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Wann ist Integration erfolgreich? Dr. Cornelia Schu, Geschäftsführerin des Sachverständigenrats
21. März 2018 | 8. Verbändegespräch Integration in Dresden
Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration
Agenda
1. Einstieg: Bevölkerungsentwicklung
2. Integration: Verständnis und Monitoring
3. Wie gelingt Integration von Flüchtlingen? – Aktuelle Projektergebnisse
4. Fazit
Die Bevölkerung in Deutschland wird älter – ungeachtet der aktuell hohen Zuwanderung.
1,5
Kinder pro Frau
66%
im erwerbs- fähigen Alter
20% 65 Jahre oder älter
Quelle: Statistisches Bundesamt 2016; Bertelsmann Stiftung 2015; Weltbank Database
2050: 1,4 50% 30%
Deutschland ist ein Einwanderungsland. 22,5% der 82,4 Mio. Einwohner/innen haben einen Migrationshintergrund.
Quelle: Statistisches Bundesamt 2016
Zu- und Fortzüge 1950-2015 sowie 2016 (vorläufig)
2016: +497.964
0
500.000
1.000.000
1.500.000
2.000.000
2.500.000
1950 1954 1958 1962 1966 1970 1974 1978 1982 1986 1990 1994 1998 2002 2006 2010 2014
Zuzüge Fortzüge
Die Bevölkerung wird immer vielfältiger; große Her-kunftsgruppen nehmen ab, Minigruppen dagegen zu.
1970 2016
Quelle: Statistisches Bundesamt 2013, 2016
Italien
19%
Jugoslawien 17%
Türkei
16%
Griechenland 12%
Spanien
8%
übriges
Europa
19%
Afrika
1%
Amerika 3%
Asien
3% sonstige
2%
Agenda
1. Einstieg: Bevölkerungsentwicklung
2. Integration: Verständnis und Monitoring
3. Wie gelingt Integration von Flüchtlingen? – Aktuelle Projektergebnisse
4. Fazit
Integration ist die chancengleiche Teilhabe aller gesell. Gruppen an zentralen gesellschaftlichen Bereichen.
Teilhabe an anderen kulturellen Gruppen bzw. Gesamtgesellschaft
JA NEIN
Teilhabe an kultureller Identität der
Herkunftsgruppe
JA Integration Separation
NEIN Assimilation Marginalisierung
Integration als Eröffnung von Teilhabechancen
Quelle: Berry, John W. (1997), S. 9
Integration ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Zuwandernden, Staat und Aufnahmegesellschaft.
Erwerb spezifischen Wissens über die Aufnahme-
gesellschaft
Öffnung der Aufnahme-gesellschaft
Integrationsmessung: 4 Dimensionen der Integration
Strukturelle Integration
Kulturelle Integration
Identifi-kative
Integration
Soziale Integration
Fokus der staat- lichen Monitorings Indikatoren wie Arbeitsmarkt- und Bildungsbeteiligung
Das deutsche Integrationsmonitoringsystem: Fokus auf strukturelle Integrationsindikatoren.
Bundesebene Länderebene Kommunale Ebene
Messung der Integration seit 2007
2009: 1. Bundesmonitoring 2011: 2. Bundesmonitoring Datenbasis: Mikrozensus,
Schul-, Arbeitsmarkt- und Sozialhilfestatistik, Sozio-oekonomisches Panel, polizeiliche Kriminalitätsstatistik
Fragen zum Migrationshintergrund
Alleinstellungsmerkmal Bundesberichte: tiefergehende multivariate Analysen
Analyse herkunftsgruppen-spezifischer Unterschiede
Pionierrolle der Kommunen Vorbildfunktion des
Integrationsmonitorings in Wiesbaden 2003
Vielfältiges Bild an kommunalen Integrationsmonitorings
Indikatoren aus Indikatorenbestand des Ländermonitorings
Unterteilung in strukturelle, kulturelle bzw. kognitive, soziale und identifikatorische Aspekte
Seit 2011: Bericht zum Integrationsmonitoring der Länder (zuletzt: 03/2017)
Rhythmus: alle zwei Jahre Verwendung der gleichen
Indikatoren wie auf Bundesebene
Keine multivariaten Analysen
Neun beobachtete Bereiche, z.B. Bildung, Gesundheit, Kriminalität
Ergänzung durch weitere individuelle Berichte einzelner Bundesländer
Das Integrationsbarometer des SVR: Wahrnehmung von Integration im Blickpunkt.
bundesweite telefonische Befragung nach Zufallsauswahl
IB 2018 erscheint im Spätsommer 2018; Erhebungszeitraum Juli 2017 bis Februar 2018
Befragte: ca. 8.900 Personen
Ca. 2.700 ohne Migrationshintergrund Ca. 6.200 mit Migrationshintergrund
Repräsentativ für Bevölkerung (durch Gewichtung)
Überrepräsentation der Bevölkerung mit Migrationshintergrund: erlaubt Auswertung für einzelne Herkunftsgruppen
mehrsprachige Befragung
Erstmals Herbst 2018: Sonderauswertung des IB für Freistaat Sachsen (sowie Bayern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen)
Integrationsbarometer 2016: Zugehörigkeitsgefühle zur Gesellschaft insgesamt stark ausgeprägt.
„Insgesamt fühle ich mich zur Gesellschaft in Deutschland dazugehörig.“
56,7
42,3
65,7
35,3
64,6
55,9
70,6
32,7
43,6
28,3
38,9
24,8
31,6
21,7
8,3
7,3
5,1
16,1
8,9
9,1
5,7
6,9
9,8
0% 20% 40% 60% 80% 100%
übrige Welt
EU > 2000
EU ≤ 2000
Türkei
Spät-/Aussiedler
mit Migrationshintergrund
ohne Migrationshintergrund
voll und ganz eher ja eher nicht gar nicht
Quelle: SVR-Integrationsbarometer 2016; gewichtete Daten
Agenda
1. Einstieg: Bevölkerungsentwicklung
2. Integration: Verständnis und Monitoring
3. Wie gelingt Integration von Flüchtlingen? – Aktuelle
Projektergebnisse
4. Fazit
Wie gelingt Integration? Erkenntnisse aus einer Befragung von Geflüchteten 2016/17 (u.a. in Sachsen)
62 qual. Interviews (04/2016 – 03/2017)
drei Bundesländer
(groß)städtische und ländliche Kommunen
Personen mit unsicherem Aufenthaltstatus
in der frühen Phase des Aufenthalts (max. 2 J.)
heterogene Stichprobe
Worüber sprechen Flüchtlinge?
Flucht
Wohnen
Hilfe durch Fachkräfte
Behörden Polizei
Kontakt
m. Flücht- lingen
Materielle Versor- gung
med. Versor- gung
Kinder- betreuung
Mobilität/ Infra-
struktur
Gedanken an Zukunft und Perspektiven
Gedanken an die Vergangenheit
aktuelles Lebensumfeld in Gemeinde oder Einrichtung
Lebenslagen von Flüchtlingen
Erst- aufnahme
Leben im Herkunfts-
land
bleiben dürfen
arbeiten, sich qualifi-
zieren
Einheit, Wohl der Familie
soziale Kontakte, Diskrim.
Sprache lernen
Interviewstudie des SVR-Forschungs-bereichs und der Robert Bosch Stiftung (2016/17)
Worüber sprechen Flüchtlinge?: WOHNEN
Flucht
Wohnen
Hilfe durch Fachkräfte
Behörden Polizei
Kontakt
m. Flücht- lingen
Materielle Versor- gung
med. Versor- gung
Kinder- betreuung
Mobilität/ Infra-
struktur
Gedanken an Zukunft und Perspektiven
Gedanken an die Vergangenheit
aktuelles Lebensumfeld in Gemeinde oder Einrichtung
Lebenslagen von Flüchtlingen
Erst- aufnahme
Leben im Herkunfts-
land
bleiben dürfen
arbeiten, sich qualifi-
zieren
Einheit, Wohl der Familie
soziale Kontakte, Diskrim.
Interviewstudie des SVR-Forschungs-bereichs und der Robert Bosch Stiftung (2016/17)
Sprache lernen Sprache lernen
Sprache lernen Sprache lernen Wohnen
Asylsuchende sind anfänglich offen für die ihnen zugewiesenen Wohnorte. Ein Wunsch nach Umzug entsteht im Zeitverlauf.
Anbindung, Mobilität
Foto
: Pix
elio
/Hart
mut9
10
Einheit der Familie
Foto
: Pix
elio
/S. H
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Ansprech- partner
u.v.m. Wohn-raum
Soziale Teilhabe
Sicherheit, Ruhe
Foto
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Stu
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Foto
: Thin
ksto
ck
Gemeinschaftsunterkünfte: Bedarfsgerechte Gestaltung; ausreichende Betreuung; Koordination der beteiligten Akteure; frühzeitige Einbindung der Nachbarschaft.
1
Beratung: Bedarfe und Probleme abklären; Information und Begleitung der Wohnungssuche.
3
Frühestmöglicher Übergang in Wohnungen oder wohnungsähnliche Unterbringung, vor allem für Familien und Personen mit erhöhtem Schutzbedarf.
2
Betreuung auch in der eigene Wohnung sicherstellen. Information über Ansprechpersonen, weiteres Verfahren, soziale Einbindung fördern
4
Wohnen: Erfolgsfaktoren
Worüber sprechen Flüchtlinge?: KONTAKTE
Flucht
Wohnen
Hilfe durch Fachkräfte
Behörden Polizei
Kontakt
m. Flücht- lingen
Materielle Versor- gung
med. Versor- gung
Kinder- betreuung
Mobilität/ Infra-
struktur
Gedanken an Zukunft und Perspektiven
Gedanken an die Vergangenheit
aktuelles Lebensumfeld in Gemeinde oder Einrichtung
Lebenslagen von Flüchtlingen
Erst- aufnahme
Leben im Herkunfts-
land
bleiben dürfen
arbeiten, sich qualifi-
zieren
Einheit, Wohl der Familie
soziale Kontakte, Diskrim.
Sprache lernen
Interviewstudie des SVR-Forschungs-bereichs und der Robert Bosch Stiftung (2016/17)
Sprache lernen
arbeiten,
sich qualifi- zieren
soziale Kontakte, Diskrim.
In soziale Begegnungen sollte mehr „investiert“ werden.
Augenhöhe Gemeinsame
Themen und Ziele
Reziprozität Klima der Offenheit
gemeinsame Aktivitäten, um die Sprachbarriere zu
umgehen
Kontinuität
Worüber sprechen Flüchtlinge?: ARBEITEN
Flucht
Wohnen
Hilfe durch Fachkräfte
Behörden Polizei
Kontakt
m. Flücht- lingen
Materielle Versor- gung
med. Versor- gung
Kinder- betreuung
Mobilität/ Infra-
struktur
Gedanken an Zukunft und Perspektiven
Gedanken an die Vergangenheit
aktuelles Lebensumfeld in Gemeinde oder Einrichtung
Lebenslagen von Flüchtlingen
Erst- aufnahme
Leben im Herkunfts-
land
bleiben dürfen
arbeiten, sich qualifi-
zieren
Einheit, Wohl der Familie
soziale Kontakte, Diskrim.
Interviewstudie des SVR-Forschungs-bereichs und der Robert Bosch Stiftung (2016/17)
Sprache lernen Sprache lernen
arbeiten, sich
quali-fizieren
Sprache lernen Sprache lernen
Herausforderung für den Arbeitsmarkt: Nur 20% verfügen über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder einen Hochschulabschluss.
abgeschlossene Berufsausbildung
Hochschul-abschluss
8% 12%
• Konflikt zwischen Wunsch, schnell zu arbeiten und Geld zu verdienen, und Notwendigkeit von Spracherwerb und Qualifizierung
streben einen Berufs- oder Hochschulabschluss in
Deutschland an
66%
Quelle: IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten 2016; Personen, die zwischen 2013 und Januar 2016 eingereist sind.
Die Arbeitsmarktintegration dauert bei Flüchtlingen länger als bei anderen Zugewanderten
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
Jahre seit dem Zuzug
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Flüchtlinge
andere Zuwanderer
Quelle: IAB-SOEP-Migrationsstichprobe, IAB 2015; eigene Darstellung
Erwerbsquoten von Flüchtlingen und anderen Zuwanderern in Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15-64)
Frühzeitige formelle und informelle Qualifikationsfeststellung- und Anerkennung; Abklärung der individuellen kurz- und langfristigen beruflichen Vorstellungen.
1
Information und Beratung: Hilfe zur Selbsthilfe (Wissen macht handlungsfähig). 3
Passgenaue Vermittlung in Qualifizierungsmaßnahmen, bedarfsgerechte Verzahnung von Spracherwerb und beruflicher Qualifizierung.
2
Qualifikationen und Fachkräftebedarf in Verteilungsmechanismen einfließen lassen.
4
Was braucht die Arbeitsmarktintegration?
Fokus Ausbildung: Berufsschulzugang bis zum 25. Lebensjahr in allen Bundesländern ermöglichen; Ausbildung modularisieren !
Agenda
1. Einstieg: Bevölkerungsentwicklung
2. Integration: Verständnis und Monitoring
3. Wie gelingt Integration von Flüchtlingen? – Aktuelle Projektergebnisse
4. Fazit
Sachverständigenrat: Teilhabe fördern, Zusammenhalt sichern
Grundsatz 1: Den Flüchtling gibt es nicht. Ankommen braucht unterschiedlich viel Zeit.
Grundsatz 2: Auf Bewährtes setzen; Sonderprogramme nur, wo nötig, eher Instrumente stärken, die Allen zugute kommen
Flüchtlinge haben oft mit vielfältigen Herausforderungen zu kämpfen. Sie sind Belastungsfaktoren ausgesetzt, die die Integration erschweren.
Flüchtlinge brauchen Hilfe, aber auch nicht zu viel: echter Kontakt auf Augenhöhe und Empowerment statt passive Hilfeempfänger.
Arbeitsmärkte öffnen und flexibler gestalten; Ausbildung flexibilisieren
Integrationsmonitoring um Befragungen ergänzen
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration
www.svr-migration.de [email protected] @svr_migration