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Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF Agroscope Verdichtung durch Beweidung ein Modellvergleich Andreas Roesch Peter Weisskopf Hansruedi Oberholzer Alain Valsangiacomo 10. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Verdichtung durch Beweidung ein Modellvergleich

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Eidgenössisches Departement für

Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF

Agroscope

Verdichtung durch Beweidung –ein Modellvergleich

Andreas RoeschPeter WeisskopfHansruedi OberholzerAlain Valsangiacomo

10. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

210. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Agenda

1. Einführung

2. Methodik

3. Daten

4. Resultate

5. Diskussion

6. Ausblick

310. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Einführung – Trittschäden an Grasnarbe

410. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Einführung

Anteil Grünland an landwirtschaftlicher Fläche ist

hoch (Westeuropa: 40%; Schweiz: 70%)

Bestand 2016: 1.56 Mio. Rinder (700 Tausend Kühe)

Druck durch Klauen von Rindvieh kann sehr hoch

sein: statisch bis 200 kPa, bei Bewegung bis 400 kPa

(Traktor -> 30-150 kPa)

Beweidung: Schäden am Bodengefüge im

Oberboden (Befahrung: auch Unterboden)

Verdichtung durch Rindvieh nicht örtlich begrenzt

(Fahrspuren: stärkere örtliche Konzentration)

Verdichtung hat (u.a.) Einfluss auf

Grobporenvolumen und Aggregatstabilität

510. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Was sagt uns die Literatur?

• Wenig Literatur über den Einfluss von Beweidung auf

Bodeneigenschaften

• Einfluss der Besatzdichte auf Verdichtung variiert

beträchtlich zwischen Studien

• Beeinträchtigungen der Bodenstruktur nehmen bei

höherer Bodenfeuchte zu

• Höhere Besatzdichte => Porosität (Porenvolumen)

nimmt ab/ Bodendichte zu

• Bodenbedeckung schützt vor Bodenschädigung

• Verdichtungsrisiko ist (u.a.) abhängig von

Besatzdichte, Bodenfeuchte, Bodenstruktur und

–bedeckung und Topografie

610. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

SALCA-Bodenqualität (SALCA-SQ)

Umfasst 9 direkte Indikatoren (Wirkungs-Subkategorien):

Bodenphysik Bodenchemie Bodenbiologie

Pflanzennutzbare

Gründigkeit

Corg-Gehalt Regenwurmbiomasse

Grobporenvolumen Schwermetalleintrag Mikrobielle Biomasse

Aggregatstabilität Organische Schadstoffe Mikrobielle Aktivität

Die Bodenqualität wird in SALCA-SQ anhand von neuen

direkten Indikatoren aus den Bereichen Bodenphysik,

Bodenbiologie und Bodenchemie beschrieben.

710. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

SALCA-Bodenqualität: AblaufBewirtschaftungs-Massnahmen / Kultur / Standort

(Bodenbearbeitung, Düngung, Beweidung)

Wirkungsklasse

gleichartige Wirkungen zusammenfassen

Schwellenwerte (negativer/positiver

Einfluss auf Bodenqualität)

Bewertung (numerisch oder kateg.) der Wirkungsklasse

Direkte Indikatoren, Beurteilung in Klassen [--,-,0,+,++]

Wirkungsklassen mit Relevanz (d.h. gewichtet)

zusammenfassen

Gesamt-Aggregation

Finaler Indikator für Bodenqualität

810. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

SALCA-Bodenqualität

Wir beschränken uns auf einen kleinen Teilbereich des Modells:

Beweidung Gefügeschädigungsrisiko

Grobporenvolumen

Aggregatstabilität

Gefügeverschlechterung

• Verdichtungsrisko durch

Befahrung

• Gefügeschädigungsrisiko

durch Beweidung

Gefügeverbesserung

(Gefügestabilisierung & -bildung)

• Kultur (Durchwurzelung)

-> Fruchtfolgeplanung

• Zufuhr org. Substanz durch Düngung

• Erhöhung pH-Wert durch Kalkung

Grobporenvolumen und Aggregatstabilität

910. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Methodenvorschlag: «Übernutzung» für Konzentrationsfaktor

Konzentrationsfaktor dient als Proxy für Risiko von

Gefügeschäden durch Beweidung

Kpw = Ko x c1 x c2 x c3 x c4

Kpw : Konzentrationsfaktor Parzelle p und Beweidung w

Ko : Ausgangswert: f (Bodenfeuchte und Lockerungsgrad)

Bodenfeuchte = f (Monat, Bodentyp)

c1,…, c4: Korrekturfaktoren

KBetrieb = Summe der Konzentrationsfaktoren Kpw über alle

Beweidungen und alle Parzellen

Gefügeschädigung durch Beweidung mithilfe von Schwellenwerten in Klasse

«0» (keine Wirkung), «-» (ungünstig) und «- -» (sehr ungünstig) einteilen.

1010. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Methode: «Übernutzung»

c1: Übernutzung durch «zu hohe» Besatzdichte und

–dauer -> Lookup-Tabelle (Weideintensität)

c2 = 1.2, falls Normertrag der Weide kleiner als

verzehrter Ertrag der Herde (sonst c2=1)

c3: Tragfähigkeit des Bestandes

c3 = 0.8, falls gräserreich

c3 = 1.2, falls leguminosen- & kräuterreich

c4 = 0.8, falls Beweidung in Koppeln (sonst c4=1)

1110. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Methodenvorschlag: «Befahrung»Bestimmung des Risikos einer Gefügeschädigung

Idee: Tierhuf wie Traktorrad behandeln

Gefügeschädigung im Unterboden Gefügeschädigung nur im Oberboden

1210. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Vergleich: Befahrung vs. Beweidung

Parameter Befahrung Beweidung

Kontaktflächendruck f(Reifenbreite, Radlast) f(Hufgrösse, Huflast)

Bodenfeuchte f(Bodentyp,

Befahrungszeitpunkt)

f(Bodentyp,

Beweidungszeitpunkt)

Bodenfestigkeit f(Körnung, Struktur, Bodenfeuchte)

Druckausbreitung f(Bodenfestigkeit) -> «Druckzwiebeln»

Verdichtungsgefährdung

(punktuell)

Bodenfestigkeit vs. Bodendruck

(«Druckzwiebeln»)

Beanspruchte Fläche f(Anzahl Räder,

Arbeitsbreite, Anzahl

Arbeitsgänge,…)

f(Tierbesatz, Aktivität

der Tiere,

Beweidungsdauer,…)

1310. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Annahmen: Methode «Befahrung»

Klauengrösse (beide Klauen: ~90 cm2, Bilotta et al., 2007,

Mattern and Laser, 2007)

Mittleres Gewicht einer Milchkuh (Annahme: 700 kg)

Schrittlänge (81 cm nach Benz, 2003)

Aktivität der Tiere:

• täglich 1-13 km [Krohn et al., 1992 und KTBL, 2009])

• Milchkühe im Vollweide-Versuch GEOGS (Posieux, 2013):

Erfassung der Bewegung durch GPS-Tracker

(Felber et al., 2016, Biogeosciences)

=> Tagesdistanz auf der Weide: ca. 8 km

GPS Tracker

1410. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

11

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21

22

23

41

51

5253

54

Verteilung des Betriebstyps

Daten: ZA-AUI Betriebsdaten

Betriebstyp Region Bodenfeuchte

(geschätzt aus Lookup-Tabellen)

Umfangreicher Datensatz für die Periode 2011-2014

254 (im Jahr 2014) bis 297 (im Jahr 2011) Betriebe

Präzise Angaben über Beweidungsdauer und Besatzdichte

Angaben zu rund 24’450 Beweidungen

Gesamte Weidedauer auf allen Parzellen: knapp

690 Tausend Weidetage (rund 1900 Jahre)

Bereitstellung der Daten durch Alain Valsangiacomo.

1510. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Tägliche WeidedauerZA-AUI-Betriebe, 2011-2014

Histogramm Anteil der Zeit pro Tag

Tägliche Zeit auf der Weide

Häufig

keit

0 5 10 15 20 25

0500

1000

1500

2000

2500

Häufung bei 12 h und 24 h

Tägliche Weidedauer in Stunden

ufi

gk

eit

1610. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Resultat: Korrekturfaktor c2 Reicht der Normertrag der Weide?

Normertrag der

Weide reicht aus

Potentielles Risiko, dass

Kühe zu wenig Gras zum

Fressen haben

kein Risiko

1710. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Methodenvergleich: Risiko für Verdichtung

durch Beweidung

Methode «Übernutzung» Methode «Befahrung»

zu

ne

hm

en

de

s R

isik

o

zu

ne

hm

en

de

s R

isik

oTalregion Hügelregion Bergregion Talregion Hügelregion Bergregion

Unterschied zwischen Methoden ist nicht signifikant

1810. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Bewertung Indikator «Aggregatstabilität»(nur Wirkung «Gefügeschädigungsrisiko durch Beweidung»)

Methode «Übernutzung» Methode «Befahrung»

neutral

---

ungünstig

0

sehr ungünstig

1910. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Bewertung Indikator «Grobporenvolumen»(nur Wirkung «Gefügeschädigungsrisiko durch Beweidung»)

Methode «Übernutzung» Methode «Befahrung»

neutral

--ungünstig

0

sehr ungünstig

-

2010. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Diskussion

Neuer Ansatz «Befahrung» ist eine erfolgsver-

sprechende Methode, die Gefügeschädigung durch

Beweidung ähnlich zur Verdichtung durch Befahrung

zu modellieren

Methodenvorschlag «Befahrung» basiert auf

überprüfbaren bodenmechanischen Grundlagen, nur

quantifizierbare und messtechnisch erfassbare

Variablen fliessen in die Berechnung ein

ZA-AUI-Daten eignen sich ideal für eine grobe

Plausibilisierung der Methodenansätze

Beide Ansätze «Übernutzung» und «Befahrung»

liefern (zumindest) plausible Resultate

Grosse Variabilität zwischen den Betrieben

2110. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Ausblick

Weitere Forschungsanstrengungen auf dem Gebiet

der Gefügeschädigung durch Beweidung nötig

(auch methodisch, z.B. Sensitivitätsstudien)

Analyse und Validierung des neuen

Methodenvorschlags «Befahrung» anhand von

Feldstudien

Verhältnis des Risikos von Gefügeschädigungen

durch Beweidung und Befahrung mit Maschinen

abschätzen.

2210. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Danke

o Hansruedi Oberholzer für die zahlreichen

Diskussionen über SALCA-SQ

o Eric Mosimann, Olivier Huguenin-Elie, Christof

Ammann, Thomas Keller und Matthias Stettler für

ihre wertvollen Inputs.

o Bei allen, die ich hier noch vergessen habe.

2310. Ökobilanzplattform, 23. November 2017

Andreas Roesch

Danke für Ihre Aufmerksamkeit

Andreas [email protected]

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