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1 Von Millenniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Ein Perspektivwechsel CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek. II In den CBM-Unterrichtseinheiten lernen die Schüle- rinnen und Schüler die bisherigen UN-Millenniums- ziele sowie die neuen Sustainable Development Goals (SDGs), die sogenannten UN-Nachhaltigkeitsziele, kennen. Dabei liegt der Fokus auf drei wichtigen Neuerungen der Nachhaltigkeitsziele, mit denen sich die Schüler kritisch auseinandersetzen. Diese Neuerungen sind: 1. Fokus auf Nachhaltigkeit, 2. Verantwortung der einkommensstarken Nationen für eine globale nachhaltige Entwicklung, 3. Menschen mit Behinderungen als Zielgruppe der globalen Ziele. Diese drei Bereiche waren in den Millenniumszielen in der Form nicht enthalten. In dem folgenden Unterrichtsplan werden zu den drei Bereichen jeweils kurze Hintergrundinformationen sowie Aufgaben mit weiterführenden Lehrerinfos zur Verfügung gestellt. Ziele der Unterrichtseinheiten 2 : Die Schüler … kennen die neuen Nachhaltigkeitsziele und wissen, warum sie relevant für eine weltweite nachhaltige Entwicklung sind. vergleichen die Millenniumsziele mit den neuen Nachhaltigkeitszielen. erkennen und bewerten drei wichtige Neuerungen der Nachhaltigkeitsziele. erkennen und bewerten die gemeinsame globale Verantwortung aller Länder zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele. erkennen und bewerten, dass das Berücksichtigen von Menschen mit Behinderungen in den neuen Zielen relevant für die globale Entwicklung ist. erkennen und bewerten eigene Handlungsstrategien und erarbeiten Handlungsräume. 1 Unter dem Begriff „Schüler“ sind im Folgenden auch Schülerinnen erfasst. 2 Die angestrebten Lernziele orientieren sich am KMK-Orientierungsrahmen für Globales Lernen und den drei Bereichen „Erkennen, Bewerten, Handeln“, www.engagementglobal.de/globale-entwicklung.html UN-Nachhaltigkeitsziele Unterrichtsplan für bis zu vier Unterrichtseinheiten für die Sek. II Grafik: United Nations

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Von Millenniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Ein Perspektivwechsel

CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek. II

In den CBM-Unterrichtseinheiten lernen die Schüle-rinnen und Schüler die bisherigen UN-Millenniums-ziele sowie die neuen Sustainable Development Goals(SDGs), die sogenannten UN-Nachhaltigkeitsziele,kennen. Dabei liegt der Fokus auf drei wichtigenNeuerungen der Nachhaltigkeitsziele, mit denen sichdie Schüler kritisch auseinandersetzen.

Diese Neuerungen sind:1. Fokus auf Nachhaltigkeit, 2. Verantwortung der einkommensstarken Nationen

für eine globale nachhaltige Entwicklung, 3. Menschen mit Behinderungen als Zielgruppe der

globalen Ziele.

Diese drei Bereiche waren in den Millenniumszielenin der Form nicht enthalten.

In dem folgenden Unterrichtsplan werden zu den dreiBereichen jeweils kurze Hintergrundinformationensowie Aufgaben mit weiterführenden Lehrerinfos zurVerfügung gestellt.

Ziele der Unterrichtseinheiten2:Die Schüler …

• kennen die neuen Nachhaltigkeitsziele und wissen,warum sie relevant für eine weltweite nachhaltigeEntwicklung sind.

• vergleichen die Millenniumsziele mit den neuenNachhaltigkeitszielen.

• erkennen und bewerten drei wichtige Neuerungender Nachhaltigkeitsziele.

• erkennen und bewerten die gemeinsame globaleVerantwortung aller Länder zur Erreichung derNachhaltigkeitsziele.

• erkennen und bewerten, dass das Berücksichtigenvon Menschen mit Behinderungen in den neuenZielen relevant für die globale Entwicklung ist.

• erkennen und bewerten eigene Handlungsstrategienund erarbeiten Handlungsräume.

1 Unter dem Begriff „Schüler“ sind im Folgenden auch Schülerinnen erfasst. 2 Die angestrebten Lernziele orientieren sich am KMK-Orientierungsrahmen für Globales Lernen und den drei Bereichen

„Erkennen, Bewerten, Handeln“, www.engagementglobal.de/globale-entwicklung.html

UN-Nachhaltigkeitsziele

Unterrichtsplanfür bis zu vier Unterrichtseinheiten für die Sek. II

Grafik: United Nations

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2CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Zeit Einheit Ziele5 -10 Min. Aufgabe 2.1 Herausforderungen der Aktivierung, Erkennen der

Industrienationen – Eine Zitatanalyse Verantwortung von Industrienationen S. 630-40 Min. Aufgabe 2.2 Industrienationen = Faktenwissen, Perspektivwechsel,

Entwicklungsländer?! kritische Auseinandersetzung mit Ein Faktencheck aktuellen Themen sowie Meinungs-

bildung (Erkennen, Bewerten) S. 7

Einheit B: Zweite Neuerung „Verantwortung der einkommensstarken Nationen“

Einheit A: Einführung und erste Neuerung „Fokus Nachhaltigkeit“

1 Unter dem Begriff „Schüler“ sind auch Schülerinnen gefasst. 2 Die angestrebten Lernziele orientieren sich am KMK-Orientierungsrahmen für Globales Lernen und den drei Bereichen

„Erkennen, Bewerten, Handeln“, www.engagementglobal.de/globale-entwicklung.html

Zeit Einheit Ziele10-15 Min. Einstiegsaufgabe Globale Aktivierung, Faktenwissen

Ungerechtigkeiten (Erkennen) S. 310 Min. Aufgabe 1.1 Vergleich Millenniums- Faktenwissen (Erkennen)

und Nachhaltigkeitsziele S. 415-20 Min. Aufgabe 1.2 Nachhaltigkeitsziele Entwicklung der Bedeutung von

– Was bedeutet Nachhaltigkeit? Nachhaltigkeit (Erkennen, Bewerten) S. 55 -15 Min. Zusatzaufgabe 1.3 Die junge Kritische Auseinandersetzung, Transfer

Generation (Erkennen, Bewerten) S. 6

Einheit C: Dritte Neuerung „Menschen mit Behinderungen als Zielgruppe der globalen Ziele“

Einheit D: Abschluss

Zeit Einheit Ziele45-90 Min. Variante 1: Rhetoriksession über die Aktivierung, kritische Auseinander-

Nachhaltigkeitsziele setzung mit den Nachhaltigkeitszielen S. 11Variante 2: Engagement für und Engagementförderung Nachhaltigkeit (Erkennen, Bewerten, Handeln) S. 12

Zeit Einheit Ziele10 Min. Aufgabe 3.1 Untersuchung der Faktenwissen (Erkennen)

Nachhaltigkeitsziele S. 85 -10 Min. Aufgabe 3.2 Warum dürfen Menschen Erkennen und Bewerten der Rolle von

mit Behinderungen in den globalen Menschen mit Behinderungen in den Zielen nicht vergessen werden? neuen Zielen S. 9

20-30 Min. Aufgabe 3.3 Hindernisse überwinden Auseinandersetzung mit Hindernissen– Die Geschichte von Gilbert für Menschen mit Behinderungen,

Perspektivwechsel, Entwicklung von Handlungsoptionen (Erkennen,Bewerten, Handeln) S.10

Unterrichtsablauf

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Hintergrundinformationen zu denMillenniums- und Nachhaltigkeitszielen:

Wachsende Armut, Ungleichheit und Ungerechtigkeit.Diese weltweiten Probleme führten am Anfang des 21. Jahrhunderts dazu, dass sich die führenden Politike-rinnen und Politiker der Welt bei den Vereinten Nationenversammelten und gemeinsame Strategien zu deren Be-wältigung entwickelten. In diesem Prozess sind die so-genannten acht Millenniumsziele entstanden, die einenRahmen für die weltweite Armutsbekämpfung bis 2015gaben. Nun ist das Jahr 2015 erreicht und es wurde Bi-lanz gezogen. Unbestritten ist: Die Millenniumszielevereinten die Welt wie nie zuvor in dem gemeinsamenAuftrag, Armut und Hunger zu bekämpfen. So lebenheute laut UN-Bericht im Vergleich zu 1990 eine Milli-arde Menschen weniger in extremer Armut. In den ärms-ten Regionen der Welt sind – bezogen auf dieGesamtbevölkerung – nur noch halb so viele Menschenunterernährt. Und dennoch bestätigt der letzte UN-Be-richt zur Umsetzung der Millenniumsziele auch, dasszahlreiche Entwicklungsprobleme nicht gelöst werden

konnten und der damals beschlossene Auftrag für Mil-lionen Menschen unerfüllt bleibt!

Wie geht es nun nach 2015 weiter? Neue Perspektivengeben die Sustainable Development Goals, die soge-nannten „Nachhaltigkeitsziele“. Die 17 Ziele und 169Unterziele der neuen Entwicklungsagenda wurden imSeptember 2015 von der UN-Generalversammlungverabschiedet und sind darauf ausgerichtet, weltweiteine nachhaltige Entwicklung zu schaffen. Sie sindumfassender als die Millenniumsziele und forderntiefgreifende Veränderungen in allen Ländern. Wieaber soll die Welt in den nächsten 15 Jahren gestaltetwerden? Welche Neuerungen bringen die Nachhaltig-keitsziele mit sich?

3CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Einheit A:Einführung und erste Neuerung „Fokus Nachhaltigkeit“

Globale Ungerechtigkeiten

Materialien: Piktogramme der Nachhaltigkeitsziele(Kopiervorlage in Anlage 1, Seite 13)

Ablauf: 1. Die Lehrkraft stellt zu Beginn der Unter-richtseinheit den Schülern folgende Frage: „Was sindfür euch die größten Ungerechtigkeiten in unsererWelt?“ Die Meinungen der Schüler werden im Ple-num gesammelt. Die Schüler erstellen eine Mindmapan der Tafel, in der sich die Ergebnisse der Klassewiederfinden.

2. Die Lehrkraft stellt mithilfe der Hintergrundinfor-mationen die Nachhaltigkeitsziele vor. Diese Ziele bilden die Vorstellung einer gerechten Welt ab.

3. Die Schüler erhalten die Piktogramme der Nach-haltigkeitsziele. Gemeinsam untersuchen sie, welcheder 17 Ziele ihre gesammelten Ungerechtigkeiten be-kämpfen. Welche Ziele bleiben übrig? Auf welcheUngerechtigkeiten machen diese Ziele aufmerksam?Die Schüler ergänzen die fehlenden Aspekte an derTafel. Die Diskussion kann ausgeweitet werden,indem über die Relevanz der fehlenden Bereiche ge-sprochen wird.

4. Die Lehrkraft macht deutlich, dass die Schülernun drei wichtige Neuerungen der Nachhaltig-keitsziele und deren Bedeutung erarbeiten werden.

Einstiegsaufgabe 10 –15 Min

Lehrerinfo:

Als Alternative zum Einstieg kann das Kurzvideo über die Nachhaltigkeitsziele genutzt werden, das von der UN produziert wurde. @www.globalgoals.org

@ Die vollständige Nachhaltigkeitsagenda ist hier zu finden: www.un.org/depts/german/gv-69/band3/ar69315.pdf

Weitere Internettipps zum Thema: www.project-everyone.org; www.17goals.org; www.tes.com/worldslargestlesson/

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4CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Lehrerinfo:

Mögliche Oberbegriffe sind „Soziales, Ökologie,Ökonomie“. Diese drei Bereiche verdeutlichen, dassdie neuen Nachhaltigkeitsziele in ihrer grundsätzli-chen Zielrichtung umfassender gestaltet sind als dieMillenniumsziele:

Zum einen waren in den Millenniumszielen die Berei-che Ökologie und Ökonomie nachrangig. In denNachhaltigkeitszielen hingegen ist es besser gelungen,alle drei Bereiche zu integrieren und Wechselwirkun-gen darzustellen.

Zum anderen waren die Millenniumsziele ausschließ-lich auf Armutsbekämpfung ausgerichtet, die neuenZiele haben zudem Nachhaltigkeit und globale Ge-rechtigkeit im Fokus. An dieser Stelle kann diskutiertwerden, worin sich diese beiden Perspektiven unter-scheiden.

Darüber hinaus können die Nachhaltigkeitsziele auf-grund ihrer umfassenden Ausgestaltung von den Schü-lern auch als überkomplex und nicht greifbarempfunden werden.

In diesem Fall bietet es sich an, den Text von MarianneBeisheim „2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung:Mehr als eine Liste frommer Wünsche“ zu nutzen.Dort werden Argumente vorgestellt, inwiefern dieZiele als ein erheblicher Fortschritt zu betrachten sind.Einige dieser Fortschritte werden in dieser Unter-richtseinheit behandelt. Eine detaillierte kritische Aus-einandersetzung folgt zudem in der Abschlusseinheit(siehe Einheit D, Rhetoriksession).

@ Marianne Beisheim, „2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung: Mehr als eine Liste frommer Wünsche“

www.swp-berlin.org > Publikationen > kurz gesagt; veröffentlicht am 24.09.2015

Aufgabe 1.1 10 Min

Die acht Millenniumsziele

Vergleich Millenniums- und Nachhaltigkeitsziele

Materialien: Piktogramme der Nachhaltigkeits-ziele und der Millenniumsziele (KopiervorlageAnlage 1, Seite 13 und Anlage 2, Seite 14)

Ablauf: Die Schüler vergleichen in Partnerarbeitdie einzelnen Ziele der Millenniums- und derNachhaltigkeitsziele mithilfe der Piktogramme:

1. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken sie?

2. Welche Ziele sind hinzugekommen?

3. Sie fassen die Ziele unter Oberbegriffen zusammen.

Grafik: United Nations

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5CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Nachhaltigkeitsziele – Was bedeutet Nachhaltigkeit?

Materialien: Ein DIN-A4-Blatt pro Gruppe

Ablauf: Die UN versteht Nachhaltigkeit als einenDreiklang aus „Sozialem, Ökonomie und Ökolo-gie“. Die Schüler finden sich in Gruppen mit dreibis vier Personen zusammen und ordnen sicheinem der Bereiche zu.

Für 5 bis 10 Minuten tauschen sie sich aus, wasNachhaltigkeit in Bezug auf ihren Bereich bedeu-tet. Ihre Ergebnisse halten sie auf einem farbigenDIN- A4-Blatt in Stichpunkten fest (rot für Sozia-les, grün für Ökologie, blau für Wirtschaft). An-schließend stellen die Gruppen nacheinander ihreAntwort mithilfe des DIN-A4-Blatts vor.

Wenn alle Gruppen ihre Antwort vorgestellt haben,ergänzt die Lehrkraft ggf. weitere Punkte, um einvollständigeres Bild von Nachhaltigkeit zu schaffen.

Zusätzliche Diskussionsfrage: Inwiefern sinddie Nachhaltigkeitsziele nachhaltiger als die Mil-lenniumsziele?

Aufgabe 1.2 15 – 20 Min Lehrerinfo:

Folgende Stichpunkte sind in Zusammenhang mitNachhaltigkeit zu nennen:

• Soziale Nachhaltigkeit: Allen Mitgliedern einer Ge-sellschaft eine menschenwürdige Existenz ermögli-chen, Verteilungsgerechtigkeit, Zugang zu Chancenund Ressourcen innerhalb einzelner Gesellschaf-ten/Länder sowie zwischen den Industrienationenund den sog. Entwicklungsländern (Bildung, Er-werbsarbeit, Gesundheitsversorgung, Information,Kultur, politische Partizipation, Mobilität etc.).

• Ökologische Nachhaltigkeit: Sicherung, Schutz undggf. Erhöhung der natürlichen Lebensgrundlagen(sauberes Wasser, reine Luft, intakter Boden), auchfür die nachfolgenden Generationen.

• Ökonomische Nachhaltigkeit: Sparsamer und effizienter Umgang mit dem eingesetzten Kapitalund den natürlichen Ressourcen, langfristige und ge-rechte Gewinne erzielen, menschenwürdige An-stellungsverhältnisse und Schutz vor Ausbeutung,Grundlage für die Steigerung der Lebensqualität,verantwortungsbewusste Unternehmensführung.

Diese drei Dimensionen bedingen und verstärkensich wechselseitig. Ein Beispiel für derartige Zu-sammenhänge treten deutlich in den sog. Entwicklungsländern auf: Armut, Unterernährung,mangelnde Bildungsmöglichkeiten stoßen auf feh-lende Infrastrukturen, Korruption und fortschrei-tende Umweltzerstörungen4.

Drei Bereiche der Nachhaltigkeit

Soziales

WirtschaftÖkologie

Grafik: CBM

4 Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), „Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung“: https://www.bpb.de/izpb/8983/leitbild-der-nachhalti-gen-entwicklung?p=all

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6CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Einheit B:Zweite Neuerung „Verantwortung der einkommensstarken Nationen für eine globale nachhaltige Entwicklung“

Lehrerinfo:

Die Zitate machen auf Ressourcenverschwendung,wachsende soziale Ungleichheit, ungerechte Wirt-schaftssysteme sowie auf Umweltzerstörungen in denIndustrienationen aufmerksam. Nachdem die Schülerdie Aussagen der Zitate benannt haben, empfiehlt essich, eine Diskussion anzuregen, in der die SchülerStellung beziehen und die Inhalte der Zitate beurteilen.

Stimmen sie den Aussagen zu?

Wie bewerten sie die Verantwortung der Industrie-nationen?

Herausforderungen der Industrienationen – Eine Zitatanalyse

Materialien: Zitate für alle sichtbar darstellen(Kopiervorlage Anlage 3, Seite 15)

Ablauf: Ein Schüler liest jeweils ein Zitat laut vor.Anschließend wird im Plenum besprochen: Wassagen die Zitate aus? Welche Hauptprobleme dereinkommensstarken Länder werden dort benannt?

Alternative: Eine weitere Möglichkeit, inhaltlichin das Thema einzusteigen, ist die Verwendung vonCartoons. Diese machen auf provokante und präg-nante Weise auf gesellschaftliche Schieflagen auf-merksam

Aufgabe 2.1 5 – 10 Min

@ Passende Cartoons auf Englisch finden Sie unter: www.polyp.org.uk > „The Media“ (z.B. „I’ll

read that again) oder „Wealth&Poverty“.

5 Weiterführende Quelle: Brundtland Kommission (auch Weltkommission für Umwelt und Entwicklung genannt), Report "Unsere gemeinsame Zu-kunft" („Our Common Future“), veröffentlicht 1987

6 Quelle: Bertelsmann Stiftung, Studie „Die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN: Sind die Industriestaaten bereit?“ Deutsche Zusammenfassung(2015), www.bertelsmann-stiftung.de > Publikationen > Kostenlose Studien

Die junge Generation

Diskussionsfrage: Inwiefern ist Nachhaltigkeit fürdie Schüler als der „jungen Generation“ relevant?Die Schüler diskutieren gemeinsam im Plenum.

Alternative: Die Schüler schreiben als Hausauf-gabe einen Aufsatz über das Thema.

Zusatzaufgabe 1.3 5 – 15 Min Lehrerinfo:

In dieser Aufgabe geht es darum, dass die Schüler dieBedeutung der Nachhaltigkeitsziele auf ihr eigenesLeben übertragen. In der Diskussion mit den Schülernkann die Definition von Nachhaltigkeit nach Brundt-land hinzugezogen werden: Die jetzige Generationfördern, ohne Chancen der zukünftigen zu schädigen5.

Die Schüler sollen erkennen, dass sie von dieser Nach-haltigkeitsperspektive profitieren. Gleichzeitig stehenselbst in der Verantwortung, sich für eine nachhaltigeEntwicklung einzusetzen.

Hintergrundinformation:

Während die Millenniumsziele den Fokus auf die Beseitigung der Armut in den sogenannten Entwick-lungsländern legten, erweitern die Nachhaltigkeits-ziele ausdrücklich die Perspektive auf alle Länder derWelt. „Waren die Millenniumsziele aus Sicht der ein-kommensstarken Staaten das Fernglas, durch das sie-auf die Entwicklungsländer blickten, so sind die Nach-

haltigkeitsziele der Spiegel, in dem sie ihre eigenePolitik und Leistung erkennen.“ 6 EinkommensstarkeLänder haben somit nicht mehr allein die Rolle eines„finanziellen Geberlandes“ inne, sondern es werdenfundamentale politische und ökonomische Verände-rungen von ihnen als globalen Akteuren gefordert.

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7CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Lehrerinfo:

In dieser Aufgabe werden die zuvor erörterten Zitatemit ihren Kritikpunkten konkretisiert. Die Schüler sol-len nicht nur die Situation in Deutschland erörtern,sondern auch andere Industrienationen in ihre Recher-che einbeziehen.

Nach der Präsentation der Ergebnisse bietet es sich an,die Zitate in den drei Dimensionen „Soziales, Ökolo-gie und Ökonomie“ zu verorten und die Zusammen-hänge festzustellen. Zudem gibt es Thesen, die auf dieProbleme im eigenen Land aufmerksam machen, wiebeispielsweise Herausforderungen im Bildungssektor.Andere Zitate verweisen auf Probleme im eigenenLand, die jedoch weltweite Auswirkungen haben, wiedie Verschwendung von Lebensmitteln. Wiederum an-dere Zitate machen die internationale Verantwortungdeutlich, wie z.B. die Verantwortung von deutschenUnternehmen im Ausland.

Recherchetipps: Die Gegenthesen googlen, auf Englisch suchen.

Filmtipp zum Thema Lebensmittelverschwendung:„Taste the waste“ von Valentin Thurn

Literaturtipps: welt-sichten, destatis, Armuts- undReichtumsbericht (BMAS), Bertelsmann Stiftung,Portal Globales Lernen, Stiftung Jugend und Bildung, lehreronline, le monde diplomatique „Atlas der Globalisierung 2015. Weniger wird mehr“, WelthausBielefeld

Industrienationen = Entwicklungsländer?! Ein Faktencheck

Materialien: Internetzugang und eine These pro Rechercheteam (Kopiervorlage Anlage 4, Seite 16)

Ablauf: „Wenn man die neuen Nachhaltigkeitszieleder UN als Maßstab nimmt, sind alle Länder jetztEntwicklungsländer“, so Dr. Christian Kroll, Studien-leiter der Bertelsmann Stiftung7.

Inwiefern sind einkommensstarke Länder tatsäch-lich Entwicklungsländer? Die Schüler unterziehenverschiedene Thesen einem Faktencheck: Schilderndiese Aussagen reale Probleme oder sind es über-triebene Sichtweisen?

Hierfür bilden die Schüler Rechercheteams, die je-weils zu den unterschiedlichen Sätzen Inhalte ausdem Internet zusammentragen. Sie sollen Belege füroder gegen die Aussagen finden und sie mit Beispie-len untermauern. Es sollen nur seriöse Medien ge-nutzt werden. Wichtig ist, die Quellen anzugeben.

Schüler fassen ihre Ergebnisse kurz und knapp zu-sammen und stellen sie der Klasse vor.

Aufgabe 2.2 30 – 40 Min

7 Quelle: www.bertelsmann-stiftung.de > Themen > Nachhaltigkeit > Studie vom 08.09.2015 „Industriestaaten drohen neue UN-Nachhaltigkeits-ziele zu verfehlen“

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@: Unter www.un.org/depts/german/gv-69/band3/ar69315.pdf

ist die vollständige Agenda 2030 der Nachhaltigkeitsziele zu finden.

8CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Einheit C:Dritte Neuerung „Me nschen mit Behinderungen als Zielgruppe der globalen Ziele“

Lehrerinfo:

Menschen mit Behinderungen sind u.a. in den für siewichtigen Zielen Gesundheit (Ziel 3) und Geschlech-tergerechtigkeit (Ziel 5) nicht genannt. In den ZielenArmutsbeseitigung (Ziel 1), Ernährungssicherung(Ziel 2), Bildung (Ziel 4), Sanitärversorgung (Ziel 6),Beschäftigung (Ziel 8), Verringerung von Ungleich-heit (Ziel 10), öffentliche Infrastruktur (Ziel 11) sowiein den Unterzielen zur Katastrophenvorsorge (Unter-ziele 1.5 und 11.5) wird ihnen spezielle Unterstützungzugesichert. In einigen dieser Ziele tauchen Menschenmit Behinderungen implizit unter „Menschen in prekären Lebenssituationen“ oder „verwundbareGruppen“ auf. In Paragraph 23 der Entwicklungs-agenda werden sie ausdrücklich zu diesen Personen-gruppen hinzugezählt.

Zusätzlich kann diskutiert werden, inwiefern Men-schen mit Behinderungen nicht auch in dem Terminus„alle Menschen“ eingeschlossen sind. Hier kann Pa-ragraph 4 als Argumentation hinzugezogen werden.

Untersuchung der Nachhaltigkeitsziele

Materialien: Für jedes Zweierteam ein Ziel inkl.der jeweiligen Unterziele in ausgedruckter Form

Ablauf: In Partnerarbeit analysieren die Schüler jeweils eins der 17 Ziele inkl. der Unterziele inBezug auf folgende Frage: In welchen Punktenwerden Menschen mit Behinderungen explizit oderimplizit genannt?

Die Schüler erstellen gemeinsam eine Tabelle ander Tafel und listen die Ergebnisse aller Gruppenauf.

Im zweiten Schritt untersuchen sie, ob es Punkte gibt, in denen Menschen mit Behinderungen zwarnicht genannt wurden, aber nach Meinung derSchüler dazugehören sollten.

Aufgabe 3.1 10 Min

8 Quelle: Millenniums-Entwicklungsziele, UN-Bericht 2014 (deutsch)

Hintergrundinformation:

In den Millenniumszielen wurden Menschen mit Be-hinderungen nicht berücksichtigt8. Um Armut und Un-gleichheit jedoch wirkungsvoll bekämpfen zu können,müssen sie fester Bestandteil der globalen Entwick-lungsstrategie sein. Denn weltweit stellen sie diegrößte Minderheit unserer Weltbevölkerung dar – esgibt insgesamt eine Milliarde Menschen mit Behinde-

rungen – und 80 Prozent von ihnen leben in den ärms-ten Regionen der Welt.

In den neuen Nachhaltigkeitszielen ziehen sich hinge-gen die Belange von Menschen mit Behinderungenwie ein roter Faden durch das Dokument!

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9CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Behinderung

Armut

Ausgrenzung Krankheit

@: Weitere Informationen zum Thema Behinderung,Definitionen, Inklusion unter: www.cbm.de >Schulen > Angebote für Sek I/II > ArbeitsblätterInklusion oder Broschüre Thema Behinderung.

Lehrerinfo:

Die Nachhaltigkeitsziele sind nur erreichbar, wennMenschen mit Behinderungen und andere vulnerableGruppen berücksichtigt werden. Vielfach stehen Men-schen mit Behinderungen jedoch weltweit vor Hinder-nissen, die sie in ihrer Selbstbestimmung behindern.In den ärmsten Regionen der Welt wird dies durch denKreislauf aus Armut und Behinderung deutlich: DurchMangelernährung, unsauberes Trinkwasser oder feh-lende sanitäre Anlagen haben Menschen in Armut einerhöhtes Risiko, zu erkranken. Nur selten können siesich die Transportkosten zu einem Arzt oder Medika-mente leisten. Krankheiten werden häufig chronischund führen zu Behinderungen. Geld für Hilfsmittel istkaum vorhanden.

Menschen mit Behinderungen sind wiederum starkvon Ausgrenzung betroffen. Bildung und Arbeitsmög-lichkeiten werden ihnen vielfach verwehrt. Somitschließt sich der Kreislauf aus Armut und Behinde-rung. Doch auch in sogenannten Industrienationen be-stehen Barrieren.

Für eine tiefergehende Auseinandersetzung bietet essich an, an dieser Stelle über die Definition von Be-hinderung zu sprechen. Denn das soziale Modell vonBehinderung macht auf eben diese Hindernisse alsstrukturelle gesellschaftliche Defizite aufmerksam.

Warum dürfen Menschen mit Behinderun-gen in den globalen Zielen nicht vergessenwerden?

Materialien: Grafik „Kreislauf aus Armut und Be-hinderung“ sowie Fakten für jeden Schüler (Kopier-vorlage in Anlage 5, Seite 17)

Ablauf: Die Schüler erklären anhand der Grafik„Kreislauf aus Armut und Behinderung“ und derangegebenen Zahlen, warum es wichtig ist, Men-schen mit Behinderungen in den globalen Zielen zuberücksichtigen. Die Schüler vervollständigen dieGrafik, indem sie Beispiele für die einzelnen Zwi-schenschritte finden.

Zusatzfrage: Gibt es einen Kreislauf aus Armutund Behinderung auch in Deutschland? Eine hilf-reiche Diskussionsgrundlage bietet der aktuelle Ar-muts- und Reichtumsbericht.

Aufgabe 3.2 5 – 10 Min

Kreislauf aus Armut und Behinderung

Grafik: CBM

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10CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Lehrerinfo:

Zu 1: @ Link zum Film: www.endthecycle.org.au >our stories > videos > Gilbert. Da der Film auf Eng-lisch ist, ist es sinnvoll, ihn im Nachhinein kurz ge-meinsam zusammenzufassen.

Zu 2: Die Schüler sollen unterschiedliche Behinde-rungsarten (Hör-, Seh-, Körperbehinderungen,Menschen mit Lernschwierigkeiten etc.) sowie ver-schiedene Lebensbereiche (Bildung, Arbeit, Freizeit)berücksichtigen. Die Lehrkraft macht, nachdem dieSchüler die Hindernisse gesammelt haben, auf zweiverschiedene Arten von Hindernissen aufmerksam: Es gibt „physische“ Hindernisse (wie z.B. Treppenoder auch Gesetze) und sogenannte Barrieren in den Köpfen (wie Vorurteile, Berührungsängste).

Um diese beiden Formen von Hindernissen zu visua-lisieren, zeichnet die Lehrkraft eine Treppe mit vielenStufen auf ein Flipchartpapier. Die Treppe symboli-siert die physischen Hindernisse. Auf ein weiteresFlipchart-Papier zeichnet die Lehrkraft einen mensch-lichen Kopf mit einer großen Denkblase und einemStopp-Schild darin als ein Beispiel für „Barrieren inden Köpfen“. Die Schüler sollen ihre Post-its der jeweiligen Kategorie zuordnen. Bei dieser Übung gehtes darum, dass die Schüler die Perspektive wechselnund verstehen, dass es Strukturen in der Gesellschaftgibt, die für Menschen behindernd wirken, und somitdas Problem nicht primär bei der Person selbst liegt.

Zu 3: Um Chancengleichheit für Menschen mit Behinderungen zu schaffen, müssen Hindernisse ab-gebaut werden. Die Schüler sollen hierfür Lösungs-möglichkeiten entwickeln. Dabei erkennen sie, dassauch sie dazu beitragen können, Hindernisse abzu-bauen: Indem sie selbst sensibel sind für Hindernissevon Menschen mit Behinderungen, indem sie in ihremUmfeld auf Hindernisse aufmerksam machen undindem sie ihre eigenen Einstellungen gegenüber Men-schen mit Behinderungen hinterfragen. Denn Vorur-teile stellen oft das größte Hindernis für einegleichberechtigte Teilnahme von Menschen mit Behinderungen an der Gesellschaft dar.

Hindernisse überwinden – Die Geschichtevon Gilbert

Materialien: Kurzvideo von Gilbert (englisch), Postits, 2 Flipchart-Blätter

Ablauf: 1.Die Schüler schauen sich das Video vonGilbert aus Ghana an. Sie bekommen den Auftrag,die Hindernisse, auf die Gilbert in seinem Leben gestoßen ist, auf Post-its zu notieren.

2. Die Schüler sammeln in Gruppenarbeit weitereHindernisse für Menschen mit Behinderungen – beiuns und weltweit und schreiben sie jeweils aufPost-its. Die Ergebnisse werden im Plenum bespro-chen und die Post-its auf die von der Lehrkraft vor-bereiteten Flipcharts geklebt.

3. Gemeinsam Ideen sammeln: Wie können die gesammelten Hindernisse abgebaut werden? Wiehat Gilbert die Barrieren überwunden? Inwiefern können die Nachhaltigkeitsziele in Zukunft dazubeitragen? Und was können die Schüler tun, umHindernisse für Menschen mit Behinderungen – beiuns und weltweit – abzubauen?

Zusatzaufgabe als Hausaufgabe oder Projekt:Die Schüler übernehmen die Perspektive von Men-schen mit Behinderungen und erkunden ihre Um-welt blind, gehörlos, im Rollstuhl sitzend. Ist z.B.ihr Lieblingscafé, das Kino, die Schule barrierefrei?

Aufgabe 3.3 20 – 30 Min

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11CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Einheit D:Abschluss

Variante 1: Rhetoriksession über die Nachhaltigkeitsziele

Lehrerinfo:

Für die Schüler ist es grundsätzlich ratsam, sich imVoraus mit möglichen Argumenten der Gegenseite zubeschäftigen, um sie besser entkräften zu können. Fürdie Rolle der Moderatoren ist es wichtig, dass sie sichwährend der Diskussion Notizen machen und die ge-nannten Argumente festhalten. Als Abschluss emp-fiehlt es sich, dass die Lehrkraft eine Feedback-Rundeeinleitet, in der alle Schüler Rückmeldung zur Diskus-sion geben und ihre persönliche Meinung reflektieren

können. Welche Seite war für die Schüler persönlicham überzeugendsten?

@ unter www.welt-sichten.org sind hilfreiche Textezu finden. Da die Kontraseite die tendenziell schwie-rigere Aufgabe hat, sind folgende Artikel zu empfeh-len: „Schlechter Start“ von Tidia Kassè, „Die Kunstder schönen Worte“ von Bernd Ludermann (beideveröffentlicht in Zeitschrift Sept. 2015).

Rhetoriksession zum Thema „Nachhaltig-keitsziele – Ziele, die die Welt verändernwerden“

Materialien: Internetzugang, Glocke

Ablauf: Die Debatte über die Umsetzbarkeit derNachhaltigkeitsziele soll beginnen!

Zunächst werden zwei Moderatoren bestimmt. Da-nach teilt sich die Klasse in zwei Gruppen. Einedavon befasst sich mit Argumenten gegen die Nach-haltigkeitsziele, die andere macht sich auf die Suchenach Argumenten, die für die Nachhaltigkeitszielesprechen. Die Gruppen teilen ihre Ergebnisse so auf,dass jeder Schüler ein Argument vorbringen kann.

Die Moderatoren setzen sich währenddessen mit derallgemeinen Thematik auseinander, entwickeln eineEinleitung in die Diskussion und überlegen sichSpielregeln für die Debatte. Im Internet können dieSchüler als Unterstützung nach entsprechenden Inhalten recherchieren.

Nach der Vorbereitungsphase kommen alle Schülerwieder zusammen. Die Gruppen sitzen sich gegenüber.

Die Moderatoren leiten in das Thema ein. In jederRunde bringen die Gruppen abwechselnd die Argu-mente vor. Ein Vertreter der PRO-Gruppe steht auf undträgt das erste Argument inkl. Begründung vor.

Der Schüler der KONTRA-Gruppe, der das passendeGegenargument hat, stellt sich gegenüber auf undnennt seine These. Die Diskussion zwischen den bei-den beginnt. Wenn sie keine weitere Begründunghaben, endet die Runde. Die Moderatoren vergebenje Runde gemeinsam mit der Lehrkraft jeweils einenPunkt für das überzeugendere Argument.

Nun beginnt ein Vertreter der KONTRA-Gruppe. EinVertreter der PRO-Gruppe mit entsprechendem Ge-genargument tritt dazu und die Zweier-Diskussionbeginnt. Falls Argumente genannt werden, für die eskeine Gegenargumente gibt, kann ein Springer bestimmt werden, der einspringt und improvisiert.Die Gesamtdebatte kann nach der Uhr (30 Min) gestoppt oder bis zum Ende gespielt werden.

Die Debatte ist beendet, wenn alle Schüler ihre Argumente vorgetragen haben. Die Moderatoren fas-sen die wichtigsten Argumente beider Seiten kurz zu-sammen.

Aufgabe 45 – 90 Min

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12CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Variante 2:Engagement für Nachhaltigkeit

Aufgabe „Was können wir tun?“

Materialien: Internetzugang

Ablauf: Inwiefern taucht das Thema Nachhaltigkeitim Alltag der Schüler auf?

Es werden Teams gebildet, die jeweils zu folgendenStichpunkten im Internet recherchieren: NachhaltigeKleidung, Nachhaltige Ernährung, NachhaltigerUmgang mit Lebensmitteln, Nachhaltiges Reisen,Nachhaltiger Konsum, Umgang mit Plastik.

Folgende Fragen sollen beantwortet werden: Von wel-chem Grundproblem wird ausgegangen? Warum istdie Beschäftigung mit dem Thema relevant für Schü-ler? Wie genau sieht die Lösungsperspektive aus?

Im Plenum werden die Ergebnisse vorgestellt. Wel-che Aspekte waren für die Schüler besonders inte-ressant, was setzen sie bereits im Alltag um undwelche Ideen möchten sie gerne ausprobieren?

Alternative Aufgabe zur Engagement-förderung:

Materialien: Plakate für jede Gruppe

Ablauf: Die Lehrkraft stellt den Schülern den Titelverschiedener Projekte vor, die sich auf unterschied-liche Art und Weise mit Nachhaltigkeit befassen.

Diese Projekte sind:

Repaircafé, Solidarische Landwirtschaft, food- sharing, faire Kleidung, Teilen – Tauschen – Schen-ken, Urban Gardening, ethische Banken, PolitischeMitgestaltung, Bildungsarbeit, Containern, Um-sonst-Laden, Secondhand, upcycling, recycling, entwicklungspolitische Bildungskampagnen, Tran-sition Towns, Essbare Stadt, plastikfreier Super-markt.

Mindestens zwei Schüler ordnen sich einem derThemen zu. Als Hausaufgabe bekommen sie denAuftrag, zu ihrem Thema zu recherchieren und dieErgebnisse stichpunktartig festzuhalten.

In der darauffolgenden Unterrichtsstunde findensich die Schüler in ihren Gruppen zusammen undgestalten ein Plakat zu ihrem Thema. Das Plakat sollso gestaltet werden, dass das Thema für Außenste-hende verständlich und sofort greifbar wird. An-schließend werden alle Plakate zu einem „Markt derMöglichkeiten“ im Klassenraum aufgehängt. DieSchüler schauen sich die unterschiedlichen Projektezu zweit an und tauschen sich darüber aus.

Danach wird im Plenum besprochen, was die Schü-ler besonders interessant fanden, was sie bereitsdavon umsetzen und was sie gerne ausprobierenmöchten.

Fallen ihnen noch weitere Beispiele ein?

Aufgabe 45 – 60 Min

Lehrerinfo:

Zur Auseinandersetzung mit der Frage nach Engage-mentmöglichkeiten bietet sich der Dokumentarfilm vonFranziska Kahle und Hanna Hoeft „Stadt im Wandel.Anders leben“ an. Dort werden Projekte und Ideen ausdem Raum Darmstadt dokumentiert, die als Inspirationfür eine nachhaltige Lebensweise dienen können (Bei-spiele Repaircafé, Solidarische Landwirtschaft, Foods-haring u.v.a.). Der Film kann direkt bei denRegisseurinnen käuflich erworben oder bei der CBM alsVerleihmaterial bestellt werden: Telefonisch unter(06251)131 295 oder per Mail an [email protected].

Darüber hinaus gibt das Zitat von Malala Yousafzai,Friedensnobelpreisträgerin von 2014, im Interview mitder „Zeit“ Denkanstöße. Zeit: „Was kann ein Kind inDeutschland tun?“ Malala: „Wir jungen Menschen

sind alle sehr gut in Social Media, kennen uns mit fa-cebook und twitter aus. Das sollten wir nutzen, um un-sere Botschaften zu verbreiten. Wir können uns mitFreunden zusammentun und überlegen, wem wir wiehelfen wollen. Jeder kann an die Regierung seinesLandes schreiben und fragen, was sie für Kinder in är-meren Ländern tut. Man muss den Leuten auf die Ner-ven gehen und sie zwingen, Bildung zu ihrerwichtigsten Aufgabe zu machen.“ In diesem Zitat wirddie politische Dimension des Handelns deutlich: DieSchüler können sich auch politisch für mehr Gerech-tigkeit und Nachhaltigkeit in Deutschland einsetzen.Die Auseinandersetzung mit der Thematik muss andieser Stelle nicht enden. Die Schüler können konkretwerden und Projekte zum Thema Nachhaltigkeit inihrer Schule planen, wie z.B. ein fairer Schulkiosk,grünes Schulgebäude, Kleidertausch/Flohmarkt.

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13CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Anlage 1:

Piktogramm Nachhaltigkeitsziele

Grafik: United Nations

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14CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Anlage 2:

Piktogramm Millenniumsentwicklungsziele

Grafik: United Nations

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Aufgabe: Lest Euch folgende Zitate durch. Was sagen die Zitate aus?

Welche Hauptprobleme der einkommensstarken Länder werden dort benannt?

Diskutiert die Ergebnisse in der großen Runde.

Wie bewertet Ihr diese Aussagen?

15CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Anlage 3: Herausforderungen der Industrienationen – Eine Zitatanalyse

1. „Wir als reiche Länder können uns mit unserer wachsenden sozialen Ungleichheit und Res-sourcenverschwendung nicht mehr länger als die Lehrmeister der Welt darstellen."11 AartDe Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung

2. „Wenn es den Entwicklungsländern gelungen sei, mithilfe der Millenniumsziele die Kindersterblichkeitsrate zu halbieren, dann sollten wir von den Industriestaaten verlangenkönnen, mithilfe der neuen UN-Ziele ihre eigenen Wirtschaftsmodelle sozial gerechter undnachhaltiger zu gestalten.“12

3. "The climate change phenomenon has been caused by the industrialisation of the develol-oped world. It's only fair and reasonable that the developed world should bear most of the responsibility."13 Ban Ki Moon, Generalsekretär der Vereinten Nationen

Während die Millenniumsziele den Fokus auf die Beseitigung der Armut in den sogenanntenEntwicklungsländern legten, erweitern die Nachhaltigkeitsziele ausdrücklich die Perspektiveauf alle Länder der Welt. „Waren die Millenniumsziele aus Sicht der einkommensstarken Staaten das Fernglas, durch das sie auf die Entwicklungsländer blickten, so sind die Nachhal-tigkeitsziele der Spiegel, in dem sie ihre eigene Politik und Leistung erkennen.“10

10 Quelle: Bertelsmann Stiftung, Studie „Die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN: Sind die Industriestaaten bereit?“ Deutsche Zusammenfassung (2015), www.bertelsmann-stiftung.de > Publikationen > Kostenlose Studien [letzter Zugriff am 09.10.2015]

11 Quelle: Bertelsmann Stiftung, https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2015/september/industriestaaten-drohen-neue-un-nachhaltigkeitsziele-zu-verfehlen/ [letzter Zugriff am 09.10.2015]

12 Quelle: Bertelsmann Stiftung, https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2015/september/industriestaaten-drohen-neue-un-nachhaltigkeitsziele-zu-verfehlen/ [letzter Zugriff am 09.10.2015]

13 Quelle: http://www.theguardian.com/environment/2012/dec/05/ban-ki-moon-rich-countries [letzter Zugriff am 09.10.2015]

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16CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Thesen:

1. Noch nie war die Ungleichheit zwischen Arm und Reich in den OECD-Ländernso großwie heute.

2. Die Herkunft von Kindern bestimmt deren Aufstiegschancen.

3. Menschen mit Behinderungen sind von Ausgrenzung betroffen – sie dürfen in Deutschland nicht wählen!

4. „Das Essen, das wir in Europa wegwerfen, würde zweimal reichen, um alle Hungerndender Welt zu ernähren.“ (Filmzitat aus „Taste the waste“ von Valentin Thurn) Diese Ver-schwendung verschärft das Hungerproblem im Süden.

5. Unsere Produkte werden so hergestellt, dass sie schnell kaputtgehen. Und der daraus entstehende Schrott wird auf gefährliche Weise in den Entwicklungsländern entsorgt.

6. Unser unersättlicher Hunger nach Fleisch zerstört den brasilianischen Regenwald – ein Beispiel für modernes Land Grabbing durch Großkonzerne.

7. Von den Tischen der Designer in die Fabriken Bangladeschs und zurück in die Klamotten-läden des Westens. In Sachen Ausbeutung von Beschäftigten in der Bekleidungsindustrieist Deutschland Spitzenreiter.

Anlage 4: Industrienationen = Entwicklungsländer?! Ein Faktencheck

Aufgabe: Bildet Rechercheteams und untersucht eine der oben stehenden Thesen: Schildert die je-

weilige Aussage reale Probleme oder sind es übertriebene Sichtweisen?

Recherchiert im Internet nach Argumenten für oder gegen die These und untermauert siemit Beispielen.

Gebt die Quelle an. Fasst Eure Ergebnisse stichpunktartig zusammen und stellt sie derKlasse vor.

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17CBM Christoffel-Blindenmission Von Milleniumszielen zu Nachhaltigkeitszielen: Unterrichtsplan Sek II

Zahlen und Fakten:

Behinderung

Armut

Ausgrenzung Krankheit

Grafik: CBM

1. Weltweit gibt es 1 Mrd. Menschen mit Behinderungen. Sie stellen somit die größte Minderheit dar.

2. 80 Prozent der Menschen mit Behinderungen leben in den sogenannten Entwicklungsländern.

Anlage 5:Kreislauf aus Armut und Behinderung, Fakten