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Neurorehabilitation Physiotherapie ist der Schlüssel zur Wiederherstellung nach schweren neurologischen Erkrankungen Zeitschrift von Physio Austria, dem Bundesverband der PhysiotherapeutInnen Österreichs Nr. 4 September 2013 P.b.b. Verlagspostamt 8000 Graz 02Z031875 M 6 EUR inform exklusiv Nur in der Ausgabe für Mitglieder von Physio Austria enthalten: 16 Seiten Berufspolitik, Tipps und Services für PhysiotherapeutInnen physioaustria © Helmut Wallner © Claudia Nagel - Fotolia.com

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NeurorehabilitationPhysiotherapie ist der Schlüssel zurWiederherstellung nach schwerenneurologischen Erkrankungen

Zeitschrift von Physio Austria, dem Bundesverband der PhysiotherapeutInnen Österreichs

Nr. 4 September 2013

P.b.b. Verlagspostamt 8000 Graz 02Z031875 M 6 EUR

inform exklusivNur in der Ausgabe für Mitglieder von Physio Austria enthalten: 16 Seiten Berufspolitik, Tipps und Services für PhysiotherapeutInnen physioaustria

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24Rundumpaket in derNeurorehabilitationMarianne Knapp undClaudia Galtberger

28Hippotherapie in derNeurorehabilitationThesy Feichtinger-Zrost, MSc

31»My patients taught meall I know«Nachruf auf Robin McKenzieGeorg Supp

32Registrierung derGesundheitsberufeMag. Gabriele Jaksch

26Idiopathische Skolioseim FocusMag. Esther Klissenbauer

35Physiotherapietrat in die PedaleBernhard Baumgartner, BA

IINNFFOORRMM EEXXKKLLUUSSIIVV

e2 RECHTFragen um das Führenakademischer GradeDr. Heinz Kasparovsky

e5 NETZWERKEErfolgreicher Start!Die Gründungssitzungder ÖsterreichischenGesellschaft für Handtherapie

e8 PHYSIO AUSTRIAVerordnungskatalog fürfunktionelle Therapienim Kindes- und JugendalterPrim. Dr. Sonja Gobara

e10 KOMMENTARVerordnungskriterienin der Pädiatrie sindzu begrüßenValid Hanuna

e11 SERIE STEUERRECHTSoftware und SteuerrechtGünter Ernst

e12 SERIE ARBEITSRECHTBildungskarenz neuValid Hanuna

e12 SERIE MEDIZINRECHTRegelungen fürHeilmasseurInnenMag.iur. Agnes Görny

e16IN EIGENER SACHE

SSCCHHWWEERRPPUUNNKKTTNNEEUURROORREEHHAABBIILLIITTATIIOONN

61, 2, 3 – los!Physiotherapie in derBehandlung von MorbusParkinson als StandardSilvia Nowotny, MSc

10MS on the rocksTherapeutisches Kletternbei PatientInnen mitMultipler SkleroseAstrid Ornetzeder, BSc

14Krafttraining beiMultipler SkleroseAnita Kiselka, MSc

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Literatur und Kursezum Schwerpunkt»Neurorehabilitation«19IUGA Kongressin DublinElisabeth Udier, MSc undChristine Stelzhammer, MEd

20Vojta – umstrittenoder unbekannt?Claudia Galtberger undJulia Fuchslueger, BSc

23Balance RehabilitationGudrun Diermayr, PhD

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Inhalt 04/2013

inform Inhalt sept 2013

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4 physioaustria inform September 2013

Politische Entscheidungen entwickeln kurzvor den Wahlen leider oft ein Eigenleben.Auch heuer war diese Situation nicht anders,wobei bedauerlicher Weise alle medizinisch-technischen Berufe von einer überraschen-den und für uns auch in keiner Weisenachvollziehbaren Entscheidung der Bun-desregierung betroffen waren. Zu Beginndes Sommers wurde unerwartet entschie-den, die Führung des Registers der MTD-Berufsangehörigen an die Arbeiterkammerzu vergeben. Die umfangreichen, jahrelan-gen Vorarbeiten, die die Berufsverbände inVorbereitung auf eine mögliche Übernahmedieser Aufgabe geleistet hatten, sowie dieTatsache, dass die Interessenvertretungenanderer medizinischern Berufe wie z.B. Heb-ammen und Ärzte ihre Berufslisten ebensoganz selbstverständlich selbst führen, warfür die Regierung bei dieser Entscheidungoffenbar nicht ausschlaggebend. Das sorgtnatürlich für erheblichen Ärger und Diskussi-onsbedarf. Das Thema wird daher im vorlie-genden Heft – und wohl auch noch darüberhinaus – für Informations- und Gesprächs-stoff sorgen.Für den Moment ist diese parlamentarischeEntscheidung so zur Kenntnis zu nehmen.Es wird künftig sorgfältig zu beobachten undzu bewerten sein, ob die Arbeiterkammer inder Ausgestaltung der Registrierung einequalitätsvolle freiberufliche wie angestellteBerufstätigkeit sicherstellen will und kann.Es wird wohl auch an der Arbeiterkammerliegen, die Befürchtungen von KollegInnenhinsichtlich einer möglichen Parteilichkeit in

der Frage einer fachlich korrekten, objektivenund nachvollziehbaren Beurteilung der Voraus-setzungen für eine Berufsberechtigung unddamit Registrierung zu zerstreuen. Auf denSeiten 32 und 33 dieses Heftes erläutertMag. Gabriele Jaksch, Präsidentin von MTD-Austria, was auf die Angehörigen der MTD-Be-rufe unter den neuen Bedingungen zukommt.

Den fachlichen Schwerpunkt dieser Ausgabewidmen wir dem umfangreichen Bereich derNeurorehabilitation. Von der Parkinson’schenKrankheit über die Rehabilitation nach einemSchlaganfall, von massiven Schäden im Be-reich der Wirbelsäule bis hin zu MultiplerSklerose (MS) reicht das breite Spektrumschwerer neurologischer Krankheiten, beidenen Physiotherapie in der Regel äußersthilfreich ist.

Da wir in dieser Ausgabe vor dem »Luxus-Problem« gestanden sind, mehr Texte aus denkundigen Federn unserer AutorInnen zuhaben, als dafür an Seiten vorgesehen waren,haben wir den Umfang des Heftes jeweils umvier Seiten im inform aber auch in der Mit-gliederbeilage inform exklusiv ausgeweitet.

Ich wünsche Ihnen daher eine spannendeLektüre mit dieser extrastarken informAusgabe.

Themenschwerpunkt Neurorehabilitation

Eine massive Benachteiligungfür die MTD-Berufe?

EDITORIAL Silvia Mériaux-Kratochvila, M.Ed.

ImpressumMEDIENINHABER, HERAUSGEBERUND REDAKTION

physioaustriaBundesverband derPhysiotherapeutInnen ÖsterreichsLinke Wienzeile 8/28, A-1060 WienTel. (01) 587 99 51-0, Fax DW-30www.physioaustria.atZVR 511125857

GESCHÄFTSFÜHRUNGMag. Stefan Moritz, MSc,RESSORT BERUFSPOLITIKMag. Nicole Muzar,[email protected] MEDIZINRECHTMag. Agnes Görny,[email protected] BILDUNGMag. Uta Ganev, Bakk. phil.,Elisabeth Kvarda,[email protected] ADMINISTRATIONPetra Ritzal, [email protected],Eva Maierhofer,[email protected] nach [email protected]ÖFFENTLICHKEITSARBEITMag. Patricia Otuka-Karner,[email protected]äge, Inserate und bezahlteAnzeigen für das mit Monatsbeginnerscheinende inform müssen bisspätestens 5. des Vormonats imVerbandsbüro eingelangt sein.Ist dieser Tag ein Samstag, Sonn-oder Feiertag, so gilt der nächstedarauf folgende Werktag.WEITERE MITARBEITERINNENDIESER AUSGABESilvia Nowotny, MSc, Astrid Ornetz-eder, BSc, Anita Kiselka, MSc,Mag. IsoldeSchurz-Klee, ElisabethUdier, MSc, Christine Stelzhammer,MEd, Julia Fuchslueger, BSc, ClaudiaGaltberger, Marianne Knapp,Gudrun Diermayr, PhD, ThesyFeichtinger-Zrost, MSc, Georg Supp,Mag. Gabriele Jaksch, Dr. HeinzKasparovsky, Prim. Dr. Sonja Gobara,Günter Ernst, Valid HanunaCHEFREDAKTEURBernhard Baumgartner, [email protected] Grafische ArbeitenFOTOS Helmut Wallner/© Physio Austria, ausgenommen:wo gesondert angegebenFoto Portrait S4: Franziska HöhneFARBKORREKTUR UND RETUSCHEDechant Grafische Arbeiten/Helmut WallnerDRUCK Medienfabrik, GrazBEZUGSPREISE Einzelheft: 6 Euro;Abo (5 Ausgaben/Jahr): 28 Euro(Inland), 48 Euro (Ausland).STORNO schriftlich 2 Monatevor Ablauf des Abos.

OFFENLEGUNG GEMÄSSMEDIENGESETZ

VEREINSNAMEPhysio Austria, Bundesverband derPhysiotherapeutInnen ÖsterreichsLinke Wienzeile 8/28, 1060 WienT +43 (0)1 587 99 51F +43 (0)1 587 99 51-30office@physioaustria.atwww.physioaustria.atRECHTSFORMgemeinnütziger Verein,ZVR-Zahl: 511125857VEREINSZWECK (STATUTEN §2)2.1. Der Verein, dessen Tätigkeitnicht auf Gewinn ausgerichtet ist,verfolgt ausschließlich und unmit-telbar gemeinnützige Zwecke imSinne der Bundesabgabenordnung.2.2.Der Verein setzt sich zur Aufgabe,2.2.1 berufs- und bildungspoliti-sche Ziele und Maßnahmen zuentwickeln und umzusetzen2.2.2 den Wissensstand derBevölkerung auf dem Gebiet derGesundheitsförderung, Vorsorge-medizin, der Therapie, der Re-habilitation und der Palliation/des Hospizwesens im Bereich derPhysiotherapie zu verbessern

2.2.3 das Berufsbild »Physio-therapie« zu stärken und in derÖffentlichkeit bekannt zu machen2.2.4 die Zusammenarbeit mitbenachbarten Berufsgruppen zupflegen und das Berufsbild »Phy-siotherapie« im Gesundheitswesenklar zu positionieren2.2.5 den Informations- und Ge-dankenaustausch zwischen denPhysiotherapeutInnen zu fördern2.2.6 Qualitätssicherung in derPhysiotherapie zu schaffen undweiterzuentwickeln mit dem Ziel,eine standardisierte, flächende-ckende physiotherapeutischeVersorgung der österreichischenBevölkerung intra- und extramuralzu fördern2.2.7 die Rahmenbedingungen fürdie Berufsausübung von Physio-therapeutInnen als freier Beruf zugestalten und zu sichern.

DAS PRÄSIDIUMPRÄSIDENTINSilvia Mériaux-Kratochvila,MEd.FINANZREFERENTGerhard Eder, MSc

VERTRETERIN FÜR FREIBERUFLICHTÄTIGE PHYSIOTHERAPEUTiNNENBeate Salchinger, MSc, MScVERTRETERIN FÜR ANGESTELLTTÄTIGE PTBrigitta Kolmayr, MScVERTRETERIN FÜR BILDUNGUND FORSCHUNGElisabeth Eckerstorfer, M.A.VERTRETERIN DER LÄNDERJoan Klee

BLATTRICHTUNGDie Zeitschrift inform ist ein Publi-kationsorgan des eingetragenenVereins Physio Austria. Dieser istdie berufspolitische Vertretungaller berufstätigen und in Aus-bildung befindlichen Physio-therapeutInnen Österreichs.Die Zeitschrift inform dient alsInformationsmedium von PhysioAustria für seine Mitglieder und diean physiotherapeutischen Themeninteressierte Öffentlichkeit.

WEB-ADRESSEwww.physioaustria.at/impressum

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Themenschwerpunkt Neurorehabilitation

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MORBUS PARKINSON Silvia Nowotny, MSc

Neben medikamentöser Behandlung gehörtPhysiotherapie zum Standard in der Behand-lung der krankheitstypischen Mobilitätspro-bleme von Menschen mit Morbus Parkinson.

In mehreren Studien (u.a. Morris et al., 2010,Deane et al., 2002, Goodwin et al. 2008)konnte gezeigt werden, dass PhysiotherapieSymptome wie Gleichgewichtsdefizite,Gangstörungen und posturale Instabilitätverbessern bzw. ihr Auftreten hinauszögernkann. Mit der Frage welche Interventionendiesbezüglich effektiv sind, beschäftigen sichin den letzten Jahren zunehmend mehr Publi-kationen. Dabei erscheinen nicht nur »klassi-sche« Therapieansätze wie Ausdauertraining,Gleichgewichtstraining und Üben von Kom-pensationsstrategien, sondern auch neueoder komplementäre Ansätze wie Trainingmit virtueller Realität, Tai Chi, Klettern, IrishDance oder Tangotanz vielversprechend.Eine eindeutige Überlegenheit einer be-stimmten Technik oder eines Behandlungs-konzeptes konnte dabei bisher nichtnachgewiesen werden, jedoch gibt es einigeGrundsätze, die TherapeutInnen im Sinneeiner erfolgversprechenden Behandlungmitbedenken sollten.

Ein kontrovers diskutierter Ansatz ist das»Dual Task Training« bei dem PatientInnengleichzeitig mit zwei verschiedenartigenAnforderungen (z.B. gehen und dabei rech-nen, auf einem Bein stehen und dabei einenBall werfen) konfrontiert werden.Schrittlänge und Gehgeschwindigkeit sindunter Double Tasking bei ParkinsonpatientIn-nen deutlich stärker reduziert als bei gesun-den ProbandInnen. Dies führt zu einerschnelleren Ermüdung und verstärkt dieUnsicherheit beim Gehen.

Die KNGF Guideline »Physical therapy inPatients with Parkinson’s Disease« kommt2004 aufgrund dieser Faktoren zu demSchluss, dass es sinnvoll ist, Betroffeneanzuleiten und in Therapie und AlltagDoppelaufgaben zu vermeiden.

Dennoch gaben bei einer Befragung von4000 europäischen PhysiotherapeutInnen,56 Prozent an, mit den von ihnen behandel-ten ParkinsonpatientInnen häufig oderimmer Double Tasks zu trainieren.Möglicherweise ist dies darauf zurückzufüh-ren, dass es auf Partizipationsebene schwie-rig scheint zu vermeiden, dass Betroffenemit mehreren Anforderungen parallel kon-frontiert werden – man denke hier nur aneinen Einkauf im Supermarkt oder dieBenützung öffentlicher Verkehrsmittel.Auch in der Therapiesituation ist zu beden-ken, dass jede Instruktion während desBewegungsablaufes im Prinzip zu einerDoppelaufgabe führt. Sollte dies nichtgewünscht sein, müssten sich Behandelndeauf Feedback nach Beendigung der Übungbeschränken, was punktgenaue Korrekturenstark erschweren könnte.

Auch einige wissenschaftliche Publikationen(z.B. Kelly et al., 2012, Brauer & Morris,2010) berichten von positiven Auswirkungendes Dual Task trainings auf die Gang-geschwindigkeit und Schrittlänge unterDouble Task Bedingungen. Dabei wurdenverschiedene kognitive Strategien erprobt.Unter anderem sollten PatientInnen lernen,entweder ihre Aufmerksamkeit gleichzeitigauf beide Aufgaben aufzuteilen oder sichgezielt auf eine der beiden Aufgaben zukonzentrieren. Dieses Training beginnt mitrelativ unkomplizierten Anforderungen.

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Physiotherapie in der Behandlung vonMorbus Parkinson als Standard.

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Die Komplexität der Aufgaben wird dannnach und nach gesteigert. In einigen Studienwurde jedoch genau die Aufgabenkombina-tion trainiert, die auch als Messparameterherangezogen wurde, weshalb unklar ist,ob eine Übertragung auf andere (z.B.Alltags-)Situationen stattfinden kann.Die Frage, ob es sinnvoll ist, im Rahmen derTherapie Aufgabenstellungen zu wählen, diesolche Anforderungen beinhalten, kann nochnicht letztgültig beantwortet werden. Nichtzuletzt, weil sich das motorische Lernen vonParkinsonerkrankten in einigen Punkten vomLernverhalten Gesunder unterscheidet.Der Erwerb oder Wiedererwerb motorischerFähigkeiten ist bei Parkinsonerkrankten zwarmöglich, verläuft aber deutlich langsamer alsbei gesunden Versuchspersonen und erfor-dert eine höhere Aufmerksamkeitsleistung.Parkinsonbetroffene benötigen daher höhereWiederholungszahlen als Gesunde, um einvergleichbares Ergebnis zu erreichen. Infolgeeines grundlegenden Problems der internenBewegungssteuerung, ist bei Parkinson-patientInnen die Automatisierung vonBewegungsabläufen sowie die Ausführungrepetitiver Bewegungen gestört, sodassangepasste Lernstrategien zur Anwendungkommen müssen.

So empfiehlt es sich den Betroffenen zu-nächst durch Vorzeigen und Erklärungen einmentales Bild der geplanten Bewegungsaus-führung zu vermitteln, das diese zunächst inGedanken mehrfach durchgehen. Zunächstwird also ein vorgegebener Bewegungsplanübernommen, der/ die Behandelnde kanndurch Nachfragen überprüfen wie detailliertdie PatientInnen die Bewegung antizipierenkönnen. Z.B.: Womit beginnen Sie dieBewegung? Was kommt dann als nächstes?Worauf werden Sie noch achten? KomplexeAktivitäten sollten in kleinere Einzelelementezerlegt werden, um sie zunächst getrenntzu trainieren. Die Einzelbewegungen werdendann in einer fixen Reihenfolge, nach undnach wieder zu einer Gesamtbewegung ver-bunden. Durch diesen Übungsansatz werdenhohe Wiederholungsanzahlen erzielt. Die Be-troffenen lernen die Gesamtbewegung unterbewusster Bewegungskontrolle durchzufüh-ren und nicht von der (fehlenden) Automati-sierung des Bewegungsablaufes abhängig zusein. Wichtig ist es dabei den PatientInnenStrategien mitzugeben, wie sie sich die ein-zelnen Abläufe und ihre Reihenfolge merkenund diese in der jeweiligen Alltagssituationbewusst erinnern können.

Gut erforscht ist der gezielte Einsatz visuel-ler, akustischer oder sensibler Stimuli (so-genannter »Cues«) sowohl für double- alsauch für single Tasks. Ein Vorteil dieser Tech-nik ist, dass sie – im Gegensatz zu komple-xen Aufmerksamkeitsstrategien - auch beiPatientInnen mit kognitiven Einschränkungenanwendbar ist. Rochester et al. (2010) konn-ten beobachten, dass sich die Effekte eines9x durchgeführten häuslichen Einzeltrainingsmit rhythmischen akustischen Cues, auf dasGehen ohne akustische Stimuli übertragenließen und die Verbesserung der Kadenz undSchrittlänge auch 6 Wochen nach Beendi-gung des Trainings anhielten. Die AutorInnenkommen zu dem Schluss, dass die ver-mehrte Automatisierung der Grundanforde-rung (z.B. Gehen), es erleichtert zusätzlicheAufgaben auszuführen.

Einzelne (nicht rhythmische) Cues, sinddagegen für viele Betroffene besonders hilf-reich, um das krankheitstypische FreezingPhänomen zu überwinden. Unter Freezingversteht man ein plötzliches Erstarren, dasbesonders bei Bewegungsübergängen,Richtungswechseln und Durchqueren vonEngstellen auftritt. Freezing tritt bei mehr als50% der Parkinsonerkrankten auf und istmedikamentös kaum zu beeinflussen. EinigePatientInnen entwickeln selbst Cueingstrate-gien, z.B. die Verwendung eines Laserpoin-ters, um den Lichtpunkt als Markierung fürdie Länge des nächsten Schrittes zu verwen-den oder die Anwendung eines Startkom-mandos, wie »1-2-3, los!«. Es bleibt jedochnoch unklar, welche PatientInnen vonwelchen »Cues« profitieren.

Um die zahlreichen Forschungsergebnisseder letzten Jahre auf dem Gebiet der physio-therapeutischen Behandlung von MorbusParkinson zu evaluieren und in einer fürPraktiker übersichtlichen Form darzustellen,beteiligt sich Physio Austria seit 2010 aneinem richtungsweisenden Projekt: derErstellung der 1st European Guideline forPhysiotherapy in Parkinson’s disease.ExpertInnen aus 18 Mitgliedsländern desER-WCPT arbeiten unter Beteiligung vonPatientenvertreterInnen gemeinsam daran,eine internationalen Standards entspre-chende Leitlinie zu erstellen. Die Leitlinieenthält evidenzgestützte Empfehlungen zuFragen wie: welche Assessments sollen imRahmen der Befundaufnahme zur Anwen-dung kommen? In welcher Intensität solldie Therapie stattfinden? Welche Behand-lungsstrategien sind geeignet? Was ist beierhöhter Sturzgefahr zu tun? Mit einemErscheinen ist im Herbst 2013 zu rechnen.

Themenschwerpunkt Neurorehabilitation

8 physioaustria inform September 2013

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physioaustria inform September 2013 9

LITERATUR

Brauer S. G. & Morris M. E.,»Can people with Parkinson'sdisease improve dual taskingwhen walking?« Gait and Posture,vol. 31, no. 2, pp. 229–233, 2010.

Deane KH, Ellis-Hill C, Jones D.Systematic Review of paramedicaltherapies for Parkinson's disease.Mov Disord. 2002, 17:984-991.

Goodwin VA, Richards SH, Taylor RS,Taylor AH, Campell JL. The effective-ness of exercise interventions forpeople with Parkinson's disease:a systematic review and meta-analy-sis. Mov Disord. 2008, 23:631-640.

Kelly V., Eusterbrock A, Shumway-Cook A. »A Review of Dual-TaskWalking Deficits in People with Par-kinson's Disease: Motor and Cogni-tive Contributions, Mechanisms, andClinical Implications,« Parkinson'sDisease, vol. 2012, Article ID 918719,14 pages, 2012.

Morris ME, Martin CL, SchenkmanML. Striding out with Parkinsondisease: evidence based physicaltherapy for gait disorder. Phys Ther.2010, Feb 90(2):280-8. Epub 2009.

Rochester L., Hetherington V,Jones D, Nieuwboer A, Willems AM,Kwakkel G, 2004 Attending to thetask: Interference effects of functio-nal tasks on walking in Parkinson'sdisease and the roles of cognition,depression, fatigue, and balanceArchives of Physical Medicine andRehabilitation 85 (10), 1578-1585

Rochester L., Baker K., HetheringtonV. et al., 2010 »Evidence for motorlearning in Parkinson's disease:acquisition, automaticity and reten-tion of cued gait performance aftertraining with external rhythmicalcues«” Brain Research, vol. 1319,pp. 103–111,.

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MORBUS PARKINSON Silvia Nowotny, MSc

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10 physioaustria inform September 2013

Themenschwerpunkt Neurorehabilitation

In den letzten Jahren wurden ursprüngliche Bewegungs-formen wieder entdeckt, unter anderem auch dasSportklettern. Anfang der 90iger Jahre des vergangenenJahrhunderts fanden die ersten Schritte statt, das thera-peutische Klettern in die Physiotherapie zu integrieren.Anfänglich waren es Kinder mit Skoliose, die mit diesemneuen Konzept behandelt wurden. Seither wurde dastherapeutische Klettern weiterentwickelt und ist inzwi-schen auch in der neurologischen Rehabilitation vonBedeutung.

Klettern kann den grundlegenden Bewegungsformenzugeordnet werden. So werden u.a.:

° große Muskelgruppen wie z.B. die des Rumpfesbeansprucht

° Muskelgruppen gefordert, die sonst häufigvernachlässigt werden und schwierig zu trainierensind (Hand- und Fuß),

° verschiedene und oft vernachlässigte koordinativeFähigkeiten trainiert

° die ganzkörperbezogene intermuskuläreKoordination (Kopplungsfähigkeit) aller vierExtremitäten verbessert

° Raumorientierung und Balance trainiert

° Mut, Willenskraft und psychische Ausdauerentwickelt und somit

° Voraussetzungen für sichere Beherrschungkomplexer Bewegungsabläufe geschaffen.

Es wird sowohl am Naturfels, als auch in Hallen an künst-lichen Wänden geklettert. Beim Klettern an künstlichenAnlagen sowie beim Klettern im Naturfels unterscheidetman Klettern mit Seilsicherung und Klettern in Absprung-höhe mit Mattenboden, das sogenannte Bouldern.

Zu Beginn empfiehlt sich das Klettern an Boulderwänden,da die Sicherheit der PatientInnen im Vordergrund steht.TherapeutInnen können den Kletternden durch Körb-chensicherung (Käfigklettern) oder Spotten Schutz bie-ten. Beim Spotten stehen die Sichernden hinter demPatientInnen und begleiten mit ihren Händen derenHüfte. Dies kann mit leichtem Druck passieren, um dieBewegung zu führen und somit den Kletternden dieAusführung zu erleichtern oder ohne Berührung, rein umeinen möglichen Sturz kontrollieren zu können. BeimKäfigklettern, das bei einigen Diagnosen von Nöten ist,klettert die sichernde Person direkt hinter dem/derPatient/in und bietet somit Schutz mit ihrem ganzenKörper.

MS on the rocksTherapeutisches Klettern bei PatientInnen mit Multipler Sklerose

Praktische Erfahrungen in der neurologischen Rehabilitation habengezeigt, dass die motivierenden Eigenschaften des therapeutischenKletterns bei der Behandlung von Multipler Sklerose - PatientInnenerstaunliche Leistungsreserven freisetzen können.

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physioaustria inform September 2013 11

KLETTERN Astrid Ornetzeder, BSc

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12 physioaustria inform September 2013

Eine weitere Voraussetzung für die maximale Sicherheitder PatientInnen ist der baulich einwandfreie Zustand derBoulder- bzw. Kletterwände, die Befestigung der Griffeund Tritte sowie die Einhaltung der gesetzlichen Rege-lungen in Bezug auf die Weichmattenböden. Von denPatientInnen wird keine spezielle Ausrüstung benötigt.Man braucht lediglich bequeme Sportkleidung undengsitzende Turnschuhe mit flacher Sohle. Eventuellzusätzlich benötigte Sicherungsgeräte werden zurVerfügung gestellt.Bestandteile der Kletterbewegung:

° repetitive Bewegungen

° aktive Bewegungen

° bilaterale Bewegungen

° rhythmisch alternierende Bewegungen

° aufgabenorientierte Bewegungen (ICF)

In der Studie von Fleissner, et al (2010) konnten mittherapeutischem Klettern sehr positive Ergebnisse beigeriatrischen PatientInnen erzielt werden. Eine großeRolle spielte sicherlich auch der Motivationsfaktor. Reinsubjektiv konnte von den behandelnden TherapeutInneneine große Bereitschaft von Seiten der PatientInnen zuraktiven Mitarbeit beim therapeutischen Klettern festge-stellt werden. Während der Klettereinheiten waren diemeisten ProbandInnen deutlich motiviert und hatten mehrAusdauer als in anderen Therapien, hatten Freude ander Bewegung und trainierten unbewusst Kraft, Gleich-gewicht, Koordination und Beweglichkeit.In der Studie »Effects of Climbing on Core Strength andMobility in Adults« von 2012 wird erwähnt, dass Kletternsich sehr gut auf die Stärkung der Rumpfkraft und Mobili-tät auswirkt. Klettern einer bestimmten Route ist beson-ders für die Rumpfflexoren und -extensorenstärkungherausfordernd. Häufiger Richtungswechsel durch ver-schiedene Kletterbewegungen verbessert die Mobilitätdes Rumpfes und fördert Gleichgewicht undKoordination.Verminderte Körperwahrnehmung, Kraftdefizit, Gleich-gewichts- und Koordinationsstörungen, Tremor, Rumpf-stabilisationsschwäche, Fatigue, Depressionen, Konzen-trationsschwäche und Muskelkraftdefizit sind nur einigePunkte der Krankheit mit den tausend Gesichtern, derMultiplen Sklerose. Therapeutisches Klettern stärkt dasKörpergefühl, erhöht die Arm- und Beinkraft, verbessertdie Arm-Bein-Koordination und die Rumpfstabilität, stei-gert die Ausdauer und gibt neues Selbstbewusstsein.Genau aus diesen Gründen eignet sich TherapeutischesKlettern gut zur Behandlung der oben genannten Symp-tome bei Menschen mit Multipler Sklerose.

Betrachtet man das gesamte Symptombild der MS,sind es die Störungen des motorischen, kognitiven undvegetativen Systems, die den größten Einfluss auf dasalltägliche Leben der Betroffenen haben. Durch dieVielzahl der Symptome und Beeinträchtigungen hatjede Person mit MS ihre eigene Herausforderung zubewältigen. Das Therapeutische Klettern kann hierbeieine gute Hilfe leisten.Bei MS kommt es unter anderem zu Störungen imBewegungsablauf. Schonhaltungen bleiben länger alsnotwendig bestehen und können zu Langzeitschädenin der Gesamtmotorik führen und Folgeschäden mitsich bringen. Therapeutisches Klettern kann diegestörten Bewegungsprogramme neu anbahnen,reorganisieren und physiologische Bewegungsabläufeökonomisieren.Bilaterale Bewegungen stimulieren die Interaktionenbeider Hirnhälften. Die Aktivierung der besseren Hirn-hälfte führt über die interhemisphärische Verbindungauch zu einer vermehrten Aktivierung der krankheits-bedingt schwächeren Hirnhälfte und somit zu einerOptimierung komplexer Bewegungsmuster.Die Mitglieder der MS Klettergruppe »MS ON THEROCKS« sind wahre Pioniere im Gebiet der therapeuti-schen Klettertherapie bei MS. Sie sind alle Mitgliederdes Kuratoriums für Prävention und Rehabilitation ander Technischen Universität München und kletterneuphorisch und mit gutem Erfolg. Durch die begeis-ternden Berichte der bisherigen TeilnehmerInnen überErfolg des therapeutischen Kletterns hat sich dieGruppe bereits weiter vergrößert und es wurde sogarin den Medien darüber berichtet. Es wird jeden Sams-tag in geteilten Gruppen für zwei Stunden aufgewärmtund geklettert.

Voraussetzungen für MS-PatientInnenLaut Reimann (2011) eignet sich Klettern für MS-PatientInnen bis zu einem EDSS (Expanded DisabilityStatus Scale) von 6,5. Bei Behinderungsgraden vonEDSS 7 bis 7,5 ist eine Hilfestellung von zwei Thera-peutInnen erforderlich. Dabei unterstützen die Thera-peutInnen den gezielten Aufsatz der Füße auf dieTrittelemente, die seitliche beziehungsweise vertikaleKörpergewichtsverlagerung sowie das Anheben einesBeines oder beider Beine. Das rehabilitative Kletternkann als Einzeltherapie oder in kleinen Gruppen durch-geführt werden. Um die Sicherheit der MS-PatientIn-nen zu gewährleisten, ist im rehabilitativen Bereichauch bei Boulderwänden in gewissen Fällen eineSeilsicherung sinnvoll. Mittels eines verstellbarenHüftgurts und Knieschonern werden die PatientInnenoptimal gesichert.Fast alle Bewegungen des Menschen haben ihrenUrsprung im Beckenbereich. Da sich dort der Körper-schwerpunkt (KSP) befindet, gilt diese Region als Be-wegungszentrum. Der Bewegungsablauf destherapeutischen Kletterns findet in vier Teilen statt:

° Ausgangsposition,

° Vorbereitung der Bewegung,

° Ausführung der Bewegung und

° Stabilisation.Dies gilt für Arme und Beine gleichermaßen.

Themenschwerpunkt Neurorehabilitation

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KLETTERN

physioaustria inform September 2013 13

GrundpositionDie Grundposition gibt eine optimale Vor-aktivität: Füße, Knie und Hände habenKontakt zur Wand; Sprunggelenke in Null-stellung; leichte Knieflexion; Schulter nachunten, korrekte Einordnung der Beinachse;Becken; Rumpf und Kopf übereinander ein-geordnet; Arme auf gleicher Höhe. Wichtigzu wissen ist, dass wenn ein Kontaktpunktgelöst wird, ein Drehmoment entsteht. Esmuss als Reaktion entweder der Druck anden anderen Aufhängen oder Unterstüt-zungsflächen erhöht werden oder aktivwiderlagert werden. Gewichte können zurWiderlagerung durch Halten (Druckerhöhungan den Griffen, Tritten) oder durch Bremsen(exzentrisches Nachlassen) oder durch reak-tives Bewegen (Verlagerung des KSP) unter-schiedlich eingesetzt werden. GeringeVeränderungen von Position, Wandneigungoder Griffauswahl verändern die Anforderun-gen enorm. Ein Wechselspiel von Spielfunk-tion, Hängeaktivität und Stützaktivität bringtFeinabstimmung und Koordination der Kör-perabschnitte. Wichtig ist die stabile Mitte(Brustkorb - Becken) als Verbindung zu denAufhängen und Stützbereichen. Schon beider geringsten Druckveränderung untereinem Griff oder Tritt werden die schrägenMuskelketten gefordert.Der Kreativität beim therapeutischenKlettern sind keine Grenzen gesetzt, dieDosierung des Aufwands kann sehr feindosiert werden durch:GRIFFE/TRITTE

Beschaffenheit, Stellung, Größe, Befesti-gung, Richtung, Entfernung zum KSPMUSKELARBEIT

exzentrisch, konzentrisch, statisch haltenGLEICHGEWICHT

Reaktionen auf Druckveränderung,auf GegengewichteZEIT

Wiederholungen, Dauer, Tempo,WAND

Neigung, AufhängungKONTEXT

Höhe, Temperatur, Ablenkung,Klima, BeziehungZUSÄTZLICHE AUFGABEN

blind klettern, barfuß,Bewegungsaufgaben lösen, uvm.

Wissenschaftlich nachvollziehbare Ergebnissefür die positive Wirkung des therapeutischenKletterns bei MS-PatientInnen sind noch sel-ten, wie in der Bachelorarbeit »MS on therocks - Wie wirkt sich therapeutisches Klet-tern auf die Rumpfstabilität bei PatientInnenmit Multipler Sklerose aus?« von Ornetzeder(2012) beschrieben wird. Eine systematischeÜbersicht randomisierter kontrollierter Stu-dien von Buchter & Fechtelpeter (2011) undGrzybowski & Eils (2011), geben in derenSchlussfolgerung an, dass sich die Evidenzzur Wirksamkeit von Klettern auf kleine Stu-dien mit erheblichen methodischen Limitatio-nen beschränkt. Aber durch die zahlreichenpositiven Rückmeldungen der PatientInnenmit Multipler Sklerose, entwickelt sich dastherapeutische Klettern trotz der begrenztenwissenschaftlichen Beweislage kontinuierlichzu einem Bestandteil der Physiotherapie. Diefehlenden wissenschaftlichen Nachweise soll-ten deshalb nicht zu einer Ablehnung des the-rapeutischen Kletterns führen, sondern alsForschungsanreiz für noch weitere qualitativhochwertige Untersuchungen in der neuro-logischen Rehabilitation gelten.

Auf Grund vieler positiver Eigenschaften unddes vielversprechenden PatietenInnenfeed-backs ist das therapeutische Klettern in Kom-bination mit unter anderem Physiotherapiewährend eines Rehabilitationsaufenthaltes zuempfehlen. Es ist ein weiterer Baustein ineiner erfolgreichen Rehabilitation von Patien-tInnen mit Multipler Sklerose und sollte aufjeden Fall weiterentwickelt werden.

Astrid Ornetzeder, BSc

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LITERATUR

Buchter, R. B. & Fechtelpeter, D.,2011. Climbing for preventing andtreating health problems: a system-atic review of randomized controlledtrials - Klettern zur Vorbeugung undBehandlung von Erkrankungn: Einesystematische Übersicht rando-misierter kontrollierter Studien.Institute for Quality and Efficiencyin Health Care (IQWiG), Köln,German Medical Science.

Fleissner, H. et al., 2010. Thera-peutisches Klettern verbessertSelbstständigkeit, Mobilität undGleichgewicht bei geriatrischenPatienten. Landeskrankenhaus Laas,Kötschach-Mauthen, Eurjoger Vol.12, European Journal of Geriatrics,pp. 12-16.

Friedrich, D., 2011. In: MultipleSklerose und Sport - Immer inBewegung. 1. Auflage Hrsg.s.l.:TRIAS Verlag, pp. 92-93.

GryzibowskiI, C. & EILS, T., 2011.Therapeutisches Klettern - kaumerforscht und dennoch zunehmendeingesetzt. Institut für Bewegungs-wissenschaft, WWU Münster, Sport-verl Sportschad 25 © Georg ThiemeVerlag, pp. 87-92.

Kern, C., 2010. Klettern mit MultipleSklerose - Therapieoption oder nurein Traum. e&l, praxis, pp. 27-31.Lamprecht, S., 2008. NeuroRehabei Multipler Sklerose. s.l.:GeorgThieme Verlag, Stuttgart.

Lazik, D., Berndstädt, W., Kittel, R. &Luther, S., 2008. TherapeutischesKlettern. s.l.:Georg Thieme Verlag,Stuttgart und Erfahrungsbericht zumtherapeutischen Klettern, Potsdam:Institut für Sportmedizin und Präven-tion der Universität Potsdam.

Muhlbauer, T., Sturchler, M. &Granacher, U., 2012. Effects of Clim-bing on Core Strength and Mobilityin Adults. Department of Training &Movement Science, University ofPotsdam and Institute of Exerciseand Health Siences, University ofBasel; Corr.: Friedrich-Schiller-University Jena, Institute of SportScience; Int J Sports Med 33(06) ©Georg Thieme Verlag, pp. 445-451.

Reimann, G., 2011. TherapeutischesKlettern bei Multipler Sklerose -Sichtweise der neurowissenschaftli-chen Lernforschung und Einbindungder ICF. pt_Zeitschrift für Physio-therapeuten, Mai, pp. 60-63.

Steinlin Egli, R., 2011. MultipleSklerose - verstehen und behandeln.s.l.: Springer Verlag BerlinHeidelberg.

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14 physioaustria inform September 2013

Themenschwerpunkt Neurorehabilitation

Krafttraining beiMultipler SkleroseDie Balance zwischen unter- und überfordernden Intensitäten

Multiple Sklerose ist eine entzündliche Autoimmunerkrankungmit fortschreitendem Verlauf, die in Österreich derzeit ca.12.500Menschen betrifft. Die Krankheit ist bisher nicht heilbar, allerdingshaben regelmäßiger Sport und Bewegung einen positiven Einflussauf die vielfältigen, individuell stark variierenden Symptome.

Menschen mit Multipler Sklerose ermüdenkörperlich stärker oder früher, als sie eszuvor gewohnt waren. Abhängig von ihrerBewältigungsstrategie versuchen sie ent-weder, ihre gewohnten Aktivitäten fortzu-führen, oder ihre Tätigkeiten zu reduzieren,um das Eintreten der Ermüdung zu vermei-den. Es handelt sich um einen Balanceakt,denn sowohl durch Übertraining als auchdurch reduzierte Beanspruchung verliert derKörper an Leistungsfähigkeit. Ermüdung undMuskelschwäche nehmen zu und erschwe-ren wiederum zunehmend körperlicheAktivitäten.Diese Negativspirale der Dekonditionierunggilt es zu stoppen. Vor dem Hintergrund,dass bis vor nicht allzu langer Zeit Empfeh-lungen über die Vermeidung von körper-lichen Belastungen bis hin zu Liegekurenausgesprochen wurden, ist der aktuell statt-findende Paradigmenwechsel erfreulich.Die bereits seit vielen Jahren wissenschaft-lich fundierte Befürwortung von kontinuier-lichem körperlichem Training bis hin zuhoch-intensivem Krafttraining findet in derPraxis zunehmend Anwendung.

Es existiert bis heute die Theorie, dasskörperliche Aktivität einen Schub auslösenkönne. Laut Definition liegt ein Schub dannvor, wenn ein Symptom mindestens 24hlang auftritt, ohne dass es durch außen-stehende Faktoren erklärt werden kann(z.B. Erhöhung der Körpertemperatur durchSport, Fieber oder Sauna). Klar abzugrenzenvon einem Schub ist das detailliert be-schriebene Uthoff-Phänomen, bei welchemein Anstieg der Körpertemperatur zu einervorübergehenden Symptomatik führt, diesich innerhalb weniger Stunden vollständigreversibel zurückbildet. Erschöpfung oderMuskelschwäche nach einem Training, dielänger als einen Tag andauern, deuten aufein zu intensives Training hin, entsprechenaber nicht der Definition eines Schubes.

Basierend auf den Empfehlungen zu regel-mäßigem Training, bemühen sich nunmanche Betroffene, ihre Symptome durchmöglichst viel Training aufzuhalten bzw.zu reduzieren. Hier sind die Prinzipien derTrainingslehre zu beachten. Für einen Erfolgist maßgeblich, das optimale Maß zwischenBelastung und Erholung zu finden. Über-forderung entsteht, wenn Pausen zu spätoder zu kurz gesetzt werden, und wenn dasTraining zu intensiv ist oder zu lange dauert.Hingegen erreichen die Betroffenen bei zulangen Pausen oder zu niedriger Trainings-intensität keine Leistungssteigerung. In bei-den Fällen sinkt ihre Motivation, das Trainingfortzuführen.Ziel der physiotherapeutischen Begleitungvon Menschen mit Multipler Sklerose istdaher, die körperliche Leistungsfähigkeit mitTrainingsreizen zu steigern, die sich an derSymptomatik und Belastbarkeit der Betroffe-nen orientieren. Gezielte Pausen richten sichnach der individuellen muskulären Ermüdungund der subjektiv wahrgenommenen Er-schöpfung.

Krafttraining bei Multipler SkleroseUm die Mobilität von Personen mit MultiplerSklerose zu erhalten bzw. zu steigern, ist dasTraining von Muskelkraft und -ausdauer einKernelement der physiotherapeutischen Be-gleitung. In der zielorientierten Befunderhe-bung werden Muskelschwächen und darausresultierende Kompensationen erfasst. Ander limitierten Aktivität orientiert sich dieWahl der Trainingsform und der Methodik.Für das Erlernen muskulärer Ansteuerungoder Ausdauertraining werden andere Trai-ningsparameter gewählt als für Krafttraining.

Nach Abklärung der Kontraindikationen undunter Berücksichtigung der persönlichenRessourcen und des Umfelds, erfolgt dieWahl und Instruktion der Methodik. Erschwe-rend ist hier neben erhöhtem Muskeltonusoder Ataxie besonders das Symptom dervorzeitigen oder verstärkten Ermüdung.Beispielsweise wird die Trainingsintensitätan heißen Tagen und zu späterer Tageszeitniedriger sein als an einem kühlen Morgen.

LITERATUR

Fimland MS, Helgerud J, Gruber M,Leivseth G, Hoff J. Enhanced neuraldrive after maximal strength trainingin multiple sclerosis patients.Eur J Appl Physiol. 2010;110:435-43.

Kiselka A, Greisberger A, Heller M.Perception of muscular effort inmultiple sclerosis. NeuroRehabilita-tion. 2013;32:415-423.

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Kraemer WJ, Adams K, Cafarelli E,et al. American College of SportsMedicine position stand. Progressionmodels in resistance training forhealthy adults. Med Sci SportsExerc. 2002;34:364-380.

Lagally KM, Amorose AJ, Rock B.Selection of resistance exerciseintensity using ratings of perceivedexertion from the OMNI-RES. Per-cept Mot Skills. 2009;108:573-586.

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Robertson RJ, Goss FL, Rutkowski J,et al. Concurrent validation of theOMNI perceived exertion scale forresistance exercise. Med Sci SportsExerc. 2003;35:333-341.

Romberg A, Ikonen A, Ruutiainen J,Virtanen A, Hämäläinen P. Theeffects of heat stress on physicalfunctioning in persons with multiplesclerosis. Neurol Sci. 2012;319:42-6.

Tallner A, Waschbisch A, Wenny I,et al. Multiple sclerosis relapses arenot associated with exercise. MultScler. 2012;18:232-5.

Tiggemann CL, Korzenowski AL,Brentano MA, Tartaruga MP,Alberton CL, Kruel LFM. Perceivedexertion in different strengthexercise loads in sedentary, active,and trained adults. J StrengthCond Res. 2010;24:2032-2041.

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KRAFTTRAINING Anita Kiselka, MSc

Eine mögliche Alternative zu diesen Verfah-ren stellt die Regulation der Trainingsintensi-tät basierend auf der Wahrnehmung vonKraftanstrengung dar. Hierfür bietet sich die 10-stufige OMNI-Resistance ExerciseScale an, bei der 0 keine Anstrengung und10 eine gerade nicht mehr ausführbare muskuläre Anstrengung darstellt. Zu Beginneiner Übungsreihe wählt die trainierendePerson ein Gewicht, das einer OMNI 5 bis 7entspricht. Im Anschluss an jede Wiederho-lung bewertet die Person die wahrgenom-mene Kraftanstrengung auf der OMNI-Skala.Eine Pause erfolgt, wenn dieser Wert OMNI6 bis 8 erreicht hat. Das Trainingsgewichtentspricht dann bei Gesunden laut Naclerioet al. (2011) 60-80% ihrer Maximalkraft. Diesstellt die optimale Trainingsintensität für effektives Krafttraining dar. Diese Methodeermöglicht, das Trainingsgewicht rasch undunkompliziert an die trainierende Person anzupassen. Nun stellt sich die Frage, obdieses Verfahren auch für Menschen mitMultipler Sklerose geeignet ist?

In meiner Masterthesis habe ich am Beispielisometrischer Muskelaktivität untersucht, ob sich bei Menschen mit Multipler Sklerosedie wahrgenommene Kraftanstrengung verändert. Die Studie zeigte keinen Unter-schied. Anlässlich dieser Ergebnisse startetedieses Jahr eine weiterführende Unter-suchung am Beispiel konzentrischer Muskel-aktivität. Es wird sich zeigen, ob die OMNI-Werte 5 bis 7 auch bei Menschen mitMultipler Sklerose der optimalen Trainings-intensität von 60-80% entsprechen.

Die bisherigen Erkenntnisse können nureinen ersten Hinweis auf die Anwendbarkeitder OMNI-Skala im Trainingsalltag geben. Eswurde noch nicht untersucht, ob Personenmit Multipler Sklerose mit diesem Verfahrenihre Muskelkraft effektiv steigern können.Praktische Erfahrungen in der Anwendungder OMNI-Skala bei KlientInnen im MultipleSklerose Tageszentrum zeigen jedoch Vor-teile dieses Verfahrens auf. Durch den Ein-satz eines visuellen bzw. quantitativenHilfsmittels ermöglicht die OMNI-Skala einegemeinsame Sprache über die muskuläre Ermüdung der Betroffenen. Bei manchen Personen zeigt sich beispielsweise, dass siesich regelmäßig bis OMNI 9 belasten. Dieserklärt ihre starke Ermüdung und mangelndeLeistungssteigerung trotz regelmäßigen Trainings. Personen mit Multipler Sklerosebekommen durch die Anwendung von Kraft-anstrengungsskalen eine Orientierung aufdem schwierigen Weg zwischen Über- undUnterforderung, mit der sie unabhängig vonder aktuellen Tagesverfassung, selbstständigund eigenverantwortlich die optimale Trainingsintensität erzielen können.

Anita Kiselka, MScAnita Kiselka, MScPhysiotherapeutin, seit 2009 im Physiotherapeutin, seit 2009 im Multiple Sklerose Tageszentrum der Multiple Sklerose Tageszentrum der Caritas Socialis angestellt. 2011 AbschlussCaritas Socialis angestellt. 2011 Abschlussdes Masterlehrgangs »evidenzbasiertes des Masterlehrgangs »evidenzbasiertes Arbeiten in der Physiotherapie« an der Arbeiten in der Physiotherapie« an der FH Campus Wien. Im März 2013 Publika-FH Campus Wien. Im März 2013 Publika-tion ihrer Masterthesis im Journal tion ihrer Masterthesis im Journal Neurorehabilitation. Präsentation der Neurorehabilitation. Präsentation der Studie als Poster am 24.9.2013 beim Studie als Poster am 24.9.2013 beim XXI. Neurologiekongress in Wien.XXI. Neurologiekongress in Wien.

Die aktuellen Studien orientieren sich an denEmpfehlungen des American College ofSport Medicine, in deren Umsetzung sind jedoch große methodische Unterschiede erkennbar. Die meisten Studien wendenkonzentrisches, progressives Krafttrainingmit Geräten an, primär bei Versuchsperso-nen mit leichter bis mittlerer Behinderung2x/Woche. Die Ziel- und Messparameterwählen sie hingegen sehr unterschiedlich,ebenso wie die Trainingsdauer, die Wahl undSteigerung der Gewichte und Wiederholun-gen, die Geschwindigkeit der Bewegungs-ausführung, das Vorgehen beim Auf- undAbwärmen oder die Länge der Pausen.

Die optimale Trainingsintensität bestimmenEin ausreichend hohes Trainingsgewicht unddie Ausführung entsprechend vieler Wieder-holungen sind entscheidend für ein Trainingmit optimaler Intensität. Übliche Verfahrenzur Berechnung des Trainingsgewichtes basieren entweder auf dem Ergebnis einesMaximalkrafttests oder der maximal mögli-chen Wiederholungsanzahl. Diese Verfahrensind aufwändig und ermüden die Trainieren-den bis zur Erschöpfung. Menschen mit Multipler Sklerose können daher nach einemMaximalkrafttest nicht sofort das Traininganschließen, weil sie zu stark ermüdet sind.Beim nächsten Termin erfordert jedoch möglicherweise eine Änderung der Tages-verfassung eine neuerliche Anpassung derTrainingsintensität. Bei Austestung der maximalen Wiederholungszahl stellt sichwiederum die Frage, wie zuverlässig das Verfahren bei Personen mit vorzeitiger Ermüdung ist.

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Die Behandlung und Betreuung von chronisch erkranktenMenschen wie es bei der Multiplen Sklerose der Fall ist,stellt eine besondere Herausforderung im Berufsalltagdar. Neben der medizinischen Betreuung bedarf es inden Bereichen Recht, Psychologie und auch in derPhysiotherapie einer Berücksichtigung der speziellenAnforderungen dieser PatientInnengruppe.

MS–Service ist eine Service-Plattform, die für MS-PatientInnen, Angehörige und involvierte Berufsgruppenkonzipiert wurde und sich als Ziel setzt, Sie bei dieserHerausforderung im Beruf zu unterstützen. Wir bieten einflächendeckendes Angebot mit seriösem Informations-fluss, Austausch- und Schulungsmöglichkeiten imRahmen von Veranstaltungen.Die Angebote von MS-Service reichen von einerHomepage (www.ms-service.at), einem Magazin(MSichtweisen), über Veranstaltungen bis hin zuBroschüren, die Themen wie Recht, Psychologie,Bewegung und Ernährung behandeln.

Eine Infoline bietet die Möglichkeit Kontakt zuExpertInnen aus den Gebieten Soziales, Medizinund Psychologie aufzunehmen.

Gerne weisen wir Sie auf unsere drei videounterstütztenOnline-Übungsmodule »Bewegung, Entspannung undKognition« hin, die für Sie und Ihre PatientInnen über denLink »MS-Extras« auf unserer Homepage zu finden sind.Detaillierte Informationen zu unseren zielgruppen-spezifischen Projekten finden Sie auf unserer Homepage.Ebenso können Sie uns über die Infoline (0800 203909)oder via Mail ([email protected]) kontaktieren.

Ein Service von Novartis Pharma GmbH1020 Wien, Stella-Klein-Löw-Weg 17T 43 1 866 57-0

www.novartis.atAT1308122044

16 physioaustria inform September 2013

MULTIPLE SKLEROSE Mag. Isolde Schurz-Klee

MS-Servicestellt sich vor…Ein Betreuungsprogramm der anderen Art

Die Broschüre MStärkend & stützendbeinhaltet eine Sammlung von physio-therapeutischen Übungen, die zur Kräfti-gung, Dehnung so wie der Förderung vonKoordination und Feinmotorik dienen.Alle Übungen sind in häuslicher Umgebungumsetzbar, die verwendeten Hilfsmittelfinden sich in jedem Haushalt wieder undmüssen nicht extra gekauft werden.Um die regelmäßige Durchführung desÜbungsprogrammes zu erleichtern, findensich hilfreiche Tipps unserer Expertin inpsychologischen Belangen.

Die Broschüre MSelbstsicher & sorgsam bietetAngehörigen neben physiotherapeutischen PartnerInnen-und Rückenschulübungen, zahlreiche psychologischeAspekte um das Gleichgewicht zu finden zwischenUnterstützung der/des Betroffenen so wie Wahrungder eigenen Interessen bzw. Bedürfnisse.

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NeuroorthopädieNeuroorthopädieDisability ManagementDisability Management

Die Donau-Universität Krems bietet den ersten berufsbegleitenden Masterstudiengang in Europa für SpezialistInnen im Bereichder neuroorthopädischen Bewegungserkrankungen an. Modernste Behandlungsmethoden und Technologien sollen bewegungs-behinderten Kindern und Erwachsenen eine hohe Lebensqualität ermöglichen.

Eine Vielzahl neuer Analyse- und Therapieverfahren hat die Möglichkeiten für bewegungsbehinderte Menschen im vergangenenJahrzehnt grundlegend verändert. Der neue praxisbezogene Universitätslehrgang umfasst neben Management der Betreuung undSocial Skills, die Grundlagen der Neuroorthopädie sowie die Theorie und Praxis dieser Behandlungsverfahren. Die TeilnehmerInnenerwerben die Fähigkeit, PatientInnen unter Berücksichtigung des sozialen Umfelds zu untersuchen, die Ergebnisse zu interpretierenund im Team individuelle Behandlungspläne zu erstellen. Sie erlernen die kritische Auseinandersetzung mit dem Diagnose-, Be-handlungs- und Rehabilitationsprozess, die Analyse der Fachliteratur sowie das Erstellen wissenschaftlicher Studien und Arbeiten.

Darüber hinaus erhalten sie Einblicke in etablierte therapeutische und orthopädietechnische Konzepte, in die Funktion spezialisierterInstitutionen und in Zusammenhänge zwischen Behinderung, Sport, Psychologie, Pädagogik, Ethik, Recht, Ökonomie und interkul-turellem Gesundheitsmanagement. Das erworbene Wissen wird auch praktisch durch Betreuung von PatientInnen in spezialisiertenInstitutionen in Österreich, Deutschland und der Schweiz unter Supervision gefestigt. Anerkannte ExpertInnen verschiedener Be-rufsgruppen begleiten die gesamte Ausbildung.

Berufsbegleitender UniversitätslehrgangBerufsbegleitender Universitätslehrgang

Abschluss: Akademische/r ExpertIn | Master of Science (MSc)Dauer: 3 bzw. 5 Semester, berufsbegleitendStart: 16. Oktober 2013Veranstaltungsorte: Donau-Universität Krems (AT), Kinder- und Neuroorthopädie Rummelsberg-Nürnberg (D), OrthopädischesSpital Wien-Speising (AT), Behandlungszentrum Aschau im Chiemgau (D), Kinderorthopädische Universitätsklinik Basel (CH) undParaplegiker-Zentrum Nottwil (CH)

Donau-Universität Krems. Die Universität für [email protected] | Tel. +43 (0)2732 893-2815www.donau-uni.ac.at/neuroorthopaediewww.donau-uni.ac.at/neuroorthopaedie

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18 physioaustria inform September 2013

AA.. CCeebbaallllooss--BBaauummaannnn//GG.. EEbbeerrssbbaacchh ((HHrrssgg..))((22001122)) Aktivierende Therapie beiParkinson-Syndromen. 2. Auflage.Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag.

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SS.. SScchhääddlleerr ((eett aall..)) ((22000099))Assessments in der Rehabilitation.Band 1: Neurologie. 2. Auflage.Bern: Verlag Hans Huber.

JJ.. MMeehhrrhhoollzz ((HHrrssgg..)) ((22000088))Frühphase Schlaganfall.Physiotherapie und medizinische Versorgung.Stuttgart: Thieme Verlag.

WW.. HHaarrttjee//KK.. PPooeecckk ((HHrrssgg..)) ((22000066))Klinische Neuropsychologie.Stuttgart: Thieme Verlag.6. unveränderte Auflage.

RR.. HHoorrsstt ((22000055))Motorisches Strategietrainingund PNF.Stuttgart: Thieme Verlag.

BB.. GGjjeellssvviikk ((22000022))Form und Funktion. Neurologie,Bobath-Konzept, Physiotherapie.Stuttgart: Thieme Verlag.

PP.. MM.. DDaavviieess ((22000022))Hemiplegie. Ein umfassendes Behandlungs.konzept für Patienten nach Schlaganfall undanderen Hirnschädigungen. 2. Auflage.Berlin: Berlin: Springer Verlag.

NNEEUUEERRWWEERRBBUUNNGG

NNEEUUEERRWWEERRBBUUNNGG

Literatur zumSchwerpunktNeurorehabilitation

Diplom- und Masterarbeiten

OO.. KKrreennnn ((22000099))Kardiorespiratorisches Training in derNeurorehabilitation. Innsbruck.

MM.. PPiimmmmiinnggeerr ((22000088))Erweiterte Anwendbarkeit der Constraint InducedMovement Therapy durch Modifikationen desTherapiekonzepts - ein Update für TherapeutInnenin der Neurorehabilitation. Innsbruck.

TT.. MMaarrkkoowwiittsscchh ((22000077))Neuropsychologie in der Physiotherapie. Wien.

MM.. KKööhhllee ((22000066))Mentales Training in der Neurorehabilitation.Innsbruck.

BB.. CCzzaacchhaayy ((22000055))Propriozeptionstraining im Stand bei neuro-muskulären Dysbalancen des Rumpfes. Wien

RR.. LLeettuuhhaa ((22000055))Einzelfallstudie zur Beurteilung der Sinnhaftigkeitvon atemphysiotherapeutischen und neurophysiolo-gischen Maßnahmen nach Bobath, in Bezug auf dieAtmung, bei MS- Patienten im Endstadium. Wien.

CC.. BBrruunnnnmmaayyrr ((22000033))Physiotherapie bei neurologischenLangzeitpatienten. Steyr.

KKuurrssee zzuumm SScchhwweerrppuunnkktt

GGaannggrreehhaabbiilliittaattiioonnbbeeii nneeuurroollooggiisscchheenn SSttöörruunnggeenn1199..1100.. –– 2200..1100..22001133DDoorrnnbbiirrnn,, LLaannddeessssppoorrttzzeennttrruumm VVorraarrllbbeerrgg1144..1122.. –– 1155..1122..22001133WWiieenn,, PPhhyyssiioo AAuussttrriiaa KKuurrsszzeennttrruumm

CChhrroonniisscchhee SScchhmmeerrzzeennSSppiieeggeelltthheerraappiiee uunndd MMeennttaalleess TTraaiinniinnggaallss aalltteerrnnaattiivvee BBeehhaannddlluunnggssmmöögglliicchhkkeeiitteenn0099..1111..22001133 WWiieenn,, PPhhyyssiioo AAuussttrriiaa KKuurrsszzeennttrruumm

MMuullttiippllee SSkklleerroossee1166..1111.. –– 1177..1111..22001133WWiieenn,, PPhhyyssiioo AAuussttrriiaa KKuurrsszzeennttrruumm

PPrroopprriioozzeeppttiivvee NNeeuurroommuusskkuulläärree FFaazziilliittaattiioonnWWoorrkksshhoopp1199..1111.. –– 2200..1111..22001133WWiieenn,, PPhhyyssiioo AAuussttrriiaa KKuurrsszzeennttrruumm

Themenschwerpunkt Neurorehabilitation

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UROLOGIE Elisabeth Udier, MSc, Christine Stelzhammer, MEd

IUGA Kongress in Dublin

Im Mai 2013 fand der 38. Kongress der »InternationalUrogynecological Association« statt. Die ursprünglichrein aus ÄrztInnen bestehende Gesellschaft hat vor eini-gen Jahren ihre Pforten für andere Gesundheitsberufe ge-öffnet und zählt in der Zwischenzeit viele Mitglieder ausdem Bereich der Physiotherapie, die dort in einem eige-nen Forum vertreten sind.

Das sehr aktive Forum Physiotherapie wird von Dr. BaryBerghmans (Department of Urology, University HospitalMaastricht) geleitet. Er engagiert sich ganz intensiv dafür,dass in den IUGA-Fachzeitschriften immer auch physio-therapeutische Artikel und Studien zu lesen sind. Soerfahren auch die ÄrztInnen regelmäßig, was physio-therapeutisch in diesem Bereich erforscht und möglichist. Bary Berghmans hat VertreterInnen aus allen Natio-nen in der Funktion von »Ambassadors« zur Mitarbeit ein-geladen. Für Österreich hat Barbara Gödl-Purrer, Mitglieddes fachlichen Netzwerks Uro-prokto-Gynäkologie undGeburtshilfe sowie Lehrende an der FH Joanneum Graz,heuer dieses Amt übernommen. In diesem Rahmen plantsie ein Projekt zur Übersetzung von Guidelines betreffendBehandlung von Inkontinenz.

Vor dem Beginn des Hauptprogramms wurde erstmalsein eintägiges Physioseminar veranstaltet, in dem sehrprominente SprecherInnen wie z.b. Kari Bo, MaeveWhelan, Bary Berghmans, Marijke Sliekerten Hove,Bärbel Junginger aktuelle Vorträge und Workshops gehal-ten haben. Einige Workshops waren mit PatientInnen,die vom Organisationsteam vor Ort organisiert wurden.Dadurch wurden die Workshops sehr praxisnahe. Einegroßartige Leistung, gerade in diesem Fachbereichsicherlich eine Herausforderung PatientInnen zurMitarbeit bei einem Kongress zu bewegen. Auch fürDiskussionen im kleinen Kreis standen die Größen derPhysiotherapie in diesem Bereich für Fragen undDiskussionen zur Verfügung. Der Kongress selbstbeinhaltete ein hochinteressantes »Cadaver-Lab«,das war ein sehr gut organisierter intensiver Ausflugin die Anatomie, ins Studierlokal. Anatomiegrößen ausder ganzen Welt kamen angereist um hier zu demonstrie-ren und zu lernen. Der praktische Teil im Studierlokal warsehr gut organisiert. In Kleingruppen wurde von Tisch zuTisch gegangen, an jedem Tisch wurde Anderes demons-triert und die Möglichkeit geboten dazu Fragen zu stellen.Eine Vielzahl an mündlichen Präsentationen im großenForum mit einem breiten Spektrum an Informationenüber aktuelle Untersuchungen rund um die ThemenGeburt, Beckenboden, Senkung, Beckenschmerz undInkontinenz waren der Kern des Kongresses. Auch KariBo gehörte zu den SprecherInnen, die mit zwei Referatenüber die »Hiatus Dimensions« im Kontext zur Muskelkraftdes Beckenbodens und zu Auswirkungen von generellemTraining vor und während der Schwangerschaft vertretenwar. Parallel und nach den wissenschaftlichen Sessionswurden hochkarätige Workshops zu spartenübergreifen-den Themen wie z.B. Sex and Pain angeboten, die gerade

durch die interdisziplinäre Zusammenset-zung der Vortragenden und angeregte Dis-kussionen mit den TeilnehmerInnen auchsehr praxisnahe Inhalte vermitteln konnten.Auch dem Thema Assessments wurdeneinige Vorträge und Workshops gewidmetum die PatientInnen immer besser erfassenund demnach behandeln zu können.

Eine große Posterausstellung war währenddem gesamten Kongress zu besichtigen.Ein Teil davon wurde besprochen.»Meet the Experts« gab Gelegenheit imkleinen Kreis während dem Mittagessenaktuelle Fragestellungen mit Kari Bo undBary Berghmans zu besprechen, wobei dieZeit knapp bemessen war. Den festlichenAbschluss bildete das Gala-Dinner, bei demin angenehmer Umgebung Networking mitKollegInnen aus dem Internationalen Bereichbetrieben werden konnte. Livemusik undTanz bildeten das »bewegte« Ende dieserVeranstaltung, die zugleich auch das Finisheines sehr gelungenen Kongresses war.

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Der Kongress der »International Urogynecological Association«wird von immer mehr Mitgliedern der Gesundheitsberufe besucht.

Advanced Integrative Health StudiesMaster of Science in Physiotherapy (MSc)Berufsbegleitender Masterlehrgang mit Schwerpunkten in> Klinische Expertise> Gesundheitsmanagement> Gesundheitsforschung> Gesundheitspädagogik

Studienstart Herbst 2013, Studiendauer variabel von 4 bis 10 Semester, alle Module auch einzeln als Fortbildung buchbar

Infos und Anmeldung unter www.fh-campuswien.ac.at/health_ml

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Themenschwerpunkt Neurorehabilitation

Die Vojta-Therapie stellt die wahrscheinlich am häufigs-ten diskutierte Form der neurologischen Behandlungs-techniken in Österreich dar. Weshalb eine gewisseUnkenntnis über die Vojta- Therapie herrscht, liegtvermutlich an verschiedenen Ursachen:Die meisten PhysiotherapeutInnen lernen die Vojta-Therapie im Rahmen der Grundausbildung als Behand-lungsmethode in der Pädiatrie kennen. Dabei ist dasAusmaß des Unterrichts stundenmäßig stark limitiert,wodurch Inhalte und Anwendungsbereiche der Vojta-Therapie nicht im Detail erläutert werden können. Einerder stärksten Kritikpunkte an der Vojta-Therapie ist dasvermeintlich schmerzgeplagte Schreien der Säuglingeund Kinder während der Behandlung. Die langjährigeErfahrung praktizierender KindertherapeutInnen aberzeigt, dass es zu keinem gestörten Eltern-Kind-Verhältniskommt. Vielmehr begründen sie das Schreien als Aus-drucksform von Anstrengung und Atemveränderung,was Inhalt und Teil der Therapiesituation darstellt.Neben der Behandlungstechnik in der Pädiatrie hat Vojtaauch beim Erwachsenen, vor allem in der Neurologie,einen hohen Stellenwert. Leider ist der Bekanntheitsgraddieser Anwendungsform sehr gering. In Österreich gibtes kaum PhysioherapeutInnen, die Vojta- Therapie beimErwachsenen praktizieren. Die Suche auf der PhysioAustria Homepage nach freiberuflichen »Vojta-Thera-peutInnen« ergibt in ganz Österreich ein Ergebnis von 40,unabhängig von Kinder- und Erwachsenenbehandlung.

Im Rehabilitationszentrum »Weißer Hof« wird die Vojta-Methode als Therapieform im neurologischen Bereichangewandt, vorrangig mit querschnittgelähmten Erwach-senen. Unsere PatientInnen sind stationär aufgenommenund erhalten in der Regel drei bis fünf Mal pro WocheEinzeltherapie. Im folgenden Text möchten wir die Vojta-Therapie vorstellen und von unseren Erfahrungen in derErwachsenenbehandlung berichten.

Die Vojta- Therapie ist eine neurophysiologische Behand-lungsmethode, die auf Dr. Vaclav Vojta – einen tsche-chischen Neuropädiater – zurück zu führen ist. Dr. Vojtaentwickelte diese Therapieform im Zuge der Behandlungvon Kindern mit spastischer Zerebralparese. Im Laufeseiner Forschungen und Beobachtungen erkannte er,dass seine Methode unabhängig vom Alter der PatientIn-nen Erfolge zeigt. Somit eignet sich die Vojta- Therapiefür die Kinder- und Erwachsenenbehandlung, vor allembei neuromuskulären Störungen.

Vojta - umstrittenoder unbekannt?

Ein Bericht aus der PraxisDie Vojta-Therapie kennt man normalerweise eheraus der Pädiatrie. Am RehabilitationszentrumWeißer Hof wird sie auch an Erwachsenen angewendet.

Vor Beginn der Vojta-Therapie (klein) undnach Abschluss derTherapie (groß)

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QUERSCHNITTLÄHMUNG Julia Fuchslueger, BSc und Claudia Galtberger

Die Vojta- Therapie basiert auf der sogenannten »Reflex-lokomotion«, womit automatisch ablaufende, zerebralabgespeicherte Fortbewegungsmuster gemeint sind.Diese beinhaltet die beiden Koordinationskomplexe desReflexkriechens und Reflexumdrehens, die in den Grund-positionen Rückenlage, Bauchlage und Seitenlage akti-viert werden. Im Reflexkriechen und Reflexumdrehensind alle angeborenen Bewegungsmuster zum Greifen,Umdrehen, Aufstehen und Gehen vorhanden. Als Basisfür diese komplexen Handlungen muss die physiologischgestreckte, potentiell drehfähige Wirbelsäule im Sinnedes Haltungshintergrunds vorhanden sein.

In der Therapiesituation nehmen die PatientInnen einegenau definierte Ausgangsstellung ein und die Therapeu-tInnen aktivierten durch Druck an vorgegebene Zonen(Druckpunkte) einen Bewegungsablauf. Diese Muskelak-tivierung entspricht der Reflexlokomotion im Sinne desReflexkriechens und Reflexumdrehens. Die Koordinationund Art der Muskelarbeit ist genau beschrieben und inden Meilensteinen der Ontogenese wieder zu finden.Somit kann der Körper physiologisch korrekte, pränatalgespeicherte Bewegungsmuster abrufen und reproduzie-ren. Ziel ist es diese elementaren Muster wieder ins all-tägliche Bewegungsverhalten aufzunehmen um posturaleStabilität, Aufrichtung der Wirbelsäule und somit Verbes-serung in Greifen und Mobilität zu gewinnen.

Durch von den TherapeutInnen gesetzte Reize werdenExterozeptoren stimuliert. Dabei sind die exakt einge-nommene Ausgangsstellung zur Reizung der Propriozep-toren im Bewegungsapparat und die genau definierteDruckrichtung zur Stimulation von Mechanorezeptoren inHaut und Muskel von großer Bedeutung. Diese auf diePatientInnen wirkenden Reize werden in Nervenerregungumgewandelt, über afferente Bahnen zerebral verarbeitetund als Efferenz zurückgeleitet. Die sichtbare Reaktionder PatientInnen in Form der immer gleich ablaufendenAntworten bestimmter Bewegungsmuster und vegetati-ven Zeichen zeigt das Erreichen dieses Regelkreises.

Bei der Vojta-Therapie werden die Skelettmuskulatur, dasvegetative Nervensystem und die sensiblen Nervenbah-nen angeregt und aktiviert. Somit können neben Körper-haltung und Fortbewegung auch Atmung, Verdauung,Ausscheidung, Schlafrhythmus, Schlucken und Sprechensowie Sensibilität positiv beeinflusst werden.

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Die Praxis zeigt uns Erfolge, die eine bedeutende Steige-rung der Lebensqualität nach sich ziehen. PatientInnenerleben direkt nach der Vojta-Therapie eine Erleichterungdes Bewegungsverhaltens im Alltag. Zusätzlich tretenhäufig Besserungen auf, die in der klassischen Physio-therapie nicht primär erwartet werden. Beispielsweiseberichtet ein hochzervikal gelähmter Tetraplegiker vombesseren Ein- und Durchschlafen. Ein anderer Patient erzählt von regelmäßigem Stuhlgang. Bei einer zerebral-paretischen Patientin verringert sich das belastende Stot-tern in Stresssituationen seit sie Vojta-Therapie erhält.

Diese »Nebenwirkungen« sind für durchaus auch skepti-sche PatientInnen erstaunlich, und fallen nicht primär indie Zielsetzungskategorie für PatientInnen und Therapeu-tInnen. In der ausführlichen Befunderhebung werden vor allem funktionelle Fähigkeiten (Lagewechsel, Stütz-aktivität, Gehen, etc.) beschrieben und dokumentiert.Abweichungen von der Symmetrie bzw. einer idealenStreckung der Wirbelsäule erhalten besonderes Augen-merk, und werden im direkten Wiederbefund analysiert.Letztlich sind alle funktionellen Defizite auf mangelndeStabilität und physiologische Extension in Teilen der Wirbelsäule zurückführbar und somit für die Therapie vonganz besonderer Wichtigkeit.

Die inadäquate Aufrichtung der Wirbelsäule und des Be-ckens ist ein zentrales Defizit bei akuten und chronischenQuerschnittgelähmten. Ein eingeschränkter Aktionsra-dius der Extremitäten und vermindertes Gleichgewicht inallen Lagen sind die direkten Folgen. Vor allem bei chro-nischen QuerschnittpatientInnen, die auf das HilfsmittelRollstuhl angewiesen sind, ist die sekundäre Skoliose eingroßes Problem, das negativen Einfluss auf Sitzposition,Hautbelastung, Atmung, Verdauung aber auch Alltags-aktivitäten hat.

Durch die unbewusste Aktivierung können vor allemdiese Fehlhaltungen der Wirbelsäule, die nur sehr schwerbewusst wahrgenommen werden, positiv beeinflusst undkorrigiert werden. Mit der Vojta-Therapie haben wir eineoptimale Behandlungsmöglichkeit für PatientInnen mitsensiblen und motorischen Einschränkungen unter-schiedlichen Grades. Über die veränderte posturale Sta-bilität wiederum sind QuerschnittpatientInnen wesentlichbesser in der Lage ihren Alltag zu bewältigen. Sitzposi-tion, Lagewechsel und Transfers, sowie die Fortbewe-gung im Rollstuhl werden durch die Vojta- Behandlungsekundär optimiert.

Die Körpergebiete distal der Läsionshöhe werden beimkompletten sowie auch beim inkompletten Querschnittdurch Vojta- Therapie beeinflusst. Inkomplette, gehende Querschnittgelähmte verfügen nichtüber die notwendigen ventralen und dorsalen Muskelkettenum ein physiologisches Gangbild gewährleisten zu können.Mit Vojta-Therapie werden genau diese funktionellen Mus-kelschleifen in Basismustern (Reflexkriechen und Reflexum-drehen) aktiviert und Ausweichbewegungen somit auf einMinimum reduziert. PatientInnen berichten von Schmerz-minderung (durch Reduktion von Kompensationsstrategien)und subjektiver Erleichterung beim Gehen in Bezug aufAusdauer und Gangsicherheit.

Das Vorhandensein von Spastik kann für alle Querschnitt-patienInnten, unabhängig vom Ausmaß der Läsion, zur vorherrschenden Belastung werden. Dabei bietet die Be-handlung nach Vojta als Tonus regulierende Therapie eineAlternative zur Einnahme von Medikamenten oder invasivenBehandlungen. Die Testung von Spastik und das Feedbackvon PatientInnen zeigen uns, dass Vojta-Therapie zumindestauf spinaler Ebene trotz Querschnittlähmung auch distalder Läsionshöhe Einfluss nehmen kann.

Mit Hilfe der Vojta-Therapie, als neurophysiologische Behandlungsmethode, haben wir die Möglichkeit direkt aufdie verletzte Struktur – das ZNS – Einfluss zu nehmen.

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Themenschwerpunkt Neurorehabilitation

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Vor Beginn der Vojta-Therapie (klein) undnach Abschluss derTherapie (groß)

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KURSBERICHT Gudrun Diermayr, PhD

Balance RehabilitationAm 1. und 2. Juni 2013 fand an der Univer-sitätsklinik für Neurologie an der Medizini-schen Universität Wien der Physio AustriaKurs »Balance Rehabilitation« statt. Referen-tinnen waren Prof. Dr. Ann Shumway-Cookund Prof. Dr. Marjorie Woollacott. Beide sindinternational führende Wissenschafterinnenim Bereich der Gang- und Haltungskontrolle.Gemeinsam publizierten sie das Buch »MotorControl: Translating Research into ClinicalPractice«. Dieses Buch gehört internationalzu den Standardwerken in der evidenz-basierten physiotherapeutischen Ausbildung.Ann Shumway-Cook ist zudem eine Pionierinder ersten Stunde für eine moderne, eigen-ständige, wissenschaftlich-geleitete Physio-therapie. Zusätzlich zu ihrer äußersterfolgreichen wissenschaftlichen Karriere,arbeitet Dr. Shumway-Cook bis heute alsPhysiotherapeutin in der Balance Rehabi-litation.Ziel des Kurses (in englischer Sprache) wares, neue wissenschaftlich-basierte Konzeptein der Untersuchung und Behandlung vonBalance-Einschränkungen bei geriatrischenund neurologischen PatientInnen zu präsen-tieren. Besonderes Augenmerk wurde dabeiauf Erkenntnisse über die physiologischenGrundlagen normaler und eingeschränkter

Balance gelegt, und darauf, wie diese Er-kenntnisse die tägliche Praxis bereichernkönnen. Die ICF und vor allem das »DynamicSystems Model of Motor Control« bildetenden theoretischen Rahmen. In diesem Kon-text wurde auch die Wichtigkeit einer diffe-renzierten Untersuchung und Behandlungder sensorischen, motorischen und kogniti-ven Aspekte der Balance-Kontrolle hervor-gehoben. Zusätzlich zu dem vielfältigentheoretischen Input bestand ausreichendMöglichkeit, in der Gruppe und mit denReferentinnen zu diskutieren und in den»Lab Sessions« bekannte und neue standar-disierte Tests durchzuführen, bisher Prakti-ziertes zu überdenken und zu adaptieren undsomit das Gelernte im praktischen Kontextzu beleuchten.Das Lernklima im Kurs war geprägt vonamerikanischer Offenheit und dem reichenErfahrungsschatz der beiden Referentinnenin der Lehre, der Praxis und der Forschung.Fünfzehn Therapeutinnen nahmen dieseseinmalige Angebot wahr, darunter KollegIn-nen aus der Schweiz und Deutschland.Der Kurs war ein gelungenes Beispiel fürden Transfer von Grundlagen- und klinischenForschungsergebnissen in die therapeuti-sche Praxis.

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Nach einer Verletzung des zentralen oder peripherenNervensystems bzw. im Rahmen einer neurologischenErkrankung hat die Physiotherapie einen sehr hohenStellenwert. Neben einem fundierten Wissen über Neuro-anatomie, Physiologie und neurologischen Symptomenerlernen alle PhysiotherapeutInnen im Rahmen derGrundausbildung und durch Zusatzausbildungen neuro-physiologische Behandlungskonzepte.Es ist also davon auszugehen, dass alle TherapeutInnen,die mit neurologischen PatientInnen arbeiten, dieadäquaten physiotherapeutischen Interventionenbeherrschen. Neurorehabilitation beinhaltet aus physio-therapeutischer Sicht jedoch noch mehr:

° Orthopädische Versorgung - Schuhe, Einlagen,Schienen, Orthesen, etc.

° Rollstuhlauswahl und -anpassung

° Elektrostimulation, elektronische Vorfußhebeorthese

Fast alle diese Themen erfordern ein interdisziplinäresTeam (ErgotherapeutInnen, LogopädInnen, SportlehrerIn-nen, SportwissenschafterInnen, OrthpädietechnikerIn-nen, ÄrztInnen) mit einem hohen Maß an Fachwissenund Erfahrung.Voreilige oder inadäquate Verordnungen und Versorgun-gen haben in der heutigen Zeit leider verheerendeKonsequenzen:Da die Kostenträger nur eine Verordnung bewilligen undbezahlen, ist eine nachfolgende Änderung nahezu un-möglich. Erfolgen Verordnungen von Hilfsmitteln zu früh,muss der Patient/die Patientin mit diesem Hilfsmittelzurechtkommen, auch wenn sich sein/ihr Aktivitätsgradändert.Im Idealfall fällt die endgültige Entscheidung über diekonkrete Versorgung so spät wie möglich. Erst wenn dieErstrehabilitation dem Ende zugeht, lässt sich feststellenwelche Schiene, welches Rollstuhlmodell, … für denPatienten/die Patientin passend ist. Hier ist die statio-näre Rehabilitation eindeutig im Vorteil: Die PatientInnenerproben im Laufe des Aufenthalts verschiedene Hilfsmit-tel. Objektive Testverfahren dienen dem Vergleich undder Auswahl geeigneter Hilfsmittel, aber auch derBegründung gegenüber den Kostenträgern.

Die Hilfsmittelversorgung erfordert eininterdisziplinäres Team mit einem hohen Maßan Fachwissen und Erfahrung.

Rundumpaketin der Neurorehabilitation

Rehabilitationseinrichtungen verfügen über eine großeAuswahl an Produkten und arbeiten eng mit Herstellernund Vertrieb von Medizinprodukten zusammen. Dadurchsind individuelle Lösungen rasch und unkompliziert mög-lich. Weiters muss jegliche Hilfsmittelversorgung optimalan den Patienten/die Patientin und seine/ihre Funktio-nen angepasst sein. Eine Über- oder Unterversorgung istweder gegenüber dem Patienten/der Patientin noch ge-genüber dem Kostenträger vertretbar. Schließlich sindnicht verwendete Hilfsmittel die Schlechtesten.

Orthopädische VersorgungBei einer Gangbildstörung muss der/die Physiothera-peut/in erkennen können, wann ein Schuh, eine Schieneoder eine Orthese indiziert ist. Ein/e Patient/in mit einerVorfußhebeproblematik könnte beispielsweise mit einemorthopädischen Schuh mit oder ohne integrierterSchiene, einer Carbonorthese, einer Kunststofforthesemit Zügeln oder auch einem elektronische Fußhebesys-tem versorgt werden. Diese Vielfalt müssen TherapeutIn-nen kennen und daraus die richtige Auswahl treffen.Das betreuende Team macht aufgrund objektiver Beurtei-lungskriterien den PatientInnen und/ oder Angehörigeneinen Verordnungsvorschlag, der auch dem Kostenträgergegenüber vertretbar ist. Die endgültige Entscheidungfällt in Absprache mit den PatientInnen.

Die Modelleinlage dient der Korrektur einer Fußfehlhal-tung oder der Unterstützung des Fußes bei Fehlstellung.Beides erfordert geeignetes Schuhwerk: Der Schuh mussder Einlage Gegenhalt und einen festen Sitz bieten. EineModelleinlage in einer Badesandale oder einem weichenSneaker ist effektlos.Ein orthopädischer Schuh muss bei neurologischenPatientInnen über das Sprunggelenk reichen um diesesstabilisieren zu können. Bei Tonuserhöhung wird oftmalszusätzlich ein Innenschuh zur Fuß-/ Sprunggelenkskor-rektur angefertigt. Bei Vorfußhebeschwäche ist esmöglich die Fußheberschiene direkt in den Schuh zuintegrieren.Bei der Anpassung einer Fußheberorthese ist es wichtigzu beachten, dass der Fuß durch die Muskelschwäche ineiner Fehlhaltung steht. Diese muss bei der Auswahl derOrthese mit korrigiert werden (Art der Orthese, Aufbaueiner Einlage). Es gibt ein breites Spektrum an Konfekti-onsschienen- aus Carbon, aus Kunststoff, mit oder ohneFührungszügel, mit oder ohne Gelenk usw.- jedoch ist esauch möglich, eine Maßanfertigung durch den Orthopä-dietechniker zu erhalten.

Themenschwerpunkt Neurorehabilitation

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Claudia Galtberger Claudia Galtberger ist Physio-ist Physio-therapeutin und seit 2004 imtherapeutin und seit 2004 imRZ Weißer Hof auf der Quer-RZ Weißer Hof auf der Quer-schnittabteilung tätig. Sie istschnittabteilung tätig. Sie istexterne Lektorin an der FH St.externe Lektorin an der FH St.Pölten und FH Wien.Pölten und FH Wien.Marianne Knapp Marianne Knapp ist leitendeist leitendePhysiotherapeutin am RZ Wei-Physiotherapeutin am RZ Wei-ßer Hof und externe Lektorin anßer Hof und externe Lektorin ander FH St. Pölten.der FH St. Pölten.

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HILFSMITTELVERSORGUNG Marianne Knapp und Claudia Galtberger

Wenn die Muskelschwäche nicht nur den Vorfuß, sonderndas ganze Bein betrifft, kann nach der Remissionsphaseder Einsatz eines 3-teiligen Gehapparats sinnvoll sein.Diese Orthesen bestehen aus 3 Stützen (Oberschenkel,Unterschenkel, Fuß) und dazwischenliegenden Gelenken,die verriegelt werden können. Da sie maßangefertigt wer-den, muss bei der Anpassung eines 3- teiligen Gehappa-rats oder einer individuellen Vorfußhebeorthese dasendgültige Ausmaß der Atrophie beziehungsweise derGewebeveränderung erreicht sein.Auch bei der oberen Extremität muss an Orthesen undSchienen gedacht werden. Ein subluxierter Humeruskopf,eine tetraplegische Hand oder tonusbedingte Fehlstellun-gen oder Fehlhaltungen der oberen Extremität bedürfeneiner Versorgung.Es gibt eine große Auswahl vorgefertigter Produkte fürdie obere Extremität. In der Praxis werden diese Anpas-sungen von ErgotherapeutInnen vorgenommen, maßan-gefertigt oder adaptiert, da sie hier ein höheres Maß anWissen und Können besitzen.Bei allen neurologischenPatientInnen muss aufgrund der mangelnden Sensibilitätund teilweise verringerter Compliance die Hautsituationengmaschig kontrolliert werden!

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Rollstuhlanpassung und -versorgungWenn es um die optimale Rollstuhlanpas-sung geht, muss zuerst geklärt werden wieder Rollstuhl angetrieben wird und welcherEinsatzbereich für die PatientInnen realis-tisch ist. Aktive, fitte ParaplegikerInnen benötigen ein anderes Rollstuhlmodell alsapallische PatientInnen. Generell unterscheidet man anhand des Antriebes zwischen Elektrorollstuhl und mechanisch betriebenem Rollstuhl. Bei allenArten ist eine aufrechte symmetrische Sitz-position das primäre Ziel, das es mit speziel-len Rückensystemen zu erreichen gilt. Diesemuss kreislauf- und aktivitätsbedingt er-arbeitet werden, und somit im Bedarfsfallmehrmals adaptiert werden.Mit dem Elektrorollstuhl besteht die Möglich-keit mittels Hand-, Finger- oder Kinnsteue-rung zu fahren. Einige Modelle ermöglichenes mit dem Elektrorollstuhl in Liege- oderStehpositionen zu kommen, was eineenorme Erleichterung für das Pflegepersonalim Alltag mit sich bringt, jedoch mit höherenAnschaffungskosten verbunden ist. Bei den mechanisch betriebenen Rollstühlen unterscheidet man Lehnstühle, Standard-, Leichtgewichts- und Aktivrollstuhl. Ein Lehnstuhl hat die Aufgabe unselbständigePatientInnen in eine aufrechte Sitzpositionzu bringen. Dafür können Pelotten, Kopf-stütze, aufsteckbare Tischplatten oder Gurtenotwendig sein. Weiters benötigen pflegendeAngehörige oder das Pflegepersonal höhereSchiebegriffe mit zusätzlichen Bremsen um sich den Pflegealltag zu erleichtern.

Der Standardrollstuhl dient dem Kranken-transport und ist eine vorübergehende Ver-sorgung für PatientInnen, die in absehbarerZeit keinen Rollstuhl mehr benötigen.Leichtgewichts- und Aktivrollstühle bietendie Möglichkeit an PatientInnen anpassbarzu sein. Das heißt, dass Sitzbreite, Sitztiefe,Sitzhöhe (vorne und hinten), Rückenlehnen-höhe individuell einstellbar sind. Außerdemmuss die Entscheidung zwischen Armlehnenoder Kleiderschutz beziehungsweise zwi-schen einem Fußbrett oder geteilten Fußtei-len getroffen werden.

Das Gesamtgewicht und die Gesamtbreite des Rollstuhlsspielen eine große Rolle im Alltag. Beispielsweise kann einschwerer Elektrorollstuhl nicht ohne Hebebühne in einenBus gehoben werden. Bezogen auf die Gesamtbreite desRollstuhls muss die häusliche Situation (vor allem Tür-breiten und Liftgrößen) abgeklärt werden. Nicht zu vergessen ist die Auswahl des Sitzkissens. DieHautbelastbarkeit, Inkontinenz und das Sitzgleichgewichtder PatientInnen sind entscheidende Parameter. Das Sitz-kissen muss aber auch mit den Maßen des Rollstuhls zusammenpassen. Hier ist vor allem die Höhe des Sitz-kissens zu beachten, da sie Einfluss auf die Rückenleh-nenhöhe hat.Auch bei der Rollstuhlversorgung gilt es, die PatientInnennicht über- oder unter zu versorgen. Hier sind der Aktivi-tätsgrad und der Einsatzbereich im Alltag die entscheiden-den Punkte. Es ist somit auch bei dieser Hilfsmittelversor-gung sinnvoll das Ende der Rehabilitation abzuwarten.

ElektrostimulationVor allem in der Neurologie ist eine Heimversorgung miteinem Elektrostimulationsgerät häufig indiziert.TäglicheStimulation ist bei peripheren und zentralen Lähmungenwichtig und kann im Rahmen einer ambulanten Therapiekaum gewährleistet werden. Deshalb müssen die Patien-tInnen, eventuell mit Hilfe der Angehörigen, zuhause selb-ständig stimulieren. Dies erfordert eine Unterweisung imUmgang mit dem Gerät und die Bereitschaft zur Mitarbeit.Voraussetzung ist die Durchführung einer Elektrodiagnos-tik durch einen Facharzt/ärztin für Physikalische Medizinund Rehabilitation. Festgelegt wird dabei ein sinnvollerStimulationsplan mit genauer Elektrodenanlage, Stromart(es gibt mehr als nur Exponential- und Schwellstrom) und

Themenschwerpunkt Arbeitsmedizin

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Stromstärke. Gemeinsam mit einer ausführlichen neurologischenUntersuchung gibt sie Auskunft über Remissionspotential undsomit die Dauer der Elektrostimulation. Die Gefahren unsachgemä-ßer Elektrostimulation sind allen PhysiotherapeutInnen bekannt,müssen aber auch den PatientInnen vermittelt werden. Wenn diesnicht 100%ig sicher ist, ist von einer Heimversorgung abzusehenund die ambulante Betreuung vorzuziehen.Besonders zu erwähnen sind elektronische Fußhebesysteme, diesich in der Neurorehabilitation bewährt haben. Eingesetzt werdensie bei Vorfußhebeschwäche durch zentrale Läsionen des Nerven-systems. Die Elektrostimulation der Vorfußheber beim Gehen mussin einer mehrwöchigen Phase mit dem Patienten/der Patientingetestet werden. Vor allem bei hoher Spastizität bedarf es einervorhergehenden Elektrostimulation zur Tonusreduktion und zumMuskelaufbau der ventralen Unterschenkelmuskulatur.Zusammenfassend ist ein hohes Maß an Fachkompetenz und klareAufgabenteilung zwischen den beteiligten Berufsgruppen für eineadäquate Hilfsmittelversorgung notwendig. Die Zusammenarbeitmit, aber auch die Abgrenzung gegenüber anderen Berufsgruppenist unerlässlich. Die Hilfsmittelversorgung in stationären Rehabilita-tionseinrichtungen ist aufgrund der Zusammenarbeit im interdiszip-linären Team, der vorhandenen Infrastruktur und der dauerndenAnwesenheit der PatientInnen leicht und gut möglich.

Welche Möglichkeiten haben PhysiotherapeutInnenin der freien Praxis?Leider ist es häufig schwierig, sich umfassende Kompetenzen imRahmen der Ausbildung und weiterführender Fortbildungen anzu-eignen. Das bestehende Angebot an Workshops oder berufsüber-greifenden Kursen ist mangelhaft. Es gibt Kompetenzzentren mitdenen Kooperationen möglich sind. Dieses Angebot muss unbe-dingt genutzt werden, auch wenn es im Moment nicht flächende-ckend zur Verfügung steht.

HILFSMITTELVERSORGUNG Marianne Knapp und Claudia Galtbergerbe

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Themenschwerpunkt Neurorehabilitation

Thesy Feichtinger-Zrost, MSc Thesy Feichtinger-Zrost, MSc ist Leiterin des fachlichen Netzwerks ist Leiterin des fachlichen Netzwerks Hippotherapie von Physio Austria. Sie ist Hippotherapie von Physio Austria. Sie ist Physiotherapeutin mit Zusatzausbildung in Physiotherapeutin mit Zusatzausbildung in Bobath- und Hippotherapie sowie Lehrwart fürBobath- und Hippotherapie sowie Lehrwart fürBehindertenreiten. Sie hat ein MasterstudiumBehindertenreiten. Sie hat ein Masterstudiumim Bereich Neuroorthopädie abgeschlossenim Bereich Neuroorthopädie abgeschlossenund arbeitet als leitende Therapeutin im und arbeitet als leitende Therapeutin im Ambulatorium für Entwicklungsdiagnostik Ambulatorium für Entwicklungsdiagnostik und Therapie der Lebenshilfe Salzburg.und Therapie der Lebenshilfe Salzburg.

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LITERATUR

Dietze S.: Balance in der Bewegung, FN Verlag der Deutschen Reiterlichen Vereinigung GmbH, Warendorf 1993

Feichtinger-Zrost T.: Auswirkungen der Hippotherapie auf Haltungskompetenz und Beweglichkeit im Rumpf, Donauuni 2012

Künzle U.: Hippotherapie auf den Grundlagen der Funktionellen Bewegungslehre Klein-Vogelbach, Hippotherapie-K Theorie, prakti-sche Anwendung, Wirksamkeitsnachweis, Springer-Verlag 2000

Strauß I.: Hippotherapie, Sonderheft des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten, S.14-17, o.J.

Strauß I.: Hippotherapie, 3. Auflage, Hippokrates 2000

Swift S.: Reiten aus der Körpermitte, Albert Müller Verlag 1991

Tauffkirchen E.: Der gute Sitz auf dem Pferd – Voraussetzung für eine wirksame Hippotherapie, Krankengymnastik Zeitschrift für Physikalische Therapie, Bewegungstherapie, Massage, Prävention und Rehabilitation, Sonderdruck 43. Jg. (11/1991), S 1257-1260, Richard Pflaum Verlag 1991

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HIPPOTHERAPIE Thesy Feichtinger-Zrost, MSc

Die Physiotherapie auf dem Pferd findetauch in der Neurorehabilitation ein breitesAnwendungsfeld.

Hippotherapie in derNeurorehabilitation

Durch die ständige Beckenbewegung, die das Pferdfordert und fördert, kommt es zu einer Mobilisation derWirbelgelenke und der Hüftgelenke. Die in der Hippo-therapie auftretenden Kräfte bewirken ein besonderesRumpftraining mit dynamischer Stabilisation der Brust-wirbelsäule. Die Wirbelsäule soll extendiert stabilisiertbleiben, während das Becken bewegt wird. Durch diegute Aufrichtung kommt es zur physiologischen, sym-metrischen Nackenstreckung. Dies ermöglicht ein gutesHalten des Kopfes, was für das Gleichgewicht einenwichtigen Faktor darstellt. (Dietze 1993)

Da vom Pferd eine kontinuierliche wechselseitigeSchwingung auf die PatientInnen übertragen wird, kommtes zu einer ständigen, rhythmischen Stimulation beiderKörperhälften, wodurch Symmetrie gefördert wird.Auf die Muskulatur wirkt die Hippotherapie tonusregulie-rend. Durch die Wärme und die gleichmäßige Bewegungdes Pferdes lassen Spasmen in den Extremitäten oftdeutlich nach, hypertone Muskulatur wird in RichtungNormtonus gesenkt, während bei hypotoner Muskulatureine Tonuserhöhung erreicht werden kann. Eine perma-nente Koordinationsschulung und ein hervorragendesGleichgewichtstraining sind weitere wichtige Faktorenin der Hippotherapie.In einer Studie konnte außerdem gezeigt werden, dasssich durch regelmäßige Hippotherapie das Ausmaß derRumpflateralflexion (Seitbeugung) und der Inklination(Vorbeugung) sowie die Aufrichtung im Lot signifikantverbessern lässt (Feichtinger-Zrost 2012).

Auch darf die Wirkung auf die Atmung nicht vergessenwerden. Da die aktive Rumpfaufrichtung leichter einge-nommen und gehalten werden kann, wird in der Hippo-therapie die Atembewegung entscheidend intensiviert.Um von der Brustkorbatmung, wie sie viele der PatientIn-nen haben, in eine vermehrte Bauchatmung zu kommen,muss dem Zwerchfell mehr Raum gegeben werden. Dieskann durch ein Normalisieren der Bauchmuskelspannungerzielt werden, was auf dem Pferd besonders gut gelingt.Mit einem Loslassen und Anspannen der Bauchmuskula-tur gelingt ein gelösteres Sitzen und damit eine bessereBasis für den Balanceakt des Rumpfes (Strauss 2000,S 7f, 80, 110; Swift 1992, S 20-24).

Die Hippotherapie bietet die Möglichkeit, Therapie aufdem, sich bewegenden Pferderücken durchzuführenund kann so oft entscheidend zum Behandlungserfolgbeitragen.Zur rein physiotherapeutischen Wirkung kommt beider Hippotherapie noch das Pferd als Motivationsfaktorhinzu: Ein großes, schönes Tier, das Freude und Stolzvermittelt, vielleicht auch etwas Respekt, das großen Auf-forderungscharakter hat und das die PatientInnen trägt.Die positive psychische Verstärkung hilft oft, bisherigeGrenzen zu überwinden. Gerade in der Neurorehabilita-tion bewirkt dies häufig eine Selbstbestätigung, ein bes-seres Annehmen der neuen Situation und eine enormeSteigerung des Selbstvertrauens. Außerdem werden alleBereiche der Sensorik angesprochen. Hippotherapiebringt Motivation, wodurch die Mitarbeit verbessertund Erfolge gesteigert werden.

Kommen wir aber zurück zum physiotherapeutischenAspekt der Hippotherapie. Die PatientInnen sitzen imSpreizsitz auf dem Pferd, der Kontakt zum Pferderückengeht über die Innenseite der Oberschenkel und dasGesäß (v.a. im Bereich der Schambeinäste). Dies ist dieUnterstützungsfläche für das Ausbalancieren von Be-cken, Wirbelsäule, Rumpf und Kopf. Das Becken über-nimmt die mehrdimensionalen Schwingungen desPferderückens (beim mittleren Schritt eines Großpferdesca. 90-110 pro Minute). Die PatientInnen reagieren mitfolgenden Bewegungsantworten:

° Vor- Zurück-Bewegung um die fronto-transversaleAchse, das Becken geht nach dorsal und federtzurück in die Ausgangsstellung, die Wirbelsäulesoll die Bewegungsimpulse möglichst in Aufrichtungwiderlagern und stabilisieren.

° Seit- zu- Seit- Bewegung um die sagitto-transversaleAchse, wobei das Becken abwechselnd rechts undlinks absinkt und die Lendenwirbelsäule in eineLateralflexion mitnimmt.

° Hoch- Tief- Bewegung in der Körperlängsachse

° Rotationen um die fronto-sagittale Achse entstehendurch die gleichzeitige Vorwärtsbewegung, die dasBecken und die Hüften im Wechsel nach rechts undlinks vorschiebt (Strauss 2000).

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Themenschwerpunkt Neurorehabilitation

Die meisten Menschen verbinden Hippothe-rapie mit der Therapie von Kindern mitCerebralparesen; sie kann aber auch beiPatientInnen mit Multipler Sklerose, Hemi-parese nach Insult, Querschnittlähmung,spinaler Muskelatrophie, Neuropathienu.v.m. hervorragende Ergebnisse erzielen.Leider wird dies von den Krankenkassenkaum anerkannt.So kann man z.B. bei PatientInnen nachApoplexie relativ rasch deutliche Verbesse-rungen des Gleichgewichtes und der Sym-metrie beobachten und die Spastik bzw.Hypertonie in den hemiparetischen Extre-mitäten lässt sich erheblich reduzieren.PatientInnen mit Multipler Sklerose berich-ten häufig, sich auf dem Pferd zu fühlen,»als würden sie schweben« und sie bemer-ken deutliche Verbesserungen beim Gehensowohl in Bezug auf den Bewegungsablauf,als auch beim Halten des Gleichgewichts.Diese Wirkung hält bei einigen PatientInnennach regelmäßiger wöchentlicher Therapieauch in Therapiepausen über 4-6 Wochenan, spätestens dann sollte die Therapie fort-gesetzt werden. Beim schubhaften Verlaufder Krankheit kann zwischen den Schübenmit Hilfe von Hippotherapie ein größtmög-liches Bewegungs- und Koordinations-Ausmaß zurückgewonnen werden.Bei PatientInnen mit Neuropathien, spinalerMuskelatrophie und dgl. kann durch Hippo-therapie eine Verlangsamung der Auswirkun-gen des degenerativen Prozesses erreichtwerden. Die Erfahrung zeigt, dass Gangfähig-keit Rumpfaufrichtung- und Stabilität längererhalten bleiben können (Bild 2 und 3).

Für PatientInnen mit Paraplegie gibt es imdeutschen Westfalen ein Zentrum unter derLeitung von Dr. med S. Fieger, das sich aufdie Behandlung dieser PatientInnen mit Hilfevon Pferden spezialisiert hat. Hier wird nichtnur Hippotherapie angeboten, sondern diePatientInnen können danach auch ins sport-lich therapeutische Reiten einsteigen. Diesermöglicht ihnen einen Sport, den sie ge-meinsam mit nicht behinderten Menschendurchführen können!

Ein sehr aktuelles und herausragendes Beispiel für dieRehabilitation von PatientInnen mit Querschnittlähmungist der österreichische Goldmedaillengewinner der Parao-lympischen Spiele von London 2012 Pepo Puch. Er war eininternational erfolgreicher Vielseitigkeitsreiter, als er vorviereinhalb Jahren eine Fraktur im Bereich C3/4 erlitt.Einige Zeit war er vollständig gelähmt und arbeitete sichlaut eigenen Aussagen vor allem mit Hilfe der Hippothera-pie (auf eigenem Pferd) wieder zurück ins normale Leben.Nach 3 Monaten täglicher Hippotherapie begann er lang-sam mit dem sportlich therapeutischen Reiten. Inzwi-schen ist er wieder mit nur 1 Stock gut gehfähig! Er selbstsagt, dass er vor allem die Spastik in den Beinen undArmen und die Koordination der Bewegungen nur mitregelmäßigem Reiten beherrschen kann und dass er ohnePferd sicherlich rasch wieder im Rollstuhl landen würde.In Österreich wird die Hippotherapie vorwiegend ambu-lant durchgeführt; in Rehabilitationszentren täglich Hippo-therapie zu erhalten, ist leider noch nicht möglich. Aberauch die wöchentlichen Einheiten zeigen sehr gute Resul-tate und sind für die Rehabilitation neurologisch erkrank-ter PatientInnen in ihrer Wirkung durch keine andereTherapie ersetzbar. Sie helfen ihnen, Funktionen zurück zuerlangen oder zu erhalten, oft dadurch länger selbständigzu bleiben oder in Teilbereichen wieder selbständig zuwerden. Auch wirkt sich die Hippotherapie äußerst positivauf die Psyche aus. Eine Erstattung der Kosten dieserTherapieform in ganz Österreich durch die Krankenkassenwäre gerade im Sinne der Rehabilitation und zur Erhaltungerreichter Selbstständigkeit dringend notwendig.

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Haltung zu Therapie-beginn (klein) undnach 20 MiuntenHippotherapie (groß).

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Georg SuppGeorg Suppist Physiotherapeut und ist Physiotherapeut und Senior Instructor im Senior Instructor im McKenzie Institute Interna-McKenzie Institute Interna-tional. Die Übernahme destional. Die Übernahme desNachrufs auf Robin McKenzieNachrufs auf Robin McKenzieerfolgt mit freundlicher erfolgt mit freundlicher Genehmigung des McKenzieGenehmigung des McKenzieInstitutes. Institutes.

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NACHRUF ROBIN MC KENZIE Georg Supp

NACHRUF

»My patients taught me all I know«

Robin wurde 1931 in Auckland auf der Nord-insel Neuseelands geboren. 1952 machte er seinen Abschluss an der New ZealandSchool of Physiotherapy in Dunedin. Bereitsein Jahr später, eröffnete er seine eigenePraxis in der Hauptstadt Wellington. Eine Zufallsentdeckung bei einem Rückenpatien-ten einige Jahre später, veranlasste ihn, genauer hin zu schauen. Von nun an erfassteer systematisch, welchen Effekt einfache Bewegungen und Haltungen auf Symptomeund Beweglichkeit von Wirbelsäule und Gelenken bei Patienten haben können. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren entwickelte er ein logisches Untersuchungs-und Behandlungssystem.

In den 80er Jahren konfrontierte er die Fach-welt mit seinen Erkenntnissen und eröffneteMillionen von PatientInnen somit die Mög-lichkeit, sich effektiv selbst zu behandeln.Sein System erlangte weltweite Bedeutungund ist heute unter dem Namen »Mechani-sche Diagnose und Therapie – MDT« be-kannt. Robin McKenzie beeinflusste – wiekein anderer – nachhaltig Diagnose und Management von muskuloskeletalen Be-schwerden. Tausende Kliniker in der ganzenWelt verdanken ihm viel … Millionen von PatientInnen alles.Robin ging neue Wege zu einer Zeit, als Physiotherapie noch viel weniger als ein medizinischer Hilfsberuf war. EvidenceBased Medicine schien ein Wort aus eineranderen Galaxie zu sein. Die damalige Fach-welt begegnete ihm nicht mit Kritik, sondernmit echter Feindseligkeit. Robin McKenziehielt durch. Er gründete 1982 das McKenzieInstitute International und trieb die Ausbil-dung von PhysiotherapeutInnen, ÄrztInnen,ChiropraktikerInnen und anderen im Ge-sundheitsbereich Tätigen weltweit voran.MDT-Kurse finden in 37 Ländern statt.Robin beschrieb seine Familie als »dasstarke Rückgrat meines Lebens«. Er war sicherlich einer der begabtesten und glück-lichsten Menschen auf dieser Erde. Nichtwegen MDT und seiner Verdienste in derMedizin, sondern wegen seinem klaren Blickfür das Wesentliche. Seine Frau Joy und dievier Kinder waren ihm immer das Wichtigste.Robin McKenzie hatte ein großes Leben. Er gehört zu den wenigen Menschen, dienachhaltig etwas veränderten.

Sein Erbe ist riesig und wunderbar. Um die Zukunft seiner Methode und die des Instituts, das er gegründet hatte, war es ihmnie Bange.Macs eigene Worte: »So langesich die menschliche Anatomie nicht grund-legend ändert, werden MDT und das Institutdie nächsten 1000 Jahre weiter bestehen.«Unsere Gedanken sind in Neuseeland beiseiner Frau Joy, den Kindern Jan, David, Alistair und Andrew sowie bei allen Enkel-kindern und Freunden. Feiern wir sein Lebenund freuen uns Tag für Tag an dem, was eruns geschenkt hat: »Remember, we are here for the patient.«

Der Neuseeländische Therapeut und Entwickler der MDT (Mechanische Diagnose und Therapie), Robin McKenzie, starb am 13. Mai 2013 im Kreise seiner Familie in Neuseeland nach einem kurzen aber heftigen Kampf gegen Krebs.

Musculoskeletal PhysiotherapyMusculoskeletal Physiotherapy

Das Ziel ist es, aufbauend auf einer entsprechenden Berufserfahrung, theoretischesDas Ziel ist es, aufbauend auf einer entsprechenden Berufserfahrung, theoretischesund praktisches Wissen auf dem Gebiet der muskuloskelettalen Physiotherapie und derund praktisches Wissen auf dem Gebiet der muskuloskelettalen Physiotherapie und dermanuellen Therapie konzeptübergreifend zu erweitern und zu vertiefen.manuellen Therapie konzeptübergreifend zu erweitern und zu vertiefen.

Dauer: 5 Semester, berufsbegleitendDauer: 5 Semester, berufsbegleitendStart: 1. September 2014Start: 1. September 2014Abschluss: Master of Science (MSc), OMT-DiplomAbschluss: Master of Science (MSc), OMT-Diplom

Donau-Universität Krems.Donau-Universität Krems. Die Universität für Weiterbildung.Die Universität für [email protected] | Tel. +43 (0)2732 [email protected] | Tel. +43 (0)2732 893-2744www.donau-uni.ac.at/muscu

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© McKenzie Institute International

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Es war keine leichte Aufgabe für MTD-Austria und dieMTD-Berufsverbände, ihre Mitglieder im Sommer vondem wenig erfreulichen Beschluss des National- sowieBundesrates informieren zu müssen. Gibt es für dieseEntscheidung der Politik auch keine inhaltlich sachlicheBegründung.Ein großer Dank gilt dem großen Engangement jenerBerufsangehörigen, die gemeinsam mit MTD-Austria undden MTD-Berufsverbänden gegen die politisch und finan-ziell überlegenen Gegner mobil gemacht haben. Der Ein-satz der Berufsangehörigen hat gegenüber der Politik dieEinigkeit und Entschlossenheit der Berufsgruppen mehrals deutlich gemacht und gibt dem Dachverband wie denMTD-Berufsverbänden großen Rückhalt für die weitereDiskussion in dieser Thematik sowie zukünftigen Heraus-forderungen.Trauriges Fazit: die vielen von MTD-Austria und denBerufsverbänden sowie Berufsangehörigen vorge-brachten – nie entkräfteten – Argumente und jahrelangeAufbauarbeit waren scheinbar nie dazu vorgesehen,Beachtung zu finden und wurden letztlich in einem Aktpolitischer Willkür vom Tisch gewischt, bzw. einempolitischen Handel geopfert. Trotz Phyrrhussieg derArbeiterkammer sollen jedoch keine Türen zugeschlagenwerden. Die Berufsvertretungen haben stets Contenancebewahrt und werden sich weiterhin durch konstruktiveund progressive Berufspolitik hervorheben.

Ein chronologischer Rückblick auf die EreignisseWie konnte es nun zu dieser Entscheidung kommen?Im Folgenden finden Sie einen Rückblick auf die Ent-wicklungen und den Gesetzwerdungsprozess:Das Regierungsübereinkommen der amtierenden Koali-tion von 2008 sieht – in Umsetzung einer EU-Richtlinie –die Führung eines Registers für die Gesundheitsberufedurch eine überbetriebliche Interessenvertretung vor.Da ein Register auch im ausdrücklichen Interesse vonMTD-Austria ist, ist der Dachverband, der eine überbe-triebliche Interessensvertretung ist, diesbezüglich in Vor-lage gegangen. Sowohl die Expertise der sieben perfektorganisierten Trägerverbände, zu welchen Physio Austriazählt, wie auch das seit mehreren Jahren bestehende,freiwillige Register waren und sind schlagkräftige Argu-mente für die Verortung eines Berufsregisters beimDachverband. Darüber wurde der Gesundheitsministerregelmäßig informiert.

Während seiner gesamten bisherigen Amtszeit hat derMinister MTD-Austria zu keinem Zeitpunkt von dem Vor-haben abgeraten. Im Gegenteil, höchste Beamte seinesRessorts haben die Berufsvertretungen sogar dazu ermu-tigt, mit der Optimierung des Registers »Fakten zu schaf-fen«. Es gab daher keinen Anlass für MTD-Austria an einerBeauftragung zu zweifeln. Zumal das Recht auf Selbstver-waltung im Gesundheitsbereich weit verbreitet ist (Ärzte,Zahnärzte, Apotheker, Hebammen…) und ein einheitli-cher Tenor vorherrscht, was die Berufslistenführung be-trifft: nämlich dass diese überall hätte angesiedelt werdenkönnen, am wenigsten aber bei der Arbeiterkammer;und am ehesten bei MTD-Austria.Dieser Tenor bildete sich auch in den Inhalten der rund40 eingegangenen Stellungnahmen im Zuge des parla-mentarischen Begutachtungsprozesses ab. Die über-wiegende Mehrheit meldete hier Bedenken bei einerBeauftragung der Arbeiterkammer an!

Höhepunkt des demokratiepolitisch enttäuschendenProzesses rund um die Berufsliste war die Debatte imNationalrat am 3. Juli, in der deutlich wurde, dass derAusbau von Machtstrukturen aktuell wichtiger zu seinscheint, als ein politisch neutrales und nachhaltig quali-tätssicherndes Berufsregister; dass die konkreten Interes-sen Einzelner mitunter wichtiger sein können, als dieInteressen zehntausender Berufsangehöriger und derihnen anvertrauten PatientInnen. Sämtliche Oppositions-parteien haben sich einheitlich gegen die Beauftragungder AK ausgesprochen und dies auch in der einstündigenNationalratsdebatte am 3. Juli mit stichhaltigen Argumen-ten untermauert. Allerdings zu einem Zeitpunkt, zu dem –wie eine versehentlich vom GÖD-Funktionär Johann Hableverfrüht geschaltete APA-Meldung bewies – längst alleszwischen den Regierungsparteien abgesprochen war.Dass es sich bei der Beauftragung der Arbeiterkammerum ein machtpolitisches Ränkespiel innerhalb der Koaliti-onsparteien handelte, war freilich schon länger absehbar;endgültige Gewissheit stellte sich jedoch ein, nachdemunsere Berufsgruppen in einem beispiellosen Akt vomvermeintlichen Unterstützer buchstäblich in letzter Minute»fallen gelassen wurden«.

Die Arbeiterkammer wurde per Gesetzesbeschluss im Zuge der Nationalratsde-batte vom 3. Juli 2013 mit der Registrierung der MTD-Berufsangehörigen beauf-tragt. Am 18. Juli 2013 wurde das Gesundheitsberuferegister-Gesetz (GBRegG)auch vom Bundesrat genehmigt und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit imHerbst 2013 kundgemacht. Wie konnte das geschehen? Was wurde erreicht,was kommt auf die Berufsangehörigen der MTD und somit auch die Physio-therapeutInnen zu? Im Folgenden die wichtigsten Eckpunkten der Anfang 2014in Kraft tretenden Regelungen.

Themenschwerpunkt Berufspolitik

Registrierung derGesundheitsberufe

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generations- und Reorganisationsprozesse des

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Mag. Gabriele Jaksch Mag. Gabriele Jaksch ist Präsidentin von MTD-Austriaist Präsidentin von MTD-Austria

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Bis einen Tag vor der Nationalratsdebatte garantierte der ÖVP-Verhandlungsführer und GesundheitssprecherDr. Rasinger »auf gar keinen Fall« gegen den Willen derBerufsgruppen zu stimmen. Am Ende hat er es dochgetan; das hat überrascht, da der ÖVP-Klub die MTD-Belange ansonsten stets mit Verständnis und Unterstüt-zung gewürdigt hat. Dies wird von MTD-Austria und denBerufsverbänden mit angemessener Enttäuschung zurKenntnis genommen. Das bedeutet aber auch, sich alsDachverband in der Nachbereitung der Gesetzwerdungund in der Umsetzung des Gesetzes maximal einzubrin-gen und weiterhin alle Möglichkeiten auszuloten.

Was wurde erreicht, was kommt auf Sie zu?

Registrierungsbeirat Wichtigster Erfolg aus harten Verhandlungen ist der eigene MTD-Beirat mit Veto-Recht. Die ursprüngliche Gesetzesvorlage sah nur drei MTD-Sitze in einem gemein-samen Beirat mit dem ÖGKV (Österreichischer Gesund-heits- und Krankenpflegeverband) vor. Das beschlosseneGesetz sieht dagegen sieben Sitze in einem eigenenMTD-Beirat vor. In fachspezifischen Angelegenheiteneiner Berufsgruppe, verfügt diese darüber hinaus über ein Veto. Der Registrierungsbeirat wurde damit von einemursprünglich zahnlosen Gremium stark aufgewertet. DieGeschicke der MTD-Berufe sollten somit nicht mehr vonberufs- und fach-unkundigen Personen oder Institutionenbestimmt werden können. Der Registrierungsbeiratnimmt seine Arbeit ab 1. Jänner 2014 auf.

FortbildungspflichtDas Inkrafttreten des Gesetzes, welches ebenso für 1. Jänner 2014 vorgesehen ist, hat zunächst indirekt Auswirkungen auf die im MTD-Gesetz bislang nur rudi-mentär geregelte Fortbildungspflicht für MTD-Angehörige.MTD-Austria hat zu diesem Zweck das seit rund einein-halb Jahren erfolgreich eingesetzte MTD-CPD-Zertifikatentwickelt. Indirekte Auswirkung deshalb, weil die Fortbil-dungspflicht im Zuge der Novellierung des MTD-Gesetzes(erfolgte parallel zum GBRegG) hinsichtlich des Pensumskonkretisiert wurde; allerdings blieben einige wichtige Details betreffend die Qualitätsanforderungen bei Fortbil-dungsangeboten vage oder gänzlich offen. Eine Orientie-rung am MTD-CPD-Zertifikat wird empfohlen, da mit dendort festgelegten Kriterien den Anforderungen im Zweifeljedenfalls entsprochen wird.

RegistrierungDer mit dem GBRegG auf den Weg gebrachte Prozess derRegistrierung (Berufslistenerstellung) beginnt planmäßigerst 2015. Details dazu sind noch nicht bekannt.

MTD-Austria und Physio Austria werden weiterhin überwichtige Neuerungen oder Änderungen informieren.

REGISTRIERUNG Mag. Gabriele Jaksch

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Dominik Frey

Dominik Frey (imDress mitte-rechts)und Oliver Schindl(mitte-links) imKreise ihres BetreuerInnen-Teams.

»Es war verdammt anstrengend«,resümiert Dominik Frey – und dasdarf wohl als schwere Untertrei-bung gelten. Die beiden Athletenund Physiotherapeuten DominikFrey und Oliver Schindl haben als»Team Physio Austria« Mitte August bei einem der wohl här-testen Radrennen Europas teil-

genommen. Das »Race around Austria« ist ein Ultrarad-rennnen mit Abenteuercharakter, es waren unglaubliche2200 Kilometer und 30.000 Höhenmeter zurückzulegen.Das schafft man nur in mehreren Tagen, weshalb Schlafdurchaus ein Thema ist. Maximal kurze Ruhepausen gönnen sich die Teams pro Tag, bei einem Zweierteam wie beim »Race around Austria« wird abwechselnd je drei Stunden geradelt. Frey und Schindl stand dabei »das beste Team, das wir uns vorstellen können, zur Verfügung«, wie Frey es formuliert. Alleine fünf Physio-therapeutInnen bemühten sich um die Radler des »Teams Physio Austria«.Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 3 Tage, 8 Stundenund 26 Minuten brauchten Schindl und Frey für den Kurs – ein Platz im soliden Mittelfeld (Rang 5), bei einemRennen wo Durchkommen absolut keine Selbstverständ-lichkeit ist. Mit der Zeit ist das Team »sehr, sehr zufrie-den« – die Zeit liegt auch deutlich unter dem Rekord für Zweierteams aus dem Vorjahr.

Das ist nur möglich mit exzellenter physiotherapeutischer Be-treuung. Unter derart enormen physischen Belastungen wirdselbst bei ausgiebiger professioneller Vorbreitung der ganzeKörper zum Behandlungs-Zielgebiet. »Nacken, Hals, Rücken,Beine«, umreißt Frey die Problemzonen. Das Team habe »un-endlich viele physiotherapeutische Erfahrungen aus dieser Extrembelastung mitnehmen können«, wie man betont. »EineHerausforderung war der wenige Schlaf und das rasche akuteHandeln«, umreißt Caroline Mériaux aus dem BetreuerInnen-Stab die Aufgabe. »Wir freuen uns, die beiden so unterstützt zuhaben – sie waren beide aber auch schon vorher extrem fit.«Bei so viel Vorbereitung stellt sich naturgemäß die Frage, wiees weitergeht. Sicher sei nichts, heißt es, aber dem Extrem-Radsport werden die beiden wohl treu bleiben. Möglichkeitengibt es ja einige, von Triathlon bis zu 24-Stunden-Challenges.»Fad wird uns sicher nicht«, lacht Frey.

Oliver Schindl und Dominik Frey warenals »Team Physio Austria« beim »Racearound Austria« erfolgreich.

RADRENNEN Bernhard Baumgartner, BA

3 Tage, 8 Stunden und 26 Minuten

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Alleine fünf PhysiotherapeutInnen bemühten sich um die Radler des »Teams Physio Austria«.(Im Bild: Oliver Schindl)