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Hanne Wiesner 3.3 Translationskompetenz 3.3.1 Einführung: Entwicklung translatorischer Kompetenz Was ist translatorische Kompetenz? Die Anforderungen an professionelle Translatoren (Dolmetscher und Übersetzer) sind hoch. Der Translationswissenschaftler Ulrich Kautz nennt in seinem Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens eine Reihe von Voraussetzungen für erfolgreiches Sprach- und Kulturmitteln (vgl. Kautz 2002, 19-27). Neben intellektuellen Eigenschaften (wie Urteils- und Analysefähigkeit, Kreativität, Selbstkritikfähigkeit und die Fähigkeit, sich rasch in neue Sachgebiete einzuarbeiten) zählen dazu psychische und physische Eigenschaften (wie Konzentrationsfähigkeit, Belastbarkeit und Flexibilität) und nicht zuletzt berufsethische Eigenschaften (wie Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein, Loyalität, Unparteilichkeit und Diskretion). Hinzu kommen Weltwissen (d. h. ein umfassendes Allgemeinwissen), Fachwissen, mutter- und fremdsprachliche Kompetenz, eigen- und fremdkulturelle Kompetenz, translationswissenschaftliches Theorie- und Methodenwissen, Kenntnisse über die Berufspraxis und schließlich die translatorische Kompetenz im engeren Sinne, nämlich „Fertigkeiten in Bezug auf Auftrags- und Ausgangstextanalyse, Übersetzungsstrategien, Zieltextproduktion, Zieltextgestaltung (bis hin zum Layout) und Recherche einschl. selbständige Terminologiearbeit“ (Kautz 2002, 20). Ziel der Unterrichtsreihe Die Unterrichtsreihe (angepasst an Standortbedingungen wie Zeitrahmen und Vorkenntnisse der Teilnehmer) richtet sich an Teilnehmer, die keine oder kaum Vorkenntnisse im Bereich Translation haben. Sie konzentriert sich auf die Vermittlung der translatorischen Kompetenz im engeren Sinne. Den Teilnehmern wird in kompakter Form das nötige Wissen vermittelt, um erfolgreich und weitgehend autonom ein zweisprachiges Reiseführerprojekt durchführen zu können. Sie sollen befähigt werden, die Bedürfnisse und Erwartungen von Auftraggeber und Zieltextadressaten einzuschätzen, auf der Grundlage von Übersetzungsauftrag und

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Hanne Wiesner

3.3 Translationskompetenz

3.3.1 Einführung: Entwicklung translatorischer Kompetenz

Was ist translatorische Kompetenz?Die Anforderungen an professionelle Translatoren (Dolmetscher und Übersetzer) sind hoch. Der Translationswissenschaftler Ulrich Kautz nennt in seinem Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens eine Reihe von Voraussetzungen für erfolgreiches Sprach- und Kulturmitteln (vgl. Kautz 2002, 19-27). Neben intellektuellen Eigenschaften (wie Urteils- und Analysefähigkeit, Kreativität, Selbstkritikfähigkeit und die Fähigkeit, sich rasch in neue Sachgebiete einzuarbeiten) zählen dazu psychische und physische Eigenschaften (wie Konzentrationsfähigkeit, Belastbarkeit und Flexibilität) und nicht zuletzt berufsethische Eigenschaften (wie Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein, Loyalität, Unparteilichkeit und Diskretion). Hinzu kommen Weltwissen (d. h. ein umfassendes Allgemeinwissen), Fachwissen, mutter- und fremdsprachliche Kompetenz, eigen- und fremdkulturelle Kompetenz, translationswissenschaftliches Theorie- und Methodenwissen, Kenntnisse über die Berufspraxis und schließlich die translatorische Kompetenz im engeren Sinne, nämlich „Fertigkeiten in Bezug auf Auftrags- und Ausgangstextanalyse, Übersetzungsstrategien, Zieltextproduktion, Zieltextgestaltung (bis hin zum Layout) und Recherche einschl. selbständige Terminologiearbeit“ (Kautz 2002, 20).

Ziel der UnterrichtsreiheDie Unterrichtsreihe (angepasst an Standortbedingungen wie Zeitrahmen und Vorkenntnisse der Teilnehmer) richtet sich an Teilnehmer, die keine oder kaum Vorkenntnisse im Bereich Translation haben. Sie konzentriert sich auf die Vermittlung der translatorischen Kompetenz im engeren Sinne. Den Teilnehmern wird in kompakter Form das nötige Wissen vermittelt, um erfolgreich und weitgehend autonom ein zweisprachiges Reiseführerprojekt durchführen zu können. Sie sollen befähigt werden, die Bedürfnisse und Erwartungen von Auftraggeber und Zieltextadressaten einzuschätzen, auf der Grundlage von Übersetzungsauftrag und Ausgangstextanalyse geeignete Strategien für die Übersetzung festzulegen, Wissenslücken durch effiziente und zeitökonomische Recherche zu schließen sowie einen adäquaten, redigierten und gestalteten Zieltext zu verfassen.

Der ÜbersetzungsprozessDen Teilnehmern wird grundlegendes Wissen zum Übersetzungsprozess vermittelt, um sie durch die Bewusstmachung der Vorgänge beim zweisprachigen Handeln zu besserem Übersetzen zu befähigen. Der Übersetzungsprozess umfasst folgende Schritte (vgl. Kautz 2002, 47-63):

Ausgangstext (AT) und Übersetzungsauftrag vom Auftraggeber entgegennehmen, AT lesend verstehen und – bei defekten Texten – korrigieren, AT analysieren und recherchieren, Zieltext (ZT) synthetisieren, ZT redigieren, abgabefertig machen und an den Auftraggeber übergeben.

Der Übersetzungsprozess lässt sich in zwei Phasen teilen: die rezeptive und die produktive.1

1 In der Praxis ist eine strikte Abgrenzung der beiden Phase nicht möglich – schon bei der Rezeption macht sich der Übersetzer Gedanken zur Formulierung des Endprodukts, und bei der Produktion geht er auch immer wieder zurück zu rezeptiven Überlegungen. Trotzdem ist es zu translationsdidaktischen Zwecken sinnvoll, die Phasen getrennt zu behandeln, um den Teilnehmern wichtige Elemente des Übersetzungsprozesses aufzuzeigen.

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Textrezeption: Die AusgangstextanalyseEin Übersetzer übersetzt nicht Wörter oder Sätze, sondern Texte. Jeder Text ist dabei als Ganzes zu betrachten. Er entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern ist in einer bestimmten Kommunikationssituation und einem bestimmten Kulturkontext verankert. Das sollte beim Übersetzen berücksichtigt werden. Außerdem hat jede Übersetzung eine bestimmte Funktion. Damit die Übersetzung adressatengerecht ist, d. h. die angestrebte Funktion für das Zielpublikum erfüllt, kann es notwendig sein, einzelne Textteile zu verändern, zu kürzen oder zu ergänzen. Um sich über die Art des Textes, seine Funktion und möglicherweise nötigen Änderungen klar zu werden, wird vor der eigentlichen Übersetzung eine AT-Analyse durchgeführt (vgl. Kautz 2002, 64-89). Diese übersetzungsvorbereitende Analyse ist ein elementarer Bestandteil des Übersetzungsprozesses. Dabei analysiert der Übersetzer den AT nach funktionalen, semantischen, pragmatischen und stilistischen Aspekten und legt – unter Berücksichtigung des Übersetzungsauftrags – eine Makrostrategie2 für die Synthese des ZT fest (welche Funktion soll der ZT haben?). Außerdem entwickelt er Mikrostrategien zur Lösung von konkreten Übersetzungsproblemen, die er im Zuge der AT-Analyse entdeckt.Um einen AT fachgerecht analysieren zu können, müssen die Teilnehmer über das nötige sprachliche, kulturelle, historische, geographische usw. Wissen verfügen und die u. U. voneinander abweichenden Verstehensvoraussetzungen (Präsuppositionen) bei AT- und ZT-Lesern einschätzen können. Auch der Übersetzungsauftrag spielt eine wichtige Rolle. „Der Auftrag bestimmt das Verstehensinteresse des Übersetzers und dient ihm als Orientierung bei der Analyse des Ausgangstextes“ (Kautz 2002, 62-63). Er enthält explizite oder implizite Angaben zur Zielgruppe und definiert die Funktion des ZT. Im Unterricht übernimmt der Lehrer die Rolle des Auftraggebers: Er bestimmt nicht nur die zu übersetzenden AT, sondern simuliert dazu jeweils einen möglichst realistischen Übersetzungsauftrag, in dem er die konkrete Situationseinbettung, die Funktion des ZT, die intendierten ZT-Adressaten und ggf. die sonstigen Umstände (Abgabetermin, Recherchemöglichkeiten etc.) festlegt.Für die AT-Analyse sind grundlegende Kenntnisse in den Bereichen Texttypologie und Textsorten hilfreich (vgl. Kautz 2002, 75-81). Generell lassen sich Texte in drei Grundtypen einteilen: informativ, expressiv und operativ/appellativ. Diesen Typen sind die Funktionen Informationsvermittlung, Expressivität und Adressatenbeeinflussung zugeordnet. Auch wenn grundsätzlich jeder Text alle drei Funktionen enthält, überwiegt meist eine Funktion, nach welcher der Text einem Texttyp zugeordnet werden kann. Je nach angestrebter ZT-Funktion stellt der Übersetzer eine Hierarchie auf, was beim Übersetzen vorrangig erhalten werden soll: bei informativen Texten der Inhalt (ggf. auf Kosten der Form), bei expressiven Texten die ästhetische Gestaltung (ggf. auf Kosten der inhaltlichen Treue), bei operativen/appellativen Texten die gewünschte Wirkung auf die Adressaten (ggf. auf Kosten von Inhalt und/oder Form). Die Zuordnung zu einem bestimmten Texttyp beeinflusst also die Makrostrategie. Auch die Zuordnung des Textes zu einer Textsorte (z. B. Gebrauchsanweisung, Brief, Märchen) ist wichtig, da jede Textsorte durch spezifische Sprachverwendungsmuster (sogenannte Textsortenkonventionen) gekennzeichnet ist. Diese Konventionen zeigen sich z. B. im Aufbau des Textes, in der Lexik, Syntax oder in feststehenden Textbausteinen. Leser haben an bestimmte Textsorten bestimmte

2 Die Makrostrategie berücksichtigt die kommunikativen Erwartungen des AS-Verfassers und der ZS-Adressaten, die Mitteilungs- und Wirkungsintentionen des Textes, die Übersetzungsbedingungen und die Textsortenkonventionen, um einen einheitlichen und kohärenten ZT zu schaffen, der dem Übersetzungsauftrag entspricht. Mikrostrategien sind konkrete Verfahren zur Lösung von einzelnen Übersetzungsproblemen.

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Erwartungen, die auch von einer Übersetzung erfüllt werden sollten. Um idiomatisch zu formulieren, ist es für den Übersetzer wichtig, die Textsortenkonventionen der AS und ZS (hier: Textsortenkonventionen für Reiseführertexte) zu kennen und anzuwenden.Mithilfe einer gründlichen AT-Analyse kann der Übersetzer besser einschätzen, welche Faktoren des AT im Hinblick auf die Erstellung des ZT relevant sind. Durch die Analyse informiert er sich nicht nur über die Charakteristika des AT, sondern gewinnt auch eine klare Vorstellung von dem zu verfassenden ZT (auch wenn diese bei der tatsächlichen Neuvertextung noch modifiziert werden kann). Auf Grundlage der Analyse entscheidet er, was im ZT wegfallen kann oder was ergänzt werden muss. Die AT-Analyse ist also ein unverzichtbares Hilfsmittel, um wohlbegründete übersetzerische Entscheidungen zu treffen.

Recherche und TerminologiearbeitDie Recherche spielt eine große Rolle beim Übersetzen (vgl. Kautz 2002, 89-107). Durch die Einweisung in die Grundlagen kompetenter und effizienter Informationsbeschaffung werden die Projektteilnehmer zur selbständigen Recherche befähigt. Dafür sollte die Arbeit mit ein- und zweisprachigen Wörterbüchern sowie mit Parallel- und Hintergrundtexten geübt werden. Paralleltexte sind zielsprachliche Texte, die in Bezug auf Inhalt, Kommunikationssituation und Sprachgebrauch dem AT vergleichbar sind (hier: Reiseführertexte). Mit ihrer Hilfe können sich Übersetzer über idiomatische Formulierungen und Textsortenkonventionen in der ZS informieren. Hintergrundtexte gehören zwar nicht derselben Textsorte an wie der herzustellende ZT, behandeln aber dasselbe Thema und liefern Hintergrundinformationen, die zum Verständnis des AT und zur Herstellung des ZT wichtig sind (z. B. Zeitschriftenartikel, Enzyklopädieeinträge zum Thema Tourismus). Außerdem sollten die Teilnehmer darauf hingewiesen werden, dass das Internet zwar eine Fülle von Informationen liefert, diese jedoch nicht einfach unreflektiert übernommen werden können: Als Übersetzer muss man in der Lage sein, sämtliche Quellen und Informationen kritisch auf ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen und die relevanten Bestandteile herauszufiltern.

Übersetzungsprobleme und ÜbersetzungsverfahrenGerade Übersetzeranfänger wünschen sich vermutlich einen allgemein gültigen Katalog mit Übersetzungsproblemen und den passenden Übersetzungsverfahren. Dies ist jedoch nicht einmal für ein Sprachenpaar möglich, weil zu viele verschiedene Faktoren den Übersetzungsprozess beeinflussen: Jeder Text hat seine eigenen Merkmale, ist in eine bestimmte Kommunikationssituation eingebettet und wird dazu je nach Erfahrung, Hintergrundwissen und Arbeitsbedingungen von jedem Übersetzer anders wahrgenommen. Wichtig ist, dass die Teilnehmer mithilfe einer gründlichen AT-Analyse selbst die geeigneten Makro- und Mikrostrategien für den jeweiligen Text erarbeiten. Der Dozent kann sie unterstützen, indem er sie auf typische Fehlerquellen aufmerksam macht und mit ihnen wiederkehrende Probleme und geeignete Lösungsstrategien (Übersetzungsverfahren) bespricht. Kautz unterscheidet hier nach pragmatischen, kulturpaarspezifischen und sprachenpaarspezifischen Übersetzungsproblemen, die sich jeweils überschneiden können (vgl. Kautz 2002, 118-134).

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Pragmatische Übersetzungsprobleme ergeben sich aus der unterschiedlichen Kommunikationssituation in AS und ZS, die ggf. eine Anpassung notwendig machen. Beispiele hierfür sind:

Funktion von AT und ZT (Funktionskonstanz oder Funktionsvarianz), Erreichung der Verfasserintention mit zielsprachlichen Mitteln, Adressatenbezug (u. a. Berücksichtigung unterschiedlichen Vorwissens), Art des Mediums (z. B. gleiche Textlänge in mehrsprachigen Broschüren), Orts-/Zeit-/Anlassbezug.

Kulturpaarspezifische Übersetzungsprobleme entstehen durch die Übertragung eines Textes von einer Kultur mit bestimmten kommunikativen Erwartungen, Normen und Konventionen in eine andere. Hierzu gehören beispielsweise:

Textsortenkonventionen, Formale Konventionen (Interpunktion, Gliederung, Transkription/Transliteration von

Eigennamen, Maßeinheiten, Höflichkeitskonventionen etc.).

Sprachenpaarspezifische Übersetzungsprobleme sind auf die strukturellen Unterschiede zwischen den Systemen der AS und ZS zurückzuführen. Hier kann man unterscheiden nach:

Lexik (z. B. Häufigkeit bestimmter Wortarten: Nominalstil vs. Verbalkonstruktionen, Realien, Falsche Freunde),

Syntax (z. B. unterschiedlicher Gebrauch von Ellipsen, Relativsätzen, Passiv, Tempora), Stil (z. B. Ironie, Metaphorik, Variationen oder Wiederholungen – hier geht es darum, ggf.

mit anderen sprachlichen Mitteln im ZT eine vergleichbare Wirkung zu erzielen).

Innerhalb der übergreifenden Makrostrategie greift der Übersetzer auf Mikrostrategien zurück, mit denen er konkrete Übersetzungsprobleme löst. Können AS-Textelemente nicht durch (inhaltlich und formal weitgehend gleiche) ZS-Textelemente ersetzen werden (Substitution), wendet man verschiedene Übersetzungsverfahren an. Kautz unterscheidet grammatische und semantische Übersetzungsverfahren.

Grammatische Übersetzungsverfahren: Änderungen innerhalb einer Kategorie (Wechsel von Numerus, Genus, Tempus), Kategorienwechsel (Wechsel der Wortart) und syntaktische Umstellungen

Semantische Übersetzungsverfahren: Veränderungen des Sinngehalts (synonymische/antonymische Übersetzung,

Kompression/Implikation, Expansion/Explikation, Generalisierung, Konkretisierung, Paraphrasierung),

Veränderungen der stilistischen Bedeutung (Metaphorisierung bzw. Entmetaphorisierung, stilistische Anhebung bzw. Absenkung),

Veränderungen der Sprechaktbedeutung (Wechsel von Frage- zu Aussagesatz oder von Aufforderungs- zu Fragesatz).

In den meisten Fällen werden verschiedene Übersetzungsverfahren kombiniert. Die Verfahren können in übersichtlicher Form zusammengestellt und den Teilnehmern an die Hand gegeben werden. Wichtig ist jedoch vor allem, dass sie dann in Übersetzungsübungen trainiert werden.

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Textproduktion: Synthese des ZieltextesNach der Analyse des AT und der Durchführung der notwendigen Recherche wird der ZT erstellt (vgl. Kautz 2002, 107-118). Nachdem der Übersetzer den AT „auseinandergenommen“ und seine Bestandteile analysiert hat, „baut“ er nun gemäß den bei der Analyse festgelegten Makro- und Mikrostrategien den ZT „zusammen“.Die Gestaltung des ZT wird u. a. bestimmt durch die Zuordnung des Textes zu Texttyp und Textsorte (mit den entsprechenden Textsortenkonventionen in AS und ZS). Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Adressatenbezug: Welche Erwartungen und Verstehensvoraussetzungen haben die Leser des ZT an diesen? Inwiefern unterscheiden sich ihre Erwartungen und Verstehensvoraussetzungen von denen der AT-Leser, und wie trägt der Übersetzer diesen Unterschieden Rechnung? Der Übersetzer muss nicht nur die ZS-Normen und Textsortenkonventionen berücksichtigen, sondern auch einschätzen können, über welche nichtsprachlichen, kulturbedingten Verstehensvoraussetzungen die ZT-Leser verfügen. Verstehen diese den Text, wenn er in der vorliegenden Form lediglich in eine andere Sprache übertragen wird? Oder muss man Änderungen vornehmen, damit eine funktionsadäquate Übersetzung entsteht? Um voneinander abweichende sprachliche und nichtsprachliche Verstehensvoraussetzungen der Adressaten auszugleichen, muss der Übersetzer u. U. Präsuppositionen des AT verbalisieren oder umgekehrt Informationen, die zum Allgemeinwissen der ZT-Leser gehören, kürzen bzw. weglassen. Aufgrund der sprachlichen und kulturellen Unterschiede kann der Übersetzer oft nicht alle Informationen des AT bewahren, sondern muss strategische Entscheidungen treffen, welche Elemente er für mehr oder minder relevant hält. Auf der Grundlage seiner Entscheidungen vertextet er die Informationen des AT in der ZS neu und fügt die einzelnen Übersetzungseinheiten zu einem Gesamttext zusammen.

Qualitätskontrolle: Redaktion und äußere Gestaltung des ZieltextesAuf die Synthese folgen Redaktion und Gestaltung des ZT (vgl. Kautz 2002, 134-137). Nur durch die abschließende Qualitätskontrolle können Kohäsion, Kohärenz und Funktionsadäquatheit des endgültigen Textes gewährleistet werden. Die obligatorische Eigenredaktion durch den Übersetzer wird nach Möglichkeit ergänzt durch eine Fremdredaktion, am besten von einem Muttersprachler („Vier-Augen-Prinzip“).Beim Reiseführerprojekt hilft für die Endredaktion eine Checkliste mit folgenden Fragen:

Kohärenz Ist der Text logisch gegliedert? Ist der Text klar und verständlich formuliert? Ist die Temporalität (zeitliche Abfolge) des Textes stimmig? Stimmt die Thema-Rhema-Folge (Verbindung von neuen und bekannten Informationen)?

Lexik Ist die Lexik treffend? Bei Fachtexten: Stimmen die verwendeten Fachausdrücke? Ist die Terminologie einheitlich?

Stil Ist der Text flüssig lesbar? Entsprechen die sprachlichen Mittel den Textsortenkonventionen der ZS?

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Wirkung Erzielt der Text die beabsichtigte Wirkung? Ist der Übersetzungsauftrag erfüllt?

Interferenzen Gibt es im ZT Stellen, die nach „Übersetzersprache“ klingen?

Sonstiges Gibt es Grammatik- oder Flüchtigkeitsfehler? Gibt es Auslassungen? Stimmen Orthographie und Interpunktion?

Layout Entspricht das Layout den Vorgaben (Format, Gestaltung, Textlänge)?

Zur Erstellung des ZT gehört auch die äußere Gestaltung (Formatierung, Layout). Die Anforderungen an die Formatierung der Reiseführertexte sollten daher vorab in einem Stylesheet festgehalten werden.

LiteraturKautz, Ulrich (2002): Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens, 2. Aufl., München: Iudicium. (Dieses ausgezeichnete Standardwerk enthält eine Fülle an didaktisch-methodischen Vorschlägen für den Translationsunterricht sowie eine umfassende Bibliographie.)

Weiterführende LiteraturBopst, Hans-Joachim (2014): „Touristische Übersetzungen werden eh‘ nie gelesen? Ein kulturwissenschaftlicher Beitrag zum Thema ‚Reisen‘“, in: Eidukevičienė, Rūta / Antje Johanning-Radžienė (Hrsg.): Interkulturelle Aspekte der deutsch-litauischen Wirtschaftskommunikation, München: Iudicium, S. 192-209. (Bopst diskutiert touristische „Übelsetzungen“ und liefert eine Checkliste für gute touristische Übersetzungen.)

German as a foreign language (GFL), 3/2011, Sondernummer zum Thema „DaF im Tourismus, Tourismus im DaF-Unterricht“.

Popova, Margarita (2016): „Methoden im Übersetzungsunterricht und Spezifika bei der Übersetzung von Fachtexten“, in: KWW-Infobrief, 1/2016, http://www.wirtschaftsdeutsch.de/lehrmaterialien/fachbeitrag-popova-uebersetzungsunterricht.pdf (Zugriff: 01.05.2016). (Popova gibt einen hilfreichen Überblick über verschiedene Übungstypen und -formen, mit deren Hilfe man die Komponenten translatorischer Kompetenz im Unterricht entwickeln und trainieren kann.)

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3.3.2 Unterrichtsreihe: Entwicklung translatorischer Kompetenz

Aufbau

1. Induktiver Einstieg

2. Theoretische Grundlagen

3. Die Ausgangstext-Analyse

4. Die Recherche

5. Übersetzungsprobleme und -verfahren

6. Von der Ausgangstext-Analyse zur Zieltext-Redaktion

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1. Entwicklung translatorischer Kompetenz: Induktiver EinstiegThema: Übersetzen kulinarischer SpezialitätenZiele: Die TN sind für kulturspezifische Übersetzungsprobleme sensibilisiert und kennen den exemplarischen Ablauf einer Übersetzung: Ausgangstext-Analyse (AT-Analyse) – Antizipieren von Übersetzungsproblemen – Anwendung von Verfahren zum Lösen der Übersetzungsprobleme – Produktion des Zieltextes (ZT) – Redaktion des ZTSprachniveau: B1-B2Zeit: 90 Min.Medien: Tafel, Stift, Wörterbücher, Computer/Internet, Plakate, Stifte, KreppbandZeit Phase Dozent Teilnehmer Sozialform/Methode Medien0 Vorbereitung Tafelbild „Übersetzungsprozess“

anschreiben, 4 Gruppentische bilden, Wörterbücher, Plakate, Stifte auslegen

Tafel, Stift

10 Einstieg Übersetzungsprozess kurz erklären, darauf hinweisen, dass sich die heutige AT-Analyse auf Ü-Probleme konzentriert

Tafelbild abschreiben Plenum Tafelbild

10 Erarbeitung: AT-Analyse

4 Gruppen einteilen, AT und Auftragskarte austeilen: je 2 Gruppen bekommen denselben Text (> Korrekturgruppe)Welche Übersetzungsprobleme gibt es?Zeitrahmen setzen: 5 Min.

AT lesen, mögliche Übersetzungsprobleme markieren

Gruppenarbeit (GA) AB Deutsche Kulinarik (AT I und II), Auftragskarte

10 Ergebnis-sicherung

Welche Übersetzungsprobleme gibt es? Übersetzungsprobleme nennen Plenum

30 Erarbeitung: Übersetzung

Nochmals auf Ü-Auftrag hinweisenZeitrahmen setzen: 20 Min. (ggf. noch 5 Min. hinzufügen+ 5 Min. für Plakat)

Text übersetzen, ZT auf Plakat schreiben (genügend Zeilenabstand lassen!)

GA AT, Internet, Wörterbücher, Plakate, Stifte

10 Erarbeitung: Redaktion

Zeitrahmen setzen: 10 Min.Plakate aufhängen

Gruppen tauschen Übersetzungen: jede Gruppe erhält einen ZT (ohne AT!), den sie nicht übersetzt hat

GA Kreppband

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Texte auf Plakat redigieren15 Ergebnis-

sicherungFragen: Wie waren Ihre Erfahrungen beim Übersetzen? Was war problematisch? Frage an alle: Wie wurde es gelöst? > auf bestimmte Ü-Probleme/-lösungen hinlenken,anschließend AB austeilen

ZT vergleichen und diskutieren,anschließend kurz eigene Übersetzungen mit englischer (wenn vorhanden, muttersprachlicher) Version vergleichen

Plenum Plakate, deutscher AT mit englischem (wenn vorhanden, muttersprachlichem) ZT

5 Abschluss Übersetzungsprozess/Seminar rekapitulieren

Plenum Tafelbild

Material/Kopien: Auftragskarte, AB Deutsche Kulinarik (AT I und II), deutscher AT und englischer (wenn vorhanden, muttersprachlicher) ZT

Tafelbild (Einstieg und Abschluss)

Der Übersetzungsprozess1) TEXT (Ausgangstext = AT)

+ Übersetzungsauftrag2) AT lesen + analysieren (= AT-ANALYSE)

Ü-Probleme? Recherche, Ü-Strategien

3) ÜBERSETZEN: Zieltext (ZT) produzieren4) Qualitätssicherung: ZT REDIGIEREN

„4-Augen-Prinzip“

Arbeitsauftrag für Gruppenarbeit

Deutsche Kulinarik1. Lesen Sie den Übersetzungsauftrag und den Ausgangstext (AT): Welche Übersetzungsprobleme gibt es?2. Übersetzen Sie den AT gemäß dem Übersetzungsauftrag!

Übersetzungsauftrag: Übersetzen Sie den Text für einen Reiseführer über Deutschland in Ihre Muttersprache. Der Text ist Teil einer kulinarischen „Top Ten-Liste“, mit deren Hilfe Touristen, die noch nie in Deutschland waren, regionale Spezialitäten näher gebracht werden sollen.

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Deutsche Spezialitäten I

Currywurst – himmlisch bis höllischDie Currywurst ist einer der Fixpunkte im kulinarischen Leben Berlins. Am authentischsten gibt es die Wurst bei Konnopke’s Imbiss in der Schönhauser Allee. „Von himmlisch bis höllisch“ werden die fünf Schärfegrade der Currysaucen unterschieden – und das seit 1930. Wer den Kultsnack nicht nur probieren, sondern auch studieren will, kann das im Currywurstmuseum auf äußerst unterhaltsame Weise tun. Vom Wurstsofa bis zur Gewürzkammer mit Riechorgeln ist hier alles zum Thema versammelt.

Quelle: www.germany.travel/de/staedte-kultur/tradition-brauchtum/kulinarik/currywurst.html (Zugriff: 13.03.2016)

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Deutsche Spezialitäten II

Um die Entstehung der schwäbischen Maultasche ranken sich viele Legenden. Eine besagt, dass die Zisterziensermönche des Klosters Maulbronn, daher auch der Name Maultasche, in der Fastenzeit nicht auf Fleisch verzichten wollten. Kurzerhand versteckten sie die verbotene Speise vor den Augen des Herrn in einer Teighülle. Das brachte der Maultasche auch den volkstümlichen Beinamen „Herrgottsb’scheißerle“ ein.

Maultaschen – die schwäbischen Ravioli

Quelle: www.germany.travel/de/staedte-kultur/tradition-brauchtum/kulinarik/maultaschen.html (Zugriff: 13.03.2016)

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Deutsche Spezialitäten – Food and drink in GermanyCurrywurst – himmlisch bis höllischDie Currywurst ist einer der Fixpunkte im kulinarischen Leben Berlins. Am authentischsten gibt es die Wurst bei Konnopke’s Imbiss in der Schönhauser Allee. „Von himmlisch bis höllisch“ werden die fünf Schärfegrade der Currysaucen unterschieden – und das seit 1930. Wer den Kultsnack nicht nur probieren, sondern auch studieren will, kann das im Currywurstmuseum auf äußerst unterhaltsame Weise tun. Vom Wurstsofa bis zur Gewürzkammer mit Riechorgeln ist hier alles zum Thema versammelt. Anfassen und Ausprobieren ausdrücklich erwünscht.

Currywurst. Some like it hot.It's impossible to imagine the food scene in Berlin without the currywurst. For the most authentic experience, it's got to be Konnopke's Imbiss on Schönhauser Allee. Here, the five curry sauces range in spiciness from 'heavenly' (very mild) to 'hellish' (super hot) – just as they have done since 1930. If you want more than a quick taste of the cult fast food, head to the Currywurst Museum for entertaining insights into this humble sausage. From the sausage sofa through to a spice chamber with sniffing stations, it's all here. Visitors are encouraged to get hands on at this interactive exhibition.

Maultaschen – die schwäbischen RavioliUm die Entstehung der schwäbischen Maultasche ranken sich viele Legenden. Eine besagt, dass die Zisterziensermönche des Klosters Maulbronn, daher auch der Name Maultasche, in der Fastenzeit nicht auf Fleisch verzichten wollten. Kurzerhand versteckten sie die verbotene Speise vor den Augen des Herrn in einer Teighülle. Das brachte der Maultasche auch den volkstümlichen Beinamen „Herrgottsb’scheißerle“ ein.

Maultaschen. Swabian ravioli.There are competing theories as to how maultaschen, or 'Swabian ravioli', first came about. One theory holds that the Cistercian monks of Maulbronn Monastery (hence the name maultaschen) were loath to go without meat during Lent. So they concealed the forbidden food from the sight of the Lord by enclosing it in a pasta dough. Hence also the other name for the dish – herrgottsb'scheisserle, or 'Fool the Lord'.

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ZT (Russisch)Currywurst – himmlisch bis höllischDie Currywurst ist einer der Fixpunkte im kulinarischen Leben Berlins. Am authentischsten gibt es die Wurst bei Konnopke’s Imbiss in der Schönhauser Allee. „Von himmlisch bis höllisch“ werden die fünf Schärfegrade der Currysaucen unterschieden – und das seit 1930. Wer den Kultsnack nicht nur probieren, sondern auch studieren will, kann das im Currywurstmuseum auf äußerst unterhaltsame Weise tun. Vom Wurstsofa bis zur Gewürzkammer mit Riechorgeln ist hier alles zum Thema versammelt. Anfassen und Ausprobieren ausdrücklich erwünscht.

Карривурст: от райского наслаждения до адской остротыКарривурст (жареная колбаска с соусом карри) является одной из главных особенностей кулинарной жизни Берлина. Самую настоящую карривурст подают в закусочной Коннопке на улице Шёнхаузер Аллее. С 1930 года у соуса для карривурст существует пять степеней остроты, «от райской до адской». Если кто-то хочет не только попробовать культовую закуску, но и изучить ее историю, то это можно сделать необычным и интересным способом — в музее, посвященном карривурст. Здесь собрано все, что связано с карривурст: от колбасного дивана до зала специй и обонятельных оргáнов.

Maultaschen – die schwäbischen RavioliUm die Entstehung der schwäbischen Maultasche ranken sich viele Legenden. Eine besagt, dass die Zisterziensermönche des Klosters Maulbronn, daher auch der Name Maultasche, in der Fastenzeit nicht auf Fleisch verzichten wollten. Kurzerhand versteckten sie die verbotene Speise vor den Augen des Herrn in einer Teighülle. Das brachte der Maultasche auch den volkstümlichen Beinamen „Herrgottsb’scheißerle“ ein.

Пельмени «маульташен» — швабские равиолиСуществует много легенд о том, как появились маульташен. Согласно одной из них, монахи-цистерцианцы из монастыря Маульбронн (отсюда и пошло название «маульташен») не хотели отказываться от мяса во время поста. Недолго думая, они решили спрятать запрещенную пищу от взора Господнего в оболочку из теста. Отсюда и простонародное название маульташен — «обмани Господа Бога».

Quelle: www.germany.travel/de (Zugriff: 13.03.2016)

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2. Entwicklung translatorischer Kompetenz: Theoretische GrundlagenThema: Definition von Translation, Übersetzungsprozess, ÜbersetzungsartenZiele: Die TN verfügen über Grundwissen zu Translation, Übersetzungsprozess und Übersetzungsarten.Sprachniveau: B1-B2Zeit: 90 Min.Medien: Tafel/Whiteboard, StiftDamit ein Grundstock an theoretischen Kenntnissen möglichst kompakt vermittelt werden kann, findet die Stunde in Form eines gelenkten Unterrichtsgesprächs statt. Zunächst erarbeitet der Dozent mit den TN eine allgemeine Definition von Translation, führt wichtige translationswissenschaftliche Begriffe ein, gibt einen Überblick über die Elemente der zweisprachigen Kommunikationssituation sowie über die Phasen des Übersetzungsprozesses und geht anschließend kurz auf verschiedene Übersetzungsarten ein.Zeit Phase Dozent Teilnehmer Sozialform/Methode Medien10 Einstieg Anschreiben: „Übersetzen

ist…“, Papier austeilenSatz auf Papier ergänzen,an die Tafel hängen

Plenum Tafel, Stifte, buntes Papier, Magnete

15 Definition des Gegenstands

Definition von Übersetzen nach Kautz verteilen

Definition lesen, finden sie ihre eigenen Definitionen wieder?

Plenum AB Übersetzung: die Grundlagen

5 Erarbeitung: Kommunikationsmodell

Modell für einsprachige Kommunikation beschreiben

Plenum AB

15 Erarbeitung: Modell der zweisprachigen Kommunikation

Fragen: Wie sieht Modell für zweisprachige Kommunikation aus? TN an der Kommunikationssituation? Welche Faktoren bestimmen Übersetzungsprozess?Vor- und Nachteile der von TN vorgeschlagenen Modelle benennen, Modell zweisprachige

Einfaches Modell zu Modell von zweisprachiger Kommunikation erweitern,Modell um Kommunikationsteilnehmer/ weitere Elemente ergänzenModellvorschlag an die Tafel schreiben

Einzel, Plenum AB, Tafel, Stift

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Kommunikation anschreiben

15 Ergebnissicherung: Ü-Modell, Terminologie

Nach weiteren Faktoren fragen (auf Definition von Kautz verweisen!)Modell um Faktoren/ Fachbegriffe/ Abkürzungen ergänzen (Deutsch und Muttersprache)

Weitere Faktoren nennenModell abschreiben

Plenum Tafel, Stift

20 Erarbeitung: Übersetzungsarten

Übersetzungsarten anhand von Beispielen erklären

Ggf. Verständnisfragen stellen Plenum AB, Beispiele

10 Allgemeine Ergebnissicherung

Inhalt rekapitulieren, Glossar austeilen

HA: Inhalte wiederholen Plenum Glossar

Material/Kopien: bunte Blätter, Stifte, AB Übersetzung: die Grundlagen (mit Beispielen), Glossar Translation

Tafelbild: Modell der zweisprachigen KommunikationAusgangskultur (AK) Zielkultur (ZK)

Ausgangssprache (AS) Zielsprache (ZS)Ausgangstext (AT) Zieltext (ZT)

S1→ B1→ T (D/Ü) → B2→ E2

(Sender/Verfasser) (Translator: Dolmetscher/Übersetzer)

(Empfänger/ Adressat/ Rezipient)

Intentionen des Verfassers

Auftraggeber↓

= E1 und S2 (Doppelrolle des Translators!)

Vorwissen/ Erwartungen der Adressaten

Übersetzungsauftrag↓Preis, Frist, Funktion des ZT, Zielgruppe…

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Literatur: Kautz, Ulrich (2002): Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens, 2. Aufl., München: Iudicium, 47-63.

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Übersetzung: die Grundlagen

Allgemeine Definition von Translation/Übersetzen

„Übersetzen ist eine komplexe, funktional bestimmte, planmäßige, sowohl rekreative wie auch kreative Tätigkeit im Rahmen der transkulturellen sprachlichen Kommunikation zwischen verschiedensprachigen Partnern.Sie besteht darin, dass entsprechend einem Übersetzungsauftrag und unter Berücksichtigung der Intentionen des Verfassers, die durch Analyse des in der Regel schriftlich vorliegenden Ausgangstextes ermittelt werden, auf der Basis dieses Ausgangstextes von einem Übersetzer ein in der Regel ebenfalls schriftlich vorliegender Zieltext geschaffen wird.Der Zieltext soll den Erwartungen des Adressaten in Bezug auf sprachliche und kulturelle Verständlichkeit so weit entsprechen, wie es die jeweilige Kommunikationssituation erlaubt, und zugleich den berechtigten Loyalitätserwartungen des Verfassers nicht zuwider laufen.“

Kautz, Ulrich (2002): Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens, 2. Aufl., München: Iudicium, S. 57.

Modell der einsprachigen Kommunikation

Kommunikationssituation = Sender → Botschaft → Empfänger

Modell der zweisprachigen Kommunikation?

Übersetzungsarten

1. Dokumentarisches ÜbersetzenEine vorangegangene Sprachhandlung in der AS/AK soll dokumentiert werden; nicht nur der Inhalt, sondern auch die Form des AT wird in der ZS möglichst genau nachgebildet (Anwendung z. B. bei der Übersetzung von Urkunden).

2. Instrumentelles ÜbersetzenDer ZT ist Instrument einer neuen Kommunikationshandlung in der ZS/ZK; das entscheidende Kriterium ist die Funktion. Der ZT kann sich mehr oder weniger stark vom AT unterscheiden, um die gewünschte Funktion zu erzielen (= Regelfall in der Übersetzerpraxis).

a) Wörtliches Übersetzen: Die Sprachstruktur der AS wird in der ZS nachgebildet, historisch wichtig für die Bibelübersetzung (heute nur noch als „Rohfassung“, z. B. in der Lyrikübersetzung gebräuchlich).

b) Philologisches Übersetzen: Die wörtliche Übersetzung wird ergänzt durch „gelehrte“ Kommentare, Erklärungen und Fußnoten mit Hintergrundwissen, die die Übersetzung als solche kenntlich machen (z. B. Klassiker).

a) Funktionskonstanz: Die Funktion des ZT soll für die ZS-Adressaten dieselbe sein wie die Funktion des AT für die AS-Adressaten (z. B. Übersetzung eines Werbeprospekts).

b) Funktionsvarianz: Die Funktion des ZT soll für die ZS-Adressaten eine andere sein als die Funktion des AT für die AS-Adressaten („bearbeitende Übersetzung“, z. B. Prosaübersetzung eines Gedichts, Kinderbuchfassung eines Romans, populärwissenschaftliche Ü eines Fachartikels).

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Translation: GlossarAdressat/in – Rezipient/in – Empfänger/in, der/die: Zielgruppe eines TextesAuftraggeber/in, der/die: erteilt den ÜbersetzungsauftragAusgangssprache, die (AS): Sprache, aus der übersetzt/gedolmetscht wirdAusgangstext, der (AT): der zu übersetzende Text, das OriginalAusgangstextanalyse, die (AT-Analyse): Analyse des AT nach textexternen (Wer übermittelt wozu wem über welches Medium wo wann und warum einen Text?) und textinternen Faktoren (Worüber sagt der Text was (und was nicht) in welcher Reihenfolge, mit welchen nonverbalen Mitteln mit was für Wörtern in was für Sätzen und in welchem Ton?)Defekter AT: fehlerhafter ATDolmetscher/in, der/die: jemand, der mündlich dolmetschtFalsche Freunde (Pl.): formal ähnliche Wörter, die inhaltlich teilweise oder völlig verschieden sind (z. B. конкурс – Konkurs)Funktionskonstanz, die: Die Funktion des ZT soll für die ZS-Adressaten dieselbe sein wie die Funktion des AT für die AS-AdressatenFunktionsvarianz, die: Die Funktion des ZT soll für die ZS-Adressaten eine andere sein als die Funktion des AT für die AS-AdressatenHintergrundtext, der: ein Text, der genauere Informationen zu einem bestimmten Thema liefert und so beim Übersetzen schwieriger Sachverhalte helfen kannInterferenz, die: Normverstoß durch Übertragung muttersprachlicher Strukturen auf die Fremdsprache oder umgekehrt (z. B. falsche Satzstruktur, unidiomatische Ausdrücke, Falsche Freunde)Paralleltext, der: ein Text derselben Textsorte in der ZS, mit dessen Hilfe man Textsortenkonventionen und typische Textbausteine erkennen kannPräsupposition, die: Wissen, das beim Leser vorausgesetzt werden kann und daher im Text nicht explizit erklärt werden mussRealie, die (Pl. Realia): Element des Alltags, der Kultur, Geschichte, Politik usw. eines bestimmten Volkes oder Landes, das keine Entsprechung bei anderen Völkern oder in anderen Ländern hat (z. B. Samowar, Masleniza). Realien sind Identitätsträger einer Kultur und vermitteln ein bestimmtes Lokalkolorit. Sie stellen ein Übersetzungsproblem dar und müssen transformiert (z. B. ersetzt, eingeführt, erklärt, neutralisiert) werden. Manche Realien sind bereits eingebürgert und nicht mehr erklärungsbedürftig (z. B. Samowar, Troika, Kimono, Pub, Pizza).Sender/in – Verfasser/in – Autor/in, der/die: Urheber eines TextesTextsorte, die: Texte werden nach typischen Merkmalen klassifiziert und gehören einer Textsorte an (z. B. Geschäftsbrief, Wetterbericht, Märchen, Gerichtsurteil, Rezept)Texttyp, der: Unterscheidung nach dominierender Textfunktion: informativ, expressiv oder appellativTranslat, das: Produkt einer TranslationshandlungTranslation, die: Oberbegriff für Übersetzen/Dolmetschen; Prozess des Übersetzens/DolmetschensTranslator/in, der/die: Oberbegriff für Übersetzer und DolmetscherÜbersetzer/in, der/die: jemand, der schriftliche Übersetzungen anfertigtÜbersetzung, die: schriftliche TranslationÜbersetzungsauftrag, der: Anweisung vom Auftraggeber, wie das Translat aussehen sollZielsprache, die (ZS): Sprache, in die übersetzt/gedolmetscht wirdZieltext, der (ZT): der übersetzte Text, das Produkt der Translation

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3. Entwicklung translatorischer Kompetenz: Ausgangstext-AnalyseThema: Texttypen, Textsorten und Ausgangstext-AnalyseZiele: Die TN sind für Texttypen, Textsortenmerkmale und -konventionen sensibilisiert; sie können selbständig eine AT-Analyse durchführen.Sprachniveau: B1-B2Zeit: 90 Min.Medien: Tafel, StiftZeit Phase Dozent Teilnehmer Sozialform/Methode Medien0 Vorbereitung Texte auslegen, Texttypen

mit Funktion anschreibenTafel, Stift, Kopien verschiedener Textsorten in der Muttersprache der TN

10 Einstieg: Texttypen Texttypen und ihre Funktion erklärenÜberleitung zu Textsorten

Texttypen und Funktion abschreiben

Plenum

5 Einstieg: Textsorten Textsorten erfragen Textsorten benennen Plenum Ausgelegte Texte10 Anknüpfen an

Vorwissen/ Ergebnissicherung

Textsorten anschreiben, weitere ergänzen> auf Bedeutung von Textsortenkonventionen fürs Übersetzen hinweisen: jede Textsorte hat eigene Regeln („Konventionen“), typische Struktur, Lexik, Syntax und Textbausteine, die man kennen muss, um idiomatisch zu übersetzen

weitere Textsorten nennen, Textsorten abschreiben

Plenum Tafel, Stift

10 Einstieg: AT-Analyse

AB austeilen, Punkte kurz durchgehen

AB lesen, ggf. Verständnisfragen stellen

Plenum AB AT-Analyse

20 Erarbeitung AT-Analyse erstellen Einzel max. einseitiger, stark konventionalisierter AT (z. B. Märchen)

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30 Ergebnissicherung Beiträge ggf. ergänzen Ergebnisse der AT-Analyse vergleichen

Plenum

5 HA AT austeilen, Aufgabe erklären

typische Textbausteine markieren, AT-Analyse erstellen, mögliche Ü-Probleme herausfinden

Einzel stark konventionalisierter AT (z. B. Rezept)

Material/Kopien: Beispiele für verschiedene Textsorten in der Muttersprache der TN (z. B. Packungsbeilage, Vertrag, Märchen, Reiseführertext, Bedienungsanleitung, Rezept) – darunter die zwei später zu analysierenden Texte, AB AT-Analyse, AT in der Muttersprache der TN (z. B. Märchen, Rezept)

Als Übungsbeispiel zum Durchexerzieren der AT-Analyse wurde hier ein kurzes Märchen gewählt, da sich an dieser stark konventionalisierten Textsorte besonders deutlich bestimmte Textsortenkonventionen aufzeigen lassen (für russische Muttersprachler eignet sich das Märchen Gusi-Lebedi, da es einfach und kurz ist, typische Märchenelemente sowie russische Realien enthält).Als HA-Text empfiehlt sich ebenfalls eine stark konventionalisierte Textsorte, damit die Textsortenmerkmale deutlich werden, z. B. ein Backrezept.

Tafelbild: TexttypenTexttyp Funktion Beispiel1) informativ Informationsvermittlung Wetterbericht2) expressiv Expressivität, Emotionen ausdrücken Gedicht3) appellativ Adressatenbeeinflussung Werbeplakat

TextsortenAusgelegte Textsorten anschreiben (hier z. B. Packungsbeilage, Vertrag, Märchen, Rezept, Reiseführertext, Bedienungsanleitung)Weitere Beispiele für Textsorten: Interview, Kommentar, Wetterbericht, Reportage, Meldung, Kontaktanzeige, Kurzgeschichte, Essay, Werbeanzeige, Roman, Novelle, Gedicht, Geschäftsbrief, SMS, Email, Gesetz, Befehl, Lebenslauf, Motivationsschreiben…

Literatur: Kautz, Ulrich (2002): Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens, 2. Aufl., München: Iudicium, 64-89, 188-189.

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Die Ausgangstext-Analyse: Grundlage für übersetzerische EntscheidungenVor der Übersetzung analysiert der Translator den AT. Die Analyse der textexternen und textinternen Faktoren hilft dabei, die Charakteristika des AT zu erkennen und zu entscheiden, welche Faktoren des AT bei der Erstellung des ZT mehr oder weniger relevant sind. Auf dieser Grundlage kann der Translator entscheiden, welche Elemente bei der Übersetzung auf jeden Fall erhalten bleiben müssen, welche wegfallen können oder was ergänzt werden muss.Zunächst wird bestimmt, welcher Texttyp (informativ, expressiv, appellativ) und welche Textsorte (z. B. Brief, Reiseführer, Gerichtsurteil) vorliegen. Die Bestimmung des Texttyps dient dazu, die Intention des AT zu beurteilen. Die Bestimmung der Textsorte ist wichtig, weil bestimmte Textsortenkonventionen beachtet werden müssen.

Textexterne FaktorenDie textexternen Faktoren charakterisieren die Kommunikationssituation, in der der Text steht, und geben Auskunft über die Funktion des Textes.WER übermitteltWOZUWEMÜBER WELCHES MEDIUMWOWANNWARUM einen Text?

Sender: Verfasser/Autor, AuftraggeberIntention des Textes/AutorsAdressat/Empfänger/RezipientKanal (kann Form der Botschaft beeinflussen)Ort und Zeit der Übermittlung (können evtl. die Gestaltung des ZT beeinflussen)Anlass der Erstellung/Übermittlung

Textinterne FaktorenWORÜBER sagt der TextWAS(WAS NICHT)IN WELCHER REIHENFOLGEMIT WELCHEN NONVERBALEN MITTELNMIT WAS FÜR WÖRTERNIN WAS FÜR SÄTZENIN WELCHEM TON?

allgemeines ThemaInhaltvom Verfasser implizierte PräsuppositionenGliederung der Informationen (Makrostruktur des Gesamttextes, Mikrostrukturen der Textteile)Satzzeichen, Layout, Format, Farben, Illustrationen usw.LexikSyntaxtextübergreifende stilistische Elemente

Weitere Fragen:Welche Übersetzungsprobleme gibt es? Welche Begriffe/Termini muss ich recherchieren?Gibt es Defekte im AT?Für welche Zielgruppe ist die Übersetzung bestimmt? Gibt es kulturelle Besonderheiten/Abweichungen aus Sicht der Zielkultur? Welches Vorwissen bringen die Zielleser mit? Welche Erwartungen haben sie an den ZT?Muss man Änderungen vornehmen, um die Textfunktion zu erhalten?

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4. Entwicklung translatorischer Kompetenz: RechercheThema: Arbeit mit Wörterbüchern und Paralleltexten, Erkennen und Vergleichen von TextsortenkonventionenZiele: Die TN können Paralleltexte als wichtiges Instrument zur Erstellung von textsortengemäßen und damit funktionsadäquaten Übersetzungen einsetzen; sie können anhand von touristischen Texten Textsortenkonventionen in der Fremd- und Muttersprache erkennen und vergleichen.Sprachniveau: B1-B2Zeit: 180 Min. (2 Doppelstunden)

Teil 1: AT-Analyse, Übersetzung mithilfe von Wörterbüchern und Paralleltexten (90 Min.)Medien: Wörterbücher, Tafel, StiftZeit Phase Dozent Teilnehmer Sozialform/Methode Medien20 Ergebnissicherung: AT-

AnalyseBeiträge ggf. ergänzen AT-Analyse vorstellen,

mögliche Übersetzungsprobleme nennen

Plenum AT, als HA erstellte AT-Analyse

10 Einstieg Ü-Auftrag verteilen, fragen: Was muss beim Übersetzen beachtet werden? Wie würden Sie vorgehen?

Ü-Auftrag, Überlegungen zur Umsetzung anstellen

Plenum Ü-Auftrag zum AT

10 Bedeutung von Parallel-/Hintergrundtexten erklären

Tafelbild abschreiben Plenum Tafel, Stift

20 Erarbeitung 3 Gruppen einteilen, Aufgabe erklären, Paralleltexte und Wörterbücher austeilen

Paralleltexte lesen, Wörter und Formulierungen markieren, die auch im AT vorkommen

GA Paralleltexte, Wörterbücher

10 Ergebnissicherung Ergebnisse der GA vergleichen Plenum20 Erarbeitung Text gemäß Ü-Auftrag

übersetzen (als HA zuende)GA

Material/Kopien: kurzer AT (ca. 150 Wörter) in der Muttersprache der TN, Übersetzungsauftrag, 2-3 Paralleltexte

Der AT wurde in Vorbereitung auf die Stunde von den TN zuhause bereits analysiert. Als AT sollte eine stark konventionalisierte Textsorte gewählt werden. Ein Backrezept eignet sich gut, da es viele textsortentypische Bausteine enthält und der Schwierigkeitsgrad nicht so hoch ist.

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Tafelbild: Hintergrundtext > liefert zusätzliche (Hintergrund-)Informationen, die wichtig für das Verständnis sindParalleltext = Text derselben Textsorte in der Zielsprache, zeigt Textsortenkonventionen, liefert Textbausteine

Teil 2: Übersetzungsvergleich, Erkennen und Vergleichen von Textsortenkonventionen (90 Min.)Medien: Tafel, StiftZeit Phase Dozent Teilnehmer Sozialform/Methode Medien45 Ergebnissicherung:

ÜbersetzungVersionen ggf. korrigieren Gruppen lesen ZT Satz für Satz

vor, vergleichen UnterschiedePlenum Angefertigte

Übersetzung (ZT)10 Einstieg: Touristische

TexteAuf Besonderheit von touristischen Texten hinweisen: Mischung aus Werbung und Information

zuhören Plenum

20 Erarbeitung Gruppen einteilen, AB verteilen

lexikalische, syntaktische und phraseologische Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Texte markieren/ notieren

GA AB mit je einem mutter- und fremdsprachlichen Reiseführertext

15 Ergebnissicherung Ergebnisse der GA in einer Tabelle an der Tafel festhalten

Plenum Tafel, Stift

HA (optional) Text verteilen AT in die Muttersprache übersetzen, dabei Textsortenkonventionen beachten

Einzel AT: kurzer deutscher Reiseführertext

Material/Kopien: AB mit je einem mutter- und fremdsprachlichen Reiseführertext (mit möglichst ausgeprägten Textsortenmerkmalen), kurzer deutscher Reiseführertext (HA)

Literatur: Kautz, Ulrich (2002): Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens, 2. Aufl., München: Iudicium, 89-100.

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5. Entwicklung translatorischer Kompetenz: Übersetzungsprobleme und -verfahrenThema: Übersetzungsprobleme und -verfahrenZiele: Die TN kennen typische Übersetzungsprobleme und Verfahren zu ihrer Lösung.Sprachniveau: B1-B2Zeit: 90 Min.Medien: Tafel, StiftZeit Phase Dozent Teilnehmer Sozialform/

MethodeMedien

5 Einstieg Gruppen einteilen, AB austeilen

Plenum AB mit Ü-Beispielen

40 Erarbeitung Aufgabe erklären, ggf. beratenTabelle an der Tafel vorbereiten: Ü-Problem – Ü-Verfahren

Ü-Probleme markieren, angewendetes Verfahren analysieren

GA Tafel, Stift

45 Ergebnissicherung Liste ggf. ergänzen Liste mit Ü-Problemen und -verfahren in einer Tabelle an der Tafel festhalten

Plenum Tafel, Stift

Material/Kopien: AB mit kurzen Segmenten aus touristischen AT und deren Übersetzungen: Stellen mit verschiedenen Übersetzungsproblemen (Präsuppositionen, Eigennamen, Metaphern, Maßeinheiten, Wortspiele, Zitate, Anspielungen, Falsche Freunde, Realien etc.)

Literatur: Kautz, Ulrich (2002): Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens, 2. Aufl., München: Iudicium 118-134, 252.

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6. Entwicklung translatorischer Kompetenz: von der AT-Analyse zur ZT-RedaktionThema: AT-Analyse, ZT-Produktion und ZT-RedaktionZiele: Die TN können selbständig eine AT-Analyse durchführen, mögliche Übersetzungsprobleme antizipieren und entsprechende Lösungsverfahren anwenden; sie können einen ZT anfertigen sowie eigene und fremde Texte redigieren; sie können auf der Grundlage der Bewertung anderer einen überarbeiteten ZT erstellen.Sprachniveau: B1-B2Zeit: 270 Min. (3 Doppelstunden)Zum Abschluss wird hier der gesamte Übersetzungsprozess noch einmal praktisch rekapituliert und um die ZT-Redaktion ergänzt. Danach sollten die TN in der Lage sein, selbständig AT aus dem Tourismusbereich gemäß Übersetzungsauftrag und Textsortenkonventionen zu übersetzen sowie die ZT anderer TN zu redigieren.

Teil 1: AT-Analyse (90 Min.)Medien: Tafel, StiftZeit Phase Dozent Teilnehmer Sozialform/Methode Medien5 Einstieg AT und Ü-Auftrag

austeilen, Aufgabe erklärenPlenum AT und Ü-Auftrag

20 Erarbeitung: Textverständnis

AT lesen, alles markieren, was beim ersten Lesen schwierig erscheint (mit Stichwortbegründung am Rand), Schwierigkeit des Textes insgesamt beurteilen (mit Begründung),

Einzel

15 Ergebnissicherung Schwierige Stellen nennen (worin besteht die Schwierigkeit?), Schwierigkeit des Textes beurteilen

Plenum

30 Erarbeitung: AT-Analyse

4 Gruppen einteilen, Text aufteilen (jede Gruppe 1 S., z. B. MVHS/Stattreisen)

AT-Analyse für den Textteil der Gruppe erstellen

GA Text S. 201-202, 204-205

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20 Begriffe sammeln, die recherchiert werden müssen, nach Kategorien ordnen (z. B. Eigennamen, Dialekt, Anglizismen, Realien, Abkürzungen)

GA

HA Muster für Glossar an die Tafel schreibenGlossare für die nächste Stunde ausdrucken

Glossar für Textteil erstellen, an Lehrer schicken

GA Tafel, Stift

Material/Kopien: touristischer AT mit Übersetzungsauftrag

Als AT eignet sich die von Kautz auf S. 198-216 behandelte Tourismusbroschüre der Stadt München. Hier werden eine ausführliche AT-Analyse sowie Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung gleich mitgeliefert. Zudem ist der Text schon etwas älter, sodass viel recherchiert und aktualisiert werden muss. Es kann aber natürlich auch ein anderer Reiseführertext verwendet werden, der an die TN und das konkrete Reiseführerprojekt angepasst ist (z. B. ein Text, der Teil des späteren Reiseführers ist).

Tafelbild: GlossarDeutsch Russisch Kommentar Quelle

optional Genaue Quelle angeben!

Teil 2: Recherche (90 Min.)Zeit Phase Dozent Teilnehmer Sozialform/Methode Medien5 Einstieg Glossar Nr. 1 austeilen Plenum Glossar 120 Diskussion Fragen: Was war besonders

schwierig zu recherchieren?Ggf. Fehler verbessern

Gruppe 1 stellt ihr Glossar vor Plenum

20 Diskussion Fragen: Was war besonders schwierig zu recherchieren?Ggf. Fehler verbessern, bei

Gruppe 2 stellt ihr Glossar vor Plenum Glossar 2

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Hanne Wiesner

Doppelungen verschiedene Ü-Varianten vergleichen

20 Diskussion Wie Glossar 2 Gruppe 3 stellt ihr Glossar vor Plenum Glossar 320 Diskussion Wie Glossar 2 Gruppe 4 stellt ihr Glossar vor Plenum Glossar 45 Erarbeitung: Ü Textteile aufteilen (jede

Gruppe 1 Textteil, z. B. Stattreisen), HA erklären, Checkliste austeilen

Text übersetzen (wenn noch Zeit, kann schon mit der Ü begonnen werden), weiterschicken, anderen Text redigieren/kommentieren

GA Checkliste ZT-Redaktion

Material/Kopien: Glossare der TN, Checkliste ZT-Redaktion

Teil 3: ZT-Produktion und ZT-Redaktion (HA)Die TN erstellen in GA zuhause eine Übersetzung eines Textteils. Den ZT schicken sie jeweils an eine andere Gruppe. Diese analysiert und bewertet die Übersetzung anhand einer Checkliste und macht lexikalische, syntaktische, idiomatische und sonstige textuelle Verbesserungsvorschläge. Die Redaktionsgruppe erstellt mithilfe der Kommentar- und Änderungsfunktion von Word eine kommentierte Übersetzung. Diese wird zum nächsten Unterricht mitgebracht.

Teil 4: Qualitätskontrolle und ZT-Redaktion (90 Min.)Medien: Computer, Leinwand, BeamerZeit Phase Dozent Teilnehmer Sozialform/Methode Medien90 Ergebnissicherung Ergänzt ggf. Gruppensprecher stellen die von

ihnen redigierten ZT und ihre Verbesserungsvorschläge vor, TN diskutieren diese

Plenum Dateien mit kommentierten ZT,Computer, Leinwand, Beamer

HA Auf Grundlage des Feedbacks der Korrekturgruppe einen redigierten ZT erstellen

GA

Checkliste für die Zieltext-Redaktion

Qualitätsmanagement: Checkliste für die Zieltext-Redaktion

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Kohärenz Ist der Text logisch gegliedert?Ist der Text klar und verständlich formuliert?Ist die Temporalität (zeitliche Abfolge) des Textes stimmig?Stimmt die Thema-Rhema-Folge (Verbindung von neuen und bereits bekannten Informationen)?

Lexik Ist die Lexik treffend?Bei Fachtexten: Stimmen die verwendeten Fachausdrücke? Ist die Terminologie einheitlich?

Stil Ist der Text flüssig lesbar?Entsprechen die sprachlichen Mittel den Textsortenkonventionen der ZS?

Wirkung Erzielt der Text die beabsichtigte Wirkung?Ist der Übersetzungsauftrag erfüllt?

Interferenzen Gibt es im Text Stellen, die nach „Übersetzersprache“ klingen?

Sonstiges Gibt es Grammatik- oder Flüchtigkeitsfehler?Gibt es Auslassungen?Stimmen Orthographie und Interpunktion?

Layout Entspricht das Layout den Vorgaben (Format, Gestaltung, Textlänge)?

Literatur: Kautz, Ulrich (2002): Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens, 2. Aufl., München: Iudicium, 134-137, 198-216.