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17 000 Euro. Die Jahresgebühr für das RTK- Signal beträgt rund 800 Euro. Hinzu kom- men Gebühren für die SIM-Karten von ca. 200 Euro jährlich. Durch eine höhere Leis- tung und mehr Präzision hofft er, dass er dieses Geld bald wieder sieht. „Ein anderer Effekt ist, dass unsere Mit- arbeiter abends wesentlich entspannter vom Schlepper steigen. Sie haben auch kein Problem damit, mal eine Stunde länger zu machen, um einen Auftrag fertig zu bekom- men“, so die Erfahrung des Lohnunter- nehmers. Damit das RTK Clue funktioniert, ist eine dauerhafte Mobilfunkverbindung nötig. Wenn mittags die Schule aus oder ein Stau auf der Autobahn ist, kann es passieren, dass das Signal wegen Netzüberlastung ab- reißt. Denn Sprechverkehr geht immer vor Datenverkehr. „Dann piept es einmal heftig, und nichts geht mehr“, weiß Oliver Haske. Um diese Ausfäl- le zu minimieren, sind die GPRS-Modems der beiden Reichhardt-Lenksysteme mit einer Multi-Netz-SIM-Karte der Firma easyKom bestückt. Diese schalten selbsttätig zwi- schen den vier in Deutschland aktiven Mo- bilfunknetzen hin und her. Das Va- rioGuide von Fendt unterstützt diese Karten zur- zeit noch nicht. Meistens können Haskes Fahrer bei einem Korrektur- datenausfall nach wenigen Minuten weiterarbeiten. Sie haben beobachtet, dass die Lenkung oft noch weiter läuft, während die Verbin- dung ihrer Handys längst tot ist. Mit diesen Ausfällen muss der Lohnunternehmer leben. Ihm ist klar, dass weder der Hersteller des RTK-Korrektursystems, Reichhardt, noch der Betreiber, der Landmaschinenhändler Schröder, daran etwas verbessern können. Sein Tipp für Landwirte und Lohnunter- nehmer ist, das RTK Clue vor dem Kauf eines Lenksystems auf einer Vorführma- schine auszuprobieren, am besten mehrere Tage rund um die Uhr und im gesamten Ak- tionsgebiet. Das Fabrikat des Systems spielt dabei keine Rolle. Lohnunternehmer Oliver Haske: „Das RTK- Clue ist preiswerter als das Signal der virtuel- len Dienste, und ich kann den Betreiber jeder- zeit ‚greifen’, wenn es hakt.“ Hilft auch nachts auf fremden Schlägen I M ichael Karpf aus 63654 Büdingen (Hessen) bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie einen Ackerbaubetrieb mit 430 ha Pachtfläche und bearbeitet wei- tere Flächen im Lohn. Seit drei Jahren bietet er außerdem die Dün- gung mit einem Cultan-Injektor an. Bei die- sem Verfahren ist es wichtig, dass die Aus- bringung des Düngers mit möglichst wenig Überlappung erfolgt. Und um eine hohe Aus- lastung der Maschine während der verfüg- baren Zeit im Frühjahr zu errei- chen, setzt Karpf die Maschine rund um die Uhr in zwei 12-Stun- den-Schichten ein. Ohne ein genaues und zuverläs- siges Lenksystem geht das nicht. Im ersten Jahr nutzte Michael Karpf eine mobile RTK-Station, die er jeweils am Feldrand auf- stellte, um auch nachts wirklich genau Spur an Spur fahren zu können. Als im zweiten Jahr dann ei- ne zweite Maschine dazukam, funktionierte die RTK-Kor- rektur mit der einen mobilen Station nicht mehr. Deshalb suchte der Landwirt nach einer anderen Lö- sung. Er buchte das Korrektursignal aus einem virtuellen RTK-Netz. Doch das stellte ihn nicht zufrieden. Es kam aus ungeklärten Gründen immer wieder zu Abbrüchen bei der Signalübertragung. Die Folge war, dass die Fahrer mehr Schlangenlinien fuhren als beim Einsatz der mobilen Station. Es musste also eine andere, bes- sere Lösung gefun- den werden. Dann bot ihm Reich- hardt die RTK-Korrek- tur aus dem RTK Clue- Portal zum Testen an. Je nach Einsatzort wechselte dieser zu je- der Tages- und Nachtzeit im Hintergrund die Basisstation. „Es kam mit dem RTK Clue-Si- gnal seltener zu Abbrüchen als mit dem Kor- rektursignal aus dem virtuellen Netz“, meint Michael Karpf. „Wenn das RTK-Signal weg- bricht, das merkt man sofort. Die Sollspur verspringt dann zur Seite.“ Die RTK-Korrekturdaten kamen je nach Einsatzgebiet entweder von der Reich- hardt-eigenen Basisstation bei Hungen oder von der Station in Karben-Kloppenheim, die der Maschinenring Wetterau be- treibt. Für den Korrekturdaten- empfang nutzen die Modems auf Karpfs Traktoren ein Fendt 930 Vario und ein Fendt 920 Vario — das D1-Mobilfunk- netz. Rund 3600 ha hat Michael Karpf im letzten Frühjahr mit dem Cultan-Verfahren und der RTK Clue-Korrektur gedüngt. Beide Schlepper sind dafür mit dem automatischen Lenksys- tem von Reichhardt und einem Bedienterminal von Müller Elektronik ausgestattet. Karpfs Einsatzgebiet reichte von Gießen über Frankfurt bis nach Aschaffenburg, Worms und in den Vogelsberg. „Überall funktionierte die Datenübertragung aus dem RTK Clue-Portal gut. Nur bei einem Kunden in der Nähe von Oppenheim gab‘s Probleme. Dort hatten wir weder Handy- Empfang noch kamen wir mit unseren Tab- let-PCs ins Internet. Auch der GPS-Empfang war hier schwierig. Da hilft dann auch ein guter Korrekturdienst wenig. Wir vermuten, dass die vielen Hochspannungsleitungen, die über die Fläche führten, schuld daran waren“, berichtet Michael Karpf. Text und Fotos: Böhrnsen, Holtmann Michael Karpf injiziert mit zwei Maschineneinheiten Dünger und braucht des- halb zweimal RTK-Emp- fang. Das Lenksystem von Reichhardt nutzt das Com- fort Terminal von Müller Elektronik. Während dieser Saison konnten Lohnunternehmer Oliver Haske in Niedersachsen und Landwirt Michael Karpf in Hessen erste Erfahrungen mit dem neuen RTK-Korrekturdienst aus dem Internet sammeln. Präzision ermöglicht neue Verfahren RTK Clue in der Praxis I S chon mehrere Jahre beobachteten Fred und Oliver Haske aus 27211 Dimhausen (Niedersachsen) den Markt für hochgenaue RTK-Lenksysteme. Als Vater und Sohn 2010 für ihr Lohnunternehmen einen vorgerüs- teten Claas-Xerion kauften, setzten sie die- sen probeweise mit einem Lenksystem und einer mobilen RTK-Referenzstation von Claas ein. „Die Funkverbindung war zwar stabil, aber das häufige Umsetzen der Station war viel zu umständlich“, so ihr Fazit. Wie gerufen kam daher im Frühjahr 2012 das Angebot ihres Händlers, der Firma Schröder mit Hauptsitz in Wildeshausen, sich in das RTK Clue von Reichhardt mit einzuklinken. Im Be- trieb Haske laufen bzw. liefen vier Trakto- ren mit einer Automatiklenkung verschie- dener Hersteller und dem Korrektursignal aus dem RTK Clue-Portal: Claas Xerion 3800, Baujahr 2010, ab Werk vorgerüstet, mit Claas-Automatiklenkung, Fendt 930, Baujahr 2011, ab Werk vorge- rüstet, aufgebaute Reichhardt-Automatik- lenkung mit Müller-Terminal, Fendt 939, Baujahr 2012, ab Werk vorge- rüstet, aufgebaute Fendt-Automatiklenkung (VarioGuide) sowie Fendt 724, Baujahr 2012, ab Werk vorge- rüstet, aufgebaute Reichhardt-Automatik- lenkung mit Müller-Terminal. Der Xerion mit Aufbaufass und verschiede- nen Ausbringaggregaten wird fast das gan- ze Jahr über für die Gülleausbringung ein- gesetzt. Die Fendt-Schlepper 930 und 724 pflanzten mit angebauter Spatenmaschine bzw. Kreiselegge und angehängter Pflanz- maschine Kartoffeln. Dabei eröffnete die hochgenaue RTK-Lenkung völlig neue Mög- lichkeiten. Der Fendt 939 lief vor einer an- gehängten 6-m-Kreiselegge von Lemken, die mit Drillmaschinen für Getreide, Raps, Rüben und Mais kombiniert wird. „Alle diese Arbeiten setzen für die Auto- matiklenkung eine Zentimetergenauig- keit voraus.“ Das ist der wesentliche Grund für Oliver Haske, erst jetzt, dafür aber gleich mit vier Maschinen in diese Technik einzu- steigen. Im kommenden Jahr wird er wahr- scheinlich zwei weitere Traktoren mit einer automatischen Lenkung bestücken, und da- für ebenfalls das RTK Clue nutzen. Haske beziffert die Preise für die Lenksys- teme pro Maschine mit etwa 15000 bis Sonderdruck aus 9/2012 Im Trauben-Verband vernetzt RTK Clue sammelt die Korrekturdaten von RTK-Basisstationen auf einem Internetserver, so dass mehrere Betreiber gemeinsam das Signal für ein größeres Gebiet zur Verfügung stellen können. Reichhardt RTK Clue: Reichhardt GmbH Steuerungstechnik Hofgut Ringelshausen 35410 Hungen Tel.: + 49 (0) 60 43 / 96 45-0 · Fax: + 49 (0) 60 43 / 43 65 [email protected] · www.reichhardt.com www.profi.de profi 9/2012

Während dieser Saison konnten Lohnunternehmer Oliver Haske ... · RTK Clue sammelt die Korrekturdaten von RTK-Basisstationen auf einem Internetserver, so dass mehrere Betreiber gemeinsam

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17000 Euro. Die Jahresgebühr für das RTK-Signal beträgt rund 800 Euro. Hinzu kom-men Gebühren für die SIM-Karten von ca.200 Euro jährlich. Durch eine höhere Leis-tung und mehr Präzision hofft er, dass erdieses Geld bald wieder sieht.„Ein anderer Effekt ist, dass unsere Mit-arbeiter abends wesentlich entspanntervom Schlepper steigen. Sie haben auch keinProblem damit, mal eine Stunde länger zu

machen, um einen Auftrag fertig zu bekom-men“, so die Erfahrung des Lohnunter-nehmers.Damit das RTK Clue funktioniert, ist einedauerhafte Mobilfunkverbindung nötig.Wenn mittags die Schule aus oder ein Stauauf der Autobahn ist, kann es passieren,dass das Signal wegen Netzüberlastung ab-reißt. Denn Sprechverkehr geht immer vorDatenverkehr.„Dann piept es einmal heftig, und nichts gehtmehr“, weiß Oliver Haske. Um diese Ausfäl-le zu minimieren, sind die GPRS-Modems derbeiden Reichhardt-Lenksysteme mit einerMulti-Netz-SIM-Karte der Firma easyKombestückt. Diese schalten selbsttätig zwi-schen den vier in Deutschland aktiven Mo-bilfunknetzen hinund her. Das Va-rioGuide vonFendt unterstütztdiese Karten zur-zeit noch nicht.Meistens könnenHaskes Fahrer beieinem Korrektur-datenausfall nachwenigen Minutenweiterarbeiten. Siehaben beobachtet,dass die Lenkung

oft noch weiter läuft, während die Verbin-dung ihrer Handys längst tot ist. Mit diesenAusfällen muss der Lohnunternehmer leben.Ihm ist klar, dass weder der Hersteller desRTK-Korrektursystems, Reichhardt, nochder Betreiber, der LandmaschinenhändlerSchröder, daran etwas verbessern können.

Sein Tipp für Landwirte und Lohnunter-nehmer ist, das RTK Clue vor dem Kaufeines Lenksystems auf einer Vorführma-schine auszuprobieren, am besten mehrereTage rund um die Uhr und im gesamten Ak-tionsgebiet. Das Fabrikat des Systems spieltdabei keine Rolle.

Lohnunternehmer Oliver Haske: „Das RTK-Clue ist preiswerter als das Signal der virtuel-len Dienste, und ich kann den Betreiber jeder-zeit ‚greifen’, wenn es hakt.“

Hilft auch nachts auf fremden Schlägen

IMichael Karpf aus 63654 Büdingen(Hessen) bewirtschaftet zusammen

mit seiner Familie einen Ackerbaubetriebmit 430 ha Pachtfläche und bearbeitet wei-tere Flächen im Lohn.Seit drei Jahren bietet er außerdem die Dün-gung mit einem Cultan-Injektor an. Bei die-sem Verfahren ist es wichtig, dass die Aus-bringung des Düngers mit möglichst wenigÜberlappung erfolgt. Und um eine hohe Aus-lastung der Maschine während der verfüg-baren Zeit im Frühjahr zu errei-chen, setzt Karpf die Maschinerund um die Uhr in zwei 12-Stun-den-Schichten ein.Ohne ein genaues und zuverläs-siges Lenksystem geht das nicht.Im ersten Jahr nutzte MichaelKarpf eine mobile RTK-Station,die er jeweils am Feldrand auf-stellte, um auch nachts wirklichgenau Spur an Spur fahren zukönnen.

Als im zweiten Jahr dann ei-ne zweite Maschine dazukam,funktionierte die RTK-Kor-rektur mit der einen mobilenStation nicht mehr. Deshalbsuchte der Landwirt nach einer anderen Lö-sung. Er buchte das Korrektursignal auseinem virtuellen RTK-Netz. Doch das stellteihn nicht zufrieden. Es kam aus ungeklärtenGründen immer wieder zu Abbrüchen bei

der Signalübertragung.Die Folge war, dassdie Fahrer mehrSchlangenlinienfuhren als beim

Einsatz der mobilenStation. Es musstealso eine andere, bes-sere Lösung gefun-den werden.Dann bot ihm Reich-hardt die RTK-Korrek-tur aus dem RTK Clue-Portal zum Testen an.

Je nach Einsatzort wechselte dieser zu je-der Tages- und Nachtzeit im Hintergrund dieBasisstation. „Es kam mit dem RTK Clue-Si-gnal seltener zu Abbrüchen als mit dem Kor-rektursignal aus dem virtuellen Netz“, meintMichael Karpf. „Wenn das RTK-Signal weg-bricht, das merkt man sofort. Die Sollspurverspringt dann zur Seite.“

Die RTK-Korrekturdaten kamen je nachEinsatzgebiet entweder von der Reich-

hardt-eigenen Basisstation beiHungen oder von der Station inKarben-Kloppenheim, die derMaschinenring Wetterau be-treibt. Für den Korrekturdaten-empfang nutzen die Modemsauf Karpfs Traktoren — einFendt 930 Vario und ein Fendt920 Vario — das D1-Mobilfunk-netz.Rund 3600 ha hat MichaelKarpf im letzten Frühjahr mitdem Cultan-Verfahren und derRTK Clue-Korrektur gedüngt.Beide Schlepper sind dafür mitdem automatischen Lenksys-tem von Reichhardt und einemBedienterminal von Müller

Elektronik ausgestattet.

Karpfs Einsatzgebiet reichte von Gießenüber Frankfurt bis nach Aschaffenburg,Worms und in den Vogelsberg. „Überallfunktionierte die Datenübertragung ausdem RTK Clue-Portal gut. Nur bei einemKunden in der Nähe von Oppenheim gab‘sProbleme. Dort hatten wir weder Handy-Empfang noch kamen wir mit unseren Tab-let-PCs ins Internet. Auch der GPS-Empfangwar hier schwierig. Da hilft dann auch einguter Korrekturdienst wenig. Wir vermuten,dass die vielen Hochspannungsleitungen,die über die Fläche führten, schuld daranwaren“, berichtet Michael Karpf.

Text und Fotos:Böhrnsen, Holtmann

Michael Karpf injiziert mitzwei MaschineneinheitenDünger und braucht des-halb zweimal RTK-Emp-fang.

Das Lenksystem von Reichhardt nutzt das Com-fort Terminal von Müller Elektronik.

Während dieser Saison konnten Lohnunternehmer Oliver Haske inNiedersachsen und Landwirt Michael Karpf in Hessen erste Erfahrungenmit dem neuen RTK-Korrekturdienst aus dem Internet sammeln.

Präzision ermöglicht neue Verfahren

RTK Clue in der Praxis

ISchon mehrere Jahre beobachteten Fredund Oliver Haske aus 27211 Dimhausen

(Niedersachsen) den Markt für hochgenaueRTK-Lenksysteme. Als Vater und Sohn 2010für ihr Lohnunternehmen einen vorgerüs-teten Claas-Xerion kauften, setzten sie die-sen probeweise mit einem Lenksystem undeiner mobilen RTK-Referenzstation vonClaas ein.„Die Funkverbindung war zwar stabil, aberdas häufige Umsetzen der Station war vielzu umständlich“, so ihr Fazit. Wie gerufenkam daher im Frühjahr 2012 das Angebotihres Händlers, der Firma Schröder mit

Hauptsitz in Wildeshausen, sich in das RTKClue von Reichhardt mit einzuklinken. Im Be-trieb Haske laufen bzw. liefen vier Trakto-ren mit einer Automatiklenkung verschie-dener Hersteller und dem Korrektursignalaus dem RTK Clue-Portal:■ Claas Xerion 3800, Baujahr 2010, ab Werkvorgerüstet, mit Claas-Automatiklenkung,■ Fendt 930, Baujahr 2011, ab Werk vorge-rüstet, aufgebaute Reichhardt-Automatik-lenkung mit Müller-Terminal,■ Fendt 939, Baujahr 2012, ab Werk vorge-rüstet, aufgebaute Fendt-Automatiklenkung(VarioGuide) sowie

■ Fendt 724, Baujahr 2012, ab Werk vorge-rüstet, aufgebaute Reichhardt-Automatik-lenkung mit Müller-Terminal.Der Xerion mit Aufbaufass und verschiede-nen Ausbringaggregaten wird fast das gan-ze Jahr über für die Gülleausbringung ein-gesetzt. Die Fendt-Schlepper 930 und 724pflanzten mit angebauter Spatenmaschinebzw. Kreiselegge und angehängter Pflanz-maschine Kartoffeln. Dabei eröffnete diehochgenaue RTK-Lenkung völlig neue Mög-lichkeiten. Der Fendt 939 lief vor einer an-gehängten 6-m-Kreiselegge von Lemken,die mit Drillmaschinen für Getreide, Raps,Rüben und Mais kombiniert wird.

„Alle diese Arbeiten setzen für die Auto-matiklenkung eine Zentimetergenauig-keit voraus.“ Das ist der wesentliche Grundfür Oliver Haske, erst jetzt, dafür aber gleichmit vier Maschinen in diese Technik einzu-steigen. Im kommenden Jahr wird er wahr-scheinlich zwei weitere Traktoren mit einerautomatischen Lenkung bestücken, und da-für ebenfalls das RTK Clue nutzen.Haske beziffert die Preise für die Lenksys-teme pro Maschine mit etwa 15000 bis

S o n d e r d r u c kaus 9/2012

Im Trauben-Verband vernetztRTK Clue sammelt die Korrekturdaten von RTK-Basisstationen auf einem Internetserver, so dassmehrere Betreiber gemeinsam das Signal für ein größeres Gebiet zur Verfügung stellen können.

Reichhardt RTK Clue:

Reichhardt GmbH SteuerungstechnikHofgut Ringelshausen35410 HungenTel.: + 49 (0) 60 43 / 96 45-0 · Fax: + 49 (0) 60 43 / 43 [email protected] · www.reichhardt.com

www.profi.deprofi 9/2012

RTK Clue sammelt die Korrekturdaten von RTK-Basisstationenauf einem Internetserver, so dass mehrere Betreibergemeinsam das Signal für ein größeres Gebiet zur Verfügungstellen können.

Im Trauben-Verband vernetzt

Reichhardt RTK Clue:

IWenn nicht jeder sein eigenesSüppchen kocht, sondernalle Betreiber von festenRTK-Basisstationen sich zu-

sammentun — egal ob Landwirt, Lohnunter-nehmer, Maschinenring oder Händler — ha-ben alle am Ende mehr davon. Dies ist derGrundgedanke für das RTK Clue von Reich-hardt. Durch den Zusammenschluss einzelnbetriebener RTK-Basisstationen zu einemtraubenähnlichen Verband (auch Cluster ge-nannt) kann bei entsprechender Stations-dichte eine ganze Region oder bestenfallssogar das ganze Land flächendeckend mitdem hochgenauen Korrektursignal versorgtwerden.

Davon profitieren die Nutzer von GPS-Lenksystemen, und hier allen voran Lohn-unternehmer oder große landwirtschaftli-che Betriebe, die Ackerarbeiten über einweites Gebiet verteilt zu erledigen haben.Denn das normalerweise über Funk über-

mittelte RTK-Korrektursignal ei-ner einzelnen Station hat maximaleine Reichweite von etwa 5 km,und das auch nur bei guten Bedin-gungen. Ist das Gelände hügelig,stößt die Signalübertragung nochfrüher an ihre Grenzen.Aber selbst bei sehr guter Funk-übertragung gilt: Je weiter derSchlepper mit seinem GPS-Emp-fänger auf dem Dach von der RTK-Basisstation entfernt ist, destoungenauer werden die Korrektur-daten für seinen aktuellen Stand-ort. Deshalb müsste der GPS-Empfänger auf dem Traktor zueiner näher gelegenen Station wechseln, so-bald die Entfernung für eine gute Genauig-keit zu groß wird.Im besten Fall geschieht dies automatisch,ohne dass der Fahrer darüber nachdenkenmuss. Und genau das kann bzw. soll das RTKClue zukünftig können. Allerdings befindet

sich das System derzeit noch imPilotbetrieb. In dieser Phase warbislang beim Wechsel von einemGebiet ins andere noch ein Anrufbei der Firma Reichhardt not-wendig. Dort wurde dann derKorrekturdatenversand manuellumgestellt.

Reichhardts Ziel ist es, jedemSchlag eine Basisstation zuzu-ordnen. Am elegantesten wäredies zu lösen, wenn die Schlag-daten im XML-Format in einemInternetportal wie Farmpilot(profi 1/2011) hinterlegt wären.

Dann nämlich wären über den Bordcompu-ter im Schlepper und die GPS-Technik eineautomatische Schlagerkennung und darübereine automatische Verbindung zur richtigenRTK-Basisstation möglich.Anders als bei einem virtuellem RTK-Netzerhält der Traktor-Empfänger aus dem

Reichhardt‘schen RTK-Cluster die Korrek-turdaten immer von einer echten Basissta-tion, die maximal 30 km vom Standort desSchleppers bzw. vom Schlag entfernt ist. Umflächendeckend Korrekturdaten zur Verfü-gung stellen zu können, müssen die Statio-nen in einer Entfernung von ca. 50 kmzueinander aufgebaut sein.Der Internetserver speichert beim RTK Cluedie Daten der Stationen und verteilt sie überGSM-Mobilfunk an die verschiedenen Nut-

zer. Reichhardt betreibt dafür je einen Ser-ver in Deutschland, England, USA und Ja-pan. Der deutsche Server sammelt die Datenvon den in Deutschland und in angrenzen-den Ländern Europas installierten Basissta-tionen.Zur Erinnerung: Im Gegensatz zum RTK Cluevon Reichhardt erzeugt die Software vonRTK-Netzen für den aktuellen Standort desTraktor-Empfängers eine virtuelle, also ei-ne nicht wirklich vorhandene Basisstation.

Diese liefert ihre Korrekturdaten via Inter-net und GSM-Mobilfunk an den Empfänger.Genutzt werden für die Berechnung der Kor-rekturdaten die Signale von mehreren ech-ten Basisstationen.Diese dürfen dabei durchaus auch weitervom Standort des Traktor-Empfängers ent-fernt sein. Außerdem kann das Raster derBasisstationen gröber sein als bei einemRTK-Cluster. Weitere Details zu den inDeutschland verfügbaren RTK-Netzen

„FarmRTK“ von Axio-Net, „AgCelNet“ vongeo-konzept und „VRS Now“ von Trimblekönnen Sie in profi 3/2010, Seite 84 nach-lesen.Beide Systeme, sowohl die virtuellen RTK-Netze als auch das RTK-Cluster, können Kor-rekturdaten mit hoher Genauigkeit liefern.Die Angaben der RTK-Netzanbieter zur Ge-nauigkeit reichen von 2 bis 5 cm Abwei-chung. Reichhardt gibt die Genauigkeit sei-nes RTK Clue mit 2 bis 3 cm an.

Er weist aber darauf hin, dass seine Statio-nen nicht vom Bundesamt für Kartographieund Geodäsie vermessen sind. Deshalb sindderen Daten nicht für Vermessungsarbeitengeeignet, aber für den landwirtschaftlichenEinsatz durchaus.Außerdem kann es zu einem Versatz kom-men, würde man auf ein und demselbenSchlag mal Korrekturdaten von der einenund mal von der anderen Basisstation ho-len. Deshalb macht eine fest vorgegebeneund immer gleiche Verknüpfung zwischenSchlag und Basisstation Sinn.Um selbst im hügeligen Gelände ein GPS-Lenksystem mit hoher Genauigkeit einset-zen zu können, korrigiert Reichhardt mitseinen Basisstationen im RTK-Clue-Ver-band alle sichtbaren Satelliten (GPS undGlonass), selbst wenn diese mit nur 3 Gradsehr niedrig über dem Horizont stehen.Andere RTK-Dienste liefern Korrektur-daten in der Regel nur für höherstehende Satelliten ab 10 Grad überdem Horizont.

Hardware-seitig braucht man als Nutzerdes RTK Clue-Signals lediglich ein GSM-Modem. Reichhardt bietet ein solches Mo-dem einschließlich einer Langdrahtantennezum Preis von 1495 Euro ohne MwSt. an.Das Modem nutzt für die Datenübertragungden NTrip-Standard. Wer für den GPS- undRTK-Datenempfang einen Empfänger vonReichhardt oder Topcon nutzt, muss bei die-sen nur die für den Korrekturdatenempfangpassenden Zugriffsdaten eintragen. Denn inden Geräten ist bereits ein NTrip-fähigesModem für den Datenempfang über Mobil-funk eingebaut.Um eine eigene RTK-Basisstation im RTKClue-Netzwerk einbinden zu können, benö-tigt man zusätzlich zu einem hochgenauenGPS-Empfänger die „RTK Clue-Box“ vonReichhardt. Der elektronische Schaltkastenstellt die Internetverbindung zum Serverunter rtk-clue.net her, bereitet die GPS-Sig-nale für den Versand auf und lädt sie aufden Server hoch.Da eine Standleitung zum Internetserver zuteuer wäre, man aber trotzdem ungern zurUnzeit eine Unterbrechung der Internetver-bindung hinnehmen möchte, bedient sichReichhardt eines Tricks. Normalerweise wür-de der Internetprovider die Verbindung au-tomatisch alle 24 Stunden trennen. DieserVorgang passiert immer zur gleichen Uhr-zeit, abhängig davon, wann die Box in Be-trieb genommen oder nach einem Stromaus-fall der letzte Neustart durchgeführt wurde.Weil der Vorgang des Trennens und des an-

Je nachdem, wo derSchlepper arbeitet,bezieht er über RTKClue mal von demeinen und mal vondem anderen dasSignal.

Die Hardware für die RTK-Station besteht aus ei-nem GPS-Empfängerund einem Schalt-kasten.

Eckhard Baumgarten,Geschäftsführer MRWetterau: „Unsere Mit-glieder zeigen großesInteresse“.

In Hessen betreiben derMaschinenring Wetter-

au und der HändlerLandtechnik Zörb acht

RTK-Stationen.Grafik und Fotos:

Böhrnsen,Tovornik,Werkbild (1),

schließenden Wiederherstellens der Inter-netverbindung immer einige Minuten dau-ert, stünde das Korrektursignal währenddieser Zeit den Maschinen auf dem Feldnicht zur Verfügung. Um einen solchen Sig-nalausfall während des Tages zu vermeiden,unterbricht eine in der RTK Clue-Box integ-rierte Schaltuhr einmal in der Nacht, z. B.um 3 Uhr, die Internetverbindung.

Die GPS-Empfänger für die RTK-Basissta-tionen werden am besten auf einem ho-hen Gebäude mit guter Rundumsicht auf-gebaut. Reichhardt berät seine Kunden beimAufbau der Stationen: Gefordert wird z. B.ein Höhenwinkel bei Geländehindernissenwie Bäume, Berge oder Gebäude von maxi-mal 5 Grad. Außerdem soll der Abstand vomEmpfänger zum Dach ca. 1 m betragen.Als Basisstationsempfänger kommen nebendem „RGS 320“ von Reichhardt auch ent-sprechende GPS-Geräte von anderen Her-stellern wie John Deere, Hemisphere (z. B.Claas), Topcon oder Trimble infrage. Voraus-setzung ist dabei lediglich, dass die Empfän-ger ihre GPS-Positionsdaten in standardi-sierten Formaten, wie „RTCM 3.0“, „RTCM3.1“, „CMR“ oder „CMR+ scrambled“ ausge-ben. Dadurch kann RTK Clue das Korrektur-signal herstellerunabhängig an alle Traktor-Empfänger ausgeben. Es ist also egal,welches Schlepperfabrikat Sie als Nutzerfahren und welche GPS-Lenkung aufgebautist.

Egal ist für den Nutzer im RTK-Clue-Ver-band auch, wer der eigentliche Betreiberder von ihm genutzten RTK-Station ist.Wichtig ist nur, dass sich die Betreiber un-tereinander geeinigt haben, wie sie die Nut-zung des Signals abrechnen wollen. Der RTKClue-Manager bietet hierfür ein geeignetesWerkzeug an. Das Internetprogramm pro-tokolliert nämlich, wer wie lange das Kor-rektursignal von welcher Station genutzthat. Dies erleichtert die Abrechnung.Zurzeit werden erst zwei Gebiete von demRTK-Cluster großräumig durch mehrereRTK-Stationen abgedeckt. Das sind zum ei-nen die Landkreise Cloppenburg, Diepholz,Oldenburg und Verden in Niedersachsen so-wie in Hessen der Kreis Gießen, die Wetter-au und das Rhein-Main-Gebiet. In Nieder-sachsen betreibt der LandmaschinenhändlerSchröder fünf Stationen, in Hessen ist derMaschinenring Wetterau aktiv. Drei der ins-gesamt acht hessischen Stationen betreibtdie Firma Zörb Landtechnik.So soll es sein: Die RTK-Clue-Traube sollimmer größer werden und neue Trauben

hinzubekommen. Der Landwirt oder Lohn-unternehmer soll als Nutzer später nureinen Ansprechpartner haben, wenn er dasRTK-Signal aus dem Cluster buchen möchte.Dies kann z. B. sein Maschinenring oder seinHändler sein. Die Jahresgebühr für die Nut-zung steht noch nicht endgültig fest, abersie soll mit rund 600 bis 700 Euro deutlichunter den Lizenzgebühren für die Nutzungdes RTK-Signals aus einem der virtuellenRTK-Netze liegen. Auch ein Monatstarif istvorgesehen.

Reichhardt verlangt für die Netzwerkleis-tung inklusive Software-Updates eineJahresgebühr. Diese beträgt 350 Euro fürjede Basisstation, die ihre Daten auf denRTK Clue-Server hochlädt, und 100 Euro fürjeden Traktor-Empfänger, der Korrekturda-ten vom RTK Clue-Server bezieht. Diese Ge-bühren rechnen die einzelnen Betreiber unddie einzelnen Nutzer nicht direkt mit Reich-hardt ab. Vielmehr ist dieser Betrag in derJahres- bzw. der Monatsgebühr enthalten,die an den Maschinenring oder den Händlerzu zahlen ist.Mit derzeit erst rund 20 Basisstationen be-findet sich das RTK Clue-Cluster noch imAufbau. Reichhardt unterstützt Betriebe, diesich für die Installation einer eigenen Basis-station interessieren mit dem Angebot, ih-nen in den ersten zwei Jahren die Netzwerk-nutzungsgebühr zu erlassen. Bedingung ist,dass der Empfänger von Reichhardt einge-setzt wird.Nach Aussagen von Firmeninhaber AndreasReichhardt ist die Bereitschaft bei Maschi-nenringen und Händlern ziemlich groß, sichüber das RTK Clue zu vernetzen. Dies bestä-tigt auch Eckhard Baumgarten, Geschäfts-führer vom Maschinenring Wetterau. „Ver-dienen kann man als Betreiber einerRTK-Station durch die Teilnahme am RTKClue zwar nichts. Aber für uns als Maschi-

nenring und auch für Händler ist es einInstrument, einen zusätzlichen Service an-zubieten“, sagt Baumgarten. „Unsere Mit-glieder zeigen großes Interesse an der Nut-zung des Signals. Vier Landwirte sindaktuell dabei, zehn weitere wollen starten.Die Gülleausbringung, der Pflanzenschutzund die Düngung werden bereits mit Lenk-system und RTK Clue-Korrektur durchge-führt. Und für nächstes Jahr plant z. B. derMBLV-Südhessen, rund 800 ha Zuckerrübenmit dem System von Reichhardt zu säen.“Auch die ersten Erfahrungen von Praktikernmit der RTK-Korrektur über das RTK Cluesind überwiegend positiv. profi hat dazu ei-nen Landwirt und einen Lohnunternehmerbefragt, der eine kommt aus dem Gebiet desMaschinenrings Wetterau und der andereaus dem Gebiet des LandmaschinenhändlersSchröder. Lesen Sie dazu den Kasten „RTKClue in der Praxis“.

Fazit: Die Idee ist genial: Warum sollen sichnicht alle Betreiber von RTK-Basisstationenzusammentun und das Korrektursignal übereine Internetplattform allen potenziellenNutzern zur Verfügung stellen? So könntensich die Betreiber die Kosten teilen und denNutzern stünde ein kostengünstiges, zuver-lässiges und genaues Korrektursignal für dieautomatische Lenkung oder andere GPS-An-wendungen zur Verfügung.Voraussetzung dafür ist, dass sich die Betei-ligten auf einen gerechten Abrechnungsmo-dus einigen. Die Basis dafür liefert Reich-hardt mit dem RTK Clue, einem Internet-portal, das die Korrekturdaten sammelt, perMobilfunk an verschiedene Nutzer sendet,und dabei die Nutzungszeiten protokolliert.Erste Praxiserfahrungen zeigen, dass dasSignal wirklich sehr genau und bei gutemMobilfunkempfang auch immer verfügbarist.

Anja Böhrnsen

Das Korrektursignalaus dem Internet-portal RTK Clue kannHersteller-unabhän-gig genutzt werden.

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