen Elektrodenträger beschrieben [145]. Wird ein Abspreizdraht verwendet, der durch weiteres Vorschieben bei fixierter Elektrode zur Medialisierung der Elektrode führt, kann es ebenfalls zu Druckschäden kommen. Raumfordernde Abstandhalter, die bei einigen Herstellern zur Medialisierung der Cochlea-Elektrode Verwendung finden, können sowohl Schädigungen des Modiolus als auch der scalären Aussenwand bewirken [122]. Entsprechend der entgegen gesetzten Kraftvektoren von Draht und Elektrode sind sowohl die Modiolarwand als auch die Aussenwand der Scala betroffen [56,63].

Des Weiteren verursachen perimodiolare Elektroden bei der Explantation einen vergleichsweise großen Schaden. Richter und Mitarbeiter haben gezeigt, dass sie sich bei Zug eng an den Modiolus anlegen [63]. Bei manchen Elektrodentypen wird ein solches Manöver („pull-back“-Technik) auch durchgeführt, um die Elektrodenkontakte im Rahmen der Insertion näher an den Modiolus zu bringen. Hinsichtlich des beträchtlichen Traumatisierungspotentials wesentlicher neuronaler Elemente ist die Indikation für diese Technik kritisch zu prüfen. [146]

Die Insertion der Cochlea-Elektrode, aber auch die Injektion von Gleitmitteln wie Healon (Natriumhyaluronat) führen zu Flüssigkeitsströmungen innerhalb der cochleären Kompartimente. Diese hydraulischen Kräfte können lokale Zellschäden verursachen, aber auch zu Störungen des distalen Neuroepithels führen. Je mehr das Kompartiment vom Elektrodenträger ausgefüllt wird, desto größer sind die wirkenden Kräfte. Peter S. Roland und Mitarbeiter schlagen deshalb vor, die Insertion möglichst langsam durchzuführen [121], während J. T. Roland und Mitarbeiter empfehlen, den schädigenden Mechanismus durch einen verbesserten Druckausgleich entlang eines oberflächenmodifizierten Elektrodenträgers abzuschwächen [56]. Auch eine Änderung der Peri- oder Endolymphzusammensetzung wird für eine Schädigung der Rezeptorzellen verantwortlich gemacht [56].

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1.7. Präparationstechniken zur Morphometrie der cochleären Scalae

1.7.1. Schnittpräparate

Die Verwendung histologischer Schnittpräparate stellte einen großen Fortschritt für die Untersuchung der mikroskopisch kleinen Strukturen des Innenohres dar. Vor der Entwicklung des Mikrotoms gegen Ende des 19. Jahrhunderts mussten die Pioniere der Innenohrforschung, wie Gustav Retzius, ihre morphologischen Studien der Gehörschnecke an Aufsichtspräparaten betreiben [147]. Retzius konnte nichtsdestotrotz etwa für die Zahl der Haarzellen und die Länge der Cochlea korrekte Werte angeben: 12000 für die äusseren Haarzellen, 3500 für die inneren und 33,5mm für die Länge [148].

Mit der so genannten graphischen Cochlearekonstruktion von Stacy Guild wurde eine sinnvolle quantitative Auswertung von Schnittpräparaten über einen einzelnen Schnitt hinaus möglich. Er erdachte diese Methode, um bei Untersuchungen des Cortischen Organs lärmgeschädigter Probanden („Kriegs-Taubheit“) ein festes Bezugssystem für die Lokalisierung beschädigter Haarzellen zu erhalten. Die Etablierung erfolgte zunächst am Meerschweinchenmodell. [149]

Andere Autoren machten es ihm nach und passten seine Methoden den eigenen Problemstellungen an. Dazu gehörte auch Harold Schuknecht. Dieser verwendete die Cochlearekonstruktion nicht nur für seine Untersuchungen, sondern machte die Methode selbst zum Gegenstand einer Publikation aus dem Jahre 1953 und ergänzte diese darin. Nicht zuletzt deswegen werden Guild und Schuhknecht von vielen Autoren in einem Atemzug genannt. [94]

Die älteren Publikationen behandeln überwiegend Untersuchungen des Cortischen Organs. Neben Arbeiten von Guild, Hardy [150], Schuknecht und vielen anderen sind das vor allem die bahnbrechenden Vorarbeiten von Bekesys zur tonotopen Gliederung der Cochlea [11].

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Es gibt nur einen Autor, der auf Grundlage dieses reproduzierbaren Bezugssystems den Innenquerschnitt der menschlichen Scala tympani an histologischen Schnittserien ermittelt hat. In seiner Publikation von 1985 modifizierte Peter Walby die Methode von Guild und Schuknecht und konnte damit Höhenmessungen der Scala tympani durchführen und diese Daten auf den Abstand zum runden Fenster beziehen. Zusätzlich bestimmte er noch die Länge des Cortischen Organs auf die ursprüngliche Art. [151]

Igarashi und Mitarbeiter untersuchten schon 1976 die Querschnittsfläche der Scala tympani an Schnitten, die genau durch den Modiolus gelegt waren [152]. Damit ergaben sich exakt 5 Messungen an jeder menschlichen Cochlea. Gulya und Mitarbeiter führten 1996 in der gleichen Art einen Vergleich der Querschnittflächen der zusammengefassten Scalae vestibuli et media und der Scala tympani durch [153].

Darüber hinaus fällt bei Durchsicht der Literatur auf, dass die klassische Cochlearekonstruktion meist nur durchgeführt wird, um anhand dieser die Position untersuchter Elemente oder auch morphologischer Veränderungen innerhalb der Gänge angeben zu können. [134,154-158]

Als weiteres Beispiel sei die Arbeit von Wardrop und Mitarbeitern angeführt. Die Autoren verwendeten einen Perilymphausguss, um eingeschobene CI–Elektrode zu fixieren, während das Präparat in Viertel geschnitten wurde. Dafür wurde ein transparentes Harz verwendet, welches eine Beurteilung der Elektrodenposition innerhalb des gesamten Blocks erlaubte. [86,122]

1.7.2. Erläuterung der Methode zur graphischen Cochlea-Rekonstruktion nach Guild

Mit seiner Arbeit zur graphischen Rekonstruktion des Cortischen Organs legte Stacy Guild 1921 den Grundstein für die moderne histopathologische Erforschung des Innenohrs. Dabei etablierte er eine Methode zur räumlich-quantitativen Beschreibung von Innenohrstrukturen auf Grundlage histologischer Schnittserien [149].

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Ausgangsmaterial für die Rekonstruktion sind histologische Routine-Schnittserien mit Schnittdicken von 20µm und einer Aufbereitung von jedem 5. Schnitt für die Studienzwecke. Hinsichtlich der Schnittebene durch die Gehörschnecke sind zwei Varianten möglich (siehe dazu Kapitel 3.5.1).

Für die ursprünglich von Guild verwendete Methode findet die horizontale Schnittebene Verwendung. Beim Sortieren der Schnitte beginnt die Serie mit dem kranialen Pol der Basalwindung und endet mit dem kaudalen Pol. In dieser Reihenfolge werden die auf Objektträger aufgebrachten Schnitte untereinander am rechten Rand einer großen Zeichenfläche platziert und analog dazu waagerechte Markierungen entlang einer senkrechten Linie mittig auf der Zeichenfläche angebracht.

Im Folgenden werden diejenigen Schnitte herausgesucht, auf denen die Umkehrpunkte im spiraligen Verlauf des Cortischen Organs enthalten sind (Abbildung 1-14). Als festen Bezugspunkt wählte Guild hier die Stelle, wo äußere und innere Pfeilerzellen apikal zusammen stoßen. Diese Strukturen sind auch im tangentialen Anschnitt gut zu erkennen (Abbildung 1-15). Die Lage dieser Schnitte wird nun auf der senkrechten Skala eingetragen. Sollte sich der Punkt zwischen zwei Schnitten befinden, wird die Markierung entsprechend gesetzt. Im Falle einer menschlichen Cochlea mit 2,5 Windungen enthält die Zeichnung dann 5 Umkehrpunkte, die im Weiteren durch Halbkreise miteinander verbunden werden. Jeder Halbkreis stellt dabei eine halbe Windung des Schneckenganges dar.

Zur Darstellung und Längenbestimmung der bisher nicht berücksichtigten apikalen und basalen Anteile werden die jeweiligen Schnitte herausgesucht und ebenfalls markiert. Der Verlauf dieser Windungsanteile wird nun relativ zur jeweils folgenden Halbwindung aufgezeichnet. Die Abstände lassen sich in den mikroskopischen Präparaten ausmessen.

Über Addition der ermittelten (Halb-)Kreisumfänge sowie der basalen und apikalen Windungslängen konnte Guild auch die Länge des Cortischen Organs angeben. Für die Längenmessung gab Guild einen durchschnittlichen Fehler von 5% an. Harold Schuknecht ergänzte dies in seiner Arbeit von 1953 um einen zusätzlichen Fehler von 2,8%, weil die Steigung des Ganges vernachlässigt werde [94]. Im Sinne der Erforschung des Cortischen Organs

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führte Guild in seinem Aufsatz noch einige weitere Schritte der graphischen Rekonstruktion an, die jedoch für die vorliegende Arbeit weniger Relevanz haben. [94,149]

1.7.3. Ausgusspräparate

Einen anderen Weg ging schon 1948 Jozef Zwislocki-Moscicki. Für seine „Theorie der Schneckenmechanik“ führte er Messungen an einem 25x vergrößerten Wachsmodell einer einzelnen Cochlea durch. Die Höhe, Weite und Fläche der Scala tympani wurde hier gegen den Abstand zum ovalen Fenster aufgetragen, den er mit speziellen Messinstrumenten bestimmt hat. [159]

Ab Ende der 1970er Jahre wurden von einigen Forschergruppen Ausgüsse der perilymphatischen Räume der Cochlea angefertigt. Merzenich und Mitarbeiter verwendeten die eutektische Legierung Woodsches-Metall und untersuchten die Querschnittsfläche der Scala tympani. [160]

Zrunek und Mitarbeiter publizierten zwei Aufsätze über Epoxiharzausgüsse beider Scalae. Die Ausgüsse der Windungen wurden an 7 definierten Stellen geschnitten und dort die Höhe, die Breite und die Querschnittsfläche der Scalae gemessen [161,162]. Gleiche Messungen führten Hatsushika und Mitarbeiter an Silikonausgüssen der Scala tympani durch, die in Abständen von 0,5mm geschnitten wurden. Dabei verglichen sie die Cochleae von Menschen und Katzen [163]. Wilbrand und Mitarbeiter fertigten zu Messzwecken Kunststoffausgüsse der Kanalsysteme des Felsenbeins an [164].

Dimopoulos und Mitarbeiter ergänzten für ihre 1990 erschienene Publikation einen bereits vorhandenen Fundus um weitere 95 Kunststoffausgüsse des knöchernen Labyrinths. In standardisierten, unter radiologischen Gesichtspunkten gewählten, Ansichten wurden Fotographien dieser Präparate angefertigt, um diese anschließend auszumessen. So wurden Werte für 3 verschiedene Durchmesser der Gehörschnecke, die Radien der Bogengänge und die Zwischenabstände dieser Strukturen erfasst. [165]

Die 1996 erschienene Arbeit von Rebscher und Mitarbeitern behandelt die Anfertigung von Silikon- und Epoxiharzmodellen der Ganghöhlen. Diese

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Abbildung 1-14 Graphische Rekonstruktion der Gehörschnecke einer Katze; die so genannte „Hook-Region“, der gestreckte basale Anteil, fällt beim Menschen kürzer und gerader aus. Die kleinen schwarzen Rechtecke markieren die im Text erwähnten Umkehrpunkte im gewundenen Verlauf der Spirale (modifiziert nach [94]).

Abbildung 1-15 Berührungspunkt der inneren und äußeren Pfeilerzellen (P): (a) Längsschnitt durch das Cortische Organ; (b) Aufsicht auf das Cortische Organ (schematisch), innere (IH) und äußere Haarzellen (ÄH), Schnittebene von a (Pfeil). Zum Vergleich mit einem Querschnitt siehe Abbildung 1-6.

(a) (b)

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können mit einem Perilymphersatz gefüllt und für Insertionsversuche verwendet werden. Zur Herstellung der Modelle haben die Autoren zunächst Kunststoffausgüsse der Perilymphräume erstellt, um diese über den Zwischenschritt einer wieder verwendbaren Negativform für die Herstellung von Metallausgüssen zu nutzen. Dafür wurde eine Legierung mit niedrigem Schmelzpunkt verwendet, um das Metall nach Aushärten der eigentlichen Modelle im nächsten Schritt entfernen zu können. Zusätzlich wurden durch Auftragen von Lackschichten auf die Metallausgüsse Hohlmodelle mit vergrößerten Innendurchmessern gefertigt, um daran besser den Einfluss der Reibung auf das Einschieben der Elektrode erfassen zu können. Darüber hinaus haben die Autoren an Schnittpräparaten der Ausgüsse die Höhe und Breite der Scala tympani gemessen. [166]

Die aktuellsten Publikationen stammen von Jaroslaw Wysocki. Er fertigte Latex-Ausgüsse von menschlichen, aber auch tierischen Gehörschnecken an. Die Perilymphausgüsse wurden in 1mm breite Stücke geschnitten und ebenfalls die Höhe, die Breite und die Querschnittsfläche beider Kompartimente bestimmt. [167,168]

1.7.4. 3-dimensionale Computer-Rekonstruktion der Cochlea

3-dimensionale (3D) Modelle der Gehörschnecke werden bislang meist aus 2-dimensionalen (2D) Datensätzen rekonstruiert. Diese können in verschiedenen Formen vorliegen: als Computer-tomographische (CT) Aufnahmen, als Magnetresonanz-tomographische (MRT) Aufnahmen, als histologische Schnittserien oder als aus dem so genannten „orthogonal-plane fluorescence optional sectioning“ (OPFOS) stammende Bilddaten.

Die letztgenannte Methode wurde von Voie und Mitarbeitern entwickelt um die Gehörschnecken von Meerschweinchen schnell und hoch auflösend in 3D darzustellen. Dabei wird das Präparat, das so behandelt wurde, dass es annähernd transparent ist, von einem senkrecht aufgefächerten Laserstrahl durchleuchtet. Dieser Strahl ist parallel zu der Bildebene einer Kamera ausgerichtet, mit der auf diese Weise Schichtaufnahmen des frei rotierbaren Präparats angefertigt werden können, da sich die genau im Strahlengang befindenden Strukturen in der Farbe des Strahls abbilden. [169]

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Harada und Mitarbeiter veröffentlichten 1988 einen der ersten Aufsätze über Computer-gestützte Rekonstruktion der Cochlea. Mit der Zielsetzung die räumlichen Zusammenhänge der einzelnen Strukturen zu verdeutlichen, wurden auf Grundlage histologischer Schnittserien 3D-Modelle ganzer Felsenbeine erstellt [170]. Ariyasu und Mitarbeiter nutzten im darauf folgenden Jahr diese Technik, um die Ausmaße des Ganglion spirale innerhalb des Modiolus zu bestimmen und daraus Rückschlüsse auf die Länge von Cochlea Implant (CI)-Elektroden zu ziehen [171]. Ebenfalls 1989 publizierten Takagi und Mitarbeiter einen Aufsatz, worin sie die Computer-gestützte Methode mit dem Vorgehen von Guild und Schuknecht hinsichtlich der Längenrekonstruktion des Cortischen Organs verglichen. Sie errechneten dabei eine Längendifferenz von 15,4% [172].

Green und Mitarbeiter verwendeten besonders leistungsfähige Hard- und Software mit dem Anspruch, ein realistisches und genaues 3D-Modell des knöchernen Labyrinths zu erstellen. Tatsächlich zeigt ihre Publikation nicht die bis dahin verwendeten Drahtgittermodelle, sondern ein so genanntes Rendering mit Licht- und Schatten-Darstellung sowie einer höheren Detailauflösung. Messungen wurden nicht durchgeführt. [173]

Sato und Mitarbeiter führten Untersuchungen zum Geschlechtsdimorphismus der Schneckengangslänge durch, indem sie die Membrana basilaris rekonstruierten und innerhalb der Software ihren inneren und äußeren Umfang maßen [174]. Zwischen 1989 und 1995 publizierten Takahashi und Mitarbeiter mehrere Arbeiten über 3D-Rekonstruktionen der Cochlea und die Nische des runden Fensters. Der Schwerpunkt liegt jedoch eindeutig beim Zugangsweg zur Scala tympani, so dass überwiegend die Relationen der Strukturen im Bereich der Basalwindung quantifiziert wurden [175-179]. Kawano und Mitarbeiter führten Längenmessungen des Cortischen Organs, der inneren und äußeren Wände der Scala tympani und des Rosenthalschen Kanals an Rekonstruktionen von 8 männlichen Gehörschnecken durch. Ergänzend zu den Vorarbeiten von Takagi und Mitarbeitern [172] verglichen sie diese Messungen mit ebenfalls durchgeführten 2D-Cochlearekonstruktionen [180].

Die Dissertation von Lisa Tinz aus dem Jahre 2005 behandelt ein naturgetreues Modell des menschlichen Mittel- und Innenohres. Unter Verwendung einer kommerziell verfügbaren 3D-Software (Amira Version 2.3, Mercury

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Computer Systems) fertigte sie die Rekonstruktion auf Grundlage histologischer Felsenbeinschnitte an, die als digitaler Datensatz vorlagen. Die Arbeit dieser Autorin enthält darüber hinaus ausführliche Messdaten aller rekonstruierten Strukturen. [181]

In diesem Zusammenhang sollten auch Wang und Mitarbeiter erwähnt werden, die in einer Publikation von 2006 berichten, wie sie auf Grundlage einer histologischen Schnittserie mittels der 3D-Software Amira ein Modell der Cochlea erstellt haben. Das Modell ist zusammen mit einem eigens entwickelten Betrachtungsprogramm über die Internetseite der Harvard-Universität zu Lehrzwecken frei verfügbar. [182]

Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen, dass die 3-dimensionale Rekonstruktion von Innenohrstrukturen auch auf der Grundlage radiologischer Bilddaten wie CT- oder MRT-Datensätzen durchgeführt werden kann [183,184]. Nach Markierung oder automatisierter Erkennung intracochleärer Strukturen sind Hervorhebungen, isolierte Darstellung, Darstellung von Schnitten sowie differenzierte Messung von Längen, Flächen und Winkeln möglich [143,185,186]. Diese Möglichkeiten erhöhen noch die Bedeutung der Evaluation radiologischer Aufnahmen des Felsenbeins bei der Planung zur Cochlea-Implantation [184,187].

1.7.5. Finite-Elemente-Methode

Mit der Finite-Elemente-Methode lässt sich das Kraft-Dehnungs-Verhalten von Körpern unter verschiedenen Rahmenbedingungen, wie etwa externer Krafteinwirkung oder mechanischer Beanspruchung, vorhersagen [188].

Es ergibt sich ein theoretisch-rechnerischer Zugang zur Entstehung intracochleärer Traumata unter der Elektrodeninsertion durch Untersuchung der Anpresskräfte auf kritische Bereiche innerhalb der Cochlea. Die Krafteinwirkung und -verteilung in Abhängigkeit von Dehnungsverhalten und Einschubkraft/ -richtung des Elektrodenträgers ermöglichen eine quantitative Aussage über den zu erwartenden Schädigungsgrad. Durch Variation mechanischer Eigenschaften der simulierten Körper kann eine Vielzahl unterschiedlicher Elektrodendesigns mit relativ geringem Aufwand untersucht werden, sofern die Methoden bereits etabliert sind. [189,190]

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Zielsetzung

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Ziel der vorliegenden Arbeit war die differenzierte Analyse der cochleären Mikromorphologie hinsichtlich der Entstehung intracochleärer Traumata bei der Cochlea-Elektroden-Insertion. Da trotz fortlaufender Optimierung von Elektrodendesign und Insertionstechnik keine zuverlässige Reduktion von Insertionsschäden in der Gehörschnecke erreicht wird, sollte die Mikromorphologie der Schneckengänge adäquat dargestellt und quantitativ ausgewertet werden. Daraus sollten Rückschlüsse auf das Zusammenspiel zwischen den verwendeten Elektrodenträgern und den betroffenen Gangabschnitten gezogen werden, um so die angewandten Methoden zu bewerten und gegebenenfalls Gründe für das Versagen dieser Techniken bei der Erzielung einer atraumatischen Insertion aufzuzeigen.

Durch eine Literaturrecherche sollten dafür zunächst die Insertionstraumata im Zusammenhang mit den verwendeten Cochlea-Elektroden analysiert werden, um typische Schädigungsmuster herauszustellen.

Zur Beschreibung der cochleären Mikromorphologie sollte der cochleäre Innenquerschnitt an entsprechenden humanen histologischen Felsenbeinpräparaten gemessen und im Kontext des Windungsverlaufs der Gehörschnecke nach Etablierung eines adäquaten Bezugssystems dargestellt werden. Dafür sollte eine Software entwickelt werden, die nach Digitalisierung der Schnitte ein Ausmessen der cochleären Scalae erlaubt und die graphische Rekonstruktion der Cochleae durchführt, um das Bezugssystem für die Darstellung der Daten zu erhalten.

Nach statistischer Auswertung der gewonnenen Daten sollte eine Diskussion dieser Daten unter Einbeziehung bisher durchgeführter quantitativer Analysen der intracochleären Räume sowie der Embryologie und der funktionellen Anatomie der Cochlea erfolgen. Abschließend sollten auf dieser Grundlage aktuelle Elektrodendesigns und Insertionstechniken bewertet werden.

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Material und Methoden

3

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3.1. Verwendetes MaterialBei dem untersuchten Material handelt es sich um histologische Schnittserien menschlicher Felsenbeine, die von Körperspendern für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung gestellt worden sind. 6 Schnittserien wurden im Vorfeld dieser Arbeit von Dr. Jan Haensel und mit der Unterstützung des Instituts für Neuroanatomie des Universitätsklinikums Aachen angefertigt. Dabei handelt es sich um 3 rechte und 3 linke Gehörschnecken, zu denen keine weiteren Daten vorhanden sind. Die Serien dienten im Rahmen dieser Arbeit Voruntersuchungen und der Etablierung der eigentlichen Vorgehensweise.

Um eine statistisch aussagekräftige Datenbasis zu erhalten, wurden Schnittserien der so genannten „Wittmaackschen–Felsenbeinsammlung“ in die Untersuchung aufgenommen. Die Sammlung ist zurückzuführen auf den ehemaligen Direktor der Universitätskliniken für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde in Jena (1908 bis 1925) und Hamburg (1926 bis 1946). In dieser Zeit ist eine der weltweit größten Sammlungen von Serienschnitten des Os temporale entstanden: 55.000 Schnitte von tierischen und 102000 Schnitte von menschlichen Felsenbeinen. [191]

Die Präparate sind gut dokumentiert (siehe Tabelle 3.1). Die untersuchten 28 Felsenbeine entstammen 20 Individuen (14 männlich, 5 weiblich, 1 unbekannt) mit einer Altersspanne von 4 bis 78 Jahre (Median 45). Die Todeszeitpunkte liegen zwischen 1929 und 1943. Es handelt sich um 12 rechte und 16 linke Felsenbeine, davon 8 jeweils als Paare. Die Serien umfassen zwischen 44 und 66 Schnitten (Mittelwert 54,07).

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Tabelle 3.1

Wittmaacksche Schnittserien - Übersicht der Fälle

Nr S A G Todesdatum Todesursache Z Bef

W307 R ? ? 25.07.1935 postoperative Meningitis 44 opBW362 L 53 M 09.04.1929 Meningitis 47 aOMW427 L 35 M 04.02.1930 Miliartuberkulose 48 opBW742 L 56 W 21.09.1935 Karzinommetastasen 60 opBW774 L 45 M 02.11.1936 Schädelbasisfraktur 49 opBW774 R 45 M 02.11.1936 Schädelbasisfraktur 46 opBW775 L 6 M 03.11.1936 Diphteria gravissima 60 opBW775 R 6 M 03.11.1936 Diphteria gravissima 65 opBW787 L 47 M 22.11.1936 Tabes dorsalis 47 HDW791 L 48 W 25.11.1936 Meningitis, Pneumonie 52 opBW791 R 48 W 25.11.1936 Meningitis, Pneumonie 54 opBW792 L 38 M 13.12.1936 Glomerulonephritis 59 HDW792 R 39 M 14.12.1936 Glomerulonephritis 63 HDW797 L 25 M 11.01.1937 Schläfenlappengliom re. 56 opBW797 R 25 M 11.01.1937 Schläfenlappengliom re. 57 BW798 L 65 M 09.01.1937 Tumor cerebri 55 opBW798 R 65 M 09.01.1937 Tumor cerebri 55 opBW799 L 49 M 21.12.1936 Hirntumor, Prostata-Ca 55 opBW800 L 42 W 20.01.1937 Hirntumor re. 52 opBW800 R 42 W 20.01.1937 Hirntumor re. 50 opBW801 L 40 W 18.12.1936 Bronchopneumonie 53 opBW805 R 58 M 24.02.1937 Tabes dorsalis 54 HDW862 L 50 M 15.09.1938 Oro-/ Hypopharynx-Ca 66 opBW862 R 50 M 15.09.1938 Oro-/ Hypopharynx-Ca 62 opBW867 L 4 M 20.11.1938 Toxische Ruhr 58 opBW871 R 27 M 02.02.1939 Meningitis 52 HDW877 R 78 W 24.02.1939 Hypopharynx-Ca 47 ADW959 L 50 M 28.05.1943 Meningitis 48 HD

Seriennummer nach Wittmaack (Nr), Seite (S), Alter (A), Geschlecht (G), Anzahl der Schnitte (Z), Ohrbefund (Bef), ohne pathologischen Befund (opB), akute Otitis media (aOM), Hypertonische Degeneration des Innenohres (HD), Einblutung in das Mittelohr (B), Altersdegeneration des Innenohres (AD).

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3.2. Felsenbeinentnahme und -präparation3.2.1. Aachener Felsenbeine - Felsenbeinentnahme

Um postmortale Veränderungen am Gewebe möglichst zu minimieren, sollten frische anatomische Präparate umgehend in eine Fixierungslösung überführt werden. In der Zeit zwischen Tod des Körperspenders und Sektion kann ein Gewebszerfall auch durch Lagerung in einem Kühlraum vermindert werden (bis zu 20 Stunden).

Zur Entnahme des Felsenbeinblocks, der im weiteren Verlauf mit Hilfe feiner Instrumente und gegebenenfalls auch eines Operationsmikroskops verarbeitet werden kann, sind an der freigelegten Schädelbasis - nach Entnahme des Gehirns - vier Schnitte durchzuführen (in Abbildung 3-1 durchnummeriert): Mit einer oszillierenden Säge wird die Felsenbeinpyramide an ihrem ventromedialen Ende im rechten Winkel zu ihrer Längsachse durchtrennt. Ein zweiter Schnitt wird im lateralen Anteil der mittleren Schädelgrube entlang der Pars squamosa ossis temporalis ausgeführt. Der dritte Schnitt verbindet die beiden ersten und verläuft parallel zum Grat des Felsenbeins, etwa 2 bis 3cm anterior zu diesem. Mit dem 4. Schnitt, der aus der hinteren Schädelgrube horizontal von dorsal unter der Felsenbeinpyramide verläuft, wird der Knochenblock von den inferioren Anteilen abgetrennt. Die letzten knöchernen Verbindungen können durch vorsichtiges Hin- und Herbewegen des Blocks mit einer Klemme gelöst werden, ohne jedoch das gut pneumatisierte Felsenbein zu imprimieren. Die noch bestehenden Weichteilverbindungen werden mit einem Skalpell getrennt. [192]

3.2.2. Felsenbeinentnahme durch Wittmaack

Wittmaack empfiehlt, beide Felsenbeine als gemeinsames Blockpräparat aus der Schädelbasis zu entnehmen. Nach Abnehmen der Schädeldecke und Entfernen des Gehirns werden mit der Knochensäge zwei Schnitte in der Frontalebene des Kopfes ausgeführt: der eine führt durch die Foramina ovalia, der andere durch den dorsalen Anteil des Foramen magnum. Werden die

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Sägeschnitte bis auf die kaudal liegenden Weichteile geführt, lassen sich beide Felsenbeine mitsamt dazwischen liegender Knochenbrücke mobilisieren. Der entnommene Gewebsblock kann anschließend beidseits im Bereich des Meatus acusticus internus im rechten Winkel zu den ersten beiden Schnitten zertrennt werden. [193]

Abbildung 3-1 Entnahme des Felsenbeinblocks (aus [192]).

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3.3. Histologische Techniken und Mikrotomie

3.3.1. Aachener Serien

Nach Fixierung in 10%iger Formalinlösung und Entkalkung in HNO3 5% für 4 bis 6 Wochen, während der die Gewebeblöcke unter besserer Schonung des Gewebes bis zu einer Kantenlänge von 1 bis 1,5cm weiter beschnitten werden konnten, erfolgte eine Entwässerung in aufsteigender Ethanolreihe (70, 90 und 96%). Nach Auswaschen mit Histoclear konnte das Material in Paraffin (Paraplast) eingebettet werden. Das Schneiden der ausgeblockten Präparate erfolgte auf einem Zeiss Schlittenmikrotom in einer Schnittdicke von 7µm. Dabei lag die Schnittebene jeweils parallel zur Modiolusachse. Die so gefertigten Schnitte wurden auf silanisierten Objektträgern aufgefangen und über Nacht zur Trocknung aufbewahrt. Die Objektträger enthalten jeweils 3 bis 4 aufeinander folgende Schnitte.

Abschließend wurden die Schnitte mit Trichrom, modifiziert nach Masson-Goldner, eingefärbt. Die dafür verwendeten Chemikalien sind der Tabelle 3.2 zu entnehmen. Die Hämatoxylin-Lösung nach Weigert ist für die Dauer eines Tages haltbar, weswegen sie erst kurz vor der Verwendung aus den Lösungen A und B hergestellt wurde. Die einzelnen Färbeschritte sind in der Tabelle 3.3 aufgeführt.

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3.3.2. Wittmaacksche Serien

Nach der Entnahme wurden die menschlichen Felsenbeine ohne weitere vorbereitende Maßnahmen für 6 bis 8 Wochen in die Wittmaacksche Fixationslösung (Tabelle 3.4) eingelegt und anschließend ohne Zwischenwässerung für 4 bis 5 Wochen in eine Entkalkungslösung (Tabelle 3.5) übertragen. Ein Wechsel der Flüssigkeit erfolgte alle 2 bis 4 Tage. Das Entsäuern erfolgte für 12 bis 24 Stunden in 5%iger Natriumsulfatlösung mit anschließendem Wässern in fließendem Wasser für 48 Stunden. [193]

Um beim Zuschneiden der Präparate eine exakte Ausrichtung in der so genannten „Vertikalebene“ zu erreichen (siehe Abbildung 3-2 und Kapitel 3.5.1), erfolgte zunächst ein Schnitt streng senkrecht zur Pyramidenlängsachse durch die Mitte des Meatus acusticus internus. Diese Schnittführung diente dem Aufsuchen der basalen Schneckenwindung, die dabei in einem Teil der Serien an Ihrem fronto-medialen Scheitelpunkt direkt eröffnet wurde. Hatte man die Windung verfehlt, erfolgte bis zu ihrer Eröffnung ein vorsichtiges Einkerben von der Schnittfläche aus. Diese Prozedur lässt sich an einem Großteil der zur Verfügung stehenden Schnittserien gut nachvollziehen. Es erfolgte ein weiterer Schnitt parallel zum ersten mit Eröffnung des hinteren Bogengangs in gleicher Weise wie beschrieben. Auf diese Art konnte eine ausreichende Zelloidindurchtränkung der inneren Weichgewebe sichergestellt werden.

Darauf folgte die Entwässerung der Organblöcke in aufsteigender Alkoholreihe (70 bis 100%) mit anschließender Einbettung in Zelloidin. Die Blöcke wurden häufig gewendet, um eine regelmäßige Durchtränkung des Materials zu erreichen. Nach Eindicken des Zelloidins, 9 bis 12 Wochen später, wurden die Organstücke herausgeschnitten und nach weiterem Erstarren in 70%igem Alkohol für 12 bis 24 Stunden ausgehärtet.

Das Schneiden der Präparate erfolgte in Fortsetzung der oben beschriebenen Vertikalebene auf handgeführten Schlittenmikrotomen der Firma Jung/ Heidelberg. Die Dicke der Serienschnitte beträgt 20µm. Dabei wurde Eckert-Möbius zufolge aus dem Bereich der Cochlea nur jeder 4. Schnitt der

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Tabelle 3.2

Für die Trichromfärbung nach Masson-Goldner benötigte Lösungen

Resorcin-Fuchsin (nur 1 Woche haltbar)

1g Resorcin-Fuchsin (Chroma 1 A 294) 500ml 70% Ethanol 5ml 32% HCl (Merck 100983)

Hämatoxylin Lösung A(Lösung A und B 1:1 miteinander mischen)

10g Hämatoxylin (Merck 1.15938) 1000ml 95% Ethanol lösen, in dunkler Flasche 2 Wochen unter Sauerstoffzutritt reifen lassen

Hämatoxylin Lösung B 11,6g Eisen-III-Chlorid-Hexahydrat, entspr. 40ml 29% FeCl3 ( Merck 3946) 10ml 25 %HCl (Merck 316) H2O ad 1000ml

Azophloxin-Lösung 0,5g Azophloxin (Chroma 1 B 103) 200ml H2O 0,2ml Eisessig

Ponceau de Xylidin 5g Ponceau de Xylidin (Chroma 1 B 207) 940ml H2O 6ml Eisessig 5ml Azophloxin-Lösung

Phosphorwolframsäure (PWO)/ Orange G

10g Phosphorwolframsäure (Merck 583) 5g Orange G (Certistain Merck 1.15925) H2O ad 250ml

Lichtgrün 1g Lichtgrün 500ml H2O 1ml Eisessig

Essigsäure, 1 % 25ml Eisessig (Merck 1.00063) 2475ml H2O

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Tabelle 3.3

Färbevorschrift für die Trichromfärbung nach Masson-Goldner

Resorcin-Fuchsin 15min.

fließendes Wasser 2 x 2,5min.

Hämatoxylin n. Weigert 10min.

fließendes Aqua dest, evtl. bläuen 10min.

Xylidin/Azophloxin 15min.

Spülen in 1 % Essigsäure 2 x 2min.

Differenzieren in PWO/Orange G bis zur vollständigen Entfärbung des Bindegewebes

30sec. bis 5min.

Spülen in 1 % Essigsäure 3 x 1min.

Lichtgrün 8min.

Spülen in 1 % Essigsäure 2 x 2min.

aufsteigende Alkoholreihe, eindeckeln in Xylol

Tabelle 3.4

Wittmaacksche Fixationsflüssigkeit

Sol. Kalii bichrom 50,0

Formalin 10,0

Eisessig 5,0

Aqua dest. ad 100,0

Tabelle 3.5

Entkalkungsflüssigkeit

Acid. Nitr. Pur 5,0

Formalin 5,0

Aqua dest. ad 100,0

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Tabelle 3.6

Ehrlichsches saures Hämatoxylin

Aqua dest. 100,0cm³

Alkohol absol. 100,0cm³

Glyzerin 100,0cm³

Eisessig 10,0cm³

Hämatoxylin 2g

Alaun im Überschuss

Abbildung 3-2 Ansichten des 3D-Modells von Haobing Wang [182] eines rechten Hör- und Gleichgewichtsorgans: Ansicht von kranial (a), von anterolateral um 90° um die Transversalachse gedreht (b). Schnittebene (se), rundes Fenster (rf).

(a) (b)

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weiteren Verarbeitung zugeführt, was vermutlich Kostengründe hatte. Die Zwischenschnitte wurden für eventuelle weitere Untersuchungen in 70% Ethanol aufbewahrt.

Mit der Teilserie erfolgte eine Übersichtsfärbung mit Hämatoxylin-Eosin. Je zwei Schnitte wurden in ein mit destilliertem Wasser gefülltes Färbetöpfchen gebracht und das Wasser gegen Ehrlichsches Hämatoxylin (Tabelle 3.6) ausgetauscht. Nach 2 bis 3 Stunden waren die Schnitte schwarz-blau gefärbt, woraufhin mehrere Stunden mit fließendem Leitungswasser gewässert wurde, unterbrochen durch Entfärben mit 2%iger Eisessiglösung nach der ersten halben Stunde. Anschließend Nachfärben mit wässriger Eosinlösung und Entwässern in aufsteigender Alkoholreihe und Karbolxylol. Das Einbetten auf Objektträger erfolgte mit Kanadabalsam.

Die zur Aufbewahrung der Objektträger verwendeten ungedeckelten Präparatemappen aus Karton sind noch heute vorhanden. Eine Beschreibung zu jeder Serie findet sich in Form einer handschriftlichen Notiz, die jeweils an die oberste Mappe geklebt ist. Die Angaben enthalten unter anderem die Seriennummer, den Namen, Todes- und Sektionsdaten sowie klinische und histologische Diagnosen. Leider ist kein Hauptbuch vorhanden, wie es bei Eckart-Möbius beschrieben wird, aus dem man weitere Einzelheiten zur histologischen Präparation einzelner Serie entnehmen könnte. [193]

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3.4. Digitalisierung der Schnitte3.4.1. Aachener Serien

Die Digitalisierung der Aachener Serien erfolgte mit einer digitalen Spiegelreflexkamera (NIKON D1x), die über einen Adapter direkt an einem Lupenmikroskop (Zeiss STEMI SV II) angebracht war. Die Vergrößerung wurde so eingestellt, dass an der breitesten Stelle alle Gänge erfasst werden konnten. Innerhalb einer Serie wurde diese Einstellung danach nicht mehr verändert. Um eine Vergleichbarkeit zwischen den Cochleae zu ermöglichen, wurde zu Beginn jeder Serie eine Messskala aufgenommen, die während der digitalen Weiterverarbeitung eine Umrechnung von Bildpixel auf metrisches Maß ermöglichte. Belichtung in Abhängigkeit von der am Mikroskop eingestellten Blende und der Stärke der Lichtquelle um ½ bis 2 Sekunden. Die Aufnahmen hatten eine Auflösung von ca. 6 Megapixel und wurden im Speicherplatz sparenden JPEG-Grafikformat abgespeichert. Es wurde von jedem 2. Objektträger jeweils 1 Schnitt digitalisiert; bei 3 Schnitten je Objektträger der mittlere, bei 4. Schnitten der 2. in der Abfolge.

Die weitere Verarbeitung umfasste eine Reduktion der Bildzahl auf 50 bis 60 Aufnahmen für jede Gehörschnecke - abhängig von der Anzahl der Schnitte auf den Objektträgern blieb jeder 16. oder 18. der ursprünglichen Schnitte erhalten - und eine symmetrische Skalierung auf eine Bildbreite von 1000 Pixel. Letzteres ermöglichte ein komfortableres Arbeiten an einem Computermonitor mit 1024x768 Pixel Auflösung.

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3.4.2. Wittmacksche Serien

Die Serien aus der Wittmaack-Sammlung konnten Dank der freundlichen Unterstützung von Herrn PD Dr. Sanchez-Hanke und Herrn Dr. Münscher vor Ort in Hamburg digitalisiert werden. Als Aufnahmeeinheit diente ein Olympus BX50 Mikroskop mit daran angeschlossener digitaler Sony SSC-DC54P Farbvideokamera. Die Einstellung des Bildausschnitts konnte über einen ebenfalls angeschlossenen Computer mitsamt Steuerungssoftware am Computermonitor erfolgen. Mit Hilfe dieser Software wurde zu Beginn jeder Serie eine Aufnahme mit kalibrierter Messskala erstellt, um auch hier einen Umrechnungsfaktor zu erhalten. Die Aufnahmen wurden in einer Auflösung von 768x576 Pixeln im JPEG-Format abgespeichert. Aufgrund der größeren Schnittabstände wurde bei den meisten Serien jeder vorhandene Schnitt zwischen der fronto-medialen Wende der Basalwindung und dem runden Fenster digitalisiert.

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3.5. Schnittebenen, Referenzebenen und Messtechnik

3.5.1. Definition der Schnittebenenausrichtung durch die Cochlea

Für die Mikrotomie des menschlichen Felsenbeins haben sich zwei verschiedene Einstellungen der Schnittebene etabliert: Die Vertikalebene, wie sie beim Schneiden der Wittmaackschen Felsenbeinschnittserien verwendet wurde, ist um etwa 45° aus der Frontalebene des Körpers herausgedreht und steht senkrecht zur Achse des Felsenbeins (siehe Abbildung 3-3a und Kapitel 3.2.2). Die Horizontalebene entspricht der gleichnamigen Ebene in der Ebenenprojektion des menschlichen Körpers.

In Abbildung 3-3b ist die Ausrichtung der beiden beschriebenen Ebenen in einer seitlichen Projektion der Gehörschnecke dargestellt. Die Schnittebenen verlaufen jeweils parallel zum Modiolus.

3.5.2. Bezugssystem für die Auswertung der cochleären Innenquer-schnitte und graphische Darstellung der cochleären Spirale

Die Positionsangabe innerhalb der Windungen erfolgt relativ, das heißt in Winkelgrad oder als Anteil der Windung. 1 Windung entspricht der Winkelsumme eines Kreises, also 360°. Die Referenzierung der Mittel- oder Spitzenwindung erfolgt in Addition zu den vorangehenden Windungen, das heißt für eine Position in der Hälfte der Mittelwindung werden 540° oder 1,5 Windungen angesetzt.

Ausgehend von der Ausrichtung der Cochlea im menschlichen Felsenbein liegt der Nullpunkt des Bezugssystems an der Basis der Schnecke genau dort, wo eine um 10° von der Horizontalen abweichende Gerade die Spirale schneidet. Diese Stelle entspricht der Rundfenstermembran. Die vollen Windungen werden durch diese Gerade definiert, die vom Nullpunkt zum Mittelpunkt der Spirale gelegt wird (Abbildung 3-4a). Entscheidend sind die Winkelgrade, welche die anterioren und posterioren Umschlagspunkte der

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Abbildung 3-3 Schematische Schnittansicht durch eine menschliche Schädelbasis auf Höhe der Felsenbeinpyramide (a); Blickrichtung der Ansicht für Abbildung (b) (grauer Pfeil), vertikale Schnittebene (gestrichelte Linie). Die Darstellung der cochleären Spirale (b) entspricht der von Xu und Mitarbeitern etablierten radiologischen Standardprojektion „cochlear view“ für die postoperative Kontrolle der Elektrodenlage [2,194]. In (b) ist zudem die Ausrichtung gebräuchlicher Schnitt-ebenen der histologischen Felsenbeinpräparation dargestellt.

(a) (b)

Abbildung 3-4 Angabe von Kreiswinkeln: (a) Bezugssystem für die „Cochlear View“-Darstellung der menschlichen Cochlea. Rundfenstermembran (rf), Vertikalschnittebene (gestrichelt), Horizontalebene (gepunktet), Null-Referenz-Gerade (weiß) umfasst mit der Horizontalen einen Winkel von 10°. (b) Um 90° gedrehte Ansicht - die Vertikalschnittebene ist in dieser Darstellung, die im Folgenden ausschließlich verwendet werden soll, nun horizontal eingestellt. Erfasster Innenquerschnitt der Scala tympani (grau), gesamtes Lumen der cochleären Gänge (weiß), Winkelgrade analog zu (a).

(a) (b)

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Spirale beschreiben - in Abbildung 3-4 sind das für die Basalwindung 170° und 350°.

Für die Referenzierung im anatomischen Schnittpräparat gilt der apikale Rand der Rundfenstermembran als Nullpunkt.

Zusätzlich zum Winkelgrad-Bezugssystem wird in der Auswertung auch ein metrisches System verwendet. Nullpunkt ist wiederum der apikale Rand des runden Fensters und die angegebene Länge entspricht einer Kurve, die durch sämtliche Kreismittelpunkte gelegt wird, die in die Scalae eingezeichnet worden sind. Die Berechnung dieser Strecke erfolgt gemäß der Methode nach Guild (siehe Kapitel 1.7.2).

Um die Angaben innerhalb des verwendeten Winkelgradbezugsystems mit den Ergebnissen anderer Autoren, die ein metrisches Bezugssystem verwendet haben, vergleichen zu können, wurden beide Systeme in Deckung gebracht (siehe Tabelle 3.7). Dafür eignen sich Ergebnisse von Kawano und Mitarbeitern, die detailliert die unterschiedlichen Methoden zur Längenmessung innerhalb der cochleären Kompartimente miteinander verglichen haben [180]. In diesem Zusammenhang stellen die Autoren die durchschnittliche Länge der cochleären Viertelwindungen dar, basierend auf einer Computer gestützten dreidimensionalen Rekonstruktion, für die im Rahmen der genannten Arbeit die höchste Genauigkeit ermittelt werden konnte.

3.5.3. Äußere Abmessungen der Gehörschnecke

Um die Cochleae hinsichtlich ihrer Größen vergleichen zu können, wurden in der Schnittebene bestimmte äußere Abmessungen der Schneckenwindungen erfasst. Dabei galt die knöcherne Kapsel als Messpunkt und die Schnitte wurden so ausgerichtet, dass die Modiolusachse (entspricht Dm in Abbildung 3-5b) senkrecht stand.

Es wurde der Abstand zwischen den Außenwänden der beiden Schenkel der Basalwindung (Da) ausgemessen sowie zwischen den Außenwänden des aufsteigenden Schenkels (Gang 2) der Basalwindung und des

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Tabelle 3.7

Metrische Längenangaben innerhalb der cochleären Windung im Vergleich zum Winkelgradbezugssystem (siehe Abbildung 3-4; Scala tympani (ST). Messdaten

übernommen aus [180].

Kreiswinkel 90° 180° 270° 360° 450° 540° 630° 720°

Segment 0,250 0,500 0,750 1,000 1,250 1,500 1,750 2,000

Innenwand ST 6,03 9,05 11,67 13,53 15,05 16,14 16,99 17,67

Aussenwand ST 7,92 13,85 19,25 23,32 27,07 30,21 33,18 35,81

Scala tympani (ST)

Abbildung 3-5 Schematische Ansicht einer linken Gehörschnecke von lateral (a) und dazu gehörender medio-modiolarer Schnitt (b). Gänge von basal nach apikal durchnummeriert. (a) entspricht der Ansicht in Abbildung 3-2b, wurde jedoch um 90° rotiert.

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gegenüberliegenden Schenkels (Gang 3) der Mittelwindung (Di) (zur Erläuterung siehe Abbildung 3-5). Die Höhe des Modiolus (Dm) wurde zwischen Unterrand der Basalwindung und Apex aufgezeichnet.

Ergänzend zu den Messungen in der Schnittebene wurde der Durchmesser in der senkrecht darauf stehenden Achse erfasst, die in der Schnittebene naturgemäß nicht darstellbar ist. Deshalb wurden dafür die beiden Präparate mit den gegenüberliegenden äußersten Anschnitten der Schneckengänge bestimmt und der dazwischen liegende Abstand (Ds) berechnet.

Mit dem für jede Serie vorhandenen Umrechnungsfaktor wurden die Ergebnisse auf ein metrisches Maß umgewandelt.

Wie bereits beschrieben, weisen einige Wittmaack-Serien am ventralen Umkehrpunkt der Basalwindung präparationsbedingt eine Einkerbung auf. In solchen Fehlen, sowie bei Unvollständigkeit aus anderen Gründen, wurde nach Möglichkeit die Anzahl der zum Gangabschluss fehlenden Schnitte geschätzt. Diese Schätzung betrifft nur die Größe Ds.

3.5.4. Ermittlung der cochleären Innenquerschnitte

Das Ausmessen der Scala tympani und der als gemeinsames Kompartiment betrachteten Scalae vestibuli et media erfolgte jeweils in Analogie. Mithilfe einer Biometrie-Software (siehe Kapitel 3.6) wurden die digitalisierten histologischen Schnittpräparate auf einem Computerbildschirm dargestellt. Anschließend wurde das Innenmaß jedes Kompartiments durch Einzeichnen des größtmöglichen Kreises ermittelt. Dabei wurde die Kreisumfangslinie an die fibröse Innenauskleidung des Endosts gelegt, ohne diese jedoch zu überdecken (Abbildung 3-6). In dieser Art wurde mit jedem Schnitt der Serie verfahren.

An der Vereinigungsstelle zweier Schenkel, wurde nur ein Messwert für das jeweilige Kompartiment festgehalten. Abbildung 3-7 demonstriert, wie der entsprechende Schnitt anhand der mittigen Position innerhalb der Scala und aufgrund der größten Höhe eindeutig zu ermitteln ist.

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Abbildung 3-6 Biometrie-Software: Markierung der cochleären Innenquerschnitte

Abbildung 3-7 Ermittlung des Übergangs von einem Windungsschenkel zum nächsten: Bei der Durchsicht der Serie wird der Schnitt ermittelt, der die Scala tympani möglichst mittig schneidet (im Beispiel Schnitt se2). Als weiterer Hinweis dient die Höhe der Scala, die im entsprechenden Schnitt größer als im vorangehenden oder folgenden sein sollte. Links: Schematische Ansicht einer Cochlea mit Querschnittsrekonstruktion der Scala tympani und Markierung der Schnittebenen (se1-se4); rechts die entsprechenden histologischen Präparate.

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3.6. Biometrie-Software3.6.1. Übersicht

Die Biometrie-Software wurde unter Verwendung der Programmiersprache Delphi (Borland Delphi Version 3.0) für diese Dissertation erstellt. Sie besteht aus zwei Hauptbestandteilen. Im Ersten erfolgt die bereits angesprochene Darstellung einer Präparate-Serie, um in jedem histologischen Schnittbild die Innenquerschnitte der zu messenden Scalae markieren zu können. Der zweite Programmteil konstruiert das Bezugssystem und setzt die Messwerte in Beziehung zu diesem. Das Ergebnis wird in tabellarischer sowie in graphischer Form ausgegeben.

3.6.2. Markierung der Innenquerschnitte

Die Bilder einer Serie sollten in einem gemeinsamen Verzeichnis vorliegen. Wird dieses angegeben, steht dem Benutzer die gesamte Serie zur Verfügung und er kann von einer Aufnahme zur nächsten navigieren oder auch gezielt eine Datei über ihren Namen auswählen. Nach Einladen der Bilder kalibriert der Benutzer die Biometrie-Software auf diese Serie, indem er die Strecke von 1000µm auf der zur Serie gehörenden Kalibrierungs-Aufnahme mit dem Mauszeiger nachzeichnet.

Das Einzeichnen der Kreise erfolgt über „Klicken“ und „Ziehen“ mit der linken Maustaste. Der Autor setzt voraus, dass diese Prozeduren dem Leser bekannt sind. Die Größe des gezeichneten Kreises kann anschließend in der gleichen Weise geändert werden. Durch Klicken und Ziehen mit der rechten Maustaste wird der Kreis verschoben. Um die Bearbeitung der nächsten Scala beziehungsweise Halbwindung einzuleiten, ist eine Schaltfläche verfügbar. Alternativ klickt der Benutzer mit Rechts außerhalb eines Kreises. Die Verarbeitung der Scalae erfolgt in der Reihenfolge: Scala tympani (ST) der 1. Halbwindung, Scalae vestibuli et media (SVM) der 1. Halbwindung, ST der 2. Halbwindung und so weiter.

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Abbildung 3-8 Biometrie-Software: Rechnerische Rekonstruktion und graphische Darstellung der cochleären Spirale

Tabelle 3.8

Datenausgabe der Biometrie-Software nach Rekonstruktion der cochleären Spirale

WindungAbstand zum runden Fenster

KreiswinkelInnenquerschnitte beider Kompartimente

Serie Schnitt-abstand

Schnitt-dicke

Tabelle 3.9

Datenstruktur für die Auswertung mit dem Statistikprogramm SPSS

Serie Seite GeschlechtInnenquerschnitte beider Kompartimente

Position in der Scala (Grad und Winkel)

Klasseneinteilung (Grad und Winkel)

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Die aktuell gemessene Scala wird unterhalb des Bildfensters angezeigt (siehe Abbildung 3-6). Hier sind auch die Messwerte für die im Bildfenster angezeigte Datei vermerkt und die zu messende Scala kann direkt ausgewählt werden. Der aktive Kreis wird, falls vorhanden, im Bildfenster rot markiert.

Die Messwerte werden als Semikolon-getrennter Datensatz in eine Textdatei geschrieben.

3.6.3. Rechnerische Rekonstruktion und graphische Darstellung der cochleären Spirale

Als Datengrundlage dient die im vorangegangenen Programmteil erstellte Textdatei. Zusätzlich zu den gemessenen Werten sind darin Schnittabstand, Zahl der Schnitte und die Schnitte, die mit den jeweiligen Polen einer Windung korrelieren (Übergang von einem Schenkel zum nächsten), kodiert.

Die cochleäre Spirale wird von der Software analog zu dem von Guild etablierten Verfahren, wie in Kapitel 3.5.2 dargestellt, konstruiert. Über den Kreiswinkelsatz wird auf Grundlage dieser Rekonstruktion für jeden Messwert die Entfernung zum runden Fenster und der entsprechende Kreiswinkel ermittelt (Abbildung 3-8).

Zusätzlich werden die cochleären Innenquerschnitte entlang des Verlaufs der Spirale graphisch dargestellt. Um eine Überlappungsfreie Darstellung zu erreichen, wird der Querschnitt im Vergleich zum Umfang der Spirale im Verhältnis 2:1 oder 3:1 skaliert. Die Graphik wird im JPG-Bilddatenformat gesichert.

Die numerische Datenausgabe erfolgt wiederum in tabellarischer Form in eine Textdatei; die einzelnen Datenfelder durch Semikola voneinander getrennt. Spaltenweise werden hier metrischer Bezug zum runden Fenster, Kreiswinkel und Innenquerschnitt nebeneinander gestellt (siehe Tabelle 3.8).

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3.7. Dokumentation und DatenanalyseDie erstellten Datensätze wurden zusammen mit den zugehörigen Aufnahmen der histologischen Schnittpräparate und den Bilddateien der cochleären Rekonstruktionen auf einer Computerfestplatte archiviert. Die in Tabelle 3.8 dokumentierte Datenstruktur wurde entsprechend der Tabelle 3.9 angepasst und um neue Variablen ergänzt, die entweder aus der ursprünglichen Datendokumentation stammen (u.a. Seite, Geschlecht, Alter) oder aus bestehenden Variablen abzuleiten sind, wie etwa die Klassen für die Positionsangaben innerhalb der Windung. Diese Aufteilung ist Tabelle 3.10 zu entnehmen. Die Weiterverarbeitung der Daten erfolgte im Statistikprogramm SPSS (Version 11.0.1, SPSS Inc.).

Die graphische Darstellung der Daten erfolgte in Linien-, Balken- und Boxplot-Diagrammen, wobei der Innenquerschnitt gegen eine Positionsbestimmung innerhalb der Schneckenwindung aufgetragen wurde. Die Position wurde mit einer der beiden bereits beschriebenen Möglichkeiten charakterisiert: als fortlaufende metrische Angabe mit Nullpunkt an der Windungsbasis oder als fortlaufender Winkelgrad von 0° am runden Fenster bis 900° nach 2,5 Windungen.

Tabelle 3.10

Klassenaufteilung für Positionsangaben innerhalb der Schneckengänge

Metrische Skala Windungswinkel

Klasse [mm] Wertebereich [µm] Klasse [Windung] Wertebereich [°]

0,5 0-1000 0,125 0,01-45

1,5 1001-2000 0,250 45,01-90

2,5 2001-3000 0,375 90,01-135

… … … …

23,5 23001-24000 2,500 855,01-900

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3.8. Statistische Verfahren3.8.1. Wilcoxon Test

Der Wilcoxon-Rangsummentest wird verwendet, wenn es gilt, zwei voneinander abhängige Verteilungen miteinander zu vergleichen. Er gehört zu den nichtparametrischen Testverfahren und kann im Gegensatz zum t-Test auch bei Stichproben eingesetzt werden, deren Normalverteilung und Varianzgleichheit nicht sicherzustellen ist. Da die in der vorliegenden Arbeit zu untersuchenden Variablen nicht normalverteilt sind, sondern eine rechtsschiefe Häufigkeitsverteilung aufweisen, bietet sich der U-Test an.

3.8.2. Hypothesenbildung und Signifikanzniveau

Für die statistische Testung zweier Stichprobengruppen werden diese vereinigt und Ränge gebildet, um anschließend für jede der beiden Gruppen eine Rangsumme zu erhalten. Daraus werden die tatsächlich beobachteten Rangsummen U1 und U2 berechnet. Da bei gegebenen Stichprobenumfängen die Summe der beiden Werte gleich ist, reicht es, nun für eine der beiden Rangsummen - meist wird die kleinere verwendet - die Wahrscheinlichkeit p auszurechnen, dass diese zur vereinigten Stichprobe, also zur Grundgesamtheit, gehört. Ist p < α, kann die Nullhypothese H0, die besagt, dass beide Verteilungen gleich sind, auf dem Signifikanzniveau α abgelehnt werden. Trifft p ≥ α zu, lässt sich nur die Aussage treffen, dass H0 nicht signifikant abgelehnt werden kann.

Der Stichprobenumfang wurde vor den Tests über die oben beschriebene Klasseneinteilung festgelegt. Die Stichproben sind nicht randomisiert. Es wurde zweiseitig mit einem Signifikanzniveau von α = 0,05 getestet. [195]

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3.8.3. Korrelation

Das bekannteste Zusammenhangsmaß für normalverteilte Merkmale ist der Korrelationskoeffizient r nach Pearson. Er berechnet die Kovarianz zweier Merkmale unter Berücksichtigung der jeweiligen Einzelvarianzen. Für den Korrelationskoeffizienten gilt:

-1 < r < 1

Dabei besteht bei positiven r ein positiver linearer Zusammenhang (Korrelation), bei negativen r eine negative Korrelation und bei r = 0 eine Unkorreliertheit. Es gilt jedoch, schwache und starke Korrelationen zu unterscheiden. Ein starker linearer Zusammenhang liegt vor, wenn das so genannte Bestimmtheitsmaß R² ≥ 0,8 beträgt.

In der vorliegenden Arbeit wurde das nichtparametrische Pendant für nichtnormalverteilte Stichproben verwendet: der Korrelationskoeffizient nach Spearman. Um diesen zu bestimmen, werden zunächst die Rangzahlen der beobachteten Werte ermittelt und für diese Rangzahlen anschließend der Pearsonsche Korrelationskoeffizient berechnet.

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Auswertung und Ergebnisse

Vorversuche

4

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4.1. Morphologie der GehörschneckenDie Anzahl der ausgewerteten Fälle ist n = 637.

4.1.1. Äußere Abmessungen der Cochleae

Der in Schnittebene gemessene äußere Durchmesser (Da) der Cochleae hat einen Mittelwert von 6300µm (5722 bis 7181µm) und eine Standardabweichung (SD) von 583µm (zum genauen Verlauf der Messgeraden siehe Kapitel 3.5.3 und Abbildung 3–5). Der innere Durchmesser (Di) weist einen Mittelwert von 4543µm (4190 bis 4945µm, SD 296µm) auf und die Höhe des Modiolus (Dm) beträgt im Mittel 3750µm (3182 bis 4134µm, SD 323µm). Der errechnete Mittelwert für den senkrecht zur Schnittebene orientierten größten Durchmesser (Ds) beträgt 4774µm (4158 bis 5600µm, SD 565µm). Für Ds wurden nur 5 Serien berücksichtigt, da die Serie 04–218 im Bereich des ventralen Pols unvollständig ist. Die errechneten Längen der Scala tympani (Lst) zeigen einen Mittelwert von 18251µm (14613 bis 21799µm, SD 2898µm). Alle aufgeführten Daten sind auch der Tabelle 4.1 zu entnehmen.

Da und Di weisen einen positiven Korrelationskoeffizienten nach Spearman von r = 0,714 mit p = 0,111 auf. Da und Ds sind positiv korreliert mit r = 0,700 bei p = 0.188 und für Ds zu Lst gilt ebenfalls r = 0,700 bei p = 0.188. Dm korreliert zu Lst mit r = 0,657 bei p = 0.156 und Da zu Lst mit r = 0,486 bei p = 0.329. Die Korrelationen der anderen Werte sind noch geringer: |r| < 0,4. Für Di und Ds besteht eine Unkorreliertheit.

4.1.2. Morphologie und Ausrichtung der Cochleae

Da die Ausrichtung der Aachener Serien beim Schneiden nicht standardisiert wurde, bedarf es einer eingehenden Betrachtung. Um orientierend die Rotation der Gehörschnecke zur Schnittebene abzuleiten, wird teilweise die Lage des Nervus facialis im Präparat als Referenz herangezogen (siehe auch Kapitel 1.2.3).

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Tabelle 4.1

Äußere Abmessungen der Cochleae (in µm)

Serie Da Di Ds Dm Lst

04-185 5722 4436 4158 3880 14943

04-186 5976 4642 4410 4134 19898

04-188 6674 4777 4662 3182 18430

04-217 7181 4945 5040 3781 19823

04-218 5746 4190 (4032) 3634 14613

04-219 6500 4269 5600 3888 21799

Mittelwert 6300 4543 4774 3750 18251

SD 583 296 565 323 2898

Äußerer Durchmesser (Da) und innerer Durchmesser (Di) in Schnittebene, Durchmesser senkrecht zur Schnittebene (Ds), Höhe des Modiolus (Dm), Länge der Scala tympani (Lst). Für die Serie 04-218 wurde Ds nicht in den Mittelwert einbezogen.

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In Cochlea 04-188 entspricht die Schnittebene exakt der von Wittmaack beschriebenen Vertikalen (siehe Kapitel 3.5.1). Die Serie beginnt mit dem ventralen Pol der Basalwindung und endet mit Darstellung der Nische des runden Fensters und Anschnitt der Stapesfußplatte (Abbildung 4-1b). Der Nervus facialis ist - proximal des äußeren Facialisknies - auf Höhe des Übergangs von Gang 2 auf 3 längs geschnitten. Die Verkippung zur Modiolarachse erscheint deshalb sehr gering. Abbildung 4-1a zeigt die Rekonstruktion der Scala tympani. Die Breite der Linie gibt die Höhe der Scala an und ist im Verhältnis 1:2 zur Ganglänge skaliert.

Abbildung 4-1 Cochlea 04-188: Rekonstruktion der Aufsicht (links): N. facialis (VII). Schnitt durch die Basalwindung (rechts): Rundes Fenster (rf), Stapesfußplatte (sfp), Macula utriculi (mu), N. utriculo-ampullaris (nua), N. ampullaris post. (nap).

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Bei Cochlea 04-219 zeigt sich eine geringe Abweichung von der Vertikalschnittebene, die sich vor allem am Verlauf des Nervus facialis festmachen lässt. Dieser wird erst voll angeschnitten, wenn die Basalwindung der Cochlea nicht mehr auf den Schnitten enthalten ist. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die vertikale Schnittebene nach ventral abgekippt ist. Anschnitte des runden Fensters beginnen vor denen des ovalen Fensters. Eine geringe Abweichung von 15° wird angenommen. Eine Verkippung bezogen auf die Modiolusachse fällt nicht auf.

Abbildung 4-2 Cochlea 04-219: Die Rekonstruktion ist um 15° gegen den Uhrzeigersinn gedreht. Die Schnittebene liegt in der Abbildung horizontal. N. facialis (VII).

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Abbildung 4-3 Cochlea 04-217: Die Rekonstruktion (oben) ist um etwa 45° gegen den Uhrzeigersinn gedreht: N. facialis (VII), Schnittebene (se; unten), N. vestibulo-cochlearis (VIII), Basalwindung der Cochlea (bw), absteigender Schenkel der Basalwindung/ Übergang zur Mittelwindung (as).

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Es gibt mehrere Hinweise für eine starke Kippung der Schnittebene von Cochlea 04-185 aus der Vertikalen. Zum einen ist der Nervus facialis auf den ersten Schnitten enthalten - allein das spricht schon für eine annähernd horizontale Schnittebene. Darüber hinaus zeigt die Basalwindung auf den letzten Schnitten eine Verzerrung in die Breite, wie sie bei schrägem Anschnitt auftritt. Gemeinsam mit dem charakteristischen Tractus spiralis foraminosus, der die Fasern des Ganglion spirale enthält, deutet das also darauf hin, dass aus der Bildebene heraus ein tangential angeschnittenes Gangstück folgen müsste (Abbildung 4-4). Auch die Länge der Scala tympani von weniger als 15mm - bei normalen Außenabmessungen der Cochlea - spricht für die Verkippung, die mit 80° nach dorsal quantifiziert wird. Die Modiolusachse ist sehr gerade geschnitten (Abbildung 3-5b).

Abbildung 4-4 Cochlea 04-185: Rekonstruktion (links): um 80° im Uhrzeigersinn gedreht, Schnittebenen (se); entsprechende Schhnitte durch die Cochlea (rechts): N. facialis (VII), Tractus spiralis foraminosus (tsf), cochleäre Gänge (1,2).

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Neben der geringen Länge Lst von 14,6mm fällt bei Cochlea 04-218 die gestauchte Basilarmembran in Gang 2 auf. Die Lamina basilaris mitsamt Ligamentum spirale ist von der lateralen Wand des knöchernen Labyrinths gelöst (in Abbildung 4-5b mit 2* markiert). Diese Beobachtung ist auf annähernd allen Anschnitten dieses Ganges zu machen und als Präparationsartefakt zu werten. Aus diesem Grund wurde hier auf eine Innenquerschnittsmessung verzichtet, was zu der Lücke in der Rekonstruktion der Gesamtwindung führte (Abbildung 4-5a). Es ist eine Verkippung zur Modiolusachse erkennbar. Das runde Fenster ist in der Serie nicht enthalten und Gang 1 zeigt im basalen Anteil eine Verzerrung im Sinne eines schrägen Anschnitts. Auf Abbildung 4-5b ist des Weiteren zu erkennen, dass Nervus facialis und Modiolusachse auf einem histologischen Schnitt getroffen sind. Es wird eine Verkippung der Schnittebene um 45° nach dorsal angenommen.

Abbildung 4-5 Cochlea 04-218: Die Rekonstruktion (links) ist um 45° gegen den Uhrzeigersinn gedreht. Die Schnittebene liegt in der Abbildung horizontal; N. facialis (VII). Histologischer Schnitt (rechts) mit Anschnitt des N. facialis, Gänge von 1-5 durchnummeriert, gestauchte Basilarmembran (2*).

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Abbildung 4-6 Cochlea 04-186: Die Rekonstruktion ist um 30° gegen den Uhrzeigersinn gedreht. Die Schnittebene liegt in der Abbildung horizontal. N. facialis (VII).

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4.2. Cochleäre Innenquerschnitte4.2.1. Auftragung der Ganghöhen gegen den Abstand zum runden

Fenster

Die Ganghöhen wurden, wie in Kapitel 3.5.2 beschrieben, gegen den Abstand zum runden Fenster aufgetragen. Es sind 23 Entfernungsklassen entstanden, die Kategorienachse weist Teilstriche für die 1. und jede darauf folgende 2. Klasse auf. Die Punkte sind durch Linien verbunden, die eine Zuordnung zu den Schnittserien ermöglichen (Abbildung 4-7).

Die Kurvenverläufe zeigen sich insgesamt deutlich inhomogen. Der Innenquerschnitt der Scala tympani (ST) fällt nach einem Maximum bei 1,5 bis 2,5mm zunächst kontinuierlich ab, um etwa ab 7,5 bis 8,5mm wieder leicht anzusteigen. Bis um 11,5 bis 12,5mm fällt der Innenquerschnitt erneut ab, nimmt auf ein vorübergehendes Maximum bei 15,5 bis 16,5mm zu und fällt nach apikal hin wieder ab.

Der Innenquerschnitt des gemeinsamen Kompartiments der Scalae vestibuli et media (SVM) fällt auf den ersten 2,5mm stark ab. Zwischen 3,5 und 13,5mm kommt es zu einer von den verschiedenen Kurven unterschiedlich abgebildeten Zunahme. Ab 13,5mm nimmt der Querschnitt ab.

Wie im vorangegangen Kapitel beschrieben, wurden nicht alle Serien in einer Vertikalebene geschnitten, weshalb bei den Gehörschnecken 04-185 und 04-218 das eigentliche Anfangsstück der Windung nicht repräsentiert und die jeweilige Kurve dementsprechend nach links verschoben ist. Entsprechend den weiteren Beobachtungen wäre die Kurve 04-186 ebenfalls nach links verschoben, aber nicht ganz so stark. Die Ausrichtung der Cochleae 04-217 und 04-219 wies beim Schneiden eine Rotation um die Modiolusachse in die andere Richtung auf, weshalb anzunehmen ist, dass die Kurven zu weit nach rechts verschoben sind. Lediglich die Serie 04-188 zeigte bei der Untersuchung eine echte vertikale Schnittebene (siehe Kapitel 3.5.1), weshalb die dazu gehörende Kurve als korrekt ausgerichtet betrachtet wird.

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Abbildung 4-7 Auftragung der Ganghöhen gegen die Entfernung zum runden Fenster für die einzelnen Cochleae im Liniendiagramm als Mittelwerte für die Entfernungsklassen: Scala tympani (oben), Scalae vestibuli et media (unten).

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4.2.2. Auftragung der Ganghöhen gegen den Windungswinkel

Die Auftragung erfolgte gegen ein Kreiswinkel-Bezugsystem, das zusätzlich hinsichtlich der Ausrichtung der Cochleae zur Schnittebene korrigiert worden ist (wie in Kapitel 4.1.2 dargelegt).

Die Höhe der ST fällt von Segment 0,250 bis Segment 0,625 zunächst ab und erreicht in der 2. Halbwindung (Segmente 0,625 bis 1,375) ein Plateau mit 2 kleinen Erhebungen bei 1,000 und 1,375. Direkt im Anschluss an die 2. Erhebung - ab Segment 1,500 - verringert sich die Ganghöhe abrupt, um ab 1,625 bis 2,000 wieder anzusteigen. Zum Apex nimmt die Ganghöhe erneut stark ab.

Der Kurvenverlauf der SVM unterscheidet sich von der ST. An der Windungsbasis ist der Innenquerschnitt zunächst geringer (bis Segment 0,500) und steigt dann schnell auf ein absolutes Maximum bei 0,875 bis 1,000 an. Danach fällt der Querschnitt wieder auf ein Minimum bei 1,500, steigt kurzzeitig an und nimmt nach apikal (ab Segment 1,875) insgesamt langsam wieder ab.

Abbildung 4-8 Auftragung der Ganghöhen gegen die Windung als Mittelwerte im Liniendiagramm für beide Scalae (rechte Seite oben) und Boxplot-Diagramme für die Scala tympani (rechte Seite Mitte) und Scalae vestibuli et media (rechte Seite unten).

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4.2.3. Zusammenfassung und daraus abzuleitende Konsequenzen für die Auswertung der Wittmaackschen Felsenbeinschnittserien

Der cochleäre Innenquerschnitt nimmt von basal nach apikal ab, diese Abnahme verläuft jedoch nicht linear. Für die Scala tympani ist über die Segmente 0,250 bis 0,500 eine rasche Abnahme des Innenquerschnitts zu verzeichnen. Die Kurve, die diese Messwerte darstellt, verläuft anschließend bis zu einem vorübergehenden Anstieg bei Segment 1,250 in einer Wannenform. Demgegenüber fällt der Innenquerschnitt der Scalae vestibuli et media im basalen Teil der Windung schnell ab (um das Segment 0,250) um dann auf ein absolutes Maximum in den Segmenten 0,750 und 0,875 zu steigen. Ab der zweiten Hälfte der Mittelwindung differieren die im vorangegangenen Kapitel beschriebenen Kurvenverläufe, zeigen jedoch insgesamt eine abnehmende Tendenz. Die Innenquerschnitte der Scala tympani und des gemeinsamen Kompartiments der Scalae vestibuli et media verhalten sich im Bereich der ersten 1 bis 1 ½ Windungen invers zueinander.

Diese Beobachtungen sollten nun im Folgenden durch gezielte Untersuchungen am aus der Wittmaack-Sammlung gewonnenen Datengut überprüft und gegebenenfalls statistisch belegt oder verworfen werden.

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Auswertung und Ergebnisse

Wittmaack-Sammlung

5

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5.1. Morphologie der CochleaeVon den ursprünglich 37 digitalisierten Wittmaackschen Felsenbeinschnittserien wurden 28 für das Ausmessen ausgewählt. Die anderen wiesen eine zu geringe Anzahl von Schnitten auf (17 bis 29), oder ließen das runde Fenster vermissen (W294_R). Die Anzahl der ausgewerteten Datensätze ist n = 3284.

5.1.1. Äußere Abmessungen der Cochleae

Für den maximalen äußeren Durchmesser der Cochlea (Da) wurde in der Schnittebene ein Mittelwert von 7091µm (6405 bis 7775µm) mit einer Standardabweichung (SD) von 320µm ermittelt (zum genauen Verlauf der Messgeraden siehe Kapitel 3.5.3 und Abbildung 3-5). Für den inneren Durchmesser (Di) beträgt dieser Wert 4963µm (4466 bis 5388µm, SD 218µm) und für die Höhe des Modiolus (Dm) 3980µm (3258 bis 4474µm, SD 334µm). Der Mittelwert für den senkrecht zur Schnittebene stehenden Durchmesser der Basalwindung (Ds) ist 4895µm (4480 bis 5180µm, SD 301µm). Die Scala tympani (Lst) ist im Mittel 20477µm (18100 bis 23016µm, SD 1226µm) lang. Diese Daten sind Tabelle 5.1 zu entnehmen.

Da und Di weisen einen positiven Korrelationskoeffizienten nach Spearman von r = 0,505 mit p = 0,006 auf. Ds und Lst sind positiv korreliert mit r = 0,750 bei p = 0.000 (Abbildung 5-1). Die Korrelation der anderen Werte ist mit r < 0,4 nur gering.

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Tabelle 5.1

Äußere Abmessungen der Cochleae (in µm)

Serie Alter Geschlecht Da Di Ds Dm Lst

W307_R ? ? 6810 4681 4480 4310 18364W362_L 53 männlich 7051 4879 5040 4250 19047W427_L 35 männlich 7181 4750 5320 4198 21143W742_L 56 weiblich 7224 5181 5400 4241 21421W774_L 45 männlich 6939 5112 4620 3887 20838W774_R 45 männlich 6956 5112 4760 3681 20063W775_L 6 männlich 7491 4889 4700 4051 19809W775_R 6 männlich 7431 5138 4500 3672 18100W787_L 47 männlich 6689 4758 5120 3491 20038W791_L 48 weiblich 7275 5155 4920 4068 20386W791_R 48 weiblich 6956 4991 4920 3991 19928W792_L 38 männlich 7215 4965 5280 3810 21268W792_R 38 männlich 7224 4939 5160 4163 21506W797_L 25 männlich 6672 4595 4920 4319 22003W797_R 25 männlich 6664 4466 5040 4250 20667W798_L 65 männlich 7060 4802 5040 3500 20623W798_R 65 männlich 7043 5095 5160 3466 21638W799_L 49 männlich 7345 5060 5160 4207 21251W800_L 42 weiblich 7310 5257 5180 4474 22796W800_R 42 weiblich 7512 5388 5180 4440 23016W801_L 40 weiblich 7775 4982 4600 4301 20072W805_R 58 männlich 7078 4983 4900 3948 21197W862_L 50 männlich 7216 5076 4500 4076 20094W862_R 50 männlich 7233 5060 4500 4181 19930W867_L 4 männlich 6775 5146 5040 3258 20422W871_R 27 männlich 7431 5034 4800 3965 20478W877_R 78 weiblich 6586 4939 4480 3810 18693W959_L 50 männlich 6405 4543 4340 3422 18560Mittelwert 40,04 7091 4963 4895 3980 20477

SD 17,77 320 218 301 334 1226

Äußerer Durchmesser (Da) und innerer Durchmesser (Di) in Schnittebene, Durchmesser senkrecht zur Schnittebene (Ds), Höhe des Modiolus (Dm), Länge der Scala tympani (Lst).

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Abbildung 5-1 Streudiagramme für ausgewählte äußere Dimensionen der Gehörschnecke

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5.2. Cochleäre Innenquerschnitte5.2.1. Innenquerschnitte der Scala tympani und der Scalae vestibuli

et media

Das Maximum des Innenquerschnitts der Scala tympani in jeder Felsenbeinschnittserie beträgt im Durchschnitt 1426,04µm (1172 bis 1707µm, SD 134,91µm), für das gemeinsame Kompartiment der Scalae vestibuli et media ergibt sich der Mittelwert 1330,68µm (1069 bis 1603µm, SD 135,27µm). Der minimale Innenquerschnitt für die Scala tympani hat den Mittelwert 494,43µm (362 bis 603µm, SD 71,86µm) und für die Scalae vestibuli et media 656,36µm (414 bis 897µm, SD 101µm).

Zusätzlich wurden innerhalb jeder Serie für die einzelnen Kreiswinkelklassen Mittelwerte der gemessenen Innenquerschnitte gebildet. Es zeigt sich, dass im Durchschnitt das cochleäre Segment, das der Kreiswinkelklasse 0,250 entspricht, mit 1326,55µm (1054,58 bis 1636,10µm, SD 146,50µm) den größten Innenquerschnitt der Scala tympani aufweist. Für die Scalae vestibuli et media zeigt die Kreiswinkelklasse 0,875 den größten Innenquerschnitt: 1185,04µm (996,82 bis 1403,60µm, SD 109,38µm). Das Minimum der Innenquerschnitte zeigt sich jeweils im apikalsten Segment: für die Scala tympani ergibt sich der Mittelwert 554,16µm (362 bis 810µm, SD 129,60µm) und für die Scalae vestibuli et media 692,09µm (414 bis 897µm, SD 112,23µm).

Die Innenquerschnittsabnahme von basal nach apikal beträgt im Mittel für die Scala tympani 667,55µm (365,38 bis 866,17µm, SD 132,93µm) und für die Scala vestibuli et media 419,75µm (112,36 bis 757,36µm, SD 148,48µm).

5.2.2. Innenquerschnittsverlauf im Kreiswinkelbezugssystem

Die Höhe der ST nimmt zunächst zu, erreicht bei 0,250 ihr absolutes Maximum und fällt wieder auf den Usprungswert ab, um hier ab 0,500 ein Plateau beziehungsweise eine Wannenform zu zeigen. Dieses reicht bis zu einem leichten Anstieg der Höhe bei 1,375. Kurz darauf folgen ein Minimum

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Tabelle 5.2

Innenquerschnitte der cochleären Segmente der Scala tympani und des gemeinsamen Kompartiments der Scalae vestibuli et media (in µm)

Scala tympani K r e i s -Segment

Scalae vestibuli et media

mw sd min max mw sd min max

1221,71 116,59 961,25 1487,17 0,125 1111,84 127,71 891,23 1369,36

1326,55 146,50 1054,58 1636,10 0,250 843,62 91,95 673,83 1048,13

1254,13 115,92 1035,53 1487,82 0,375 854,62 93,03 646,07 1028,89

1086,79 115,37 879,33 1286,20 0,500 930,59 98,70 738,86 1109,33

956,04 103,18 793,00 1184,71 0,625 1036,19 124,45 779,20 1275,75

918,09 90,31 722,45 1091,40 0,750 1083,25 106,84 879,45 1239,70

883,83 84,77 680,11 1024,43 0,875 1185,04 109,38 996,82 1403,60

880,08 101,55 689,67 1137,67 1,000 1158,19 139,08 942,67 1368,00

887,89 100,10 695,67 1138,00 1,125 1045,89 113,26 891,00 1271,75

890,35 82,04 749,88 1048,67 1,250 972,32 102,31 790,57 1221,17

945,35 74,58 815,29 1109,88 1,375 969,87 99,26 773,00 1218,50

894,13 121,17 698,00 1198,00 1,500 932,32 83,52 776,00 1077,50

711,15 75,70 543,00 879,50 1,625 914,74 84,30 724,00 1094,50

706,31 71,78 580,50 865,60 1,750 925,99 78,02 751,80 1099,00

754,22 72,97 616,25 914,00 1,875 918,93 103,78 763,00 1219,75

715,84 97,02 569,00 931,00 2,000 871,30 139,04 638,00 1284,50

678,06 91,20 569,00 897,00 2,125 807,71 165,45 621,00 1241,00

640,06 92,21 459,67 845,00 2,250 786,27 148,67 586,00 1150,50

680,76 90,71 482,75 816,00 2,375 790,76 130,73 577,50 1184,00

554,16 129,60 362,00 810,00 2,500 692,09 112,23 414,00 897,00

Mittelwert (mw), Standardabweichung (sd), Minimum (min), Maximum (max).

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bei 1,625 und anschließend eine geringe Höhenzunahme auf ein Niveau, das ab 1,875 bis zum Abschluss der 2. Windung beibehalten wird. Vor und nach einem kleinen Maximum bei 2,375 fällt die Ganghöhe ab (Abbildung 5-3 oben).

Die Ganghöhe der SVM erreicht ihr Minimum bei 0,250, steigt danach langsam auf ein Maximum zwischen 0,875 und 1,000 an und fällt über eine Viertelwindung schnell wieder ab. Anschließend nimmt die Ganghöhe nur noch sehr langsam ab und behält diese Tendenz bis zum Apex bei. Lediglich im Bereich um 1,875, sowie bei 3,750 zeigen sich leichte Ganghöhenzunahmen.

Der Vergleich der beiden Kurven zeigt schon zu Beginn eine Überkreuzung und danach entgegengesetzte Extrema bei 0,250, für ST ein Maximum, für SVM ein Minimum. Ein weiterer Schnittpunkt tritt zwischen 0,500 und 0,625 auf. Während die ST die beschriebene plateauartige Senke aufweist, erhebt sich darüber ein symmetrisches Maximum der SVM. Für die gesamte 1. Windung lässt sich von einem inversen Innenquerschnittsverlauf der beiden

Abbildung 5-2 Übersicht der Innenquerschnitte der Scala tympani im Kreiswinkelbezugssystem für jede Serie.

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untersuchten Kompartimente sprechen. Bei 1,375, wenn die Kurve der ST ihr kleines Maximum aufweist und die Kurve der SVM schon im Abfallen begriffen ist, kommt es zu einem Berührungspunkt der Kurven. Während nur die ST eine Senke bei 1,625 aufweist, ähneln sich die Kurven ab 1,875, bis auf den Unterschied, dass die Kurve für die SVM nach oben verschoben ist.

Auch hier verdeutlichen die Auftragungen der Ganghöhen als Boxplot-Diagramme (Abbildung 5-3 Mitte und unten) die Maxima und Minima der soeben beschriebenen Kurven. Zusätzlich geben sie über die Streubreite der Messungen Aufschluss.

5.2.3. Innenquerschnittsverlauf im metrischen Bezugssystem

Die Höhe der Scala tympani nimmt auf den ersten 2mm des Ganges zu und erreicht ein Maximum zwischen 1,5 bis 3,5mm. Anschließend verringert sich die Höhe bis 7,5mm rasch und danach langsamer bis zu einer Entfernung von 11,5mm zum runden Fenster, erreicht ein Plateau zwischen 11,5 und 13,5mm und steigt zwischen 13,5 und 15,5mm wieder leicht an. Der Bereich zwischen 7,5mm und 13,5 bis 15,5mm lässt sich auch als Wannen-förmig beschreiben. Ab 15,5mm nimmt die Ganghöhe zum Ende der Scala hin wieder schneller ab, nur unterbrochen von einem kurzen Anstieg bei 22,5mm (Abbildung 5-4 oben).

Die Scalae vestibuli et media zeigen zunächst eine Höhenabnahme bis zu einem absoluten Minimum bei 2,5mm, danach steigt die Höhe wieder sanft auf ein Niveau ähnlich der Anfangshöhe bei 11,5mm an. Ab diesem Punkt beginnt ein ebenso allmählicher Abfall der Ganghöhe, um vor dem Apex einen ähnlichen kurzen Anstieg wie die ST aufzuweisen.

Abbildung 5-3 Auftragung der Ganghöhen gegen die Winkelgrad-Klasse als Mittelwerte im Liniendiagramm für beide Kompartimente (rechte Seite oben) und Boxplot-Diagramme für die Scala tympani (rechte Seite Mitte) und die Scalae vestibuli et media (rechte Seite unten).

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Während die SVM eine größere Anfangshöhe hat, überkreuzen sich die Kurven schon nach 1mm. Das Minimum der SVM ist gegenüber dem Maximum der ST um etwa 1mm nach apikal verschoben. Nach 7,5mm findet erneut eine Überkreuzung der Kurven statt, die Höhenänderungen vollziehen sich nun langsamer. Über dem Kurvental der ST von 7,5 bis 13,5mm liegt bei 11,5mm ein symmetrischer Höhepunkt in der Kurve der SVM, der aber nicht die gleiche Höhe erreicht, wie das Maximum der anderen Kurve gleich zu Anfang. Ab einer Entfernung von 14,5mm vom runden Fenster verhalten sich beide Kurven relativ symmetrisch, mit dem Unterschied, dass bei der ST zwei deutlichere Maxima bei 14,5 bis 15,5mm und bei 18,5 bis 19,5mm auftreten und die Kurve der SVM oberhalb der anderen verläuft. Insgesamt nimmt die Ganghöhe auf dem ganzen Stück ab und zeigt nur vor dem Apex für beide Kompartimente ein ausgeprägtes Maximum.

Die Auftragungen der Ganghöhen gegen die Entfernung zum runden Fenster als Boxplot-Diagramm (Abbildung 5-4 Mitte und unten) verdeutlichen die Maxima und Minima der soeben beschriebenen Kurven. Zusätzlich geben sie über die Streubreite der Messungen Aufschluss.

Abbildung 5-4 Auftragung der Ganghöhen gegen die Entfernung zum runden Fenster als Mittelwerte im Liniendiagramm für beide Scalae (rechte Seite oben) und Boxplot-Diagramme für die Scala tympani (rechte Seite Mitte) und Scalae vestibuli et media (rechte Seite unten).

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5.2.4. Intersegmentale Innenquerschnittsdifferenzen im Kreiswinkelbezugssystem

Neben den absoluten Werten für den Innenquerschnitt der untersuchten Kompartimente wurden die intersegmentalen Querschnittsänderungen betrachtet. Mit Hilfe von Balken-Diagrammen werden die durchschnittlichen Innenquerschnittsänderungen zum vorangehenden Segment gezeigt.

In der ST nimmt der Innenquerschnitt vom 1. auf das 2. Segment deutlich zu (Mittelwert 104,84µm, SD 108,66µm). Es handelt sich hier bereits zu Anfang um die maximale intersegmentale Innenquerschnittszunahme innerhalb des gesamten Windungsverlaufs (siehe Abbildung 5-5), obgleich die Messdaten für die einzelnen Serien stark variieren, wie aus der Höhe der Standardabweichung zu ersehen ist. Für die Segmente 0,500 (MW -167,35µm, SD 63,20µm) und 0,625 (MW -130,74µm, SD 79,57µm) ist eine ausgeprägte Abnahme des Innenquerschnitts zum vorangehenden Segment zu erkennen. Das gleiche gilt schließlich für das Segment 1,625 mit einer durchschnittlichen Innenquerschnittsabnahme von -182,97µm bei einer Standardabweichung von 102,18µm. Zum apikalen Segment (2,500) hin ist mit -126,60µm (SD 104,87µm) ebenfalls eine stärkere Verjüngung der Scala zu verzeichnen.

Demgegenüber zeigt das gemeinsame Kompartiment der SVM gleich zu Beginn der Windung einen massiven Abfall des Innenquerschnitts um -268,22µm (SD 68,06µm), um dann über die Segmente 0,500 bis 0,875 eine stetige Zunahme aufzuweisen (siehe Abbildung 5-6), die jedoch mit Werten von 47,07µm (SD 59,28µm; Segment 0,750) bis 105,60µm (SD 57,15µm; Segment 0,625) vergleichsweise geringe intersegmentale Änderungen aufweist. Auch im weiteren Windungsverlauf fallen die intersegmentalen Veränderungen des Innenquerschnitts dezenter aus, als bei der ST: bei insgesamt abnehmender Tendenz des Innenquerschnitts ist die Differenz zum vorangehenden Segment bei 1,125 (-112,30µm, SD 83,91µm) noch am deutlichsten, während die intersegmentalen Änderungen anschließend bis zum Apex zunächst abnehmen, bei 1,750 stagnieren, und daraufhin wieder eine Zunahme zu verzeichnen ist. Segment 2,500 weist wiederum eine Abnahme von 98,68µm (SD 106,09µm) zu Segment 2,375 auf.

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Abbildung 5-6 Scalae vestibuli et media: Innenquerschnittsdifferenz zum jeweils vorangehenden Segment innerhalb des Kreiswinkelbezugssystems

Abbildung 5-5 Scala tympani: Innenquerschnittsdifferenz zum jeweils vorangehenden Segment innerhalb des Kreiswinkelbezugssystems

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5.2.5. Abweichung der intersegmentalen Innenquerschnitts-differenz vom gesamtintersegmentalen Durchschnitt der Innenquerschnittsänderung (im Kreiswinkelbezugsystem)

Während die Auswertung im vorangehenden Kapitel keine Aussage über die intersegmentale Innenquerschnittsabnahme im Gesamtkontext zulässt, wird im Folgenden zunächst ein linearer Verlauf des Innenquerschnitts über die gesamte Schneckenwindung angenommen, um die einzelnen intersegmentalen Änderungen zu diesem in Beziehung zu setzen.

Der genannte lineare Verlauf kann als Gerade dargestellt werden (durchgezogene Linie in Abbildung 5-3 oben) und hat für die Scala tympani, über alle Serien gemittelt, eine negative Steigung von -35,28µm/ Segment (-45,59 bis -19,23µm/ Segment, SD 7,06µm/ Segment). Für die Scalae vestibuli et media beträgt dieser Wert -22,17µm/ Segment (-5,91 bis -39,86µm/ Segment, SD 7,80µm/ Segment); hier hat die Gerade somit eine geringere (negative) Steigung. Die Steigungen dieser angenommenen linearen Querschnittsänderungen dienen in beiden folgenden Diagrammen als Ausgangswerte für die Auftragung der Daten und repräsentieren somit die Nulllinie.

Zusätzlich kann die ermittelte Steigung verwendet werden um statistisch darzulegen, welche der einzelnen intersegmentalen Innenquerschnittsänderungen signifikant von dieser abweichen. Dazu wurden jeweils Verteilungsfunktionen (F) gebildet und für jedes Vergleichspaar die folgende Nullhypothese aufgestellt:

H0 : Fgesamtintersegmentale Differenz = Fintersegmentale Differenz Segment x

Die zweiseitige Alternativhypothese lautet:

H1 : Fgesamtintersegmentale Differenz ≠ Fintersegmentale Differenz Segment x

Zur Überprüfung dieser Hypothesen wurde für jedes Mengen-Paar der Wilcoxon-Rangsummentest für verbundene Stichproben durchgeführt, um festzustellen, ob die Mengen aus der gleichen Grundgesamtheit stammen oder nicht.

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Abbildung 5-8 Scalae vestibuli et media: Abweichung der intersegmentalen Innenquerschnittsdifferenz vom gesamtintersegmentalen Durchschnitt der Innenquerschnittsänderung (entsprechend der gestrichelten Geraden in Abbildung 5‑3 oben). Markierungen: p > 0,05 (ns), p ≤ 0,05 (*), p ≤ 0,01 (**), p ≤ 0,001 (***).

Abbildung 5-7 Scala tympani: Abweichung der intersegmentalen Innenquerschnittsdifferenz vom gesamtintersegmentalen Durchschnitt der Innenquerschnittsänderung (entsprechend der durchgezogenen Geraden in Abbildung 5-3 oben). Markierungen für das Signifikanzniveau: p > 0,05 (ns), p ≤ 0,05 (*), p ≤ 0,01 (**), p ≤ 0,001 (***).

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Bei der statistischen Analyse der Messdaten der Scala tympani stellte sich heraus, dass die oben formulierte Nullhypothese für die Segmente 0,375 und 1,500 nicht widerlegt werden kann. Für die übrigen Segmente gilt, dass die Werte für die intersegmentale Innenquerschnittsdifferenz zum vorangehenden Segment einer anderen Grundgesamtheit angehören als diejenigen des gesamtintersegmentalen Durchschnitts der Innenquerschnittsänderung (oben genannte Nullhypothese kann widerlegt werden) - das jedoch auf unterschiedlichen Signifikanzniveaus (siehe dazu die Markierungen in Abbildung 5-7). Zudem wurde die Nullhypothese nur bei 2 Segmenten auf der Basis von negativen Rängen verworfen, das heißt, nur bei zwei Segmenten liegt die intersegmentale Innenquerschnittsänderung signifikant unter der durchschnittlichen Innenquerschnittsabnahme: Segment 0,500 (z = -4,600, p = 0,000) und 0,625 (z = -3,347, p = 0,001).

Demgegenüber zeigt die statistische Analyse der Messungen aus dem gemeinsamen Kompartiment der Scalae vestibuli et media, dass die Nullhypothese für die Segmente 1,000, 1,500, 2,000 und 2,250 nicht zu widerlegen ist. Für die anderen Segmente kann diese auf unterschiedlichen Signifikanzniveaus verworfen werden (siehe dazu die Markierungen in Abbildung 5-8). Die Innenquerschnittsabnahme zum vorangehenden Segment ist für die Segmente 0,250, 1,125, 1,250, 2,125 und 2,500 signifikant größer als die gemittelte angenommene lineare Querschnittsabnahme über den gesamten Windungsverlauf.

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5.2.6. Alters- und geschlechtsabhängige Unterschiede, Seitenvergleich

Die 28 Schnittserien konnten auf 2 Altersklassen aufgeteilt werden. Die eine umfasste n = 3 (4 und 6 Jahre), die andere n = 24 (25 bis 78 Jahre) Fälle. Die Serie W307_R musste aussortiert werden, da hier das Alter nicht bekannt ist.

Die Nullhypothese H0, dass beide Klassen gleich sind, konnte mit dem U-Test für keinen der Werte Da, Di, Dm, Ds und Lst signifikant widerlegt werden.

Die Ganghöhen der ST zeigen in den Altersklassen keinen signifikanten Unterschied (z = -1,644 und p = 0,100). Für die SVM lässt sich jedoch signifikant widerlegen, dass beide Verteilungen gleich sind (z = -2,310 und p = 0,021). In den zugehörigen Boxplot-Auftragungen (Abbildung 5-9) macht sich dieser Unterschied jedoch kaum bemerkbar.

Der Mann-Whitney-U-Test zeigte für die Größen Di und Dm einen signifikanten Geschlechtsdimorphismus mit z = -2,816 und p = 0,027 bzw. z = ‑2,020 und p = 0,043 (nweiblich = 7, nmännlich = 20). Für die Abmessungen Da und Ds, sowie die Länge Lst ließen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen „männlich“ und „weiblich“ feststellen.

Für die 8 gepaarten Serien lässt sich im Seitenvergleich bezüglich der Außenabmessungen kein signifikanter Unterschied im Wilcoxon-Rangsummentest für gepaarte Stichproben feststellen. Dieselbe Aussage gilt für die Innenquerschnitte der ST (z = -1,211; p = 0,224) und das gemeinsame Kompartiment der SVM (z = -0,376; p = 0,711).

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Abbildung 5-9 Auftragung der Ganghöhen (oben) gegen die beiden Altersklassen: 4 und 6 Jahre (1), 25-78 Jahre (2). Boxplot-Diagramme zur Darstellung des Geschlechtsdimorphismus für Di (innerer Durchmesser; unten links) und Dm (Höhe des Modiolus, unten rechts). Nähere Erläuterungen zu den Maßen in Kapitel 3.5.3.

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5.3. Korrelation des Innenquerschnitts mit der cochleären Mikromorphologie

5.3.1. Inverser Querschnittsverlauf im Bereich des aufsteigenden Schenkels der Basalwindung

Wie in den vorangehenden Kapiteln dargelegt, zeigt der Innenquerschnitt der beiden untersuchten cochleären Kompartimente im Übergang von der ersten auf die zweite Halbwindung der Basalwindung ein inverses Verhalten (siehe Kapitel 5.2.2). In Abbildung 5-10 sind zusätzlich die addierten Innenquerschnitte dieser Kompartimente aufgetragen. Während die Kurven für die Scala tympani sowie die Scalae vestibuli et media im zu besprechenden Bereich (Segmente 0,250 bis 0,875; markierte Fläche (a) in Abbildung 5-10) starke Veränderungen aufweisen, fällt die Kurve für die addierten Werte hier nur temporär und verhältnismäßig sanft ab.

Abbildung 5-10 Auftragung des Innenquerschnittsverlaufs im Kreiswinkelbezugssystem der cochleären Kompartimente Scala tympani (st) und Scalae vestibuli et media (svm) sowie der addierten Messwerte für beide vorgenannten Kompartimente (st + svm).

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Um den genannten Sachverhalt genauer zu untersuchen, soll im Folgenden die Gangmorphologie der Cochleae W792_L und W862_R exemplarisch für die untersuchten 28 Serien betrachtet werden. Das Wechselspiel des Innenquerschnitts der Scala tympani und der Scala vestibuli et media ist sowohl in den cochleären Rekonstruktionen als auch in den dargestellten histologischen Schnittbildern nachzuvollziehen (siehe Abbildung 5-11): Während die Scala tympani im Gang 1 des histologischen Schnitts aus Abbildung 5-11c, der das Segment 0,250 repräsentiert, eine hochovale Form mit vergleichsweise weitem Lumen zeigt, nimmt unter Abflachung der Form der Querschnitt bis Segment 0,875 (Gang 2 im gleichen Präparat) stark ab. Demgegenüber ist das Kompartiment der Scalae vestibuli et media im Segment 0,250 regelrecht abgeplattet und bildet bis Segment 0,875 eine hochovale, Kupel-artige Form aus, die zudem durch ihre topographische Nähe zur Mittelwindung bestimmt wird (siehe Abbildung 5-11c Gänge 2 und 4). Der Innenquerschnitt nimmt deutlich zu. Das gleiche inverse Verhalten der Innenquerschnitte und Querschnittsformen lässt sich auch bei Cochlea W862_R finden (siehe Abbildung 5-11 d-f).

Nach Zusammenfassung der Befunde aus der Betrachtung des Diagramms in Abbildung 5-10 und der cochleären Histologien in Abbildung 5-11 lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass die wechselseitige Innenquerschnittsänderung zwischen Scala tympani und Scalae vestibuli et media im betrachteten Teil der Basalwindung, vor allem im Vergleich der Segmente 0,250 und 0,875, hauptsächlich auf die Rotation der Lamina spiralis ossea zur Scala tympani hin zurückzuführen ist.

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Abbildung 5-11 Rekonstruktionen der Cochleae W792_L (a) und W862_R (d) mit angegebenen Klassen für den Windungswinkel, die Linienstärke gibt den Innenquerschnitt der Scala tympani wieder; Schnittebenen (se) und dazu gehörende Schnitte (b, c, e, f): Gänge durchnummeriert.

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5.3.2. Abfall des Innenquerschnitts der Scala tympani im Bereich des aufsteigenden Schenkels der Mittelwindung

Die Innenquerschnittsmessungen der Scala tympani zeigen über die Windungssegmente 1,500 und 1,625 einen deutlichen Abfall (flächige Markierung (b) in Abbildung 5-10). Dieser vollzieht sich über ein relativ kurzes Gangstück. Zuvor und im weiteren Windungsverlauf kommt es zu einer relativen Höhenzunahme.

Beim Betrachten der entsprechenden Schnitte (Abbildung 5-12) ist eine spezielle Gangmorphologie zu bemerken. Die Scala tympani in Gang 3 hat an dieser Stelle der Windung eine relativ hohe, fast dreieckige Form, in den Gängen 1 und 2 ist sie, wie bereits im vorangehenden Kapital ausgeführt, vergleichsweise oval. Dem gegenüber weist sie in Gang 4 eine starke Abflachung auf, besonders zum äußeren Rand hin. Man kann von einer „Tränenform“ sprechen. An der Stelle des Zusammenschlusses der Gänge 3 und 4 (Umkehrpunkt; in Abbildung 5-12 c nach b und darüber hinaus, ebenso f nach e und darüber hinaus) nähern sich die Gangquerschnitte naturgemäß in ihrer Form an.

Die Verengung ist vor allem durch die Form der knöchernen Labyrinthkapsel vorgegeben. Während der Abstand zwischen Gang 3 und den umgebenden Strukturen relativ groß ist, sitzt Gang 4 dem ihm entsprechenden Teil der Basalwindung (Gang 2) geradezu auf. Der die Scala tympani bildende Teil sieht aus, als wäre er zwischen die Basalwindung und den Modiolus geschoben. Demgegenüber zeigt die knöcherne Umgrenzung der ST in Gang 3 eine stumpfe Ausbuchtung Richtung Meatus acusticus internus bzw. Basisebene der Schnecke, die zu der beschriebenen dreieckigen Form der Scala führt.

Die knöcherne Begrenzung der Scalae vestibuli et media sowie die Scalae selbst zeigen im besprochenen Abschnitt keine auffälligen Form- oder Innenquerschnittsänderungen. Diese Beobachtung entspricht der Auftragung im entsprechenden Diagramm, wo die Kurve relativ horizontal verläuft (siehe Abbildung 5-10).

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Abbildung 5-12 Rekonstruktionen der Cochleae W792_L (a) und W862_R (d) mit angegebenen Klassen für den Windungswinkel: die Linienstärke gibt die Höhe der Scala tympani wieder; eingezeichnete Schnittebenen (se) mit dazu gehörenden Schnitten (b, c, e, f): Gänge 1 bis 4 durchnummeriert.

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5.3.3. Einfluss der topografischen Nähe des Canalis nervi facialis auf den cochleären Innenquerschnitt

Aus der Literatur ist bekannt, dass die Pars labyrinthis nervi facialis die Basalwindung der Cochlea in einem relativ rechten Winkel in einer Distanz von im Mittel 0,2 bis 0,38mm kreuzt [13-16]. Es wurde untersucht, ob die Ganganteile, die dem Canalis fallopii anliegen, einen geringeren Innenquerschnitt aufweisen als die benachbarten. In Abbildung 5-13 ist dargestellt, dass es sich dabei um das Segment 0,875 handelt. Um jedoch mögliche Schwankungen der Topographie zu berücksichtigen, wurden auch die beiden direkt benachbarten Segmente (0,750 und 1,000) betrachtet und mit den nach basal und apikal angrenzenden verglichen.

Das Diagramm in Abbildung 5-10 lässt erkennen, dass die Scalae vestibuli et media an dieser Stelle nicht verengt sind, sondern ganz im Gegenteil ein Maximum des Querschnitts aufweisen. Die Untersuchung beschränkt sich demzufolge auf die Scala tympani.

Mithilfe der jeweiligen Verteilungsfunktionen Fx und Fy wurde die folgende Nullhypothese aufgestellt, um mit Hilfe des Wilcoxon Rangsummentests herauszufinden, ob die zu vergleichenden Segmente einer Grundgesamtheit entstammen:

H0 : Fx = Fy

Die zweiseitige Alternativhypothese lautet dann:

H1 : Fx ≠ Fy

Es stellte sich heraus, dass Segment 0,875 im Mittel einen hochsignifikant kleineren Innenquerschnitt aufweist, als Segment 0,750 (z = -3,142 und p = 0,001), die zugehörige Nullhypothese ist also zu verwerfen. Auch für den Vergleich von Segment 0,750 mit 0,625 gilt ein signifikanter Unterschied basierend auf negativen Rängen (z = -2,824 und p = 0,004). Für die anderen Fälle konnte die Nullhypothese nicht signifikant widerlegt werden.

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Abbildung 5-13 Schematische Darstellung einer Cochlea mit Pars labyrinthis nervi facialis (VII) auf Höhe der Basalwindung (zur Lagebeziehung zwischen Cochlea und Nerv siehe Kapitel 1.2.3 und Abbildung 1-9).

Unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus Kapitel 5.2.5 ist jedoch darauf hinzuweisen, dass die intersegmentale Innenquerschnittsabnahme zum vorangehenden Segment für die Segmente 0,750 und 0,875 geringer ausfällt, als die gesamtintersegmentale Innenquerschnittsabnahme.

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5.3.4. Einengung des Innenquerschnitts der Scala tympani in einzelnen Serien

Cochlea W877_R weist in Gang 1 eine basale knöcherne Leiste auf (Abbildung 5-14), die auf den Schnitten über eine Distanz von 1120µm erkennbar ist. Auf den beiden äußersten Schnitten ist ihre Größe rückläufig. Der größte Kreisdurchmesser der sich in dem dazwischen liegenden Bereich in den Gang projizieren lässt, beträgt im Mittel 1054,28µm mit einer Standardabweichung von 62,51µm. Der Mittelwert aller Serien für diese Achtelwindung (0 bis 45°; Klasse 0,125) liegt bei 1279,66µm mit der Standardabweichung 178,73µm.

Abbildung 5-14 Rekonstruierte Cochlea W877_R (a): Einengung mit Pfeil gekennzeichnet; histologischer Schnitt von dieser Stelle (b): knöcherne Leiste (*) in der Basalwindung in ihrem mittleren Abschnitt geschnitten. Gänge von 1 bis 3 durchnummeriert.

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Diskussion

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6.1. Abhängigkeit der Morphometrie von der Präparations- und Schnitttechnik

6.1.1. Einfluss der Schnittebene auf den Innenquerschnitt der cochleären Gänge

Bei den betrachteten cochleären Kompartimenten - Scala tympani, Scala vestibuli und Scala media - handelt es sich im weitesten Sinne um spiralig aufgewundene Röhren. Um den Innenquerschnitt eines Rohres optimal zu erfassen, sollte dieser in einem Schnitt, der senkrecht zur Längsachse des Rohres orientiert ist, evaluiert werden. Schräge Anschnitte führen zu vergrößerten Querschnittsflächen. [196]

Abhängig von der Richtung der Achsenabweichung ist der Querschnitt in einer oder in beiden Achsen betroffen. Der Einfachheit halber sollen diese beiden Achsen, von der Betrachtung eines histologischen Schnittpräparats ausgehend, als „Höhe“ und „Breite“ des Gangquerschnitts bezeichnet werden.

Wird eine bezüglich der Modioluslängsachse korrekt ausgerichtete vertikale Schnittebene angenommen, tritt eine isolierte Verzerrung der Querschnitts-Breite auf, wie in Abbildung 6-1 dargestellt. Lediglich im midmodiolaren Schnittpräparat, d.h. in der Histologie, die den Modiolus genau mittig schneidet, ist der Gang exakt senkrecht getroffen und die Querschnittsfläche in beiden Achsen korrekt auswertbar. In den restlichen histologischen Schnitten ist die Abweichung von der optimalen Senkrechten umso größer, je weiter der Schnitt von der Midmodiolarebene entfernt ist (ebenfalls dargestellt in Abbildung 6-1).

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Eine Verkippung der Schnittebene gegenüber der Modioluslängsachse, wie noch in Kapitel 6.1.2 zu besprechen ist, führt zusätzlich zu einer inkorrekten Darstellung des Querschnitts in der anderen Achse, also der Querschnitts-Höhe. Aufgrund der Parallelität aller Schnitte einer Serie ist dieser Fehler jedoch als konstant anzusehen und für die relative Betrachtung des Innenquerschnittverlaufs zu vernachlässigen.

Abbildung 6-1 Liegt die Schnittführung (Pfeile) nicht genau senkrecht zur Längsachse des Ganges, treten schräge Anschnitte auf, die eine vergleichsweise erhöhte Breite aufweisen. Die Ganghöhe ist nicht betroffen. Zur Orientierung (auch in Bezug auf die Schnittführung) siehe Abbildung 3-3.

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6.1.2. Verkippung der Schnittebene zur Längsachse des Modiolus

Takagi und Sando haben in ihrer Publikation über dreidimensionale Rekonstruktionsmethoden der Cochlea berichtet, dass die Zuverlässigkeit der 2D-Rekonstruktion von der Ausrichtung des Modiolus zur Schnittebene abhängt [172]: Ist dieser verkippt, so werden zu geringe Werte für den Durchmesser der Halbwindungen (Abstand der histologischen Schnitte mit den äußersten Anschnitten dieser Windung) ermittelt (siehe Abbildung 6-2).

Der Durchmesser beziehungsweise Radius der Windung dient, wie in Kapitel Material und Methoden ausführlich beschrieben, der Berechnung des (Halb-) Kreisumfangs, der wiederum die Grundlage für das metrische Bezugssystem innerhalb der Schneckengänge darstellt. Berücksichtigt man darüber hinaus, dass bei der histologischen Aufarbeitung humaner Felsenbeine die Verkippung der Schnittebene zur Modioluslängsachse unkontrolliert auftritt [172], ist es erstaunlich, wie häufig die graphische Cochlearekonstruktion nach Guild verwendet wird, um ein metrisches Bezugssystem zu schaffen [134,154-158].

6.1.3. Rotation um die Längsachse des Modiolus

Eine Rotation um die Längsachse des Modiolus kann auftreten, wenn der Felsenbeinblock vor dem Schneiden nicht exakt präpariert und ausgerichtet wird. Abbildung 6-3 stellt zum besseren Verständnis diese Achse mitsamt Rotationsrichtung dar. Dabei bleibt die Schnittebene parallel zur Modioluslängsachse.

Da die gesamte Schneckenwindung in Relation zur Schnittebene eine Rotation erfährt, werden jeweils andere Anteile der Windung auf den äußersten Schnitten als Umkehrpunkte der Spirale (siehe Abbildung 6-3) abgebildet. Ein Bezugssystem, das sich auf den Kreiswinkel der Windung bezieht, kann von dieser ungewollten Rotation des Präparats beeinflusst werden.

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Abbildung 6-2 Einfluss der Ausrichtung der Schnittebene zur Längsachse des Modiolus auf die ermittelte Breite der Windungen, Modioluslängsachse (m), Basalwindung (bw), Schnittebene (se), ermittelte Breite der Basalwindung (Doppelpfeil).

Abbildung 6-3 Rotation der Schnittebene um die Längsachse des Modiolus: Ansicht einer Schädelbasis von kaudal (a) mit eingezeichneter vertikaler Schnittebene (gestrichelte Linie) durch das rechte Felsenbein und Blickrichtung für Abbildung b (grauer Pfeil). Schematische, rechte cochleäre Spirale von lateral (b) mit eingezeichneten Schnittebenen (se) und Markierung der entsprechenden Umkehrpunkte der Windung (up), wie sie im histologischen Schnittpräparat aufzufinden sind. In schwarz ist die Situation bei korrekter vertikaler Schnittführung dargestellt, in grau bei Rotation der Schnittebenen um die Modioluslängsachse.

(a) (b)

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6.2. Begründung und Diskussion eigener Modifikationen etablierter Verfahren

6.2.1. Zum Einfluss der Schnittebene auf den Innenquerschnitt

In histologischen Felsenbeinschnittserien lässt sich die Fläche der Scalae nur im midmodiolaren Schnitt, das heißt, nur an 5 bis 6 Stellen innerhalb der gesamten Windung, unverfälscht evaluieren. Wie im vorangegangenen Kapitel erläutert, liegt das daran, dass die Gänge nur hier weitestgehend senkrecht angeschnitten sind.

Diese Beschränkung auf wenige Messpunkte innerhalb einer Cochlea, um in histologischen Schnittpräparaten die Querschnittsfläche der Gänge zu erfassen, wird von einigen Autoren beschrieben. Gulya und Steenerson, ebenso wie Igarashi und Mitarbeiter geben in ihren Arbeiten den Querschnittsverlauf der Scalae auf der Basis von 5 Messpunkten je Scala und Schnecke an [152,153,197]. Die Auflösung der angegeben Querschnittsverläufe ist dementsprechend gering.

Eine Messung der Querschnittsfläche an mehr als 5 bis 6 Stellen des Ganges lässt sich über eine radiale Schnittführung des Präparates erreichen. Ein keilförmiges Zuschneiden des histologischen Felsenbeinblocks, wie es beispielsweise für die Evaluation der intracochleären Elektroden-Insertionstraumata verwendet wird [86,122], hat den Nachteil, dass mit einem Schnitt bis zu 3 übereinanderliegende Windungsabschnitte dargestellt werden, die dann nicht alle zwangsläufig im rechten Winkel getroffen sind (Abbildung 6-4).

Alternativ wird das systematische Zuschneiden von Perilymph-Ausgusspräparaten beschrieben. Nach Entnahme des Felsenbeins und vorsichtiger Eröffnung der Perilymphräume, etwa an der Rundfenstermembran oder im Bereich des superioren Bogenganges, werden Epoxiharz oder flüssiger Latex eingefüllt. Anschließend wird der Knochen durch vorsichtiges Bohren oder im Kalzium–Bad entfernt und die Präparate können im rechten

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Winkel zur Längsachse des Ganges geschnitten werden. Eine Beurteilung der Querschnittsfläche, wie auch der Querschnittsdurchmesser ist somit realisierbar. Andererseits wird bei dieser Methode das Lumen der Scalae aus dem morphologischen Kontext genommen und eine Beurteilung der jeweiligen anatomischen Verhältnisse unmöglich gemacht. [161-163,167,168]

Eine weitere Methode ist die 3-dimensionale Rekonstruktion der intracochleären Räume aus digitalisierten histologischen oder radiologisch erfassten Bilddaten. Bislang sind in der Literatur jedoch noch keine Arbeiten zu finden, die auf dieser Grundlage die cochleären Innenquerschnitte systematisch evaluieren. Die digitale Rekonstruktion einer eingescannten histologischen Felsenbeinschnittserie bietet zwar eine ausreichend hohe Auflösung, setzt aber eine höchst aufwendige Nachbearbeitung jedes einzelnen Bildes voraus - in der Software muss beispielsweise der Verlauf aller anatomischen Strukturen markiert werden. Eine automatische Bilderkennung ist in der Entwicklung [198]. Aus diesem Grund beschränken sich die meisten Arbeitsgruppen noch auf die Erstellung einzelner Modelle der Felsenbeininnenräume [182]. Bei der Rekonstruktion radiologischer

Abbildung 6-4 Keilförmiges Zuschneiden eines Felsenbeinpräparats mit dem Ziel die cochleären Scalae senkrecht zur Längsachse anzuschneiden. Bei dieser Methode sind selten alle Gänge, die auf einer Schnittfläche enthalten sind, im echten Querschnitt eröffnet (*).

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Bilddaten ist die Erkennung unterschiedlicher Strukturen schon in der Methode selbst gegeben. Hier fehlt es aber, trotz beispielsweise HR-CT, an Auflösungsvermögen, um die Innenquerschnittsschwankungen, die sich im Bereich um 10-100µm bewegen, ausreichend darzustellen.

Einen anderen Weg gehen Arbeitsgruppen, die im Wissen um die Verzerrung einer Raumachse des scalären Lumens, im histologischen Serienschnitt auf das Ausmessen der Fläche verzichten. Das alleinige Ausmessen der - ausgehend von der Betrachtung eines histologischen Schnittpräparats - Höhe des Ganges, wird damit begründet, dass diese kleiner als die Breite und somit der limitierende Faktor für die Insertion runder Cochlea-Elektroden ist [151,168]. Somit erscheint dies als adäquate Methode, um den Innenquerschnitt der cochleären Gänge hinsichtlich der Cochlea-Implantation zu evaluieren.

6.2.2. Zur Erfassung des Innenquerschnitts

Zur Erfassung des Innenquerschnitts der cochleären Scalae sind in der Literatur grundsätzlich zwei unterschiedliche Methoden bekannt. Die eine besteht darin, den größten Durchmesser in beiden Achsen zu messen. Aufgrund der unregelmäßigen Form des Gangquerschnitts, die zusätzlich im Windungsverlauf variiert, ist jedoch eine definierte Ausrichtung der Messstrecken vorauszusetzen. Zrunek und Mitarbeiter maßen die Breite der Scala vestibuli vom lateralen Ansatz der Reissnerschen Membran bis zu dem Punkt, an dem die mediale Begrenzung der Scala in die Lamina spiralis ossea übergeht. Die Breite der Scala tympani wurde als größtmögliche, die lichte Weite der Scala durchmessende Gerade definiert, die parallel zur Basilarmembran ausgerichtet ist. Die Höhen wurden jeweils am größten Durchmesser senkrecht zu den Geraden, die die Breiten definieren, erfasst [161]. Hatsushika und Mitarbeiter, ebenso wie Wysocki, definierten die Breite der Scalae über Geraden, die parallel zur Lamina spiralis ossea orientiert waren und die Höhen im rechten Winkel dazu (siehe auch Abbildung 6-5). [163,167,168]

Demgegenüber hat Walby in den 1980er Jahren den Innenquerschnitt der Scala tympani durch das Einpassen von Kreisen in das Ganglumen bestimmt. Die Ablichtungen konventioneller histologischer Felsenbeinschnittpräparate wurden vergrößert und mit Hilfe eines Projektors Kreisschablonen in das

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Lumen eingepasst. Der jeweils größtmögliche Kreisdurchmesser wurde durch Anlegen an die endotheliale Auskleidung der Scalae ermittelt. Wie bereits im vorangegangenen Kapitel bemerkt, hat diese Methode den Vorteil, dass die so erfassten Querschnittsgrößen dieselben sind, die auch für eine eingeführte Elektrode limitierend wirken würden [151,168]. Wie etwa an Halbwindung 3 in Abbildung 6-5 zu erkennen ist, ergibt die Messung über Geraden oft erhöhte Werte.

In der vorliegenden Arbeit wurde zudem die Möglichkeit der digitalen Datenverarbeitung genutzt. In Anlehnung an die Arbeiten von Walby wurden - nach Digitalisierung der histologischen Präparate - mittels einer eigens entwickelten Software ebenfalls Kreise in das Lumen der cochleären Scalae eingepasst. Neben dem Vorteil einer automatisierten Messdatenerfassung konnte der Kreisdurchmesser flexibler gewählt werden, als dies bei vorgefertigten Schablonen der Fall ist.

Abbildung 6-5 Bestimmung der Gangweiten: 1) Einzeichnen von Kreisen; 2) Messen der Breite (b) an der weitesten Stelle parallel zur Basilarmembran (bm) und der Höhe (h) senkrecht dazu. Gänge von 1 bis 5 durchnummeriert.

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6.2.3. Zum Auffinden der Umkehrpunkte der cochleären Spirale und dessen Einfluss auf den ermittelten Innenquerschnitt der Gänge in diesem Bereich

Wie in Kapitel 1.7.2 dargelegt, erfolgt die Rekonstruktion der cochleären Spirale über Halbkreise, deren Durchmesser über den Abstand der jeweils gegenüberliegenden äußersten Messpunkte in einer Windung definiert werden.

Ursprünglich diente die von Guild beschriebene Methode lediglich der Rekonstruktion des Cortischen Organs [149]. Dementsprechend richtete der Autor die Rekonstruktion auch an diesem aus: die Umkehrpunkte der rekonstruierten Spirale werden durch die histologischen Schnitte bestimmt, die das Aufeinandertreffen der inneren und äußeren Haarzellen abbilden - und somit das Cortische Organ längs schneiden (siehe Kapitel 1.7.2).

Walby variierte dieses Vorgehen, um den Verlauf der Scala tympani darzustellen. Die Umkehrpunkte der rekonstruierten Spirale werden über den Mittelpunkt eines Kreises bestimmt, der, analog zur Messung der Innenquerschnitte, an dieser Stelle in das anatomische Lumen der Scala eingepasst werden kann (siehe m in Abbildung 6-6). Wie jedoch aus Abbildung 6-6 zu ersehen, ist der Kreis an diesen Stellen des Ganges senkrecht zur Schnittebene orientiert. Ein „Lumen“, an dessen Periost die Messung auszurichten ist, ist hier also nicht verfügbar.

Um das Einpassen des größtmöglichen Kreises nachzubilden, wird der histologische Schnitt gewählt, der zum einen mittig zwischen innerer und äußerer Wand dieses Ganganteils liegt (zum Vergleich dazu die Schnittebenen in Abbildung 6-6a), zum anderen aber auch die größte Höhe aufweist. Diese eindimensionale Art der Messung, nämlich im Grunde über das Einlegen einer Geraden, kann zu erhöhten Messwerten führen (siehe dazu Kapitel 6.2.2).

6.2.4. Zur Rekonstruktion der cochleären Spirale im basalen Anteil

Für die vorliegende Arbeit wurde die zuvor beschriebene Methode der Cochlearekonstruktion nach Guild und Schuknecht variiert [94,149]. Zum einen liegt die Schnittebene der vorliegenden Serien in einer anderen

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Raumebene, nämlich in der Vertikalebene, weshalb etwa auf die Rekonstruktion der genauen Lage des geraden Anteils der Basalwindung verzichtet werden musste: Diese verläuft im Falle der Wittmaackschen Felsenbeinserien etwa senkrecht zur Schnittebene. Zudem fehlen in diesen Anteilen des Präparats Anschnitte der höheren Windungen des Schneckengangs, um darüber die Krümmung in der so genannten Hook-Region zu erfassen. Deshalb wird dieser basale Teil der Ganges in allen innerhalb dieser Arbeit vorliegenden Rekonstruktionen als Gerade abgebildet. Der Fehler, der sich dadurch für die Länge des Ganges und die Positionsbestimmung in der Windung ergibt, wird nicht zuletzt durch das auf Kreiswinkeln basierende Bezugssystem minimiert.

Abbildung 6-6 Darstellung einer Cochlea von lateral (a) mit eingezeichneten vertikalen Schnittebenen (vse), über Kreisdurchmesser bestimmten lichten Weite der Scala tympani (graue Spirale) und Nummerierung der Halbwindungen entlang einer angenommenen midmodiolaren Horizontalebene (gestrichelter Pfeil). Darstellung der Ganganschnitte in dieser Horizontalebene (b) mit analoger Nummerierung der Halbwindungen und Mittelpunkt (m) des Messkreises in der Skala tympani der 1. Halbwindung. Blickrichtung für Darstellung (b) (schwarzer Pfeil).

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6.2.5. Zum Bezugssystem - Kreissegmente gegenüber metrischer Skala

In Kapitel 1.7.2 wird die Methode der graphischen Cochlearekonstruktion nach Guild beschrieben. Dieser ermittelte die Länge des Cortischen Organs und beschrieb darüber auch die Position innerhalb der rekonstruierten Spirale in einem metrischen Bezugssystem [149]. Diese Vorgehensweise wird in vielen weiteren Arbeiten angeführt, die sich etwa mit der intracochleären Anatomie und Embryologie, der Haarzellzählung und -morphologie, sowie mit der Entstehung intracochleärer Elektroden-Insertionstraumata beschäftigen [34,94,101,110,111,150,151,154,155,158,180,197,199].

Tagaki und Sando haben eindrucksvoll gezeigt, dass die Genauigkeit der graphischen Cochlearekonstruktion nach Guild und Schuknecht sehr stark von der Ausrichtung der Schnittebene abhängt [172]. Verläuft diese nicht absolut parallel zur Modiolusachse, werden für die Windungen zu geringe Durchmesser ermittelt, die wiederum zu fehlerhaften Ergebnissen für die Halbkreisumfänge führen. Dieser Fehler pflanzt sich durch Addition der Ganglängen über die Windungen fort.

Auch für die Evaluation der Insertionstiefe einer Cochlea-Elektrode scheint eine metrische Skala weniger geeignet, alternativ wurde die Angabe von Winkelgraden vorgeschlagen [200].

Bredberg führte 1968 für die Betrachtung cochleärer Feuchtpräparate eine Einteilung der Cochlea in Kreissegmente und Winkelgrade ein. Als Referenz diente eine Gerade, die durch die Mittelachse des Modiolus verläuft und sich dem basalen Ende der Lamina spiralis ossea als Tangente anlegt, während die Modiolusachse in der Blickachse liegt [154]. In diesem Bezugssystem entsprechen 360° einer ganzen Windung, 720° entsprechen 2 Windungen. Da die einzelnen cochleären Windungen aber nicht alle um denselben Mittelpunkt gekrümmt sind, treten hier Ungenauigkeiten auf [180]. Bei der Verwendung graphischer Cochlearekonstruktionen verliert die genannte Einschränkung jedoch ihre Relevanz, da schon in der Methode selbst für jede Halbwindung ein konstanter Krümmungsradius definiert ist.

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Die Ausrichtung des Winkelgrad–bezogenen Referenzsystems wurde durch Cohen und Xu standardisiert. Um bei der Auswertung radiologischer Felsenbeinaufnahmen die Elektrodeninsertionstiefe bestimmen zu können, haben die Autoren im so genannten „Cochlear View“ die Ausrichtung des Schädels im Strahlengang festgelegt und anatomische Landmarken (Vestibulum, superiorer Bogengang) bestimmt, um die weiter oben erwähnte Nullgerade eindeutig platzieren zu können [2,194]. Neben der Ausrichtung an besagten Landmarken gilt für diese Gerade auch, dass sie die Modiolusachse schneidet und um 10° aus der Horizontalen (Transversalebene des menschlichen Körpers) nach kaudal abweicht [5].

Diese Festlegung ist hilfreich, wenn die Referenzierung über Winkelgrade auf graphisch rekonstruierte Cochleae übertragen werden soll, die auf histologischen (Vertikal-)Schnittserien basieren. Da die Ausrichtung der Wittmaackschen Felsenbeinserien in diesem Sinne genau nachvollziehbar

Abbildung 6-7 Bezugssystem über Kreiswinkel: (a) cochleäre Spirale in der Bildebene, Referenzgerade kreuzt die Modiolusachse senkrecht im Bild, 0° entspricht dem Beginn der Windung (näheres im Text – Abbildung aus [154]). (b) Illustration zum „Cochlear View“ (Abbildung aus [194]): superiorer Bogengang (SSC), Vestibulum cochleae (V), rundes Fenster (RW), Elektrodenkontakte (E).

(a) (b)

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ist (siehe Kapitel 3.3.2), können die Winkelgrade für alle rekonstruierten Cochleae, wie aus Abbildung 3-4 zu ersehen ist, angegeben werden (zu dieser Darstellung der cochleären Spirale siehe Kapitel 3.5.2).

Die Vorteile des Winkelgrad-bezogenen Referenzsystems gegenüber dem metrischen Bezugssystem sind: Ein möglicherweise ungenaues Auffinden des Windungsanfangs (in der vorliegenden Arbeit am apikalen Rand des runden Fensters) hat keinen Einfluss über die erste Halbwindung hinaus. Die präparationsbedingte Schrumpfung der Cochlea sowie eine mögliche Verkippung gegenüber der Modiolarachse bei der Mikrodissektion sind für den Windungsdurchmesser irrelevant - der Kreisumfang zwischen zwei Kehren beträgt immer 180°. Des Weiteren lässt sich eine eventuell nicht vorhandene Vergleichbarkeit zu anderen Arbeiten verhältnismäßig leicht herstellen. Da der Winkel unabhängig vom Radius ist, können die Werte durch Addition oder Subtraktion eines Winkelgrads einfach in ein anderes Bezugssystem umgesetzt werden. Darüber hinaus hat die Position der Messstrecke innerhalb des Lumens (Ganginnenwand/ -aussenwand) keinen Einfluss auf das Bezugssystem (zu den Differenzen siehe Tabelle 3.7). Nicht zuletzt sind die Angaben auch praxisnäher: bei der Cochlea-Implantation wie auch in der relevanten Literatur werden zumeist Winkelgrade zur Angabe der Insertionstiefe verwendet.

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6.3. Zur Diskontinuität der cochleären Innenquerschnitte

6.3.1. Literaturvergleich

Der cochleäre Innenquerschnitt nimmt von der Schneckenbasis zum Apex hin ab. In dieser Aussage gleichen sich alle Untersuchungen. Der Querschnittsverlauf ist jedoch nicht kontinuierlich, sondern weist im Windungsverlauf Aufweitungen und Engstellen auf, die als deutliche Abweichungen von einer angenommenen gleichmäßigen Querschnittsabnahme imponieren (siehe auch Kapitel 5.2.5). Die Abbildung 6-8 zeigt oben die Ergebnisse relevanter Untersuchungen als Diagramm über den Abstand zum runden Fenster. Leider stellen die Autoren zumeist ihre Daten nur in Form von Kurvenverläufen dar und verzichten auf die Angabe von Messwerten. Einige der wiedergegebenen Werte konnten deshalb nur geschätzt werden. Zum Vergleich ist eine solche Zusammenstellung aus der Literatur ebenfalls dargestellt (Abbildung 6-8 unten). [151-153,159,161-163,167,168]

Walby berichtet von einer intraindividuellen Kongruenz der cochleären Innenquerschnittshöhe für beide Seiten. Die vergleichsweise große intraindividuelle Variabilität im Bereich der Basis bzw. der so genannten Hook-Region sowie nahe am Apex erklärt der Autor mit der teilweise schrägen Schnittführung, die sich zwangsläufig im Bereich des gestreckten basalen Windungsanteils ergibt, sowie mit der unvollständigen Darstellbarkeit des scalären Lumens am Helicotrema. Aus diesen Gründen werden in der zitierten Arbeit die Messdaten für die ersten 6mm an der Basis und den letzten Millimeter am Apex nicht in die Auswertung einbezogen. [151]

Merzenich und Mitarbeiter schreiben von einer ausgeprägten interindividuellen Variabilität des Innenquerschnitts, vor allem in einem Bereich im Abstand von 12 bis 20mm vom runden Fenster [160], die jedoch in diesem Ausmaß nicht von anderen Autoren bestätigt wird [161,162]. Im eigenen Datengut nimmt offensichtlich ab der 4 Halbwindung (ab Segment 1,500; siehe Abbildung 5-2)

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die interindividuelle Variabilität zu, was einer Entfernung zum runden Fenster von 16,14mm gemessen an der Innenwand der Scala tympani und 30,21mm an der Aussenwand entspricht. Wysocki stellt fest, dass weder Alter, noch Geschlecht oder Körperseite Einfluss auf den cochleären Innenquerschnitt haben [168]. Auch im eigenen Datengut ließen sich keine signifikanten Unterschiede der cochleären Innenquerschnitte hinsichtlich Alter, Geschlecht und Seite (bei gepaarten Cochleae) feststellen (siehe Kapitel 5.2.6).

Für beide großen cochleären Kompartimente gilt, dass die Innenquerschnittsweite größer ist als die Höhe [163,168]. Darüber hinaus verhalten sich diese Kompartimente im Windungsverlauf invers zueinander, was die Höhe, Weite und auch die Querschnittsfläche betrifft. Jeweils bei 2mm und bei etwa 12mm Abstand zum runden Fenster wechselt die hinsichtlich der Größe dominierende Scala, so die Ergebnisse von Wysocki [168]. Zrunek und Mitarbeiter beobachten nur die 2. Stelle und zwar zwischen 10 bis 11mm und 13 bis 14mm. Im eigenen Untersuchungsgut tritt der Wechsel bei 1 und 7mm auf, also im Verlauf des gestreckten Anteils der Basalwindung sowie im Übergang zur 2. Hälfte der Basalwindung (Übergang von Kreiswinkelsegment 0,500 auf 0,625). Es ist sehr stark davon auszugehen, dass sich diese Unterschiede aus der Verwendung unterschiedlicher Bezugssysteme zur Positionsangabe innerhalb der cochleären Windung ergeben.

Über den Innenquerschnittshöhenverlauf der Scala tympani schreibt Walby, dass dieser auf den ersten 9mm abnimmt, daraufhin bis 15mm - gemessen ab dem Rundfenster - konstant verläuft und nach einer kurzen Zunahme über 4mm schließlich zum Apex hin wieder abnimmt [151]. Den Abschnitt von 9 bis 15mm beschreibt der Autor als Flaschenhals („bottleneck“) mit darauf folgender Aufweitung der Ganghöhe um 0,25mm zwischen 15,5 und 19,5mm (bei 8 von 10 Cochlea-Paaren). Letztere falle mit dem Beginn der cochleären Mittelwindung zusammen, wo sich diese zwischen Anheftungsstelle der Lamina spiralis ossea der Basalwindung und Modiolus schiebt, so Walby [151]. Während Merzenich den charakteristischen „bottleneck“ bei 12 bis 16mm durch den labyrinthären Verlauf des Canalis nervi facialis erklärt [201], konnte Walby keinen Zusammenhang feststellen. Er lokalisierte den Canalis fallopii im mittleren Abschnitt der Basalwindung bei 12 bis 13mm ab dem runden Fenster, konnte hier aber keine Verengung der Scala tympani

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Abbildung 6-8 Innenquerschnittshöhe: Literaturvergleich (oben), aus [151] (unten).

Abbildung 6-9 Walby: Innenquerschnittshöhe der Scala tympani gegen die Entfernung zum runden Fenster aufgetragen; mit Mittelwert und Standardabweichungen nach oben und nach unten (entnommen aus [151]).

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messen [151]. Auch die eigenen Untersuchungen zeigen keine signifikante Abnahme des Innenquerschnitts der Scala tympani am Verlauf des Canalis nervi facialis (siehe Kapitel 5.3.3).

Höhe und Breite der Scala tympani nehmen Hatsushika zufolge zur Windungsspitze hin ab, die Höhe zeigt jedoch eine vorübergehende Zunahme in einem Abstand von 21mm vom runden Fenster. Darüber hinaus wurde beobachtet, dass die Querschnittsfläche auf den ersten 1,5mm schlagartig um die Hälfte abnimmt und im darauf folgenden Windungsverlauf eine weitergehende kontinuierliche Abnahme erfährt [163]. Demgegenüber berichtet Wysocki, dass die Innenquerschnittshöhe der Scala tympani auf den ersten 3mm rapide zunimmt, um anschließend bis 13mm rasch abzufallen und ab hier für 5 bis 6mm ein Plateau zu erreichen [168]. Ab 20 bis 21mm fällt die Höhe der Scala tympani zum Apex hin ab. Die Höhe der Scala vestibuli nimmt bereits auf den ersten 6mm stark ab, um auf den folgenden 10mm allmählich, mit einem Maximum bei 15mm, wieder zuzunehmen, erreicht jedoch nicht den Ausgangswert, und verjüngt sich danach kontinuierlich [168]. Zrunek und Mitarbeiter konnten eine Zunahme der Innenquerschnittshöhe der Scala tympani bei 17 bis 21mm und der Scala vestibuli bei 21 bis 22mm Abstand vom runden Fenster feststellen. [161,162]

Die im Rahmen der vorliegenden Dissertationsschrift durchgeführten Messungen ergeben ähnliche Kurvenverläufe wie in den vorgenannten Arbeiten: die Innenquerschnitte nehmen im Windungsverlauf ab, verhalten sich dabei im Bereich der Basalwindung invers zueinander und zeigen die beschriebenen charakteristischen Aufweitungen. Die Unterschiede, wie auch im Literaturvergleich sichtbar wird, liegen vielmehr in der Lokalisierung dieser Querschnittsänderungen. Trägt man die Literaturdaten jedoch neu auf und verwendet eine Verhältnisskala für die Länge der Cochleae, kommt eine annähernde Deckung der Kurven zustande und die Aufweitung liegt im Mittel bei 70 bis 80% der Windungslänge von der Basis aus gesehen [151]. Für das eigene Datengut ist die Aufweitung bei 65% der Schneckengangslänge zu finden. Die genannten Differenzen lassen sich somit durch Unterschiede in der Auftragung der Daten beziehungsweise bei der Referenzierung der Messungen innerhalb der cochleären Spirale erklären. Hinsichtlich des Nullpunkts für das Bezugssystem sind deutliche Unterschiede zu verzeichnen.

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Die meisten Autoren beziehen sich zwar auf das runde Fenster [151,161-163], andere schreiben jedoch nur allgemein vom „Beginn der Scala“ [167,168], oder wählten das ovale Fenster als Nullpunkt [159].

Ein Vergleich der absoluten Innenquerschnittsmaße bietet sich aus verschiedenen Gründen nicht an: Zum einen liegen für die verschiedenen Arbeiten unterschiedliche Präparations- und Messmethoden vor. Während Walby und Gulya histologische Schnittpräparate, nach jedoch unterschiedlichen Methoden, ausgemessen haben, werteten Zrunek, Hatsushika und Wysocki Ausgüsse der Perilymphräume aus, die zudem aus verschiedenen Materialen gefertigt sind. Zwislocki hingegen verwendete ein vergrößertes Wachsplattenmodell der Cochlea. Zum anderen geben nur Zrunek und Mitarbeiter Zahlenwerte in der Publikation an. Die anderen Autoren beschränken sich auf eine Datenwiedergabe im Diagramm, wodurch eine exakte Auswertung verhindert wird.

Wie in Kapitel 5.3.1 besprochen, verläuft der inverse Innenquerschnittsverlauf der Scala tympani und des gemeinsamen Kompartiments der Scalae vestibuli et media analog zur Änderung der Querschnittsgröße und –form dieser Kompartimente. Clark berichtet von einer vergleichbaren Änderung und Rotation der Querschnittsform der Scala tympani im Verlauf der Schneckenwindung (siehe dazu auch Kapitel 1.2.1) [5]. Die von Toth und Mitarbeitern beschriebene Rotation der Lamina spiralis ossea ist ebenfalls kongruent zu der Feststellung in Kapitel 5.3.1, dass die deutliche Innenquerschnittsabnahme der Scala tympani im Verlauf des aufsteigenden Schenkels der Basalwindung durch die Ausrichtung der knöchernen Spirallamina mitbestimmt wird [3].

6.3.2. Korrelation der Ergebnisse mit der cochleären Embryologie

Die Embryologie des Innenohres - insbesondere der Cochlea - ist am Tiermodell [18,19,21,22] sowie am Menschen ausführlich beschrieben [19,20] und wurde in Kapitel 1.3 bereits erläutert.

Um die Entstehung der in Kapitel 5 beschriebenen Innenquerschnittsverläufe erklären zu können, wären Hinweise auf eine abschnittsweise unterschiedliche Zellentwicklung, etwa während des so genannten „coilings“ des Ductus

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cochlearis oder während der Ausdifferenzierung des intraluminalen Epithels, von Bedeutung. Diesbezüglich ist zwar bekannt, dass beispielsweise die Entwicklung des Cortischen Organs in der Achse Modiolus/ Stria vascularis (mediolaterale Achse) streng differenziert abläuft [20,23]. Differenzierungsunterschiede intracochleärer Zellen entlang der apikobasalen Achse sind jedoch vorwiegend nur hinsichtlich der zeitlichen Abfolge bekannt [23].

Lediglich die Arbeitsgruppen von Knipper und Nouvian haben bislang von zwei unterschiedlichen Populationen äusserer Haarzellen berichtet, die am Mausmodell eine unterschiedliche Empfindlichkeit für das Fehlen distinkter Ionenkanäle aufweisen [202-204]. Bei Verlust des so genannten BK-Ionenkanals kommt es zu einer Degeneration midbasaler und basaler äusserer Haarzellen, während die apikalen Zellen nicht betroffen sind. Dem gegenüber tritt ein Verlust äusserer Haarzellen in der apikalen und mittleren Windung auf, wenn es zu einem Fehlen des Cav1.3-Kanals kommt. [204] Nichtsdestoweniger kann aus dem bloßen Vorhandensein unterschiedlicher Haarzelltypen entlang der tonotopen Achse der Cochlea nicht gleich auf eine getrennte Entwicklung des basalen und des apikomedialen Anteils der Windung geschlossen werden.

Über entwicklungsgeschichtliche Hintergründe eines lokalisierten Innnenquerschnittsabfalls, wie etwa im Bereich des aufsteigenden Schenkels der Mittelwindung, lässt sich somit nur spekulieren. Wie in Kapitel 5.3.2 am genannten Beispiel dargestellt, kann der enge topographische Kontext zu anderen Bestandteilen der Cochlea, in diesem Fall zur Basalwindung, die Ausbildung des Lumens an dieser Stelle beeinflusst haben. Ausgehend vom Ductus cochlearis bilden sich die Perilymphräume durch apoptotische Prozesse aus dem umliegenden Parenchym aus (siehe auch Kapitel 1.3). Da anzunehmen ist, dass diese Vorgänge durch lokale Faktoren gesteuert werden, könnte sich auch die örtliche Nähe eines anderen Windungsabschnitts des Ductus cochlearis in dieser Art auswirken [22,205,206].

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6.3.3. Korrelation der Ergebnisse mit der funktionellen Anatomie der Cochlea

Wysocki vermutet, dass die ausgesprochene Variabilität der intracochleären Messparameter eine physiologische Bedeutung für die Funktion der Cochlea hat, etwa bei der Entstehung und Aufrechterhaltung einer stabilen Wanderwelle [168]. In der aktuelleren Literatur, beispielsweise in der Aufsatzsammlung „The Cochlea“ von 1996, lassen sich jedoch keine weiteren Daten finden, die diese Aussage stützen [8]. Wie in Kapitel 1.2.2 erläutert, spricht gerade die graduelle Heterogenität intracochleärer Elemente entlang der Achse der Tonotopie für einen Zusammenhang mit der Frequenzselektion des Cortischen Organs im Windungsverlauf.

Für einige Spezies konnte jedoch festgestellt werden, dass lokalisierte Strukturunterschiede zumindest in spezifischen Regionen des Cortischen Organs auftreten und hier von funktioneller Bedeutung sind. Bei vielen Fledermausarten sind etwa so genannte „akustische Grübchen“ („acoustic foveae“) bekannt, die durch Spezialisierungen der Basilarmembran, der Membrana tectoria oder der sensorischen und supportiven Zellen ausgebildet werden, sowie mit Änderungen der lokalen Nervenfaserdichte einhergehen können [7]. Manche Autoren führen dies auf die besondere Bedeutung spezifischer Frequenzbereiche für diese Tiere zurück, die bei der Echolot-Navigation Verwendung finden (Bruns 1980 zitiert nach [7]).

Neuronale Zielstruktur der Cochlea-Implantation sind die cochleären Spiralganglienzellen. Während die Scala tympani sozusagen als Platzhalter dient, sollten die Elektrodenkontakte mithilfe des Elektrodenträgers möglichst nahe der zu erregenden Strukturen platziert werden. Lokalisation und Querschnittsform der ST gelten als besonders geeignet [5], wenngleich das Windungsverhalten der Cochlearis-Nervenfasern nicht exakt dem des Ganges entspricht (siehe Abbildung 6-10) [46]. Nichtsdestoweniger sollte auch betont werden, dass nicht das Seitenverhältnis des Innenquerschnitts eine perimodiolare Elektrodenlage begünstigt [5], sondern die Form. Diese verändert sich zwar im Windungsverlauf - basal ist sie mehr hochoval und flacht nach apikal immer weiter ab, bis sie im Übergang von Basal- auf Mittelwindung eine Art Tränenform einnimmt - behält zum Modiolus hin aber eine ausreichend breite Basis (siehe Kapitel 1.2.1, 5.3.1 und 6.3.2) [5].

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6.4. Bewertung bekannter operativer Zugänge und aktueller Elektrodentypen anhand der vorliegenden Daten

6.4.1. Operative Zugänge

Der Zugang zur Paukenhöhle wird vorwiegend über die posteriore Tympanotomie nach Mastoidektomie vorgenommen. Als Alternative dazu wird in der aktuellen Literatur auch der suprameatale Zugang (SMA)

Abbildung 6-10 Anatomischer Verlauf der Basilarmembran (äussere Spirale) und des Cortischen Organs (innere Spirale) (aus [46]).

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beschrieben (siehe Kapitel 1.5.3). Es ist nicht anzunehmen, dass die im Rahmen der vorliegenden Arbeit untersuchten intracochleären Verhältnisse und ihre mögliche Auswirkung auf die Entstehung intracochleärer Insertionstraumata, einer Beeinflussung durch den Zugang zur Paukenhöhle unterliegen. Beide genannten Methoden ermöglichen einen ausreichenden Zugang zur Elektrodeninsertionsstelle und erlauben somit gleichermaßen eine Reduktion schädigender Einflüsse, wie Fehlanlage der Cochleotomie mit suboptimaler Elektrodenlage [68]. Ein Einfluss auf das Verhalten des Elektrodenträgers beim weiteren Vorschieben besteht jedoch nicht.

Die Vorteile einer in „Soft-surgery“–Technik durchgeführten Cochleostomie sind vielfältig, weshalb die entsprechenden Maßnahmen auch zu Recht Eingang in die konventionelle Cochleostomie gefunden haben [52,207]. Wie in Kapitel 1.6.3 erläutert, ergeben sich zu diesem Zeitpunkt der Cochlea-Implantation auch genügend Ursachen für die Entstehung intracochleärer Traumata. Ein Bezug zu den im Rahmen dieser Arbeit vorgelegten Daten lässt sich jedoch nicht herstellen. Zwar unterliegen die cochleären Innenquerschnitte im Bereich des runden Fensters einer großen interindividuellen Variabilität, es ist hier aber eine deutliche Innenquerschnittszunahme der Scala tympani festzustellen, die einem Anstoßen der Elektrodenspitze an fragile Strukturen eher entgegenwirken sollte (siehe Kapitel 5.2).

Mit Insertionen durch die Rundfenstermembran verhält es sich ähnlich. Der Einfluss der eröffnenden und Knochen abtragenden chirurgischen Maßnahmen erhält aber einen anderen Schwerpunkt. Es gilt, den entsprechenden Bereich der Membrana tympani ausreichend zu exponieren, um eine optimale Einsicht in die Scala tympani zu erreichen. Diese kann aber durch einen engen Recessus facialis eingeschränkt sein [118]. Der weitere Führungskanal ist bereits vorgegeben und die Elektrodenlage unter der Insertion verhältnismäßig stärker von der Handhabung durch den Chirurgen abhängig. Manche Autoren berichten von einer verminderten Traumatisierung im basalen Bereich der Windung [61,208]. Für den Zusammenhang mit dem Innenquerschnitt der Scalae gilt das oben gesagte.

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Die so genannte navigationsgeführte, minimal-invasive Cochleostomie zeigt in ersten Studien einen deutlichen Vorteil gegenüber Präparation und Orientierung an anatomischen Landmarken [209]. Dies bezieht sich sowohl auf die Schonung wesentlicher Strukturen, die korrekte Lokalisation, wie auch auf die Zeitersparnis. Mechatronische Assistenzsysteme befinden sich auf einer noch früheren Entwicklungsstufe, könnten aber eine zusätzliche Steigerung der Präzision bei der Cochleostomie mit sich bringen [210]. Inwieweit sich dadurch die Wahrscheinlichkeit intracochleärer Traumata in den restlichen Anteilen der Windung reduzieren lässt, kann derzeit nicht abschließend beurteilt werden. Es spricht jedoch vieles dafür, dass die wesentlichen Schäden erst in höheren Abschnitten der Gänge auftreten und somit durch eine Optimierung der Cochleostomie nicht ausreichend beeinflusst werden (siehe Literaturübersicht in Tabelle 1.3 und Tabelle 1.4).

6.4.2. Elektrodentypen und Insertionsmethoden

Unter der Annahme einer linearen Innenquerschnittsabnahme der cochleären Scalae gilt ein ausreichend kleiner, sich zur Spitze hin verjüngender Querschnitt der Cochlea-Elektrode als Grundvoraussetzung für die intrascaläre Platzierung eines Elektrodenträgers [5]. In diesem Sinne ist eine frei im scalären Lumen bewegliche Form gegenüber passgenauen Gussmodellen („molded array“) zu bevorzugen [211,212]. Letztere zeigen ein erhöhtes Traumatisierungspotential unter der Insertion durch direkten Kontakt mit fragilen Strukturen, als auch durch Verstärkung der auftretenden hydraulischen Kräfte [56]. Als Nachteil der so genannten „free fitting arrays“, also der frei beweglichen Elektrodenkörper, wird die Gefahr des Verkantens in apikalen Bereichen des Schneckenganges angeführt, sofern die Elektrodenspitze im ungünstigen Winkel durch das Modiolus-seitig sehr spitze und enge Lumen der Scala tympani geführt wird [56].

Die oben aufgeführten Vorgaben und Feststellungen hinsichtlich des optimalen CI-Designs korrelieren gut mit den Ergebnissen der im Rahmen der vorliegenden Arbeit durchgeführten Innenquerschnittsuntersuchungen der cochleären Scalae (siehe Kapitel 5.2). Die Größe des scalären Lumens nimmt von der Schneckenbasis zum Apex deutlich ab. Die Schwächen passgenauer Elektrodenträger sind sicherlich auch durch die alternierenden weiten und engen intrascalären Abschnitte zu erklären und nicht nur durch

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die Veränderung der Querschnittsflächenform der Scala tympani. So nimmt die Querschnittsweite zwischen den cochleären Segmenten 0,500 und 1,375 (siehe Abbildung 5-3), die, bezogen auf das Kreiswinkelbezugssystem, bei 125 bis 170° und 440 bis 495° liegen, ab.

Die Veränderung der Lumenform (siehe Kapitel 1.2.1 und 5.3) und insbesondere die Ausrichtung der Lamina spiralis ossea, die im Windungsverlauf gegen den Uhrzeigersinn rotiert (Ansicht des scalären Querschnitts von basal bei einer rechten Cochlea), können die Position des Elektrodenträgers entscheidend beeinflussen. Eine Elektrode, deren Kraftvektor bei der Insertion Richtung Lamina spiralis ossea weist, kann gemäß der von Roland geschilderten Vektorzerlegung als Reaktion auf die lokalen Gegenkräfte eine zentrifugale Ablenkung erfahren, sofern das Widerlager hier entsprechend verkippt ist [140]. Neben der unzweifelhaft massiven Schädigung beteiligter intracochleärer Strukturen kommt es zu ungewünschter Veränderung der Elektrodenposition. Die zur Reduktion intracochleärer Traumata häufig geforderte Flexibilitätseinschränkung des Elektrodenträgers in der Achse parallel zur Modiolusachse erscheint auch hinsichtlich des letztgenannten als angemessene Konsequenz.

Unterschiedliche Elektrodendesigns haben einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung intracochleärer Insertionstraumata (siehe Kapitel 1.6). In Kombination mit einer geeigneten Insertionstechnik, ist eine deutliche Reduktion intracochleärer Schäden zu erreichen [61,64]. Dennoch treten bei der Insertion aller bisher entwickelten Elektrodentypen Traumata der Basilarmembran unterschiedlichen Ausmaßes auf [56].

Eine konsistente Beobachtung ist das Auftreten auch schwerwiegender Schäden intracochleärer Strukturen, bis hin zur Dislokation des Elektrodenträgers aus der Scala tympani, im Bereich des aufsteigenden Schenkels der Basalwindung [118], was im Kreiswinkelbezugssystem einem Bereich um und ab 170° entspricht (siehe dazu auch Tabelle 1.3 und Tabelle 1.4). Fluoroskopische Insertionsuntersuchungen an Felsenbeinpräparaten haben gezeigt, dass in diesem Teil der cochleären Spirale der erste Kontakt zwischen Elektrode und scalärer Aussenwand stattfindet [140]. Die Analyse und Zerlegung der hier auftretenden Kraftvektoren erklärt das darauf folgende Verhalten der Elektrodenspitze, die Richtung Ligamentum spirale und Scala

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media abgelenkt wird und so zu umfangreichen Schäden weiterer Strukturen führen kann [56,140].

Es bleibt die Frage, ob der Kontaktpunkt einfach dadurch bedingt ist, dass es an dieser Stelle zu einem ersten deutlichen Abbiegen des Schneckengangs kommt, während die wenigen leichten Deviationen des vorangehenden Abschnitts durch den relativ großen Innenquerschnitt der Scala tympani noch ausgeglichen werden [5]. Der Vorteil bestimmter vorgekrümmter Elektrodenträger, wie der Nucleus 24 Contour Advance Elektrode von Cochlear in Kombination mit der AOS-Technik, könnte durchaus dadurch zu erklären sein, dass die Elektrode gezielt um diese erste Krümmung der cochleären Spirale geführt wird [61,64,140]. Andererseits bezeugt die Vielzahl der bereits erwähnten Elektrodeninsertionsstudien, dass auch perimodiolare Elektroden hier einen Schaden hervorrufen [137]. Das gilt selbst für die Nucleus 24 Contour Advance Elektrode, sobald diese nicht mit der AOS-Einführtechnik verwendet wird [64].

Zusätzlich bedarf es einer speziell gestalteten Elektrodenspitze um die Insertion erfolgreich mit der AOS-Technik durchzuführen, ansonsten kann es zu einem Umschlagen des Elektrodenträgers im Bereich des aufsteigenden Schenkels der Basalwindung kommen [56]. Roland und Mitarbeiter empfehlen ein konisch zulaufendes distales Ende, was Eingang in die Entwicklung der so genannten „soft tip“ Elektrodenspitze der Firma Cochlear gefunden hat [140]. Während sich hier der Durchmesser über eine Länge von 1,2mm von 0,45 auf 0,2mm verjüngt, verfügten die früheren Prototypen über zylindrische beziehungsweise abgerundete Spitzen mit relativ konstantem Durchmesser von 0,4 bis 0,5mm und einer Länge von 0,8 bis 1,5mm. Es hat sich jedoch gezeigt, dass Längen ab 1mm in Kombination mit der erhöhten Flexibilität, wie auch der zunächst gewählte konstante und relativ große Durchmesser, häufiger zu einem Umschlagen der Elektrodenspitze unter der Insertion führen [140].

Für andere aktuelle perimodiolare Elektrodentypen mit spezieller Einführstrategie, wie der Helix-Elektrode (Advanced Bionics), sind derzeit nur wenige Studien verfügbar. In der einzigen durchgeführten histopathologischen Insertionsuntersuchung waren keine Insertionsschäden festzustellen, was von den Autoren jedoch auch nicht weiter erläutert wird [136].

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Das spezielle Schadensmuster am aufsteigenden Schenkel der Basalwindung kann effektiv durch das Elektrodendesign beeinflusst werden. Es ist jedoch offensichtlich nicht ausreichend, den Elektrodenträger hier möglichst nahe am Modiolus vorbeizuführen. Vielmehr lassen die oben aufgeführten Ergebnisse eine zusätzliche Limitierung des verfügbaren Lumens annehmen, die gut mit der deutlichen Innenquerschnittsabnahme der Scala tympani in diesem Bereich korreliert (siehe Kapitel 5.2). Diese Annahme wäre auch durch die Empfehlung von Clark gestützt, das terminale Ende des Elektrodenträgers gerade zu gestalten, um einem Umschlagen entgegenzuwirken [5]. Die im Rahmen der vorliegenden Arbeit durchgeführten Messungen ergeben um den aufsteigenden Schenkel der Basalwindung eine Abnahme des Innenquerschnitts von im Mittel 1254µm auf 918µm über eine halbe Windung. Diese Werte liegen jeweils über beziehungsweise deutlich unter dem Innenquerschnitt, wie linearem Verlauf zu erwarten wäre. Zudem liegt bei den Segmenten 0,500 und 0,625 die intersegmentale Innenquerschnittsänderung zum jeweils vorangehenden Segment signifikant über der durchschnittlichen Innenquerschnittsabnahme. Das heißt, gerade zu Beginn der ersten deutlichen Krümmung im Insertionsweg der Cochlea-Elektrode wird das Risiko eines Kontakts mit den scalären Wänden durch einen lokalen Abfall des Innenquerschnitts noch erhöht. Nur eine kontrollierte Führung des Elektrodenträgers innerhalb enger Toleranzen kann zuverlässig zur Reduktion von Insertionsschäden in diesem Teil der Gehörschnecke führen.

Von Roland und Mitarbeitern wird ein weiterer Schädigungsmechanismus der scalären Aussenwand im aufsteigenden Schenkel der Basalwindung beschrieben [140]. In ihrer Elektrodeninsertionsstudie zur genauen Evaluation der intracochleär auftretenden Kräfte, berichten die Autoren von einem erhöhten Reibungswiderstand, wenn die Elektrodenspitze an diesem Abschnitt der Windung vorbeigeführt wird und einer erneuten Zunahme der Reibungskräfte, kurz bevor die maximale Insertionstiefe erreicht ist, die ja bekanntlich durch Haftreibung limitiert wird [140,166]. Dabei ist die der Insertion entgegenwirkende Kraft bei Verwendung einer Nucleus 24 Contour Elektrode mit herkömmlicher Einführtechnik deutlich erhöht, bei Verwendung der Countour Advance von Cochlear zumindest noch dezent vorhanden.

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Des Weiteren ist auch bekannt, dass ein Ausbuckeln des Elektrodenkörpers bei zunehmender Insertionstiefe - mit dementsprechend erhöhter Reibung an distalen Bereichen des Elektrodenträgers - vorwiegend zu Traumatisierung der intracochleären Bereiche führt, die den Segmenten 0,500 und 0,625 entsprechen [118,140,213]. Während die Begrenzung von Insertionstiefe und -kraft zur Verminderung der Oberflächenreibung - und damit der Insertionstraumata - beitragen kann [86,93], ist anzunehmen, dass Abschnitte der Scalae mit vermindertem Innenquerschnitt dem eher entgegenwirken und die schädigenden Effekte verstärken. Abbildung 5-3 macht deutlich, dass der Innenquerschnitt der Scala tympani besonders ab Segment 0,625 deutlich vermindert ist und somit die lokale Gangmorphologie einen Einfluss auf die Elektrodeninsertion haben könnte. Findet diese spezielle Morphologie bei der Entwicklung neuer Elektrodendesigns oder verbesserter Insertionstechniken, wie sie von Roland und Mitarbeitern gefordert werden [56], keine Beachtung, wäre es sogar denkbar, dass die gewünschten Vorteile ausbleiben.

Die intercochleär differenten Lokalisationen der Widerstandsmaxima bei den Insertionskraftmessungen könnten sowohl durch Messungenauigkeiten oder unterschiedliche Längen der ersten Halbwindung der Cochlea [56,140], aber auch durch geringe Unterschiede in der Lokalisation der anatomischen Enge bedingt sein.

Studien über endoskopisch kontrollierte und assistierte CI-Elektrodeninsertionen haben bislang nur vereinzelt Eingang in die Literatur gefunden. Einige Arbeitsgruppen haben die Eignung miniaturisierter, fiberoptischer Endoskope bei der perioperativen Evaluation missgebildeter oder teilweise obstruierter Cochleae untersucht [214-216]. Am Tierversuch konnte gezeigt werden, dass eine endoskopische Cochleoskopie ohne profunde Schädigung einer etwaig noch bestehenden Innenohrfunktion möglich ist [217]. Zu Limitierungen kommt es jedoch aufgrund des gekrümmten Gangverlaufs und der damit einhergehenden Notwendigkeit zu starker Verbiegung des Miniatur-Endoskops sowie durch rasche Verschmutzung der Optiklinse. Zudem gibt es bislang auch Einschränkungen in der Bildqualität, was mit der maximal möglichen Faserdicke zusammenhängt [218]. Gerade hinsichtlich der für die Elektrodeninsertion kritischen intrascalären Engstellen ist zu bezweifeln, dass durch eine zusätzlich durchgeführte Cochleoskopie

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eine entscheidende Reduktion intracochleärer Schäden zu erreichen ist. Die Dimensionen der derzeitig verfügbaren Technik, die ohnehin einen Kompromiss aus Bildqualität und Größe darstellen, lassen sogar eher eine Zunahme der Traumata befürchten.

Aktiv navigierbare Cochlea-Elektroden werden mittlerweile an verschiedenen Zentren entwickelt. In die Literatur haben nur wenige Berichte über Vorversuche Eingang gefunden. Mit einem entsprechenden Versuchsaufbau und nach vorangehender detaillierter Analyse der scalären Raumverhältnisse ist mit robotisch steuerbaren Elektrodenträgern eine deutliche Reduktion der wechselwirkenden Kräfte zwischen Elektrode und Cochlea möglich. [219]

Die kommerzielle Anwendung der Cochlea-Implantation und die damit einhergehende fortwährende Optimierung von Elektrodendesign und Insertionstechnik finden seit Beginn der 1980er Jahre statt. Die in den letzten Jahren zugenommene Innovationsgeschwindigkeit spiegelt den erhöhten Marktdruck bei erweiterter Indikationsstellung und weiterhin zunehmender Verbreitung der Technik wieder [54]. Ausgehend von so grundlegenden Diskussionen, wie etwa der Frage nach der Lokalisation der Stimulationselektrode (zunächst wurde eine intracochleäre Lage als nachteilig beurteilt [28]), liegt der aktuelle Forschungsschwerpunkt bei der Reduktion von Insertionstraumata. Wie weiter oben ausführlich dargelegt, gibt es bei allen CI-Herstellern Ansätze, die in unterschiedlichem Maße dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. Ob jedoch etwa das sehr gute Ergebnis der Nucleus 24 Contour Advance Elektrode, bei Insertion mittels AOS-Technik, tatsächlich auf das Design zurückzuführen ist, oder vielleicht mit der Qualifikation der beteiligten Otochirurgen zusammenhängt, bleibt abzuwarten.

Insertionsuntersuchungen sämtlicher anderer Elektrodentypen und Insertionsverfahren belegen indessen nur die Unzulänglichkeit statischer Elektrodenträger, eine atraumatische Elektrodeninsertion zu erzielen. Gangkrümmung, spezielle intracochleäre Mikromorphologie sowie die nicht zu vernachlässigenden interindividuellen Unterschiede sprechen für einen komplexen multifaktoriellen Zusammenhang, der zur Entstehung intracochleärer Insertionstraumata beiträgt und möglicherweise erst durch den Einsatz aktiv navigierbarer Elektrodenträger zuverlässig kompensiert werden kann.

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Zusammenfassung

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Die Cochlea-Implantation ist ein etabliertes medizinisches Verfahren zur Versorgung von innenohrbedingter Schwerhörigkeit bis hin zur Taubheit. Seit Beginn der kommerziellen Anwendung Anfang der 1980er Jahre findet eine fortlaufende Optimierung der Implantationsmethoden, der Hardware, das heißt, der Implantatbestandteile, und auch der Software statt. Die besonders angestrebte Verminderung von Insertionsschäden in der Gehörschnecke wird jedoch weiterhin kaum zuverlässig erreicht, ist aber etwa im Rahmen der Versorgung bei Resthörigkeit eine wichtige Voraussetzung.

Anatomische, histopathologische und radiologische Elektrodeninsertionsstudien verdeutlichen, dass trotz optimierten Elektrodendesigns weiterhin Traumata intracochleärer Strukturen unter der Insertion auftreten. Neben weiteren häufigen Schädigungsmustern sind Insertionsschäden im Bereich des aufsteigenden Schenkels der Basalwindung der Gehörschnecke besonders häufig und nicht von der Elektrodenform abhängig.

In der vorliegenden Dissertation wurden in histologischen Felsenbeinschnittserien die Innenquerschnitte der Scala tympani, sowie der Scalae vestibuli et media, die als gemeinsames Kompartiment betrachtet wurden, gemessen. Das verwendete Material stammt zum einen aus dem Institut für Anatomie des Universitätsklinikums der RWTH Aachen (6 Serien), zum anderen aus der Wittmaacksammlung am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (28 Serien), wobei die Aachener Serien im Rahmen von Vorversuchen ausgewertet wurden.

Nach Digitalisierung aller Schnittpräparate wurden mittels einer für diesen Zweck entwickelten Computersoftware die Innenquerschnitte aller dargestellten Anschnitte der cochleären Scalae durch Einzeichnen von Kreisen ermittelt. Die so gewonnenen Messdaten wurden mit Hilfe der Software asserviert und gemäß ihrer ursprünglichen Position entlang der jeweils rekonstruierten Schneckenwindung lokalisiert. Das dafür angewandte Verfahren der graphischen Cochlearekonstruktion wurde bereits in den 1920er Jahren etabliert. Um die Positionsangaben innerhalb der Spirale zu vereinheitlichen, wurde im Rahmen dieser Dissertation ein Winkelgrad-bezogenes Bezugssystem definiert.

Neben dem Innenquerschnittsverlauf der Scalae von der Schneckenbasis zum Apex wurden auch intersegmentale Innenquerschnittsdifferenzen sowie die Abweichungen dieser Querschnittsdifferenzen vom gesamtintersegmentalen Durchschnitt der Innenquerschnittsänderung statistisch analysiert.

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Die Messungen zeigen einen inversen Innenquerschnittsverlauf der beiden Kompartimente (Scala tympani sowie Scalae vestibuli et media). Die Kurve für den Querschnittsverlauf der Scala tympani fällt über die erste Halbwindung deutlich ab und zeigt daraufhin eine Wannenform, um ab der Mitte der 3. Halbwindung vorübergehend anzusteigen. Vor allem in der 2. Hälfte der 1. Halbwindung, das heißt vor Erreichen des aufsteigenden Schenkels der Basalwindung, fällt der Innenquerschnitt um ca. 300µm ab. Hier zeigt sich auch eine signifikant erhöhte intersegmentale Innenquerschnittsabnahme, die ebenfalls von einer angenommenen linearen Querschnittsabnahme über die gesamte Windung signifikant nach unten abweicht (p ≤ 0,001). Eine weitere deutlich gesteigerte Innenquerschnittsabnahme ist zu Anfang der 4. Halbwindung zu verzeichnen.

Die Lokalisation der besonders deutlichen Innenquerschnittsabnahme der Scala tympani im Bereich des aufsteigenden Schenkels der Basalwindung korreliert sehr gut mit den typischen Traumatisierungsmustern bei der Cochlea-Elektrodeninsertion. In der Literaturdurchsicht konnte festgestellt werden, dass dieser Bereich der Schneckenwindung besonders häufig und von besonders hochgradigen Traumatisierungen betroffen ist. Zudem sind andere Trauma-Lokalisationen durch Änderungen von Elektrodendesign oder Insertionstechnik zu beeinflussen, während hier bislang lediglich mit der Nucleus 24 Contour Advance Elektrode von Cochlear in Kombination mit der Advance-Off-Stylet (AOS)-Technik in ersten Versuchen eine Reduktion der Insertionsschädigungen erreicht werden konnte. Inwieweit der Vorteil dieser Elektrode – in Kombination mit der AOS-Technik – tatsächlich auf das Design zurückzuführen ist, oder vielleicht mit der Qualifikation der beteiligten Otochirurgen zusammenhängt, muss in Untersuchungen an weiteren Zentren noch geklärt werden.

Insertionsuntersuchungen sämtlicher anderer Elektrodentypen und Insertionsverfahren belegen indessen nur die Unzulänglichkeit statischer Elektrodenträger, eine atraumatische Elektrodeninsertion zu erzielen. Gangkrümmung, spezielle intracochleäre Mikromorphologie sowie die nicht zu vernachlässigenden interindividuellen Unterschiede sprechen für einen komplexen multifaktoriellen Zusammenhang, der zur Entstehung intracochleärer Insertionstraumata beiträgt und möglicherweise erst durch den Einsatz aktiv navigierbarer Elektrodenträger zuverlässig kompensiert werden kann.

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Anhang

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8.1. Abkürzungen

ACE Advanced Combination EncodersAOS Advance Off StyletBM BasilarmembranCI Cochlea ImplantatCIS Continuous Interleaved SamplingCT Computer-TomographieDC Ductus cochlearisLS Ligamentum spiraleLSO Lamina spiralis osseaMCL Medium Comfortable LevelMax MaximumMin MinimumMRT Magnet-Resonanz-TomographieMW MittelwertOPFOS Orthogonal Plane Fluorescence Optional SectioningSD Standard Deviation/ Standard AbweichungSM Scala mediaSMA Suprameatal ApproachSPEAK Spectral PeakST Scala tympaniStV Stria vascularisSV Scala vestibuliSVM Scalae vestibuli et mediaZNS Zentralnervensystem

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8.3. Veröffentlichungen

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2. BIEDRON S, WESTHOFEN M: Korrelation des cochleären Innenquerschnitts mit der Mikromorphologie der Cochlea. Poster, 79. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie. Bonn, 2008.

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8.4. Verzeichnis der Abbildungen

Abbildung 1-1 Ausrichtung des Innenohres im Felsenbein (a); Schneckengang, in der Modiolusachse aufgefräst (b) (aus [1]). ..........................Seite 15

Abbildung 1-2 Ausrichtung der Lamina spiralis ossea im Verlauf der 1. Halbwindung der Gehörschnecke: Oberfläche des Promontoriums (SP), Ovales Fenster (OF), Rundfensternische (*). Die angegebenen Winkel verdeutlichen die Lageänderung zum vorangehenden Abschnitt (aus [3]). ...............................................................Seite 15

Abbildung 1-3 Knöchernes und häutiges Labyrinth (aus [4]). .....................Seite 17

Abbildung 1-4 Ductus cochlearis mit umliegenden Strukturen (aus [1] nach Neubert). ...............................................................................Seite 17

Abbildung 1-5 Querschnittsform der Scala tympani: nahe des runden Fensters zeigt sich eine Rechtecksform, die im Windungsverlauf eine dreieckige Konfiguration annimmt. Darüber hinaus ist eine Rotation der Querschnittsform zu verzeichnen, die von der Cupula cochleae weggerichtet ist (aus [6]). .....................................................Seite 19

Abbildung 1-6 Schematische Darstellung des Cortischen Organs (aus [4]). ............. ..............................................................................................Seite 19

Abbildung 1-7 Auswirkung der passiven und aktiven Frequenzanalyse der Basilarmembran auf die Wanderwelle bei einem bestimmten Reintonstimulus (aus [8], S. 213). ........................................Seite 21

Abbildung 1-8 Tonotope Gliederung der Basilarmembran: Distanz von der Stapesfußplatte (Y-Achse), Frequenz (X-Achse), Auslenkungsmaximum der Basilarmembran für eine bestimmte Frequenz (durchgezogene Linie), Repräsentation der Frequenzen aus Ertaubungsstudien (gestrichelte Linie) (aus [5] nach [9] und [10]). .....................................................................................Seite 21

Abbildung 1-9 Lagebeziehung zwischen Pars tympanica nervi facialis und Basalwindung der Cochlea: a) Ansicht einer freipräparierten rechten

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Cochlea von lateral mit Anschnitt des Nervus facialis (F), der den Schneckengang (S) im Übergang vom oberen zum absteigenden Schenkel kreuzt (modifiziert nach [14]); b) Semi-3D-Darstellung einer rechten Cochlea mitsamt Facialiskanal (FC), Ganglion geniculi (GG) und Promontorium (*) (modifiziert nach [3]). ........... ..............................................................................................Seite 23

Abbildung 1-10 Entwicklung des Ductus cochlearis (a-c) und der Scalae tympani und vestibuli (d-f) (aus [17]); Einzelheiten im Text. ............Seite 25

Abbildung 1-11 Schematische Darstellung eines modernen Cochlea Implantats (aus [35]) ......................................................................................Seite 30

Abbildung 1-12 Vergleich zwischen geraden und vorgekrümmten Elektrodenträgern: a) Elektrodenträger des Combi 40+ Implantats (Med-El; aus [58]); b) Nucleus Contour 24 (Cochlear Corp.) mit einliegendem Stilett (oben) und nach Entfernen des Stiletts (unten) ....................Seite 35

Abbildung 1-13 Darstellung des Operationssitus, jedoch am stehenden Patienten; rechtes Ohr. Die hier sichtbaren Strukturen sind in der Regel während der OP nur teilweise exponiert (verändert nach [71]). ........ .............................................................................................Seite 38

Abbildung 1-14 Graphische Rekonstruktion der Gehörschnecke einer Katze; die so genannte „Hook-Region“, der gestreckte basale Anteil, fällt beim Menschen kürzer und gerader aus. Die kleinen schwarzen Rechtecke markieren die im Text erwähnten Umkehrpunkte im gewundenen Verlauf der Spirale (modifiziert nach [94]). ....Seite 56

Abbildung 1-15 Berührungspunkt der inneren und äußeren Pfeilerzellen (P): (a) Längsschnitt durch das Cortische Organ; (b) Aufsicht auf das Cortische Organ (schematisch), innere (IH) und äußere Haarzellen (ÄH), Schnittebene von a (Pfeil). Zum Vergleich mit einem Querschnitt siehe Abbildung 1-6. ..............................Seite 56

Abbildung 3-1 Entnahme des Felsenbeinblocks (aus [192]). .......................Seite 69

Abbildung 3-2 Ansichten des 3D-Modells von Haobing Wang [182] eines rechten Hör- und Gleichgewichtsorgans: Ansicht von kranial (a), von anterolateral um 90° um die Transversalachse gedreht (b). Schnittebene (se), rundes Fenster (rf). ..................................Seite 74

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Abbildung 3-3 Schematische Schnittansicht durch eine menschliche Schädelbasis auf Höhe der Felsenbeinpyramide (a); Blickrichtung der Ansicht für Abbildung (b) (grauer Pfeil), vertikale Schnittebene (gestrichelte Linie). Die Darstellung der cochleären Spirale (b) entspricht der von Xu und Mitarbeitern etablierten radiologischen Standardprojektion „cochlear view“ für die postoperative Kontrolle der Elektrodenlage [2,194]. In (b) ist zudem die Ausrichtung der gebräuchlichen Schnittebenen der histologischen Felsenbeinpräparation dargestellt..............................................................................Seite 79

Abbildung 3-4 Angabe von Kreiswinkeln: (a) Bezugssystem für die „Cochlear View“-Darstellung der menschlichen Cochlea. Rundfenstermembran (rf), Vertikalschnittebene (gestrichelt), Horizontalebene (gepunktet), Null-Referenz-Gerade (weiß) umfasst mit der Horizontalen einen Winkel von 10°. (b) Um 90° gedrehte Ansicht – die Vertikalschnittebene ist in dieser Darstellung, die im Folgenden ausschließlich verwendet werden soll, nun horizontal eingestellt. Erfasster Innenquerschnitt der Scala tympani (grau), gesamtes Lumen der cochleären Gänge (weiß), Winkelgrade analog zu (a). ....................................................................................Seite 79

Abbildung 3-5 Schematische Ansicht einer linken Gehörschnecke von lateral (a) und dazu gehörender medio-modiolarer Schnitt (b). Gänge von basal nach apikal durchnummeriert. (a) entspricht der Ansicht in Abbildung 3-2b, wurde jedoch um 90° rotiert. .....................Seite 81

Abbildung 3-6 Biometrie-Software: Markierung der cochleären Innenquerschnitte ..............................................................................................Seite 83

Abbildung 3-7 Ermittlung des Übergangs von einem Windungsschenkel zum nächsten: Bei der Durchsicht der Serie wird der Schnitt ermittelt, der die Scala tympani möglichst mittig schneidet (im Beispiel Schnitt se2). Als weiterer Hinweis dient die Höhe der Scala, die im entsprechenden Schnitt größer als im vorangehenden oder folgenden sein sollte. Links: Schematische Ansicht einer Cochlea mit Querschnittsrekonstruktion der Scala tympani und Markierung der Schnittebenen (se1-se4); rechts die entsprechenden histologischen Präparate. ......................................................Seite 83

Abbildung 3-8 Biometrie-Software: Rechnerische Rekonstruktion und graphische Darstellung der cochleären Spirale .......................................Seite 85

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Abbildung 4-1 Cochlea 04-188: Rekonstruktion der Aufsicht (links): N. facialis (VII). Schnitt durch die Basalwindung (rechts): Rundes Fenster (rf), Stapesfußplatte (sfp), Macula utriculi (mu), N. utriculo-ampullaris (nua), N. ampullaris post. (nap). ...........................................Seite 94

Abbildung 4-2 Cochlea 04-219: Die Rekonstruktion ist um 15° gegen den Uhrzeigersinn gedreht. Die Schnittebene liegt in der Abbildung horizontal. N. facialis (VII). .................................................Seite 95

Abbildung 4-3 Cochlea 04-217: Die Rekonstruktion ist um etwa 45° gegen den Uhrzeigersinn gedreht: N. facialis (VII), Schnittebene (se; unten), N. vestibulo-cochlearis (VIII), Basalwindung der Cochlea (bw), absteigender Schenkel der Basalwindung/ Übergang zur Mittelwindung (as). ..............................................................Seite 96

Abbildung 4-4 Cochlea 04-185: Rekonstruktion (links): um 80° im Uhrzeigersinn gedreht, Schnittebenen (se); entsprechende Schhnitte durch die Cochlea (rechts): N. facialis (VII), Tractus spiralis foraminosus (tsf), cochleäre Gänge (1,2). .................................................Seite 97

Abbildung 4-5 Cochlea 04-218: Die Rekonstruktion (links) ist um 45° gegen den Uhrzeigersinn gedreht. Die Schnittebene liegt in der Abbildung horizontal; N. facialis (VII). Histologischer Schnitt (rechts) mit Anschnitt des N. facialis, Gänge von 1-5 durchnummeriert, gestauchte Basilarmembran (2*). .........................................Seite 98

Abbildung 4-6 Cochlea 04-186: Die Rekonstruktion ist um 30° gegen den Uhrzeigersinn gedreht. Die Schnittebene liegt in der Abbildung horizontal. N. facialis (VII). .................................................Seite 99

Abbildung 4-7 Auftragung der Ganghöhen gegen die Entfernung zum runden Fenster für die einzelnen Cochleae im Liniendiagramm als Mittelwerte für die Entfernungsklassen: Scala tympani (oben), Scalae vestibuli et media (unten). .......................................Seite 101

Abbildung 4-8 Auftragung der Ganghöhen gegen die Windung als Mittelwerte im Liniendiagramm für beide Scalae (rechte Seite oben) und Boxplot-Diagramme für die Scala tympani (rechte Seite Mitte) und Scalae vestibuli et media (rechte Seite unten). ..............................Seite 103

Abbildung 5-1 Streudiagramme für ausgewählte äußere Dimensionen der Gehörschnecke....................................................................Seite 110

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Abbildung 5-2 Übersicht der Innenquerschnitte der Scala tympani im Kreiswinkelbezugssystem für jede Serie. ...........................Seite 113

Abbildung 5-3 Auftragung der Ganghöhen gegen die Winkelgrad-Klasse als Mittelwerte im Liniendiagramm für beide Kompartimente (rechte Seite oben) und Boxplot-Diagramme für die Scala tympani (rechte Seite Mitte) und die Scalae vestibuli et media (rechte Seite unten). . ............................................................................................Seite 114

Abbildung 5-4 Auftragung der Ganghöhen gegen die Entfernung zum runden Fenster als Mittelwerte im Liniendiagramm für beide Scalae (rechte Seite oben) und Boxplot-Diagramme für die Scala tympani (rechte Seite Mitte) und Scalae vestibuli et media (rechte Seite unten). ....... ............................................................................................Seite 116

Abbildung 5-5 Scala tympani: Innenquerschnittsdifferenz zum jeweils vorangehenden Segment innerhalb des Kreiswinkelbezugssystems . ............................................................................................Seite 119

Abbildung 5-6 Scalae vestibuli et media: Innenquerschnittsdifferenz zum jeweils vorangehenden Segment innerhalb des Kreiswinkelbezugssystems . ............................................................................................Seite 119

Abbildung 5-7 Scala tympani: Abweichung der intersegmentalen Innenquerschnittsdifferenz vom gesamtintersegmentalen Durchschnitt der Innenquerschnittsänderung (entsprechend der durchgezogenen Geraden in Abbildung 5-3 oben). Markierungen für das Signifikanzniveau: p > 0,05 (ns), p ≤ 0,05 (*), p ≤ 0,01 (**), p ≤ 0,001 (***). ..................................................................Seite 121

Abbildung 5-8 Scalae vestibuli et media: Abweichung der intersegmentalen Innenquerschnittsdifferenz vom gesamtintersegmentalen Durchschnitt der Innenquerschnittsänderung (entsprechend der gestrichelten Geraden in Abbildung 5-3 oben). Markierungen: p > 0,05 (ns), p ≤ 0,05 (*), p ≤ 0,01 (**), p ≤ 0,001 (***). ......Seite 121

Abbildung 5-9 Auftragung der Ganghöhen (oben) gegen die beiden Altersklassen: 4 und 6 Jahre (1), 25-78 Jahre (2). Boxplot-Diagramme zur Darstellung des Geschlechtsdimorphismus für Di (innerer Durchmesser; unten links) und Dm (Höhe des Modiolus, unten rechts). Nähere Erläuterungen zu den Maßen in Kapitel 3.5.3. ......... ............................................................................................Seite 124

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Abbildung 5-10 Auftragung des Innenquerschnittsverlaufs im Kreiswinkel-bezugssystem der cochleären Kompartimente Scala tympani (st) und Scalae vestibuli et media (svm) sowie der addierten Messwerte für beide vorgenannten Kompartimente (st + svm). ...........Seite 125

Abbildung 5-11 Rekonstruktionen der Cochleae W792_L (a) und W862_R (d) mit angegebenen Klassen für den Windungswinkel, die Linienstärke gibt den Innenquerschnitt der Scala tympani wieder; Schnittebenen (se) und dazu gehörende Schnitte (b, c, e, f): Gänge durchnummeriert. .. ............................................................................................Seite 127

Abbildung 5-12 Rekonstruktionen der Cochleae W792_L (a) und W862_R (d) mit angegebenen Klassen für den Windungswinke,: die Linienstärke gibt die Höhe der Scala tympani wieder; eingezeichnete Schnittebenen (se) mit dazu gehörenden Schnitten (b, c, e, f): Gänge 1 bis 4 durchnummeriert. ...............................................................Seite 129

Abbildung 5-13 Schematische Darstellung einer Cochlea mit Pars labyrinthis nervi facialis (VII) auf Höhe der Basalwindung (zur Lagebeziehung zwischen Cochlea und Nerv siehe Kapitel 1.2.3 und Abbildung 1-9)......................................................................................Seite 131

Abbildung 5-14 Rekonstruierte Cochlea W877_R (a): Einengung mit Pfeil gekennzeichnet.; histologischer Schnitt von dieser Stelle (b): knöcherne Leiste (*) in der Basalwindung In ihrem mittleren Abschnitt geschnitten. Gänge von 1 bis 3 durchnummeriert. ............ ............................................................................................Seite 132

Abbildung 6-1 Liegt die Schnittführung (Pfeile) nicht genau senkrecht zur Längsachse des Ganges, treten schräge Anschnitte auf, die eine vergleichsweise erhöhte Breite aufweisen. Die Ganghöhe ist nicht betroffen. Zur Orientierung (auch in Bezug auf die Schnittführung) siehe Abbildung 3-3............................................................Seite 137

Abbildung 6-2 Einfluss der Ausrichtung der Schnittebene zur Längsachse des Modiolus auf die ermittelte Breite der Windungen, Modioluslängsachse (m), Basalwindung (bw), Schnittebene (se), ermittelte Breite der Basalwindung (Doppelpfeil). ............ seite 139

Abbildung 6-3 Rotation der Schnittebene um die Längsachse des Modiolus: Ansicht einer Schädelbasis von kaudal (a) mit eingezeichneter vertikaler

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Schnittebene (gestrichelte Linie) durch das rechte Felsenbein und Blickrichtung für Abbildung b (grauer Pfeil). Schematische, rechte cochleäre Spirale von lateral (b) mit eingezeichneten Schnittebenen (se) und Markierung der entsprechenden Umkehrpunkte der Windung (up), wie sie im histologischen Schnittpräparat aufzufinden sind. In schwarz ist die Situation bei korrekter vertikaler Schnittführung dargestellt, in grau bei Rotation der Schnittebenen um die Modioluslängsachse................................................ seite 139

Abbildung 6-4 Keilförmiges Zuschneiden eines Felsenbeinpräparats mit dem Ziel die cochleären Scalae senkrecht zur Längsachse anzuschneiden. Bei dieser Methode sind selten alle Gänge, die auf einer Schnittfläche enthalten sind, im echten Querschnitt eröffnet (*). ............Seite 141

Abbildung 6-5 Bestimmung der Gangweiten: 1) Einzeichnen von Kreisen; 2) Messen der Breite (b) an der weitesten Stelle parallel zur Basilarmembran (bm) und der Höhe (h) senkrecht dazu. Gänge von 1 bis 5 durchnummeriert. ....................................................Seite 143

Abbildung 6-6 Darstellung einer Cochlea von lateral (a) mit eingezeichneten vertikalen Schnittebenen (vse), über Kreisdurchmesser bestimmten lichten Weite der Scala tympani (graue Spirale) und Nummerierung der Halbwindungen entlang einer angenommenen midmodiolaren Horizontalebene (roter Pfeil). Darstellung der Ganganschnitte in dieser Horizontalebene (b) mit analoger Nummerierung der Halbwindungen und Mittelpunkt (m) des Messkreises in der Skala tympani der 1. Halbwindung. Blickrichtung für Darstellung (b) (schwarzer Pfeil). ................................................................Seite 145

Abbildung 6-7 Bezugssystem über Kreiswinkel: (a) cochleäre Spirale in der Bildebene, Referenzgerade kreuzt die Modiolusachse senkrecht im Bild, 0° entspricht dem Beginn der Windung (näheres im Text – Abbildung aus [154]). (b) Illustration zum „Cochlear View“ (Abbildung aus [194]): superiorer Bogengang (SSC), Vetibulum cochleae (V), rundes Fenster (RW), Elektrodenkontakte (E). ........... ............................................................................................Seite 147

Abbildung 6-8 Innenquerschnittshöhe: Literaturvergleich (oben), aus [151] (unten). ................................................................................Seite 151

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Abbildung 6-9 Walby: Innenquerschnittshöhe der Scala tympani gegen die Entfernung zum runden Fenster aufgetragen; mit Mittelwert und Standardabweichungen nach oben und nach unten (entnommen aus [151]). .................................................................................Seite 151

Abbildung 6-10 Anatomischer Verlauf der Basilarmembran (äussere Spirale) und des Cortischen Organs (innere Spirale) (aus [46]). ............Seite 156

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8.5. Verzeichnis der Tabellen

Tabelle 1.1 Historische Übersicht zu Elektrodentypen und Implantations-verfahren (zusammengestellt nach [25,31]) .........................Seite 34

Tabelle 1.2 Technische Daten aktueller Elektrodentypen (Stand 02/2008; Quelle: Roland 2006 [44], Herstellerangaben) .....................Seite 35

Tabelle 1.3 Literaturübersicht zu humanen Elektrodeninsertionsstudien mit geraden Elektrodenträgern. Zum Bezugssystem für den Traumatisierungsort siehe Abbildung 3-4. ...........................Seite 44

Tabelle 1.4 Literaturübersicht zu humanen Elektrodeninsertionsstudien mit perimodiolaren Elektrodenträgern (vorgeformt oder mit Positioner). Zum Bezugssystem für den Traumatisierungsort siehe Abbildung 3-4. ........................................................................................Seite 46

Tabelle 1.5 Traumatisierungsmechanismen bei der Cochlea-Implantation in Abhängigkeit vom Ort der Schädigung (aus [56]) ...............Seite 49

Tabelle 3.1 Wittmaacksche Schnittserien - Übersicht der Fälle ..............Seite 67

Tabelle 3.2 Für die Trichromfärbung nach Masson-Goldner benötigte Lösungen ..............................................................................Seite 72

Tabelle 3.3 Färbevorschrift für die Trichromfärbung nach Masson-Goldner ...... ..............................................................................................Seite 73

Tabelle 3.4 Wittmaacksche Fixationsflüssigkeit .....................................Seite 73

Tabelle 3.5 Entkalkungsflüssigkeit..........................................................Seite 73

Tabelle 3.6 Ehrlichsches saures Hämatoxylin .........................................Seite 74

Tabelle 3.7 Metrische Längenangaben innerhalb der cochleären Windung im Vergleich zum Winkelgradbezugssystem (siehe Abbildung 3-4, Messdaten übernommen aus [180]) ......................................Seite 81

Tabelle 3.8 Datenausgabe der Biometrie-Software nach Rekonstruktion der

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cochleären Spirale .................................................................Seite 85

Tabelle 3.9 Datenstruktur für die Auswertung mit dem Statistikprogramm SPSS .....................................................................................Seite 85

Tabelle 3.10 Klassenaufteilung für Positionsangaben innerhalb der Schneckengänge ...................................................................Seite 87

Tabelle 4.1 Äußere Abmessungen der Cochleae (in µm) ........................Seite 93

Tabelle 5.1 Äußere Abmessungen der Cochleae (in µm) ......................Seite 109

Tabelle 5.2 Innenquerschnitte der cochleären Segmente der Scala tympani und des gemeinsamen Kompartiments der Scalae vestibuli et media (in µm) .....................................................................................Seite 112

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8.6. DanksagungVielen Dank sage ich Herrn Professor Dr. med. Martin Westhofen für die Überlassung des interessanten Themas, die allzeit gewährte Unterstützung und freundliche Betreuung sowie die Vertretung der Doktorarbeit im Fachbereich und die Übernahme der damit verbundenen Arbeiten.

Sehr herzlich möchte ich mich bedanken bei Herrn Professor Dr. med. Andreas Prescher für seine umfassende Unterstützung und den immer gewährten fachlichen und menschlichen Beistand.

Mein ausdrücklicher Dank gilt der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf für die freundliche Bereitstellung von histologischen Präparaten aus der Wittmaackschen Felsenbeinsammlung, hier besonders Herrn Professor Dr. med. Ulrich Koch, sowie Herrn Priv. Doz. Dr. med. Marcos Sanchez-Hanke und Herrn Dr. med. Adrian Münscher.

Mein Dank gilt ausserdem Herrn Dr. med. Jan Hänsel für seine Vorarbeiten und die Ausarbeitung der ursprünglichen Fragestellung, auf die das Thema der vorliegenden Promotion zurückzuführen ist.

Herzlich danke ich Frau Anita Agbedor, die mir mit ihrem Witz und ihrem Rat, wie auch mit ihrer tatkräftigen Unterstützung bei der Literaturrecherche eine stete Hilfe war.

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8.7. Erklärung zur DatenaufbewahrungHiermit erkläre ich, dass die dieser Dissertation zu Grunde liegenden Originaldaten in der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Plastische Kopf- und Halschirurgie des Universitätsklinikums Aachen hinterlegt sind.

Aachen, 12.11.2008

Slavomir Biedron

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8.8. Lebenslauf

Persönliches

Name Slavomir Biedron

Geburtsdatum 09.12.1979

Geburtsort Breslau, Polen

Familienstand ledig

Schul- und Berufslaufbahn

31.05.1999 Abitur, Elsa-Brändström-Gymnasium, Oberhausen

2000 bis 2006 Studium der Humanmedizin an der RWTH Aachen

29.11.2006 Ärztliche Prüfung (Staatsexamen)

19.01.2007 Approbation

seit März 2007 Facharztausbildung an der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Plastische Kopf- und Halschirurgie des Universitätsklinikums der RWTH Aachen