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Amelang Kap. 3.7 Gruppendiagnostik

Soziale Konstellationen wie Paare, Familien sowie Gruppen am Arbeitsplatz (Teams)

3 diagnostische Untersuchungs- bzw. Forschungsanstze:

1. Kognizierte interpersonelle Merkmale einer oder mehrerer Personen: Vorstellungen, Wahrnehmungen und Emotionen ber Beziehungen zu anderen (tatschlichen oder fiktiven) Personen, mithin interne Reprsentationen.

2. Interaktionelle Merkmale mehrerer Personen in einer sozialen Situation oder in einer zwischenmenschlichen Handlungsepisode: Beobachtung und Analyse konkreter Interaktionen in natrlichen Interaktionen oder in experimentellen Settiings (etwa bei der gemeinsamen Lsung einer vorgegebenen Aufgabe)

3. Interpersonelle Eigenschaften einer Person: Persongebundene Interaktionsmerkmale, die von Persnlichkeitsmerkmalen (wie Extraversion oder Dominanz) ber Interaktionsstile bis zu konkreten Verhaltensmustern reichen knnen.

Paardiagnostik

Der Gieen-Test GT

Brhler, E. und Brhler, Ch., (1993). Paardiagnostik mit dem Gieen-Test. Bern: Huber

Hier: Spezifische Charakteristika fr Paardiagnostik; jede Testperson liefert ber sich eine Selbst- und ber ihren Partner eine Fremdbeschreibung (je 40 Items mit 7facher Antwortstufung). So lassen sich bereinstimmungen bzw. Differenzen zwischen den insgesamt vier Bildern bestimmen (hier liegt das Informationsinkrement).

5 (ursprnglich 6) Skalen:

Soziale Resonanz (negativ sozial resonant positiv sozial resonant)

Dominanz (dominant gefgig)

Kontrolle (unkontrolliert zwanghaft)

Grundstimmung (hypomanisch depressiv)

Durchlssigkeit (durchlssig retentiv)

Soziale Potenz (wobei auf diese verzichtet werden soll, da nicht stabil aufgrund faktorenanalytischer Befunde)

Reliabilitten liegen um die .60 fr die einzelnen Skalen; die Test-Retest-Korrelationen bei .70, wobei allerdings Interventionen zwischen den Messungen stattgefunden haben.

Anwendung vorrangig im klinischen Bereich und in der Psychotherapie

16 Obertypen, z.B. die aktive, verleugnende Harmoniebeziehung, die misstrauisch-resignative Paarbeziehung, das aggressive, leidende Paar, die paranoide Gemeinschaft, verdeckte Kampfbeziehung usw..

Eigentlich ist GT ein Instrument der Individualdiagnostik und kein Verfahren der Paar- bzw. Beziehungsdiagnostik im eigentlichen Sinne, da nur Aussagen ber die hnlichkeit der jeweiligen Selbst- und Fremdwahrnehmungen gemacht werden knnen.

Sehr konomisch; die hohen Test-Retest-Korrelationen (selbst bei zwischenzeitlichen Therapien oder Interventionen) weisen jedoch auf eine gewisse Insensibilitt gegenber nderungen hin (oder Interventionen hatten keine Auswirkungen auf die 5 Dimensionen des Tests). Jedenfalls fehlen Untersuchungen, in denen sich erwiesene Besserungen in Partnerschaften auch in den Skalen signifikant niederschlagen.

Fragebogen zur Partnerschaftsdiagnostik

Hahlweg, K. (1996). Fragebogen zur Partnerschaftsdiagnostik. Gttingen: Hogrefe

Instrument fr die Eheberatung und die psychotherapeutische Behandlung von psychischen Strungen unter Hinzuziehung des Partners hat Hahlweg drei Fragebogen zur Partnerschaftsdiagnostik entwickelt:

1. Partnerschaftsfragebogen (PFB) zur Bestimmung der partnerschaftlichen oder Ehe-Qualitt

2. Problemliste (PL) zur Erfassung der wesentlichen Konfliktbereiche und nderungswnsche in der Partnerschaft. 23 Items der Art Berufsttigkeit, Freizeitgestaltung oder Forderungen des Partners, die entweder von einem Partner oder beiden beantwortet werden, sollen in der Ehetherapie die spezifische Analyse von partnerschaftlichen Konfliktbereichen und die Suche nach konkreten nderungswnschen im Verlauf der Therapie erleichtern

3. Halbstandardisierter Fragebogen zur Lebensgeschichte und Partnerschaft (FLP) als Hilfsmittel bei der Anamneseerhebung, darin enthalten sind u.a. Fragen zur Partnerschaft, dem Streitverhalten und der Sexualitt.

Partnerschaftsfragebogen PFB

Erfassung des Konstruktes der Ehequalitt. (Eheglck, -anpassung, -erfolg, -zufriedenheit)

Als Fremdbeurteilungsinstrument, mit dem die Partner einander wechselseitig einschtzen (da in der Therapie die gewnschte Verhaltensnderung des Partners im Vordergrund steht und die Beurteilung einer anderen Person nicht in dem Mae sozialer Erwnschtheit unterworfen ist wie die Beurteilung eigenen Verhaltens)

3 Skalen:

Streitverhalten

Zrtlichkeit

Gemeinsamkeit/Kommunikation

Reliabilitt, Stabilitt und (Konstrukt- sowie prdiktive) Validitt sind in berzeugender Weise belegt.

Sehr hohe Korrelation mit dem Termanschen Glcksitem[footnoteRef:1] wirft allerdings die Frage auf, was die 30 Items des PFB diesem gegenber an inkrementeller Validitt hinsichtlich der untersuchten Kriterien bringen. [1: Terman (1938) erfasste Ehequalitt nur mit einem 6fach abgestuften Item Wie glcklich schtzen Sie Ihre Partnerschaft ein. Mit diesem sollten alle Items des PFB korrelieren.]

Das Trierer Partnerschaftsinventar TPI

Heil, F. E. (1998). TPI Manualentwurf, unverffentlicht. Trier: Fachbereich I Psychologie der Universitt Trier

Innovatives Instrument

berzeugung, dass im Mittelpunkt einer Analyse partnerschaftlichen Erlebens und Verhaltens nicht das einzelne Individuum, sondern die Beziehung selbst stehen msse. Beziehungen bestimmen sich in erster Linie aus den Handlungen der beiden Partner. Daher werden beziehungsbeschreibende Verben, die indikativ fr verschiedene Aktivitten sind (z.B. den Partner demtigen, bevormunden, achten) fr die Beschreibung des Partnerschaftsfunktionierens verwendet.

Partner sind Handelnde und Behandelte, somit liegen unterschiedliche Handlungs- und Wahrnehmungsperspektiven vor.

Koorientierung = die Wahrnehmung von einander durchdringenden Handlungsorientierungen.*

Die Gesamtheit aller bisherigen Interaktionserfahrungen bildet das beziehungsspezifische Koorientierungsreservoir der jeweiligen Partner. Dieses wird durch den TPI erfasst.

Aktor-Koaktor-Strukturen

*Jeder dieser Sachverhalte wird unter drei gesonderten Perspektiven erhoben:

1. Die Einschtzung des in Frage stehenden Verhaltens durch den jeweiligen Partner selbst,

2. Die Vermutung, wie der andere Partner dieses Verhalten einschtzt

3. Die Aussage des anderen Partners, wie er das in Frage stehende Verhalten tatschlich einschtzt

Es werden je 20 beziehungsbeschreibende Verben in folgenden Bereichen abgefragt:

Berufliche Angelegenheiten

Finanzielle Angelegenheiten

Gefhlsmige und sexuelle Belange

Freizeitgestaltung

Familienplanung und Kindererziehung

Die bislang vorliegenden Befunde sprechen fr die Validitt des Verfahrens, das eine hervorragende Ausgangsbasis fr die bei unzufriedenen Paaren einzuleitenden Interventionen bietet.

Familiendiagnostik

Bei Familien (ab 3 Personen) wird Beziehungsgeflecht komplexer und die Perspektiven zahlreicher.

Familienklimaskalen FKS

Schneewind, K. A. (1987a) in Cierpka, M. (1987). Familiendiagnostik. Berlin: Springer

Iteminhalte gelten bestimmten Attributen der konkreten Familie einer Person, ohne dass einzelne Familienmitglieder besonders herausgehoben werden (was aber prinzipiell mglich wre). Damit wird das Interaktionsgeschehen in der gesamten Familie erfasst.

Art des Familienbundes spielt keine Rolle.

10 Skalen mit je 6-15 Items:

Beziehungsskalen

Zusammenhalt

Offenheit

Konfliktneigung

Persnlichkeitsreifungsskalen

Selbstndigkeit

Leistungsorientierung

Kulturelle Orientierung

Aktive Freizeitgestaltung

Religise Orientierung

Systemerhaltungsdimensionen

Organisation

Kontrolle

Befriedigende interne Konsistenzen und Reteststabilitten. Keine Validittsbelege.

Das Familiendiagnostische Testsystem FDTS

Schneewind, K. A. (1987b) in Cierpka, M. (1987). Berlin: Springer

FKS wurde in FDTS integriert.

Es handelt sich um einen modular aufgebauten Satz von insgesamt 29 Einzeltests, mit deren Hilfe die dyadischen Beziehungen in der Kernfamilie erfasst werden sollen, also die Konstellationen Mutter-Sohn, Mutter-Tochter, Vater-Sohn, Vater-Tochter und Mutter-Vater.

Es wird der elterliche Erziehungsstil erfragt in Form von Selbst- und Fremdperzeptionen.

Mig bis sehr gute Reliabilitten, fehlende Validittsbelege

Die Familienbogen FB

Cierpka, M. und Frevert, G. (1994) Die Familienbogen. Ein Inventar zur Einschtzung von Familienfunktionen. Gttingen: Hogrefe

Allgemeiner Familienbogen (FB-A)

Familie als Ganzes wird erhoben

Zweierbeziehungsbogen (FB-Z)

Beziehung zwischen bestimmten Dyaden innerhalb der Familie

Selbsteinschtzungsbogen (FB-S)

Frage nach der Funktion des einzelnen Familienmitglieds in der Familie

Verfahren ist modular aufgebaut, so dass je nach Fragestellung die einzelnen Teile gesondert verwendet werden knnen.

Es werden Normenwerte fr 5 lebenszyklische Phasen mitgeteilt (von Phase 1: Paare, die ihr erstes Kind erwarten bis Phase 5: Paare in der Lebensmitte nach Auszug der Kinder)

Den theoretischen Hintergrund bildet ein Prozessmodell fr das Funktionieren einer Familie:

Die Familienbogen erfassen drei wichtige Perspektiven (individuell, dyadisch, gesamtfamilir) von Wahrnehmung und Einstellung; damit liefern sie in standardisierter Form wertvolle Informationen fr beratende und therapeutische Funktionen. Die nahegelegten Profilvergleiche stoen auf Schwierigkeiten angesichts der vereinzelt niedrigen Reliabilitt der Skalen und deren durchweg mittelhohen Interkorrelationen. Ungeachtet dessen gefallen der Bezug au