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32 Fortschritte der Kieferorthop~idie Bd. 16 ]~. 1 (]955) Schadelpunkten und cl~her individuell ver~nderlich gewonnenen Orientierungs- ebene bezogen sind, begrenzen die knScherne Profilierung des Gesiehtssch.~dels und bestimmen zu gleicher Zeit die sehr~g vertikale Einstellung des Gebisses zur SchSdelbasis bzw. die topographische ]~inlagerung des ]~:auorgans im Sch~del. ZasammenIassung Verfasser analysiert an Hand seines auf FernrSntgenaufnahmen eingezeich- neten kranio-fazialen Diagramms die morphologischen Eigenarten zweier ortho- dontiseher I~:rankheitsbilder, welche abgesehen yon den individt~ellen u tionen den Konstitutionstyp kennzeichnen. Diese Untersuchung, welche die Art der Dysgnathie im Bezug zu den vornehmlich biotypologischen. :Eigensehaften des Biotyps betrachtet, ermSglicht einen tiefen Einblick in die Biogenese und in den dynamisel! funktionell-konstruktiven Aufbau des Gesamtsch~dels. Zur Anfertigung der l%rnrSntgenbilder besehreibt Verfasser seine Methodik zur ]~instellung und Fixiertmg des Kopfes in eine bestimmte ~uhelage mittels seines Kraniostats. l%rner wird eine Technik bekanntgegeben, die es ermSglicht, gleichzeitig die Wiedergabe der Knochen und Weichteite auf einen Film oder auf Brompapier zu erhalten. Diese Methode verzichtet auf Kontrastmittel oder spezielle ]~ntwieklungsverfahren; sie kann mit einem DentalrSntgenger~t und naehtrgglichen Dunkelkammerverfahren yore Praktiker selbst ausgdiihrt werden. Schritttum l. Die Beziehungendes Gesiehtssch~delszur Schiidelbasis. Acta Club de Morphologie Faciale Bruxelles 1953. -- 2. Orthodont. franc., Paris 1954. -- 3. Clin. odontoiatr., Roma 1954. Anschrift d. Ve~f.; ~ailand, l~oro Buonaparte, 59 Herrn Professor Dr. Dr. Guslav Korkhaus zum 60. Geburt~tag gewidmet Aus der Univcrsit~itsklinikund Poliklinik ffir Mund-,Zahn- und Kieferkrankheiten (Direktor: Prof. Dr. Dr. G. K o r k h a u s , Bonn) Weichteilprofil und kn~chernes Profil bei anatomatisch korrekter Okklusion Von Prof. Dr. Erich ]tausser, Hamburg Mit 22 Abbildungen Die individuelle Form des Gesichtes entsteht unter dem ]~influB zah]reicher endogener und exogener ~aktoren, wobei die A, uspr~igung der Gesamtform in fiberaus starkem Mal]e erblichen Einfliissen unterliegt, wie vor allen Dingen die Untersuchung ein- und zweieiiger Zwillinge (Korkhaus) zeigt. Die Bildung des Gesichtes wird aber auch dutch die phylogenetische und ontogenetische ]~nt- wieklung sowie rassenmal~ige Einfiiisse bestinamt. Die Untersuchung der individuellen Gesiehtsform wird stets in drei ]~ich- tungen des Raumes durehgefiihrt. Die Zusammenh~nge z~fischen dem Gebil~, dem ganzen ](auorgan und der Gestaltung des Gesichtes werden jedoch durch die Betrachtung des Profils, also der ~N%rma ]ateralis, am besten erhellt, da hier sowohl die sagittalen als auch die vertikalen Verh~ltnisse einer lJntersuchung zug~nglich sind. Das yon der Photographic wiedergegebene Profil (Abb. 1--8) zeigt

Weichteilprofil und knöchernes Profil bei anatomatisch korrekter Okklusion

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Page 1: Weichteilprofil und knöchernes Profil bei anatomatisch korrekter Okklusion

32 Fortschritte der Kieferorthop~idie Bd. 16 ]~. 1 (]955)

Schadelpunkten und cl~her individuell ver~nderlich gewonnenen Orientierungs- ebene bezogen sind, begrenzen die knScherne Profilierung des Gesiehtssch.~dels und bestimmen zu gleicher Zeit die sehr~g vertikale Einstellung des Gebisses zur SchSdelbasis bzw. die topographische ]~inlagerung des ]~:auorgans im Sch~del.

ZasammenIassung Verfasser analysiert an Hand seines auf FernrSntgenaufnahmen eingezeich-

neten kranio-fazialen Diagramms die morphologischen Eigenarten zweier ortho- dontiseher I~:rankheitsbilder, welche abgesehen yon den individt~ellen u tionen den Konstitutionstyp kennzeichnen. Diese Untersuchung, welche die Art der Dysgnathie im Bezug zu den vornehmlich biotypologischen. :Eigensehaften des Biotyps betrachtet, ermSglicht einen tiefen Einblick in die Biogenese und in den dynamisel! funktionell-konstruktiven Aufbau des Gesamtsch~dels.

Zur Anfertigung der l%rnrSntgenbilder besehreibt Verfasser seine Methodik zur ]~instellung und Fixiertmg des Kopfes in eine bestimmte ~uhelage mittels seines Kraniostats. l%rner wird eine Technik bekanntgegeben, die es ermSglicht, gleichzeitig die Wiedergabe der Knochen und Weichteite auf einen Film oder auf Brompapier zu erhalten. Diese Methode verzichtet auf Kontrastmittel oder spezielle ]~ntwieklungsverfahren; sie kann mit einem DentalrSntgenger~t und naehtrgglichen Dunkelkammerverfahren yore Praktiker selbst ausgdiihrt werden.

Schritttum l. Die Beziehungen des Gesiehtssch~dels zur Schiidelbasis. Acta Club de Morphologie

Faciale Bruxelles 1953. -- 2. Orthodont. franc., Paris 1954. -- 3. Clin. odontoiatr., Roma 1954.

Anschrift d. Ve~f.; ~ailand, l~oro Buonaparte, 59

Herrn Professor Dr. Dr. Guslav Korkhaus zum 60. Geburt~tag gewidmet

Aus der Univcrsit~itsklinik und Poliklinik ffir Mund-, Zahn- und Kieferkrankheiten (Direktor: Prof. Dr. Dr. G. K o r k h a u s , Bonn)

Weichteilprofil und kn~chernes Profil bei anatomatisch korrekter Okklusion

Von Prof. Dr. Erich ]tausser, Hamburg

Mit 22 Abbildungen

Die individuelle Form des Gesichtes entsteht unter dem ]~influB zah]reicher endogener und exogener ~aktoren, wobei die A, uspr~igung der Gesamtform in fiberaus starkem Mal]e erblichen Einfliissen unterliegt, wie vor allen Dingen die Untersuchung ein- und zweieiiger Zwillinge (Korkhaus) zeigt. Die Bildung des Gesichtes wird aber auch dutch die phylogenetische und ontogenetische ]~nt- wieklung sowie rassenmal~ige Einfiiisse bestinamt.

Die Untersuchung der individuellen Gesiehtsform wird stets in drei ]~ich- tungen des Raumes durehgefiihrt. Die Zusammenh~nge z~fischen dem Gebil~, dem ganzen ](auorgan und der Gestaltung des Gesichtes werden jedoch durch die Betrachtung des Profils, also der ~N%rma ]ateralis, am besten erhellt, da hier sowohl die sagittalen als auch die vertikalen Verh~ltnisse einer lJntersuchung zug~nglich sind. Das yon der Photographic wiedergegebene Profil (Abb. 1--8) zeigt

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~;. tlausser, "~Veichteilprofii und kn6chcrnes Profil bei anal omisch km I ekter Okklusicn 33

nut den Verlau[ der V~'eichteilbedecl(ung und ltigt keine eindeutigen Riickschliisse auf die Zusammenhtinge zwisehen der kn6ehernen Unterlage und der Weiehteil- bedeekung zu. ])ie Fernr6ntgenprofilaufnahme dagegen gestattet nieht nur einen umfassenden Einbliek in den arehitektonisehen Aufbau des ganzen Schfidels, son- dern erm6glieht aueh eine auBerordentlieh genaue Kliirung des Verlaufs des Weiehteili)rofils und des kn6ehernen Profils. Diese Kifirung scheint besonders wiehtig im l-rinbliek auf die Frage, inwieweit das Profil yon der kn6ehernen

Abb. I bis 8. Versch ied~mar t ige ~Profilgestaltung bei a n a t o m i s c h k o r r e k t e r ()l~klusi(m

lJnterlage und einer unterschiedlichen Ausl)riigui~g der Weichteildicke beein- fluBt wird.

Eine eindeutige I(lfii'ung dieser Zusammenhiinge ist freilich nur m6glich, wenn die Fernr6ntgenaufnahmen die Verhiiltnisse in m6glichst uns'erzeichneter Gr611e wiedergeben und Fehlerquellen durch die I)rojektion weitgehend vermieden wet- den. Insbesondere gilt diese Yorderung, wenn ein Vergleich der einzelnen Werte m6glich sein soil.

Die Gestaltung des Profils wird im wesentlichen yon der Form der Stirn, der Form und Gr6ge der N-ase sowie der Ausbildung des Untergesiehtes bes t immt. Die den Profilverlauf eharakterisierenden anthropologisehen Punkte liegen in einem ]tezirk, der yon der Glabella-Senkreehten und der Orbital-Senkreehten begrenzt wird. Naeh dem Vorsehlag son I ,~orkhaus erseheint es daher aueh am zweekmiiBigsten, die Lage der Profilpunkte zu einer dieser beiden Senkreehten auf der OI!r-Augenebene zu bestimmen. Die Profilsenkreehte hat sieh hierbei insofern als zweekmii[liger erwiesen, als dann alle ]?unkte dorsalwiirts yon dieser Linie liegen und somit eine klare Definition der Lageverhfiltnisse erm6glicht wird.

l~ori.schritte der l{ieferorthot)~dic Bd. ] 6 t i . 1 3

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Zur Untersuehung der Deziehungen zwischen dem Weichteilprofil und dem kn6ehernen Profil standen die Unterlagen yon 50 [Kindern mit anatomisch kor- rekter Okklusion, also einem normalen GebiB, zur Verfiigung, die aueh I - Ie i lbuth zu der an der Donner Klinik durehgefiihrten U*ntersuehung fiber die Kiefer- gesiehtsbeziehu.ngen bei anatomiseh korrekter Okklusion dienten. Wenn aueh die Zahl nieht iiberm~Big grog ist, so diirften sieh doeh aus den Untersuehungs, ergebnissen wiehtige Folgerungen ziehen lassen, die als Vergleichsbasis dienen

k6nnen, da sie ~-on Xindern gewonnen sind, deren Profil-

/ x~erlauf nieht dutch Gebiganomalien be- einflu, Bt ist.

Die Untersuehung der Lage der Weieh- teilI?lmkte zur Pro- filsenkreehten ergab,

Subnasale tangiert wird, bei der Ifffilfte der F/~lle lag das Sub-

- nasale hinter der Pro- filsenkreehten lind

- - nur bei 9Fi~llen we-

i n Yo senkreehten. Die Oberliploe liegt

bei 630/0 der unter- suehten Falle nahe der Glabella-Senk- reehten, bei 5 F/tllen liegt sie vor und bei

Abb. 9. Die durchschni t t l i che Weichteilcticke 12 Fgllen dorsal, tgin /thnliehes Verhalten

zeigt aueh die Untertippe, wenn sie aueh im allgemeinen etwas mehr zuriiek- liegt als die Oberlippe. Die Lilopenlage zeigt im ganzen eine dem Subnasale ent- spreehende Lage. Bei den Knaben konnte im allgemeinen eine mehr mesiale Lage als bei den M~dehen festgestetlt werden.

])as Supramentale und in gleieher Weise das Gnathion zeigen zur Profil- senkrechten in fibervdegendem l{age eine 1Rtieklage, nut bei 2 F~llen wurde das Supramentale yon der Glabella-Senkreehten tangiert.

Die bereits yon L i n d e r getroffene Feststellung, dab das Pogonion in seiner Lage zur Profilsenkreehten eine augerordentlieh groge Variabilit~tt zeigt, erfiihrt aueh dureh das vorliegende Untersuehungsmaterial eine Dest~tigung. I~ier dfirften sieh das dem Dasalbogen eigene Waehstum sowie die Dieke der Weiehteilbedeekung des Kinns besonders bemerkbar maehen (Abb. 9). So ergab sich, dab die Weiehteildieke am ~2inn zwisehen 9 und 14 mm sehwankt, im Dttrehsehnit betrfigt sie 11,3 nlm. Die augerordentlieh weehselnde Weiehteildieke am Ninn beeinflul3t also das Weieh- teill~rofil in starkem MaDe, tmd es lassen sieh aus der Lage des tIautpunktes keine bindenden Sehltisse auf die Ausbildung des kn6ehernen Kinns ziehen.

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E. ttausser, Weicliteilprofil und knSchernes Profil bei anatomisch korrekter OkMusion 35

Die F0rm de_s_Untergesichtes wird weiterhin durch die Stelhmg der Ziihne und die Lage der Kieferbasisebenen in ihrer Beziehung zum Gesamtschiidel be- einflugt. /)as Lageverhiiltnis des Gebisses im Schiidel wird durch den Gebil3- winkel, der yon der Ohr-Augenebene mit der Oberkieferbasisebene gebildet wird, bestimmt (Abb. 10--12). A. 5L Sc l !warz hfilt diesen Winkel daher gewisserlnai3en ftir den Sehltissel der Profilgestaltung. Bei einem kleinen GebiBwinkelist ein Vor- gesieht mit weir vorliegendem Gnathion und bei einem groBen Gebil3winkel ein

Abb. 10 Abb. 11 Abb. 12 Durchschn i t t sp ro f i l G e b i B s c h w e n k u n g nach vorn Geb i ! ] s chwenkung nach h i n t c n

Abb. 10bis 12. Der EinfluB dcs Winke l s zwischen der Obe rk i e fe rbas i s ebene und d e r F r a n k f u r t e r ]:[orizont a'I'- ebene - - G e b i S w i n k e l - - au f die P r o f i l g e s t a l t u n g

Abb. 13 Abb. 14 Abb. 15 Durchschn i t t sp ro f i l :Prof i l schwenkung nach v o r n P r o f i l s c h w e n k u n g nach h i n t e n

Abb. 13 bis 15. D e r E i n f l u g des Spheno idaIwinke l s a u f das Prof i l . (Aus , ,Acta Club in te rna t iona l de morpho log ie fac ia le" , Arbei t H a u s s e r , , ,Bez i ehungen des Gesichtssch~td els

z u m H i r n s c h i i d e l " , Leipzig , Jop.ann Ambros ius 13arth, 1955)

]~iiekgesicht mit fliehendem Kinn vorhanden. Im Durehschnitt soll nach den Angaben yon A. M. S c h w a r z der Gebigwinkel 7--8 o betragen. Bei den yon tins untersuchten Fgllen zeigte der Gebigwinkel allerdings recht groBe Schwankungen, die zwischen -4- 11~ und - - 9 o liegen, der Durchschnittswert betr~gt 20 und 44'. Es zeigte sich auch, dab die dureh den Gebigwinkel festgestellte Einlagerung des Gebisses im Sch~idel im allgemeinen das Profil weitgehend beeinitugt, wenn auch im Einzelfalle eine groBe Variabilit~tt festzu,stellen ist.

Eine Kl~rung, inwieweit die Bildung des Kinns und seine Lage durch die Ein- lagerung des Gebisses im Sch~del bestimmt wird, trod inwieweit die Dicke der Weiehteilbedeckung ftir die Kinnform yon Bedeutung ist, lggt sich nur am Fern- r6ntgenbild vornehmen, da die Dicke der Weichteildecke auf andere Art und

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Weise nicht eindeutig bestimmt werden kann. Hier spielen das Alter, der Erniih- rungszustand und die Konstitution eine wiehtige Rolle, wie aueh die dem Unter- kieferkSrper eigene Wachstumstendenz ihren Einflug gel%nd maeht.

Die Form und Ausbildm~g des Kinns steht aueh in engem Zusammenhang mit der Aehsenstellu.ng der unteren Frontziihne. ])el' Winkel, den die Aehse der unteren Frontz/ihne mit der L*nterkieferbasi~ebel:e bildet, wird n:,imlieh mit zu-

Abb. 16. Durchschnitt l iche GrSl3e yon Sphenoidal- und Gcbiff.,winkel, geringc Wcichtcildickc am Kinn

Abb . ]6 - -22 . FcrnrOntgen-Profi laufnahmcn

nehmender Ausprfigung des Kinns grSBer (Duysens). Die Tfypothese Weiden- re iehs fiber die Kinnbildung erffihrt dutch diese Feststellung eine Bestgtigung, da W e i d e n r e i c h annimmt, dab durch eine ~Reduktion der ZahngrSBe im Laufe der ~Entwickhmg eine Verkiirzung des unteren Zahnbogens ei~getreten nnd damit die Bildung eines Xinns entstanden ist.

Die Form des Profils wird aber nicht nur ~'on der Lage des ](inns beeinfluBt, sondern ist auch stark abhiingig yon der Lage der Bezugspunkte der senkreehten Bezugsebenen. So ist die Lage des Orbitalpunktes in der Sagittalen ~'on Wichtig- keit. Die Bestinmmng des Orbitalpunktes am Lebenden ist besonders schwierig;

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E. Hausser, Weichteilprofil und kn6chernes P1 ofil bei anatomiseh korrekter Okklusion 37

bei den Ferm6ntgenaufnahmen wird daher, dem Vorschlage S i m o n s entspre- ehend, der Punkt des Orbitalrandes, der senkreeht unter dem geradeausbliekenden Auge liegt, bestimmt. Dieser Punkt liegt im Du.rchsehnitt etwa 3 mm vor dem wirkliehen Orbitalpunkt, dent tiefslen Punkt der kn6ehernen Orbita, der am Fernr6ntgenbild leieht aufzufinden ist,

Als Bezugspunkt fiir die Profiisenkreehte dient die (]labella, ihre Lage in der

Abb. 17. .~[ittlerc Gr66e d<~s SI~henoi(lalwinkels, groger Gebi~winkcl Illlcl mittlere Weicl:teildicke. GebiB~ schwenkung naeh hinten

Sagittalen zeigt eine verh/iltnismfigig groge Abh/ir~gigkeit yon der phylogeneti- sehen Entwicklung, indem sie mit fortsehreitender iFmtwieklung mehr naeh vorn wandert. Es liegt also im Vergleieh zur Lage des Gnathions eine Tendenz in um- gekehrter ]Riehtung vor. Die Weiehteildieke an der Glabella betrfigt im Dureh- sehnitt etwa 6 mm und zeigt verh/iltnismfiBig geringe Sehwankungen, die mit der geringen Fettpolsterung des Gewebes zusammenh/~ngen.

Die endgtiltige Form der Stirn entsteht erst mit dem AbsehluB der Entwiek- lu.ng. Bei Kindern findet sieh sehr h/iufig eine v0rgewalbte Stirn, u.nd es werden als ~[erkmale der Kleinkinderzeit die prominente Stirn und ein konkaver Nasen- riieken mit aufwfirts gerichteter Nasenbasis bezeiehnet. Ein direkter EinfluB der

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38 Yortscl~ritte der Kieferorthopiidie Bd. 16 I-I. 1 (1955)

Stirn und ihrer ~Form auf die Form des Profils ist nur insofern festzustellen, als eine steile Stirn die I~2ieferpartie mehr hervortreten l~iBt als eine flache Stirn (A. 51. Sel twarz) . Die eigentliehe Auswertung des Profils wird dureh die Stirn nieht beeir fluBt.

Einen Einbliek in die ]3eziehungen zwischen t{irnseh/idel und Gesiehtssehiidel ergibt der S1ohenoidalwinkel (Korkhaus ) , der dureh die Verbindung Nas ion - -

Abb. 18. GroBer Sphenoidalwinkel, negat ivcr Gebifiwinkel und mittlere Weiehteildicke. Die Abweichungen der Winkelgr6gen yon den Durchschnittsgr613cn heben sich auf

Sphenoidale---Tlagion gebildet wiid (Abb. 13--15). Die Auswertung der Fernr6nt- genaufnahmen ergab, dab mit zanehmender GrSfte des St)henoidMwinkels das Xasospinale und die mehr kaudal liegenden kn6ehernen Punkte des Profils mehr naeh dorsal wandern. Interessanterweise zeigen sieh hier iihnliche Zusammen- hfinge zwisehen der Profilgestaltung u rd den Beziehungen des Gesiehtssch~idels Zl.Llll l-[irnschfidel wie zwischen der Einlageru.ng des Gebisses in den Gesichtssch/tdel, die dureh den Gebil3winkel dargestellt wiid.

Mit der Gr6Be des Sphenoidalwinkels h~ingt aueh die Lage des Subnasale zu- sammen, da es gleiehlaufend mit einer Ver/inderung des Winkels sieh in mesio- distaler 1Riehtung verschiebt. Wie beim Gnathion lassen sieh aueh hier keine 1qiieksehltisse auf die Lage des knSetternen Punktes aus der Lage des Haut- punktes ziehen. Es zeigte sieh nfimlieh eine Variabilit/it der Weiehteildicke zwisehen 9 und 17 ram, der Durehsehnitt liegt bei 12,5 ram.

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E. I-Iausser, Weichteilprofil und l;n~(~elneS Profill~ei anatomisch korrekter Okktusion 39

Das Vgeichieilt)rofi| wird yon den Lil)l)en, ihrer Form und ihrer Dicke im Ver- gleieh zum kn/Sehernen Profil besonders stark beeinflugt. Bei den GebiBanomalien wirkt sieh bier die Unterlage in Form der Zfihne und ihrer Aehsenstellung in st~rkstem ~Iage aus. Die Form der Lippen ist dagegen individuell sehr ver- sehieden und die Bildung der 3[u.ndpartie dtirfte aueh weitgehend dureh erbliehe Einfliisse bestimmt werden. Es zeigt daher aueh die Ober- trod UnterliI)pendieke

Abb. 19. Kleincr Sphenoidalwinkcl, mittlere Gr6ge des Gebil3winkels. Das Untergesicht zeigt eine geringe Tendenz zur Vorlage

bei den Fallen mit anatomisch korrekter Okkhlsion eine augerordentlich groge Verschiedenheit. Die geringste Lippendieke wu.rde mi~ 8 mm ~md die grSl3te mit 17 mm festgestellt. Der Durchschnittswert betrfigt 12,6 mm bei einer 5Iessung der Lippendieke am Lippenrotansutz bei ungezwungener Mundhaltung (Abb. 16---2 2).

Die Profilgestaltung ist zweifellos yon den sagittMen Lagebeziehungen in starkem 3Iage abh/ingig. Es zeigt sieh jedoeh, dab au.eh die vertikalen Verh/tlt- nisse nieht ohne Einflug auf das Profil sind. Die Vergnderungen, die das Profil dureh vertikale Abweiehungen erleidet, sind aber vorwiegend dureh die mit verti- kalen Abweichungen verbundenen Gebil3anomalien ~-erursaeht. Diese Ver~inde- rungen des Profils zeigen sieh aussehlieBlich im Untergesieht als eine Verringerung oder Vergr6gerung des Abstandes Subnasale--Gnathion. Bei den untersuehten Fallen mit anatomiseh korrekter Okklusion ergab sieh eine Best~tigung der GrSl3em-erhiiltnisse in dem Sinne, dab eine vertikale Dreiteilung des Gesiehtes

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Abb. 20. Gro3( r 8ph(moidalwink~'l,

nega t ivc r (~-esicht s- winkcl. Die Abwei- chung der beidcn WinkelgrO[3en yon den Durchschni t t s - grOBen ht, ben sich gegens(.itig allf

Abb. 2]. Grot'(.r 8phenoidalwinkel und Gebi~/schwen- kung nach vorn. Das Untc rges ich t zeigt eine La_-e inm,rhalb dcr nor- mah, n Var ia t ions- breite

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E. JrIaussec, Weichteilprofil und knSchelnes th'ofil bei anatomisch korrekter Okklusicn 41

volhanden ist. Die Abstttnde yore ~ 'aaransatz zum ,N-asion, vom ,N'asion zu.m Subnasale u nd vom Subnasale zum Gnathion sind mit geringen Abweiehungen gleieh grog. Das Verh~tltnis yore Subnasale zur Lippenspalte u.nd yon der Lippen- spalte zm~! Gnathion ist im Durehsehnit t 1 : 2.

Die Form des Weichteilprofils ist - - wie diese Untersuehungen zeigen - - ab- h/ingig yon der Form des kn6ehernen Profils und der Dieke derWeiehtei lbe-

Abb. 22. Kleiner Sphenoidalwinkcl und Gebif3sehwenkung nach hinten - - g r b B e r Gebigwinkel - - , d ies ich g e g e n s c i t i g a u f h e b e n i n i h r e r Auswirkung auf das Profil bei groger Weichteildickc am Kinn

deeku.ng. Es lagt sieh aber aus dem Weiehteilprofil auf den Verlauf des kn6ehernen Profils nur in besehr'gnktem Umfange sehliegen, da die Dieke der }Veiehteil- bedeekung groge Sehwankungen zeigt, die yon der Anlage, der Konsti tution, dem Alter und dem ~Erniihrungszustand abhfingig sind. Sowohl das Weiehteilprofil wie aueh das knSeherne Profil zeigen eine Abhgngigkeit yon der ;Ein}agerung des Gebisses im Sehadet dargestellt dureh den GebiBwinkel and yon den Beziehungen des Gesiehtssehii;dels zum Id'irnseh/tdel dargestellt dureh den SphenoidMwinkel, da mit einer Ver/inderung der GrOgen dieser Winkel aueh eine Veri~nderung in der Lage der Profilpunkte eintritt. Zur Klgrung zweifelhMter F';ille sollte daher stets neben der Profilphotographie aueh die ProfilfernrSntgenau.fnahme heran- gezogen werden, bei deren Auswertung die Werte der Untersuehung yon Fgllen mit anatomisch korrekter Okklusion als Vergleiehsbasis dienen.

Anschrift d. Verf.: Hamburg 20, Lenhartzstr . 9