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312 KLIN.ISCHE WOCHENSCHRIFT. 8. JAHRGAXG. Nr. 7 I2. FEBRUAR I9z9 geprfift, dab in den erste~ Stadien der akuten Entz~ndung die dort auftretenden polymorphkernigen Leukocyten a) aus den orts- ansgssigen Bindegewebszellet~ gebildet werden und b) nicht durch Emigration dorthin gelangt sind. Beide Behauptungen sind restlos widerlegt, aber lediglieh /iir dieses erste Stadium der Entziindung, ein anderes steht hier nicht zur Debatte. Es kommt hier gar nicht darauf an, die Entstehung yon Leukocyten aus Bindegewebszelten absolut auszuschlieBen, wie es nach v. 3[. sche2nen kOnnte. Da die Emigration einwandfrei bewiesen und dieses ,,Dogma der Patho- logen" heute auch yon Herrn v. M. anerkannt wird, so liegt ibm nunnlehr die Beweispflicht ob, zu zeigen, dab im ersten Stadium der akuten Entzt~ndung sich Leukocyten auch aus ortsst~indigen Binde- gewebszellen bilden k6nnen. Hierffir ist bisher auch nicht der Schatten eines Beweises erbracht. KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. UNTERSUCHUNGEN UBER STERKOB!LINABBAU IN VITRO. Von J). SCHRIJVER. Gelegentlich einer Untersuchung fiber Urobilinausschei~ dung bei Psychosen wurde die auffallende Tatsacbe gefunden, dab sehr viele SchizopHrene eine gegeniiber der Norm ver- ringerte Menge Sterkobilin aussehieden, ohne dab irgend- welche Anzeichen eines Choledochusverschlusses vorhanden waren. (Nlinisch-somatisch keine Symptome irgendeiner Err kranl~ung, niemals Urobilinvermehrung oder Gallenfarbstoffe im Ham, Bilirubin im Serum nach HIJs~AxS v. D. BGRGtt direkt und indirekt negativ.) Es mugte die Frage beantwortet werden, ob diese ,,Hypo- sterkobilinie" auf einer verlangsamten Blutmauserung oder auf abnormem Abbau der Gallenstoffe im Darm beruhte. Diese letztere M6glichkeit konnte nicht etwa yon vornherein als unwahrscheinlich betrachtet werden, weil yon mehreren Autoren abnorme ZersetzungsvorgXnge im Darme, allerdings vielfach rein hypothetisch, in Fgtlen yon Schizophrenie an- genommen werden. Schon bald zeigte sich, dab eine unvollstgndige Reduktion tier Gallenfarbstoffe nicht vorlag. Es gelang n~imlich niemals, Gallenfarbstoffe im Note nachzuweisen. Die andere M6glich- keit war, dab im Darme bei diesen IKranken ein Abbau der Gallenfarbstoffe vorliegt, welcher fiber das Stadium Urobilin- Urobilinogen hinausgeht. Man mfiBte in diesem Falle er- warten, dab dieser beschleunigte Gallenfarbstoffabbau nicht nut im Not wghrend seines Aufenthaltes im Dickdarm auf- trat, sondern auch nach der Entleerung naehweisbar ist. Weil hierfiber keinerlei Versuche vorlagen, war es zungchst not- wendig, die VerhMtnisse zu studieren, welche auf diesen Sterkobitinabbau in vitro EinfluB ausfiben k6nnen. Ausgehend yon der bekannten Tatsache, dab bei Obsti- pation die Menge des ausgeschiedenen Sterkobilins verringert sein kann, nahm ich an, dab diese Erscheinung wohl nicht ausschlieBlich mit vermehrter Rtickresorption yon Urobilin im Darmtraktus zusammenh~ngen wiirde, sondern dab hier m6glicherweise der Wassergehalt des Faeces eine Rolie spielen dfirfte. Itieraus ergab sidh mir als erste Frage: A. Welche Rolle spielt beim Sterkobilinabbau in vitro get Wassergehalt? In einer ersten Versuehsreihe wurden je 5 g frisch gelas- senen Notes mit 5 ~ ccm H20 grfindlich verrieben, in dunklen Flaschen in den Brutschrank gestellt und nun nach bestimmten Zeitintervallen der Urobilingehalt (nach TERWEN) bestimmt. Tabelle i gibt die Resultate einiger Versuche. Tabelle 1. Ur- sprfingL Urobi- lingehalt in ~ 3 Tagen 6 Tagen 2 Mon. 4 Mon. 3,56 1,24 1,6I 1,31 1,65 19,6 0,4 0,23 1,55 0,26 3,38 1,55 17,4 o.23 Urobilingehalt nach 8 Tagen ioTagen i8Tagen -- 3,ii -- 1,39 1,18 1,28 1,18 1,18 17, 4 0,3 O,I 5 0,64 0,45 o,39 Io,5 0,46 o,I 3 0,09 Es zeigt sich also, dab das Sterkobilin ilu ['bermaB yon Wasser auffallend lange Zeit erhalten bleibt. In einer zweiten Versuchsreihe wurde yon derselben Kot- probe ein Tell auf oben beschriebene Weise behandelt, der andere Tell wurde in kleinen Portionen yon je 21/~ g anf Uhrgl~ser gebracht und diese zwecks Aufrechterhaltung des urspriinglichen \Vassergehaltes in ein gut schliegendes gxsiccatorgef~B gestellt, in dessen unterem Teil sich Wasser befand. Es seien hier als Beispiel folgende Ergebnisse mit- geteilt (s. Tabelle 2). Tabelle 2. Urspr/ingl. Urobilinge- bait 0'40/00 { o,38~ ~176 {i [ Urobilingehalt nach Ver- I bleiben im Brutschrank w~ihrend 3 Tagen 4 Mol~aten 5 g Faeces auf 5~ ccm Wasser ] 0,260/00 Faeces ohne Znf/igung v. Wasser ] o 5 g Faeces auf 5 ~ ccm ~:asser i 0,380/00 Faeces ohne Zuffignng v. Wasser [ o 5 g Faeces auf 5 ~ ccm Wasser i ~176 Faeces ohne Zuffignng v. Wasser i o o, 130/00 o o, I o~ o o,12~ o Alle hierher geh6rigen Versuche verliefen gleichsinnig. Stets geschah das Verschwinden des Urobilins unvergleichlich viel langsamer in dem mit Wasser gemischten, sehr viel schnel- let im ohne Zuffigung yon Wasser auf seinen ursprfinglichen Wassergehalt konstant gehaltenen Kot. In dieser Hinsicht war die Wirkung yon IO ccm H20 auf 5 g Faeces ebenso groB als die Wirkung einer grSgeren Menge. Zufiigung einer ge- ringeren Menge Wasser auf 5 g Faeces lieB den Sterkobitin, abbau schon beschleunigtablaufen. Die MSglichkeit bestand also, daft Faeeesproben mit ver- schiedenem Wassergehalt versehieden raseh abgebaut werden. Untenstehende Tabelle 3 zeigt die Abbauschnelligkeit bei Faecesproben mit verschiedenem Wassergehalt (bestimmt nach PODA). Tabelle 3. Wasser- Urobilingehalt in ~ 0 Probe gehalt . Nr. ill % prU~lich i2 Std. 24 Std. 48 Std. 72 Std. 96 Std. i I 2 3 4 5 6 7 8 9 io ii 12 13 14 15 16 17 18 19 2o 2I 22 23 24 25 88 o138 82 1,39 81 0,90 80 1,22 80 0,30 78 1,o5 77 0,33 3,00 1,6i 1,o9 2,06 3,45 0,80 0,80 1,28 0,70 3,41 2,55 o,75 0,54 1,25 1,65 2,43 6I 1,20 57 3,41 o,36 o,33 0,96 0,90 o,59 1,18 0,82 0,30 0,70 o,13 o, Io 2,96 2,00 1,13 -- 0,60 3,22 0,30 0,58 0,43 o,64 o,63 0,30 o,17 2,10 1,26 I,I2 0'30 [ 0'30 0,50 0,24 -- 0,66 1,2o 1,06 I,O8 o,99 0,42 ~ I 1,88 -- i o,16 0,53 }0,08 o,6oi 0,25 0,69 [ 0,24 0,20 O,15 O,7O o,o 4 -- I,OO 0,63 O,I 4 0,21 0,I0 0,50 0,40 2,81. 0,48 0,I0 o,o9 0,32 0,29 o,15 0,07 1,3 o 0,36 0,41 0,26 O,15 0,24 o,13 0,43 o,32 0,27 0,34 0,40 0,28 0,08 0,68 o,I 7 0,16 0,25 o,I 3 0,30 0,03 0,24 O,I 3 0,06 0,24 O,13 O,I2 ' 0,07 I20 Std. o,o6 o,i 7 0,2O 0,_,9 0.[2

Untersuchungen über Sterkobilinabbau in Vitro

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312 K L I N . I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 8. J A H R G A X G . N r . 7 I2. FEBRUAR I9z 9

geprfift, dab in den erste~ Stadien der akuten En tz~ndung die dor t auf t re tenden polymorphkernigen Leukocyten a) aus den orts- ansgssigen Bindegewebszellet~ gebildet werden und b) nicht durch Emigra t ion dor th in gelangt sind. Beide Behaup tungen sind restlos widerlegt, aber lediglieh /iir dieses erste S tad ium der Entzi indung, ein anderes s teht hier nicht zur Debatte . Es k o m m t hier gar nicht darauf an, die En t s t ehung yon Leukocyten aus Bindegewebszelten

absolut auszuschlieBen, wie es nach v. 3[. sche2nen kOnnte. Da die Emigra t ion einwandfrei bewiesen und dieses , ,Dogma der Pa tho- logen" heute auch yon Her rn v. M. ane rkann t wird, so liegt ibm nunnlehr die Beweispflicht ob, zu zeigen, dab im ersten Stadium der akuten Entzt~ndung sich Leukocyten auch aus ortsst~indigen Binde- gewebszellen bilden k6nnen. Hierffir ist bisher auch nicht der Schat ten eines Beweises erbracht.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N . UNTERSUCHUNGEN UBER STERKOB!LINABBAU

IN VITRO. Von

J). SCHRIJVER.

Gelegentlich einer Untersuchung fiber Urobilinausschei~ dung bei Psychosen wurde die auffallende Tatsacbe gefunden, dab sehr viele SchizopHrene eine gegeniiber der Norm ver- ringerte Menge Sterkobilin aussehieden, ohne dab irgend- welche Anzeichen eines Choledochusverschlusses vorhanden waren. (Nlinisch-somatisch keine Symptome irgendeiner Err kranl~ung, niemals Urobilinvermehrung oder Gallenfarbstoffe im Ham, Bilirubin im Serum nach HIJs~AxS v. D. BGRGtt direkt und indirekt negativ.)

Es mugte die Frage beantwortet werden, ob diese ,,Hypo- sterkobilinie" auf einer verlangsamten Blutmauserung oder auf abnormem Abbau der Gallenstoffe im Darm beruhte. Diese letztere M6glichkeit konnte nicht etwa yon vornherein als unwahrscheinlich betrachtet werden, weil yon mehreren Autoren abnorme ZersetzungsvorgXnge im Darme, allerdings vielfach rein hypothetisch, in Fgtlen yon Schizophrenie an- genommen werden.

Schon bald zeigte sich, dab eine unvollstgndige Reduktion tier Gallenfarbstoffe nicht vorlag. Es gelang n~imlich niemals, Gallenfarbstoffe im Note nachzuweisen. Die andere M6glich- keit war, dab im Darme bei diesen IKranken ein Abbau der Gallenfarbstoffe vorliegt, welcher fiber das Stadium Urobilin- Urobilinogen hinausgeht. Man mfiBte in diesem Falle er- warten, dab dieser beschleunigte Gallenfarbstoffabbau nicht nu t im Not wghrend seines Aufenthaltes im Dickdarm auf- trat, sondern auch nach der Entleerung naehweisbar ist. Weil hierfiber keinerlei Versuche vorlagen, war es zungchst not- wendig, die VerhMtnisse zu studieren, welche auf diesen Sterkobitinabbau in vitro EinfluB ausfiben k6nnen.

Ausgehend yon der bekannten Tatsache, dab bei Obsti- pation die Menge des ausgeschiedenen Sterkobilins verringert sein kann, nahm ich an, dab diese Erscheinung wohl nicht ausschlieBlich mit vermehrter Rtickresorption yon Urobilin im Darmtraktus zusammenh~ngen wiirde, sondern dab hier m6glicherweise der Wassergehalt des Faeces eine Rolie spielen dfirfte. Itieraus ergab sidh mir als erste Frage:

A. Welche Rolle spielt beim Sterkobilinabbau in vitro get Wassergehalt?

In einer ersten Versuehsreihe wurden je 5 g frisch gelas- senen Notes mit 5 ~ ccm H20 grfindlich verrieben, in dunklen Flaschen in den Brutschrank gestellt und nun nach bestimmten Zeitintervallen der Urobilingehalt (nach TERWEN) bestimmt.

Tabelle i gibt die Resultate einiger Versuche.

Tabelle 1.

Ur- sprfingL Urobi-

lingehalt in ~ 3 Tagen 6 Tagen 2 Mon. 4 Mon.

3,56 1,24 1,6I 1,31 1,65

19,6 0,4 0,23

1,55

0,26

3,38

1,55

17,4

o.23

Urobilingehalt nach

8 Tagen ioTagen i8Tagen

- - 3 , i i - -

1 , 3 9 1,18 1,28 1,18

1,18 17, 4

0,3 O,I 5

0 , 6 4

0,45 o,39

Io,5

0,46

o,I 3 0,09

Es zeigt sich also, dab das Sterkobilin ilu [ 'bermaB yon Wasser auffallend lange Zeit erhalten bleibt.

In einer zweiten Versuchsreihe wurde yon derselben Kot- probe ein Tell auf oben beschriebene Weise behandelt, der andere Tell wurde in kleinen Portionen yon je 21/~ g anf Uhrgl~ser gebracht und diese zwecks Aufrechterhaltung des urspriinglichen \Vassergehaltes in ein gut schliegendes gxsiccatorgef~B gestellt, in dessen unterem Teil sich Wasser befand. Es seien hier als Beispiel folgende Ergebnisse mit- geteilt (s. Tabelle 2).

Tabelle 2.

Urspr/ingl. Urobilinge-

bait

0'40/00 {

o,38~

~176 {i

[ Urobilingehalt nach Ver- I bleiben im Brutschrank

w~ihrend 3 Tagen 4 Mol~aten

5 g Faeces auf 5 ~ ccm Wasser ] 0,260/00 Faeces ohne Znf/igung v. Wasser ] o 5 g Faeces auf 5 ~ ccm ~:asser i 0,380/00 Faeces ohne Zuffignng v. Wasser [ o 5 g Faeces auf 5 ~ ccm Wasser i ~176 Faeces ohne Zuffignng v. Wasser i o

o, 130/00 o

o, I o~ o

o,12~ o

Alle hierher geh6rigen Versuche verliefen gleichsinnig. Stets geschah das Verschwinden des Urobilins unvergleichlich viel langsamer in dem mit Wasser gemischten, sehr viel schnel- let im ohne Zuffigung yon Wasser auf seinen ursprfinglichen Wassergehalt konstant gehaltenen Kot. In dieser Hinsicht war die Wirkung yon IO ccm H20 auf 5 g Faeces ebenso groB als die Wirkung einer grSgeren Menge. Zufiigung einer ge- ringeren Menge Wasser auf 5 g Faeces lieB den Sterkobitin, abbau schon beschleunigtablaufen.

Die MSglichkeit bestand also, daft Faeeesproben mit ver- schiedenem Wassergehalt versehieden raseh abgebaut werden. Untenstehende Tabelle 3 zeigt die Abbauschnelligkeit bei Faecesproben mit verschiedenem Wassergehalt (bestimmt nach PODA).

Tabelle 3.

Wasser- Urobilingehalt in ~ 0 Probe gehalt . Nr. ill % prU~lich i2 Std. 24 Std. 48 Std. 72 Std. 96 Std.

i I 2 3 4 5 6 7 8 9

io i i 12 13 14 15 16 17 18 19 2o 2I 22 23 24 25

88 o138 82 1,39 81 0,90 80 1,22 80 0,30 78 1,o5 77 0,33

3,00 1,6i 1,o9 2,06 3,45 0,80 0,80 1,28 0,70 3,41 2,55 o,75 0,54 1,25 1,65 2,43

6I 1,20 57 3,41

o,36 o,33 0,96 0,90 o,59 1,18 0,82

0,30 0,70

o,13 o, Io 2,96 2,00 1,13 -- 0,60

3,22 0,30

0,58 0,43 o,64 o,63 0,30 o,17

2,10 1,26 I , I2 0'30 [ 0'30 0,50 0,24 -- 0,66

1,2o 1,06 I,O8 o,99

0,42 ~ I 1,88

- - i o,16 0,53 }0 ,08 o,6oi 0,25 0,69 [ 0,24 0,20 O,15 O,7O o , o 4

-- I,OO 0,63 O,I 4 0,21 0,I0 0,50 0,40 2,81. 0,48 0,I0 o,o9 0,32 0,29 o,15 0,07 1,3 o 0,36 0,41 0,26 O,15 0,24 o,13 0,43 o,32 0,27 0,34 0,40 0,28 0,08 0,68 o, I 7

0,16 0,25 o,I 3 0,30

0,03 0,24

O,I 3

0,06 0,24 O,13 O,I2

' 0,07

I20 Std.

o , o 6

o,i 7

0,2O 0,_, 9

0.[2

12. F E BRUAR 1929 K L I N I S C H E X V O C H E N S C H R I F T . 8. J A H R G A N G . ~N'r. 7

Aus obenstehender Tabelle gewinnt man den Eindruck, dab der Wassergehalt des Kotes einen gewissen EinfluB auf den Abbau austibt in dem Sinne, dab die abnormal trockenen Proben ein wenig schneller abbauen als die Proben mit hohem Wassergehalt.

Aus dem oben Angeftihrten ergibt sich die Notwendigkeit, bei Sterkobilinabbauversuchen den Wassergehalt des Kotes mit in Betracht zu ziehen.

B. Welche Rolle spielt bei Abbauversuehen in vitro de,r La/t- sauersto/] ?

Die L6sung dieser Frage gestaltete sich verh~ltnism~f3ig einfach, indem verglichen wurden Faecesproben, welche

~v;a

S/unden aerober Abbau, -- -- anaerober Abbau. Kurve i.

aerob bei 37~ mit Proben, welche anaerob bei 37 ~ gehalteu wurden. In einer Reihe yon Versuchen wurde der Abbau- versuch im Vakuum vorgenommen. In einer anderen Reihe yon F/illen wurde auBerdem noch in das VakuumgefM3 Pyrogallol-Kalilauge gestellt, zwecks Entfernung der letzten Spuren yon Sauerstoff. (Methylenblau-Glucosel6sung als Indicator.) Selbstverst/indlich wurde stets daftir Sorge ge- tragen, den Fenchtigkeitszustand konstant zu halten.

Das Ergebnis der Untersuchung war ziemlich eindeutig. Auch im anaeroben Milieu finder ein Abbau des Sterkobilins start. Dieser Abbau geschieht abet viel langsamer als im aeroben Milieu. Eine vollst/indige \u aller Ergebnisse ertibrigt sich hier. Abb. i und 2 m6gen die betreffenden Unter- schiede a n eiuigen F~llen charakterisieren.

d/unt/en Kurve 2. ~ aerober Abbau, ------ anaerober Abbau.

i

I I i

\ . K

f20 lqq 7s

~C

7,8

~e,8

o,g o,z

0

Nebenbei sei auf die eigenartige Form der den aerobeu Abbau wiedergebenden Kurven aufmerksam gemacht. Es haben diese Kurven viel Ahnlichkeit m i t logarithmischen Kurven, was vielleieht ftir das Verst~ndnis der den aeroben Sterkobilinabbau unterliegenden chemischen Reaktionen Be- deutung hat.

In praktischer Hinsicht sei noch bemerkt, dab auch im anaeroben Versucll (dessen Bedingungen praktisch mit denen des Verbleibens des Kotes im Rectum gleichzustellen sind) ein nicht uubetr~chtlicher Tell des Sterkobilins verschwindet.

Endlich sei angegeben, dab ich bei Schizophrenen (wortiber ausftihrlicher anderenorts berichtet wird) auffallend oft eine verringerte Sterkobilinausscheidung fand. Diese Erscheinung ist meines Wissens in der internen Klinik bei F~illen mit fehlen- deln Choledochusverschlut3 bisher unbekannt . Ich benannte diese Erseheinung ,,Hypos~erkobilinie". Eine erh6hte Abbau-

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schnelligkeit des Sterkobilins in vitro lieB sich mittels der oben beschriebenen Methodik in diesen FXllen yon Hypo- sterkobilinie nieht feststellen. M6glicherweise besteht also in diesen F/~tlen eine verringerte Blutmauserung. (Aus der Anstalt Het Apeldoornsche Bosch Apeldoorn, Holland.)

KOBALT UND BLUT.

V o n

~,~LARA W A L T N E R u n d K A R ~ W A L T N E K .

Der eine yon uns hatte gefunden 1, dab reduziertes Eisen und gewisse Eisensalze in 2 %, resp. in der/~quivalenten Menge einem kompletten, n ich t rachitogenen N~ihrgemisch bei- gemischt, diesem eine ausgesprochen rachitiserzeugende Eigenschaft verleiht. W~hrend tier Suche danach, ob andere Schwermetalle eine ~ihnliche Wirkung entfalten, hatte sich gezeigt, dab Kobalt eine ganz betr~chtliche Vermehrung der roten Blutk6rperchen und des H~imoglobins hervorruft.

Der wohlbekannte Einflul3 des Eisens auf die Blutregene- ration erschSpft sieh, w~ihrend die venninder te Blutk6rper.chen- und H~mog]obinzahl zur normalen H6he ansteigen. Der normale H~moglobin- und rote Blutk6rperchengehalt bleibt abet vom Eisen unbeeinflul3t, d. h. die Werte steigen infolge der Eisenwirkung nicht tiber die Norm. Das in die Eisen- gruppe gez~hlte Mangan kann hingegen eine Vermehrung des H/~moglobins und der roten Blutk6rperchen tiber die normale HOhe bewirken. Die Poiycythtimie der Braunsteinarbeiter ist durch die Arbeiten yon L. SC~WARZ 2 in ziemlich weiten Krei- sen bekannt geworden.

Wir haben bei unseren Untersuchungen zum Tell pul- verisiertes metallisehes Kobalt, zum Tell KobaltsaIze ver- wendet. Das Metalt wurde tier Nahrung beigemischt, die Salze wurden in wgsseriger L6sung subcutan injiziert. Als Versuchstiere dienten weiBe Ratten. Wenn der Nahrung 2 % Kobalt zugeftigt wurde, so zeigte sich bereits nach einer Woche eine Vermehrung der roten Blutk6rperchen und des H/~moglobins mit 20--25 %. Das Metall entfaltet aber in dieser Menge eine recht intensive Giftwirkung; die Versuchs- tiere bleiben im Wachstum stark zuriick und gehen durch- schnittlieh binnen 4 Wochen zugrunde. Bei diesen Versuchen wurden junge Tiere im Alter yon 5--6 Wochen benutzt.

V~Turde dem Fut ter blo13 0,5 % Kobalt beigemischt, so blie- ben die Tiere Monate hindurch (ira Durchschnitt 6- -7 3/10- hate) am Leben, sie verloren zwar ihre Fertilit/it g/~nzlich, ihr Wachstum war aber nur geringgradig gesch~idigt. Unter dem EinfluB des Kobalt stieg die rote Blutk6rperchenzahl durch- schnitt]ich auf 10500000, der HS.moglobingehalt auf 165 %. Diesem Anstieg folgt keine Verminderung, sondern die hohen Werte bestehen bis zum Tod der Tiere. Wird aber alas Kobalt ausgesetzt, so sinken die tibernormalen Werte sukzessiye auf das normale Niveau zurtick.

Die Knochen der mit Kobalt geftitterten Tiere zeigen eine sehr ausgesprochene Porose.

Von den Kobaltsalzen wurde das Kobaltchlorid und das Kobal tni t rat angewendet. Kobaltchlorid ist sehr giftig, und sein Einflul3 auf die roten Blutk6rperchen und das H~imoglobin ist unkonstant . Kobal tni t ra t hat ~ihnliche Wirkung wie das Metall selbst. Nach der Einspritzung yon o, i o g steigt die Zahl der ro ten Blutk6rperchen und das H~nloglobin w~thrend 24 Stunden um 20 %. Auch o,oi g Kobal tni t ra t hat bereits eine ausgesprochene Wirkung. Die zu diesen Untersuchungen bentitzten Tiere wogen 13o--2oo g.

Die Zahl der weiBen Blutk6rper und das qualitative Blut- bild bieibt vom Kobalt im Wesen unbeeinflul3t. (Aus dem Biologischen Insti tut Tihany [Direlctor: Pro/essor .F. Verzdrf und der UniversitSts-Kinderldinik Szeged [Direktor: Pro]essor E. Hainiss].)

L i t e r a t u r : 1 Biochem. Z. I88, 38i. -- ~ Arch. f. Hyg. 92 , 77 und Zbl. Gewerbehyg. 2, 16.