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!94 R. Entzeroth Literatur ESSER,W., 1958: Beitrag zur Untersuchung der Asung der Rehwildes. Z. Jagdw., 4, 1-40. - KoscH, A., 1961: Was bliiht denn da? Stuttgart: Francksche Verlagshandlung. - KL6TZLI, F., 1968: Bestands- verh~iltnisse und Verbi~. Schweiz. Z. Fortw., 119, 794-800. - ROTHMALER, W., 1972: Exkursions- flora-Gef~ifl .pftanzen, Berlin: VEB Volk und Wissen. - SCHM~n~-FITsCH~N, 1973: Flora von Deutsch- land und semen angrenzenden Gebieten. Heidelberg, Quelle und Meyer. - STKHL~, A., 1957: Die Beurteilung der Futtermittel. 2. Tell Spezielle Beurteilung in" Handbuch der landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik (Methodenbuch) Hrsg. G. HERRMANN, Radebeul und Berlin, Neumann Verlag. -TEN HOUTEDE LANCE, S. M., 1978: Zur Futterwahl des Alpensteinbocks Capra ibex (L.). Z. Jagdw., 24, 113-138. - UECKrRMANN, E., 1970: Die Wildschadenverhiitung in Wald und Feld. Hamburg und Berlin: Paul Parey, 3. Aufl. Aus der Forschungsstelle fiir Jagdkunde und Wildschadenverhiitung des Landes Nordrhein-Westfalen, Forsthaus Hardt, Bonn 3 - Leiter: Dr. E. Ueckerrnann Versuche mit einem Wundschutzmittel zur Behandlung von Sch~ilwunden Von E. UECKERMANN, F. GRAUMANN und D. LULFING, Bonn 1 Bisherige Versuche und Wertung der Behandlung von Sch~ilwunden In der Literatur zu den Wildsch~iden und ihrer Verhiitung, und damit auch in der Forstschutzliteratur, linden sich nur selten Hinweise auf die M6glichkeit, die durch den Rindenverzehr des Rotwildes oder anderer Schalenwildarten entstehenden Sch~ilwunden mit einem Baumwundmittel (Wundverschlufmittel) zu behandeln, urn so die Nachfolge- wirkung der Besch~idigung von Rinde, Kambium und Holz zu mindern oder auszuschal- ten. Ein Text, wie er nachfolgend angef~ihrt wird' und dem 1938 erschienenen Buch von LINCKE (2) ,,Der Wildschaden in Wald und Feld" entnommen ist, bildet die Ausnahme. Am Schluf~ der ,,Schutzvorkehrungen gegen das Sch~ilen des Rotwildes" fiihrt der Autor aus: ,,Um Sch~ilwunden rasch zur Heilung zu bringen und vor allem einen festen Abschluf nach aui~en gegen allerhand Krankheitserreger zu erhalten, fiberstreicht man dieselben nach Forstmeister Opocus mit einer Salbe, die zusammengesetzt ist aus 7 Teilen Steinkoh- lenteer, 1 Tell Terpentin61, 0,6 Teilen Kienruf, 5 Teilen Kalkstaub, 0,6 Teilen Sikkativpul- ver und 0,8 Teiten Spiritus. Die Erberwallung wird durch diese Salbe wesentlich gefiSrdert. Die iiberstrichene Fl~iche wird mit der Zeit glasurartig und wasserdicht. Der Anstrich von 1000 St~immen stellt sich schliet~lich einschtieflich Salbe auf 6 bis 7 RM." Aus dem Jahr 1939 stammt die Ver6ffentlichung eines ersten Versuchsergebnisses.RoH- ~EBrR (3) publizierte die Arbeit ,,Wundschutz an verletzten Fichten". Sie beinhaket die Auswertung yon Versuchen, die 1936 in dem Lehr- und Versuchsrevier Grafrath in Bayern an gering ~iber 50j~ihrigen Fichten mit vier Wundschutzmitteln angelegt worden waren, und zwar mit einem nicht im Handel befindlichen teerartigen Pr~iparat der damaligen I.G. Farbenindustrie AG, Xylamon WB-Hell, Olfarbe und ents~iuertem Steinkohlenteer. Die Sfiimme waren in Bodenn~ihe und unterhalb der lebenden Krone mit vier Lachten bis zu 1 m L~inge so um den Stamm herum versehen worden, daft ihre Breite zusammen die Hiilfte des Stammumfanges ausmachte, d.h. sie waren 4 bis 8 cm breit. 1953 ver6ffentlichte ROHMEDER die Aufnahme der Versuche aus dem Jahre 1952 (4). Der Zusammenfassung U.S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0044--2887/78/2404-0194 $ 02.50/0 Z. Jagdwiss. 24 (1978/79), 194-206 1979 Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin ISSN 0044-2887 / ASTM-Coden: ZEJAAA

Versuche mit einem Wundschutzmittel zur Behandlung von Schälwunden

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!94 R. Entzeroth

Literatur

ESSER, W., 1958: Beitrag zur Untersuchung der Asung der Rehwildes. Z. Jagdw., 4, 1-40. - KoscH, A., 1961 : Was bliiht denn da? Stuttgart: Francksche Verlagshandlung. - KL6TZLI, F., 1968: Bestands- verh~iltnisse und Verbi~. Schweiz. Z. Fortw., 119, 794-800. - ROTHMALER, W., 1972: Exkursions- flora-Gef~ifl .pftanzen, Berlin: VEB Volk und Wissen. - SCHM~n~-FITsCH~N, 1973: Flora von Deutsch- land und semen angrenzenden Gebieten. Heidelberg, Quelle und Meyer. - STKHL~, A., 1957: Die Beurteilung der Futtermittel. 2. Tell Spezielle Beurteilung in" Handbuch der landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik (Methodenbuch) Hrsg. G. HERRMANN, Radebeul und Berlin, Neumann Verlag. -TEN HOUTE DE LANCE, S. M., 1978: Zur Futterwahl des Alpensteinbocks Capra ibex (L.). Z. Jagdw., 24, 113-138. - UECKrRMANN, E., 1970: Die Wildschadenverhiitung in Wald und Feld. Hamburg und Berlin: Paul Parey, 3. Aufl.

Aus der Forschungsstelle fiir Jagdkunde und Wildschadenverhiitung des Landes Nordrhein-Westfalen, Forsthaus Hardt, Bonn 3 - Leiter: Dr. E. Ueckerrnann

Versuche mit einem Wundschutzmitte l zur Behandlung von

Sch~ilwunden

Von E. UECKERMANN, F. GRAUMANN und D. LULFING, Bonn

1 Bisherige Versuche und Wertung der Behandlung von Sch~ilwunden

In der Literatur zu den Wildsch~iden und ihrer Verhiitung, und damit auch in der Forstschutzliteratur, linden sich nur selten Hinweise auf die M6glichkeit, die durch den Rindenverzehr des Rotwildes oder anderer Schalenwildarten entstehenden Sch~ilwunden mit einem Baumwundmittel (Wundverschlufmittel) zu behandeln, urn so die Nachfolge- wirkung der Besch~idigung von Rinde, Kambium und Holz zu mindern oder auszuschal- ten. Ein Text, wie er nachfolgend angef~ihrt wird' und dem 1938 erschienenen Buch von LINCKE (2) ,,Der Wildschaden in Wald und Feld" entnommen ist, bildet die Ausnahme. Am Schluf~ der ,,Schutzvorkehrungen gegen das Sch~ilen des Rotwildes" fiihrt der Autor aus: ,,Um Sch~ilwunden rasch zur Heilung zu bringen und vor allem einen festen Abschluf nach aui~en gegen allerhand Krankheitserreger zu erhalten, fiberstreicht man dieselben nach Forstmeister Opocus mit einer Salbe, die zusammengesetzt ist aus 7 Teilen Steinkoh- lenteer, 1 Tell Terpentin61, 0,6 Teilen Kienruf, 5 Teilen Kalkstaub, 0,6 Teilen Sikkativpul- ver und 0,8 Teiten Spiritus. Die Erberwallung wird durch diese Salbe wesentlich gefiSrdert. Die iiberstrichene Fl~iche wird mit der Zeit glasurartig und wasserdicht. Der Anstrich von 1000 St~immen stellt sich schliet~lich einschtieflich Salbe auf 6 bis 7 RM."

Aus dem Jahr 1939 stammt die Ver6ffentlichung eines ersten Versuchsergebnisses.RoH- ~EBrR (3) publizierte die Arbeit ,,Wundschutz an verletzten Fichten". Sie beinhaket die Auswertung yon Versuchen, die 1936 in dem Lehr- und Versuchsrevier Grafrath in Bayern an gering ~iber 50j~ihrigen Fichten mit vier Wundschutzmitteln angelegt worden waren, und zwar mit einem nicht im Handel befindlichen teerartigen Pr~iparat der damaligen I.G. Farbenindustrie AG, Xylamon WB-Hell, Olfarbe und ents~iuertem Steinkohlenteer. Die Sfiimme waren in Bodenn~ihe und unterhalb der lebenden Krone mit vier Lachten bis zu 1 m L~inge so um den Stamm herum versehen worden, daft ihre Breite zusammen die Hiilfte des Stammumfanges ausmachte, d.h. sie waren 4 bis 8 cm breit. 1953 ver6ffentlichte ROHMEDER die Aufnahme der Versuche aus dem Jahre 1952 (4). Der Zusammenfassung

U.S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0044--2887/78/2404-0194 $ 02.50/0 Z. Jagdwiss. 24 (1978/79), 194-206 �9 1979 Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin ISSN 0044-2887 / ASTM-Coden: ZEJAAA

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seiner Ergebnisse enmehmen wir, dai~ an den unbehandelten St.'~immen, ausgel6st durch die Rindenentfernung eine mehr oder minder starke Holzzersetzung erfolgt war, die, als Faulholzprozent ausgedriickt, durchschnittlich 51 Prozent betrug. Keines der Wund- schutzmittel hatte eine absolute Schutzwirkung ausgeiibt. Erheblich eingeschriinkt worden war das Vordringen der Pilze allerdings durch die beiden Teerpr~iparate. Die Faulholz- menge lag mit durchschnittlich 26 Prozent auf der H~ilfte des an den nicht geschfitzten Stiimmen registrierten Anteils. Die Verletzungen im Winter wiesen im Durchschnitt eine geringere Infektionsh~iufigkeit und Pilzausbreitung als Sommerwunden auf. Von der Himmelsrichtung der Wunden war der Infektionsverlauf offenbar nicht beeinfluf~t wor- den. Bei kleineren Wunden und bei Verletzungen in der Winterzeit erwies sich eine Behandlung, die einige Wochen nach dem Entstehen der Wunden erfolgte, noch als gleich wirksam wie ein sofortiger Anstrich.

Empfohlen wird schliefllich der chemischen Industrie, in Hinblick auf die gro~e wirtschaftliche Bedeutung der Wundf~iulefrage fiir die Fichtenwaldwirtschaft, ein voll wirksames Schutzmittel zu entwickeln, ,,das die Wunden gut abdichtet und noch bei Spannungsunterschieden und Rissen im toten Holz sp~iter keine Pilze eindringen l~if~t, fungizide Wirkung hat, ohne die lebenden Baumzellen zu beeintr~ichtigen . . . . "

In der Fragestellung zu seiner Abhandlung aus dem Jahre 1953 hebt ROriMEI3ER eingangs hervor, dat~ die Frage der Holzzersetzung als Folge einer Verwundung durch Naturereignisse (Schnee, Hagel, Hitze, K~ilte, Blitz), durch Tiere (Rotwild, Weidevieh), vor allem aber durch Bewirtschaftungsmat~nahmen (F~illen und Riicken des Holzes) in der Praxis vielfach nicht die notwendige Beachtung findet. Unter Hinweis auf die Arbeit von HAUFr (1) betont er, da~ auch ohne Hochwildbestand ein hoher Anteil verletzter Fichten gegeben sein kann.

Dieser Einfiihrung yon berufener Seite ist zu entnehmen, dat~ seitens der Forstwirt- schaft in Deutschland zumindest gleichwertig, wenn nicht sogar iibergeordnet, mit der Behandlung yon Baumwunden die Minderung der Sch~iden angestrebt wird, die nicht auf die sch~ilenden Schalenwildarten zuriickzuffihren sind.

Eine briefliche Mitteilung yon Forstdirektor Dr. DIum~I, Hessische Forstliche Ver- suchsanstatt, Institut fiir Forstproduktion, best~itigt diese Wertung. Er verweist auf Unter- suchungen zur Verhfitung der Wundf~iule durch Wundschutzmittel, die gegenw~irtig an den Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalten der L~inder Baden-Wiirttemberg, Bayern und Hessen laufen. Der Zweck dieser Arbeiten sei, ,,Mittel zu finden, die geeignet sind, die Entstehung der Wundf~iule nach mechanischen Verletzungen- insbesondere nach Riickesch~iden - zu verhindern".

Zu der Frage, ob die Wundbehandlung von Sch~ilstellen des Schalenwildes vorgenom- men werden sollte oder nicht, ffihrt er aus: ,,Ob es sinnvoll ist, Sch~ilwunden mit Schutzmitteln zu behandeln, kann m. E. nicht einfach mit einem Ja oder Nein beantwortet werden. Diese Frage ist abh~ingig vom Alter und genetischer Reaktionsweise der B~iume, von den Standortbedingungen, vonder Gr6~e der Wunden, yon der Werterwartung und der Anzahl der zu behandelnden B~iume, u. ~i. m. Grunds~itzlich richtiger ist aber die vorbeugende Behandlung einer ausreichenden Anzahl yon Zukunftsb~iumen in durch Schiilschiiden gef/ihrdeten Best~inden."

Der Anstot~, eine Versuchsanstellung im Rahmen der Arbeiten der Forschungsstelle fiir Jagdkunde und Wildschadenverhiitung an der Baumart Fichte vorzusehen, ging letzthin von Landforstmeister v. TRo~-r zu SoLz, Mitglied des Internationalen Jagdrates (CIC) aus, der den zu dieser Zeit amtierenden Pr~isidenten des Landesjagdverbandes Nordrhein- Westfalen, Dr. J. SCm~AMM, auf seine Orientierungen mit einem derartigen Pr~iparat, entwickelt yon Dr. HILI)~I3RANI)V, hinwies. Dr. SC~r, AMM sah in einer Wundbehandlung von Sch~ilstellen eine wirksame M6glichkeit, die Nachfolgewirkung von Schiilsch~iden auszuschalten.

Die eigenen Versuche erfolgten mit dem Wundverschluf~mittel Novaril fliissig der Firma AAgrunol-St~ihler Pflanzenschutzunion GmbH u. Co. KG, Stade. Seitens dieses

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Herstellers wird die Frage, ob es sinnvoll sei, Sch~ilwunden mit WundverschluBmitteln zu behandeln, bejaht. Er weist darauf hin, daBt in den letzten Jahren vermehrt Anfragen aus der Forstwirtschaft an ihn gerichtet wurden, die die Behandlung yon Sch~ilwunden und Wunden, die durch Riickeschiiden entstanden sind, zum Gegenstand hatten.

An die Forschungsstelle fiir Jagdkunde und Wildschadenverhiitung sind im Laufe ihres zwanzigjiihrigen Bestehens nur zwei Fiille herangetragen worden, in denen es um die Entwicklung eines Wundschutzmittels zur Behandlung von Sch~ilwunden ging. Aus der Praxis erfolgten drei Anfragen.

Um vollst~indig werten zu k6nnen, sei weiter darauf hingewiesen, dab in dem Pflanzen- schutzmittel-Verzeichnis 1977, Teil 4 Forst, der Biologischen Bundesanstalt fiir Land- und Forstwirtschaft in Braunschweig kein spezielles Mittel zum Wundverschluf~ angefiihrt ist. Dagegen linden sich in dem Teil 2 Gemiisebau - Obstbau - Zierpflanzenbau unter der f_)berschrift ,,Mittel zur Veredelung und zum WundverschluB" 26 Pr~iparate, u. a. auch das erw~ihnte Baumwundmittel Novaril fliissig. Am h~iufigsten enthiilt die Namensgebung den Bestandteil ,,wachs", wodurch die spezielle Anwendung in diesem Bereich an Kernobst, Steinobst und auch Ziergeh61zen verdeutlicht wird.

Die so charakterisierte Situation nach der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln gibt aber kein endgiiltiges Bild. Ein gewisses bzw. zunehmendes Interesse an WundverschluB- mitteln zur Behandlung von Waldbiiumen ist doch in der Bundesrepublik Deutschland vorhanden. Deshalb wurden im M~irz 1977 yon einer Sachversdindigengruppe bei der Biologischen Bundesanstalt fiir Land- und Forstwirtschaft, letztere ist nach dem Pflanzen- schutzgesetz von 1968 fiir die Zulassung von Pflanzenbehandlungsmitteln zustiindig, die ,,Vorliiufigen Richtlinien zur Priifung von WundverschluBmitteln an Laub- und Nadelholz im Forst" erarbeitet. Vorgesehen ist in ihnen, die Verletzungen durch 15 x 20 cm groBe Rindenfenster zu simulieren.

Zusammenzufassen ist, dab bei den Bestrebungen, Wunden an Waldb~iumen zu behan- deln, die Abdeckung von Verletzungen, die im Rahmen des technischen Forstbetriebes, vor allem durch das Fiillen und Riicken von Holz, entstehen, bisher eindeutig im Vordergrund stand. Ob dem Einsatz von Baumwundmitteln zur Minderung der Nachfol- gewirkung des Schiilens durch Schalenwild iiberhaupt eine Bedeutung und ggf. welche zukommt, diirfte u. a. wesentlich vonder Wirksamkeit dieser Pflanzenbehandlungsmittel und der noch ausstehenden Wertung der Durchfiihrbarkeit und damit der Wirtschaftlich- keit des Verfahrens abh~ingen. Unter diesem Vorbehalt sollen die eigenen versuchsweisen Anwendungen mitgeteilt werden, die vor allem als ein Beitrag methodischer Art gesehen werden.

2 Versuchsanstellung im Rotwildversuchsrevier Hochgew~ilds-Unterwald

Fiir unsere Versuche, die in den Jahren 1965, 1966 und 1967 angelegt wurden, stand ein Fichtenbestand in dem Rotwildversuchsrevier Hochgewiilds-Unterwald, Eigentiimer H. W. GSAF B~ISSEL v. GYMNICH, Betreuer Oberforstwart LENZEN, zur Verfiigung. Auch an dieser Stelle ist fiir die so gegebene Hilfe bei der Versuchsanstellung beiden Herren Dank abzustatten.

2.1 Versuchsbestand

Der Versuchsbestand stockt auf einem leicht nach Nordosten geneigten Hang, eine II. Bonidit ist gegeben, die Seeh6he betr~igt 500 m, Grundgestein ist Devonischer Schiefer. Das Alter des Bestandes lag bei den Behandlungen bei 25 bis 27 Jahren.

Vorgesehen wurden drei Behandlungen, bei denen jeweils etwa 30 St~imme mit dem Baumwundmittel behandelt wurden und die etwa gleiche Zahl unbehandelt bleiben sollte. Die Gr6Be der Einzelfliichen (behandelt und unbehandelt) betrug jeweils rund 0,2 ha.

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Versuche mit einem Wundschutzmittel zur Behandlung yon Schdlwunden 197

Einbezogen werden konnten in die Behandlung nur St~nme des Nebenbestandes bis zu mitherrscbenden Bestandesgliedern. Die nach einer Reihe yon Jahren geplante Enmahme der durch den Versuch erfaften St~imme sollte das Bestandesgefiige nicht zerst6ren, l~ber die St~irke der St~imme unterfichtet die Tabelle 1, in der auch die Durchmesserspanne fiir die St~imme bei ihrer Entnahme, jeweits 9 Jahre nach dem Versuchsbeginn, vermerkt ist.

Ausgew~lt wurde ein relativ junger Bestand, weil der Hauptsch~ilschaden in Rotwild- revieren friihzeitig im Leben eines Bestandes, oft schon im Dickungsalter, erfolgt (UEK- KERMAN~ [5]). Eine Wundbehandlung bei einem st~irkeren Brusth6hendurchmesser, etwa ab 20 cm, wiirde deshalb St~imme mit Durchmessern erfassen, die der Sch~ilbelastung weit weniger als schw~ichere Fichten ausgesetzt sind. Die Brusth6hendurchmesser lagen aus diesem Grunde bei der Versuchseinleitung auch bei den einbezogenen Fichtenst~immen weitgehend unter 10 cm.

2.2 Simulierung des Schiilschadens und verwendetes Priiparat

Alle in die Versuche einbezogenen Stiimme erhielten in 1,20 m H6he, vom Erdboden gemessen, eine Rinden6ffnung mit einer Ausdehnung yon 5 • 10 cm. Die Rindenfenster wurden mit einem Messer geschnitten und die Rinde bis zum Holz abgehoben. Sie zeigten in alle Himmelsrichtungen. Auf diese Weise sollte der Schiilschaden simuliert werden.

Die Rinden6ffnungen waren mit 5 • 10 cm relativ klein, vergleicht man die Gr6fe der Lachten von etwa 100 x 4 bis 8 cm, wie sie ROSMEDER vorsah, der dazu noch acht an jedem Stamm anbrachte. Aber auch in den ,,Vorl~iufigen Ricbtlinien zur Priifung von Wundverschluflmitteln an Laub- und Nadelholz im Forst'" von 1977 sind, bei allerdings st~irkerem Durchmesser der St~imme von mindestens 20 cm, rechteckige Rindenfenster von 15 • 20 cm vorgesehen.

Wenn trotzdem nur kleine Offnungen angelegt wurden, so einmal, um nur ein der Durchmesserstiirke entsprechendes Rindenfenster entstehen zu lassen und zum anderen, um festzustellen, ob bereits bei diesen relativ kleinen kiinstlichen Wunden spiiter Unter- schiede hervortreten.

In die Untersuchungen wurde nur das Baumwundmittel Novaril fliissig der Firma St~ler, heute AAgrunol-St~ihler Pflanzenschutzunion GmbH u. Co. KG, einbezogen. Das Pr~iparat ist als Wundverschlufmittel amtlieh zugelassen. Nach Auskunft des Herstellers enth~ilt Novaril fliissig keine Fungizide. Es soil die Baumwunden so dicht abschliefen, daft keine Pilzsporen eindringen.

Die Wahl fiel vor allem auch deshalb auf dieses Pr~iparat, well es gute Verarbeitungsei- genschaften aufweist. Es l~iflt sich miihelos verstreichen und ergibt einen schnell trocknen- den, farbigen Belag, der lange witterungsbest~dig ist.

Die Anwendung von Novaril fliissig war jeweils derart, dab die gesamte Wunde, einschlieflich der R~der in einer Breite von 1 cm, abgedeckt wurde.

2.3 Zeitpunkt der Behandlung

Das Herstellen der Rindenfenster und die Behandlung mit Novaril fliissig erfolgten jeweils am gleichen Tage. Eine Heibst-, eine Sommer- und eine Friihjahrsbehandlung wurden durchgefiihrt, und zwar jeweils im Abstand yon etwa einem Jahr. Die Daten der Vornahme waren der 30. September 1965, der 5. Juli 1966 und der 31. Mai 1967.

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3 Auswertung

Rund neun Jahre nach der jeweiligen Anlage wurden die St~imme eingeschlagen und Stammabschnitte von 2 m L~inge untersucht. Das Rindenfenster befand sich jeweils in der Mitte dieser Stammstticke. In senkrechter Richtung erfolgte mit der Kreiss{ige ein Trenn- schnitt derart, dat~ dieser durch die Mittetlinie des Rindenfensters lief. Zur besseren Erkennbarkeit wurden die Trennfl~ichen gehobelt, auch um fotografische Aufnahmen anfertigen zu kGnnen.

Die Tabelle 1 informiert tiber den Zeitpunkt der Behandlung, den der Entnahme der Stiimme und ihre Zahl.

Tabelle 1

Anzahi Durchmesser der enmommenen Behaadlung Enmahme St'~imme St~nme in 1,20 m HShe

behandek unbehandelt behandelt unbehandelt

30.9. 1965 15.10. 1974 29 26 5,5-13,5 cm 5,0-11,0 cm 5.7. 1966 26.11. 1975 29 24 6,0-16,0 cm 6,5-11,0 cm

31.5. 1967 23.11. 1976 24 18 6,5-18,0 cm 7,5-20,5 cm

Unterschiede zu der Stammzahl in den Tabel- Ien 2 bis 4 und den Abb. 3 bis 8 sind auf das Abster- ben von St{immen zurtick- zuf/ihren. Aut~erdem ent- nahmen wir 1969 aus je- dem Behandlungsjahr 2 St~imme, urn sie auf m6gli- chen Pilzbefall hin unter- suchen zu tassen.

3.1 Pilzbefall

1969, zweieinhalb bis vier Jahre nach der Anlage der Versuche, iibersandten wit

Abb. 1 (oben). Verfiirbung im Bereich der Rinden6ffnung in geringer Ausdehnung an ei- nem Fichtenstamm ohne Be- handlung mit einem Wund- verschlul~mittel - Abb. 2 (un- ten). Verf~irbur~g im Bereich der Rinden/Sffnung, fiber den Stammradius hinausgehend. Die Behandlung mit dem Wundverschlugmittel erfolgte

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Versuche mit einem Wundschutzmittel zur Behandlung yon Schiilwunden 199

Probestamnfiabschnitte an Prof. Dr. ZYCHA, Institut fiir Forstpflanzenkrankheiten der Biologischen Bundesanstalt fiir Land- und Forstwirtschaft. Je einen typischen unbehandel- ten und behandelten Stamrn aus jedem Anwendungsjahr wiihlten wir aus. Er fand bei keinem der Abschnitte an der Wundstelle Anzeichen fiir einen Pilzbefall, d. h. dai~ auch keine Eiule registriert wurde. Auch ein Insektenbefall im Holz konnte nicht festgestellt werden. Er riet, fiir eine sp~itere Auswertung lediglich die Verfiirbung im Bereich der Rindenabhebung und den F~iulniszustand zu erfassen. So wurde auch verfahren.

Bei den Aufnahmen in den Jahren 1974, 1975 und 1976 fanden wir lediglich Verf~irbun- gen, wie sie die Abb. 1 in geringer und die Abb. 2 in erheblicher Ausdehnung, fiber die halbe Stammbreite hinausgehend, zeigen. Es bleibt dahingestelh, ob die Verf~irbungen z. T. als beginnende F~ulnis oder nicht zu charakterisieren sind. Ein Holzzerfall war in keinem Falle erkennbar und damit mug insgesamt, wenn iiberhaupt, nur ein geringer Pilzbefall angenommen werden.

3.2 Umfang der Verf~irbung

Die Liingenausdehnung der Verfiirbung ist in den Tabellen 2 bis 4 festgehalten.

Tabelle 2. Behandlung am 30. September 1965

L~ingenausdehnung Anzahl der Stiimme Anzahl der Sterne der Verf~bung in cm mit Wundabdeckung ohne Wundabdeckung

ohne Verf~irbung 6 2 10- 20 6 2 21- 30 11 2 31- 40 2 6 41- 50 2 1 51- 60 1 91-100 2

101-220 7 abgestorben* 3

insgesamt 28 25

* Natiirlicher Abgang, nicht in Zusammenhang mit der Rinden6ffnung stehend

Bei allen drei Versuchsanstellungen ist der Verfiirbungsgrad in seiner L~ingenausdeh- nung, ausgehend von den Rinden6ffnungen, im Falle der Wundabdeckung geringer als ohne Wundabdeckung. Am deutlichsten tritt der Unterschied fiir die 1965 erfolgte Anwendung hervor. Die Wundabdeckung vermochte die Verf~irbung aber in keinem Behandlungsjahr bei allen St~immen auszuschalten, sondern nur mehr oder weniger zu mindern. Optisch wird das Ergebnis in den Abb. 3 bis 8 verdeutlicht. In ihnen ist gleichzeitig die Breite der Verfiirbung dargestellt.

Die deutlichste Minderung der Verf~irbung durch die Wundabdeckung tritt fiir das Behandlungsjahr 1965 in Erscheinung. Am geringsten war die Verfiirbung insgesamt bei der im Mai 1967 erfolgten Behandlung.

3.3 Wundiiberwallung

Die durch die Rindenfenster entstandenen Wundriinder waren oft nicht der Ausgangs- punkt fiir eine Oberwallung der kiinstlichen Wunden. Vielmehr hob sich die Rinde in diesem Bereich hiiufiger teilweise bis zu einigen Zentimetern ab, so daf~ eine Vergr6f~erung

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Tabelle 3. Behandlung am 5. Juli 1966

Lilngenausdehnung Anzahl der St~imme Anzahl der St~imme der Verfllrbung in cm mit Wundabdeckung ohne Wundabdeckung

ohne Verf~irbung 10 1- 10

11- 20 2 21- 30 31- 40 1 41- 50 1 51- 60 61- 70 71- 80 81- 90 91-100

101-110 111-120 121-130 1 131-140 141-150 151-160 161-170 1 171-180 1 181-190 191-200 1 201-270

abgestorben* 10 Rotf~iule

Insgesamt 28

* Natiirlicher Abgang, nicht in Zusammenhang mit der Rinden6ffnung stehend

23

Tabelle 4. Behandlung am 31. Mai 1967

L~ingenausdehnung Anzahl der St~nme Anzahi der StF, mme der Verfiirbung in cm mit Wundabdeckung ohne Wundabdeckung

ohne Verfiirbung 3 5 1- 10 9 5

11- 20 5 3 21- 30 1 31- 40 2 41- 50 51- 60 61- 70 1 71- 80 81- 90 91-100 1

101-110 1 111-120 121-130 1 I

abgestorben* 2

insgesamt 23 17

* Natiirlicher Abgang, nicht in Zusammenhang mit der Rinden6ffnung stehend

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Versuche mit einem Wundschutzmittel zur Behandlung yon Schlilwunden 201

Abb. 3. Ausdehnung der Verf~irbung an den mit Novaril fliissig behandelten Stiimmen, Versuchseinlei- tung 30. September 1965, Enmahme der St~imme 15. Oktober 1974

Die St~imme sind nach Durchmesserstufen geordnet. Auf der Abzisse sind die Stammdurchmesser in cm und die Tiefenausdehnung der Verf~irbung in mm aufgetragen. Konnte die Tiefenausdehnung nicht roll mat~st~iblich eingetragen werden, wurde die gesamte Ausdehnung in Zahlen (ram) zus~itzlich vermerkt. Auf der Ordinate kann die Liingenausdehnung der Verfiirbung abgelesen werden. Uber 100 cm hinausgehende Mafle wurden als Pfeile und mit den entsprechenden Zahlen gekennzeichnet. Im Mittelbereich der Abbildung befindet sieh maflstabgerecht das Fenster. Die gestrichelten Linien

bedeuten, daf~ die Rinden6ffnung am Tage der Stammentnahme nicht geschlossen war

der Rinden6ffnung entstand. Es war somit zum Teil eine gr6f~ere Wunde zu schlief~en, als sie anf~inglich behandelt wurde.

Die Beobachtungen wiihrend des Versuches und die Inaugenscheinnahme der Probe- stammstiicke 1969 und w~ihrend der Endauswertung in den Jahren 1974, 1975 und 1976 lieflen den Eindruck entstehen, dat~ durch die Wundbehandlung keine Beschleunigung der Wundiiberwallung selbst eintrat.

Nimmt man den Schlie~ungsgrad der Wunden als Kriterium fiir die Wundiiberwallung, er war bei der Behandlung aus dem Jahre 1967 am h6chsten, iiberrascht, dai~ von den 21 mit Novaril fliissig abgedeckten Rindenfenstern 13 iiberwallt waren, d. h. 62 Prozent, und von den 17 unbehandelten 15, und damit 88 Prozent. Bei den iibrigen Anwendungen lag der Schlief~ungsgrad niedriger. Gesicherte Unterschiede zwischen der Wundbehandlung und der unterlassenen Behandlung traten nicht hervor.

Die teilweise nach dem Augenschein in den ersten Jahren gegebene Vermutung, daf~ bei den abgedeckten Wunden die Uberwallung von den Riindern her eher zuriickblieb als dat~ sie gegeniiber den unbehandelten Rinden6ffnungen schneller fortschritt, sei nur angedeu- tet, da sie wegen der geringen Zahl yon Beobachtungen nicht abgesichert ist.

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[cmlmm]

Abb. 4. Ausdehnung der Verf~irbung an den St~immen ohne Wundabdeckung. Versuchseinleitung 30, September 1965, Entnahme der St~imme 15. Oktober 1974. Erl;iuterungen siehe Abb. 3

(cm I mm)

Abb. 5. Ausdehnung der Verf~irbung an den mit Novaril fl~ssig bebandelten St~immen, u + tung 5. Juli 1966, Entnahme der St~.mme 26. November 1975. Erl~iuterungen siehe Abb. 3

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Versuche mit einem Wundschutzmittel zur Behandlung yon Schiilwunden 203

[cmlmm]

Abb. 6. Ausdehnung der Verf~irbung an den St~immen ohne Wundabdeckung, Versuchseinleitung 5. Juli 1966, Entnahme der St~imme 26. November 1975. Erl~iuterungen siehe Abb. 3

Abb. 7. Ausdehnung der Verf~irbung an den mit Novaril fliissig behandelten Stiimmen, Versuchseinlei- tung 31. Mai 1967, Entnahme der Stiimme 23. November 1976. Erl~iuterungen siehe Abb. 3

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Abb. 8. Ausdehnung und Verf~irbung an den St~immen ohne Wundabdeckung, Versuchseinleitung 31. Mai 1967, Enmahme der St/imme 23. November 1976. Erl~iuterungen siehe Abb. 3.

4 Diskussion

Das Ergebnis hinsichtlich der m6glichen Wirkung des verwendeten WundverschluSmittels kann nur unter Vorbehalt, d. h. nur fiir den Sonderfall der Behandlung kleiner kiinstlicher Wunden an Fichtenst~immen, die iiberwiegend nicht zu herrschenden Stammklassen geh6ren, entgegengenommen werden.

Die Tatsache, daf~ neun Jahre nach der Rinden6ffnung nur Verf~irbungen, ausgehend vonder Verletzung, registriert wurden und dazu noch einige Stiimme ohne Befund waren, l~itgt erkennen, datg gr6t~ere Rindenfenster erstellt werden miissen, um zu deutlichen Aussagen gelangen zu k6nnen.

Nimmt man den Verf~irbungsgrad im Bereich der Rindenfenster als Weiser, kann der Wundabdeckung eine gewisse Wirkung zugesprochen werden. Ob sie in Hinblick auf den Behandlungsaufwand ausreicht, bleibt noch zu diskutieren.

Die drei Behandlungen unterscheiden sich offenbar u. a. dadurch, dat~ die Rinden6ff- nung im Mai die geringste Nachfolgewirkung brachte, wiihrend der zu Ende September vorgenommene Versuch den h6chsten Ver~inderungsgrad bei den ungeschiitzten Stiirnmen ergab, aber die deutlichste Wirkung des Wundverschlutgmittels hinsichtlich der Verminde- rung der Verf~irbung zeigte.

Nicht auszuschlief~en ist, dab die natiirliche Reaktion des Baumes auf eine Rinden6ff- nung in der vollen Vegetationszeit (Ende Mai in diesem Falle) am st~irksten, d.h. wirkungsvollsten zur Schliel%ng der Wunde ohne Nachfolgewirkungen, ist. Nach Abschluf~ der Vegetationszeit (hier Ende September) erwies sie sich als geringer, eine deutliche, unterstiitzende Wirkung des Wundverschlulgmittels k6nnte so erkl~irt werden. Nicht ohne Belang k6nnte aber aueh die Stammst~irke und damit die soziale Stellung der

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behandelten B~iume im Bestand sein. Die 1967 einbezogenen St~imme hatten z. T. einen etwas st~irkeren Durchmesser als die aus den Jahren 1965 und 1966 (Tab. 1).

Hinzuweisen ist auf eine m6gliche Parallele, die bei dem Hobeln yon Fichten zur Abwehr von Seh~ilsch~iden im Wege des mechanisch-biologischen Sch~ilschutzes in Erscheinung trat. Behandlungen nach Abschlui~ der Vegetationszeit fiihren, bei dem sonst unbedenklichen Verfahren, sogar zum Absterben von St~immen (UEcK~RMANN [6]).

Die Frage, ob durch eine Wundabdeckung mit einem Wundverschlu~mittel die Nach- folgewirkung der Rinden6ffnung und damit auch des Sch~ilens durch Schalenwild voll auszuschalten ist, kann nach den eigenen Orientierungen keine positive Beurteilung finden. Damit ist fiir diesen speziellen Fall die Forderung, dal~ die Wundbehandlung hoch wirksam sein mut~, wenn sie zur Minderung der Besch~idigungen durch das Sch~ilen in der Praxis Eingang linden soll, nicht ausreichend erfiillt.

Die Kosten der Wundbehandlung von Sch~ilwunden sollen an einem Beispiel angedeutet werden. Dabei wird eine Hauptsch~ilgefiihrdung vom Alter 15 bis 35 Jahre eines Fichtenbe- standes angenommen, die in diesem zwanzigj~ihrigen Zeitraum 50 Prozent der sogenannten Zunkunftsst~imme, mit einer Reserve ftir das Umsetzen werden 1000 St~imme je ha unterstellt, erfaf~t. 500 S t~me sollen gesch~ilt werden, und zwar, um das Beispiel weiterhin zu vereinfachen, j~ihrlich gleichm~it~ig 25 St~imme. Die Behandlung mit einem Wundver- schluf~mittel wird nur einmal im Jahre vorgenommen. Dabei bleibt, abgesehen von der grunds~itzlichen Frage, in welchem Umfange die Wundverschlui~mittel fiberhaupt Schiiden zu mindern verm6gen, die Frage often, ob eine Behandlung l~ingere Zeit nach der Rindenverletzung noch wirksam sein kann.

Das Aufsuchen der gesch~ilten Fichten verlangt einen Zeitaufwand, da der Bestand durchlaufen werden mut~, etwa wie bei dem Ausz~ihlen yon Sch~ilwunden im Rahmen von Versuchen. Dafiir werden je ha 45 Minuten angesetzt. Die Behandlung jeder Sch~ilwunde, 25 je ha, erfordert einen Zeitaufwand von 1 Minute und damit je ha weitere 25 Minuten. Zu berticksichtigen sind ferner Zeiten, die ftir das Erreichen der Best~inde entstehen. Hierfiir unterstellen wir je ha nur 15 Minuten zus~itzlich. Mit einem Gesamtzeitaufwand von 75 Minuten w~ire die Behandlung in einem Jahre in der beschriebenen Weise erfolgt. Bei einem Kostenaufwand einschliel~lich der Soziallasten von 0,40 DM je Minute l~ige die Ausgabe fiir ein Jahr bei 30,- DM pro ha, fiir 20 Jahre bei 600,- DM, allerdings nur unter diesen vereinfachten Voraussetzungen, die die Untergrenze fiir eine Orientierung dar- stellen.

Demgegeniiber ist der Materialaufwand an Wundverschlui~mittel gering. Eine Wunde von 10 • 30 cm kann mit 4 g abgedeckt werden. Fiir 25 St~imme werden 100 g ben6tigt und fiir 500 St~mme in zwanzig Jahren damit 2 kg. Unterstellt man einen Kilogrammpreis von 6,- DM, betr~igt die vergleichbare Ausgabe fiir 20 Jahre lediglich 12,- DM und damit nur zwei Prozent der Kosten fiir das Auffinden der St~imme und das Bestreiehen der Wunden.

Die Uberlegungen sollen die Problematik der Wundbehandlung zur Minderung von Sch~ilsch~iden andeuten. Ein endgiiltiges Urteil h~ingt yon der Frage der Wirksamkeit der zur Verfiigung stehenden Pr~iparate ab. Dazu konnte nur fiir ein Mittel ein Beitrag fiir eine Versuchsgegebenheit geliefert werden. Weitere Untersuchungen und Priifungen von Pr~i- paraten im Rahmen des amflichen Zulassungsverfahrens bleiben daher abzuwarten.

Zusammenfassung

Einleitend wird das Ergebnis eines von ROHMXDER beschriebenen Versuches an Fichte aus dem Jahre 1938 angeffihrt, bei dem vier Wundverschlui~mittel eingesetzt waren. Die eigenen Versuche liefen yon 1965 bis 1976 in einem Fichtenbestand, dessen Alter bei der Anlage 25 bis 27 Jahre betrug. Rinden6ffnungen von 5 • 10 cm wurden mit einem Wundverschlut~mittel ohne Fungizide abgedeckt. Neun Jahre nach der Wundabdeckung war gegeniiber den nicht behandelten Rindenfenstern zum Tell

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eine deutliche Minderung der Verf~irbung des Holzes eingetreten. Die Wundiiberwallung selbst wurde vonder Behandlung offenbar nicht beeinfluf~t.

Diskutiert wird allgemein die Behandlung von Rindenverletzungen, die das Schalenwild durch den Rindenverzehr verursacht, mit Wundverschlui~mitteln.

Summary

Tests on the treatment of bark wounds with an occlusive substance

Preliminary results are given of an experiment carried out on spruce since 1938 and described by ROHMEDER, in which four wound-sealing substances were used. The actual trials reported ran from 1965 to 1976 in a stand of spruce 25-27 years of age. 5 • 10 cm openings in the bark were covered with a fungicide-free substance. Nine years later there was generally a clear reduction in the timber discolouration in the treated as compared to the untreated bark openings. The resin bleeding of the wounds themselves was obviously not influenced by the treatment.

The paper discusses the general subject of the treatment with occlusive substances of bark injuries caused by animals eating the bark. Transl.: S. MuTcH

R~sum6

Essais avec un cicatrisant en vue de traiter les plaies d'~corcement

I1 est tout d'abord fait &at du rgsultat obtenu lors des essais d&rits par RO~tMEI)EI1 en 1938 au moyen de quatre cicatrisants appliqu& sur des 6picgas.

Les propres essais ont &g rgalis6s entre 1965 et 1976 dans un peuplement d'gpicgas 8ggs de 25 ~t 27 ans. Des plaies dans l'&orce de 5 • 10 cm furent recouvertes d'un cicatrisant dgpourvu de fongicide. Neuf ans apr& le traitement et par rapport aux plaies non trait&s, une diminution sensible de la coloration du bois est apparue sur une partie des arbres. La formation d'un bourrelet de cicatrisation ne fur visiblement pas influenc6e par l'op~ration.

La discussion porte sur le traitement des blessures caus&s ~ l'&orce par des Ongul~s-gibier au moyen de produits de cicatrisation. Trad.: S. A. r)~ CROMBRtSGOHE

Literatur

I. HAUFE, H., 1938: Die verletzte Fichte im Bestand. Tharandter Forstliches Jahrbuch, 100-134. - 2. LINr M., 1938: Der Wildschaden in Wald und Feld. Neudamm und Berlin: J. Neumann. - 3. RO~MEDER, E., 1939: Wundschutz an verletzten Fichten. Forstw. Cbl. 61, 17-27.- 4. ROrtMEDER, E., 1953: Wundschutz an verletzten Fichten II. Teil. Forstw. Cbl. 72, 321-335. - 5. UUCKEI~MANN, E., 1960: Wildstandsbewirtschaftung und Wildschadenverhiitung beim Rotwild. Hamburg und Berlin:

. . . . . e 1 Paul Parey. - 6. UECKERMANN, E., 1964: Die Wddschadenverhutung m Wald und Feld. 2. AuI . Hamburg und Berlin: Paul Parey.