Transcript
Page 1: Versuche zu Einer Operativen Behandlung des Diabetes

14 K L I N I S C H E - v V O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . Nr . i I. JANUAR I928

II~che den hohen S~urewer t herbeiff ihrt . In solcher Ar t is t physiologisch die H a u t des menschl ichen K6rpers in ~tul3erst dfinner Schicht (mit t lere Dicke der ve rho rn t en Epi the lschicht ca. 4/100 mm) yon e inem ,,S(~uremantel" umgeben.

S ta rk konzen t r i e r t e r Schweil3 ble ibt lange durch seine hohe Acidi t~t vor Zerse tzung bewahr t . Anders aber s teht es mi t der verdf inn ten SchweiB16sung, mi t dem frisch der Drfise en t s t r6menden Schweigsekret . W e n n solcher nur schwach- saurer SchweiB nicht bald die Bedingungen zur Konzen t r i e rung seiner S~turen durch Verduns tung erh~tlt, so verf~tllt er, zumal im K o n t a k t mi t den ve rhornenden Epi the l ien resp. den ihnen anhaf tenden Mikroorganismen r e l a t i v schnell der Zersetzung un te r Ammoniakb i ldung : in 5 - - 7 S tunden haben wi t bere i ts den Beginn des Alkal ischerwerdens durch Zerse tzung bei dem schwach sauren Schweig in Gaske t tenmessungen kons ta t ie ren k6nnen. Auch diese Verh~tltnisse spielen ffir jene K6rperor te , wo die Verduns tung mi t der Folge einer schnellen Konzent r ie - rung des Schweil3es beh inder t ist, bei der Beur te i lung ihrer Neigung zu H a u t e r k r a n k u n g e n eine wicht ige Rolle.

Eng h ie rmi t v e r w a n d t ist das, was wir als die wicht igste physiologische Aufgabe des S~iuremantels der menschl ichen H a u t ansehen, der Abwehrschutz qegen die Mikroorganismen der Umwelt. Gerade tfir diese Aufgabe ist es yon entscheiden- der Bedeutung, dal3 durch die Gaske t t enmessung jene oben genannten, geradezu f iberraschend hoheu S~uregrade aui der H a u t fes tgeste l l t werden konnten.

Der S/~uremantel der H a u t f iberragt mi t seinen H6chst - wer t en im S~turegrad alles, was im menschl ichen K6rper vor- kommt , abgesehen v o m Magensaf t des I~2rwachsenen. In ihren mi t t l e ren W e r t e n ist die Hautoberflachens~ture e twa dem Magensaf t der S~uglinge gleich und s teh t mi t ihren h6chsten E inze lwer ten sogar dem Magensa i t des Erwachsenen nahe. E ine sehr wi rksame ant ibakter ie l le Schutzkra f t des Hau t - s~turemantels ist daher auBer Zweifel. Sic s t i m m t gu t zu den Fes t s t e l lungen yon KOCH, ZANGEMEISTER, GR1)TZ U. a., daB auf der normalen H a u t sel ten infekt ionsfahige Keime anzu- t ref fen sind: und ebenso zu den Versuchen NOGUCmS, nach denen v i ru len te Ke ime auf der normalen H a u t in kurzer Zeit zu Saprophy ten werden. Nach unseren bisherigen 1V[essungen 15,Bt sich aussagen, dab der SS.uregrad nicht fiber dot ganzen K6rperoberfl~tche gleichm~tBig ist. Or te mi t regelm~gig ge- r ingerem S i u r e g r a d sind z. B. die Achselh6hlen. Als erstre- benswer t muB eine Topographie der aktuel len Reak t ionswer te des S i u r e m a n t e l s auf der menschl ichen K6rpe rhau t erscheinen, besonders ffir die pathologischen Verhi l tn isse . ]?:in jedes Schwitzen bringt , wie wir oben sahen, vorf ibergehend eine Herabse t zung des S~uregrades auf der Hautoberfl~tche mi t sich. Ffir die Orte st~trkerer und h~ufigerer SchweiBbildung is t daher mi t einer zumindes t zei t l ichen Un te rb rechung resp. Ve rminde rung der S~tureschutzkraft zu rechnen. Eine v6llige AuJhebung des Sdbureschutzes aber bedeuten alle Risse oder Eros ionen der H a u t : sobald die Ep idermissch ich t nur an klein- s ter Stelle d u r c h t r e n n t ist, lassen sich mi t der Gasket tenglocken- E lek t rode auf der H a u t alkalische Herde (z.B. PH ~ 7,44) messen, d . h . der zur 13akterienabwehr dienende S~ure- man te l is t dann yon Stellen unterbrochen, die ihrer Reak t ion nach ffir die meis ten Mikroorganismen sogar ein Wachs tums- o p t i m u m bedeuten . Ahnl iche DeJelcte des Sdureschutzes mfissen e in t re ten an Orten, wo s tagnierender SchweiB zu alkal ischer Zerse tzung gelangen kann, eine n ich t unwesent l iche Bedingung ffir die region~re Disposi t ion zu Hau te rk rankungen , speziell bezfiglich des Eindr ingens von Mikroorganismen.

I m m e r wird dabei zu berf icksicht igen sein, dal3 die S~ure* die Aufgabe der Mikroorgan ismenabwehr an der Hau tobe r - tl~tche nicht allein vollzieht, sondern in dieser Aufgabe neben ande rem durch die Schu tzwi rkung des Hau t t a lges und durch den ProzeB der kont inuier l ichen Desquama t ion unters t f i tz t wird. U n d doch ve rd ien t es eine Hervorhebung , dab der K6r- per an drei so verschiedenen Or ten wie 2~Iagen., Vagina und Haut zur Bakterienabwehr das gleiche Mittel heranzieht , eben

* Es wird nicht verkannt, dab neben den H-Ionen die anderen Ionen sowie be- sonders auch die nicht dissoziierten Molek/~le auf das Mag der antibakteriellen Wir- kung EinfIuB haben.

die S~iure in p a - W e r t e n von 1,7--2, 5 im Magen (L. MICI~AELIS U. a.), yon 4 ,0--4 ,7 in der Vagina (R. SCI~RO~I)ER, HINRICHS und KESSLER) und von e twa 3 ,0- -5 ,0 auf der H a u t (nach den vors tehenden Messungen).

V E R S U C H E ZU E I N E R O P E R A T I V E N B E H A N D - LUNG DES D I A B E T E S .

(II. Mitteilung.) Yon

Prof . G. MANSFELD. Aus den: Pharn:akologischen Institut der Universit~it P~cs.

Vor e twa e inem J a h r - - in dies Wochenschr . :927 Nr. 5 - ber ich te te ich zusammenfassend darfiber, dab die par t ie l le Un te rb indung der Bauchspeicheldrf ise an normalen H u n d e n eine Mehrproduk t ion yon Insul in herbei f f ihr t und, dab diese Hyperinsulin~tmie selbst 11/2 J ah re nach der Opera t ion u n v e r m i n d e r t Ior tbes teh t , sogleich abe t schwindet , wenn der un te rbundene Teil des Pankreas exs t i rp ie r t wird. Die -- ffir eine opera t ive Behand lung des Diabe tes so fiberaus wicht ige -- Frage, ,,ob die Insu l inprodukt ion des e rk rank ten Pankreas ebenso wie des gesunden geste iger t werden kann" , wurde zugleich yon nfir aufgeworfen und der ~ b e r z e u g u n g Aus- druck gegeben, dab diese erst durch die klinische Beobach tung entschieden werden kann. Von derse lben Frages te l lung aus- gehend ha t t en •ATHER, PRIt~SEL und WAGNER in der Klin. Wochenschr . 1927, Nr. 44 Versuche mitgete i l t , auf die ich im Iolgenden kurz eingehen m6chte, well sie geeignet erscheinen, in e inem berei ts gekl~r ten Gebiet Verwi r rung zu schaffen.

Die genannten Au to ren ve r such ten zun~chst am sog. Sand- meyer -Diabe tes der H u n d e die Frage zu prfifen, ob eine Liga- tu r des belassenen Pankreasres tes oder seines Ausffihrungs- ganges eine Besserung des Diabe tes herbeizuff ihren vermag . Obschon die drei Au to ren darfiber ber ichten, dab ihre Tiere in ke inem einzigen Fal l die Opera t ion fiberlebten, muB ich, u m sp~ttere Un te r suche r vor v ie ler Mfihe zu bewahren, da rauI hinweisen, dab derar t ige Versuche grunds/~tzlich un- geeignet sind, um jene Frage zu entscheiden, welche die drei Au to ren sich zum Ziele setzten, n~tmlich ob ,,es viel le ieht ein anderes ist, ob man ein normales Hundepankreas oder ein berei ts diabet isches menschliches Pankreas un te rb inde t " . Be im sog. Sandmeyer -Diabe tes hande l t es sich doch n ich t u m eine ~hnliche E r k r a n k u n g des Pankreas wie beim mensch- l ichen Diabetes , sondern einfach darum, dab das zurfickge- bl iebene Pankreasgewebe zwar gesund, abe t offenbar n ich t ausreichend ist, um den t3edarI an Insul in zu decken. Es war also yon vornhere in n icht zu erwarten, dab die aufgeworfene Frage du tch diese Versuche bean twor t e t h~ t te werden k6nnen -- selbst wenn sie ffir die Auto ren technisch durchff ihrbar gewesen w~ren.

I m AnschluB an den Ber ich t fiber diese, also auch technisch mil31ungenen Versuche wird die h6chst bemerkenswer te Tat- sache mitgetei l t , dab 6 Hunde nach me inem Verfahren oper ier t wurden, und dab yon diesen Tieren 4 - - 5 Monate nach der Opera t ion kein einziges das , ,Mansfeld-PhXnomen" zeigte. Dieser merkwfirdige ]3efund s teh t im krassen Widerspruch sowohl mi t meinen Versuchen als m i t frf iheren Versuchen der drei Autoren 1, dann mi t denjenigen yon ALPERN und L E I T E S 2, y o n JORNS a, y o n H E R X t t E I M E R 4, a l s o m i t a l l e n

Untersuchern , die sich bisher mi t dieser Frage exper imente l l besch~ftigten. Es I ragt sich also zun~chst, worin dieser Wider- spruch begrf indet sein mag ? Es scheint mir, dab hier drei M6glichkei ten in B e t r a c h t k o m m e n k6nnen: Einmal , dab die Tiere n ieh t r icht ig oper ier t wurden, zweitens, dab sie n ich t r ich t ig un te r such t wurden und dri t tens, dab eine Kombina- t ion dieser zwei M6glichkei ten vorl iegt .

i . Was nun die A r t und Weise der Un te r suchung anbe- tr iff t , so wurde von den drei Au to ren keine Untersuchung aus- ge]~ahrt, welche uns i~ber das Verhalten der Blutznckerregulation' vor der Operation unterrichten wi~rde. Sie prfif ten an ihren H u n d e n die Zucker to le ranz f iberhaupt nur ein einziges Mal, und zwar 4 - - 5 Monate nach der Operat ion, ohne f iberhaupt danach gefragt zu haben, wie ihre Tiere vo r der Opera t ion

Page 2: Versuche zu Einer Operativen Behandlung des Diabetes

I. JANUAR 1928 K L I N I S C H E W O C H E N S C

auf Zuckerzufuhr reagierten, geschweige denn, dab sie die Assimilat ionsgrenze b e s t i m m t hAtten! Sehen wir aber n~her zu, wie diese einzige Toleranzpr i i fung nach der Opera t ion geschah: Es wurde an allen Tieren ohne Ri icks icht auf ihr Gewicht (welches aber zwischen 6, 7 und 14,8 kg schwankte) 4 ~ g Dext rose gegeben und die B z . - K u r v e festgestel l t . Es wird dann an der H a n d dieser Bz . -Kurven die n ich t sehr ver- wunder l iche Tatsache demonst r ier t , dab bet alien H u n d e n der Bz. in die H6he geht.

Wenn auch dieses Ergebnis fiir die drei Au to ren der Haup t - beweis ist, dab die Reproduz ie rbarke i t und Dauerha f t igke i t des yon mi r beschr iebenen Ph~nomens , ,noch n ieh t e inwand- fret gel6st i s t" , so glaube ich doch, dab es wohl n ich t not- wendig wgre, uns m i t diesen Versuchen wei terzubesch~ft igen, wenn es sich n ich t auch noch u m eine prinzipiel le und ftir spgtere Nachunte r sucher wicht ige Frage handeln wtirde.

Es ist ein merkwfirdiger Zufall, dab bezfiglich dieser Ver- suehe fast genau dasselbe zu sagen ist wie vorh in beziiglich der Versuche am Sandmeyer -Diabe tes : Selbst, wenn diese Ver- suehe technisch r icht ig ausgefi ihr t worden wgren, also wenn z. B. die Zucker to le ranz vor oder mindes tens kurz nach der Opera t ion b e s t i m m t worden w~re nnd dann pro kg Tier wieder dieselben Mengen Traubenzucker lgngere Zeit nach der Opera t ion verabfo lg t worden wgren, so h g t t e n auch diese r ieht ig ausgefi ihr ten Versuche n ich t die En t sche idung er- bracht , ob die oper ier ten Tiere mehr Insul in produzieren oder nicht. Eine einfaehe l )be r legung m a c h t es n~tmlich klar, dab am normalen H u n d die Zucker to leranz (welche doch die Resu l t an te eines h6chst kompl iz ier ten und noch keines- wegs gektArten Regula t ionsmechanismus darstel l t ) keines- wegs dadurch ge~ndert zu werden braucht , dab das Pankreas mehr Insul in p roduz ie r t als in der N o r m . Dies k o m m t ge- legent l ich vor, wie ich es selbst an 2 H u n d e n zeigen konnte -- hSr t dann wieder auf, wie es auch JORNS land -- die Mehr- p rodukt ion yon Insul in ver r~ t sich abet, wie ich es ausdrtick- lich be ton t habe, in j ener Erscheinung, welche ich als ,, Karenz- hypoglyMimie" bezeichnete : ]31utzuckersturz nach 48sttin- diger Karenz I Dieses Verhal ten ist ftir die (nach me inem Vor- schlag) oper ier ten Tiere h6chst charakter is t i seh und ges ta t t e t in Gemeinschaf t m i t unseren wei teren Beweisen (histologi- sches Bild, nachtr~tgliche Exs t i rpa t ion des abgebundenen Pankreastei les) die Annahme, dab wir ether Mehrproduk t ion yon Insulin gegeniiber stehen. Es muB also rnit Nachdruck darauf hingewiesen werden, dab die Toleranzpr t i fung am ge- sunden Hund , wo doch schon vor der Opera t ion reichlich und geniigend Insul in vo rhanden ist, u m den e rh6h ten Bedar f an Zuckerzufuhr zu decken, ganz und gar ungeeignet ist, u m eine Mehrproduk t ion von Insulin nachzuweisen. W e n n also den drei Autoren (die ffir mich allerdings h6chst ehrende) Bezeichnung , ,Mansfe ld-Ph~nomen" unvermeid l ich erscheint, so m6chte ich doch bi t ten, diese ftir jene Ersche inung zu reser- vieren, welche ich selbst , ,Karenzhypoglyk~mie" nenne und die im Gegensatz zu den Ergebnissen der Toleranzpr i i fung kons tan t und dauerhaf t ist. So erklXrt sich auch der yon den drei Au to ren beklagte Widerspruch, nach welchem das , ,Mansfe ld-Ph~nomen" in ihren Versuchen nach 5 Monaten n ieh t gefunden wurde, bet JORNS naeh io Mona ten aufh6r te und nach meinen Angaben nach i1/e J a h r e n unver i inder t for tbes tand. Die Erk l~rung dieses Widerspruct les ist, dab JORNS Toleranzprf i fungen ausftihrte, NATHER, WAGNER und PRIESEL dasselbe versuchten, aber wie ich Irt iher zeigte, zu ke inem ve rwer tba ren Resu l t a t kamen und ich schlieBlich ganz andere, und wie ich glaube, zwingendere Beweise ftir die Insu l inmehrprodukt ion heranzuz iehen bes t r eb t war. Wenn m a n all dies un te r ether t3ezeichnung zusammenfal3t , darf man sich n ich t wundern, dab m a n auf Widerspr i iche stSl3t.

2. I ch glaube jedoeh, dab es dennoch falsch w~ire, den Widerspruch zwischen meinen Versuchsergebnissen und jenen der drei Au to ren allein darauf zurt ickfi ihren zu wollen, dab sie die oper ier ten Tiere n ich t r icht ig un t e r such t ha t ten . Es wird nXmlich auch noch mitgete i l t , dab yon den 6 oper ier ten H u n d e n 3 nach 48sti indiger Ka renz Bz . -Wer te yon i o 6 , i o 3 und I I o mg % aufwiesen, dab also einige Monate nach dem Ein- gri l l keine Karenzhypog lyk~mie bestand. Wie diesbeziiglich

H R I F T . 7. J A H R G A N G . Nr . I 15

die anderen 3 H u n d e sich verhie l ten , wird in der Mi t te i lung n ich t erw~hnt , doch m6ch te ich keineswegs annehmen, dab diese das Ph~nomen der Karenzhypog lyk~mie zeigten. Wahr - seheinlicher scheint es, dab sie da raufh in n ich t u n t e r s u c h t worden stud. Wie es denn auch set, ftir 3 yon 6 H u n d e n k6nnen wir mi t Wahrsche in l i chke i t annehmen, dab die yon den drei Au to ren ausgefi ihr te Opera t ion yon keiner Hyper insu l in~mie gefolgt war. Dies s teh t zweifellos im Wider sp ruch m i t meinen eigenen Versuchen und kann k a u m durch die mange lha f t e Un te r suchungsme thode aufgekl~r t werden. So miissen wir also an die zwei te M6glichkei t denken, dab v ie l le ich t die Tiere n ich t r icht ig oper ier t worden stud. Ober diesen P u n k t liegen jedoch merkwi i rd igerweise nur sp~rliche und sich widersprechende Angaben vor, die wir nat t i r l ich alle hier an- ft ihren und bespreehen miissen, u m es dem Leser zu erm6g- lichen, i iber den W e r t dieser , ,nega t iven" Ergebnisse sich selbst ein Ur te i l zu bilden. Zun~chst heiBt es: , ,yon 6 nach MANSFELD oper ier ten H u n d e n zeigte kein einziger" usw. W e n n auch diese Schi lderung der Opera t ions technik rech t mange lha f t ist, h~ t te ich hie gewagt da ran zu zweifeln, dab die drei Au to ren nach me inem Verfahren das Pank rea s selbst , ,durch eine -- die Blutgef~Be schonende Massen l iga tur" abgebunden haben (wie es in meiner Mi t te i lung angegeben war), wenn nicht zwei Momente zu diesem Verdach t AnlaB geben wiirden. E i n m a l schon der Ti te l ihrer Abhand lung : , ,Die ]3eeinflussung des ]31utzuckerspiegels du tch Un te rb in - dung der Aus]i~hrungsg~nge der Bauchspeicheldr i isen am H u n d " , was im krassen Widerspruch mi t der ]3ehauptung steht , dab sie die H u n d e nach , ,Mansfeld" operier ten, weil ich niemals fiber Tiere ber ichte te , denen ich den Gang unter- bunden habe. D a n n wird aber in der Mi t te i lung noch folgendes gesagt : ,,Zu bedenken ist, dab die einzelnen Opera teure viel- le icht n icht ganz e inhei t l ich arbei te ten . Es w~re n ich t aus- geschlossen, dab eli1 Unte r sch ied zwischen der Gangunte r - b indung und dem OriginaleingrifI von MANSFELD bes teh t . " Dies ist al lerdings ein ziemlich al lgemein gehal tener Aus- spruch, dem ich zwar gerne beipflichte, da aber d a m i t often- bar erkl~rt werden soll, w a r u m ihre Ergebnisse sich m i t den meinigen n ich t deeken, so wird m a n doch dazu ver le i te t , da ran zu denken, dab die drei Au to ren Gitnge u n i e r b u n d e n haben, wie es im Ti te l heiBt und nicht das Pankreas , wie in der Mi t te i lung b e h a u p t e t wird. Auf diesen P u n k t aber muB besonderes Gewicht gelegt werden, erstens well bet einer Nachpr i i fung eine genaue Angabe geforder t werden darf, ob m a n die Vorsehr i f ten des Autors e ingehal ten h a t oder ob eine Modif ikat ion der Methode v o r g e n o m m e n wurde. Aber n icht allein diese Iormel le Fo rde rung gibt d iesem P u n k t be- sondere Bedeutung, sondern auch, dab nach meiner E r f a h r u n g die Unterbindung der G~inge eine ganz und gar unzuIdissige Methode ist. Ich babe sie ein einziges Mal angewende t und konnte danach keine Zeichen v e r m e h r t e r Insu l inprodukt ion nachweisen. Der H u n d wurde wieder l aparo tomier t . Die L iga tu r war ve r schwunden und der Gang schien v611ig durch- g~tngig. I ch ha t t e ihn wieder abgebunden und naeh 3 Mona ten fand ich wieder, dab die L iga tu r losgel6st - - und die Zucker- regula t ion wie vo r der Opera t ion -- gewesen. Dagegen ha t t e ich keinen einzigen Versager, wenn ieh die Massenl igatur um das Pankreas anlegte. Die Erk l~ rung daftir ist, dab nach Un te rb indung des Pankreas selbst, an Stel le der L iga tu r (wie ~vir es bet allen Autops ien und Re lapa ro tomien sahen), auch wenn v o m Seidenfaden keine Spur mehr zu sehen ist, das Pankreas s t rangul ie r t bleibt . Dies w~re also in Zukunf t s t reng zu beachten, wenn wei te re Nachpr t i fungen gep lan t wiirden, abe t frei l ich muB auch noch eine min ima le ana to- mische Kenntn i s der ]31utversorgung des H u n d e p a n k r e a s ge- forder t werden, n m Vorkommnisse , wie sie in den folgenden S~ttzen angedeu te t sind, zu ve rme iden : , ,Differenzen w~ren m6glich, wenn in e inem oder d e m anderen Fal l beispielsweise die Ar te r ie m i t u n t e r b u n d e n w~re. Sicher haben wir nur im Fal le der Gangun te rb indung posi t ive Resu l t a t e gesehen, bet denen die Gefahr der Mi t l iga tur der Ar te r ie n icht gegeben is t ." Ganz abgesehen davon, dab der zweite Satz eine i rr ige An. gabe enth~lt , weil dieselben Auto ren in ihrer ers ten Mi t te i lung fiber ein sicher nega t ives Ergebnis ber ichte ten , t r o t z d e m sie

Page 3: Versuche zu Einer Operativen Behandlung des Diabetes

1 6 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . Nr . 1 i . JANUAR t928

damal s G~inge u n t e r b u n d e n h a t t e n - - kbnn t e m a n j e t z t viel- le icht doch meinen, dab d iesmal (in A n b e t r a c h t der nega- r iven Ergebnisse) doch n i ch t die G~inge u n t e r b u n d e n worden sind, was al lerdings m i t d e m Tite l der Arbe i t und den wei te r oben z i t i e r ten S~itzen im W i d e r s p r u c h stfinde, sondern dab nach , ,Mansfe ld" oper ier t , aber die Ar te r ie mi t u n t e r b u n d e n wurde. Dies wi~rde ]edenJalls die negativen Resultate zur Geni~ge erklaren. All dies sind aber nu r V e r m u t u n g e n , und wi t mfissen die H of fnung aufgeben, auch n u t mi t einiger Wahrsche in - l ichkei t en t sche iden zu k6nnen, ob auger den vorh in geschil- d e r t e n 1Vi~ngeln der U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e n auch noch die Ope ra t i ons t echn ik d a r a n Schuld war, dab die g e n a n n t e n Auto- r en d iesmal zu nega t iven Ergebn i s sen kamen. W i t g lauben jedoch, dab ohne Rf icks icht auf Ergebn i sse von j eder wissen- schaf t l ichen Mit te i lung geforder t werden darf, fiber die an- gewende t en M e thoden genaue und unzweideut ige Angaben zu en tha l t en , sons t en t z i eh t sie sich eben se lbs t (wie in d iesem Fall) der Ni6glichkeit, r ich t ig b e w e r t e t zu werden. Ganz ab- gesehen aber von allen be sp rochenen M~ngeln d r~ng t sich schliegl ich die F rage auf : Wie is t es m6glich, dab i~ber die ErJolglosigkeit eines operativen Eingri]]es beriehtet wird ohne ~berzeugung gewonnen zu haben -- see es durch Relaparotomie, sei es durch Autopsie -- ob die Operation selbst zum Ziele ]i~hrte?

L i t e r a t u r : ~ NATHER, PRIESEL und W A G N E R , Klin. Wochen- schrift 5, Nr. 21. 1926. -- g ALPERN und LEITES, Klin. Wochenschr. 4, Nr. 32. 1925. -- a JORNS, Klin. Wochenschr. 5, Nr. 52. 1926. -- HERXnEIMER und CARPENTIER, Beitr. z. pathol. Anat. u. z. allg. Pathol. 7 6, 270. 1926.

BEITRAG ZUM MECHANISMUS DER SAURE- A L K A L I - R E G U L I E R U N G BEI NORMALER

UND GESTORTER NIERENFUNKTION. Von

P r i v . - D o z . D r . MAX ROSENBERG u n d D r . ALFRED HELLFOR8. Aus der I. Inneren Abteilung des st~dtisehen Krankenhauses Berlin-Westend

(Direktor: Prof. F. UMBER).

In einer f r f iheren Ver6f fen t l i chung s, ~ fiber die Wasser- sto//ionenkonzentration in* H a r n nach Alkalibelastung h a b e n wir fes tgestel l t , dab die funkt ions t f ich t ige Niere nach per- oraler Zufuhr yon 20 g Natr . b icarbon, einen H a r n liefert, dessen pn einen deu t l i chen und regelmABigen Anst ieg nach der alkal ischen Seite b in ergibt , w~thrend dieser normalerweise e inen W e f t yon mindes t ens 8,0 e r re ichende Ausschlag bei z u n e h m e n d e r N ie ren funk t ionss t6 rung en t sp rechend d e m Grad der Insuff izienz a b n i m m t , um bei schwers ten Sch~digungen p rak t i s ch ganz auszubleiben.

Es e rgab sich nun die damals von uns n ich t b e a n t w o r t e t e Frage, warum die Alkalisierung des Harns bei ]unktions- gest6rter Niere vermiflt wurde, und wo das zuge]i~hrte Alkal i im Organismus verblieb. Man k6nn te auf Grund der wel te r

u n t e n zu besp rechenden , bere i t s vor l iegenden U n t e r s u c h u n g e n ande re r A u t o ren d a r a n denken, daB der ungenfigende Ans t ieg des Harn-p~ auf e iner ungenf igenden Ammoniak-Ausschei - dung beruhe. Die n~ichstliegende A n n a h m e aber war natf i r l ich die, dab die funk t ionsges t6 r t e Niere nich• fiihig sei, das resorbierte und ihr vom Blute angebotene Alkali in no rma le r Weise auszuscheiden. Die n~here Nachprf i fung dieser Fragen , die den Gegens tand der vor l iegenden Arbe i t bi ldet , h a t ge- zeigt, dab diese le tz te re A n n a h m e n ich t zutriff t , wie ja denn f ibe rhaup t die allzu mechani%tische Auffassung der Nieren- funk t ion m e h r und m e h r an Boden verI ier t und gerade durch die Ver t ie fung unsere r Kenn tn i s se fiber die ges t6r te Nieren- t / i t igkei t i m m e r u n h a l t b a r e r wird. Es sei hier nur an die so be rech t ig t en Kr i t i ken der A m b a r d s c h e n K o n s t a n t e 4, an die unregelm/igigen und ganz ungekl~irten Verh~Itnisse yon Blu tzucker zu Harnzucker~, an die Volhardsehe Vorf lu t - niere u. ~. e r inner t . , _

I1.

U m in den ]Vlechanismus des S(z'uren-Basen-Gleichgewichles und seiner Regulierung bei gest6rter ~VierenJunktiot~ nAher ein- zudr ingen, w a n d t e n wi t unsere A u f m e r k s a m k e i t zungchs t den Ver / inderungen zu, die das Blut nach Alkal izufuhr er- leidet. Unse re V e r s u c h s a n o r d n u n g war in An lehnung an unsere Irf iheren Versuche folgende:

Nach ]3estimmung der Alkalireserve am niichternen Kranken mittels der van Slykeschen Methode erhielt der Pat. 2o g Natr. bicarbon, in 400 ccm Wasser zu trinken und muBte danach halb- stfindlich Urin lassen; wenn dies nicht m6glich war, erfolgte die Blasenentleerung mittels Katheterismus. In den so gewonnenen Harnportionen wurde Ammoniak und Wasserstoffionenkonzen- tration bestimmt. Nach Ablauf yon 2 Stunden erfolgte eine aber- malige Untersuchung der Alkalireserve des Blutes nach VAN SLYKE.

In Tabelle I u n d 2 sind die Resu l t a t e der be iden Bes t im- m u n g e n der Blu ta lka l i reserve und der Wassers tof f ionenkon- zen t r a t i on im H a r n wiedergegeben.

Tabelle I. Nierengesunde.

Differenz Differenz Hbhe der Blutalkali- zwischen reserve Hbchster hbehstem

Fall Name vor ] naeh der beiden ~it-Wert und tief- Werte des Urins WertStem Pit'des

Nr. Alkalibelastung Urins

I 2

3 4 5 6 7 8 9

IO

Felg. ? Roes. 9 Ruh. 9 Mart. c~ Leszy. 9 Buch. 9 Hemp. ? Engw. 9 Beck. $ Rosel.

47,5 59,4 11,9 53,2 63,6 lO,4 41,9 62,4 2o,5 51,9 72,9 21,o 66,4 84,3 17,9 64, 3 82,5 18,2 74,8 86,2 11, 4 59,7 67,3 7, 6 54,I 61,7 7,6 54,3 63,3 9,0

8,4 8,4 8,4 8,0

8 , 4 8,4 8,1 8,4 8 ,2 8,2

2,4 1,4 3,2 2,5 1,4 3,4 3 , I 1 ,2 2 , 6 3,2

Tabelle 2. Nierenkranke.

Fall

Nr.

I I

I 2 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

Name

I~e .* 9 . . . . . .

Krug.* c~ . . . . . Putt .* 9 . . . . .

N u s s . * 9 . . . . .

Rund. c~ . . . . . Gall. 6 . . . . : . . Niez. 9, I I .VI I . 1927 Hisch.* 9 . . . . .

W / i t . * 9 . . . . . Trud. ~ . . . . . . Jung. $ . . . . . . Wend. c~ . . . . . Niez., 9, 27.VII. 1927

* WV und KV zu dlesen

Diagnose

Akute Nephritis mit nephrotischem Ein- schlag . . . . . . . . . . . . . .

Subchronische Glomerulonephritis . . Chronische Glomerulonephritis n - n i .

Chronische Glomerulonephritis I I - - I I I Sublimatniere . . . . . . . . . . . Subakute Glomerulonephritis . . . . Maligne Sklerose . . . . . . . . . . Chronische Glomerulonephritis n i . .

C h r o n i s c h e Glomerulonephritis n I . .

C h r o n i s e h e Glomerulonephritis n I . .

C h r o n i s c h e Glomerulonephritis I n . .

C h r o n i s c h e Glomerulonephritis I I I . .

Maligne Sklerose . . . . . . . . . . F~llen siehe Tabelle 4.

I EiweiBschlacken im Blut [

]

sHta~1~" Rest 'N ] Indican i tKreia" [

g~ g% 0 Ing~ mg~

normal 0,50 0,8

- - 1,o 7 0,45 I,O 7 o,56 i,o 7 0,45 1,o7 o,64 2,0 o,73 3,2 0,92 8,o 1,6 Io,o

0,32 0,37 15,o o,46 11, 4 0,56 0,65 4o,o 0,99 80,0 o,59 18,1 1,6 ' 53,3 2, 4 30,7 Obd.: See. Schrumpfniere 2,63 1,62 ' 8,0 9o,o 2,71 1,9o lO,7 - -

H6he der Blut, alkalireserve

vor I nach

Alkalibelastung

74,9 7 0 , 0 56,7 82,4 73,o 75,8 36,2 65,o 47,5 48,1 72,9 36,2 23,0

76,8 72,9 62,4 84,3 74,9 79,6 38,5 7 I , O 5 0 , 0 51,9 72,9 36,2 21,O

Diffe- renz der beiden Werte

1,9 2,9 5,7 1,9 1,9 3,8 2,3 6,o 2,5 3,8

o O

- 2 ( ! )

I Differenz H6chster . rt I ZWlSahen

~n'W~ Idem hOch- desUrmsl sten und

nach . . . . . . ~ tlefsten AIKaI1De- 10H.Wer t

lastung des Urins

7,6 2,6 7,4 1,8 7,6 1,6 7,8 1,8 7,7 2,1 7,8 2,3 7,1 0,8 7,5 ~ 6,4 0,8 5,6 0,4

5,8 0,4


Recommended