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D. Balarew. Vwtinderun,gen aut der 0berfloh.e usw. 103 Veranderungen auf der Oberflache eines frisch zerriebenen kristallartigen Salzes. Von D. BALAREW. TAMMAHN~) nimmt an, daB beim Spalten eines Kristalls Spal- tungen von einigen Atomkomplexen und also chemische Verande- rungen auf der neuen Oberflache stattfinden konnen. Zur Unter- stutzung dieser Annahme spaltete TAMMANN Platten von Glimmer und findet, da8 das erste Waschwasser aus einer frischgespaltenen Platte mehr Ruckstand auszieht als die folgende gleiche Portionen Wasser. Im Zusammenhang mit diesem von TAMNAXN ausgesprochenen Gedanken habe ich folgende Versuche gemacht. Ein frisch zerriebenespulver muB eine sehr rauhe Ober- flzche besitzen. Es war zuerst interessant festzustellen, ob diese Oberflache an der Luft mit der Zeit schnell und merklich sich verkleinert, bzm. aich ausglattet. Die Versuche wurden mit zerriebenen Kristallen von KBr, KzSO,, NaCl und RC1 gemacht. Die Salze wurden von mir um- kristallisiert, da die Hsndelssalze unrein waren - das KBr und K,SO, hatten alkalische Reaktion. Die Umkristnllisation wurde aus einer neutral gegen Phenolphthalain-Losung ausgefiihrt und die auf diese Weise gereinigten Salze wurden iiber konzentrierter H,SO, getrocknet. Erhitzt man die Krjvtalle der genannten Salze in einem Luft- bad bis 300--400°, so findet eiine Hydrcilyse zwischen den festen Salzen und des a d ihren Oberflachen adsorbierten Wassers statt. Ein Teil von der Same verdampft und dank dieser Hydrolyse bzw. diesem Abgehen der Siuren zeigt das erkaltete Salz eine stark alkalische Reaktion gegex; Phenolphthalein. DaB tatsLchlich in diem Fall das Wasser eine Eolle gespialt hat, spricht die Tatsache, daB, wenn die Erhitzung langsam und in Vakuum amgef&rt wird, das erhitzte Salz nach der Erkaltung eine vie1 schwachere alkalische Reaktion zeigt. 3. alzory. zd. allg. Ci,m. PSO (19231, 87.

Veränderungen auf der Oberfläche eines frisch zerriebenen kristallartigen Salzes

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D. Balarew. Vwtinderun,gen aut der 0berfloh.e usw. 103

Veranderungen auf der Oberflache eines frisch zerriebenen kristallartigen Salzes.

Von D. BALAREW. TAMMAHN~) nimmt an, daB beim Spalten eines Kristalls Spal-

tungen von einigen Atomkomplexen und also chemische Verande- rungen auf der neuen Oberflache stattfinden konnen. Zur Unter- stutzung dieser Annahme spaltete TAMMANN Platten von Glimmer und findet, da8 das erste Waschwasser aus einer frischgespaltenen Platte mehr Ruckstand auszieht als die folgende gleiche Portionen Wasser.

Im Zusammenhang mit diesem von TAMNAXN ausgesprochenen Gedanken habe ich folgende Versuche gemacht.

E i n f r i sch z e r r i e b e n e s p u l v e r muB e ine s e h r r a u h e Ober- f l zche besi tzen. Es w a r zue r s t i n t e r e s s a n t fes tzus te l len , ob d i e se Oberf lache a n de r L u f t m i t d e r Ze i t s chne l l und merk l i ch s ich ve rk le ine r t , bzm. aich ausgla t te t .

Die Versuche wurden mit zerriebenen Kristallen von KBr, KzSO,, NaCl und RC1 gemacht. Die Salze wurden von mir um- kristallisiert, da die Hsndelssalze unrein waren - das KBr und K,SO, hatten alkalische Reaktion. Die Umkristnllisation wurde aus einer neutral gegen Phenolphthalain-Losung ausgefiihrt und die auf diese Weise gereinigten Salze wurden iiber konzentrierter H,SO, getrocknet.

Erhitzt man die Krjvtalle der genannten Salze i n einem Luft- bad bis 300--400°, so findet eiine Hydrcilyse zwischen den festen Salzen und des a d ihren Oberflachen adsorbierten Wassers statt. Ein Teil von der Same verdampft und dank dieser Hydrolyse bzw. diesem Abgehen der Siuren zeigt das erkaltete Salz eine stark alkalische Reaktion gegex; Phenolphthalein. DaB tatsLchlich in d i em Fall das Wasser eine Eolle gespialt hat, spricht die Tatsache, daB, wenn die Erhitzung langsam und in Vakuum amgef&rt wird, das erhitzte Salz nach der Erkaltung eine vie1 schwachere alkalische Reaktion zeigt.

3. alzory. zd. allg. Ci,m. PSO (19231, 87.

104 D. Balurow. Vwa~dmmqem auf dar Oberfliiche usw.

Da die Starke des hydrolytischen Zerfalls von der QroBe der Oberflache abhangt, versuchte ich diesen Zusammenhang zu benutzen, um zu entscheiden, ob die Oberflache eines zerriebenen Kristalls bei altern sich ausglattet.

Die Kristalle der obengenannten vier Salze wurden in einem Porzellanmorser fein zerrieben. Nach 24 Stunden wurde das auf diese Weise dargestellte Pulver, wie auch ein frisch bereitetes, in zwei Rbhren aus Jenaer Glas gebracht und rnit einem T-f6rmigen Rohr mit einer Hochrakuumpumpe verbunden. Darauf wurden die beiden Rijhren durch ein Wasserbad bis looo (wahrend 15 Mhuten) und dann in einem Luftbade langsam (wahrend 1 Stnnde) bis 360-400° erhitzt. Die Pumpe arbeitete von Anfang der Erhitzung ununterbrochen. Nach dem Erkalten zeigte sich, daB i m m e r d a s i i l t e re P u l v e r e ine schwache re a lka l i s che R e a k t i o n gegen P h e n o l p h t h a l e i n zeigte , als das f r i s ch zer r iebene . Diese Ver- sohiedenheit konnte man qualitativ ganz sicher und klar durch die Stiirke der roten Farbe bestatigen, wenn man nach dem Erkalten die beiden Pulver mit gleichen Volumen phenolphthaleinhaltigen Wassers versetzt.

Dafur, da6 die erwahnte Verschiedenheit in dem Verhalten zwischen frisch zerriebenen und alteren Pulvern hauptsachlich im Zusammenhang mit der Verkleinerung bzw. Ausglatten der Ober- fliiche der zerriebenen Kristalle steht, sprechen folgende Beobach- tungen.

In dem erhitzten Pulver befinden sich stets organische Sub- atanzen in Form von Staub. Beim Erhitzen verkohlen diese Sub- stanzen. Bei allen meinen Versuchen beobachtete ich, daB das altere Pulver immer mehr von verkohlten Substanzen enthalt und mehr braun gefiirbt ist, als das frisch zerriebene Pulver. Diese Verschiedenheit in der Braunfarbung ruhrt wohl daher, da6 mit der Zeit die Teile des Pulvers zusammenbacken, und daB der auf diese Weise eingeschlossene Staub beim Erhitzen das Salz starker f ~ b t .

Also unterstutzen meine Versuche die Annahme, daB m i t d e r Z e i t e ine merkl iche Verk le ine rung bzw. A u s g l a t t e n d e r Oberf lache des f r i s ch ze r r i ebenen P u l v e r s s t a t t f i nde t .

Sofia, Institut fur arwrganische Chmie der Universitat.

Bei der Redaktion eingegangen am 22. September 1926.