13
des Acetons. 323 verbindung des Isopropyls , welche sauerstofffreie Ver- bindung sich von dem Aceton abfeitet, und lsopropylalkohol und durch Oxydation des letzteren wiederum Aceton bilden kann. [Jntersiichungen uber Zucker und zucker- ahnliche Korper , von L. Curius. 2) Zucker'ahnlicher Kijrper - aus Benzol. Betrachtet man der Traubenzucker oder ihm isomere Kdrper, z. B. den Inosit, als sechsslarige Alkohole, so fiihrt die schematische Formel derselben auf die Annahme des Radicafes €:sH,vr; es lag daher sehr nahe, zwischen dern Benzol , G6Hti, und diesem hypothetischen Radicale dieselbe Beziehung vorauszusetzen , wie zwischen dem Aethylen und dem Radicale des Aethylenalkohols. Ich habe schon vor drei Jahren *) darauf aufmerksam gemacht, dafs der Weg, diese Frape zu entscheiden, wahrscheinlich in der Unter- suchung der Addition von Unterchlorigsaurehydrat an Benzol liege. versuchte vergeblich auf dem Wege der Behandlung mit essigsauram Silber aus Sechsfach- Chlorbenzol Traubenzucker darzustellen , indem dabei nur chlorhaltige Verbindungen erhalten wurden. Ich theile im Folgenden die Resultate einer Untersuchung mit , welche sicher nachweisen , dafs das Benzol zu einer R o s en s t i e h 1 **) *) Diese Annalen CXXIV, 265. **) Compt. rend. LIV, 178 ; such Jahresber. f. 1862, 481. 21 *

Untersuchungen über Zucker und zuckerähnliche Körper 2) Zuckerähnlicher Körper aus Benzol

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Untersuchungen über Zucker und zuckerähnliche Körper 2) Zuckerähnlicher Körper aus Benzol

des Acetons. 323

verbindung des Isopropyls , welche sauerstofffreie Ver- bindung sich von dem Aceton abfeitet, und lsopropylalkohol und durch Oxydation des letzteren wiederum Aceton bilden kann.

[Jntersiichungen uber Zucker und zucker- ahnliche Korper ,

von L. Curius.

2) Zucker'ahnlicher Kijrper -

aus Benzol.

Betrachtet man der Traubenzucker oder ihm isomere Kdrper, z. B. den Inosit, als sechsslarige Alkohole, so fiihrt die schematische Formel derselben auf die Annahme des Radicafes €:sH,vr; es lag daher sehr nahe, zwischen dern Benzol , G6Hti, und diesem hypothetischen Radicale dieselbe Beziehung vorauszusetzen , wie zwischen dem Aethylen und dem Radicale des Aethylenalkohols. Ich habe schon vor drei Jahren *) darauf aufmerksam gemacht, dafs der Weg, diese Frape zu entscheiden, wahrscheinlich in der Unter- suchung der Addition von Unterchlorigsaurehydrat an Benzol liege. versuchte vergeblich auf dem Wege der Behandlung mit essigsauram Silber aus Sechsfach- Chlorbenzol Traubenzucker darzustellen , indem dabei nur chlorhaltige Verbindungen erhalten wurden.

Ich theile im Folgenden die Resultate einer Untersuchung mit , welche sicher nachweisen , dafs das Benzol zu einer

R o s e n s t i e h 1 **)

*) Diese Annalen CXXIV, 265. **) Compt. rend. LIV, 178 ; such Jahresber. f. 1862, 481.

21 *

Page 2: Untersuchungen über Zucker und zuckerähnliche Körper 2) Zuckerähnlicher Körper aus Benzol

3M C a r i z i s , Untersuchirngen iiber Zucker

zuckeriihnlichen Verbindung, C-,H,,O,, in der oben genmnnten Beziehung steht. Diese Verbindung ist aber nicht Trauben- zucker oder iiberhaupt eine bisher bekannte, sondern eine neue Substanz, die ich Pfienose nennen will.

'3 ! 'eH6"'. Wie ich schon ' Ch \ Hs Trichlorlydrin der Pheiiose

fruher *) andeutete, verbindet sich Benzol direct mit Unter- chlorigsaurehydrat nach der Gleichung :

Zur Darstellung ciieser Verbindung verfahrt man, wie ich fur solche Additionsproducte iiberhaupt angab. Leider lafst sie sich aber nur uberaus muhsam in grofseren Mengen erhalten; da namlich die Addition nur dann leicht stalt- findet, wenn man das Benzol in eine concentrirte Lbsung von Unterchlorigsaurehydrat bringt , so wird , wahrend ein Theil des letzteren sich direct init Benzol verbindet , der gr6fsere Theil zersetzt. Diese Zersetzung scheint aber hauptslchlich auf Kosten des schon gebildeten, gegen Oxy- dationsmittel sehr etnpfindlichen , Chlorhydrins stattzufinden, was man aus der reichlichen Bildung von Kohlensaure wah- rend des Versuches schliefsen darf. - Die besten Resultate erhielt ich durch Anwendung von j e 216 Grm. Quecksilber- oxyd in etwa i Liter Wasser und 26 Grm. Benzol; man er- halt gegen 6 Grm. Trichlorhydrin. Sollte die Darstellung der unterchlorigen SPure nicht gut gelingen, so ist es besser, sie eu anderen Zwecken zu verwenden, da die in solchen Fallen entstandene Chlorsaure die kleine Menge Substanz, welche sich vielleicht bilden wiirde, fast vdliig zersetzt. Die unterchlorige Saure wird in Eiswasser abgekuhlt , das Ben- zol zugesetzt, stark geschuttelt und diefs oft wiederholt, bis

*) Diese Annalen CXXVI, 195.

Page 3: Untersuchungen über Zucker und zuckerähnliche Körper 2) Zuckerähnlicher Körper aus Benzol

und euckerahnliche Kdrper. 326

nach 2 Tagen etwa die unterchlorige Saure verschwun- den jst.

Das gebildete Trichlorhydrin befindet sich fast voll- sfandig in der Lijsung, welche ebfiltrirt, durch Schwefel- wasserstoff ausgefallt , mit Kochsalz gesattigt und wiederholt mit Aether geschuttelt wird. Nach Ahdestilliren des Aethers aus der Losung hleibt das Trichlorhydrin als farblose, dicke Flussigkeit zuruck, die man vor Luftzutritt geschutzt bei niederer Temperatur stehen lafst. Das Trichlorhydrin kry- stallisirt dann allmalig aus, und es bfeibt eine LGsung, die tm luftverdunnten Raume uber Schwefelsaure abgedampft noch etwas fast reines Trichlorhydrin liefert. Fiir die Ana- lyse habe ich die Substanz noch durch Umkrystallisiren nus Aether, Abpressen und Trocknen uber Schwefelsaure ge- reinigt.

Die Analyse durch Verbrennung mit chromsaurem Blei und fur Bestimmung des Chlors durch Oxydation im zuge- schmolzenen Rohre rnit Salpetersaure gab :

- - - - - -. .. . - - .. . . -. . -. . . -. _- Ange- 1 Kohlen- Wasser I Ange- 1 Chlor- I 1 wandt ! s h r e wsndt ! silber I Si'ber

1. 1 0,2545 1 0,2874 0,0918 0,1680 j 0,3036 0,0018 2. I 0,1819 0,2049 0,0633 0,2313 0,4175 0,0030

I I 1 Gefunden Bereohnet nsch dsr Formel

1. 2. GdHpC1,8, : --c-

Kohlenstoff 30,EO 30,72 30,57 Wssserstoff 4,OO 3,87 3,82 Chlor 45,Ol 45,05 45,23

Ssuerstoff - - 20,38 100,oo

Das Trichlorhydrin der Phenose ist im reinen Zustande bei niederer Lufttemperatur fest und krystallisirt in farbloeen, oft ziemlich grofsen aber sehr dunnen Blattchen, deren Form ich nicht brstimmen konnte ; unter dem Mikroscop erscheint es in breiten, denen der Benzoesaure ahnlichen Nadeln. Es

Page 4: Untersuchungen über Zucker und zuckerähnliche Körper 2) Zuckerähnlicher Körper aus Benzol

326 Ca r i u 8 , Ufitersuchungen uher Zucker

schmilzt schon bei etwa + i O o , sein Schmelzpunkt wird aber durch Spuren von anhangendem Alkohol, Aether, Ben- zol oder Wasser erniedrigt; da es ferner aus der Luft rasch Wasser aufnimmt , und auch allmllig in braune theerartige Zersetzungsproducte ubergeht, so ist eine genaue Bestiminung des Schmelzpunktes sehr schwer. Beim Erhitzen verdainpft ein Theil unzersetzt, aber schon unter iOOo erleidet es theil- weise Zersetzung. Beim Kochen seiner L6sung verdampft ein grofser Theil mit dem Wasser. Es liist sich in Alkohol, Aether und Benzol sehr leicht, in Wasser wenig, zieht aber an der Luft rasch etwas Wasser a n unter Bildung einer zahen Fliissigkeit. - Es besitzt einen schwachen , eigen- thiimlichen Geruch und brennenden Geschmack.

Durch Alkalien wird das Trichlorhydrin sehr leicht unter Abscheidung alles Chlors zersetzt ; neben Chlormetall bilden sich hierbei stets zwei Kiirper, von denen der eine, die in der folgenden Abhandlung beschriebene Benronsaure, wenn die Reaction heftig war, fast allein auftritt; der zweite ist die Phenose, welche nach folgender Gleichung entsteht :

Das Trichlorhydrin schliefst sich in seinem Verhalten gegen Salpetersaure auffallend an die wasserstoffreicheren organischen Kdrper , die s. g. Fettkdrper, an. Erhitzt man es mit verdiinnter Salpeterslure, so wird es leicht oxydirt und bildet Oxalsaure ; setzt man zugleich salpetersaures Silber zu, so wird schon bei iOOo alles Chlor als Chlorsilber abgeschieden, wie es in ahnlicher Weise nur bei Chlor- ithyl u. s. w. der Fall ist. Nitroverbindungen habe ich bis jetzt nicht erhalten k6nnen.

6 H Phenose, '. Die Darstellung dieser Verbindung

Ver- 6

ist mit aufserordentlichen Schwierigkeiten verbunden.

Page 5: Untersuchungen über Zucker und zuckerähnliche Körper 2) Zuckerähnlicher Körper aus Benzol

und ztickerahnliche Kiirper. 327

setzt man die wilsserige LBsung des Trichlorhydrins mit Kafihydrat m d erwiirrnt, so wird aelbst noch bei starker Verdiinnung fast nur Benzoesaure gebildet, und die geringen lengen vun Phennse, die enblanden, durch den nothwen- digen Ueberschufs von Kalihydrat in humusartige Kiirper verwandetf. Sogar Barythydrat wirkt zu heftig eh, beson- dew auch, weil der Ueberschufs desselben aus dem ent- standenen zuckerahnlichen HGrper cine Saure bildef. Kohlen- saures Natron in verdiinnter Losung bewirkt fast allein Bildung von Phenose, die auch grofsentheils unzersefzt er- halten werden kann, obgleich auf einem sehr unistandlichen Wege.

Die beste Methode der Darstellung ist folgende. Man 16st Trichlorhydrin, 1. Mol., in etwas AIkohol und Enischt mit vie1 Wasser, so dars cine klare, nur etwa 1 pC. haltebde Losung entstebt , setzt dann kohlensaures Natron , 3 Mol., hhzu U R ~ erw,irmt die sich bald schwach braunende LBsbng im Kolben auf dem Wasserbade 6 bis 8 Stunden lung. Die Phssigkeit wird nun genau mil Salzsaure neutralisirt , und zur Entfernung der zugleich gebildeten kleinen Menge Ben- zaesaute rrnd Spuren unverinderten Trichlorhydrins wieder- halt rnit Aether geschiittelt , darauf vorsichtig fast zur T r o c h e verdampft, und der Brei yon KochSalzkrySfa~~f?n rnit Alkohol ausgezogen, die alkoholische LBsung verdampft, und der Ruckstand rnit starkem Akohof behandelt ; dss Fillrat enthiilt die Phenose mil wenig mehr Kochsalz als der Ver- bindung €6H12636, NaCl entspricht ; es liefert beim langsarnen Verdunsten neben Kochsalzkrystellen tafelfhrmige Krystalle, die jener Verbindung anzugehoren scheinen. - Die tetzfe alkoholische L6sung wird rnit Essigsaure schwach angesluert und durch essigsaures Blei genau ausgefallt, das Filtrat und die alkoholische Waschflussigkeit mit Anirnoniak versetzt und rnit ammoniakalischer LBsung von essigsaurern Blei ausgefallt,

Page 6: Untersuchungen über Zucker und zuckerähnliche Körper 2) Zuckerähnlicher Körper aus Benzol

328 C a r iu a , Untersuchungm iibet Zucker

d e r mit Wasser ausgewaschene Niederschlag unter Wasser mit Schwefelwasserstoff zerlegt , das Filtrat durch sehr vor- sichtigc Behandlung mit kohlensaurem Silber von den letzten Spuren von Chlorwasserstoff befreit und verdampft , oder, wenn es nicht ganz farblos sein sollte, vorher mit ( k d k - freier) Thierkohle behandelt.

Der zahfliissige Riickstand mufs auf Chlor gepriift wer- den; enthalt er Chlor, so bestimmt man dessen Menge und erwarmt die wasserige Lijsung mit Barythydratlhsung, (BaH8I2 auf 1 At. vorhandenen Chlors, entfernt den Baryt vorsichtig durch Schwefelsaure, Chlorwasserstoff durch kohlen- saures Silber und verdampft von Neuem.

Man erhalt durch langeres Stehen iiber Schwefelsaure im luftverdiinnten Rauine die Phenose als feste, schwach ge- farbte, amorphe Masse, die an d e r Luft zerfliefst ; sie schmeckt siifs, ahnlich dem Traubenzucker, hinterher scharf , lBst sich leicht in Wasser und Alkohol, nicht in Aether.

Die Analyse durch Verbrennung im Sauerstoff8trom ergab BUR

0,3212 Grm. Substanz 0,4674 Kohlenshre und 0,2020 Waeser. Qefunden Berechnet nach der Formel _y_c 6lH,*Qo :

Kohlenstoff 39,68 39,99

Sauerstoff - 5335 Waserstoff 6,99 6,68

100,oo

Andere Analysen gaben bis um 0,7 pC. Kohlenstoff zu wenig, was seinen Grund in d e r Schwierigkeit, die Substanz ohne Anziehung von Wasser abzuwagen, und in einem fast nicht zu vermeidenden kleinen Gehalt von unorganischen Substanzen (Kalk) hat.

Beim Erhitzen wird die Phenose braun, und schon etwas uber 100" unter Verbreitung von Caramelgeruch zcrsetzt. Bei trockener Destillation erhalt man , wahrend vie1 Kohle zuruckbleibt, ein saures Destillat , auf dem eine theerartige

Page 7: Untersuchungen über Zucker und zuckerähnliche Körper 2) Zuckerähnlicher Körper aus Benzol

und zuckerahnliche Kiirper. 329

Fltissigkeit schwimmt ; die saure Flussigkeit enthllt reichlich Essigsiiure, welche ich durch Darstellung von essigsaurem Baryum und Silber sicher nachgewicsen habe.

Die Phenose wird durch Erwarrnen mil verdunnten Sluren oder Alkalien rasch in hurnusartige Korper verwan- delt; letztere bilden aber zugleich eine Saure, die der HUS

Traubenzucker entstehenden Glucinsaure zu entsprechen scheint. Man erhalt diese Saure leicht durch Behandlung der Phenose in verdunnter Losling rnit uberschussiger Baryt- hydratlcisung bei iOO", Entfernung des Baryts durch Schwefel- slure und Verdampfen der durch Thierkohle entfarbten L6sung als farblose, arnorphe, an der Luft rasch zerfliefsende Masse. Ihre Losung reagirt sauer und bildet in Wasser leicht losliche amorphe Salze rnit den Metallen der Alkalien und Erden, deren Liisung mit essigsaurem Blei und salpeter- saurein Silber weifse flockige Niederschlage giebt. Der Blei- niederschlag wird beim Erwarrnen init der Flussigkeit k6r- nig-krystallinisch , der Silberniederschlag erst bei llingerem Kochen reducirt. Diese Bestindigkeit des Silbersalzes und der Umstand, dafs sie Kupferoxyd in alkalischer L6sung nicht reducirt, unterscheidet die Saure leicht von der Phenose. Durch verdiinnte Salpetersaure wird sie leicht zu Oxalslure oxy dirt.

Die Analyse den bei 60° getrockneten Calciumnalzes gab nus 0,2466 Grm. Substanz 0,3236 Kohlenellure und 0,1276 Was- ser; ferner aus 0,2418 Grm. Subetanz 0,0616 kohlensauren Balk.

Berechnet nach der Formel Gefunden G,,H,,CaQ,, :

Kohlenstoff 35,79 36,17 Wasserstoff 5,76 5,53 Calcium 10,19 10,05

Sauerstoff - 48,23

100,oo

Page 8: Untersuchungen über Zucker und zuckerähnliche Körper 2) Zuckerähnlicher Körper aus Benzol

330 C a r i u s , Untersuchungen uber Zucker

Die Siure enthllt also Wasserstoff und Sauerstoff nocb im Verhaltnifs des Wassers ; wahrscheinlich enthllt sic aber nicht €nH12t)6, sondern lhnlich der Glucinsiure diesc Ele- mente weniger denen von Wasser.

Metallverbindungen der Phenose lassen sich wegen dicser leichten Veranderlichkeit durch Alkalien schwer darstellen. Die alkoholische L6sung der Phenose giebt rnit einer solchen von Kalihydrat einen zahen Niederschlag einer Kaliumver- bindung, die rasch rnit Alkohol gewaschen und in Wasser pelost durch Fallen rnit essigsaurem Blei und Zerlegen des Niederschlags mit Schwefelwasserstoff noch unverinderte zuckerahnliche Substanz wiedergewinnen lafst. Die LBsung der Phenose 16st ferner Kalk- oder Barythydrat und selbst frisch gefillten kohlensauren Kalk , wobei sich aber keine Kohlensawe entwickelt.

Der erwahnte Bleiniederschlag ist flockig und weifs und f5rbt sich beim Kochen mit der Flussigkeit rrithlichbraun. Fur die Analyse habe ich diese Verbindung dargestellt durch Fiillung der Lbsung der Phenose mit ammoniakalischem essig- saurem Blei , Auswaschen vor Kohlensaure geschiitzt und Trocknen bei 60° im Wasserstoffstrom. Der Niederschlag enthielt keine wagbare Menge von Kohlensiiure, die er feucht sehr rasch aus der Luft aufnimmt.

Die Analyse gab durch Verbrennen rnit chromsaurem Blei BUS

0,5265 Grm. Subatam 0,1780 Koblenshre und 0,0426 Wasser ; ferner I) aus 0,4118 Substrvnz 0,4727 und 2) nus 0,2965Bub- stanz 0,3418 schwefelsaures Blei.

Berecbnet nach der Formel Gefunden -. 1 - 2 %( kF

Kohlenstoff 9,22 - 9,06

Wasserstoff 0,90 - 0,75

Blei 78,45 78,79 78,11 Sauerstoff - - 12,OE

100,GO.

Page 9: Untersuchungen über Zucker und zuckerähnliche Körper 2) Zuckerähnlicher Körper aus Benzol

und mckeriihnliche K6rper. 331

Im Molecul der Phenose sind also 6 At. H durch Metalle ersetzbar. Die zahlreichen Versuche, intermediiire Aether darzustellen, scheiterten bis jetzt an der leichten Zersetzbar- keit der Phenose unter Bildung humusartiger KBrper ; ich hoffe aber, dieses Ziel zu erreichen, indem ich, in ahnlicher Weise wie bei Darstellung der Aether des Propylphycites, von den1 Trichlorhydrin ausgehe.

In Schwefeisaurehydrat IBst sich die Phenose ohne Farbung und giebt nach vorsichtigem Verdiinnen durch Neu- tralisation mit kohlensaurern Baryt ein leiclit iosiiches Baryum- salz, dessen Lbsung beim Stehen und besonders Verdampfen unter Abscheidung von schwefelsaurem Baryuni zersetzt wird.

Ich habe his jetzt keinen Nitrok6ryer der Phenose dar- stellen konnen; sie I6st sich ohne bemerkbare Oxydation in stark abgekiihltem Salpetersaurehydrat, aber auch durch Zu- satz von Schwefelsaurehydrat tritt keine Abscheidung ein.

Die Phenose ist gegen Oxydationsmittel so emphdlich wie Traubenzucker. Bei gelindem Erwarmen mit selbst ver- dunnter Salpetersaure wird sie oxydirt und bildet als einziges Product, welches ich bis jetzt nachweisen konnte, Oxalsaure. - Die Phenose verhindert wie Traubenzucker die Fallung von Kupferoxyd durch Kalihydrat, und die entstandene blaue Ldsung scheidet beirn Stehen in der Kiilfe allmdig, beim Kochen sofort Kupferoxydul ah. Mischt man ihre Lbsung mit schwefeisaurem Kupfer und essigsaurem Natron, so scheidet auch diese Losung in gelinder Warme Kupferoxydul aus; aus Silbersalzen scheidet sie in alkalischer L6sung so- fort schwarzes metallisches Silber ab.

Versuche, die Phenose durch Behandlung mil Hefe oder mit faulem Kase und kohlensaurem Kalk in ahnlicher Weise zu zersetzen, wie den Traubenzucker bei dessen Gahrungs- erscheinungen, sind bisher vBllig mifslungen. Ich habe weder Milchsaure, Buttersaure noch ein anderes Zersetzungs-

Page 10: Untersuchungen über Zucker und zuckerähnliche Körper 2) Zuckerähnlicher Körper aus Benzol

332 C a r iu s, Untersuchunyen iiber Zucker

product nachweisen konnen , und scheint die Phenose also uberhaupt nicht gahrungsfahig zu sein.

Die mitgetheilten Thatsachen stellen die Existenz einer sicher in die Klasse der s. g. zuckerahnlichen Kdrper ge- h6renden Verbindung fest, die ohne Zweifel als sechssiiuriger Alkoliol aufzufassen ist, und zum Benzol in der Beziehung, wie Aethylenalkohol zum Aethylen steht. Die Aehnlichkeit der Phenose mit den bekannten Zuckerarten ist eine Bestati- gung der Ansicht, welche letztere als alkoholahnliche Kdrper betrachtet. - Ich habe neben der Fortsetzung dieser Unter- suchung auch die Additionen der Hornologen des Benzols an Unterchlorigsaurehydrat aufgenommen. Toluol bildet eine

zahflussige Verbindung , welche 03'G7H8 zu sein scheint,

und sich dem Trichlorhydrin der Phenose sehr ahnlich verhiilt.

Die Untersuchung hat aber als vielleicht wichtigstes Ergebnifs die endliche Vereinigung der beiden bisher schein- bar ganz getrennten grofsen Kdrperklassen, der s. g. aroma- tischen und Fettkorper , welche hier durch einfache Re- actionen zum ersten Male ausgefuhrt ist. Die Phenose und sogar schon das Trichlorhydrin derselben tragen voll- kommen den Character der s. g. Fettkorper, und es ist damit entschieden, dab die Unterschiede im Verhalten der aromatischen Kdrper von dem der Pettk6rper durchaus nicht in einer wesentlich verschiedenen Constitution, oder gar einem verschiedenen Zustande ihres Kohlensto5s zu suchen sind, sondern allein in dem relativen Vorherrschen des Koh- ienstoffgehalts der ersteren. Man kann sich diefs ohne Hy- pothese leicht erklaren ; so die grofsere Bestandigkeit des Benzols, wenn man bedenkt, dafs hier die Suinme der\ An- ziehungskrafte des Kohlenstoffs , 14 chemische Einheiten, nur 6 At. H aber vie1 fester halten, als im Caprolen die 12 At.

CIS1 H3

Page 11: Untersuchungen über Zucker und zuckerähnliche Körper 2) Zuckerähnlicher Körper aus Benzol

und zuckeriihnliclre Korper. 333

H. Auch die scheinbar auffallende Thatsache, dafs diese ungesiittigten Molecule, z. B. G,H2, vie1 weniger leicht additionelle Vcrbindungen eingehen , als die nahezu gesattig- ten, z. B. &HPn, erklart sich so; denn es is! zu erwarten, dafs bei sehr vorherrschendem Kohlenstoffgehalt die eigen- thiimliche , hier indifferente Natur des freien Kohlenstoffs grofseren Einflufs auf die Eigenschaften der Verbindun- gen hat.

Um diese Frage mi! voller Sicherheit entscheiden zu kiinnen, habe ich versucht , aus Phenose, also urspriinglich aus Benzol , durch Reduction mit Jodwasserstoff Caprolen darzustellen. Bringt man eine concentrirte Lijsung von Phenose mit einem Ueberschufs einer bei gew6hnlicher Tern- peratur gesattigten Jodwasserstoffsiiure zusammen und destil- lirt, so geht mit den Dampfen von Jodwasserstoff und Wasser eine diinne Fliissigkeit iiber , welche sich als jodwasserstoff- saures Caprolen erwies, wahrend die grofste Menge der Phenose in kohlige Massen verwandelt wird. Behandelt man i6 derselben Weise das Trichlorhydrin der Phenose, so findet dieselbe Bildung von jodwasserstoffsaurein Caprolen stat!, indem sich zugleich in dem vorgdegten Wasser reichlich Chlorwasserstoff nachweisen lafst. Das Trichlorhydrin giebt aber dabei zur Bildunp einer anderen jodhaltigen Verbindung Veranlassung, die grijfstentheils im Destillationsgefafse bleibt; sie is! nach dern Waschen mit Kalildsung und Trocknen eine feste krystallinische, schmelzbare und ohne Zcrsetzung destil- lirbare Substanz, deren Analyse Zahlen g a b , die sehr nahe mit dem Verhaltnifs €l,H,,J,83 stiinmen. Diese letztere Verbindung wird nicht erhalten, wenn man das Trichior- hydrin mit Jodwasserstoff im zugeschmolzenen Rohre bei 120° behandelt. Beim Oeffnen des nohres entweicht dann Chlorwasserstoli mit Spuren eines breirnbaren Gases (Capro- lendampf ?) ; erhiht man so oft von Neuem, bis kein Chlor-

Page 12: Untersuchungen über Zucker und zuckerähnliche Körper 2) Zuckerähnlicher Körper aus Benzol

334 Car iu s, Untersuchungen uber Zucker

wasserstoff mehr auftritt, so geht bei der Destillation eine reichlichere Menge jodwasserstoffsauren Caprolens iiber.

Das erhaltene jodwasserstoffseure Caprolen scheint iden- tisch zu sein mit dem von E r l e n m e y e r und W a n k l y n durch Reduction aus Mannit erhaltenen, von ihnen flHexyl- jodiir genannten Korper ; wenigstens gab die durch Waschen rnit Schwefligsaure und kohlensaurem Natron und Destillation mil Wasser gereinigte Substanz durch Behandlung rnit alko- holischer Kalihydratlosung Jodkalium und Caprolen.

Die Analyse durch Oxydation im zugeschmolzenen Rohre mit Sal- peterslure lieferte aus 0,4032 Grm. Substanz 0,4395 Jodsilber und 0,0055 Silber, entsprecbend 60,51 pC. Jod, wiihrend die Formel G8HI2, HJ 59,91 pC. Jod verlangt.

Die besten Resultate der Reduction erhielt ich durch Erhitzen von Trichlorhydrin mit einer nicht ganz gesiittigten Jodwasserstofflosung und etwas Phosphor, his erst der Phos- phor verschwunden , und dann zuletzt bei i5Oo keine weitere Vermehrung des ausgeschiedenen Jodes bemerkbar war. Das wie oben erhaltene und gereinigte Product war eine farb- lose, nur wenig Jod haltende Fliissigkeit; sie wurde, urn vorhandenes jodwasserstoffsaures Caprolen zu zersetzen , mit alkoholischer Kalihydratlosung behandelt und durch Destilla- tion gereinigt, wobei sie zwischen 68 und 72O iiberdestillirte. Die Fliissigkeit stellte sich aufser durch diesen Siedepunkt auch durch Zusammensetzung und andere Eigenschaften als Caprolen dar, welches ohne Zweifel durch Einwirkung der JodwasserstofTsaure und Phosphorsaure bei hoher Temperatur aus zuerst entstandenem jodwasserstoffsaurem Caprolen ge- bildet war. Die farblose Fliissigkeit hatte einen an Arnylen crinnernden Geruch ; 3ie loste sich in Schwefelsaurehydrat mit rother Farbe, aus welcher Losung beim Verdiinnen eine nicht sehr dunnfl iissige, stark riechende Fliissigkeit (Para- caprolen) abgeschieden wurde ; sie lijste sich bei vorsichti-

Page 13: Untersuchungen über Zucker und zuckerähnliche Körper 2) Zuckerähnlicher Körper aus Benzol

und zuckerahnliche Riirper. 335

gem Eintropfen in abgebiihltes Salpetersaurehydrat unter Bildung von vie1 Salpetrigsiure, und diese L6sung schied nach einiger Zeit init Wasser verdunnt Nichts ah , wodurch die Abwesenheit von Benzol bewiesen wird.

Die Analyse durch Verbrennen mit chromsaurem Blei gab a m 0,1232 Grm. Substanz 0,3880 KohlensLure und 0,1538 Wasser.

Gefunden Berechnet f. G,H,, Kohlenstoff 85.88 85,71

Wasaeretoff 13,87 14,29

99,75 100,oo.

Eine Bestimmung der Dampfdichte ergab :

Angewandt VOl. Temp. Corrigitter Druck 0,0932 Grrn. 57,365 OC. 199,6O C . 0,5795,

woraus 2,84 folgt , wahrend die berechnete Dampfdichte f i r €6HI2 2,91 ist.

Die Entstehung des jodwasserstoffsauren Caprolens wird durch folgende Gleichungen veranschaulicht :

Qel6hT + (JH),, = G e H i p , JH + (8HS)e + JiZ.

CI,{ 8a "" H, + (JH)i, = GeEIin, JK + (8K213 + (CIH), + J i p .

Ich kann diese Mittheilung nicht schliefsen, ohne rneinem Assistenten, Herrn Dr. v. G i lnhausen , fur den Eifer zu danken, rnit welchem er mir besonders hei der Darstellung des Trichlorhydrins behiilflich war.

H e i d e 1 b e r g , August 1865.