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495 Untersuchungen fiber die ehemischen Wirkungen des Liehtes. Von Prof. Dr. J. M. ]Eder. (Ghemischcs L~boratorium derk. k. Staatsffewcrbeschule in Wien.) I. Abhandlung. (Vorgelegt in tier Sitzung am 18. Juni 18850 Inhalt: I. Verhaltdn yon Ferridcyankalium und Gemischen desselben mit anderen Substanzen gegen Licht. II. Relative Lichtempfindlichkeit yon Ferridcyan-~ Nitroprussid- und andercn Eisenverbindunffen. III. Verschiedene Kupferverbindungen. IV. Indigoschwefelsaures Natron. V. Holybd~ins~ure. VI. Zersetzung yon Chlor und Brom- wasser und Jodtinctur im Lichte und Einfluss yon organischen Sub- stanzen auf diesen Process. VII. Zersetzung yon alkoholischen ChromatlSsungen am Licht. VIII. Zersetzung yon Quecksilber- jodiir am Licht. I. Verhalten yon Ferridcyankalium und 6emischen desselben mi~ anderen Substanzen gegen Licht. D~ss eine w~isserige L~isung yon Ferridcyankalium im Lichte unter Bildung eines blauen Niederschlages und yon Ferrocyan- kalium zersetzt wird, ist bekannt. Uber den Verlauf der Reaction und die Quantiti~t der photochemischen Reactionsproducte liegt jedoch nichts vor. Zum Studium derselben sctzte ich Li~sungen yen verschiedener Concentration in verschlossenen Flasehen yon 28. Juli bis 2. November 1884 der Einwirkung des wechselnden Sonnen- und Tageslichtes aus und liess in unmittelbarer :Nahe eine andere Probe derselben LSsungen vor Lieht geschlitzt stehen. Die LSsung wird anfangs dunkelbraun, spiiter blau. Nach dieser Zeit hatte sich ein blauer Niederschlag yon Berlinerblau gebildet, neben Ferrocyankalium und fr e ie r B 1au- s a u r e. Das Berlinerblau war als sogenanntes ::lSsliches Ber]iner- 36

Untersuchungen über die chemischen Wirkungen des Lichtes

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Untersuchungen fiber die ehemischen Wirkungen des Liehtes.

Von Prof. Dr. J. M. ]Eder.

(Ghemischcs L~boratorium derk. k. Staatsffewcrbeschule in Wien.)

I. Abhandlung.

(Vorgelegt in tier Sitzung am 18. Juni 18850

Inha l t : I. Verhaltdn yon Ferridcyankalium und Gemischen desselben mit anderen Substanzen gegen Licht. II. Relative Lichtempfindlichkeit yon Ferridcyan-~ Nitroprussid- und andercn Eisenverbindunffen. III. Verschiedene Kupferverbindungen. IV. Indigoschwefelsaures Natron. V. Holybd~ins~ure. VI. Zersetzung yon Chlor und Brom- wasser und Jodtinctur im Lichte und Einfluss yon organischen Sub- stanzen auf diesen Process. VII. Zersetzung yon alkoholischen ChromatlSsungen am Licht. VIII. Zersetzung yon Quecksilber- jodiir am Licht.

I. Verhalten yon Ferridcyankalium und 6emischen desselben mi~ anderen Substanzen gegen Licht.

D~ss eine w~isserige L~isung yon Ferridcyankalium im Lichte unter Bildung eines blauen Niederschlages und yon Ferrocyan-

kalium zersetzt wird, ist bekannt. Uber den Verlauf der Reaction und die Quantiti~t der photochemischen Reactionsproducte liegt

jedoch nichts vor. Zum Studium derselben sctzte ich Li~sungen yen

verschiedener Concentration in verschlossenen Flasehen yon 28. Juli bis 2. November 1884 der Einwirkung des wechselnden

Sonnen- und Tageslichtes aus und liess in unmittelbarer :Nahe eine

andere Probe derselben LSsungen vor Lieht geschlitzt stehen. Die LSsung wird anfangs dunkelbraun, spiiter blau.

Nach dieser Zeit hatte sich ein blauer Niederschlag yon Berlinerblau gebildet, neben Ferrocyankal ium und fr e ie r B 1 au- s a u r e. Das Berlinerblau war als sogenanntes ::lSsliches Ber]iner-

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blau" vorhanden; wenn man es auf einem Filter sammelt und w~tscht~ so beginnt sich das Filtrat blau zu f~rben, sobald die Salze grSsstentheils entfernt sind. Zur quantitativen Bestimmung des Niederscblages wuseh ich gegen das Ende der Operation mit sehr verdtinnter Eisenchloridl(isung und sehliesslich mit Alkohol dann wurde derNiederschlag bei 100 ~ C. getrocknet und gewogen.

Das Ferrocy~nkalium wurde im Filtrat, welches neutral reagirte~ durch F~llen mit Bleiacetat und Titriren des gef~llten Ferrocyaublei mit Kaliumhypermanganat ~ bestimmt.

Das Entstehen yon Blaus~ture in belichteter Ferridcyan- kaliumlSsung macht sich durch den Gerueh schon bemerkbar. Alte beliehtete Liisungen entwiekeln schon beim Erw~trmen auf 60 ~ C. viel Blaus~ur% fl'ische dagegeu sehr wenig; desgleiehen ~'geben erstere helm Destilliren mit Natriumbicarbon~t leicht nach- weisbare Mengen Blaus~ure im Destillat, letzteres nnr bedeutend geringere Quantit~tten.

Die Quantiti~t der Zersetzungsproducte wurde in 150 Cem. yon folgenden vcrsehieden concentrirten LSsungen b estimmt:

Eine 8% FerridcyankaliumlSsung sehied aus : 0" 041 Grm. Berlinerblau und 0" 703 Grin. Ferrocyankalium.

Eine 40/o FerridcyankaliumlSsung schied aus: 0"017 Grin. Berlinerblau und 0" 432 Grm. Ferroeyankalium.

Eine 1% FerridcyankaliumlSsung schied aus : 0" 023 Grin. Berlinerb]au und 0" 322 Grin. Ferrocyankalium.

Daraus geht hervor, dass im Lichte auf je 1 Gewiehtstheil Berlinerblau 7 his 25 Gewichtstheile Ferrocyankalium (nebst Blaus~ture) gebildet werden, gine 1% Ltisung zersetzt sich relativ raseher a]s eine 8% Ltisung.

Gemische yon Ferridcyankaliumltisung mit Zucker oder oxal- sauren Salzen zersetzen sich schneller im Lichte. Eine L~)sung (150 Cem.), welche enthielt"

8~ Fcrridcyankalium + 8~ Zucker gab 0"092 Grin. Berlinerblau und 1" 032 Grin. Ferrocyankalium.

1~ Ferrideyanka]ium q-- 1/~ o/o Ammoniumoxalat gab ? Grin. Berlinerblau und 0" 64 Grin. Ferroeyankalium.

1 /)as Ferrocyanblei wurde zuvor in Atzkali gel(ist und dann mit Salzs~ure anges~uert.

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80/0 Ferridcyankalium -~- 4~ Ammoniumoxalat gab ? Grin. Berlinerblau und 0" 528 Grin. Ferrocyankalium.

Es zersetzen sich also diese Gemische in derselben Zeit ~'aseher, als reines Ferridcyankalium. Dass die 1% L~isung bet .tier Analyse einen gr~sseren Gehalt an Ferrocyankalium gab~ xaag an eiuer Ungenauigkeit der Bestimmung liegen.

F e r r i d c y a n k a l i u m + K a l i u m e i t r a t verhalt sich dem ~Gemisch mit Oxalat ahnlich.

GelSstes F e r r i d c y a n k a l i u m § B l e i a c e t a t gibt im Lichte einen blauweissen~Tiederschlag yon Ferrocyanblei~ welches �9 aittelst unterschwefligsaurem ~atron extrahirt werden kann, ~eben Berlinerblau.

F e r r i d e y a n k a l i u m § U r a n o x y d s u l f a t ist licht- empfindlicher als das vorige Gemisch; es gibt einen rothbraunen Niederschlag, welcher viel Ferrocyanuran enth~lt.

F e r r i d c y a n k a l i u m -+- Q u e c k s i l b e r c h l o r i d ist viel lichtcmpfindlicher als jedes allein; es bildet sich Qtlecksilber- .chloriir~ Berliner$'rUn und Blaus~nre.

11, Relative Lichtempfindlichkeit yon Ferridcyan-, Nitroprussid- und anderen Eisenverbindungen.

Geltistes F e r r i d c y a n k a l i u m ist weniger lichtempfind- ~lich als F e r r i d c y a n a m m o n l u m . Beide sind bei Lichtabsehluss sehr la~ge haltbar. F e r r i d c y a n w asse r s to f f l (is un g bl~tut sich auch im Dunklen; aber raschcr am Lichte.

Reines F e r r i d c y a n e i s c n verhlilt sich gegen Licht wie tin ,Gemisch yon Ferridcyankalium § Eisenalaun. Letzteres zersctzt sich auch im Dunklen allm~lig untcr Bildnng yon Berlinerblau ~rtd Blaus~ure; im Lichte geht der Process jedoch viel schneller :vor sich.

Ferridcyankalium -~ Eisenchlorid (gleiche Moleciilc) ist anch bet Lichtabsehluss sehr unbest~ndig. Anfangs bildet sich Berliner- blau, sparer (nach dreimonatlicher Lichtwirkung) Berlinergrtin; dieser Niederschlag" g'ibt nach dem Zersetzen mit Kali sowohl 'Ferro- als Ferridcyankalium ab. (Ybersehiissiges Eisenchlorid bewirkt gleieh anf~tngliches Entstehen yon Berlinergrtln; im Lichte bildet sich dieses aber ungef~thr dreimaI raseher als im Finstern. ~Srar Ferridcyankalium imUberschuss~ so bildet sieh anfangs Bla~ b

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dann erst Griin. Es entwickelt sich stets (auch im Finstern) Blaus iiure.

Geliistes Nitroprussidnatrinm dessen Lichtempfindlichkeit schon seit langer Zeit bekannt war~ ist ungefi~hr 20real licht- empfindlicher, als Ferridcyankalium. Es bildet sich im Lichte Berlinerblau nnd Blausi~ure und die FlUssigkeit nimmt eine stark saure Reaction an.

Nitroprussidnatrium § Eisenchlorid ist ungef~hr 20 real licht- empfindlicher als ersteres fur sich allein und kommt an Licht- emptindlichkeit dem Ferridoxalat nahe.

Folgen de Tabelle gibt die relative quantitative photochemische Zersetzung ether Anzahl yon Substanzen in 3 percentiger L~isung wahrend vierti~giger Beliehtung yon 40 Ccm. Fltissigkeit.

1. Eisenammoniakalaun+ Oxalsiiure gibt 0"028 Grin. Eisenoxy- dul (vorhanden als oxalsaures Salz).

2. Eisenammoniakalaun + Citronens~iure gibt 0'015 Orm.Eisen- oxydul (vorhanden als citronensanres Salz).

3. Kaliumferridoxalat gibt 0'022 Grm. Eisenoxydnl (vorhanden als oxalsaures Salz).

4. Ferridoxalat gibt 0"036 Grin. Eisenoxydul (vorhanden als oxalsaures Salz).

5. Nitroprussidnatrium gibt 0"002 Grin. Berlinerblau. 6. Nitroprussidnatrinm + Eisenchlorid gibt 0"039 Grm. Ber-

linerblau. 7. FerridcyankMium + Eisenalaun 1 gibt 0'004 Grin. Berlinerblau. 8. Ferridcyankalium -~ Eisenehlorid gibt im Liehte 0"039 Grin.

Berlinerblau. 9. Ferrideyankalium § Eisenchlorid(imFinstern)gibt0"022 Grmo

Berlinerblau, Differenz - - 0"017 Grin. 10. Eisenammoniakalaun + Zucker 11. ,, + Alkohol keine Reduction. 12. s =+= Harnstoff

Eisenalaun mit Oxals~ture oder Citronensiiure zersetzt sich langsamer als Ferridoxalat. Es ist noch bemerkenswerth, dass Eisenchlorid + Oxalsi~ure sich im Lichte rascher zersetz L als

1 Erleidetw~hrenddieserZeit im FinsterneinesogeringeVer~inderung, dass sich kein w~gbarer Niederschlag bildet.

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Ferridsulfat (in Form des Ammoniumdoppelsalzes) 0xals~ure. In diesem Falle tiberwiegt demnaeh die relative photoehemisehe Zersetzung des Chlorides tiber das Oxydsalz. Eisenehlorid+ Alkohol zersetzt sieh in tier Sonne bald unter Bildung yon Eisen- ehlorUr; Eisenoxydsulfat ist mit Alkohol liehtbest~ndig.

III. Verschiedene Kupferverbindungen.

0 x a l s a u r e s K u p f e r o x y d - N a t r o n (Natrium-Kupfer- oxalat) bildet blaue Krystallnadeln, welche sich im Finstern jahrelang halten. Im Lichts veriindert es sich nach mehreren Tagen (respective Woehen) oberfi~ichlich, indem es braunschwarz wird; es verlindert hiebei sein Gewieht nieht. Die Liehtempfind- lichkeit ist nicht bedeutend.

Es erscheint auffallend~ dass das analogs Kalium- und Ammonium-Doppelsalz lichtbesti~ndig ist~ wozu mir kein analoges Beispiel bei anderen Yerbindungen bekannt ist.

Aueh geltistes K a l i u m k u p f e r o x a l a t ist lichtbesti~ndig. Enthi~lt die LSsung abet Ferridoxalat~ so scheidet sieh schon naeh eintiigiger Besonnung Kupferoxydul aus~ welehem sich sp~iter Ferrooxalat beimengt.

Die Lichtempfindlichksit der sogenannten ,F e hl i n g's c h e n L S s u n g ~' beobaehtete schon F e h l i n g se]bst im Jahre 1849 1. Er sehreibt: ,Es ist durchaus nothwendig~ class Kupfervitriol~ weinsanres Kali und A_tzkali in riehtigem Verhitltnisse vorhanden sind; ist dieses nieht der Fall~ so zersetzt sieh die AuflSsung ohns Zueker bald im Liehte~ im directen Sonnenliehte augen- blieklich."

Abet auch die in der analytischen Chemie gebri~uehliche Feh l ing ' s chs LSsung2 gilt mit Recht als liehtempfindlich.

Ich untsrsuchte die Zersetzung versehieden eoneentrirter Li~sungen im Lichte und im Dunklen naeh 31/2 Monaten.

Coneentrirte F e h l i n g ' s e h e KupferlSsung gibt im Lichte 0"731 Grin. Kupferoxydul.

1 Annal. Chem. Pharm. 1849. Bd. 72. S. 106. ,9 34"639 Grm. Kupfervitrio] auf 500 Cem. Wasser gelSst; 173 Grin.

Seignettesalz, 125 Grin. Atzkali auf 500 Ccm. gel(ist.

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Coneentrirte F e h l i n g"sehe Kupferli~sung gibt im Dunkleir 0"021 Grin. Kupferoxydul, Differenz 0"710 Grin.

Mit gleichem Vslumen Wasser verdtinnte Feh l ing ' s che ~ L~sung gibt im Lichte 0"110 Grm. Kupferoxydul.

Mit gleichem u Wasssr verdtinnte F e h l i n g ' s e h e L(isung g'ibt im Dunklen 0"003 Grm. Kupferoxydul~ Differenz. 0'107 Grin.

Mit 6-fachem Volumsn Wasser verdUnnte F e h l i n g ' s c h e LSsung gibt im Lichte 0"040 Grm. Kupferoxydul.

Mit 6-faehem Volumen Wasser verdiinnte F e h l i n g ' s c h e LSsung gibt im Dunklen keinen wligbaren ~Niederschlag.

Daraus folgt: 1. Dis Zersetzliehkeit der LSsun~ im Finstern sinkt bedeutend mit der VsrdUnnun~. 2. Unter dem Einfiusss des Lichtes seheidet sieh bei concentrirtsn L(isungea und solehen~ welche mit gleichem Volumen Wasser verdUnnt sind~ uugefKhr 35 real mehr Kupferoxydul aus, als im Dunklen. 3. Stark. verdiinnte L(isungen sind im Dunklen ganz best~tndig~ wKhreu4 sie sich im Lichte noeh nachweisbar zersetzen.

IV. Indigoschwefelsaures Natron.

Indigoschwefelsaurss Matron ist in witsserig'er LSsuug sehr liehtbesti~ndig. Gsmischt mit Soda und Ammouiumoxalat wird dip LSsung nach zwsi Tagen in dsr Sonne schwach gebleicht. Rascher wirkt das Licht auf sin Gemlsch yon indig'oschwefelsaurem Natroa un4 Traubenzucker; jedoch liegt hier keine reins Lichtwirkung vor, sondern auch W~rme fUhrt bei Lichtabschluss momentane: Reduction herbei.

V. Molybd~,ins~iu re.

Molybdiinsliure gelSst in verdUnnter Schwefelsliure soll sich~ nach P h i p s o n ~ im Sonnenlichte bl~uen, im Finstern wieder entfarben. Ich zeigte schon frtiher an einem anderen Orte, class eine Bli~uung nur bei Anwesenhsit organischer Substanzen erfolgt und dass dann die blaue Farbe im Finstern nieht mshr vsrsehwin- det. Gemisehe mit Zueker werden sowohl im Lichte, wie bei

E d e r ' s Ausfi ihr l ichesHandbuch derPhotoffr~phie 1884. I. Th. S. 2'2~

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Untersttehungen ~iber die ehemischen Wirkungen des Liehtes. 501

Lichtabschluss hlau (Bildung yon Molybd~noxyd zufolge einer Reduction)~ aber ira ersteren Falle erfolgt die Reduction rascher.

VI. Zersetzung yon Chlor- und Bromwasser und Jodtinctur im Lichte und Einfluss yon organischen Substanzen auf diesen Process.

Die ersten Arbeiten auf diesem Gebiete rUhren yon B a r w at d t~nd M o n h e i m (1835) her und sind in Vergessenheit gerathen. Ersterer theilte mit i dass er gefnnden habe, dass sich Chlor- wasser nieht nur fiir sich allcin im Lichte zersetze~ sondern dass diese Zersetzung befSrdert wird, wenn mit Chlorwasser Stoffe in Verbindung kommen, welche reich an Wasserstoff sind, was bei den meisten organiscb en Substan zen der Fall sei. M o n h eim ~ gab zu, dass organische Substanzen die photochemische Zersetzung des Chlorwassers beschleunigen, glaubte abet nicht, dass der W a s s e r s t o f f d e r s e l b e n hiebei eine Rolle spiele; Monhe im experimentirte mit Pflanzenabsuden. S t a d e l e r 3 fand, dass Citronensaure im Lichte besondcrs raseh yon Chlor angegriffen werde. Die photochemischen Reactionen yon g a s f S r m i g e m Chlor auf Essigs~ure etc. ziehe ieh bier nieht weiter in Betracht~ sondern nut yon wasserigen L~isnngen yon Chlor, Brom und Jod.

Zuniiehst verglieh ich die relative Lichtempfindliehkeit yon Chlor- und Bromwasser und alkoholiseher Jodtinctur ~ und studirte dann die Beschleunigung' des Processes bei Gegenwart yon organischen Substanzen. Chlor~ Brom und Jod waren in i~quivalcn- ten ~engen gelSst und in gleieh geformten Gef~ssen dem Liehte ausgesetzt; eine andere Probe wurde unter gleichen Umst~nden ira Dunklen aufbewahrt. Nach der Insolation wurde das frei gcbliebene Chlor etc. in der bekannten Weise mit Jodkalium, St~rke und nnterschwefligsaurem Natron titrirt. Auf die nach P o pp e r 5 neben Salzs~ure und Sauerstoff entstehende Chlorsaure

Woehensehrift ftir die gesammte Heilkunde yon Cas pe r in Berlin 30. October 1835. Bucher ' s Repertorium fi d. Pharmacie 1835. LIV. S. 355.

2 B u c h e r ' s Repertorium ibid. 3 Annal. d. Chem. u. Pharm. Bd. III. S. 299.

W~sserige Jodtinetur ist sehr ]iehtbest~ndig und vergleiehende Ver- suehe mit Chlor- und Bromwasser, w/iren ohne Resultat geblieben.

5 L i e b i g ' s Annal. Bd. 227. S. 161.

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yon Weinsaure und Citronens~ure wird die Zersetzung yon Chlor- undBromwasser sowohl beiLichtzutritt als-Abschluss beschleunigt; jedoch tiberwiegt aueh hier die Schnelligkeit tier Zersetzung' unter dem Einflusse des Liehtes.

Citronens~iure wird yon Chlorwasser sowohl im Lichte als bei Liehtabsehluss raseher angegriffen als Weins~ure. Bei Brom- wasser geschieht die Zersetzung dieser S~uren im Dunklen lang'- samer als bei Chlorwasser, dagegen ist sie im Lichte annahernd ebenso stark, wie bei letzterem.

Dass die ehemische Energie des Chlor im Lichte bei Geg'en- wart yon Citronens~,ure starker erh~ht wird~ als bei Gegenwart yon Weins~ure~ finder ein analoges Beispiel, z. B. : ist Eisen- chlorid § Citronens~ture liehtempfindlieher als Eisenchlorid 4- Weins~ure, wie ich sehon fri~her naehgewiesen babe.

Eine a l k o h o l i s c h e B r o m t i n e t u r entf~rbt sich aueh im Dunklen naeh kurzer Zeit (~/2 bis 2 Stunden). Im directen Sonnen- liehte findet die Entf~rbung fast momentan start.

Die Schnelligkeit tier photochemisehen Zersetz~ng yon Chlorwasser, Bromwasser und alkoholiseher Jodtinetur erfolgt, wie erw~hnt, in der Reihenfolge wie sie angeNhrt sind oder mit anderen Worten umso langsamer je grSsser das Atom- gewieht wird.

VII. Zersetzung yon alkoholischen ChromatliJsungen im Lichte. Es wurden ges~ttigte LSsungen yon Ammonbambiehromat in

absolutem Alkohol~ in 50proeentigen und in 25 proeentigenAlkohol hergestellt und durch 3 Jahre dem Liehte an einem sonnigen Fenster ausg'esetzt.

1. Die Lt~sung" yon Ammoniumbiehromat in absolutem Alko- hol war sehon naeh 3 Mon~ten entf~rbt und es hatte sich ein g'rrmer schlammiger Niederschl~g yon Chromoxyd zu Boden gesetzt. Die FlUssigkeit enthielt Essigs~ure, Atdehyd und Essigather.

2. DieL~sung in 50procentigenAlkohol hatte wahrend dieser Zeit nur etwas braungelbes, chromsaures Chromoxyd" als Nieder- schlag fallen gelassen und selbst nach 3 Jahren war die FlUssig- keit noeh dunkelroth gef~rbt durch das anwesende Chromat; der Niedersehlag wurde aueh w~hrend dieser Zeit nieht ganz zu Chormoxyd redueirt.

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3. Die LSsung in 25procentigem Alkohol verhielt sich wie jene in 25 proeentigen~ war abet nach 3 Jahren in der Zersetzung noch weiter zurlick.

Darans folgt; dass in diesem Falle der Alkohol die Desoxy- dation des Bichromates im Likhte besehlknnigte, wie dies z. B. aukh mit dem Urannitrat nnd Eisenchlorid der Fall ist, wlihrend mit steigerndem Wassergehalt die Lichtempfindlichkeit sinkt. W~tsserige Ltisungen yon Bichromaten sind ganz lichtbestEndig.

VIII. Zersetzung yon QuecksilberjodUr im Lichte.

Quecksilbeljodtir bildet ein gelbgrtines Pnlver, welches an Liehtempfindlichkeit neben dem Chlorsilber einen Rang' behanptet. Man kann auf Gummi- oder Gelatinepapier, welches mit Queck- silberjodur imprggnirt ist~ in wenigen Minuten in der Sonne ein Lichtbild erhalten.

U'ber den Verlauf des photoehemischen Processes ist niehts Sicheres bekann~. Nach A r t u s erfolg~ die Yerdunkelung bloss bei feuchtem aodiir und kS entwickelt sieh kein Jod, sondern Jod- wasserstoff, woraus Ar t n s folgert, es menge sich vielleikht Queck- silberoxydul bei. Nach In gli s zerf~tllt es in lufthaltigen Gefiissen, auch wenn sic keinLicht durkhlassen in einigen Wochen in Queck- silber und Dentrite yon Jodid.

Ich stellte dnrch Fallung yon salpetersaurem Quekksflber- oxydnl mit Jodkatium und Wasehen mit Atkohol bei gelbem Licht QuecksilbkrjodUr her und brachte es in GlasrShrchen. wovon ich eines mit feuchter Luft fifllte, eln anderes dnrch liingeres Dartiberlkiten bei 100 ~ C. mit trockener Kohlensi~ure, kin drittes mit trockenem Stickstoff fiillte und hierauf die Rshrchkn zuschmolz. Alle d r e i w n r d k n im S o n n k n l i c h t e r a s c h s k h w a r z , ohne dass die Abwesenheit yon Sanerstoff odkr Feuehfigkeit die Ver- ~nderung aufgehalten h~tte.

Gegenwart yon Jod ode r J o d w ~ s s e r s t o f f konnte ieh anch bei einem wochenlang insolirten und dutch und durch geschwiirzten Quecksilber]odtir ni c h t n a k h w e is e n~ selbst nieht durchErhitzen bei 100" C. nnd Untersukhung etwa entweichender D~impfe. Alkohol zog aus dem geskhwi~rzten Pulver kein Queck- silberiodid aus. Dagegen f~irbte sich sin Goldblatt tiber dem anf

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150 ~ C. erhitzten Pulver ganz schwaeh weiss, so dass ~uf die Anwesenheit yon freiem Queeksilber geschlossen werden kann.

Wenn also bei der Zersetzung yon QuecksilberjodUr im Lichte 1. der Sauerstoff und die Feuehtigkeit keine Rolle spielt~ 2. kein Jod und kein Jodwasserstoff (entgegen der Angabe yon Ar t u s frei wird~ 3. metallisches Queeksilber in minimalen Spuren entsteht, so kann nur eine Spaltung in Quecksilber und Queck- silberjodid vorliegen. Da abet Weingeist aus dem im Liehte geschwi~rzten Quccksilbei'jodtir kein Quecksilbeljodid auszieht, so muss sieh wohl Quecksi]beljodtirjodid (l:Ig4J G naeh B o u l l a y ) bilden.

Dann lautet die Zersetzungsgleichung ftir beliehtetes Queek- silbeljodUr

3Hg'~J 2 = 2Hg + gg4J 6

d. h. es spaltet sieh in rein vertheiltes meta]lisehes Queeksilbe 5 welches die Schwi~rzung herbeifiihrt, und QuecksilbexjodUrjodid; hiebei wirkt insbesondere das blaue und violette Lieht~ wie scho~ C h a s t a i n g gezeigt hatte.