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1 Wege aus der Sucht Wege aus der Sucht 30 Jahre Grüner Kreis

Wege aus der Sucht 30 Jahre Grüner Kreis · Drogenkoordinator Michael Dressel 20 Vorwort Vereinspräsident Dr. Erhard Doczekal 21 Vorwort Geschäftsführer Dir. Alfred Rohrhofer

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1Wege aus der Sucht

Wege aus der Sucht30 Jahre Grüner Kreis

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2 30 Jahre Grüner Kreis2 30 Jahre Grüner Kreis

AufsichtsratVorsitzender: Dr. Michael Schwarz

Stellvertretender Vorsitzender: Mag. Karl SchwarzWeitere Mitglieder: Doz. Prim. Dr. Peter Porpáczy, Mag.a Margarete Rosner-Liskounig

VorstandPräsident: Dr. Erhard DoczekalVizepräsident: DI Wolf Klerings

Kassier: Dir. Alfred RohrhoferSchriftführer: Mag. Norbert Kaltenbrunner

Geschäftsführer: Dir. Alfred RohrhoferPsychotherapeutischer Leiter: Dr. Robert Muhr

Ärztlicher Leiter: Dr. Leonidas K. Lemonis

Medizinisches Team

Psychotherapeutisches Team

Soziotherapeutisches Team

Verwaltungs- Team

Der Verein

Zentralbüro2872 Mönichkirchen 25Tel. +43 (0)2649 8306Fax +43 (0) 2649 8307mail: [email protected]: www.gruenerkreis.atAmbulantes Betreuungszentrum Wien1070 Wien, Hermanngasse 12Tel. +43 (0)1 5269489Fax +43 (0)1 5269489-4mail.: [email protected] Betreuungszentrum Graz8020 Graz, Sterngasse 12Tel. +43 (0)316 760196Fax +43 (0)316 760196-40mail: [email protected] Betreuungszentrum Klagenfurt9020 Klagenfurt, Feldmarschall Konrad-Platz 3Tel. +43 (0)463 590126Fax +43 (0)463 590127mail: [email protected] Betreuungszentrum Linz4020 Linz, Sandgasse 11Tel. +43 (0)664 8111024Fax +43 (0)732 650275-40mail: [email protected] Betreuungszentrum Wiener Neustadt2700 Wiener Neustadt, Grazer Straße 53/14Tel. +43 (0)664 8111676 | Fax +43 (0)2622 [email protected]

DSA Jürgen PilsVorbetreuung SalzburgTel. +43 (0)664 8111665mail: [email protected]ünther GleichweitVorbetreuung Gericht SteiermarkTel. +43 (0)664 [email protected] Kupfer BAVorbetreuung SteiermarkTel. +43 (0)664 [email protected] NeuholdVorbetreuung OberösterreichLeitung ambulantes Betreuungszentrum LinzTel. +43 (0)664 8111024mail: [email protected] Magdalena ZuberVorbetreuung Kärnten & OsttirolLeitung ambulantes Beratungs- und Betreuungszentrum KlagenfurtTel. +43 (0)664 [email protected] RathVorbetreuung VorarlbergTel. +43 (0)664 [email protected] Susanne Fessler-RojkowskiVorbetreuung TirolTel. +43 (0)664 [email protected]

VorbetreuungsteamVeronika KuranGesamtleitung Vorbetreuung »Grüner Kreis«Tel. +43 (0)664 9100005mail: [email protected] Katrin KamleitnerVorbetreuung Landesgericht WienTel. +43 (0)664 1809709mail: [email protected] WurstbauerProjektleitung AMS-SuchtberatungVorbetreuung Niederösterreich & BurgenlandTel. +43 (0)664 [email protected] BergerAMS-Suchtberatung, Vorbetreuung NÖTel. +43 (0)664 8111671mail: [email protected] ClementiVorbetreuung Wien, Niederösterreich & BurgenlandTel. +43 (0)664 3840827mail: [email protected] (FH) Birgit FreischlagerVorbetreuung WienTel. +43 (0)664 8111029mail: [email protected] Carola GruberVorbetreuung NiederösterreichTel. +43 (0)664 2305312mail: [email protected]

Kontakte

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3Wege aus der Sucht 3Wege aus der Sucht

05 Vorwort Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

06 Vorwort Bundesminister Rudolf Hundstorfer

07 Vorwort Bundesministerin Mag.a Johanna Mikl-Leitner

08 Vorwort Bundesminister Alois Stöger

09 Vorwort Bundesministerin Mag.a Dr.in Beatrix Karl

10 Vorwort Bürgermeister Dr. Michael Häupl

11 Vorwort Stadträtin Mag.a Sonja Wehsely

12 Vorwort Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll

13 Vorwort Stadträtin Mag.a Barbara Schwarz

14 Vorwort Landeshauptmann Mag. Franz Voves

15 Vorwort Mag.a Kristina Edlinger-Ploder

16 Vorwort Landeshauptmann-Stv. Josef Ackerl

17 Vorwort Landeshauptmann-Stv.in Dr.in Beate Prettner

18 Vorwort AMS-Landesgeschäftsführer Mag. Karl Fakler

19 Vorwort Drogenkoordinator Michael Dressel

20 Vorwort Vereinspräsident Dr. Erhard Doczekal

21 Vorwort Geschäftsführer Dir. Alfred Rohrhofer

22 Vorwort Psychotherapeutischer Leiter Dr. Robert Muhr

23 Vorwort Medizinischer Leiter Dr. Leonidas Lemonis

24 Suchtprävention Dr. Dominik Batthyány

28 Vorbetreuung Veronika Kuran

30 Therapieangebote im Grünen Kreis Dr.in Petra Scheide

31 Therapieangebote im Grünen Kreis Ambulante Behandlung

33 Therapieangebote im Grünen Kreis Stationäre Behandlung

35 Therapieangebote im Grünen Kreis Dauerbetreuung

36 Therapieangebote im Grünen Kreis Suchtkranke Eltern mit Kindern

37 Therapieangebote im Grünen Kreis Jugendliche Suchtkranke

38 Therapieangebote im Grünen Kreis Multimorbide und ältere Suchtkranke

40 Therapieangebote im Grünen Kreis Arbeits- und Beschäftigungstherapie

41 Therapieangebote im Grünen Kreis Bildung und Bewegung

42 Catering und Gastronomie Klaus Tockner

44 Pool7 – Service, Art, Event Kurt Neuhold

46 Das upcycling Design-Hotel Binder Ein Hotel wie im Film

48 Suchtforschung im Grünen Kreis PD DDr. Human-Friedrich Unterrainer

50 Sucht & Spiritualität Jubiläumstagung

52 Kunst im Grünen Kreis Kurt Neuhold

55 Im Zeitraffer Eine Chronologie des Grünen Kreises

56 Statistik 30 Jahre in Zahlen

58 Werte sind uns wichtig Unser Leitbild

59 Impressum Bildquellenverzeichnis

Inhalt

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4 30 Jahre Grüner Kreis4 30 Jahre Grüner Kreis

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5Wege aus der Sucht

Ich freue mich über die Gelegenheit, dem Verein »Grüner Kreis« anlässlich seines 30-jähri-gen Bestehens herzlich gratulieren zu können,

und ich verbinde meine Glückwünsche mit großer Anerkennung für seine wichtige Arbeit.

Durch Ihren engagierten Einsatz mit professionel-ler Hilfe in verschiedenen Betreuungsangeboten, schaffen Sie für suchtkranke Menschen wichtige Bedingungen des Vertrauens. Gleichzeitig zeigen Sie den Betroffenen realistische Wege zu einem Leben ohne gesundheitsgefährdende Drogen.

Diese Aufgabe ist nicht leicht, und für die tägliche Umsetzungs-, Organisations- und Betreuungsarbeit bedarf es eines fundierten Wissens und großer Erfah-rung. Über beides verfügt der »Grüne Kreis« durch sein jahrzehntelanges Wirken. Wir verdanken den Fach-

leuten, die im »Grünen Kreis« bzw. dessen Umfeld tätig sind, auch wertvolle Erkenntnisse über das Entstehen des besorgniserregenden Phänomens des Drogenkon-sums und wirksame Möglichkeiten der Prävention.

Sie haben wichtige Aufbau- und Entwicklungsarbeit geleistet, haben vielen – vor allem jungen Menschen – in den vergangenen 30 Jahren Ermutigung und Rückhalt in für sie schwierigen Zeiten gegeben.

Ich danke für diese beeindruckenden Formen von Solidarität und Professionalität. Noch-mals herzliche Gratulation zum schönen Jubi-läum und alles Gute für die Zukunft!

Dr. Heinz FischerBundespräsident

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6 30 Jahre Grüner Kreis

Seit mittlerweile 30 Jahren setzt der »Grüne Kreis« wichtige Maßstäbe und Akzente im Bereich der Rehabilitation und Integration suchtkranker

Menschen. Der Verein steht beispielhaft für gegenseiti-ge Achtung, Wertschätzung und Respekt und hat sich mittlerweile zu Österreichs größter gemeinnütziger Organisation auf dem Suchtsektor entwickelt. Dank tatkräftiger Teamarbeit und einem hohen Maß an Qualität bietet der »Grüne Kreis« den Patientinnen und Patienten rasche und professionelle Hilfe und ein harmonisches Umfeld; hier steht der Mensch im

Mittelpunkt! Mit unermüdlichem Engagement werden die Suchtkranken dabei unterstützt, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern, um ihnen den Weg zurück in ein drogenfreies Leben zu ermöglichen. Es ist für mich eine große Ehre, allen Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern meine Anerkennung für ihre wertvolle Arbeit übermitteln zu dürfen und ich gratuliere ganz herzlich zum 30-jährigen Jubiläum.

Rudolf HundstorferBundesminister für Arbeit, Soziales u. Konsumentenschutz

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7Wege aus der Sucht

30 Jahre Verein »Grüner Kreis« – 30 Jahre rasche und professionelle Hilfe für sucht-kranke Menschen. Von Früherkennungs-

maßnahmen über ambulante Therapie bis hin zur Nachbetreuung – der Verein »Grüner Kreis« bietet ein breites Spektrum an individuellen Behandlungs- und Betreuungsmaßnahmen für suchtkranke Menschen. Als Österreichs größte gemeinnützige Organisation auf dem Suchtsektor ist dieser Verein für viele Suchtkranke ein »Fels in der Brandung« und eine wichtige Stütze auf dem steinigen Weg in eine drogenfreie Zukunft.

Der Umgang mit dem Thema Sucht erfordert aber auch zielgerichtete Präventionsmaßnahmen. Der Kontakt mit Drogen beginnt oft bereits in jungen Jahren. Daher ist es wichtig, dass vor allem Jugendli-che möglichst früh auf die Gefahren und Risiken, die mit Drogen verbunden sind, aufmerksam gemacht werden. Auch hier leistet der Verein »Grüner Kreis« einen wichtigen Beitrag. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen beispielsweise in Schulen und Betriebe und leisten dort wertvolle Aufklärungsarbeit.

Auch seitens des Bundesministeriums für Inneres

nehmen wir unsere Verantwortung auf dem Gebiet der Suchtprävention wahr. Ende letzten Jahres konnte ich beispielsweise die neue Anti-Drogen-Strategie des Innenressorts präsentieren. Mehr Präventionsarbeit, effizientere Kontrolluntersuchungen und der Ausbau nationaler und internationaler Drogenbekämpfung sind die wichtigsten Eckpfeiler dieser Strategie. Wir werden unseren Fokus aber auch verstärkt auf den Beginn von sogenannten Drogenkarrieren richten. Hier sind gezielte Betreuungsmaßnahmen bereits unmittelbar nach Bekanntwerden des konkreten Verdachts wichtig.

Ich gratuliere dem Verein »Grüner Kreis«, als Öster-reichs größte gemeinnützige Organisation auf dem Suchtsektor, herzlich zum 30-jährigen Bestehen. Ein herzliches Danke gilt all jenen, die bei diesem Verein mitarbeiten, denn sie leisten durch ihren engagier-ten Einsatz zugleich einen wichtigen Beitrag für das Gesundheitsbewusstsein in unserer Gesellschaft. Für Ihren unermüdlichen Dienst am Nächsten wünsche ich Ihnen weiterhin alles Gute und viel Erfolg!

Mag.a Johanna Mikl-LeitnerBundesministerin für Inneres

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8 30 Jahre Grüner Kreis

Suchtpolitik orientiert sich am Menschen. Es gilt, mit geeigneten, ethisch vertret-

baren und die Würde jedes Menschen achtenden Maßnah-men, Suchtentwicklungen so gut wie möglich vorzubeugen. Aber es ist auch zentral, sie so früh wie möglich zu erkennen und bei Problemen den Betroffenen und ihren Bezugspersonen adäquate Hilfestellung anbieten zu können. Wir müssen auf die Integration der Betroffenen in die Gesell-schaft gezielt hinwirken.

Die Entstehung von Substanzmissbrauch und Sucht – im Sinne eines Konsumverhaltens bei legalen oder illegalen Drogen, der die Gesundheit gefährdet – erklärt sich nach dem heutigen Wissensstand über das Ineinandergreifen vielfältiger individueller und gesellschaftlicher Ursa-chen und Zusammenhänge. Es wird davon ausgegangen, dass oft psychische und psychiatrische Leidenszustände maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung problema-tischer Konsum- bzw. Verhaltensmuster haben, die zur Suchtentwicklung führen. Das Wissen um die Komplexi-tät des Ursachen- und Wirkungszusammenhanges muss in der Suchtprävention und Suchthilfe seinen Nieder-schlag finden. Ich spreche mich stark für die Veranke-rung präventiver Maßnahmen aus, die die Gefahr auf gesundheitsgefährdende Süchte nachhaltig eindämmen.

In dieses suchtpolitische Konzept fügt sich das Angebot des Vereins »Grüner Kreis«, der dieses Jahr sein 30-jähri-ges Jubiläum feiert, schlüssig ein. Zentral scheint dabei der Ansatz, dass die suchtspezifische Hilfe an den Bedürf-nissen der Patientinnen und Patienten ausgerichtet sein muss. Seit den 1980er-Jahren der Rehabilitation und der gesellschaftlichen Integration suchtkranker Menschen verpflichtet, hat der »Grüne Kreis« sein Konzept an den jeweils aktuellen Bedingungen stets weiterentwickelt. Heute umfasst das Behandlungsangebot ein breit gefä-chertes Spektrum ambulanter sowie kurz- und langzeit-therapeutischer Programme mit entsprechender Vorbe-treuung und Nachsorge. Im stationären Bereich werden die Patientinnen und Patienten im Rahmen einer thera-peutischen Gemeinschaft von einem multiprofessionel-len Team mittels Psychotherapie, Arbeitstherapie und aktiver Freizeitgestaltung in Richtung Drogenabstinenz unterstützt. Sie sollen in ihrer Fähigkeit gestärkt werden,

die Lebensführung entsprechend der Abstinenzorientierung umzu-strukturieren. Seit 2009 finden auch jene opioidabhängige Patientinnen und Patienten ein stationäres Angebot mit stabi-lisiereden psychosozialen und psychotherapeutischen Inter-ventionen vor, die zur Abstinenz (noch) nicht in der Lage sind und sich daher einer Substitu-tionsbehandlung unterziehen.

Mit dem modularen Aufbau und der Flexibilität der Program-me, sowie mit verschiedenen

Angeboten zur Nachsorge wird der Tatsache Rech-nung getragen, dass Krisen und Rückfälle Ausdruck der Suchterkrankung sind. Die jeweils geeignete Behandlungsform muss daher auf Grund einer Stand-ortbestimmung der individuellen Lebenssituation der Patientin oder des Patienten getroffen werden. Eine Reihe spezieller Programme, etwa für die Behandlung multimorbid Abhängiger, einer generell unterver-sorgten PatientInnengruppe, oder für die gemeinsame stationäre Rehabilitation suchtbelasteter Famili-en, ergänzt das breite Behandlungsangebot, das den »Grünen Kreis« zu einem wichtigen Baustein im Gesamtspektrum der österreichischen Suchthilfe macht. Ausbildung, auch im Rahmen der vereinseige-nen sozioökonomischen Projekte und die Unterstüt-zung bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt haben einen hohen Stellenwert in der Therapie des »Grünen Kreises« und zielen auf die für ein sinnstiftendes Leben notwendige gesellschaftliche Rehabilitation und Inte-gration der Betroffenen. Mein Ressort konnte sich im Rahmen eines vom »Grünen Kreis« durchgeführten Caterings bereits selbst vom professionellen Auftritt der suchterfahrenen MitarbeiterInnen überzeugen.

Ich möchte das Jubiläum zum Anlass nehmen, dem Verein »Grüner Kreis« und seinem multiprofessio-nellen Team meinen Dank für das Engagement für Menschen mit Suchtproblemen und meine Anerken-nung für das in 30 Jahren Erreichte aussprechen. Möge ihnen und auch den Patientinnen und Patienten auf dem weiteren Weg Erfolg und Freude beschieden sein.

Alois StögerBundesminister für Gesundheit

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9Wege aus der Sucht

Drogenabhängigkeit und nicht substanzgebun-dene Süchte stellen sowohl die Betroffenen selbst als auch unsere Gesellschaft als Ganzes

vor eine große Herausforderung. Betroffene auf ihrem Weg aus der Abhängigkeit in ein drogenfreies Leben zu unterstützen, muss immer unser oberstes Ziel sein und ist daher nach wie vor eine äußerst wichtige Aufgabe.

Seit 30 Jahren betreut der Verein »Grüner Kreis« suchtkranke Personen. Heute wie damals hat die Drogenproblematik nichts von ihrer Aktualität verlo-ren. So konsumierten in Europa allein im vergan-genen Oktober 12 Millionen Menschen Cannabis, 1.5 Millionen Kokain und 700.000 Bürgerinnen und Bürger waren in Substitutionstherapie, so Schätzungen der EU-Drogenbeobachtungsstelle.

Die Justiz bietet Betroffenen mit dem gesetzlich veran-kerten Grundsatz »Therapie statt Strafe« Hilfe zur Selbsthilfe. Statt in Haft, kommen Suchtkranke in

medizinische und therapeutische Behandlung. Diese therapeutische und medizinische Behandlung hat somit Vorrang vor der Bestrafung. Denn oberstes Ziel des modernen Strafvollzugs in Österreich muss immer eine Resozialisierung, eine Reintegration in die Gesellschaft sein. So investierte das Justizminis-terium 2011, 8.77 Millionen Euro in medizinische und psychologische Therapien für Suchtmittelkranke und somit in eine erfolgreiche Resozialisierung.

Im Verein »Grüner Kreis« hat das Justizministerium einen verlässlichen Partner in der Betreuung, der Rehabilitation und der Reintegration der Betroffe-nen gefunden. Aus diesem Grund gratuliere ich dem »Grünen Kreis« zu seinem 30-jährigen Jubiläum und wünsche dem »Grünen Kreis« auch weiterhin viel Erfolg bei dieser gesellschaftlich wichtigen Arbeit.

Dr.in Beatrix KarlBundesministerin für Justiz

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10 30 Jahre Grüner Kreis

Die Stadt Wien bietet ein umfangreiches und engmaschiges Netz an sozialer Sicher-heit und gesundheitlicher Versorgung an.

Damit dieses Netz so bleibt, wie es ist, braucht die Stadt starke, kompetente, verlässliche und enga-gierte Partner. Partner, wie den »Grünen Kreis«.

Vor mittlerweile 30 Jahren hat Primarius Günter Pernhaupt den »Grünen Kreis« als Institution zur Rehabilitierung und Integration suchtkranker Menschen gegründet. Durch das Prinzip, drogen-kranke Menschen in einem geschützten Rahmen zu behandeln, setzt der »Grüne Kreis« nun schon seit 30 Jahren höchste Standards. Mit großem Engagement wurde seitdem vielen Menschen geholfen. Dass dabei der Betreuung von Angehörigen besondere Bedeu-tung beigemessen wird, unterstreicht den humanis-tisch orientierten Zugang des »Grünen Kreises«.

Erste Priorität muss die Prävention haben. Wir haben die Aufgabe, gerade jungen Menschen jene Lebenskom-petenz zu vermitteln, die ihnen ein drogenfreies Leben

ermöglicht und erstrebenswert macht. Und hier setzt der »Grüne Kreis« mit seinen Präventionsmaßnahmen an. Dass Sucht oft mit frühen Missbrauchserfahrungen verbunden ist, macht unser Engagement – auch und besonders im Jugendschutz – noch unverzichtbarer.

Zum 30jährigen Jubiläum spreche ich dem »Grünen Kreis« meinen Dank aus. Der Einsatz der Therapeutinnen und Therapeuten, der diese nicht selten an die Grenze der eigenen Belast-barkeit führt, spiegelt sich deutlich im Erfolg des »Grünen Kreises« wider und ist eine unver-zichtbare Säule unseres Sozialgefüges.

Ich wünsche allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des »Grünen Kreises« auch weiterhin viel Erfolg bei der Hilfe, Betreuung und Behandlung von Menschen, die ihren Weg zurück in ein drogenfreies Leben suchen.

Dr. Michael HäuplLandeshauptmann und Bürgermeister der Stadt Wien

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11Wege aus der Sucht

Sucht ist eine komplexe und weit verbreitete Erkrankung und betrifft alle Gesellschafts-schichten, Frauen wie Männer, junge wie alte

Menschen. Die Entstehung von Sucht hat viele Ursa-chen und unterschiedliche Verläufe, die zum Teil mit der Art der Suchterkrankung zusammenhängen, sich zum anderen aber auch aus den Begleitumständen ergeben, die diese Erkrankung mit sich bringt.

Wien geht seit Jahren erfolgreich den Weg einer inte-grativen Drogenpolitik, mit dem Ziel, gegen Ausgren-zung von Suchtkranken anzutreten und diesen ein kompetentes und vielfältiges Beratungs- und Hilfe-system anzubieten. Und es hat sich bewährt, wie die Ergebnisse zeigen. Durch erweiterte und umfassende Angebote der Wiener Sucht- und Drogenarbeit ist es in den letzten Jahren gut gelungen, suchtkranke Personen in das Wiener Sucht- und Drogenhilfe-netzwerk (SDHN) und das allgemeine Gesund-

heits- und Sozialsystem nachhaltig zu integrieren. Der Verein »Grüner Kreis«, unterstützt und gefördert von der Sucht- und Drogenkoordination Wien der Stadt Wien, ist ein wichtiger Partner und Teil dieses Netzwerks. Mit seiner Arbeit und seinem vielfältigen Konzept »der Therapeutischen Gemeinschaft« leistet er einen wichtigen Beitrag zur Behandlung, Rehabi-litation und Reintegration suchtkranker Menschen in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft und bietet für die Betroffenen rasche und professionelle Hilfe.

Ich wünsche dem Verein »Grüner Kreis« alles Gute zum 30-jährigen Jubiläum und weiterhin viel Erfolg. Gleichzeitig bedanke ich mich bei allen Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern für ihren großen Einsatz und ihr Engagement in diesem wichtigen Bereich!

Mag.ª Sonja WehselyStadträtin für Gesundheit und Soziales in Wien

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12 30 Jahre Grüner Kreis

Wir im Bundesland Niederösterreich haben uns in den vergangenen Jahren aufgemacht, unsere Heimat als soziale Modellregion

zu etablieren. Im Hinblick darauf wurden von Seiten des Landes zahlreiche Schritte gesetzt, unter ande-rem wurde eine Kindergartenoffensive gestartet und intensiv in den Ausbau von Kinderbetreuungseinrich-tungen investiert, im Bereich Pflege wurde etwa der Kinderregress gestrichen und überdies der Ausbau der Pflegeheime vorangetrieben, und auch im Bereich Bildungs- und Jobangebot hat Niederösterreich mit zukunftsträchtigen Maßnahmen unterstrichen, dass es seine soziale Verantwortung ernst nimmt und mit jenen solidarisch ist, die der Hilfe bedürfen.

Diese Solidarität wird auch durch die Position verdeutlicht, die Niederösterreich im Zusammenhang mit dem Verein »Grüner Kreis«, einer maßgebli-chen Institution zur Rehabilitation und Integrati-on suchtkranker Personen in Österreich, innehat. Immerhin führten 1985 die ersten Schritte dieses zwei Jahre zuvor in Wien gegründeten Vereins ins Bundesland Niederösterreich, wo mit der Errich-

tung von Sozialhilfeeinrichtungen für Suchtkran-ke begonnen wurde. Heute findet die vom Verein gebotene stationäre Therapie in insgesamt acht therapeutischen Wohngemeinschaften im südlichen Niederösterreich statt und auch diverse Angebote an Beschäftigungsmöglichkeiten, die suchtkran-ken Menschen neue Hoffnung und neuen Lebens-mut geben, finden sich auf blau-gelbem Boden.

Als Landeshauptmann von Niederösterreich freue ich mich, dass unser Bundesland auch hier seinen Beitrag leisten und sein soziales Verantwortungsbewusstsein zum Ausdruck bringen kann. So gratuliere ich dem »Grünen Kreis« sehr herzlich zum 30-jährigen Beste-hen und danke für die Herausgabe der vorliegenden Festschrift, die die wertvolle Arbeit dieser Instituti-on beleuchtet und bestimmt auch vielen Menschen Mut machen wird. Für die Zukunft wünsche ich dem »Grünen Kreis« sowie allen Menschen, die mit diesem Verein wie auch immer in Kontakt stehen, alles Gute.

Dr. Erwin PröllLandeshauptmann von Niederösterreich

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13Wege aus der Sucht

Eine Gesellschaft wird immer daran gemes-sen, wie sie mit schwachen und hilfs-bedürftigen Menschen umgeht.

Niederösterreich hat sich zum Ziel gesetzt, sich als Soziale Modellregion im Herzen Europas zu positio -nieren. Oberste Prämisse bei dieser Zielsetzung: Jede und jeder, der in unserem Land Hilfe und Unterstüt-zung benötigt, soll diese so umfassend und kompetent wie möglich zur Verfügung gestellt bekommen.

Der »Grüne Kreis« ist seit 30 Jahren ein besonders wertvoller Partner des Landes Niederösterreich, wenn es um Hilfestellungen für Menschen mit Suchtpro -blemen und für deren familiäres Umfeld geht. Denn wir dürfen eines nicht vergessen: Auch die Angehö -rigen und Familien stehen dem Suchtverhalten und den Reaktionen von außen meist hilflos gegenüber. Und auch ihnen müssen wir mit Hilfe, Beratung und Unterstützung zur Seite stehen. Und das tut der »Grüne Kreis« auf vorbildliche Art und Weise.

Mittlerweile hat sich der »Grüne Kreis« zur öster-reichweit größten gemeinnützigen Organisation

im Suchtbereich entwickelt und nimmt zurecht eine Vorreiterrolle in der Rehabilitation und Integra-tion suchtkranker Personen ein. Der Verein bietet mit seinem professionellen Team eine enorme Vielzahl an Betreuungs-, Beratungs- und Nachbe-treuungsmöglichkeiten bis hin zur Hilfestellung bei der Reintegration in den Arbeitsmarkt an.

Ich bin sehr dankbar dafür, welch vorbildliche Arbeit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten, denn sie geben hilfebedürftigen Mitmen-schen neue Perspektiven, Mut und Kraft.

Ich möchte dem gesamten Team meinen aufrich-tigen Dank für das großartige Engagement aussprechen. Denn wir können gemeinsam das Signal und die Botschaft nach außen tragen: Jede und jeder ist kraft seiner Persönlichkeit mit all seinen Stärken und Schwächen ein ganz beson-ders wertvolles Mitglied unserer Gesellschaft.

Mag.a Barbara SchwarzLandesrätin für Familien, Soziales und Arbeit in Niederösterreich

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14 30 Jahre Grüner Kreis

Das wertvollste Gut, über das jede und jeder Einzelne von uns verfügt, ist die eigene Gesund-heit, denn diese ist der unbestritten wichtigs-

te Faktor einer guten Lebensqualität, die durch die Bereitstellung bestmöglicher medizinischer Versorgung erhalten und ausgebaut werden kann. Ergänzend dazu gilt es, so viele Menschen wie möglich davon zu überzeugen, dass Prävention in Form eines gesunden Lebensstils eine wichtige Grundlage für das persön-liche Wohlbefinden auf Zeit ist. Gesunde Ernährung, ausreichend körperliche Bewegung, aber auch ein Leben in Harmonie mit seinen Mitmenschen und der Natur sind dafür die entscheidenden Voraussetzungen.

Menschen, die in Abhängigkeit von Suchtmitteln gera-ten sind und sich somit in einer Notlage befinden, aus der sie allein nicht mehr herauskommen können, bedür-fen der konkreten Hilfe und der Unterstützung durch die Gesellschaft. Seit drei Jahrzehnten gibt es in so einer leidvollen problematischen Situation rasche, unbüro-kratische und sehr effiziente Hilfe durch den Verein »Grüner Kreis«. Er hilft professionell suchtkranken bzw. drogenabhängigen Menschen, wieder in ein Leben ohne Suchtmittel und in die Gesellschaft zurückzufinden. Die Kranken und ihre Angehörigen werden in außer-ordentlich engagierter Weise von den haupt- sowie den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

ambulant, in Kurz- oder Langzeittherapien betreut. Der »Grüne Kreis« arbeitet auch mit Prävention und betreibt Beratungs- und Betreuungsstellen in Wien, Klagenfurt, Wr. Neustadt, Linz sowie in Graz. Mitt-lerweile verfügt der Verein über ein breit gefächertes Angebot, das eine individuelle Behandlung erlaubt.

Dem Verein »Grüner Kreis« unter seinem Präsiden-ten Dr. Erhard Doczekal, dem gesamten ehrenamt-lichen Vorstand und Aufsichtsrat des Vereines und der Kollegialen Geschäftsführung mit Dir. Alfred Rohrhofer als Geschäftsführer und Verwaltungsdi-rektor, Dr. Robert Muhr als psychotherapeutischem und Dr. Leonidas K. Lemonis als ärztlichem Leiter sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich im Namen des Landes Steiermark für ihren unermüdlichen Einsatz im Dienste der Suchtkranken und ihrer Angehörigen. Zugleich gratuliere ich sehr herzlich zum Jubiläum des 30-jährigen Bestehens und entbiete die besten Wünsche für eine erfolgreiche Weiterarbeit für die von einem schwierigen Schicksal betroffenen Mitmenschen, denen Ihre Arbeit begrün-dete Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben gibt.

Mag. Franz VovesLandeshauptmann der Steiermark

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15Wege aus der Sucht

Gesellschaftliche Veränderungen und ein sich stetig änderndes Umfeld machen eine auf modernsten Erkenntnissen basierende Anpas-

sung der Suchtpolitik notwendig. In zeitlich und inhaltlich intensiver Beschäftigung mit dem Thema haben Politik und ausgewiesene Fachleute aktuell ein neues, umfassendes Konzept mit dem Titel »Die neue Steirische Suchtpolitik« erarbeitet.

Von der Neuen Steirischen Suchtpolitik profitieren alle Steirerinnen und Steirer, denn sie zielt zuallererst auf den Schutz und die Sicherheit der Bevölkerung ab. Schutz und Sicherheit können erhöht werden, wenn die Anzahl jener Menschen sinkt, die in einer problemati-schen Art und Weise konsumieren oder bereits abhän-gig sind.

Zur vordringlichen Aufgabe wird dabei die Prävention, die darauf abzielt, Kinder und Jugendliche stark fürs Leben zu machen. Den Herausforderungen der dyna-mischen Suchtproblematik muss auch in vielfältigen politischen Entscheidungen entsprochen werden. Als Gesundheitslandesrätin möchte ich konsequent auf das große Schadenspotenzial der legalen Substanzen und Verhaltensweisen mit Suchtpotenzial eingehen: Das sind in erster Linie Alkohol, Tabak und Medika-mente, dazu gehören aber auch Spielsucht und Inter-netsucht. Eine stärkere Verpflichtung von Herstellern, Vertriebsorganisationen und Verkäufern von Produk-ten mit Schadens- und Suchtpotenzial kann erreicht werden, wenn die Politik neue Spielräume der Markt-regulierung erschließt und Organisationen der Zivilge-sellschaft stärker als bisher beteiligt werden.

Sucht ist eine chronische Erkrankung, die Abhängig-keitserkrankte selbst, sowie Angehörige und das Umfeld

erheblich belastet. Die Betroffenen haben, wie alle anderen Patienten und Patientinnen, ein Recht auf qualitative Behandlung, Begleitung, Beratung, Betreu-ung und Rehabilitation, die dem gegenwärtigen Wissen entsprechen.

Ich wünsche mir, dass alle, die sich, nur von Fall zu Fall und anlassbezogen, zu diesem Thema zu Wort melden, der Mühe unterziehen, sich sorgfältig und seriös zu informieren, bevor sie in diesem schwierigen Bereich allzu schnell Urteile fällen, vordergründig einfache Lösungen offerieren oder populistische Forderungen erheben. In keinem anderen Bereich ist die Arbeit mit Betroffenen so diffizil und komplex, sind auch kleine und kleinste Erfolge und Fortschritte so schwer erarbei-tet und erkämpft. Daher gilt mein ganz ausdrücklicher Dank all jenen Menschen und Einrichtungen, die sich aufopfernd und mit großer Ernsthaftigkeit der Behand-lung und Heilung von Suchtkranken oder der Präventi-on widmen. Dazu gehören in ganz besonderer Weise die Expertinnen und Experten des Vereines zur Rehabilita-tion und Integration suchtkranker Menschen »Grüner Kreis«.

Als derzeit zuständige Politikerin darf ich mich für die jahrzehntelange wegweisende Arbeit und die hervor-ragende Kooperation mit den Suchthilfeeinrichtungen bedanken und die wertvolle Kompetenz des »Grünen Kreises« als einzige stationäre Rehabilitationseinrich-tung in der Steiermark hervorheben. Ich freue mich, mit Ihnen arbeiten zu dürfen.

Mag.a Kristina Edlinger-PloderLandesrätin für Wissenschaft & Forschung, Gesundheit und Pflegemanagement in der Steiermark

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16 30 Jahre Grüner Kreis

Menschen, die den oft steinigen Weg aus der Sucht finden möchten, bedürfen der Unterstützung und professionel-

ler Hilfe. In seinem 30-jährigen Bestehen hat der »Grüne Kreis« für viele Suchtkranke eine Möglichkeit geschaffen, den Weg in ein drogenfrei-es Leben zu finden und sie dabei zu begleiten.

Sich nicht ausschließlich auf die drogenabhängigen PatientInnen zu konzentrieren, sondern darüber hinaus auch die Spielsuchtproblematik aufzugreifen, ist wichtig und zeigt, dass sich der »Grüne Kreis« auf die sich stetig verändernde Gesellschaft einstellt und neuen Herausforderungen offen gegenübersteht.

Die engagierten MitarbeiterInnen, die sich uner-müdlich für die Betroffenen einsetzen, sind es, denen die Erfolgsgeschichte des Vereins zu verdanken ist. Durch die Miteinbeziehung der Angehörigen in die

Betreuung und das ganzheitliche Konzept von Präven-tion, ambulanter Therapie und Nachbetreuung, wird den PatientInnen eine realistische Chance auf ein drogenfreies Leben danach gegeben.

Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass es einen Verein wie den »Grünen Kreis« gibt, von dem man weiß, dass sich Menschen mit vollem Enga-gement und bestem Wissen und Gewissen tagtäg-lich für hilfsbedürftige Suchtkranke einsetzen.

Ich freue mich, mit meinem Ressort den Verein bei seiner wichtigen Arbeit unterstützen zu dürfen, wünsche zum Jubiläum alles Gute und den Mitarbei-terinnen und Mitarbeitern weiterhin viel Erfolg.

Josef AckerlLandeshauptmann-Stellvertreter und Sozialreferent von Oberösterreich

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17Wege aus der Sucht

Das Ziel einer verantwortungsvollen Gesundheits-politik muss es sein Gesundheit zu erhalten, anstatt lediglich Krankheit zu behandeln! Dabei

liegt einer der wesentlichsten Schwerpunkte unserer Zeit auf der Präventionsarbeit, die unter anderem dabei helfen soll, ein Abgleiten in Suchterkrankungen verhin-dern zu können. Dennoch müssen wir uns bewusst machen, dass Suchtverhalten als schwerwiegendes Krankheitsbild erkannt und langfristig therapiert werden muss. Der »Grüne Kreis« leistet auf diesem Sektor seit nunmehr 30 Jahren vorbildliche Arbeit, indem nicht nur den Erkrankten Hilfe zu Selbsthilfe zuteilwird, sondern vor allem auch den Angehörigen Unterstützung, Zuspruch und Wissen vermittelt wird, wie mit einer Suchterkrankung im eigenen Umfeld umzugehen ist, um unterstützend und heilend eingreifen zu können.

Für diese professionelle Arbeit gilt dem »Grünen Kreis« unser aller Dank und Anerkennung, denn deren Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter sind es, die Betroffenen in den dunkelsten Stunden wieder Hoffnung geben und den Weg zurück in ein gesundes Leben weisen.

In diesem Sinne wünsche ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des »Grünen Kreises« weiterhin so viel Engagement bei ihrer unschätzbar wichtigen Arbeit im Sinne der Gesundheit.

Mit herzlichen Grüßen,

Dr.in Beate PrettnerLandeshauptmann-Stellvertreterin und Gesundheits-referentin des Landes Kärnten

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18 30 Jahre Grüner Kreis

30 Jahre »Grüner Kreis« ist eine gute Gelegen-heit, als langjähriger Kooperationspartner für die gute und wichtige Arbeit danke zu sagen

und den MitarbeiterInnen und FunktionärInnen zu ihren Erfolgen auf dem Gebiet der Suchtrehabilitation zu gratulieren.

Das AMS NÖ arbeitet seit 1986 mit dem »Grünen Kreis« zusammen. In der Summe dieser 27 Jahre gesehen, war und ist es eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit. Auch wenn es – gerade am Anfang – für beide Partner nicht einfach war, das Engagement für die Sache mit den funktionalen Notwendigkeiten, dem Gestus und »habitu-ellen Gewohnheiten« drogentherapeutischer Interven-tion und staatlicher Förderung in Einklang zu bringen. Diesen fruchtbaren Kompromiss zu finden und einzugehen, war für unseren ersten Ansprechpartner auf Seiten des »Grünen Kreises«, Dr. Günter Pernhaupt, nicht einfach und hat seine »therapeutische Geduld« auf die Probe gestellt. Aber auch ich darf für das AMS sagen, dass es nicht leicht war, »Unkonventionelles in konventionellen Bahnen« so zu fördern, dass der Sache gedient war und

die geltenden Fördernormen eingehalten werden konnten.

Aber, es hat sich gelohnt. In diesen 27 Jahren haben rund 500 Menschen nach der medizinisch-psychotherapeuti-schen Sucht-Rehabilitation das Angebot, über einen vom AMS geförderten Transitarbeitsplatz den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu finden, genutzt. Knapp 55% ist es gelungen, auf diesem Pfad nicht nur den Weg aus der Sucht zu finden, sondern auch wieder dauerhaft in die Arbeitswelt zurückzukehren. Das war die seitens des AMS eingesetzten Mittel – rund 8,5 Millionen Euro – auf Euro und Cent wert.

In diesem Sinne wünsche ich dem »Grünen Kreis«, seinen MitarbeiterInnen und FunktionärInnen, eine Welt, in der es ihn nicht mehr braucht und gleichzeitig, weil wir alle wissen, dass das nicht der Fall sein wird, viele weitere erfolgreiche Jahre. Wir freuen uns auf die weiterhin gute Zusammenarbeit.

Mag. Karl Fakler AMS-Landesgeschäftsführer für Niederösterreich

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19Wege aus der Sucht

30 Jahre Verein »Grüner Kreis« – 30 Jahre fachliche Kompetenz bei Behandlung und Betreuung Suchtkranker. Mit

seinen vielfältigen Therapie- und Betreuungsan-geboten, die gezielt auf die jeweiligen spezifischen Bedürfnisse und Erkrankungen der Betroffenen eingehen – medizinisch, therapeutisch und sozi-al – ist der »Grüne Kreis« ein wichtiger Partner des Wiener Sucht- und Drogenhilfenetzwerkes.

Sucht ist eine Erkrankung. Sie ist ein dynamischer Prozess, der nicht linear verläuft und vielfältige Entwicklungen haben kann. Um den unterschiedlichen Ursachen und Verlaufsformen der Suchterkrankung richtig begegnen zu können, ist ein breites und differenziertes Spektrum von Beratungs-, Behand-lungs- und Betreuungsangeboten notwendig.

Seit seiner Gründung 1983 verfolgt der »Grüne Kreis« mit seinem Vier-Säulen-Modell – medi-zinische Behandlung, psychologisch-psycho -therapeutische Behandlung, Arbeitstherapie-Ausbildung-Weiterbildung und aktive Freizeit – ein ganzheitliches Konzept und unterstützt die Klientinnen bei ihrem oft schwierigen Weg zurück in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt.

Entscheidend dabei ist, zu zeigen, dass Sucht keine Einbahnstraße ist. Früher wurden oft Schreckensbil-der beschworen. Heute hat, Dank der auf dem Gebiet geleisteten Arbeit, ein Wandel in der Wahrnehmung stattgefunden. Es zeigt sich, dass ein »Leben mit Sucht«

schwierig, aber mit entsprechenden Hilfsangeboten möglich ist – und nicht mit sozialer Ausgrenzung verbunden sein muss. Der Verein »Grüner Kreis« trägt mit seiner Arbeit einen wichtigen Teil dazu bei.

Als Wiener Drogenkoordinator weiß ich, wie entscheidend es für eine erfolgreiche Arbeit ist, flexi-bel zu sein, sich Neuerungen zu stellen, Angebote zu überdenken, sich neuen Ansätzen zu öffnen und bestmögliche Formen der Behandlung zu erkennen und umzusetzen. Denn die Sucht- und Drogenarbeit ist permanent Veränderungen unterworfen – neue Substanzen, neue Suchtformen. Wichtig dabei ist, die Angebote dahingehend laufend anzupassen, um das bieten zu können, was gebraucht wird und wo Bedarf besteht. Dem Verein »Grüner Kreis« ist es gelungen, mit seinen vielfältigen Angeboten über die Jahre erfolgreich am Puls der Zeit zu bleiben.

Das 30-jährige Jubiläum ist ein Grund zum Feiern. Bei dieser Gelegenheit möchte ich vor allem auch den vielen engagierten Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern des Vereins »Grüner Kreis« für ihre geleistete Arbeit danken.

Ich wünsche dem »Grünen Kreis« alles Gute und weiterhin viel Erfolg, Kraft und Ausdauer und gratu-liere ganz herzlich zum 30-jährigen Bestehen.

Michael Dressel MAWiener Drogenkoordinator

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20 30 Jahre Grüner Kreis

Wenn es den »Grünen Kreis« nicht gäbe, müsste er neu gegründet werden.

Was Günter Pernhaupt begonnen hat, setzt Alfred Rohrhofer erfolgreich fort. In den 30 Jahren seines Bestehens hat der »Grüne Kreis« eine enorm positi-ve Entwicklung erfahren. Er wurde zur führenden Einrichtung für die Rehabilitation von Suchtkranken in Österreich. Auch im Ausland genießt er den besten Ruf und unsere Erfahrung ist auch dort gefragt. Der Erfolg ist einerseits der operativen Führung in medizinischer, psychotherapeutischer und vor allem in organisato-rischer Hinsicht, andererseits den zahlreichen Mitar-beiterInnen zu verdanken. Wir haben mit wenigen begonnen, derzeit sind beim Verein 170 Menschen tätig.

Es werden derzeit insgesamt 240 Patienten statio-när betreut. Wir betreiben in der Buckligen Welt in Niederösterreich acht stationäre Einrichtungen, die bestens ausgestattet sind. Eine davon, der »Marienhof«, hat den Status eines Sonderkrankenhauses. In der Südsteiermark haben wir vor einigen Jahren das

ehemalige Salesianerkloster in Johnsdorf erworben. Es wurde von uns weit gehend renoviert und ist inzwi-schen zu einem Vorzeigeobjekt geworden. Es können dort 80 PatientInnen stationär behandelt werden. Wir betreiben weiters in Wien, Graz, Linz, Klagenfurt und Wiener Neustadt ambulante Einrichtungen. In diesen werden 180 Suchtkranke ambulant betreut.

Zu den mit uns in Verbindung stehenden Behör-den, insbesondere auch zur Justiz, besteht ein gutes Einvernehmen, wofür ich mich herzlich bedanke.

In meiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied seit immerhin mehr als 15 Jahren, nehme ich den Anlass wahr, allen MitarbeiterInnen und Förderern, die uns die erfolgreiche Tätigkeit ermöglichen, meinen Dank auszusprechen. Ich erlaube mir, der Hoffnung Ausdruck zu geben, dass es auch in Zukunft wie bisher gelingen möge, viele Menschen von ihrer Sucht zu befreien und sie in Beruf und Gesellschaft einzugliedern.

Dr. Erhard DoczekalPräsident des Vereins »Grüner Kreis«

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21Wege aus der Sucht

30 Jahre »Grüner Kreis«30 Jahre Behandlung von suchtkranken Menschen30 Jahre Leben in »Therapeutischer Gemeinschaft«

In 5-Jahres-Abständen erlaubt sich der Verein »Grüner Kreis«, seine jeweiligen Jahres-Jubiläen zu feiern, Festakte zu setzen, eine Festschrift

herauszugeben und über sich und seine Arbeit zu sprechen. In unserer täglichen Arbeit mit Sucht-kranken gibt es aber meist wenig zu feiern. Unsere PatientInnen haben einen beschwerlichen Weg vor sich, und unsere MitarbeiterInnen werden täglich bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gefordert.

Die letzten Jahre waren geprägt von einem starken Wandel. Durch die immer größer werdende Anzahl von substituierten PatientInnen und die damit geänderten Bedürfnisse , mussten auch die Behand-lungsmodelle des Vereines »Grüner Kreis« verändert werden. Sowohl der »Grüne Kreis«, als auch ich, mussten sich einem Umdenkprozess unterziehen. Besonders im stationären Bereich waren viele Ände-rungen notwendig. Es wurde im Sonderkrankenhaus »Marienhof« die Möglichkeit geschaffen, sowohl Teil- als auch Vollentzüge durchführen zu können. Ebenso mussten mehr räumliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um die Behandlung von substituier-ten PatientInnen zu ermöglichen. Besonders gefor-dert werden wir seit dem Jahre 2012 durch ein neues

Pilotprojekt der Stadt Wien, in dessen Rahmen der Verein »Grüner Kreis« kosten- und behand-lungseffiziente Leistungsmodule für die Behand-lung von Wiener PatientInnen anbietet.

Die letzten Jahre waren ebenso geprägt von einem Zusammenrücken und einer Kommunikationsver-besserung der Mitglieder der einzelnen Drogenhilfs-netzwerke der Bundesländer. Verbesserte Kommu-nikation erleichtert eine behandlungseffiziente Arbeit zum Wohle unserer PatientInnen. Auch das Verständnis der Bevölkerung, aber auch der poli-tisch Verantwortlichen, für die Krankheit »Sucht« ist auf vielen Ebenen spürbar besser geworden. Das ganzheitliche Behandlungsmodell mit seinen vier Therapiesäulen im Rahmen der »Therapeuti-schen Gemeinschaft«, erweist sich noch immer als richtig und wird auch vermehrt in der Behandlung von stoffungebundenen Süchten angewandt.

Ich möchte weiterhin alle unsere PatientInnen ermutigen, ihren Weg aus der Abhängigkeit in die Selbstbestimmung weiter zu gehen und allen unseren MitarbeiterInnen und den politischen Verantwortungsträgern für ihre großartigen Leis-tungen bzw. für ihre Unterstützung danken.

Dir. Alfred RohrhoferGeschäftsführer des Vereins »Grüner Kreis«

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22 30 Jahre Grüner Kreis

30 Jahre »Grüner Kreis« (20 davon habe ich als Mitarbeiter selbst erlebt) sind nicht mehr anhand von einzelnen Ereignissen

oder Personen zu beschreiben. Deren gibt es schon unüberschaubar viele. Mit Prim. Pernhaupt als Grün-der bleibt der »Grüne Kreis« aber immer verbunden. Seltsam ist, dass im Miterleben einer Entwicklung, sich das meiste nicht spektakulär anfühlt, noch seltsamer, wenn man dazu die letzten 30 Jahre betrachtet. Denn da ist die Welt tatsächlich eine andere geworden. Ein bisschen zur Erinnerung: Das World Wide Web hat seine Geburtsstunde 1989, im gleichen Jahr fiel die Berliner Mauer, das erste verwendbare Mobilfunknetz (d-Netz) wurde 1990 eingeführt – und 2002 wieder abgeschaltet. Und näher an unserem Bereich: 1985 wurde die erste wirkliche »Therapie statt Strafe«-Bestimmung in das Suchtgiftgesetz aufgenommen, 1998 das jetzt gültige Suchtmittelgesetz beschlos-sen, 1990 traten das Psychotherapiegesetz und das Psychologengesetz in Kraft. All das erscheint uns lang her, heute eine Selbstverständlichkeit. Aber noch vor all diesen Ereignissen wurde der »Grüne Kreis« gegründet. Und es gab die Idee der Behandlung in der »Therapeutischen Gemeinschaft«. Entstanden in einer

Zeit, in der Psychotherapie vor allem in der Gruppe, gemeinschaftlich, gelebt wurde. Etwas, das damals klar war, aber auch heute noch für unsere PatientInnen gilt: eine Chance, der Sucht zu entkommen, besteht nur gemeinsam, durch gegenseitige Unterstützung, durch Miteinander, nicht allein, nicht als Einzelkämpfer. Etwas, das eher gegen die gesellschaftliche Entwick-lung steht, etwas, das auch gegen die Entwicklung in der Psychotherapie steht. Die Struktursuche in der Psychotherapie – bei derzeit ca. 15 »einzig richtigen« Schulen also noch lange nicht abgeschlossen – hat vor allem dazu geführt, dass die Auseinandersetzung mit der Einzeltherapie weit vor der Gruppentherapie liegt. Wohl etwas, das noch einer Korrektur harrt. Und wir haben die Therapeutische Gemeinschaft weiter geführt, über stark hierarchisch strukturierte Phasen, über stärkere Professionalisierung, über radika-le Änderungen der pädagogischen Konzepte, über Unmengen gesetzlicher Änderungen hinweg. Und das werden wir – freudig und interessiert – weiter tun.

Dr. Robert MuhrPsychotherapeutischer Leiter im «Grünen Kreis«

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23Wege aus der Sucht

Geburtstage, vor allem runde, eignen sich gut dafür, zurück zu blicken und Bilanz zu ziehen. Ich habe zehn Jahre davor,

als ich für die Festschrift des »Grünen Kreis«-Magazins zum 20-jährigen Jubiläum meinen Beitrag bereitete, nie mit derart massiven Verän-derungen in den nächsten Jahren gerechnet.

Wir haben, trotz der Historie unseres Vereins, einen Tabubruch gewagt und behandeln seit über drei Jahren ein Klientel, das substituiert ist, den primären Wunsch hat, stabil eingestellt zu werden, und bei welchem die Abstinenz erst in einer weite-ren Etappe ein Thema ist oder sein kann.

Naturgemäß waren viele organisatorische Verän-derungen notwendig, um Substituierte stationär behandeln und in der gewohnten Qualität betreu-en zu können. Das medizinische Personal wurde aufgestockt, was zur Folge hat, dass diplomierte Fachkräfte rund um die Uhr präsent sind. Spezi-fische Fortbildung wurde für alle Berufsgruppen angeboten und die ärztliche Tätigkeit ausgewei-tet, so dass auch am Wochenende, beziehungswei-se an den Feiertagen, das Klientel von unserem medizinischen Team behandelt werden kann.

Veränderungen sind oft mit Angst verbunden. Die Behandlung von Betroffenen mit retardier-ten Morphinen in einer Einrichtung, die sehr lange abstinenzorientiert war, stellte nicht nur ideolo -gisch, sondern auch in administrativer Hinsicht eine Herausforderung dar. Die Bedenken waren nicht von langer Dauer, da unsere Erfahrungen mit diesem,

für uns neuen, Klientel unerwartet positiv sind. Der Einsatz von Substitutionsmitteln trug auch dazu bei, dass die Notwendigkeit der medika-mentösen Behandlung, insbesondere mit Anti-depressiva und sonstigen Psychopharmaka, als unterstützende Maßnahme von Therapi-en und Strukturierung des Alltags von beina-he allen im Verein Tätigen erkannt wurde.

Diese Akzeptanz erleichterte uns die Entscheidung, Teil- sowie Vollentzüge für Betroffene, vorerst aus dem Raum Wien, in unserer Sonderkrankenanstalt Marienhof anzubieten. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass auch außerhalb der typischen Entzugsklinik, sehr gute Ergebnisse erzielt werden können. Es ist eine neue, aus aktueller Sicht gut zu bewältigende, Heraus-forderung und zugleich ein sehr geeignetes Feld, den Nutzen von Synergieeffekten bestätigt zu bekommen.

Wir, vom medizinischen Team, freuen uns über die Ausweitung unseres Betätigungsfeldes und den bedeutenden Anteil der ärztlichen und pfle-gerischen Tätigkeit zur Betreuung, Behandlung, Stabilisierung und Genesung der Betroffenen, die wir in vielen Fällen über Jahre begleiten dürfen.

In diesem Sinne wünsche ich uns Gesundheit und Zufriedenheit in der täglichen Arbeit, um – weiter-hin gut motiviert – auch das nächste Jahrzehnt, die immer schwerer werdenden Aufgaben in der gewohnten Qualität bewältigen zu können.

Dr. Leonidas LemonisMedizinischer Leiter im »Grünen Kreis«

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24 30 Jahre Grüner Kreis

SuchtpräventionSuchtprävention ist dem Grünen Kreis ein besonderes Anliegen. Eine eigens eingerichtete Abteilung, die präventive Konzepte und Ideen für öffentliche und privaten Einrichtungen entwickelt, hilft bereits dort, wo im Vorfeld der Weg in die Sucht verhindert werden kann.

Dr. Dominik Batthyány

In Unternehmen beispielsweise ist der Wunsch oft sehr groß, MitarbeiterInnen, die womöglich eine Suchtproblematik aufweisen, zu helfen und sie zu

unterstützen. KollegInnen oder Vorgesetzte möchten etwas tun, wissen aber häufig nicht, was sinnvoll oder not-wendig ist! So stellt sich oft im Umgang mit Betroffenen ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit ein. Heute wissen wir, dass Suchtprobleme am Arbeits-platz das Betriebsklima beeinflussen, die Sicherheit gefährden, Arbeitsabläufe erschweren und die Produk-tivität eines Unternehmens reduzieren. Beispielswei-se werden etwas 20% der Arbeitsunfälle durch Alkohol mit verursacht. In der Arbeitswelt ist nach Schätzungen mit etwa mit 5% Alkoholabhängigen zu rechen. Alko-holkranke MitarbeiterInnen sind krankheitsanfälliger und haben deutlich höhere Fehlzeiten. Zudem können sie nur 75% der Arbeitsleistung ihrer KollegInnen erbringen. Suchterkrankungen haben darüber hinaus auch Folgen für den Umkreis von Betroffenen. Gegenüber Abhängigen wird aus mitmenschlicher Hilfsbereitschaft sehr schnell eine Unterstützung der Sucht. Unzuverlässigkeiten, Feh-ler und Minderleistungen werden übersehen, verdeckt oder von den KollegInnen mitgetragen. Das Problem wird dadurch häufig lange bagatellisiert, verheimlicht und eine Last für alle Beteiligten. Man glaubt, den Betroffenen auf diese Art und Weise zu helfen oder vor weiterem Scha-den zu bewahren. Tatsächlich aber verlängert man damit den Krankheitsverlauf, indem man die negativen Folgen des Suchtmittelmissbrauchs auffängt und dem Betroffe-nen die Eigenverantwortlichkeit nimmt. – Man spricht in diesem Zusammenhang auch von »co-abhängigen Ver-halten«. Es entsteht in der Umgebung fast jedes sucht-kranken Menschen und besteht darin, den Betroffenen

Betriebliche Suchtprävention»Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.«

Antoine de Saint-Exupéry

zunächst schützen zu wollen, dann zu kontrollieren und ihn schließlich, wenn alle Versuche scheitern, anzuklagen. Aus all dem wird deutlich, dass sich Suchtpräven-tion im Rahmen der Gesundheitsvorsorge für ein Unter-nehmen wirklich lohnt. – Auf der anderen Seite bietet die betriebliche Suchtprävention einen wirksamen Weg, die erwachsene Bevölkerung mit gezielt Sucht vorbeugen-den Maßnahmen zu erreichen. Denn Suchtgefährdete oder auch suchtabhängige Mitarbeiter möchten ihren Arbeitsplatz, der ihre Existenzgrundlage darstellt, in der Regel erhalten. Die Motivation, Hilfsangebote anzuneh-men schöpfen sie daher oft aus dieser Quelle. Hier hilft der Grüne Kreis. Er konzipiert suchtprä-ventive Maßnahmen zur Sensibilisierung der Mitarbei-ter und zeigt Strategien für einen konstruktiven Umgang mit Suchtproblemen. Das Repertoire in diesem Bereich ist vielfältig und individuell zugleich, abgestimmt auf die Nöte und Anforderungen des jeweiligen Unternehmens und seiner MitarbeiterInnen. Es reicht von Seminaren über die Grundlagen von Sucht und Suchtvorbeugung über Outdoor-Workshops bis hin zu Spezialangeboten im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung, im Umgang mit Stress, Kommunikation, Konfliktstrategien, teamfördern-de Maßnahmen usw.. Die betriebliche Suchtprävention will hier Lernprozesse in Gang bringen. Sie will den Blick schärfen um Krankheitsrisiken frühzeitig zu erkennen und mithelfen, sinnvolle innerbetriebliche Lösungsansät-ze zu erarbeiten. Die Erwerbung von Wissen und Hand-lungskompetenz, die Schulung und Weiterbildung von Lehrlingen, MitarbeiterInnen und Führungskräften ist vor diesem Hintergrund eine entscheidende Maßnahme. Ziel ist dabei, nicht nur über Sucht- und Gesundheitsge-fährdung durch Suchtmittel zu informieren, sondern das

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25Wege aus der Sucht

Thema zu enttabuisieren und für einen offenen Umgang mit der Problematik zu sensibilisieren. Dabei geht es eben-so um die Vermittlung des nötigen»Handwerkszeugs« für den richtigen Umgang mit Personen im Anlassfall, um das konsequente Anbieten von Hilfe und um eine Verbesse-rung des Führungsverhaltens. Ein weiterer möglicher Bestandteil betrieblicher Suchtprävention ist die Installierung von innerbetrieb-lichen Arbeitskreisen zum Thema Sucht. Hier hilft der Grüne Kreis bei deren Installierung, begleitet und super-vidiert sie. Eine spezifische »Betriebs- oder Dienstverein-barung«, mit deren Hilfe allgemein gültige Regelungen zur Suchtprävention verankert werden können, ist ein weiterer Baustein suchtpräventiver Arbeit. Ziel der Ver-einbarung sollte aber auch sein, den MitarbeiterInnen Sicherheit und Transparenz im Falle einer auftretenden Problematik zu geben und die Gleichbehandlung aller

Betroffenen zu sichern. Solche Maßnahmen fördern Ver-trauen und Offenheit. Schließlich ist es im Sinne von ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen im Falle eines akuten Sucht-problems, nach Wegen zu suchen, die zur Erhaltung des Arbeitsverhältnisses beitragen. Der Grüne Kreis steht hier als Berater zur Seite, hilft, die nötigen Schritte zu setzen und erarbeitet die richtigen Behandlungsstrategien. Suchtprävention ist viel mehr als die Vermeidung des Konsums einer berauschenden Substanz. Sie hat mit dem Erkennen der vielfältigen eigenen Möglichkeiten und Grenzen, mit Weiterentwicklung und mit zufriede-ner Lebensführung zu tun. Suchtprävention ist immer Gesundheitsförderung – aber auch mehr als das. Von ihr profitieren alle: Die Lehrlinge, die MitarbeiterInnen und Vorgesetzten, das Betriebsklima, das Unternehmen selbst – und letztlich die Gesellschaft. �

Der Grüne Kreis trägt sein Wissen auch dort hin, wo Sucht (noch) nicht vorliegt, wo es darum geht, Sucht vorbeugend tätig zu sein, Menschen zu sen-

sibilisieren und stark zu machen. Die Gründe, warum Menschen süchtig werden, sind vielfältig und komplex. Da Sucht im Zusammenspiel vieler Faktoren entsteht und aufrechterhalten wird, geht wirkungsvolle Suchtprävention, paradoxerweise über die unmittelbare Prävention von Suchtmittelkonsum hinaus – dies zeigt sich auch in der schulischen Prävention. Ein zen-trales Anliegen besteht hier darin, junge Menschen in die Lage zu versetzen, die Chancen und Gefahren des Lebens zu erkennen, um dann entsprechend kompetent darauf reagieren zu können. Das heißt, schulische Suchtpräven-tion will nicht primär Informationen über legale und ille-gale Suchtmittel oder Suchtverhalten vermitteln, sondern mithelfen, die Lebens- und Handlungskompetenzen von jungen Menschen zu stärken und zu fördern. Es geht um die Stärkung jener persönlichen Einstellungen und Ver-haltensweisen, die vor einer Suchtentwicklung schützen: um Persönlichkeitsentwicklung, um Beziehungs- und Konfliktfähigkeit, um Autonomie und Selbstbestimmung als Stärkung der Standfestigkeit gegen soziale Einflüsse, um Genussfähigkeit, Selbstwert und Selbstkompetenz. Es geht also um mehr als um Aufklärung und oder Informati-onsvermittlung. Diese Stärkung und Arbeit an persönlichen Einstellungen und Verhaltensweisen kann aber naturgemäß nicht durch einzelne, punktuelle Vorträge erreicht werden; sie ist ein langer, kontinuierlicher Prozess, bei dem nicht nur Einrichtungen wie der Grüne Kreis gefordert sind. Ein wich-tiger Faktor ist hier die Einbeziehung aller Beteiligten – der SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen, DirektorInnen, Schul-ärztInnen und SchulpsychologInnen.

Suchtprävention für Kinder und Jugendliche»Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.«

Johann Wolfgang von Goethe

Die humorvolle Feststellung von Karl Valentin »Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach« drückt eine große Wahrheit aus. Um aber ein gutes Beispiel sein zu können, genügt es nicht, nur das eigene äußere Verhalten zu korrigieren oder»gut erscheinen« zu lassen. Es erfordert die Arbeit an den eige-nen, innersten Haltungen dem Leben, dem Mitmenschen und sich selbst gegenüber. Ja, auch daran zu arbeiten ist (schulische) Suchtprävention. Für die Entwicklung des Selbstwertes brauchen Kinder und Jugendliche das nötige Vertrauen, dass sie so angenommen werden, wie sie sind, mit ihren Schwächen und Stärken. Über den Kommunikationsstil innerhalb der Schule und Familie wird der Selbstwert vermittelt. Lob und Anerkennung erfüllen Kind und Jugendlichen mit Stolz, ermutigen zur Übernahme von Eigenverantwortung und stärken das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Gren-zenlosigkeit, oder aber zu enge Grenzen fördern Einsamkeit, Überforderung beziehungsweise Grenzverletzungen und Widerstände. Erziehende, die ihren Kindern angemessene Freiheit innerhalb sicherer Grenzen zumuten können, ohne sie zu über- noch zu unterfordern, geben ihnen die Chance, rechtzeitig mit Verantwortung umgehen zu lernen. Jugend-liche erleben sich in solchem sozialen Umfeld als gebraucht und ernst genommen. Sie müssen später nicht durch Sucht-verhalten vor Herausforderungen flüchten. Auch Misser-folge gehören zum täglichen Leben, nicht alles im Leben gelingt. Kinder, die erleben dürfen, dass ihre Erziehenden verständnisvoll auf Misserfolge und Fehler reagieren und selbst nicht perfekt sind, gestehen sich selbst auch Fehler zu. Und Erziehende, die Kindern und Jugendlichen nicht alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, ermöglichen ihnen letztendlich wichtige Erfahrungen und vermitteln,

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26 30 Jahre Grüner Kreis

dass Misserfolge und Fehler manchmal auch auszuhalten sind. Kinder lernen von und mit ihren Erziehern auch, wie sie künftig mit Konflikten umgehen. Wenn sie Konflikte nur als bedrohlich empfinden, werden sie versuchen, sie zu vermeiden und davor zu flüchten, – womöglich auch durch ein Suchtverhalten. Eltern, die ihren Kindern den konstruk-tiven, lösungsorientierten Umgang mit Krisen vorleben, geben ihnen die Chance, am Modell zu lernen, Streit nicht auszuweichen, Harmonie nicht vorzutäuschen, sondern sich Problemen zu stellen . Aber Kinder und Jugendliche haben auch ein Recht auf ihre Gefühle und Bedürfnisse. Unterdrückte Gefühle machen psychisch krank; Eltern, die ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse ernst nehmen und ausdrücken, geben auch denen ihrer Kinder Raum. Das Kind bekommt die Gewiss-heit »Ich muss mich meiner Gefühle nicht schämen«. Auch die Pflege von Kreativität und Fantasie hat wichtigen sucht-

präventiven Charakter. Kinder und Jugendliche verfügen von Natur aus über diese Fähigkeiten. Aber auch für kreati-ves Handeln brauchen sie Vorbilder. Wenn Eltern zu Hause handwerken oder sich schöpferisch entfalten, werden ihre Kinder im Spiel auch eigene Aktivitäten setzen. Aus diesen kurzen Beispielen sehen wir: Suchtprä-vention geschieht im täglichen Umgang miteinander. Erziehende leisten dazu – unbewusst oder bewusst, und ob sie wollen oder nicht – ihren »alltäglichen« Beitrag. Auch dafür zu sensibilisieren ist Aufgabe der »Abtei-lung Prävention« des Grünen Kreises. Für die Umsetzung sinnvoller Prävention gibt es – abhängig von der jeweili-gen Problematik, von der Zielgruppe und den Möglichkei-ten, die zur Verfügung stehen – verschiedenste Werkzeu-ge und Strategien. Sie reichen von Vorträgen, Workshops und Seminaren über ausgedehnte Projekte, die eine aktive und spielerische Auseinandersetzung mit dieser Thema-tik ermöglichen sollen. �

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27Wege aus der Sucht

In den letzten Jahren hat die Diskussion über exzessive Verhaltensweisen, die auch Merkmale einer Suchterkrankung aufweisen, eine große Intensivierung

erfahren. Das therapeutische und wissenschaftliche Interes-se fokussierte sich bis dahin im Allgemeinen auf substanz-gebundene Abhängigkeiten, also auf die Abhängigkeit von bewusstseinsverändernden Substanzen. Mittlerweile rich-tet sich die fachliche und öffentliche Aufmerksamkeit ver-stärkt auch auf suchtartiges Verhalten in Bezug auf Glücks-spiel, Arbeit, Kaufen, Sport, Computernutzung, etc.. Dabei werden vor allem auch Parallelitäten zwischen substanzge-bundener und nichtsubstanzgebundener Abhängigkeit thematisiert. Die Konzeptualisierung exzessiver Verhaltenswei-sen als Verhaltenssucht ist jedoch nicht neu. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Spielsucht als eine nicht-substanzgebundene Suchterkrankung neben der Trunk-, Morphium- und Kokainsucht beschrieben. Ergebnisse der Suchtforschung belegen, dass sowohl bei substanzgebundenen als auch bei substanzungebun-denen Abhängigkeitserkrankungen die Entstehung und Aufrechterhaltung süchtigen Verhaltens in denselben zen-tralnervösen Mechanismen verankert sind. Neurobiologen haben mittels bildgebender Methoden zeigen können, dass auch exzessives belohnendes Verhalten Veränderungen im Belohnungssystem des Gehirns hervorrufen kann, wie es charakteristisch für Abhängigkeit erzeugende Substanzen ist. Alkoholiker reagieren beispielsweise hirnphysiologisch ähnlich auf Bilder von Alkohol wie exzessive Computer-spieler auf Bilder von Computerspielen, etc.. Der für eine Abhängigkeitsentwicklung notwendi-ge positive psychische Effekt stellt sich bei sogenannten Verhaltenssüchten bzw. nichtsubstanzgebundenen Süch-ten durch körpereigene biochemische Veränderungen, die durch die exzessive Durchführung einer bestimmten Ver-haltensweise ausgelöst werden, ein. Vergleichbar mit dem Effekt beim Gebrauch von bewusstseinsverändernden Substanzen kann das exzessive Verhalten solcherart als besonders belohnend (stressreduzierend, stimmungsver-bessernd) empfunden werden und bewirken, das Leben für den Betroffenen kurzfristig erträglicher erscheinen zu lassen. D.h. die Betroffenen erfahren, dass sie mit bestimm-ten Verhaltensweisen oder Gebrauchsmustern schnell und effektiv Gefühle im Zusammenhang mit Frustrati-onen, Unsicherheiten und Ängsten regulieren bzw. ver-drängen können. Im Laufe der Suchtentwicklung rückt das exzessive Verhalten zunehmend in den Lebensmit-telpunkt und wird unkontrollierbar. Der Rückzugsraum bläht sich im Leben des Betroffenen auf und nimmt ihn gefangen. Alternative Verhaltensmuster bzw. angemes-sene Stressverarbeitungsstrategien für kritische oder als Stress erlebte Lebenssituationen werden, wie bei anderen Suchterkrankungen auch, nicht entwickelt, sondern treten in den Hintergrund und werden verlernt. Die Aufmerk-samkeit fokussiert sich auf den nächsten »Rauschzustand«,

soziale Beziehungen, Interessen und andere Bezugspunkte des Lebens reduzieren sich, die Arbeitsleistung sinkt, die Betroffenen können verwahrlosen. Die umfassenden Ähnlichkeiten in Erscheinungs-bild, Neurobiologie und Entstehung der verschiedenen Formen exzessiver Verhaltensweisen mit der Abhängigkeit von psychotropen Substanzen legen eine Klassifikation dieser Störungsbilder als Verhaltenssucht analog zu den verschiedenen Formen substanzbedingter Störungen nahe. Im Hinblick auf die kommenden Revisionen der interna-tionalen Klassifikationssysteme ist mit der Bildung einer gemeinsamen Kategorie substanzgebundener und subs-tanzungebundener Abhängigkeit zu rechnen. Verhaltenssüchte weisen aber nicht nur eine Reihe von Gemeinsamkeiten mit substanzbezogenen Süchten auf. Bei Menschen mit exzessiven suchtartigen Verhaltens-weisen kommt es darüber hinaus zu einer signifikanten Häufung von problematischem Alkoholkonsum und Dro-genmissbrauch. So sprechen Studien beispielsweise davon, dass Jugendliche mit pathologischem Internetgebrauch eine hohe Komorbidität von Störungen im Zusammen-hang mit psychotropen Substanzen (55 %) aufweisen, im Allgemeinen häufiger Erfahrungen mit Substanzgebrauch hätten, Kaufsucht eine hohe Komorbidität mit Substanz-missbrauch aufweise und Sexsucht mit hohen Raten von Substanzabhängigkeiten (v.a. Alkoholismus) einhergehe; bei Spielsucht wiederum lägen bei 73,2% der pathologi-schen Spieler schädlicher Alkoholgebrauch und bei 38,1% Drogenabhängigkeit oder Missbrauch vor. Nicht nur »darf die vorliegende Komorbidität von Spielsucht und Alkoholabhängigkeit sowie Drogenabhän-gigkeit bei der Konzeption und Umsetzung von selektiven Präventionsmaßnahmen nicht vernachlässigt werden« (Kalke et al., Glücksspiel und Spielerschutz in Österreich – Empirische Erkenntnisse zum Spielverhalten der Bevöl-kerung und zur Prävention der Glücksspielsucht, 2011); im Hinblick auf die Behandlung von Suchterkrankungen ist bei entsprechender Komorbidität sinnvoll, die jeweilige substanzungebundene Sucht in ihrer spezifischen Form –als Teil und Ausprägung des eigenen Suchtverhaltens – im therapeutischen Prozess gezielt miteinzubeziehen. Nicht erst die Erweiterung des Abhängigkeitsbegriffes, sondern bereits die explizite Berücksichtigung eines komorbiden substanzungebundenen Suchtverhaltens in der Alkohol- und Drogentherapie ermöglicht es, das bereits etablierte Hilfssystem für Suchterkrankungen auch Betroffenen mit Verhaltenssüchten zugänglich zu machen. �

Für Fragen und Auskünfte über lokale Beratungsstellen, Hilfsangebote und Suchtprävention, wenden Sie sich bitte gerne an:

Dr. Dominik BatthyányLeitung Suchtprävention im Grünen KreisPool7, Rudolfsplatz 9, A-1010 Wien

Suchterkrankungen und TherapieVerhaltenssüchte bzw. substanzungebundene Süchte

»... das etablierte Hilfssystem für Suchterkrankungen auch Betroffenen mit Verhaltenssüchten zugänglich machen ...«

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28 30 Jahre Grüner Kreis

Die MitarbeiterInnen der Vorbetreuung sind in ganz Österreich unterwegs und jeweils für gewis-se Regionen, bzw. Bundesländer und verschiedene

Aufgabengebiete zuständig. Ziel der Vorbetreuung ist, dass Menschen, die die Angebote des Grünen Kreises brauchen und nutzen möch-ten, diese auch finden und zum richtigen Zeitpunkt in Anspruch nehmen können. Die VorbetreuerInnen sind mobil und flexibel im Einsatz. Sie suchen Menschen, die Beratung in Anspruch nehmen und sich über die Angebote des Grünen Kreises informieren möchten, in Krankenhäusern, Justizanstalten und Betreuungseinrichtungen auf. Sie stehen telefonisch unmittelbar und, durch ihre Mobilität, rasch persönlich zur Verfügung. Sie beraten die Betroffenen und ihre Angehörigen, führen Fallbesprechungen durch, nehmen an Helferkonfe-renzen teil und bemühen sich, für Hilfesuchende das pas-sende Angebot zu finden. In den ersten Gesprächen werden die allgemeine Lebenssituation der Betroffenen, ihre Anliegen und die Angebote des Grünen Kreises besprochen. Wenn sich Betrof-fene für eine Behandlung beim Grünen Kreis entscheiden, beginnt die Phase der Vorbereitung auf das ambulante oder stationäre Therapieprogramm, in der in regelmäßigen Gesprächen die Motivation, der Ablauf der Therapie und die zu erledigenden Vorbereitungen besprochen werden. Eine umfassende Anamnese und Abklärung der Ausgangslage, Erfahrungen mit vorangegangenen Therapie- und Kran-kenhausaufenthalten werden in die Planung der Vorbe-reitungszeit und des nachfolgenden Therapieprogramms ebenso mit einbezogen wie vorhandene Komorbiditäten. Die Krankenversicherung und die Kostenübernahme sind vor der Aufnahme zu beantragen bzw. zu klären, und abhän-gig vom geplanten Therapieprogramm ist ein körperlicher Entzug oder Teilentzug zu planen. Diese Phase der Vorbetreuung kann unterschiedlich lang sein und ist abhängig von den individuellen Möglich-keiten der Betroffenen, sich auf eine Therapie vorbereiten und einlassen zu können und den notwendigen organisato-

rischen Maßnahmen, die vor der Aufnahme zu treffen sind. Die Entscheidung, eine Therapie in Anspruch zu neh-men, ist immer auch von Ängsten und Zweifeln begleitet. Sie braucht eine vertrauensvolle Beziehung zu den Vorbe-treuerInnen, intensive Auseinandersetzung und umfas-sende organisatorische Vorbereitung. All dem muss in der Vorbetreuung Rechnung getragen werden. Trotz Leidensdruck, hoher Veränderungsbereit-schaft und einer tragfähigen Betreuungsbeziehung gibt es Phasen des Stillstands, Wartezeiten auf Kostenübernah-me oder Entzugsbett und unvorhersehbare Hürden. Die VorbetreuerInnen müssen sich in diesen, manchmal sehr dynamischen Betreuungsphasen, gemeinsam mit ihren KlientInnen immer wieder anpassen und oft auch sehr kurzfristig neue Maßnahmen entscheiden. Die Beziehung zu den KlientInnen auch in schwierigen Phasen aufrecht zu halten, ist ebenso Teil der Anforderungen, wie mit schwan-kender Motivation und dem Druck belasteter Angehöriger adäquat umzugehen. Der administrative Aufwand für die Vorbetreuung hat sich in den letzten Jahren massiv erhöht. Das betrifft zum einen die internen Dokumentationserfordernisse und zum anderen die Antragstellungen für die Kostenübernah-men. In beiden Bereichen ist die Vorbetreuung durch konti-nuierliche Veränderungen, Weiterentwicklungen und Neu-erungen gefordert, auf dem aktuellen Stand zu bleiben und die komplexen Anforderungen im Sinne der KlientInnen, der vereinsinternen Standards und der zuständigen Kost-enträger zu erfüllen. Neben Betroffenen und Angehörigen sind für die VorbetreuerInnen die Vernetzungspartner aus allen Berei-chen der Justiz, der Medizin und der Sozialen Arbeit wich-tige Anlaufstellen. Mit ihnen regelmäßigen Kontakt zu halten, um ihre internen Abläufe zu wissen, neue Angebo-te kennen zu lernen und die Angebote des Grünen Kreises bekannt zu machen und zu halten, sind wesentliche Aufga-ben der Vorbetreuung. Die Teilnahme an Vernetzungstref-fen und Tagungen, gegenseitige Besuche und Besichtigun-gen gewährleisten den regelmäßigen Austausch mit den relevanten Kooperationseinrichtungen.

VorbetreuungDie Vorbetreuung ist die zentrale Schnittstelle zwischen

hilfesuchenden Suchtkranken und dem Verein Grüner Kreis.

Veronika Kuran

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29Wege aus der Sucht

Die Vorbetreuung hat neben der Kooperation des Grünen Kreises mit zuweisenden Suchthilfeeinrichtungen auch die Kommunikation mit jenen Organisationseinhei-ten des Grünen Kreises zu leisten, die für die Weiterbetreu-ung der KlientInnen zuständig sind. Die Übergabe der KlientInnen in das ambulante und stationäre Therapiepro-gramm soll nahtlos erfolgen und erfordert enge Koopera-tion, sowohl mit den KollegInnen des psychotherapeuti-schen und medizinischen Bereiches, als auch mit jenen aus der Verwaltung und des Fuhrparks. Sie alle müssen aktuell informiert sein, um gemeinsam agieren und auf Unvorher-sehbarkeiten flexibel und unbürokratisch reagieren zu kön-nen. Das erfordert eine gute Kenntnis der Zuständigkeiten und der jeweiligen Abläufe und regelmäßigen persönlichen Austausch über die einzelnen Arbeitsschritte. Die Vorbetreuung endet mit der Verabschiedung und Übergabe der KlientInnnen an die zuständigen Mitarbeite-rInnen in einer der ambulanten Betreuungseinrichtungen. Der Kontakt zu den KlientInnen bleibt indirekt während der Therapiezeit bestehen und soll jedenfalls bei einem Abbruch wieder aufgenommen werden, um entweder eine letzte gemeinsame Reflexion und einen organisatorischen Abschluss zu haben oder eine Nachbetreuung, eine Wieder-aufnahme oder neue Vorbetreuung vorzubereiten.

In regelmäßigen Abständen trifft sich das Team der VorbetreuerInnen zum kollegialen Austausch und zur fachlichen Weiterentwicklung der Vorbetreuungsleistun-gen. Diese Treffen finden abwechselnd in den stationären Einrichtungen statt. Das dient zum einen dem persönli-chen Kontakt mit den KollegInnen in den Häusern und zum anderen ist es eine Möglichkeit, die KlientInnen nach abgeschlossener Vorbetreuung wieder zu sehen. Es sind freudvolle und bewegende Begegnungen, sowohl für die PatientInnen als auch für die VorbetreuerInnen. Gemein-sam zurück zu blicken auf ein geschafftes Teilstück des oft langen und steinigen Weges, macht zuversichtlich und motiviert. Die Rückmeldungen vieler Betroffener, Angehöriger und Vernetzungspartner bescheinigen der Vorbetreuung des Grünen Kreises rasches Reagieren, individuelles Zugehen auf jeden Einzelnen, Menschlichkeit und Professionalität. Sie hat sich in den letzten Jahren auf Grund der steigenden Anforderungen verändern müssen, sich weiterentwickelt und sie wird, nicht zuletzt durch die Begegnung mit ihren KlientInnen, auch weiterhin in Bewegung bleiben. �

Veronika KuranGesamtleitung der Vorbetreuung im Grünen Kreis

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30 30 Jahre Grüner Kreis

Therapieangeboteim Grünen Kreis

Dr.in Petra Scheide

Die Entwicklung einer Sucht ist ein komplexer Vorgang. Sie kann in Lebenskrisen entstehen, bei persönlichen Proble-men und beim Fehlen von angemessener Unterstützung. Ebenso sind die Beschaffenheit und Wirkung eines Sucht-mittels bzw. eines suchtartigen Verhaltens, die Persönlich-keit der Betroffenen und die Umstände, in denen sie leben, bestimmend für eine Suchtentstehung. Menschen, die von bestimmten Substanzen oder suchtartigen Verhaltensweisen abhängig sind, benötigen professionelle Hilfe. Sie sind auf Unterstützung angewiesen, um der Sucht zu entkommen, neue Wege zu finden und das Leben positiv zu gestalten und zu bewältigen. Der Verein Grüner Kreis ist bemüht, Betroffenen und deren Angehörigen zu helfen, d.h. sie auf ihrem Weg aus der Sucht zu unterstützen und zu begleiten. Um diesen Anfor-derungen und den verschiedenen Formen von Abhängig-

keitserkrankung zu entsprechen, ist ein individuelles und ganzheitliches Eingehen auf die betroffenen Menschen und deren Lebenshintergrund erforderlich. Dies macht die Arbeit in multiprofessionellen Teams und mit Therapiepro-grammen, die dem neuesten Stand der Forschung und den unterschiedlichsten Bedürfnissen gerecht sein müssen, not-wendig. In der Folge seien nun diese verschiedenen Behand-lungsangebote dargestellt. Es ist unseren KlientInnen zu wünschen, dass sie aus dem »Miteinander« der Therapeutischen Gemeinschaft und den reichen Behandlungsangeboten Wege aus der Sucht finden – mit ihren Fähigkeiten und Ressourcen hin zu einem eigenständigen Leben.

Dr.in Petra ScheideLeitung »Region Ost« im Verein Grüner Kreis

Sozialhilfeeinrichtung Villa in Krumbach

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31Wege aus der Sucht

Die Zielgruppe der ambulanten Einrichtungen des Vereins Grüner Kreis sind Menschen, die von Substanzmissbrauch oder –abhängigkeit sowie von nichtstoffgebundenen Sucht-formen und den dahinterliegenden psychischen Problema-tiken betroffen sind. Fachkundige Hilfe finden Menschen jeden Alters und jeden kulturellen Hintergrunds, Angehöri-ge, Paare, Mütter und/oder Väter mit Kindern. Betreut wer-den Menschen, die den Wunsch nach Abstinenz haben oder aber nach Begleitung bei bestehender Substitution. Ebenso finden Menschen mit körperlicher und psychischer Komor-bidität, Personen mit einer richterlichen Weisung nach dem Suchtmittelgesetz und Angehörige, die Rat oder Unterstüt-zung benötigen, adäquate Betreuung und Begleitung. Die Kontaktaufnahme zu den MitarbeiterInnen des multiprofessionellen Vorbetreuungsteams (Suchtberate-rInnen, PsychologInnen, PsychotherapeutInnen, Sozialar-beiterInnen, ÄrztInnen für Allgemeinmedizin und Psychi-atrie) erfolgt in den ambulanten Einrichtungen des Vereins Grüner Kreis in Wien, Wiener Neustadt, Graz, Klagenfurt und Linz. Darüber hinaus gibt es Kontaktpersonen in allen Bun-desländern und in den mit dem Grünen Kreis vernetzten Stel-len, wie Strafanstalten, Krankenhäusern, Psychiatrien etc. Die ambulante Abklärungsphase kann mit einer punktuellen Hilfestellung abgeschlossen sein. Ebenso kann sie mit der Anbindung an andere Beratungsstellen oder

Einrichtungen, die der Problemlage des Betroffenen ent-sprechen, beendet werden. Schließlich kann die ambulan-te Abklärungsphase aber auch die Weiterbegleitung in die Vorbereitungsphase zu den ambulanten oder stationären Beratungs- und Behandlungsangeboten des Grünen Kreises bedeuten. Bei Bedarf nach einer längerfristigen Begleitung wer-den die Hintergrundgeschichte (seelische, körperliche, sozia-le Problematik, schulische und berufliche Ausbildung, usw.), die Therapiemotivation (freiwillige Therapie, Therapie nach einer richterlichen Weisung nach dem Suchtmittelgesetz) und die Therapienotwendigkeit (ambulante Therapie, sta-tionäre Therapie, Substitutionstherapie, die Aufnahme in Spezialprogramme wie im Frauenhaus, der Mutter-Kind-Einheit, der Einrichtungen für Jugendliche oder für Multi-morbidität, etc.) erhoben. Das Ziel dieser Phase ist das gemeinsame Erstellen eines individuellen Maßnahmen- und Behandlungsplans und die Begleitung der notwendigen Folgeschritte. In dieser Zeitspanne werden begleitend Harnkontrol-len durchgeführt. Betroffenen Angehörigen (Eltern, PartnerInnen, Kin-der, etc.) wird in den ambulanten Einrichtungen im Rahmen von Gesprächen oder Angehörigengruppen fachkundige Begleitung angeboten.

1.1. Abklärung

Die »ambulante« Betreuung und Behandlung bedeutet die Begleitung von Betroffenen unter Beibehaltung ihrer aktu-ellen Lebensumstände. Das heißt, die Behandlung wird in den persönlichen Alltag des Betroffenen integriert. Dies erfordert jedoch eine gewisse Stabilität: in Form von Woh-nung, ev. Arbeit/Ausbildung, sozialem Netz etc.. Die stationäre Behandlung ist bei Menschen mit fort-geschrittener Abhängigkeitserkrankung und mit schwerer wiegenden körperlichen, psychischen und sozialen Prob-lemen angebracht und sinnvoll. Um eine Stabilisierung zu bewirken, wird Schutz und Struktur notwendig. Sie erfor-dert spezifische Programme und Angebote und vor allem eine intensive persönliche Auseinandersetzung mit dem Betroffenen. Diese Phase kann je nach Bedarf unterschiedlich lange dauern und dient je nach Problemlage der Vorbereitung auf den gemeinsam entworfenen Maßnahmenplan. Die erfolg-reiche Begleitung der KlientInnen steht dabei im Mittel-punkt und erfordert hohe Flexibilität und das Eingehen auf die jeweils individuellen Bedürfnisse der Hilfesuchenden. In der »ambulanten Vorbetreuung« werden Betrof-fene in regelmäßig stattfindenden Gesprächen mit den MitarbeiterInnen der multiprofessionellen Teams in den ambulanten Einrichtungen auf die Möglichkeiten und Bedingungen der jeweiligen Behandlungsform vorbereitet. Je nach Bedarf wird ein geeigneter stationärer oder ambulan-ter Entzugsplatz gesucht. KlientInnen, die über den Wiener Krankenanstaltenverbund aufgenommen werden, werden

1.2. Vorbereitungauf die Möglichkeit eines stationären Entzugs oder Teil-entzugs im Sonderkrankenhaus Marienhof hingewiesen. Darüber hinaus wird Hilfesuchenden, die die Substitution beibehalten möchten, verstärkt ärztliche Begleitung ange-boten. Durch die »ambulante Vorbetreuung« wird mit den zuständigen Stellen auch die Kostenübernahme geklärt und eine Unterstützung bei persönlichen Angelegenheiten und notwendigen Amtswegen bereitgestellt. Zusätzlich finden, falls notwendig, Kontakte mit den PsychiaterInnen, Sozial-arbeiterInnen etc., statt. Regelmäßige Harnkontrollen begleiten diese Vorbe-reitungsphase. Betroffene Familienmitglieder (Eltern, PartnerIn-nen, Kinder, etc.) werden ebenfalls über die bevorstehen-den Schritte ihrer Angehörigen aufgeklärt. Im Falle der Vorbereitung zur stationären Therapie werden sie über die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und über begleitende Therapieangebote (Paartherapie, Familientherapie, Angehö-rigentage in den stationären Einrichtungen und Angehöri-gengruppen in den Ambulanzen) informiert. Es ist dem Verein ein großes Anliegen, dass rasch ein geeigneter Therapieplatz zur Verfügung steht und mög-lichst keine Wartezeiten entstehen. Dies erleichtert den KlientInnen den, vor allem zu Beginn schwierigen Weg hin zum Eingeständnis, Hilfe zu benötigen und Beratung und Behandlung als Chance der Bewältigungsmöglichkeit ihrer Abhängigkeitserkrankung und den damit verbundenen Pro-blemen zu erkennen.

1. Ambulante Behandlung

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32 30 Jahre Grüner Kreis

Menschen, die die ambulanten Einrichtungen des Vereins Grüner Kreis aufsuchen, sind Betroffene einer Abhängig-keitsproblematik. Neben der Unterstützung bei Problemen und Krisenintervention haben sie den Wunsch nach einer nachhaltigen Hilfestellung auf dem Weg zu Abstinenz oder aber in der Begleitung bei bestehender Substitution. Die Substitutionstherapie stellt eine Möglichkeit der Schadensbegrenzung dar. Im Sinne der Verminderung von Kriminalisierung, der Vermeidung von Infektionen mit diversen Folgeerkrankungen, wie den HIV- oder Hepatitis-Viren, etc.. Betroffene, die für sich den Weg der Substitutionsthe-rapie gewählt haben, bedürfen einer psychosozialen Beglei-tung. Diese ist wichtig, um die körperlichen, psychischen und sozialen Probleme zu bewältigen und um aus dem Beschaffungskreislauf des Beikonsums herauszukommen.

1.4. Behandlung von substituierten und nichtsubstituierten Suchtkranken Die ambulante Betreuung und Behandlung umfasst viele Problembereiche. Sie wird je nach Bedarf in Gesprä-chen mit den MitarbeiterInnen der multiprofessionellen Teams der ambulanten Einrichtungen durchgeführt. Für beide Behandlungsgruppen gilt: Im Mittelpunkt steht die ambulante Psychotherapie. Bei ihr geht es um die Reflexion der aktuellen Lebenssituation, um das Verstehen von Suchtmechanismen, um psychische Schwierigkeiten und um die persönliche Hintergrundgeschichte. Dabei wer-den neue Bewältigungsmechanismen erlernt, die im Alltag erprobt und integriert werden können. Bei Bedarf und im Fall der Notwendigkeit von Krisenintervention ist eine höhere Frequenz der Sitzungen möglich. Auf Wunsch kön-nen auch Angehörige in die Therapie einbezogen werden. Im Zusammenhang mit psychischen Störungsbil-dern stehen bei der ambulanten allgemeinmedizinischen

In den letzten Jahren hat sich die Aufmerksamkeit ver-stärkt auf sogenannte nichtstoffgebundene Süchte bzw. Verhaltenssüchte – wie etwa Spiel-, Kauf-, Arbeits-, Sex- oder Internetsucht – und auf deren Behandlung gerichtet. Bei den Merkmalen der nichtstoffgebunde-nen Süchte gibt es viele Parallelen zu den anderen Suchterkrankungen. Zu diesen Merkmalen zählen bei-spielsweise der Kontrollverlust, das »Zum-Lebensmittel-punkt-Werden« von exzessivem Verhalten, der Effekt des Verdrängens von Spannungszuständen und unangeneh-men Gefühlen, das Entwickeln einer psychischen Abhän-gigkeit und begleitende hirnphysiologische Veränderun-gen. Bei den Betroffenen beider Gruppen finden sich gleichermaßen Anhäufungen von erblicher Belastung, bestimmte Vulnerabilitätsfaktoren und desolate soziale Umstände, ungenügend unterstützende und unsichere Beziehungserfahrungen, Beziehungsabbrüche, Trauma-tisierungen und ungenügend entwickelte Bewältigungs-strategien. Darüber hinaus ziehen die nichtstoffgebun-denen Abhängigkeiten ebenfalls erhebliche körperliche, psychische und soziale Folgen nach sich. Die zusätzliche Entwicklung einer Abhängigkeit von bestimmten Subs-tanzen (z.B. Alkohol) wird dabei in der wissenschaftlichen Literatur gehäuft beschrieben. Diese Umstände erfor-

1.3. Behandlung von stoffgebundenen und nichtstoffgebundenen Abhängigkeitendern die Integration gezielter Behandlungsstrategien und Behandlungsangebote im bereits bestehenden Hilfsnetz-werk. Damit gibt es - bei Beachtung der individuellen Hintergrundgeschichte, bei den Zusammenhängen in der Entwicklung von Verhaltenssüchten und bei der Berück-sichtigung entsprechender Dynamiken - kaum prinzipiel-le Unterschiede in der Behandlung stoffgebundener und nichtstoffgebundener Abhängigkeiten. Wird der indivi-duellen Leidensgeschichte im Behandlungsprozess Raum gegeben, so können spezielle Strategien und entsprechen-de Angebote integriert werden. Eine umfassende Begleitung ist sowohl durch die klinisch psychologische und psychotherapeutische, als auch durch die allgemeinmedizinische, psychiatrische und sozialarbeiterische Hilfe gegeben. Bei beiden Gruppen ist die Reflexion der per-sönlichen Lebensgeschichte und die Bezugnahme zur Suchterkrankung, das Erkennen der Dekompensations- und Vulnerabilitätsfaktoren wesentlich. Das Ziel ist die Entwicklung von neuen Bewältigungsmechanismen, von sinnhaften Lebensinhalten und tragfähigen sozia-len Bezugssystemen - und deren Erprobung. Der bedeu-tendste Wirkfaktor aber ist die wertschätzende tragfähige Beziehungserfahrung.

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33Wege aus der Sucht

Suchterkrankung liegt in verschiedenen psychosomati-schen wie psychosozialen Ausprägungen vor. Die Ent-scheidung für die jeweilige Behandlungsform ist grundle-gend für den Behandlungserfolg. Das Vorhandensein eines gewissen Ausmaßes an physischer Stabilität und an psychischen Bewältigungs-möglichkeiten, von Motivation und Verantwortlichkeit, von einigermaßen tragfähigen sozialen Bezugssystemen und eine bestehende Möglichkeit zur raschen Wiederein-gliederung in den Arbeitsalltag, sind für die Aufnahme in eine stationäre Kurzzeittherapie wünschenswert. Das Vorbetreuungsteam des Grünen Kreises erarbeitet mit den Hilfesuchenden den vorläufigen Behandlungsplan. Dabei dienen vor allem die spezifischen Lebenssituationen und Lebensproblematiken als Entscheidungsgrundlagen. Die Dauer der stationären Kurzzeittherapie beträgt bis zu 6 Monate und findet in den verschiedenen stationä-

2.1. Stationäre Kurzzeittherapieren Einrichtungen des Vereins statt. Die Betroffenen nehmen wie alle anderen KlientInnen der Therapeutischen Gemeinschaft am gesamten Therapieprogramm teil und werden – gemäß den individu-ellen Bedürfnissen – vom jeweiligen multiprofessionellen Team (ärztliche, klinisch psychologische und psychothe-rapeutische Behandlung, Arbeitstherapie, aktive Freizeit, sozialarbeiterische Betreuung, etc.) begleitet. Nach einer Eingliederungsphase und einer Motiva-tionsphase wechseln die KlientInnen in eine Umsetzungs-phase. Sie dient der Auseinandersetzung mit dem Erarbei-teten, der Vorbereitung und Planung der Zeit nach dem stationären Therapieaufenthalt und dem Übergang in die ambulante Nachsorge. Diese Form der Betreuung und Behandlung stellt eine Chance zur Stabilisierung in Krisensituationen dar. Im Erarbeiten und Erproben von neuen Problemlösungs-

KlientInnen, die bereits eine stationäre Lang- oder Kurz-zeittherapie abgeschlossen haben, bietet der Verein eben-so eine ambulante Betreuung und Behandlung an. Der Neustart aus dem Schutz des stationären Settings in ein selbstständiges Leben ist eine wichtige, aber auch kriti-sche Lebensphase. Ohne entsprechende Begleitung ist ein Rückfall in alte Verhaltensmuster möglich. In dieser weiterführenden ambulanten Betreuung geht es um die Stützung der Möglichkeit, abstinent oder substituiert ohne Beikonsum leben zu können, die Stär-kung der Selbstverantwortlichkeit und die Förderung der Selbstständigkeit. Wichtig sind die Weiterverfolgung von Perspektiven, die Umsetzung von Zielen, die weitere Rein-tegration in die Arbeitswelt und die Förderung eines positi-ven sozialen Umfelds. Für PatientInnen ist darüber hinaus wichtig, eine aktive Freizeitgestaltung zu finden, die nicht primär konsumorientiert ist. Rückfallsanfälligkeit entsteht häufig aus mangelnder Fähigkeit, mit den Möglichkeiten der „freien Zeit“ umzugehen. Dieses Betreuungsangebot ist in unterschiedlichen Intensitäten möglich. Die Dauer beträgt 6 bis 24 Monate

1.5. Poststationäre Behandlungund umfasst weiterführende Einzel- und Gruppenpsycho-therapie, ärztliche Begleitung, psychiatrische Kontrolle, sozialarbeiterische/sozialpädagogische Betreuung sowie Selbsthilfegruppen und Angehörigenarbeit. Begleitende Harnkontrollen dienen der Selbstkontrolle und Rückfalls-prophylaxe. Die Abklärung der Kostenübernahme ist vorab erforderlich. Zur Stabilisierung und Entwicklung der Arbeitschan-cen bietet der Verein Grüner Kreis PatientInnen, die bereits eine stationäre Langzeittherapie abgeschlossen haben, auch ein TransitmitarbeiterInnenprogramm in Form von AMS geförderten Arbeitsplätzen auf Zeit an. Es dient der Weiterbildung und stufenweisen Reintegration in die Arbeitswelt. Es beinhaltet - bei gleichzeitig begleitender, ambulanter Betreuung - ein bis zu 1 ½-jähriges, geförder-tes Arbeitsverhältnis beim Verein Grüner Kreis. Die enge Zusammenarbeit mit der Wiener Berufsbörse und dem AMS-NÖ. ermöglichen Aus- und Weiterbildung bzw. eine kompetente Arbeitsvermittlung. Nach Beendigung der TransitmitarbeiterInnenphase ist auch eine Übernahme in ein reguläres Arbeitsverhältnis beim Grünen Kreis möglich.

und psychiatrischen Behandlung zunächst die Diagnose-stellung und die medikamentöse Einstellung und Beglei-tung im Vordergrund. In Zusammenhang mit der Substitu-tionstherapie ist die Möglichkeit der optimalen Einstellung und Begleitung der Behandlung gegeben. Das Ziel ist einer-seits - durch das Verstehen von auftretenden Symptomen und der jeweiligen vereinbarten Medikation - Krankheits-einsicht zu finden und zu stärken. Andererseits soll die Bedeutung des Selbstanteils erarbeitet, Bewältigungsmög-lichkeiten gefunden und Beschwerden gelindert werden. Die ambulante Behandlung beinhaltet verstärkt sozi-alarbeiterische Betreuung. Zu verschiedensten Anliegen und

Fragestellungen (Schuldenregelung, Probleme mit Ämtern, Wohnungssuche, Ausbildungsmöglichkeiten, Arbeitssuche, Freizeitgestaltung, etc.) können Betroffene beraten werden. Bei Bedarf wird die Anbindung an entsprechende Beratungs-stellen oder andere bestehende Angebote empfohlen. Das Ziel ist immer das Finden von individuellen Lösungen. Die Dauer der ambulanten Betreuung und Behand-lung (3-24 Monate) richtet sich nach dem jeweiligen Bedarf, der individuellen Problemlage und nach der Bewil-ligung durch die Kostenträger.

2. Stationäre Behandlung

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34 30 Jahre Grüner Kreis

Das »Miteinander« in der Therapeutischen Gemeinschaft ist die wichtigste Grundlage für die Behandlung von Menschen mit Suchterkrankungen und den dahinterliegenden psy-chischen Problemen. Der geschützte Rahmen, die vorgegebene Tages-struktur, der emotionale Zusammenhalt und das gemein-same Erledigen anfallender Aufgaben sind charakteristisch für die stationäre Therapie. Sie ermöglichen die bewusste Auseinandersetzung miteinander und das Wahrnehmen von sich selbst und den anderen Mitgliedern. Seelische Verletzungen, Verhaltens- und Beziehungsmuster, die aus der Hintergrundgeschichte des Einzelnen entstanden sind, werden im gemeinschaftlichen Zusammenleben sichtbar und können durch die Kontakte und die Unterstützung der Gruppe bearbeitet werden. Die vier Behandlungs-Säulen der Therapeutischen Gemeinschaft – klinische Psychologie und Psychotherapie, Allgemeinmedizin und Psychiatrie, Arbeitstherapie, Aus-bildung und Sozialarbeit, Sport und aktive Freizeitgestal-tung – ermöglichen eine ganzheitliche Behandlung. Der/die einzelne Suchtkranke wird auf diese Weise in seiner Individualität und Gesamtheit (Körper, Seele, Geist, sozi-ale Bezugssysteme, etc.) wahrgenommen, begleitet und behandelt. Die einzelnen Therapiephasen – Eingliederungs-phase, Motivationsphase, Aspirantenphase, Betreuerphase und die Orientierungsphase – repräsentieren die stufen-weisen Entwicklungsschritte der KlientInnen. Sie dienen der intensiven Reflexion der eigenen Problematik und för-dern Rückmeldungen der anderen Mitglieder der Therapeu-tischen Gemeinschaft. Vorrangiges Ziel ist das Erleben von stützenden zwischenmenschlichen Beziehungen und das Erken-

nen und Verstehen von Zusammenhängen zwischen Suchterkrankung und eigener Lebensgeschichte. In der Folge können neue sinnhafte Lebensinhalte gefunden, neue Bewältigungsstrategien erprobt und lebensprakti-sche Fertigkeiten erworben werden. Beim Vorliegen einer Kombination von folgenden Punkten ist eine stationäre Langzeittherapie sinnvoll:

Wohnung, Beziehungen, etc.)

geschichte

Das Vorbetreuungsteam des Grünen Kreises erarbeitet im Vorfeld der Aufnahme gemeinsam mit den Betroffenen einen Behandlungsplan für die stationäre Langzeitthera-pie. Dabei wird entsprechend den individuellen Bedürf-nissen und den vorliegenden Problemen das geeignete stationäre Angebot ausgewählt. Anschließend werden die KlientInnen auf den Aufenthalt in der Therapeutischen Gemeinschaft vorbereitet und in die vorgesehene stationä-ren Einrichtung aufgenommen. Beratung und Behandlung finden Menschen jeden Alters, unterschiedlicher Sprache und Kultur, Paare, Müt-ter und/oder Väter mit Kindern, mit einer richterlichen Weisung nach dem Suchtmittelgesetz, vorliegender kör-perlicher und psychischer Komorbidität und dem Wunsch

2.3. Stationäre Langzeittherapie

Seit 1978 gibt es in Österreich die Substitutionstherapie für Opiatabhängige. Dies bedeutet die geregelte Verabrei-chung von gesetzes- und richtlinienkonform verschrie-benen Medikamenten, die das Verlangen nach den illegal konsumierten Substanzen unterdrücken und die Entzugs-erscheinungen verhindern. Bei der Substitutionstherapie geht es zunächst um eine Schadensbegrenzung. Anderer-seits geht es darum, die Betroffenen zu einer Behandlung zu bewegen, die soziale Situation zu stabilisieren und sie gegebenenfalls für abstinenzorientierte Maßnahmen zu motivieren. 2009 erweiterte der Verein Grüner Kreis in seinen Ein-richtungen Meierhof, Treinthof und im Sonderkrankenhaus Marienhof sein Behandlungsangebot um das Programm der stationären Behandlung für substituierte suchtkranke Frauen, Männer und Eltern mit Kindern. Das wesentliche Ziel dieses Programms ist die Begleitung der körperlichen,

2.2. Stationäre Kurzzeittherapie für substitutierte Suchtkrankepsychischen und sozialen Stabilisierung der KlientInnen. Im geschützten Rahmen der jeweiligen Therapeutischen Gemeinschaften wird die Möglichkeit geschaffen, an der optimalen und relativ geringen Einstellung eines Subs-titutionsmittels ohne Beikonsum zu arbeiten. Die Dauer der stationären Behandlung beträgt bis zu 6 Monate (bei Bedarf Möglichkeit der Verlängerung). Der Schwerpunkt liegt bei der allgemeinmedizinischen und psychiatrischen Behandlung, der klinisch-psychologischen und psycho-therapeutischen Behandlung (Einzel-, Gruppentherapie), der sozialarbeiterischen Beratung, der Beschäftigungs- und Arbeitstherapie bzw. bei Bildung und Sport, der akti-ven Freizeitgestaltung, Ausbildung und der Erarbeitung eines sinnhaften Plans für die Zukunft. Ziel ist die Reintegration in das bestehende soziale Umfeld und in den Arbeitsalltag, sowie die Eingliederung in die ambulante Nachsorge.

strategien dient sie damit auch der Rückfallprophylaxe. Immer wieder kommt es in Therapieverläufen zum Aufbrechen von tiefer liegenden psychischen Konflikten. Der Wunsch oder der Bedarf nach einer längeren Phase der

Aufarbeitung und Begleitung kann entstehen. In diesen Fällen ist nach Abklärung mit den jeweiligen Kostenträgern ein Übertritt in das Langzeittherapiekonzept möglich.

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35Wege aus der Sucht

In der Therapeutischen Gemeinschaft gemeinsam einen Weg aus der Sucht finden.

Die langjährigen Erfahrungen des Vereins Grüner Kreis mit Menschen mit vorliegender Komorbidität zeigen die drin-gende Notwendigkeit einer möglichen Weiterbetreuung und -behandlung nach abgeschlossener stationärer Therapie. Bisher wurden Menschen, die eine Abhängigkeitser-krankung und psychische Störungen aufweisen, allzu häu-fig zu sogenannten »DrehtürpatientInnen«. Und dies - bei Fehlen geeigneter stationärer Weiterbetreuungsmöglich-keiten - trotz guten Entwicklungsverlaufes. In vielen Fällen kam es mit Abschluss der stationä-ren Therapie zu einem Rückfall in alte Verhaltensmuster, zu zahlreichen weiteren Behandlungsversuchen in diver-sen Psychiatrien und im Suchthilfenetzwerk; und häufig auch zum gänzlichen Herausfallen aus dem Behandlungs-kontext des Gesundheitssystems. Um den Betroffenen beistehen und die gewonnene psychische und physische Stabilität aufrecht erhalten zu können, wurde im Jahr 2000 die Möglichkeit der stationären Dauerbetreuung ohne und mit dislozierter Wohnform geschaffen. Dies wurde mög-lich in Zusammenarbeit mit engagierten MitarbeiterInnen der Niederösterreichischen Landesregierung - dem ersten Kostenträger stationärer Dauerbetreuung ohne und mit dislozierter Wohnform. In den Folgejahren konnte die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Kostenträgern der anderen Bundeslän-der in Österreich realisiert werden. Die stationäre Dauerbetreuung ohne und mit dislo-zierter Wohnform bietet Betroffenen nach Abschluss der stationären Behandlungsphase ein Folgebetreuungs- und Behandlungsmodell. Auf diese Weise können Schritte zur größtmöglichen Selbständigkeit erprobt und umge-setzt werden. Die KlientInnen nützen - entsprechend dem persönlichen Entwicklungsstand und den indivi-duellen Bedürfnissen - weiterhin die Strukturen der The-

2.4. Dauerbetreuungrapeutischen Gemeinschaft. Dies bedeutet die Möglichkeit zur Fortführung der Einzel- und Gruppentherapie, der Beschäftigungs- und Arbeitstherapie, zur Fortbildung, die Nutzung der angebotenen Freizeitaktivitäten, die Inan-spruchnahme der allgemeinmedizinischen und psychiatri-schen Behandlung, der sozialarbeiterischen Beratung und Betreuung, etc. Darüber hinaus haben die KlientInnen die Mög-lichkeit, entweder in einer integrierten Wohneinheit der Therapeutischen Gemeinschaft oder in einer nahe gelegenen, vom Grünen Kreis angemieteten Wohnung selbstständig zu leben. Die entsprechende dazugehörige Betreuung, sowohl in der Therapeutischen Gemeinschaft als auch in der eigenen Wohnmöglichkeit, erfolgt nach einem gemeinsam und individuell entwickelten Behandlungs- und Betreu-ungsplan. Er entspricht den Ressourcen und Defiziten der KlientInnen und kann bei Bedarf den Veränderungen der Lebenssituation angepasst werden. Der zeitliche Rahmen der stationären Dauerbetreu-ung richtet sich nach dem jeweiligen Entwicklungsstand der KlientInnen. Sie kann einerseits ein zeitbegrenztes Modell darstellen – mit Aussicht auf Reintegration in die Gesellschaft, oder aber lebenslange Begleitung bedeuten – im Sinne eines Dauerbetreuungsplatzes mit Bedacht auf eine weitest gehende Entwicklung von Selbständigkeit. Im Falle von Lebenskrisen oder der Rückkehr zu alten Bewältigungsstrategien (Rückfall, psychische Krise, etc.) können Betroffene vorübergehend - im Sinne einer Stabilisierungsphase - wieder ganz in den stationären Rah-men der Therapeutischen Gemeinschaft oder in eine externe psychiatrische Einrichtung aufgenommen werden. Nach der Bewältigung dieser krisenhaften Situationen kann die Rückführung in die eigene Wohneinheit und das Modell der stationären Dauerbetreuung stattfinden.

nach einem abstinenten Leben oder aber der Substitution. Die Dauer der stationären Langzeittherapie beträgt 6 bis 18 Monate. Diese Form der Betreuung und Behandlung stellt

eine Chance zur nachhaltigen physischen und psychischen Stabilisierung und dem Finden von neuen Lebensinhalten und Bewältigungsstrategien, insgesamt die Möglichkeit für einen Individuationsprozess dar.

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36 30 Jahre Grüner Kreis

3.1. Suchtkranke Eltern mit KindernKinder von suchtkranken Eltern, bei denen die Einnahme von Substanzen und deren körperliche, seelische und sozi-ale Folgen zum Mittelpunkt des Alltags geworden sind, erleben in der Regel das Vernachlässigen oder Fehlen von gesicherten Beziehungsangeboten, klaren Grenzen und die fehlende Aufmerksamkeit und emotionale Zuwen-dung, die sie für die eigene Entwicklung benötigen. Kinder von suchtkranken Eltern sind sich meist selbst überlassen. Sie sind Traumatisierungen und überfordernden Situatio-nen ausgesetzt, die sie alleine nicht bewältigen können. In der einschlägigen Literatur werden sie gerne als »vergesse-ne Kinder« bezeichnet. Diese Kinder übernehmen allzu früh Verantwor-tung für ihre Angehörigen. Sie entwickeln Rollenmuster, die einer Umkehr der Rollen in der Eltern-Kind-Beziehung entsprechen (Parentifizierung) können. Für die persönli-che Entwicklung der Kinder ist dies hemmend und schäd-lich. Nicht zwangsläufig, aber in vielen Fällen entstehen auf diese Weise Ängste, Depressionen und andere psychische Symptome sowie die Gefährdung, im Erwachsenenalter selbst eine Abhängigkeitserkrankung zu entwickeln. Kinder, die während der Schwangerschaft im Mut-terleib der toxischen Wirkung von Alkohol und Drogen ausgesetzt sind, können bereits mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen (Wachstumsstörungen, Fehlbildun-gen, Störungen des zentralen Nervensystems, etc.) auf die Welt kommen. Diesen Problemen muss in der therapeutischen Betreuung und Behandlung besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden – mit speziellen präventiven Maßnah-men und Therapieangeboten für Eltern und deren Kinder. Der Verein Grüner Kreis nimmt seit dem Jahr 1999 in seinen Eltern-Kind-Einheiten schwangere Mütter sowie

Mütter und Väter auf. Seit 2012 werden auch Betroffene, die substituiert sind, mit Kindern aufgenommen und in der Jugendwohlfahrtseinrichtung Marienhof behandelt. In der Jugendwohlfahrtseinrichtung Binder werden Müt-ter, die suchtkrank sind und abstinent leben möchten, mit deren Kindern betreut. Ein Schwerpunkt liegt in der Betreuung und Behandlung der süchtigen Eltern. Hier geht es um Rehabilitation, um Unterstützung bei der Ent-wicklung von Erziehungskompetenzen und der Bezie-hungsgestaltung zu den Kindern. Arbeits- und Beschäf-tigungstherapie, klinische Psychologie, Psychotherapie (Einzel-, Gruppen-, Familientherapie, etc.), spezielle Grup-penangebote für Mütter oder/und Väter, Selbsthilfeforen, Unterstützung bei der Betreuung der Kinder, Fort- und Ausbildung, medizinische und psychiatrische Versorgung, sozialarbeiterische Betreuung und Begleitung, Sport und Freizeit, stellen die Eckpfeiler dar. Andererseits liegt der Schwerpunkt in der Betreuung und Behandlung der Kin-der. Wichtig sind hierbei sozialpädagogische Maßnahmen und Psychotherapie, die auf die individuellen kindlichen Bedürfnisse und Nöte abgestimmt sind; und natürlich die Möglichkeit zum Besuch von externen Kindergärten und Schulen. Das Hauptziel ist hier Prävention: die Förderung der Entwicklung der Kinder, die Verhinderung von schädli-chen Lebensumständen und die Unterstützung von ver-lässlichen, stabilen Beziehungsangeboten. Hilfesuchende werden vom Vorbetreuungsteam des Vereins Grüner Kreis über die Aufnahmebedingungen in die Mutter-Kind-Einheiten informiert. Sie werden bei den notwendigen Schritten zu einer möglichen Betreu-ung und Behandlung begleitet und auf den stationären Aufenthalt vorbereitet.

3. Spezialkonzepte

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3.2. Jugendliche SuchtkrankeBei jugendlichen Suchtkranken handelt es sich um eine besonders vulnerable Gruppe. Die Rücksichtnahme auf die spezifische Lebenssituation und die Bedürfnisse von jun-gen Menschen ist daher sehr wichtig und notwendig.Aus diesem Grund hat der Grüne Kreis ein Spezialkonzept im Rahmen der stationären Langzeittherapie entwickelt. Es wird in zwei Jugendwohlfahrtseinrichtungen des Grünen Kreises in Niederösterreich angeboten. Männliche Jugend-liche werden in der stationären Einrichtung „Waldheimat“ (seit 1994) untergebracht, weibliche Jugendliche wer-den mit weiblichen Erwachsenen im „Binder“ (seit 1992) betreut. In der Jugendwohlfahrtseinrichtung „Binder“ leben darüber hinaus junge Mütter mit deren Kindern. Die Schwerpunkte in der Behandlung stellen die vier Therapiesäulen – Psychotherapie/klinische Psycho-logie, Arbeits- und Soziotherapie, Abenteuer- und Erleb-nispädagogik sowie die medizinische Betreuung dar. Im Vordergrund stehen die Förderung von Ressourcen und die Gewöhnung an ein abstinent zu führendes, geregeltes Arbeitsleben. Entscheidend ist neben der Förderung der Entwicklung die Verbesserung der Schul- und Ausbildungs-situation, z. B. Nachholen des Hauptschul- bzw. Lehrab-schlusses, Beginn von Aus- und Weiterbildungen während der stationären Therapie, Ablegen von externen Prüfungen etc. begleitet von SozialpädagogInnen und Sozialarbeite-rInnen. Die Basis dafür ist aber auch hier die „Therapeutischen Gemeinschaft“. Die PatientInnen tragen Verantwortung für das Leben in der Gemeinschaft. Die Zeit der Therapie ist

geprägt und getragen vom gemeinsamen Zusammenleben und Lernen. Besonders jugendliche PatientInnen brauchen viele „positive“ Beziehungserfahrungen. Entwicklungs-möglichkeiten sind für sie gegeben, wenn echte und trag-fähige Beziehungen zu ihren TherapeutInnen und Betreu-erInnen möglich sind. Das nimmt oft viel Zeit in Anspruch. Stabilität und Nähe, aber auch Distanz und Grenzen (Struk-turen) sind Faktoren, die eine derartige Beziehung gestal-ten. Das erfordert therapeutische und pädagogische Kom-petenz. Ein wichtiger Bestandteil dieses Spezialkonzepts ist die aktive Freizeitgestaltung. Spezielle Programme, im Besonderen die Abenteuer- und Erlebnispädagogik, zeigen große Wirkung. Es geht hier um das Lernen durch Erleben. Ein ausgewogenes Angebot von ausdauer- und erlebnis-orientiertem Sport soll das Erleben von Selbstwert, Freu-de, Grenzen, Teamwork und Leistung ermöglichen. Auch die Nähe zur Natur und das Erleben von sich selbst in der Natur öffnet Jugendlichen oft einen völlig neuen Zugang zu sich selbst. Dieses Spezialkonzept ist gedacht für jugendli-che Suchtkranke im Alter von 14 bis 18 Jahren und junge Erwachsene bis zum 21. Lebensjahr, die ohne stationäre Intervention nicht abstinent leben könnten; ebenso für jugendliche Suchtkranke mit richterlicher Weisung zur Therapie („Therapie statt Strafe“). Die Behandlungsdauer beträgt 6 bis 18 Monate. Eine intensive ambulante Weiter-betreuung im Anschluss an den stationären Aufenthalt ist unumgänglich.

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38 30 Jahre Grüner Kreis

Seit dem Bestehen des Vereins Grüner Kreis werden immer wieder KlientInnen aufgenommen, die neben ihrer Suchterkrankung eine Psychiatriekarriere aufweisen bzw. aus dem Behandlungskontext des Gesundheitssystems herausfallen. Im Laufe der Zeit ist aus diesem engagierten Pionierprojekt das Behandlungskonzept der Mulitmorbi-dität entstanden. Dieses Konzept wird fortlaufend – mit dem Vorliegen neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und Behandlungsstandards – weiterentwickelt und ergänzt. Multimorbidität oder Komorbidität bedeutet in die-sem Zusammenhang das gleichzeitige Bestehen einer oder mehrerer psychischer Störungen – das sind Persönlich-keitsstörungen, Psychosen, affektive Störungen, Angststö-rungen, etc. – und einer Abhängigkeitserkrankung bei ein und derselben Person. Wissenschaftliche Untersuchun-gen zeigen, dass bis zu 38 Prozent der an einer Abhängig-keit erkrankten Menschen auch Symptome einer weiteren seelischen Störung aufweisen. KlientInnen mit Komorbi-dität haben in der Regel deutlich schlechtere Therapiever-läufe und -chancen, es sei denn, beide Störungen können in integrativen stufenweisen Programmen behandelt wer-den. Das Mulitmorbiditätskonzept des Vereins Grü-ner Kreis stellt ein solches integratives, d.h. umfassendes, auf die individuellen Bedürfnisse der KlientInnen abge-stimmtes, Behandlungsmodell dar. Zu diesem Zwecke sind in allen Einrichtungen des Vereins eigens Therapie-plätze vorgesehen – insbesondere in den Einrichtungen Johnsdorf, Marienhof und Villa. Betroffene werden nach Absolvierung der ambulanten Abklärungs- und Vorberei-tungsphase und nach psychiatrischer Begutachtung in die jeweilige Therapeutische Gemeinschaft aufgenommen. Die Integration und die Behandlung erfolgen je nach Bedarf,

3.3. Multimorbide Suchtkrankeje nach vorhandenen Ressourcen, Defiziten und Entwick-lungsstand. Das »voneinander Lernen« der einzelnen Mit-glieder der Therapeutischen Gemeinschaft erweist sich dabei als besonders förderlich. Betroffene können mit der Aufnahme in die Thera-peutische Gemeinschaft prinzipiell am gesamten Therapie-programm teilnehmen (Beschäftigungs- oder Arbeits-therapie, Psychotherapie, Traumatherapie, klinisch psychologische Behandlung, Bildung, Ausbildung, Sport, aktive Freizeit, allgemeinmedizinische und psychiatrische Behandlung, sozialarbeiterische Betreuung, Psychoeduka-tion, Skillstraining, kognitives Training, spezielle Themen-gruppen, Entspannungstraining, Yoga, Kreativtherapie, Cogpack etc.). Der entsprechende Behandlungsplan ist jedoch veränderbar. Er wird gemeinsam mit den Betrof-fenen entworfen und an die jeweilige Entwicklung ange-passt. Die Behandlungsdauer ist von den Bedürfnissen der KlientInnen, den erreichten Zielen bzw. vom jeweiligen Entwicklungsstand abhängig. Das Ziel ist ein abstinentes oder - bei Substitution - substituiertes Leben ohne Begleitkonsum. Ziel ist die Ent-wicklung und das Erproben neuer Bewältigungsstrategien im Umgang mit den psychischen Symptomen, der Abhän-gigkeitserkrankung, dem Alltag und den Mitmenschen sowie die Steigerung von Selbstbewusstsein und Frustra-tionstoleranz, das Erwerben von lebenspraktischen Fähig-keiten und letztlich die Integration in die Gesellschaft oder nachsorgende Wohn- und Arbeitsprojekte. Für jene Klientinnen, die den Verbleib im Verein wünschen, steht das Konzept der stationären Dauerbe-treuung ohne und mit dislozierter Wohnform, als Folge-betreuungsmöglichkeit zur Verfügung.

Aktuelle Studien zeigen, dass sich die Anzahl älterer Men-schen, die eine Abhängigkeitserkrankung aufweisen, erhöht. Das liegt einerseits am wachsenden Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung, andererseits an der Verbesserung der medizinischen und helfenden Versor-gung von Suchtkranken. Ältere Betroffene weisen vorrangig kombinierte Alkohol- und Medikamentenprobleme auf. Die Anzahl von KonsumentInnen illegaler Substanzen und/oder Sub-stitutionsmittel steigt jedoch. In Wien hat sie sich in den Jahren 2000 bis 2007 verdoppelt. Als Folgen der Sucht nen-nen Betroffene vor allem - neben den körperlichen Erkran-kungen, wie Herz-, Kreislaufprobleme, Stoffwechseler-krankungen, Virusinfektionen -, psychische Probleme wie Ängste, Depressionen, Suizidgedanken, Essstörungen, Vergesslichkeit und psychotische Symptome. Das Altern ist eine Phase der Neuorientierung, sie geht mit dem Verlust von gewohnten Strukturen und Autonomie einher. Dies kann zu Belastungen und Pro-blemen führen und zu einer Art Selbstbehandlung bzw. »Selbstmedikation« mit Alkohol, Beruhigungsmitteln

3.4. Ältere Suchtkrankeoder anderen Substanzen. Der Verlust des Arbeitsplatzes, die Pensionierung, in Folge der Rückzug, eine innere Lee-re, finanzielle Probleme, der Verlust von Angehörigen, die Vereinsamung, das Steigen von körperlichen Problemen und psychischen Folgeerkrankungen wie Depression und Ängste gelten als solche altersbedingte Faktoren. Damit gibt es eine Gruppe von Betroffenen, die erst im Alter eine Abhängigkeitserkrankung entwickeln oder nach langen Phasen von Abstinenz zu alten Verhaltens- und Bewältigungsmustern (d.h. zum Suchtverhalten) zurückkehren. Älteren Menschen wird gerne weniger Bereitschaft und Fähigkeit zur persönlichen Weiterentwicklung und Veränderung zugesprochen – und der Nutzen von Behandlungsangeboten in Frage gestellt. Diese Ansicht gilt als überholt. Wir wissen heute, dass die Gruppe älterer Suchtkranker angemessene Angebote der Versorgung und Behandlung und spezielle Therapiestrategien benötigt. Der Verein Grüner Kreis bietet dieser KlientInnen-gruppe bei Bedarf die stationäre Betreuung und Behand-lung in seinen Einrichtungen. Beschäftigungs- und

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Arbeitstherapie, klinisch-psychologische und psychothe-rapeutische Behandlung, allgemeinmedizinische und psy-chiatrische Betreuung, spezielle Freizeitangebote, spezi-elle Themengruppen und sozialarbeiterische Begleitung bilden dabei die Eckpfeiler. Zusätzlich kann auf Wunsch die Begleitung im Substitutionsprogramm angeboten werden. Entsprechend der vorliegenden körperlichen und psychischen Situation wird gemeinsam mit den KlientInnen ein individueller Betreuungs- und Behand-lungsplan erstellt.

Es gibt Fälle, in denen eine Reintegration in die Gesellschaft, die Rückkehr in die eigene Wohnung oder die Eingliederung in vorhandene Betreuungsangebote des Gesundheitssystems nicht angedacht werden können. In solchen Fällen bietet der Verein die Möglichkeit zur stationären Dauerbetreuung ohne und mit dislozierter Wohnform. Diese weitestgehende Wahrung der Selbst-ständigkeit und Selbstbestimmung stellt eine Chance für die Begleitung und Behandlung älterer suchtkranker Menschen dar.

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40 30 Jahre Grüner Kreis

Bei der Reintegration suchtkranker Menschen in die Gesellschaft haben Arbeit und Beruf einen hohen Stel-lenwert. Sie ermöglichen eine selbstständige Versorgung und können – neben anderen Lebensinhalten – Sinn und Identität stiften. Ein Großteil der KlientInnen hat aller-dings keine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung. Bei lang anhaltender Dauer des Drogenkonsums ist auch häufig wenig Erfahrung im Nachgehen einer regelmäßi-gen Beschäftigung vorhanden. Bei KlientInnen hingegen, deren Identität allein durch die Arbeit bestimmt ist, steht die Integration anderer Inhalte, wie Freizeitbeschäftigun-gen, die Bedeutung und Pflege sozialer Kontakte, etc. im Vordergrund. Die Arbeits-/Beschäftigungstherapie dient dem Entdecken der eigenen Stärken und Interessen, der Stei-gerung des Selbstbewusstseins, der Frustrationstoleranz und der Eigenverantwortlichkeit. Sie dient darüber hinaus der Bewältigung einer Tagesstruktur, dem Einhalten von Arbeitszeiten und einem gewissen Arbeitspensum. Dies wird im Behandlungsplan - je nach den persönlichen Mög-lichkeiten und Einschätzung der eigenen Arbeitsleistung - individuell gestaltet. Die Eckpfeiler der Arbeitstherapie bilden die in der Therapeutischen Gemeinschaft anfallenden gemeinsam zu

3.5. Arbeits- und Beschäftigungstherapieerledigenden Tätigkeiten. Dazu zählen etwa das Zuberei-ten der Mahlzeiten, die Instandhaltung, die Wäschereini-gung etc.. Darüber hinaus können sich die Betroffenen in verschiedenen Bereichen erproben: in den Kreativwerk-stätten oder in den zum Verein gehörenden zahlreichen sozialökonomischen Betrieben, dem Catering-Service, dem Bautrupp, der Landwirtschaft, der Schlosserei, den Tischlereien, dem Seminarhotel; oder bei verschiedenen Außenarbeiten und externen Schnuppertagen oder Prak-tika. Wichtig ist auch die Möglichkeit der Angliederung an einen Schulbetrieb, der externe Schulabschluss oder das Fortsetzen einer laufenden Ausbildung. Dabei wer-den unsere KlientInnen von geschulten MitarbeiterIn-nen (SuchtberaterInnen, ArbeitsanleiterInnen mit allen möglichen Lehrberufen, etc.) begleitet und sozialarbei-terisch betreut. Darüber hinaus können Kontakte zum Arbeitsmarktservice oder anderen externen Beratungs-stellen hergestellt und an Berufsorientierungskursen oder Bewerbungstrainings teilgenommen werden. In Zusam-menarbeit mit dem ITM (International College of Tou-rism & Management) Bad Vöslau können sich interessier-te KlientInnen auch zur Hotel- und Gastgewerbefachkraft ausbilden lassen.

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Im Jahr 2011 wurden die Behandlungskonzepte des Ver-eins überarbeitet und in einigen Bereichen verändert. Auf diese Weise sind sie an den neuesten Stand der Suchtfor-schung und -therapie und die aktuellen Problemlagen der Menschen mit einer Suchterkrankung angepasst wor-den. Diese Überarbeitung wurde mit großem Elan durch die Geschäftsführung des Grünen Kreises in Abstimmung mit den MitarbeiterInnen der einzelnen Einrichtungen vorgenommen und wird von den KlientInnen sehr gut angenommen. In diesem Rahmen wurde vor allem die Tagesstruk-tur der KlientInnen einem »Erneuerungsprozesses« unter-worfen. In die Nachmittagsstunden werden beispielswei-se sogenannte »Bausteine« integriert, d.h. Einheiten für Bildung, Bewegung und spezielle klinisch-psychologische und psychotherapeutische Gruppen. Im Zentrum steht dabei zweierlei: einerseits die För-derung sinnstiftender Beschäftigungsmöglichkeiten über die Arbeits-/Beschäftigungstherapie; und andererseits die Wichtigkeit der Beziehungen der Mitglieder der Thera-peutischen Gemeinschaften (KlientInnen, HelferInnen) untereinander. Hier zeigt sich, dass zwischenmenschliche Auseinandersetzung und emotionaler Zusammenhalt eine wichtige Voraussetzung sind für eine persönliche Entwicklung und das Lernen. Zunächst gibt es sogenannte »Bausteine«, die der Allgemeinbildung dienen sollen. Dabei werden spezielle Themen gemeinsam bearbeitet, beispielsweise tagespo-

3.6. Bildung und Bewegunglitisches Geschehen in Form eines »Newstickers«, oder in »Projektarbeiten« frei gewählte Themen zusammenge-stellt und präsentiert. In der Gruppe werden in pädago-gischen Bausteinen »Mathematik«, »Deutsch«, »Umgang mit dem Computer« und in vielen anderen Bereichen Grundkenntnisse bestimmter Lerninhalte erarbeitet. Darüber hinaus gibt es »Bausteine« für den Bereich Bewegung. Diese reichen vom gemeinsamen Laufen, Nor-dic Walking, Aerobic, Radtouren, über die verschiedenen Ballsportarten, speziellen Outdoor Einheiten bis zu Yoga und Entspannungsgruppen. Der dritte Bereich von »Bausteinen« betrifft Psy-chologie und Psychotherapie. Hier werden etwa Gruppen zum Thema Psychoedukation, Fertigkeiten- und Skillstrai-ning und zu Entspannungstechniken angeboten. Wichtig ist hier das gemeinsame Erarbeiten und Verstehen von Störungsbildern, das Gewinnen von Einblicken in deren Ursachen und Wirkungsweisen, das Finden und Üben geeigneter Bewältigungsstrategien, die Steigerung von Achtsamkeit, die Verbesserung der Stress- und Frustrati-onstoleranz, Regulierung der Gefühle wie Angst, Wut, etc. und das Erkennen und Nutzen eigener Ressourcen. Schwerpunkte und Art der Bausteine variieren von Einrichtung zu Einrichtung je nach vorhandenen Möglich-keiten und den Ausbildungen der einzelnen Mitarbeite-rInnen. Im Mittelpunkt aber steht immer das gemeinsame sinnhafte Tun, das Erlernen und Fördern der Kontaktfähig-keit und das Finden und Stärken von Ressourcen. �

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42 30 Jahre Grüner Kreis

Für die Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des Grünen Kreises habe ich auch damals über das Cate-ring berichtet. In diesem Bericht war über die ersten

5 Jahre des Catering Pool7 von den manchmal schwierigen, aber immer spannenden Pionierarbeiten im Catering zu lesen. In dieser Zeit waren wir mitten drinnen, das anfangs improvisierte Catering auf professionelle Beine zu stel-len. Stammkunden zu gewinnen und zu überlegen, wie wir die Arbeitstherapie für unsere PatientInnen in diesem Bereich noch weiter verbessern können. Nicht ohne ein wenig Stolz auf mein Team kann ich behaupten, dass unsere Pläne aufgegangen sind. Die Qualität unserer Produkte wurde ständig weiter verbes-sert. Unser Kundenstamm wächst von Jahr zu Jahr und immer größere und anspruchsvollere Aufträge sind zu

meistern. Fair trade gehandelte Produkte und solche aus biologischen Anbau haben einen festen Platz in unserem Sortiment. Seit fünf Jahren bieten wir unseren PatientInnen in Kooperation mit dem ITM international College of tourism and management Bad Vöslau eine therapiebeglei-tende Ausbildung zur Hotel- und Gastgewerbefachkraft an. Neben den acht Modulen theoretischen Unterrichts sammeln die KursteilnehmerInnen in unserem Catering-betrieb die notwendigen Praxiserfahrungen. 2011 haben wir am Königsberghof unsere neue Großküche einweihen können. Auf über 900 m2 Fläche arbeiten wir hier mit unseren PatientInnen in einer hoch-professionell ausgestatteten Küche. Im Umfeld finden sich auch Büros, diverse Lager, Kühlräume, Abwäsche, Umkleideräume sowie ein Seminarraum. Im Hotelmanagement habe ich vor meiner Tätig-keit beim Verein Grüner Kreis viele Jahre in einigen Top-Betrieben im In- und Ausland gearbeitet. Ich weiß, wie viel

Catering und Gastronomieim Grünen Kreis

Eine Erfolgsstory

Klaus Tockner

Nicht nur der Verein Grüner Kreis feiert dieses Jahr ein Jubiläum, auch das Catering gibt es seit nun 10 Jahren.

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Know-how und Engagement es bedarf, Kunden zufrieden zu stellen. Vor 10 Jahren, am Anfang unseres Projektes »Catering«, hätte ich nie und nimmer gedacht, dass es im Kontext mit der Arbeitstherapie möglich wäre, Kunden-wünsche so professionell erfüllen zu können, wie es Profis zu Wege bringen. Meine größte Freude ist es nun, wenn unsere KundInnen unser Catering nicht nur aus sozialen Motiven buchen, sondern weil sie mit einem verlässli-chen, professionellen Caterer mit topmotiviertem Perso-nal zusammenarbeiten möchten und davon ausgehen können, dass ihre Veranstaltung mit unserer gastronomi-schen Unterstützung zu einem Erfolg wird. Das Seminarhotel Binder wurde im letzten Jahr in Zusammenarbeit mit Gabarage neu gestaltet. Mit einem neuen Konzept, angefangen von den einzigartig gestalte-ten Zimmern, bis zu einer, erfrischend neuen, innovativen Küche, freundlichem und gut geschultem Personal, bieten wir nun alles, was es braucht, ein Seminar zum gewünsch-

ten Erfolg zu führen. Im Forum Schloß Johnsdorf bieten wir seit einigen Jahren den opimalen Rahmen für Hochzeiten. Im Schloss Johnsdorf befindet sich eine Kirche für Trauungen, ein groß angelegter Schlosspark für Agapen und standesamt-liche Trauungen, ein Rundsaal – wenn das Wetter einmal nicht mitspielt – und ein neu errichteter Festsaal für bis zu 250 Personen. In diesem Umfeld versorgen wir unsere Gäste auf höchstem kulinarischen Niveau und mit perfek-tem Service. Viele Paare, die bei uns geheiratet haben, blicken mit Freude auf den »schönsten Tag ihres Lebens« auf Schloss Johnsdorf zurück und empfehlen unsere Loca-tion weiter. �

Klaus TocknerLeitung Catering Pool7

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Die schönen Räumlichkeiten, der Licht durchflu-tete Hauptraum mit den großen Bogenfenstern, der neugestaltete Verkaufsraum im Eingangs-

bereich, die Galerie und der ruhige Seminarraum im ersten Stock motivieren zum Informationsaustausch, zum Erwerben kunsthandwerklicher Einzelstücke, zum Betrachten anspruchsvoller Bilder und Skulpturen sowie zum Entdecken von kulinarischen Köstlichkeiten, die man hier kaum erwarten dürfte. Die freundliche Atmo-sphäre, die von vielen BesucherInnen und vor allem von den auftretenden KünstlerInnen immer wieder hervor-gehoben wird, lädt zum Gedankenaustausch und zum

Wiederkommen ein. Diese Stimmung dürfte auch ausschlaggebend sein, dass die Räumlichkeiten gerne für Seminare, Mee-tings und Tagungen von Gruppen bis maximal 30 Per-sonen angemietet werden. Das Team von Pool7 bemüht sich, einen professionellen Ablauf zu gewährleisten – bei Bedarf mit Getränken und einem kleinen Catering. Diese Raumvermietung ist ein Service-Angebot, das sich erst im Laufe der Zeit entwickelt hat. Ursprüng-lich war Pool7 ein Beschäftigungsprojekt des Vereins Grüner Kreis, das mit Fördermitteln aus dem EQUAL-Programm des Europäischen Sozialfonds (ESF) und vom AMS im Rahmen der drug-addicts@work – Ent-wicklungspartnerschaft finanziert wurde. Arbeitsmarkt-politisches Ziel war es, suchtkranke Menschen nach erfolgreich absolvierter Therapie beim beruflichen Wie-dereinstieg zu unterstützen. Konzipiert wurde Pool7 vor allem als Ausstellungs- und Verkaufsgalerie, als Vermitt-lungszentrale für Auftragsarbeiten im Sozialbereich und als Veranstaltungslokal. Seit 2005, nach Beendigung der

Ausstellungs-, Verkaufsgalerie und Genuss-Shop

Kurt Neuhold

Service, Art, Event – mit diesen Schlagworten wird Pool7 seit 2003 beworben. Diese drei Begriffe stehen für die vielfältigen Aktivitäten und Aufgabenbereiche von Pool7 (service, art, event klingt eben besser als: Dienst-leistung, Kunst und Veranstaltung)

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EQUAL-Förderperiode, betreibt der Verein Grüner Kreis das zentral gelegene Lokal in Wiens Innenstadt. Seither haben sich das Angebot und die Geschäftsaktivitäten den geänderten Rahmenbedingungen angepasst und verän-dert. Durch seine zentrale Lage und sein äußeres Erscheinungs-bild war Pool7 von Beginn an ein Schaufenster für Kunsthandwerk aus Werkstätten in Therapie- und Sozialeinrichtungen, aber auch ein offener Raum für KünstlerIn-nen, die in ihrer Arbeit soziale und gesellschaftliche Fragen stellen und hohe künstlerische Ansprüche umzusetzen versuchen. Vielfälti-ge Ausstellungen, anspruchsvol-le Theaterabende, Konzerte und spannende Experimente durch die Kooperation von Profis und Laien, sollen diese Vielfalt und die Möglichkeiten der Kunst in Pool7 dokumentieren. Die Genussfähigkeit und Verfeinerung der Sinne ist nicht nur eine für die Kunst wichtige Voraussetzung, sondern soll auch durch das kulinarische Angebot im Genuss-Shop zum Ausdruck kommen, der im November

2012 neu eröffnet wurde. In der von der vereinseigenen Tischlerei Olbersdorf produzierten Geschäftsausstat-tung arrangierte das Pool7-Team ein stimmiges Arran-gement aus nachhaltig und verantwortungsvoll produ-

zierten Produkten und traditionell hergestellten Köstlichkeiten. Ange-boten werden Fruchtsäfte, Teigwa-ren, Essige, Wurst und Speck von den schwarzen Bigorre-Schweinen, die österreichweit exklusiv auf den Höfen des Vereins Grüner Kreis gehalten werden. Erzeugnisse aus der Region Bucklige Welt werden im Genuss-Shop erstmals in Wien mit ihrer Marke sooo gut schmeckt die Bucklige Welt, verkauft. Das Motto des Genuss-Shops lautet: ursprünglich, verantwor-tungsvoll, handwerklich! Mit einem Wort: ECHT!

Es ist zu hoffen, dass dieser Versuch, verantwor-tungsvolles Produzieren und Handeln, Wirtschaftlich-keit und Markt, soziales Engagement und Kunst zu ver-binden, in diesem Pool der Vielfalt und hohen Ansprüche nicht untergehen, sondern weitere 10 Jahre erfolgreich schwimmen wird! �

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Ein Leben wie im Film ….? - so manche Lebensgeschich-te unserer KlientInnen ist zwar filmreif und oft ist es schwierig, Fiktives von Realem, Traum von Wirklichkeit zu unterscheiden oder zu lernen, diesen Unterschied wahrzunehmen und anzuerkennen. Das neugestaltete Seminarhotel Binder in Mönichkirchen bietet dafür viel-fältige Möglichkeiten – sowohl für Klientinnen, als auch für Seminargäste.

Das »erste Haus am Platz« hat eine lange Tradition – legendär war der köstliche Kaffee, der im Hotel Binder in den 50erJahren des vorigen Jahrhun-

derts den »Sommerfrischlern« serviert wurde; seither hat sich jedoch vieles verändert – im Ort, in der touristischen Infrastruktur, bei der Nutzung der architektonisch, mit zahlreichen Details ausgestatteten, über 100 Jahre alten Gebäude. Das geräumige ehemalige Kurhotel im Ortszent-rum von Mönichkirchen wurde in den letzten Jahren vom Verein Grüner Kreis umfassend saniert; mit der Neugestal-tung der Gästezimmer wurden diese aufwendigen Arbei-

ten abgeschlossen. Vorrangig ist das Hotel Binder eine Jugendwohlfahrts- und Sozialhilfeeinrichtung, die 1993 vom Verein Grüner Kreis eröffnet wurde und Platz für 21 Frauen, deren Kinder und für weibliche Jugendliche bietet.

Ein grundlegendes Prinzip in der therapeutischen Arbeit des Grünen Kreises ist die Einbindung der KlientInnen in konkrete Arbeitsabläufe. Diese Arbeitstherapie ergänzt das medizinische, therapeutische und freizeitpädagogi-sche Behandlungsangebot. Im Hotel Binder werden also nicht nur die hausinternen Versorgungs- und Instand-haltungsarbeiten durchgeführt, sondern die KlientInnen sammeln, neben der Kinderbetreuung, Beschäftigung in einer Kreativwerkstatt und der Teilnahme an Lern- und Berufsausbildungsprogrammen, wertvolle Arbeitserfah-rungen bei der Betreuung und Bewirtung der Gäste des Seminarhotels. In enger Zusammenarbeit und unter der fachkun-digen Anleitung des Catering-Teams des Grünen Kreises werden regionale Produkte und Erzeugnisse aus der eigenen Landwirtschaft (Fleisch, Würste, Säfte, Frucht-aufstriche,…) serviert. Zur Erholung nach anstrengenden Seminartagen oder nach Spaziergängen durch die sanfte

Das upcycling Design-Hotel BinderKurt Neuhold

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Wald- und Wiesenlandschaft am Fuße des Hochwechsels steht ein neu gestalteter Wellnessbereich zur Verfügung. Um die Kreativität anzuregen und um Zeit und Raum für Entspannung und Erholung zu gewährleisten, wurde auf Zimmerfernseher verzichtet. Das für die zeit-genössische Kunst so wichtige Medium Film spielt aber dennoch eine zentrale Rolle. Die Designer der upcycling Werkstatt »gabarage« ließen sich bei der Neugestaltung der Zimmer und ihrer Ausstattung von Filmklassikern der vergangenen 60 Jahre inspirieren. Durch die, für die upcy-cling-Werkstatt typische Verwendung und Bearbeitung von bereits gebrauchten Gegenständen, gelang es dem Designteam, die Grundatmosphäre der jeweiligen Filme einzufangen und wiederzugeben. So kann man sich jetzt zum Beispiel in einem aus alten Klavierdeckeln gefertig-ten Bett (Casablanca), auf Bücher-Sesseln (Fahrenheit 451) oder auf einer Rolltreppenbank (Terminal) entspannen. Bei der Entwicklung der Einrichtungsgegenstän-de waren die MitarbeiterInnen von gabarage im Rahmen von Workshops mit einbezogen. Dadurch wurden die KlientInnen kreativ-künstlerisch motiviert. Bei der oft schwierigen und aufwendigen Realisierung der Entwür-fe erwarben sie vielfältige handwerklich technische Qualifikationen, die für das weitere Berufsleben hilfreich sein können. Durch diese Arbeitsmethode ergeben sich Gemeinsamkeiten mit den Anliegen der Arbeitstherapie im Grünen Kreis, bei der die Qualifikation der KlientInnen

ebenfalls ein wichtiges Ziel ist, das im Zuge der Durch-führung von konkreten Arbeitsaufträgen erreicht werden soll. Die Bewirtung, Gästebetreuung und das Zimmerser-vice in einem öffentlichen Seminarhotel stellt hohe und dem »normalen« Arbeitsalltag vergleichbare Anforderun-gen. Diese Erfahrungen und die auftauchende Probleme mit Arbeitsdruck und Stress können im therapeutischen Umfeld konstruktiv bearbeitet werden. Im renovierten Hotel Binder und in den neugestal-teten Zimmern sollen sich die BewohnerInnen der Thera-piestation und die Gäste wohl fühlen. Dieses Wohlgefühl und darüber hinaus den künstlerischen Anspruch, Design, Funktionalität und Bequemlichkeit, aber auch mit der Notwendigkeit problemloser Reinigung und Instandhal-tung zu verbinden, war für alle Beteiligten eine Heraus-forderung, die im Laufe des Produktionsprozesses immer besser gelang. Jetzt hoffen wir, dass die »Filmzimmer« für die Klientinnen ein Arbeitsumfeld darstellen, das sie zu kreativer Auseinandersetzung anregt und dass die Gäste die originelle Gestaltung schätzen und sich das Hotel Binder zu einem gern besuchten Ort für Seminare, Work-shops und interessante Begegnungen entwickelt. Erste Rückmeldungen sind sehr positiv. �

Kurt Neuhold Leiter Kunst im Grünen Kreis

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48 30 Jahre Grüner Kreis

Immer wieder stellt das Phänomen »Sucht« die Forschung vor neue Herausforderungen. Waren es früher die Auswirkungen der »weichen Drogen«, wie

zum Beispiel Alkohol, Zigaretten oder Marihuana bzw. der »harten Drogen« wie zum Beispiel Heroin und Koka-in, welche es zu beforschen galt, so rückten in letzter Zeit die »neuen« stoffungebundenen Süchte, wie Spielsucht, Kaufsucht oder Internetsucht in den Fokus der Aufmerk-samkeit. Allgemein ist dabei zu bemerken: Suchtfor-schung hat in Österreich traditioneller Weise ein schwe-ren Stand – kaum war und ist es möglich, öffentliche Gelder für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Suchterkrankungen zu bekommen. Somit ist es umso bemerkenswerter, dass der Verein Grüner Kreis seit seiner Gründung vor mittlerweile 30 Jahren immer wieder eige-ne Ressourcen zur Beforschung von Abhängigkeiten bereitstellt. Nach wie vor erfüllt Forschung eine wichtige Funktion, sowohl was die Prävention, als auch die Behandlung und die Nachsorge bei Suchterkrankungen

betrifft – die Wahrnehmung der Öffentlichkeit ist leider oft eine andere. Suchterkrankungen müssen auf der Basis eines bio-psycho-sozio-spirituellen Krankheitsverständnisses gedeu-tet, interpretiert und behandelt werden. Somit war und ist Forschung im Verein Grüner Kreis immer auf das inter-aktive Zusammenspiel dieser Ebenen ausgerichtet. Des Weiteren betrifft Sucht auch die ganze Lebensspan-ne; viele oftmals erst im (späteren) Erwachsenenalter auftretenden Suchterkrankungen haben ihre Wurzeln in der frühesten Kindheit. Dazu gibt es viele, oftmals konkurrierende Ansätze, Suchterkrankungen zu erklä-ren – ein einheitliches Modell konnte bisher nicht gefun-den werden. Auch scheiterten in den meisten Fällen die Versuche, eine eigenständige »Suchtpersönlichkeit« zu charakterisieren. Aus persönlichkeitspsychologischer Perspektive weisen Suchtkranke zum Beispiel ein erhöh-tes Ausmaß an Neugierverhalten und auch Impulsivität auf und unterscheiden sich dabei aber auch nicht von

Suchtforschung im Grünen Kreis

Human-Friedrich Unterrainer

CENTER FOR INTEGRATIVE ADDICTION RESEARCH

»Trauma und Sucht« ist einer der Forschungsschwerpunkte des Zentrums für Integrative Suchtforschung

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anderen Subgruppen, wie z.B. Extremsportlern. Sucht als »exzessiven Appetit« zu beschreiben, wie es an prominen-ter Stelle zu finden ist, erfüllt zwar einerseits den Zweck, der Suchterkrankung etwas von ihrem Nimbus der Abar-tigkeit zu nehmen, greift andererseits aber in der notwen-digen Darstellung der Sucht als multikausales, oftmals letales Krankheitsgeschehen zu kurz. Darüber hinaus erscheinen bindungstheoretische Konzepte zur Aufklärung tiefer liegender suchtdynami-scher Prozesse, aber auch für das generelle Anliegen der therapeutischen Gemeinschaft von besonderer Rele-vanz. Sucht als Bindungsstörung und somit als Ausdruck defizitärer Beziehungserfahrungen zu begreifen, macht sowohl aus praktisch therapeutischer Perspektive Sinn, andererseits gibt dieser Ansatz auch wichtige Impulse für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung. Demzufolge sind die zentralen Forschungsfragen »Wie unterschei-den sich suchtkranke Menschen von nicht-suchtkranken Menschen in ihrem Bindungs- und Beziehungsverhal-ten?« bzw. »Welche Veränderungen in den Bindungsstilen suchtkranker Menschen sind durch das Leben in der thera-peutischen Gemeinschaft zu erwarten?«. Die therapeuti-sche Gemeinschaft basiert auf der Grundidee einer fami-liären Nachnährung, die in einem geschützten Rahmen passiert. Diesem Konzept muss auch in der wissenschaft-lichen Forschung entsprochen werden. Dabei ist von wissenschaftlicher Seite mit redlicher Bescheidenheit einzugestehen, dass in der therapeutischen Gemeinschaft äußerst komplexe soziale Interaktionsprozesse ablaufen, welche sich nur ausschnittsweise durch Skalen und Mess-modelle abbilden lassen – diese Einschränkung kann als attraktive Herausforderung angenommen werden. Wie bereits eingangs erwähnt, wurden vom Verein Grüner Kreis seit seiner Gründung immer wieder

Forschungsvorhaben in Kooperation mit verschiedenen universitären Einrichtungen umgesetzt. Darüber hinaus konnte erfreulicher Weise der Bereich Wissenschaft im Jahr 2011 mit der Schaffung des Zentrums für Integrative Suchtforschung (und einer damit verbundenen eigenen Wissenschaftsstelle) durch Dir. Alfred Rohrhofer weiter gestärkt werden. Als Vertreter dieses Forschungszent-rums möchte ich mich in diesem Sinne auch für die Groß-zügigkeit und das Vertrauen des Vereins Grüner Kreis bedanken. Unsere Arbeit wird auf der Website www.a-research.info vor allem im Abschnitt »Publikationen« der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sucht und Spirituali-tät, das Thema des Kongresses zum 30-jährigen Bestehen des Vereins wurde im letzten Jahrzehnt auch zu einem der hauptsächlichen Forschungsschwerpunkte im Grünen Kreis. Ein weiteres Projekt zu Möglichkeiten und Gren-zen der Stressverarbeitung bei Suchtkranken in Koope-ration mit der Medizinischen Universität Graz wird im Sommer 2013 abgeschlossen. Erste Vorgespräche zu neuen Forschungsvorhaben wurden bereits geführt und stellen eine spannende Herausforderung für die Zukunft dar. Beschließend erlaube ich mir, nochmals mit Nach-druck auf die Bedeutsamkeit von Suchtforschung zu verweisen. Klinische Forschung stellt einen wichtigen Baustein zur Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Behandlungsqualität dar. ¢

PD DDr. Human-Friedrich UnterrainerUniv.-Lektor | Karl-Franzens-Universität GrazLeiter des Zentrums für Integrative Suchtforschung im Verein Grüner Kreis

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50 30 Jahre Grüner Kreis

30 Jahre Grüner Kreis bedeutet 30 Jahre Drogen-therapie im ambulanten und im stationären Raum. Dieser runde Geburtstag wurde mit

einem dreitägigen Kongress vom 7. bis zum 9. März 2013 an der Karl-Franzens-Universität Graz gefeiert. Die Tagung wurde in Kooperation zwischen dem Verein Grüner Kreis, der Karl-Franzens-Universität und der Medizini-schen Universität Graz ausgerichtet. Als Hauptveranstal-ter fungierten dabei Dir. Alfred Rohrhofer, Geschäftsfüh-rer des Vereins Grüner Kreis, gemeinsam mit Herrn Univ.-Prof. Dr. Hans-Peter Kapfhammer, Vorstand der Uni-Klinik für Psychiatrie an der Medizinischen Univer-sität Graz. Der Titel der Veranstaltung: »Sucht & Spiritua-lität« bedeutete dabei, den Auftrag zu haben, die Rolle

von Religion und religiös/spiritueller Gläubigkeit für den therapeutischen Umgang mit Suchterkrankungen zu reflektieren, andererseits aber auch, im Sinne eines inter-kulturellen Miteinanders den spirituellen Hintergrund der Patientinnen und Patienten wahr- und ernst zu neh-men. Das Konzept des Vereins Grüner Kreis begreift auf der Basis eines humanistischen Menschenbildes, Sucht seit jeher als bio-psycho-sozial bedingtes Geschehen, welches in den therapeutischen Gemeinschaften auch dem-entsprechend behandelt wird. Der Dimension der Spiritu-alität kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu. Im Vor-feld des Kongresses habe ich schon an anderer Stelle ausführlich zu den inhaltlichen Vorüberlegungen bzw. zum aktuellen Stand der Forschung geschrieben (verglei-

Sucht & Spiritualität – ein interkultureller Dialog: Jubiliäumstagung zum 30-jährigen Bestehen des Vereins Grüner Kreis

Human-Friedrich Unterrainer

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che www.a-conference.at), deshalb möchte ich hier und jetzt ganz konkret auf den Ablauf der Tagung eingehen. Große Teile des Kongresses fanden in der Aula der Karl-Franzens-Universität Graz statt. Andere Austragungs-stätten waren das Meerscheinschlössl, das Universi-tätszentrum für Theologie und das Kriminalmuseum an der Uni Graz. Nach der offiziellen Eröffnung der Tagung in der Aula durch die beiden Hauptveranstalter Dir. Alf-red Rohrhofer und Prof. Hans-Peter Kapfhammer, war der Schweizer Psychoanalytiker Prof. Leon Wurmser an der Reihe, den wissenschaftlichen Teil unserer Veranstaltung mit seinem Vortrag einzuleiten. Prof. Wurmser (Jahrgang 1931) hatte die Mühen auf sich genommen, für unseren Kongress extra aus den USA anzureisen und gab einen faszinierenden Einblick in seine mittlerweile mehr als ein halbes Jahrhundert andauernde psychotherapeutische Auseinandersetzung mit Suchterkrankungen. Prof. Wurmser ließ dabei auch immer wieder seine jüdischen Wurzeln mit einfließen und stellte damit einen sehr stim-mungsvollen Bezug zur Thematik her. Einen deutlichen Kontrast dazu stellte der zweite Hauptvortragende des Nachmittags, Dr. Sylvester Walch, dar. Er gewährte als Vertreter der transpersonalen Psycho-therapie, welche die Spiritualität als zentrales Element in ihren Konzepten verankert sieht, Einblick in seine thera-peutische Auseinandersetzung mit Abhängigkeitserkran-kungen. Einen sehr schönen künstlerischen Abschluss fand der erste Kongresstag durch einen Auftritt des Sifane Tümate Ensemble in Kooperation mit dem El Haddawi Tanzensemble. Diese Darbietung bestand aus verschie-denen Schamanen- und Derwischtänzen bzw. anderen musikalischen Einlagen. Eine Sprecherin brachte dem Publikum dann immer im Sinne einer Überleitung die religiöse bzw. kulturelle Einbettung dieser künstleri-schen Ausdrucksformen näher. Am Freitag, dem zweiten Kongresstag, kam es zu einer räumlichen als auch inhaltlichen Aufteilung. Wäh-rend man am Vormittag zwischen dem Besuch von Vor-trägen von Vertretern aus den Geisteswissenschaften oder dem Besuch von Workshops wählen konnte, waren am Nachmittag dann wieder die Vertreter der Naturwissen-schaften an der Reihe. Ich möchte jetzt an dieser Stelle kei-nen der Vorträge inhaltlich näher erläutern, insgesamt aber zusammenfassen, dass es zu einer sehr facettenreichen Auseinandersetzung mit der Thematik kam. So regte der Vormittag auf einer eher philosophisch gehaltenen Meta-ebene zum Nachdenken an, während dann am Nachmittag empirische Daten zur Thematik präsentiert wurden. Der Wiener Literat Franz Schuh setzte dann einen perfekten humoristischen Schlusspunkt. Als Abendveranstaltung war es dann noch möglich, eine Finissage der Ausstellung Kunst im Grünen Kreis unter der Leitung von Kurt Neuhold zu besuchen. Diese Ausstellung war seit Dezember am Grazer Universitätszentrum für Theologie (UZT) zu sehen und erfreute sich dort eines regen Interesses. Seit jeher fin-den Kunstprojekte in den therapeutischen Gemeinschaften mit KlientInnen des Vereins Grüner Kreis statt. Eine Auswahl der Ergebnisse wurde hier präsentiert – Blickfang war hier ein mehrere Meter langes Papierschiff, welches sehr effektvoll in den Räumlichkeiten der Bibliothek des UZT installiert wurde. Im Rahmen dieser Feier waren auch Ehrengäste aus

verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen geladen, um zur Thematik »Kreativität und Sucht« interviewt zu werden. Für die musikalische Untermalung durch Gitarrenmusik wurde von Klienten des Vereins Grüner Kreis gesorgt. Auch war es dann für die TeilnehmerInnen möglich, sich im Rah-men eines improvisierten Theaterstücks noch aktiver in das Geschehen einzubringen. Am Samstag, dem Abschlusstag, wurde das The-ma »Kreativität und Sucht« vom Künstler Günther Brus, einem der wichtigsten Vertreter des Wiener Aktionismus in seinem Vortrag wieder aufgegriffen. Günther Brus reflektierte dabei als persönlich Betroffener, in wirklich ergreifender Weise, über den Zusammenhang zwischen seinem künstlerischem Schaffen und dem damit immer wieder einhergehenden Substanzmissbrauch. Auch wur-de bei Günther Brus besonders das Bestreben des sucht-kranken Menschen deutlich, die eigene Existenz zu trans-zendieren. In weiteren Vorträgen wurden dann vor allem religionssoziologische bzw. auch sozialpsychiatrische Aspekte zur Thematik angesprochen. Den Abschluss der Tagung bildete eine interkultu-relle Podiumsdiskussion, geleitet von Frau Prof. Susanne Heine von der evangelischen Fachtheologie Wien. Hier reflektierten die Vertreter von verschiedenen religiö-sen Gemeinschaften über ihre Sichtweisen von Abhän-gigkeitserkrankungen, auch durch in Bezugnahme auf ihren kulturellen Hintergrund. Es gelang hier sehr gut, die wichtigsten Inhalte der letzten drei Tage noch ein-mal zu bündeln, um damit auch einen guten inhaltlichen Abschluss zu schaffen. Den sehr gelungenen musikali-schen Abschluss machte dann Marwan Abado, mit sei-nem Konzert auf der arabischen Gitarre (Oud). Die Jubiliäumstagung »Sucht und Spiritualität« stellte in ihrer Themenwahl ein absolutes Novum dar und wurde von den TeilnehmerInnen begeistert aufgenom-men. Es ist anzunehmen, dass ein Kongress dieser Grö-ßenordnung zu einer solch spezifischen Thematik lange Zeit einzigartig bleiben wird. Die Vorlaufzeit von über einem Jahr der Organisation hat sich wirklich gelohnt. Ich, als Hauptverantwortlicher der Kongressorganisati-on, möchte die Chance nützen und mich bei Dir. Alfred Rohrhofer und Prof. Hans-Peter Kapfhammer bzw. bei Dr. Monika Glawischnig- Goschnig, Prof. Hans-Walter Ruckenbauer und Dr. Helmut Schöggl, stellvertretend für die vielen weiteren Mitwirkenden besonders bedanken. Auch möchte ich auf die wirklich sehr erfreuliche Zusam-menarbeit in der Kongressorganisation mit der Wiener Medizinischen Akademie unter der Leitung von Frau The-rese Immervoll verweisen. Es war mir nicht möglich, alle Vortragenden in dieser Zusammenschau namentlich zu erwähnen. Das tut mir leid, da sie alle einen entscheiden-den Beitrag zum Gelingen dieser Veranstaltung geleistet haben. Der Verein Grüner Kreis hat sein 30-jähriges Beste-hen gebührend gefeiert. Alle Vorträge wurden auf Video aufgezeichnet und stehen der interessierten Allgemein-heit unter www.a-research.info zur Verfügung stehen – damit ist der Kongress inhaltlich komplett dokumentiert. Die mögliche Berücksichtigung einer religiös/spirituel-len Komponente im Kontext psychischer Erkrankung wurde in diesen Tagen auf theoretischer Ebene ausführ-lich diskutiert und bleibt praktisch eine Herausforderung für die Zukunft. �

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Im ganzheitlichen Behandlungskonzept (Viersäulenmo-dell) des Grünen Kreises genießen Kunst und Kultur eine

hohe Wertschätzung. Kunst und Kulturaktivitäten sind, wie der Sport, dem Bereich der aktiven Freizeitgestaltung, Erlebnis- und Abenteuerpädagogik zugeordnet. Sie haben einen gleichwertigen Stellenwert zu Psychotherapie, Arbeitstherapie und medizinischer Behandlung. Durch Angebote in diesen Bereichen und durch das Erlernen von sozialen Fähigkeiten und kunsthandwerklichen Fertig-keiten sollen Möglichkeiten einer sinnvollen Lebens- und Freizeitgestaltung aufgezeigt und nutzbar gemacht werden. Eine Idee, ein Gefühl, einen Traum auszudrücken oder Objekte, die Umwelt, Beziehungen nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und in eine Form zu bringen, ist ein menschliches Grundbedürfnis. Je vielfältigere inne-re und äußere Ressourcen dafür zugänglich und bewusst sind, desto mehr Gestaltungs-, Handlungs- und Verände-rungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung, desto kreativer kann ich handeln. Dies kann spielerisch, spontan und intu-

Kunst im Grünen KreisIm Alltag den Zauber finden

Kurt Neuhold

itiv oder geplant und von klaren Vorstellungen geprägt sein. Stets wird jedoch deutlich, dass Veränderung möglich ist. Auch Aggressionen und Ängste müssen nicht lähmen-de Ohnmacht oder destruktive Wut auslösen, sondern können – vielleicht/hoffentlich – benannt und nutzbar gemacht werden. Kunstprojekte und die Zusammenarbeit mit KünstlerInnen sollen diese Möglichkeit aufzeigen. Ob dies gelingt, hängt von den einzelnen Personen ab und wie weit sie bereit sind, diese Erfahrungen wahrzunehmen und darüber im professionellen therapeutischen Setting nachzudenken. Wie überall, so wird auch in stationären Therapieein-richtungen durch die Kunst ein Handlungsraum geöffnet, der nicht von Effizienz, marktwirtschaftlichen Zwängen und eindeutigen Zielvorgaben definiert ist. Im Gegensatz zur Arbeit in einer Werkstatt (z.B. Möbelproduktion in der Tischlerei) muss die künstlerische Arbeit offen, prozess-orientiert und flexibel gestaltet sein. Manchmal werden die Themen gemeinsam entwickelt (z.B. Radiosendung in der »Waldheimat«), hin und wieder wird nach fix vorge-

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gebenen Aufgabenstellungen z.B. »Himmel und Hölle«–Objekt für die Aula der Uni Graz in »Johnsdorf«) gearbeitet, dennoch muss Raum bleiben für Überraschungen, Abän-derungen und Neues. Dies verlangt fundiertes handwerk-lich-technisches Wissen von den WorkshopleiterInnen, die darüber hinaus eine hohe soziale Kompetenz benöti-gen, gerne mit Gruppen arbeiten und auch bereit sind, auf eigene künstlerische Vorstellungen zu verzichten. Ob das Workshopergebnis, das fertige Werkstück, die Skulptur, Theateraufführung oder das Konzert dann jenen ästhetischen Kriterien entspricht, die ein Werk in ein »anerkanntes Kunstwerk« verwandeln, wird bei Veröf-fentlichungen und Ausstellungen stets neu verhandelt. Eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit Kunst von sozialen Randgruppen und aus scheinbar kunstfernen Institutionen passiert leider selten. Deshalb sind Präsen-tationen, wie die Ausstellung verSUCHE im Universi-tätszentrum Theologie in Graz vom 5.12.2012 bis 8.3 2013 so wichtig, zu der Kunst im Grünen Kreis vom Kunstbeirat der theologischen Fakultät eingeladen wurde und wo die

Qualität und Vielfalt der Kunstproduktion von Menschen im Umfeld des Grünen Kreises eindrucksvoll unter Beweis gestellt werden konnte. Die Teilnahme an öffentlichen Präsentationen ist eine gute Gelegenheit, den Kontakt gerade zu jenen KünstlerInnen zu halten, die beim Grünen Kreis ihre künstlerischen Ambitionen wieder entdecken und nach der stationären Therapie weiterentwickeln konnten. Die Möglichkeit, in der Ausstellungs- und Verkaufsgalerie Pool7 in Wien auszustellen und regelmäßige Atelierbesu-che fördern bzw. unterstützen die künstlerische Entwick-lung. Die öffentliche Wertschätzung der kreativen Leis-tungen jener Menschen, die in ihrem Leben meist soziale Ausgrenzung und wenig Anerkennung erleben mussten, stärkt das Selbstbewusstsein, unterstützt den langfristigen Therapieerfolg und erleichtert die soziale und gesellschaft-liche Reintegration. Kunst im Grünen Kreis umfasst mehrere Arbeitse-benen. Zentral und am wichtigsten ist das Workshoppro-gramm, das in den Betreuungseinrichtungen gemeinsam

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mit den KlientInnen realisiert wird. So wurden 2012 16 Workshops mit 10 verschiedenen WorkshopleiterInnen durchgeführt. Das Angebot beinhaltete ein Tanz- und Bewegungsseminar, Landart-Projekte, experimentelles Gestalten, Theatertraining, zwei Radioworkshops, Schreib-werkstätten, Fotografie und zwei Skulpturen-Workshops. Die Kunstaktionen bringen Abwechslung in den Therapiealltag. Sie ergänzen das Therapie- und Arbeits-programm in den Einrichtungen und möchten gerade jene KlientInnen ansprechen, die künstlerische Interes-sen haben oder von den ungewöhnlichen Aufgabenstel-lungen zur Teilnahme motiviert werden. Das ist nicht jedermanns/-fraus Sache, dennoch sollen alle die Chance bekommen, bei einem Kunstworkshop mit KünstlerInnen zusammenzuarbeiten und die unterschiedlichen Techni-ken und Ausdrucksmöglichkeiten der Kunst kennen und aktiv anwenden zu lernen. Künstlerische Arbeitsprozesse führen leicht zu »Grenzüberschreitungen«, weil Struk-turen und Grenzen in Frage gestellt oder überhaupt erst sichtbar werden. Diese Auswirkungen (positiv als auch negativ) auf den therapeutischen Prozess müssen bei der Vorbereitung und Planung der Kunstprojekte stets beach-tet werden. Eng mit den Kunstworkshops verknüpft ist die Arbeit in den Kreativwerkstätten, wo engagierte Werkstät-tenleiterInnen und Teams kunsttherapeutisch arbeiten und unter teilweise schwierigen Rahmenbedingungen originelles Kunsthandwerk produzieren, das auf Märkten und in Pool7 erfolgreich verkauft wird. Kreativ sind aber auch die vielen Spiel- und Freizeitaktionen in den Thera-pieeinrichtungen. Als künstlerisch ambitioniert verstehen sich weiters der Veranstaltungsbetrieb im Forum Schloss Johnsdorf und das Kulturprogramm im Ausstellungs- und Geschäftslokal Pool7 in Wien.

Kunst im Grünen Kreis hat sich in den letzten 15 Jah-ren durch die Vielzahl der anspruchsvollen Workshops zu einer für die Forschung und für die sozial engagierte Kunstöffentlichkeit geschätzten Projektreihe entwickelt. Ausdruck dieser Entwicklung war die Einladung zur Mit-arbeit beim Forschungsprojekt »Empowerment in künstle-rischen und sozialwissenschaftlichen Praktiken«, das vom Wiener Wissenschaftsfonds (WWTF) ausgezeichnet und finanziert wurde und die Teilnahme an der Ausstellung deconstruct, die in Kooperation mit der Universität für Angewandte Kunst, dem Sozialforschungsinstitut FOR-BA, Thomas Schneider, den Künstlern Beatrix Zobl, Wolf-gang Schneider und mir gestaltet wurde. Weiters waren Kunst im Grünen Kreis und Pool7 2012 in das Wiener Fest-wochenprojekt Paradis Artificiels eingebunden, das im Rahmen der Veranstaltungsreihe Into the City von Lukas Matthei & Konsorten an mehreren Orten in Wien realisiert wurde und sich sehr innovativ und multimedial mit Sucht, Drogen, Öffentlichkeit und Stadtraum auseinandersetzte. Auf wissenschaftlicher Ebene wurde das 2011 gemeinsam mit dem Wiener Vorstadttheater realisierte Theaterprojekt Der Klassenfeind vom Sozialwissenschaf-ter Hubert Eichmann beforscht; das Landart-Workshop am Marienhof bildete den Rahmen für eine kunstpädagogi-sche Abschlussarbeit der Künstlerin Maja Pogačnik. Zum Abschluss und als Motto für die Zukunft von Kunst Im Grünen Kreis möchte ich den Regisseur Christo-phe Barratier, leicht abgewandelt, zitieren: »Ich weiß zwar, dass Kunst die Welt nicht verändern wird, aber sie kann dazu führen, dass man es versuchen möchte.« �

Kurt Neuhold Leiter Kunst im Grünen Kreis

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1983 Gründung des Vereins Grüner Kreis

1985Besiedlung des Treinthofs 1. Sozialhilfeeinrichtung des Vereins

1986Der Grüne Kreis wird im Bundesgesetzblatt als §22a SGG–Einrichtung anerkannt

1987 Eröffnung der Sozialhilfeeinrichtung Villa

1988 Eröffnung der Sozialhilfeeinrichtungen Ettlhof und Königsberghof

1989 Eröffnung der Sozialhilfe- und Jugendwohlfahrts-einrichtung Marienhof

1991 Eröffnung der Sozialhilfeeinrichtung Meierhof

1992 Eröffnung der Sozialhilfe- und Jugendwohlfahrts-einrichtung Binder

1993 Eröffnung der Jugendwohlfahrtseinrichtung FrankenauSeit 2010 14 Startwohnungen für ehem. KlientInnen

1994 Eröffnung der Jugendwohlfahrtseinrichtung Waldheimat

1995 Eröffnung des ambulanten Beratungs- und Betreu-ungszentrums in Wien. Inbetriebnahme des Flücht-lingsheims Mönichkirchnerhof.

1996 Das zentrale Verwaltungsgebäude in Mönichkirchen wird in Betrieb genommen

1998 Eröffnung des ambulanten Beratungs- und Betreu-ungszentrums in Graz

2002 Eröffnung des ambulanten Beratungs- und Betreu-ungszentrums in Klagenfurt

2003 Eröffnung der Sozialhilfeeinrichtung Schloss Johnsdorf (1. Einrichtung in der Steiermark)

Eröffnung des Verkaufs- und Veranstaltungslokals POOL7 im Rahmen der »drug-addicts@work« – Entwicklungspartnerschaft (EU-gefördert)

2005 Eröffnung des ambulanten Beratungs- und Betreu-ungszentrums in Linz. Die Einrichtung Marienhof erhält den Status »Sonderkrankenhaus«

2009 Eröffnung des ambulanten Beratungs- und Betreu-ungszentrums Wiener Neustadt

2012 Neubau (40 Betten) am Gelände des Sonderkranken-hauses Marienhofs

2013 30-jähriges Jubiläum Grüner KreisKongress »Sucht und Spiritualität«

Im Zeitraffer: 30 Jahre Grüner Kreis

55Wege aus der Sucht

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30 Jahre in Zahlen

Im Verein Grüner Kreis wurden bisher 10.405 KlientInnen und Kinder betreut.

Abbildung 1: Behandelte KlientInnen (inklusive Kinder) im Verein »Grüner Kreis«

71%

29%

Betreute KlientInnen im Verein Grüner Kreis

Stationäre Therapie Ambulante. Therapie

Programme im stationären Setting

Abbildung 2: Zeitliche Dauer der Programme im stationären Setting

88%

12%

Zeitliche Dauer der Programme

Langzeittherapie Kurzzeittherapie

Altersstruktur bei Aufnahme

Abbildung 4: Durchschnittsalter bei Aufnahme der KlientInnen (inklusive Kinder)

0

10

20

30

Ambulante KlientInnen Stationäre KlientInnen Mitbetreute Kinder

Durchschnittsalter bei Aufnahme

KlientInnen mit Spezialprogrammen im stationären Setting

Abbildung 3: KlientInnen mit Spezialprogrammen im stationären Setting

KlientInnen mit Spezialprogrammen

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57Wege aus der Sucht

Geschlechterverteilung/FrauenanteilDer Frauenanteil liegt bei:

Abbildung 5: Geschlechterverteilung der betreuten KlientInnen

Kostenträger – gesamt (Sozialhilfe, Justiz, Privat)

Abbildung 8: Kostenträger (gesamt)

Schulbildung

Abbildung 6: Höchste abgeschlossenen Schulbildung (gesamt)

Schulbildung

Volksschule Hauptschule SonderschuleLehre BMS Matura

Herkunft nach Bundesländern (gesamt)

Abbildung 7: Herkunft nac h Bundesländern (gesamt)

Herkunft nach Bundesländern

Wien STMK NÖ OÖ Sonstige

Drogenkonsum

Abbildung 9: Konsumierte Drogen (Leit- und Begleitdrogen, gesamt)

Konsumierte Drogen

Einstiegsalter

Abbildung 10: Einstiegsalter

0

10

20

Einstiegsalter

Mitbetreute Kinder

Stationäre Therapie

Ambulante Therapie

Geschlechterverteilung

weiblich männlich

Kostenträger

Sozialhilfe Justiz Sonstige

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58 30 Jahre Grüner Kreis 58Wege aus der Sucht

Unser LeitbildDie Grundstrukturen der Behandlungskonzepte werden einer Evaluierung unterzogen, um Qualitätssicherung zu gewährleisten und klare Zielvorstellungen zu überprüfen.

Der therapeutische Prozess kann nur in einem harmonischen Umfeld stattfinden. Der verantwortungsvolle Umgang miteinan-der ist oberstes Gebot.

Betreuung und Therapie durch den Grünen Kreis bedingen Gewalt-losigkeit.

Die PatientInnen tragen in Form von Mitsprache und Mitentschei-dung eigenverantwortlich zum Gelingen ihrer Therapie bei. Indivi-duelle Bedürfnisse der einzelnen PatientInnen werden im Rahmen des Therapiekonzeptes flexibel berücksichtigt, dies bedeutet z.B. eine mögliche Verschiebung des Zeitfaktors in den Therapiestufen wie auch ein fließender Übergang zwischen ambulanter, stationä-rer und wieder ambulanter (Nach-)Behandlung.

Auch die Angehörigen werden in die Behandlung miteinbezogen, um die Eigenverantwortlichkeit zu stärken.

Ein nach individuellen Aspekten der PatientInnen ausgerichtetes österreichweites Nachbetreuungssystem lässt den Erfolg des »suchtfreien Lebens danach« stetig ansteigen.

Präventionsarbeit im Sinne von allgemeiner Aufklärung der Öffent-lichkeit über die Suchtproblematik wie auch im Sinne von Einbin-dung der Kinder Suchtkranker in das Behandlungskonzept sind ein wichtiger Teil der Aufgaben des Vereins.

Kooperation und Partnerschaften mit anderen Beratungsstellen und Einrichtungen, Vor- und Nachbetreuungsmöglichkeiten, sowie die Zusammenarbeit mit den Kostenträgern und dem AMS stei-gern die Effizienz des Vereins und dienen somit der Erreichung der Vereinsziele.

Vernetzung, Öffnung, Flexibilisierung, Erweiterung internationaler Arbeit und Forschungstätigkeit sind Schwerpunkte in der Arbeit des Vereins zu Gunsten der PatientInnen.

Engagierte Teamarbeit innerhalb der MitarbeiterInnen des Grünen Kreises gehört zur Vereinskultur, den Wertvorstellungen des Vereins, ebenso wie umfassendes Entgegenkommen, Informati-onsaustausch und Entfaltungsmöglichkeiten. Die Psychohygiene der MitarbeiterInnen, regelmäßige Supervisionen und Weiterbil-dung zählen als Wert.

Der Grüne Kreis nimmt seine Verantwortung und Verpflichtung gegenüber PatientInnen, MitarbeiterInnen, der Umwelt und der Gesellschaft wahr.

Eine Organisation ist nur so gut wie ihre MitarbeiterInnen. Dies gilt auch für den Grünen Kreis. Große Erfahrung, medizinisches Knowhow und richtungsweisende Therapiekonzepte haben den

Verein bekannt gemacht. Zu diesem Erfolg tragen österreichweit rund 170 MitarbeiterInnen und zahlreiche ehrenamtlich Tätige, vor allem im Vorstand und Aufsichtsrat, bei. Sie sorgen dafür, dass die Vision und das Leitbild nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch tagtäglich gelebt werden.

Ein klares Leitbild legt die Wertvorstellungen und die Verpflichtun-gen gegenüber den PatientInnen, den SponsorInnen, der Umwelt und der Gesellschaft, aber auch den Umgang der MitarbeiterInnen unter-einander fest. Es soll verbindliche Orientierungshilfe und Richtlinie bei der Verfolgung der Vereinsziele in einem sich ständig ändernden, dynamischen Umfeld und unter ständig steigenden Anforderungen sein. Das Ziel aller Bemühungen ist immer die Patientin und der Patient. Das Engagement jedes einzelnen Mitarbeiters und jeder Mitarbeiterin gilt dem Schaffen optimaler Rahmenbedingungen für PatientInnen und MitarbeiterInnen.

Individuelle Vorstellungen, Können und Leistungen werden mit dem Anspruch eingebracht, Verantwortung für das Gesamtergeb-nis in gesellschaftlicher, wissenschaftlicher und auch wirtschaftli-cher Hinsicht zu tragen. Das Leitbild schafft eine leistungsfördernde Vereinskultur, jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter soll seine/ihre persönlichen Stärken nutzen, an Herausforderungen wachsen können und so Teil des Ganzen werden. Die MitarbeiterInnen verstehen sich als anerkannte PartnerInnen zur Erreichung des Vereinserfolges. Jede/r kann den Erfolg des Vereins beeinflussen und ist daher im Rahmen persönlicher Gestaltungsmöglichkeiten verantwortlich. Die strategi-sche Ausrichtung und die Vereinsziele werden von allen getragen.

Wohin die Reise gehen wird und wie lange sie dauert, um das Ziel zu erreichen, kann jede/r selbst von Anfang an mitbestimmen – ein klares Leitbild mit Konsequenzen:

Der Verein Grüner Kreis ist konfessionell und politisch unabhängig.

Respekt und gegenseitige Achtung voreinander sowie ein huma-nistisches Menschenbild und Wertschätzung des anderen sind die Grundlage unseres Handelns.

Die/der PatientIn stellt den Mittelpunkt unserer Arbeit dar. Die Unterstützung, zu einem weitgehend suchtfreien, selbstbestimmten Leben zu gelangen, steht im Vordergrund.

Der Grüne Kreis bietet professionelle Hilfe mit hohem Qualitäts-anspruch für suchtkranke Menschen auf allen Therapiestufen, sei dies nun präventiv, ambulant oder stationär.

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Wir danken unseren UnterstützerInnen

Herzlichen Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Grünen Kreises,die diese Festbroschüre durch Ihre Beiträge mitgestalteten

und ihre Gedanken zum Ausdruck brachten.

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Helfen Sie uns helfen! »Wir heißen Sebastian und Felix. Wir wissen, wie es ist, mit Eltern aufzuwachsen, die zu Alkohol und Drogen greifen. Selten denken die Erwachsenen daran, wie sehr wir Kinder darunter leiden. Ein Glück, dass wir Hilfe vom »Grünen Kreis« bekommen. Hier arbeiten Menschen, die sich auskennen und um uns kümmern.«

Sucht ist eine Krankheit, unter der alle Familienmitglieder leiden. Die Suchtgefährdung der Kinder, die in ihrer eigenen Familie schon mit diesem Problem konfrontiert sind, ist um ein Vielfaches erhöht. Rechtzeitige Hilfe verhindert langfristige Probleme. Unsere Präventionsarbeit verhindert, dass die Kinder von heute nicht die Suchtkranken von morgen werden.

Geben Sie Sucht keine Chance –unterstützen Sie unsere Ziele durch Ihre Spende!Verein »Grüner Kreis« | NÖ Landesbank-Hypothekenbank AG

Kto. 03-855-013-222 | BLZ 53000

Medieninhaber Verein Grüner KreisHerausgeber Verein Grüner KreisGeschäftsführer Dir. Alfred RohrhoferRedaktion Dir. Alfred Rohrhofer, Peter LamatschEigenverlag Grüner Kreis Verein zur Rehabilitation und Integration

Alle 1070 Wien, Hermanngasse 12Tel. Fax eMail [email protected] www.gruenerkreis.at

Kto Raiffeisenbank NÖ-Süd Alpin

Layout Peter Lamatsch | Druck AV+Astoria GmbHBildquellen

© Fotolia: Seiten 4 (ob. li.), 43

Impressum

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60 30 Jahre Grüner Kreis

www.gruenerkreis.atgrüner kreis – Verein zur Rehabilitation und Integration suchtkranker Menschen