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1.Kulturdenkmäler germanischer Zeit (Runen, Stabreim, Zaubersprüche) Um 750: Abrogans ist das erste schriftliche Zeugnis im Kloster Freisening entstanden. Das Abrogans ist ein lateinisch-althochdeutsches Glossar mit Synonyme, die alphabetisch angeordnet sind. Der Name bekommt er nach seinem Anfangswort. In dieser Zeit haben die deutschen Glossatoren einfach deutsche Wörter übersetzt, d.h. hinter die entsprechenden lateinischen, ohne ihren Zusammenhang untereinander zu beachten. Runen : Schriftzeichen, die die alten germanischen Stämme benutzten (deutsche Runen 24 Zeichen, angelsachsische 28). Den Runen wird magische Wirkung zugesprochen und sie wurden in Holz oder Stein gemeisselt. Wichtig war die magische Wirkungskraft der Sprache - man führte Bräuche und Beschwörungen durch, wobei die Runen eine wichtige Rolle spielten, da Sprache und Schrift sehr mit den Kulturbräuchen zusammenhingen. Zaubersprüche : Dienten als Heilmittel und Abwehrzauber. Man wollte Götter und Dämonen herbeirufen und über die Macht gewinnen. Wichtig ist, dass es nicht nur um Inhalt und um Bedeutung der Beschwörungen geht, sonden auch um die FORM. Beispiel: Merseburger Zaubersprüche Stabreim : Metrische Form, bei welcher – im Gegensatz zum Endreim – die Betonung wichtig ist. Der gleiche Anlaut (Anfangsbuchstaben) der stark betonten Silben eines Verses; Vokalen sind nicht gleich, sonder gelten als „Stäbe“. Bei Muspili, Heliand, Hildebrandslied, Wessobrunner Gebet ... 2. Heldenepos, Heldenlieder, Heldensage (Sagenstoffe der Edda, „Beowulf“, „Thidrekssaga“) Heldensage : Grundbestandteil der Heldenlieder- und epen. Sagenkreise: ostgotische,-westgotische,-burgundische (Siegfried). Beowulf , angelsächsicher Heldenepos über Beowulfs Kämpfe. Das Epos entstand vermutlich nach dem Jahr 700 und spielt in der Zeit vor 600 n. Chr. in Skandinavien. Thidrekssaga : Liedersammlung aus ca 1250. Beschreibt Leben des Thidrek (Dietrich) von Bern Sagenstoffe der Edda : Zur umfangreichste Sammlung germanischer Heldendichtungen (germ.Götter- und Heldenlieder aus Wikingerzeit), von denen die deutschen einen Teil bilden, zählt die ältere oder Lieder-Edda (Edda des Sämund). Die Handschrift ist erst um 1260 entstanden. Heldenlied : Eine germanische Dichtform, mit dem Stoff aus der germanischen Heldensage oder aus der Antike. Einziges deutsches Heldenlied ist Hildebrandslied . In Heldenliedern geht es um die Manifestation der Werte, der sozialen Gemeinschaft und bspw. das Sterben für die Gemeinschaft und Moral (Hildebrandslied). Beim Preislied geht es um Glorifizieung und man findet oft eher festliche Stimmung. Beispiel: Im Ludwigslied stirbt der Charakter nicht wie z.B. im Hildebrandslied. Preislieder wie das Ludwigslied z.B. haben oft Missionscharakter und beschreiben eine Welt, die von Gott beherrscht wird. Es geht um das Preisen des Christentums und um deren Verbreitung, nicht um Werte wie Ehre oder Stolz. Das Heldenepos : Epische Grossform, entstanden aus dem Zusammenschluss von mehreren Heldenliedern und Spielmannsepen. Beispiel: Nibelungenepos . 1

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1.Kulturdenkmäler germanischer Zeit (Runen, Stabreim, Zaubersprüche)Um 750: Abrogans ist das erste schriftliche Zeugnis im Kloster Freisening entstanden. Das Abrogans ist ein lateinisch-althochdeutsches Glossar mit Synonyme, die alphabetisch angeordnet sind. Der Name bekommt er nach seinem Anfangswort. In dieser Zeit haben die deutschen Glossatoren einfach deutsche Wörter übersetzt, d.h. hinter die entsprechenden lateinischen, ohne ihren Zusammenhang untereinander zu beachten.Runen: Schriftzeichen, die die alten germanischen Stämme benutzten (deutsche Runen 24 Zeichen, angelsachsische 28). Den Runen wird magische Wirkung zugesprochen und sie wurden in Holz oder Stein gemeisselt. Wichtig war die magische Wirkungskraft der Sprache - man führte Bräuche und Beschwörungen durch, wobei die Runen eine wichtige Rolle spielten, da Sprache und Schrift sehr mit den Kulturbräuchen zusammenhingen. Zaubersprüche: Dienten als Heilmittel und Abwehrzauber. Man wollte Götter und Dämonen herbeirufen und über die Macht gewinnen. Wichtig ist, dass es nicht nur um Inhalt und um Bedeutung der Beschwörungen geht, sonden auch um die FORM. Beispiel: Merseburger ZaubersprücheStabreim: Metrische Form, bei welcher – im Gegensatz zum Endreim – die Betonung wichtig ist. Der gleiche Anlaut (Anfangsbuchstaben) der stark betonten Silben eines Verses; Vokalen sind nicht gleich, sonder gelten als „Stäbe“. Bei Muspili, Heliand, Hildebrandslied, Wessobrunner Gebet...

2. Heldenepos, Heldenlieder, Heldensage (Sagenstoffe der Edda, „Beowulf“, „Thidrekssaga“)Heldensage: Grundbestandteil der Heldenlieder- und epen. Sagenkreise: ostgotische,-westgotische,-burgundische (Siegfried).  Beowulf, angelsächsicher Heldenepos über Beowulfs Kämpfe. Das Epos entstand vermutlich nach dem Jahr 700 und spielt in der Zeit vor 600 n. Chr. in Skandinavien. Thidrekssaga: Liedersammlung aus ca 1250. Beschreibt Leben des Thidrek (Dietrich) von Bern Sagenstoffe der Edda:  Zur umfangreichste Sammlung germanischer Heldendichtungen (germ.Götter- und Heldenlieder aus Wikingerzeit), von denen die deutschen einen Teil bilden, zählt die ältere oder Lieder-Edda (Edda des Sämund). Die Handschrift ist erst um 1260 entstanden.Heldenlied: Eine germanische Dichtform, mit dem Stoff aus der germanischen Heldensage oder aus der Antike. Einziges deutsches Heldenlied ist Hildebrandslied. In Heldenliedern geht es um die Manifestation der Werte, der sozialen Gemeinschaft und bspw. das Sterben für die Gemeinschaft und Moral (Hildebrandslied). Beim Preislied geht es um Glorifizieung und man findet oft eher festliche Stimmung. Beispiel: Im Ludwigslied stirbt der Charakter nicht wie z.B. im Hildebrandslied. Preislieder wie das Ludwigslied z.B. haben oft Missionscharakter und beschreiben eine Welt, die von Gott beherrscht wird. Es geht um das Preisen des Christentums und um deren Verbreitung, nicht um Werte wie Ehre oder Stolz. Das Heldenepos: Epische Grossform, entstanden aus dem Zusammenschluss von mehreren Heldenliedern und Spielmannsepen. Beispiel: Nibelungenepos. Geschichtliche Ereignisse bilden den Kern der Sagenstoffe, so z.B. die Kämpfe Theoderichs des Großen für die Dietrich-von-Bern-Sage oder der Untergang des Burgundenreiches für das Nibelungenlied.

3. Merseburger ZaubersprücheSie sind im Jahr 750 in Fulda entstanden, aber erst im 10. Jhd. gefunden. In Zaubersprüche ist der Stabreim verwendet, als die älteste Reimform der Germanen. Kein christlicher Einfluss ist erkennbar, also sie sind ein Beleg für heidnische Religiosität. Es gibt 2 Sprüche: Erster Spruch ist ein Lösezauber: Frauen befreien Krieger. Zweiter Spruch: Heilsegen: Götter Phol und Wodan reiten durch den Wald und ein Pferd verrenkt sich den Fuss. Heilung der Verrenkung durch Zaubersprüche. Wichtig ist die Symbolik bei Kulturbräuchen. Idise, die göttliche Frauen, sind die, die jemanden

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Summoning (demons, ghosts)
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befreien oder heilen. Bei den Zaubersprüchen gibt es eine Dreiteilung: 1. Epische Einleitung, 2. Zauberspruch, 3. Beschwörung der Wirkung.

4. GeorgsliedDas Georgslied ist eine althochdeutsche Dichtung, entstanden um 900 im Kloster Reichenau. Das Lied berichtet von der Bekehrung, der Verurteilung, dem Martyrium und den Wundern des Soldatenheiligen Georg, der ein römischer Legionär war, welcher nicht von seinem Glauben ablassen wollte und das Christentum verbreitete. Man kreuzigte ihn mehrere Male, er stand aber immer wieder auf. Das Motiv der Unzerstörbarkeit, Symbol des Ewigen Lebens. Das Lied in binnengereimten Langversen ist die erste Heiligenlegende in deutscher Sprache.

5. WalthariusLateinische Heldendichtung, entstanden um 900 während der Ottonenzeit. Verfasser ist Eckehart I aus St. Gallen. Das Lied beschreibt den Übergang vom heroischen Lied zum Epos. Es handelt sich um die Flucht Walthers und Hildegunds von Attilas Hof, wo sie als Geiseln gefangenhalten wurden, dabei werden sie von König Gunter (Burgunderkönig des Nibelungenliedes) aus Worms überfallen. Waltharius ist ein Hexameterepos, auf der Stoffgrundlage des alemannischen Waltherlieds entstanden. Anstatt Anpassung christlichen Gehalts an germanisch-traditionelle Form, wie Heliand oder Übertragung in deutsche Sprache wie Otfrid, wird Walhtarius für ein schriftkundiges, klerikales Publikum bestimmt.

6. Ecbasis captivi.., d.h. die Flucht des Gefangenen, ist das älteste Tierepos des Mittelalters, in lateinischer Sprache um 940 von einem Mönch   von Toul  verfaßt.Die Handlung des Gedichts dreht sich um eine Fabel in einer Fabel. Ein Kalb wurde von einem Wolf zu Ostern erwischt worden. Der Wolf hat einen Traum, in dem er gewarnt ist, das Kalb nicht zu essen. Inzwischen kommen die anderen Tiere in die Wolfshöhle. Die innere Fabel erklärt, warum der Wolf und Fuchs Feinde sind. Der Löwe, König der Tiere, war krank. Alle Tiere schlagen Heilmittel für den Löwen vor, mit der Ausnahme der Fuchs. Der Wolf schlägt vor, dass der Fuchs für sein Versagen eine Kur zu bieten gehängt werden sollte. Ein Panther warnt den Fuchs, sich zu präsentieren und verteidigen; der Fuchs erscheint und erklärt, dass er auf einer Pilgerfahrt war. Er bietet seine Kur: man sollte den Wolf schinden und lass den Löwen die Verwendung seiner Haut als eine Decke. Dies wurde getan, und die Heilung wirkt. Der Löwe erholt; Höflinge singen Lieder im Vergleich zu den größten Leiden Jesu Christi, und der Fuchs verdrängt den Wolf als Regentin. Dann zeigt sich der Wolf vor die versammelte Menge von Tieren, was das Kalb für das Entkommen benutzt.

7. Hrothswitha von Gandersheim, Frau AvaH. von Gandersheim war eine der ersten deutschen Dichterinnen. Nonne aus dem Kloster Gandersheim. Schrieb um 950. Sie verfasste Legenden, Dramen etc in lateinischer Reimprosa. Mit moralisierendem Eifer ging sie gegen allerlei Laster und Untugenden an.Frau Ava war eine Einsiedlerin und ebenfalls eine der ersten deutschen Dichterinnen die auf Deutsch dichtete. Ihre Geschichte Leben Jesu (1120) war über Johann der Täufer. Das Leben Jesu erzählt kürzend, in zeitlich genauer Abfolge, auf der Basis der gesamten Bibel, und erweitert nur mit theologischen Kommentars, doch voll mit Latinismen.

8. Walther von der VogelweideWurde um 1170 geboren. Dichter des Hochmittelalters und Minnesänger, lebte am Wiener Hof und an den anderen europäischen Fürstenhofen. Schrieb nicht zur geistlichen Verehrung sondern über Liebe, d.h. er protestierte gegen das sterile, weltfremde Minneideal. Walther erörtert in mehreren Liedern die Einseitigkeit, die Unnatürlichkeit des konventionellen Frauendienstes und fordert die Gegenseitigkeit der Neigung. Er verteidigt die Normalität in einer Liebesbeziehung und die Treue und

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Milena Petrović, 03/31/11,
Worship, adoration
Milena Petrović, 04/04/11,
To ambush, to attack
Milena Petrović, 04/04/11,
Conversion
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Beständigkeit werden wieder zum Fundament der Liebe. Schönheit ist ihm kein Wert, sondern Liebe macht erst Frauen schön und wert. Bei Walther spielt der Standesunterschied zwischen werbendem Liebhaber und Geliebter keine Rolle. Das Mädchen wird eigentlich nicht verführt, sondern ein zärtliches Einverständnis verbindet die beiden. Mit seiner Dichtung begleitete er auch das politische Geschehen von vier Jahrzehnten. Beispiel: Unter den Linden.

9. OstertropenTropen sind Zusätze und Erweiterungen zu den festgelegten sakralen Gesängen der Gregorianik. Diese ergänzen die Vorlage sowohl textlicher als auch melodischer Art, ohne sie aber in ihrer eigenen Beschaffenheit zu verändern.  Die ersten Tropen entstanden in der karolingischen Zeit. Also ein Ostertropus ist ein neu gedichteter Zusatz zum Introitus der Ostermesse. Erstmals erscheint er in einem Manuskript des Klosters St. Gallen aus dem 10. Jahrhundert, breitet sich in den folgenden Jahren über ganz Europa aus und wird in späteren Versionen auch zu umfangreichen geistlichen Spielen erweitert. Nach dem Vorbild des Ostertropus entwickelte sich im 11. Jahrhundert der Weihnachtstropus.Der Ostertropus wurde zur Grundlage des Osterspiels. Diese Form wurde um weitere Szenen und Handlungselemente der biblischen Auferstehungsgeschichte erweitert, sodass die Osterspiele zu umfangreichen Dramen wuchsen. Osterspiel von M uri ( 1250) gilt als das älteste bekannte Schauspiel in deutschen Reimen. Die erhalten gebliebenen Teile des Osterspiels deuten auf ein reines Rededrama ohne lateinische oder musikalische Elemente hin.

10. Geistliche SpieleEine Form des  MA-Theaters, die ursprünglich als Bestandteil der christlichen Liturgie entstand. Es diente seit dem HMA der Heilsverkündung in dramatischer Form. Entwickelte sich vom 10. Jhd  aus den an kirchlichen Festhandlungen gesungenen Tropen. Text war ursprünglich lateinisch. Der Ostertropus wurde zur Grundlage des Osterspiels. Diese Form wurde um weitere Szenen und Handlungselemente der biblischen Auferstehungsgeschichte erweitert, sodass die Osterspiele zu umfangreichen Dramen wuchsen. Nach dem Vorbild des Ostertropus entwickelte sich im 11. Jahrhundert der Weihnachtstropus und im 13. Jahrhundert das Weihnachtsspiel. Diese Form wird bis in die Gegenwart als Krippenspiel in volkstümlichem Rahmen gepflegt. Parallel entstanden die ersten Passionsspiele, die das Osterspiel um die Leidensgeschichte Christi  erweiterten. Gemeinsam ist den Spielformen die Vermenschlichung des Heiligen im christlich religiösen Kontext. Bischöfe und Päpste meinten, dass geistliche Spiele für Menschen verständlicher seien als Vorlesungen. Mit der Reformation ging die große Zeit dieser Art von geistlichem Drama zu Ende – es sind die Passionspiele in Oberammergau geblieben, die alle zehn Jahre veranstaltet werden.Osterspiel von Muri ist das älteste deutschsprachige Spiel.

11. Otfried von Weissenburg (790-870)Erster namentlich bekannter althochdeutsche Dichter und Geistlicher. Um das Jahr 830 absolvierte er einen Studienaufenthalt im Kloster Fulda bei Rabanus Maurus, dem großen fränkischen Gelehrten. Vor allem aber wählte Otfrid als erster bekannter deutscher Dichter des Endreims, reimte er also mit dem Gleichklang der letzten Silben. Es gibt auch die „Otfrid-Strophe“ – wenn die erste Zeile mit einem Großbuchstaben markiert und die zweite etwas eingerückt ist. Er hatte große Kentnisse der theologischen Literatur und ließ das in seines Evangelienbuch einfließen. 

12. ParzivalUm 1200, ein Epos von Wolfram von Eschenbach. Der Hauptkonflikt des Werkes ist gegeben im Scheitern eines vorbildhaften Artusritters an einer Aufgabe, die nur durch ein rechtes Verhältnis der Menschen zu Gott lösbar wird. Die Antwort auf diese ihn

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Holly announcements
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bewegende Frage gibt er mit seiner großen ritterlich-humanistischen Utopie der Gralswelt, einem Gegenbild der Artuswelt.

13. Literatur der Salischen- und Ottonenzeit (900-1020 u. 1020-1120)Im Frühmittelalter war die Kirche der Kulturträger der Gesellschaft, denn oft war nur der Klerus des Schreibens und des Lesens mächtig. Die Phase von 750 bis 1170 kennzeichnet eine fast ausschließliche religiöse Literatur, danach schrieb man auch weltliche Stoffe. Mit der Dichtung beschäftigten sich Klerus, Laien, Adel und Berufsdichter. Vor allem entstehen religiös belehrende und ermahnende Texte in mittelhochdeutschen Reimpaarversen, die sich besonders an Laien wenden.Otfrids Evangelienharmonie, Petruslied (um 850), Muspilli (um 870), Georgslied (um 880), Ludwigslied (Lobpreisung eines christl. Königs 881/882), Ezzolied (1065, heilsgeschichtliche Darstellungen), neutestamentliche Bibelepik (Genesis zB) etc.

14. Staufische Periode 1130-1260Das stauffische Kaisertum war die Grundlage einer selbständigen deutschen Kultur. Im Mittelpunkt war der höfische Ritter. Innerhalb des Ritterstands entwickelte sich eine Ideologie durch Kreuzzugs-propaganda. Mit dem Ende der Staufferzeit, kurz nach Anfang des 13. Jahrhunderts, kam auch der Untergang des Rittertums.Um die Mitte des 12. Jahrhunderts ereignet sich in jeder Hinsicht ein tiefgreifender Wandel. Die Themen und Formen der Literatur werden vielfältiger; die schriftliche Verbreitung erfasst nun auch Stoffe, die zuvor für unwürdig galten, aufgeschrieben zu werden (höfische Lyrik, unterhaltende Erzählungen). Auch die geistliche Dichtung entwickelt ein neues Interesse an der Einzelperson und ihrer Lebensgeschichte (Legendendichtungen, z.B. Veldekes „Servatius“).Auch die Geschichtsepik gewinnt als stärker weltlich orientierte Dichtung erstmals poetischen Rang. Das bedeutendste Werk, die „Kaiserchronik“, erzählt episodenhaft die Geschichte des römischen Kaisertums von der Gründung Roms bis zu Konrad III. Andere Werke: Das „Rolandslied“ des Pfaffen Konrad und der „Alexander“ des Pfaffen Lamprecht, Ezzolied.Den Vorwurf der Lüge konnten sich schließlich jene weltlichen Dichtungen zuziehen, die aufgrund ihrer phantastischen Abenteuer den Namen Spielmannsepik erhalten haben, weil man früher  Spielleute als Autoren dieser Werke vermutete.  Am Ende dieser Periode und dem Beginn der nächsten steht Heinrich von Veldekes „Eneasroman“, der mit seinen reinen Reimen und der Betonung der Minne neben der ritterlichen Kampfethik den Übergang zur höfischen Epik des Hochmittelalters  schafft.

15. RitterepenIn den Verserzählungen wird der Lebensweg eines Ritters geschildert, der eine Reihe von Abenteuern bestehen, viele Irrwege gehen muss, bis er sich zum wahren Ritter geläutert hat und der höchsten Weihe des Rittertums teilhaftig werden kann. Diese besteht in den Ritterepen in der Aufnahme an den Hof König Arthus. Nibelungenlied hat Sonderstellung, da es germanische Sagenstoffe enthält.Der höfische Roman ist die epische Großform (Gattung) der höfischen Dichtung. Er verwendet alte Sagen stoffe , die der durch die Kreuzzüge geweiteten höfischen Kultur entsprechend aus  keltischen, antiken und orientalischen Quellen genommen wurden. Das Thema dieser Dichtung des Hochmittelalters sind die an den Fürstenhöfen lebenden Ritter. Zentralbegriffe der höfischen Dichtung sind die Minne (das dienende Liebesverhältnis des Ritters zu einer Dame der Gesellschaft) und das von der ganzen Gesellschaft getragene freudige Lebensgefühl (der „hôhe muot“). Die höfische Epik gibt ein idealisiertes Bild der höfischen Lebenswelt. Aus deutschsprachigem Gebiet stammt der erste höfische Roman von Heinrich von Veldeke - Eneasroman. Andere: Tristan, Parzival

16. Humanismus, Renaissance und ReformationHumanismus: Entwickelt sich in 15-16 Jhd. in Westeuropa, zunächst in Italien. Weltanschauung, die auf die abendländische Philosophie der Antike zurückgreift

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und sich an den Interessen, den Werten und der Würde des einzelnen Menschen orientiert. Humanismus bezeichnet die Gesamtheit der Ideen von Menschlichkeit und des Strebens danach, das menschliche Dasein zu verbessern. Peter Luder war wohl der erste Deutsche, durch den der italienische Humanismus in Deutschland verbreitet wurde.

Man unterscheidet dabei zwischen der Renaissance als dem umfassenden kulturellen und sozialen Wandel zwischen Mittelalter und Neuzeit und dem Humanismus als der Bildungsbewegung, die ihm zugrunde liegt. Das Studium der antiken Literatur und Philosophie diente dazu, sich in einer ruhenden Bildung zu vergewissern und sich von theologischen und philosophischen Vorentscheidungen zu lösen.

Renaissance (Wiedergeburt): Europäische Bewegung zw. 14. bis 17. Jhd, welche antikes Gedankengut und Kultur wiederentdeckte: Individuelle Persönlichkeitsentfaltung, Suche nach Identität, „der Mensch ist das Mass aller Dinge“. Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft zeigen seitdem eine Entwicklung des Menschen zu individueller Freiheit im Gegensatz zum Ständewesen des Mittelalters. Der Buchdruck erlaubt eine weitere Verbreitung der Bibel und anderer Literatur in der Volkssprache. Bildung und Gelehrsamkeit breiten sich aus, Religiosität wird auch zur individuellen, ja sogar intimen Angelegenheit, wenn sich der Einzelmensch privat mit Gott unterhält. Bevorzugte Formen der Dichtung: Meistersang, Volkslied, Andachts-, Gebets-, Sterbebüchlein, Benimmbücher, Streitgespräche, Fastnachtspiel, Fabeln, Novellen, Schwänke..

Reformation: Grundstein wurde vom Humanismus gelegt. Reformation bezeichnet eine kirchliche Erneuerungsbewegung im 16. Jhd., die in Deutschland überwiegend von Martin Luther und zur Spaltung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen (katholisch, lutherisch, reformiert) führte. Der Beginn der Reformation wird allgemein auf 1517 datiert, als Martin Luther seine 95 Thesen auf die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben soll. Anfänglich war die Bewegung ein Versuch, die römisch-katholische Kirche zu reformieren. Viele Katholiken waren beunruhigt durch das, was sie als falsche Lehren und Missbräuche innerhalb der Kirche sahen, besonders in Bezug auf die Lehre über und Verkauf von Ablassbriefen.

17. FastnachtsspielAls Fastnachtsspiele bezeichnet man komische Burlesken, welche im 15. Jahrhundert in Deutschland  entstanden sind und die ersten Anfänge einer weltlichen Bühne darstellen. Die hatten seine Aufführung an Fastnacht. Spieler waren meist Handwerksgesellen. Man erklärt ihren Ursprung dadurch am einfachsten, dass um die Zeit der Fastnacht junge Burschen verkleidet von einem Haus zum anderen zogen, um ihre Bekannten zu belustigen.Um 1440 entstand die Tradition der komischen Stücke während der Fastnachtszeit. Diese Tradition beginnt hauptsächlich in Nürnberg ohne Bezug zur antiken Komödie oder zum geistlichen Spiel. Dort hat sich schon in der ersten Hälfte des 15. Jhd ein selbstständiges Stadtbürgertum entwickelt, was die Voraussetzung für die Ausbildung weltlicher Spiele ist. Es gab keine Bühne, keine Regieanweisungen, keine aufwendigen Requisiten. Denn nach 1400 wurde Nürnberg zu einem bedeutenden Zentrum der  Spruchdichtung und diese ist sehr eng mit den Fastnachtsspielen verwandt. Sie ähneln sich in den Formen und den Techniken, da die Gesamtform von einem Fastnachtsspiel einem Aneinanderreihen von Einzelreden (ähnlich den Sprüchen) entspricht und Hans Rosenplüt und Hans Folz, die ersten Fastnachtspieldichter, auch Spruchdichter waren. Schwankdichtungen sind Lieder aus dem Kreis der Fastnachtsdichtung. Das Fastnachtsspiel des 16. Jahrhundert prägte vor allem der Nürnberger Dichter Hans Sachs.

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Milena Petrović, 04/01/11,
Development of one’s personality
Milena Petrović, 04/01/11,
Preliminary decision
Milena Petrović, 04/01/11,
To assure, to make sure
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Wichtigste Verfasser von Fastnachtslieders: Hans Sachs, Hans Folz, Hans Rosenplüt. Beispiel: Hans Sachs: Der Fahrende Schüler im Paradies

18. Hans Sachs (1500-1575)Er war ein Schumacher und Meistersinger aus Nürnberg. Er schrieb Meisterlieder, Komödien, Fastnachtsspiele, Schwänke etc. Er versuchte humanistisches Bildungsgut und lutheranische Gedanken usw. zu verbinden. In den Fastnachtsspiele gelang es Hans Sachs, die starre stadtbürgerliche Moral aufzugeben zugunsten praktischer Lebensklugheit, die er in eine oft überraschende Schlußpointe verpackte. Auch wollte er die Inhalte gelehrter Bildung dem Volk nahebringen und wurde so zu einem der ganz wenigen Vermittler zwischen akademischer Elite und der breiten Masse der Ungebildeten. Bei der Gestaltung benutzte er bewusst auch Stoffe humanistischer Provenienz, und der griechischen und römischen Sage und Geschichtsschreibung (auch z.B. Boccaccios „Decamerone“). Verfasste auch zeitkritische Flugschriften. Textbsp.: Das Kälberbrüten.

19. MeistersangLieddichtung des 14.-16 Jhd., entstanden in den Kreisen bürgerlichen Zunfthandwerker. Die Mischung des Minnesangs und der Spruchdichtung gab eigentlich den Meistersang. Heinrich von Meissen gilt als Begründer. Meistersinger waren bürgerliche Fahrende, die durch Wettsingen und durch Veranstaltungen einen Verdienst ergattern konnten. Kunst wurde ein Nebenberuf, Liebhaberei der Meistersänger-gesellschaften, die nach dem Muster der Zünfte als eine Institutionalisierung enstanden. Meistersänger organisierten sich in Schulen (älteste in Augsburg 1415). Meistersang besteht, ähnlich wie der Minnesang, aus 3 Strophen. Nur beste Reihen und Töne dürfen benutzt werden. Es gab feste Vorschriften für Vers und Gesang (Tabulaturen = Abfassung über Reim und Sprache, die etwas Religiöses beinhaltet). Geistliche Themen standen im Vordergrund. Tabulatur enstand um 1500: Wer konstenfrei unterrichtet werden wollte, musste die Tabulatur beherrschen. Ein Sänger musste Strophen und Melodien kennen, ein Dichter musste einen Text zu einer vorhandenen Melodie erfinden können und jemand mit dem Titel des Meisters musste eine BAR (neue Strophe) und eine WEISE (Melodie) schaffen. Diese erfundenen Lieder sind dann jeweils Eigentum der Singschulen und werden bei öffentlichen Wettstreiten aufgeführt, wobei das Publikum dafür zahlt (kleiner Handel - wie heute mit den Autorenrechten).Textbeispiel: Meistersängerische Lieddichtung in der Colmarer Liederhandschrift.

20. Hohes Mittelalter (1050-1250)Im hohen Mittelalter war Schreiben und Lesen nicht mehr nur dem Klerus vorbehalten, sondern nun auch Teilen der Beamten und Teilen des Adels. Die Literatur verarbeitete nicht mehr nur geistliche und philosophische Themen und wurde nicht mehr nur in lateinischer Sprache verfasst, sondern oft auch in der Landessprache. Wichtige Rolle spielte das Rittertum, ihre Lebensformen, Lebensideale, Kreuzzüge. Hauptformen der ritterlichen Dichtung waren der höfische Epos (Ritterepos) und der Minnesang. Hauptformen der Lyrik: Lied (Minnesang), Spruch (politische und belehrende Inhalte), Leich (religiöser Inhalt). Literarische Formen: Heldenepos, höfischer Epos, Minnesang, Kreuzlied, Artusroman.Neben Minne und Epos entsand die Vagantendichtung. Die stellte die Gegensätze des irdischen Lebens dar und wurde in lateinische Sprache verfasst. Die Kirche mit dem herausgebildeten Papsttum entwickelte nach innen eine klare Hierarchie, nach außen kämpfte sie mit den weltlichen Herrschern um die Vormacht. Diese Machtkämpfe wurden von vielen Zeitgenossen kritisiert. So entstanden in Deutschland kirchliche Reformbewegungen. Die ersten Universitäten wurden gegründet. Diese Bildungsrevolution wurde durch die Wiederentdeckung antiker Schriften ermöglicht (Aristoteles).

21. Höfische Epen

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Hauptform der mittelalterlichen höfischen Dichtung, die aus Frankreich stammt. Oft in Reimpaaren und Kurzversen verfasst. Gedacht für den Vortrag vor höfischem Laienpublikum. Man verwendete Sagenmotive aus fremden Sagenkreisen: Keltische Sagen (Artussage), Antike Sagen (Aeneas), orientalische Sagen…In den Verserzählungen wird der Lebensweg eines Ritters geschildert, der eine Reihe von Abenteuern bestehen, viele Irrwege gehen muss, bis er sich zum wahren Ritter geläutert hat und der höchsten Weihe des Rittertums teilhaftig werden kann. Diese besteht in den Ritterepen in der Aufnahme an den Hof König Arthus. Die höfische Epik gibt ein idealisiertes Bild der höfischen Lebenswelt. Aus deutschsprachigem Gebiet stammt der erste höfische Roman von Heinrich von Veldeke  (Eneasroman). Neben Gottfried von Straßburg (Tristan) steht Wolfram von Eschenbach mit seinem Gralsepos Parzival.

22. Tristan und Isolde – Gottfried von Stra ßburg Tristan ist ein um 1210 entstandene und im Fragment gebliebene Versroman als eine Bearbeitung des Tristan-Stoffes; Gottfrieds Wahl war nur in Bruchstücken erhaltener altfranzösischer Tristan-Roman des Thomas von Britanje. Seiner Roman gilt als klassische Form dieses Stoffes.Gottfried stell die wahre Liebe als höchsten Wert und gibt seine Auffassung von der minne wieder. Bewegend macht den Roman die gefährlichen Verstrickungen der Liebenden in den Fesseln der höfischen Konventionen, weniger die abenteuerlichen Unternehmungen oder Rittertaten.

23. PassionsspielHäufigste Form des geistichen Dramas im Spätmittelalter. Aufführung findet an Karfreitag statt. Entstanden in Spanien und Frankreich aus einer Erweiterung der Osterspiele durch den Miteinbezug der Leidensgeschichte Christu. Anstelle der lateinischen Sprache wurde die Landessprache verwendet. Passions- und Osterspiele wurden oft zusammen aufgeführt. Die bekanntesten Passionsspiele finden seit dem 17. Jahrhundert in ununterbrochener Tradition in Oberammergau statt.Durch Aussonderung bestimmter Teile eigene Spiele: Fronleichnamsspiele etc. Heidelberger Passionsspiele.

24. WeihnachtsspieleForm des geistlichen Dramas, hervorgegangen aus den liturgischen Weihnachtsfeiern. Kern bildet das Krippenspiel am Altar um Maria, Joseph und das Christkind. Thema der Weihnachtsspiele ist die Geburt Christi. Aufgeführt wird das Krippenspiel meist an Heiligabend in der Kirche. Schon im 10. Jahrhundert gab es das Krippenspiel. Daraus entstanden im 12. Jahrhundert die Weihnachtsspiele. Aus dem 13. Jahrhundert ist das Weihnachtsspiel aus   Benediktbeuern  in lateinischer Sprache erhalten. Das Weihnachtsspiel unterscheidet sich vom Krippenspiel vor allem dadurch, dass es weitere Szenen aus der Bibel enthielt wie die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies.

25. SpielmannsdichtungBezeichnung für Erzähldichtungen, die von herumziehenden Spielleuten geschaffen worden sind, ab 1150. Versromane mit traditionellen Themen. Charakteristisch für alle diese Erzählungen ist die Vermischung heroischer, historischer und legendärer, derber und höfischer Züge. Die Spielleute mussten die alten Heldensagen und andere volkstümliche Geschichten halb improvisierend, halb aus dem Gedächtnis vortragen.Beliebte Märchen- und Sagenmotive (Brautwerbung, Entführung, Verkleidung) sind arrangiert mit Lust am Exotischen (Orientabenteuer) und oft voll mit drastischer Komik. Dies, die Anonymität der Verfasser und die schmale schriftliche Verbreitung signalisieren, dass es sich um eher unterhaltende und wenig repräsentative Vorlesestoffe für eine weniger gebildete adlige Zuhörerschaft gehandelt hat.Verfasser waren Geistliche und Spielleute (Fahrende, die von Ort zu Ort zogen). Man nennt so eine Literatur als Unterhaltungsliteratur.

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Milena Petrović, 04/01/11,
Seinen Ursprung haben
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Die Werke: Herzog Ernst, König Oswald, König Rother, Salman und Morolf, Orendel.

26. Heliand, GenesisHeliand: um 830 in Fulda verfasst im Auftrag von Ludwig dem Frommen zur Verbreitung des christlichen Glaubens. Verfasst im Stabreim (rund 6000 Verse) von einem anonymen Verfasser. Es ist Evangelien in Form eines germanischen Heldenepos für die bekehrten Sachsen. Das Leben Jesu Christi wird in der Form einer Evangelienharmonie nacherzählt. Der Heliand wird oft als Musterbeispiel für Inkulturation  als Missionarswerk von Bedeutung angeführt. Man verwendete heidnische/germanische Elemente, um das Christentum verständlich zu machen; beispielsweise verwendete man Begriffe und Stilmittel (Stabreim), die den Leuten bekannt waren. Man wollte ja nicht alles Germanische eliminieren - Mut und Kampfbereitschaft beispielsweise sollten bleiben. Der Autor hatte der für ihn charakteristische Hakenstil, bei dem ein Satz noch den Anvers der Folgezeile umfasst. Er verwendet auch den syntaktisch einfacheren Zeilenstil.

Genesis: Die altsächsische Genesis ist neben dem Heliand die einzige Großdichtung des 9. Jahrhunderts in altsächsischer (altniederdeutscher) Sprache. Sie wurde um 840 von einem unbekannten Autor in Langzeilen als Stabreimen verfasst. Sie führt in die biblische Genesis ein, wobei Stilelemente germanischer Heldendichtungen genutzt werden. Heute sind von der altsächsischen Genesis noch drei Fragmente von insgesamt 337 Versen erhalten. Genesis war das erste Buch der christlichen Bibel. 27. EvangelienharmonieEine Evangelienharmonie versucht unter Berücksichtigung aller Daten über das Leben und Wirken Jesu, die in den vier kanonischen Evangelien genannt werden, eine einheitliche Lebens- und Wirkungsgeschichte Jesu zu erzählen.Um 870. war eine poetische Darstellung des Leben Jesu von Otfried von Weissenburg, einem Schüler aus Fulda, geschrieben. Er schrieb das Evangelienbuch in deutsche Sprache, lateinisches war aber ein Vorbild. Dieser Werk wurde wissenschaftlich verfasst, nicht volkstümlich wie Heliand oder Genesis. Es gibt die Verwendung des Endreims. Sie diente nicht dazu, um mit dem Volk zu kommunizieren und um Gottes Wort zu verbreiten, sonden zur Kommunikation zwischen den Geistlichen.

28. HildebrandsliedUm 800 in Fulda von Mönchen im Stabreim verfasst. Handlung siehe Gedichtstext.

29. LudwigsliedLudwigslied war das erste deutsche geschichtliche Lied, das um 881 entstand. Es ist eigentlich ein Preislied, welches dem König Ludwig III gewidmet wurde. Dieser siegte damals über die Normannen. Ludwig wird als Gesandter Gottes – Reiter Gottes – gefeiert. Das Lied setzt sich aus Langversen in zwei- und dreiteiligte Strophen zusammen. Verwendet ist der Stoff traditioneller Epik - der Held und sein Gefolge besiegen den Feind, also wird christlicher Ethik verwandt: der Gott leitet die Handlung, die als Kampf gegen die Heiden und als göttliche Prüfung aufgefasst ist. Ludwig wurde auch als vorbildlicher König und Kämpfer dargestellt und propagandisiert. Es ist also anzunehmen, dass das Lied den Zwecken christlisch-politischer Propaganda diente.

30. Minnesang (geschichtlicher, literaturwissenschaftlicher Kontext)Minne bedeutete ein Einschnitt in der Kultur und Literatur. Minnesang wird die neue Erzähl- und Dichtkunst. Lyrik als Reflexion von Empfindungen war zu diesem Volk abstrakt und neu. Minnedichtung entstand in der Provence. Thematisch enthalten die Minnelieder die Liebeserklärung eines Ritters an eine (verheiratete) Adlige, den Preis ihrer inneren und äußeren Vorzüge, die Hoffnung auf Erhörung, die Klage über die Unerfüllbarkeit dieser Hoffnung und - damit zusammenhängend - den Konflikt zwischen geistiger Liebe und Sinnlichkeit. Das Verhältnis des Ritters zu seiner Herrin ist dem Verhältnis zwischen Lehensherr und Lehensmann nachgebildet.

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Minne ist MINNEDIENST, der musikalisch verwirklicht wird und als Ausdruck einer Kultur diente. Minnesang wurde eine kunstvolle Benehmensform, Stil-Konvention, ein Akt, eine Handlung und nur von Männern praktiziert: sie tun, was sie in Wirklichkeit nie tun würden, z.B. sich vor der Frau auf die Knie werden (sie demütigen damit ihr Kraftpotenzial). Minne war das Resultat eines Kompensierungsbedürfnisses, weil der Ritter oft weg war, etc. Nach Jahrhunderten der Jenseits- und Gottesverehrung werden nun persönliche Gefühle entdeckt und den Sinn des Schönen im Diesseits. Minne ist keine Liebe, weil Liebe wird im MA nur im Bezug auf Gott gebraucht. Es geht nicht um das Individuum, sondern um das Schöne allgemein, das Streben danach. Die Minne wird außerdem niemals erwidert, es gibt darin etwas Tragisches. Die Erfüllung der Minne wäre ihr Ende – wegen des Standesunterschieds war die Erfüllung auch nicht möglich. Die Frau in der Minne war das Symbol des Unerreichbaren.  Hohe Minne: Ritter zu höhergestellten Dame, Niedere Minne: Ritter zu niedergestellten Dame.Neben der geselligen Unterhaltung waren Minnedichtung und Minnedienst Teil des ritterlichen Tugend- und Erziehungssystems. In der Minne sah man den Inbegriff des Ritterideals. Hochmittelalterische Lyrik war eine hochentwickelte Formkunst, ihre Hauptform war das Lied; man kann aus dieser Zeit auch Leiche und Sprüche finden. Zum jeden Lied gehört eine Melodie.Bekannte Dichter: Heinrich von Morungen, Heinrich von Veldeke, Walther von der Vogelweide

31. Literatur in der Karolingerzeit (antikes Erbe, Klöster, Übersetzungen) 750-900Karl der Große (770-820) beeinflusste das literarische Leben seines Reiches. Sein Hof entwickelte sich zum Mittelpunkt der literarischen Ereignisse und unter ihm wurden die ersten Zeugnisse der deutsche Literatur verzeichnet. Er gründete eine Hofakademie, pflegte lateinische Hofpoesie, legte Bibliotheken an und las Schriften antiker Dichter. In seiner Zeit gewann das Christentum an Macht. Es wurden Klöster gegründet, z.B. das Kloster St. Gallen, Fulda, Freising, die eine Stütze seines Reichs und seiner Herrschaft waren. Durch Übersetzungen und Lehre wollte Karl der Große das Christentum verbreiten (Gebete etc.). Als deutsche Literatur werden dabei alle Texte in althochdeutscher Sprache verstanden, also auch die zunächst überlieferten deutschen Übersetzungen lateinischer Texte in Form von Glossen, Wörterbüchern sowie kirchlichen Gebrauchstexten (Tauf-, Beicht-, Gebetsformeln, Psalmen, Bibeltexten) und Sammlungen der kostbaren Handschriften. Auch das Abschreiben von Handschriften wurde schließlich zu einer dem Gottesdienst fast gleichwertigen Aufgabe, denn kaum ist uns eine Handschrift erhalten, die vom Dichter selbst stammt.

Aus dem 8 Jhd: Abrogans, Merseburger Zaubersprüche, Hildebrandslied, Wessobrunner Gebet. Aus dem 9. Jhd: Petruslied, Evangelienharmonieg, Muspilli, Georgslied, Ludwigslied

32. NibelungenliedMitteldeutscher Heldengesang, Heldenepos, um 1200. Handlung siehe Buch.

33. Ackermann aus BöhmenJohannes von Tepls Der Ackermann aus Böhmen erschien 1401 ( im 1460 schon gedruckt) und verdeutlicht gut den Übergang vom Spätmittelalter zur Neuzeit. Es entstand zu Beginn der Renaissance und des Humanismus, als die Menschen des späten Mittelalters tiefe Sehnsucht nach geistiger Erneuerung verspürten. Von Tepl hatte die Prosaform gewählt, die dem Spätmittlelalter als wahr galt (auch die Bibel war in Prosa), während Reim und Vers dagegen vergessen wurden.In den ungeraden Kapiteln beschuldigt der Ackermann den Tod, der ihm seine geliebte Frau geraubt hat, in den geraden Kapiteln antwortet der Tod. Gegen die Emotionen des Ackermanns setzt er Logik, stellenweise auch Zynismus ein. Im Kapitel 33 tritt Gott auf, lobt den Ackermann wegen der Liebe zu seiner Frau, gibt aber auch dem Tod Recht,

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Milena Petrović, 04/01/11,
precious
Milena Petrović, 04/01/11,
Pillar
Milena Petrović, 04/01/11,
reciprocated
Milena Petrović, 04/01/11,
next world
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weil dieser Gottes Anordnung ausgeführt hat, allerdings tadelt er ihn auch wegen seines Auftretens. Das Kapitel 34 ist ein lyrisches Gebet des Ackermanns für die Seele seiner verstorbenen Frau. Das Werk wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Vorläufer bzw. Anfang des Humanismus in der deutschen Literatur angesehen, was heute als überholt gilt.Werte, die durch dieses Buch dargestellt sind: Mensch ist die Krone der Schöpfung, Personenrecht des Menschen, Erringen der Reife als Mensch, Erringen der Mündlichkeit, des Mensch-Seins – alles was früher in der Obhut der Kirche war, die sagte, was Leben ist und wie man leben sollte.

34. Martin Luther (1480-1540)Er schrieb seine 95 Thesen, in denen er gegen Missbräuche beim Ablass und besonders gegen den geschäftsmäßigen Handel mit Ablassbriefen auftrat, und die wurden am 31. Oktober 1517 als Beifügung an einen Brief an den Erzbischof von Mainz und Magdeburg gegeben. Diese Thesen fanden großen öffentlichen Widerhall, der die Reformation auslöste. Darin protestierte Luther weniger gegen die Finanzpraktiken der Katholischen Kirche als gegen die darin zum Ausdruck kommende verkehrte Bußgesinnung. Ablassbriefe sollten den Gläubigen einen dem Geldbetrag entsprechenden Erlass zeitlicher Sündenstrafen im Fegefeuer für sie oder für bereits gestorbene Angehörige bescheinigen. Der Ablasshandel war für ihn nur der äußere Anlass, eine grundlegende Reform der ganzen Kirche „an Haupt und Gliedern“ zu fordern.Er war ein Theologe sowie Leiter der Reformationsbewegung – er wollte, dass als Quelle der christlicher Offenbarung ausschließlich die Heilige Schrift gelten dürfe, nicht aber die kirchliche Tradition. Aber solange die Bibel dem Laien nicht zugänglich war, blieb die reformatorische Absage ohne Wirkung. Deshalb verlangte die Lutherische Lehre zwingend nach einer deutschen Bibel aus der Hand des Reformators. Luther übersetzte erstens das Neue Testament, das im 1522 gedruckt war. Sein zentrales Anliegen war die Verbreitung der Wahrheit, d.h. von dem, was in der Bibel steht. Die Lutherische Reformation verdankte ihren Erfolg dem zuvor erfundenen Buchdruck, dem ersten Massenkommunikationsmittel.

35. Hrabanus Maurus (780-850)Einer der bedeutentsten mittelalterlichen deutschen Gelehrter und Geistlicher. Nach Ausbildung in Fulda konnte er am Hof Karls des Großen als Gelehrter arbeiten und glänzen. Unter seinen Schülern war Otfried von Weißenburg. In der Zeit als Leiter der Klosterschule Fulda verfasste Rabanus wichtige Schriften, z.B. Gedicht De laudibus sanctae crucis („Vom Lob des Heiligen Kreuzes“, 814) und Fulda war die einflußreichste Schule in Ostfranken. Sein wesentliches Verdienst lag in der Vermittlung zwischen der christlich-antiken Tradition und der frühmittelalterlichen Denkweise, indem er Schriften der Antike dem Wissen des Frühmittelalters entsprechend neu zusammenstellte und enzyklopädisch veröffentlichte - 22 Bücher umfassende Enzyklopädie De Universo.

36. Alexanderlied (1150)..war vom Pfaffen Lamprecht geschrieben und steht am Beginn der frühhöfischen Epik im deutschen Sprachraum. Als Vorlage diente ihm der „Roman d'Alexandre“ von Albéric de Besançon. Lamprechts Epos über das Leben Alexanders des Großen ist die erste Verarbeitung eines antiken Stoffs in einem erzählenden Text deutscher Sprache. Die Taten Alexanders des Großen waren in den folgenden Jahrhunderten ein sehr beliebter Stoff an Fürstenhöfen. Der Grund dafür lag in der großen Vielfalt der Interpretationsmöglichkeiten. Dem Stoff konnte sowohl eine heilsgeschichtliche wie eine herrschaftsidealle Dimension zugesprochen werden.

37. Hartmann von Aue (1150-1220)Er war ein Epiker und gemeinsam mit Heinrich von Veldeke steht er am Beginn des aus Frankreich übernommenen höfischen Romans. Von ihm sind die Verserzählungen Erec, Der arme Heinrich ,  Iwein sowie einige Minne- und Kreuzlieder überliefert.

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Penitential spirit/belief
Milena Petrović, 04/01/11,
Custody, care
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Orality, speech
Milena Petrović, 04/01/11,
Maturity
Milena Petrović, 04/01/11,
Gaining
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Charakteristisch für Hartmann ist ein ernster, nüchterner und rationaler Stil, der sich argumentierend im höfischen Minnediskurs und in der Auseinandersetzung mit der Kreuzzugsthematik bewegt. In der deutschsprachigen Kreuzzugslyrik nehmen die Lieder Hartmanns eine Sonderstellung ein, weil sie sagen, dass Minne nicht mehr zum Kampf um die Ehre motiviert, sondern sie bleibt zum Inhalt der Ehe. Kein anderer volkssprachiger Dichter greift mit solchem Ernst ethische Grundfragen auf. Zum Prolog im Armen Heinrich: Was Hartmann im Prolog benennt, ist für einen Ritter um 1200 ungewöhnlich und könnte - unabhängig vom tatsächlichen Stand Hartmanns und seiner persönlichen Bildung - dem Bedürfnis entspringen, sich literarisch zu stilisieren und sich seinem Publikum zu empfehlen: Hartmann sagt aus, dass er als Ritter dem gleichen Stand wie sein Publikum angehört und dass er zudem durch seine Bildung eine besondere Kompetenz hat, das Werk zu erzählen.

38. MädchenliederMädchen sind nicht vergebene Frauen, was einen wichtigen Unterschied zur Minnelyrik darstellt, da die Frauen dort vergeben sind. Somit besteht bei Mädchenliedern – im Gegensatz zu den Minneliedern – eine Möglichkeit der Vereinigung von Mann und Frau bzw. Mann und Mädchen. Ein Bruch mit der hohen Minne ist dann so einer Typ der Lieder. Man nennt diese Art auch niedere oder erreichbare Minne.Dieser Liedtyp wurde besonders von Walther von der Vogelweide geprägt. Die populärsten seiner Lieder thematisieren die erfüllte Liebe zu einem Mädchen, dessen Stand meist nicht ausgesprochen wird, das aber nicht als adelig zu denken ist.

39. Höfisches Ethos und „Tugendsystem“Höfisch bezeichnet die Lebensart, die der am Hof einer Monarchie entspricht. Insbesondere ist dies die Bezeichnung für die ritterliche Gesellschaftskultur ab dem hohen Mittelalter (nach franz. Vorbild um 1200 in Deutschland eindringend). Als höfisch gilt ein Mann, der eine vornehme Abstammung, eine edle Gesinnung, gute Umgangsformen, körperliche Schönheit, ritterliche Tugenden und einen frommen Charakter hat. Erfüllt sich eins dieser Attribute nicht, ist die Person nicht höfisch. In  Aue s Werk Der arme Heinrich verliert Heinrich seine Höfischkeit, als er seine körperliche Schönheit verliert.Die idealen ritterlichen Tugenden des höfischen Wertekanons begegnen einem in der mittelalterlichen Literatur in Begriffen wie hoher muote ( seelisches Hochgestimmtsein), manheit, mâze ( Mäßigung der Leidenschaften), zuht ( Anstand, Wohlerzogenheit), müete, êre ( Ansehen, Geltung, Würde), milte ( Freigebigkeit), stæte ( Beständigkeit, Verlässlichkeit) oder triuwe ( Treue, Aufrichtigkeit).Die ritterlichen Tugenden bestanden aus persönlichen wie sozialen Normen, die zum einen das Ansehen des Rittertums und damit des Adels überhaupt erhalten und begründen, aber auch die Ordnung der sozialen Beziehungen der Menschen festigen und garantieren sollten. Natürlich fußten sie auf den militärischen Tugenden von Treue und Tapferkeit (denn Ritter waren zunächst nichts Anderes als die Soldaten eines Lehnsherren), überstiegen diese jedoch weit. Wichtig dabei ist zu beachten, dass es sich dabei um Idealisierungen handelt, die vornehmlich der so genannten höfischen Dichtung wie Erec, Parzival sowie dem Minnesang entlehnt sind und die sich dort in ritualisierten Handlungen niederschlagen. Die höveschkeit, aus dessen Begriff der neuhochdeutsche Begriff der Höflichkeit sich noch speist, bezeichnet die Umgangsformen am Hof, welcher ein gesittetes wie musikalisch gebildetes Verhalten nahelegt. Im Minnesang wird diese Ritterlichkeit am stärksten ritualisiert, indem das lyrische Ich die Allgemeine zu einem unerreichbaren Ideal stilisiert, wobei es diese stets seines hôhen mouts, staete, die müete und triuwe versichert. In den Ritterepen kommen die Ritterfiguren nur durch mâze  und staete an ihr Ziel. Ritterlichkeit und christliche Tugenden wie sie sich in den mönchischen Tugenden der Hilfsbereitschaft, keuschen Zucht und Askese wiederfinden, ergänzen sich. Ritterlichen Tugenden fussen auf den christlichen Tugenden. 40. Gattungen der Lyrik im MA

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Milena Petrović, 04/01/11,
To be based on sth.
Milena Petrović, 04/01/11,
Complement
Milena Petrović, 04/01/11,
Chaste, virginal
Milena Petrović, 04/01/11,
Mannered
Milena Petrović, 04/01/11,
Braveness
Milena Petrović, 04/01/11,
Devout (Christian)
Milena Petrović, 04/01/11,
Nobleness
Milena Petrović, 04/01/11,
Ancestry, descent
Milena Petrović, 04/01/11,
Aristocratic, noble
Milena Petrović, 04/01/11,
Irrupting, immersing
Milena Petrović, 04/01/11,
Married or engaged (in a relationship)
Milena Petrović, 04/01/11,
Spring from sth.
Milena Petrović, 04/01/11,
Down-to-earth, sober, prosaic, unemotional…
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Im volkssprachlichen Mittelalter treten Individualpersönlichkeiten vor allem im Minnesang und in der Spruchdichtung hervor (Troubadors) und ab Ende des 11. Jh auch Kreuzzugslyrik. Nebst dem Minnesang gab es außerdem noch den Meistersang und die Heldenlieder.Lyrische Gedichte waren meist als Gesang gedacht. Hauptsächlich wurde die mittelalterliche Lyrik gesungen und kaum aufgeschrieben. Aufgrund ihrer mündlichen Tradierung besteht daher von wissenschaftlicher Seite nur ein geringer Authentizitätsanspruch. (Die geistliche Lyrik (z. B. die Sequenzen) sowie die lateinische Vagantendichtung sind oft anonym in größeren Sammlungen überliefert (Carmina Burana) (11./12. Jh.). Die Meistersänger des städtisch geprägten Spätmittelalters (u. a. Hans Sachs (16. Jh.) inszenieren ihre Dichtung als lern- und abprüfbares Silben- und Töne-Handwerk.)

41. Neidhart von ReuentalNeidhart, genannt von Reuental (erste Hälfte des 13. Jahrhunderts), war einer der bedeutendsten und fruchtbarsten deutschsprachigen lyrischen Dichter des Mittelalters. Über 100 Lieder und über 50 Melodien sind von ihm überliefert. Neidhart bezeichnet sich selbst als Ritter. 

Neidhart begründete die dörperliche Dichtung, eine Spielart des Minnesangs, die Karl Lachmann als „höfische Dorfpoesie“ bezeichnet, indem er in seinen Liedern vornehmlich das hoffärtige Treiben und die derbere Liebesweise der Bauern mit geistreich humoristischer Laune schilderte.

Neidharts Lieder sind in Sommerlieder, Winter- und Schwanklieder gegliedert. Es sind fast 200 Werke von ihm überliefert, einige davon noch mit Melodie, wobei man annimmt, dass rund ein Drittel davon nicht von ihm stammt. Im Neidhartspiel, das in verschiedenen Versionen überliefert ist, wurde der Dichter zur stofflichen Vorlage des weltlichen Dramas im deutschen Sprachraum. Neidhart, der durch seine dörperliche Dichtung zugleich den Minnesang parodierte wie auch Kritik an Minnekult und Rittertum übte, steht im Mittelpunkt des Dramenstoffs. Er erscheint hier als ritterlicher Bauernfeind. Die Überlieferung des Neidharts Korpus setzt zunächst mit Einzelstrophen innerhalb des Codex Buranus ein. 

42. DietrichepikSammelbegriff für mhdt. Heldenepen, die Dietrich von Bern als Hauptfigur haben. Die Thidrekssaga stellt als einzige mittelalterliche Quelle das gesamte Leben des Dietrich von Bern dar.Dietrich von Bern ist eine Sagenfigur des HMA und SMA. Man kann schriftliche Zeugnisse als Heldenlied (Hildebrandslied), Epos (Dietrichepik) oder Prosa (Heldenbücher) zwischen 9. und 16. Jhd finden. Dietrich spielt eine Rolle auch im Nibelungenlied. Neben den MHD Dietrichepen in Versen, die immer nur Episoden aus dem Heldenleben Dietrichs zum Thema haben, stellt die skandinavische  Thidrekssaga einen Sonderfall der Überlieferung dar, weil sie die gesamte Vita des Helden nach niederdeutschen Quellen in Prosa erzählt. Dietrich wächst als Königssohn auf. Er hat einen Waffenmeister namens Hildebrand, der bis ins hohe Alter bei ihm bleibt. Er sammelt einen Kreis von Kampfgenossen (12 bzw. 11) um sich und wird nach dem Tod seines Vaters König von Bern. Dietrich vollbringt große Heldentaten. Eines Tages wird Dietrich von seinem Onkel vertrieben und ist gezwungen, beim Hunnenkönig Attila (Etzel) ins Exil zu gehen. Er unterstützt den Hunnenkönig bei vielen Kämpfen. Beim Kampf des Königs mit den Nibelungen versucht er zuerst zu vermitteln. Im Verlauf der Schlacht stellt er sich auf Attilas Seite und bewirkt maßgeblich das Ende des Schlachtens, indem er sowohl die Mörder Siegfrieds als auch dessen rachesüchtige Witwe Kriemhild unschädlich macht. Am Schluss gewinnt er sein Reich zurück.

43.     Konrad von Würzburg 1220-1290

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Milena Petrović, 04/02/11,
Harmless
Milena Petrović, 04/01/11,
Witty, ingenious
Milena Petrović, 04/01/11,
Highly arrogant, hurting other people
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Konrad war ein d eutscher  Lyriker, Epiker und didaktischer Dichter bürgerlicher Herkunft. Er verfasste im Auftrag seiner Gönner neben kleineren lyrischen zahlreiche größere geistlich-legendäre und historische-sagenhafte Werke im „geblümten Stil“. Er vertrat die höfische Tugenden wie ere, triuwe, zuht, und die Klage über ihren Verlust in seiner Dichtung. Seine Dichtung vereinigt nahezu alle literarischen Gattungen und Stoffe seiner Zeit und er hatte eine außerordentliche Reimtechnik. Den Meistersingern des Spätmittelalters galt Konrad als Meister des Minnesangs. Konrad wurde für eine große Zahl der nachhöfischer Dichter prägend, also er er entsprach dem Geschmack der nach-staufischen Generationen. Textbeispiel: Engelhard (die Geschichte über einer ungewönlichen Freundestreue).

44. Spätes MAInnerhalb des Deutschen Reichs, mit dem Untergang der Staufer in der Mitte der 13 Jhd, waren die Fürsten die Gewinner und das Papsttum hatte auch im Grunde verloren. Die Zentralisierung innerhalb der Landesherrschaften bedeutete, dass die niedere und mittlere Adel seine staatstragende Bedeutung verloren haben.Im SMA wurden Frühere Werte zu Lastern. Beispiel: Man glaubte, dass die 7 Kardinallaster zu einer Krankheit führen: Hochmut (Eitelkeit, Stolz, Übermut), Zorn (Rachsucht, Vergeltung, Wut), Neid (Eifersucht, Missgunst), Geiz (Habgier), Völlerei (Gefräßigkeit, Selbstsucht), Wollust (Genusssucht), Faulheit (Feigheit, Ignoranz). Von Sünden konnte man sich freikaufen (Gebete aufsagen, zahlen etc.), sodass die Kirche die Kontrolle über das Volk hat, was die beste Kirchenpolitik für die Bewahrung der Vorherrschaft war.Spekulative Mystik gewinnt an geistliche Macht. Verarbeitung und Aufarbeitung des Alltags wird zur Kunstausübung. In dieser Zeit war eine Untergangsstimmung: Brände, Pest, Hungersnot hat das Volk als Strafen Gottes interpretiert. Das alles führte zu vertiefter Frömmigkeit. Bestimmte Stämme waren mit einem Führungsanspruch, deswegen gab es wieder mehr Dialekte in der Literatur. Dichtung gelang langsam in andere Schichten. Verfällt die Bedeutung der FORM. Am meisten gab es simples Silbenzählen statt eine Formschema.

45. Meister Eckhart (1250-1330)Er war der größte deutsche Mystiker des Mittelalters. Mit seinen mystischen Schriften erregte er das Misstrauen der Amtskirche. Den Ausgang eines Ketzerprozesses gegen ihn erlebte er nicht. Eckhart sagte, dass die Seele des Menschen enthält ein Fünklein vom Sein Gottes. Die These von der Göttlichkeit des Menschen wurde als Häresie verdammt.Dieser Mystiker musste sich das Deutsche zum Teil erst formen, denn noch nie waren so komplizierte, abstrakte Gedanken deutsch ausgedrückt worden. Er wurde zum größten Sprachschöpfer des Mittel-hochdeutschen. Eine Fülle von Neubildungen, Metaphern, Paradoxien bereicherten die Sprache seiner Zeit. Bei Neuschöpfung ging er vom konkreten Wort aus, das er durch Endungen wie –heit und –ung zum abstrakten Begriff machte.

46. Tropus und SequenzSie stellen die Erweiterungen der Liturgie dar. Im Zusammenhang mit dem Gregorianischen Choral sind Tropen Zusätze und Erweiterungen zu den festgelegten sakralen Gesängen der Gregorianik. Diese ergänzen die Vorlage sowohl textlicher als auch melodischer Art, ohne sie aber in ihrer eigenen Beschaffenheit zu verändern. Tropen können als rein melodische Zusätze (Melismen), als Textdichtungen auf bestehenden Melismen oder als Zusatztexte mit eigenen Melodien, die dem zugrunde liegenden Gesang vorangestellt, eingeschoben oder angehängt werden. Die ersten Tropen entstanden in der karolingischen Zeit. Ein Spezialfall des Tropus ist die (klassische) Sequenz. Sie ist eine Textierung des gregorianischen  Halleluja. Tropus: Ausschmückung eines liturgischen Teils,Sequenz: Einbau eines klassischen kirchlichen Textes.

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Milena Petrović, 04/02/11,
 Claim to leadership
Milena Petrović, 04/02/11,
Patron
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47. Wessobrunner GebetGehört zu den frühesten poetischen Zeugnissen in althochdeutscher Sprache aus dem 8 Jhd – der ältester christliche Gedicht der deutschsprachigen Literatur. Der Text ist zweigeteiligt: ▪ Erster ist ein Schöpfungspreis in neun stabreimenden Langzeilen; der betont den einleitenden Schöpfungshymnus als „der Wunder größtes“ – Bilderfolge Erde, Himmel, Sonne, Mond, die von den Germanen kultisch verehrt wurden, was die Aufnahme der christlichen Ideen erleichtert. ▪ Zweiter ist die eigentliche Oration in freier Prosa, bilden zusammen ein Gebet um Weisheit und Kraft zur Vermeidung von Sünden – um den rechten Glauben.Der zweigliedrige Aufbau lässt an die Struktur von Zauberformeln denken: es wird erst ein mythischer Präzedenzfall berufen (hier die Beschenkung der Menschen durch den Schöpfer), nach dessen Muster sich dann das hier und jetzt erbeten vollziehen soll. Es beginnt mit „Das habe ich bei den Menschen erfahren:...“ – Traditionsweitergabe.

48. Weltliche SpieleZunächst gab es Fastnachtsspiele (Fasten vor Ernte). Im ausgehenden Mittelalter entstanden die weltlichen Spiele, vor allem Schwänke, einfache Dialoge, die die volksnahen Handlungen zur Belustigung der Zuschauer darstellen: Streitszenen, Gerichtsszenen, Eheszenen wie in den  Fastnachts-spielen. Sie werden zur Quelle des Volkstheaters. Die Weltliche Spiele stellen Kulturbräuche aus früherer Zeit dar, die nicht kirchlich waren. Nürnberg und Lübeck waren die Zentren. Ende des Mittelalters erschienen Wandergruppen aus England: man nannte sie Komödianten. Humor hatte hier die Funktion der Reinigung (Tränen lachen). Die verbreiteten geistlichen Spiele waren Mischformen aus ernsten und komischen Episoden. 

49. Glossen, GlossareEin Glossar ist eine Liste von Wörtern mit genauen Erklärungen. Sie wurden in Antike und MA als Sammlungen erklärungsbedürftiger Wörter für das Grammatikstudium und als Hilfsmittel für die Erklärung von Texten (besonders Homers und der Bibel) erstellt. Seit spätantiker Zeit entstanden außerdem zweisprachige griechisch-lateinische und lateinisch-griechische Glossare, die der Vermittlung der jeweils fremden Sprache dienten. Im lateinischen MA bildeten sie dann den Anknüpfungspunkt für die Entstehung lateinisch-volkssprachlicher Glossare. Erste Versuche der deutsche Verschriftlichung finden sich in der sog. Glossenliteratur, in der einzelne Wörter fremdsprachigen (vor allem lat.) Schriftums ihre deutsche Entsprechung erhielten. Erstes Beispiel ist aus dem 8 Jhd. Glossar Abrogans. Verdichtet sich die Glossierung so stark, dass jedes fremdsprachliche Wort in seine deutsche Bedeutung übertragen ist, so sprechen sie von einer Interlinearversion. Diese linguistische Arbeit stand in engem Zusammenhang mit der christlichen Missionsarbeit.

50. Religiöses Schrifttum im Hohen MA- Spielmannsdichtung (auch von Geistlichen!)Bezeichnung für Erzähldichtungen, die von herumziehenden Spielleuten geschaffen worden sind, ab 1150. Versromane mit traditionellen Themen. Charakteristisch für alle diese Erzählungen ist die Vermischung heroischer, historischer und legendärer, derber und höfischer Züge. Die Spielleute mussten die alten Heldensagen und andere volkstümliche Geschichten halb improvisierend, halb aus dem Gedächtnis vortragen.Beliebte Märchen- und Sagenmotive (Brautwerbung, Entführung, Verkleidung) sind arrangiert mit Lust am Exotischen (Orientabenteuer) und oft drastischer Komik. Dies, die Anonymität der Verfasser und die schmale schriftliche Verbreitung signalisieren, dass es sich um eher unterhaltende und wenig repräsentative Vorlesestoffe für eine weniger gebildete adlige Zuhörerschaft gehandelt hat.Verfasser waren Geistliche und Spielleute (Fahrende, die von Ort zu Ort zogen). Man nennt so eine Literatur als Unterhaltungsliteratur. Beispiel: Legendenromane um den heiligen Oswald.  

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Milena Petrović, 04/02/11,
Harvest
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Die Werke: Herzog Ernst, König Oswald, König Rother, Salman und Morolf, Orendel.

- Alexanderlied, Pfaffe Lamprecht, 1150: Im hohen MA bezeichnet den Beginn der frühhöfischen Epik im deutschen Sprachraum. Die Taten Alexanders des Großen waren in den folgenden Jahrhunderten ein sehr beliebter Stoff an mittel-alterlichen Fürstenhöfen. Der Grund dafür lag in der großen Vielfalt der Interpretationsmöglichkeiten. Dem Stoff konnte sowohl eine heilsgeschichtliche wie eine herrschaftsideale Dimension zugesprochen werden. Alexander der Große war der König von Makedonien. Er hat die Grenzen des Reiches durch den sogenannten Alexanderzug ausgedehnt. Nicht zuletzt aufgrund seiner großen militärischen Erfolge wurde das Leben Alexanders ein beliebtes Motiv in Literatur und Kunst, während seine Beurteilung in der modernen Forschung, wie auch schon in der Antike, umstritten ist.

-Rolandslied, Pfaffe Konrad, 1150.   Ein altfranzösicher Versepos über das heldenhafte Ende Rolands. In der Gattung Chanson de geste, zu der das Rolandslied zählt, geht es überwiegend um die Kriegszüge Kaiser Karls des Großen oder Kaiser Ludwigs des Frommen und ihrer Heerführer gegen die "Heiden", die Spanien beherrschten. Die Thematik der Heidenkriege war lange Zeit aktuell. 

-Werke von   Mechthild von Magdeburg, 1200.     Eine Mystikerin von adligen Eltern, was bedeutet, dass sie eine gute Bildung hatte. Um 1250 begann sie in poetischen Versen und Hymnen über die Wonnen und Qualen ihrer mystischen Erfahrungen mit Gott zu schreiben. Ihre in deutsch verfassten Aufzeichnungen stellte man zu 6 Büchern zusammen. Das Aufsehen, das sie mit dieser Schrift und ihrer Zeitkritik am realen Ordensleben, der Kirche und der Welt erregte, hat sie vermutlich veranlasst, die letzten Jahre ihres Lebens zurückgezogen in dem Kloster Helfta zu verbringen.Mechthilds Buch „Das fließende Licht der Gottheit“ ist ein vielseitiges Werk, das Texte ganz unterschiedlicher Gattungen enthält: Neben Visionen finden sich z.B. Lehr – und Streitgespräche, Allegorien, Verhaltensregeln zur Leitung einer geistliche Gemeinschaft, Sinnsprüche, aber auch Gottesminnelyrik - Liebesdialoge voller Poesie. Mechthild benutzt in ihrem Werk Bilder des Hohenliedes, um die mystische Vermählung der Seele mit Christus zu beschreiben. Ihre Schriften, die ersten mystischen Texte überhaupt, gelten als eines der beeindruckendsten Beispiele der deutschen Frauenmystik und zeigen die Höhe der Frauenbildung im Mittelalter.

51. Lieder des von KürenbergsSeine MHD Gedichte entstanden um 1150, damit er der älteste bekannte Vertreter des frühen Minnesangs ist. Am bekanntesten ist sein „Falkenlied“, das aus zwei Strophen besteht. Schon der archaische Minnesang ist eine Rollenpoesie – es gibt einen Kontrast der Frauen- und Männerstrophe. Obwohl die beiden Strophen aufeinander beziehen, sind sie aber reine Monologe, die sich nicht antworten. Er verwendete Langzeilenstrophe, die auch der Nibelungendichter benutzte. In seiner Lieder verlässt der Liebhaber die Frau nach glücklicher Liebesbegegnung – er verzichtet auf ihre Liebe, um so mehr, wenn sie zu deutlich ihr Begehren zeigt - Freiheit des archaischen Liebhabers.

52. Das TageliedEine höfische Liedgattung der MA-Lyrik, die primär inhaltlich definiert ist und die Situation des geheimen Beisammenseins und des Abschieds zweier Liebender beim Tagesanbruch nach einer vollbrachten Liebesnacht thematisiert. Es gibt das Motiv des Glücks der Vereinigung und Schmerzens über die bevorstehende Trennung.Das Tagelied wurde von den Trobadors und nordfranz. Trouvères als Gattung ausgebildet und von den Minnesängern übernommen und weiterentwickelt. Es verbindet erzählende mit monologischen und szenischen Elementen, vergegenwärtigt

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Milena Petrović, 04/02/11,
Desire
Milena Petrović, 04/02/11,
Espousal, marriage
Milena Petrović, 04/02/11,
Aufsehen erregen: to make a stir
Milena Petrović, 04/06/11,
Chronicles, notes
Milena Petrović, 04/02/11,
Torments
Milena Petrović, 04/02/11,
Blissfulness, delight
Milena Petrović, 04/02/11,
Pagans
Milena Petrović, 04/02/11,
Army leader
Milena Petrović, 04/06/11,
Controversial
Milena Petrović, 04/06/11,
Estimate, assessment
Milena Petrović, 04/06/11,
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den Tagesanbruch durch charakteristische Motive wie das Morgenlicht, den Gesang der Vögel und den warnenden Ruf der Wächter. Man verbindet auch den Ausdruck von Liebesglück und Trennungsschmerz mit der Klage über Neider und den eifersüchtigen Ehemann, die als Repräsentanten feindlicher Gesellschaft die Trennung der Liebenden erzwingen.  Wichtige Vertreter waren u.a. Dietmar von Aist,  Heinrich von Morungen , Wolfram von Eschenbach,  Walther von der Vogelweide und später Oswald von Wolkenstein (15 Jhd).

53. Minnerede und MinneallegorieDie   Minnerede  ist eine Form der SMA Reimrede mit der Darstellung einer Minnelehre. Im Gegensatz zu den kürzeren Minneliedern in Kanzonenform bestand sie aus mehreren hundert Versen in Reimpaaren und wurde nicht gesungen, sondern gesprochen vorgetragen und musikalisch begleitet. Viele Minnereden sind in Ich-Form vorgetragene Reflexionen über die Minne oder Erzählungen von  allegorischen Begebenheiten und Träumen. Das älteste Zeugnis ist H. von Aues  „Klagebüchlein“   .  

Die Minneallegorie ist eine allegorische Handlung zur Darstellung einer Minnelehre. Die Allegorie ist die Verbildlichung eines abstrakten Begriffs oder Vorgangs; oft durch Verkörperung als Person, z. B. der Tod als Sensenmann. Im Unterschied zum sinnfälligen Symbol enthält die Allegorie eine gedanklich-konstruktive Beziehung zwischen dem Dargestellten und dem Gemeinten. Findet sich z.B. in Strassburgs Tristan und Isolde – die Minnegrotteallegorie. Die Eigenschaften der Liebenden und der Liebe werden auch manchmal personifiziert (Frau Minne, Frau Treue). Oft wird die Liebeshandlung mit dem Bild einer Jagd wiedergegeben: der Liebende als Jäger, die Geliebte als Wild (z. B. „Die Jagd“ 1335/1340 von Hadamar von Laber).Beispiel: Unter den Linden, Tagelied

54. Das EzzoliedEine frühmittelhochdeutsche geistliche Dichtung, die um 1060 in Bamberg entstand. Es ist in einer kürzeren und einer längeren Fassung von einem Kleriker namens Ezzo überliefert. Auftraggeber war der Bischof Gunther von Bamberg.Die ältere Fassung (oder Straßburgs Fassung) besteht aus zwei achtzeiligen und fünf zwölfzeiligen gereimten Strophen und kann als ein gesungener Hymnus auf die Schöpfung (über den Sündenfall bis zu Abel, Noah, Abraham..) gelten, „ein Loblied auf die Erlösung der Menschheit durch Christi Kreuzestod“. Hauptthema ist auch hier die Heilsgeschichte. Es wendet sich ausdrücklich an ein sozial differenziertes Publikum. Die jüngere Fassung stammt aus dem 12 Jhd und erweitert den thematischen Bereich der älteren Fassung, indem sie neutestamentalichen Stoff mit einbezieht. Diese hat nicht die Funktion eines Hymnus, sondern ein religiös-didaktisches Gedicht, gerichtet an das allgemeine Laientum.

55. KaiserchronikUm 1150, in deutschen Reimen verfasste Chronik. Sie stellt das umfangreichste und am dichtesten überlieferte Werk der frühmhdt Literatur dar, verfasst von Geistlichen des Regensburger Hofes. Somit entsteht eine Weltchronik von der Gründung Roms (Caesar) bis zur Vorbereitung des zweiten Kreuzzuges 1147 – sein erst Teil stellt Leben und Taten der römischen Kaiser vor, umrankt von Sagen und Legenden, während der zweite Teil, der sich mit den Biographien der deutschen Kaiser beschäftigt, auffallend sachlicher ist. Die Absicht, lehrhaft (christlich-moralisch) zu erzählen, überwiegt bei weitem das Anliegen, einen historisch präzisen Bericht zu erstatten. Die Darstellung hat nicht in erster Linie der historischen Wahrheit, sondern vielmehr der gotes minne („Gottes Heilsplan“) zu entsprechen. Das bedeutet, dass die einzelnen Episoden sollen nicht nur der Unterhaltung dienen, sondern besitzen vor allem eine religiöse und ethisch-exemplarische Bedeutsamkeit. Der Autor möchte dadurch sein Werk von den  lugen  einer rein weltlichen Dichtung abgrenzen.

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Concern, wish
Milena Petrović, 04/06/11,
History of salvation
Milena Petrović, 04/03/11,
Salvation, redemption
Milena Petrović, 04/06/11,
 The Fall of Man (Eve and Adam's original sin)
Milena Petrović, 04/03/11,
Grim Reaper
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Uns übrigeblieben sind 15 Handschriften, im Unterschied zu einem oder ganz wenigen wie die andere Handschriften; dies spricht für ein neues Bildungs-, Politiks- und Literaturinteresse des Adels.

56. Memento MoriDer Ausdruck Memento mori entstammt dem mittelalterlichen Mönchslatein, wo er verballhornt  wurde aus Memento moriendum esse, also: Sei eingedenk, dass du sterben musst. Er ist ein Symbol der Vanitas, d.h. der Vergänglichkeit und war Grundbestandteil der cluniazenischen  Liturgie.Stilistisch hält sich der Text großenteils an biblisch und patristisch vorgebildete Metaphern und Bildern, in denen der Sprecher ohne sich in seine Predigt einzubeziehen, dem Publikum den sicheren Tod vor Augen hält: das Gedicht ist eine Warnung vor der Welt und für den, der der Welt verfällt ist, vor dem Tod.Bereits in der Zeit der Karolinger gab es hier und da Dichtungen mit vergleichbarer Thematik, doch erst im beginnenden HMA wurde Memento mori mit der Cluniazenischen Reformbewegung für etwa 100 Jahre zur bestimmenden Grundidee. Die entsprechende Literatur, in deren Zentrum religiöse Texte standen und die von 1060 bis 1170 dauerte, wird daher auch „cluniazensisch“ genannt und eine ihrer wesentlichen Formen war die Reimpredigt. Insgesamt sechs dieser großen Reimpredigten sind uns erhalten: das   Ezzolied , das zusammen mit dem Memento mori in derselben Ochsenhausener Handschrift, Himmel und Hölle, das   Annolied , usw.

57. Jacob Ayrer (1550-1600)Deutscher Dramatiker und Autor von Fastnachtsspielen. Ayrer steht ganz in der Nachfolge von Hans Sachs. Neben Bearbeitungen von den aus England kommenden Komödianten fand Ayrer seine Stoffe meistenteils in der griechischen Mythologie und der römischen Antike. Aber auch in den deutschen Volksbüchern und Schwänken nahm er literarische Anleihen. Neu sind bei Ayrer die zahlreiche Bühnenanweisungen, die Verwendung aufwendiger Kulissen und Kostüme und die Vielzahl von Akteuren auf der Bühne. Ayrers Werke verfolgen ein didaktisches Ziel, der aber nicht mehr ein Form-prinzip ist, und als Zweck des Spieles das nur Interessante an dessen Stelle tritt.Mit Ayrer endet die Dramentradition des Reformationsjahrhunderts.

58. MeistersingergesellschaftenLieddichtung zwischen des 14.-16 Jhd., entstanden in den Kreisen bürgerlicher Handwerksmeister, doch zählten auch Priester, Lehrer und Juristen dazu. Minnesang löste sich auf und wurde durch den Meistersang abgelöst. Heinrich von Meissen gilt als Begründer. Meistersang ist aus dem ritterlichen Minnesang und Spielmannsdichtung zusammengeflossen. Meistersinger(-sänger) waren bürgerliche Fahrende, die durch Wettsingen und durch Veranstaltungen einen Verdienst ergattern konnten. Kunst wurde ein Nebenberuf, eine Liebhaberei. Diese Dichter waren in Meistersängergesellschaften (nach dem Muster der Zünfte entstanden) . Hauptsingen oder Singschulen hießen die öffentlichen und feierlichen Kunstübungen der versammelten Meistersänger. Ihre Dichtungen und  Melodien leiteten sich aus dem Minnesang ab, gehorchten aber strengen Regeln - ein Meisterlied besteht aus mehreren Strophen (mindestens drei, und die Anzahl der Strophen immer ungerade). Der Gesang, seine Vers- und strophige Struktur (und anfangs auch Lauten-Begleitung) wurden an Meistersingerschulen gelehrt. Die Zentren der Meistersinger waren Augsburg,  Nürnberg  sowie Straßburg und Frankfurt am Main, u.a.

59. Muspili, PetrusliedMuspili: Entstand um 880. Es ist eine Vermischung heidnischer und christlicher Elemente, mit der Verfassung in Stab- und Endreim. Als Wort selbst bedeutet etwas aus Bedeutungsfeld des Weltgerichts/Weltende.Der erhaltene Ausschnitt beginnt mit dem Kampf der Engel und Teufel um die Seele des Menschen, die sich im Tode vom Körper gelöst hat – in der Hölle warten Feuer und

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Milena Petrović, 04/03/11,
To obey
Milena Petrović, 04/03/11,
Borrowing
Milena Petrović, 04/06/11,
Addicted
Milena Petrović, 04/03/11,
To alter (a text, manuscript etc.) from the original; change an expression on purpose, disarrange words
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Finsternis, im Himmel aber Leben ohne Tod. Mit einer Mahnung zu christlicher Umkehr schließt dieser erste Teil.Im zweiten Teil gibt es ein Zweikampf des Elias mit dem Antichrist, mit Elias als Vertreter der Sache Gottes.Das letzte erhaltene Drittel schildert, nach einer Warnung an Richter, dass nichts nunmehr geleugnet werden kann, keine List vor Straft schützen. Das Muspilli wurde für Menschen, die im Rechtsdenken geschult wurden, vielleicht sogar selbst Richter waren, geschrieben.Petruslied:  Das Petruslied ist das älteste bekannte althochdeutsche Kirchenlied, was den Anfang der geistlichen Lieddichtung bezeichnet. Textlich ist es unter dem Oberbegriff der Leisen (Kirchelieder, die einstrophige Antworten in der Volkssprache auf Gesänge der Messfeier, insbesondere zu Sequenzen sind) einzuordnen. Es entstand um 880 in Freising/Bayern und ist ein Bittgesang für Notzeiten, Wallfahrten oder Prozessionen um Gnade Gottes in altbairischer Sprache. Heute gibt es noch ein Originalexemplar aus jener Zeit. Der Autor ist nicht überliefert. Petrus ist der Hüter der Himmels-pforte und einer der Apostel Christi.

60. TabulaturMeistersang besteht, ähnlich wie der Minnesang, aus (mindenstens) 3 Strophen. Nur bestimmte Reihen und Töne dürfen benutzt werden. Es gab feste Vorschriften für Vers und Gesang – Tabulaturen waren Abfassungen über Reim und Sprache, die was Religiöses beinhalteteten. Geistliche Themen standen im Vordergrund. Tabulatur enstand um 1500. Wer kostenfrei unterrichtet werden wollte, musste die Tabulatur beherrschen. Ein Sänger musste Strophen und Melodien kennen, ein Dichter musste einen Text zu einer vorhandenen Melodie erfinden können und jemand mit dem Titel des Meisters musste eine BAR (neue Strophe) und eine WEISE (Melodie) schaffen. Diese erfundenen Lieder sind dann jeweils Eigentum der Singschulen und werden bei öffentlichen Wettstreiten aufgeführt, wobei das Publikum dafür zahlt (Kleiner Handel - wie heute mit den Autorenrechten). Es gibt eine große Sammlung der meistersängerischen Lieddichtung in der Colmarer Liederhandschrift von 1450.

61. SammelhandschriftenHandschriften, in denen unterschiedlichen Texte – Werke verschiedener Autoren oder literarischer Gattungen und Textsorten – zu einem Codex vereinigt sind. Vor allem kürzere Texte wie Minnereden, Schwänke, Lieder, Predigten usw. sind fast immer in Sammelhandschriften überliefert. Sammelhandschrifen können thematische Schwerpunkte haben, so gibt es geistliche, medizinische, juristische oder weltlich-literarische Sammelhandschriften. Codizes mit dem Schwerpunkt auf lyrischen Texten heißen auch  Liederhandschrift, Liederbuch  oder Canzoniere. Beispiel: Codex Manesse.

62. Didaktisches SchrifttumWährend die Dichtung im 14. Jh. zersetzt wurde, gewann das didaktische Schrifttum (Spruch- und Lehrgedicht) im Zuge der Rationalisierung an Bedeutung.Im 16. Jhd. erschien in Verbindung mit der Reformation eine Fülle konventionell ausgerichteten Lehrschrifttums, die jedoch die neuen Anschauungen auch in Epik, Lyrik und Drama eindrangen. Lehrschrifttum (lat und dt) setzt Kenntnis und Wissen um die vorausgehende deutsche, antike und zeitgenössische humanistische Produktion der Gattungen voraus. Das lehrhafte Schrifttum diente dazu, auf die Menschen einzuwirken. Man sammelte Sprichwörter, Reden, Gedichte, etc, kommentierte sie und gab sie in Druck. Bevorzugte Themen waren Verhältnis zur Ehe, Obrigkeit, Stände, Laster. Sie dienten zur moralischen Besserung des Menschen als Erziehungsmittel. Die didaktische Literatur ist trotz der auch für sie damals üblichen metrischen Form oft nicht zur Dichtung zu rechnen. Auch belehrende Literatur, Geschichtsschreibung, Bibelübersetzungen verwandte bis ins 15. Jh. hinein neben der allmählich

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aufkommenden Prosa den Vers, der bis zur Mitte des 14. Jh. für die literarische Darbietung gültig gewesen war.

63. Colmarer LiederhandschriftDie Kolmarer Liederhandschrift, um 1460 im Rheinfränkischen geschrieben, versammelt umfangreich "meisterliche Lieddichtung" - Sprüche und Lieder in der Tradition der Sangspruchdichter des 12., 13. und frühen 14. Jahrhunderts (etwa 950 Liedertexte auf 107 Melodien). Sie ist der wichtigste Zeuge für die Phase des Übergangs zwischen dieser älteren Liedkunst und dem städt. Meistergesang des späten 15. und 16. Jahrhunderts.

 64. Der Prager Hof im 14. JahrhundertDer Prager Hof und der Hof des Kaiser Karls IV bilden die damaligen literarische Zentren. Karl war richtweisend für die Gründung der ersten deutschen Universität in Prag 1348. Vom Prager Kulturkreis am Hof und der Uni von Karl gehen zwei Bewegungen aus: das breitere Durchdringen der deutschen Sprache an Stelle des Lateinischen und eine freiere, von Laien getragene Frömmigkeit, die das religiöse Leben erneuern will.  Die Universität Prag war nach dem Vorbild der Pariser Universität gegliedert und lehrte in den vier klassischen Fakultäten.

65. MärendichtungEin Märe ist eine deutschsprachige schwankhafte oder belehrende kurze Verserzählung. Die Gattung entstand im 13. Jhd. und hatte ihre Blütezeit im Spätmittelalter. Wie einer Fabel geht dem Märe oft ein Promythion (vorangestellter Lehrsatz) voraus, oder es folgt ein Epimythion (nachgestellter Lehrsatz), also eine kurze moralisierende Auslegung der Geschichte. Doch manchmal enthält sie baren Unsinn.In der Regel sind die Texte jedoch anonym überliefert. Nicht selten gibt es mehrere Varianten derselben Verserzählung („Schneekind A“, „Schneekind B“). Viele Mären erhielten ihren Titel erst durch den Literaturwissenschaftler Hanns Fischer. Fischer unterscheidet aufgrund ihrer Inhalte drei  Grundtypen: schwankhafte Mären, höfisch-galante Mären und moralisch-exemplarische Mären. Vier großen Märendichters des MA: Hans Rosenplüt, Der Stricker, Heinrich Kaufringer und Hans Folz. Ein bekannter Märenautor ist auch Konrad von Würzburg  („Herzmäre", "Heinrich von Kempten").

66. RolandsliedDas Rolandslied  (zwischen 1075 und 1110 entstanden) ist ein altfranzösisches Versepos über das heldenhafte Ende Rolands. Es umfasst 4002 assonierende zehnsilbige Verse in 291 Strophen (sog. Laissen) und ist eines der ältesten Werke der Gattung Chansons de geste. Das Rolandslied wurde verfasst von einem sonst nicht weiter bekannten Turoldus.Das Rolandslied umfasst zwei größere Teile: in den ersten drei Fünfteln ist eindeutig Roland der Protagonist, in den letzten zwei eher Karl der Große.Roland begleitet seinen Onkel Karl den Großen auf einem Feldzug in das maurische Spanien, wo sein Stiefvater Ganelon versucht ihn mittels einer Falle an den verfeindeten König von Saragossa Marsilius auszuliefern. Roland verliert alle seine Krieger, sein Onkel Karl vernichtet aber den sarazenischen Gegner, als Roland sich endlich entschließen kann diesen mit dem Signalhorn Olifant um Hilfe zu rufen. Ganelon wird nach einigem Hin und Her vor Gericht gestellt und verurteilt.

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