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Vitali Konstantinov ES STEHT · aus dem Bären-Klan einen Jungen aus dem Molchen-Klan ein, sie zu besuchen: Frauen des Jukagiren-Volkes in Sibirien hatten ihr eigenes System, Liebesbotschaften

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Vitali Konstantinov

ES STEHT GESCHRIEBEN

Von der Keilschrift zum Emoji

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I N H A LT

K A PI T E L 3 Schriften-Schöpfer 47Kaukasische Alphabete 48Slawische Alphabete 49Mongol ische Alphabete 50Koreanische Schrift 51Schriften der Adivasi 52Neue Schriften der Bergvölker 54Afrikanische Schriften 56Mi ’kmaq-Hieroglyphen 58Si lbenschrift der kanadischen

Ureinwohner 59Cherokee-Si lbenschrift . Wah-zha-zhe-

Alphabet 60Ozeanien : Avoiul i 61Altpermische Schrift Anbur.

Büthakukye 62Kunstschriften 63Schriften in Mittelerde 64Star Trek 65

Anhang 67

K A PI T E L 1 Sprechen – Zeichnen – Schreiben 5Schreiben 6Kodierung 7Schriftsysteme 8Laute – Sprache 10Anfänge des Schreibens 12Steinzeit-Revolution 14

K A PI T E L 2 Erste Schriften der Welt 17Kei lschrift 18Ägypten: Hieroglyphen – Hieratische

Schrift – Demotische Schrift 20Ostasiat ische Schriftsysteme: China –

Japan – Minderheiten in Südchina 22

Schriftsysteme Mittelamerikas 26Donauschrift . Europäische

Bronzezeit 28Hethit isch und Luwisch, minoische

Schriften 29Entstehung der Alphabete 30Hebräische Schrift 32Griechisches Alphabet 33Latein isches Alphabet 34Runen. Ungarische Rovás 36Irische Schrift . Deutsche Schrift 37Äthiopische Schrift 38Arabische Schrift . Thaana-

Alphabet 39Indische Schriften: Indien 40Indische Schriften: Indochina 42Indische Schriften: Insulares

Südostasien 44

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Kapitel 1

Sprechen – Zeichnen – Schreiben

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S C H R E I B E N ist d ie w icht igste Ku l turtechn ik von uns Menschen . S ie wurde vor etwa Jahren erfunden .

Chinesen haben vor 10 000

Jahren die Schrift erfunden!

Hahaha! So ’n Quatsch! Wir schreiben bereits seit 30 000 Jahren!

Heute tippen wir meistens.

Mein Prinz, wie geht es Euch seit so viel Tagen?

Dank untertänigst; wohl,

wohl,wohl.

Um ungefähr so viel zu schreiben, wie in den vergangenen 5500 Jahren zusammengenommen,

Über 200 Mi l l i a rden E-Ma i l s pro Tag !

Internet und Mobiltelefone brachten welt weit auch Menschen in Ländern ohne Schrifttradition mehr Möglich-keiten, zu lesen und zu schreiben. Viele Völker, die nie eine Schreibkultur hatten, senden sich plötzlich Nach-richten.

In alten Zeiten konnten nur wenige privilegierte Menschen lesen und schreiben. Noch im 20. Jh. war etwa die Hälfte der Europäer Analphabeten. Und auch heute gibt es Länder, in denen viele Leute weder lesen noch schreiben können.

KODIERUNG

Oder auch nicht.

1991

Äth iop ische Schr i ft : Un icode 1999, auf dem Mob i l te lefon se i t 2007

Unicode 12.0 (2019): 150 Schriftsysteme mit

insgesamt 137 929 Zeichen

wurde das Unicode-Konsortium gegründet, eine inter nationale Organi sation für einen gemeinsamen

weltweiten Zeichen- Codierungs-Standard. Jedes Zeichen

Um ein bestimmtes Schrift-system zu nutzen, muss man

die entsprechende Tastatur aktivieren oder im Sonderzeichen- Menü stöbern. Dann kann man auf Russisch oder Japanisch tippen. Will man seltene Schriftsysteme nutzen, muss man erst den passenden Font (die digitale Fassung einer Schrift) finden, herunter laden und auf seinem Gerät installieren. Danach ist es möglich, auch in Keilschrift oder auf Klingonisch zu mailen und zu simsen!

wurden nach langer Diskussion die EMOJ IS aufgenommen.

Nein! Das geht zu weit! Wir haben genug

von euch.

Damit ein Computer oder ein Mobiltelefon lesen und schreiben kann, muss jedes Zeichen als CODE gespeichert werden. Die ersten Geräte hatten wenig Speicherplatz: Er reichte nur für die Buchstaben des latei-nischen Alphabets und ein paar Sonderzeichen. Jedes System hatte eine eigene Kodie- rung – es herrschte Chaos.

GLYPHE: die konkrete grafische Darstellung des Zeichens auf dem Endgerät

Und manchmal steht die gleiche Glyphe für mehrere Zeichen:– lateinisches E (U+0045) – griechisches Epsilon (U+0395) – kyrillisches E (U+0415)

bekommt hier seinen eigenen Code. Ziel der Organisation ist es, alle existierenden Schriften und Sprachen der

Welt auf allen Geräten und Betriebs systemen zu ermöglichen. Auch histo rische, neu erfundene oder nur von sehr kleinen Gruppen benutzte

Schriftsysteme werden aufgenommen. Jedes Jahr erscheint

eine neue Version.

Se it 1996 g ibt es für 1 114 112 Codepunkte P latz !

Ägypt i sche H ierog lyphen : Un icode 2009

Batak : Un icode

2010

Cherokee : Un icode 1999

Jeder darf einen Vor schlag einreichen.

Darf ich auch?

Warum?

Von einem Computer zum

ande ren wird nur die Idee eines

ZEICHENS, die im Code gespeichert

ist, geschickt.

brauchen wir heute dank Internet nur zwei Tage.

Mittlerweile haben mehr Menschen Zugang

zu einem Mobiltelefon als zu einer Toilette!

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SCHRIFTSYSTEME LOGOGRAMME (WORTZEICHEN)

Piktogramme (Bi ldzeichen)1 Zeichen = 1 Objekt

Schäde l Eu le Anker Herz

Alte und moderne chinesische Zeichen:

Sonne Mond Mensch Herz Anker Eu le

DETERMINATIVE in antiken Schriftsystemen werden nicht gelesen, sie weisen nur auf die genauere Be deutung hin. Dieses alt ägyp tische Zeichen deutet auf die Tätigkeiten hin, die

etwas mit Gedanken und Gefühlen zu tun haben.

Moderne gebräuch l i che Wortze ichen :

Ideogramme (Ideenzeichen) 1 Zeichen = 1 Idee / Begriff

L iebe Hoffnung We ishe i t Tod

Ideenzeichen kann man nicht sofort ver stehen, man muss die Bedeutung

lernen. Ähnlich ist es mit unseren Zahlen: Alle verstehen das Zeichen, aber in jeder

Sprache heißt es anders:

siebenseven

bakwai

doloon ilgob

nana

pitoqī

sette

shtatëyedi

shvidi

Schon sehr bald reichten die Einzelzeichen nicht mehr aus und man begann, sie zu kombinieren, um weitere Bedeutungen zu schaffen.

L iebe

爪 Kra l l e , ⼍ Dach , 心 Herz ,夊Fußabdruck

Logogramme könnten ein universales Schriftsystem für die ganze Menschheit werden!

Das ist eine geniale Idee,

Schatz!

Cla i re B l i ss

CHARLES K. BLISS (1897–1985) erfand eine „Internationale Semanto-graphie“, aber sie fand nur wenig Verbreitung.

Gefüh l G lück traur ig l achen

Mund Ohr Sprache ÜbersetzungEmo j i-Erf inder

SHIGETAKA KURITA

Ich hätte nie gedacht, dass das auch

außerhalb Japans

funktioniert.

D ICTIONARY, das wichtigste Wörterbuch der englischen Sprache, hat 2011 das Zeichen ♥ aufgenommen und 2015 sogar ein Emoji

als Wort des Jahres gewählt.

Ich?! Ein Wort?!

Ich lach mich tot!

Und was ist mit mir?

W O RD OF T H E YE A

R

PHONOGRAMME (Lautzeichen)Schon bald reichten auch die Wortzeichen zur Verständi-gung nicht mehr aus. Man fing an, sie nach ihrem Klang zu kombinieren, wie in einem Bildrätsel oder Rebus. So konnte z. B. das ägyptische Zeichen für Eule (etwa „mewled“ auf Altägyptisch) für den Laut „m“ genommen werden. Um ausländische Namen

zu schreiben, benutzen Chinesen Wortzeichen mit ähnlichem Klang als Lautzeichen.

Meinen Vornamen Vitali schreiben sie als

Wéi-dá-lì um. Die einzelnen Schriftzeichen bedeuten

„zusammenhalten“, „erzielen“, „Profit“. Weniger schön für mich wäre die Schreibweise Wěi-dà-lí: „gefälschte

große Birne“. Logogramme werden zu Phonogrammen !

SILBENZEICHEN (Syl labogramme)Bei einer Silbenschrift gibt ein Zeichen eine Silbe wieder. Zwei japanische Schriftarten sind Silbenschriften.

ABUGIDASsind den Silben-schriften ähnlich: Ein Zeichen steht für eine Silbe, nur werden die Vokale durch Modi fi-kationen eines Grund-zeichens angedeutet.

Äth iop ische Schr i ft

Ind ische Schr i ften

AB JADS (Konsonantenschr i ften ) Alif! Alef!Ein reiner Konsonantentext kann TRTZDM VRSTNDLCH sein, oder? In

manchen Sprachen, z. B. semitischen, beeinflussen die Vokale das Verständ- nis noch weniger. Historisch bildeten sich Konsonantenschriften für solche Sprachen. Vokale werden nur manchmal mit kleinen Hilfszeichen angedeutet.

ALPHABETEVokale und Konsonanten werden mit gleichwertigen eigenen Zeichen gezeigt. Dieses effektivste und erfolgreichste System ist durch die historische Ent-wicklung aber doch nie ganz konsequent. Viele Sprachen verwenden Alphabete, die gar nicht für sie geschaffen wurden.

Die Kolonialmächte haben das lateinische

Alphabet bis zu uns nach Afrika gebracht, aber es passt gar nicht zu unseren Sprachen!

1 Ze ichen = 1 Laut – im Idea l fa l l

ka k i ku ke ko

OXFORD ENGLISH

ka k i ku ke ko

ka k i ku ke ko

Auflösung dises bekannten Rebus auf Seite 71

Mr r w t = L iebe

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L A U T E S P R AC H EAlle Lebewesen ver ständigen sich: mit Duftstoffen, mit Bewegungen, mit Mimik, Gestik und natürlich mit Lauten.

Manche Tiere haben komplexe Lautsysteme entwickelt, die Vorläufer unserer Sprache.

Ki-ki-ki!(Hau ab, du!)

Gorillas summen „Food-Songs“ beim Essen.

Mmhhh- mmhhh…

(Mmh, lecker Spinat!)

Meerkatzen haben für jede

Situation unterschiedliche Warnsignale.

Hoook! (Adler!)

Kraaakk! (Leopard!)

Yerkish Menschenaffen sind ganz schön schlau. Wenn sie zur Verstän-digung eine Gebärdensprache oder andere Zeichen gelernt haben, können sie sich gut äußern.

Kanz i , e in Bonobo. E in As in Yerk i sh !

Sue Savage-Rumbaugh , amer ikan i sche Wissenschaft ler in

Aber die Lautbildungsorgane der Menschenaffen eignen sich nicht für feine Laute. Unseren Vorfahren erging es da nicht anders. Nur sehr langsam hat sich die Anatomie ver-

ändert. Das ging Hand in Hand mit dem Wachstum des Gehirns, der Ernährung, der Verwendung von Feuer und der

Entwicklung von weiteren Kulturtechniken. Vermutlich können die Menschen erst seit ein paar Hundertausend Jahren richtig sprechen:

Hunderte Laute werden zu Tausenden Wörtern geformt! Der Preis dafür: Wir können

uns leicht ver-schlucken, weil

Speise- und Luftröhre nicht mehr getrennt

sind. Tja.

SPRECHORGANE

Kehlkopf

Zähne

Zunge

St imm- bänder

Mund

Es gibt heute mehr als 7000 Sprachen auf der Welt!

Die Sprache Rotokas (Ozean ien ) hat nur 12 Laute .

Ovu-ia avakava?*

Ita l i en i sch (Europa ) : 32 Laute

Addio per sempre, amore!

Die ausgestorbene ubych ische Sprache (Kaukasus ) hatte 82 Laute .

kàŋ!á’m kā ||ūm

Khoisan-Sprachen (Südafrika) haben ca. 160 Laute, darunter etwa 80 Klicklaute.

Vokale sind die Stimmlaute, die ungehindert aus strömen. Konsonanten entstehen durch Unter brechung des Luft-stroms, mit Einsatz der Stimme oder ohne. Es gibt auch Klick-, Schmatz-, Kehlkopflaute usw.

OooooRRRRR Klick!

TÖNE gibt es in einigen Sprachen Asiens, Afrikas und Amerikas: Ein Vokal kann hoch, tief, aufsteigend, abfallend, fallendsteigend usw. klingen.

蛙 wā – Frosch

瓦 wǎ – Dachziegel

娃 wá – Kind 袜 wà – Socke

Die Lautsysteme sind kompliziert und viel-fältig, sie unterscheiden sich sehr von Sprache zu Sprache. Es ist nicht einfach, sie ganz genau wiederzugeben. Bei keinem Schrift-system entspricht ein Zeichen exakt einem Laut, nur bei einem speziellen phonetischen Alphabet (I PA). Es wurde entwickelt, um die Aussprache eines Wortes sichtbar zu machen. PHONETIK ist die Wissenschaft, die die Sprachlaute erforscht.

Internationales Phonetisches Alphabet

Spei

serö

hre

Rach

en

Na

senhöh le

Luft

röhr

e

Gaumen

* Übersetzung der Sprechb lasen S . 71

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ANFÄNGE DES SCHREIBENSVor etwa 500 000 Jahren … Der Affenmensch Homo erectus,

unser direkter Vorfahre, war

bereits fähig, Werkzeug herzu-stellen und sogar zu zeichnen. Archäologen haben an einem seiner Rastplätze verzierte Muschelschalen gefunden – wo -mög lich die ersten Zeichnungen der Welt!

Vor etwa 70 000 Jahren entstanden erste figurative Zeichnungen, kleine Skulp-turen und Ritzmuster auf Steinen und Knochen.

Vor etwa 40 000 Jahren konnten Menschen bereits sehr schön malen und zeichnen. An Höhlen wänden wurden geheimnisvolle Symbole gefunden, in denen manche eine Schrift vermuten. Das Problem: Wir kennen die Sprache nicht …

„Inschr i ften“ aus der La-Pas iega- Höh le i n Span ien

Wir wissen nicht genau, wie das Leben in der

Steinzeit war. Eine un ge-fähre Vorstellung be kommt man bei moder nen Völkern,

die noch vor Kurzem ähnlich lebten.

Blumenbriefe von Bougainville

Auf der Insel Bougainville gab es die Tradition, Nachrichten per Blume und Blatt zu schicken. Dabei nutzte man die Ähnlich-keiten im Wortklang: das Rebus-Prinzip. Eine ähnliche Tradition gab es auch in Südchina.

Fragen – kommen –

lieben

Vanuatus Sandzeichnungen

PA Z I F I K

Bouga inv i l l e

VANUATU

Es lebte einmal ein glatzköpfiger Mann …

Wenn Vanuatus Ureinwohner Geschichten erzählen, zeichnen sie dabei Orna-mente in ein Liniengitter in den Sand. Das Zeichnen ist nämlich eine sehr wirksame Merkhilfe!

Liebesgrüße auf BirkenrindeDie schriftlosen Völker Sibiriens und Nordamerikas haben sich Nachrichten auf Birkenrinde, Holz oder Leder geschickt. Mit solch einem Wiigwaasabak lud z. B. ein Ojibwe-Mädchen aus dem Bären-Klan einen Jungen aus dem Molchen-Klan ein, sie zu besuchen:

Frauen des Jukagiren-Volkes in Sibirien hatten ihr eigenes System, Liebesbotschaften zu ver-fassen.

Kekinowin/Walam Olum Die Ureinwohner Nordamerikas versuchten, auch ohne Schrift alles Wichtige festzuhalten. Magische Gesänge musste man auswendig lernen. In Holz geritzte Zeichen dienten dabei als Gedächt-nisstütze. Jedes Zeichen der Bilderschrift (Kekinowin bei den Ojibwe, Walam Olum bei den Delawaren) beinhaltete eine ganze Strophe. Das ist eine Bilder- Merktechnik – ein Vorläufer des Schreibens.

Nah-ne- bah o-sa aun neen-

no

Ein Perlengürtel genügte den Delawaren, um mit den Engländern einen Vertrag über

die Gründung von Pennsylvania zu schließen.

1683

Wi l l i am Penn

Häupt l i ng Tamanend

A laska um 1900

Herrnhuter-Miss ionare besuchen das Yup ik-Vo lk .

Jesus ist gekommen, um euch von euren Sorgen zu befreien!

Das klingt doch inte ressant. Wir brauchen

dieses Buch!

Der Schamane Uyakoq erfand e in System , um d ie b ib l i schen Gesch ichten „aufzuschre iben“ .

AUSTRALIEN

Sa lomonen

N EUGUINEA

Neukaledon ien

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STEINZEIT-REVOLUTIONJahrtausendelang zogen die

Menschen in kleinenGruppen als Jäger und Sammler

umher.

Vor etwa 12 000 Jahren wurden die Menschen vieler-

orts sesshaft und begannen, Viehzucht und Ackerbau zu betreiben.

Das Jagen ist

so mühsam! Wir

können die Schafe

auch in einem

Pferch halten!

Anstatt tagelang durch die Steppe zu irren und essbare Pflanzen zu suchen, ist es doch einfacher, sie an einem Ort anzupflanzen!

Rind 8000 v. Chr. Z iege 9000 v. Chr.

Schaf 9000 v. Chr.

Ese l 5000 v. Chr.

Schwe in 8000 v. Chr.

Viele Tiere wurden domestiziert, neue Lebensmittel entstanden.

Käse

Gerste

Emmer

E inkorn

Brot

B ier

In Amerika hielten die Menschen keine Nutztiere, dafür bauten sie wesentlich mehr

Kulturpflanzen an.

Keine Nutztiere?!

Und was ist mit uns

Meerschweinchen?!

Schoko lade

Die Siedlungen wurden immer größer, was neue Herausforde-rungen mit sich brachte: Neue Berufe entstanden, Planung und Verwaltung wurden notwendig.

Kornspe icher zogen v ie le Mäuse an . Wo Mäuse s ind , s i nd auch Katzen ! D ie Z i v i l i sat ion war perfekt !Vermutlich dienten die Bein- Etiketten aus Abydos, Ägypten, als Eigentums- oder Inventur-marken. Aber vieles, was Archäologen z. B. als solche Grabbeigaben in Königsgräbern finden, bleibt rätselhaft.

Fruchtbarer Ha lbmond

Erste Zentren der Landwirtschaft

Brot und Salz, Gott erhalt‘s! Brot und Salz, Gott erhalt‘s!

Jeder muss zum Allgemeinwohl bei-tragen! Und bitte alles gut zählen! Zäh lmarken (Tokens ) aus Ton ,

um Güter und Vorräte zu zäh len (Mesopotam ien )

Eins, zwei, drei, vier, fünf ...

Es sind genau dreiunddreißig

Krüge Öl, Genosse.

N O R DA M E R I K A

Unabhängig voneinander und zu unterschiedlichen

Zeiten entstanden die ersten Hoch kulturen.

Fast alle brachten eigene Schriftsysteme hervor!

1 Schaf 1 Brot

1 Kuh 1 Krug

Die Tokens wurden in eine Tonhülle gepackt, mit Zahlzeichen ver-sehen und manchmal auch mit Rollsiegeln markiert. Sie wurden vor über 5000 Jahren in Mesopotamien genutzt.

Der nächste Schritt war nicht weit: die Tokens wegzu-lassen und gleich die Zahl und das Warensymbol aufzu-schreiben.

„33 Krüge Ö l “

Ä G Y PT E N

M E S O P O -TA M I E N I N D U S -

K U LT U R

C H I N A

N E U G U I N E A

S Ü D -A M E R I K A

M I T T E L-A M E R I K A

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Kapitel 2

Erste Schriften der Welt

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KEILSCHRIFTErst in einer Stadt wurde das Schreiben wirklich notwendig. Das Leben wurde immer kompli-zierter: Handel, Handwerk, Verwaltung, Steuer und Statistik kamen auf.

Die ersten geschriebenen Dokumente der Menschheit entstanden in Sumer vor etwa 5500 Jahren und waren ...

Quittungen und Warenlisten.

Hier, ein Sack Gerste von Engar aus Ebru …

Gut. Ich schreibe es auf. Gilt als Steuer für dieses Jahr ...

Ich bringe dir eine Ziege, schreibst du mir bitte einen

Beleg?Hey, du schuldest mir noch was!

(Uruk – v ie l l e i cht d ie erste Großstadt der We lt )

Lehm gab es übera l l . Man formte e in Täfe lchen …

… und schr ieb m it Sch i l f stäbchen . KEILSCHRIFT, LOGOGRAMME

AKKADISCHE SILBENZEICHEN

Wort schre iben Hand H imme l Wasser

D ing Voge l F i sch Fre ihe i tFuß :

Z iege :

Im Laufe der Jahrhunderte entw icke l ten s i ch d ie Ze ichen we iter.

Wenn er den Knochen eines Mannes gebrochen

hat, sollt ihr ihm auch einen Knochen brechen.

Erste GESETZE wurden verfasst wie der Kodex Hammurapi, be- nannt nach König Hammurapi I. von Babylon (1792–1750 v. Chr.)

Später entstanden auch literarische Werke, z. B. das berühmte Gilgamesch-Epos.

Etwa 1000 Keilschrift-Zeichen

sind bekannt.

Schre

iber w

urde zu

einem wichtigen Beruf!

T Ü R K E I

I R A K Ugar i t

S A U DI -A R A BI E N

Baby lon

Akkad

Sumer

Sumer isch Akkad isch Assyr i sch E lam it i sch Kass id i sch Ugar i t i sch Hurr i t i sch Heth i t i sch Luwisch A l tpers i sch

Lugal

Scharru Kön igNula

Iwri Naschsu

Ereli

Sunki

In Sumer entstanden, breitete sich die Keilschrift in den nächsten Jahrhunderten auch unter den Nachbarvölkern aus und wurde an unterschiedliche Sprachen angepasst. Ein und dasselbe Zeichen diente mal als Wort-Zeichen, mal als Laut- oder Silbenzeichen. Manchmal wurde dabei der ursprüngliche Klang aus dem Sumerischen übernommen.

Es herrschte also ein ziemliches Wirrwarr. Bis man in der Stadt Ugarit auf die Idee kam, jeweils ein

Zeichen für einen Laut zu benutzen!

E in A lphabet war geboren !

Henry Rawlinson (1810–1895) kopierte eine dreisprachige Inschrift in Behistun und ent-zifferte damit die altpersische Keilschrift.

ALTPERSISCHE KEILSCHRIFT (525–330 v. Chr. )

Die Keilschrift war etwa 3500 Jahre lang

in Gebrauch. Das letzte bekannte Dokument

stammt aus dem Jahr 75 n. Chr. 2004 haben drei internationale Fachwissenschaftler die

Keilschrift für die digitale Nutzung codiert. Damit ist sie auch computertauglich.

Kön ig Ahura Masdah

(Pers i scher Schöpfergott )

Erde

Gott

UGARITISCHES ALPHABET (ca . 1400 v. Chr. )

Mäh!

Und da

kam er,

der

König

der He

lden, der Herrscher

von Uru

k,

der große Gilga mesch ...

Uruk

E lam

I R A N

Beh istun

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