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14 KLINISCHE -vVOCHENSCHRIFT. 7. JAHRGANG. Nr. i I. JANUAR I928 II~che den hohen S~urewert herbeiffihrt. In solcher Art ist physiologisch die Haut des menschlichen K6rpers in ~tul3erst dfinner Schicht (mittlere Dicke der verhornten Epithelschicht ca. 4/100mm) yon einem ,,S(~uremantel" umgeben. Stark konzentrierter Schweil3 bleibt lange durch seine hohe Acidit~t vor Zersetzung bewahrt. Anders aber steht es mit der verdfinnten SchweiB16sung, mit dem frisch der Drfise entstr6menden Schweigsekret. Wenn solcher nur schwach- saurer SchweiB nicht bald die Bedingungen zur Konzentrierung seiner S~turen durch Verdunstung erh~tlt, so verf~tllt er, zumal im Kontakt mit den verhornenden Epithelien resp. den ihnen anhaftenden Mikroorganismen relativ schnell der Zersetzung unter Ammoniakbildung: in 5--7 Stunden haben wit bereits den Beginn des Alkalischerwerdens durch Zersetzung bei dem schwach sauren Schweig in Gaskettenmessungen konstatieren k6nnen. Auch diese Verh~tltnisse spielen ffir jene K6rperorte, wo die Verdunstung mit der Folge einer schnellen Konzentrie- rung des Schweil3es behindert ist, bei der Beurteilung ihrer Neigung zu Hauterkrankungen eine wichtige Rolle. Eng hiermit verwandt ist das, was wir als die wichtigste physiologische Aufgabe des S~iuremantels der menschlichen Haut ansehen, der Abwehrschutz qegen die Mikroorganismen der Umwelt. Gerade tfir diese Aufgabe ist es yon entscheiden- der Bedeutung, dal3 durch die Gaskettenmessung jene oben genannten, geradezu fiberraschend hoheu S~uregrade aui der Haut festgestellt werden konnten. Der S/~uremantel der Haut fiberragt mit seinen H6chst- werten im S~turegrad alles, was im menschlichen K6rper vor- kommt, abgesehen vom Magensaft des I~2rwachsenen. In ihren mittleren Werten ist die Hautoberflachens~ture etwa dem Magensaft der S~uglinge gleich und steht mit ihren h6chsten Einzelwerten sogar dem Magensait des Erwachsenen nahe. Eine sehr wirksame antibakterielle Schutzkraft des Haut- s~turemantels ist daher auBer Zweifel. Sic stimmt gut zu den Feststellungen yon KOCH, ZANGEMEISTER, GR1)TZ U. a., daB auf der normalen Haut selten infektionsfahige Keime anzu- treffen sind: und ebenso zu den Versuchen NOGUCmS, nach denen virulente Keime auf der normalen Haut in kurzer Zeit zu Saprophyten werden. Nach unseren bisherigen 1V[essungen 15,Bt sich aussagen, dab der SS.uregrad nicht fiber dot ganzen K6rperoberfl~tche gleichm~tBig ist. Orte mit regelm~gig ge- ringerem Siuregrad sind z. B. die Achselh6hlen. Als erstre- benswert muB eine Topographie der aktuellen Reaktionswerte des Siuremantels auf der menschlichen K6rperhaut erscheinen, besonders ffir die pathologischen Verhiltnisse. ]?:in jedes Schwitzen bringt, wie wir oben sahen, vorfibergehend eine Herabsetzung des S~uregrades auf der Hautoberfl~tche mit sich. Ffir die Orte st~trkerer und h~ufigerer SchweiBbildung ist daher mit einer zumindest zeitlichen Unterbrechung resp. Verminderung der S~tureschutzkraft zu rechnen. Eine v6llige AuJhebung des Sdbureschutzes aber bedeuten alle Risse oder Erosionen der Haut : sobald die Epidermisschicht nur an klein- ster Stelle durchtrennt ist, lassen sich mit der Gaskettenglocken- Elektrode auf der Haut alkalische Herde (z.B. PH ~ 7,44) messen, d.h. der zur 13akterienabwehr dienende S~ure- mantel ist dann yon Stellen unterbrochen, die ihrer Reaktion nach ffir die meisten Mikroorganismen sogar ein Wachstums- optimum bedeuten. Ahnliche DeJelcte des Sdureschutzes mfissen eintreten an Orten, wo stagnierender SchweiB zu alkalischer Zersetzung gelangen kann, eine nicht unwesentliche Bedingung ffir die region~re Disposition zu Hauterkrankungen, speziell bezfiglich des Eindringens von Mikroorganismen. Immer wird dabei zu berficksichtigen sein, dal3 die S~ure* die Aufgabe der Mikroorganismenabwehr an der Hautober- tl~tche nicht allein vollzieht, sondern in dieser Aufgabe neben anderem durch die Schutzwirkung des Hauttalges und durch den ProzeB der kontinuierlichen Desquamation unterstfitzt wird. Und doch verdient es eine Hervorhebung, dab der K6r- per an drei so verschiedenen Orten wie 2~Iagen., Vagina und Haut zur Bakterienabwehr das gleiche Mittel heranzieht, eben * Es wird nicht verkannt, dab neben den H-Ionen die anderen Ionen sowie be- sonders auch die nicht dissoziierten Molek/~le auf das Mag der antibakteriellen Wir- kung EinfIuB haben. die S~iure in pa-Werten von 1,7--2, 5 im Magen (L. MICI~AELIS U. a.), yon 4,0--4,7 in der Vagina (R. SCI~RO~I)ER, HINRICHS und KESSLER) und von etwa 3,0--5,0 auf der Haut (nach den vorstehenden Messungen). VERSUCHE ZU EINER OPERATIVEN BEHAND- LUNG DES DIABETES. (II. Mitteilung.) Yon Prof. G. MANSFELD. Aus den: Pharn:akologischen Institut der Universit~it P~cs. Vor etwa einem Jahr -- in dies Wochenschr. :927 Nr. 5 - berichtete ich zusammenfassend darfiber, dab die partielle Unterbindung der Bauchspeicheldrfise an normalen Hunden eine Mehrproduktion yon Insulin herbeiffihrt und, dab diese Hyperinsulin~tmie selbst 11/2 Jahre nach der Operation unvermindert Iortbesteht, sogleich abet schwindet, wenn der unterbundene Teil des Pankreas exstirpiert wird. Die -- ffir eine operative Behandlung des Diabetes so fiberaus wichtige -- Frage, ,,ob die Insulinproduktion des erkrankten Pankreas ebenso wie des gesunden gesteigert werden kann", wurde zugleich yon nfir aufgeworfen und der ~berzeugung Aus- druck gegeben, dab diese erst durch die klinische Beobachtung entschieden werden kann. Von derselben Fragestellung aus- gehend hatten •ATHER, PRIt~SEL und WAGNER in der Klin. Wochenschr. 1927, Nr. 44 Versuche mitgeteilt, auf die ich im Iolgenden kurz eingehen m6chte, well sie geeignet erscheinen, in einem bereits gekl~rten Gebiet Verwirrung zu schaffen. Die genannten Autoren versuchten zun~chst am sog. Sand- meyer-Diabetes der Hunde die Frage zu prfifen, ob eine Liga- tur des belassenen Pankreasrestes oder seines Ausffihrungs- ganges eine Besserung des Diabetes herbeizuffihren vermag. Obschon die drei Autoren darfiber berichten, dab ihre Tiere in keinem einzigen Fall die Operation fiberlebten, muB ich, um sp~ttere Untersucher vor vieler Mfihe zu bewahren, darauI hinweisen, dab derartige Versuche grunds/~tzlich un- geeignet sind, um jene Frage zu entscheiden, welche die drei Autoren sich zum Ziele setzten, n~tmlich ob ,,es vielleieht ein anderes ist, ob man ein normales Hundepankreas oder ein bereits diabetisches menschliches Pankreas unterbindet". Beim sog. Sandmeyer-Diabetes handelt es sich doch nicht um eine ~hnliche Erkrankung des Pankreas wie beim mensch- lichen Diabetes, sondern einfach darum, dab das zurfickge- bliebene Pankreasgewebe zwar gesund, abet offenbar nicht ausreichend ist, um den t3edarI an Insulin zu decken. Es war also yon vornherein nicht zu erwarten, dab die aufgeworfene Frage dutch diese Versuche beantwortet h~tte werden k6nnen -- selbst wenn sie ffir die Autoren technisch durchffihrbar gewesen w~ren. Im AnschluB an den Bericht fiber diese, also auch technisch mil31ungenen Versuche wird die h6chst bemerkenswerte Tat- sache mitgeteilt, dab 6 Hunde nach meinem Verfahren operiert wurden, und dab yon diesen Tieren 4--5 Monate nach der Operation kein einziges das ,,Mansfeld-PhXnomen" zeigte. Dieser merkwfirdige ]3efund steht im krassen Widerspruch sowohl mit meinen Versuchen als mit frfiheren Versuchen der drei Autoren 1, dann mit denjenigen yon ALPERN und LEITES 2, yon JORNS a, yon HERXttEIMER 4, also mit allen Untersuchern, die sich bisher mit dieser Frage experimentell besch~ftigten. Es Iragt sich also zun~chst, worin dieser Wider- spruch begrfindet sein mag ? Es scheint mir, dab hier drei M6glichkeiten in Betracht kommen k6nnen: Einmal, dab die Tiere nieht richtig operiert wurden, zweitens, dab sie nicht richtig untersucht wurden und drittens, dab eine Kombina- tion dieser zwei M6glichkeiten vorliegt. i. Was nun die Art und Weise der Untersuchung anbe- trifft, so wurde von den drei Autoren keine Untersuchung aus- ge]~ahrt, welche uns i~ber das Verhalten der Blutznckerregulation' vor der Operation unterrichten wi~rde. Sie prfiften an ihren Hunden die Zuckertoleranz fiberhaupt nur ein einziges Mal, und zwar 4--5 Monate nach der Operation, ohne fiberhaupt danach gefragt zu haben, wie ihre Tiere vor der Operation

Versuche zu Einer Operativen Behandlung des Diabetes

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14 K L I N I S C H E - v V O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . Nr . i I. JANUAR I928

II~che den hohen S~urewer t herbeiff ihrt . In solcher Ar t is t physiologisch die H a u t des menschl ichen K6rpers in ~tul3erst dfinner Schicht (mit t lere Dicke der ve rho rn t en Epi the lschicht ca. 4/100 mm) yon e inem ,,S(~uremantel" umgeben.

S ta rk konzen t r i e r t e r Schweil3 ble ibt lange durch seine hohe Acidi t~t vor Zerse tzung bewahr t . Anders aber s teht es mi t der verdf inn ten SchweiB16sung, mi t dem frisch der Drfise en t s t r6menden Schweigsekret . W e n n solcher nur schwach- saurer SchweiB nicht bald die Bedingungen zur Konzen t r i e rung seiner S~turen durch Verduns tung erh~tlt, so verf~tllt er, zumal im K o n t a k t mi t den ve rhornenden Epi the l ien resp. den ihnen anhaf tenden Mikroorganismen r e l a t i v schnell der Zersetzung un te r Ammoniakb i ldung : in 5 - - 7 S tunden haben wi t bere i ts den Beginn des Alkal ischerwerdens durch Zerse tzung bei dem schwach sauren Schweig in Gaske t tenmessungen kons ta t ie ren k6nnen. Auch diese Verh~tltnisse spielen ffir jene K6rperor te , wo die Verduns tung mi t der Folge einer schnellen Konzent r ie - rung des Schweil3es beh inder t ist, bei der Beur te i lung ihrer Neigung zu H a u t e r k r a n k u n g e n eine wicht ige Rolle.

Eng h ie rmi t v e r w a n d t ist das, was wir als die wicht igste physiologische Aufgabe des S~iuremantels der menschl ichen H a u t ansehen, der Abwehrschutz qegen die Mikroorganismen der Umwelt. Gerade tfir diese Aufgabe ist es yon entscheiden- der Bedeutung, dal3 durch die Gaske t t enmessung jene oben genannten, geradezu f iberraschend hoheu S~uregrade aui der H a u t fes tgeste l l t werden konnten.

Der S/~uremantel der H a u t f iberragt mi t seinen H6chst - wer t en im S~turegrad alles, was im menschl ichen K6rper vor- kommt , abgesehen v o m Magensaf t des I~2rwachsenen. In ihren mi t t l e ren W e r t e n ist die Hautoberflachens~ture e twa dem Magensaf t der S~uglinge gleich und s teh t mi t ihren h6chsten E inze lwer ten sogar dem Magensa i t des Erwachsenen nahe. E ine sehr wi rksame ant ibakter ie l le Schutzkra f t des Hau t - s~turemantels ist daher auBer Zweifel. Sic s t i m m t gu t zu den Fes t s t e l lungen yon KOCH, ZANGEMEISTER, GR1)TZ U. a., daB auf der normalen H a u t sel ten infekt ionsfahige Keime anzu- t ref fen sind: und ebenso zu den Versuchen NOGUCmS, nach denen v i ru len te Ke ime auf der normalen H a u t in kurzer Zeit zu Saprophy ten werden. Nach unseren bisherigen 1V[essungen 15,Bt sich aussagen, dab der SS.uregrad nicht fiber dot ganzen K6rperoberfl~tche gleichm~tBig ist. Or te mi t regelm~gig ge- r ingerem S i u r e g r a d sind z. B. die Achselh6hlen. Als erstre- benswer t muB eine Topographie der aktuel len Reak t ionswer te des S i u r e m a n t e l s auf der menschl ichen K6rpe rhau t erscheinen, besonders ffir die pathologischen Verhi l tn isse . ]?:in jedes Schwitzen bringt , wie wir oben sahen, vorf ibergehend eine Herabse t zung des S~uregrades auf der Hautoberfl~tche mi t sich. Ffir die Orte st~trkerer und h~ufigerer SchweiBbildung is t daher mi t einer zumindes t zei t l ichen Un te rb rechung resp. Ve rminde rung der S~tureschutzkraft zu rechnen. Eine v6llige AuJhebung des Sdbureschutzes aber bedeuten alle Risse oder Eros ionen der H a u t : sobald die Ep idermissch ich t nur an klein- s ter Stelle d u r c h t r e n n t ist, lassen sich mi t der Gasket tenglocken- E lek t rode auf der H a u t alkalische Herde (z.B. PH ~ 7,44) messen, d . h . der zur 13akterienabwehr dienende S~ure- man te l is t dann yon Stellen unterbrochen, die ihrer Reak t ion nach ffir die meis ten Mikroorganismen sogar ein Wachs tums- o p t i m u m bedeuten . Ahnl iche DeJelcte des Sdureschutzes mfissen e in t re ten an Orten, wo s tagnierender SchweiB zu alkal ischer Zerse tzung gelangen kann, eine n ich t unwesent l iche Bedingung ffir die region~re Disposi t ion zu Hau te rk rankungen , speziell bezfiglich des Eindr ingens von Mikroorganismen.

I m m e r wird dabei zu berf icksicht igen sein, dal3 die S~ure* die Aufgabe der Mikroorgan ismenabwehr an der Hau tobe r - tl~tche nicht allein vollzieht, sondern in dieser Aufgabe neben ande rem durch die Schu tzwi rkung des Hau t t a lges und durch den ProzeB der kont inuier l ichen Desquama t ion unters t f i tz t wird. U n d doch ve rd ien t es eine Hervorhebung , dab der K6r- per an drei so verschiedenen Or ten wie 2~Iagen., Vagina und Haut zur Bakterienabwehr das gleiche Mittel heranzieht , eben

* Es wird nicht verkannt, dab neben den H-Ionen die anderen Ionen sowie be- sonders auch die nicht dissoziierten Molek/~le auf das Mag der antibakteriellen Wir- kung EinfIuB haben.

die S~iure in p a - W e r t e n von 1,7--2, 5 im Magen (L. MICI~AELIS U. a.), yon 4 ,0--4 ,7 in der Vagina (R. SCI~RO~I)ER, HINRICHS und KESSLER) und von e twa 3 ,0- -5 ,0 auf der H a u t (nach den vors tehenden Messungen).

V E R S U C H E ZU E I N E R O P E R A T I V E N B E H A N D - LUNG DES D I A B E T E S .

(II. Mitteilung.) Yon

Prof . G. MANSFELD. Aus den: Pharn:akologischen Institut der Universit~it P~cs.

Vor e twa e inem J a h r - - in dies Wochenschr . :927 Nr. 5 - ber ich te te ich zusammenfassend darfiber, dab die par t ie l le Un te rb indung der Bauchspeicheldrf ise an normalen H u n d e n eine Mehrproduk t ion yon Insul in herbei f f ihr t und, dab diese Hyperinsulin~tmie selbst 11/2 J ah re nach der Opera t ion u n v e r m i n d e r t Ior tbes teh t , sogleich abe t schwindet , wenn der un te rbundene Teil des Pankreas exs t i rp ie r t wird. Die -- ffir eine opera t ive Behand lung des Diabe tes so fiberaus wicht ige -- Frage, ,,ob die Insu l inprodukt ion des e rk rank ten Pankreas ebenso wie des gesunden geste iger t werden kann" , wurde zugleich yon nfir aufgeworfen und der ~ b e r z e u g u n g Aus- druck gegeben, dab diese erst durch die klinische Beobach tung entschieden werden kann. Von derse lben Frages te l lung aus- gehend ha t t en •ATHER, PRIt~SEL und WAGNER in der Klin. Wochenschr . 1927, Nr. 44 Versuche mitgete i l t , auf die ich im Iolgenden kurz eingehen m6chte, well sie geeignet erscheinen, in e inem berei ts gekl~r ten Gebiet Verwi r rung zu schaffen.

Die genannten Au to ren ve r such ten zun~chst am sog. Sand- meyer -Diabe tes der H u n d e die Frage zu prfifen, ob eine Liga- tu r des belassenen Pankreasres tes oder seines Ausffihrungs- ganges eine Besserung des Diabe tes herbeizuff ihren vermag . Obschon die drei Au to ren darfiber ber ichten, dab ihre Tiere in ke inem einzigen Fal l die Opera t ion fiberlebten, muB ich, u m sp~ttere Un te r suche r vor v ie ler Mfihe zu bewahren, da rauI hinweisen, dab derar t ige Versuche grunds/~tzlich un- geeignet sind, um jene Frage zu entscheiden, welche die drei Au to ren sich zum Ziele setzten, n~tmlich ob ,,es viel le ieht ein anderes ist, ob man ein normales Hundepankreas oder ein berei ts diabet isches menschliches Pankreas un te rb inde t " . Be im sog. Sandmeyer -Diabe tes hande l t es sich doch n ich t u m eine ~hnliche E r k r a n k u n g des Pankreas wie beim mensch- l ichen Diabetes , sondern einfach darum, dab das zurfickge- bl iebene Pankreasgewebe zwar gesund, abe t offenbar n ich t ausreichend ist, um den t3edarI an Insul in zu decken. Es war also yon vornhere in n icht zu erwarten, dab die aufgeworfene Frage du tch diese Versuche bean twor t e t h~ t te werden k6nnen -- selbst wenn sie ffir die Auto ren technisch durchff ihrbar gewesen w~ren.

I m AnschluB an den Ber ich t fiber diese, also auch technisch mil31ungenen Versuche wird die h6chst bemerkenswer te Tat- sache mitgetei l t , dab 6 Hunde nach me inem Verfahren oper ier t wurden, und dab yon diesen Tieren 4 - - 5 Monate nach der Opera t ion kein einziges das , ,Mansfeld-PhXnomen" zeigte. Dieser merkwfirdige ]3efund s teh t im krassen Widerspruch sowohl mi t meinen Versuchen als m i t frf iheren Versuchen der drei Autoren 1, dann mi t denjenigen yon ALPERN und L E I T E S 2, y o n JORNS a, y o n H E R X t t E I M E R 4, a l s o m i t a l l e n

Untersuchern , die sich bisher mi t dieser Frage exper imente l l besch~ftigten. Es I ragt sich also zun~chst, worin dieser Wider- spruch begrf indet sein mag ? Es scheint mir, dab hier drei M6glichkei ten in B e t r a c h t k o m m e n k6nnen: Einmal , dab die Tiere n ieh t r icht ig oper ier t wurden, zweitens, dab sie n ich t r ich t ig un te r such t wurden und dri t tens, dab eine Kombina- t ion dieser zwei M6glichkei ten vorl iegt .

i . Was nun die A r t und Weise der Un te r suchung anbe- tr iff t , so wurde von den drei Au to ren keine Untersuchung aus- ge]~ahrt, welche uns i~ber das Verhalten der Blutznckerregulation' vor der Operation unterrichten wi~rde. Sie prfif ten an ihren H u n d e n die Zucker to le ranz f iberhaupt nur ein einziges Mal, und zwar 4 - - 5 Monate nach der Operat ion, ohne f iberhaupt danach gefragt zu haben, wie ihre Tiere vo r der Opera t ion

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auf Zuckerzufuhr reagierten, geschweige denn, dab sie die Assimilat ionsgrenze b e s t i m m t hAtten! Sehen wir aber n~her zu, wie diese einzige Toleranzpr i i fung nach der Opera t ion geschah: Es wurde an allen Tieren ohne Ri icks icht auf ihr Gewicht (welches aber zwischen 6, 7 und 14,8 kg schwankte) 4 ~ g Dext rose gegeben und die B z . - K u r v e festgestel l t . Es wird dann an der H a n d dieser Bz . -Kurven die n ich t sehr ver- wunder l iche Tatsache demonst r ier t , dab bet alien H u n d e n der Bz. in die H6he geht.

Wenn auch dieses Ergebnis fiir die drei Au to ren der Haup t - beweis ist, dab die Reproduz ie rbarke i t und Dauerha f t igke i t des yon mi r beschr iebenen Ph~nomens , ,noch n ieh t e inwand- fret gel6st i s t" , so glaube ich doch, dab es wohl n ich t not- wendig wgre, uns m i t diesen Versuchen wei terzubesch~ft igen, wenn es sich n ich t auch noch u m eine prinzipiel le und ftir spgtere Nachunte r sucher wicht ige Frage handeln wtirde.

Es ist ein merkwfirdiger Zufall, dab bezfiglich dieser Ver- suehe fast genau dasselbe zu sagen ist wie vorh in beziiglich der Versuche am Sandmeyer -Diabe tes : Selbst, wenn diese Ver- suehe technisch r icht ig ausgefi ihr t worden wgren, also wenn z. B. die Zucker to le ranz vor oder mindes tens kurz nach der Opera t ion b e s t i m m t worden w~re nnd dann pro kg Tier wieder dieselben Mengen Traubenzucker lgngere Zeit nach der Opera t ion verabfo lg t worden wgren, so h g t t e n auch diese r ieht ig ausgefi ihr ten Versuche n ich t die En t sche idung er- bracht , ob die oper ier ten Tiere mehr Insul in produzieren oder nicht. Eine einfaehe l )be r legung m a c h t es n~tmlich klar, dab am normalen H u n d die Zucker to leranz (welche doch die Resu l t an te eines h6chst kompl iz ier ten und noch keines- wegs gektArten Regula t ionsmechanismus darstel l t ) keines- wegs dadurch ge~ndert zu werden braucht , dab das Pankreas mehr Insul in p roduz ie r t als in der N o r m . Dies k o m m t ge- legent l ich vor, wie ich es selbst an 2 H u n d e n zeigen konnte -- hSr t dann wieder auf, wie es auch JORNS land -- die Mehr- p rodukt ion yon Insul in ver r~ t sich abet, wie ich es ausdrtick- lich be ton t habe, in j ener Erscheinung, welche ich als ,, Karenz- hypoglyMimie" bezeichnete : ]31utzuckersturz nach 48sttin- diger Karenz I Dieses Verhal ten ist ftir die (nach me inem Vor- schlag) oper ier ten Tiere h6chst charakter is t i seh und ges ta t t e t in Gemeinschaf t m i t unseren wei teren Beweisen (histologi- sches Bild, nachtr~tgliche Exs t i rpa t ion des abgebundenen Pankreastei les) die Annahme, dab wir ether Mehrproduk t ion yon Insulin gegeniiber stehen. Es muB also rnit Nachdruck darauf hingewiesen werden, dab die Toleranzpr t i fung am ge- sunden Hund , wo doch schon vor der Opera t ion reichlich und geniigend Insul in vo rhanden ist, u m den e rh6h ten Bedar f an Zuckerzufuhr zu decken, ganz und gar ungeeignet ist, u m eine Mehrproduk t ion von Insulin nachzuweisen. W e n n also den drei Autoren (die ffir mich allerdings h6chst ehrende) Bezeichnung , ,Mansfe ld-Ph~nomen" unvermeid l ich erscheint, so m6chte ich doch bi t ten, diese ftir jene Ersche inung zu reser- vieren, welche ich selbst , ,Karenzhypoglyk~mie" nenne und die im Gegensatz zu den Ergebnissen der Toleranzpr i i fung kons tan t und dauerhaf t ist. So erklXrt sich auch der yon den drei Au to ren beklagte Widerspruch, nach welchem das , ,Mansfe ld-Ph~nomen" in ihren Versuchen nach 5 Monaten n ieh t gefunden wurde, bet JORNS naeh io Mona ten aufh6r te und nach meinen Angaben nach i1/e J a h r e n unver i inder t for tbes tand. Die Erk l~rung dieses Widerspruct les ist, dab JORNS Toleranzprf i fungen ausftihrte, NATHER, WAGNER und PRIESEL dasselbe versuchten, aber wie ich Irt iher zeigte, zu ke inem ve rwer tba ren Resu l t a t kamen und ich schlieBlich ganz andere, und wie ich glaube, zwingendere Beweise ftir die Insu l inmehrprodukt ion heranzuz iehen bes t r eb t war. Wenn m a n all dies un te r ether t3ezeichnung zusammenfal3t , darf man sich n ich t wundern, dab m a n auf Widerspr i iche stSl3t.

2. I ch glaube jedoeh, dab es dennoch falsch w~ire, den Widerspruch zwischen meinen Versuchsergebnissen und jenen der drei Au to ren allein darauf zurt ickfi ihren zu wollen, dab sie die oper ier ten Tiere n ich t r icht ig un t e r such t ha t ten . Es wird nXmlich auch noch mitgete i l t , dab yon den 6 oper ier ten H u n d e n 3 nach 48sti indiger Ka renz Bz . -Wer te yon i o 6 , i o 3 und I I o mg % aufwiesen, dab also einige Monate nach dem Ein- gri l l keine Karenzhypog lyk~mie bestand. Wie diesbeziiglich

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die anderen 3 H u n d e sich verhie l ten , wird in der Mi t te i lung n ich t erw~hnt , doch m6ch te ich keineswegs annehmen, dab diese das Ph~nomen der Karenzhypog lyk~mie zeigten. Wahr - seheinlicher scheint es, dab sie da raufh in n ich t u n t e r s u c h t worden stud. Wie es denn auch set, ftir 3 yon 6 H u n d e n k6nnen wir mi t Wahrsche in l i chke i t annehmen, dab die yon den drei Au to ren ausgefi ihr te Opera t ion yon keiner Hyper insu l in~mie gefolgt war. Dies s teh t zweifellos im Wider sp ruch m i t meinen eigenen Versuchen und kann k a u m durch die mange lha f t e Un te r suchungsme thode aufgekl~r t werden. So miissen wir also an die zwei te M6glichkei t denken, dab v ie l le ich t die Tiere n ich t r icht ig oper ier t worden stud. Ober diesen P u n k t liegen jedoch merkwi i rd igerweise nur sp~rliche und sich widersprechende Angaben vor, die wir nat t i r l ich alle hier an- ft ihren und bespreehen miissen, u m es dem Leser zu erm6g- lichen, i iber den W e r t dieser , ,nega t iven" Ergebnisse sich selbst ein Ur te i l zu bilden. Zun~chst heiBt es: , ,yon 6 nach MANSFELD oper ier ten H u n d e n zeigte kein einziger" usw. W e n n auch diese Schi lderung der Opera t ions technik rech t mange lha f t ist, h~ t te ich hie gewagt da ran zu zweifeln, dab die drei Au to ren nach me inem Verfahren das Pank rea s selbst , ,durch eine -- die Blutgef~Be schonende Massen l iga tur" abgebunden haben (wie es in meiner Mi t te i lung angegeben war), wenn nicht zwei Momente zu diesem Verdach t AnlaB geben wiirden. E i n m a l schon der Ti te l ihrer Abhand lung : , ,Die ]3eeinflussung des ]31utzuckerspiegels du tch Un te rb in - dung der Aus]i~hrungsg~nge der Bauchspeicheldr i isen am H u n d " , was im krassen Widerspruch mi t der ]3ehauptung steht , dab sie die H u n d e nach , ,Mansfeld" operier ten, weil ich niemals fiber Tiere ber ichte te , denen ich den Gang unter- bunden habe. D a n n wird aber in der Mi t te i lung noch folgendes gesagt : ,,Zu bedenken ist, dab die einzelnen Opera teure viel- le icht n icht ganz e inhei t l ich arbei te ten . Es w~re n ich t aus- geschlossen, dab eli1 Unte r sch ied zwischen der Gangunte r - b indung und dem OriginaleingrifI von MANSFELD bes teh t . " Dies ist al lerdings ein ziemlich al lgemein gehal tener Aus- spruch, dem ich zwar gerne beipflichte, da aber d a m i t often- bar erkl~rt werden soll, w a r u m ihre Ergebnisse sich m i t den meinigen n ich t deeken, so wird m a n doch dazu ver le i te t , da ran zu denken, dab die drei Au to ren Gitnge u n i e r b u n d e n haben, wie es im Ti te l heiBt und nicht das Pankreas , wie in der Mi t te i lung b e h a u p t e t wird. Auf diesen P u n k t aber muB besonderes Gewicht gelegt werden, erstens well bet einer Nachpr i i fung eine genaue Angabe geforder t werden darf, ob m a n die Vorsehr i f ten des Autors e ingehal ten h a t oder ob eine Modif ikat ion der Methode v o r g e n o m m e n wurde. Aber n icht allein diese Iormel le Fo rde rung gibt d iesem P u n k t be- sondere Bedeutung, sondern auch, dab nach meiner E r f a h r u n g die Unterbindung der G~inge eine ganz und gar unzuIdissige Methode ist. Ich babe sie ein einziges Mal angewende t und konnte danach keine Zeichen v e r m e h r t e r Insu l inprodukt ion nachweisen. Der H u n d wurde wieder l aparo tomier t . Die L iga tu r war ve r schwunden und der Gang schien v611ig durch- g~tngig. I ch ha t t e ihn wieder abgebunden und naeh 3 Mona ten fand ich wieder, dab die L iga tu r losgel6st - - und die Zucker- regula t ion wie vo r der Opera t ion -- gewesen. Dagegen ha t t e ich keinen einzigen Versager, wenn ieh die Massenl igatur um das Pankreas anlegte. Die Erk l~ rung daftir ist, dab nach Un te rb indung des Pankreas selbst, an Stel le der L iga tu r (wie ~vir es bet allen Autops ien und Re lapa ro tomien sahen), auch wenn v o m Seidenfaden keine Spur mehr zu sehen ist, das Pankreas s t rangul ie r t bleibt . Dies w~re also in Zukunf t s t reng zu beachten, wenn wei te re Nachpr t i fungen gep lan t wiirden, abe t frei l ich muB auch noch eine min ima le ana to- mische Kenntn i s der ]31utversorgung des H u n d e p a n k r e a s ge- forder t werden, n m Vorkommnisse , wie sie in den folgenden S~ttzen angedeu te t sind, zu ve rme iden : , ,Differenzen w~ren m6glich, wenn in e inem oder d e m anderen Fal l beispielsweise die Ar te r ie m i t u n t e r b u n d e n w~re. Sicher haben wir nur im Fal le der Gangun te rb indung posi t ive Resu l t a t e gesehen, bet denen die Gefahr der Mi t l iga tur der Ar te r ie n icht gegeben is t ." Ganz abgesehen davon, dab der zweite Satz eine i rr ige An. gabe enth~lt , weil dieselben Auto ren in ihrer ers ten Mi t te i lung fiber ein sicher nega t ives Ergebnis ber ichte ten , t r o t z d e m sie

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damal s G~inge u n t e r b u n d e n h a t t e n - - kbnn t e m a n j e t z t viel- le icht doch meinen, dab d iesmal (in A n b e t r a c h t der nega- r iven Ergebnisse) doch n i ch t die G~inge u n t e r b u n d e n worden sind, was al lerdings m i t d e m Tite l der Arbe i t und den wei te r oben z i t i e r ten S~itzen im W i d e r s p r u c h stfinde, sondern dab nach , ,Mansfe ld" oper ier t , aber die Ar te r ie mi t u n t e r b u n d e n wurde. Dies wi~rde ]edenJalls die negativen Resultate zur Geni~ge erklaren. All dies sind aber nu r V e r m u t u n g e n , und wi t mfissen die H of fnung aufgeben, auch n u t mi t einiger Wahrsche in - l ichkei t en t sche iden zu k6nnen, ob auger den vorh in geschil- d e r t e n 1Vi~ngeln der U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e n auch noch die Ope ra t i ons t echn ik d a r a n Schuld war, dab die g e n a n n t e n Auto- r en d iesmal zu nega t iven Ergebn i s sen kamen. W i t g lauben jedoch, dab ohne Rf icks icht auf Ergebn i sse von j eder wissen- schaf t l ichen Mit te i lung geforder t werden darf, fiber die an- gewende t en M e thoden genaue und unzweideut ige Angaben zu en tha l t en , sons t en t z i eh t sie sich eben se lbs t (wie in d iesem Fall) der Ni6glichkeit, r ich t ig b e w e r t e t zu werden. Ganz ab- gesehen aber von allen be sp rochenen M~ngeln d r~ng t sich schliegl ich die F rage auf : Wie is t es m6glich, dab i~ber die ErJolglosigkeit eines operativen Eingri]]es beriehtet wird ohne ~berzeugung gewonnen zu haben -- see es durch Relaparotomie, sei es durch Autopsie -- ob die Operation selbst zum Ziele ]i~hrte?

L i t e r a t u r : ~ NATHER, PRIESEL und W A G N E R , Klin. Wochen- schrift 5, Nr. 21. 1926. -- g ALPERN und LEITES, Klin. Wochenschr. 4, Nr. 32. 1925. -- a JORNS, Klin. Wochenschr. 5, Nr. 52. 1926. -- HERXnEIMER und CARPENTIER, Beitr. z. pathol. Anat. u. z. allg. Pathol. 7 6, 270. 1926.

BEITRAG ZUM MECHANISMUS DER SAURE- A L K A L I - R E G U L I E R U N G BEI NORMALER

UND GESTORTER NIERENFUNKTION. Von

P r i v . - D o z . D r . MAX ROSENBERG u n d D r . ALFRED HELLFOR8. Aus der I. Inneren Abteilung des st~dtisehen Krankenhauses Berlin-Westend

(Direktor: Prof. F. UMBER).

In einer f r f iheren Ver6f fen t l i chung s, ~ fiber die Wasser- sto//ionenkonzentration in* H a r n nach Alkalibelastung h a b e n wir fes tgestel l t , dab die funkt ions t f ich t ige Niere nach per- oraler Zufuhr yon 20 g Natr . b icarbon, einen H a r n liefert, dessen pn einen deu t l i chen und regelmABigen Anst ieg nach der alkal ischen Seite b in ergibt , w~thrend dieser normalerweise e inen W e f t yon mindes t ens 8,0 e r re ichende Ausschlag bei z u n e h m e n d e r N ie ren funk t ionss t6 rung en t sp rechend d e m Grad der Insuff izienz a b n i m m t , um bei schwers ten Sch~digungen p rak t i s ch ganz auszubleiben.

Es e rgab sich nun die damals von uns n ich t b e a n t w o r t e t e Frage, warum die Alkalisierung des Harns bei ]unktions- gest6rter Niere vermiflt wurde, und wo das zuge]i~hrte Alkal i im Organismus verblieb. Man k6nn te auf Grund der wel te r

u n t e n zu besp rechenden , bere i t s vor l iegenden U n t e r s u c h u n g e n ande re r A u t o ren d a r a n denken, daB der ungenfigende Ans t ieg des Harn-p~ auf e iner ungenf igenden Ammoniak-Ausschei - dung beruhe. Die n~ichstliegende A n n a h m e aber war natf i r l ich die, dab die funk t ionsges t6 r t e Niere nich• fiihig sei, das resorbierte und ihr vom Blute angebotene Alkali in no rma le r Weise auszuscheiden. Die n~here Nachprf i fung dieser Fragen , die den Gegens tand der vor l iegenden Arbe i t bi ldet , h a t ge- zeigt, dab diese le tz te re A n n a h m e n ich t zutriff t , wie ja denn f ibe rhaup t die allzu mechani%tische Auffassung der Nieren- funk t ion m e h r und m e h r an Boden verI ier t und gerade durch die Ver t ie fung unsere r Kenn tn i s se fiber die ges t6r te Nieren- t / i t igkei t i m m e r u n h a l t b a r e r wird. Es sei hier nur an die so be rech t ig t en Kr i t i ken der A m b a r d s c h e n K o n s t a n t e 4, an die unregelm/igigen und ganz ungekl~irten Verh~Itnisse yon Blu tzucker zu Harnzucker~, an die Volhardsehe Vorf lu t - niere u. ~. e r inner t . , _

I1.

U m in den ]Vlechanismus des S(z'uren-Basen-Gleichgewichles und seiner Regulierung bei gest6rter ~VierenJunktiot~ nAher ein- zudr ingen, w a n d t e n wi t unsere A u f m e r k s a m k e i t zungchs t den Ver / inderungen zu, die das Blut nach Alkal izufuhr er- leidet. Unse re V e r s u c h s a n o r d n u n g war in An lehnung an unsere Irf iheren Versuche folgende:

Nach ]3estimmung der Alkalireserve am niichternen Kranken mittels der van Slykeschen Methode erhielt der Pat. 2o g Natr. bicarbon, in 400 ccm Wasser zu trinken und muBte danach halb- stfindlich Urin lassen; wenn dies nicht m6glich war, erfolgte die Blasenentleerung mittels Katheterismus. In den so gewonnenen Harnportionen wurde Ammoniak und Wasserstoffionenkonzen- tration bestimmt. Nach Ablauf yon 2 Stunden erfolgte eine aber- malige Untersuchung der Alkalireserve des Blutes nach VAN SLYKE.

In Tabelle I u n d 2 sind die Resu l t a t e der be iden Bes t im- m u n g e n der Blu ta lka l i reserve und der Wassers tof f ionenkon- zen t r a t i on im H a r n wiedergegeben.

Tabelle I. Nierengesunde.

Differenz Differenz Hbhe der Blutalkali- zwischen reserve Hbchster hbehstem

Fall Name vor ] naeh der beiden ~it-Wert und tief- Werte des Urins WertStem Pit'des

Nr. Alkalibelastung Urins

I 2

3 4 5 6 7 8 9

IO

Felg. ? Roes. 9 Ruh. 9 Mart. c~ Leszy. 9 Buch. 9 Hemp. ? Engw. 9 Beck. $ Rosel.

47,5 59,4 11,9 53,2 63,6 lO,4 41,9 62,4 2o,5 51,9 72,9 21,o 66,4 84,3 17,9 64, 3 82,5 18,2 74,8 86,2 11, 4 59,7 67,3 7, 6 54,I 61,7 7,6 54,3 63,3 9,0

8,4 8,4 8,4 8,0

8 , 4 8,4 8,1 8,4 8 ,2 8,2

2,4 1,4 3,2 2,5 1,4 3,4 3 , I 1 ,2 2 , 6 3,2

Tabelle 2. Nierenkranke.

Fall

Nr.

I I

I 2 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

Name

I~e .* 9 . . . . . .

Krug.* c~ . . . . . Putt .* 9 . . . . .

N u s s . * 9 . . . . .

Rund. c~ . . . . . Gall. 6 . . . . : . . Niez. 9, I I .VI I . 1927 Hisch.* 9 . . . . .

W / i t . * 9 . . . . . Trud. ~ . . . . . . Jung. $ . . . . . . Wend. c~ . . . . . Niez., 9, 27.VII. 1927

* WV und KV zu dlesen

Diagnose

Akute Nephritis mit nephrotischem Ein- schlag . . . . . . . . . . . . . .

Subchronische Glomerulonephritis . . Chronische Glomerulonephritis n - n i .

Chronische Glomerulonephritis I I - - I I I Sublimatniere . . . . . . . . . . . Subakute Glomerulonephritis . . . . Maligne Sklerose . . . . . . . . . . Chronische Glomerulonephritis n i . .

C h r o n i s c h e Glomerulonephritis n I . .

C h r o n i s e h e Glomerulonephritis n I . .

C h r o n i s c h e Glomerulonephritis I n . .

C h r o n i s c h e Glomerulonephritis I I I . .

Maligne Sklerose . . . . . . . . . . F~llen siehe Tabelle 4.

I EiweiBschlacken im Blut [

]

sHta~1~" Rest 'N ] Indican i tKreia" [

g~ g% 0 Ing~ mg~

normal 0,50 0,8

- - 1,o 7 0,45 I,O 7 o,56 i,o 7 0,45 1,o7 o,64 2,0 o,73 3,2 0,92 8,o 1,6 Io,o

0,32 0,37 15,o o,46 11, 4 0,56 0,65 4o,o 0,99 80,0 o,59 18,1 1,6 ' 53,3 2, 4 30,7 Obd.: See. Schrumpfniere 2,63 1,62 ' 8,0 9o,o 2,71 1,9o lO,7 - -

H6he der Blut, alkalireserve

vor I nach

Alkalibelastung

74,9 7 0 , 0 56,7 82,4 73,o 75,8 36,2 65,o 47,5 48,1 72,9 36,2 23,0

76,8 72,9 62,4 84,3 74,9 79,6 38,5 7 I , O 5 0 , 0 51,9 72,9 36,2 21,O

Diffe- renz der beiden Werte

1,9 2,9 5,7 1,9 1,9 3,8 2,3 6,o 2,5 3,8

o O

- 2 ( ! )

I Differenz H6chster . rt I ZWlSahen

~n'W~ Idem hOch- desUrmsl sten und

nach . . . . . . ~ tlefsten AIKaI1De- 10H.Wer t

lastung des Urins

7,6 2,6 7,4 1,8 7,6 1,6 7,8 1,8 7,7 2,1 7,8 2,3 7,1 0,8 7,5 ~ 6,4 0,8 5,6 0,4

5,8 0,4