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Untersuehungen fiber die Beeinflussung der Avitaminosen durch ultraviolette Strahlen. II. Mitteilung. Weitere Versuche bei Taubenberiberi: Versuche mit Tauben, welche direkt an entfiederter Haut bestrahlt wurden. Von Jaroslav K~i~eneck:~. (Aus der Sektion fiir Ziicht~ungsbiologie des M~hrischen zootechnischen Landes- forschungs-Instituts in Brtinn.) (Publ. Nr. 48.) (Eingegangen am 30. Oktober 1925.) Nachdem in den ersten Versuchen, fiber die ieh in der I. Mitteilung 1) beriehtet babe, festgestellt wurde, dal~ Bestrahlung yon ausschliel~lich mis gesch~ltem Reis gefiitterten T~uben mit ultravio]etten Strahlen (Quarzlampe ttanau-Werke) die Entwieldung des Bildes der Tauben- beriberi bei ihnen keinerart beeinflultt, erhob sieh die Frage --und diese wurde mir auch yon einigen Faehkollegen vorgeworfen -- ob die nega- tiven Resultate bzw. die Feststellung der Nichtbeeinflussung der Tauben- beriberi durch ultraviolette Strahlen nieh~ dureh Aufhaltung (Absorp- tion) dieser Strahlen dureh die Gefiederbedeekung verursacht worden waren. Es ersehien also nStig, die Versuche aueh an Tieren zu wiederholen, bei welehen dutch Entfernung der Gefiederbedeekung der Weg zur zweifellos unbehinderten Einwirkung der Strahlen auf die KSrperober- fl~ehe (Haut) freigemaeht worden war. Es liegen zwar gewisse Umst~nde vor, welche es mOglich maehten, fiber die oben erwi~hnte Erkl~rung der bisherigen Versuchsresuttate zu zweifeln. Es ist nicht festgestellt worden, dal~ die ultravioletten Strahlen wirklich und zu welehem Grade yon der Gefiederbedeckung absorbiert werden. Im Gegenteil spreehen verschiedene Beobachtungen daffir, dab diese Strahlen ftir den tierischen Organismus eine gewisse Penetrations- fiihigkeit besitzen. In diesem Sinne schrieben auch z. B. Gassul~), Rollier, 1) Pfliigers Arch. f. d. ges. Physiol. 204, 467. 1924. 2) Gassul, S~rahlentherapie 9, 232ff. 1920. Pflfigers Archly f. d. ges. Physiol. Bd. 21t. 44:

Untersuchungen über die Beeinflussung der Avitaminosen durch ultraviolette Strahlen

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Page 1: Untersuchungen über die Beeinflussung der Avitaminosen durch ultraviolette Strahlen

Untersuehungen fiber die Beeinflussung der Avitaminosen durch ultraviolette Strahlen.

II . Mitteilung.

Weitere Versuche bei Taubenberiberi: Versuche mit Tauben, welche direkt an entfiederter Haut bestrahlt wurden.

Von Jaroslav K~i~eneck:~.

(Aus der Sektion fiir Ziicht~ungsbiologie des M~hrischen zootechnischen Landes- forschungs-Instituts in Brtinn.)

(Publ. Nr. 48.)

(Eingegangen am 30. Oktober 1925.)

Nachdem in den ersten Versuchen, fiber die ieh in der I. Mitteilung 1) beriehtet babe, festgestellt wurde, dal~ Bestrahlung yon ausschliel~lich mis gesch~ltem Reis gefiitterten T~uben mit ultravio]etten Strahlen (Quarzlampe ttanau-Werke) die Entwieldung des Bildes der Tauben- beriberi bei ihnen keinerart beeinflultt, erhob sieh die Frage - - u n d diese wurde mir auch yon einigen Faehkollegen vorgeworfen -- ob die nega- tiven Resultate bzw. die Feststellung der Nichtbeeinflussung der Tauben- beriberi durch ultraviolette Strahlen nieh~ dureh Aufhaltung (Absorp- tion) dieser Strahlen dureh die Gefiederbedeekung verursacht worden waren.

Es ersehien also nStig, die Versuche aueh an Tieren zu wiederholen, bei welehen dutch Entfernung der Gefiederbedeekung der Weg zur zweifellos unbehinderten Einwirkung der Strahlen auf die KSrperober- fl~ehe (Haut) freigemaeht worden war.

Es liegen zwar gewisse Umst~nde vor, welche es mOglich maehten, fiber die oben erwi~hnte Erkl~rung der bisherigen Versuchsresuttate zu zweifeln. Es ist nicht festgestellt worden, dal~ die ultravioletten Strahlen wirklich und zu welehem Grade yon der Gefiederbedeckung absorbiert werden. Im Gegenteil spreehen verschiedene Beobachtungen daffir, dab diese Strahlen ftir den tierischen Organismus eine gewisse Penetrations- fiihigkeit besitzen. In diesem Sinne schrieben auch z. B. Gassul~), Rollier,

1) Pfliigers Arch. f. d. ges. Physiol. 204, 467. 1924. 2) Gassul, S~rahlentherapie 9, 232ff. 1920.

Pflfigers Archly f. d. ges. Physiol. Bd. 21t. 44:

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Finsen, Jensen, Bach [zit. nach M. Lewyi ) ], weiter Heusner, Zimmermann, Levi [zit. nuch Gassul2)], neuerdings dann M. Fraen]celS), welcher letz™ die Penetrierung der ultr~violetten Struhlen auch durch diinne Metallplatten bewiesen zu hgben gluubte. Auch einige Versuche, welche in unserer Sektion des hiesigen Forschungsinstitutes ausge�9 worden wuren, zeigten, dal~ den ultr~violetten Strahlen (erzeugt von der Quarz- lampe, ttunau-Werke) -- wenigstens in ihrer biologischen Wirkung -- eine gr6ftere Penetrationsf~ihigkeit zukommt, uls man gewShnlich ge- wohnt ist unzunehmen. Mein Mitarbœ Ing. B. Kostomarov, konnte z. B. zeigen, daL~ die Wirkung der ultr~violetten Strahlen auf junge Fische dieselbe wie bei direkter Bestrahlung u wusserfrei gelegten Tiœ auch d~nn bleibt; wenn die Struhlen eine liber 100 cm hohe W~sserschichte durchdringen miissen. Andererseits lag uber wieder nicht als bewiesen vor, da ft die ultr~violetten Str~hlen von der Gefieder- bedeckung nicht absorbiert werden.

Die Versuche wurden auf die Weise uusgefiihrt, dufi den Tauben dus Gefieder auf der ga.nzen Riickenfl~iche vom Hals bis zur Schwanz- wm'zel ausgerupft wurde. Die Fliigel waren w~hrend der Bestrahlung bauchwirts heruntergezogen und in dieser Luge befestigt. Die Be- st,ruhlung geschah mit einem dreipoligen Quarzbrenner fiir Wechsel- strom von 220 V. in senkrechter l~iehtung auf die Riickenfltiche.

Im g~nzen ~-drden Versuche mit 12 Tauben ausgefiihrt: 7 M~innchen, 5 Weibchen, Alter unbekunnt, Gewicht 320--430 g. Alle Tiere wurden immer 1 Woche bis 10 Tage vor dem Versuch ira Laborutoriumstall bei normaler, ~dtaminreicher Nuhrung geh~lten.

.Die Technik der Bestrahlung war : t~igliche halbsttindige Bestrahlung ~us einer Entfernung von 1 m; Anfang der Bestrahlung immer an dem~ selben Tage, an dem mit der l~eisdiat angefungen wurde.

Dus Resultut dieser Versuche war dasselbe wie jenes der friiheren mit Tauben ohne entfernter Gefiederbedeckung ~n der bestrahlten KSrperfl~che. Dus Bild der Taubenberiberi entwickelte sich bel ~llen 12 Tuuben in denselben Formen, welche o~ls typisch fiir diese Avita- minose bekannt sind : bei 6 Tieren (4 Mannchen, 2 Weibchen) erschienen nach 17--24 Tagen nach Versuchsbeginn und unter fortschreitender alimentiren Dystrophie (KSrpergewichts~bnahme) die neuritischen Er- scheinungen (sgmtliche Tiere ha t ten spastische Kr~impfe), in denen die Tiereinnerhatb der folgenden 24 Stunden zugrundegingen. Beideniibrigen 6 Tauben (3 Mgnnehen, 3 Weibchen) entwickelte sich die atrophische Form der Beriberi, in welcher die Tiere nach 24--46 Tugen ohne j eglich e neuri- tische Erscheinung unter fortschreitender ErschSpfung zugrunde gingen.

i) M. Lewy, Str~hlenthergpie 9, 618ff. 1920. "~) Gc~ssul, Strahlentherapie 10. 1162. 1920. .s) M. Fraenl~el, Zeitsehr~ f. d. ges. physikal. Therapie 29, 223. 1925.

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die Beeinflussung der Avitaminosen durch ultraviolette Strahlen. IL 6 6 5

E i n e n ~ h e r e B e s c h r e i b u n g d e r e i n z e l n e n F/~lle e r s c h e i n t m i r n i c h t

a l s n 6 t i g . I n f o l g e n d e r T a b e l l e f i n d e t m a n d ie D a t e n f i i r d ie e i n z e ] n e n

T ie r e f i b e r s i c h t l i c h z u s a m m e n g e s t e l l t .

I Die heurt- I Tod ohne Anfangs- Gewicht Gewiehtsab- Nr. I tischen ~er I Ge- Art der IN . Krlimpfe gewicht der Tiere Inahme w~hrend u , ~ymptome der Tiere eingetreten lschlechtlBestrahlungl beim Tode des Versuches Taube erschiellen

= - ~ 1 i /nach Tagen ha ch Tagen I in g in g in %

89 o ~ 86 o z 88 OE 87 Q

118 Q 120 ™ ~21 ™ 122 o ~ 123 O ~ 124 Q 126 128 y

7~ ~ 25 ~ ~ ~ _

~ 22 ~ 20 ~ 24

– 18

46

24

35 39

32

4]

320 345 430 430 345 385 360 360 375 350 325 360

200 270 230 278 260 270 305 265 250 215 250 195

37,50 21,74 46,51 36,05 24,64 29,87 15,28 26,39 33,33 38,57 23,08 45,83

E s e r g i b t s i ch a lso , daf~ auch dann, wenn die unbehinderte Bestrahluug der Haut der Tauben durch ultraviolette Strahlen durch Ent/ernung der Ge/iederbedeckung garantiert wird, die Entwicklung und Mani]estation der Taubenberiberi durch die ultravioletten Strahlen uubeein/lufit bleibt.

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