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2,50 • ISSN 1860-9694 Nr. 4 Dezember 2011 Für eine Welt mit Zukunft Banken in die Schranken? – Die Vermögen sind das Problem! »Reichtum und Armut gehören nicht in einen geordneten Staat« Vom Regiogeld zum nationalen Parallelgeld Vermögenswachstum stoppen!

Vermögenswachstum stoppen! - inwo.de · 2 Dezember 4/2011· INWO Draghi, sogleich Maßnahmen, um den Geldfluss anderweitig aufrechtzuerhal-ten. Man weiß sich auch bei der EZB in

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ISSN

186

0-96

94 Nr. 4 Dezember 2011

Für eine Welt mit Zukunft

Banken in die Schranken? – Die Vermögen sind das Problem!»Reichtum und Armut gehören nicht in einen geordneten Staat«Vom Regiogeld zum nationalen Parallelgeld

Vermögenswachstumstoppen!

2 Dezember 4/2011· INWO

Draghi, sogleich Maßnahmen, um denGeldfluss anderweitig aufrechtzuerhal-ten. Man weiß sich auch bei der EZB in-zwischen keinen besseren Rat mehr,als es der amerikanischen Fed gleich-zutun und die Geldmenge auszuweiten– was zumindest potentiell die Gefahrzunehmender Inflation birgt. Ja, es ist gefährlich, wenn Geld nicht

umläuft, weil es ohne Risiko zurückge-halten werden kann. Wenn deshalb zu-sätzliches Geld ins System gepumpt wer-den muss, das zunächst hauptsächlichden Wasserkopf der Finanzwirtschaftaufrechterhalten soll. Gelangt zu wenigdavon in die Realwirtschaft, drohen stei-gende Arbeitslosigkeit und zunehmen-de soziale Probleme. Gelangt zu vieldavon hinein, bekommen wir Inflation.

Bankenregulierung allein reicht nicht!

Angesichts dieser Lage fordern wir vonder INWO umso lauter: Bankenregulie-rung allein reicht nicht! Wir brauchen ei-ne Geldreform mit Umlaufsicherung, dieeine bessere Steuerung der Geldmen-ge und eine stabilere Wirtschaft er-möglicht.Vielleicht finden Sie in an den Feier-

tagen ja Zeit für eine besinnliche Lek-türe dieses Heftes und finden darin An-regungen für Ihre persönlichen Akti-vitäten im neuen Jahr.

Das und einen guten Rutsch wünschtIhnen

Die Finanzmärkte treiben Politik undWirtschaft schon seit langem vor

sich her. Doch in der letzten Zeit über-schlagen sich die Meldungen. Am 8. De-zember lautete die Schlagzeile: »S&Pstellt ganz Europa unter verschärfte Be-obachtung«. Am Wochenende daraufbeschlossen 26 Staatschefs beim EU-Krisengipfel (der wievielte eigentlich?)einen neuen »Euro-Plus«-Vertrag, dereine europäische Fiskalunion herbei -führen und u.a. »Schuldenbremsen«ver bind lich festschreiben soll. Man be-eilte sich auch zu betonen, dass einSchuldenschnitt wie bei Griechenland,bei dem auch private Gläubiger auf Geldverzichten müssen, ein Einzelfall bleibe.EU-Ratspräsident Van Rompuy wörtlich:»Dieser erste Ansatz bei der Gläubiger-beteiligung hatte sehr negative Auswir-kungen auf den Finanzmarkt und ist of-fiziell beendet!«Daher weht der Wind! Mit einem of-

fiziell strengeren Sparkurs werden sozi-alstaatliche Errungenschaften in Europaweiter abgebaut werden, während diePolitik die Kapitaleigner schont. Doch zu-sätzliches staatliches Sparen verschlim-mert die Situation noch, da die Euro-Zone zusehends in eine Rezes sion schlit-tert. Länder, die sich bemühen zu spa-ren, werden zudem von den Märktendurch steigende Zinsen bestraft. AuchBanken und Unternehmen droht eineKreditklemme. Kapital wird eben nur zurVerfügung gestellt, wenn ausreichendRendite und – immer wichtiger – aus-reichend Sicherheit geboten wird.

Vermögensbremsen stattSchuldenbremsen!

Statt Schuldenbremsen bräuchten wirviel dringender Vermögensbremsen!Denn es sind die wachsenden, sichdurch Zinsforderungen selbst alimen-tierenden Kapitalvermögen, die die Ban-ken unter Druck setzen. Zum Schutz desBankensystems ergriff der neue Chefder Europäischen Zentralbank, Mario

Inhalt

Die FAIRCONOMY ist die Zeitschrift der INWO (Initiative für

Natürliche Wirtschaftsordnung e.V.). Mit dieser Zeitschrift ma-

chen wir auf unsere Idee der FAIRCONOMY aufmerksam und

informieren unsere Mitglieder. FAIRCONOMY steht für eine

Welt mit Zukunft. Sie schafft die Grundlage für eine nachhalti-

ge, stabile und gerechte Marktwirtschaft ohne kapitalistische

Auswüchse. Voraussetzung für die FAIRCONOMY ist eine Geld-

und Bodenreform. Sie sorgt dafür, dass die Wirtschaft an den

Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet werden kann. Mit der

FAIRCONOMY gehört die Umverteilung von unten nach oben der

Vergangenheit an. Sie ermöglicht Wohlstand für alle, Chancen-

gleichheit und Frieden.

3 Klaus Willemsen: Occupy money!

5 Josef Hüwe: Gläubiger-Schuldner-Beziehungen

6 Helmut Creutz: Banken in die Schranken? – Die Vermögen sind das Problem!

10 Gerhardus Lang: Vom Regiogeld zum nationalen Parallelgeld

12 INWO Deutschland

15 INWO Schweiz

17 50. Mündener Gespräche zum Gesell-Jubiläum

18 Werner Onken: Zum 150. Geburtstag von Silvio Gesell

21 Buchvorstellungen

22 Termine

23 Bestellmöglicheiten

Impressum

Liebe Leserinnen und Leser,

FAIRCONOMY 7. Jahrgang, Nr. 4 Dez. 2011, ISSN 1860-9694

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt dieMeinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Ma-nuskripte etc. wird keine Haftung übernommen.

Redaktion: B. Bockting (V.i.S.d.P.), H. Barth E-Mail: [email protected]

Abo-E-Mail: [email protected]

Auflage: 2.000 Exemplare; davon 550 als »r-evolution« (INWO Schweiz)

BildnachweisTitelseite: © Gerd Altmann / PIXELIO.de / cvp-design; INWO-Materialien: SMARTi-d – Andreas Franke; Autoren- und Produkt-fotos: privat und Verlage; 3: attac; 5 Karikatur: Gerhard Mester;6-7 Grafiken: Helmut Creutz; 10: © Herbert Esser / fotolia. com;/ cvp-design; 12: © Ulrich Velten / PIXELIO.de; 13: © Gerd Alt-mann / PIXELIO.de; 15: Moneymania: Gianna Blum; 16: © Nadi-ne Wagner / PIXELIO.de; 22: © A. Lindert-Rottke / fotolia.com;22: © Joss / fotolia.com

Layout: cvp-design, Christina v. Puttkamer, München

Druck: Neumann, Landshut (gedruckt auf 100% Recycling -papier)

Herausgeberin: INWO Deutschland e.V., Max-Bock-Str. 55,60320 Frankfurt

Abo-Kontakt: Wüstefeld 6, 36199 Rotenburg, Telefon: +49 6623 919601, Fax: +49 6623 919602, E-Mail: [email protected], http://www.INWO.de

Kontoverbindung:Konto 6010451400 bei der GLS Gemeinschaftsbank eG Bochum (BLZ: 430 609 67)IBAN: DE 32430609676010451400, BIC: GENO DE M 1 GLS

INWO · Dezember 4/2011 3

ie ungeheuren Dimensionenspe kulativer und leistungsloserEinkommen weniger Privatper-sonen erschüttern die Funda-mente der stärksten und wohl-

habendsten Gesellschaften. Vergessen ist derKampf der ausgebeuteten Unterschicht ge-gen die vermeintlich bösen Unternehmer. Diegigantischen Einkommen der Kapitalbesit-zer nähren sich längst aus der Leistung desMit telstandes. Und das in einem Ausmaß, dases dem gut ausgebildeten und hart arbeiten -den Menschen nicht mehr erlaubt, Gesund-heit, Wohnung und Bildung der Kinder auf-rechtzuerhalten. Trotz ständig wachsenderLeistung verschiebt sich die Kaufkraft zuUn gunsten jener 90 Prozent der Gesellschaft,die nicht von ihrem Kapital leben können. Derlängst fällige Aufstand des Mittelstandes hatin Madrid begonnen, wird in Tel Aviv und NewYork weitergeführt und wird nicht in Was-hington enden.

»Wir zahlen nicht (nur) für eure Krise«Die NZZ.online zitiert die Protagonistin Nao-mi Klein mit den Worten: »Die 99 Prozent ge-hen auf die Strasse von Madison bis Madridund rufen: Nein, wir zahlen nicht für eure Kri-se.« Die Adressaten ihres Ausrufs sind dasverbleibende Prozent der Bevölkerung, dieSpekulanten in den Hochhäusern der WallStreet. Die sympathische Globalisierungs-kritikerin liegt mit ihrem Ausruf jedoch inmehrfacher Hinsicht falsch:1. Die Bürger zahlen nicht nur so genannteKrisenkosten. Die Einkommensverteilungzwischen Geldkapital und Arbeit verschiebtsich seit Jahrzehnten mit jedem Prozent-

punkt, um den der Kapitalmarktzins höherist als das Wirtschaftswachstum.

2. Die Gewinner sind nicht in erster Linie dieSpekulanten, sondern all jene, denen dieBillionen Vermögen gehören, von denenwir täglich lesen. Von den Banken verwal-tet und von der Bevölkerung stillschwei-gend akzeptiert, vermehren sich dieseBe stände mit 3 bis 7 Prozent jährlich, waseiner Verdopplung (!) in 10 bis 25 Jahrenentspricht. Diese Umverteilung von Wohl-stand findet unabhängig von Boom- undKrisenphasen statt.

3. Doch, wir zahlen! In jedem Produkt, daswir kaufen, stecken zwischen 30 und 70Pro zent Zinsen. Die Bäuerin in Guatema-la, die einen Herd kauft, um sich mit einerKüche selbstständig zu machen, bezahltüber Jahre hinweg die Hälfte ihres Ein-kommens für die Zinsen. Und die Mietender New Yorker Demonstranten bestehenebenso wie jene der Spekulanten zu 70-90 Prozent aus Zinsen. Nicht die Kaufsum-me, sondern steigende Zinssätze habenMillionen US-Bürger obdachlos gemacht.

Interessant ist die Einschätzung des Wirt-schaftsnobelpreisträgers Paul Krugman.»Endlich, nach drei Jahren, in denen sehr

wich tige Menschen sich weigerten, die Fi-nanzbranche zur Rechenschaft zu ziehen, gibtes einen Aufstand von der Basis gegen dieHerren des Universums«, zitiert ihn die NZZ.Problematisch erscheint ihm nicht, dass dieEinkommen aus Geldvermögen bereits überJahrzehnte hinweg schneller angewachsensind als die Arbeitseinkommen. Bedenkt man,dass in den 1980er Jahren US-Staatsanleihenmit 12 und 15 Prozent Rendite ausgegebenwurden, die an den Staat verliehenen Ver-mögen damit alle 5 bis 6 Jahre mit Steuer-geldern verdoppelt wurden, ist der dreijähri-ge Zeithorizont des Nobelpreisträgers sehrverwirrend. Er kritisiert nicht, dass die Geld-vermögen durch staatliche und private Zins-zahlungen permanent aufgebläht werden. Ihnstört offensichtlich nicht die Tatsache, dassdie Einkommen aus Geldvermögen eine ge-fährliche Größenordnung erreicht haben. Pro-blematisch scheint auch nicht zu sein, dasses für diese Dimension der Geldvermögenkeine Rendite bringenden, realen Investitio-nen mehr geben kann. Als problematischgeißelt er lediglich, dass man die Banker fürihre Spekulationen nicht zur Rechenschaftzieht. Kritisiert werden nicht die Ursachen die-ser Entwicklungen, sondern lediglich die un-moralischen Handlungen von Individuen.

Occupy money!»Besetzt die Wall Street«, lautet das Motto einer wachsenden Protestbewegung. Allerdings geht es

um viel mehr als um die Auswüchse der Finanzzockerei in New York. Es geht »Gegen die Gier – für

die Zukunft der Jungen«, wie es Die Zeit schreibt. Es geht darum, die zerstörerische Dynamik des

Finanzkapitalismus zu stoppen.

D

Doch – leider – wir zahlen! Und zwar nicht nur für die Krise, sondern schon lange vorher ...

»Vergessen ist der Kampfder ausgebeuteten Unter-schicht gegen die vermeint-lich bösen Unternehmer. Diegigantischen Einkommender Kapitalbesitzer nährensich längst aus der Leistung

des Mittelstandes.«

4 Dezember 4/2011 · INWO

www.Zeit.online weiter. Ähnlich argumen-tierten »linke« Londoner Politiker. Weil in Lon-don mittlerweile mehr Menschen von der Spe-kulation leben, als in der Produktion be-schäftigt sind, war es auch der Arbeiterpar-tei bis zu ihrer Abwahl wichtig, diesem Sek-tor beste Rahmenbedingungen zu bieten.

Blinde Flecken der ÖkonomieEs wird so getan, als schaffe die Spekulati-on Werte. Dass diese Werte arbeitenden Men-schen an anderer Stelle vorenthalten wer-den, bleibt unberücksichtigt. Dies ist meinesErachtens nicht nur die Folge neoliberaler Do-minanz. Verantwortlich sind hierfür auch dieblinden Flecken vermeintlich linker Ökono-men. Als »Held der Bewegung« bezeichnetZeit.online den Nobelpreisträger Joseph Stig-

litz, der den Demonstranten die Dimensionder Ungleichheit vorrechnet. Zu den tieferliegenden Ursachen dieser Entwicklung undvor allem zur Ursachenbehebung findet manauch bei ihm nicht viel Überzeugendes. DieLinksintellektuellen haben in der Analyseder gesellschaftlichen Krisenentwicklung ver-sagt. Lösungsvorschläge bleiben weitgehendbei der Erörterung des Für und Wider vonSteuererhöhungen hängen. Die Funktions-

weise des Finanzkapitals, seine Eigenschaft,auch bei beliebig hohem Überangebot Ren-diten erzwingen zu können, ist gerade in lin-ken Zirkeln vollkommen unterbelichtet. Es istzu hoffen, dass mit dem Aufstand der Bür-ger, deren existenzieller Not, Denkblockadenaufgebrochen werden und plausible, prakti-kable Lösungsansätze in die gesellschaftli-che Diskussion einfließen. Banken- und Bör-senplätze zu besetzen, damit setzen wir einSymbol – im Grunde geht es jedoch darum,uns das Geld wieder zurückzuerobern und esin den Dienst aller Menschen zu stellen.Sehr treffend ist daher der neue Buchtitel vonMargrit Kennedy: »Occupy money!« z

Vermögensverwalter in NotAuf diesem Hintergrund ist es wenig ver-wunderlich, dass selbst der Chef des welt-größten Vermögensverwalters Black Rock,Laurence Fink, mit den Demonstranten sym-pathisiert. »Das sind nicht nur faule Men-schen, die herumsitzen. … Die Menschen ha-ben Angst vor der Zukunft. Wir haben struk-turelle Probleme, die wir beheben müssen«,zitiert ihn die NZZ. Für einen soliden Ver-mögensverwalter ist es gänzlich unmöglich,zeitlich unbegrenzt eine exponentielle Ver-mehrung der verwalteten Vermögen zu ge-währleisten. Die Vermehrung von Sachwer-ten drückt auf die Rendite. Eine Vermeh-rung der Finanzwerte, die sich von Sach-werten abkoppelt, führt irgendwann zu Luft-buchungen. Und selbst die grenzenlose Aus-weitung von Staatsanleihen führt letztlich da-zu, dass Steuereinnahmen statt in Infra-struktur, Bildung, Gesundheit und Forschungvor allem in den Schuldendienst fließen (sie-he oben stehende Grafik). Es ist nachvollzieh -bar, dass selbst ein abgebrühter Vermö-gensverwalter, das Ende der Fahnenstangevor Augen, unruhig wird.

Peinlich, für Politiker jedoch eher typisch,ist die Reaktion des New Yorker Bürgermeis -ters Michael Bloomberg. Er hat der Anti-Wall-Street-Bewegung vorgeworfen, Arbeitsplät-ze in der Stadt vernichten zu wollen. »Soll-ten Finanzmarktjobs aus New York ver -schwin den, gebe es kein Geld mehr, um dieStadtangestellten zu bezahlen, die Parks zusäubern oder sonstige Aufgaben zu erledi-gen«, zitiert Die Zeit Bloomberg. »Der Fi-nanzplatz Wall Street ist eine Stütze derNew Yorker Wirtschaft und stellt 13 Prozentdes Steueraufkommens,« heißt es auf

»Für einen soliden Vermögensverwalter ist esgänzlich unmöglich, zeitlich

unbegrenzt eine exponentielle Vermehrungder verwalteten Vermögen

zu gewährleisten.«

Selbst die grenzenlose Aus weitung von Staats -anleihen führt letztlich dazu, dass Steuereinnahmenstatt in Infrastruktur, Bildung, Gesundheit und Forschung, vor allem in den Schuldendienst fließen.

Klaus Willemsen (geb.Popp) ist seit 1989 Re fe -rent, Seminar leiter, Autorund Berater in SachenFairconomy. Sein Buch»Das Mär chen vom gutenZins« erschien 2006 imSignum-Verlag. Wöchent -lich neue Kommentarevon Klaus Willemsen finden Sie aufwww.INWO.de.

Margrit Kennedy, Occupy Money. Damit wir zukünftig ALLE die Gewinner sind.J. Kamphausen, Taschenbuch, 112 Seiten, 9.95 EuroAuch als E-Book erhältlich, 6.99 Euro

Margrit Kennedy legt mit Occupy Money einvisionäres Plädoyer vor für ein Geldsystem,das den Menschen dient und nicht nur demProfit. Ihre Lösungsansätzeliefern die Argumentationfür eine neue Bewegung,die aus der Gesellschaft ent-steht und Druck auf Politikund Wirtschaft ausübt, umder Finanzkrise endlich einEnde zu setzen. »EineHauptursache für Inflation,regelmäßige Krisen und Zu-sammenbrüche liegt in derfehlerhaften Konstruktionunseres Geldsystems. Da-von profitiert eine kleineMinderheit von etwa 10 Prozent der Men-schen. Die große Mehrheit zahlt drauf. Überdie in allen Preisen und Steuern versteck-ten Zinsen beträgt diese Umverteilung vonArm zu Reich in Deutschland etwa 600 Mil-lionen Euro pro Tag.«

ir erleben spannende Zei-ten, u. a. was die Folgen derhauptsächlich auf dem Zin-seszinseffekt beruhendenGeldvermögen- und Schul-

den-Akkumulation betrifft. Die Kette der Gläu-biger-Schuldner-Beziehungen darf nichtreißen. Die USA können nur noch hoffen, dassihnen China als Geldgeber erhalten bleibt. Aneine Tilgung der Schulden ist nicht zu den-ken. Die »Schuldner-Sicherheit« bestehtda rin, dass die USA auch künftig reichlich chinesische Produkte importieren.

Deutschland und andere europäische Länderwerden früher oder später auch immer mehrin die Bredouille kommen, wie schon jetztGriechenland und Italien. Dass auch die deut-schen Bürger demnächst höhere Zinsen fürStaatsanleihen zahlen müssen, ist keines-wegs auszuschließen. Und schon eine leich-te Zinserhöhung kann große Probleme be-reiten.Wer meint, eine staatliche Schuldenbremseanwenden zu können, wenn die private Wirt-schaft es allein nicht schafft, sich entspre-chend dem Wachstum der Geldvermögen

zu verschulden, sieht offenbar nicht, welcheFolgen die Geldvermögensakkumulationlangfristig zwangsläufig hat. Nur für kurzeZeit kann so etwas praktiziert werden, zumBeispiel falls die Wirtschaft vorübergehendstark wächst und der Staat mehr Steuern ein-nimmt und/oder falls öffentliche Leistungenimmer mehr gekürzt werden, was aber baldan Grenzen stößt und soziale Unruhen aus-löst. Statt Schuldenbremsen würden drin-gender Vermögensbremsen gebraucht!

Als weitere Maßnahmen werden diskutiert:Transaktionssteuer, Vermögensabgabe, Rei-chensteuer. Es sollten aber möglichst keineSteuern sein, deren Nebenwirkung in einerSchwächung der Binnennachfrage besteht,

denn es droht ohnehin schon Rezession,falls der Export abnimmt. Der Weg bis zur ganz großen Krise kanndurchaus noch viele Jahre lang sein, vo raus -gesetzt, die Gläubiger-Schuldner-Beziehun-gen ermöglichen gesamtwirtschaftlich wei-teres Schuldenwachstum. Bis dahin wird eraber voraussichtlich gepflastert bleiben mitrelativ kleineren Krisen, zu denen die der letz-ten Jahre auch zu zählen sind. Alternativen zur bestehenden Geldordnungund zur progressiven Ungleichheit der Ein-kommensverteilung, wie die INWO sie vor-schlägt, haben die verantwortlichen Politikerbisher offenbar nicht zum Umdenken bewegt– sie hoffen auch weiterhin auf Wirtschafts-wachstum. z

Gläubiger-Schuldner-Beziehungen

W»Permanent einzugehendeBeziehungen zwischen

Schuldnern und Gläubigernbilden letztlich das Funda-ment des Kapitalismus.«

J. M. Keynes

Josef Hüwe, Jg.1938, beruflichesFachgebiet Sozial -versicherung. Seit1960 befasst mitGrundfragen derVolkswirtschaft inkl.Freiwirtschaft. INWO-Mitglied.

INWO · Dezember 4/2011 5

6 Dezember 4/2011 · INWO

ergleich mit BIP undNettolöhnenIn Darstellung 1 werden die Zu-nahmen der Geldvermögen mitjenen des Sozialprodukts sowie

der Nettolohneinkommen verglichen, jeweilsmit Zehnjahres-Durchschnittswerten. Dem-nach stiegen die Zuwachsgrößen der Wirt-schaftsleistung, also des BIP, in den erstenfünf Jahrzehnten unserer Wirtschafts epochevon 9 auf 58 Mrd Euro und damit auf dasSechsfache an, während die Geldvermö-genszunahmen von 13 auf 336 Mrd und da-mit auf das 26fache eskalierten und die derNettolöhne und -gehälter seit Ende des drit-ten Jahrzehnts sogar ständig zurückfielen!

Betrachtet man die Größenrelationen von1991 bis 2000, dann nahmen die Geldver-mögen p.a. mit 336 Mrd fast sechsmal so vielzu wie das BIP und 34-mal so viel wie dieLöhne. Das aber heißt, diese Lohnzuwächse

mit ihren 10 Mrd reichten noch nicht einmalaus, um die Zinsansprüche der zusätzlich ent-standenen Geldvermögen zu bedienen, diesich – wie sämtliche Zinsen – letztlich in denPreisen niederschlagen! Das bedeutet: DieKaufkraft der Arbeitleistenden wurde – trotzihrer nominalen Zunahme – durch den An-stieg der Zinsbelastungen sogar reduziert!

Auf der anderen Seite bedeutet das Über-wachstum der Geldvermögen nicht nur eine

ständige Potenzierung des Reichtums der be-reits Reichen, sondern auch seine ständigeKonzentrierung auf eine zunehmende Min-derheit von Millionären und Milliardären, die

etwa alle zehn Jahre ihre Vermögen verdop-peln. Und da sich diese eskalierenden Be-stände, trotz Ausbreitung über den ganzenGlobus, schon seit langem nicht mehr in

Banken in die Schranken? – Die Vermögen sind das Problem! Wer auf der Suche nach den Ursachen unserer derzeitigen Krisen – gleichgültig ob im Bereich der

Kapitalmärkte oder Staaten – auf die Banken zielt, trifft zwar die Richtung, aber zielt zu kurz. Und

wer als Ursache aller Übel die Geldschöpfungsmöglichkeiten der Banken im Auge hat, zielt sogar

völlig daneben. Denn zu Ergebnissen kommt man nur, wenn man über die Banken hinaus schaut,

das heißt, sich den überproportionalen Entwicklungen der Geldvermögen in den letzten 60 Jahren

zuwendet und mit anderen Größen in der Volkswirtschaft vergleicht.

VDarstellung 1

Die Geldvermögen haben

sich in den letzten 60 Jahren

exponentiell vermehrt.

Wirtschaftsleistung und

Lohnentwicklung konnten

da nicht mithalten.

INWO · Dezember 4/2011 7

wächsen in der Grafik nur die Zinsauszah-lungen der Banken gegenübergestellt wor-den sind, die alleine regelmäßig veröffent-licht werden. Das heißt, die gesamten Zins -einnahmen, also einschließlich Versiche-rungsanlagen, Finanzmarktprodukten odergar Sachbesitz wie Boden usw. (die – lt.Veröffentlichungen von Prof. Christian Kreiß– vom Sachverständigenrat vor einigen Jah-ren mit insgesamt 478 Mrd angegeben wur-den!), würden die heutigen Geldvermö-gensbildungen sogar deutlich übersteigen!

Selbst in dem von Börsen-, Banken- undFinanzmarktkrisen geschüttelten letzten Jahr-zehnt und trotz deutlich gesunkener Zins-sätze nahmen diese Bankzinserträge – wieaus der Grafik ersichtlich – weiterhin deut-lich zu und überstiegen sogar mit 257 Mrdzum ers ten Mal die Zunahme der Geldver-mögen! Das aber kann nur bedeuten, dassdie Zinsgutschriften in diesem Krisenjahr-

zehnt nicht wieder in voller Höhe den Geld-vermögenswerten zugebucht, sondern zumTeil anderweitig untergebracht oder angelegtworden sind, evtl. auch in Sachwerten oderaußerhalb der erfassten Geldvermögen inSpekulationsgeschäften usw.

Die im Hintergrund der Darstellung 2 ein-getragenen Zuwachsraten des Volkseinkom-mens, die seit den 1980er Jahren ähnlich wiedas BIP zurückgehen bzw. stagnieren, ver-mitteln noch einmal die inzwischen erreich-ten Diskrepanzen zwischen dem monetärenund dem realwirtschaftlichen Bereich, derlaufend jene Vermögensbestände erweiternmuss. – Ein Prozess, an dessen Ende nur einZusammenbruch stehen kann.

… und was ist mit den Zinseinnahmen der Banken?Gerade weil man über deren Umfang häufigHorrormeldungen hört, ist auch hier Auf-

normalen Güterinvestitionen unterbringenlassen, wurden bereits seit den 1980er Jah-ren die Staaten zunehmend gezwungen, die-se Überschüsse über Kreditaufnahmen in dieWirtschaftskreisläufe zurückzuschleusen.Doch da auch diese Möglichkeiten der öf-fentlichen Schuldenausweitungen schon seitvielen Jahren ihre tragbaren Grenzen über-schritten haben, strömten die immer schnel-ler zunehmenden und Rendite suchendenGeldvermögen in den letzten 15 Jahren in diespekulativen Märkte und schließlich sogar inden Bereich hochriskanter Geschäfte, andenen sich schließlich auch die Banken selbstbeteiligten. Diesen Entwicklungen verdankenwir die Börseneinbrüche und Bankenpleiten,bis hin zu jenen Milliarden-Schirmen, mitdenen die Staaten, obwohl selbst völlig über-schuldet, die Folgen dieses tumorartig wach-senden Systems zu retten versuchen. Undder Staat heißt immer: der Steuerzahler!

Vergleich mit den Zinsauszahlungen der BankenIn Darstellung 2 werden die Jahres-Zu-wachsraten der gesamten Geldvermögen inDeutschland noch einmal herangezogen, jetztaber verglichen mit den Zinsauszahlungender Banken an die Bankeinleger, ebenfalls inZehnjahres-Durchschnittszahlen.

Vergleicht man hier die Milliardenwerte,dann wird nicht nur deutlich, in welchem Um-fang sich diese Wachstumsprozesse selbernähren, sondern vor allem, dass diese Zin-seszins-bedingten Rückkopplungsprozesseständig zunehmen! So stiegen die Zuwäch-se der Geldvermögensbestände, wie bereitsangeführt, in den ersten fünf Jahrzehntenauf das 26fache, die Zinsauszahlungen der

Banken an die Besitzer dieser Vermögen je-doch mit einem noch deutlicheren exponen-tiellen Trend sogar von 3 auf 189 Mrd unddamit auf das 63fache! Das heißt, die Zins-einkünfte nahmen zweieinhalb Mal schnel-ler zu als die Vermögensbestände, derenWachstum fast nur noch von den Zinsein-nahmen bestimmt wird, während die Er-sparnisbildungen aus Arbeitseinkünften eineimmer geringere Rolle spielen! Dabei ist nochzu beachten, dass den Geldvermögenszu-

Darstellung 2

Die eskalierenden Geld -

vermögen lassen sich –

trotz Ausbreitung über den

gesamten Globus – schon

seit langem nicht mehr in

normalen Güterinvestitionen

unterbringen.

8 Dezember 4/2011 · INWO

klärung sinnvoll! Von der Deutschen Bun-desbank seit 1968 jährlich erfasst, werden inDarstellung 3 sowohl diese Zinseinnahmender Banken als auch deren Auszahlungen andie Bankkunden als Kurven wiedergegeben.Aus deren Differenz ergibt sich dann jenerZinsüberschuss, der den Banken als Margeverbleibt.

Wiedergegeben in Prozent der Bilanzsum-me aller deutschen Kreditinstitute, zeichnetsich zuerst einmal ab, dass die in den beidenersten Grafiken dargestellten Zins auf wen -dungen, also die Zinszahlungen an die Spa-rer, das Gros der Zinseinnahmen binden.

Und diese Sparer sind auch diejenigen, dievon den zinsbedingten Schwankungenhauptsächlich profitieren, während sich dereinbehaltene Anteil der Banken dadurch we-niger verändert. Ebenso zeichnet sich das be-sonders lange und tiefe Zinstal um 2004 undder erneute Einbruch nach 2008 in den Kur-ven deutlich ab. Darüber hinaus ist erkenn-bar, dass die Abstände zwischen den Zinser-trägen und -aufwendungen, also die bei denBanken verbleibenden Zinsüberschüsse, inZins-Anstiegsphasen eher geringer ausfallenund in den Zins-Abstiegsphasen eher steigen.Diese Widersprüchlichkeit ergibt sich aus den

heute üblichen Fristentransformationen derBanken, bei denen die längeren Kredit-Aus-leihezeiten durch wiederholte kurzfristige Ein-lagen unterfüttert werden. Als Folge schla-gen Zinssatz-Veränderungen bei den kürzer-fristigen Einlagen früher zu Buche, als diessich bei den länger laufenden Krediten um-setzen lässt.

Diese banktechnisch bedingten Schwan-kungen gehen auch aus den Veränderungender Zins überschuss-Kurve hervor, die im un-teren Teil der Grafik zusätzlich eingetragenist. In den ers ten Jahrzehnten eher bei zweiProzent der Bilanzsumme liegend, sind dieseMargen inzwischen fast auf die Hälfte abge-sunken: Folge eines immer schärferen Wett-bewerbs zwischen den Banken, der bereitsin der zweiten Hälfte der 1990er Jahre zu Per-sonal-Ein sparungen führte, leider aber auch– aufgrund der sich durch Zinsen selbst ver-mehrenden Bankeinlagen – zu einer Zunah-me der spekulativ-riskanten Provisions- undSpekulations geschäfte.

Noch deutlicher gehen diese Veränderun-gen der zinsbezogenen Größen aus der nach-folgenden Tabelle hervor, bezogen auf dieZinsergebnisse bei den deutschen Banken inden letzten sechs Jahren:

Zinserträge, Zinsaufwendungen und Bankmarge in Mrd Euro – 2005 bis 2010:

2005 2006 2007 2008 2009 2010

--------------------------------------------------Zinserträge:

329 358 419 433 310 262

Zinsaufwendungen:

241 268 327 342 218 170

Zinsüberschuss / Marge:

88 89 92 91 92 92

Marge in % d. Erträge:

27% 25% 22% 21% 30% 35%

--------------------------------------------------Quelle: Monatsbericht der Bundesbank,

September 2011, S. 52

Wie auch hieraus zu entnehmen, liegen dieZinsauszahlungen der Banken bei rund dreiViertel der Zinseinnahmen und damit die stär-ker schwankenden Zinsüberschüsse bei et-wa einem Viertel, also rund 25%. Und be-

Mit Milliarden-Schirmen versuchen die Staaten, obwohl selbst völlig überschuldet, das tumorartig wachsende System zu retten. Rettungsschirmefür alle bietet dagegen die INWO mit dem Konzept der Fairconomy.

Darstellung 3

INWO · Dezember 4/2011 9

immer von riesigen Zinsgewinnen der Ban-ken reden, ja sogar von einer Geldschöp-fung der Banken, aber seltsamerweise nichtvon jenen Zinsen, die im Schnitt der letztensechs Jahre mit 261 Mrd p.a. an die Bank-kunden ausgezahlt worden sind!

Resümee Wie vor allem aus den ersten beiden Dar-stellungen deutlich wird, hängen unsere heu-tigen Krisen entscheidend mit dem Über-wachstum der Geldvermögen zusammen, daswiederum aus dem Überwachstum der Zins-gutschriften resultiert. Dieses Überwachstumhat eine immer größere Diskrepanz zwischenGeld- und Realwirtschaft zur Folge. Die ausdieser Scherenöffnung zwischen wachsen-

den Geldvermögen und den Kredit-Aufnah-mefähigkeiten der Wirtschaft sich ergeben-den Differenzen können schließlich – wiewir erleben – auch nicht mehr durch die Staa-ten ausgeglichen werden, was zwangsläufigzunehmende Einbrüche auf den Märkten undwachsende spekulative Anlagen der Über-schüsse zur Folge haben muss. Doch die da -raus resultierenden Probleme und derensichtbar gewordene Folgen in einigen Euro-Ländern sind nur die Vorstufen zu nochschlim meren Ereignissen, wenn es uns nichtendlich gelingt, dem zins- und zinseszinsbe-dingten Selbstvermehrungs-Automatismusder Geldvermögen Einhalt zu gebieten, jenerSelbstvermehrung, die uns nicht nur zu stän-dig steigenden Verschuldungen zwingt, son-dern ebenfalls zu jenem ständig zunehmen-den Ressourcen-Verbrauch, mit dem wir dieUmwelt unausweichlich zerstören. z

trachtet man das ganze Ergebnis der Gewinn-und Verlustrechnungen der deutschen Kre-ditinstitute im Jahr 2010, dann kommen zuden hier ausgewiesenen 92 Mrd an Zins -überschüssen noch rund 29 Mrd Provisions-überschüsse hinzu. Von diesen Gesamtein-nahmen der Banken in Höhe von rund 120Mrd gehen dann Verwaltungsaufwendun-gen – vor allem Personalkosten – in Höhevon rund 80 Mrd ab, so dass schließlich, nachallen weiteren Verrechnungen, am Ende ein»Betriebsergebnis« von rund plus 30 Mrdübrig blieb und – nach Steuern – ein Plus von12,5 Mrd Euro.

Angesichts dieser Zahlen sollten eigentlichauch diejenigen nachdenklich werden, die

Helmut Creutz, Jahrgang1923, lebt in Aachen und istWirt schafts analytiker undAutor mehrerer Bü cher, un-ter anderem des Stan -dardwerks »Das Geld-Syn-drom. Wege zu einer kri-senfreien Markt wirt schaft«(2001). Im Jahr 2004 sind»Die 29 Irrtümer rund ums

Geld« erschienen. Beide Bücher sind auch alsHörbücher bei der INWO erhältlich.

Die Zinsansprüche der Geldvermögen schlagen sichin überhöhten Preisen nieder. Mit Bierdeckeln machtdie INWO darauf aufmerksam, dass im Durchschnittmindestens 30% Zinskosten in den Preisen verstecktsind.

Neuer INWO-Standpunkt zum Verteilen

Dieser Text ist aktuell als INWO-Standpunkt Nummer 4 erschie-nen. Wer das vierseitige DIN A4-Faltblatt bei Occupy-Demos oderanderen Veranstaltungen verteilen möchte, kann es kostenfrei beimINWO-Versand anfordern:

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10 Dezember 4/2011 · INWO

n Griechenland herrscht Rezes sion,verbunden mit steigender Arbeits-losigkeit und zunehmendem Geld-mangel. Volksaufstände und Streikslähmen das öffentliche Leben. Es

herrschen Zustände, die fatal an die begin-nenden Dreißigerjahre des letzten Jahrhun-derts in Deutschland erinnern, in denen durchdie Deflation und eine beispiellose Arbeitslo-sigkeit zunehmend bürgerkriegsartige Zu-stände herrschten und radikale Parteien sichStraßenschlachten lieferten. Das Ende wardas Ermächtigungsgesetz der herrschendenParteien für den zukünftigen Diktator Hitler.

Vorbild WörglIn Bad Boll erinnerte man an die in jenerZeit aufgetretenen Notlösungen der Geldfra-ge zur Bewältigung der Arbeitslosigkeit: U.a.hatte die Gemeinde Wörgl in Tirol dem de-flationären Geldmangel durch die He rausgabeeines Notgeldes (Arbeitswertscheine) abge-holfen. Dadurch sank die Arbeitslosigkeit bin-nen eines Jahres von über 20 Prozent auf un-ter 15 Prozent, während sie im übrigen Landweiter anstieg. Die Gemeindekonnte mit dem emittierten Not-geld zahlreiche öffentliche Auf-träge, zum Beispiel im Straßen-bau, durchführen und die lo-kale Wirtschaft blühte auf. Lei-der wurde das Notgeld nach

einem Jahr des Erfolgs im September 1933verboten, als weitere 120 Gemeinden es auchbei sich einführen wollten. Hitler marschier-te dann in Österreich ein.

Den seit 2003 im südöstlichen Oberbay-ern eingeführten »Chiemgauer«, die inDeutschland erfolgreichste private Regiogeld-Initiative, stellte sein Initiator Christian Gel-

leri vor. Der Chiemgauer knüpft in vielen Punk-ten an das Wörgler Notgeld an:• 1 Chiemgauer entspricht 1 Euro. Eine Um-

rechnung ist nicht notwendig, eine dop-pelte Preisauszeichnung auch nicht. AllePreise bleiben in Euro ausgezeichnet undkönnen in Chiemgauern bezahlt werden.

• Der Chiemgauer wird von der Chiemgau-er-Genossenschaft nur gegen Ankauf vonEuro ausgegeben. So müssen für eine Sum-me von 100 Chiemgauern als Bargeld inScheinen im Wert von 1, 2, 5, 10, 20 und50 Euro 100 Euro gezahlt werden. Chiem-gauer-Münzen gibt es nicht. Kaufleute ge-ben Restbeträge unter 1 Chiemgauer in Eu-ro-Münzen heraus. Für den bargeldlosenZahlungsverkehr in Chiemgauern über –bei fast allen Banken im Gebiet eingerich-tete – Euro-Konten wird die eChiemgauer-Regiocard ausgegeben.

• Die Inhaber von Chiemgauern müssen zumQuartalsende Marken gegen eine Halte-gebühr von 2 % kaufen, die auf der Rück-seite des Chiemgauer-Scheines aufgeklebtwerden. Für den unbaren Zahlungsverkehrüber Euro-Konten mit der eChiemgauer-Regiocard wird eine entsprechende Gebührmit Modifikationen erhoben.

• Inzwischen werden auch Kleinkredite vonder Chiemgauer-Genossenschaft für ver-schiedene Investitionen gewährt. Die Ban-ken, die Chiemgauer-Konten als Euro-Kon-

Vom Regiogeld zum nationalen ParallelgeldVom 19. – 20. November 2011 fand eine Tagung des Seminars für freiheitliche Ordnung in Bad

Boll zum Thema »Vom Regiogeld zum nationalen Parallelgeld« statt. Es ging um die Frage, ob

Griechenland ohne einen Austritt aus der Euro-Gemeinschaft aus seiner Notsituation geholt

werden kann oder nicht.

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Das Seminar für freiheitliche Ordnung e.V.gibt seit 1957 die Schriftenreihe »Fragen derFreiheit« heraus, die (64 DIN A5-Seitenstark) vierteljährlich erscheint. Die meistender bisher erschienen Hefte sind noch lie-ferbar und eine Fundgrube von Anregun-gen und Ideen zur Beurteilung und zur Wei-terentwicklung unserer Gesellschaftsord-nung. Die übersichtlich gegliederten Ge-samtverzeichnisse erschließen den ganzenReichtum der Schriftenreihe. Heft 200 erhält

im Anschluss an grundlegende Textbeiträgedas Gesamtverzeichnis der Hefte 1 bis 200,Heft 250 das Verzeichnis der Hefte 201 bis250. Das Einzelheft kostet 5 € plus Ver-sandkosten. Ein Jahresabonnement 25 € (er-mäßigt 15 €) einschl. Versandkosten. Die för-dernde Mitgliedschaft beim SffO schließtbei einem – steuerlich absetzbaren – Jah-resbeitrag von 60 € den unentgeltlichenBezug der Schriftenreihe ein.

Schriftenreihe »Fragen der Freiheit«

INWO · Dezember 4/2011 11

de es ermöglichen, mit einer relativ geringenGeldmenge auszukommen, um die Tausch-vorgänge zu finanzieren. Es käme zu einemWachstum der Wirtschaft wie bei einer In-

flation von 4 % bzw. 5%. Aber die Preissta-bilität bliebe voll erhalten, was beim Euro heu-te nicht möglich ist. Die Haltegebühr würdelediglich die Wertaufbewahrungseigenschaftdes Parallelgeldes stark zugunsten der Zah-lungsmittelfunktion einschränken. Das Geldwürde bevorzugt für den Tausch und die un-verzügliche längerfristige Anlage auf den Ka-pitalmärkten eingesetzt, um den mit der Hal-tegebühr einhergehenden Belastungen zuentgehen.

Das Vertrauen der Bevölkerung in das Ex-periment mit der griechischen Drachme wer-de dadurch unterstützt, dass im Falle desScheiterns des Experiments eine Rückkehrzum Euro als alleinigem Zahlungsmittel leichtmöglich wäre. Denn wie im Falle des Chiem-gauers wären die bei der Ausgabe der grie-chischen Drachme bei der griechischen No-tenbank eingezahlten Euro sicher angelegt,die griechische Drachme also durch Euro ge-deckt. Die ausgegebenen Drachmen könntenjederzeit von der Notenbank in Euro zurück-getauscht werden. Es wurde geschätzt, dassfür den Umsatz in Griechenland etwa 10 Mil-liarden griechische Drachmen ausgegebenwerden müssten. Daher werde eine Deckung

in Höhe von 10 Milliarden Euro für denRücktausch zur Verfügung stehen. Diese Sum-me liegt weit unter der Summe der jetzigen,mit großer Wahrscheinlichkeit nutzlosen Ret-tungsgelder.

... und Insovenzverfahren für StaatenEckhard Behrens hielt, parallel zur Einrichtungder griechischen Drachme als Parallelgeld, ei-ne Insolvenzordnung für Staaten der Euro-zone für erforderlich, die eine geordnete In-solvenz Griechenlands ermöglichen würde.Nach einer – im Vergleich zur bisher aufge-wandten und noch bevorstehenden Zeit fürSparauflagen und Rettungsaktionen – kurzenZeit der geordneten Insolvenzabwicklung wä-re die volle Souveränität des griechischenStaates wiederhergestellt – im völligen Ge-gensatz zur gegenwärtigen entwürdigendenund jeder demokratischen Kultur Hohnsprechen den Dauerbeaufsichtigung durch dieangeblich »gesunden« Geld-Geber-Staatenbzw. durch die aktuell diskutierte künftige eu-ropäische Wirtschaftsregierung.

Für eine solche aus der Not geborene Lö-sung wurden während der Tagung noch vie-le unterstützende Argumente angeführt. Dieetwa 40 Teilnehmer stimmten zu, dass manversuchen sollte, diesen Vorschlag in die öf-fentliche Diskussion zu tragen, die sich durcheine weitgehende Ratlosigkeit auszeichnet.z

ten führen, dürfen keine Kredite in Chiem-gauern geben.

• Die für die Ausgabe von Chiemgauerneinbezahlten Euro werden als Sicherheitfest bei einer Bank im ChiemgauerWährungsraum angelegt, damit sie für denRück tausch vorhanden sind. DerRücktausch in Euro ist, solange die Chiem-gauer-Initiative besteht, nur Unternehmengegen eine Gebühr von 5 % erlaubt, dieam Chiemgauer-Projekt mitwirken. 3% derRück tauschgebühr fließen dabei als Spen-den an gemeinnützige Vereine in der Re-gion, die der Käufer der Chiemgauer aus-wählt. Mit den restlichen 2 % wird dieVerwaltung des Chiemgauers finanziert.

• Der Chiemgauer läuft als Parallelgeld ne-ben dem Euro im Raum zwischen Rosen-heim und Traunstein um und trägt be-trächtlich zum Umsatz von Waren undDiensten in der Region bei, weil er deut-lich schneller umläuft als der Euro.

Prof. Thomas Huth, Professor für Volks-wirtschaftslehre an der Uni Lüneburg, sprachüber das Thema »Nationale Parallelwährun-gen in der Euro-Währungsunion«. Seiner Mei-nung nach würde die Wiedereinführung derDrachme als Parallelwährung zum Euro oh-ne Umlaufsicherung lediglich für einige Zeitdie Handlungsfähigkeit des griechischenStaates wiederherstellen, aber an der Un-möglichkeit, die bestehenden Schulden über-haupt zurückzahlen zu können, nichts än-dern. Er stellte die Möglichkeit einer Parallel -währung neben der offiziellen Landeswäh -rung als durchaus üblich dar: In zahlreichenLändern vor allem des Ostens liefen immerschon D-Mark, Dollar u.a. als inoffizielle Paral -lelwährungen um, wie es auch heute nochmit der längst abgeschafften D-Mark ge-schieht. Immerhin sind noch mindestens ei-ne Milliarde DM nicht in Euro umgetauschtworden (was irrsinniger Weise immer nochmöglich ist).

Umlaufgesicherte Drachme ...Eckhard Behrens, Jurist und Volkswirt, per-sönlicher Schüler von Prof. Franz Böhm, ei-nem der Begründer der Sozialen Marktwirt-schaft, stellte dann sein Modell der Drach-me als nationales, umlaufgesichertes Paral-lelgeld neben dem beizubehaltenden Eurodar, das sich in den technischen Einzelhei-ten am Modell des Chiemgauers orientierte.Die im Festkurs 1:1 zum Euro stehendeDrachme müss te von der griechischen No-tenbank gegen Einzahlung von Euro ausge-geben werden. Ihr müsste eine Haltege-bühr von 4 %, vielleicht auch 5 % jährlichauferlegt werden, die die Zah lungs bereit -schaft der jeweiligen Besitzer stark ver-größern würde. Die dadurch erhöhte Um-laufgeschwindigkeit des Parallelgeldes wür-

»Die Vorschläge stehen im völligen

Gegensatz zur gegenwärtigen

entwürdigenden und jeder

demokratischen Kultur Hohn

sprechenden Dauerbeaufsichtigung

Griechenlands durch die angeblich

›gesunden‹ Geld-Geber-Staaten.«

Vom Seminar für freiheitliche Ordnung wirdim Nachgang zur Tagung ein Kommuniquéveröffentlicht, mit dem es den Vorschlag ei-nes umlaufgesicherten nationalen Parallel-geldes für Schuldenstaaten in einer breitenÖffentlichkeit und insbesondere in politischenund ökonomischen Kreisen zur Diskussionstellen will.

Dieses Kommuniqué wird auf der Internet-seite des Seminars zum Download und zur

weiteren Verbreitung zur Verfügung gestelltund kann auch schriftlich angefordert wer-den:

Seminar für freiheitliche Ordnung e.V.Badstraße 35, D-73087 Bad BollTel.: 0 71 64 - 35 73, Fax: 0 71 64 - 70 34E-Mail: [email protected]

www.SFFO.de

Gerhardus Lang, Dr.med., Praktischer Arztund Geburtshelfer,Homöopath, seit 1961 inBad Boll tätig, geb.1931. Seit der Schulzeitselbstständiges Studiumder Sozialökonomie,Mitarbeit am Seminar fürfreiheitliche Ordnung

Bad Boll seit 1970. Buch: »Homöopathie,Heilung über die Seele«. Derzeit Arbeit aneiner »Volkswirtschaftslehre für Jedermann«.

Den Vorschlag weiterverbreiten

12 Dezember 4/2011 · InWO

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DSpenden willkommen!

Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Doch wofür soll manspenden – bei der schier unendlichen Zahl von

Spendenbriefen, Sammelbüchsen, Bettlerhüten und aus-gestreckten Händen in der Fußgängerzone, Anzeigenin Zeitschriften, bis hin zu Fernsehspots, die doch allenur die ungerechten Zustände in der Welt widerspie-geln?

Die INWO setzt an den Wurzeln der Probleme an:beim fehlerhaften Geldsystem und der ungerechten Ei-gentumsordnung. Jetzt, wo die Finanzkrisen sich zu-spitzen, ist unsere Aufklärungsarbeit besonders wich-tig. Wir freuen uns über jede Art der Unterstützung, seies durch die Organisation von Vortragsveranstaltungen,

die Betreuung von Infoständen, dasWeiterverteilen unserer Zeitschrift,die Diskussion in Ihrem Bekannten-kreis ... und natürlich auch über Geld-spenden!

Unsere Kontoverbindung:INWO e.V.Konto 6010451400 bei der GLS Gemeinschaftsbank eGBochum (BLZ: 430 609 67)IBAN: DE 32430609676010451400, BIC: GENO DE M 1 GLS

Das zweite Aktiventreffen dieses Jahresfand vom 18. – 20. November in der Ju-

gendherberge Wuppertal statt. Die inhaltli-che Arbeit geriet zwar etwas ins Hintertref-fen, da es am Freitagabend und Samstag-vormittag heiß herging, doch hier die wich-tigsten Ergebnisse:

Insbesondere wurde der Tagesordnungs-punkt »Material« beackert, allerdings ohne

die »Leitbildfrage« zu erörtern. Es wurde dis-kutiert, wie wir uns – immer auf dem Hinter-grund unserer Thematik – stärker zu gesell-schaftlichen Themen wie Gesundheit, Rente,Bildung usw. positioniern können. Gesuchtwerden Slogans in der Art von: »Für Gene-rationen verschulden und verstrahlen, abernichts mehr für den Nachwuchs zahlen!«

Weitere INWO-Standpunktpapiere, u.a. zuAlternativen in der Steuerpolitik, sollen er-stellt, die vorhandenen wo nötig überarbei-tet und die FAQs, also die »häufig gestelltenFragen« auf der Internetseite, erweitert wer-den. Auch das Infoblatt »Knöllchen für Spe-kulanten« soll überarbeitet werden. TorstenLöffel wird eine Broschüre mit Geldbegriffenerstellen.

Eine »Mitgliederzuwachsaktion« wurde dis-kutiert, aber dann zurückgestellt. Die INWO-Internetseite soll jedoch verstärkt zur Mit-gliederwerbung genutzt werden. Hilfreich wä-re ein guter Spruch. Der Text »10 gute Grün-

de Mitglied zu werden« soll wieder auf dieHomepage.

Der Online-Terminkalender wird ab jetztvon Michael Monheimius betreut (E-Mail an:[email protected]).

Vlado Plaga, der eine eigene sehr instruk-tive »Geldseite« im Internet führt, wird die-se mit Hilfe von Martin Welch auf den INWO-Seiten einarbeiten. Vlado Plagas Seite er-möglicht es beispielsweise, interaktiv die Aus-wirkungen verschiedener Guthabenzinssät-ze auf die Entwicklung der Vermögen sicht-bar zu machen.

Unser Blickfänger für Infostände, die großeaufblasbare Zinsbombe, soll neu gestaltetwerden. Ebenso sollen die Plakate, die ins-besondere bei den Kirchentagen zum Einsatzkommen, erneuert, neu arrangiert und diedort genannten Zahlen aktualisiert werden.

Das ausführliche Protokoll erhalten Sie perMail über: [email protected]

Im November 2011 hat das EvangelischeEr wachsenenbildungsinstitut Melanchthon-

Akademie Köln einen Reader herausgegeben.Enthalten sind Beiträge von Referenten, diedie INWO-Regionalgruppe Köln 2010 und2011 zu Vorträgen in die Melanchthon-Aka-demie eingeladen hatte. Außer bei dem Theo-logen Uwe Becker handelt es sich um Auto-ren, welche die Gedanken einer freiwirt-schaftlichen Geld-und Bodenreform vertre-ten oder ihnen nahe stehen. Die meisten Tex-te wurden so noch nicht veröffentlicht, eslohnt sich also, diese preiswerte Broschürezu bestellen und vielleicht als Weihnachts-geschenk weiterzugeben. Die Melanchthon-

Akademie wünscht sich dafür eine Spende ab5.-€ aufwärts.

Bei Interesse bitte bei Gudrun Müller mel-den: [email protected]

Rheinreden 2011Inhalt• Vorwort, Joachim Ziefle• Die Polarisierung der Gesellschaft,

Prof. Dr. Jürgen Kremer• »Was geht mich das an?« – Solidarität als

gesellschaftlicher Auftrag, Prof. Dr. Uwe Becker

• Bürgerliches Engagement und gesell-schaftlicher Wandel,

Martin Rüttgers• Geld, Zins und Wachstum,

Prof. Dr. Dirk Löhr• Nachhaltige Entwicklung als Nullsummen-

spiel: Klimaschutz und Verteilung?,Prof. Dr. Niko Paech

• Zur Klimakonferenz von Kopenhagen, denGründen ihres Scheiterns und den darauszu ziehenden Folgerungen, Fritz Andres

• Kühler Kopf trotz Kernschmelze,Andreas Bangemann

• Die drei Funktionsebenen der Bodenord-nung und ihre Zusammenhänge, Fritz Andres

Zweites Aktiventreffen 2011

Regionalgruppe Köln – Broschüre der Vortragsreihe

INWO aktiv

InWO · Dezember 4/2011 13

»Basiswissen Wirtschaft und Finanzen« fürLehrerinnen und Lehrer (7. Mai 2012).

Verhältnismäßig neu ist das Bemühen, dasabstrakte Geldthema stärker künstlerisch zugestalten: Dies geschieht im Rahmen desKunstprojekts »Vergehen und Werden« an-lässlich des 150. Geburtstags von Silvio Ge-sell in der SGT Wuppertal und während derGroßveranstaltung »Fließendes Geld« in derArena Leipzig am 9. Juni 2012. Der rundeGeburtstag von Silvio Gesell stellt auch einegute Gelegenheit dar, die Zeitzeichenredak-tion auf diesen außergewöhnlichen Zeitzeu-gen der Weltwirtschaftskrise von 1923 auf-merksam zu machen – ein Anliegen, für dassich Mark Brill bei WDR-Redakteuren einset-zen will.

Erfolgreich auf Straßenständen durchge-spielt wurde das von Aleksander Lodwich indoppelter Version entwickelte Monopolyspiel.Parallel gespielt können die kapitalistische undfreiwirtschaftliche Version das Verständniswirtschaftlicher Prozesse vertiefen, Gesprächeanregen und den Blick für alternativen Lö-sungen weiten. Eine serienmäßige Anferti-gung dieses Spiels wird befürwortet. Insge-samt ein produktives Treffen, das uns – allerKrisen zum Trotz – hoffnungsvoll auf das kom-mende Jahr blicken lässt!

Treffen der INWO-Regionalgruppen Dortmund, Köln und Köthen

Am 19. November 2011 kamen die INWO-Regionalgruppen Dortmund, Köln und

Köthen in der Silvio-Gesell-Tagungsstätte inWuppertal zusammen.

Im Zentrum der Beratungen stand die Auf-stellung eines »Terminkalenders 2012«: Washaben wir vor? Welche Veranstaltungen sindgeplant? Wer sind deren Träger, wer die re-gionalen Ansprechpartner? Wie können dieanwesenden Regionalgruppen Unterstützungleisten? – Solche Fragen wurden erörtert unddie Antworten in eine übersichtliche Form ge-bracht.

Neben regionalen Ereignissen wie dem Ver-netzungsforum »KommPott aus der Krise«,das am 22. Januar im Unperfekthaus nahedes Essener Hauptbahnhofs verschiedensteAkteure wie Attac, Grüne Jugend, Piraten-partei, Tauschringe, die CGW und ngo-onli-ne und natürlich die INWO zum Arbeitenund Feiern zusammenbringt, wurden auch

überregionale Veranstaltungen thematisiert.Der Geldkongress in Koethen (10.-16. März),mit dem Oberbürgermeister Kurt Sander(SPD) als Schirmherrn, verspricht nicht zu-letzt durch das Zusammenwirken verschie-denster städtischer Akteure ein Erfolg zu wer-den. Aufgrund der hohen Anmeldezahlenbesteht die Aussicht, dass über die freiwirt-schaftliche Bewegung hinaus renommierteReferenten gewonnen werden können. Zu-gesagt hat der Börsenmakler Dirk Müller, mitder Agentur der Kabarettisten GeorgSchramm und Volker Pispers wird noch ver-handelt.

Auch zielgruppenspezifische Tagungen sindim kommenden Jahr geplant: So etwa dieTagung des Initiativkreises 9,5 Thesen in Köln(5./6. Mai 2012), der Kirchengemeinden fürdie Idee einer umlaufgesicherten Währungzu gewinnen sucht, oder die von der INWO-Regionalgruppe Köln organisierte Tagung

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»Was habt ihr und eureGeneration eigentlich da-mals dagegen getan?«Diese Frage wurde der

Generation meiner Eltern immer mal wie-der – ja, auch vorwurfsvoll – gestellt. Ichbin bei der INWO aktiv, weil ich unserenKindern eine positive Antwort ermöglichenmöchte. »Unsere Eltern haben damals ihrMöglichstes getan«, sollen sie später ein-mal sagen können. Die zum Himmel schrei-

ende Ungerechtigkeit, verursacht durch un-ser Geld- und Finanzsystem, ist der wich-tigste Grund für meine Aktivitäten inner-halb der INWO. Diese Ungerechtigkeitenmachten mich schon früher, vor meinerINWO-Zeit, sehr wütend. Seitdem ich 1997von den wirklichen Ursachen und von un-seren Lösungsmöglichkeiten erfahren ha-be, ist meine hoffnungslose Wut in eineruhige und entspannte Zuversicht umge-schlagen. Ein weiterer Grund aktiv zu sein,

ist ein wunderbares Geschenk: Nämlich diegroße Freude, die man erfahren darf beider Begegnung mit Menschen, die sich neu-gierig unsere Ideen und Vorschläge an-hören. Warum ich schließlich auch noch beider INWO aktiv bin? Na, ganz einfach.Weil es sich im Team, gemeinsam mitGleichgesinnten, naturgemäß leichter an-geht, etwas zu bewegen. Logisch, oder?

Peter Lange, Rotenburg a.d.F.

Warum ich für die INWO aktiv bin ...

14 Dezember 4/2011 · InWO

Teilnahme an der Occupy-Demo »Banken in die Schranken«

Insgesamt 18.000 Menschen haben amSamstag den 12. November 2011 das Ber-

liner Regierungsviertel und das Bankenzen-trum in Frankfurt am Main umzingelt. Um kurznach 14 Uhr waren die Menschenketten inbeiden Städten gleichzeitig geschlossen – inBerlin mit 8.000 Teilnehmer/innen, in Frank-furt beteiligten sich 10.000 Menschen.

Initiatoren der beiden Großaktionen warendas globalisierungskritische Netzwerk Attac,das Kampagnennetzwerk Campact und die Na-turfreunde Deutschlands. Dazu kamen nochmehr als 25 Unterstützer-Organisationen.

»Die Proteste heute machen eine neue Dy-namik deutlich: Akteure, die seit langem Po-sition beziehen gegen die entfesselten Fi-nanzmärkte und für eine Vermögensumver-teilung, und die neue Occupy- und Demo-kratiebewegung ergänzen und verstärken sichgegenseitig«, sagte Uwe Hiksch von denNaturfreunden Deutschlands.

Gemeinsam mit Aktiven von anderen Or-ganisationen fuhren vier INWO-Aktive ausKöln und Umgebung in einem Reisebus vonKöln nach Frankfurt. Mit Schildern, auf denender »30% Zinsanteil«-Bierdeckel abgebildetwar, sowie mit Fairconomy-Fahnen nahmenwir an der Demonstration vom Hauptbahn-hof bis zur Taunusanlage gegenüber der Deut-schen Bank teil.

Dort stand die Bühne für die Abschluss-kundgebung. Dazwischen wurde die Men-schenkette um das Bankenviertel gebildet.

Wir verteilten etwa 1.400 Bierdeckel mitdem 30%-Zinsanteil-Aufdruck, die sehr ger-ne genommen wurden. Oft waren die Leuteamüsiert, wenn sie den Bierdeckel beka-men.

Manche fragten nach, was damit gemeintsei, oder wie sich die 30% Zinskosten in denPreisen errechnen. Immer wieder kamen Per-sonen auf uns zu, die mit der Freiwirtschaftsympathisieren und sich freuten, dass wirauch bei der Demo mitmachten.

Insgesamt scheinen für unsere Ideen dieBierdeckel bessere Werbeträger zu sein alsFlyer, bei denen selbst viele Demoteilneh-mer eine »Zugreifhemmung« entwickelt ha-ben. Ein Bierdeckel hat es nach einer Occu-py-Demo in Köln in die Fotostrecke des Köl-ner Stadtanzeigers geschafft.

Ein Highlight der Abschlusskundgebungwar sicher der bissige Auftritt von GeorgSchramm.

Anschließend konnten wir uns noch kurzmit dem Kabarettisten und INWO-Mitglied un-terhalten. Dabei drückte er seine Bereitschaftaus, zukünftige Aktionen zu unterstützen.

Insgesamt war das für uns eine gelunge-ne Veranstaltung mit vielen positiven Rück-meldungen.

Es wäre schön, bei zukünftigen Kundge-bungen mit mehr Leuten aufzutreten, damitunsere Fahnen und Schilder auch schon vonweitem wahrgenommen werden.

Jörg Schreiner

Am Startpunkt der Demonstration: Torsten Löffel und Dirk Grabowski

Wer in den Links recherchiert, die im letzten Heftder FAIRCONOMY auf Seite 13 unter dem Bericht

der INWO Schweiz »Dabei sein – WAL-Meeting« ange-führt sind, findet bestätigt, was im Text schon ange-deutet wird: Da leitet unter anderen der smarte PeterFitzek mit esoterischer Terminologie ins www.lichtzen-trum-wittenberg.de unter der schwarz-rot-goldenen Fah-ne nach »Neudeutschland« direkt in den braunen Sumpfund zieht Freiwirtschaft und die INWO gleich mit hin-ein. Man muss schon sehr naiv sein, falls man nichtmerkt, woher der Wind weht. Oder handelt es sich nurum liebenswerte Sinnsucher? Unter seinen Anhängernmag es solche geben, trotzdem sollten wir uns sofortvon der ganzen Richtung distanzieren.

Freiwirtschaftliche Analysen und Lösungsvorschlägein klarer wissenschaftlicher Sprache werden in der ak-tuellen Krisenzeit sehr wohl verstanden. Niemand soll-te der deutsch nationalen Ideologie dieser »Neudeut-schen Bewegung« auf den Leim gehen. Trotz eventu-ellem Frust sollte man doch nicht seinen klaren Verstandausschalten und den Durchblick verlieren. Sonst dür-fen wir uns nicht wundern, wenn uns Attac und ande-

re, mit denen wir gern zusammenwirken möchten, nichtfür voll nehmen, ja sogar bekämpfen.

Es ist an der Zeit, dass INWO, CGW, GCN, HumaneWirtschaft, Sozialwissenschaftliche Gesellschaft, das Se-minar für freiheitliche Ordnung und die Stiftung für Re-form der Geld und Bodenordnung gemeinsam eine Erklä -rung veröffentlichten, dass sie die Bestrebungen na-tionalsozialistischer und ähnlicher Organisationen ent-schieden ablehnen. Es muss auch geklärt werden, obsolche Leute sich so ohne weiteres auf Freiwirtschaftund Gesell beziehen dürfen, weil ihre Ziele in Wirklich-keit doch ganz andere sind.

Es wäre schön, wenn dafür ein breites freiwirt-schaftliches Bündnis zustande käme. Gemeinsam sindwir stark – auch gegen Unterwanderung von rechts. Esist an der Zeit, dass wir das begreifen. Auch INWOSchweiz und Österreich sind herzlich eingeladen.

Wera Wendnagel, Ehrenvorsitzende der INWO-D

siehe auch: www.sozialoekonomie.info/Kritik

Freiwirtschaft ohne esoterischen und braunen Klimbim

INWO aktiv

Wer sich in der INWO engagie-ren möchte, hat die Mög lich -keit, sich über den Mail verteilerINWO-aktiv mit anderenAktiven auszutauschen.

Wer in den Verteiler auf -genommen werden möchte,schickt einfach eine Mail an:[email protected]

INWO · Dezember 4/2011 15

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Werner Rosenberger gestorben

Der Tanz gegen das Goldene Kalb

Am 23. August 2011ist Werner Rosenber-

ger im Pflegeheim Nie-derlenz AG in seinem 87.Altersjahr gestorben.Werner Rosenberger warzeitlebens ein beherzterKämpfer für die Sacheder Freiwirtschaft.

Schon im kleinbürger-lichen Elternhaus inZürich-Altstetten kam ermit den Ideen der Frei-

wirtschafter in Berührung. Diese Bindung vertiefte sich,als der junge Seminarist in Küsnacht während desZweiten Weltkrieges sein erstes Praktikum als Lehrer beiWerner Schmid, dem eloquenten und humorvollen Ge-meinde-, Kantons- und Nationalrat der Liberalsozialisten,absolvieren durfte.

Werner Rosenberger politisierte im Zürcher Jugend-parlament. Später setzte er sich in Vorträgen, in Vor-stößen an Gemeindeversammlungen und in den frei-wirtschaftlichen Gremien für seine Erkenntnisse ein. Erwar lange Jahre Vizepräsident der LiberalsozialistischenPartei der Schweiz (LSPS). Für sie formulierte er die Leit-linien 1986, welche ihr letztes Parteiprogramm darstel-len sollten. Nach der Umwandlung der Bewegung in dieINWO übernahm er das Präsidium der INWO Interna-tional. Er organisierte internationale Tagungen und trat

dabei auch als versierter Referent in Geld- und Boden-fragen auf. Seine Broschüren »Boden nutzen statt be-sitzen« und »Entwurf einer nachkapitalistischen Wirt-schaftsordnung« fassen die freiwirtschaftlichen Kern-punkte und Forderungen prägnant zusammen.

Vor allem nach seiner Pensionierung als Primarlehrerin Männedorf am Zürichsee setzte sich Werner Rosen-berger ein Jahrzehnt lang mit vollem Einsatz für die ihmwichtigen politischen Anliegen ein. Im Laufe der letztenJahre ließen seine Kräfte dann allmählich etwas nach.Er stellte sein Wissen und seinen Rat aber weiterhin derStiftung für Natürliche Wirtschaftsordnung (heute NWO-Stiftung Belcampo) zur Verfügung. Und auch bei denTreffen der Freiwirtschaftlichen Bewegung der Schweiz(FBS) war er ein häufiger und aktiver Gast.

Trotz all seiner markanten Auftritte und klaren Wor-te wirkte der im wahrsten Sinne des Wortes grosse Mann

(2,02 Meter) nie verbissen,sondern bewahrte immer sei-nen schalkhaften Humor. Ernahm auch sich selber nichtübertrieben ernst. Werner Ro-senberger hinterlässt in sei-ner Familie, im Freundeskreisund in der Freiwirtschaft ei-ne grosse Lücke.

Heinz Girschweiler

Dance out Moneymania – eine Tanzparade gegenden Kapitalismus. Das ist Systemkritik mit Unter-

haltungscharakter. Und das scheint gut anzukommenin Bern. Bereits zum achten Mal fand im August 2011diese Tanzparade mit politischer Komponente dort statt.Eine Band hat live gespielt und auch DJs auf sechs Wa-gen lieferten Musik zum Umzug. Vorneweg wurde einTransparent mit dem Slogan »Tanz dem Kapital – zä-me, lokal, fair – Alternativen müssen her!« getragen.Während des Umzugs verteilte man Flugblätter anwar tende Autofahrer und interessierte Fussgänger.

In diesem Jahr hatten die Organisatoren bei der Voll -geldreformbewegung angefragt, ob wir uns zu diesemAnlass präsentieren wollen. Das nahmen wir gern anund Kaj Niggli, einer unserer jungen INWO-Aktiven, ma-nagte den Auftritt vor Ort: »Der Umzug endete auf derSchützenmatte, einem grossen Parkplatz vor dem au-tonomen Zentrum Reitschule. Dort wurden die Wagenim Kreis aufgestellt, Musik lief und 300 bis 400 jungeLeute tanzten. Die Musik wurde dann abgestellt, aufei nem Wagen war eine Bühne mit Mikrophon. Ein Ex-ponent von Décroissance hielt eine Rede, anschliessendgab es eine Diskussionsrunde.

Im Anschluss sprach ich 15 Minuten über die Vollgeld -reform. Gleichzeitig wurden Flyer verteilt. Die Zuhörerwaren aufmerksam und wohlwollend. Nach dem Refe-rat besuchten etwa 25 Leute unseren Infostand, woHansruedi Weber und Martin Jung Auskunft gaben. Ei-

nen Infostand hatte es bisher noch nicht gegeben, daswar eher ungewöhnlich für den Anlass. Deshalb ist diebescheidene Besucherzahl nicht zu unterschätzen.«Bis 22 Uhr wurde weitergetanzt. Durch die Kombina -tion von Umzug/Tanzveranstaltung mit politischen In-halten besteht die Chance, andere Leute anzusprechen,als sonst üblich. Daher hat es sich gelohnt. Video vom Speech:http://www.youtube.com/watch?v=m4sprcG6hYM

16 Dezember 4/2011· INWO

NWO-Stiftung Belcampo – dies ist der Name einerneuen Schweizer Bodenrechtsstiftung. Sie setzt sich

zum Ziel, das Gemeineigentum an der Lebensgrundla-ge Boden zu fördern und damit die gesellschafts- undumweltschädliche Spekulation einzudämmen.

Die NWO-Stiftung Belcampo ist das Fusionsproduktder beiden Stiftungen Bel Campo und Stiftung für natür-liche Wirtschaftsordnung, die beide Mitte der Achtzi-gerjahre des letzten Jahrhunderts unabhängig vonein-ander gegründet wurden. Der Name der Stiftung nimmtBezug auf die Natürliche Wirtschaftsordnung SilvioGesells und mit Bel Campo auf »Schönes Wohnen« imSinne von sorgenfreier Existenz. Die Stiftung Bel Cam-po wurde seinerzeit von Pierre Tapernoux und CarlRist gegründet, die Stiftung für natürliche Wirtschafts-ordnung von der damaligen Liberalsozialistischen Par-tei und dem Basler Freiwirtschafter Paul Gysin, dem Be-

gründer der Schweizerischen Freiwirt-schaftlichen Biblio thek. Gysins Lebens-werk ist heute professionell katalogisiertund im WirtschaftswissenschaftlichenZentrum der Universität Basel bestensuntergebracht. Die Bibliothek wird fach-männisch gewartet und aktualisiert. DerKernbestand an freiwirtschaftlichenSchriften ist weltweit online abrufbar.

Boden nutzen statt besitzenIm Jahr 1989 hat die Stiftung für natür-liche Wirtschaftsordnung – angeregtdurch eine grosszügige Grundstücks-schenkung – einen Bodenfonds einge-

richtet. Er umfasst heute, dank weiterer Schenkungenund Zukäufe, je zwei Grundstücke in Egliswil AG undHölstein BL sowie je eines in der Stadt Basel und inOsterburken (Baden-Württemberg). Die Stiftung gibtihren Boden – gemäss freiwirtschaftlichen Vorstellun-gen – im Baurecht ab. Ein Verkauf der Grundstücke istausgeschlossen. Die Stiftung tut das, was ihrer Mei-nung nach Gemeinden tun sollten: Boden, statt ihn zuversilbern, langfristig zur Nutzung abgeben und die Ein-nahmen daraus im Sinne des Gemeinwohls einsetzen.Im Stiftungsstatut ist deshalb festgehalten, dass im Fal-le eines Erlöschens der Stiftung deren Grundstücke an

die jeweiligen Gemeinden fallen sollten. Dies mit derAuflage, dass die Gemeinden den Boden nicht verkau-fen, sondern weiterhin im Baurecht abgeben und vonder Grundrente profitieren. Die Stiftung achtet in ihrenBaurechtsverträgen auf faire Bedingungen für Bau-rechtnehmer und Baurechtgeber.

Durch den Zusammenschluss der beiden Vorgän-gerstiftungen ist das Vermögen der neuen Stiftung aufüber eine Million Schweizer Franken angewachsen. Mitdem Erlös aus den Baurechtszinsen unterstützt die Stif-tung Bestrebungen, die einem sozialen Bodenrecht die-nen. Aber auch andere Projekte im Sinne einer umwelt-und menschengerechten Wirtschaftsweise und einerunparteiischen Geldordnung kann die Stiftung för-dern. Der Stiftungsrat besteht gemäss Statut aus fünfbis zwölf Mitgliedern. Heute zählt er acht lebenserfah-rene Häupter. Er wird versuchen, in nächster Zeit neueStiftungsrätinnen und Stiftungsräte zu finden, welchezu einer Verjüngung beitragen.

Spekulation der Gründer hat sich erfülltDie Gründer der Stiftung für natürliche Wirtschaftsord -nung haben – fast getraut man sich nicht, es zuzuge-ben – spekuliert. Ihre Spekulation war die folgende:Man muss ein Gefäss (in Form der Stiftung) bereit-stellen, dieses Gefäss bekannt machen und mit einemguten Zweck versehen. Und das Gefäss wird sich fül-len. Diese Spekulation hat sich – angesichts der Bilanzdes ersten Vierteljahrhunderts – erfüllt! Begonnen hatdie Stiftung mit 4.000 Büchern und 10.000 Franken zuderen Unterhalt. Heute hat die Stiftung fünf Grund-stücke, jährlich fliessende Einnahmen und ein Gesamt -vermögen im Wert von mehr als einer Million Franken.

Die beiden bisher schönsten Geschenke fallen auf dieersten und die letzten Jahre des ersten Vierteljahr-hunderts Stiftungsgeschichte: Ende der achtziger Jah-re vermachte ein betagtes Freiwirtschafterpaar der Stif-tung für natürliche Wirtschaftsordnung ein Stück bau-reifes Land. Heute nutzen es zwei junge Familien inihrem Doppeleinfamilienhaus. Vor zwei Jahren dannwurde der Stiftungsrat durch einen eingeschriebenenBrief überrascht. Ein stiller, keinem Stiftungsrat be-kannter Freiwirtschafter hatte an seinem 99. Geburts-tag ein Testament verfasst und darin die Stiftung fürnatürliche Wirtschaftsordnung mit einem sechsstelli-gen Frankenbetrag bedacht.

Solche Schenkungen bilden die Grundlage für die künf-tige Tätigkeit der NWO-Stiftung Belcampo. Als Näch-stes plant die Stiftung eine öffentliche Tagung am 28.Januar 2012 in Bern zur Eigentumsfrage (siehe Ka-sten). Auch will die Stiftung Gemeinden immer wiederdarauf hinweisen, dass der Verkauf von Grundstückenzum Aufbessern der Kasse eine schlechte Idee ist, weilsie kurzfristigem Denken entspringt und die Kommunenlangfristig schwächt. Gerne berät der Stiftungsrat In-teressenten auch zu den Kernpunkten fairer Baurechts-verträge. Weitere Aktivitäten wird der Stiftungsrat innächster Zeit diskutieren und dann in Angriff nehmen.

Heinz Girschweiler, Präsident NWO-Stiftung Belcampo

[email protected]

”Die Erde gehört nicht dem Menschen– der Mensch gehört zur Erde.” Häuptling Seattle (1786 – 1866)

Vereint für ein neues EigentumsrechtSCH

WEIZ

Eigentum und FreiheitEine Tagung für kritische Geister

Täglich führen uns die Schlagzeilen in den Medien vor Augen, in welche Sackgasse sichdie sogenannt freie Wirtschaft verrannt hat. Mit Symptombekämpfung allein ist es nichtmehr getan. Jetzt müssen unsere Ordnungen und Normen grundsätzlich zur Diskussiongestellt werden. Die Tagung unserer Stiftung will Denkanstösse für eine neue Eigen-tumsordnung vermitteln. Fünf namhafte Referenten konnten gewonnen werden: Alex-ander Dill, Basel, Philippe Mastronardi und Peter Ulrich von der HSG St. Gallen, UdoHerrmannstorfer, Dornach, Raimund Rodewald, Bern, und Ernst Waldemar Weber, Bern,werden ihre eigentumspolitischen Vorstellungen in Kurzreferaten präsentieren und inWorkshops vertiefen.Die Teilnahmegebühr beträgt – inklusive Mittagessen, Getränke und Apéro – 80 Franken(120 Franken für Paare). Sie sollte parallel zur Anmeldung eingezahlt werden: NWO-Stif-tung Belcampo, 8807 Freienbach, Konto 40-33114-5Anmeldungen an: [email protected] per Post an: NWO-Stiftung Belcampo, Räbacher 2, CH - 8143 Stallikon.

INWO · Dezember 4/2011 17

nlässlich des 150. Geburtstagsdes Sozialreformers Silvio Gesellam 17. März 2012 soll dessenWerk im Rahmen dieser Tagunggewürdigt werden. Nach Rück-

blicken auf sein Leben und Werk und auf diewirtschaftlichen Verhältnisse, in denen sei-ne ersten Veröffentlichungen um 1900 inArgentinien entstanden, soll es um die Fra-ge gehen, ob sich die Grundgedanken einerReform der Geldordnung von der damaligenauf die heutige Zeit übertragen lassen.

1912 verglich Gesell das Geldwesen miteiner Leiter, die umso stabiler sein müsse, jehöher die menschliche Gesellschaft daraufsteige. Sie brach jedoch, was mit dem ErstenWeltkrieg, Inflation und Deflation tragischeFolgen hatte. Nach dem Beginn der großenWeltwirtschaftskrise warnte Gesell: »Wennwir unfähig bleiben, das Geldproblem zu lö-sen, wird die Regierung von links nach rechtsund von rechts nach links pendeln. Und je-der Pendelschlag wird nur die Verwirrung,die Hilf- und Ratlosigkeit vermehren.« Da-mals folgte der Absturz in die Tyrannei desNationalsozialismus.

Trotz des damit verbundenen uner-messlichen Leids für Millionen von Men-schen wurde nach 1945 im Westen ›nur‹die kapitalistische Marktwirtschaft miteinem fehlerhaften Geldwesen restau-riert. Während des Kalten Krieges standihr im Osten eine kommunistische Dik-tatur gegenüber, nach deren Ende imHerbst 1989 sich der westliche Kapita-lismus über die ganze Erde ausbreitenkonnte.

Dessen Krisenhaftigkeit ist nicht erst imHerbst 2008 offenkundig geworden. Mit mil-liardenschweren Bankenrettungspaketen ließsich eine Kernschmelze des globalen Finanz-systems seinerzeit gerade noch abwenden.Damit wurde Zeit gewonnen; aber bislangkonnte sie noch nicht für eine grundlegendeSanierung des Finanzsystems genutzt werden,weil die angeblich effizienten Finanzmärkte alssog. »5. Gewalt« (oder sind sie nicht schondie »1. Gewalt« in den Staaten?) die Politikvor sich hertreiben. Unterdessen entstehenneue Blasen auf Finanz- und Rohstoffmärk-ten, nach deren Platzen die uferlos verschul-deten Staaten die ›systemrelevanten‹ Ban-

ken und Konzerne nicht nochmals mit dreistel -ligen Milliardenbeträgen werden retten kön-nen.Wie vor 100 Jahren steigt die Weltwirtschaft

noch immer auf der Leiter eines mangelhaf-ten Geldwesens in die Höhe, obwohl ihreSprossen immer brüchiger werden. Wie lan-ge kann das noch so weitergehen? Wie könn-te das internationale Finanzsystem grundle-gend stabilisiert werden? Und könnte SilvioGesells Vorschlag einer Geld- und Bodenre-form in aktualisierter Form dazu einen Bei-trag leisten? Um diese Fragen soll es bei den50. Mündener Gesprächen gehen. Sie sindherzlich eingeladen zum Zuhören und Mit-diskutieren. z

150. Geburtstag von GesellÜberwindung der Finanz- und Wirtschaftskrise durch eine Reform der Geldordnung?!

AReinhardswaldschule

50. Mündener Gespräche am 16. – 18. März 2012

FREITAG 16. MÄRZ 2012

19.30 Uh Begrüßung und Eröffnung der Tagung

20.00 Uhr Silvio Gesells Argentinien - Wirtschaftentwicklungund Währungspolitik in Argentinien 1880 bis 1900Prof. Dr. Gerhard Senft, Wirtschaftsuniversität Wien

SONNABEND 17. MÄRZ 2012

9.00 Uhr Silvio Gesells Platz in der ökonomischen TheorieentwicklungDr. Cordelius Ilgmann, Universität Münster (angefragt)

11.00 Uhr Silvio Gesells Zinstheorie –Eine konstruktiv-kritische RevisionProf. Dr. Thomas Huth, Leuphana-Universität Lüneburg

12.30 Uhr Mittagspause

14.30 Uh Von der klassischen Geldhortung zum modernenInvestmentbanking – Fluchtwege des Geldes aus der Realwirtschaft und wie sie zu verhindern wärenDipl.-Kfm. Thomas Betz, Berlin

16.00 Uhr Kaffeepause

16.30 Uhr Was könnte eine aktualisierte Geldreform zurÜberwindung der Krise auf den internationalen Finanzmärkten beitragen?Zweifel – weiterführende Gedanken – offene Fragen Ein Dialog zwischen Prof. Dr. Helge Peukert (Uni Erfurt)und Prof. Dr. Dirk Löhr (FH Trier – Umweltcampus Birkenfeld)

18.00 Uhr Abendpause

20.00 Uhr Die aktuelle Krise auf den internationalen Finanzmärkten und die neuere Diskussion über NegativzinsenPodiums- und Plenumsdiskussion

SONNTAG 18. MÄRZ 2012

9.00 Uhr Parallelen und Polaritäten der Geld- und BodenreformFritz Andres, Seminar für freiheitliche Ordnung Bad Boll

10.15 Uhr Pause

10.45 Uhr Abschließende Podiums- und Plenumsdiskussion

12.30 Uhr Mittagessen und Abreise

Änderungen vorbehalten. Eventuelle Aktualisierungen auf:www.muendener-gespraeche.de

P R O G R A M M

18 Dezember 4/2011 · INWO

ilvio Gesell wurde 1862 als sieb-tes von neun Kindern der Ehe-leute Mathilde und Ernst Gesellin St. Vith im Kreis Eupen-Mal-medy geboren – in einer Ge-

gend, in der sich die deutschen und franzö-sischen Kulturkreise berühren. Seine Mutterwar eine wallonische Lehrerin und sein Va-ter ein preußischer Steuerbeamter. Im El-ternhaus wurden beide Sprachen gespro-chen. Der deutsch-französische Krieg von1870/71 weckte in der Familie schon früh-zeitig den Wunsch nach einer Aussöhnungzwischen beiden Ländern. Glaubensunter-schiede zwischen seiner katholischen Mut-ter und seinem protestantischen Vater führ-ten dazu, dass sich Gesell von den Konfes-sionen löste und sich für andere geistige Strö-mungen öffnete: für die französische Auf-klärung, für die philosophischen Gedankenvon Stirner und Nietzsche und auch für dieEvolutionslehre von Darwin.

Zunächst ließ sich Gesell in Berlin im Ge-schäft seiner beiden Brüder zum Kaufmannausbilden und ging nach mehreren Stationenin Malaga/Spanien und Deutschland schließ-lich 1887 nach Argentinien, um in Buenos Ai-

res ein eigenes Geschäft für zahnärztliche undandere medizinische Artikel zu eröffnen.

Geldreform mit großer TragweiteDie dortige Wirtschaftskrise brachte ihn zumNachdenken über die Ursachen von Infla tionund Deflation, von ungerechter Verteilungund Arbeitslosigkeit. Gesell erkannte dieHauptursache in der Hortbarkeit des Geldesund den daraus resultierenden Unregelmä -ßigkeiten des Geldkreislaufs, denn das Gelderhält dadurch unabhängig von menschlichenEigenschaften eine strukturelle Macht, seinenDienst als allgemeines Tausch- und Kredit-mittel entweder von der Zahlung eines Zin-ses abhängig zu machen oder vorübergehendzu verweigern. Beides hat negative Auswir-kungen auf Wirtschaft und Gesellschaft: Wäh -rend Zins und Zinseszins zu einer ungerech-ten Verteilung der Geld- und Produktivver-mögen führen, lösen die Unregelmäßigkeitenim Geldumlauf Absatzstörungen und Arbeits -losigkeit aus. Außerdem wird so eine stabili -tätsgerechte Steuerung der Geldmenge un-möglich, was Schwankungen der Kaufkraftdes Geldes zur Folge hat.

Um diesen Missständen abzuhelfen undeine störungsfreie Zirkulation des Geldes zugewährleisten, schlug Gesell die Einführungvon nicht hortbaren »rostenden Banknoten«vor, die einen verstetigten Geldumlauf ge-währleisten. Sie sollten Angebot und Nach-frage auf den Güter-, Arbeits- und Kapital-märkten in ein Gleichgewicht bringen, bei demdas Zinsniveau allmählich gegen Null absin-ken kann. Er sah in diesen Gedanken eine»welt erschütternde Entdeckung«. Von Anfangan war Gesell die große Tragweite seiner Geld-reform für die ganze menschliche Gesellschaftbewusst. Sich selbst betrachtete er als einen»glücklichen Finder«, dem nichts wichtigerwar, als diesen »Schatz« an die arbeitendenMenschen als seinen »rechtmäßigen Besit-zern« zu übergeben.

So wurde Gesell vom Kaufmann zum Sozial -reformer, der fortan seiner Berufung folgte,die Gedanken über eine Reform der Geld-ordnung weiterzuentwickeln und zu verbrei-ten. In zahlreichen Büchern und Aufsätzen indeutscher und spanischer Sprache legte erdar, wie mit Hilfe einer solchen Reform eine»Marktwirtschaft ohne Kapitalismus« mitGeldwertstabilität, Vollbeschäftigung und ei-ner gerechteren Einkommens- und Vermö-gensverteilung verwirklicht werden könnte.

Die 1898 in Argentinien erfolgreich durch-geführte Tornquistsche Bankreform ging aufseine Vorschläge zurück und legte in seinemGastland den Grundstein für eine nahezu dreiJahrzehnte währende wirtschaftliche Blüte.Nach einem längeren Aufenthalt in derSchweiz lebte Gesell von 1906 bis 1911 noch -mals in Argentinien und entwickelte währenddieser Zeit Gedanken über eine gerechte in-ternationale Währungsordnung als Funda-ment für einen von Monopolen und Zöllen frei-en Welthandel.

Boden als GemeinschaftsgutSchon seit der Wende vom 19. zum 20. Jahr-hundert hatte Gesell außerdem begonnen,sich mit der Bodenreformidee des nordame-rikanischen Sozialreformers Henry Georgezu beschäftigen. Den Gedanken einer Gleich-

»Reichtum und Armut gehören nicht in einen geordneten Staat«Am 17. März 2012 jährt sich zum 150. Mal der Geburtstag des Kaufmanns und Sozialreformers

Silvio Gesell, der wegen seiner grundlegenden Vorschläge für die Verwirklichung einer

freiheitlichen und gerechten, den Frieden fördernden Gesellschaftsordnung mehr Beachtung

verdient, als ihm bisher zuteil wurde.

S

INWO · Dezember 4/2011 19

verband Gesell mit Gustav Landauer, der sei-nerseits einen prägenden Einfluss auf denjüdischen Philosophen Martin Buber hatte. Georges Gedanken gelangten durch Theo-dor Hertzka auch nach Österreich-Ungarn unddurch Michael Flürscheim nach Deutschland,wo sie in abgeschwächter Form durch AdolfDamaschke verbreitet wurden. Ähnlich wieBuber spielte auch der bodenreformerischeSoziologe und Ökonom Franz Oppenheimereine Rolle in den Anfängen der zionistischenSiedlungsbewegung in Palästina. Außer zuOppenheimers »Liberalsozialismus« gab esgedankliche Parallelen zwischen der Geld- undBodenreform und der »Dreigliederung des So-zialen Organismus« in der von Rudolf Stei-ner begründeten Anthroposophie.

Suche nach dem Dritten WegIm ausgehenden 19. Jahrhundert undwährend der ersten drei Jahrzehnte des 20.Jahrhunderts gab es ein breites Spektrum vonBestrebungen, die nach einer freiheitlichenAlternative zum klassischen Laissez-faire-Kapitalismus, aber auch zu neueren Formeneiner mehr oder weniger staatlich reglemen-tierten kapitalistischen Marktwirtschaft ei-nerseits und zu den totalitären Systemendes Kommunismus und des Faschismus an-dererseits suchten.

Innerhalb dieses Spektrums war Gesell der-jenige, der die geldreformerischen und diebodenreformerischen Ideen am tiefgründig-sten durchdachte und sie sachgerecht mit-einander verband. Aus dieser Perspektivekommentierte er auch das Zeitgeschehenwährend der 1920er Jahre. Mit einer Denk-schrift wies er 1919 die Weimarer National-versammlung auf die Notwendigkeit hin, al-le Bevölkerungsschichten mit einer gestaf-felten, bis zu 75%igen Vermögensabgabe zurFinanzierung der Kriegsfolgen heranzuziehenund dann mit einer kaufkraftstabilen Währungein solides Fundament für den wirtschaftli-chen Neubeginn und die Weimarer Demo-kratie zu legen. Er trat für eine Anerkennungder Reparationsforderungen der Sieger-mächte und für eine Aussöhnung Deutsch-lands mit seinen westlichen und östlichenNachbarn ein. Und eine »Internationale Va-luta-Assoziation« sollte die Voraussetzungenfür einen den Weltfrieden fördernden freienund zugleich gerechten Welthandel schaffen.

In seinen Veröffentlichungen trat Gesellauch antisemitischen, rassistischen und na-tionalistischen Ideologien entgegen. Immerwieder wandte er sich mit Denkschriften undAufsätzen an die Sozialdemokratie und an dieGewerkschaftsbewegung, ohne dort das er-hoffte Verständnis für seine Reformvorschlä-ge zu finden. Obwohl Gesell während der1920er Jahre ignoriert, gelegentlich verhöhntund nur selten ernst genommen wurde, ließer sich vom Unverständnis und der Ignoranz

seiner Zeitgenossen nicht entmutigen. Er hör-te nicht auf, die Öffentlichkeit weiter vor derGefahr eines erneuten großen Krieges zu war-nen und auch die damalige Friedensbewegungaufzufordern, sich stärker für eine Überwin-dung der wirtschaftlichen Ursachen von Bür-ger- und Völkerkriegen einzusetzen. Jedochblieb die von Silvio Gesell begründete Geld-und Bodenreformbewegung während der1920er Jahre zu klein, um die Wirtschafts- undWährungspolitik der Weimarer Republik oderdas Denken in den damaligen sozialen Be-wegungen spürbar beeinflussen zu können.

Den Beginn der großen Weltwirtschafts-krise erlebte Silvio Gesell noch mit. Aber esblieb ihm erspart, auch noch mit anzusehenzu müssen, wie noch Schlimmeres eintrat, alser sich im Entwurf zum Vorwort einer Neu-auflage seines Hauptwerks vorstellen konn-te: »Wenn wir unfähig bleiben, die Aufgabe,die uns gestellt wurde, zu lösen, so werdendie Empörungen und Verzweiflungstaten im-mer größere Kreise umfassen und immergrößere Opfer verlangen; die Hungerrevoltenwerden kein Ende mehr nehmen, die Regie-rung wird von links nach rechts und von rechtsnach links pendeln, und jeder Pendelschlagwird nur die Verwirrung, die Hilf- und Ratlo-sigkeit vermehren.«

berechtigung aller Menschen gegenüber derErde als unverkäuflichem Gemeinschaftsgutverband er mit seinen eigenen Gedanken zueiner umfassenden Theorie der Geld- und Bo-denreform. Hinzu kam der den Weltfriedenför dernde Gedanke, dass neben dem Bodenauch die Bodenschätze der Erde nicht längervon Unternehmen und Staaten angeeignetwerden dürften. Stattdessen sollten sie, wieder Boden selbst und auch die übrigen Na-turgüter, als ein gemeinschaftliches Mensch-heitseigentum von einer überstaatlichen In-stitution verwaltet werden. Das für die pri-vate Nutzung von Boden und Bodenschät-zen erhobene Entgelt – die sog. Bodenrente– sollte für den Unterhalt von Müttern undKindern verwendet werden.

Die Natürliche Wirtschaftsordnung Seine sozialreformerischen Gedanken fassteSilvio Gesell 1916 in seinem Hauptwerk »DieNatürliche Wirtschaftsordnung durch Freilandund Freigeld« zusammen. Während des ers -ten Weltkriegs erschien es zuerst in Berlin undin der Schweiz. Auf Initiative von Ernst Nie-kisch und Gustav Landauer beteiligte sich Ge-sell im April 1919 als Volksbeauftragter fürdas Finanzwesen an der ersten BayerischenRäte republik. Nach deren Sturz geriet ervor übergehend in Haft, wurde aber von derAnklage des Hochverrats freigesprochen. Inseiner Verteidigungsrede legte Gesell Zeug-nis von seiner andauernden Sorge ab, »dassich verunglücken könnte, ehe ich meinenFund (die Idee der Geld- und Bodenreform;d. Verf.) seinem rechtmäßigen Eigentümerausgehändigt hätte. Seit 30 Jahren bin ichbestimmt nicht ein einziges Mal zu Bett ge-gangen, ohne mich zu fragen, was ich nochtun könnte, um meinen Schatz zum Ge-meingut zu machen.«

Weil die Schweiz ihm trotz seines Frei-spruchs die Wiedereinreise verweigerte, ließsich Gesell 1920 in der Nähe von Potsdamnieder und baute sein Modell einer »Markt-wirtschaft ohne Kapitalismus« weiter aus. Da-bei knüpfte er außer an Henry George auchan den französischen Sozialreformer PierreJoseph Proudhon an, den Karl Marx heftig kri-tisiert hatte. Die Wertschätzung für Proudhon

»Die Regierung wird vonlinks nach rechts und vonrechts nach links pendeln,und jeder Pendelschlag wird nur die Verwirrung, die Hilf- und Ratlosigkeit

vermehren.«Silvio Gesell

1891 veröffentlichte Gesell seine erste währungstheo-retische Schrift: Die Reformation im Münzwesen alsBrücke zum sozialen Staat

20 Dezember 4/2011 · INWO

Monetärer Kauz ...Am 11. März 1930 starb Silvio Gesell in der

bodenreformerischen Genossenschaftssied-lung Eden-Oranienburg. Den einzigen würdi-gen Nachruf widmete ihm der Dichter ErichMühsam, sein Freund aus gemeinsamen Mün-chener Revolutionstagen. Mühsam nannte Ge-sell einen »sozialen Wegbahner von größtemgeistigen Wuchs«. Wenige Jahre später wür-digte der berühmte britische Ökonom JohnMaynard Keynes Gesell als denjenigen Vor-läufer, der seinen eigenen bahnbrechendenGedanken am nächsten gekommen war, undbrachte seine Erwartung zum Ausdruck, »dassdie Zukunft mehr vom Geiste Gesells als vonjenem von Marx lernen wird«.

In den ersten Jahren nach der NS-Diktaturund dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Geld-und Bodenreformbewegung nochmals einenkurzzeitigen Aufschwung. Der schweizerischeJournalist und Politiker Friedrich Salzmannveröffentlichte 1945 ein Buch »An die Über-lebenden« mit Zitaten aus Werken Gesells zuverschiedenen Themen, in dem er Gesell das»nicht weg zu diskutierende Recht« zusprach,»wenigstens von den Überlebenden des Zwei-ten Weltkriegs gehört zu werden«. 1949 gabKarl Walker eine Neuauflage von GesellsHauptwerk »Die Natürliche Wirtschaftsord-nung durch Freiland und Freigeld« heraus.

In den folgenden Jahren des westdeutschenWirtschaftswunders geriet das Werk Silvio Ge-sells nahezu in Vergessenheit. Obwohl nebenKeynes auch der amerikanische Geldtheore-tiker Irving Fisher und die beiden späteren Trä-ger des Nobelpreises für Wirtschaftswissen-schaften Lawrence Klein und Maurice AllaisGesells Theorieansätzen eine gewisse Wert-schätzung entgegengebracht hatten, schenk-te ihnen die ökonomische Fachwissenschaftlange Zeit kaum Aufmerksamkeit. Um dieMitte der 1970er Jahre sah Geor ge Garvy in

Gesell lediglich einen »typischen monetärenKauz« und Gottfried Bombach qualifizierte sei-ne Überlegung, den Liquiditätsvorteil des Gel-des gegenüber der menschlichen Arbeit undihren Erzeugnissen mit »künstlichen Durch-haltekosten des Geldes« (Keynes) zu neutra-lisieren, als »skurril« ab.

... oder sozialer Wegbahner?Erst die wirtschaftliche Dauerkrise der letztenJahrzehnte mit der anhaltenden Massenar-beitslosigkeit, mit der zunehmenden sozia-len Polarisierung von Reichtum und Armut,der Umweltzerstörung und in jüngster Zeitmit der Krise auf den internationalen Finanz-märkten löste ein erneutes Interesse an Ge-sells Geld- und Bodenreform aus. Währendder 1980er Jahre begann insbesondere Die-ter Suhr mit der wissenschaftlichen Neufor-mulierung der Geldreformgedanken.

1998 verwies Hans Georg Nutzinger aufeinem Symposium des Deutschen Institutsfür Wirtschaftsforschung (DIW) darauf, »dassGeld tatsächlich eine eigene, von den realenVorgängen weitgehend abgelöste Dynamikentfalten kann.« Die Auseinandersetzung mitdieser Dynamik des Geldes würde der Main-stream der Ökonomie Außenseitern wie Ge-sell überlassen. »Diese Außenseiterdiskus-sionen sind nicht ausreichend mit der allge-meinen Theorie verknüpft und daher eben-falls in vieler Hinsicht auch nicht gut durch-dacht. Aber die Anhänger von Gesell habeneinen wichtigen Umstand im Prinzip richtigerkannt, dass nämlich der Besitz von Landund Geld dem Inhaber solcher ›assets‹ einegewisse privilegierte Position gibt, die ja auchKeynes als wesentlichen Bestandteil seinereigenen allgemeinen Theorie der Beschäfti-gung, des Zinses und des Geldes gesehenhat. ... Dieses Geldmonopol ist noch nichtrichtig theoretisch analysiert, aber der damitangesprochene Zusammenhang lässt sichnicht bestreiten.«

Eine wachsende Zahl von Menschen siehtin Silvio Gesells Werk einen aktualisierbarenBeitrag zur Überwindung der heutigen wirt-schaftlichen und ökologischen Krise, wobei dieBodenreformgedanken auch als Ansatz für dieLösung der Klimaproblematik betrachtet wer-den. Allmählich findet die Geldreform Ein-

»Casa Gesell«, Gesells Geschäft in Buenos Aires, während der 1890er Jahre

Tagung des »Freiwirtschaftsbundes FFF« in Berlin 1921

»Das, was ich will, ist nicht Sache eines Menschen.Ich konnte die Richtung angeben. Das Übrige

tun andere.«Silvio Gesell

INWO · Dezember 4/2011 21

Aus Anlass des 150. Geburtstags erscheint imVerlag für Sozialökonomie ein Buch, das diePersönlichkeit Silvio Gesells vorstellt und an-hand einer Auswahl von Textpassagen ausseinen Werken einen Einblick in seine sozial-reformerische Gedankenwelt vermittelt.

Silvio Gesell, »Reichtum und Armut ge -hö ren nicht in einen geordneten Staat.«Werkauswahl zum 150. GeburtstagVerlag für Sozialökonomie, Kiel, 230 Seiten, Pb., 1. Auflage (Presse-Vorab-Auflage) nur wenige Exemplare lieferbar2., überarbeitete Auflage erscheint Mitte/Ende Januar 2012ISBN 978-3-87998-462-6, 19.90 Euro

Außerdem im Verlag für Sozialökonomie erschienen:Silvio Gesell, Gesammelte WerkeBand 1-18 + Register, Verlag für Sozial -ökonomie, 6.868 Seiten, Pb.ISBN 3-87998-410-7, Sonderpreis beiKomplettbezug: 149.00 Euro (nur nochwenige vorhanden!)Angebot: Mängel-Exemplare Band 2 – 18 +Register zum Sonderpreis von 69.00 Euro

Silvio Gesell, Gesammelte Werke auf CDVersion 1.1 mit optimierterSuchgeschwin digkeit18 Bände, Register und Bonusmaterial(nach Abschluss der Gesammelten Werke gefundene und bisher unver -öffentlichte Briefe, Manuskripte und zweiWarenkataloge aus seinem Berufsleben.)Verlag für Sozialökonomie, 7.090 Seitenauf CD-ROMISBN 978-3-87998-101-4, 29.95 Euro

gang in wissenschaftliche Diskussionen, durchdie US-amerikanischen bzw. englischen Geld-theoretiker Marvin Good friend und Willem Bui-ter sogar in englischsprachige Fachzeitschrif-ten. Vorläufiger Höhepunkt dieser Diskussionist die Überlegung des US-amerikanischenÖkonomen und Lehrbuchautors Gregory Man-kiw im Frühjahr 2009, dass die Federal Re-serve im Sinne von Gesells Vorschlägen dieZinsen unterhalb der Nulllinie in den negati-ven Bereich senken könnte.

Diese Anfänge einer wissenschaftlichen Re-zeption der Geldreform heben freilich ihre»akademische Heimatlosigkeit« im Main -stream der Ökonomie noch nicht auf. Des-halb hält es der Wirtschaftsethiker Peter Ul-rich von der Universität St. Gallen/Schweizfür eine Aufgabe der Wirtschaftsethik, »sichder Herausforderung des ›Geldkomplexes‹anzu neh men, auch wenn die real bestehen-den Macht- und Interessenstrukturen für ein-schlägige geistige Innovationen vorerst we-nig Raum bieten.«

Als Quellenbasis für detaillierte wissen-schaftliche Studien über die Theorie der Geld-und Bodenrechtsreform liegen die 1988 be-gonnene und 2000 mit einem Registerbandabgeschlossene 18-bändige Gesamtausgabeder Werke von Silvio Gesell sowie eine Samm-lung der einschlägigen Primär- und Sekun-därliteratur im »Archiv für Geld- und Boden-reform« vor, das sich als Sondersammlung inder Bibliothek der Carl von Ossietzky-Uni-versität Oldenburg befindet. z

Werner Onken

BuchvorstellungenGesell-Werkauswahl zum 150. Geburtstag

Der nebenstehende Text von Werner Onken isteine leicht bearbeitete Fassung des Vorwortszu einem gerade erschienenen Jubiläumsband.Die Werkauswahl enthält folgende Kapitel:

Vorwort01 Autobiografisches02 Glaube und Kirche03 Menschenbild04 Geld, Zins und Kapitalismus05 Einfluss des Geldes auf die Geschichte06 Inflation, Deflation und stabile Währung07 Geldreform und zinslose Kredite08 Geldreform und Arbeitswelt09 Erde, Ressourcen und Bodenrechtsreform10 Frauen und Männer, Kinder und Familien11 Staat und Politik12 Bildung und Kultur13 Sozialpolitik14 Freihandel und Internationales15 Krieg und Frieden16 Zeitgeschichte17 Sozialdemokratie und Kommunismus18 Antisemitismus, Nationalismus und

Rassismus19 Übergangsphase20 Zeittafel21 Ökonomen über Gesell22 Weiterführende Literatur23 Namensregister

denn je diskutiert nun auch eine breitere Öf-fentlichkeit über ein faires Geldsystem, übernachhaltiges und faires Wirtschaften. Doch wel-che Alternativen haben wir? Wie könnte eineWelt mit einem gerechteren Geldsystem aus-sehen? Wir sprechen mit Experten aus Wirt-schaft und Wissenschaft und informieren überWege hin zu einer nachhaltig funktionierendenMarktwirtschaft mit einer stabilen Währung.Veranstalter: INWO-Regionalgruppe Köln,

Infos: [email protected]

z Sa.-So., 5.-6. Mai 2012, Köln

Neues Geld braucht das Land2. Tagung des Initiativkreises 9,5 ThesenWeitere Infos: www.9komma5thesen.de

z Mo., 7. Mai 2012, 15.00-17.00 Uhr, Melanch -

thon-Akademie, Kartäuserwall 24b, 50678

Köln

Was passiert mit meinem Geld? Basiswissen Finanzen und WirtschaftSeminar für Lehrende und Multiplikatoren mitRalf BeckerMit ein wenig finanz- und volkswirtschaftlichemBasiswissen lassen sich die komplexen Zusam-menhänge unseres Finanzsystems besser er-fassen. Es lässt sich dann vor allem auch da -rüber nachdenken, welche Alternativen es zumgängigen System der Finanz- und Marktwirt-schaft gibt. Wir sprechen über Geldvermögen,Schulden, Zinsentwicklung, Regionalwährun-gen und andere komplementäre Geldsysteme,ethische Geldanlagen, Bank ohne Zinsen, Wirt-schaftsringe mit eigener Währung oder Tausch -ringe.Veranstalter: INWO-Regionalgruppe Köln,

Infos: [email protected]

z Do., 7. Juni 2012, ab 13.00 Uhr, Freie

Waldorfschule, Berthastrasse 15, Leipzig

fairventure-KongressReferenten: Peter Krause, Margrit Kennedy, Ber-nard Lietaer, Jens Martignoni, Veronika Spiel-bichler, Hildegard Kurt, Johannes HeimrathAußerdem: rhythmische Episoden, Themenoa-sen, Infostände, Dialog von und mit ExpertIn-nen, Intensivseminare (Voranmeldung erfor-derlich), Diskussion zu verschiedenen ThemenWeitere Infos unter: www.fairventure.de

z Sa., 9. Juni 2012, 11.00-20.00 Uhr, Arena

Leip zig

Lust auf neues Geld? Ein großes, spannendes ErlebnisGroßveranstaltung mit Kabarett, Vorträgen, MusikDie Welt ist im Umbruch. Mit Ausbruch der Wirt-schaftskrise im Jahr 2008 ist das Vertrauen inunser Wirtschaftssystem geschwunden. WederPolitik und Wissenschaft noch die Einrichtun-gen und Personen, auf die sich die Menschenseit Jahrzehnten »blind« verlassen haben, konn-ten diese Krise vorhersagen oder gar abwen-den. So offensichtlich das Versagen einzelnerAkteure auch sein mag, vielen Menschen ist be-wusst, dass wir es mit einer fundamentalen Kri-se des Systems zu tun haben. Ohne grundle-gende Änderungen am System birgt die nochlange nicht ausgestandene Krise die Gefahr, ineiner chaotischen Katastrophe zu enden.Weitere Infos unter: www.lust-auf-neues-

geld.de, E-Mail: [email protected]

Termine Deutschland

22 Dezember 4/2011 · INWO

z Di., 3. Januar 2012, 19.00-21.30 Uhr,

Auslandsgesellschaft, Steinerstr. 48

(direkt hinter dem Hauptbahnhof)

Treffen INWO-Regionalgruppe DortmundMonatlich treffen sich Aktive aus Dortmund undUmgebung, um aktuelle Ereignisse aus Wirt-schaft und Politik zu besprechen und Aktionenzu planen. Gäste sind herzlich willkommen! Kontakt und Info: [email protected]

z So., 15. Januar 2012, Berlin, Bonn, Düsseldorf,

Frankfurt, Göttingen, München und anderswo

Dezentraler Aktionstag attacEmpörung und Besetzung lauten die Stichwor-te, unter denen seit Monaten weltweit Men-schen auf Straßen und Plätze gehen und ihreForderungen vorbringen. Die Dynamik der glo-balen Bewegung muss weitergehen. Ähnlichwie am 15. Oktober 2011 sollen auch an die-sem Tag wieder in möglichst vielen Städten Pro-teste stattfinden. Erkundigt Euch, ob in EurerStadt schon Aktivitäten geplant sind oder er-greift selbst die Initiative. Da die Krise sichweiter verschärfen wird, brauchen wir an mög-lichst vielen Orten auf Dauer angelegte mobi-lisierungsfähige Netzwerke.Wer weitere Informationen zu Aktionen suchtoder mitteilen möchte, kann in der Aktionsbörsenachschauen und inserieren:http://www.attac.de/aktuell/eurokrise/

aktionstag-151/aktionsboerse/

z Fr.-So., 27.-29. Januar 2012, ab 18 Uhr,

Silvio-Gesell-Tagungsstätte Wuppertal

INWO VertiefungsseminarReferenten: Prof. Dr. Dirk Löhr und Klaus WillemsenBearbeitet werden technische Fragen der Geld -umlaufsicherung und Geldmengensteuerungsowie politische und gesellschaftliche Fragenzur Bewerbung und Umsetzung der INWO-Forderungen. Einige Stichpunkte: Hortung, dasAbheben der monetären von der realen Sphä-re, Assetpreisinflationen, die Rolle der Geld-schöpfung der Notenbanken.Eine Anmeldung ist notwendig. Die Teilneh-merzahl ist begrenzt. Anmeldung an: [email protected]

z Di., 7. Februar 2012, 19.00-21.30 Uhr,

Auslandsgesellschaft, Steinerstr. 48

(hinter dem Hauptbahnhof)

Treffen INWO-Regionalgruppe DortmundMonatlich treffen sich Aktive aus Dortmund undUmgebung, um aktuelle Ereignisse aus Wirt-schaft und Politik zu besprechen und Aktionenzu planen. Gäste sind herzlich willkommen! Kontakt und Info: [email protected]

z Fr.-So., 10.-12. Februar 2012, Katholisch-Sozia-

les Institut, Selhofer Str. 11, 53604 Bad Honnef

Geld, Finanzmärkte, Europas Zukunft - 3. Finanzmarkttagung im KSI

Eine Veranstaltung des Katholisch-Sozialen Insti-tuts (KSI), Attac-Deutschland und Publik-Forummit Wolfgang Kessler, Christoph Deutschmann,Stephan Lindner, Silke Ötsch, Sven Giegold, Ire-ne Knoke, Harald Klimenta, Christian Felber, Utav. Winterfeld, Georg SchürmannOrganisation: Udo Huett, Tel.: 02224-955-405,

Mobil: 0177-3884185, E-Mail: [email protected]

Teilnahmegebühr inkl. Unterbringung und

Vollpension: 180,- €, ermäßigt: 145,- €

(für Geringverdiener), Tagesgäste: 25,- €

z Mi., 7. März 2012, 19.30 Uhr, Melanchthon-

Akademie, Kartäuserwall 24b, 50678 Köln

Schulden und Vermögen - Arm und ReichDie Schulden der einen sind die Guthaben deranderen. Dieser Zusammenhang wird immer of-fensichtlicher. Denn nach 60 Jahren fast unun-terbrochenen Wirtschaftswachstums sind diewestlichen Länder so reich wie nie zuvor, aberder öffentlichen Hand fehlt das Geld an allenEcken und bei der Hälfte der Bevölkerung sinktschon seit Jahren der Wohlstand. Warum besit-zen einige wenige so hohe Vermögen und alleanderen müssen sich das Geld bei ihnen lei-hen? Und könnte eine Währung mit »Umlaufsi-cherung« dazu beitragen, die Geldströme wie-der der Bevölkerungsmehrheit zuzuleiten? Information und Diskussion mit der INWO-Re-gionalgruppe KölnInfo: [email protected]

z Sa.-Fr., 10.-16. März 2012,

Villa Creutz in Koethen

Macht-Geld-Sinn 2012mit u.a. Dirk Müller, Alwine Schreiber-Martens,Steffen Henke, Andreas Bangemann, Wolf-gang Berger, Wilhelm Schmülling, HelmutCreutz, Rudolf Geitmann, Frank Jansky, Vero-nika Spielbichler, Eric Jeanneret Der 2. MGS-Kongress mündet in die MündenerGespräche, ein Bus ist reserviert, um gemein-sam von Köthen nach Münden  zu fahren. Mehr Infos: www.globalchangenow.de

z Sa.-So., 16.-18. März 2012, Reinhardswald-

schule in Fuldatal bei Kassel

150. Geburtstag des Sozialreformers Silvio Gesell – 50. Mündener Gespräche Nähere Einzelheiten und Anmeldeformular un-

ter: www.sozialwissenschaftliche-gesellschaft.

de bzw. www.muendener-gespraeche.de

z Sa., 21. April 2012, 11.00-16.00 Uhr,

Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b,

50678 Köln

Wege aus der Schuldenkrise – Aufgabenvon Wirtschaft und Banken in der Zeit»danach«Vorträge und Rundgespräch mit Prof. Dr. DirkLöhr und anderen Finanzkrise, Bankenkrise, Wirtschaftskrise, Eu-rokrise – Occupy Wallstreet! Ist dies das Endeunseres Finanz- und Wirtschaftssystems? Mehr

Mitgliedsantrag_______________________________________________________________________________________________________Name Straße & Hausnummer Postleitzahl & Ort

_______________________________________________________________________________________________________Telefon & E-Mail-Adresse Alter, Beruf

Per Fax an: 066 23 - 91 96 02 oder per Post an:

Ich möchte förderndes Mitglied der INWO e.V. werden![ ] Ich zahle jährlich 48 € (regulärer Beitrag inklusive Mitgliederzeitschrift). [ ] Ich zahle jährlich 24 € (ermäßigt nach Selbsteinschätzung inklusive Zeitschrift). [ ] Ich zahle jährlich 12 € (Bezug der Zeitschrift solange der Vorrat reicht).

[ ] Ich spende einen zusätzlichen Beitrag von jährlich ______ €. [ ] Ich spende zusätzlich einmalig ______ €. [ ] Ich wünsche jährlich eine Spendenbescheinigung.

________________________________________________________________________________Ort, Datum Unterschrift

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Hiermit ermächtige ich die Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung e.V., bis auf Widerruf meinen jährlichen Mitgliedsbeitrag (abBeitrittsmonat bis Jahresende, danach jeweils im März für das gesamte Jahr) und die zusätzliche Spende (ggf. streichen) von meinem

Konto Nr.: ______________________________________ BLZ: ______________________

bei der _________________________________________

mittels Lastschrift abbuchen zu lassen. Wenn oben genanntes Konto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht seitens der konto -führenden Bank keine Verpflichtung zur Einlösung.

_____________________________________________________________________________Ort, Datum Unterschrift

Bestellformular[ ] Ich bestelle ein Jahresabo der FAIRCONOMY für 10 € Versandkostenpauschale.[ ] Ich möchte ein kostenloses und unverbindliches Probeabo der Zeitschrift FAIRCONOMY.[ ] Bitte senden Sie mir kostenloses Infomaterial über die INWO.[ ] Bitte nehmen Sie mich in Ihren E-Mail-Verteiler auf. Meine E-Mail-Adresse: _____________________________________

Ich bestelle folgende Materialien der INWO / Platz für Anmerkungen:

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________________________________________________________________________________ __________ggf. Artikelbezeichnung ggf. Anzahl

Alle Preise verstehen sich als Bruttopreise. Versandkosten für Sendungen an Adressen in Deutschland entfallen ab einem Bestellwertvon 20 Euro. Bei einem geringeren Bestellwert werden 3,50 Euro Versandkosten berechnet. Sämtliche Sendungen ins Ausland versenden wir nur gegen Vorkasse. Versandkosten für Sendungen an Adressen außerhalb Deutschlands ermitteln wir gerne auf Anfrage.

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Ihre Daten werden elektronisch erfasst, damit wir Spendenquittungen, Rechnungen etc. ausstellen und Kontakt zu Ihnen halten können. Ihre Daten werden aus-

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INWO · Dezember 4/2011 23

INWO e.V. VersandWüstefeld 6 36199 Rotenburg

Bestellungen an: INWO-Versand, Wüstefeld 6, 36199 Rotenburg, Telefon: 066 23 - 91 96 01, Fax: 066 23 - 91 96 02, E-Mail: [email protected] oder online unter: http://www.INWO.de/Shop. Dort finden Sie auch weitere Angebote.

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INWO Standpunkt 4Banken in die Schranken? – Die Vermögen sind das Problem! Wer auf der Suche nach den Ursachen unserer derzeitigenKrisen – gleichgültig ob im Bereich der Kapitalmärkte oderStaaten – auf die Banken zielt, trifft zwar dieRichtung, aber zielt zu kurz. Helmut Creutzzeigt auf, wo wir eigentlich ansetzen müss -ten: Die Probleme hängen entscheidend mitdem Überwachstum der Geldvermögen zu -sam men, das wiederum aus dem Über-wachstum der Zinsgutschriften resultiert.Dieses Überwachstum hat eine immer größe-re Diskrepanz zwischen Geld- undRealwirtschaft zur Folge. Um die Problemezu lösen, brauchen wir eine Geldreform.Hg. von INWO Deutschland 2011– für Mitglieder kostenfrei

oder gegen eine freiwillige Spende!

Silvio Gesell

»Reichtum und Armut gehören nicht in einen geordneten Staat.«Werkauswahl zum 150. Geburtstag

Am 17. März 2012 jährt sich zum 150. Mal derGeburtstag des Kaufmanns und SozialreformersSilvio Gesell, der wegen seiner grundlegendenVorschläge für die Verwirklichung einer freiheitli-chen und gerechten, den Frieden förderndenGesellschafts ordnung mehr Beachtung verdient,als ihm bisher im allgemeinen und in derWissenschaft im besonderen zuteil wurde. Ausdiesem Anlass soll das vorliegende Buch diePersönlichkeit Silvio Gesells vorstellen und anhand einerAuswahl von Text passagen aus seinen Werken einen Einblick inseine sozial reformerische Gedankenwelt vermitteln.

Verlag für Sozialökonomie, Pb., 230 Seiten, Preis: 19.90 €

FAIRCONOMY Jahrgang 2011 komplett

Haben Sie eine Ausgabe verpasst? Solange unser Vorrat reicht, kannder ganze Jahrgang 2011 im Shop der INWO-D bestellt werden.4 Stück für 8 € – für Mitglieder versandkostenfrei!

Fairconomy-RettungsschirmGriechenland-Hilfe, Europäischer StabilitätsmechanismusESM, Europäische Finanzstabilisierungsfazilität EFSF ... mit

diesen »Rettungsschirmen« wird ein in sich instabilesSystem »stabilisiert«. Statt den Zinsfluss von

Arm nach Reich einzudämmen, bleibt »ein lei-ser, monotoner Tropfenhall, ... die Zinsen,

die fortlaufend hinabträufeln in dieKapitalien, welche beständig anschwel-

len« (Heinrich Heine).Unser FAIRCONOMY-Schirm – der

einzige Rettungsschirm, der Sienicht im Regen stehen lässt! Aufschrift:

»Rettungsschirm für alle« und »Fairconomy«Preis: 15 €, zzgl. Versand

Margrit Kennedy

Occupy Money. Damit wir zukünftig ALLEdie Gewinner sind.

Ein leicht verständliches Plädoyer für neuesGeld, das zinsfrei, gerecht und stabil ist.Das Buch liefert eine Argumentation füreine neue Bewegung, die von unten ent-steht und die Druck auf Politik und Wirt -schaft ausübt, um endlich auch ein Geld -system zu schaffen, das den Menschendient und nicht dem Profit. Margrit Kennedyzeigt Wege, wie das Geld wieder zu einersteuerbaren öffentlichen Dienstleistung zumWohle der gesamten Gesellschaft werdenkann statt eine Ware zu sein, die zu einemkrankhaften Wachstumszwang führt.

J. Kamphausen, Taschenbuch, 112 Seiten, Preis: 9.95 €

Auch als E-Book erhältlich, Preis: 6.99 €

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