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LV. Unterszcchztngen uber die Coiistitution der Zu ck e r s u ur e. Vo n HESS. (Bullet. scient. de Vdcade'rnitr de Pitersb. T. V, p. a~.) Ich babe die Ehre gehabt, der Acadernie eine Abhandlung iiber die Zusamrnensetzung der Zuckersaure vorzulegen. Ich glaubte darin betviesen zu biiben , dass die Zusammcnsetxung des sauren Iialisalzes durch die Formel k, C, U, 0, f g, U, H,O, ausgedriickt sei a). Meine Versuohe wurden unmittelbar nach ihrer Bckannt- machung durch Hrn. T h au lo tv in deln Eaboralorium des Hru. Lie big wiederholt. Zr Carid fur dtts Kdisalz dasselbe Ite- sultat wie ich und aniilysirte ausserdem noch das Zink- und Ammoniaksalz. Diese beitfen letzteren waren von Hrn. Gu Bri n- V a r r y bereitet worden, utid da das Resultat der Analysen die- selben Zahlen giebt, welche icli gefuiiden htrlte, so folgt, dass Hr. G u 6 r i n - Va r r y dieselbe Substanz als ich untersucht und dass er sich nur in den numerischen Resolfaten geirrt hatle. Indessen beschloss Er. T ha u 1 o w seine Arbeit dnmit uicht. Eine neue Art, die organischen Siiuren ZU betrachten, war er- schienen; er wandte sie ant' die Salze der Zuckersiiure an und Pand, dass diese Siiure besondcrs geeignet sei, die neue Theo- rie zu befestigen %a). Nnch dieser Theorie erfordert die ZuckersPure 5 At. Rasis zu ihrer Sittigung. In der wasserhaltigen Siiure sind 5 At. Wnsser, in den Salzen kiinnen diese entweder ganz oder theil- weise durch Basen ersetzt werden, so dass sie 6 Reihen von Salzeii nach folgendem Typus bilden : %uckerdure C,,Hlo O,, f 5Aq Salz - C,,HlO O,, 4- 4Aq f R (Metalloxyd) C,z~,oO,, 4- 3Aq 4- 2R - C,,H,,O,, + 24 + 3k C,zH,oO,, + 1Aq + & - ClaHlOOll + SR. - Diese Substitution der Elemelite des Wassers durch eine 9) Jouru. Ed. 15. 8. 4fi4. **) Joaru. Ed. 15. Y. 466.

Untersuchungen über die Constitution der Zuckersäure

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LV. Unterszcchztngen u b e r d i e Coi i s t i tu t ion d e r

Z u ck e r s u ur e. V o n

H E S S . (Bullet. scient. de Vdcade'rnitr de Pitersb. T. V, p. a ~ . ) Ich babe die Ehre gehabt, der Acadernie eine Abhandlung

iiber die Zusamrnensetzung der Zuckersaure vorzulegen. Ich glaubte darin betviesen zu biiben , dass die Zusammcnsetxung des sauren Iialisalzes durch die Formel k, C , U, 0, f g, U, H,O, ausgedriickt sei a).

Meine Versuohe wurden unmittelbar nach ihrer Bckannt- machung durch Hrn. T h a u lo tv in deln Eaboralorium des Hru. L i e b i g wiederholt. Zr Carid fur dtts Kdisalz dasselbe Ite- sultat wie ich und aniilysirte ausserdem noch das Zink- und Ammoniaksalz. Diese beitfen letzteren waren von Hrn. Gu B r i n- V a r r y bereitet worden, utid da das Resultat der Analysen die- selben Zahlen giebt, welche icli gefuiiden htrlte, so folgt, dass Hr. G u 6 r i n - V a r r y dieselbe Substanz als ich untersucht und dass er sich nur in den numerischen Resolfaten geirrt hatle.

Indessen beschloss Er. T h a u 1 o w seine Arbeit dnmit uicht. Eine neue Art, die organischen Siiuren ZU betrachten, war er- schienen; er wandte sie ant' die Salze der Zuckersiiure an und Pand, dass diese Siiure besondcrs geeignet sei, die neue Theo- rie zu befestigen %a).

Nnch dieser Theorie erfordert die ZuckersPure 5 At. Rasis zu ihrer Sittigung. I n der wasserhaltigen Siiure sind 5 At. Wnsser, in den Salzen kiinnen diese entweder ganz oder theil- weise durch Basen ersetzt werden, so dass sie 6 Reihen von Salzeii nach folgendem Typus bilden :

%uckerdure C,,Hlo O , , f 5Aq Salz - C,,HlO O,, 4- 4Aq f R (Metalloxyd)

C , z ~ , o O , , 4- 3Aq 4- 2R - C,,H,,O,, + 2 4 + 3k C,zH,oO,, + 1Aq + & - ClaHlOOll + SR.

- Diese Substitution der Elemelite des Wassers durch eine

9) Jouru. Ed. 15. 8. 4fi4. **) Joaru. Ed. 15. Y. 466.

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iiquivalenfe Anxahl von Atomen irgend eines Metalloxydea ist ein mesentlicher Punct der neuen Theorie. Diese Substitution existirt nun nacli der alten Ansicht dlein fur tlas Hydratwasser; ausserdem konntc sich eine Sjiure wohl mit einer griisseren Menge von Oxyd verbinden und basische Salze bitden, ohne mehr Wasser auszutreiben , d. h. dass, wenn einmal das Hydratwos- ser ersetxt ist, das Verhaltniss zwischen Kohlenstoff und Was- serstoff dssselbe bleibt, mit welcher Mcnge Metnlloxyd sich die Siiure such verbinden mag.

Es giebt also kein Mittel, beide Theorien mit cinantler zu vereinigeii, da sie beide verschiedene Thatsachen voraussetzen. Von diesem Gesichtspuncte aus will ich nuch auerst die Arbeit des Hrn. T h s u l o m belcuohten. I n der Reihe der Formeln, wel- che seine Ansicht ausdriicken , setzen die 3 ersten vollkominen dieselben Thatsrchen fiir beide Theorien voraus ; es sind nur 2 verschiedene Auslegungen , denn:

Mess, ub. d. Const. d. ZucliersBure.

Neue Formel. Alte Formel. C ~ Z H l O O , l -1- 5 f i G= 2 ( C 6 H 8 0 7 + G). Cl2H1,Oll +- -& -t 6 C l ~ H 1 o O l l + 3g -+ 2R = 2(R,C,HS07).

= R,C6 H80, + &,C6H8 0,.

Man muss also unter den 3 Ubrigen E’ormeln die Beweise fur die neue Snsicht nufsuchen. Die eine von ihiien ist indes- sen nur vorausgesetzt: C,,H,,O,l $. Aq f 4 k Hr. T h a w l o w fiihrt kein Salz van dieser Zusamrnensetzung an; sic be- weist also nichls.

Was die Fnrmel C,,H,,O,, f 2Aq f 3 K betrifft, so glaubt Hr. T h r u l o w , sie in dem von Hrn. E rdmaiin sna- lysirten Sslze aufzufinden. Es geniigt indessen, die berechneten und die gefundenen Zahlen mit einnnder zu vergleichen, urn zu beweisen, dass diese Behauplung jeder Begriindung entbehre.

Kohlenstoff 15,67 13,6!) Wasserstoff 1,34 1,24 Sauersfoff 18,52 21,93 Bleioxyd 64,47 6347.

Es bleibt also aus dieser gsnzen Reihe nur noch das CiiiiP-

atomige Salz, welches zu Gunsten der neuen Theorie spricht. Es ist ganz klar, dsss cs dieses Salz war, welchcs Rum Aus- gaogspuiictc fur Hrn. Tl iaulow gedient bat. \Vir wollen vor allen Dingen dcn Grad des Zutrauens prufen, auP weloheu die- 88s Resulfat Anspruch machen kann.

Ber. Erhallen.

Hess , ub. d. Const. d. Zuckersiiure. 381

Am Schlusse seiner Denkschrift sagt uns der Vcrfasser : um die Zuckeriiure ganz vollstiindig zu charakterisiren, bleibe ihm our iioch ubrjg, dic Reactionen derselben anzugebcn, und er sagt uns unter andern : Wird salpetersaures Silberoxyd zu einer Aufliisung des sauren Kalisalzes hinzugesetzt so fintlet man nach einiger Zeit das Silber retlucirt, eine Reaction, die augenbliclilich vor sich geht, wenn man die Fltksigkeit erhitzt. - Diess ist gerade der entscheidendsfe Beweis fur die Unreio- heit des Salzes! -

Das satire zuckersaure Kali schlayt das Silber nus seiner Auftiivung nicht nieder, selbvt nach %.iemlich anlsallendrm Ko- chela. Ich habe mich dnvon durch eine Probe mit dem Reste des Salzes tiberzeugt , welches zu meinen Analysen gedicnt hatte. - Hrn. T hau low’s 8n1z war also unrcin. Diess ist auch sehr natiirlich, da er unter allen bekaniiten Bereitungs- methoden gernde die vorzieht, welche am mnngelhaftesten ist.

Die Methode, deren ich mich bedient hatte und die dnria besland, dsss ich das rohe zuckersaure Kali durch wiederholle Kryslallisation reinigte, ist iiusserst expeditiv, da das Sala in heissem Wasser vie1 leichter aufliislich is1 als in lialtcm. Die Arbeit geht sehr schnell von statten und 3 Tage reichteu hin, um aus ciem Producte der Einwirkung von SslpetersRure au9 6 Pfund Zuclier ein viillig reines Salz zu erhalten.

Die rohe Flussigkeit enthiilt ausser Oxnlsiiure und Amei- sensfiure eine braune Substanz, welche dem Snlze hartniicliiger als jede andere Verunreinigung anhiingt, so dass, wenn das Salz erst weiss ist, es auch vollkommen rein ist.

Da Hr. Thai110 tv in seiner Denkschrift uns sngt, dass er mehrere Metllnden fur die Bereitung der Zuckers:iure versuctit habe, so wilI ich annebmen, dass er nur Piir die Uutersuchung der Reactionen sicb eines unreinen Solzes bcdient hoben mag und dnss das Bbisalz mit einem reinen Knlisalze dnrgestellt worden war. Es bleibt dann immer noch tibrig, die Genauig- keit der Analysen sclbst R U untersuchen. Nach der neuen Theo- rie bleibt die Anzahl der Atome von Sauerstoff und Kohlenstoil constant und die der Wasserstoffatome allein variirt, je nach der griisseren oder geringeren Menge, welche durch ein Metall er- setzt wird. Ua ausserdem diese Theorie die Existenz der ba- sischen Salze nicht ausschiiessl, so leuchtet ein, dass nrment-

382

lich dcr Wasserstoff mit aller miiglichen Genauigkeit bestimlnt werden mussle.

H e s s , ub. d. Const. d. Zuckersaure.

Verglcichen wir diese Zahlen : Sala. Ber. Gef. Ueber- Wer(h

Wasserstoff. schuss. v. H. k + 2(C, &I, 0,) + €4 3,6 3,78 0,18 0,20 i n C, H, 0, 2,92 3,06 0,14 0,18 RYN, f 2(C, H, 0, f & 5,68 5,82 0,ld 0,21.

Der constante Ueberschuss von 0,ld muss endmeder von der Ausfiihrung oder der Methode der Analyse abhhngen. In beiden Pfllen rniiss sich derselbe Ueberschuss bei der Analyse ales Bleisalzes wieder vorfinden j dennoth berechnet Hr. T h au- l o w seine Pormel genau nach den Ergebnissen der -4nalyse. Aber der game WasserstolTgehalt des Bleisalzes betriigt nur 0,7#, wovon 0, ld gcnau 3 ist. Die Zahl 0,7 entspricht g0 At. Wasserstoff; wir sehen daher, dass es noch durchaus nicht bewiesen ist, dsss dieses Salz wirl\lich 10 At. Wssserstoff ent- hiilt j enthiilt es mehr oder weniger, SO fallen in beiden Fiillen alle diese Folgerungen von selbst fort.

Ich kochte zuckersaures Kali mit eiriem Ueberschnsse von essigsaurem Rleioxyd , wobci ich das sclirnelzende Saiz, wel- ches sic11 niederschlug, entfernfe. Die ruckbleibende FIus$gkeit wnrde bis zur Breiconsistenz eingedampft, in Wasser aut'genom- men und gut ausgewasclien.

1,12 des Salzes gnberr 0,807 Bleioxyd = '22,053. 1,046 des Salzes gaben 0,424 liol~lensiiure, 0,107 Wasser. Diesv giebt, den Kohlenstoff immer zu 12 At. angenommen :

Kohlenstoff 11po

Bleiox yd 72,03 100,oo.

Wasserstoff 1,L3 Ssuerstoff 15,tj 2

Aber C, : H, =: 11,2 : 1,21 $,I3 ist erhaltcn worden. 0,08 Unterschied.

Da diescr Versuch den des Brn. T h nu 1 o w niaht betlitigr, o Iiochte ich dieses Pals: von Neuem luit einem Ueberschusse 'on essigsaurem Blcioxytl.

3,634 des Sfilzcs gaben 2,786 Bleioxyd = '26,665. Das Salz, wdches Hr. '1' 11 a11 1 o w angewendet hntfe, ent-

iielt 76,998 nleioxyd. Da aber der Verhsser weder die Menge es anzumendenden essjgsauren Bleioxydeu, noch die Ternpera-

Hess, iib. d. Const. d. Zuckersii:ire. 383

tor, noch die Beit angiebt, welche aur Bereilung des Salaes erforderlich ist , so wird es rvenigstens sebr schmer, ein ganz constantes Product zu erhalten. Eine neu bereitete Menge gab :

2,763 Salz = 2,214 Bleioxyd = 80,139 Bleioxyd. 4,586 des Salzes gaben:

1,516 Kohlensfiure 0,434 Wasser.

Koblenstoff (C,,) 9,.140

Sauerstoff 10,115 Bleioxyd 80,130

100,000.

Wasserstoff 0,615

Aber Man kann sich also uber das Verschwinden einer gewis-

sen Quantitiit. Wnsserstoff nicht tluschcn. - Gebiirt rber tIas so gebildete Salx noch der Zuckersiiure an? Dicss musste noch bewiesen werden, und urn diess EU beweisen, mussle die Siiure wieder frei gemrcht werden und dann alle ihre fruheren Ei- genschaften besitzen.

I c h zersetzte das Bleiszlz des Hm. T l i a u l o w dorch SchwefelwasserrtolT; der Uebcrschws des Gases ward durch Kochen vertricben; die SO erliallene Siiure murde rnit der zur Ril- dung eines sawen Salzes erfoorderlichen Menge Iiali gemischt. Beim Ahdampfen der Fliissigkeit wurde nun ein gummiiibnliches Salz erhalten. Dieses wurde wieder aufgeliist und durch essigsaures Blei niedergeschlagen. 2,732 Salz, bei IOU0 getrocknet, gaben 4,433’ Blcioxyd = 89,00$.

C,, : H,, = 9,14 : 0,621.

I. 6,931 des Salzes gahen: .. C = 1,154 = C = 41,98

4,45 = 0,303 = H = 0 = 53,57

100,oo. 11. 3,326 des Sslzes, 0,361 SIure enthattend, gaben:

6 = 0,565 C = d2,91 = O,i47 H 4,48

0 = 52,61 100,oo.

C,, 41,37 und C,, 43,32 A,, 4,50 H,, 471 O,, b 4 i 3 0,, 51,97

100,oo 100,oo.

384 H e ss, iib. d. Const. d. Zuckersaure.

Diese Zahlcn stellen nickt mehr die Zusammenselzung der Zuckersaure dar. Aber da ich voraussetzte, dass d r s Kochen dcr P’liiusiglieit dam beitrage, die Siiure wieder au erzeugen, so zersetata ich eine neue Portion des T haulow’schen Palzes, welclies 79,533 Bleioxyd enthielt und bei der Analyse von 5,092 Substana

Kohlenssure 1,672 44,613 Wasser 0,265 2,907 Sauerstoff 62,480

100,000 gab. Es ist etwrs weniger Wasserstoff gerunden, rls die For-

me1 verlangt. Die treigemachte Saure wurde mit Zinkoxyd gekocht. Durch Abdampfen erhielt ich Kryetalle und eine Fliis- sigkeit , welche riicht krystallisirle.

0,818 der bei 1000 getruckneten Krystafle gaben 0,236 r. 28,SSf; Zinkoxyd.

2,413 SJz gaben 2,240 Kohlenslure, 0,686 Wasser. Kohlenstoff 25,66 C, 2(i,79 W-nssersloff 3,-15 13, 2,92 Sauerstoff 42,34 0, 40,99 Zinkoxyd 28’85 Z n 29,30

100,oo 100,00. Ich vermotbe, dass das Sala nicht vollkommen getrocknet

war. Es blicb noch eine unkrystallisirbare Fliissigkeit zuriick ; diese murde mit essigsaurem Bleioxyd niedergeschhgen und lief‘erte ein Salz, dessen Analyse 72,138 Bleioxyd ergab.

1,31 des Salzes gaben: 0,596 Kohlensaure = l1,16$ C 0,124 Wasser = 1,05# E fiauerstoff = 15,668 Bleioxyd = 72,138

100,oo. Bei dieser Analyse verhielt sich sber der Kohlenstoff zum

Wasserstoff wie C,, : 86,4. Aber 87,3 sind erst gleich H14. Dsnn sind 11,16 : 15,66 = C,, : 1287 (0). Diess sind noch nicht vbllig 13 At. Sauerstofl:

A m diesen Analyeen ergiebt sichr I ) Dass die Siinre 4es Thanlow’schen Salzes, durch

H e s s, iib. d. Const. d. Zuckerszure. 385 Schmefelwasserstoff ausgeschieden , nicht mehr die Zusammen- setzung der Zuckersiiure besifxt.

2) Dsss man nur sehr schwierig ein Salz von der Zu- eammensetzung , melche der Verhsser angiebt, erhiilt.

Ich ziehe hieraus den Schiuss, dass Hr. T h a u l o w sehr verschiedene Salze erhalten und nur die Resultale mitgelheilt liaben t&d, welche sich an seine Ansicht fiber diese Sache anschliessen, nach dein von gemissen Gelehrten befolgten Grund- safze, nach dem man Alles vermeiden iniiss, was ZweifeI Bber eine ausgesprochene Ansicht verbreiten kiinnte, und nnch wel- chem es dein Verhsfier allein zukommt, seine Versuche zu be- urllieilen und die Folgerungen eu veranlmorten, melche er darnus zieht. --

Ufn nun auf die eigentliche Frage, die iiber die Zusam- mensetxyg der ZuckersAure, zuriickzukommen , will ich einige Worle ties hrn. G r a h a m anfiihren. Dieser tiefe und klnre Deiikcr- sagt 3:) : Iiiclted the great queulion respecling the con- slilulian of an oxyyen-sall , is the pirot UPOIL which tlie wliole Body of clicri~ical theor9 turns at this moment.

Es treten u n s hier 3 Fragen enigegen hinsichtiich des ge- genwlrtigen Zusfandes unserer Benntnisse:

1) K n n n die Zuckerdure als eine Wasserstotfsiiure be- trachtet rverdeti?

2) 1st die Siiure eine polybrrsische? 4) \Vie sol1 man dss darin vorhandene anstauschbare Was-

ser belrachten? W a s die Frage uber die WasserstoEsiiure betritTt, so ist

l i lar , dasr, wciin tlie Zuckersiiure wiire: C12H,oO16 f 5H2,

Wenn man in tliesem Falle dieses Salz durch Schwefel- wasserstoffgas crersefzte, so musste man Schwefelblei und die urpprijngliche Sldre erhslten, oder man wiirde C,, Hi, Ole, einen Niederschlag von Sehmefelblei und eine Wasserstoffgas- entwicliclung bekommen. Die Annahme einer WasserstotTsaure 1 h t nur tliese bdiden Alternrliven zu j der Vecsuch berveist, dass man weder die nrspriidgliche Sb'ure noch die Verbindung

das Bleisalz sein wiirde: Ci, €I,oO,, f 5Pb.

3) Elements of Chemistry by Th. G r a h a m . Land 183.9. p. 179.

Jouru. f. pralit. Cltemie. XVII. 7. 25

386 H es s, ub, d. Const. d. Zuckersiiure.

C,,HIoOl, erhiilt, sondern eine Verbindung, welche weniger Sauerstoff und Wasserstoff enthfilt als die urspriingliche Siiure.

Die aweite Frage ist, ob die SRure einbasisch oder mehr- basisch Cmonobasique ou polybafiique) sei. 1st sie einbasisch, so repriisentiren wir sie durch C,HsO, g ; ist sic mehr- basisch, so sind wir gezwungen, die Atomenzahl zu verdop- yeln und sie durch C,, €J,oO16 snszudriicken. Die bis jetzt untersuchten S a k e entscheiclen diese F r q e nicht , denn man Gann eben so gut ZnC,H,O, als Zn,C1,Hlt;O,, schrciben. Das srure Kalisab isr ein wahres Doppetsala, KC,H, 0, f h C, H, 0,. Das Wasser kann durch Ku$eroxyd ersetzt mer- den, und das so erhaltene Sals krystsllisirt leicht. Wenn w\r ein Ssla kennen wiirden, welches aus K C, €I, 0, +ka C, H, 0, bestiinde, so M r e die Frage entschieden, und das Alom miisele verdoppelt werden *). Dieses Salz ist indessen nooh nicbt dar- gesiellt. Wenn wir endlich rnnehmen wollten, das Bleisalz C,, H,, O , , f ~ b 5 besjisse eine constante Zusammensetzung, SO wurde die Frage entscbieden sein. Aber diese Zusammen- setzuog ist nicht constant; die Zersetzung bleibt nicht auf dieser Grenze stehen , und Fie musste bei einer ungeraden Zahl stehen bleiben, damit cs nollrweridig wird, das Atom der Zuclrersiure zu verdoppeln.

Die lefzte Frage endlich ist die, zu missen: welche Rolle spielt daa austausohbare Wasser in der Zuckersiiure? Wenn mon annimmt, die Verbindung C1,H,,0,, + Pb5 exi- stire wirklich, driickt dann die Formel C,, H,, 0,, + h, in der That die wahre Zusammensetzung der P5ure aus? I ch ant- morte hierauf mit iVem I n meiner ersten Ahhandlung uber dio Zusammensetzung iler Zuckersiiure babe ich gezeigt, dass, wenn man das saure zuckerenure Kali mit Bleioxyd kocht, dieses tlann eine Slure, C, H,o, , enllrhlt. Da dieser Verwch von Ern. T h a u 1 o w glinzlicb ubersehen ist, so habe ictr ihn wiederholt, indem ich einen grossen Ueberschuss von Rleioxyd angewendet habe. Die Fliis- slgkeit wurde stark nk+liseh, und dss Bleioxyd enthielt , nach- dem es sehr gut gewaaclren worden war, genau d'ie Sdure C,HsO,. Dss Bleioxyd konnte also nur 2 At. Wasser ver-

*) MRn sehe, was Th. Grnhem hei Gelegenheit der Conatitu- tion der Sake sagb Phil. Mag. Sept. 1888. p. 219.

H e s s , Ub. d. Const. d. Zuckersiiure. 387

trefen, und wenn es, wie in der 'P h 80 1 o w'scben Verbindung, noch 8 Ah Wasser austreibt, so ksnn diess nor durch den gleichxeiligen Einfluss der E s s i p a u r e geschehen. Die Formel der Siiure ist aber dann nicbt mebr

C1,n,,O,, + 5$, sondern C,,~,,o,,, H,O, 3. 2fi.

Durch den gegcnwsrtigen Fall werden wir daranf hinge- f'iilirt, dass dap Wasser sich darin rnit verschiedener Kraft ge- bunden findet. Der Ausdruck basisches Wasser, neuerdings von Hrn. L i e b ig angewendet, geniigt nicbt mehr. Vergeblich wiirde man der Nothwendigkeit aiiswcicbeii wollen, zwischen den ver- schiedenen Graden der Innigkeit, rnit der eine Substanz sich verbinden krnn , unterscheiden zu miissen; und namentlich fur das Wssser wird diese Unterscheitlung unerliisslich.

Ich bemerke also, dass das Wasscr sich findet: 1) Im Zustsnde des Krystallisatiooswassers, 2) als selinisches oder Hydratwasser, 3) als basisches Wasser; d a m kann es schon durch die

Einw-irkung einer Basis allein ausgetrieben werden; 4) als Constitutionswasser, melches wesentlicb zur Zu-

sammenselzung der SLure gehijrt j es kann dann our durch kraP- tigere Einwirkung, doppelte WahlverwandscbaR, erbijhte Tem- peratur ausgetrieben werden.

___-- Die Analyse gicbt, wie man oben gesehen bat, fur die

Zuckersiiure dieselhe Zusammensetzung wie fiir die Scbleim- s iure: C, H,O,. Diese Identitat der Zusammcnselznng wiirde nur scheinbar sein, wenn wir dns Atom der Zuckersiiure ver- dopyeln. Andererseits bat Hr. L i e b i g geglaubt, das Atom der Schleimsiiure verdoppeln zu miissen. Der stsrkste Grnnd, wel- chen er dafiir anfiihrt, ist die Zusammensetzung der Brenz- schleimshure Cl0€l, 0, j denn w a s die Doppelsalze betrifft, so gesfehe ich, keine davon zu kennen. Ich habe mich rnit eini- gen Versuchen uber die Schleimsaure beschiftigt, in der Ab- Richf, sie mit der Zuckersiiure zu vergleichen und dabei f o b gende Verschiedenheiten gefunden :

Die Zuckersiiure bildet sehr leicht kryatallisirbare Doppel- salze j von der Scbleimsaure 'habe icb keine erbslten.

253%

388 Liebig, iib. Salicin u. Phloridxin.

Mit Kali bildet die Schleimslure nur ein neutrales Salz: k C, H, 0,. Eine AufIusung dieses Salzes dorch salpetersau- res Silberoxyd gePiillt, liefert ein gelbes Salz A g C, H, 0,. Pallt man die Preie Schleimsiiure, so erhiilt man dasselbe Salz, ob- gleich von etwas hellerer Farbe. Durch FBllung eines neutralen Salzes oder der freien Schlcimsiiure mittelst eines Bleisalzes erhiilt man constant fibC,H, 0, + &.

Endlich unterwarP ich diese Siiure derselben Bebrindlung wie die Zuckersfiure, indem sie lange Zeit mit einem Ueber- schusse von essigsaurem Bleioxyd gekocht wurde. Das gut ge- trocknete Palz gab von 1,06 Salz 0,5446 P b = 5i,37$

Aber i b G f giebt 51,359. Es ist also eine Eigenthiimlichkeit dieses Bleisalzes , die-

88s Atom Wssser mit so vie1 &aft zuriickzuhalten. Ich Piige noch hinzu~, dass die ZuckersIure sich bei der

trocknen Destillatiou anders als die Schleimsfure verhiilt.

LYI. U e be98 S a l i c i n tind P h l o i - i d a i n .

Y O U

J. L I E B f G .

Nachdcm die im vorigen Heffe mitgetheillen Verhandlun- gen iiber Salicin und Phloridxin bereits abgedruckt waren, ki-

men der Red. die im Msihetle dcr Ann. d. Phnrm. mitgetheif- ten Bemerkungen von L i e b i g iiber denselben Gegensfand zu. Wir theilen den wesentlichsten Inhalt als Nachtrag zu den im vorigen Hefle enlhaltenen Untersuchungen mit.

Hr. Prof. L i e big glaubt, dass das Atomgcwicht iles Sa- licins eben so hoch sein muss als das des Anrygdalins, und daes zum Ausdruckc seiner Zusammeasetzung naoh den vorhandeneu iibereinstimmenden Annlysen die Pormel C,, H,, 0,, gewviihlt werden muse.

C 55,69 6,26 38,05.

Sie erklsrf mit Leichfigkeit die Zersetzungeproducfe9 wel-

Sie giebt in 100 Th.:

she das Salicin mit Siaren und Chlor liefert.