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Energietechnik • Isolationsdiagnostik
Für hochspannungstechnische Komponenten und Anlagen sind die Isolierstoffe undIsoliersysteme von zentraler Bedeutung; in Hochspannungs-Hochleistungstransformatoren sind sie heute noch fast ausschliesslich mit dem traditionellen IsoliersystemMineralöl und Zellulose ausgeführt. Der vorliegende Aufsatz zeigt, wie mit einerMessung von Relaxationsströmen eine Zustandsbewertung der Isolation durchgeführtwerden kann. Die vorgeschlagene Auswertemethode liefert die niederfrequentenDiagnosegrössen Kapazität und Verlustfaktor für einen Frequenzbereich, der fürAlterungsprozesse in einer ÖI-Papier-Isolierung offensichtlich von grosser Bedeutungist.
Vor-art-Diagnose für LeistungstransformatorenRelaxationsströme geben Auskunft über den Zustand der Isolationen vonhochspannungstechnischen Komponenten und Anlagen
Adresse der AutorenValze DerHouhanessian, Dipl. Ei.-Ing. ETH, undProf. Dr. Waltel' Zaengl, ETH Zürich, FachgruppeHochspannungstechnik, 8092 Zürich
Bulletin SEVIVSE 23/96
• Vahe Der Houhanessian undWalterZaengl
Die zielorientierte Anwendung diagnostischerMethoden zurErkennung des aktuellen Zustandes technischer Systeme besitzt auf allen Gebieten der Technik einenhohen Stellenwert und ist daher seit jeherweitverbreitet. Auch auf dem Gebiet derelektrischen Energietechnik, in dem teilweise sehr kapitalintensive Komponentenverwendet werden, sind zahlreiche Methoden der technischen Diagnostik seit Jahrzehnten allgemein bekannt und vielfältigim Einsatz. Einige dieser Methoden befassen sich mit einer Zustandserfassung vonIsolierstoffen oder Isoliersystemen, die vorallem bei den hochspannungstechnischenKomponenten zur Energieübertragung und-verteilung eine extrem wichtige Funktionerfüllen. Da praktisch alle Isolierstoffe, mitAusnahme der Isoliergase, einer Alterungund damit einerVerschlechterung unterliegen, ein Versagen der Isolierung aber praktisch immerzu schweren Folgeschäden und
damit hohen Folgekosten führt, wurde vorallem injüngster Zeit die Isolationsdiagnostik ein Gebiet intensiver Untersuchungen[1, 2]. Das grosse Interesse an dieser Thematik wird durch die zunehmend ungünstiger werdende Alterungsverteilung vonteuren Betriebsmitteln, wie HochspannungsLeistungstransformatoren oder Hochspannungskabeln, geweckt, über die beispielsweise in [3] berichtet wird. Jedes Elektrizitätsversorgungsunternehmen ist daher mitder Fragestellung einer noch verfügbarenRestlebensdauer der Betriebskomponentenkonfrontiert, ander das Isoliersystemeinenentscheidenden Anteil besitzt. Auch wenneine wirklich eindeutige Voraussage derRestnutzungsdauer für Isoliersystemewohl nie gelingen wird, ist ein zusätzlicherAufwand für eine Online- oder OfflineDiagnose immer dann vertretbar, wenndas Ergebnis der Diagnose und die damitverbundene Zustandsbewertung zu einerrechtzeitig durchführbaren Massnahmezur Auffrischung des Isolationszustandesführt. Natürlich ist dabei vorauszusetzen,dass diese Diagnose vor Ort durchgeführtwerden kann,
Der vorliegende Beitrag ist einer VorOrt-Diagnose (offline) und möglichen Zu-
19
Hochspannungstechnik
Theoretische Grundlagen
U = u(t) = 1EU)' ds = a E(t) (3)o
die Ladung Q auf jeder Elektrode
(co: elektrische Feldkonstante) einzuführen,der mitder Dimension einerFlächenladungsdichte (As/m2) stets orthogonal zurElektrodenoberfläche steht und damit dendirekten Zusammenhang zwischen denFeldern und erregenden Ladungen herstellt.Mitder Voraussetzung der Ortsunabhängigkeit von E kann die vektorielleSchreibweise verlassen unddurch einereineZeitabhängigkeit der Feldgrössen ersetztwerden. Es wird somit
Legt man eine Spannung U an zwei beliebig geformte Metallelektroden, zwischen denen sich nur Vakuum befindet, soexistieren im Feldraum dieser Elektrodenauch ortsabhängige Feldstärken E, die vonelektrischen Ladungen erzeugt werden.Diese befinden sich auf den Oberflächender Metallelektroden und werden von derSpannungsquelle während des zeitlichenAufbaus der Spannung als Strom / = i(r)geliefert. Die in einfacher Weise auchbezüglich ihres zeitlichen Verlaufesmessbaren integralen Grössen, Spannung UundStroml, ergeben sichausden allgemeinenbekannten Beziehungen der Elektrostatik: die Spannung als Linienintegral überdie ortsabhängige Feldstärke zwischen denElektroden, die Summe der Ladungen Qauf den Elektroden über das Flächenintegral des Skalarproduktes von coE und Flächenelement dA der eine Elektrode einschliessenden Hüllfläche (Satz von Gauss)und der Stromaus der zeitlichen Änderungdieser Ladungen. Die Allgemeingültigkeitder weiteren Ausführungen wird nicht verletzt, wenn die Zusammenhänge zwischenden integralen Grössen und der ortsabhängigen Feldstärke am Beispiel des «idealenPlattenkondensators» quantitativ gezeigtwird. Dieser bestehe aus zwei parallelenPlattenelektroden mit der effektiv wirksamen Fläche A und dem ElektrodenabstandG, zwischen denen dann eine ortsunabhängige Feldstärke E herrsche. Auchim Vakuumkondensator ist es sinnvoll, zunächstnoch den Vektor D der «elektrischen Erregung» oder «dielektrischen Verschiebungsdichte»
(7)
(6)
wobeiP die (makroskopische) Polarisationdes Dielektrikums ist. DieserPolarisationsvektor ist in isotropen Stoffen dem Vektorder Feldstärke und damit auch zum DVektor gleichgerichtet, wodurch man wieder die Vektorschreibweise verlassen kann.Bei einer zeitlichen Veränderung der Feldstärke tritt aber stets eine zeitliche Verzögerung vonP gegenüber E auf.
Dass sich die makroskopische Polarisation P aus einer mikroskopischen Polarisierbarkeit der Materie ableiten lässt, seihier nur nebenbei bemerkt. Die entsprechenden physikalischen Polarisationsmechanismen sind ebenfalls gut bekannt(Elektronen-, Ionen-, Deforrnations-, Orientierungs-, Grenzflächen- und eventuellRaumladungspolarisation). All diesen Polarisationsprozessen ist aber gemeinsam,dass in P lediglich Prozesse berücksichtigtsind, die einen reinen Dipolcharakter besitzen, deren Schwerpunkte somit in derMaterie verbleiben. Elektrische Leitungsmechanismen, die zu einer Wanderungoder kontinuierlichen Driftbewegung vonLadungen durch das Dielektrikum, alsovon Elektrode zu Elektrode führen, sind inD von Gleichung (7) nicht enthalten. Dieelektrische Wirkung von P macht sich
D=coE+P
auch bei beliebigen Elektrodenanordnungen nur von Co und Geometrieparameternder Elektroden und nicht von der Zeit tabhängt.
Wird nun das Vakuum des angenommenen, idealen Plattenkondensators vollkommen durch einen Isolierstoff (Dielektrikum) ersetzt, der im makroskopischenSinne als homogen und isotrop betrachtetwerden kann, so ändert sich im Feldraumdie Feldstärkeverteilung nicht, das heisstdie Ortsunabhängigkeit der Feldstärkevektoren E bleibt erhalten. Im Dielektrikumwerden nun aber Polarisationsprozessewirksam, die manrecht häufig, aberfälschlicherweise durcheinenreinenZahlenwert,die Dielektrizitätskonstante, auf der rechten Seite von Gleichung (I) berücksichtigt.Physikalisch eindeutig ist aber nur die Veränderung der Verschiebungsdichte D inGleichung (I) durch die Beziehung
Q AC =-=E -
v U 0 a
Hieraus ergibt sich, dass im Vakuumkondensator nur bei einer zeitlichen Variation der Feldstärke bzw. Spannung einStrom fliessen kann («Verschiebungsstrorn»). Aus den Gleichungen (2), (3) und(4) folgt auch, dass die Kapazität Cl' desidealen Plattenkondensators im Vakuum
dQ d1J(t) dE(t)I=i(t)=-= A--= Aco . - - (5)
dt dt dt
(I)
(2)
(4)
und schliesslich der Strom /
Q =q(t) =D(r)·A
die Spannung U wird
D(r) = CoE(r)
D=coE
standsbewertung von insbesondere Hochspannungs-Hochleistungstransformatoren,die auchheutenochfast ausschliesslich mitdem traditionellen Isoliersystem Mineralölund Zellulose ausgeführt sind, gewidmet.Eine bewertende Diskussion der allgemeingut bekannten undbewährten Methoden erfolgt dabei aber nicht, da sie aus vielenVeröffentlichungen bereits bekannt sind(siehez. B. Beitrag von U. Sundermann in[2J oder Kapitel II in [IJ). Erwähnt manbei diesen Methoden nur jene, die nur dasIsoliersystem des Aktivteils (ohne Durchführungen) betreffen, so sind zweifellosjene Verfahren am besten, welcheaufeinerÖlanalyse beruhen, da die Isolierölprobenauf einfache Weise auch online gezogenwerden können. Die Ölanalyse liefert übereine Auswertung der im Öl enthaltenenGase oder auch Furfurole extremwertvolleHinweise über alterungsbedingte Abbauprodukte, die entweder durch thermischeoderentladungsphysikalische Prozesse entstanden sein können [13J . Die zweifellossehr wünschenswerte, elektrische OnlineMessung von Teilentladungen, mit dermöglicherweise schwerwiegende Isolationsfehler frühzeitig erkannt und damitauch Kurzschlüsse in den Transformatorenvermieden werden könnten, wird zurzeiteingehend untersucht; diese Diagnostikmethode ist aber wegen der starken Störeinkopplungen durchdie üblicherweise angeschlossenen Freileitungen sehrschwierigmit ausreichender Empfindlichkeit durchzuführen ([2J , Beitrag M. Lauersdorf). Manbegnügt sich daher zunächst mit einer Offline-TE-Diagnose unter Verwendung einerPrüfspannungsquelle. - Vor allem in deneuropäischen Ländern wird seit einigenJahren auch das RückkehrspannungsMessverfahren (RVM, recovery voltagemeter) erprobt. Obwohl die Vertreter dieserMessmethode angeben, dass man aus demErgebnis der Messung mit hoherSicherheitden Feuchtegehalt der sich im Transformator befindlichen Feststoffisolation (Zellulose) bestimmen könne, bestehen eindeutige Anzeichen dafür, dass diese Behauptung nur eine eingeschränkte Gültigkeitbesitzt; im Rahmen dieses Beitrages wirddies noch nachgewiesen.
Die RVM-Methode leitet sich aus einigen spezifischen Eigenschaften der Leitungs- und Polarisationsmechanismen, alsoder dielektrischen Eigenschaften materieller Isolierstoffe ab, die zwar seit vielenJahrzehnten bekannt sind, deren theoretischesGrundgerüst aberoffenbarnochnichtzumAllgemeinwissen der Praktiker gehört.Daherwirddempraxisorientierten Teildieses Beitrages ein Theorie-Teil vorangestellt, der zum besseren Verständnis derErgebnisse der experimentellen Untersuchungen beitragen soll.
20 Bulletin ASE/ues 23/96
Isolationsdiagnostik
o t
Bild 1 Polarisationseigenschaften eines IsolierstoffesPrinzipieller, zeitlicher Verlauf der elektrischenSuszeptibilität X(t) bei einer schrittförmigenErregung eines Isolierstoffes durch die elektrischeFeldstärke Eo.
(14)
(13)
•........·t" 'i~epo'
da das 2. Gliedvon Gleichung (12),das dieVerschiebungsstromdichte der Vakuumanordnung darstellt, den nicht messbarenDirac-Einschaltstromstoss ergibtunddahervernachlässigt werden kann. Dieser Spezialfall ist gleichzeitig die sogenannte Polarisationsstromdichte, die nach dem plötzlichenZuschalten einer Gleichspannungsquelleauf eine Isolieranordnung entsteht. Fürdie in den Gleichungen (3) bis (5) bereitsvorausgesetzte Elektrodengeometrie desidealen Plattenkondensators kann man dieGleichung (13) mit den dabei eindeutigenBeziehungen zwischen den Feld-und Geometriegrössen in die messbaren Grössen(Polarisationsspannung IL; Polarisationsoder Nachladestrom 11'0/) umrechnen. Es ergibt sich:
Ipolet) = uo[ ~ + Cv . [Ct)]
wird. Abgesehen von der Polaritätsumkehrdes Stromes kann aus diesemStromverlauffit) nur dann eindeutig bestimmt werden,
Für den Spezialfall einer schrittförmigenErregung mit der ab t > 0 konstanten Feldstärke E; wird aus Gleichung (12) für t ~ 0
Bild 2 Relaxationsströme in einem IsolierstoffPrinzipieller, zeitlicher Verlauf der Relaxationsströme Ipol und Idepol während und nach einerPolarisationsdauer t;
mit R: Gleichstromwiderstand der Isolieranordnung und C ,: Vakuumkapazität derIsolieranordnung, Gleichung (6).
Da in diesemPolarisationsstrom der Leitungsstrom Vo/R den stets mit der Zeit tstark abnehmenden Verschiebungsstrommehr oder weniger stark verfälscht, ermittelt man die dielektrische Antwortfunktionfit) aus dem Depolarisations- oder Nachentladestrom Idepot. Dieser ergibt sich auseiner Strommessung im Kurzschlusskreisder untersuchten Anordnung im unmittelbaren Anschluss an die Polarisationsperiode TI" In Bild2 ist der zeitliche AblaufdesVerfahrens skizziert, wobei absichtlich angenommen sei, dass der Polarisationsstrom während TI' noch nicht abgeklungenist. Man erkenntsofort, dass
(9)
(11)
(10)
Ja=0·E
mit der als konstant angenommenen Leitfähigkeit0, die in der Regelsehrstarktemperaturabhängig ist, wasbeidenPolarisationsphänomenen nur im geringeren Masse derFall ist. Die Vektorschreibweise in Gleichung (11) deutet wiederum auf die Isotropie der Stoffehin.
Die Gesamtstromdichte J in einemidealen Plattenkondensator setzt sich damit ausder Leitfähigkeitsstromdichte Ja nachGleichung (11) und den Komponenten desgesamten Verschiebungsstromes nachGleichung (7) unter Berücksichtigung vonGleichung (10) zusammen. Dabei kannman den Vektorcharakter der Gleichungen(7) und (11) aus den bereits erwähntenGründen vernachlässigen, dafür aber voneiner beliebig zeitabhängigen Erregungdurch E(t) ausgehen.
dD(t)1(t)=0'· E(t)+-
d(t)
[dE(t ) d ~ ]
= 0' . e(T) + co --+- Jf(t - '1') . E( r) . drdt dt 0
(12)
Der allgemeine Verlauf von Pit] wirdsomit
t
P(t) = 8 o J[(t - 1') . E(1') .drot
= 80 J[(1'). E(t- 1'). dro
und entspricht einer Faltung der beidenFunktionen im Zeitbereich.
Bei sehr vielen Isolierstoffen, insbesondere bei den in hochspannungstechnischenKomponenten häufig verwendeten Kunststoffen, und technischen Frequenzen dominieren die hier betrachteten Polarisationsvorgänge, die auch mit Verlusten verbunden sind.Beiden späternäheruntersuchtenÖl-Papier-Isolationen von Transformatoren tretenaber noch rein ohmsehe Verlustedurch Leitungsphänomene (z. B. durchIonen- und Elektronenleitung) auf. UnterVernachlässigung von nichtlinearen Effekten, die recht häufig mit diesen Phänomenen verbunden sind,führen dieseLeitfähigkeitsprozesse zu einer Stromdichte
E(t) interessiert, ist zunächst der allgemeine Verlauf von P(t) zu bestimmen. DieLösung dazu liefern die Duhamel-Integrale, da die spezielle Lösung der Schrittantwort mit Gleichung (8) bereits vorliegt.Dazu bildet man zunächst die Stossantwort von X(t), die üblicherweise als dielektrische Antwortfunktion (dielectricresponse function, siehe z. B. [4]) j(t)bezeichnet wird:
[(t) = dX(t)dt
(8)Pit) =lOo • X(t) . Eo
l........~·'::'· ... ..·...·..·· ..·..··.....·.....··..·····....·..··X(t)
•
In dieser '«Schrittantwort» ist X(t) diedimensionslose, zeitabhängige (dielektrische) Suszeptibilität des betrachteten Stoffes. Bild I erläutertdiesen Vorgang, wobeider skizzierte zeitliche Verlaufnur qualitativ aufzufassen ist, wenn mandie Zeitachseals linearverlaufend annimmt. Derbei t = 0und X=0 beginnende Anstieg von X(t) istwegen der extrem schnellen Polarisationsmechanismen, wie zum Beispiel der Elektronenpolarisation, die atomar bedingt ist,extrem steil und würde sich in einem Zeitbereich von kleiner als 10-12 s ergeben. Indiesem teils optischen Bereich wäre derstetige Anstieg auch durch Resonanzphänomene gestört. Da aber auch experimentellhöchstens Zeitbereiche ab t> 10-9_10-6 szugänglich sind, ist ein stetigerAnstieg abdiesen Zeiten realistisch. ExtremlangsamePolarisationsmechanismen können dabeierst nach Stunden oder Tagen einen Endwert (X
oo) erreichen.
In Gleichung (8) ist somitX(t) oder P,lt)die ideale Schrittantwort des Dielektrikurns, die aber messtechnisch nicht vollständig zugänglich ist. Da bereits ein experimentell erzeugter Spannungs- oder Feldstärke-Schritt eine endliche Anstiegszeitaufweisen wird und oftmals der Polarisationstermin Gleichung (7) auchbeiErregungen von beliebigem zeitlichen Verlaufvon
daher nur an den Elektroden bemerkbar,indemes den Verschiebungsstrom bei zeitlichen Feldänderungen verstärkt; innerhalbder Materie hebt sich die Wirkung derDipole auf das erregende elektrische Feldaber bekanntlich auf.
Die globalen Polarisationseigenschafteneines Isolierstoffes stecken somit in derzeitlichen Abhängigkeit der Polarisation Pvonder Feldstärke E. Sehr viele, aber nichtalle Polarisationsmechanismen sind proportional zur Feldstärke, solange diesenicht extrem gross wird. Erregt man daherden Isolierstoff plötzlich miteiner konstanten Feldstärke Eo, so wirdfür t ~ 0 die Polarisation zeitabhängig:
Bulletin SEVIVSE23/96 21
. .. . . . . . . ." " " , . . .
:-:-:-:-: -: « -: -: -: -: -: -: -: ':- :- :-: -: : :,::::: :::::: ::::: ::::::... .. . . . . . . .
Hochspannungstechnik
(20a)
und damitdie Zeitkonstante dieses Gliedes
(22)
(23a)
(23b)
rX'(w)= 2
1+ (W,)
2
X"( W) = W, 2
l+(w,)Aus den Beziehungen von Gleichung
(20) wird somit k = rot und die Polarisationszeitkonstante ~JOi = '1:. Dieser auchals «Debye-Mechanismus» bezeichnete Polarisationsvorgang tritt aber praktisch niein dieser reinen Form auf. In Wirklichkeitkann die Antwortfunktion f(t), wenn diesestetig, aber im zeitlichen Verlauf beliebigabfällt, stets als eine Überlagerung vonExponentialfunktionen, die durch unterschiedliche Amplituden und Zeitkonstantengeprägt sind, aufgefasst werden. VondieserTatsache wirdbeider Auswertung derexperimentellen Ergebnisse Gebrauch gemacht.
Aus einer Vielzahl von Relaxationsstrommessungen an ölimprägnierten, plattenförmigen Transformerboard-Proben werden hier einige Beispiele vorgestellt. Eintypisches Messergebnis wirddazu verwendet, über die theoretisch abgeleiteteModellbildung aus dem Zeitbereich derRelaxationsströme die frequenzabhängigendielektrischen Eigenschaften zu berechnen,da diese einen vertieften Einblick in dasIsoliersystem ermöglichen. Die bei denLaboruntersuchungen verwendeten Geräteund Isolierstoffproben lassen sich stichwortartig zusammenfassen:
Experimentelle Ergebnissean Laborproben
Damit wird mit Gleichung (17) die Frequenzabhängigkeit der komplexen Suszep-tibilität: .
f (t) =exp( - t /,)
(b)
(20b)
-=Rpol(W)
U R ~Cv =~Cpol(W)
k(ro)~o}(ro)= Rpo1 ' Cpo} =-
ro
Bild 3 Allgemeine Ersatzschaltbilder einesverlustbehafteten IsoliersystemsBedeutung der Schaltelemente siehe Gleichungen(19) und (20).
Für beide Ersatzschaltungen wird derVerlustfaktor tanö, also das Verhältnis vonReal- zu Imaginärteil aus Gleichung (19)
teil der Suszeptibilität t: die in der Regelnicht sehr stark frequenzabhängig ist. Wegen der starkenf-Abhängigkeit des abgesehen von R vorhandenen Verlustwiderstandes wird diese Ersatzschaltung aber nurwenig benützt. Die frequenzabhängigenElemente, die in Parallelschaltung vorhanden sind, lassen sich aber in bekannterWeise in eine Serie-Ersatzschaltung umwandeln, siehe Bild 3b. Hier wird mitk = X"(w)/x' (ro):
(a)
Dabei ist
x(m)=X'(m)-jX"(w)=1 f(t).e-jw'dt (17)o
wenn der Polarisationsstrom nach demAblauf von Tl' praktisch vollständig abgeklungen ist.
Zu diesen Betrachtungen über die Relaxationsströme (/1'0/ und Idepo/) sei abschliessend bemerkt, dass die Messungdieser Ströme ohne weiteres jeweils nacheinem bekannten Zeitpunkt nach demAnlegen von U; und nach dem erfolgtenKurzschliessen erfolgen kann. Die Antwortfunktion f(t) wird damit erst ab einerendlich langen Zeit, zum Beispiel nacht = I s, bekannt, was dazu führt, dass dieausf( t) berechenbaren frequenzabhängigenEigenschaften, die anschliessend kurzbehandelt werden, bei höheren Frequenzenunbekannt bleiben.
Der bisher behandelte Zeitbereich lässtsich sehr leicht in den Frequenzbereichüberführen, wenn man die Fourier- oderLaplace-Transformation auf die bereits abgeleiteten Gleichungen im Zeitbereich anwendet. Dabei ist lediglich zu beachten,dass es sich bei der erregenden FeldstärkeE(t) in Gleichung (12)bzw.der erregendenSpannung U; in Gleichung (14)jeweils umeine Schrittfunktion handelt. So erhält manaus Gleichung (12) zunächst die frequenzabhängige Stromdichte
J(m) = E(m) [0"+ jmeo(l+ x(m»] (16)
aus naheliegenden Gründen die FourierTransformierte der dielektrischen Antwortfunktion f(t) und stellt die komplexeSuszeptibilität dar. Die Trennung derReal- und Imaginärteile in Gleichung (16)führt zuJ(w) = E(w) [0"+ aie oX"(w) + jms o(1+ x' (w»]
(18)
der hier durch die Komponenten der komplexen (relativen) Permittivität
&(m)= e'-je" = Cl + X') - jx" (21 b)
ausgedrückt wurde.
Die mehroder wenigerstarkeFrequenzabhängigkeit der durch die Polarisationsvorgänge beeinflussten Glieder macht nundeutlich, dassmanrealeDielektrika zweckmässigerweise durch eine Vielzahl parallelliegender Glieder in Bild 3 b mit abgestuften Zeitkonstanten simulieren kann,wovonspäter Gebrauch gemacht wird. Nur wennder zeitliche Verlauf der Antwortfunktionf(t), Gleichung (9), einer einfachen Exponentialfunktion entspräche, wäre Tpoi inGleichung (20 b) frequenzunabhängig. Fürdiese Annahme sei zum Beispiel
Die Umwandlung der in dieser Gleichungvorhandenen Feldgrössen in frequenzabhängige Spannungen und Ströme amidealen Plattenkondensator liefert
l(w) = Uo(W)[1+ wCyx"(w) + jwCy(l+ X'(W»]
(19)
Der Zusammenhang zwischen Stromund Spannung wird somit durch vier Glieder bestimmt, aus denendie in den Bildern3 a/b ersichtlichen Ersatzschaltbilder entstehen. Die Elemente der Ersatzschaltung,Bild 3 a, sind unmittelbar der Gleichung(19) entnehmbar. Nur R und Cl' sind frequenzunabhängige Schaltelernente, dieFrequenzabhängigkeit der beiden anderenElemente resultiert aus den f-abhängigenGliedern der komplexen Suszeptibilität.Hier erkennt man sehr deutlich die Erhöhungder Vakuumkapazität durchden Real-
tanö 1 s" (co )----+--RroCye'(ro) s'(ro ) (2Ia) Messzelle
• Parallele Plattenanordnung mit Schutzring-Elektrode von 113 mm Durchmesser, entsprechend 100 cm? Messfläche
• Elektroden aus rostfreiem Stahl, variabler Elektrodenabstand
• hermetischer Abschluss der Zelle undTemperaturregelung.
Isolierstoff-Proben• Transformatorenöl der Types US 3000
der Firma Technol, Österreich, vor derImprägnierung der Board-Proben entgast, Restfeuchtegehalt 5 ppm
• Transformerboard, Plattenmaterial von2 mmDicke,TypeT IV der FirmaWeidmann AG, Rapperswil. Der bei denMessergebnissen jeweils angegebeneFeuchtegehalt wurde beim Neumaterialdurch die Gewichtszunahme des stark
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. -. -. -•••-••• .• .•. •.• . •.• . •. •.• ••.• . •. •-.- .- s-, -. -•••. •-. -. -. -. -. -•••••••.• -. -•.• .• .• .• .• .• . •.• .• .• .• .• -•.• .• . •. •. •. •. •.• .• -•.• ••••••••••••••. •. •. ••••••. •. •. . . . •. •. •. •. •. •. •. •. •. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..............................................................................................................................................................................................................................::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
Isolationsdiagnostik
getrockneten Boards bestimmt, bei denölimprägnierten, gealterten Proben überdie Karl-Fischer-Methode
• Ölimprägnierung der Proben bei Atmosphärendruck
• Alterung der ölimprägnierten Proben inhermetisch abgeschlossenen Zellen ausrostfreiem Stahl über einen Zeitraumvon 90 Tagen bei 120 °C; dabei Gewichtsverhältnis von Öl zu Board: 8,4;dadurch auchZunahme der Ölfeuchte imBoardundimÖl durch Alterungsprozesse, die sich auch in der Reduktion derDepolimerisationswerte (DP-Wert) widerspiegeln. DP-Werte ungealtert: 950;gealtert: 479 bei 0,2% und 195 bei 1%Anfangsfeuchte.
Messgerät, Spannungsquelle und Schaltmechanismus für Relaxationsströme• Keithley-Elektrometer, Type 617• hochstabilisierte Gleichspannungsquel
le, Fluke Type415 B, 0-3,1 kV• Schaltmechanismus, computergesteuert:
Eigenbau
Direkte Messung derfrequenzabhiingigenEigenschaften• Dielectric Spectrometer der Firma Di
electric Instrumentation, England
Direkte Messung der Polarisationsspektren• RVM der Firma Tettex Instruments,
Type 5461
Homogene IsolieranordnungDas plattenförmige, ölimprägnierte
Board bildet eine makroskopisch homogene Isolieranordnung, wenn die Plattenelektroden eng am Board anliegen. DerElektrodenabstand wird dann durch dieDicke des Boards (2 mm) bestimmt.
In Bild 4 sind die gemessenen Relaxationsströme [pol, [depol, gemäss Gleichungen
(14) und (15) von ungealtertem und gealtertemBoardbei einer jeweils unterschiedlichen Anfangsfeuchte des ungealtertenMaterials (0,2%in Bild4 a; I% in Bild 4 b)gegenübergestellt. Die dabei gewählte Polarisations-Gleichspannung Ua von 2 kVliefert bei der sehr langen Polarisationsdauer Tp von 20 000 s (rund 5,5 h) selbstnach der gleich langen Depolarisationszeitnoch gut messbare Depolarisationsströmevon ungefähr I pA. Signifikante Abweichungen zwischenden beiden Relaxationsstromarten ergeben sich vor allem dann,wenn eine höhere Feuchte des Boards vorliegt. Der Alterungsprozess führt nicht nurzur Erhöhung der Board-Feuchte von0,2%auf 0,5% (Bild 4a), oder von I % auf 2%(Bild 4b), sondern auch zu einer höherenÖl-Feuchte von ursprünglich 5 ppm auf9 ppm, bzw. auf 19ppm.
Bei der hier gewählten, recht langen Polarisationsdauer TI' darf man annehmen,dass die dielektrische Antwortfunktion f( t)nach Gleichung (9) bis zu einer Zeit vonetwaTpll0 (also etwa2000s) in dengemessenen Depolarisationsströmen praktischunverfälscht enthalten ist. Die Absolutwerte von f( t) sind daher für t ~ I sausGleichung (1 5) mit der bekannten Vakuumkapazität der Anordnung quantitativ berechenbar. Würde man aber Gleichung (17)zur unmittelbaren Berechnung der frequenzabhängigen, komplexen Suszeptibiliät verwenden, so stiesse man aufdie allgemein bekannten Unsicherheiten,daf(t) weder im Zeitraum 0 :s; t< I s nochfür t > 2000s bekannt ist [5] .
Zur Ermittlung dieser frequenzabhängi gen, dielektrischen Eigenschaften verwenden wir daher vorteilhafterweise das folgende, einfache Verfahren, das zu einerjeweils quantitativen Ersatzschaltung inAnlehnung an Gleichung (20) und Bild3 bführt. In dieser Ersatzschaltung beeinflusstder Isolationswiderstand R die Isolier-
eigenschaften vor allem bei extrem tiefenFrequenzen; er lässt sich im vorliegendenFall recht gut aus der Differenz der weitgehend abgeklungenen Relaxationsströmeundder aktuellen Polarisationsspannung ermitteln.Wie alleMessergebnisse von Bild4zeigen, klingen die Depolarisationsströmeab t = I s kontinuierlich ab. Dieses Abklingen ist zweifelsohne eine Konsequenz vonsich überlagernden Polarisationsrnechanismen, das man im Zeitbereich(dielektrischeAntwortfunktion) praktisch immer durcheine Summe von abklingenden Exponentialfunktionen simulieren kann. Man fittetdaher den gemessenen Depolarisationstromdurch eine endliche Summe (i = 1.. .n) vonTeilströmen
n
Id"1'ol(t ) = LAjexp(-tl'j) (24)i=l
mit den Amplituden
A j = Uo [1- exp(- T" I"t,)] 11\ (25)
[depot ist somit der Kurzschlussstromvon n parallel geschalteten R-C-Serienelementen mit den individuellen Zeitkonstanten Ti = Ri - Ci, die sich beim Kurzschlussentladen. Zur quantitativen Bestimmungder Gleichung (24) wählt man dabeizweckmässigerweise nur zwei bis dreiTi-Werte für jeweils eine Dekade des gemessenen Zeitbereiches. da damit bereitseine sehr genaue Nachbildung des gemessenen Polarisationsstromes erreicht werdenkann.
Bild 5 vermittelt diese allgemeine Ersatzschaltung, in der aber die verlustfreieKapazität C50 noch nicht erläutert wurde.Sie beeinflusst den Depolarisationsstromim gemessenen Zeitbereich nicht, da siedurch den Kurzschluss der Anordnung sofort entladen wird, also im Sinne der Gleichung (15) die Funktion einer Vakuumkapazität besitzt. Da diese Ersatzschaltungaber erst ab jener Zeit gültig sein kann, ab
1E+51E+41E+2 1E+3
Zeit in (s)
ungealtert (Feuchtegehalt: 1,0%)
1E+1
(b)
~ ~ _ gealtert (Feuchtegehalt: 2,0%) ---- -Ipol
~--~- -~--- A --Idepol-------
------------------_.
1E-8:.---- - ------ ------ ---,
1E-13 -+--.-...,..,rrrrr,---,-,-rrnm--r-r-rrnT1T-,.-,-,..,..,.".rr--r-TTTTnfl
1E+0
1E-12
1E-9
~ 1E-10
Ee 1E-11U5
1E+5
· - - - - Ipot- - Idepot
1E+41E+2 1E+3
Zeit in (s)1E+1
1E-8:.--------- - - - - - - - - ..,----,
1E-9
1E-13 -t-_rTTTmrr--r--rrnm~rnrrrn~.,.TTTmr_rT"TTTTTTi
1E+0
1E-12
~ 1E-10
Ee 1E-11U5
Bild 4 Gemessene Relaxationsströme
Relaxationsströme von 2mm dicken, homogenen Board-Proben vor und nach einer Alterung (120 '(, 90 Tage):a mit einer Anfangsfeuchte von 0,2% b miteiner Anfangsfeuchte von 1,0%
Bulletin SEVIVSE 23/96 23
Hochspannungstechnik
Tabelle I Wertefürdie Ersatzschaltung nach Bild 5
MitHilfe eineselementaren Fittingverfahrens aus den Relaxationssträmen von Bild 4bermittelte,quantitative (gerundete) Werte der Einzelelementefür die Ersatzschaltung nach Bild5, mit Ra=6,1 mund ( 50 =192,7 pF.
Li Ri Ci[s] [TQ] [pF]
1 1 0,7 1,432 3,162 3,04 1,043 10 3,0 3,334 31,62 5,66 5,595 100 8,42 11,886 316,2 13,32 23,747 1000 19,87 50,338 3 162 45,35 69,739 10000 344,93 28,99
10 31620 377,71 83,71
I
:=R1[ R2 ·~r~lURo C5~ .=:= .==C1 C2 ..gi[....~
Bild 5 Simulation gemessener RelaxationsströmeAllgemeine Ersatzschaltung eines verlustbehaftetenIsoliersystemszur Simulation der gemessenenRelaxationssträme; Bedeutung der Schaltelemente,sieheText.
der nach t = 0 (Kurzschluss) Idepof( t) gemessen wurde, muss ein Wert von C50 gewähltwerden, der vor dem Beginn der Messperiode wirksam ist. Wie auch die nachfolgenden Auswertungen beweisen, kann man fürC50 die bei technischen Frequenzen (z. B.SOHz) leicht messbare Kapazität der Isolieranordnung einsetzen.
Wir verwenden nun die Relaxationsströme für das gealterte Board mit 2% Feuchte(Bild 4 b) und zeigen in Tabelle I die auseinem elementaren Fittingverfahren ermittelten, quanti tativen (gerundeten) Wertefürdie Ersatzschaltung nach Bild 5.
Die Frequenzabhängigkeit der effektivwirksamen Kapazität C und der Verlustfaktor tan/) lässt sich nun in bekannter Weiseaus der Frequenzabhängigkeit der Eingangsimpedanz der entsprechenden Ersatzschaltung berechnen. In den Bildern 6 a/bsind die Ergebnisse dieser Berechnungfür alle vier Relaxationsstrompaare vonBild 4 alb für einen Frequenzbereich von10-4-10 2 Hz dargestellt. Man erkennt, dasssich die Kapazität erst bei recht tiefenFrequenzen und vor allem mit zunehmender Board-Feuchte stärker erhöht, wasoffensichtlich auf die zunehmende Grenzflächenpolarisation zurückzuführen ist.Wesentlich signifikanter sind die ' Änderungen bei den Verlustfaktoren, bei denensich die zunehmende Feuchte und die
Alterungsprozesse sehr stark bemerkbarmachen.
Die mit diesem Verfahren nur indirektermittelten frequenzabhängigen Eigenschaften lassen sich mit dem DielectricSpectrometer auch direkt messen, wobeiaber der Zeitbedarf für diese Messungen,die nur für individuelle, diskrete Messpunkte sinnvoll sind, sehr gross wird, wenndie Frequenzen sehr klein werden. So beträgt zum Beispiel der Zeitbedarf für eineMessung bei der Frequenz von 1 mHz eineStunde. Obwohl die Messspannung desSpektrometers nur 3 V beträgt, ist dieÜbereinstimmung der indirekt und direktermittelten C- und tanö-Werte recht gut,wie die in den Bildern 6 alb eingetragenenMesswerte für das gealterte Board mit2% Feuchte beweisen. Nur beim Verlustfaktor ergeben sich ab Frequenzen vonmehr als 0,I Hz stärkere Abweichungen,was darauf zurückzuführen ist, dass dieRelaxationsströme erst ab I s zur Verfügung stehen und für Zeiten <1 s durchdas Fittingverfahren als nicht signifikantzunehmend angenommen wurden. Extrapoliert man nämlich diese Ströme im Zeitintervall 0,1-1 s durch eine Steigung, wiesie für Zeiten >I s vorhanden ist, so wirddie Übereinstimmung der Mess- und Reehenwerte für Frequenzen grösser 0,1 Hzbereits besser (siehe strichlinierte Abhängigkeit).
Inhomogene, geschichteteIsolieranordnungen
Wird in der Messzelle der Abstand derPlattenelektroden grösserals die Dickederplattenförmigen Board-Proben, so entstehteine Schichtung von Isolieröl und Board.Die elektrische Feldstärke bleibt dannsenkrecht zur Grenzschicht zwischen Ölund Board gerichtet, die Feldstärkeverteilung unterliegt aber den Einflüssen einermakroskopischen Grenzschichtpolarisation, die sowohl zeit- als auch frequenzabhängig ist.
In Bild 7 sinddie Relaxationsströme vonzwei geschichteten Anordnungen dargestellt, bei denen jeweils zwei ungealterteBoard-Platten vonje 2 mmDicke die Elektroden bedeckten, der Elektrodenabstandmit entweder 8 oder 20 mmaberso gewähltwar, dass zwischendem Board eine Isolierölstrecke von entweder 4 oder 16mm entstand. Damit entstand ein Dickenverhältnisvon Öl zu Board von I:1 oder 4:1. Da dieIonenleitfähigkeit des Öls auch zu nichtlinearen Effekten führt, auf die hier abernicht eingegangen wird, unddie elektrischeLeitfähigkeit des Öls wesentlich grösser alsjene vom ölimprägnierten Board ist, wurdebei diesen Messungen die Polarisationsspannung Uo mit 32 bzw.80 V relativ kleingewählt. Der Mittelwert der erregendenFeldstärke betrug somit nur 4 VImm. InBild7 wurden daher die Relaxationsströmeals Absolutwerte angegeben, was den relativen Vergleich dieser Ströme erleichtert.
Im Vergleich zu den Relaxationsströmen von Bild 4 erkennt man sofort diesignifikanten Änderungen in deren zeitlichem Verlauf. Dieser Verlauf wird durcheinen zunächst nur sehr schwachen Abfallder Relaxationsströme im Zeitbereich bisgrössenordnungsmässig 100 s bestimmt.Unter Verzicht auf eine tabellarische Wiedergabe der ermittelten Zahlenwerte fürdie Einzelelemente dieser Ersatzschaltungen sind in Bild 8 sofort die Ergebnisse derfrequenzabhängigen Grössen dargestellt.Im Gegensatz zur homogenen Anordnungwird nun die Kapazitätsänderung wesentlich grösser, was zu erwarten war, da sichdie Feldstärke im Öl relativ schnell abbautund schliesslich nur mehrdie Kapazität desBoards wirksam wird. Die Absolutwertedieser Kapazität (rechte Ordinate) bei sehrniedrigen Frequenzen (l0- 4 Hz) strebtdaher einem Grenzwert zu, da auch ausder wirksamen Elektrodenfläche, einemvirtuellen Elektrodenabstand von 4 mm(Gesamtdicke der beiden Board-Proben)und der bei diesen tiefen Frequenzen effektiv wirksamen, relativen Permittivität destrockenen Boards (hier etwa4,4) berechnetwerden kann. Bei dieser starken Kapazitätsänderung ist auch ein ausgeprägtesMaximum bei den Verlustfaktoren, dieebenfalls in Bild 8 (linke Ordinate) dargestellt sind, zu erwarten. Diese Maxima sindtypisch für einen Polarisationsmechanismus nach Debye, der hier durch die makroskopische Grenzflächenpolarisation bewirkt wird. Der nach dem Überschreitendieser Maxima zu höheren Frequenzen hineinsetzende starke Abfall des Verlustfaktors wird von der Parallelschaltung von C50
mit Ro und allen Ri-Werten verursacht undnur geringfügig von den Polarisationsverlusten des Transformerboards, die bei diesen tiefen Frequenzen wesentlich kleiner
24 Bulletin ASE/UCS 23196
Isolationsdiagnostik
(b)
~ gemessen
~~~~\~~j:'et *" " ,~ " "" " ' "
--- ungealtert (~,2%) ~~ '~>""- - - gealtert (0,5 Yo) ~ "" <,~=~~ ungealtert (1,0%) "' :--.., '~.-._. - gealtert (2,0%) ~:--.. ""
1E- 5
1E-4 1E- 3 1E- 2 1E-1 1E+0 1E+1 1E+2
Frequenz in (Hz)
1E-4
1E+0
1E-1
00 1E- 2crn- 1E- 3
--- ungealtert (0,2%)- - - gealtert (0,5%)---- ungealtert (1,0%)- -- gealtert (2,0%)
1E-3 1E-2 1E-1 1E+0 1E+1 1E+2
Frequenz in (Hz)
(a)
-----------
• gemessen
\. I\ 0 extrapoliert
'Y---' 'Q.
-Q--U-..D-~--e-
3E-1 0--.---- -----------;:---:-:-=-=:::71
1,5E-1 0-t---.-rrrnmr-"TTTTTTT1r-1rrTrrmr----rTT11rmr....--rTTT1Trr---1rnTTm!
1E-4
2,5E-10
LL~
.SÜ
2E- 10
Bild 6 Frequenzabhängigkeit von Kapazitätund Verlustfaktor von Board·ProbenFrequenzabhängigkeit der Kapazität C(a) und des Verlustfaktorstan8(b) der homogenenBoard-Probenvon Bild4, berechnetaufgrundder aus den Relaxationsströmenermittelten Ersatzschaltungen nach Bild5.
sind, wie der tanö-Verlauf für das gutgetrocknete, ungealterte Board (Bild 6 b)beweist.
Auch in Bild 8 sind wieder einzelneMesswerte eingetragen, die mit dem Dielectric Spectrometer an einer der beidenAnordnungen ermittelt wurden. Die Ursachen der Abweichungen zwischen den gemessenen und den aus der Ersatzschaltungen berechneten Werten, die hier aber nurgering sind und erst bei grösseren Frequenzen einsetzen, wurden bereits vorhererläutert.
Auch wenn man die geometrischen Verhältnisse dieser Isolierstoffschichtungnicht gekannt hätte, würde somit der frequenzabhängige Kapazitätsverlauf einenEinblick in das inhomogene Isoliersystem,das sich durch die starke Kapazitätsänderung und die Maxima im tanö-Verlaufergibt, ermöglichen. Da praktisch alleTransformatoren derartige Schichtungenenthalten, wird auch bei Messungen an
Transformatoren diese Erscheinung auftreten.
Rückkehr-SpannungenWie bereits in der Einleitung erwähnt,
wird in jüngster Zeit immer häufiger dieseit Jahrzehnten bekannte Erscheinung von«rückkehrenden Spannungen» für eine Beurteilung von insbesondere Trafo-Isolierungen angewandt. Die Erscheinung selbstberuht aufderTatsache, dass sich zum Beispiel an den Klemmen eines Hochspannungskondensators, der über eine kürzereoder längere Zeit mit Gleichspannung beansprucht war, trotz eines kurzzeitigenKurzschliessens der Klemmen am Kondensator wieder eine Spannung aufbaut, die jenach Kondensator-Dielektrikum in der Regel einen Maximalwert erreicht und erstnach längerer Zeit wieder verschwindet[6]. Aus dem in Bild 5 angegebenen allgemeinen Ersatzschaltbild lässt sich dieserEffekt sofort erkennen und bedarf daher
keiner zusätzlichen Erläuterung. Einegrosse Verbreitung hat aber nun die aufdieser Erscheinung aufbauende RVMMessmethode gefunden, die seit einem aufder Cigre-Session 1990 publizierten Beitrag [7] und der Markteinführung einesentsprechenden Messgerätes [8] auch zurOffline-Diagnostik von insbesondereGrosstransformatoren verwendet wird.
Diese RVM-Methode, über die in denletzten Jahren sehr häufig und ausführlichin der Literatur berichtet wurde(siehe z. B.[9, 10]), besteht darin, das zu untersuchende Objekt in Zyklen mit einer Gleichspannung von typisch 2 kV zu polarisieren, esdaraufhin kurzzuschliessen undnach dieserKurzschlussperiode die Rückkehrspannung zu messen, dessen MaximalwerteV ,.mox mit der jeweiligen PolarisationsdauerTI' in Abhängigkeit gebracht werden. DieseAbhängigkeit wird Polarisationsspektrumgenannt. Die Kurzschlusszeit beträgt dabeivorzugsweise ~)/2; die Begründung dafür
.SÜ
5E- 11
4 mm Öl + 4 mm Board - - ---- 16 mm Öl + 4 mm Board ---
1E-4 1E-3 1E-2 1E- 1 1E+0 1E+1 1E+2
Frequenz in (Hz)
1E-3
1E+1.....---- - - - - --;;------ - --.·1 E- 10
1E-2
1E+0
1E-5 -I--rTTITTl;n-o-rnmnr-.rrrrmrrncrrmr-rTTTnTIr-rTTITTl,rO
1E-4
1E+4
- - - - -Ipol
-- Idepol
1E+31E+2
Zeit in (8)1E+11E+0
1E-1016 mm Öl + 4 mm Board
0-1E-11 "/1--------- ,
;;(
.S 4 mm Öl + 4 mm Board
E 1E-1 2
eCi)
1E-13Eo= 4V/mmEp = 5000 s
1E-1 4e= 20 -c
Bild7 Gemessene Relaxationssträme von geschichteten, inhomogenenIsolieranordnungen
Messanordnungen mit 4-mm-Boards und Ölstreckenvon4mm und 16 mm
Bild8 Frequenzabhängigkeit der Kapazitätund des Verlustfaktorsfür geschichtete, inhomogene Isolieranordnungen
Frequenzabhängigkeit der KapazitätCund des Verl ustfaktors tan8 der Probennach Bild7, berechnet aufgrund der aus den Re laxationsströmenermitteltenErsatzschaltungen nach Bi ld5.
Bulletin SEVIVSE23/96 25
Hochspannungstechnik
1E+31E+2
Zeit in (s)1E+1
1E-9 -J--.-,-rn-nrr-,-,--.rTTTlrr--r-TTTTTrrr----r....,...,rrl
1E+0
---- - - IpOI
--Idepol
1E-6
1E-5..",-------------------,
~
.S: 1E-7Ee(jj
1E-8
1E+4
----
1E+31E+2
Tp in (s)
------- 2mm Board- ---- 4 mm Öl + 4 mm Board-- 16 mm Öl + 4 mm Board
1E+1
._.-
Uo =2,0 kV
1E+O-j--.-.TTrnTr-,--TTTTTrrr--.--.-TTTTTrr--.--rrrrrrrl
1E+0
1E+3...",-------------------,
2:- 1E+2 .
.S:~E-> 1E+1
Bild 9 Vergleich der simulierten Polarisationsspektren fürdie ungealterte,homogene Board-Probe von Bild 4amit jenen der beiden geschichtetenIsolieranordnungen von Bild 7
Bild 10 Gemessene Relaxationssträme eines betriebsgealterten Hochspannungstransformators
nähere Angaben siehe Text
ist der einschlägigen Literatur zu entnehmen. EinPolarisationszyklus ist dannbeendet, wenn nach dem Erreichen des Rückkehrspannungsmaximums das Objekt wieder so lange kurzgeschlossen bleibt, dassdie dann noch wirksamen Depolarisationsströme vernachlässigbar klein wurden. EineZykluszeit kann damit recht gross werden,auchwenn die Polarisationsdauer Tp relativkurzwar. ~) wirddabei in diskreten Wertenvon I : 2 : 5, beginnend mitTp = 20 msvariiert. Der Maximalwert von Tp beträgtbeimhandelsüblichen Gerät 10000 s.
Mit dem zur Verfügung stehendenRVM-Gerät war eine problemlose Messung der Polarisationsspektren an den geschichteten Laborproben (Bilder 7 und 8)nicht möglich, da dieses Gerät eine Mindestkapazität des Prüfobjekts erfordert, diezudem noch von der wählbaren Polarisationsspannung abhängt. Aus Messungen angrösseren Prüfobjekten waraberbereits bekannt, dass die Ergebnisse von RVM-Messungen auch über die bereits behandelteSimulation der Relaxationsströme und diedaraus gewonnene Ersatzschaltung (Bild5)
mit guter Genauigkeit berechnet werdenkönnen. Liegt nämlich eine Ersatzschaltungauchquantitativ vor, so lassensich dieSchaltzyklen der RVM-Messungen überdie Lösung eines Gleichungssystems vonlinearen Differentialgleichungen für dieunterschiedlichen Anfangsbedingungenauch numerisch berechnen und erhält daraus den gesuchten Zusammenhang vonVrlllox = f(Tp) , also das Polarisationsspektrum. In Bild 9 sind die auf diese Weisesimulierten Spektren für die beiden geschichteten Anordnungen von Bild7 sowiedas Spektrum für eine homogene, 2 mmstarke, gut getrocknete Board-Probe (sieheBild 4 a, 0,2% Feuchte) eingetragen. DieseErgebnisse zeigen eindeutig den EinflussderSchichtung, alsoder Geometrie der Anordnungen, auf den Verlauf dieser Spektren. Bei der homogenen Anordnung steigtVmwx mit Tp kontinuierlich an und erreichtselbst beieinerPolarisationszeit Tp von104 snoch keinen Höchstwert. Bei den beideninhomogenen Anordnungen, die ebenfallsje 2 mmdicke, sehrgut getrocknete BoardProben enthalten, ergeben sich aber früh-
zeitige Maxima, die sich bei dem relativgrösseren Ölanteil zu grösseren ~,-Wertenhin verschieben. Würde manabernachdenAngaben der Fachliteratur [8] diese Maximalwerte mit der Board-Feuchte in Beziehungbringen, so wären die in dieserLiteratur postulierten Feuchtewerte praktisch 0%für die homogene Anordnung, aber mindestens ungefähr 1,9%bzw. 1,5% für die beiden geschichteten Anordnungen. Im Prinzip lässt sich dieses Ergebnis rechteinfachaus Ersatzschaltungen für die Einzelkomponenten der Anordnungen erklären, worauf hier aber verzichtet wird. Aus physikalischer Sicht ist die bei den inhomogenenProben auftretende zusätzliche Grenzschichtpolarisation, für die auch die Leitfähigkeit des Öls eine bedeutende Rollespielt, die wesentliche Ursache fürdasAuftreten der Maxima in den Polarisationsspektren.
Bei einer Anwendung der RVM-Methode aufTransformatoren miteinergeschichteten Öl-Papier-Isolation wird daher dieseVerschiebung der PolarisationsspektrumMaxima zu kürzeren Tp-Werten hineine zu
1E+3 -,------------------,1E+0 8E-8
1E-1 LL'tan 8 ~
00 .S:c 0s1E-2 4E-8
1E-3
Uo=2,0 kV o gemessen*berechnet
1E-4 1E-3 1E-2 1E-1 1E+0 1E+1 1E+2
Frequenz in (Hz)
Bild 11 Frequenzabhängigkeit der Kapazität Cund des Verlustfaktors tan8fürden Transformator von Bild 10
Bild 12 Das aufgrund einer Ersatzschaltung simulierte sowie das mit einemRVM-Gerät gemessene Polarisationsspektrum des Transformators von Bild 10
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Isolationsdiagnostik
1E+31E+2
Zeit in (s)1E+1
Schlussfolgerung
E~ wurde gezeigt, dass man mit einerMessung der Relaxationsströme an Transfonnatoren sehr wertvolle Hinweise überden aktuellen Zustand des verwendetenIsoliersystems erhalten kann. Die dabeiverwendete Auswertemethode liefert insbesondere die niederfrequenten Diagnosegrössen (Kapazität, Verlustfaktor) in einemFrequenzbereich, der für Alterungsprozes-
aus Labormessungen an Board-Proben mitunterschiedlicher Feuchte oder Alterungexperimentell ermittelten Eigenschaftenfür eine Gesamtsimulation des Isoliersystems im Trafo verwenden, um die gemessenen Relaxationsströme am Transformator nachzubilden. Dieses Verfahrenwurde bei dem im Bild 13 gezeigten Vergleich von gemessenen und simuliertenRelaxationsströmen angewandt. Die Messwerte stammen dabei vom eingangserwähnten Transformator für Tp = 1500 s(siehe Bild 10). Bei den berechneten Kurvenscharen von Relaxationsströmen wurden die dielektrischen Eigenschaften vonPressboard-Proben mit steigendem Feuchte- undAltenmgsgrad verwendet, umderenEinfluss auf denGesamtverlaufder Relaxationsströme zu erkennen. Die beste Übereinstimmung mit den Messwerten ergibtsich dabei mit den als IpoI3/depo/3 bezeichneten Strömen, die aus den Eigenschaften einer im Labor gealterten Probemit ungefähr2% Feuchte berechnet wurde. Auch ausdieser Simulation erkennt man, dass dieIsolieröleigenschaften, die bei der Simulation nicht geändert wurden, die Relaxationsströme bei kurzen Zeiten dominieren.Da die Laborproben aber nicht aus demuntersuchten Transformator entnommenwurden, wäre es sicher unzulässig, den genannten Feuchtegehalt der Feststoffisolation dieses Transformators, deren Zusammensetzung nicht bekannt ist, zuzuordnen.
----- - Ipol "
- -ldepo!A
1E+O
1E-5 ,,---- --- -----------,
1E-6
1E- 10 -;-- ,.--,r-r-,..,..,."tTT"- ,-,....,-..,...,.,rTTT- -.--r-t-r...,.,TtTI- -'
1E-9
~~ 1E-7.SEe 1E-B
U5
Bild 13 Vergleichzwischen gemessenen(Messpunkte) undberechneten Relaxationsströmen des Transformators von Bild 10
faktors mit einem Maximalwert von I beiungefähr 2 . 10-2 Hz und einem Wiederanstieg bei f < 10-3 Hz kann auf die gleicheWeise erklärt werden.
Das RVM-Messgerät ist für derartigeVor-Ort-Messungen an grossen Transformatoren konzipiert und daher problemloseinsetzbar. In Bild 12 sind daher die mitdiesem Gerät gemessenen VmUlX"Werte inAbhängigkeit der vom Gerätgewählten individuellen Tp-Werteaufgeführt. Zum Vergleich dazu wurden auch die über die Simulation berechneten Werte eingetragen.Die gute Übereinstimmung zwischen diesen Polarisationsspektren beweist, dassman die Ergebnisse einer RVM-Messungauch über das hier gewählte Simulationsverfahren, das von den Relaxationsströmenausgeht, erhalten kann.
Abschliessend sei noch darauf hingewiesen, dass es möglich ist, bei einerKenntnis des innerenAufbaus einesTransformators, der im wesentlichen durch dieSchichtung von Ölstrecken und BoardBarrierengekennzeichnet ist, zwischen denPhänomenen der makroskopischen Grenzflächenpolarisation und den Polarisationsprozessen der Einzelkomponenten zu unterscheiden [I I]. Kennt man nämlich diedielektrische Antwortfunktion f( t) - sieheGleichung (9) - dieser Komponenten sowiederen Leitfähigkeiten 0 , so könnendieGesamtstromdichten von geschichtetenAnordnungen in Anlehnung an Gleichung(12) und einer Kenntnis der VakuumKapazitäten auch rechnerisch simuliertwerden. Für den Fall einer konkretenSimulation der Relaxationsströme einesTransformators können die dielektrischenGrössen für das Isolieröl aus Messungen anÖlproben gewonnen werden. Die Eigenschaften der im Transformator verwendeten Isolierstoffbarrieren lassen sich hingegen nicht messen, ohne das Gerät zu öffnen. Da zweifellos die Feuchte des Boardsderen dielelektrische Eigenschaften sehrwesentlich beeinflusst, kann man aber die
hohe Board-Feuchte vortäuschen, wennmandie Auswertemethode nach[8]anwendet. Erst kürzlich wurde auch an anderenStellen berichtet, dass derartige Auswertungen nicht im Einklang mit Feuchtemessungen in der Feststoffisolation stehen,welche mit der international anerkanntenKarl-Fischer-Titration vorgenommen wurden (siehe dazu [1 2] sowie Lit. [9] in [12]) .
Vor-Ort-Messungen anHochspannungstransformatoren
Mit den eingangs des Abschnitts überexperimentelle Ergebnisse an Laborprobengenannten Laborgeräten (DC-Spannungsquelle; Keithley-Elektrorneter; Umschaltmechanismus) lassen sich auch vor OrtRelaxationsströme an Leistungstransformatoren messen. Aus einer Mehrzahl vonMessungen, die in unterschiedlichen Freiluftanlagen durchgeführt wurden, werdendie Ergebnisse einer Vor-Ort-Messung füreinen im Betrieb gealterten Transformator(25 MVA; 155/135/19,5kV; Baujahr1955)vorgestellt. Bild 10 zeigt die an diesemTransformator gemessenen Relaxationsströme (Absolutwerte) bei Polarisationsspannungen von I kV und 2 kV sowie beiunterschiedlichen Polarisationsdauern Tp
von 100s, 1500 s und 5000 s. Die Verdoppelung der Ströme bei der Verdoppelungder Polarisationsspannung ist ein Nachweisfür die Linearitätdes hier voluminösen Isoliersystems. Der zeitliche Verlauf wird hierdurch den relativ frühzeitigen Abfall derRelaxationsströme nach bereits etwa 20 sbestimmt, was auf eine relativ grosse ÖIleitfähigkeit hinweist. Der Vergleich derDepolarisationsströme bei Polarisationsdauern von 1500 s und von 5000 s zeigtdeutlich, dass nachdem Aufbau der Grenzflächenpolarisation, die durch den frühzeitigen, starken Abfall der Relaxationsströmecharakterisiert wird, nochzusätzliche Polarisationsprozesse im Board aktiviert werden, was zu einem langsameren Abfall derDepolarisationsströme bei längeren Zeitenführt.
In Bild I I sind die berechneten, frequenzabhängigen Kapazitäts- und tanöWerte für diesen Transformator zusammengefasst. Sie wurden wiederum aus derSimulation der Depolarisationsströme undder sich daraus ergebenden Ersatzschaltung(Bild 5) ermittelt. Neben dem markanten,starken Anstieg der Kapazität im Bereichvon 10:'-5 .10-3 Hz, der durch die makroskopische Grenzflächenpolarisation verursacht wird, erfolgt ein weiterer starker Anstieg bei Frequenzen <I0.3 Hz, der ganzoffensichtlich durch die Polarisationsprozesse imTransformerboard bedingt ist. Derfrequenzabhängige Verlauf des Verlust-
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.............................................................................................................: .:.)))))))))))))~}??????}~rrrrrrrr~JJJJJJ~~~Hochspannungstechnik
Le diagnostic sur placedes transformateurs de puissanceLes courants de relaxation renseignent sur l'etat d'isolementdes composants etinstallations haute tension
Les materiaux isolants et systemes d' isolement sont de prime importance pour lescomposants et installations haute tension; sur les transformateurs de haute puissance et11 haute tension, iIs se composent encore actuellement presque toujours du systemetraditionnel 11 huiIe minerale et cellulose. Le present article montre comment unemesuredescourantsde relaxation lpolet l depol (voirfig. 2)permetuneevaluationde l'etatde I'isolement.
Une methodeelementaire de fitting sert 11 determiner d' abord des valeurs quantitatives pour les differents elernents d'un montage equivalentselon la figure5 11 partir desvaleurs mesurees pour les courants de relaxation (voir table I pour les courants derelaxation de la fig. 4b). Ce montage equivalent permet de calculerI'influence de lafrequence sur la capaeire effective C et le facteur de perte tanö. Les figures 6a1brepresententles resultats de ces calculs pourles quatre paires de courants de relaxationde la figure 4a/b dans la plage de frequence de 10-4 11 102 Hz. Le resultat de cettedetermination indirecte des proprietes fonctions de la frequence concordent bien avecles valeurs mesurees directement au moyen d'un spectrornetre dielectrique(fig. 6a1b).La methoded'evaluation proposee fournit ainsi les grandeurs de diagnostic quesont lacapacite et le facteur de perte pour une plage de frequence importante en vue del'evaluation des phenomenes de vieillissement dans un isolant au papier huile. Lamethode presentee peutservir 11 completer et 11 ameliorer le diagnosticdes transformateurs.
se in einer Öl-Papier-Isolierung offensichtlich von grosser Bedeutung ist. DerartigeEigenschaften werden zurzeit nur indirektüber eine spezielle Bewertung von Rückkehrspannungen erfasst, die zu schwer interpretierbaren Polarisationsspektren führen und vom geometrischen Aufbau sowievon den individuellen, dielektrischen Eigenschaften einer Trafo-Isolierung abhängen. Die vorgestellte Methodik kann dazudienen, in der Zukunft die Transformatordiagnostik zu ergänzen und zu verbessern.
VerdankungDie hier beschriebene Arbeit wird im
Rahmen des Projekts «Dielektrische Messmethoden zur Diagnose des Isolationszustandes von ÖI-Papier-isolierten Transformatoren» vom Projekt- und Studienfonds der Elektrizitätswirtschaft (PSEL)finanziell unterstützt. Für diese Unterstützung sei an dieser Stelle bestens gedankt.Ebenfalls gedankt sei der Firma WeidmannAG, Rapperswil, für ihre technische Unterstützung bei der Vorbereitung und Alterung der Laborproben, sowie der FirmaHaefely-Trench AG, Tettex InstrumentsDivision, Zürich, für die Bereitstellung desRVM. Schliesslich bedanken wir uns beider ABB Secheren AG, Genf, und den Services Industriels de Geneve, die uns dieMöglichkeit gaben, die im Abschnitt «VorOrt-Messungen an Hochspannungstransformatoren» präsentierten Untersuchungendurchzuführen .
Literatur[1] R. ParzeI, E. Neudert und M. Sturm: Diagno
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