20
Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät Von der Saat zur Ernte: Agrarstudium und Berufseinstieg Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers Institut für Agrarökonomie Agribusiness Management & Supply Chain Management

Von der Saat zur Ernte: Agrarstudium und Berufseinstieg · Hintergrund: Entwicklung der Studierenden-Zahlen im Fach Agrarwissenschaften 3 Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers Agribusiness

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Agrar- und ErnährungswissenschaftlicheFakultät

Von der Saat zur Ernte:

Agrarstudium und Berufseinstieg

Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Institut für Agrarökonomie

Agribusiness Management & Supply Chain Management

Gliederung

• Hintergrund und Forschungsfragen

• Forschungsrahmen

• Material und Methoden

• Ergebnisse

• Schlussfolgerungen und Empfehlungen

2

Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Hintergrund: Entwicklung der Studierenden-Zahlen

im Fach Agrarwissenschaften

3

Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Hintergrund und Forschungsfragen

• McKinsey (1997, 1998): “war for talent” aufgrund demographischer und

sozialer Veränderungen

• McKinsey (2012): 32% der deutschen Arbeitgeber geben mangelnde

Kompetenzen der Bewerber als Grund für lange Vakanzen an

� Jobchancen für gut ausgebildete AbsolventInnen sollten hervorragend

sein

� Wie erfolgreich sind AbsolventInnen der Agrarstudiengänge

deutscher FHs und Universitäten bei der Jobsuche?

� Welche Faktoren beeinflussen diesen Erfolg?

� (Was erwartet der Arbeitsmarkt?)

4Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Stand der Forschung zu Jobsuche und Berufseinstieg

• Relevante Forschungsfelder: Arbeitsökonomie, Human Resource

Management, Unternehmensführung, Bildungsforschung

• Theoretische Grundlagen

– Humankapital-Theorie

– Personal- und Organisationspsychologie

– Soziologie und Organisationssoziologie (Neo-Institutionalismus)

• Typische Erfolgsmaße

– Suchdauer

– Anzahl Angebote

– Einstiegsgehalt

– Erreichte Position

– Zufriedenheit

5Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Modelle des Erfolgs beim Berufseinstieg

nach Kanfer et al. (2001: 838, verändert)

6

Einflussfaktoren

Persönlichkeit

Generelle Erwartungen

Motive

Sozialer Kontext

Biographie

SuchverhaltenBeschäftigung

Status

Suchdauer

Anzahl Angebote

Bildungs-Institution

Chancen zur

Entwicklung von

“Employability”

Erfahrung und

extra-curriculare

Aktivitäten

AbsolventIn

Employability

Beschäftigung

Arbeitgeber

Einstellungsprozess

nach Harvey (2001: 102)Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

10 Hypothesen

• H1: Universitätsabsolventen erhalten höhere Einstiegsgehälter als FH-AbsolventInnen.

• H2: Die Studienleistung (Dauer, Noten, Fächerkombination) hat einen (a) negativen

Einfluss auf die Suchdauer und einen (b) positiven Effekt auf das Einstiegsgehalt.

• H3: Praktische Erfahrung hat einen (a) negativen Einfluss auf die Suchdauer und

einen (b) positiven Effekt auf das Einstiegsgehalt.

• H4: Internationale Erfahrung hat einen (a) negativen Einfluss auf die Suchdauer

und einen (b) positiven Effekt auf das Einstiegsgehalt.

• H5: Je früher Absolventen mit der Jobsuche beginnen, desto kürzer die Zeit der

Arbeitslosigkeit nach dem Abschluss.

• H6: Die Anzahl der Vorstellungsgespräche und Jobangebote steht in (a) negativem

Zusammenhang mit der Suchdauer und (b) positivem Zushg. mit dem Einstiegsgehalt.

• H7: Große Netzwerke und gemeinsame Bekannte verkürzen die Suchdauer.

• H8: Frauen suchen c.p. (a) länger nach einem Job und erhalten (b) geringere

Einstiegsgehälter.

• H9: Das Alter bei Studienabschluss hat einen (a) negativen Einfluss auf die

Suchdauer und einen (b) positiven Effekt auf das Einstiegsgehalt.

• H10: Core-self evaluations haben einen (a) negativen Einfluss auf die Suchdauer und

einen (b) positiven Effekt auf das Einstiegsgehalt..

7Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Gliederung

• Hintergrund und Forschungsfragen

• Forschungsrahmen

• Material und Methoden

• Ergebnisse

• Schlussfolgerungen und Empfehlungen

8

Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Datengrundlage

• Studie im Auftrag des VDL (Bundesverband Berufsverband Agrar

Ernährung Umwelt)

• Bundesweite Online-Befragung der letzten 5 Absolventenjahrgänge

aller deutschen Hochschulen mit Studium der Agrarwissenschaften o.ä.

– Ausnahme Hohenheim und Gießen

– Jahreswechsel 2011/12

– Fragen zur Bildungs-Biographie, Studium und ergänzenden Qualifikationen

sowie zum Berufseinstieg

– Insgesamt 962 Teilnehmer; Rücklauf 13-50%/ Hochschule

• Hier Fokus auf diejenigen, die

– zwischen 2007 und 2011 abgeschlossen haben,

– bei Abschluss nicht älter als 35J. alt waren und

– zum Befragungszeitpunkt einen Job hatten

– Ausgeschlossen: praktische Landwirte und Doktoranden, Uni-Bachelor & FH-

Master

� Reduziertes N: 305 Befragte (6% Kieler)

9Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Gliederung

• Hintergrund und Forschungsfragen

• Forschungsrahmen

• Material und Methoden

• Ergebnisse

• Schlussfolgerungen und Empfehlungen

10

Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Stichprobenbeschreibung

11

N=305

Soziodemographie Mittelwert /

Anteil im

Sample

Standard

Ab-

weichung

Korrelation

mit

Suchdauer

Korrelation

Einstiegs-

gehalt

Geschlecht weiblich 59% .131* -.267**

Alter bei Abschluss 26.4 2.9 .042 .026

Studiendauer 5.6 1.4 .096 -.113*

Universitäts-AbsolventIn 63.6% .011 -.044

Anzahl Praktika 2.42 .13 .012 -.035

Dauer Praktika in D 7.96 6.41 .027 -.030

Dauer aller Praktika 9.57 6.89 .038 .017

Auslandspraktikum 31.2% -.005 .165**

Anzahl Sprachen 2.17 .79 .075 -.160**

Vorherige Berufsausbildung 27.2% -.158** .113*

“Landwirtskind” 33.4% -.166** .188**

Internationalität und Praxisbezug

Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Maße des Sucherfolgs und Jobcharakteristika

Mittelwert /

Anteil im

Sample

Standard

Ab-

weichung

Korrelation mit

Suchdauer

Korrelation

Einstiegs-

gehalt

Suchdauer [Monate] 3.3 6.1 1 -.218**

Suchbeginn vor Abschluss 57.7% -.263** .065

Suchbeginn bei Abschluss 26.9% .168** -.069

Suchbeginn nach Abschluss 9.5% .219** .022

Anzahl Vorstellungsgespräche 2.6 2.56 .284** .039

Anzahl Jobangebote 1.6 .72 -.037 .232**

12

Einstiegsgehalt1 3.46 1.8 -.218** 1

Befristete Anstellung 47.9% .048 -.341**

Vollzeitjob 85.6% -.154** .421**

Vorgelagertes Agribusiness 23% -.136* .232**

Nachgelagertes Agribusiness 17.4% .132* .079

Services im Agribusiness 40.3% -.015 -.178**

Sonstiges im Agribusiness 7.5% -.041 .044

Außerhalb des Agribusiness 11.8% .079 -.162**

Bevorzugte Branche 66.2% -.064 .156**

Bevorzugte Tätigkeit 63% -.197** .167**1 10 Kategorien von 20T€ bis 60-70T€; Kategorie 3= 25-30T€; 4=30-35T€; Median: 3 N=305Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Angenommene Einstellungsgründe

Index / Item Mittel

-wert

Standard

Ab-

weichung

Korrelation

mit

Suchdauer

Korrelation

Einstiegs-

gehalt

Studienleistung1 (Noten, Studiendauer,

Fachwissen, Fächerkombination)3.22 0.81 -.076 .097

Netzwerk1

(großes Netzwerk, gemeinsame Bekannte)2.20 1.10 -.122* .097

Internationale Kompetenz1

(Sprachen, Auslandserfahrung)2.39 1.23 -.030 .135*

Praktische Erfahrung 3.77 1.30 -.111 .319**

Sympathie 4.23 0.88 -.035 .037

Soziales Engagement 2.58 1.28 -.014 .041

Höhere Mobilität als andere 2.79 1.43 -.017 .149**

Keine Wettbewerber 2.15 1.31 .075 -.220**

Geringere Gehaltserwartungen als andere 1.83 1.14 .101 -.203**

Alter 2.29 1.15 -.035 .013

13

N=305

Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Persönlichkeitsmaße

14

Index / Item Mittelwert Standard

Ab-

weichung

Korrelation mit

Suchdauer

Korrelation

Einstiegs-

gehalt

Selbstbewusstsein, Selbst-

Effektivität Index; CA=0.744.25 0.52 -.137* .193**

Neurotizismus/Externe

Kontrollerwartung

Index; CA=0.82

2.46 0.88 .050 -.134*

N=305

Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Regressionsergebnisse: Suchdauer

Nicht-std.

Koeff.

Std.

Koeff.

t Sig.

Kollinearitäts-

statistiken

Korr.

R²B

Std.

Fehler Beta

Tole-

ranz VIF

Konstante 4.662 .676 6.894 .000

Suchbeginn vor Abschluss -2.156 .708 -.175 -3.045 .003 .839 1.192 .069 .066

Abschlussjahr = 2007 2.957 .867 .181 3.412 .001 .980 1.021 .094 .088

“Landwirtskind” -1.253 .699 -.097 -1.791 .074 .942 1.061 .116 .108

Suchbeginn nach Abschluss 2.809 1.184 .135 2.373 .018 .958 1.044 .132 .121

Vorgelagertes Agribusiness -2.172 .778 -.150 -2.791 .006 .972 1.029 .148 .134

Studienregion=Ost 2.031 .772 .140 2.631 .009 .956 1.046 .165 .148

Vorherige Berufsausbildung -1.730 .735 -.126 -2.353 .019 .853 1.172 .180 .160

N=305; Durbin Watson=1.841

15Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Regressionsergebnisse: Einstiegsgehalt

Nicht-stand.

Koeff.

Stand.

Koeff.t Sig.

Kollinearitäts-

statistikR²

Adj.

R²B

Std.

FehlerBeta

Tole-

ranzVIF

(Konstante) 1.72 .509 3.374 .001

Vollzeitjob 1.74 .251 .34 6.947 .000 .86 1.17 .18 .18

Praktische Erfahrung .18 .068 .13 2.693 .007 .85 1.18 .24 .24

Geschlecht weiblich -.59 .178 -.16 -3.294 .001 .87 1.15 .29 .28

Befristete Anstellung -.87 .180 -.24 -4.849 .000 .82 1.21 .32 .31

UniversitätsabsolventIn .55 .189 .15 2.894 .004 .81 1.24 .34 .33

Anzahl Angebote .27 .118 .11 2.296 .022 .92 1.08 .36 .34

Internat. Kompetenz .23 .074 .15 3.061 .002 .81 1.23 .37 .36

Anzahl Sprachen -.31 .115 -.14 -2.690 .008 .82 1.23 .38 .37

Geringere

Gehaltserwartung-.18 .074 -.11 -2.407 .017 .94 1.06 .40 .38

16Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Zusammenfassung

• Verbesserung der Jobsituation, aber auch steigende Studierendenzahlen

• Absolventinnen verdienen im ersten Job c.p. weniger als Ihre männlichen

Kommilitonen, bei gleicher Suchdauer

• Praxiserfahrung verhilft zu höheren Einstiegsgehältern

• Praktika per se beeinflussen weder nach Anzahl noch nach Dauer die

Employability

• Auslandspraktika u.a. Auslandserfahrung wird von den Arbeitgebern

honoriert

• Vielsprachigkeit hat hier negativen Einfluss � ungeklärter Effekt

17Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

• “Employability” ist nicht allein Ergebnis der Anstrengungen von

Bildungseinrichtungen, sondern auch der individuellen Fähigkeiten und

des Engagements von Studierenden resp. AbsolventInnen (vgl. Harvey,

2001; Boswell, 2012)

� Von Arbeitgebern bemängelte Praxisferne ist Ernst zu nehmen, aber

� Orientierung allein an aktuellen Bedürfnissen des Arbeitsmarktes nicht

zweckmäßig

� Hohe Dynamik des Umfelds! Und…

� Unternehmen agieren in Personalentwicklung oft selbst nicht

vorausschauend!

� Hochschulen sollten Anwendung von aktuellem Wissen, Gewinnung neuen

Wissens, abstraktes Denken und Problemlösefähigkeit fördern;

� Darüber hinaus möglich und wünschenswert:

� Praxisnähe durch Schaffung extra-curricularer Optionen

� Angebote für Berufstätige

� Internationalität durch Bologna + Mobilitätsfenster auch für längere

Auslandspraktika18Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management

19

Fakultät für Agrar- und ErnährungswissenschaftenChristian-Albrechts Universität Kiel

Vielen Dank!

Jun.-Prof. Dr. B. Schulze-Ehlers

Agribusiness & Supply Chain Management