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Fette und Seiten 1937, Heft 8 337 Unterruchungen uber die Polymeritation der Fette II. Die Einwiw kung von Schwefelchloriir auf Fette [Studien auf dem Fettgebiet, XXXIX. Mitteilung] Von Prof. Dr. H. P. Kaufmann. Dr. J. Baltes und Dr. P. Mardner Aus dem Institut fur Pharmazie und chemische Technologie der Universitat Miinster i. W. Die meisten Fette lassen sich durch Schwe- felung in hochpolymere Stoffe umwandeln, die eine hohe Druckelastizitat besitzen und schon seit langem ausgedehnte technische Verwendung gefunden haben. Durch Einwirkung von ele- mentarem Schwefel auf Fette erhalt man bei hoherer Temperatur Produkte, die unter dem Namen ,,brauner Faktis” bekannt sind und Schwefel in organischer Bindung enthalten. Wird Schwefelchlorur verwandt, so tritt die Reaktion schon bei gewohnlicher Temperatur ein, und der anfallende Faktis ist von heller Farbe. Der Be- ginn der Reaktion ist dabei durch ziemlich starke Erwarmung des Gemisches gekenn- zeichnet, das unter Chlorwasserstoff -Abspaltung und zunehmender Erhohung seiner Viskositat schliel3lich in den Gelzustand ubergeht. Neben organisch gebundenem Schwefel ist im ,,wed3en Faktis” noch gebundenes Chlor vorhanden. In beiden Fallen tritt also eine Polymerisation der Fette unter gleichzeitiger chemischer Bindung von Schwefel bzw. Schwefelchloriir ein. In jung- ster Zeit sind Verfahren der Herstellung von weiljem Faktis voniiglicher Qualitat unter Verw-efdung von Schwefelwasserstoff und ge- eigneten Uebertragern bekannt geworden ‘1. Sie liefern c h 1 o r f r e i e n weiI3en Faktis. Das Studium der Einwirkung von Schwefel- chloriir auf Fette ist nicht nur im Hinblick auf den Oelkautschuk wichtig, sondern auch zur Erklarung der Vorgange der Bi>ldung von ,,Fak- tor-Firnis”, einem Veredelungsprodukt des Lein- ols, bei der allerdings die reinen Polymen- sationsvorgange im Vordergrund stehen. Lei- der ist der / Reaktionsmechanismus zwischen Fetten und Schwefelchloriir weder hinsicht- lich der qualitativen noch der quantitati- ven Seite genugend geklart. Additlonsvor- gange laufen neben Substitutionen, bei denen sich Chlorwasserstoff bildet, einher. Daneben muD eine teilweise Spaltung der Glyceride, deren Spaltstucke wiederum mit Schwefelchloriir rea- gieren konnen, in Betracht gezogen werden. Das Studium der gesamten Vorgange ist einmal da- durch erschwert, daD es sich um Gemische han- delt, zum anderen durch die Tatsache, daD primar entstehende Reaktionsprodukte sich wei- ter in hochpolymere Stoffe umwandeln. Der eine von uns hat mit R. S a l c h o w erstmals aus dem Reaktionsprodukt ungesattigter Fett- sauren und Schwefelchloriir gut kristallisierte Stoffe isoliert, die gewisse Ruckschlusse ge- statten. Dariiber wird sp2ter berichtet. Die Auf- *) Am. Patent (Auslegebuch Nr. 4539.21) der Fa. Alexander & P o s n a n s k i , Berlin. deckung des Reaktionsverlaufes der Faktisbil- dung eroffnet Ausblicke zur Synthese elastischer Pr’lassen unter Verwendung anderer Rohstoffe. Denn wenn auch die fur die Herstellung von 0 elkautschuk f reigegebenen Fettmengen verhiilt - nismaiDig klein sind, so muI3 auch hier an einen Austausch herangegangen werden. Er wird sich nur auf Grund intensiver wissenschaftlicher Durchforschung des Faktisgebietes ermoglichen lassen. In nachstehenden Versuchen haben wir zu- nachst die Einwirkung von Schwefel- chlorur auf Fette quantitativ verfolgt, um damit die praparative Behandlung zu er- IeEchtern. Die Umsetzung wurde mit gelostem und gasformigem Schwefelchloriir verfolgt. Nach- stehend sol1 zunachst uber die Anwendung von gelostem Schwefelchloriir berichtet werden. Titrationen mit Schwefelchlorur-Losungen Von friiheren Versuchen, das Schwefelchloriir a n a l y t i s c h zu verwerten, ist nur eine Arbeit von Ellery, Harvey und Schuettel) zu erwahnen. Auf Grund umfangreicher Messungen der Warmetonungen sowie des entwickelten Chbrwasserstoffs kamen die Verfasser zu dem Ergebnis, daD die Reaktion nicht spezifisch fur den mehr oder weniger ungesattigten Charakter der Fettsauren ist. Es ist nach ihrem Urteil un- moglich, Schwefelchloriir fur eine analytische Methode zu verwenden. Wir haben dennoch versucht, die Einwirkung von Schwefelchloriir auf Fette mahnalytisch zu verfolgen, und zwar in Losungen und unter besonderer Beriicksich- tigung konstanter Temperatur. Hierzu eignet sich nur ein Losungsmittel, das folgende Forderungen erfullt: Bestandigkeit ge- genuber Schwefelchloriir, moglichst groDe Lo- sungskraft fur organische Stoffe, mafianalytisch leichte Handhabung, nicht hygroskopisch und leicht zu trocknen. Untersucht wurden Aether, Chloroform und Tetrachlorkohlenstoff. Die bei- den ersten eignen sich nicht, da nach einiger Zeit Schwefelausscheidung eintritt. In Tetrachlor- kohlenstoff dagegen ist das Schwefelchloriir un- begrenzt haltbar, vorausgesetzt, daD reinstes Lo- sungsmittel verwendet und die Luft ferngehalten wird. Die Vorbereitung des Losungsmittels wurde nach den Angaben der Literatur 2) vorgenomman. Der kaufliche 1) Ellery Harvey u. S c h u e t t e ; Ind. Engng. Chem. Anal. Ed. 2, 42 [1g30]; Transact. Wiscon- sin 26, 233 [1931]. *) Chemiker -Ztg. 21, 511 [1921].

Untersuchungen über die Polymerisation der Fette II. Die Einwirkung von Schwefelchlorür auf Fette (Studien auf dem Fettgebiet, XXXIX. Mitteilung)

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Fette und Seiten 1937, Heft 8 337

Unterruchungen uber die Polymeritation der Fette II. Die Einwiw kung von Schwefelchloriir auf Fette [Studien auf dem Fettgebiet,

XXXIX. Mitteilung] Von Prof. Dr. H. P. K a u f m a n n . Dr. J. B a l t e s und Dr. P. M a r d n e r

Aus dem Institut fur Pharmazie und chemische Technologie der Universitat Miinster i. W.

Die meisten Fette lassen sich durch Schwe- felung in hochpolymere Stoffe umwandeln, die eine hohe Druckelastizitat besitzen und schon seit langem ausgedehnte technische Verwendung gefunden haben. Durch Einwirkung von ele- mentarem Schwefel auf Fette erhalt man bei hoherer Temperatur Produkte, die unter dem Namen ,,brauner Faktis” bekannt sind und Schwefel in organischer Bindung enthalten. Wird Schwefelchlorur verwandt, so tritt die Reaktion schon bei gewohnlicher Temperatur ein, und der anfallende Faktis ist von heller Farbe. Der Be- ginn der Reaktion ist dabei durch ziemlich starke Erwarmung des Gemisches gekenn- zeichnet, das unter Chlorwasserstoff -Abspaltung und zunehmender Erhohung seiner Viskositat schliel3lich in den Gelzustand ubergeht. Neben organisch gebundenem Schwefel ist im ,,wed3en Faktis” noch gebundenes Chlor vorhanden. In beiden Fallen tritt also eine Polymerisation der Fette unter gleichzeitiger chemischer Bindung von Schwefel bzw. Schwefelchloriir ein. In jung- ster Zeit sind Verfahren der Herstellung von weiljem Faktis voniiglicher Qualitat unter Verw-efdung von Schwefelwasserstoff und ge- eigneten Uebertragern bekannt geworden ‘1. Sie liefern c h 1 o r f r e i e n weiI3en Faktis. Das Studium der Einwirkung von Schwefel- chloriir auf Fette ist nicht nur im Hinblick auf den Oelkautschuk wichtig, sondern auch zur Erklarung der Vorgange der Bi>ldung von ,,Fak- tor-Firnis”, einem Veredelungsprodukt des Lein- ols, bei der allerdings die reinen Polymen- sationsvorgange im Vordergrund stehen. Lei- der ist der / Reaktionsmechanismus zwischen Fetten und Schwefelchloriir weder hinsicht- lich der qualitativen noch der quantitati- ven Seite genugend geklart. Additlonsvor- gange laufen neben Substitutionen, bei denen sich Chlorwasserstoff bildet, einher. Daneben muD eine teilweise Spaltung der Glyceride, deren Spaltstucke wiederum mit Schwefelchloriir rea- gieren konnen, in Betracht gezogen werden. Das Studium der gesamten Vorgange ist einmal da- durch erschwert, d a D es sich um Gemische han- delt, zum anderen durch die Tatsache, daD primar entstehende Reaktionsprodukte sich wei- ter in hochpolymere Stoffe umwandeln. Der eine von uns hat mit R. S a l c h o w erstmals aus dem Reaktionsprodukt ungesattigter Fett- sauren und Schwefelchloriir gut kristallisierte Stoffe isoliert, die gewisse Ruckschlusse ge- statten. Dariiber wird sp2ter berichtet. Die Auf-

*) Am. Patent (Auslegebuch Nr. 4539.21) der Fa. A l e x a n d e r & P o s n a n s k i , Berlin.

deckung des Reaktionsverlaufes der Faktisbil- dung eroffnet Ausblicke zur Synthese elastischer Pr’lassen unter Verwendung anderer Rohstoffe. Denn wenn auch die fur die Herstellung von 0 elkautschuk f reigegebenen Fettmengen verhiilt - nismaiDig klein sind, so muI3 auch hier an einen Austausch herangegangen werden. Er wird sich nur auf Grund intensiver wissenschaftlicher Durchforschung des Faktisgebietes ermoglichen lassen.

In nachstehenden Versuchen haben wir zu- nachst die E i n w i r k u n g v o n S c h w e f e l - c h l o r u r a u f F e t t e q u a n t i t a t i v verfolgt, um damit die praparative Behandlung zu er- IeEchtern. Die Umsetzung wurde mit gelostem und gasformigem Schwefelchloriir verfolgt. Nach- stehend sol1 zunachst uber die Anwendung von gelostem Schwefelchloriir berichtet werden.

Titrationen mit Schwefelchlorur-Losungen

Von friiheren Versuchen, das Schwefelchloriir a n a l y t i s c h zu verwerten, ist nur eine Arbeit von E l l e r y , H a r v e y und S c h u e t t e l ) zu erwahnen. Auf Grund umfangreicher Messungen der Warmetonungen sowie des entwickelten Chbrwasserstoffs kamen die Verfasser zu dem Ergebnis, d a D die Reaktion nicht spezifisch fur den mehr oder weniger ungesattigten Charakter der Fettsauren ist. Es ist nach ihrem Urteil un- moglich, Schwefelchloriir fur eine analytische Methode zu verwenden. Wir haben dennoch versucht, die Einwirkung von Schwefelchloriir auf Fette mahnalytisch zu verfolgen, und zwar in Losungen und unter besonderer Beriicksich- tigung konstanter Temperatur.

Hierzu eignet sich nur ein Losungsmittel, das folgende Forderungen erfullt: Bestandigkeit ge- genuber Schwefelchloriir, moglichst groDe Lo- sungskraft fur organische Stoffe, mafianalytisch leichte Handhabung, nicht hygroskopisch und leicht zu trocknen. Untersucht wurden Aether, Chloroform und Tetrachlorkohlenstoff. Die bei- den ersten eignen sich nicht, da nach einiger Zeit Schwefelausscheidung eintritt. In Tetrachlor- kohlenstoff dagegen ist das Schwefelchloriir un- begrenzt haltbar, vorausgesetzt, daD reinstes Lo- sungsmittel verwendet und die Luft ferngehalten wird.

Die Vorbereitung des Losungsmittels wurde nach den Angaben der Literatur 2) vorgenomman. Der kaufliche

1) E l l e r y H a r v e y u. S c h u e t t e ; Ind. Engng. Chem. Anal. Ed. 2, 42 [1g30]; Transact. Wiscon- sin 26, 233 [1931].

*) Chemiker -Ztg. 21, 5 1 1 [1921].

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338 Fette und Seifea 1937, Heft 8

Tctrachlorkohlenstoff wurde durch Schutteln mit alko- holischem Alkali von Schwefelkohlenstoff befreit und nach grundlichem Nachwaschen mit Wasser und Trock- nen rnit Kaliumhydroxyd uber Paraffin destilliert. Nach weiterer Fraktionierung gelang die Entfernung der letzten Spuren Feuchtigkeit durch Phosphorpentoxyd.

Herstellung von Schwefelchlorur-Losungen

Bei der Herstellung solcher Losungen bot die genaue Abmessung von Schwefelchlariir bei Luft- abschluD die groDte Schwierigkeit. Bei allen quantitativen Arbeiten rnit Schwefelchloriir stort die Feuchtigkeit der Luft. Die Abhangigkeit von Feuchtigkeitsschwankungen der Luft war bei den spateren Messungen eindeutig ZG beobachten. b i e verwandten Gerate mussen mit der gleichen SorF- falt gereinigt und getrocknet sein, ahnlich wie es die Bestimmung der Rhodanzahl erfordert.

Eine Erschwerung bedeutet die Giftigkeit des Schwe- felchlorurs. Nach Literaturangaben 3 ) bewirkt es Atem- stillstand. Diese Angaben konnten am eigener E r - fahrung bestatigt werden. Bei langerem Arbeiten rnit Schwefelchlorur stellten sich in der Tat Atmungsbe- schwerden und Kopfschrnerzen ein.

Die Abmessung des Schwefelchloriirs wurde nach folgendem Prinzip vorgenommen: In ein evakuiertes GefaD EiDt man Schwefelchloriir aus der Vorratsflasche einstromen, verschlieDt es und bestimmt die Gewichtszunahme.

Die Abmessung wurde in einem besonderen pipetten- ahnlichen GefaD (s. Zeichnung) vorgenommen. Der

mittlere Aufnahmeraum fur das Schwefelchlorur ist durch zwei Hahne abgeschlossen. Das Ansaugrohr wurde durch einen Schliff angesetzt nnd zu einer Kapil- lare ausgezogen, die an der auDeren Spitze zugeschmol- Zen war. Die Fullung mit Schwefelchlorur geschah folgendermaDen: Nach SchlieDen des Hahnes I wurde der mittlere Teil evakuiert und mit verschlossenen Hahnen ohne die Ansatzstucke gewogen. Dann wurde das Ansaugrohr I angesetzt, Hahn I geoffnet und die Kapillarenspitze in das VorratsgefaD rnit Schwefel- chrorur eingefuhrt. Beim Zertriimmern der Kapillaren- spitze stromte das Schwefelchlorur in die evakuierte Pipette. Darauf wurde auch der Hahn I wieder ge- schlossen, das Ansaugrohr I abgenomrnen, der Schliff gereinigt und die Gewichtszunahme bestimmt. Zur Einfuhrung dieser so abgewogenen Menge Schwefel- chlorur in den Tetrachlorkohlenstoff wurde das Aus- laufrohr I11 angesetzt und das andere Ende des mitt- lesen Aufnahmeraumes mit einem Trockenrohr, ge- fullt niit Phosphorpentoxyd, versehen. Nachdem die Miindung des Rohres I11 in das Losungsmittel einge- taucht war, wurden beide Hahne geoffnet, und das Schwefelchlorur floD aus. Durch Nachspulen rnit dem Losungsmittel wurde das Schwefelchloriir quantitativ uberfuhrt. Die gewunschte Konzentration erhielt man dann durch ,Verdunnung auf ein bestimmtes Volumen. Auf diesem Wege gelingt es, eine bestimmte Menge

.Schwefelchloriir in das Losungsmittel zu ' bringen, ohne daD das Schwefelchlorur mit Luft und Feuchtigkeit in Beruhrung kommt. Fur die Genauigkeit und Halt- barkeit der Losung ist das beschriebene Verfahren un- erlaDlich.

3j Jenny Adler-Harzmark C. 1929, I€. 80.

Einstellung der Sch wefelchlorur-Losungen

Um den Gehalt der so gewonnenien Schwefel- chloriir-Losung mahnalytisch kontrollieren und sie bequem zuriicktitrieren zu konnen, sdlte eine Bezi,ehung dieser Losung zu anderen in derMaD- analyse gebrauchlichen Losungen gefunden wer- den. Die Vulkanisationstechnik hat bereits ein solches Verfahren ausgearbeitet. Nach A. H u - t i n ') reagiert eine Losung von Jod in Natron- lauge rnit Schwefelchloriir in folgender Weise: S,Cll J,- 10 J f 16 NaOH =

2 NaCl + 2 Na,SO, f 8 H,O C 1oNaJ. Der Verbrauch von Jod wird hierbei in der iib- lichen Weise durch Zuriicktitrieren rnit Na- triumthiosulfat-Losung bestimmt.

Diese Methode fuhrte bei der Nacharbeitung nicht zu befriedigenden Ergebnissen. Di'es er- klart sich allein durGh di,e Tatsache, daD hier in wasseriger Losung gearbeitet wird. Brauch- bar envies sich die Titration von Schwefel- chloriir-Losungen rnit N a t r i u m j o d i d , das in alkoholischer Losung verwandt wurde. nachdem langwierige Versuche rnit anderen Reagenzien in wasseriger Losung gescheitert waren. Zur An- wendung kamen 1oo:oige Losungen von getrack- netem Natriumjodid in absolutem Alkohol. Schwefelchloriir setzte s k h mit dem Natrium- jodid quantitativ um nach der Gleichung:

S,CI, + 2 NaJ = 2 NaCl + J2 C z S Das freigewordene Jod wird mit n/ro Thiosul- fatlosung zuriickti,triert. Als Indikator dient Star- kelosung. Der ausgefallene Schwefel war bei Blindversuch'en immer fein verteilt. Di'eses Ver- fahren ergab ausgezeichnete Werte und is: aus diesem Grunde auch zur Einfiihrung in die Vulkanisationstechnik zu empfehlen.

Die Verwendung des Schwefelchloriirs in einem or- ganischen Losungsmittel als MaDflussigkeit fuhrte ZLI

kleinen Abanderungen gegenuber der gewohnten Me- thodik. Wegen der schon erwahnten Gesundheitsge- fahrdung konnte die Losung nicht, wie iiblich, durch Pipettieren abgemessen werden. Sie wurde daher in Buretten gefullt, die rnit einem Phosphorpentoxydrohr verschlossen wurden. Der BurettenausfluD wurde durch ein Schlauchstuckchen mit Quetschhahn verschlossen, weil selbst bei Verwendung von sehr schwachen Lo- sungen Ausscheidung von Schwefel in der Ruretten- spitze eintrat. So blieben die Losungen klar und an- derten ihren Titer in groDeren Zeitraumen nur gering- fugig.

S c h w e f e 1 c h l o r u r - L o s u n g D i e G e h a l t s b e s t i m m u n g d e r n / I o -

verlauft wi'e

Eine Pulverflasche von zoo ccm Inhalt wird bei 150O getrocknet und eine bestimmte Menge der Losung aus der Burette zugegeben. Nach Zusatz eines Ueber- schusses an Iooioigem Natriumjodid in absolutem Al- kohol titriert man das ausgeschiedene Jod mit n/ lo Thiosulfatlosung zuruck. U m vollige Analogie mit den spateren Versuchen zu erreichen, waren vorher noch 10 ccm Tetrachlorkohlenstoff; zugesetzt worden. Bei der Titration selbst tritt eine Schichtenbildung ein. ES ist notwendig, bei mijglichst gleichbleibender Tem.pe.ra-

folgt:

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Fette und Seifen 1937, Heft 8 339

tur zu arbeiten, d a Tetrachlorkohlenstoff einen groDen Ausdehnungskoeffizienten besitzt (0,00123 gegenuher 0,00018 des Wassers bei 180).

Den EinfluD wechselnder Temperatur zeigt folgende Tabelle, die sich auf die Ausdehnung von j o ccm der Losung bezieht :

Temperatur Flussigkeitsstand in Grad C in der Burette

17 I ,oo 19 087 2 1 0,72

22 0 7 23 0 , b

Bei Einhaltung obengenannter Bedingungen ergab die Titration einer etwa n/Io Losung von Schwefel- chlorur bei 20 0 folgende Werte:

Verbrauchte ccm ccm Losung n/lo Thiosulfat-Losung

5 930 5 9,80 5 9>80 5 9,80 5 980

I 0 I 9 , b I 0 I 9 , b I 0 I 9 , b

Eine weitere Fehlerquelle ist in dem Entwei- chen von dampfformigem Schwefelchloriir aus den bei langer dauernden Versuchen benutzten Pulverflaschen zu erblicken. Diese miissen paraf - finiert werden. Um unter AusschluD von Luft in einem gut verschlossenen GefaD arbeiten zu konnen, zogen wir den sogenannten ,,Flabova- Kolben” heran, der in jiingster Zeit von R o D - m a n n rnit Erfolg zur Bromzahl-Bestimmung be- nutzt wurde 5 ) . Mit Hilfe dieses Gerates konnen die reagierenden Stoffe bei AusschluD der Luft miteinander umgesetzt werden, und ein Ent- weichen von Schwefelchloriirdiimpfen ist ausge- schlossen.

Der Name ,,Flabova-Kolben” besagt, daf3 es sich urn ein GefaB handelt, das einen f l a c h e n B o d e n hat und unter V a k u u m gesetzt werden kann (die Herstellung ist durch Patent geschutzt). Das Gerat besteht aus zwei auseinandernehmbaren Teilen. Das untere Stuck, ein Kolben mit flachem Boden, kann durch einen Schliff rnit einem Aufsatz verbunden wer- den, der aus einem Vorra tsgefs rnit Ansatzrohr zum Evakuieren besteht. Ein Hahn ermoglicht den Ab- schluD oder die Verbindung zwischen VorratsgefaD und Kolben.

Um abgewogene Mengen Schwefelchloriir in den Kolben bringen zu konnen, wurden dunnwandige, etwa !h ccm fassende Ampullen rnit einer ausgezogenen Kapillare benutzt. Nach vorheriger Trocknung uber Phosphorpentoxyd im Vakuumexsiccator wurden die Ampullen gewogen, numeriert und derart in ein Ge- fa6 mit Schwefelchloriir eingesetzt, daD nur die

5 ) Angew. Chem. 48, 223 [ rg3j] .

Spitzen in die Flussigkeit eintauchten. Das G a m e kam in einen Vakuumexsiccator; durch Evakuieren und Wie- derherstellen des Atmospharendruckes unter Vorsichts- m d r e g e l n - bei vorgeschaltetem Calciumchlorid-Turm - lieBen sich die Ampullen bequem fullen. Nach Reinigung der Kapillaren von anhaftendem Schwe- felchlorur wurde schnell zugeschmolzen, darauf wur- den alle Teile - gefiillte Ampulle und abgezogene Spitze - abermals gewogen. Mit dieser durch Zunahme des Gewichtes abgemessenen Menge Schwefelchloriir war einwandfreies und leichtes Hantieren moglich.

Nachdem eine mit Schwefelchloriir gefiillte Am- pulle in den Kolben der Flabova-Apparatur gebracht war, wurde das obere Stuck aufgesetzt, bei geoffne- tem Hahn bis etwa 12 mm H g evakuiert und nach SchlieDen des Hahnes die Ampulle zertrummert. D a ein groDer Teil des Schwefelchloriirs fliissig bli.eb und ferner kleine Mengen in der Kapillare hafteten, wurde durch allmahliches Erhitzen des Kolbens im Wasserbade bis auf etwa 70 0. das Schwefelchloriir restlos verdampft. Das an den kiihleren Teilen der Apparatur sich kondensierende Schwefelchloriir floD nur langsam zuruck, so daD also praktisch nur dampf- formiges Schwefelchlorur auf eine etwa am Boden befindliche Substanz einwirken konnte. Nach dem Er- kalten wurden durch den Aufsatz 10 ccm Tetrachlor- kohlenstoff derart hineingegeben, daD kein Gas ent- weichen und keine Luft einstromen konnte. Der Tetra- chlorkohlenstoff sollte eine feinere Verteilung des Schwefels bewirken und ferner dazu dienen, Reste von Schwefelchloriir, die in der Kapillare haften ge- blieben waren, herauszulosen.

Die ma&inalytische Bestimmung des in Am- pullen abgewogenen Schwefelchloriirs geschah in Flabova-Koben nach der oben beschriebenen Methode unter Anwendung von alkoholischem Natrinmjodid und Titration des in Freiheit ge- setzten Jods mit Natriumthiosulfat. Die erklltenen Werfe befriedigten jedoch nicht. Der in kom- pakten Massen ausfallende Schwefel schlieot Jod ein, die theoretischen Werte werden daher nicht erreicht. Das Arbeiten rnit nicht gelostem Schwe- felchloriir bringt aber keine Vorteile.

Titration organischer Verbindungen rnit Schwefel- chlorur-Losungen

Wir untersuchten eine groDere Anzahl von Stoffen, di.e in abgewogenen Mengen rnit n/Io Losungen von Schwefelchloriir in Tetrachlor- kohlenstoff im UeberschuD umgesetzt wurden. Nach besthmten Zeiten titrierte man d,en Ueber- schuD zuriick. Da einwandfreie Haltepunkte nicht zu ermitteln waren, erubrigt sich die Wiedergabe der Versuchsdaten. Dies gilt auch fur Versuche mit Fetten und Fettsauren. Es SOU daher nur die Umsetzung einer reinen ungesattigten Fettsiiure, E 1 a i d i n s a u r e , angefuhrt werden; Diese, in fester Form, oder vorher in Tetrachlorkohlen- stoff gelost, setzte man rnit wechselnden Men- gen der Schwefelchloriir-Losung in gut schliel3en- den und w5hrend der Versuche paraffhierten Pulverflaschen um.

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340 Fette und Seifen 1937, Heft 8

Elaidin- Losungs- Zugesetzte UeberschuD an Reakti- Verbrauchte S,C1, ver- Mol O,O an saurein mittel n/ro S,C12- S,C1, in O/O onszeit n/Io S,CI,- brauc;,t in Mol gelagert

g in ccm Losung i. ccm in Std. Losg. I. ccm 0,20

0,20 0,20 0,20 0,20 0,20 0,20 0,20 0,20 0,20 0,20 0.20 0,20

O J O 0,20 0.20 0,20 0,20

? , I 0 0 , I O 0 , l O 0, I 0 0,05

0,05 O P 5 0, I 0

I 0 I 0 I 0 1 0 I 0 I 0 I 0 I 0 I 0 I 0 I 0 10 I 0 1 0 0 0

0 0

10 I 0 I 0 10 0 0 0

I 0

40 40 40 40 40 40 0 0

0

0 0

0 0 0 0 0 0 0

I 0 0 I 0 0 I 0 0 I 0 0 I00 I 0 0 I 0 0 200

Bei geringem UeberschuD des Schwefelchloriirs und der schwachen Konzentration desselben wird ein Verbrauch von I Mol Schwefelchloriir auf I Mol Elaidinsaure nicht erreicht. Bei starkzrer Konzentratkn nahert sich der Verbrauch die- sem Wert, bleilbt aber bei langerer Versuchs- dauer nicht stehen, sondern iiberschxeitet ihn. Die Reproduzierbarkeit der Versuche war un- befriedigend. Demnach laufen Additions- und Substitutions-Reaktionen bei Anwendung von ge-

Ueber Glyceride

0,045 0,045 0 P 5 5 O , O j 5 0,080 0 ,105 0,0653 0,0653 0,080 0,160

0,2425 0,220

0,245 0,360 0,110

0,095 0.080 0,090 0 ,0525 0 . o j p 0,1800 0, I800 0.185 0 ,150 0,135 0.157

lostem Schwefelchloriir nebeneinander her, so- d a D bestimmte Haltepunkte nicht erreicht wer- den. Die Verwendung von Schwefelchlorur-Lo- sungen zu analytilschen Zwecken erscheint da- her wenig aussichtsvoll.

Ueber die Einwirkung von dampfformigem Schwefelchloriir, die zu besseren Ergebnissen fiihrte, berkhten wir im nachsten Heft dieser Zeitschrift.

der Elaidinsaure Von Prof. Dr. A. B o m e r f und Dr. W. Kappe l l e r ' )

Aus dem Laboratorium der Landwirtschaftlichen Versuchsstation der Landesbauernschaft Westfalen, Miinster i. W.

Die von dem franzosischen Apotheker B o u - d e t entdeckte E l a i d i n s a u r e hat in neuerer Zeit durch ihre Auffindung tin geharteten Fet- ten besonderes Interesse erlangt. So fand K. H. B a u e r unter den festen ungesattigten Fett- sauren gehiirteter Fette auch eine feste 9,10- Oelsaure. C h. W. M o o re2) erhielt bei der Hydrierung der 9, I o-Oelsiiure die stereoisomere Elaidinsaure.

Die nachstehende Untersuchung sol1 dazu die- nen, die Kenntnisse iiber die nur wenig unter- suchten E l a i d i n s a u r e &was zu enveitern. Weiterhin wurde die Elai- dinreaktion benutzt, um aus Oliven-, ErdnuD- und Sojaol elaidinsaurehaltige Glyceride zu iso- lieren.

Von den Glyceriden der Elaidinsaure sind nur wenige bekannt. Zudem wurden sie durch Iso- lierung aus natiirlichen Fetten und Oelen ge- wonnen. Aus diesem Grunde kann man an die Schmelzpunkte der isolierten Glyceride nicht die

G 1 y c e r i d e d e r

1 ) Diss. K a p p e 1 1 e r , Mhnster 1937. 2) J. SOC. chem. Ind. 38, 320 [I919]; C 1919, 111, 987

gleichen Anforderungen der Genauigkeit stel- len wie an di'e der synthetisch aufgebauten. Von den Elaidinsaureglyceriden ist nur das T r i - e l a i d i n , E l a i d o - d i s t e a r i n und das P a l - m i t o - d i e l a i dii n bekannt. Wir versuchten nun, 6 Glyceride auf synthetischem Wege herzustellen. und zwar:

I . P a 1 m i t o - d i e 1 a i d i n. 2. S t e a r o - d i e 1 a i d i n. j. M o n o - e l a i d i n . 4. E l a i d o - d i p a l m i t i n . 5. E la i d o - d i s t e a r i n . 6. T r i e l a i d i n .

Die Glyceride wurden nach dem i'erfahren von E. F i s c h e r , M. B e r g m a n n und H. B a r - w i n d3j hergestellt. Dieses Verfahren liefert bessere Ergebnisse als die von G u t h angegebene Methode, bei der nach Untersuchungen von E. F i s c h e r eine Wanderung der Acyle stattfindet. Das erstgenannte Verfahren beruht auf der Acy- lierung des Xcetonglycerins, der Abspaltung des

3 ) Ber. dtsch. Chem. Ges. 53, 1;89 [!920].