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Verband für Geoökologie in Deutschland (VGöD Mitteilungen Verband für Geoökologie in Deutschland (VGöD) Geoökologie als Studiengang Geoökologie aus der Sicht von potentiellen Arbeitgebern Ergebnisse einer Umfrage Uwe Görlitz, 2. Vorsitzender VGöD (Verband für Geoökologie in Deutschland) Dipl.-Geoökol. U. Görlitz, A.-Roßhaupter -Str. 70, D-81369 München Der Studiengang Geoökologie existiert in Deutschland in seiner jet- zigen Form seit 15 Jahren. Grund genug festzustellen, ob der Studienabschluß Diplom- Geoökologe -/in be- kannt und anerkannt ist und Arbeitgeber gewillt sind, Geoökolo- gen/-innen zu beschäftigen; nachzufragen, ob sich im Studiengang Geoökologie Defizite aus der Sicht der Arbeitgeber ergeben, oder ob genau die Kenntnisse erworben werden, die im Berufsleben erwartet werden. Der Verband für Geoökologie in Deutschland e.V. (VGöD) hat des- halb vor 2 Jahren über 2 000 Fragebögen hei Behörden, Industrie- unternehmen, Ingenieurbüros und anderen möglichen Arbeitgebern erhoben. Über 400 Antworten konnten schließlich ausgewertet werden. Seit ca. 10 Jahren gibt es Geoökologen / -innen auf dem Arbeitsmarkt, zur Zeit noch zahlenmäßig eher unbedeutend, verglichen mit tradi- tionellen Studiengängen wie zum Beispiel Biologie oder Geographie. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, daß über 60 Prozent aller Fir- men, die geantwortet haben, den Studiengang bereits kannten. Ein Viertel der Befragten hatte sogar eine genaue Vorstellung davon, was Geoökologie als Studium bedeutet. 36 Prozent aller Arbeitgeber hielten Diplom-Geoökologen für geeig- net, eine Tätigkeit in ihrem Betrieb bzw. Amt oder Büro aufzuneh- men. 7 Prozent haben sogar schon Geoökologen / -innen eingestellt. Haupthinderungsgrund für weitere Einstellungen stellten die oft man- gelnden Planstellen dar. Diese Tatsache dürfte sich bis zum heutigen Tage sicher nicht verbessert haben. Dank der schwierigen konjunk- turellen Lage und der sehr knappen öffentlichen Finanzmittel dürfte sich diese Entwicklung in absehbarer Zeit auch nicht ändern. Arbeitsfelder von Geoökologinnen und Geoökologen Abb. 1 zeigt, daß ein eindeutiger Schwerpunkt im Bereich Altlasten, Abfall und Umweltverträglichkeit liegt. Wir wissen nun, daß der Arbeitsmarkt • den Studiengang Geoökologie kennt • die Geoökologen / -innen für gut qualifiziert hält Arbeitsplätze anbieten kann eine ziemlich genaue Vorstellung über mögliche Einsatzgebiete hat. Die Bewertung des Studienganges aus der Sicht des Arbeitsmarktes Eine Liste der existierenden Schwerpunkte des Studienganges wurde den Befragten dahingehend vorgelegt, ob diese Themenbereiche für ein Studium der Geoökologie von Relevanz wären. Die Aussage ist nur für den Bereich Tropische Ökosysteme eindeutig. Wie Abb. 2 zeigt, hielten nur sehr wenige der Befragten diesen Bereich für „sehr wichtig". Alle anderen Bereiche liegen zwischen 53 % und 75 % „Zu- stimmung". Besonders erwähnenswert ist, daß Projektseminare zu ak- tuellen Problemen, also Teamarbeit, in einem zeitlich befristeten Rah- men sehr hoch bewertet wird. Für wie wichtig die einzelnen Studienfächer von potentiellen Arbeit- gebern gehalten werden, hängt stark mit den Einsatzbereichen der Absolventen zusammen. Abb. 3 zeigt, daß die Spitzenreiter in der Gunst der Arbeitgeber Fächer sind, die als Grundlagen für den Be- reich Sanierung bzw. Grundwasser- und Bodenschutz gelten können. Dies stimmt damit überein, daß nach den ausgewerteten Fragebögen der Haupttätigkeitsbereich für Geoökologen und Geoökologinnen im Bereich Altlasten /Abfall liegt. Wünschenswerte Zusatzkenntnisse aus Sicht der Arbeitgeber Hier läßt sich eine eindeutige Aussage treffen: Spitzenreiter sind Kennt- nisse aus dem Bereich Recht und Technik. Erst danach kommen un- ter anderem klassische naturwissenschaftliche Fächer wie die Orga- nische Chemie. Auch hier zeigt sich wieder die praxisorientierte Sicht- weise der Arbeitgeber: Vielseitigkeit und Interdisziplinarität sind in dieser Berufssparte unumgänglich. Geoökologen und Geoökologin- nen werden sich in ihrer beruflichen Tätigkeit neben den reinen na- turwissenschaftlichen Problemen vor allem mit deren nächstem Um- feld, nämlich Regelungen zu Umweltfragen und technische Ansätze zur Lösung oder Milderung von Umweltproblemen auseinanderset- zen müssen. Ohne ein Grundwissen in diesen Bereichen dürften die Berufschancen in Zukunft sehr schlecht aussehen (-f Abb. 4). Fazit Spezielles Fachwissen ist sicherlich ein sehr wichtiger Punkt im Stu- dium; es sollte dabei aber nicht übersehen werden, daß der Arbeits- markt in sehr hohem Maße Flexibilität fordert und honoriert. Die Zielsetzung, komplexe Zusammenhänge erkennen und begreifen zu können, dürfte die größte Stärke der Absolventen der Geoökologie sein. Mindestinhalte für den Studiengang Geoökologie Da neben den bereits bestehenden Möglichkeiten in Bay- reuth, Braunschweig, Karlsruhe und Potsdam mittlerweile mehrere Universitäten planen, geoökologische Studienan- gebote einzuführen, ist es nach Ansicht des VGöD erfor- derlich, daß der Studiengang Geoökologie an den verschie- denen Universitäten so gestaltet wird, daß eine gewisse Ein- heitlichkeit im Grundstudium gewährleistet ist. Insofern hat der Vorstand des VGöD „Mindestinhalte für den Stu- diengang Geoökologie" entwickelt, die in der kommenden UWSF- Ausgabe vorgestellt werden. Anm. d. Red. 23 6 UWSF - Z.Umweltchem. Ökotox. 6 (4) 236 - 237 (1994) © ecomed verlagsgesellschaft AG & Co.KG Landsberg

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Mitteilungen

Verband für Geoökologie in Deutschland (VGöD)

Geoökologie als Studiengang

— Geoökologie aus der Sicht von potentiellen ArbeitgebernErgebnisse einer Umfrage

Uwe Görlitz, 2. Vorsitzender VGöD (Verband für Geoökologie in Deutschland)

Dipl.-Geoökol. U. Görlitz, A.-Roßhaupter -Str. 70, D-81369 München

Der Studiengang Geoökologie existiert in Deutschland in seiner jet-zigen Form seit 15 Jahren. Grund genug

• festzustellen, ob der Studienabschluß Diplom-Geoökologe-/in be-kannt und anerkannt ist und Arbeitgeber gewillt sind, Geoökolo-gen/-innen zu beschäftigen;

• nachzufragen, ob sich im Studiengang Geoökologie Defizite ausder Sicht der Arbeitgeber ergeben, oder ob genau die Kenntnisseerworben werden, die im Berufsleben erwartet werden.

Der Verband für Geoökologie in Deutschland e.V. (VGöD) hat des-halb vor 2 Jahren über 2 000 Fragebögen hei Behörden, Industrie-unternehmen, Ingenieurbüros und anderen möglichen Arbeitgebernerhoben. Über 400 Antworten konnten schließlich ausgewertetwerden.

Seit ca. 10 Jahren gibt es Geoökologen / -innen auf dem Arbeitsmarkt,zur Zeit noch zahlenmäßig eher unbedeutend, verglichen mit tradi-tionellen Studiengängen wie zum Beispiel Biologie oder Geographie.

Umso erstaunlicher ist die Tatsache, daß über 60 Prozent aller Fir-men, die geantwortet haben, den Studiengang bereits kannten. EinViertel der Befragten hatte sogar eine genaue Vorstellung davon, wasGeoökologie als Studium bedeutet.

36 Prozent aller Arbeitgeber hielten Diplom-Geoökologen für geeig-net, eine Tätigkeit in ihrem Betrieb bzw. Amt oder Büro aufzuneh-men. 7 Prozent haben sogar schon Geoökologen / -innen eingestellt.

Haupthinderungsgrund für weitere Einstellungen stellten die oft man-gelnden Planstellen dar. Diese Tatsache dürfte sich bis zum heutigenTage sicher nicht verbessert haben. Dank der schwierigen konjunk-turellen Lage und der sehr knappen öffentlichen Finanzmittel dürftesich diese Entwicklung in absehbarer Zeit auch nicht ändern.

Arbeitsfelder von Geoökologinnen und Geoökologen

Abb. 1 zeigt, daß ein eindeutiger Schwerpunkt im Bereich Altlasten,Abfall und Umweltverträglichkeit liegt.

Wir wissen nun, daß der Arbeitsmarkt

• den Studiengang Geoökologie kennt• die Geoökologen / -innen für gut qualifiziert hält• Arbeitsplätze anbieten kann• eine ziemlich genaue Vorstellung über mögliche Einsatzgebiete hat.

Die Bewertung des Studienganges aus der Sicht des Arbeitsmarktes

Eine Liste der existierenden Schwerpunkte des Studienganges wurdeden Befragten dahingehend vorgelegt, ob diese Themenbereiche fürein Studium der Geoökologie von Relevanz wären. Die Aussage istnur für den Bereich Tropische Ökosysteme eindeutig. Wie Abb. 2zeigt, hielten nur sehr wenige der Befragten diesen Bereich für „sehrwichtig". Alle anderen Bereiche liegen zwischen 53 % und 75 % „Zu-

stimmung". Besonders erwähnenswert ist, daß Projektseminare zu ak-tuellen Problemen, also Teamarbeit, in einem zeitlich befristeten Rah-men sehr hoch bewertet wird.

Für wie wichtig die einzelnen Studienfächer von potentiellen Arbeit-gebern gehalten werden, hängt stark mit den Einsatzbereichen derAbsolventen zusammen. Abb. 3 zeigt, daß die Spitzenreiter in derGunst der Arbeitgeber Fächer sind, die als Grundlagen für den Be-reich Sanierung bzw. Grundwasser- und Bodenschutz gelten können.Dies stimmt damit überein, daß nach den ausgewerteten Fragebögender Haupttätigkeitsbereich für Geoökologen und Geoökologinnen imBereich Altlasten /Abfall liegt.

Wünschenswerte Zusatzkenntnisse aus Sicht der Arbeitgeber

Hier läßt sich eine eindeutige Aussage treffen: Spitzenreiter sind Kennt-nisse aus dem Bereich Recht und Technik. Erst danach kommen un-ter anderem klassische naturwissenschaftliche Fächer wie die Orga-nische Chemie. Auch hier zeigt sich wieder die praxisorientierte Sicht-weise der Arbeitgeber: Vielseitigkeit und Interdisziplinarität sind indieser Berufssparte unumgänglich. Geoökologen und Geoökologin-nen werden sich in ihrer beruflichen Tätigkeit neben den reinen na-turwissenschaftlichen Problemen vor allem mit deren nächstem Um-feld, nämlich Regelungen zu Umweltfragen und technische Ansätzezur Lösung oder Milderung von Umweltproblemen auseinanderset-zen müssen. Ohne ein Grundwissen in diesen Bereichen dürften dieBerufschancen in Zukunft sehr schlecht aussehen (-f Abb. 4).

Fazit

Spezielles Fachwissen ist sicherlich ein sehr wichtiger Punkt im Stu-dium; es sollte dabei aber nicht übersehen werden, daß der Arbeits-markt in sehr hohem Maße Flexibilität fordert und honoriert. DieZielsetzung, komplexe Zusammenhänge erkennen und begreifen zukönnen, dürfte die größte Stärke der Absolventen der Geoökologiesein.

Mindestinhalte für den Studiengang Geoökologie

Da neben den bereits bestehenden Möglichkeiten in Bay-reuth, Braunschweig, Karlsruhe und Potsdam mittlerweilemehrere Universitäten planen, geoökologische Studienan-gebote einzuführen, ist es nach Ansicht des VGöD erfor-derlich, daß der Studiengang Geoökologie an den verschie-denen Universitäten so gestaltet wird, daß eine gewisse Ein-heitlichkeit im Grundstudium gewährleistet ist. Insofernhat der Vorstand des VGöD „Mindestinhalte für den Stu-diengang Geoökologie" entwickelt, die in der kommendenUWSF-Ausgabe vorgestellt werden. Anm. d. Red.

23 6 UWSF - Z.Umweltchem. Ökotox. 6 (4) 236 - 237 (1994)© ecomed verlagsgesellschaft AG & Co.KG Landsberg

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tech. U-Schutz

Meteor.

Mehrere Gebiete

Sonstiges

Verw., Natursch.

Analytik, Tox.

Beratung

UVP

Altlasten,Abfall

0,0% 15,0% 30,0% 45,0%

Prozent der Antworten

Abb. 1: In welchem Tätigkeitsbereich irdeii Sic (eoi>I;c>lc> ;en

einsetzen?

Abb. 2: Welche universitären Schwerpunkte werden als wichtigerachtet?

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n vier iger vAchtig

wichtig

q sehr Wd^ág

Hydrologie

Ingenieurbiologie

Bodenkunde

GeologieÖkologische

(B io/DemoInformatik, EDV

Mineralogie

Biogeographie

Kartographie

Agrarökologie

Geomorphologie

Meteorologie

n unwichtig

weniger wichtig

q wi chti gn sehr wichtig

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Prozent der Antworten

Abb . 3: Wie werden die von den Unis ersit^iten im Studiengang Geoökologie eingegliederten Fächer eingeschätzt?

U T? eltreth

Lkm elttechni k

Org. Cherrie

LhnAdb5konomie

Anorg. Cherrie

Regional-1Raurrplanung

Sprachen

Pflanzenökologie

MI<robio

PhysikalischeCherrie

Physik

Forstökologie

Mathenmatik

Tierökologie

Zoologie

Agrarplanung/-politik

n unwichtig

weniger wichtig

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0% 20% 40% 6(r/o 80% 100%

Prozent der Aalworten

Abb. 4: Welche Zusatzqualifikationen (Wahlfächer) sind wünschenswert?

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