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Vermittlung der Kasusform Akkusativ im Lehrbuch Magazin.de 1
Beziehung zwischen dem Lehrbuch und Rahmenlehrplan
Kandidatenarbeit
Universitt Oulu
Germanische Philologie
Lotta Hietalahti
2017
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ............................................................................................................................. 4
2 Fremdsprachenunterricht in Finnland ............................................................................. 5
2.1 Sprachenfolge in Finnland .................................................................................................. 5
2.2 Neuer Rahmenlehrplan 2014 fr die B2-Sprachen ............................................................. 7
2.3 Lehrbuch im FSU in Finnland ............................................................................................ 8
3 Akkusativ als Gegenstand im DaF-Unterricht ............................................................... 10
3.1 Grammatik im FSU ........................................................................................................... 10
3.2 Zum Begriff Akkusativ ...................................................................................................... 11
3.3 Beziehung zum Rahmenlehrplan ...................................................................................... 13
4 Material und Methoden .................................................................................................... 14
4.1 Lehrbuch Magazin.de 1 .................................................................................................... 14
4.2 Lehrbuchanalyse ............................................................................................................... 15
5 Vermittlung der Kasusform Akkusativ im Lehrbuch Magazin.de 1 ............................. 17
5.1 Verwendung der Akkusativformen im Lehrbuch Magazin.de 1 im Allgemeinen ............ 18
5.2 Vermittlung der Kasusform Akkusativ .............................................................................. 19
5.3 Beschreibung der Akkusativbungen ............................................................................... 21
5.4 Einfluss des Rahmenlehrplans auf das Lehrbuch Magazin.de 1 ....................................... 24
5.4.1 Verwendete Sprachen ................................................................................................ 25
5.4.2 Arbeitsweisen ............................................................................................................. 26
5.4.3 Rezeptive, reproduktive und produktive Sprachfhigkeiten ...................................... 27
5.4.4 Mehrsprachigkeit, Sprachbewusstheit und Multikulturalitt ..................................... 29
5.4.5 Evaluierung und Feedback ......................................................................................... 30
6 Zusammenfassung ............................................................................................................. 31
7 Literaturverzeichnis.......................................................................................................... 33
8 Anhang ............................................................................................................................... 35
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1 Einleitung
Jede Gesellschaft steht unter stndigen Vernderungen. Der Bedarf der Gesellschaft
wandelt sich im Laufe der Zeit. Wie, was und wann etwas gelehrt wird, hat immer einen
Bezug zu der Gesellschaft und ihrer Zukunft, und deswegen sollen Lehren und Lernen
diesem Bedarf entgegenkommen. Deshalb sind Lehren und Lernen keine stabilen
Begriffe.
In Finnland gibt es nationale Rahmenlehrplne fr das Schulsystem. Das Zentralamt fr
Unterrichtswesen1 setzt die Richtlinien, die den Grundstein zur einheitlichen, nationalen
Bildung legen. Der Rahmenlehrplan seinerseits spiegelt die zurzeit herrschenden
Vorstellungen und Entwicklungstendenzen wider. Der gegenwrtige Rahmenlehrplan
wurde im Jahr 2014 verffentlicht und trat zum Schuljahresbeginn im Herbst 2016 in
Kraft.
Ziel dieser Untersuchung ist es, ber herrschende Tendenzen und deren Auswirkungen
im Unterricht und innerhalb des finnischen Bildungswesens zu reflektieren. Die
Hypothese dieser Untersuchung ist, dass der Rahmenlehrplan die Lehrbcher steuert,
sodass sie miteinander bereinstimmen. Ob diese Hypothese stichhaltig ist, wird durch
eine Lehrbuchanalyse des Lehrbuchs Magazin.de 1 geprft.
Die Analyse basiert auf zwei Forschungsfragen:
1. Wie wird die Kasusform Akkusativ im Lehrbuch Magazin.de 1 eingefhrt und
vermittelt?
2. Inwiefern kongruiert die Vermittlung der Kasusform Akkusativ im Lehrbuch
Magazin.de 1 mit dem neuen Rahmenlehrplan?
Die Analyse ist vierphasig. Zunchst wird die Erscheinung der Kasusform Akkusativ im
ganzen Lehrbuch im Allgemeinen betrachtet. Danach steht die eigentliche, bewusste
Vermittlung der Kasusform Akkusativ im Zentrum. Drittens werden die
Akkusativbungen in sieben bungstypen eingeteilt und die bungstypen werden
danach kurz beschrieben. Diese drei Phasen zusammen beantworten die erste
Forschungsfrage. Die vierte Phase dient dazu, den Einfluss des Rahmenlehrplans auf die
Vermittlung der Kasusform Akkusativ im Lehrbuch Magazin.de 1 in fnf Kategorien zu
analysieren, um die zweite Forschungsfrage zu beantworten. Die gewhlten fnf
1 Auf Finnisch Opetushallitus. Nachfolgend wird die Abkrzung OPH fr das Zentralamt fr Unterrichtswesen verwendet.
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Kategorien sind aus dem Rahmenlehrplan fr die B2-Sprachen entstanden. Im Zentrum
der Analyse sind die Akkusativbungen und ihre mglichen bereinstimmungen und
Abweichungen mit dem neuen Rahmenlehrplan.
Um das finnische Bildungssystem zu verstehen und vor allem auch in der Zukunft zu
verbessern, ist es notwendig, die gegenwrtige Lage vielseitig zu betrachten. Durch
ausfhrliche Forschung des Fremdsprachenunterrichtes wird es ermglicht, das finnische
Bildungssystem nachhaltig zu entwickeln. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollen
Teil eines bedeutenden Prozesses sein, den finnischen Fremdsprachenunterricht und
dessen Hintergrundfaktoren zu beleuchten.
2 Fremdsprachenunterricht in Finnland
In diesem Kapitel wird der Fremdsprachenunterricht2 in Finnland vorgestellt. Zunchst
wird die Sprachenfolge innerhalb des finnischen Schulsystems erklrt und dargestellt, wie
viele und wann Sprachen in Finnland gelernt werden. Der Fokus liegt auf Deutsch als B2-
Sprache. Anschlieend wird der gegenwrtige Rahmenlehrplan in Hinsicht auf B2-FSU
betrachtet. Zuletzt soll die Stellung des Lehrbuchs im FSU beleuchtet werden.
2.1 Sprachenfolge in Finnland
Die Sprachen sind ein wesentlicher Teil des finnischen Schulsystems. Whrend der
neunjhrigen Gemeinschaftsschule3 mssen Schler im Alter von 7 bis 16 mindestens
drei Sprachen lernen (OPH 2014a, 42): die Bildungssprache der Schule, die andere
einheimische Sprache (Finnisch oder Schwedisch) und eine Fremdsprache (Opetus- ja
kulttuuriministeri4 2012, 18).
In der folgenden Tabelle 1 wird die Sprachenfolge vorgestellt. Der angegebene Zeitpunkt
bedeutet die Klasse, in der der Sprachenunterricht sptestens beginnen muss. Der
Unterricht der Bildungssprache wird nicht betrachtet.
2 Nachfolgend wird die Abkrzung FSU verwendet. 3 Die Gemeinschaftsschule (auf Finnisch peruskoulu) umfasst die Klassen 1-9 und ist die Schule, in die in
Finnland fast alle Schler gehen. 4 Auf Deutsch Unterrichts- und Kultusministerium, bersetzung Lotta Hietalahti; bei bersetzungen, die
ich selbst erstellt habe, wird knftig das Akronym LH fr Lotta Hietalahti vermerkt.
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Tabelle 1. Sprachenfolge in Finnland (OPH 2014a)
Zeitpunkt obligatorisch/
fakultativ
weitere Kommentare
A1-Sprache 3. Klasse obligatorisch Meistens Englisch5
A2-Sprache 5. Klasse fakultativ Jeder vierte von Fnftklsslern
lernte eine A2-Sprache im Jahr
20126
B1-Sprache 6. Klasse obligatorisch Schwedisch/Finnisch7
B2-Sprache 8. Klasse fakultativ 17% von Acht- und
Neuntklssler lernten eine B2-
Sprache im Jahr 20128
B3-Sprache gymnasiale Oberstufe9 fakultativ 16,5% von Graduierenden in der
gymnasialen Oberstufe im Jahr
2015 hatten eine B3-Sprache
gelernt10
Die folgende Abbildung 1 stellt die Statistik der B2-Sprachen im Jahr 2015 vor.
Insgesamt circa 20 000 Schler lernten eine B2-Sprache; gleichzeitig besuchten circa
174 000 Schler die Klassen 7-9 (Tilastokeskus 2015c, 4), von denen jedoch meistens
nur die Acht- und Neuntklssler die Mglichkeit hatten, eine B2-Sprache zu lernen. Die
grte B2-Sprache war Deutsch; 42% von den Schlern, die eine B2-Sprache lernten,
hatten Deutsch gewhlt. Danach kam Franzsisch (24%) und dann Russisch (16%). Die
Anzahl aller anderen B2-Sprachen betrug nur 17,5%. (Tilastokeskus 2015a, 1)
Abbildung 1. B2-Sprachen im Jahr 2015 (Tilastokeskus 2015a, 1)
5 Zwischen den Jahren 2008-2012 lernten ber 90% von allen Drittklssler Englisch als A1-Sprache.
Whrend desselben Zeitraums lernten nur etwa 1,2% Deutsch. (OPH 2014a, 44) 6 OPH 2014a, 44 7 Die B1-Sprache ist die ande