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21s CHEMISCHE REVUE. Heft 12. D. H o 1d e hat gezeigt l), dass wan mit dem Engler'schen Viscosimeter den Flussigkeitsgrad von 1) Mitthei1. a. d. giinigl. techn, venuchsanst. Berlin wie es scheint, einem Franzosen. In der Litteratur aber wird immer wieder einem Englander Millian die Autorschaft in die Schuhe geschoben. Renard wird als Renard, Villavecchia als V ill av e c h i a, We 1 mans als We 1 m a n n s oder gar Wellmann, Morpurgo als Mopurgo citirt, ja selbst Chevreul als Chevreuil und sofort. Wie vielen Schulern Benedikts, die rnit Be- geisterung und Liebe ihres verstorbenen Lehrers und Freundes gedachten, habe ich nun schon das diesem trotzdem consequent statt des k geschenkte c ver- bessern miissen, wie manchen Wo 1 fb aue r von dem durchaus uberflussigen doppelten f zu befreien ge- habt ! Vergleichen wir einmal die gebrauchlichsten Nach- schlagewerke uber die Fettandyse: Benedikt-Ulzer's ,,Analyse der Fette und Wachsarten" schreibt: Becchi, Fink (statt Finc k), Milliau neben Millian, Mopurgo. L e w k ow i t s c h, der Herausgeber der englischen Bearbeitung des Ben e d i k t 'schen Werks, libst seine grosse litterarische Genauigkeit auch hier nicht ver- missen. Nur die Schreibweise Becchi zieht sich durch sein Buch. Holdel) schreibt Millian *), Villavechia, David (statt Davies). In KO n i g ' s ,,Untersuchung landwirthschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe" finden wir: F i n k , We 1 man ns , V ill av e chi a , Re n ar d. Eine wahre Fundgrube falscher Nalnensangaben aber ist das Capitel ,,Speisefette und Oele" in den ,,Vereinbarungen zur einheitlichen Untersuchung und Beurtheilung von Nahrungs - und Genussmitteln fur das Deutsche Reich." Gerade bei Besprechung dieses Werkes hatte ich schon fruher (a. a. 0.) die- selbe Frage einmal angeregt. Da heisst es: Bau- donin, Rtnard, Villavechia, Fink, Wel- m anns etc. Wohlverstanden, ich spreche nicht von einmaligen Druckfehlern , sondern von durchgehen- den Irrthiimern. ,,Wozu aber solche Kleinigkeiten breittreten?" wird mancher Leser fragen. ,,Ist das nicht der Oelen bestimmen kann, wenn auch nur kleine Mengen des Oeles (aber mindestens 45 ccm) zur Verfugung stehen. Es wird zu diesem Zwecke das viscosi- I) Unten. d. Schmiermittel. ') Er hat bei einer spateren Gelegenheit den Fehler ver- bessert (Chem. Revue 1899, 94). Berlin 1897. ,Schultze mit'n tz', der sich gegen das Weg- lassen seines t straubt? Doch nicht so ganz! Zunachst ist Genauigkeit, so pflegt man doch zu sagen, die erste Pflicht des Naturwissenschaftlers und specie11 des Chemikers ; sollte diese sich nicht auf genaues Lesen und ge- naue Wiedergabe der Autornamen erstrecken konnen? Aber das allein ist gar nicht der springende Punkt. Ich bin iiberzeugt, die meisten der Namensverstiimm- ler haben recht genau gelesen und recht genau wiedergegeben, was sie fanden - aber nicht im Original, sondern in irgend einem Referat. Als ich in Strassburg studirte, da gab es Herr Geheimrath Prof. Fittig, dem ich dafur noch heute dankbar bin, nie zu, dass ein Schiiler ein organisches Praparat darstellte nach Angaben im Be i 1s t e i n oder gar in einer der damals sparsamer gesaeten ,,Anleitungen zur Herstellung etc." Stets hiess es, in der Bibliothek die Originalarbeit einsehen , sich deren Inhalt bestmBglich aneignen, und dann erst im Laboratorium rnit dem Experimeiitiren beginnen. Moge diese zur Zeit an manch' grossem Institut wenig geachtete Art des ,,genauen" chemischen Ar- beitens nicht aussterben, sondern uberall hochgehalten werden. Da gewohnt sich der Schiiler, nicht nur die Mengenverhaltnisse der ,,besten Ausbeute" sich zu notiren, sondern auch den Gedankengang des Autors etwas naher zu verfolgen, da liest er auch von dem, was nicht gegangen ist, und warum es nicht ging, und wenn er schliesslich die Arbeit des Vorgangers citirt, so wird er - ich wette darauf - auch ein Uebriges thun, und den Nanien desselben richtig wiedergeben. Dass aber ein Referat, und sei es noch so genau und kritisch abgefasst, nur das Wesentliche wiedergeben und den naher Be- theiligten auf die betr. Arbeit aufmerksam machen kann,-das versteht sich voii selbst. Wer freilich an kleinen Orten leben muss und eine grossere Bibliothek nicht so leicht erreichen kann, dem sind Siinden in dieser Hinsicht nicht gerade schwer anzurechnen. Gerade mit Rucksicht auf diese Collegen ist es daher aber auch die Pflicht der meist giinstiger gestellten Verfasser von Lehr- buchern und Compendien, ihrerseits in diesem Punkt rnoglichst vorsichtig zu sein, um den ganzen Irihalt ihrer Werke vertreten zu konnen - bis auf's tz!

Viscositätsbestimmungen mit kleinen Oelmengen

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21s CHEMISCHE REVUE. Heft 12.

D. H o 1 d e hat gezeigt l), dass wan mit dem Engler'schen Viscosimeter den Flussigkeitsgrad von

1) Mitthei1. a. d. giinigl. techn, venuchsanst. Berlin

wie es scheint, einem Franzosen. In der Litteratur aber wird immer wieder einem Englander Mil l ian die Autorschaft in die Schuhe geschoben.

Renard wird als R e n a r d , V i l l a v e c c h i a als V i l l a v e c h i a, We 1 mans als We 1 m a n n s oder gar Wellmann, Morpurgo als Mopurgo citirt, ja selbst Chevreul als Chevreui l und sofort.

Wie vielen Schulern Benedik ts , die rnit Be- geisterung und Liebe ihres verstorbenen Lehrers und Freundes gedachten, habe ich nun schon das diesem trotzdem consequent statt des k geschenkte c ver- bessern miissen, wie manchen Wo 1 fb aue r von dem durchaus uberflussigen doppelten f zu befreien ge- habt !

Vergleichen wir einmal die gebrauchlichsten Nach- schlagewerke uber die Fettandyse:

B e n e d i k t - U l z e r ' s ,,Analyse der Fette und Wachsarten" schreibt: Becchi , F i n k (statt F i n c k), Mil l iau neben Mil l ian, Mopurgo.

L e w k ow i t s c h, der Herausgeber der englischen Bearbeitung des Ben ed i k t 'schen Werks, libst seine grosse litterarische Genauigkeit auch hier nicht ver- missen. Nur die Schreibweise Becchi zieht sich durch sein Buch.

H o l d e l ) schreibt Mill ian *), Vil lavechia , David (statt Davies).

I n KO nig 's ,,Untersuchung landwirthschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe" finden wir: F i n k , We 1 man ns , V ill av e chi a , R e n ar d.

Eine wahre Fundgrube falscher Nalnensangaben aber ist das Capitel ,,Speisefette und Oele" in den ,,Vereinbarungen zur einheitlichen Untersuchung und Beurtheilung von Nahrungs - und Genussmitteln fur das Deutsche Reich." Gerade bei Besprechung dieses Werkes hatte ich schon fruher (a. a. 0.) die- selbe Frage einmal angeregt. Da heisst es: Bau- donin , R t n a r d , Vi l lavechia , F i n k , Wel- m anns etc. Wohlverstanden, ich spreche nicht von einmaligen Druckfehlern , sondern von durchgehen- den Irrthiimern.

,,Wozu aber solche Kleinigkeiten breittreten?" wird mancher Leser fragen. ,,Ist das nicht der

Oelen bestimmen kann, wenn auch nur kleine Mengen des Oeles (aber mindestens 45 ccm) zur Verfugung stehen. Es wird zu diesem Zwecke das viscosi-

I) Unten. d. Schmiermittel. ') Er hat bei einer spateren Gelegenheit den Fehler ver-

bessert (Chem. Revue 1899, 94).

Berlin 1897.

, S c h u l t z e mit 'n t z ' , der sich gegen das Weg- lassen se ines t straubt?

Doch nicht so ganz! Zunachst ist Genauigkeit, so pflegt man doch zu sagen, die erste Pflicht des Naturwissenschaftlers und specie11 des Chemikers ; sollte diese sich nicht auf genaues Lesen und ge- naue Wiedergabe der Autornamen erstrecken konnen? Aber das allein ist gar nicht der springende Punkt. Ich bin iiberzeugt, die meisten der Namensverstiimm- ler haben recht genau gelesen und recht genau wiedergegeben, was sie fanden - aber nicht im Original, sondern in irgend einem Referat.

Als ich in Strassburg studirte, da gab es Herr Geheimrath Prof. F i t t ig , dem ich dafur noch heute dankbar bin, nie zu, dass ein Schiiler ein organisches Praparat darstellte nach Angaben im Be i 1s t e i n oder gar in einer der damals sparsamer gesaeten ,,Anleitungen zur Herstellung etc." Stets hiess es, in der Bibliothek die Originalarbeit einsehen , sich deren Inhalt bestmBglich aneignen, und dann erst im Laboratorium rnit dem Experimeiitiren beginnen. Moge diese zur Zeit an manch' grossem Institut wenig geachtete Art des ,,genauen" chemischen Ar- beitens nicht aussterben, sondern uberall hochgehalten werden. Da gewohnt sich der Schiiler, nicht nur die Mengenverhaltnisse der ,,besten Ausbeute" sich zu notiren, sondern auch den Gedankengang des Autors etwas naher zu verfolgen, da liest er auch von dem, was nicht gegangen ist, und warum es nicht ging, und wenn er schliesslich die Arbeit des Vorgangers citirt, so wird er - ich wette darauf - auch ein Uebriges thun, und den Nanien desselben richtig wiedergeben. Dass aber ein Referat, und sei es noch so genau und kritisch abgefasst, nur das Wesentliche wiedergeben und den naher Be- theiligten auf die betr. Arbeit aufmerksam machen kann,-das versteht sich voii selbst.

Wer freilich an kleinen Orten leben muss und eine grossere Bibliothek nicht so leicht erreichen kann, dem sind Siinden in dieser Hinsicht nicht gerade schwer anzurechnen. Gerade mit Rucksicht auf diese Collegen ist es daher aber auch die Pflicht der meist giinstiger gestellten Verfasser von Lehr- buchern und Compendien, ihrerseits in diesem Punkt rnoglichst vorsichtig zu sein, um den ganzen Irihalt ihrer Werke vertreten zu konnen - bis auf's tz!

Heft 12. CHEMISCHE REVUE. 219

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220 CHEMISCHE REVUE. Heft 12.

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Fortlaufende Zahl

Heft 12. CHEMISCHE REVUE. 221

fiillt, die Ausflusszeit in Secunden von 2 0 ccm des Oeles bestimmt und dann.der Umrechnungs-Coefficient 794 beniitzt, den H o l d e ermittelt hat.

Da auch der Chemiker einer Mineralolraffinerie oft in die Lage kommt, Oele nach eingesandten sehr kleinen Mustern beurtheilen zu mussen , so haben solche Umrechnungs - Coefficienten auch fur diesen einen praktischen Werth.

Die Uebereinstimmung der Viscositatszahlen, die

einerseits mit der normalen Oelmenge (zoo ccrn),. andererseits mit 20 ccm und mit Benutzung des Umrechnungs - Coefficienten 7 , 24 erhalten werden, ist thatsachlich f~ technische Zwecke gesugend, wie dies auch nachfolgende Versuchsreihe beweist (Tabelle I).

Neben dem Umrechnungs - Coefficienten 7,24 (Halde) kann man eventuell folgende Factoren be- nutzen :

Bei Fiillung von 45 ccm Oel und Ausfluss von 2 5 ccm Factor 5 ,55 ,l I, 11 50 I, I, I , ,> , I 40 11 ,, 3,62 11 11 11 6o 91 '7 I1 I, ,I 5 0 I , 11 z,79 I, I , 1 , IZo JJ I1 11 1, ,, 100 ,, 11 'J65*

- T r i e s t , im October 1899.

Znr Jononfrage. Von Dr. A. Wehrmann.

Seit Langem hat kein Patentstreit das Interesse aller Fachkreise so sehr enveckt, wie die von der Firma H a a r m a n n & Reimer in Holzminden gegen die Firma F r a n z Fr i tzsche Sr Co. in Hamburg wegen Verletzung ihres Paientes D.R.P. 7 3 089 gefiihrten Processe und wie die von der beklagten Firma unter- nommenen Gegenschritte.

Eine chemische Verbindung, auch wenn sie vor- her noch nicht bekannt war, ist als solche nicht patentfahig, sondern nur das Verfahren zu ihrer Dar- stellung. Deshalb versagt der Schutz des auf die Darstellung einer chemischen Verbindung ertheilten Patentes, wenn derselbe Korper durch ein anderes Verfahren gewonnen, oder wenn durch ein analoges Verfahren ein Korper von anderer technischer Ver- werthbarkeit erhalten wird. Dass es aber ausser- ordentlich scliwierig, wenn nicht unmoglich sein kann, die Identitst chemischer Producte und der zu ihrer Gewinnung angewandten Verfahren einwands- frei nachzuweisen, und dass deshalb der Werth chemischer Patente leicht illusorisch werden kann, das zeigt in eclatanter Weise der J on o n p r o c e s s.

Wenn es auch bisher der Patentinhaberin ge- lungen ist , bei alien Instanzen obsiegende Urtheile zu erringen, so beweist doch die ausserordentlich grosse Muhe, die zur Vertheidigung des Patents angewendet werden musste, dass es etwas fb sich hat wenn manche Industrielle es vorziehen, lieber nach geheim gehaltenen Verfahren zu arbeiten, als sich der Eventualitat auszusetzen, ihre Patente gegen Eingriffe vertheidigen zu mussen.

Dtr Thatbestand beim Jorronprocesse ist der folgende:

Im Jahre 1888 wurde von Chemikern der Firma Schimmel & Co. im atherischen Oele der Back-

hausiablrtter ein intensiv citronenartig riechender Aldehyd aufgefunden, den sie dieses Geruches wegen ,,Ci t ra l" nannten. Gleichzeitig stellten sie fest, dass sich dieser Korper auch im Citronenijle, im Citronell- ole und in grossen Mengen im Lemongrasole finde und deren Citronengeruch bedinge. F. W. Semmler stellte drei Jahre spater fest, dass das Citral identisch sei rnit einem Aldehyde, den er schon friiher durch Oxydation des Alkohols Geraniol erhaiten und des- halb Geranial genannt hatte. Im Geraniol war von T i e m a n n und Semmler der erste aliphatische Terpenabkommling aufgefunden worden. Wie diese Forscher nachgewiesen haben, ist das Geranial bezw. Citral nach der Fordel (CH,),C = CH-CH,-CCH,-C(CH,) = CH-CHO

(ClOHlti 0) zusammengesetzt.

Bei der Condensation des Citrals mit Aceton unter Anwendung alkalischer Mittel erhalt man das Keton (CH,),C CH.CH,-CH,-C(CH,) CH-CH.CH-CO.CH,

(CISH, ,,Oh das durch die Einwirkung verdiinnter Sauren in das isomere, aber cyclische Keton

/\ CH, CH - CH = CHCOCH,

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umgelagert wird.