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S Liberator heißt die selbstgebas- telte Plastikpistole des Amerikaners Cody Wilson, deren Bauplan er im Internet veröffentlichte. Um aus den virtuellen Daten eine funktions- fähige Waffe herzustellen, benutzte er einen 3D-Drucker. Diese Maschi- ne druckt nicht Wörter, sondern Gegenstände: Tassen, Schuhe, Zäh- ne, Pizzen und eben auch Waffen. Stärken und Schwächen S Gängige 3D-Drucker, die sich auch für den Privatgebrauch eig- nen, ähneln im Funktionsprinzip den Heißklebepistolen: Sie schmel- zen in ihren Düsen Fäden aus Poly- milchsäure oder Acryl-Nitril-Buta- dien-Styrol und tragen sie auf eine Fläche auf. So bilden sie den Grundriss des gewünschten Ob- jekts. Ist eine Schicht abgekühlt, spritzt die Düse weitere Schichten, so dass ein dreidimensionaler Ge- genstand wächst. Hat er herausra- gende Teile, zum Beispiel die Arme einer Figur, druckt eine zweite Dü- se Stützelemente aus einem niedri- ger schmelzenden Kunststoff dazu. Sie stabilisieren die Konstruktion, bis der Kunststoff hart genug ist. Die Stützen lassen sich nachträglich abschmelzen oder -brechen. Um die Sollbruchstelle zu glätten, kommt niemand um manuelle Arbeit mit der Feile herum. Diese Drucktechnik leidet noch unter Kinderkrankheiten, schreibt die Fachzeitschrift c’t: Die Düsen verstopfen während des Drucks oder das halbfertige Objekt löst sich von der Unterlage. Statt des gewünsch- ten Objekts produziert die Maschine dann nur Plastikschrott. Der Druck dauert je nach Gerät und Größe des Objekts mehrere Stunden, und da garantieren Fehler jede Menge Frust. Trotz der Schwächen haben 3D-Drucker ihre guten Seiten. Eine ist, dass sie im Handel nicht mehr verfügbare Ersatzteile günstig nach- bauen. Dafür gibt es bereits Dienst- leister, die nach dem digitalen Bau- plan die gewünschten Teile drucken. Einige der Dienstleister haben sich auf Anfragen von Zahnarztpraxen spezialisiert. Sie produzieren mit Hightech-Druckern Zahnersatz: 20 Zahnkronen schafft ein Gerät pro Stunde. Das bereitet den Zahntech- nikern Konkurrenz, denn sie brau- chen dafür einen ganzen Arbeitstag. Nützlich für die Reise zum Mars S Zukünftig will auch die Raum- fahrt den 3D-Druck für Langzeit- missionen nutzen. Anstelle von Kunststoff sollen die Maschinen la- gerfähige, pulverisierte Nahrung wie Zucker, Proteine und Kohlenhydra- te verarbeiten. In dem von der Nasa geförderten Projekt entwickeln For- scher nun die erste ausdruckbare Pizza. Dafür mischt die Maschine al- le Zutaten mit Wasser und Öl. Dann trägt sie den Teigboden auf, der auf der beheizten Fläche sofort geba- cken wird. Anschließend bedruckt sie den Teig mit Tomatensauce und zuletzt mit einer Schicht aus Protei- nen anstelle des Käses. Literatur 1) U. Buse, Der Spiegel, 23/2013, 54–58. 2) P. König, c’t, 11/2012, 92–101. Kirsten Reuter ist freie Mitarbeiterin der Nachrichten aus der Chemie. Kirsten Reuter Große Unternehmen stellen Objekte bereits mit 3D-Druckern her. Obwohl die Technik viel verspricht, hat sie sich in Privathaushalten noch nicht etabliert. Von Ideen zu Objekten BPolymereV Der Replicator 2 von Makerbot (links im Bild ) druckt mit Polymilchsäure bei einer Auflösung von 100 Mikrome- tern. Die Objekte sind maximal 28,4 × 25,4 × 15,2 cm groß. 1700 Euro kostet das Gerät. (Foto: Makerbot) Nachrichten aus der Chemie| 61 | September 2013 | www.gdch.de/nachrichten 898

Von Ideen zu Objekten

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S Liberator heißt die selbstgebas-telte Plastikpistole des Amerikaners Cody Wilson, deren Bauplan er im Internet veröffentlichte. Um aus den virtuellen Daten eine funktions-fähige Waffe herzustellen, benutzte er einen 3D-Drucker. Diese Maschi-ne druckt nicht Wörter, sondern Gegenstände: Tassen, Schuhe, Zäh-ne, Pizzen und eben auch Waffen.

Stärken und Schwächen

S Gängige 3D-Drucker, die sich auch für den Privatgebrauch eig-nen, ähneln im Funktionsprinzip den Heißklebepistolen: Sie schmel-zen in ihren Düsen Fäden aus Poly-milchsäure oder Acryl-Nitril-Buta-dien-Styrol und tragen sie auf eine Fläche auf. So bilden sie den Grundriss des gewünschten Ob-jekts. Ist eine Schicht abgekühlt, spritzt die Düse weitere Schichten,

so dass ein dreidimensionaler Ge-genstand wächst. Hat er herausra-gende Teile, zum Beispiel die Arme einer Figur, druckt eine zweite Dü-se Stützelemente aus einem niedri-ger schmelzenden Kunststoff dazu. Sie stabilisieren die Konstruktion, bis der Kunststoff hart genug ist. Die Stützen lassen sich nachträglich abschmelzen oder -brechen. Um die Sollbruchstelle zu glätten, kommt niemand um manuelle Arbeit mit der Feile herum.

Diese Drucktechnik leidet noch unter Kinderkrankheiten, schreibt die Fachzeitschrift c’t: Die Düsen verstopfen während des Drucks oder das halbfertige Objekt löst sich von der Unterlage. Statt des gewünsch-ten Objekts produziert die Maschine dann nur Plastikschrott. Der Druck dauert je nach Gerät und Größe des Objekts mehrere Stunden, und da garantieren Fehler jede Menge Frust.

Trotz der Schwächen haben 3D-Drucker ihre guten Seiten. Eine ist, dass sie im Handel nicht mehr verfügbare Ersatzteile günstig nach-bauen. Dafür gibt es bereits Dienst-leister, die nach dem digitalen Bau-plan die gewünschten Teile drucken. Einige der Dienstleister haben sich auf Anfragen von Zahnarztpraxen spezialisiert. Sie produzieren mit Hightech-Druckern Zahnersatz: 20 Zahnkronen schafft ein Gerät pro Stunde. Das bereitet den Zahntech-nikern Konkurrenz, denn sie brau-chen dafür einen ganzen Arbeitstag.

Nützlich für die Reise zum Mars

S Zukünftig will auch die Raum-fahrt den 3D-Druck für Langzeit-missionen nutzen. Anstelle von Kunststoff sollen die Maschinen la-gerfähige, pulverisierte Nahrung wie Zucker, Proteine und Kohlenhydra-te verarbeiten. In dem von der Nasa geförderten Projekt entwickeln For-scher nun die erste ausdruckbare Pizza. Dafür mischt die Maschine al-le Zutaten mit Wasser und Öl. Dann trägt sie den Teigboden auf, der auf der beheizten Fläche sofort geba-cken wird. Anschließend bedruckt sie den Teig mit Tomatensauce und zuletzt mit einer Schicht aus Protei-nen anstelle des Käses.

Literatur

1) U. Buse, Der Spiegel, 23/2013, 54–58.

2) P. König, c’t, 11/2012, 92–101.

Kirsten Reuter ist freie Mitarbeiterin der

Nachrichten aus der Chemie.

Kirsten Reuter

Große Unternehmen stellen Objekte bereits mit 3D-Druckern her. Obwohl die Technik viel verspricht,

hat sie sich in Privathaushalten noch nicht etabliert.

Von Ideen zu Objekten

BPolymereV

Der Replicator 2 von Makerbot (links im Bild ) druckt mit

Polymilchsäure bei einer Auflösung von 100 Mikrome-

tern. Die Objekte sind maximal 28,4 × 25,4 × 15,2 cm

groß. 1700 Euro kostet das Gerät. (Foto: Makerbot)

Nachrichten aus der Chemie| 61 | September 2013 | www.gdch.de/nachrichten

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