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Urieil der Preisriehter flit den yon Welzschen Graefe-Preis. Das Preisriehterkollegium hat wie viele seiner Vorg~inger die Sehwie- rigkeiten einer Entscheidung sehr lebhaft empfunden. Naeh eingehen- den Beratungen hat es sich entsehlossen, den Preis ffir die Jahrg~nge 1914--1916 zu teilen und ihn den Herren C. Behr ftir seine im 89. Band des Archivs verSffentlich~en Arbeiten: ,,Beitr~ge zur Anatomie und Physiologie des gliSsen Gewebes im Sehnerven" und ,,Uber die paren- chymatSse SaftstrSmung im Sehnerven und in der Netzhaut" und E. Hevtel fiiv seine in den B~nden 88 und 90 erschienenen Arbeiten: ,,Experimentelle Untersuehungen fiber die Abh~ngigkeit des Augendrueks yon der Blutbeschaffenheit" und ,,Klinisehe Untersuehungen tiber die Abh~ngigkeit des Augendrueks yon der Bhltbeschaffenheit" zu ve~leihen. Behr erbringt mit I-Iilfe eingehender anatomischer und experi- menteller Untersuehungen (Einstichinjektionen) den Naehweis, daI~ die Gti~ des Sehnerven mit ihren Grenzh~uten, Fasern und Zellen ein vollkommen geschlossenes Gebilde darstellt, dessert physiologisehe Bedeutung der Transport der Ern~hrungsflfissigkeit und die Ableitung der Stoffwechselprodukte der Nervensubstanz ist. Dureh direkten Kon- takt mit dem Achsenzylinder wird die Ern~hrungsftfissigkeit entlang den feinsten Gliaf~sern an diesen herangeffihrt. Man kann demnaeh die Glia als die Lymphbahn der Nervensubstgnz bezeichnen. Die beiden Ernghrungssysteme, n~mlieh die Bahnen der parenehymatSsen Saft- strSmung, sowie andererseits die perivasculgren Lymphbahnen, sind voneinander unabh~ngig. Ein direktes EinstrSmen der Fli~ssigkeit aus dem ersten in das zweite finder nieht start. Aus diesen Unter- suchungen ergeben sieh zahlreiche Ausb]icke und Folgerungen fiir Fragen aus der Pathologie des Sehnerven. Die Preisriehter glanben, da!~ dutch diese Untersuehungen die un- gemein schwierigen Fragen der LSsung wesentlieh n~hergeffihrt sind und halten die beiden ~4~'beit.en Behrs naeh Fragestelhmg, methodiseher Durchfiihrung der Untersuehung und klarer Verwertung der Ergeb- nissse fiir eine ausgezeiehnete Leistnng, die den Preis verdient. W~hrend bis dahin vorwiegend den Beziehungen des Blutdruc/cs zum Augendruek Beaehtung gesehenkt wurde, hat Hertel in eingehen- den Untersuchungen, yon denen einige schon fri~her mitgeteilt waren, auf die Beziehungen der Blutbeschaffenheit zum Augendruek hin- gewiesen. Fi~tterung oder intravenSse Zufuhr yon Koehsalz, Zueker, verschiedenen Sa.lzen, Gelatine, EiweiB und Serum bewirken am Tier- auge eine Verminderung, Ebfftihrung hypotonischer LSsungen eine ErhShung des Augendrueks. Dieselben Ergebnisse bekommt man beim normMen wie beim glau- komatSsen menschlichen Auge. Auch die Weichheit des Bulbus beim v. Graefes Archiv I[ir Ophthalmologie. Bd. 109.

Urteil der Preisrichter für den von Welzschen Graefe-Preis

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Urieil der Preisriehter flit den yon Welzschen Graefe-Preis.

Das Preisriehterkollegium hat wie viele seiner Vorg~inger die Sehwie- rigkeiten einer Entscheidung sehr lebhaft empfunden. Naeh eingehen- den Beratungen hat es sich entsehlossen, den Preis ffir die Jahrg~nge 1914--1916 zu teilen und ihn den Herren C. Behr ftir seine im 89. Band des Archivs verSffentlich~en Arbeiten: ,,Beitr~ge zur Anatomie und Physiologie des gliSsen Gewebes im Sehnerven" und ,,Uber die paren- chymatSse SaftstrSmung im Sehnerven und in der Netzhaut" und E. Hevtel fiiv seine in den B~nden 88 und 90 erschienenen Arbeiten: ,,Experimentelle Untersuehungen fiber die Abh~ngigkeit des Augendrueks yon der Blutbeschaffenheit" und ,,Klinisehe Untersuehungen tiber die Abh~ngigkeit des Augendrueks yon der Bhltbeschaffenheit" zu ve~leihen.

Behr erbringt mit I-Iilfe eingehender anatomischer und experi- menteller Untersuehungen (Einstichinjektionen) den Naehweis, daI~ die Gti~ des Sehnerven mit ihren Grenzh~uten, Fasern und Zellen ein vollkommen geschlossenes Gebilde darstellt, dessert physiologisehe Bedeutung der Transport der Ern~hrungsflfissigkeit und die Ableitung der Stoffwechselprodukte der Nervensubstanz ist. Dureh direkten Kon- takt mit dem Achsenzylinder wird die Ern~hrungsftfissigkeit entlang den feinsten Gliaf~sern an diesen herangeffihrt. Man kann demnaeh die Glia als die Lymphbahn der Nervensubstgnz bezeichnen. Die beiden Ernghrungssysteme, n~mlieh die Bahnen der parenehymatSsen Saft- strSmung, sowie andererseits die perivasculgren Lymphbahnen, sind voneinander unabh~ngig. Ein direktes EinstrSmen der Fli~ssigkeit aus dem ersten in das zweite finder nieht start. Aus diesen Unter- suchungen ergeben sieh zahlreiche Ausb]icke und Folgerungen fiir Fragen aus der Pathologie des Sehnerven.

Die Preisriehter glanben, da!~ dutch diese Untersuehungen die un- gemein schwierigen Fragen der LSsung wesentlieh n~hergeffihrt sind und halten die beiden ~4~'beit.en Behrs naeh Fragestelhmg, methodiseher Durchfiihrung der Untersuehung und klarer Verwertung der Ergeb- nissse fiir eine ausgezeiehnete Leistnng, die den Preis verdient.

W~hrend bis dahin vorwiegend den Beziehungen des Blutdruc/cs zum Augendruek Beaehtung gesehenkt wurde, hat Hertel in eingehen- den Untersuchungen, yon denen einige schon fri~her mitgeteilt waren, auf die Beziehungen der Blutbeschaffenheit zum Augendruek hin- gewiesen. Fi~tterung oder intravenSse Zufuhr yon Koehsalz, Zueker, verschiedenen Sa.lzen, Gelatine, EiweiB und Serum bewirken am Tier- auge eine Verminderung, Ebfftihrung hypotonischer LSsungen eine ErhShung des Augendrueks.

Dieselben Ergebnisse bekommt man beim normMen wie beim glau- komatSsen menschlichen Auge. Auch die Weichheit des Bulbus beim

v. Graefes Arch iv I[ir Ophthalmologie . Bd. 109.

2 Urteil der Preisriehter fttr den yon Welzschen Graefe-Preis.

diabetisehen Korea geh6rt hierher. Vergleiehe zwisehen der Blutkon- zent.r~tion Glaukomat6ser mit norm~lem Blntdruek und Nieht-Glau- komat6ser mit gesteigergem Blutdruek ftihrten zu der Ansieht, dal~ Verminderung der Blutkonzentration ein disponierendes Moment ftir Glaukom sei. Die Wirkung des Aderlasses seheint ~hnlieh zu sein wie die der Sglzzufuhr. Dureh letztere konnten glaukomag6se Augen erfolgreieh far die Operation vorbereitet werden.

Diese originellen und methodiseh ausgezeiehnet durehgeftihrten Unter- suehungen ergeben fiir das Glaukomproblem neue und wiehtige Ge- siehtspunkte, die bei weiteren Forsehungen stets Bertieksiehgigung finden werden.

In den Jahrggngen 1917--19t9 finder sieh eine Anzahl hervorragen- der Arbeiten, die die Kommission gerne bei der }%rteitung des Preises mitausgezeiehnet h~tte. Naeh sehr eingehenden Beratungen hat sie abet yon einer Teilung abgesehen und den Preis Herrn L. Kgppe ffir seine zahlreiehen in den B~nden 92--99 niedergeleggen Arbeiten zu- erkannt. Unter diesen sind ganz besonders die im 95. Band ersehienel~e Arbeit: ,,Die Mikroskopie des lebenden Augenhintergrundes mit starker Vergr6gerung im fokalen Lieht der Gullstrandsehen Spaltlampe" und ihre Fortsetzungen in den B~nden 97, 98 und 99 hervorzuheben.

K6ppe hat als erster die Bedeutung der Guttstra~tdsehen Spalt- lampe far die L6sung kliniseher Probleme in ihrer vollen Tragweite erkannt und dutch die Vervollkommnung der Apparatur sowie die benutzten sehr starken VergrSgerungen die Klinische Mikroskopie des tebenden Auges gesehaffen, die inzwischen unentbehrliehes I~t~stzeug des modernen Ophthahno]ogen geworden ist.

W~i, hrend es bis dahin nieht mSglieh war, mit dem Biisehel der Spal~lampe fiber die vorderen Partien des GlaskSrpers in die Tiefe vor- zudringen, hat KSppe das Problem der Ungersuehung des Augenhinter- grundes bei fokaler Beleuehtung dureh die geniale Kombination des gespiegelten Liehtbiisehels mit dem genau bereehneten Kontaktglas gelSsg und dadureh eine neue UngersuehungsmSgliehkeit der feineren Veriinderungen des Augenhintergrundes geseha,ffen.

Die Untersuehung des Auges mit polarisiertem Lieht ist als eine weitere Aussiehten er6ffnende neue Methode yon K6ppe ausgearbeitet worden. Seine Untersuehungen stehen mig so zahlreiehen Fragen tier Physiologie und Pathotogie des Auges in Zusammenhang, dag die Er- gebnisse hier nieht im einzelnen gewtirdigt werden kSnnen.

Das Preisriehterkollegium ist der Ansieht, dal3 die als ein Ganzes a, nzusehenden Arbeiten yon KSp~)e einen in theoretiseher wie prak- tiseher Hinsieht gleieh wiehtigen Fortsehritg in der Entwieklung unseres Faehes bedeugen und sprieht ibm den ungeteilten Preis zu.

Bartels. v. H@pel. Kriickmann. v. Szily. Wolfrum.