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Von den Kriegen erzählen Workshop und öffentliche · PDF fileSlobodan Šnajder, in dessen jüngstem Buch "Doba mjedi" ein Donauschwabe im Mittelpunkt steht, der aufgrund seiner Einberufung

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URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM171121_Jugoslawien.pdf

Von den Kriegen erzählen

Workshop und öffentliche Lesungen vom 27. November bis 1. Dezemberüber Kriegs- und Gewalterfahrungen in der Literatur der jugoslawischenNachfolgestaaten

Der Zerfall Jugoslawiens ging mit kriegerischen Auseinandersetzungen einher, mit Flucht undVertreibung aufgrund sogenannter ethnischer Säuberungen, mit Massenvergewaltigungen undMassengräbern. Bis heute ist die Ruhe auf dem Balkan fragil, längst nicht alle neuen Grenzen sindakzeptiert.

Wie Literaten aus den neu entstandenen Staaten Ex-Jugoslawiens Kriegs- und Gewalterfahrungenzu verarbeiten suchen, das ergründet ein Workshop des Lehrstuhls für SlawistischeLiteraturwissenschaft am Institut für Slawistik und Kaukasusstudien der Universität Jena. Zu denHöhepunkten des mehrtägigen Workshops gehören vier öffentliche Lesungen, bei denen Autorenaus Serbien, Kroatien und Österreich zu Wort kommen werden. Gelesen wird jeweils im Haus aufder Mauer (Johannisplatz 26), Gäste sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei.

"Viele der Autoren berühren in ihren Texten Tabuthemen, die den schwierigen Umgang mit dereigenen Geschichte illustrieren", sagt Prof. Dr. Andrea Meyer-Fraatz von der Universität Jena. AlsBeispiel nennt die Inhaberin des Lehrstuhls für Slawistische Literaturwissenschaft den KroatenSlobodan Šnajder, in dessen jüngstem Buch "Doba mjedi" ein Donauschwabe im Mittelpunkt steht,der aufgrund seiner Einberufung in die Waffen-SS in einen Identitätskonflikt gerät und schließlichdesertiert.

Dem eigenen Land den Rücken gekehrt

Šnajder, u. a. Autor des Dramas "Der kroatische Faust", das bereits in den 1980er Jahren dieVergangenheit Kroatiens im Zweiten Weltkrieg problematisiert hat, liest am 29. November ab 19Uhr im Haus auf der Mauer. Der Autor war im Kroatien der 90er Jahre massiven Anfeindungenausgesetzt und wurde aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber der Tu?man-Regierung inseiner beruflichen Laufbahn massiv behindert.

Bei Bora ?osi? führte die Umbruchzeit im Serbien Slobodan Miloševi?s dazu, dass er seinem Landden Rücken kehrte. ?osi? stellt am Dienstag, dem 28. November ab 19 Uhr gemeinsam mit seinerÜbersetzerin Katharina Wolf-Grießhaber eigene Texte vor. "Bora ?osi? wählt in seinen Büchernden kindlich-naiven Blick, um eigentlich Unsagbares zu beschreiben", sagt Željana Tuni? vomLehrstuhl für Slawistische Literaturwissenschaft, die den Workshop mit organisiert. Dabeiverarbeitet ?osi? (Jahrgang 1932) Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg. Zu seinenbekanntesten Büchern zählt "Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution".

Der Kroate Roman Simi? hat 2012 unter dem Titel "Nahrani me" (wörtlich "Nähre mich")Kurzgeschichten veröffentlicht. Übersetzt wurde das Buch von Brigitte Döbert; es erschien 2013auf Deutsch unter dem Titel "Von all den unglaublichen Dingen". Dem Jenaer Publikum werden dieVon den Kriegen erzählen 1

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Texte am 30. November ab 19 Uhr im Haus auf der Mauer vorgestellt. "Es sind Alltagsgeschichten,die Simi? erzählt, doch im Hintergrund spielen immer die Erfahrungen des Krieges mit", sagtŽeljana Tuni?.

Den Reigen beschließt am 1. Dezember wiederum ab 19 Uhr der österreichische Autor NorbertGstrein. In seinem Buch "Das Handwerk des Tötens" (2003) fragt Gstrein nach der Wahrheit imKrieg und zeigt, wie diese nur allzu leicht auf der Strecke bleibt.

Im Workshop stehen Fragen und Probleme des Übersetzens im Mittelpunkt, weshalb dieÜbersetzer und Übersetzerinnen der Werke eingeladen sind. Neben Studierenden der UniversitätJena sind Dozentinnen und Studierende aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Serbien undMontenegro beteiligt. Die Veranstaltung gehört zu einem Kooperationsprojekt dieser Länder, dasam Lehrstuhl für Slawistische Literaturwissenschaft in Jena koordiniert wird.

Finanziell gefördert wird das Projekt vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD)innerhalb des Programms "Ost-West-Dialog: Hochschuldialog mit den Ländern des westlichenBalkans" sowie durch die Südosteuropa-Gesellschaft.

Kontakt:

Prof. Dr. Andrea Meyer-FraatzInstitut für Slawistik der Friedrich-Schiller-Universität JenaErnst-Abbe-Platz 8, 07743 JenaTel.: 03641 / 944701E-Mail: [email protected]

Meldung vom: 21.11.2017 09:29 Uhr

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