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Wandel der Erwerbsformen: Beschäftigung zwischen Flexibilität und Prekarität
Internationales Arbeitsmarktgespräch
Friedrichshafen, 23. März 2011
Dr. Ulrich Walwei
2
Ausgangspunkt
Sog. „atypische“ Erwerbsformen gewinnen an Bedeutung
Arbeitsmarkt wird zunehmend flexibler, geht aber auch
mit mehr Unsicherheit und mehr Ungleichheit einher
Chance oder Risiko?
3
Übersicht
Veränderungen der Arbeitswelt
Teilzeitbeschäftigung: Schon normal?
Befristete Beschäftigung: Neue Form der Probe?
Zeitarbeit: Drehtür, Falle oder Brücke?
Fazit
4
Veränderungen der Arbeitswelt
5
050
100150200250300350400450500550600
1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Teilzeitbeschäftigte
befristet Erwerbstätige
Selbstständige u. Mithelfende
Leiharbeitnehmer (Juni-Werte)
Erwerbstätige
Entwicklung der Erwerbsformen 1994 - 2009Index, 1994 = 100
Anmerkungen: 1. Die Abgrenzung der Erwerbsformen ist nicht trennscharf . Beispielsweise gibt es Teilzeitbeschäf tigung, die befristet ausgeübt wird. 2. Unter "Erwerbstätige" fallen auch Teilzeitbeschäf tigte, befristet Beschäf tigte und Leiharbeitnehmer. 3. Unter "befristet Beschäf tigte" fallen auch geförderte Befristungen wie Arbeitsgelegenheiten und Arbeitsbeschaf fungsmaßnahmen.
Quelle: IAB
6
37.516
40.265
6.460
12.369
3.725 4.412
1.947
5.115*
138 794
0
5000
10000
15000
20000
25000
30000
35000
40000
45000
1994 2009
Erwerbstätige insgesamt
Teilzeitbeschäftigte
Selbstständige u. Mithelfende
Befristet Beschäftigte
Leiharbeitnehmer (Juni-Werte)
* Wert für 2008
darunter: darunter:
Anmerkungen: 1. Die Abgrenzung der Erwerbsformen ist nicht trennscharf . Beispielsweise gibt es Teilzeitbeschäf tigung, die befristet ausgeübt wird. 2. Unter "Erwerbstätige" fallen auch Teilzeitbeschäf tigte, befristet Beschäf tigte und Leiharbeitnehmer. 3. Unter "befristet Beschäf tigte" fallen auch geförderte Befristungen wie Arbeitsgelegenheiten und Arbeitsbeschaf fungsmaßnahmen.
Quelle: IAB
Entwicklung der Erwerbsformen 1994 - 2009- in Tausend -
7
49,7 44,8 41,4 39,6 37,430,8
9,310,2
10,46,5 8,7 18,0
6,33,4 5,6
7,6 8,99,9
5,4
3,6 2,81,0
4,25,6
6,6
8,9 9,1
6,97,7
9,2
3,24,1 3,1
6,8
9,13,5
19,625,0 27,5 31,5
23,9 23,0
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Dänemark Großbritannien Österreich Frankreich Deutschland Niederlande
Inaktive
Arbeitslose
Selbstständige
Marginale Teilzeit
Befristete Beschäftigung
Teilzeit, unbefristet
Vollzeit, unbefristet
Erwerbsfähige Bevölkerung nach Erwerbsstatus im internationalen Vergleich in 2006- Anteile jeweils in Prozent -
Quelle: European Labour Force Survey
8
17,519,7 20,1
21,223,4
25,5 24,8
0
5
10
15
20
25
30
1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009
Arbeitnehmer in atypischer Beschäftigung 1997-2009 1)
- Anteile in %, 15 - 64-Jährige nicht in Bildung oder Ausbildung -
1) Atypisch Beschäftigte sind hier Personen mit einer Arbeitszeit von 20 Stunden oder weniger, die unbefristet und nicht in der Zeitarbeit beschäftigt sind
Quelle: Statistisches Bundesamt 2008; Sachverständigenrat 2010
9
5,1
40
10,4
29,2
8,9
71,8
21,3
19,2
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Atersgruppe
- 15 bis unter 25 Jahre
Geschlecht
- Frauen
Höchster beruflicher Abschluss
- Ohne Ausbildung
- Tertiärer Abschluss
Normalarbeitsverhältnisse
Atypisch Beschäftigte
1) Atypisch Beschäftigte sind hier Personen mit einer Arbeitszeit von 20 Stunden oder weniger, die unbefristet und nicht in der Zeitarbeit beschäftigte sind
Quelle: Statistisches Bundesamt 2008; Sachverständigenrat 2010
Arbeitnehmer in Normalarbeitsverhältnissen und in atypischer Beschäftigung in 2009 1)
- Anteil ausgewählter Merkmale an beiden Beschäftigungsformen, jeweils in % -
Altersgruppe
Geschlecht
Höchster beruflicher Abschluss
10
Niedriglohnbeschäftigung wird hier definiert als Beschäftigungsverhältnis mit einem Stundenlohn, der unterhalb von zwei Drittel des Medianstundenlohns liegt. Quelle: SOEP, WSI-Mitteilungen
Niedriglohnbeschäftigung nach Beschäftigungsformen - in % -
11,3
21,5
85,1
14,912,7
24,9
86,2
20,7
0,0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
70,0
80,0
90,0
100,0
Vollzeit Svpfl. Teilzeit Minijobs Gesamt
1995 2008
11
25,624,5 23,5 23,1
22,0 21,720,5
17,5 16,8 16,2 16,0 15,412,9 12,0
7,96,4 6,3
1,0
-0,2
3,0
-0,3 -1,2
3,9
0,1
4,62,8
1,4 0,8
-2,7
3,2 3,3
0,3
-5
0
5
10
15
20
25
30
2007 Differenz zu 2000
Anteil der Niedriglohnbeschäftigung (unter 2/3 des Medianlohns) in 2007 und Veränderung seit 2000 im internationalen Vergleich, in Prozent
Quelle: OECD
Anmerkung: Werte für 2007 beziehen sich in Schweden und Polen auf 2004, in Deutschland auf 2005, in Belgien und Ungarn auf 2006. Werte für 2000 beziehen sich in Polen und Finnland auf 2001 und fehlen für Österreich und Belgien.
12
Teilzeitbeschäftigung: Schon normal?
13
0,0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Teilzeitquoten in % (Männer) Teilzeitquoten in % (Frauen)
Entwicklung der Teilzeitquoten 1994 bis 2009- in % der beschäftigten Arbeitnehmer -
Quelle: IAB - Forschungsgruppe Arbeitszeit und Arbeitsmarkt
14
6,3
27,3
38,4
19,8
5,0
3,3
1,9
6,8
18,7
20,9
23,9
27,8
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45
Krankheit oder Unfallfolgen
Aus- oder Weiterbildung
Vollzeittätigkeit nicht zu finden
Vollzeittätigkeit aus anderen Gründen nicht gewünscht
Sonstige familiäre Pflichten
Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen
Männer
Frauen
Quelle: Statistisches Bundesamt, Qualität der Arbeit, 2010
Gründe für Teilzeittätigkeit 2008 in %
15
Quelle: Statistisches Bundesamt, Qualität der Arbeit, 2010
Teilzeitbeschäftigte mit Vollzeitwunsch von 1992 bis 2009- in % -
25
0
5
10
15
20
1992 1993 1994 200019991998199719961995 200920082007200620052004200320022001
16
Befristete Beschäftigung: Neue Form der Probe?
17
18
Betrieb in öffentlichem Eigentum
Gemeinnützige Einrichtung
Deutschland insgesamt
Produzierendes Gewerbe
Soziale Dienstleistungen
Befristete Neueinstellungen und Übernahmen nach Befristungen1. Halbjahr 2008 und 2009, Anteile in Prozent
Anteil der befristeten Neueinstellungen an allen Neueinstellungen
Anteil der Übernahmen an allen Abgängen aus befristeter Beschäftigung
71
72
63
44
44
72
72
63
37
47
32
36
47
68
52
39
40
49
38
45
Betrieb in öffentlichem Eigentum
Gemeinnützige Einrichtung
Soziale Dienstleistungen
Produzierendes Gewerbe
Deutschland insgesamt
Quelle: IAB-Betriebspanel
2008
2009
19
39 40 3942
39 3937 38
41
4751 52
47 46
0
10
20
30
40
50
60
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
keine Dauerstelle gefunden
Quelle: Statistisches Bundesamt, Qualität der Arbeit, 2010
Befristet Beschäftigte mit dem Wunsch nach Festanstellung 1996-2009Anteil an allen Beschäftigten, die einen Befristungsgrund nannten in %
20
Zeitarbeit: Drehtür, Falle oder Brücke?
21
Leiharbeitnehmerquoten im internationalen Vergleich - 2008, in Prozent -
0,7 0,70,9
1,3
1,72,0
2,2 2,3
2,9
4,1
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
4,5
Dänemark Spanien Italien Schweden USA Deutschland Japan Frankreich Niederlande VereinigtesKönigreich
Quelle: IAB
22
Quelle: Statistik der BA
Leih
arbe
itsqu
ote
in %
der
svp
fl. B
esch
äftig
ten
Zah
l der
Lei
harb
eitn
ehm
er in
Tsd
.
Entwicklung der Zahl der Leiharbeitnehmer und der Leiharbeitnehmerquote 1992 bis 2010
- jeweils zum Stichtag 30.Juni -
0,48 0,42 0,49 0,58 0,64 0,78 0,93 1,04 1,22 1,28 1,22 1,29 1,51 1,732,27
2,72 2,892,23
2,91
0
2
4
6
8
10
12
0
100000
200000
300000
400000
500000
600000
700000
800000
Leiharbeitnehmerquote in %
Zahl der Leiharbeitnehmer in Tsd.
23
Zeitarbeit als Chance –„Stepping Stone“ oder „Dead End“?
Leiharbeits-verhältnis
mögliche Einstiegshilfe für Erwerbslose, Berufseinsteiger und Berufsrückkehrer?
sind die Leiharbeitnehmer im Anschluss beschäftigt (in/außerhalb der Zeitarbeit)?
24
Leiharbeitnehmer nach vorherigem Arbeitsmarktstatus- 1991 bis 2009 -
0
10
20
30
40
50
60
70
1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009
in %
alle
r L
eih
arb
eitn
ehm
er
bis 12 Monate ohne Beschäftigung
über 12 Monate ohne Beschäftigung
vorher nicht beschäftigt
Quelle: Arbeitnehmerüberlassungsstatistik
2525
26
Fazit
Fazit
Wandel der Erwerbsformen hat die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes erhöht und mehr niedrig schwellige Einstiegschancen eröffnet
Entwicklung geht mit stärkerer Polarisierung von Einkommen und Schutzrechten (sozialer Sicherung, Beschäftigungssicherheit) einher
Regulierungsalternativen mit ähnlichen Effekten bestünden in Veränderungen des „Normalarbeitsverhältnisses“
Befähigung zur Flexibilität ist längerfristig von zentraler Bedeutung (Flexicurity-Ansätze ausloten, Beschäftigungsfähigkeit)
27
Vielen Dank!
Für weitere Informationen:
www.iab.de Dr. Ulrich Walwei