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1 3 ORIGINALBEITRAG Eingegangen: 12. Juli 2013 / Angenommen: 16. September 2013 / Online publiziert: 15. November 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 Vergleich von Anbausystemen bei der Birne in Abhängigkeit von Sorte und Unterlage: Schlanke Spindel und Güttinger-V-System Werner Dierend · Anette Bier-Kamotzke Erwerbs-Obstbau (2014) 56:1–7 DOI 10.1007/s10341-013-0196-9 Comparison of Planting Systems in Dependence on Pear Cultivar and Rootstock: Slender Spindle and Güttinger-V-System Abstract To the tenth leaf the influence of two planting systems on yield and fruit size of pear cultivars ‘Confer- ence, 202’ and ‘Alexander Lucas’ grafted on the rootstocks Quince A (MA) and Quince C (MC) was investigated. The planting systems “Slender Spindle” (3.25 × 1.25 m) and “Güttinger-V-System” (3.50 × 0.60 m) were compared. The “Güttinger-V-System” led to higher yields than the planting system “Slender Spindle”. In average of both cul- tivars and rootstocks the difference between the planting systems amounted to 75.9 t/ha from the third to the tenth leaf. To the additional yield of the “Güttinger-V-System” face additional costs for the installation of the orchard and for the formation of crown. Thus the decision for this planting system will be influenced in a high measure from the producer price. Keywords Pear · Rootstock · Quince A · MA · Quince C · MC · Conference · Alexander Lucas · Planting system · Slender spindle · Güttinger-V-System Einleitung Weltweit werden im erwerbsmäßigen Obstbau jährlich etwa 20 Mio. t Birnen produziert. Das entspricht einem Drittel der weltweit produzierten Apfelmenge. In der EU 27 lag die Birnenproduktion im Jahr 2011 bei 2,6 Mio. t, etwa ein Viertel der jährlichen Apfelproduktion. In Deutschland werden im Erwerbsobstbau jährlich etwa 50.000 t Birnen produziert, im Vergleich zu etwa 900.000 t Äpfeln pro Jahr Zusammenfassung Über einen Zeitraum von 10 Stand- jahren wurde der Einfluss von 2 Anbausystemen auf den Ertrag und die Fruchtgröße der Birnensorten ‘Conference, 202’ und ‘Alexander Lucas’ auf den Unterlagen Quitte A und Quitte C geprüft. Verglichen wurden die Anbausyste- me „Schlanke Spindel“ (3,25 × 1,25 m) und das „Güttinger- V-System“ (3,50 × 0,60 m). Das „Güttinger-V-System“ führte zu deutlich höheren Erträgen als das Anbausystem „Schlanke Spindel“. Im Mit- tel beider Sorten und beider Unterlagen betrug der Unter- schied des kumulierten Ertrages für das 3. bis 10. Standjahr zwischen beiden Anbausystemen 759 dt/ha. Dem Mehrertrag des „Güttinger-V-Systems“ stehen Mehraufwand für die Erstellung der Anlage und für die Kronenerziehung gegenüber. Die Entscheidung für dieses Anbausystem wird somit stark von den erzielbaren Erzeu- gerpreisen bestimmt. Schlüsselwörter Birne · Unterlage · Quitte A · Quitte C · Conference · Alexander Lucas · Anbausystem · Schlanke Spindel · Güttinger-V-System W. Dierend () · A. Bier-Kamotzke Fachgebiet Obstbau, Hochschule Osnabrück, Oldenburger Landstr. 24, 49090 Osnabrück, Deutschland E-Mail: [email protected] A. Bier-Kamotzke E-Mail: [email protected]

Vergleich von Anbausystemen bei der Birne in Abhängigkeit von Sorte und Unterlage: Schlanke Spindel und Güttinger-V-System; Comparison of Planting Systems in Dependence on Pear Cultivar

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Page 1: Vergleich von Anbausystemen bei der Birne in Abhängigkeit von Sorte und Unterlage: Schlanke Spindel und Güttinger-V-System; Comparison of Planting Systems in Dependence on Pear Cultivar

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Originalbeitrag

Eingegangen: 12. Juli 2013 / Angenommen: 16. September 2013 / Online publiziert: 15. November 2013© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

Vergleich von Anbausystemen bei der Birne in Abhängigkeit von Sorte und Unterlage: Schlanke Spindel und Güttinger-V-System

Werner Dierend · Anette Bier-Kamotzke

Erwerbs-Obstbau (2014) 56:1–7DOI 10.1007/s10341-013-0196-9

Comparison of Planting Systems in Dependence on Pear Cultivar and Rootstock: Slender Spindle and Güttinger-V-System

Abstract To the tenth leaf the influence of two planting systems on yield and fruit size of pear cultivars ‘Confer-ence, 202’ and ‘Alexander Lucas’ grafted on the rootstocks Quince A (MA) and Quince C (MC) was investigated. The planting systems “Slender Spindle” (3.25 × 1.25 m) and “Güttinger-V-System” (3.50 × 0.60 m) were compared.

The “Güttinger-V-System” led to higher yields than the planting system “Slender Spindle”. In average of both cul-tivars and rootstocks the difference between the planting systems amounted to 75.9 t/ha from the third to the tenth leaf.

To the additional yield of the “Güttinger-V-System” face additional costs for the installation of the orchard and for the formation of crown. Thus the decision for this planting system will be influenced in a high measure from the producer price.

Keywords Pear · Rootstock · Quince A · MA · Quince C · MC · Conference · Alexander Lucas · Planting system · Slender spindle · Güttinger-V-System

Einleitung

Weltweit werden im erwerbsmäßigen Obstbau jährlich etwa 20 Mio. t Birnen produziert. Das entspricht einem Drittel der weltweit produzierten Apfelmenge. In der EU 27 lag die Birnenproduktion im Jahr 2011 bei 2,6 Mio. t, etwa ein Viertel der jährlichen Apfelproduktion. In Deutschland werden im Erwerbsobstbau jährlich etwa 50.000 t Birnen produziert, im Vergleich zu etwa 900.000 t Äpfeln pro Jahr

Zusammenfassung Über einen Zeitraum von 10 Stand-jahren wurde der Einfluss von 2 Anbausystemen auf den Ertrag und die Fruchtgröße der Birnensorten ‘Conference, 202’ und ‘Alexander Lucas’ auf den Unterlagen Quitte A und Quitte C geprüft. Verglichen wurden die Anbausyste-me „Schlanke Spindel“ (3,25 × 1,25 m) und das „Güttinger-V-System“ (3,50 × 0,60 m).

Das „Güttinger-V-System“ führte zu deutlich höheren Erträgen als das Anbausystem „Schlanke Spindel“. Im Mit-tel beider Sorten und beider Unterlagen betrug der Unter-schied des kumulierten Ertrages für das 3. bis 10. Standjahr zwischen beiden Anbausystemen 759 dt/ha.

Dem Mehrertrag des „Güttinger-V-Systems“ stehen Mehraufwand für die Erstellung der Anlage und für die Kronenerziehung gegenüber. Die Entscheidung für dieses Anbausystem wird somit stark von den erzielbaren Erzeu-gerpreisen bestimmt.

Schlüsselwörter Birne · Unterlage · Quitte A · Quitte C · Conference · Alexander Lucas · Anbausystem · Schlanke Spindel · Güttinger-V-System

W. Dierend () · A. Bier-KamotzkeFachgebiet Obstbau, Hochschule Osnabrück, Oldenburger Landstr. 24, 49090 Osnabrück, DeutschlandE-Mail: [email protected]

A. Bier-KamotzkeE-Mail: [email protected]

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W. Dierend, A. Bier-Kamotzke

(AMI 2012). In der EU sind Italien und Spanien die größten Birnenproduzenten. Einen bedeutenden Anbau weisen aber auch Belgien, die Niederlande, Polen und Frankreich auf. Hauptsorten im deutschen Anbau sind ‘Alexander Lucas’ (29,4 % der Anbaufläche), ‘Willimas Christ’ (23,4 %), ‘Conference’ (20,6 %) und ‘Charneux’ (6,2 %). In der EU dominieren vor allem 3 Sorten den Anbau: ‘Conference’ (810.000 t/Jahr, Mittel der Jahre 2008 bis 2011), ‘Williams Christ’ (302.000 t/Jahr) und ‘Abate Fetel’ (287.000 t/Jahr) (Schwartau und Görgens 2011). Die Anbaufläche für Birnen betrug bei der letzten Baumobsterhebung im Jahr 2012 in Deutschland 1.933 ha (Apfel: 31.738 ha) (Destatis 2012).

Die mittlerweile nur noch geringe Bedeutung des Birnen-anbaus in Deutschland hat sicherlich verschiedene Gründe. Einerseits spielt die große ausländische Konkurrenz, vor allem durch die für den Birnenanbau klimatisch begünstig-ten Mittelmeerländer, eine Rolle. Andererseits führt die frühe Blüte der Birne aber auch immer wieder zu Spätfrostschäden und damit zu eher geringen mittleren Hektarerträgen.

Zusätzlich machen hohe Investitionskosten und Kosten-steigerungen bei Verbrauchsmaterialien und Arbeit sowie eher konstante Erzeugerpreise es auch im Birnenanbau erforderlich, die Kosten pro kg erzeugtem Obst zu senken. Diese Kostensenkung kann u. a. durch Ertragsteigerungen erfolgen. Ertragssteigerungen sind z. B. durch Veränderun-gen im Anbausystem möglich.

Im nachfolgend beschriebenen Versuch wurde der Ein-fluss von 2 Anbausystemen, die sich in der Pflanzweite und in der Pflanzweise unterscheiden, auf Ertrag und Frucht-größe bei 2 Birnensorten und 2 Unterlagen untersucht.

Material und Methoden

Der Versuch wurde im gartenbaulichen Lehr- und Versuchs-betrieb der Hochschule Osnabrück durchgeführt. Der Betrieb befindet sich am nördlichen Stadtrand von Osnabrück, weist eine Höhe über NN von 66 m, eine Jahresmitteltemperatur von 9,1 °C, eine jährliche Niederschlagsmenge von 757 mm und durchschnittlich 1.274 Sonnenscheinstunden pro Jahr auf. Bei der Bodenart handelte es sich um einen lehmigen Sand bis sandigen Schluff mit einem pH-Wert von 5,5 im Oberboden. In der Versuchsanlage waren eine Überkronen-Frostschutzberegnung sowie eine Tropfbewässerung instal-liert. Weiterhin wurden die Kulturen in allen Versuchsjahren in der Zeit kurz nach der Blüte bis zum Ernteende mit einem kristallinen Hagelschutznetz abgedeckt. Der Pflanzenschutz erfolgte entsprechend den Richtlinien der Integrierten Produk-tion. Die Bemessung der P-, K- und Mg-Düngerhöhe geschah entsprechend den Ergebnissen von Bodenuntersuchungen für die Bodentiefe 0–30 cm. Die Höhe der N-Düngung betrug in den ersten beiden Standjahren 60 kg N/ha u. Jahr, ausge-bracht in 2 Gaben im Frühjahr. Ab dem 3. Standjahr wurden

jährlich 30 kg N/ha in einer Gabe im Frühjahr gedüngt. Die Ausbringung erfolgte in allen Jahren ganzflächig.

Die Pflanzung erfolgte im Frühjahr. Die Daten des Ver-suches wurden anschließend über 10 Standjahre erfasst. Im nachfolgenden Ergebnisteil werden die Ertrags- und Frucht-größedaten für die Standjahre 3 bis 10 angegeben. Tabelle 1 zeigt die Versuchsvarianten für das Anbausystem, die Sorte und die Unterlage. Gepflanzt wurden zweijährige Bäume. Beim Anbausystem „Schlanke Spindel“ betrug die Pflanz-weite 3,25 × 1,25 m (2.461 Bäume/ha) und beim „Güttinger-V-System“ 3,50 × 0,60 m (4.761 Bäume/ha). Jede Sorten-/Unterlagenkombination wurde beim jeweiligen Anbausys-tem in 4facher Wiederholung angelegt. Beim Anbausys-tem „Schlanke Spindel“ wurde 12 Bäume je Wiederholung gepflanzt und beim „Güttinger-V-System“ 25 Bäume je Wiederholung.

Die Bäume im Anbausystem „Schlanke Spindel“ wurden an einem Einzelpfahl befestigt (Zopfstärke 6/8 cm, 2,50 m lang, Kiefer) (Abb. 1 und 2). Für die Pflanzung des „Güt-tinger-V-Systems“ wurde ein V-Gerüst gebaut, das eine Neigung der Bäume um 30° zur Senkrechten unterstützt (siehe Abb. 3). Jeweils am Anfang und Ende einer Reihe bestand das V aus 2 Kieferpfählen mit einer Zopfstärke von 10/12 cm und einer Länge von 3,50 m, die mit Draht nach außen abgespannt wurden, mit Befestigung an einem Erdanker. Im Abstand von 7 m wurden im Verlauf der Reihe

Tab. 1 VersuchsvariantenSorten-/Unterlagen-kombinationen

AnbausystemSchlanke Spindel Güttinger-V-System‘Alexander Lucas’/Quitte A

‘Alexander Lucas’/Quitte A

‘Alexander Lucas’/Quitte C

‘Alexander Lucas’/Quitte C

‘Conference, 202’/Quitte A

‘Conference, 202’/Quitte A

‘Conference, 202’/Quitte C

‘Conference, 202’/Quitte C

Abb. 1 Anbausystem „Schlanke Spindel“ zum Austrieb

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Vergleich von Anbausystemen bei der Birne in Abhängigkeit

Anbausysteme waren die Haupteinheit, die beiden Unterlagen die Untereinheit und die beiden Sorten die Unter-Unter-Ein-heit. Dabei wurde die Haupteinheit gegen Fehler 1, die Unter-einheit gegen Fehler 2 und die Unter-Untereinheit gegen den Restfehler getestet. Der Mittelwertvergleich wurde mit dem Tukey-Test mit 5 % Irrtumswahrscheinlichkeit durchgeführt.

Ergebnisse

Tabelle 2 zeigt den kumulierten Ertrag für das 3. bis 10. Standjahr (8 Standjahre) in dt/ha in Abhängigkeit von Anbausystem, Sorte und Unterlage. Bei beiden Anbausys-temen und bei beiden Unterlagen erbrachte die Sorte ‘Ale-xander Lucas’ deutlich und signifikant höhere Erträge als die Sorte ‘Conference’. Zwischen den Unterlagen bestan-den keine signifikanten Ertragsunterschiede. Das Anbausys-tem „Güttinger-V-System“ führte bei der Sorte ‘Alexander Lucas’ bei beiden Unterlagen und bei der Sorte ‘Conference’ bei der Unterlage Quitte C zu signifikant höheren Erträgen als im Anbausystem „Schlanke Spindel“. Bei der Unterlage Quitte A und der Sorte ‘Conference’ war der Ertrag zwar auch im „Güttinger-V-System“ deutlich höher, aber nicht signifikant unterschiedlich zum Anbausystem „Schlanke Spindel“. Im Mittel beider Sorten und beider Unterlagen betrug der Unterschied des kumulierten Ertrages für das 3. bis 10. Standjahr zwischen beiden Anbausystemen 759 dt/ha. Im Mittel beider Sorten betrug der Unterschied des kumulierten Ertrages für das 3. bis 10. Standjahr bei der Unterlage Quitte A 540 dt/ha und bei der Unterlage Quitte C 978 dt/ha. Abbildung 6 verdeutlicht die höheren Erträge des „Güttinger-V-Systems“ gegenüber dem Anbausystem „Schlanke Spindel“ für beide Birnensorten und im Mit-tel beider Sorten jeweils im Mittel der beiden Unterlagen Quitte A und Quitte C.

entsprechende Konstruktionen erstellt, für die allerdings schwächere Kiefernpfähle (Zopfstärke 8/10 cm, 3,00 m Länge) verwendet wurden. Zur Versteifung der v-förmig angeordneten Pfähle war der Einbau eines Querjochs zwi-schen jeweils 2 Pfählen erforderlich (Abb. 3). Der beidseitig angebrachte Gerüstdraht verlief in 1,80 m Höhe. An diesem wurden die Tonkinstäbe befestigt, die zur Befestigung und Unterstützung der Bäume dienten (Abb. 4 und 5).

Vom 3. bis zum 10. Standjahr wurden die Baumerträge, das Einzelfruchtfruchtgewicht sowie die Fruchtgrößenver-teilung (Sortierung nach Fruchtdurchmesser) erfasst. Zwi-schen dem 3. und 4., dem 6. und 7. sowie dem 10. und 11. Standjahr wurde der Arbeitszweitaufwand für die Kronen-erziehung ermittelt.

Statistische Auswertung

Entsprechend der Versuchsanlage erfolgte die Auswertung mittels Varianzanalyse als split-split-plot (ssp). Die beiden

Abb. 3 Schematischer Aufbau des „Güttinger-V-Systems“

Abb. 2 Anbausystem „Schlanke Spindel“ mit Fruchtertrag

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W. Dierend, A. Bier-Kamotzke

beiden Anbausystemen signifikant höher als bei der Sorte ‘Conference’. Die Erträge im „Güttinger-V-System“ waren in der Regel signifikant höher als beim System „Schlanke Spindel“. Lediglich bei der Sorte ‘Conference’ auf Quitte A war der höhere Ertrag beim „Güttinger-V-System“ nicht signifikant unterschiedlich zum Ertrag der „Schlanken Spindel“.

Im Mittel der Standjahre 3 bis 10 wurde das Einzelfrucht-gewicht vom Anbausystem deutlich beeinflusst (Tab. 4). Bei

Tabelle 3 zeigt den mittleren jährlichen Ertrag im 3. bis zum 10. Standjahr in dt/ha in Abhängigkeit von Anbausys-tem, Sorte und Unterlage. Im 4. und 5. Standjahr kam es trotz Frostschutzberegnung durch Spätfröste zu erheblichen Ertragsausfällen. Die Erträge dieser beiden Jahre wurden daher nicht für die Berechnung des mittleren jährlichen Ertrages verwendet. Der mittlere jährliche Ertrag war bei der Sorte ‘Alexander Lucas’ bei beiden Unterlagen und in

Tab. 2 Kumulierter Ertrag vom 3. bis zum 10. Standjahr in dt/ha in Abhängigkeit von Anbausystem, Sorte und Unterlage (Ertragsausfall durch Spätfrost im 4. und 5. Standjahr)Unterlage Sorte Anbausystem

Schlanke Spindel Güttinger-VQuitte A ‘Alexander Lucas’ 1601 2394

‘Conference’ 805 1091Mittel 1203 1743

Quitte C ‘Alexander Lucas’ 1570 2941‘Conference’ 728 1313Mittel 1149 2127

Mittel ‘Alexander Lucas’ 1585 2667‘Conference’ 766 1202Mittel 1176 1935

Tab. 3 Mittlerer jährlicher Ertrag im 3. bis zum 10. Standjahr in dt/ha in Abhängigkeit von Anbausystem, Sorte und Unterlage (Ertragsaus-fall durch Spätfrost im 4. und 5. Standjahr, daher wurde der mittlere jährliche Ertrag aus den Erträgen der Standjahre 3 sowie 6 bis 10 (= 6 Ertragsjahre) berechnet)Unterlage Sorte Anbausystem

Schlanke Spindel

Güttinger-V-System

Quitte A ‘Alexander Lucas’ 267 399‘Conference’ 134 182Mittel 201 291

Quitte C ‘Alexander Lucas’ 262 490‘Conference’ 121 219Mittel 192 355

Mittel ‘Alexander Lucas’ 264 445‘Conference’ 128 200Mittel 196 323

Tab. 4 Einzelfruchtgewicht (g/Frucht) im Mittel der Standjahre 3 bis 10 in Abhängigkeit von Anbausystem, Sorte und UnterlageUnterlage Sorte Anbausystem

Schlanke Spindel Güttinger-VQuitte A ‘Alexander Lucas’ 277 259

‘Conference’ 159 147Quitte C ‘Alexander Lucas’ 246 240

‘Conference’ 158 146

0

500

1000

1500

2000

2500

3000

dt/ha

Schlanke Spindel

Gü�nger-V-System

Mi�el beideSorten

ConferenceA. Lucas

Abb. 6 Kumulierter Ertrag vom 3. bis zum 10. Standjahr in Abhängig-keit vom Anbausystem im Mittel der Unterlagen Quitte A und Quitte C sowie zusätzlich im Mittel beider Sorten (2 rechte Säulen)

Abb. 5 Anbausystem „Güttinger-V-System“ mit Fruchtbehang

Abb. 4 Anbausystem „Güttinger-V-System zum Austrieb

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Vergleich von Anbausystemen bei der Birne in Abhängigkeit

vertretend für die Zeit zwischen dem 4. und 8. Standjahr in denen in diesem Versuch der höchste Aufwand für die Kronenerziehung anfiel. Das 10./11. Standjahr steht letzt-endlich stellvertretend für die Vollertragsjahre bis zur Rodung der Anlage. In Tab. 7 ist der Arbeitsaufwand für die Sorte ‘Conference’ in Abhängigkeit von Anbausystem und Unterlage in Prozent angegeben. Für das jeweilige Standjahr (3./4., 6./7. und 10./11.) wurde der im Versuch ermittelte Arbeitsaufwand für das Anbausystem „Schlanke Spindel“ mit der Unterlage Quitte A gleich 100 % gesetzt. Der Arbeitsaufwand der anderen Varianten wurde in Rela-tion hierzu berechnet. In Tab. 8 ist der Arbeitsaufwand für die Kronenerziehung entsprechend für die Sorte ‘Alexander Lucas’ aufgeführt. Allerdings wurden hier alle Angaben in Relation zum Arbeitsaufwand für die Variante ‘Conference’ – „Schlanke Spindel“ – Quitte A gesetzt.

Bei beiden Sorten war der Arbeitsaufwand für die Kro-nenerziehung zwischen dem 6. und 7. sowie dem 10. und 11. Standjahr beim „Güttinger-V-System“ deutlich höher als beim Anbausystem „Schlanke Spindel“. In der Regel war dabei der Arbeitsaufwand bei Verwendung der Unterlage Quitte C geringer als bei Verwendung der Unterlage Quitte A. Bei der Sorte ‘Conference’ lag der Arbeitsaufwand beim „Güttinger-V-System“ im Mittel um 49 % (Quitte A) bzw. 22 % (Quitte C) höher als bei der „Schlanken Spindel“. Bei der Sorte ‘Alexander Lucas’ lag der Arbeitsaufwand beim „Güttinger-V-System“ im Mittel um 24 % (Quitte A) bzw. 20 % (Quitte C) höher als bei der „Schlanken Spindel“.

beiden Unterlagen und beiden Sorten war das Einzelfrucht-gewicht bei der „Schlanken Spindel“ signifikant höher als bei dem „Güttinger-V-System“. Bei beiden Unterlagen und beiden Anbausystemen waren die Früchte der Sorte ‘Alex-ander Lucas’ erwartungsgemäß signifikant schwerer als bei der Sorte ‘Conference’. Die Unterlage Quitte A führte bei der Sorte ‘Alexander Lucas’ in beiden Anbausystemen zu signifikanten schwereren Früchte als die Unterlage Quitte C. Bei der Sorte ‘Conference’ traten im Einzelfruchtgewicht keine signifikanten Unterschiede in Abhängigkeit von der Unterlage auf.

Die Fruchtgrößenverteilung in Abhängigkeit von Anbau-system und Unterlage zeigen für die Sorten ‘Conference’ und ‘Alexander Lucas’ die Tab. 5 und 6. Bei beiden Sorten war der relative Anteil großer Früchte beim Anbausystem „Schlanke Spindel“ größer als beim „Güttinger V-System“. Gleiches galt für die Unterlage Quitte A im Vergleich zur Unterlage Quitte C. Aufgrund der höheren Erträge des „Güttinger-V-Systems“ einerseits und der Quitte A anderer-seits ist die Fruchtgrößenverteilung in dt allerdings bei den größeren Sortierklassen zwischen beiden Anbausystemen und Unterlagen nur wenig unterschiedlich, während in den kleineren Sortierklassen größere absolute Fruchtmengen im „Güttinger-V-System“ anfielen.

Die Tab. 7 und 8 zeigen den Arbeitsaufwand für die Kro-nenerziehung (Schnitt und Formieren) im jeweiligen Winter zwischen dem 3. und 4., dem 6. und 7. sowie dem 10. und 11. Standjahr. Das 3./4. Standjahr steht stellvertretend für die Anfangsjahre, in denen der Aufwand für die Kronen-erziehung noch gering ist. Das 6./7. Standjahr steht stell-

Tab. 6 Fruchtgrößenverteilung in % bei der Sorte ‘Alexander Lucas’ im Mittel der Standjahre 3 bis 10 in Abhängigkeit von Anbausystem und Unterlage (ohne Fallobst, daher in der Summe Anbausystem/Unterlage unter 100 %)Anbausystem Unterlage Fruchtdurchmesser in mm

< 62,5 62,6–67,5

67,6–72,5

72,6–77,5

77,6–82,5

> 82,5

Güttinger-V Quitte A 3 8 21 39 12 26Quitte C 7 16 28 32 7 4

Schl. Spindel Quitte A 3 6 19 40 16 15Quitte C 6 13 26 38 10 6

Tab. 5 Fruchtgrößenverteilung in % bei der Sorte ‘Conference’ im Mittel der Standjahre 3 bis 10 in Abhängigkeit von Anbausystem und Unterlage (ohne Fallobst, daher in der Summe Anbausystem/Unterlage unter 100 %)Anbausystem Unterlage Fruchtdurchmesser in mm

< 50,0 50,1–57,5

57,6–62,5

62,6–67,5

67,6–72,5

> 72,6

Güttinger-V Quitte A 13 22 28 22 8 2Quitte C 14 24 29 20 7 2

Schl. Spindel

Quitte A 9 17 30 25 11 6

Quitte C 10 21 30 23 9 4

Tab. 7 Arbeitsaufwand für die Kronenerziehung (Schnitt und For-mieren) bei der Sorte ‘Conference’ in verschiedenen Standjahren in Abhängigkeit von Anbausystem und Unterlage (der Arbeitsaufwand für das Anbausystem „Schlanke Spindel“ und Unterlage Quitte A wurde im jeweiligen Standjahr = 100 % gesetzt)Anbausystem Unterlage Standjahr

3./4. 6./7. 10./11. MittelProzent

Schl. Spindel Quitte A 100 100 100 100Quitte C 103 82 84 85

Güttinger-V Quitte A 102 176 120 149Quitte C 52 151 97 122

Tab. 8 Arbeitsaufwand für die Kronenerziehung (Schnitt und Formie-ren) bei der Sorte ‘Alexander Lucas’ in verschiedenen Standjahren in Abhängigkeit von Anbausystem und Unterlage (der Arbeitsaufwand für das Anbausystem „Schlanke Spindel“ und ‘Conference’ auf Quitte A wurde im jeweiligen Standjahr = 100 % gesetzt)Anbausystem Unterlage Standjahr

3./4. 6./7. 10./11. MittelProzent

Schl. Spindel Quitte A 91 105 57 87Quitte C 105 98 28 74

Güttinger-V Quitte A 87 160 80 124Quitte C 70 175 49 120

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W. Dierend, A. Bier-Kamotzke

Für die Standjahre 3 bis 10 wurde die Differenz des jähr-lichen Ertrages zwischen beiden Anbausystemen im Mittel beider Sorten für die Unterlage Quitte C (355 dt/ha u. Jahr – 192 dt/ha u. Jahr = 163 dt/ha u. Jahr) berechnet und mit 13 Standjahren multipliziert (= 2119 dt/ha). Als Erzeuger-preise wurden 35, 45 und 55 €/dt angenommen. Es erge-ben sich somit zunächst Mehrerlöse zwischen 74.165 und 116.545 €/ha. Hiervon wurde als erstes der Mehraufwand für die Erstellung des „Güttinger-V-Systems“ entsprechend den Angaben in Tab. 9 in Höhe von 20.687 €/ha abgezo-gen. Im nächsten Schritt wurde der Mehraufwand für Ernte,

Wenn für die Kronenerziehung bei der Sorte ‘Confe-rence’ im Anbausystem „Schlanke Spindel“ auf der Unter-lage Quitte A über die gesamte Standzeit ein Arbeitsaufwand von 80 AKh/ha u. Jahr angenommen wird, ergeben sich für die anderen Varianten gemäß den prozentualen Angaben in der Spalte „Mittel“ der Tab. 7 und 8 folgende Werte:

● ‘Conference’, „Schlanke Spindel“, Quitte C: 68 AKh/ha u. Jahr

● ‘Conference’, „Güttinger-V“, Quitte A: 119 AKh/ha u. Jahr

● ‘Conference’, „Güttinger-V“, Quitte C: 98 AKh/ha u. Jahr

● ‘Alexander Lucas’, „Schlanke Spindel“, Quitte A: 70 AKh/ha u. Jahr

● ‘Alexander Lucas’, „Schlanke Spindel“, Quitte C: 59 AKh/ha u. Jahr

● ‘Alexander Lucas’, „Güttinger-V“, Quitte A: 99 AKh/ha u. Jahr

● ‘Alexander Lucas’, „Güttinger-V“, Quitte C: 96 AKh/ha u. Jahr

Diskussion

Das „Güttinger-V-System“ führte im vorgestellten Ver-such über eine Standzeit von 10 Jahren zu deutlich höhe-ren Erträgen als das Anbausystem „Schlanke Spindel“. Diesem höheren Ertrag stehen allerdings Mehraufwand für die Erstellung der Birnenanlage und Mehraufwand für die Kronenerziehung gegenüber. Weiterhin verursacht dieser Mehrertrag natürlich auch zusätzliche Kosten für die Ernte, Lagerung, Sortierung und Verpackung. Tabelle 9 zeigt die Material- und Arbeitskosten (Angaben ohne Mwst.) für die Erstellung der beiden geprüften Anbausysteme. Aus-gangspunkt der Berechnungen sind 90 m lange Reihen. Das „Güttinger-V-System“ verursacht fast doppelt so hohe Erstellungskosten wie die „Schlanke Spindel“ mit Einzel-pfahl. Wesentliche Ursache für die höheren Erstellungskos-ten beim „Güttinger-V-System“ ist die nahezu doppelt so hohe Baumzahl pro ha im Vergleich zur „Schlanken Spin-del“, die entsprechend beinahe doppelt so hohe Kosten für das Pflanzmaterial und für die Pflanzung verursacht. Etwa 4600 €/ha höhere Kosten verursachen der größere Material- und Arbeitsaufwand für die Erstellung des Unterstützungs-gerüsts beim „Güttinger-V-System“.

In Tab. 10 ist der Mehrerlös des „Güttinger-V-Sys-tems“ im Vergleich zum Anbausystem „Schlankel Spindel“ im Mittel der beiden geprüften Sorten auf der Unterlage Quitte C für eine Standzeit von 15 Jahren in Abhängig-keit von unterschiedlichen Erzeugerpreisen dargestellt. Der Mehrertrag des „Güttinger-V-Systems“ von 2119 dt/ha wurde aus den in Tab. 3 angegebenen Daten errechnet.

Tab. 9 Material- und Arbeitskosten für die Erstellung eines Güttinger-V-Systems und eines Einzelpfahlsystems mit Schlanker Spindel bei Birne (Angaben ohne Mwst.)

Güttinger-V-System

Einzelpfahl, Schlanke Spindel

Pflanzweite 3,50 × 0,60 m 3,25 × 1,25 mBaumzahl/ha 4.761 2.461Stützgerüst für 90 m Reihenlänge

150 Bäume 72 Bäume

4 Ortsäulen (Kiefer, 10/12 cm, 3,50 m lang), 6,92 €/Stück

27,68 €

24 Zwischensäulen (Kie-fer, 8/10 cm, 3.00 m lang), 4,18 €/Stück

100,32 €

Querhölzer 20,00 €Gerüstdraht (Edelstahldraht 3 mm, 12,75 kg), 4,81 €/kg

61,32 €

150 Tonkinstäbe (22/24 mm, 2,40 m lang), 0,35 €/Stück

52,50 €

150 Stebofix, 0,05 €/Stück 7,50 €300 Baumanbinder, 0,08 €/Stück

24,00 €

2 Verankerungsscheiben mit Ösendrähten, 3,21 €/Stück

6,22 €

Kleinteile 12,00 €72 Pfähle (Kiefer, 6/8 cm, 2,50 m lang), 2,41 €/Stück

173,52 €

148 Baumanbinder, 0,08 €/Stück

11,84 €

Materialkosten Stützgerüst bzw. Einzelpfahl für 90 m Reihenlänge

311,54 € 185,36 €

Materialkosten Stützge-rüst bzw. Einzelpfahl pro Pflanzstelle

2,08 € 2,57 €

Materialkosten pro ha 9.890,36 € 6.338,28 €Baummaterial (2-jährig), 5,65 €/Baum

26.899,65 €/ha 13.904,65 €/ha

Drahtgerüst erstellen (132 h/ha), 12,00 €/h

1.584,00 €/ha

Pfähle setzen (44 h/ha), 12,00 €/h

528,00 €/ha

Pflanzung (incl. Pflanz-loch, pflanzen, anbinden), 12,00 €/h

6.384,00 €/ha 3.300 €/ha

Anlagekosten 44.758,01 €/ha 24.070,93 €/ha

Page 7: Vergleich von Anbausystemen bei der Birne in Abhängigkeit von Sorte und Unterlage: Schlanke Spindel und Güttinger-V-System; Comparison of Planting Systems in Dependence on Pear Cultivar

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Vergleich von Anbausystemen bei der Birne in Abhängigkeit

Erzeugerpreisen von 45 und 55 €/dt ergeben sich steigende deutliche finanzielle Vorteile des „Güttinger-V-Systems“.

Zu vergleichbaren Ergebnissen kamen Dierend und Bier-Kamotzke (2013) bei den beiden Apfelsorten ‘Golden Deli-cious’ und ‘Jonagold’ auf den Unterlagen M 9 und P 16.

Die Entscheidung für das „Güttinger-V-System“ wird somit stark von den erzielbaren Erzeugerpreisen beeinflusst. Für Betriebe mit indirekter Vermarktung und somit eher geringen Erzeugerpreisen kann das „Güttinger-V-System“ bei der Birne durchaus sinnvoll sein. Allerdings kann der finanzielle Vorteil durch geringere Erzeugerpreise als hier kalkuliert oder auch durch Ertragsausfälle schnell verloren-gehen. Für direktvermarktende Betriebe mit entsprechend hohen Erzeugerpreisen kann das „Güttinger-V-System“ bei Birne hingegen betriebswirtschaftlich sehr sinnvoll sein. Das gilt vor allem auch dann, wenn die zur Verfügung ste-hende Anbaufläche, z. B. in Stadtnähe, knapp ist.

Steigende Investitionen für Hagelschutznetze, Bewäs-serung und Forstschutzberegnung machen es grundsätzlich erforderlich, dass die Flächenerträge möglichst steigen, um die Kostenbelastung pro kg Birne zu senken. Auch dieser Aspekt muss bei der Entscheidung zwischen verschiede-nen Anbausystemen berücksichtigt werden und kann, aus-reichende Erzeugerpreise vorausgesetzt, für das intensive „Güttinger-V-System“ sprechen.

Literatur

AMI (2012) Markt Bilanz Obst 2012. Agrarmarkt Informations-Ge-sellschaft mbH, Bonn

Destatis (2012) Landwirtschaftliche Bodennutzung – Baumobstflä-chen. Statistisches Bundesamt, Fachserie 3 Reihe 3.1.4, 181 S

Dierend W, Bier-Kamotzke A (2013) Vergleich von Anbausystemen beim Apfel in Abhängigkeit von Sorte und Unterlage: Schlanke Spindel und Güttinger-V-System. Erwerbs-Obstbau 55, im Druck

KTBL (2010) KTBL-Datensammlung Obstbau – Betriebswirtschaft-liche und produktionstechnische Kalkulationen. Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL), 4. Aufl., Darmstadt, 268 S

Schwartau H, Görgens M (2011) EU-Kernobstschätzung 2011. Mit-teilungen des Obstbauversuchsringes des Alten Landes e. V. 66, 288–293

Lagerung, Sortierung und Verpackung abgezogen. Für die Ernte wurde eine Pflückleistung von 160 kg/AKh und ein Stundenlohn von 7,50 € für die Erntekräfte unterstellt. Für die Lagerung, Sortierung und Verpackung (10 kg Karton) wurden Kosten von 12,50 €/dt veranschlagt (KTBL 2010). Der Mehraufwand für die Kronenerziehung wurde anhand der in den Tab. 7 und 8 sowie in den dazugehörigen Erläu-terungen gemachten Angaben berechnet. Für die Unterlage Quitte C ergibt sich dabei im Mittel beider Sorten für die Kronenerziehung im Anbausystem „Schlanke Spindel“ ein Arbeitsaufwand von 64 AKh/ha u. Jahr und im Anbausys-tem „Güttinger-V“ ein Arbeitsaufwand von 108 AKh/ha u. Jahr. Für das 2. bis 15. Standjahr (das 1. Standjahr wird hier-bei vernachlässigt) ergibt sich für die Kronenerziehung bei der „Schlanken Spindel“ ein Arbeitsaufwand von 896 AKh/ha und beim „Güttinger-V-System“ von 1512 AKh/ha; folg-lich ein Mehraufwand von 616 AKh/ha beim „Güttinger-V-System“. Weiterhin wurde angenommen, dass 154 h (25 %) von Fest-AK (15 €/h) und 462 h (75 %) von Saison-AK (7,50 €/h) erbracht werden. Insgesamt ergibt sich somit ein Mehraufwand von 5775 €/ha beim „Güttinger-V-System“. Bereits bei einem Erzeugerpreis von 35 €/dt zeigt sich mit einem abschließenden Mehrerlös von 11.282 €/ha über eine Standzeit von 15 Jahren ein Vorteil des „Güttinger-V-Sys-tems“ gegenüber dem Anbausystem „Schlanke Spindel“. Bei

Tab. 10 Mehrerlös des „Güttinger-V-Systems“ im Vergleich zum Anbausystem „Schlanke Spindel“ im Mittel der beiden Sorten ‘Con-ference’ und ‘Alexander Lucas’ auf der Unterlage Quitte C in 15 Standjahren bei unterschiedlichen ErzeugerpreisenMehrertrag (dt/ha) 2.119 2.119 2.119Preis (€/dt) 35 45 55Mehrerlös (€/ha) 74.165 95.355 116.545Mehraufwand Anlagekos-ten (€/ha)

20.687 20.687 20.687

Mehraufwand Ernte (€/ha)

9.933 9.933 9.933

Mehraufwand Lagerung, Sortierung, Verpackung (€/ha)

26.488 26.488 26.488

Mehraufwand Kronen-erziehung (€/ha)

5.775 5.775 5.775

Mehrerlös (€/ha) 11.282 32.472 53.662