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Von Kurköln zu den Deutschherren Ein Kulturprojekt der Gemeinde Zeltingen-Rachtig

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Von Kurköln zu den DeutschherrenEin Kulturprojekt der Gemeinde Zeltingen-Rachtig

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Dieses Projekt wurde im Rahmen der EU- Gemeinschaftsinitiative LEADER +unter Beteiligung der Europäischen Unionund des Landes Rheinland-Pfalz, vertretendurch das Ministerium für Wirtschaft,Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau,durchgeführt.

DIESES PROJEKT WURDE DURCH DIE EUROPÄISCHE UNION KOFINANZIERT

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Der Kulturweg "Von Kurköln zu den Deutsch-herren“ ist Teil der Mosel.Erlebnis.Route und führt alsRundweg in einer Länge von 7 km durch die Weinbergeund die historischen Dorfkerne von Zeltingen-Rachtig.Er bereichert die hochbedeutende WeinKulturLandschaftMosel um einen weiteren Themenbereich: Kultur undAlltag im moselanischen Dorf vom Mittelalter bis zurNeuzeit. Auf Informationstafeln wird dargelegt, wiePolitik, Ökonomie und Religion die frühere Dorfgemein-schaft prägten, und wie sich das Leben und Arbeitenüber die Jahrhunderte veränderten. Daher umfasst derKulturweg schwerpunktmäßig folgende Themen:

l Dorf und die Region innerhalb der Territorialpolitikl Christentum, Volksfrömmigkeit und Bruderschaftenl Leben und Arbeiten, Bauen und Wohnen im

Wandel der Zeitl Bedeutung des Weinbaus vom Feudalismus bis heute

In historischer Hinsicht thematisiert der Kulturweg im Wesentlichen Spätmittelalter und Neuzeit bis zurFranzösischen Revolution und der Auflösung des heiligen römischen Reiches deutscher Nation, kunst-geschichtlich umreißt er die Epochen von der Gotik bis zum Spätbarock.

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Vom Karolingischen Reich zur Kleinstaaterei

Als das Fränkische Reich Karls des Großen nach seinem Tode zerfiel, ging die politische und ökonomi-sche Macht von den Königen auf die Landesfürstenüber. Durch vielfältige Lehnsbeziehungen gelang es den Landesherren, ihre Stellung zu sichern und ihrjeweiliges Territorium zusammenzuhalten oder gar auszubauen. Die unterste Stufe der Feudalpyramide bildeten leibeigene Bauern und Knechte, die Land undSchutz erhielten und dafür Frondienste leisten undNaturalien abgeben mussten.

Wurde das Feudalsystem in England, Frankreich,Spanien und Skandinavien im späten Mittelalter vonZentralstaaten abgelöst, an deren Spitze Könige tat-sächlich regierten, verblieb Deutschland im zersplitter-ten Zustand lähmender Kleinstaaterei, darunter auch das Kurfürstentum Trier und das Kurfürstentum Köln.Zu den geschichtlichen Besonderheiten von Zeltingen-Rachtig zählt die Lage als kurkölnische Enklave inmitten des Trierer Kurstaates. Beide Orte, Zeltingen(Celtanc) und Rachtig (Ratiche), kamen vielleicht schonim 7. Jahrhundert zum Erzbistum Köln und blieben Teilder Kölner Herrschaft bis zur Zeit der französischenRevolution. Zu den Zeugnissen dieser langen Zeitspanne

Wappen Kurköln, Wappen Kurtrier

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von mehr als 1000 Jahren zählen insbesondere dieRosenburg und das kurkölnische Amtshaus in Zeltingen,ein stattlicher Barockbau. Es waren nicht nur territorial-politsche Interessen, welche die Enklave für die KölnerBischöfe so interessant machten, vielmehr hatte auchder Weinbau eine große Bedeutung: Wein war dasgesunde und beliebte Getränk im Mittelalter und zogAdel und Klerus an die Mosel.

Das kurkölnische AmtZeltingen zwischen den kurtrierischen ÄmternBernkastel und Wittlich,dem Kröver Reich unddem sponheimischen AmtTrarbach im Jahre 1705

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Darstellung der Burg bei Delkeskamp, 1840

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Kunibert und die Rosenburg

Für die Geschichte von Zeltingen-Rachtig ist die - heutige Ruine - Rosenburg der wohl wichtigste Zeit-zeuge. Ihre Anfänge reichen bis ins 12. Jahrhundertzurück, wobei die erste urkundliche Erwähnung in dasJahr 1182 datiert, als die Burg an Kurtrier verpfändetwurde. Ältere Überlieferungen sehen gar in dem KölnerErzbischof Kunibert (623-663) den Begründer der Kölner Herrschaft in Zeltingen-Rachtig. Dader Ort zudem den Anspruch erhebt,Geburtsort des hl. Kunibert zu sein,wird die Burg bisweilen auch alsKunibertsburg bezeichnet.

Bis ins 17. Jahrhundert war dieBurg Dienst- und Wohnsitz deskurkölnischen Amtmannes. AlsVertreter des Kölner Kurfürsten war erverpflichtet, die Burg und das Amt, zu demdie Dörfer Zeltingen und Rachtig gehörten, zu hütenund zu schirmen. Allerdings hatte der Kölner Kurfürstselbst die Burg mit ihren Einnahmen und Rechten desöfteren verpfändet, jedoch immer wieder eingelöst.

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Schöffensiegel von 1498

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Die Rosenburg - die einzige Hangburg im Moseltal, Zustand 2006

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Kölner Krieg und Wiener Kongress

Als der Kölner Kurfürst und Erzbischof GebhardTruchseß von Waldburg 1582 zum Protestantismusübertrat, erklärten ihm das Domkapitel und der Landtagdes Kurfürstentums den Krieg. Papst und Kaiser setztenihn ab. Durch diesen sog. Kölner Krieg (1583-85), derdie katholische Vormacht am Rhein sicherte, übernahmHerzog Ernst von Bayern die Nachfolge im KurstaatKöln. Fortan stellten die bayerischen Wittelsbacher denkurkölnischen Erzbischof und damit auch den Landes-herren von Zeltingen-Rachtig. Letzter WittelsbacherHerrscher in Köln war Clemens August I. von Bayern(1723-1761). Als letzter Kölner Kurfürst regierte Erz-herzog Maximilian Franz von Österreich (1784-1794/1801). Beide waren gleichzeitig auch Hochmeister desDeutschen Ordens.

Das kurkölnische Amt Zeltingen-Rachtig behauptetesich bis zur Besetzung der Rheinlande durch franzö-sische Revolutionstruppen im Jahre 1794.Mit dem Sturz Napoleons endete auchdie kurze Zeit der französischenBesetzung. Bei der territorialenNeuordnung Europas auf demWiener Kongress 1814/15 kamdie Rheinprovinz und damitKurköln und Kurtrier zu Preußen.

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Wappen des Kurfürsten von Köln Josef Klemens, um 1690

Clemens August I. von Bayern, geboren 1700, von 1723 bis zu seinem Tode 1761 Kurfürst von Köln und seit 1732 zugleich Hochmeister des Deutschen Ordens;letzter Herrscher der Wittelsbacher am Rhein

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Der Deutschherrenhofin Rachtig um 1920

Deutscher Orden

Die territorialpolitische Lage als Enklave hatte in reli-giöser Hinsicht für Zeltingen und Rachtig keine großeBedeutung. Beide Kurfürsten - der Kölner Erzbischof alsweltlicher und der Trierer als geistlicher Herrscher -waren katholisch und damit die Einwohner auch. Kirch-

lich gehörten beide Dör-fer zum Trierer Erzstiftund spätestens seit dem10. Jahrhundert zurMutterkirche in Lösnich.Durch Schenkung gingdas Patronats- undZehntrecht der Kapellenin Zeltingen und RachtigMitte des 13. Jahrhun-derts an den DeutschenRitterorden. Mit demDeutschherrenhof in

Rachtig, einer spätgotischen Anlage mit barockerErweiterung, hat sich ein wichtiges Zeugnis seinesWirkens an der Mosel erhalten.

Dieser - heute noch bestehende - Orden, auch DeutscherOrden, Deutschherren und Kreuzritterorden genannt,wurde 1190/1198 gegründet und getragen von Rittern,Priestern und Brüdern.

Ordensritter Carl Alexandervon Lothringen um 1780

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Er gilt als einer der tragenden Kräfte der west- und ost-europäischen Geschichte. Die Tracht des Ordens bestehtaus einem weißen Mantel mit schwarzem Kreuz. ZweiHauptaufgaben kennzeichnen den Wirkungskreis desDeutschen Ritterordens: Verbreitung des Glaubens - imMittelalter auch durch Kreuz und Schwert - sowie Kran-kenpflege. So war er als geistlicher Ritterorden maß-geblich an den Kreuzzügen und an der deutschen Ost-kolonisation beteiligt. Nach dem Scheitern der Kreuz-züge suchte der Orden eine neue Heimat und gelangte1225 unter dem Hochmeister Hermann von Salza überUngarn ins Baltikum. Vom deutschen Kaiser Friedrich II.und von Papst Gregor IX. erhielten sie das unterworfeneund teilweise gewaltsam missionierte Land als Besitz.1309 zog der Hochmeister in die Marienburg an derNogat ein.

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Wappen desDeutschen Ordens

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Kruzifix in der Weinlage „Zeltinger Himmelreich“

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Weinetikett von 1970

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Hölle, Fegefeuer und dasJüngste Gericht

Um die Mitte des 11. Jahrhunderts war nahezu ganzWesteuropa christlich geworden. Das Christentumdurchdrang alle Bereiche, auch wenn der Alltag geprägtwar von Glaube auf der einen Seite und Aberglaube aufder anderen. Heiliges und Profanes lagen nahe beiein-ander. Allgegenwärtig war die Furcht vor Fegefeuer undHölle, und der Glaube an das Jüngste Gericht bestimmteDenken und Handeln. Davon zeugen auch zahlreicheWegekreuze, Bergkreuze, Kapellen sowie die WeißenKreuze auf den Höhen und andere Kleindenkmäler derVolksfrömmigkeit. Sie wurden gestiftet aus Dankbarkeit,aufgestellt als Erinnerung, zum Gedenken oder zurErfüllung eines Gelübdes. Ein Wesenszug der katholi-schen Kultur an der Mosel besteht darin, das religiöseBrauchtum bis heute zu pflegen, was sich auch in denNamen der Weinlagen „Zeltinger Himmelreich“ und„Deutschherrenberg“ ausdrückt.

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Weinbau und Tourismus

Die heutige Weinbaugemeinde Zeltingen-Rachtig iststaatlich anerkannter Erholungsort und verfügt überrund 1.000 Gästebetten in Hotels, Gaststätten, Pensio-

nen, bei Privatzimmervermietern und in Ferienwohnungen. Mit über 128.000 Übernachtungen im Jahre 2005 zählt dieWeinbaugemeinde zu den großen Frem-denverkehrsorten in Rheinland-Pfalz.

Zeltingen-Rachtig liegt im Herzstück derMittelmosel und ist seit alters her berühmtfür seine hervorragenden Weine. Mit der-zeit rund 158 ha Rebfläche und den welt-bekannten Weinlagen Zeltinger Himmel-reich, Schloßberg, Sonnenuhr und Deutsch-herrenberg ist der Ort ein bedeutender Teilder WeinKulturLandschaft Mosel.

Freizeitangebote

Als Wein- und Ferienort wartet Zeltingen-Rachtig miteiner großen Palette von Freizeitangeboten auf: Angeln,Bolzplätze, Bücherei, Busausflüge, Campingplatz,Fahrradverleih, Freischach, Frühschoppenkonzer-te, Führungen durch den Ort und die Weinberge,Kegelbahnen, Kellerbesichtigungen, Kinderspiel-plätze, Minigolfplatz mit Boccia- und Boule-Anlage, Schifffahrten auf der Mosel, Schutzhüttenund Grillplätze, Sportanlage, Sportschießen,

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Von Kurköln zu den Deutschherren

Der 2000jährigen Weinkulturbegegnet man in Zeltingen-Rachtigauf Schritt und Tritt.

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Tennisplatz, Wassersport auf der Mosel, Wanderwege-netz von 40 km Länge, Wassertretbecken, Weinfeste,Weinstraßenfeste und Weinproben,

Essen & Trinken

Eine ausgezeichnete Gastronomie bietet den Gästen eine vollkommene Harmonie von Speise und Trank,angefangen von moselländischen Spezialitäten übergutbürgerliche Küche bis hin zur gehobenen Fein-schmeckerküche. Moselländische Gerichte: Winzer-platte, Zeltinger Schwenkbraten, Gräwes mit Kasseleroder Gulasch, Wingertspoal, Lämpes, Schrötersteak.Dazu Riesling-Weine aus den bekannten ZeltingerWeinlagen.

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Rachtig

Alt Kirch

Kloster Machern

Klosterberg

Him

Deutschherrenberg

B 50

B 53

B 50/53

L 189

L 189

ErdenLösnichÜrzig

Traben-Trarbach

WittlichBAB A 48

Mosel

Apotheke

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PH

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Von Kurköln zu den Deutschherren

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Zeltingen

Pfadfinderheim

Bartholomäushütte

Auf dem BergAuf der Rachterhöh

Rosenburg

Sonnenuhr

Himmelreich

Schloßberg

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L 47 WehlenBernkastel-Kues

GraachBernkastel-Kues

Jüdischer Friedhof

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Der Kulturweg auf einen Blick

Kulturweg „Von Kurköln zu den Deutschherren“Fernwanderweg „Mosel.Erlebnis.Route“

Verkehrsanbindungen

l Eisenbahn: IC Station Wittlich Hbf an der Strecke Trier-Koblenz. Von hier: Busverbindung nach Zeltingen-Rachtig mit der Regio-Linie Daun – Morbach.l PKW: A 48 Koblenz-Trier bis Wittlich, B 50 bisMoselbrücke Zeltingen; Hunsrückhöhenstraße bisAbfahrt Bernkastel, B 50l Nächster Flugplatz: Frankfurt-Hahn

Informationen

Verkehrsbüro, Uferallee 13, 54492 Zeltingen-Rachtig, Telefon 06532-2404 und 19433, Fax 06532-3847,[email protected], www.Zeltingen-Rachtig.de

Deuts

ÜrziTrab

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Einmalig an der Mosel:Operettenfestspiele

Zeltingen-Rachtig ist wohl der einzige Ort an Rhein und Mosel, über den eine Operette geschrieben wurde,und gilt daher als die heimliche Mosel-Hauptstadt derOperette. Auf dem Zeltinger Marktplatz wird alle zweiJahre, so 2007, die Moseloperette „Zeltinger Himmel-reich“ aufgeführt (Text und Musik: Werner Stamm).Rund 100 Mitwirkende - Bürgerinnen und Bürger ausder Weinbaugemeinde - spielen vor, hinter und auf derBühne eine fast wahre Geschichte aus der Zeit um 1780, als Zeltingen und Rachtig unter kurkölnischerVerwaltung standen und die Winzer jährlich denZehnten der Weinernte an den Kurfürsten von Kölnabliefern mussten.

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