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DNN PRÄSENTIEREN: THEATER – KABARETT – MUSIK – FILM – LESUNG – INSZENIERUNG – PANTOMIME Tadeusz Wielecki, Franz Martin Olbrisch (UA), Marcin Król (UA) und Klaus Huber. Umrahmt wird der Abend mit humoris- tisch-literarischen Episoden. www.klangnetz-dresden.de Karten: 8 Euro, ermäßigt 5 Euro Beginn: 19.30 Uhr FREITAG, 9. DEZEMBER Konzertsaal der Hochschule für Musik Gesprächskonzert Manos Tsangaris Das Konzert präsentiert kammermusikali- sche und (halb-)szenische Miniaturen von einem der bedeutendsten Impulsgeber des neueren Musiktheaters, Manos Tsangaris. Werke: u.a „Guten Tag wie heißen Sie“ für Horn, Violine und Projektion, „Der Ebert- platz als junger Mann“. Szenisches Hörspiel für Sprecher, Geräuschemacher, Klavier, Kontrabassklarinette und Zuspiel, Ausfüh- rende: Studierende der HfM Dresden, Leitung: Nicolas Kuhn und Tomas West- brooke, Moderation: Prof. Dr. Jörn Peter Hiekel, Lesung: Marcel Beyer Tickets: www.reservix.de, AK, Infos unter www.hfmdd.de Karten: 9,50 Euro, ermäßigt 6 Euro Beginn: 19.30 Uhr FREITAG, 9. DEZEMBER SONNABEND, 10. DEZEMBER SONNTAG, 11. DEZEMBER Kreuzkirche J. S. Bach – Weihnachtsoratorium BWV 248 – Kantaten 1–3 Susanna Martin (Sopran), Susanne Langner (Alt), Julian Pregardien (Tenor), Klaus Mertens (Bass) Dresdner Kreuzchor, Dresdner Philharmo- nie, Leitung: Kreuzkantor Roderich Kreile Restkarten an der Abendkasse Beginn: Fr 19 Uhr, Sa/So 17 Uhr SONNABEND, 10. DEZEMBER Herderhalle Pirna * Hase und Igel Schelmengeschichte von Peter Ensikat nach den Brüdern Grimm, eine Inszenie- rung der Landesbühnen Sachsen Karten: 12 Euro, ermäßigt 9 Euro Beginn: 16 Uhr Versöhnungskirche Dresden-Striesen „Adventskonzert“ Claudia Kutter-Dürr (Querflöte), Annegret Bernstein (Violine), Sophia Gulde (Viola), Bettina Hennig (Gitarre) und Titus Maack (Violoncello) musizieren Originalwerke von Mozart, Schubert und Devienne in unge- wöhnlicher Besetzung. Zum Ausklang des Krippen und Altstadt! Wirbeley – barrierefreie Volksmusik: Anna Katharina, Cornelia und Georg Arthur Schumann, Eike Geier-Tautenhahn und Michael Sapp. Vorverkauf: Buchhandlung LeseZeichen. Prießnitzstraße 54. www.offenes-palais.de Karten: 14,50 Euro, ermäßigt 12,50/5 Euro Beginn: 14.30 Uhr und 19.30 Uhr Annenkirche Dresden Adventskonzert Werke von Carlo Gesualdo di Venosa, Max Reger, Siegfried Reda, Christian Ridil, John Rutter, Markus Pfeiffer Chor der Hochschule für Kirchenmusik Dresden, Orgel und Leitung: Studierende der Hochschule, Gesamtleitung: Stephan Lennig Eintritt frei Beginn: 19.30 Uhr FREITAG, 16. DEZEMBER Dreikönigskirche Dresden „Goldnes Licht” Weihnachtskonzert des Seniorenchores und des Kinderchores der Singakademie Dresden, Leitung: Claudia Sebastian- Bertsch und Robert Schad Eine festliche Einstimmung auf die Weih- nachtszeit für die ganze Familie! Karten: 10 Euro Beginn: 17 Uhr SONNABEND, 17. DEZEMBER Ev.-luth.Kirche Ottendorf-Okrilla John Rutter, Magnificat Heinrich Schütz, Deutsches Magnificat Uta Mücksch (Sopran) Solistenensemble, Kantoreien Ottendorf- Okrilla/Weixdorf und Medingen/Großditt- mannsdorf, Orchester Dresdner Musiker um Christiane Thiele, Cornelius Altmann und Stefan Köcher (Schlagzeug), Christian Thiele (Orgel) Leitung: Klaus Holzweißig Tickets Pfarramt Ottendorf/Okrilla: Tel. 035205/54258 Karten: VVK 8 Euro, AK 10 Euro Beginn: 17 Uhr Barockschloss Reinhardtsgrimma Schlosskonzert im Festsaal Adventskonzert – Klavierquintette der Romantik Werke von Robert Schumann, Antonin Dvorak Ensemble International: Dariya Hrynkiv (Klavier), Lenka Matejakova (Violine), Jörg aßmann (Violine), Anya Dambeck (Viola), Matthias Wilde (Violoncello) Tickets: Konzertkasse Kreuzkirche, AK Reiseservice nach Reinhardtsgrimma Infos und Anmeldung: Tel. 0351/31272913 oder E-Mail an [email protected] Karten: 25 Euro, ermäßigt 15 Euro Beginn: 19 Uhr SONNABEND, 17. DEZEMBER SONNTAG, 18. DEZEMBER Kreuzkirche Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores Dresdner Kreuzchor Leitung: Kreuzkantor Roderich Kreile, Leitung Kreuzorganist Holger Gehring (Orgel) Karten: Restkarten an der Abendkasse Beginn: 17 Uhr SONNTAG, 18. DEZEMBER Schloss Albrechtsberg Vienna Classic: Junge Virtuosen – Julius Jaehan Lim Erleben Sie einen jungen Virtuosen – den Pianisten Julius Jaehan Lim. Es erklingen Werke von Johann Sebastian Bach, Johannes Brahms und Franz Schubert. Infos unter www.vienna-classic.com Karten: 32 Euro, ermäßigt ab 22 Euro Beginn: 16 Uhr Versöhnungskirche Adventskonzert Josef Gabriel Rheinberger: Der Stern von Bethlehem Felix Mendelssohn-Bartholdy: Magnificat und Choralkantate „Vom Himmel hoch“ Daniela Haase (Sopran), Matthias Weichert (Bass), Elbland Philharmonie Sachsen Kantorei der Versöhnungskirche, Leitung: Margret Leidenberger Tickets Konzertkassen Schillergalerie, Florentinum, im Pfarramt (Tel. 3100041), Abendkasse Karten: 16 Euro, ermäßigt 12 Euro Beginn: 17 Uhr Schloss Albrechtsberg Dresden Vienna Classic: Meisterwerke der Klavier- musik – Konzertpianistin SoRyang Auf Schloss Albrechtsberg Dresden erklingen Meisterwerke der Klaviermusik von Frédéric Chopin, Ludwig van Beetho- ven und Franz Liszt – vorgetragen von Konzertpianistin SoRyang. Infos unter www.vienna-classic.com Karten: 35 Euro, ermäßigt ab 23 Euro Beginn: 19 Uhr Für die mit * gekennzeichneten Veran- staltungen erhalten Sie Karten auch unter unserer gebührenfreien Ticket- Hotline 0800 2181 050. Die Hotline ist von Montag bis Freitag, 8.30 bis 19 Uhr, und am Sonnabend, 8.30 bis 14 Uhr erreichbar MITTWOCH, 30. NOVEMBER Kreuzkirche Dresdner Orgelzyklus Weihnachtliches Orgelkonzert Salve Regina – Magnificat – Passion und Auferstehung – Zehn Gebote Werke aus fünf Jahrhunderten mit Groß- bildprojektionen der aus der Kreuzkirche stammenden Kunstwerke Gnadenbild „Maria Hilf“ (Lucas Cranach der Ältere, heute im Dom St. Jakob zu Innsbruck) 10-Gebote-Tafeln (Hans der Maler, heute im Stadtmuseum Dresden) Karten: 10 Euro, ermäßigt 8 Euro Beginn: 20 Uhr DONNERSTAG, 1. DEZEMBER Marcolinihaus Moritzburg La Serata Camillo. Ein Abend voller Genuss im Hause des Grafen Marcolini Cantares de nochebuena. Deutsche und spanische Weihnachtslieder, Villancicos des 16. Jahrhunderts, für Sopran und Gitarre. Nicht zwingend für den Hof, aber warum nicht auf dem Land bei Marcolinis? mit Jana Reiner, Roger Tristao Adao. Eintritt frei Beginn: 18 Uhr Lukaskirche Dresden Weihnachtskonzert des Dresdner Jugend- sinfonieorchesters Leitung: Prof. Milko Kersten Karten: 8 Euro, ermäßigt 4 Euro bis 6 Jahre kostenfrei Beginn: 18.30 Uhr Blaue Fabrik (Grüne Villa) Ensemble trio sostenuto Das junge, aufstrebende Ensemble trio sostenuto erkundet im Abschlusskonzert der Reihe „SprachSpiele“ mit einem Programm rund um zeitgenössische polnische Literatur und Musik das künstleri- sche Potential von Polen und Deutschland. Es erklingen Werke von Richard Röbel, Konzerts ist das Publikum zum Mitsingen bekannter Adventslieder eingeladen. Tickets Konzertkasse am Schillerplatz, im Pfarramt, AK Karten: 10 Euro, ermäßigt 8 Euro Beginn: 17 Uhr Stadtbibliothek Pirna * Kampfgans Luise Stephan Hähnel liest mit einer großen Portion schwarzen Humor und einem Augenzwinkern Mörderisches zur Weih- nachtszeit Karten: 7 Euro, ermäßigt 6 Euro Beginn: 18 Uhr Dreikönigskirche * „Schlaf wohl, du Himmelssohn“ Adventskonzert der preisgekrön- ten Octavians zum 10-jährigen Jubiläum! A-Cappella-Werke von J. S. Bach, G. F. Händel, G. Raphael, M. Preatorius, Kings Singers uvm. Konzert mit Pause & Glühwein! Tickets über Reservix Karten: ab 15 Euro, ermäßigt ab 10 Euro Beginn: 19.30 Uhr SONNTAG, 11. DEZEMBER Richard-Wagner-Stätten, Jagdschloss Graupa * Wagner für Kinder: Lohengrin Die Geschichte des „Lohengrin“ wird in einer extra für Kinder geschriebenen Fassung erzählt Karten: 14 Euro, ermäßigt ab 5 Euro Beginn: 11 Uhr Stadtbibliothek Pirna * Kasper und der Weihnachtsstern Schnuppe Spannende weihnachtliche Geschichte der Puppenbühne Jens Hellwig Karten: 7 Euro, ermäßigt 5 Euro Beginn: 10 Uhr, 15 Uhr Lutherkirche Radebeul Michael Gusenbauer – Bachs Weihnachts- oratorium für Kinder von 4 bis 9 Jahren und ihre Eltern. Eine schöne Gelegenheit, die Weihnachts- geschichte und die bachsche Musik dazu in kindgerechter Fassung zu erleben. Tickets an der Tageskasse Karten: 2 Euro Beginn: 15 Uhr Annenkirche Dresden „Radujče so – Freut euch“ Adventskonzert des Chores Friedrich Wolf Dresden e.V Mit dem Gastchor „Budyšin“ Leitung: Eric Weisheit, Peggy Richter, Michael Janze Tickets: Konzertkassen Kreuzkirche, Florentinum und Schillergalerie, AK Karten: 8 Euro Beginn: 16 Uhr Lutherkirche Radebeul J. S. Bach – Weihnachtsoratorium, Kantaten 1-3 Es musizieren in beiden Aufführungen Josephine Brüning, Edith Maria Breuer, Frank Blümel, Andreas Heinze, Mitglieder der Luther-Kurrende und des Jugendcho- res, Luther-Kantorei Radebeul (durch Gäste verstärkt), Radebeuler Instrumentalensemble und Albrecht Bolza-Schünemann, Cembalo Leitung KMD Gottfried Trepte. Tickets: in der Tourist-Info Radebeul und im Pfarramt Lutherkirche (0351/8362639), Restkarten AK Karten: 15 Euro, ermäßigt 10 Euro Beginn: 17 Uhr Himmelfahrtskirche Dresden-Leuben J. S. Bach Weihnachtsoratorium Adventsstern 2016, Kantaten 1-3 und 6 Johanna Knauth (Sopran), Annekathrin Laabs (Alt), Marcus Ullmann (Tenor), Egbert Junghanns (Bariton), Singakademie Dresden,Chemnitzer Barockorchester Ekkehard Klemm, Leitung Karten: 20 Euro, 17 Euro ermäßigt Beginn: 17 Uhr Konzertsaal Hochschule für Musik Dresden 16. DNN-Benefizkonzert Das Philharmonische Kammerorchester Dresden spielt für „Dresdner helfen Dresdnern“ Werke von Tschaikowsky Vivaldi, Arcangelo Musikalische Leitung: Wolfgang Hentrich, Daniel Bäz (Fagott), Kreuzorganist Holger Gehring (Cembalo) Thomas Stecher liest Texte von Erich Kästner. Tickets: Tel. 0800/2181-50, an allen Reservix-Vorverkaufsstellen, www.ReserviX.de, Abendkasse. Karten: 15 Euro Beginn 20 Uhr DIENSTAG, 13. DEZEMBER Palais Großer Garten Dresden Offenes Palais Wirbeleynachten zwischen Ochs und Esel, KULTUR À LA CARTE Theaterkahn-Stammregisseur Peter Kube, seit drei Jahren zugleich Ober- spielleiter der Landesbühnen Sachsen hat, wenige Tage übrigens vor seinem 60. Geburtstag, die erste Koproduktion der beiden Theater erfolgversprechend zur Premiere gebracht. Am Elbufer unterhalb der Katholischen Hofkirche, wie er gele- gentlich zu sagen pflegt, gibt es Fisch, nicht nur im Restaurant Kahnaletto, son- dern nebenan auch „zu viert“, absolut tödlich und hinreichend witzig serviert von Tom Quaas, mit Cornelia Kaupert, Anke Teickner und Sandra Maria Hui- mann nach Anleitung von Wolfgang Kohlhaase und Rita Zimmer. Die viel- leicht schwärzeste aller „englischen“ Komödien (die Wirkung stellt sich mögli- cherweise erst nach Stunden ein) ist in Wahrheit ein deutsches Lust- und Trauer- spiel, wurde 1968 erstmals aufgeführt fürs Radio unter dem Titel „Fisch zu viert – ein Moritatenbericht über eine höchst bekla- genswerte Affäre im Jahre 1838 sowie im Märkischen bei Neuruppin“, wo man sei- nerzeit noch Arsen als Rattengift in der Apotheke kaufen konnte. Eine Hommage an Fontane, eine Parodie der bürgerli- chen Komödie, in der die Gerechtigkeit in einem unerwartet allgemeinen Sinne siegt, ein Frustbewältigungsstück viel- leicht auch, das nach einem gestoppten Defa-Filmprojekt folgte, ein trojanisches Pferdchen, historisch aufgesattelt, in dem menschliche Urinstinkte brodeln. Ratten, wird Diener Rudolf behaupten, Ratten gebe es nicht in diesem Jahr im Sommerhaus der drei Schwestern Char- lotte, Cäcilie und Clementine. Gerade so erreicht hat er es, schnaufend unter der Last dreier Lederköfferchen, in äußerst korrekter Dienstkleidung, aber schlecht rasiert, ersichtlich von Erkältung gezeich- net. Auch insgesamt fühlt er sich am Ende „nach zwanzig Jahren universeller Tätig- keit“, deren intimere Seiten jede der drei Schwestern fälschlicherweise allein zu genießen glaubt. Nun aber ist auch noch die Köchin erkrankt und er soll deren Job zusätzlich übernehmen, zu allem Über- fluss Fisch für die Damen kochen, Fisch, den er so hasst… Erstmal aber verschwindet er nicht in der Küche, sondern in Clementines Zim- mer, hinter der Garten-Fototapete, mit der Tom Böhm den nicht einsehbaren Tat- ortbereich abgegrenzt hat. Da rumpelt es ordentlich und nur mit knapper Not ent- kommt Rudolf auf den einsehbaren, spär- lich mit Gartenmöbel ausgestatteten Schauplatz, zwei Wandschränkchen nicht zu vergessen, hier die Hausapotheke, da der nur für Rudolf bestimmte Likör. Nach vollbrachter Dienstleistung ist Clementi- ne (Huimann) die erste, der Rudolf seinen VON TOMAS PETZOLD Ausbruchs- und Weltreisewunsch beich- tet, den er sich durch vorzeitige Inan- spruchnahme des ihm versprochenen Erbes erfüllen möchte. Freilich, ganz allein, ohne die vermeintlich einzige Geliebte, was natürlich jedwedes Ent- gegenkommen zunichte macht. Für die anderen „Fräuleins“ und deren bevor- zugte Liebesspiele fehlt es offenbar schon an Lust und/oder Manneskraft, ansonsten läuft es ganz ähnlich: Der Frust ist gegen- seitig, die jeweils folgende Erpressung mit allgemeiner Enthüllung ebenso ein- seitig wie unbedacht. Denn Wände und Ohren sind äußerst hellhörig, dass nicht nur eine im Rausch von Rudolfs Walzer und seiner Vision des glutroten Sonnen- untergang von Neapel schwelgte, kann in der angespannten Situation nicht verbor- gen bleiben. Die dramaturgische Grundkonstella- tion der Handlung scheint freilich mit den Jahren der Aufführungspraxis ziemlich verschoben: In den Besetzungen des viel gespielten Stücks wurden aus ältlichen Scheinjungfern handfeste Weibsbilder im besten Alter, die Diener hingegen immer klappriger, so dass der Gedanke, sie könnten ihre jeweiligen Herrschaften beerben, eigentlich immer absurder erscheinen muss. Kubes Inszenierung hält da noch die Mitte, denn Quaas‘ Rudolf ist so zäh wie eloquent, lässt sein Temperament mit jedem Fünkchen Hoffnung geradezu auf- flammen. Etwas derb, aber sehr differen- ziert und präzise in seinem körperlichen Spiel, über den pointierten komplizierten Wendungen des Textes stehend, freilich nur in Ansätzen, in unvermittelten Wen- dungen mal preußisch stramm. Den Damen geht das Preußische, das anma- ßend Bürgerliche, die aufgetragene Dis- tanz zum Domestiken weitgehend ab, sie zitieren das alles nur noch und haben es damit eher schwerer, eine glaubhafte Fik- tion zu erzeugen. Auch Verjüngung geht auf Kosten von Profil, hin zum Klischee einer als ausgestorben geltenden Spezies von Frauen, die nur heimlich Befriedi- gung finden können oder dürfen. Cle- mentine (Huimann) erscheint als manie- rierte, fast noch jugendliche Nymphoma- nin die gefährlichste, Cäcilie (Teickner) mit ihrem Kavallerie- und Offizierstick die nervigste, ansonsten eher Durch- schnitt, Charlotte (Kaupert) als prakti- sche, resolute Geschäftsfrau am gegen- wärtigsten, obwohl oder weil sie hier längst nicht mehr alles souverän im Griff hat. Zur Not geht sie aus rein praktischen Gründen über Leichen, stellt sich freilich so plump an, dass Rudolf eine vermeint- lich glänzende Idee kommt – die ihn, der alles so schön eingefädelt hat, am Ende im Übermut selber zu Fall bringt. Da hilft es auch nichts, wenn man sich in später Einsicht gegenseitig versichert, alles sei nur Spaß gewesen. Die Macht guter Wor- te versagt. Wechselnde Leidenschaften, unkontrollierte Bedürfnisse, die unbe- dingte Verachtung der jeweils anderen sozialen Stellung oder Schicht ergeben ein Gift, das letztlich zur simultanen Wir- kung von Arsen und verdorbenem Fisch führt. Rudolfs letzte Reise führt vom Licht- schalter bis zum Vorhang, den er mit letz- ter Kraft zuzieht. Viel Beifall für einen straff gefassten, unterhaltsamen Theatergenuss mit viel- leicht etwas längerem Abgang. Nächste Termine: 9.,15. und 16. Dezember Theaterkahn, 22. Dezember Studiobühne Radebeul Von der mangelnden Kraft der Worte Wolfang Kohlhaases tiefschwarze Komödie „Fisch zu viert“ auf dem Theaterkahn Wer möchte nicht wissen, was so alles noch im Leben auf uns zu kommt? In alten Zeiten befragte man daher ein Orakel, zum Beispiel das Orakel von Delphi. Und was das Orakel prophezeite, erfüllte sich, selbst wenn die Empfänger der Botschaf- ten, wie in der Geschichte von Ödipus, meinten, sie könnten dem Unheil entge- hen – sie konnten es nicht. Ödipus tötet den Vater und heiratet die Mutter, das ist der Stoff, aus dem die Tragödien gemacht sind, von der Antike bis in die Gegenwart. Wann genau das delphische Orakel verstummte, ist nicht bekannt, sicher ist aber, die Nachfrage hat sich auf keinen Falle erledigt. Im Gegenteil, der Orakel- markt hat Hochkonjunktur und bringt den Oraklern nicht wenig ein. So ist inzwischen daraus eine gut florierende Agentur geworden mit weltweitem Netz- werk, mit schicken Büros und geschäfti- gen Mitarbeitern in schicken Klamotten. So jedenfalls sieht das Orakelbüro im Tanztheater „Orakel“ von Joseph Her- nandez in der Spielstätte Semper Zwei aus, in dem uns Johannes Schmidt als Erzähler begrüßt und auch gleich mitteilt, dass das Orakel selbst gebrechlich geworden ist, überlastet und fiebrig: Burnout. Aber das kennt man ja, es gibt eigent- lich nichts zu sagen, es gibt keine Ant- worten, keine Lösungen der Probleme, die uns bedrängen, aber die Antwortge- ber, die Problemlöser, die Bürokraten der Weltrettungsagenturen verbreiten eine Rettungsansage nach der anderen. Und so herrscht im blitzsauberen Orakelbüro auf Semper Zwei absurde Geschäftigkeit, tanzende Bürokraten im Aktentausch und Raquél Martínez thront als Sekretärin und eigentliche Diva des Büros und hackt dazu auf eine nostalgische Schreibma- schine. Gleich, so meint man, müsste auch noch Leroy Andersons Konzert für Schreibmaschine und Orchester erklin- gen, aber selbst in einem Orakelbüro können nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen. Dafür hat der Choreograf Joseph Hernandez gemeinsam mit Yannick Cos- so und Jordan Pellagès, die auch für Raum, Licht und Konzept mitverantwort- lich sind, leicht angejazzten, swingenden Sound gewählt, dezent, tänzerisch und auch mal eher elegisch fürs schmachten- de Cello von Gabriel Fauré. Und dann kommt Vera. Caroline Beach tanzt und spielt die junge Frau, sie wurde ins Orakelbüro bestellt, aber hier weiß davon offensichtlich niemand. Und dann spricht das Orakel doch zu ihr, das klingt ganz schön gestelzt, wenn da vom Walzertakt der Sterne die Rede ist, von der Zeit, die wie ein Rasiermesser durch die Existenz schneidet. Aber klar, Vera, du musst dich entscheiden, sagt das Ora- kel, Stellung musst du auch beziehen, sagt das Orakel, wozu aber bitte, das fragt sich der Zuschauer irgendwann bestimmt auch. Also gut, der Tanz geht weiter, das ist bei so wunderbaren Protagonisten wie Courtney Richardson als Managerin, Fabien Voranger als Verkäufer, Francesco Pio Ricci als Buchhalter, Skyler Maxey- Wert und Chiara Scarrone als Assistent und Praktikantin auch sehr ansehnlich. Sie stellen so eine ironisch-zeitgenössi- sche Sicht auf jene Priesterinnen und Priester dar, die in der Antike den Fragern deuten mussten, was die von bewusst- seinsverändernden Schwefeldämpfen umnebelte Pythia in der delphischen Höhle in unverständlichen Worten ora- kelte. Aidan Gibson tanzt das erschöpfte, noch immer leicht benebelte Orakel in elegischer Manier der Traditionen des Ausdruckstanzes in weißem, fließendem Gewand, sogar in einem kurzen Pas de deux mit dem Erzähler, der auch in gewis- ser Weise als Spielleiter fungiert. Vera ist am Ende angekommen und angenommen, sie ist ihr eigenes Orakel, nimmt ihr Schicksal in die Hand wie alle anderen die Aktenordner. Und was im Krimi der Gärtner ist, das ist hier Casey Ouzounis als besonderer Bote, der grin- send in kurzen Hosen das bewusste Paket liefert, darin ist der weiße Stoff für Vera, aus dem die Orakel gemacht sind. Nach gut 70 Minuten geht auf Semper Zwei kein Vorhang zu, ist auch nicht nötig, es sind ja auch keine Fragen offen. nächste Aufführungen: 29.11.; 1., 7., 9., 10. 12. www.semperoper.de Der geschäftige Tanz um das müde Orakel „Orakel“ von Joseph Hernandez auf Semper Zwei VON BORIS GRUHL Aidan Gibson als das Orakel in Joseph Hernandez’ Tanztheater. Foto: Ian Whalen In „Fisch zu viert“ dreht sich alles um Habgier und List: Tom Quaas, Sandra Maria Huimann, Anke Teickner und Cornelia Kaupert (v.l.). Foto: Carsten Nüssler KULTUR 8 | DIENSTAG, 29. NOVEMBER 2016 | NR. 278

Von der mangelnden Kraft der Worte das md e Orakel · 2016. 11. 30. · Thomas Stecher liest Texte von Erich Kstner. Tickets: Tel. 0800/2181-50, an allen Reservix-Vorverkaufsstellen,

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Page 1: Von der mangelnden Kraft der Worte das md e Orakel · 2016. 11. 30. · Thomas Stecher liest Texte von Erich Kstner. Tickets: Tel. 0800/2181-50, an allen Reservix-Vorverkaufsstellen,

DNN PRÄSENTIEREN: THEATER – KABARETT – MUSIK – FILM – LESUNG – INSZENIERUNG – PANTOMIME

Tadeusz Wielecki, Franz Martin Olbrisch (UA), Marcin Król (UA) und Klaus Huber. Umrahmt wird der Abend mit humoris-tisch-literarischen Episoden.www.klangnetz-dresden.deKarten: 8 Euro, ermäßigt 5 Euro Beginn: 19.30 Uhr

■ FREITAG, 9. DEZEMBER Konzertsaal der Hochschule für MusikGesprächskonzert Manos Tsangaris Das Konzert präsentiert kammermusikali-sche und (halb-)szenische Miniaturen von einem der bedeutendsten Impulsgeber des neueren Musiktheaters, Manos Tsangaris. Werke: u.a „Guten Tag wie heißen Sie“ für Horn, Violine und Projektion, „Der Ebert-platz als junger Mann“. Szenisches Hörspiel für Sprecher, Geräuschemacher, Klavier, Kontrabassklarinette und Zuspiel, Ausfüh-rende: Studierende der HfM Dresden, Leitung: Nicolas Kuhn und Tomas West-brooke, Moderation: Prof. Dr. Jörn Peter Hiekel, Lesung: Marcel BeyerTickets: www.reservix.de, AK, Infos unter www.hfmdd.deKarten: 9,50 Euro, ermäßigt 6 EuroBeginn: 19.30 Uhr

■ FREITAG, 9. DEZEMBER SONNABEND, 10. DEZEMBER SONNTAG, 11. DEZEMBERKreuzkircheJ. S. Bach – Weihnachtsoratorium BWV 248 – Kantaten 1–3Susanna Martin (Sopran), Susanne Langner (Alt), Julian Pregardien (Tenor), Klaus Mertens (Bass)Dresdner Kreuzchor, Dresdner Philharmo-nie, Leitung: Kreuzkantor Roderich KreileRestkarten an der AbendkasseBeginn: Fr 19 Uhr, Sa/So 17 Uhr

■ SONNABEND, 10. DEZEMBER Herderhalle Pirna *Hase und IgelSchelmengeschichte von Peter Ensikat nach den Brüdern Grimm, eine Inszenie-rung der Landesbühnen SachsenKarten: 12 Euro, ermäßigt 9 EuroBeginn: 16 Uhr

Versöhnungskirche Dresden-Striesen„Adventskonzert“Claudia Kutter-Dürr (Querflöte), Annegret Bernstein (Violine), Sophia Gulde (Viola), Bettina Hennig (Gitarre) und Titus Maack (Violoncello) musizieren Originalwerke von Mozart, Schubert und Devienne in unge-wöhnlicher Besetzung. Zum Ausklang des

Krippen und Altstadt!Wirbeley – barrierefreie Volksmusik: Anna Katharina, Cornelia und Georg Arthur Schumann, Eike Geier-Tautenhahn und Michael Sapp.Vorverkauf: Buchhandlung LeseZeichen. Prießnitzstraße 54.www.offenes-palais.deKarten: 14,50 Euro, ermäßigt 12,50/5 EuroBeginn: 14.30 Uhr und 19.30 Uhr

Annenkirche DresdenAdventskonzertWerke von Carlo Gesualdo di Venosa, Max Reger, Siegfried Reda, Christian Ridil, John Rutter, Markus PfeifferChor der Hochschule für Kirchenmusik Dresden, Orgel und Leitung: Studierende der Hochschule, Gesamtleitung: Stephan LennigEintritt freiBeginn: 19.30 Uhr

■ FREITAG, 16. DEZEMBER Dreikönigskirche Dresden„Goldnes Licht”Weihnachtskonzert des Seniorenchores und des Kinderchores der Singakademie Dresden, Leitung: Claudia Sebastian-Bertsch und Robert SchadEine festliche Einstimmung auf die Weih-nachtszeit für die ganze Familie!Karten: 10 EuroBeginn: 17 Uhr

■ SONNABEND, 17. DEZEMBER Ev.-luth.Kirche Ottendorf-OkrillaJohn Rutter, MagnificatHeinrich Schütz, Deutsches MagnificatUta Mücksch (Sopran)Solistenensemble, Kantoreien Ottendorf-Okrilla/Weixdorf und Medingen/Großditt-mannsdorf, Orchester Dresdner Musiker um Christiane Thiele, Cornelius Altmann und Stefan Köcher (Schlagzeug), Christian Thiele (Orgel) Leitung: Klaus HolzweißigTickets Pfarramt Ottendorf/Okrilla: Tel. 035205/54258Karten: VVK 8 Euro, AK 10 EuroBeginn: 17 Uhr

Barockschloss ReinhardtsgrimmaSchlosskonzert im FestsaalAdventskonzert – Klavierquintette der Romantik Werke von Robert Schumann, Antonin Dvorak Ensemble International: Dariya Hrynkiv (Klavier), Lenka Matejakova (Violine), Jörg

aßmann (Violine), Anya Dambeck (Viola), Matthias Wilde (Violoncello)Tickets: Konzertkasse Kreuzkirche, AKReiseservice nach ReinhardtsgrimmaInfos und Anmeldung: Tel. 0351/31272913 oder E-Mail an [email protected]: 25 Euro, ermäßigt 15 EuroBeginn: 19 Uhr

■ SONNABEND, 17. DEZEMBER SONNTAG, 18. DEZEMBER KreuzkircheWeihnachtsliederabend des Dresdner KreuzchoresDresdner KreuzchorLeitung: Kreuzkantor Roderich Kreile, LeitungKreuzorganist Holger Gehring (Orgel)Karten: Restkarten an der AbendkasseBeginn: 17 Uhr

■ SONNTAG, 18. DEZEMBER Schloss AlbrechtsbergVienna Classic: Junge Virtuosen – Julius Jaehan LimErleben Sie einen jungen Virtuosen – den Pianisten Julius Jaehan Lim. Es erklingen Werke von Johann Sebastian Bach, Johannes Brahms und Franz Schubert.Infos unter www.vienna-classic.comKarten: 32 Euro, ermäßigt ab 22 EuroBeginn: 16 Uhr

VersöhnungskircheAdventskonzertJosef Gabriel Rheinberger: Der Stern von BethlehemFelix Mendelssohn-Bartholdy: Magnificat und Choralkantate „Vom Himmel hoch“Daniela Haase (Sopran), Matthias Weichert (Bass), Elbland Philharmonie SachsenKantorei der Versöhnungskirche, Leitung: Margret LeidenbergerTickets Konzertkassen Schillergalerie, Florentinum, im Pfarramt (Tel. 3100041), AbendkasseKarten: 16 Euro, ermäßigt 12 EuroBeginn: 17 Uhr

Schloss Albrechtsberg DresdenVienna Classic: Meisterwerke der Klavier-musik – Konzertpianistin SoRyangAuf Schloss Albrechtsberg Dresden erklingen Meisterwerke der Klaviermusik von Frédéric Chopin, Ludwig van Beetho-ven und Franz Liszt – vorgetragen von Konzertpianistin SoRyang.Infos unter www.vienna-classic.comKarten: 35 Euro, ermäßigt ab 23 EuroBeginn: 19 Uhr

Für die mit * gekennzeichneten Veran-staltungen erhalten Sie Karten auch unter unserer gebührenfreien Ticket-Hotline 0800 2181 050. Die Hotline ist von Montag bis Freitag, 8.30 bis 19 Uhr,und am Sonnabend, 8.30 bis 14 Uhr erreichbar

■ MITTWOCH, 30. NOVEMBERKreuzkircheDresdner OrgelzyklusWeihnachtliches OrgelkonzertSalve Regina – Magnificat – Passion und Auferstehung – Zehn GeboteWerke aus fünf Jahrhunderten mit Groß-bildprojektionen der aus der Kreuzkirche stammenden Kunstwerke Gnadenbild „Maria Hilf“ (Lucas Cranach der Ältere, heute im Dom St. Jakob zu Innsbruck)10-Gebote-Tafeln (Hans der Maler, heute im Stadtmuseum Dresden)Karten: 10 Euro, ermäßigt 8 EuroBeginn: 20 Uhr

■ DONNERSTAG, 1. DEZEMBERMarcolinihaus Moritzburg La Serata Camillo. Ein Abend voller Genuss im Hause des Grafen Marcolini Cantares de nochebuena. Deutsche und spanische Weihnachtslieder, Villancicos des 16. Jahrhunderts, für Sopran und Gitarre. Nicht zwingend für den Hof, aber warum nicht auf dem Land bei Marcolinis?mit Jana Reiner, Roger Tristao Adao.Eintritt freiBeginn: 18 Uhr

Lukaskirche DresdenWeihnachtskonzert des Dresdner Jugend-sinfonieorchesters Leitung: Prof. Milko KerstenKarten: 8 Euro, ermäßigt 4 Euro bis 6 Jahre kostenfreiBeginn: 18.30 Uhr

Blaue Fabrik (Grüne Villa)Ensemble trio sostenuto Das junge, aufstrebende Ensemble trio sostenuto erkundet im Abschlusskonzert der Reihe „SprachSpiele“ mit einem Programm rund um zeitgenössische polnische Literatur und Musik das künstleri-sche Potential von Polen und Deutschland. Es erklingen Werke von Richard Röbel,

Konzerts ist das Publikum zum Mitsingen bekannter Adventslieder eingeladen.Tickets Konzertkasse am Schillerplatz, im Pfarramt, AKKarten: 10 Euro, ermäßigt 8 EuroBeginn: 17 Uhr

Stadtbibliothek Pirna *Kampfgans LuiseStephan Hähnel liest mit einer großen Portion schwarzen Humor und einem Augenzwinkern Mörderisches zur Weih-nachtszeit Karten: 7 Euro, ermäßigt 6 EuroBeginn: 18 Uhr

Dreikönigskirche *„Schlaf wohl, du Himmelssohn“Adventskonzert der preisgekrön-ten Octavians zum 10-jährigen Jubiläum! A-Cappella-Werke von J. S. Bach, G. F. Händel, G. Raphael, M. Preatorius, Kings Singers uvm.Konzert mit Pause & Glühwein!Tickets über Reservix Karten: ab 15 Euro, ermäßigt ab 10 Euro Beginn: 19.30 Uhr

■ SONNTAG, 11. DEZEMBER Richard-Wagner-Stätten, Jagdschloss Graupa *Wagner für Kinder: LohengrinDie Geschichte des „Lohengrin“ wird in einer extra für Kinder geschriebenen Fassung erzähltKarten: 14 Euro, ermäßigt ab 5 EuroBeginn: 11 Uhr

Stadtbibliothek Pirna *Kasper und der Weihnachtsstern SchnuppeSpannende weihnachtliche Geschichte der Puppenbühne Jens Hellwig Karten: 7 Euro, ermäßigt 5 EuroBeginn: 10 Uhr, 15 Uhr

Lutherkirche RadebeulMichael Gusenbauer – Bachs Weihnachts-oratorium für Kinder von 4 bis 9 Jahren und ihre Eltern.Eine schöne Gelegenheit, die Weihnachts-geschichte und die bachsche Musik dazu in kindgerechter Fassung zu erleben.Tickets an der TageskasseKarten: 2 Euro Beginn: 15 Uhr

Annenkirche Dresden„Radujče so – Freut euch“Adventskonzert des Chores Friedrich Wolf Dresden e.V

Mit dem Gastchor „Budyšin“Leitung: Eric Weisheit, Peggy Richter, Michael JanzeTickets: Konzertkassen Kreuzkirche, Florentinum und Schillergalerie, AKKarten: 8 EuroBeginn: 16 Uhr

Lutherkirche RadebeulJ. S. Bach – Weihnachtsoratorium, Kantaten 1-3Es musizieren in beiden Aufführungen Josephine Brüning, Edith Maria Breuer, Frank Blümel, Andreas Heinze, Mitglieder der Luther-Kurrende und des Jugendcho-

res, Luther-Kantorei Radebeul (durchGäste verstärkt), Radebeuler

Instrumentalensemble undAlbrecht Bolza-Schünemann,CembaloLeitung KMD Gottfried Trepte.Tickets: in der Tourist-Info

Radebeul und im PfarramtLutherkirche (0351/8362639),

Restkarten AKKarten: 15 Euro, ermäßigt 10 EuroBeginn: 17 Uhr

Himmelfahrtskirche Dresden-LeubenJ. S. Bach WeihnachtsoratoriumAdventsstern 2016, Kantaten 1-3 und 6Johanna Knauth (Sopran), Annekathrin Laabs (Alt), Marcus Ullmann (Tenor), Egbert Junghanns (Bariton), Singakademie Dresden,Chemnitzer BarockorchesterEkkehard Klemm, LeitungKarten: 20 Euro, 17 Euro ermäßigtBeginn: 17 Uhr

Konzertsaal Hochschule für Musik Dresden16. DNN-BenefizkonzertDas Philharmonische Kammerorchester Dresden spielt für „Dresdner helfen Dresdnern“ Werke von Tschaikowsky Vivaldi, Arcangelo Musikalische Leitung: Wolfgang Hentrich, Daniel Bäz (Fagott), Kreuzorganist Holger Gehring (Cembalo)Thomas Stecher liest Texte von Erich Kästner.Tickets: Tel. 0800/2181-50, an allen Reservix-Vorverkaufsstellen, www.ReserviX.de, Abendkasse.Karten: 15 EuroBeginn 20 Uhr

■ DIENSTAG, 13. DEZEMBER Palais Großer Garten DresdenOffenes PalaisWirbeleynachten zwischen Ochs und Esel,

KULTUR À LA

CARTE

Theaterkahn-Stammregisseur PeterKube, seit drei Jahren zugleich Ober-spielleiter der Landesbühnen Sachsenhat, wenige Tage übrigens vor seinem 60.Geburtstag, die erste Koproduktion derbeiden Theater erfolgversprechend zurPremiere gebracht. Am Elbufer unterhalbder Katholischen Hofkirche, wie er gele-gentlich zu sagen pflegt, gibt es Fisch,nicht nur im Restaurant Kahnaletto, son-dern nebenan auch „zu viert“, absoluttödlich und hinreichend witzig serviertvon Tom Quaas, mit Cornelia Kaupert,Anke Teickner und Sandra Maria Hui-mann nach Anleitung von WolfgangKohlhaase und Rita Zimmer. Die viel-leicht schwärzeste aller „englischen“Komödien (die Wirkung stellt sich mögli-cherweise erst nach Stunden ein) ist inWahrheit ein deutsches Lust- und Trauer-spiel, wurde 1968 erstmals aufgeführt fürsRadio unter dem Titel „Fisch zu viert – einMoritatenbericht über eine höchst bekla-genswerte Affäre im Jahre 1838 sowie imMärkischen bei Neuruppin“, wo man sei-nerzeit noch Arsen als Rattengift in derApotheke kaufen konnte. Eine Hommagean Fontane, eine Parodie der bürgerli-chen Komödie, in der die Gerechtigkeit ineinem unerwartet allgemeinen Sinnesiegt, ein Frustbewältigungsstück viel-leicht auch, das nach einem gestopptenDefa-Filmprojekt folgte, ein trojanischesPferdchen, historisch aufgesattelt, in demmenschliche Urinstinkte brodeln.

Ratten, wird Diener Rudolf behaupten,Ratten gebe es nicht in diesem Jahr imSommerhaus der drei Schwestern Char-lotte, Cäcilie und Clementine. Gerade soerreicht hat er es, schnaufend unter derLast dreier Lederköfferchen, in äußerstkorrekter Dienstkleidung, aber schlechtrasiert, ersichtlich von Erkältung gezeich-net. Auch insgesamt fühlt er sich am Ende„nach zwanzig Jahren universeller Tätig-keit“, deren intimere Seiten jede der dreiSchwestern fälschlicherweise allein zugenießen glaubt. Nun aber ist auch nochdie Köchin erkrankt und er soll deren Jobzusätzlich übernehmen, zu allem Über-fluss Fisch für die Damen kochen, Fisch,den er so hasst…

Erstmal aber verschwindet er nicht inder Küche, sondern in Clementines Zim-mer, hinter der Garten-Fototapete, mitder Tom Böhm den nicht einsehbaren Tat-ortbereich abgegrenzt hat. Da rumpelt esordentlich und nur mit knapper Not ent-kommt Rudolf auf den einsehbaren, spär-lich mit Gartenmöbel ausgestattetenSchauplatz, zwei Wandschränkchen nichtzu vergessen, hier die Hausapotheke, dader nur für Rudolf bestimmte Likör. Nachvollbrachter Dienstleistung ist Clementi-ne (Huimann) die erste, der Rudolf seinen

VON TOMAS PETZOLD

Ausbruchs- und Weltreisewunsch beich-tet, den er sich durch vorzeitige Inan-spruchnahme des ihm versprochenenErbes erfüllen möchte. Freilich, ganzallein, ohne die vermeintlich einzigeGeliebte, was natürlich jedwedes Ent-gegenkommen zunichte macht. Für dieanderen „Fräuleins“ und deren bevor-zugte Liebesspiele fehlt es offenbar schonan Lust und/oder Manneskraft, ansonstenläuft es ganz ähnlich: Der Frust ist gegen-seitig, die jeweils folgende Erpressungmit allgemeiner Enthüllung ebenso ein-seitig wie unbedacht. Denn Wände undOhren sind äußerst hellhörig, dass nichtnur eine im Rausch von Rudolfs Walzerund seiner Vision des glutroten Sonnen-untergang von Neapel schwelgte, kann inder angespannten Situation nicht verbor-gen bleiben.

Die dramaturgische Grundkonstella-tion der Handlung scheint freilich mit denJahren der Aufführungspraxis ziemlichverschoben: In den Besetzungen des vielgespielten Stücks wurden aus ältlichenScheinjungfern handfeste Weibsbilder imbesten Alter, die Diener hingegen immerklappriger, so dass der Gedanke, sie

könnten ihre jeweiligen Herrschaftenbeerben, eigentlich immer absurdererscheinen muss.

Kubes Inszenierung hält da noch dieMitte, denn Quaas‘ Rudolf ist so zäh wieeloquent, lässt sein Temperament mitjedem Fünkchen Hoffnung geradezu auf-flammen. Etwas derb, aber sehr differen-ziert und präzise in seinem körperlichenSpiel, über den pointierten kompliziertenWendungen des Textes stehend, freilichnur in Ansätzen, in unvermittelten Wen-dungen mal preußisch stramm. DenDamen geht das Preußische, das anma-ßend Bürgerliche, die aufgetragene Dis-tanz zum Domestiken weitgehend ab, siezitieren das alles nur noch und haben esdamit eher schwerer, eine glaubhafte Fik-tion zu erzeugen. Auch Verjüngung gehtauf Kosten von Profil, hin zum Klischeeeiner als ausgestorben geltenden Speziesvon Frauen, die nur heimlich Befriedi-gung finden können oder dürfen. Cle-mentine (Huimann) erscheint als manie-rierte, fast noch jugendliche Nymphoma-nin die gefährlichste, Cäcilie (Teickner)mit ihrem Kavallerie- und Offizierstickdie nervigste, ansonsten eher Durch-

schnitt, Charlotte (Kaupert) als prakti-sche, resolute Geschäftsfrau am gegen-wärtigsten, obwohl oder weil sie hierlängst nicht mehr alles souverän im Griffhat. Zur Not geht sie aus rein praktischenGründen über Leichen, stellt sich freilichso plump an, dass Rudolf eine vermeint-lich glänzende Idee kommt – die ihn, deralles so schön eingefädelt hat, am Endeim Übermut selber zu Fall bringt. Da hilftes auch nichts, wenn man sich in späterEinsicht gegenseitig versichert, alles seinur Spaß gewesen. Die Macht guter Wor-te versagt. Wechselnde Leidenschaften,unkontrollierte Bedürfnisse, die unbe-dingte Verachtung der jeweils anderensozialen Stellung oder Schicht ergebenein Gift, das letztlich zur simultanen Wir-kung von Arsen und verdorbenem Fischführt. Rudolfs letzte Reise führt vom Licht-schalter bis zum Vorhang, den er mit letz-ter Kraft zuzieht.

Viel Beifall für einen straff gefassten,unterhaltsamen Theatergenuss mit viel-leicht etwas längerem Abgang.Nächste Termine: 9.,15. und 16. Dezember

Theaterkahn, 22. Dezember Studiobühne Radebeul

Von der mangelnden Kraft der WorteWolfang Kohlhaases tiefschwarze Komödie „Fisch zu viert“ auf dem Theaterkahn

Wer möchte nicht wissen, was so allesnoch im Leben auf uns zu kommt? In altenZeiten befragte man daher ein Orakel,zum Beispiel das Orakel von Delphi. Undwas das Orakel prophezeite, erfüllte sich,selbst wenn die Empfänger der Botschaf-ten, wie in der Geschichte von Ödipus,meinten, sie könnten dem Unheil entge-hen – sie konnten es nicht. Ödipus tötetden Vater und heiratet die Mutter, das istder Stoff, aus dem die Tragödien gemachtsind, von der Antike bis in die Gegenwart.

Wann genau das delphische Orakelverstummte, ist nicht bekannt, sicher istaber, die Nachfrage hat sich auf keinenFalle erledigt. Im Gegenteil, der Orakel-markt hat Hochkonjunktur und bringtden Oraklern nicht wenig ein. So istinzwischen daraus eine gut florierendeAgentur geworden mit weltweitem Netz-werk, mit schicken Büros und geschäfti-gen Mitarbeitern in schicken Klamotten.

So jedenfalls sieht das Orakelbüro imTanztheater „Orakel“ von Joseph Her-nandez in der Spielstätte Semper Zweiaus, in dem uns Johannes Schmidt alsErzähler begrüßt und auch gleich mitteilt,dass das Orakel selbst gebrechlichgeworden ist, überlastet und fiebrig:Burnout.

Aber das kennt man ja, es gibt eigent-lich nichts zu sagen, es gibt keine Ant-worten, keine Lösungen der Probleme,die uns bedrängen, aber die Antwortge-ber, die Problemlöser, die Bürokraten derWeltrettungsagenturen verbreiten eineRettungsansage nach der anderen. Undso herrscht im blitzsauberen Orakelbüroauf Semper Zwei absurde Geschäftigkeit,tanzende Bürokraten im Aktentausch undRaquél Martínez thront als Sekretärin undeigentliche Diva des Büros und hacktdazu auf eine nostalgische Schreibma-schine. Gleich, so meint man, müssteauch noch Leroy Andersons Konzert fürSchreibmaschine und Orchester erklin-gen, aber selbst in einem Orakelbürokönnen nicht alle Wünsche in Erfüllunggehen. Dafür hat der Choreograf JosephHernandez gemeinsam mit Yannick Cos-so und Jordan Pellagès, die auch fürRaum, Licht und Konzept mitverantwort-lich sind, leicht angejazzten, swingendenSound gewählt, dezent, tänzerisch undauch mal eher elegisch fürs schmachten-de Cello von Gabriel Fauré.

Und dann kommt Vera. CarolineBeach tanzt und spielt die junge Frau, siewurde ins Orakelbüro bestellt, aber hierweiß davon offensichtlich niemand. Unddann spricht das Orakel doch zu ihr, dasklingt ganz schön gestelzt, wenn da vomWalzertakt der Sterne die Rede ist, vonder Zeit, die wie ein Rasiermesser durch

die Existenz schneidet. Aber klar, Vera,du musst dich entscheiden, sagt das Ora-kel, Stellung musst du auch beziehen,sagt das Orakel, wozu aber bitte, das fragtsich der Zuschauer irgendwann bestimmtauch.

Also gut, der Tanz geht weiter, das istbei so wunderbaren Protagonisten wieCourtney Richardson als Managerin,Fabien Voranger als Verkäufer, FrancescoPio Ricci als Buchhalter, Skyler Maxey-Wert und Chiara Scarrone als Assistentund Praktikantin auch sehr ansehnlich.Sie stellen so eine ironisch-zeitgenössi-sche Sicht auf jene Priesterinnen undPriester dar, die in der Antike den Fragerndeuten mussten, was die von bewusst-seinsverändernden Schwefeldämpfenumnebelte Pythia in der delphischenHöhle in unverständlichen Worten ora-kelte. Aidan Gibson tanzt das erschöpfte,noch immer leicht benebelte Orakel inelegischer Manier der Traditionen desAusdruckstanzes in weißem, fließendemGewand, sogar in einem kurzen Pas dedeux mit dem Erzähler, der auch in gewis-ser Weise als Spielleiter fungiert.

Vera ist am Ende angekommen undangenommen, sie ist ihr eigenes Orakel,nimmt ihr Schicksal in die Hand wie alleanderen die Aktenordner. Und was imKrimi der Gärtner ist, das ist hier CaseyOuzounis als besonderer Bote, der grin-send in kurzen Hosen das bewusste Paketliefert, darin ist der weiße Stoff für Vera,aus dem die Orakel gemacht sind.

Nach gut 70 Minuten geht auf SemperZwei kein Vorhang zu, ist auch nichtnötig, es sind ja auch keine Fragen offen. nächste Aufführungen: 29.11.; 1., 7., 9., 10. 12.

➦ www.semperoper.de

Der geschäftige Tanz um das müde Orakel

„Orakel“ von Joseph Hernandez auf Semper ZweiVON BORIS GRUHL

Aidan Gibson als das Orakel in Joseph Hernandez’ Tanztheater. Foto: Ian Whalen

In „Fisch zu viert“ dreht sich alles um Habgier und List: Tom Quaas, Sandra Maria Huimann, Anke Teickner und Cornelia Kaupert (v.l.).Foto: Carsten Nüssler

KULTUR8 | DIENSTAG, 29. NOVEMBER 2016 | NR. 278