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ZAHNMEDIZIN R EHABILITATION IN DER ÄSTHETISCHEN ZONE Ein Beitrag von Dr. Marcus Seiler, Dr. Martin Baisch, Ztm. Gerhard Neuendorff, Ztm. Christine Hammerl-Riempp, Dr. Amely Hartmann, alle Filderstadt/Deutschland Versorgung mit Conelog Screw-Line Implantat Die subjektive Zufriedenheit des Patienten mit dem ästhetischen Ergebnis ist Teil des Erfolgs einer Implantation. Implantologische Eingriffe in der ästhetischen Zone oder dem extrem atrophierten Bereich gelten gemäss der SAC-Klassifikation [1] als die am schwierigsten zu therapierenden. Der Ober- kieferfrontzahnbereich stellt auch in diesem Fall eines implantologischen Einzelzahnersatzes eine chirurgische Herausforderung dar [2], bei der sogar forensisch die Ästhetik im Vordergrund der Versorgung steht. Dies macht nochmals das nötige Zusammenspiel zwischen einer exakten dreidimen- sionalen Implantatposition, perfekt ausgeformtem Weichgewebe und ästhetischer Suprakonstruktion klar. Grundlage hierfür stellt eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen dem Chirurgen, Prothetiker und Zahntechniker von Beginn an dar. Der vorliegende Patientenfall beschreibt das mögliche therapeutische Vorgehen beim Einzelzahnverlust bedingt durch eine Paro- Endo-Läsion in der ästhetischen Zone mittels eines Conelog Screw-Line Implantats. Indizes: Conelog Screw-Line Implantate, Papillenerhalt, Socket Preservation, Platform-switching, Weichgewebsaugmentation, Weichgewebskonditionierung Die zu Behandlungsbeginn 47-jährige Patientin stellte sich mit den in Abbildung 1 dargestellten klinischen Verhältnissen in unserer Praxisklinik vor. Es zeigte sich eine deutliche putride Sekretion vor allem aus der singulären bukkalen Tasche (6 mm) bei apikaler Kompression sowie eine livide glasige Schwellung der Schleimhaut. Der BOP (Bleeding on Probing) war ausge- prägt positiv. Aufgrund der kumulierten klinischen Befunde wurde die Diagnose einer kombinierten Paro-Endo-Läsion ge- stellt und der Patientin zur Extraktion geraten. Auch die Ein- zelröntgenaufnahme (Abb.2) zu Beginn machte den erweiter- ten Parodontalspalt sowie den Knochenrückgang deutlich, der zu einem ungünstigen Kronen-Wurzelverhältnis geführt hatte. Es liegt ein dünner Gingivamorphotyp A1 vor. Von extraoral betrachtet zeigt die Patientin eine hohe Lachlinie. 58 Swiss Dental Community – 5. Jahrgang 2/12 Abb.1 Klinische Ausgangssituation en face. Erkennbar sind der geringe Überbiss im Bereich der mittleren Inzisiven und die latente Schwellung in regio 21 Abb.2 Einzelröntgenaufnahme zu Beginn der Behandlung Literatur QR-CODE: Die Literaturliste erhalten Sie mittels des oben stehenden QR-Codes (Funktions- hinweis siehe Seite 5) oder unter www.teamwork- media.de in der linken Navigations- leiste unter „Literaturverzeichnis”

Versorgung mit Conelog Screw-Line Implantat REHABILITATION ... · Endo-Läsion in der ästhetischen Zone mittels eines Conelog Screw-Line Implantats. Indizes: Conelog Screw-Line Implantate,

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ZAHNMEDIZIN

REHABILITATION INDER ÄSTHETISCHENZONEEin Beitrag von Dr. Marcus Seiler, Dr. Martin Baisch, Ztm. Gerhard Neuendorff, Ztm. Christine Hammerl-Riempp, Dr. Amely Hartmann, alle Filderstadt/Deutschland

Versorgung mit Conelog Screw-Line Implantat

Die subjektive Zufriedenheit des Patienten mit dem ästhetischen Ergebnis ist Teil des Erfolgs einer Implantation. Implantologische Eingriffe in der ästhetischen Zone oder dem extrem atrophierten Bereich gelten gemäss der SAC-Klassifikation [1] als die am schwierigsten zu therapierenden. Der Ober-kieferfrontzahnbereich stellt auch in diesem Fall eines implantologischen Einzelzahnersatzes eine chirurgische Herausforderung dar [2], bei der sogar forensisch die Ästhetik im Vordergrund der Versorgung steht. Dies macht nochmals das nötige Zusammenspiel zwischen einer exakten dreidimen-sionalen Implantatposition, perfekt ausgeformtem Weichgewebe und ästhetischer Suprakonstruktionklar. Grundlage hierfür stellt eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation zwischendem Chirurgen, Prothetiker und Zahntechniker von Beginn an dar. Der vorliegende Patientenfall beschreibt das mögliche therapeutische Vorgehen beim Einzelzahnverlust bedingt durch eine Paro-Endo-Läsion in der ästhetischen Zone mittels eines Conelog Screw-Line Implantats.

Indizes: Conelog Screw-Line Implantate, Papillenerhalt, Socket Preservation, Platform-switching,Weichgewebsaugmentation, Weichgewebskonditionierung

Die zu Behandlungsbeginn 47-jährige Patientin stellte sich mitden in Abbildung 1 dargestellten klinischen Verhältnissen inunserer Praxisklinik vor. Es zeigte sich eine deutliche putrideSekretion vor allem aus der singulären bukkalen Tasche (6 mm)bei apikaler Kompression sowie eine livide glasige Schwellungder Schleimhaut. Der BOP (Bleeding on Probing) war ausge-prägt positiv. Aufgrund der kumulierten klinischen Befunde

wurde die Diagnose einer kombinierten Paro-Endo-Läsion ge-stellt und der Patientin zur Extraktion geraten. Auch die Ein-zelröntgenaufnahme (Abb. 2) zu Beginn machte den erweiter-ten Parodontalspalt sowie den Knochenrückgang deutlich, derzu einem ungünstigen Kronen-Wurzelverhältnis geführt hatte.Es liegt ein dünner Gingivamorphotyp A1 vor. Von extraoralbetrachtet zeigt die Patientin eine hohe Lachlinie.

58 Swiss Dental Community – 5. Jahrgang 2/12

Abb.1 Klinische Ausgangssituation en face. Erkennbarsind der geringe Überbiss im Bereich der mittleren Inzisivenund die latente Schwellung in regio 21

Abb.2 Einzelröntgenaufnahme zu Beginn der Behandlung

Literatur

QR-CODE:

Die Literaturliste erhalten Sie mittels des oben stehenden QR-Codes (Funk tions -hinweis siehe Seite 5)oder un terwww.teamwork-media.de in der linken Naviga tions -leiste unter „Literaturverzeichnis”

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Behandlungsplanung und Vorbehandlung

Die anspruchsvolle Patientin wünschte eine funktionell-ästhe-tische Rehabilitation. Geplant wurde eine Spätimplantationmittels eines Conelog Screw-Line Implantats nach vollständigerfolgter Abheilung der entzündlichen Verhältnisse. Alle Vor-behandlungen erfolgten in der präoperativen Phase beim be-treuenden Hauszahnarzt. Die Zwischenversorgung wurde hierebenfalls bereits im Vorfeld erstellt und nach der Zahnextrak-tion mit entsprechender Socket Preservation (Abb. 3) einge-gliedert. Das Provisorium diente zum stützenden Papillenerhaltund war als Ovate Pontic gestaltet. Abbildung 4 zeigt die rönt-genologische Situation nach der Zahnentfernung. Nach einerAbheilungszeit von fast drei Monaten präsentierten sich reiz-freie gingivale Verhältnisse (Abb. 5 und 6).

Chirurgie

Gewählt wurde eine marginale Schnittführung ohne vertikaleEntlastung bis einschliesslich der ersten Prämolaren. Danacherfolgte die entsprechende Präparation und Mobilisation desMukoperiostlappens. Die Implantatbettaufbereitung bis zurgewünschten Grösse des Bohrstollens entsprach dem Vorge-

hen wie bei den Screw-Line Implantaten. Durch die gemein-same Aussengeometrie Screw-Line können Camlog und Cone-log Implantate mit dem gleichen Chirurgie-Set inseriert wer-den. Das Implantat wurde gemäss den für den Langzeiterfolgzu beachtenden Kautelen inseriert (Abb. 7).

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Abb.3 Zustand nach schonender Extraktion des Zahns 21und Socket Preservation mittels Bio-Oss. Das eingebrachtebovine Material diente zur Weichgewebs- und Volumen -stütze während der dreimonatigen Abheilungszeit und wurdeim Zuge der Implantation wieder entfernt

Abb.4 Einzelröntgenaufnahme nach Extraktion und SocketPreservation

Abb.5 Das Implantationsgebiet des anterioren Oberkiefersmit reizfreier mukoperiostaler Weichteildecke

Abb.6 Ansicht en face mit ausgeformtem Weichgewebe

Abb.7 Einbringen des Conelog Screw-Line Implantates, D 4,3 mm und L 13 mm. Die marginale Schnittführung ohneEntlastungsschnitte verhindert Narbenbildungen in der ästhetischen Zone

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Auf Abbildung 8 zeigt sich ein zirka drei Millimeter grosser Ab-stand der Implantatschulter vertikal zur Schmelzzementgrenzeund zwei Millimeter zwischen dem Implantat in der Horizon-talen und jeweiligem Nachbarzahn.Beim Einbringen des Implantats sollte beim Conelog-Implan-tatsystem analog zum Camlog-Implantatsystem zur Vereinfa-chung der späteren Prothetik eine der drei Nuten der Innen-konfiguration nach vestibulär gerichtet sein. Hierzu ist das Ein-

drehinstrument mit einer Markierung versehen, die den dreiNuten entspricht. Die Abnahme des Einbringpfostens erfolgtewie gewohnt (Abb. 9). Im Implantatinneren sieht man in derAufsicht die für Conelog typischen drei Nuten zur Positionie-rung direkt unterhalb der Konusfläche (Abb. 10). Die Innen-konfiguration des Konus beträgt 7,5 Grad. Die gewünschte Ko-nuswirkung kommt allerdings erst bei den Abutments zum Tra-gen; die Verschlussschraube des Conelog-Implantatsystems

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Abb.8 Inseriertes Conelog Screw-Line Implantat mit nochaufgeschraubtem Einbringpfosten

Abb.9 Implantat mit Implantat-Einbringpfosten in situ

Abb.10 Im Implantatinneren siehtman in der Aufsicht die für Conelogtypischen drei Nuten direkt unterhalbder Konusfläche

Abb.11 Die Verschlussschraube desConelog-Implantatsystems beinhaltetschon das Platform-switching, wobei dieImplantatschulter nicht vollständig vonder Verschlussschraube bedeckt wird

Abb.12 Erkennbar ist das bukkaleKnochendefizit, das einen Bedarf anaugmentativen Massnahmen deutlichmacht

Abb.13 Knochenspan-Entnahme aus der Kieferwinkelregionrechts. Hier die Situation nach Abtragung der kortikalen Schichtund Sammeln des partikulierten Materials mit dem Filter

Abb.14 Die exponierten Bereiche der Promote plus Ober-fläche werden mit den gesammelten partikulären Knochen-spänen augmentiert

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beinhaltet jedoch schon das Platform-Switching, wobei die Im-plantatschulter nicht vollständig von der Verschlussschraubebedeckt wird (Abb. 11). Das bukkale Knochendefizit (Abb. 12),das schon nach Mobilisation des Lappens erkennbar war, wur-de durch partikuläres Material aus der Kieferwinkelregionrechts kompensiert (Abb. 13). Dieses konnte im Sinne einerAuflagerungsplastik auf die exponierten Bereiche der Promoteplus Implantatoberfläche appliziert (Abb. 14) und durch einemit einer resorbierbaren Membran gesteuerten Geweberege-neration (Abb. 15) abgedeckt werden. Zur weichgewebigenAugmentation diente ein gestielter, von der ipsilateralen Seitegewonnener Bindegewebslappen (Abb.16), der bis regio 27präpariert und dann rotierend unter das bukkale Gewebe ein-geschlagen wurde. Ein speicheldichter Nahtverschluss(Abb. 17) sicherte eine erstrebte primäre Wundheilung. DiePatientin erhielt postoperativ eine Verbandsplatte. Die postim-plantologische Röntgenaufnahme (Abb. 18) zeigt die korrektePositionierung des Conelog Implantats. Die klinische Situationbei Nahtentfernung stellte sich reizfrei dar, und in der Aufsichtvon okklusal ist eine stabile augmentierte Transversale erkenn-bar (Abb. 19).

Freilegung

Die Einheilung des zweiteiligen Systems erfolgte gedeckt. Inder Zwischenzeit trug die Patientin eine basal ausgeschliffeneInterimsversorgung. Nach zirka fünf Monaten Einheilungspha-se erfolgte die Implantatfreilegung mit einem minimalinvasi-ven Zugang (Abb. 20). Der Conelog Gingivaformer wide body(GH 4.0 mm) wurde für drei Wochen zur Weichgewebskondi-

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Abb. 17 Der speicheldichte Nahtver-schluss zur primären Wundheilung

Abb. 18 Das Einzelröntgenbild lässtdas Innendesign der Verschlussschraubeerkennen und zeigt die Lage der Im-plantatschulter knapp unterhalb derSchmelzzementgrenze

Abb. 19 Situation zwei Wochen nachdem chirurgischen Eingriff mit stabilentransversalen Verhältnissen

Abb. 15 Eine resorbierbare Membran liefert die Abdeckungdes Augmentats und steuert die Geweberegeneration

Abb. 16 Ein gestielter, von der ipsilateralen Seite gewonnenerPalatinallappen dient der weichgewebigen Unterstützung

Abb. 20 Minimalinvasiver Zugang bei der Freilegung

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tionierung inseriert, danach konnte mit der weiteren protheti-schen Versorgung begonnen werden (Abb. 21 und 22). Es zeig-ten sich parodontal gesunde Verhältnisse nach Entfernung desGingivaformers und ein adäquat ausgeformtes Durchtrittspro-fil zur späteren Aufnahme der Krone (Abb. 23).

Abformung

Für die offene Abformung wurde der entsprechende rotations-symmetrische Abformpfosten (Abb. 24) in das Implantat ein-gebracht, bis die Nocken in den vorgesehenen Nuten einras-

teten, und verschraubt. Das Festdrehen der Halteschraube er-folgte mit einem Inbus-Schraubendreher (Abb. 25). Die Abfor-mung konnte mittels eines im Labor angefertigten individuel-len Löffels mit entsprechender Perforation an der abzuformen-den regio 21 vorgenommen werden (Abb. 26). Nach derAbformung wie hier mit einem Polyether (Impregum, 3M Espe)muss die Halteschraube durch die Perforation hindurch frei lös-bar sein und darf nicht mit Abformmaterial bedeckt sein(Abb. 27). Nach dem Aushärten konnte die Halteschraube ge-löst und aus der Abformung zurückgezogen sowie der Abform-löffel entfernt werden.

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Abb. 26Einprobe des individuellen Löffelsmit entsprechenderAussparung in regio 21

Abb. 27Abformung mit Polyether (Impregum)

Abb. 21 Okklusalansicht nach Frei -legung. Situation mit eingebrachtemGingivaformer wide body (GH 4.0mm).Erkennbar ist die anfängliche Ischämiedes Gewebes nach Insertion

Abb. 22 Drei Wochen nach der Implan -tatfreilegung kann mit der weiterenprothetischen Versorgung begonnenwerden

Abb. 23 Das Durchtrittsprofil zeigt parodontal gesunde Verhältnisse. Eineder drei Nuten der Innenkonfigurationzeigt nach vestibulär

Abb. 24a und b Abformpfosten für die offene Abformung mit den für Conelogtypischen drei Nocken, die in die Nuten der Innenkonfiguration greifen. Die Konusfläche des Implantates wird bei der Abformung nicht genutzt, um Höhenversatz auszuschliessen. Die Implantatschulter dient als Höhenreferenz

Abb. 25 Der verschraubte Abform -pfosten in situ. Für die offene Ab -formung wird ein individueller, im Vorfeld hergestellter Löffel angewandt

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Modellherstellung und funktionelles Wax-up

Im zahntechnischen Labor erfolgte die Herstellung des Meis-termodells (Abb. 28). Das Einartikulieren der Modelle wurdemithilfe eines Zentrikregistrats vorgenommen. Mit der Her-stellung eines Wax-ups ist es möglich, den späteren definiti-ven Zahnersatz exakt dreidimensional zu planen. Dieses wur-de klinisch einprobiert, um die Modellverhältnisse mit denenin situ zu überprüfen und anzugleichen (Abb. 29). Danachkonnte wiederum im Labor auf dem Meistermodell die An-fertigung eines Silikonschlüssels erfolgen, der Auskunft überdie verfügbaren Platzverhältnisse für Abutment und Kronelieferte (Abb. 30 und 31).

Abutment-Anfertigung und -Einprobe

Abbildung 32 zeigt die weitere Vorgehensweise auf dem Meis-termodell. Der Zirkonoxid-Anteil des Keramik-Abutments wur-de gemäss den individuellen Gegebenheiten in Wachs model-liert, im Doppelscanverfahren digitalisiert, gefräst, gesintert(Lava, 3M Espe) und mit der Conelog Titanbasis CAD/CAM(Abb. 33) mit Panavia F2.0 (Kuraray) verklebt (Abb. 34). Durchden Sitz der Abutmentschraube im Metallwiderlager der Titan-basis werden mechanische Spannungen auf den Zirkonoxid-Anteil vermieden. Erst beim Festdrehen der Abumtentschraubemit einem vordefinierten Drehmoment kommt die selbsthem-mende Konusverbindung des Conelog-Implantatsystems zum

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Abb. 28 Meistermodell mit aufge-schraubtem Abformpfosten

Abb. 29 Einprobe des Wax-ups. Durch die korrekte Lage des Approximalkontaktesist eine spätere Unterstützung und weitere Ausformung der Interdentalpapillemöglich. Erkennbar ist hier schon der girlandenförmige Verlauf der marginalenGingiva sowie der Erhalt der „attached“ Gingiva ohne Verschiebung der muko-gingivalen Grenze

Abb. 30Der über das Wax-up ge-wonnene Silikonschlüsselstellt den für die Prothetikzur Verfügung stehendenPlatz dar und ermöglicht eine Dimensionskontrolle

Abb. 31Die Formgebung des indivi-duellen Keramik-Abutmentswird überprüft

Abb. 34Das Keramik-Abut-

ment besteht aus einem Titanbasisteil,

einem Zirkonoxid-An-teil und einer Abut-mentschraube. Die Titanbasis wird erst

nach erfolgter indivi-dueller Bearbeitung

des Zirkonoxid-Anteilsmit ihr verklebt, wasmechanische Span-

nungen reduziert

30 31

32 33 34

Abb. 32 Entwicklung desDurchtrittsprofils auf demModell, um eine natürlicheGestaltung der Krone zu er-möglichen

Abb. 33 Die Conelog Titanbasen CAD/CAM in den Gingi-vahöhen 0,8 mm und 2,0 mm

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Tragen. Von frontal betrachtet zeigte sich bei der Einprobe desAbutments der Verlauf der präparierten Schulter vestibulärleicht subgingival (1 bis 1,5 mm) und oral paragingival(Abb.35). Dadurch kann gewährleistet werden, dass nach demZementieren der definitiven Krone der Zementüberschuss per-fekt entfernt werden kann und eine natürliche Rot-Weiss-Äs-thetik ermöglicht wird. Eine vestibuläre Markierung des Abut-ments erleichtert dessen Einsetzen. Bei der klinischen Situation wird die Positionierung des Implantats innerhalb derorofazialen Komfortzone deutlich. Diese liegt hinter der ima-ginären Linie zwischen den Austrittspunkten der Nachbarzäh-ne. Durch Einhaltung dieser chirurgischen Kautelen bleibt diebukkale Lamelle unterstützt, und so können Weichgewebsre-zessionen langfristig vermieden werden (Abb. 36).

Herstellung und Eingliederung der definitiven Krone

Zur Herstellung der Zirkonoxid-Krone wurde im Labor ein Kro-nengerüst modelliert, im Doppelscanverfahren digitalisiert undgefräst (Lava, 3M Espe). Abbildung 37 zeigt den Grünling unddas fertig gesinterte Kronengerüst im Grössenvergleich. Dieweiteren Herstellungsschritte erfolgen gemäss der vollkerami-schen Restaurations- und Schichtttechnik in diesem Fall mitVM9 (Vita) (Abb. 38 und 39). Die Abbildung 40 zeigt die Fron-talansicht des Rohbrands auf dem Modell. Für den Langzeit-erfolg der Prothetik ist es schon bei der Rohbrandeinprobe insitu wichtig, auf eine physiologische Kronenform Wert zu le-gen, genauso wie auf die Hygienefreundlichkeit der Versorgung.

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Abb. 35 Das Abutment befindet sich in der orofazialenKomfortzone, die hinter der imaginären Linie zwischen denAustrittspunkten der Nachbarzähne liegt. Durch die korrektePositionierung bleibt die bukkale Lamelle unterstützt und sokönnen Weichgewebsrezessionen vermieden werden

Abb. 36 Bei der Einprobe des Zirkonoxid-Abutments ist aufden Verlauf der Schulter zu achten. Die bukkale Kontinuitätdes Alveolarfortsatzes ist durch die augmentativen Mass-nahmen wiederhergestellt

Abb. 37a Der überdimensionierte Grünling aus Zirkonoxid(Lava, 3M Espe) in gefrästem und ungesintertem Zustand ...Abb. 37b ... und das fertig gesinterte Kronengerüst

Abb. 38 Das individualisierte Kronengerüst vor dem kera-mischen Schichten

Abb. 39 Die keramischeSchichtung erfolgt individuell mit einerästhetischen Verblend-keramik für Zirkon-oxid (VM 9, Vita)

Abb. 40Rohbrand

39 40

37a 37b

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Um die Ausformung natürlich aussehender Interdentalpapil-len zu ermöglichen, darf der Abstand vom approximalen Kon-taktpunkt bis zum Knochen nicht mehr als 5 mm betragen.Die Abbildungen 41 und 42 zeigen die fertige prothetische Ar-beit. Bei Eingliederung der Prothetik lagen reizfreie mukogin-givale Verhältnisse vor. Zementiert wurde die Krone mit Du-relon. Abbildung 43 zeigt die eingesetzte Arbeit in situ vonfrontal. Bereits drei Tage nach Eingliederung zeigt sich einedeutliche Stabilisierung der periimplantären Weichgewebe.

Es ist zu erwarten, dass sich die Papillen im Follow-up weiterregenerieren. In der Okklusalansicht (Abb. 44) zeigt sich dieEinreihung der Versorgung in den Zahnbogen. Röntgenolo-gisch sind stabile Knochenverhältnisse und eine gute Osseo-integration des Implantats erkennbar (Abb. 45). Die Patientin(Abb. 46) wird sich im Rahmen des Recall regelmässig vor-stellen und eine Verlaufskontrolle der implantatprothetischenVersorgung ermöglichen.

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5. Jahrgang 2/12 – Swiss Dental Community 65

Abb. 41Der mit der Titanbasisverklebte Zirkonoxid-Anteil auf dem Labor-

implantat. Das Platform-switching

am Implantat-Abutment-Interface

wird deutlich. Rechts im Bild die pa-

latinal angebrachteAbnahme hilfe der

Krone

Abb. 42 Die fertig gestellte Krone mit individueller farblicher Gestaltung der Keramik

Abb. 43 Die eingegliederte Arbeit in situ von frontal. Bereitsdrei Tage nach Eingliederung zeigt sich eine deutliche Stabi-lisierung der periimplantären Weichgewebe. Es ist zu erwar-ten, dass sich die Papillen im Follow-up weiter regenerieren

Abb. 44 Integration der implantatgetragenen Krone von okklusal

Abb. 45 Einzelröntgenbild mit eingegliederter Prothetik. Erkennbar ist die konische Verbindung mit integriertem Platform-switching des Conelog-Implantatsystems

Abb. 46 Der lachende Mund der Patientin

41 42

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Diskussion

Für ein langfristig stabiles Ergebnis einer implantatprothetischenVersorgung gerade in der ästhetischen Zone und bei einer ho-hen Lachlinie sind gute mukogingivale Verhältnisse von Bedeu-tung [3]. Deshalb wurde, um spätere Narbenbildungen in derästhetischen Zone zu vermeiden, eine marginale Schnittführunggewählt. Ein Vorgehen mittels koronalen Verschiebelappens warin diesem Fall auszuschliessen, da eine Verlagerung der muko-gingivalen Grenze und auch der Interdentalpapillen resultierthätte. Durch die weichgewebige Augmentation mit einem pa-latinalen Verschiebelappen [4] konnten diese anatomischenStrukturen erhalten werden sowie die dünne Weichgewebsmor-phologie eines Typs A1 in einen stabileren und gegen Rezessio-nen widerstandsfähigeren Morphotyp B überführt werden [5,6].Ein weiterer Vorteil ist die über den Gefässstiel gesicherte Blut-

versorgung, die eine Nekroserate des Lappens minimiert. In vor-liegendem, ästhetisch anspruchsvollen Bereich erweist sich einepicrestales Inserieren des konischen, selbstschneidenden Co-nelog Screw-Line Implantats von Vorteil. Dadurch, dass die Pro-mote plus Oberfläche den kompletten Halsbereich umfasst, istauch in diesem Bereich eine vollständige Osseointegration desImplantats möglich. Ein metallisches Durchschimmern der Im-plantatschulter wird somit vermieden und ein natürliches Durch-trittsprofil wurde geschaffen. Vor Eingliederung der endgültigenProthetik muss ein harmonischer Gingivaverlauf vorhandensein. Nach der Baseline-Untersuchung zum Zeitpunkt der Kro-neninsertion findet nochmals eine deutliche Verbesserung derrot-weissen Ästhetik statt [7]. Durch das beim Conelog-Implan-tatsystem integrierte Platform-switching sind auch langfristighöhenstabile Knochenniveaus um das Implantat-Knocheninter-face möglich [8] und gerade in der ästhetischen Zone belegt [9].

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Zu den Autoren

Dr. Marcus Seiler, M.Sc.Niedergelassen in der GemeinschaftspraxisDr. Seiler und Kollegen seit 1998 in Filderstadt-Bernhausen/Deutschland. Praxisschwerpunkte:Mund- und Kieferchirurgie, Implantologie und Parodontolgie. Master of Science in Oral Implantology (DGI) seit 2007. Gerichtsgutachter für Implantologie und Chirurgie der BZK Stuttgart/Deutschland.

Produktliste

Indikation

AbformmaterialGingivaformerImplantatsystemSocket PreservationTitanbasisVerblendkeramikZirkonoxid-Aufbau/Gerüste

Name

ImpregumConelog Gingivaformer wide bodyConelog Screw-LineBio-OssConelogVM9Lava

Hersteller/Vertrieb

3M EspeCamlogCamlogGeistlich BiomaterialsCamlogVita Zahnfabrik3M Espe

Kontaktadresse

Praxis Dr. Seiler und Kollegen · Echterdinger Str. 7 · D-70794 Filderstadt · Fon +49 711 7009470 · [email protected]

Ztm. Gerhard NeuendorffLeiter der ZIF Innovationsschmiede (Dental -technik Dr. Kirsch GmbH) in Filderstadt/Deutschland. Er hat die Entwicklung des Camlog- Implantatsystems im Bereich Zahn-technik entscheidend geprägt. Gerhard Neuendorff ist anerkannter Experte auf denGebieten präprothetische Planung, Implantat-prothetik, Titanverarbeitung, Galvanotechnikund voll keramische Restaurationstechniken.

Dr. Amely HartmannVorbereitungsassistentenzeit und angestellteZahnärztin von 2008 bis 2010 in der PraxisDr. Silke Stuff in Pforzheim/ Deutschland. Im Jahr 2009 erhielt sie den Jahresbestpreisder DGKFO. Seit 2010 ist Dr. HartmannWeiterbildungs assistentin für Oralchirurgieund angestellte Zahnärztin in der PraxisDr. Seiler und Kollegen. 2011 schloss sie das Curriculum Implantologie (DGI) ab.

Ztm. Christine Hammerl-Riemppist seit 2001 als Zahntechnikermeisterin in der ZIF Innovationsschmiede (DentaltechnikDr. Kirsch GmbH) beschäftigt. Schwerpunkteihrer Arbeit sind: 3D-Implantatplanung, Implantatprothetik, CAD/CAM-Technik, vollkeramische Restaurationen.

Dr. Martin BaischNach dem Studium der Zahnmedizin und derApprobation als Zahnarzt seit 1996 nieder -gelassen in eigener Praxis in Leinfelden-Echter-dingen/Deutschland. Langjährige Zusammen- arbeit mit der Gemeinschaftspraxis Dr. Seilerund Kollegen im Bereich der Implantologieund Oralchirurgie.