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Vorlesung: Geburtskunde und Geburtshilfe GroßtierSommersemester 2007, 6. Fachsemester
- Physiologie des Geburtsvorganges und Beeinflussung der Geburtskräfte
2007 AGTK Wehrend
Anzeichen der bevorstehenden Geburt
Bedeutung: Voraussage des Geburtszeitpunktes zur Erleichterung der Geburtsüberwachung
Unterscheide:
- äußerlich sichtbare Kennzeichen (Adspektion, Palpation)- Veränderungen an der Vulva- Veränderungen an der Milchdrüse- Verhalten u. a.
- innerliche Kennzeichen (rektale/vaginale Untersuchung, Sonographie, Labor)
- Position der Frucht- Tonisierung der Gebärmutter- Progesteronkonzentration u. a.
2007 AGTK Wehrend
Anzeichen der bevorstehenden Geburt Rind
- Veränderungen an der Vulva- Ödematisierung- Längenveränderung- Sekretabsonderungen- Schleimhautfarbe im Vestibularbereich
- Bandapparat- Lockerung und Einfallen der Beckenbänder- Biegbarkeit der Schwanzspitze
- Veränderungen an der Milchdrüse- Ödematisierung- Milchfüllung der Zitzen
2007 AGTK Wehrend
2007 AGTK Wehrend
Vulvaödematisierung bei 105 Rindern im antepartalen Zeitraum
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
168 144 120 96 72 48 24 16 8Stunden ante partum
%
Grad 1 Grad 2 Grad 3
2007 AGTK Wehrend
Sekretaustritt aus der Vulva bei 105 Rindern im antepartalen Zeitraum
0
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20
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50
60
70
168 144 120 96 72 48 24 16 8Stunden ante partum
%
Grad 0 Grad 1 Grad 2 Grad 3
2007 AGTK Wehrend
Grunert, 1993
Supravaginale Ausbuchtung:
Die gestreckten Vorder-Gliedmaßen verlagern die Uteruswand nach kaudodorsal, kein Anzeichen der unmittelbar bevorstehenden Geburt
2007 AGTK Wehrend
Anzeichen der bevorstehenden Geburt Pferd
- Veränderungen an der Vulva- Ödematisierung- Längenveränderung
- Bandapparat- Lockerung und Einfallen der Beckenbänder
kann aufgrund der Kruppenmuskulatur unbemerkt bleiben - Einfallen der Flanken (Durchhängen des Bauches)
- Veränderungen an der Milchdrüse- Anbildung des Euters- Harztropfen- Veränderung der Zusammensetzung des Präkolostrums
2007 AGTK Wehrend
Zeitpunkt der maximalen Euteranbildung bei Stuten im antepartalen Zeitraum (Erices u. Blaufuß, 1996)
2007 AGTK Wehrend
Zeitpunkt des Nachweises von Milchcharakter im Eutersekret bei Stuten im antepartalen Zeitraum (Erices u. Blaufuß, 1996)
2007 AGTK Wehrend
Veränderungen der Zusammensetzung des Präkolostrums
- Natriumkonzentration
- Kaliumkonzentration
- Kalziumkonzentration - markante Erhöhung unmittelbar vor der Geburt- kann mit Hilfe von Teststreifen zur Wasserhärtebestimmung
erfasst werden
Keine Stute fohlt ab, wenn die Kalziumkonzentration im Präkolostrum unter 10 mmol/l liegt.
Durchführung (Merkoquant 10025):- 0,5 ml Präkolostrum + 3 ml destilliertes Wasser- Eintauchen des Teststreifens in die Flüssigkeit - Ablesen
2007 AGTK Wehrend
Anzeichen der bevorstehenden Geburt Schwein
- Veränderungen an der Vulva- Ödematisierung
- Veränderungen an der Milchdrüse- Anbildung der Milchdrüse (pralle Konsistenz etwa ab 48 Std. ante
partum)- Milch im Strahl ermelkbar (ab 6 Std. vor der Geburt)
- Verhalten- Nestbau- Seitenlage
2007 AGTK Wehrend
Anzeichen der bevorstehenden Geburt Kleiner Wiederkäuer
- Veränderungen an der Vulva- Ödematisierung- Schleimhautfarbe im Vestibularbereich
- Bandapparat- Lockerung und Einfallen der Beckenbänder bei der Ziege
- Veränderungen an der Milchdrüse- Ödematisierung- Milchfüllung der Zitzen
2007 AGTK Wehrend
Ablauf der Geburt
Klinische Einteilung in drei Phasen:
- Öffnungsphase
- Austreibungsphase
- Nachgeburtsphase
Andere Einteilung:
Passive Phase: Umwandlung der Gebärmutter von der Fruchthalterfunktion zum Austreibungsorgan
Aktive Phase: Expulsion des Fetus und der Eihäute durch die Geburtskräfte
relaxiert
kontrahiert
geschlossen
geöffnet
Uterus Zervix
Gravidität
Partus
2007 AGTK Wehrend
Öffnungsphase
1. Passiver Teil
2. Aktiver Teil
Breeveld-Dwarkasing, 2002
Passiver TeilTonus der glatten Muskulatur nimmt ab Uterus sinkt in den Bauchraum Verschluss des inneren Muttermundes wird gelöst Klauenspitzen gelangen vor den inneren Muttermund
Äußere Symptome: keineBeginn der Öffnungsphase kann klinisch nicht erfasst werden
Beginn der aktiven Öffnungsphase
2007 AGTK Wehrend
Aktiver Teil der ÖffnungsphaseBeginn der Wehentätigkeit Druck auf die Fruchtblasen Formveränderungen am Ort des geringsten Widerstandes (Canalis cervicalis) Öffnung der Zervix
Platzen des Chorions (an der Gebärmutterwand fixiert) Abgang von Fruchtwasser Druckabfall (temporäres Sistieren der Geburt) Erneuter Druckanstieg führt zur Weitung des weichen Geburtsweges
Prinzip: schonende, hydrostatische Druckübertragung
2007 AGTK Wehrend
Bedeutung der Eigenbewegungen der FruchtDie Streckung des Halses und der Gliedmassen gehen auf Eigenbewebungen der Frucht zurück
Haltungsanomalien häufiger bei toten und lebensschwachen Feten
In Vorderendlage, oberer Stellung und gestreckter Haltung bilden die Spitzen der Vordergliedmassen und der darauf liegende Kopf einen „Geburtskeil“.
2007 AGTK Wehrend
Aktiver Teil der Öffnungsphase
Das Ende der Öffnungsphase ist durch das Bersten der zweiten Fruchtblase gekennzeichnetÄußere Symptome: Unruhe, Hinlegen und Aufstehen
ggf. Abgang von Allantoisflüssigkeit
Dauer: ca. 2 Std.
Dauer: ca. 6 - 16 Std.
2007 AGTK Wehrend
Mit Beginn der Öffnungsphase dreht sich der Pferdefetus in die obere Stellung.
2007 AGTK Wehrend
Austreibungsphase
Expulsion des Fetus durch Bauchpresse und Wehen
Wehen: Kontraktionen des UterusBauchpresse: Kontraktionen der Bauchmuskulatur und des
Zwerchfellssynchron mit den Wehen
Kraftentfaltung wird durch Reflexekontrolliert
Ferguson-Reflex:Zervix Oxytozinausschüttung Wehentätigkeit
Grunert, 1993
2007 AGTK Wehrend
Bostedt, 2003
2007 AGTK Wehrend
Austreibungsphase
Ferguson-Reflex:Zervix Oxytozinausschüttung Wehentätigkeit
Entleerungsreflex:Druckrezeptoren in der Vagina Reizleitung über Nervus pudendus Kontraktionen der Bauch-muskulatur und des Zwerchfells
Der Wehendruck wird durch die Bauchpresse erheblichgesteigert (3 bis 5 mal).
Optimale Geburtslage: SeitenlageGrunert, 1993
2007 AGTK Wehrend
Geburtskräfte
maximale Kraftentfaltung im Liegenmaximaler Durchmesser des knöchernen Geburtsweges im Liegen
Bauchpresse: Kontraktionen der Bauchmuskeln Becken wird „aufgestellt“ – Durchmesser
vergrößert
Wehen: Kontraktionen der Gebärmutterkeine Dauerwehen sondern Wehe – Pause – Wehe – Pause usw.
2007 AGTK Wehrend
Austreibungsphase
Sobald die Amnionblase geplatzt ist, erfolgt eine direkte Kraftübertragung auf den Fetus.
Der Inhalt der Amnionblase sorgt für eine Erhöhung der Gleitfähigkeit im Geburtsweg.Äußere Symptome: Fruchtteile in der Rima vulvae sichtbar,
Bauchpresse
Dauer: max. 0,5 Std.
Dauer: ca. 1 Std.
Dauer: 0,5 Std. Abstand: max. 0,5 Std.
Dauer: 2 - 4 Std. Abstand: max. 0,5 Std.
Dauer: max. 12 Std. Abstand: 0,5 Std.
Dauer: 12 Std. Abstand: 0,5 Std.
2007 AGTK Wehrend
Dauer vom Erscheinen der Klauenspitzen bis zur vollständigen Expulsion - Kühe: 17,8 2,1 Minuten- Färsen: 40,1 1,5 Minuten
Dauer bis zum Austritt des Kopfes- Kühe: 15,3 2,3 Minuten- Färsen: 38,1 1,5 Minuten
Dauer vom Austritt des Kopfes bis zur vollständigen Expulsion- Kühe: 2,1 1,4 Minuten- Färsen: 2,4 1,1 Minuten
Ein Großteil der Zeit entfällt auf die Aufdehnung des weichen Geburtsweges.
Die Nabelschnur reißt, wenn der Fetus durch das Becken tritt.
Physiologische Geburtsposition: Vorderendlage, gestreckte Haltung, obere Stellung
Austreibungsphase Rind
2007 AGTK Wehrend
Engstellen im weichen Geburtsweg
Schulz, Brabant, Erices, 2002
ZervixHymenalbereich (Vagina – Vestibulum)Rima vulvae
2007 AGTK Wehrend
Sehr schnelle und heftige Geburt.
Der Fetus wird mit intakter Nabelschnur geboren.
Der Nabel reißt postnatal.
Physiologische Geburtsposition: - Vorderendlage- obere Stellung - gestreckte Haltung
Austreibungsphase Pferd
2007 AGTK Wehrend
Kaum bis keine Bauchpresse zu beobachten.
Physiologische Geburtsposition:
- obere oder untere Stellung- Vorder- oder Hinterendlage
Austreibungsphase Schwein
2007 AGTK Wehrend
Ähnlich Rind
Physiologische Geburtsposition:
- obere Stellung- Vorderendlage- gestreckte Haltung
Austreibungsphase Kleiner Wiederkäuer
2007 AGTK Wehrend
Nachgeburtsphase
Zeitdauer von der Expulsion des Fetus bis zum Abgang der Nachgeburt (der Secundinae)
Zum Ausstoßen der Nachgeburt sind Dolores post partum (Nachwehen) notwendig.
Dauer: bis 2 Std.
Dauer: 6 - 8 Std.
Dauer: 6 Std.
Bei multiparen Tieren solle die letzte Nachgeburt innerhalb von 4 Std. post partum ausgestoßen sein. 2007 AGTK Wehrend
Beeinflussung der Geburtskräfte
Fruchtbewegungen:+ Provokation
Wehen:+ Oxytozin, Glukose, Kalzium- Tokolytika (ß2-Mimetika)
Bauchpresse:- Lokalanästhetika 2% als Epiduralanästhesie
Grunert, 1993
2007 AGTK Wehrend
Fragen
- Welche Kennzeichen weisen bei Stute und Kuh auf den nahenden Partus hin und wie ist ihre Bedeutung zur Vorrausage des Geburtzeitpunktes zu werten?
- In welche Phasen wird die Geburt eingeteilt?
- Schildere die Austreibungsphase bei Stute und Kuh?
- Wie unterscheidet sich die Nachgeburtsphase zwischen den Tierarten?
- Welche Geburtskräfte werden wirksam und wie lassen sich diese beeinflussen?
2007 AGTK Wehrend