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Weissbuch Architektur Entwicklungen und Positionen

Weissbuch Architektur - akbw.de€¦ · Inhalt Architektur bringt Lebensqualität 5 Die Gesellschaft braucht Baukultur 4 Bauaufgaben der Zukunft 5 Von der Quantität zur Qualität

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Weissbuch Architektur

Entwicklungen und Positionen

Weissbuch Architektur

Inhalt

Architektur bringt Lebensqualität 5

Die Gesellschaft braucht Baukultur 4

Bauaufgaben der Zukunft 5

Von der Quantität zur Qualität 6

Bauherr, Architekten und Bauunternehmen – ein magisches Dreieck 8

Wettbewerbe für die beste Lösung 14

Denkmalschutz – Erbe und Verpflichtung 16

Bildung, Ausbildung, Baukultur 17

Architektur + Freiberuflichkeit = Verbraucherschutz 19

Architektenkammern: Institutionen der Qualitätssicherung 22

Honorare und Ordnung 23

Deutsche Architekten, weltweite Aufgaben 25

Architekt: Ein klassischer Beruf ist immer wieder neu 27

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Architektur geht uns alle an. Architektur ist eine der ältesten Kultur-formen. Sie prägt unsere Umwelt, seit es Tempel und Paläste, Dör-fer und Städte gibt. Bauen ist ein Urtrieb des Menschen. Bauenwar immer ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Heute hängt jeder elf-te Arbeitsplatz an der Bauwirtschaft. Architektur bestimmt unser Leben und zeigt, welche Werte eine Gesellschaft verfolgt. Bauenist ein kultureller, sozialer und wirtschaftlicher Akt.

Die Welt des Planens und Bauens besteht aus vielen Facetten –das zeigt ein Blick in die Zeitung. Im Feuilleton steht die architek-tonische Gestaltung im Vordergrund. Im Politikteil der Zeitung liestman von Wohngeld und Mieterschutz. Der Wirtschaftsteil berich-tet von bauwirtschaftlichen Strukturanpassungen, der Finanzteilüber Immobilienfonds. Die Immobilienseiten erläutern lukrative Ab-schreibungsmodelle. Im Lokalteil geht es um die Vergabe kommu-naler Großaufträge, der Anzeigenteil schließlich spiegelt denWohnungsmarkt wider.

In Deutschland planen 110 000 Architekten, Innenarchitekten,Stadtplaner und Landschaftsarchitekten unsere Städte, Häuser,Wohnungen und Grünanlagen. Ein Planungsvolumen von 8,5 Milli-arden Euro bewegt jährlich eine Bausumme von über 240 Milliar-den Euro. Welche Aufträge Architekten bekommen, wie sie pla-nen, wie sie für ihre Arbeit ausgebildet sind, welche Qualitäts-kontrollen beim Gut Architektur greifen, ist entscheidend für unse-re Lebensqualität in Gegenwart und Zukunft.

Das „Weissbuch Architektur“ ist ein Beitrag der deutschen Archi-tekten zur Initiative Architektur und Baukultur des Bundesministeri-ums für Verkehrs-, Bau- und Wohnungswesen, die wir nachdrük-klich unterstützen. Es zeigt: Wenn aus vielen Bausteinen ein qua-litätsvolles Ganzes entstehen soll, muss unsere Gesellschaft gute,nachhaltige Architektur von Markt und Politik konsequent einfor-dern. Eine lebenswerte gebaute Umwelt ist kein Zufall, sonderndas Ergebnis von Bedingungen, die wir gemeinsam festlegen. DieArbeit von Architekten, Innenarchitekten, Stadtplanern und Land-schaftsarchitekten ist ein unverzichtbarer Beitrag für eine lebens-werte Umwelt. Nutzen wir als Gesellschaft die vorhandenenRessourcen und Kenntnisse, denn Architektur geht uns alle an.

Peter ConradiPräsident

Architektur bringt Lebensqualität

Dr. Christoph MünzerBundesgeschäftsführer

Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung IFAM Bremen. Brenner & Partner Architekten & Ingenieure, Stuttgart

Eine schöne Wohnung in einer guten Lage, gepflegte Grünanla-gen in einer lebenswerten Stadt, die eigenen, geschmackvollenvier Wände – der Wunsch nach einer intakten gebauten Umweltist so alt wie unsere Geschichte. Schon immer haben sich Men-schen über die Art ihres Zuhauses definiert. Auch die Gesellschaftzeigt sich über Architektur – gegenüber ihren Vorgängern undNachfahren genauso wie gegenüber anderen zeitgenössischenKulturen. Persönliche Wünsche und politischer Wille – privater undöffentlicher Bauherr – zeigen sich in vielfältigen baulichen Formenund Funktionen.

Architektur stiftet Nutzen – als stimulierendes Umfeld für Leben, Ar-beit und Freizeit, als Kulturgut, als soziales Umfeld für Kommuni-kation, als gesellschaftliches Vermögen, als volkswirtschaftlicherSchrittmacher. Das Fehlen von Architekturqualität kann Schaden

Die Gesellschaft braucht Baukultur 7

1. Die Pflege von Architektur als gesell-schaftlichem Wert ist Kennzeichen eineskulturbewussten Landes.

2. Baukultur erfordert gesellschaftlicheVerständigung – über Werte, Geschichte,Traditionen, Zukunft – regional, national,international.

3. Deutschland braucht – wie viele Nach-barländer zeigen – ein staatlich geförder-tes Architekturinstitut (Deutsche Bauaka-demie) und möglichst viele regionale Ar-chitekturzentren.

Positionen

anrichten – als Bausünde, als Haftungsfall, als Ghetto sozialer Iso-lation und Kriminalität, als Fehlspekulation. Gerade weil Nutzenund Schaden nicht immer leicht in Geld messbar sind, lohnt es sichfür unsere Gesellschaft darüber nachzudenken, wie Baukultur ent-steht und wie wir sie tiefer verankern können.

Architektur und Baukultur sind kulturelle, gesellschaftliche, politi-sche und wirtschaftliche Leistung. Architektur reicht vom demon-strativen Konsum für Privilegierte bis hin zur sozialen Versorgungfür jene, die sich alleine nicht helfen können. Entscheidungen überdie gebaute Umwelt – von der Landschaftsplanung über den Städ-tebau bis zur Innenarchitektur öffentlicher Gebäude – sind immersoziale Fragen; denn Entscheidungen darüber, was, warum, wieund wo gebaut wird, betrifft auch jene, die diese Entscheidungennicht treffen, aber mit ihnen leben müssen. Politiker aller Zeiten ha-ben sich deshalb immer für Planen, Bauen und Wohnen interes-siert. Die gebaute Umwelt bedeutet immer auch politische Verant-wortung.

In vielen Ländern Europas gibt es öffentlich geförderte Institutionen– Museen, Galerien, Zentren und Institute – zur Förderung von Ar-chitektur. So wie die bildende Kunst in öffentlichen Museen denMenschen gezeigt und bewusst gemacht wird, sollen öffentlicheArchitekturzentren die Auseinandersetzung unserer Gesellschaftmit der Architektur fördern.

8 Die Gesellschaft braucht Baukultur

Pinakothek der Moderne München. Stephan Braunfels Architekten, München/Berlin

Bauaufgaben der Zukunft10

Die Bauwirtschaft war lange Zeit eine der Lokomotiven unsereswirtschaftlichen Aufschwungs. 1960 kam noch jede achte Markdes Bruttoinlandsprodukts aus dem Hochbau. Als Beschäftigungs-motor und Schrittmacherbranche spielte die Bauwirtschaft beimWiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und nach der deut-schen Wiedervereinigung eine zentrale Rolle. Heute hat der Hoch-bau in Deutschland ein Volumen von 11 Prozent des Bruttoinlands-produkts.

Experten schätzen, dass es 2030 etwa 7 Prozent sein werden.Das bedeutet Strukturwandel: Die Baunachfrage wird sich quanti-tativ und qualitativ grundlegend verändern und zu einer neuen Si-tuation für die Gesellschaft, für die planenden Berufe und für dieBauwirtschaft führen.

Die Einwohnerzahl Deutschlands schrumpft – im Osten wie imWesten. Jährlich ist eine Zuwanderung von ca. 300 000 bis 500 000 Menschen erforderlich, um die Bevölkerung – und ihreNachfrage nach gebautem Raum – stabil zu halten. Die „Nor-malfamilie“ – das Ehepaar mit zwei Kindern – wird zur Ausnah-me. Wir bauen für immer weniger Menschen.

Innerhalb Europas, innerhalb der Bundesrepublik, innerhalb derBundesländer, innerhalb einzelner Städte gibt es mehr Migra-tion denn je. Wir bauen für eine mobile Gesellschaft im Struktur-wandel.

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4. Stadtplaner, Landschaftsarchitekten,Architekten und Innenarchitekten sollenfür eine Gesellschaft im Wandel planen.

5. Die Forschung zu den Themen Bau-nachfrage, Bautechnik, Baubetriebswirt-schaft (Demographie, Migration, Städte-bau, soziales Umfeld, neue Baustoffe,Ökologie, Lebenszykluskosten, Baufinan-zierung ...) muss intensiviert und aufQualität ausgerichtet werden.

6. Eine systematische Folgenabschätzungder Gesetzgebung auf Architektur undBaukultur ist regelmäßig vorzunehmen.

Positionen

Die Bedeutung der städtisch geprägten Umwelt nimmt zu. Nichtnur in der Dritten, auch in der Ersten Welt wird die Stadtlandschaftzum Lebensraum für mehr Menschen. Der Anteil der Einwohner instädtischer Besiedlung wird vermutlich in Europa von 74 Prozent(1996) auf 83 Prozent (2030) steigen. Wir bauen mehr Stadt.

Das städtische Umland gleicht heute weniger der verdichteten europäischen Stadt, sondern mehr der amerikanischen Suburbia.Neue Verkehre entstehen, Flucht aus der Kernstadt führt zur sozia-len Entmischung. Der ökologischen Forderung der Gesellschaft,Flächenversieglung und Zersiedlung aufzuhalten, steht der privateWunsch nach dem „Häuschen im Grünen“ gegenüber, dem Politi-ker sich nur schwer entziehen können. Wir bauen für Pendler undihre Autos.

Vieles, was wir brauchen, ist bereits gebaut, auch am richtigenOrt. Wir bauen weniger neu, wir bauen zurück, wir bauen um.

Die gestiegene Mobilität hat die Immobilie zur schnell handel-baren Ware werden lassen. Mieten und Kaufpreise schwankenstärker als früher. Wir bauen für einen empfindlichen Markt.

Wohnen entwickelt sich für breite Schichten vom elementaren Ver-sorgungsgut zum gehobenen Lifestyle-Produkt. Wir bauen mehrHochwertiges.

Manche Immobilien degenerieren zur Billigware. Wir bauen zuviel Minderwertiges, wir lassen zu viel Minderwertiges stehen.

Um diese komplexen Entwicklungen verstehen und baulich auffan-gen zu können, brauchen wir intelligente Forschung, wirksameund dezentrale Strategien und sachkundige Experten, auf derenFachwissen wir bauen können.

12 Bauaufgaben der Zukunft

Volkswagen AG Gläserne Manufaktur Dresden. HENN Architekten Ingenieure, München

Von der Quantität zur Qualität

Die Einflussnahme der Politik auf die Bauwirtschaft hat Tradition.Die hohe Beschäftigungswirkung der Baubranche, der schnelle zyklische Wechsel vom Boom zur Krise, der enge Zusammenhangvon Städtewachstum, Wohnungsbau und sozialen Fragen habendie Bauwirtschaft als einen Bereich mit hoher Staatstätigkeit eta-bliert.

Der Gesetzgeber hat die Branche mit einem engmaschigen Netzan Gesetzen, Verordnungen und Vorschriften überzogen und fürsteuerliche Vergünstigungen, Förderwege und Subventionen ge-sorgt. Es war ein zentrales politisches Ziel, breite Schichten derBevölkerung mit erschwinglichen Wohnungen zu versorgen. DasZiel scheint inzwischen erreicht: Seit 1960 hat sich die durch-schnittliche Quadratmeterzahl pro Einwohner von 22 auf fast 42Quadratmeter erhöht. Im Jahr 2030 werden es rund 55 Quadrat-meter sein. Deutschland liegt im internationalen Vergleich weit vor-ne. Dennoch gibt es in den wirtschaftlich starken Ballungsräumenimmer noch Mangel an preiswerten Wohnungen. Gleichzeitigstehen in Ostdeutschland über eine Million Wohnungen leer. Auchder Westen kennt Leerstände, vor allem in Stadtrandsiedlungender sechziger und siebziger Jahre.

Wohnungswirtschaft und Wohnungspolitik stehen vor einer neuenSituation. Bisher wurden Quantitäten eines einfachen Versor-gungsguts gefördert, heute sind die Qualitäten eines gehobenenKonsumguts gefragt. Die Nachfrage hat sich regional und perso-nal stark differenziert. Einen einheitlichen Wohnungsmarkt gibt esnicht mehr.

Wohnungspolitik muss heute schneller, transparenter und direkterwirken, um auf die komplexen Trends zu reagieren. Gefragt sindeine Politik für mehr Qualität und eine effiziente Förderstruktur. DasDilemma: Der Förderdschungel ist zu dicht, um ihn zu durch-schauen, aber dennoch nicht komplex genug für die wachsendeVielfalt der Anforderungen.

Jährlich werden etwa 16,5 Milliarden Euro an direkten und indi-rekten Fördermitteln gewährt. Damit werden rund 12 Prozent desgesamten Wohnungsbaus mit großen Investitions- und Kapitalströ-men subventioniert und gelenkt. Steuerliche Anreize, nicht die tat-sächlichen Bedürfnisse der Menschen waren und sind häufig dieAuslöser von Immobilieninvestitionen. Der rein steuerlich motivier-te Bauherr baut deshalb oft das falsche Objekt, am falschen Ortund zum falschen Zeitpunkt. Er will Steuern sparen, nicht bauen,und löst damit Fehlinvestitionen aus, die weiteren Mangel und Sub-ventionsbedarf nach sich ziehen. Architektur und Baukultur werdenvom gesellschaftlichen Ziel zu einem fiskalischen Nebenproduktdegradiert. Ästhetische, bauliche, soziale Qualität spielt keine Rolle.

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„Gestalten heißt: In Fesseln tanzen.“Walter Gropius (1883–1969)

7. Politik, Verwaltung, Kammern und Ver-bände sollen Qualitätsleitbilder für dieWohnungs- und Immobilienwirtschaft for-mulieren.

8. Die qualitative Förderpolitik für Woh-nungs- und Städtebau muss gestärkt wer-den. Qualität und Nachhaltigkeit müssenzu städtebaulichen und architektonischenZielgrößen werden.

9. Die Gebäudeplanung muss sich amlangfristigen Gebäudewert und an denLebenszyklus-/Gebrauchskosten orientie-ren.

10. Die Bedürfnisse der Bürger müssenbesser berücksichtigt werden durch– Konzentration auf Qualität bei der ob-jektbezogenen Förderung– Kaufkraftstärkung von Käufern undMietern (Steuerreform, Wohngeld)– Abschaffung der Grunderwerbssteuerzur Entlastung der Schwellenhaushalte.

11. Innerstädtische Bodenpreise und Er-schließungskosten müssen gesenkt wer-den durch– Mobilisierung der inneren Flächenre-serven– Senkung von Gebühren für Katasteretc., Anliegerkosten etc.

12. Die Förderung von Bauen im Bestandmuss verbessert werden.

13. Das Baurecht sollte vereinfacht, dieLandesbauordnungen sollten harmoni-siert werden.

Positionen

Andererseits sind viele Bauaufgaben noch ungelöst. Die Käuferund Mieter von Immobilien sind anspruchsvoller geworden, dasgilt auch für den Wohnungsbau einfacher Qualitäten und Preise.Preiswerte Wohnungen gibt es aufgrund des wachsenden Leer-stands in Ost und West mehr als früher, aber guter, passenderWohnraum bleibt knapp, in Ballungsräumen oft unerschwinglich.

Die Eigentumsquote in Deutschland ist noch immer vergleichsweiseniedrig. Vieles, was als „schnelle Architektur“ des Wirtschaftsauf-schwungs in den fünfziger Jahren oder nach 1989 entstand, ent-spricht nicht mehr unseren Vorstellungen von Qualität. Dies giltnicht nur für Ästhetik, Architektur und Wohnumfeld, sondern auchfür Zuschnitt, Ausführung, Technik, Ökologie und Baustoffe. Wirbrauchen nicht vor allem mehr, sondern vor allem bessere Archi-tektur. Wir brauchen eine Qualitätsoffensive und einen Schutz derGesellschaft und des Nutzers vor Gebäuden, die unseren Ansprü-chen langfristig nicht genügen.

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Berufsbildungszentrum der DVAG Stapelfeld/Brandenburg/Meerbusch. BRT Architekten Bothe Richter Teherani, Hamburg

14. Jeder Bauherr muss seine gesell-schaftliche Verantwortung bewusst wahr-nehmen. Alle Bauaufgaben – öffentlichewie private – sind vor Planungsbeginnvon Bauherren und Architekten genau zudefinieren.

15. Das Dreieck Bauherr, Architekt undBauunternehmen muss in seiner eindeuti-gen Trennung von Aufgaben, Kompeten-zen und Verantwortungen im Interessevon Baukultur, Kostenkontrolle und Ver-braucherschutz funktionsfähig bestehenbleiben.

16. Baukultur braucht den jeweils bestenAnbieter. Qualitätsbewusste Bauherrensollten aus Wirtschaftlichkeits- und Qua-litätsgründen die Planung und die Bau-ausführung getrennt vergeben.

Positionen

Das Dreieck Bauherr, Planer und ausführende Bauwirtschaft stehtin besonderer Pflicht. Der Bauherr formuliert die Aufgabe, Ar-chitekten und Ingenieure erarbeiten die planerische Lösung, dieBauunternehmen und Handwerker setzen sie um. Nur wenn Ar-beits- und Verantwortungsteilung gelingen, kann Baukultur als inter-disziplinäres Werk entstehen.

Dieses Dreieck ist aus der Balance geraten. Bauherren, die ihreAufgabe wahr- und ernst nehmen, werden immer seltener. Doch oh-ne den Willen des Bauherren kann es keine Baukultur geben. Nurwenn die Bauaufgabe klar definiert und an Qualität ausgerichtetwird, nur wenn die Ressourcen dem Ziel angemessen sind, kannaus der komplexen Situation am Bau ein Gebäude von dauerhaf-tem Nutzen und bleibendem Wert entstehen. Wo ein fester Bau-herrenwille und klar umrissene Bauaufgaben fehlen, breiten sichMasse und Beliebigkeit aus. Städte wuchern, statt zu wachsen, Ge-bäude werden zu gesichtsloser Baukonfektion. In einer pluralisti-schen Gesellschaft gibt es viele Bauherren mit unterschiedlichenZielen. Ihr Engagement für architektonische Qualität trägt entschei-dend zur Baukultur und Lebensqualität in Deutschland bei.

Der Architekt soll Treuhänder seines Bauherren sein und dessenInteressen vertreten. Die Tendenz, Planung und Bauausführung zu-sammen zu vergeben, macht den Architekten zum Subunternehmerdes Generalübernehmers. Darunter leiden Kostentransparenz undQualität.

17Bauherr, Architekten und Bauunternehmen – ein magisches Dreieck

Bauherr, Architekten und Bauunternehmen – ein magisches Dreieck

„Bauherr Demokratie“

Eine demokratische Gesellschaft stellt sich auch in ihren stadt-räumlichen Strukturen und Gebäuden dar. Die öffentliche Handbaut als „Bauherr Demokratie“ Kindergärten, Schulen, Schwimm-bäder, Museen, Theater, Finanzämter, Gerichtsgebäude, Kasernenund Krankenhäuser, Flughäfen und Bahnhöfe – kurz, die gesamteInfrastruktur für ein modernes Staatswesen. Deutschland braucht eine funktionierende Infrastruktur, moderne Städte und Gebäude,die nach neuesten Erkenntnissen und bewährten Erfahrungen ge-plant und gebaut sind.

Der demokratische Staat ordnet das Bauen durch die Baugesetz-gebung und setzt den Rahmen der Landschafts- und Städtepla-nung. Gebietskörperschaften bestimmen über Flächennutzungs-und Bebauungspläne die Strukturen des gebauten Lebensraums.Planungsämter repräsentieren den Bauherren Demokratie. Ohnefachlich kompetente kommunale und staatliche Ämter gibt es kei-ne Baukultur.

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17. Der öffentliche Bauherr muss Vorbildsein. Er hat bei seinen Projekten auf qua-litätsvolle Architektur und solides, nach-haltiges Bauen zu achten.

18. Der öffentliche Bauherr soll sich mitseinen Bauverwaltungen auf seine Bau-herrenfunktion konzentrieren. ÖffentlicheBauverwaltungen brauchen dafür einenangemessenen Personalbestand an quali-fizierten Architekten und Ingenieuren. UmFachkompetenz zu erhalten und für qua-lifizierten Nachwuchs attraktiv zu blei-ben, sollten öffentliche Bauverwaltungeneinen Teil ihres Bauvolumens selbst aus-führen.

19. „Scheinprivatisierungen“ oder ande-re Umgehungen der öffentlichen Bauher-renverantwortungen sind kein Weg zulangfristigen Kosteneinsparungen odermehr Bauqualität.

20. Deutschland braucht eine dauerhafteöffentliche Infrastrukturoffensive für Städ-tebau und Architektur, um die Qualitätdes Bestands zu sichern und den künfti-gen Bedarf zu befriedigen.

21. Die Kommunen sind die Zentren die-ser Infrastrukturoffensive. Ohne eine Re-form der Kommunalfinanzen können siediese Rolle nicht erfüllen.

Positionen

Der „Bauherr Demokratie“ ist seit Jahren auf dem Rückzug. Mit denknappen öffentlichen Haushalten werden auch die Budgets derBauverwaltungen gekürzt. Der Bürger wird dadurch selten entlas-tet – im Gegenteil. Der Verfall vieler öffentlicher Gebäude ist einspürbarer Verfall des Staates selbst. Eine Sanierung herunterge-kommener Objekte kostet zudem mehr als ihre kontinuierliche Pfle-ge. Hier muss eine qualitätsorientierte Infrastrukturoffensive, wiesie die Öffentlichkeit seit langem fordert, bald Abhilfe schaffen.Ohne ein deutliches finanzielles Engagement des Staates wirddies nicht gelingen.

Eine Neuordnung der Kommunalfinanzen ist unverzichtbar, wenn derBauherr Demokratie vor Ort seiner Verantwortung gerecht werden soll.

Die „Privatisierung“ von öffentlichen Bauverwaltungen ist kein ge-eigneter Weg, die Ziele Ökonomie und Qualität miteinander zuversöhnen. In der Regel handelt es sich um „Scheinprivatisierun-gen“, die eine ehemalige öffentliche Baubehörde in einen orga-nisatorischen Zwitter verwandeln, der nicht die Vorteile, sonderndie Nachteile von Staat und Privat kombiniert. Scheinprivatisie-rungen bringen nicht mehr, sondern weniger Markt. Staatlich ge-währte Mindestumsätze, durch Personalverflechtung gewonneneZugriffs- und Informationsvorsprünge privilegieren das scheinpri-vatisierte Unternehmen am Markt. Knappe Steuergelder werdendazu verwendet, die Aktivitäten einer ehemaligen Behörde zu sub-ventionieren und die privaten Anbieter vom Markt zu verdrängen.

Auch die „private Finanzierung öffentlicher Infrastrukturvorhaben“im Sinne einer privaten Vorfinanzierung von Bauvorhaben ist kritisch zu werten, denn auch privates Geld muss refinanziert werden. Der Staat kann sich preiswerter refinanzieren als die kri-sengeschwächte Bauwirtschaft. Public private partnership – die(teilweise) Auslagerung von öffentlichen Bau- und Infrastrukturvor-haben an Private – ist dann ein Weg, wenn dabei Qualität gesi-chert wird und der Mittelstand in der Bauwirtschaft intakt bleibt.

Beim Ersatz öffentlicher durch privatwirtschaftliche Strukturen müssenBürger und Staat sich fragen, inwieweit durch die Umgehung vonVorschriften für den öffentlichen Bauherren nur formale Vorteile er-reicht werden oder wesentliche Staatsaufgaben (Bauherrenfunktion)unwiederbringlich verloren gehen. Privatwirtschaftliche Strukturensind nicht automatisch effizienter oder profitabler, sie haben nicht im-mer langfristige baukulturelle Qualität, sondern oft die schnelle ei-gene Rendite vor Augen. Andererseits müssen auch Baubehördensich ständig einer veränderten Bauwelt anpassen können.

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„Architektur verewigt und verherrlicht etwas. Darum kann es Architektur nicht geben, wo nichts zu verherrlichen ist.“ Ludwig Wittgenstein (1889–1951)

22. Architektur ist ein „weicher Standort-faktor“, der privaten und öffentlichenNutzen stiften kann.

23. Auch der private Bauherr muss be-rücksichtigen, dass er für die Öffentlich-keit baut. Immobilieneigentum bedeutetimmer Öffentlichkeit und soziale Ver-pflichtung. Die Sozialbindung des Eigen-tums (§14 GG) gilt in besonderem Maße.

24. Baukultur braucht Bürgerbeteiligung.Auch der private Bauherr muss eine Iden-tifikation der Nutzer mit dem Gebäudeanstreben.

Positionen

Der private Bauherr

Der private Bauherr dominiert. Über 90 Prozent der Bauinvestitio-nen entstammen privatem Engagement. Baukultur ist deshalb nurmöglich, wenn sich möglichst viele Bauherren bewusst für Qualitätentscheiden. Dabei ist Qualität nicht immer eine Frage des Prei-ses. Ein guter Entwurf kostet in der Ausführung nicht mehr als einschlechter. Gute Architektur kann Kosten sparen und für Wertsta-bilität sorgen.

Die Wirtschaft baut Industrieanlagen, Einkaufszentren, Firmenzen-tralen, Kinos, Lager und Verwaltungsgebäude und Wohnungen. In-vestoren und Wohnungsbaugesellschaften sind Bauherren für Drit-te: Sie bauen Immobilien, die sich rechnen müssen. Die privatenHaushalte agieren als Bauherren ihrer Eigenheime. Sie bauen mitArchitekten oder kaufen „von der Stange“. Aber auch der privateBauherr baut nicht für sich allein. Jedes Bauen ist soziale Ver-pflichtung, ist Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum.

Bei vielen privaten Bauherren wächst die Erkenntnis, dass gute Architektur und Ausführung langfristig werthaltiger sind. Fortschritt-liche Bauherren stellen sich und ihre Organisationen über Bau-kultur dar. Privater Raum präsentiert sich bewusst als öffentlicheAngelegenheit. Investoren werden zu Städtebauern. Das bringtChancen der Finanzierung, aber auch Risiken einer fehlendenBürgerbeteiligung bei der Gestaltung des öffentlichen Raums. Derprivat finanzierte öffentliche Raum ist nur dann ein Ausweg aus derFinanzkrise der öffentlichen Haushalte, wenn es gelingt, Qualitätund Bürgerakzeptanz herzustellen.

20Bauherr, Architekten und Bauunternehmen – ein magisches Dreieck

25. Architekten, Stadtplaner, Landschafts-architekten und Innenarchitekten erfülleneine Doppelfunktion: Sie dienen demBauherren und seinen Bedürfnissen, sieübernehmen aber auch gesellschaftlicheVerantwortung für die Gestaltung der ge-bauten Umwelt.

26. Architekten, Stadtplaner, Landschafts-architekten und Innenarchitekten müssendazu über eine adäquate Ausbildung ver-fügen und von den ausführenden Unter-nehmen wirtschaftlich unabhängig sein.

Positionen

Architekten

Baukultur ist wie eine gelungene Inszenierung. Ohne engagierteProduzenten, ohne gute Darsteller und ohne ein begeistertes Publikum kann sie nicht zu einem Erfolg werden. Architekten,Stadtplaner, Landschaftsarchitekten und Innenarchitekten sind dieAutoren und Regisseure dieser Inszenierung. Sie planen die Bau-ten und überwachen die Ausführung. Architekten und Ingenieuretreten an für eine gelungene Verwirklichung von qualitätsvoller Ar-chitektur im Wettbewerb um die besten planerischen Ideen imInteresse der Gesellschaft.

Der Architekt muss seinen Bauherren verstehen und dessen Wün-sche abbilden, er sollte ihn aber auch von Neuem, Unbekanntemüberzeugen. Architekten sind Lotsen, Treuhänder für Bauherr undGesellschaft. Architekten müssen für den Investor Termine und Kosten einhalten, dem täglichen Nutzer Freude bereiten und denPassanten durch ihren Entwurf beeindrucken. Das ist viel und viel-fältig. Wie Architekten ausgebildet sind, unter welchen Rahmen-bedingungen sie arbeiten und ihre Dienstleistung anbieten, wel-che Qualitätssicherungssysteme sie entwickelt haben, entscheidetdarüber, ob Baukultur gelingt.

21Bauherr, Architekten und Bauunternehmen – ein magisches Dreieck

„Der gute Architekt muss dem Interesse des Publikums dienen undgleichzeitig wirkliche Führung zeigen, die sowohl dem Bauherrenwie auch dem Arbeitsteam die Richtung weist.“Walter Gropius (1883–1969)

27. Die öffentlichen und privaten Bauher-ren und die Gesellschaft dürfen die an-haltenden Überkapazitäten nicht zur kurz-fristigen Überforderung der Bauwirtschaftmissbrauchen. Die VOB/VOL/VOF isteinzuhalten. Rücksichtsloses Preisdrückengeht zu Lasten der Qualität des Bauens.

28. Der Trend, sich über missbräuchlicheund illegale Maßnahmen (extensives Sub-unternehmertum, Schwarzarbeit ...) Ko-stenvorteile zu verschaffen, muss von al-len Seiten bekämpft werden. Der Staatmuss durch schärfere und durchgesetzteRegeln Schranken gegen Missbrauch er-richten, Bauherren dürfen nur an legaleund betriebswirtschaftlich plausible An-bieter Aufträge vergeben, Bauunterneh-men müssen nachvollziehbar kalkulieren.

Positionen

Die Bauunternehmen

Qualität kann nicht nur geplant, sie muss auch gebaut werden. Dierund 80 000 Unternehmen der deutschen Bauwirtschaft befindensich derzeit in der wohl größten Strukturanpassung seit Jahrzehn-ten. Große Überkapazitäten, ein existenzbedrohender Preiswett-bewerb und die Arbeitslosigkeit am Bau drohten die einstigeSchrittmacherbranche geistig und materiell auszubluten.

Viele Änderungen im Baugeschäft sind defensiv, denn sie betref-fen einseitig das Thema „Kosten“. Generalübernehmer, Projekt-steuerer, Juristen dominieren zunehmend das Baugeschehen. Ex-zessives Subunternehmertum, Sozialdumping, Schwarzarbeit undPfusch am Bau bestimmen die öffentliche Wahrnehmung. Die Bau-wirtschaft hat derzeit für die Forschung – gemessen am Umsatz –nur ein Zehntel des Betrags übrig, der vom Durchschnitt der Wirt-schaft investiert wird. 1991 war der Forschungsaufwand nochdoppelt so hoch. Mit dem Nachfragerückgang hat sich die Bau-wirtschaft zu einer kurzatmigen Branche im permanenten Über-lebenskampf entwickelt.

Fortschritte in Architektur, Bautechnik, Baulogistik werden von zuwenigen erkannt und genutzt. Paradox: Die Qualität büßt im rui-nösen Wettbewerb des Massengeschäfts ihren Vorsprung ein, ob-wohl Qualität in Planung und Ausführung die einzige lukrativeWachstumskonstante der Branche ist. Viele Baugeschädigte lei-den an den Fehlern vergangener Jahrzehnte, und die Gesellschaftwiederholt diese Fehler, obwohl sie es heute besser wissen müss-te. Das Schlagwort „lean construction“ schlägt auf die Gesell-schaft zurück.

22Bauherr, Architekten und Bauunternehmen – ein magisches Dreieck

Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Bauherr: Fam. Röchling

Wettbewerbe für die beste Lösung

Wer eine Leistung beurteilen will, stellt Vergleiche an. Nur bei einer Gegenüberstellung von verschiedenen Preis/Qualitäts-Kom-binationen kann man vernünftig abwägen und entscheiden. Auchwer etwas Neues bauen will, sollte Vergleiche anstellen. Die of-fene Ausschreibung, der anonyme Wettbewerb und das qualifi-zierte Preisgericht sind bewährte Institutionen, mit denen baulicheInnovationen sichtbar und vergleichbar werden.

Architektenwettbewerbe „fordern dazu heraus, die eigene schöp-ferische Kraft im direkten Vergleich mit anderen zu messen“ (Grund-sätze und Richtlinien für Wettbewerbe auf den Gebieten der Raum-planung, des Städtebaus und des Bauwesens GRW 1995). DasErgebnis dieses Vergleichs ist eine Fülle von Ideen und Vorschlägen,unter denen die Preisrichter und der Bauherr auswählen können.Wer in einem so genannten Ideenwettbewerb die gestellte Pla-nungsaufgabe am besten löst, wird ausgezeichnet und bekommt für seine ideelle und materielle Leistung einen Preis. Beim Realisie-rungswettbewerb hat der Auslober die Pflicht, den Verfasser einerder ausgezeichneten Entwürfe mit der Planung zu beauftragen.

Die Vorteile dieses Verfahrens liegen auf der Hand: Durch genaudefinierte Aufgabenstellungen wird durch die Konkurrenz der Entwürfe ein Niveau erreicht, das der Auslober über eine Di-rektbeauftragung in der Regel nicht bekommen hätte. Aus jedem Wettbewerb entsteht ein Erkenntnisgewinn in funktionaler, gestal-terischer und wirtschaftlicher Hinsicht.

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„Wettbewerb ist ein Entdeckungsverfahren.“Friedrich August von Hayek (1899–1992)

29. Das Wettbewerbswesen muss als Bei-trag zu planerischer Innovation und Bau-kultur gestärkt werden.

30. Bund, Länder und Kommunen müssenfür eine möglichst einheitliche Anwen-dung der GRW 1995 auf allen Ebenen –auch bei den Empfängern öffentlicher Zuwendungen – sorgen.

31. Die Grundsätze der Anonymität derTeilnehmer und der Unabhängigkeit desPreisgerichts müssen im europäischenund internationalen Raum durchgesetztwerden.

32. Private Bauherren müssen für dieDurchführung von Wettbewerben gewon-nen werden.

Positionen

Wettbewerbe befördern die Diskussion um Baukultur und die öf-fentliche Dimension des Bauens. Wettbewerbe sind öffentlich-keitswirksame Wettkämpfe von hohem Bürgerinteresse. In ihnendokumentiert sich das nationale und internationale Ansehen vonArchitekt und Architektur.

Wettbewerbe helfen Kosten senken. Langjährige Studien habenergeben, dass die Kosten eines Wettbewerbs nur 2 – 3 Prozent derBausumme ausmachen, aber ca. 5 Prozent Einsparungen bringen.

Wettbewerbe objektivieren die Diskussion bei der Vergabe vonPlanungsaufträgen. In den anonym durchgeführten Verfahren trifftdas vom Auslober berufene Preisgericht von Architekten (Fach-preisrichter) und Vertretern des Bauherren (Sachpreisrichter) seineEntscheidung.

Anonyme Wettbewerbe sorgen für Transparenz bei der Vergabeöffentlicher und privater Aufträge. Damit haben auch junge undwenig bekannte Architekten eine faire Chance. Wettbewerbe sindMachtbegrenzungsmechanismen und dienen dem Schutz von Ver-braucher und Steuerzahler.

Mit der GRW 1995, die sich zu einer Art „allgemeinen Ge-schäftsbedingung“ für die Veranstaltung von Wettbewerben ent-wickelt hat, liegt ein bewährtes und transparentes Verfahren vor.Die Grundsätze des Architektenwettbewerbs sind darüber hinausin der Verdingungsordnung für freiberufliche Leistungen (VOF) ver-ankert und damit vom öffentlichen Auftraggeber zwingend zu be-obachten. Die Architektenkammern der Länder bieten dazu Infor-mationsmaterial und Beratungsleistungen an.

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Bundeskanzleramt Berlin. Axel Schultes Architekten, Berlin

Baudenkmale sind ein besonderes Erbe. Sie schaffen unverwech-selbare Städte und Dörfer. Weil viele Denkmale alltäglich sind, wer-den sie oft nicht bewusst wahrgenommen. Unser Erbe besteht ausmittelalterlichen Kirchen, barocken Schlössern und wilhelminischenStandbildern, archäologischen Gräberfeldern, historischen Parkan-lagen, modernen Fabriken und vielem mehr. Das Interesse an Denk-malen rührt nicht allein aus ihrem künstlerischen Wert her. Ebensobedeutsam ist die geschichtliche, volkskundliche, wissenschaftliche,technische oder städtebauliche Rolle von Denkmalen.

Die Geschichte schreitet voran. Wichtige und typische Bauten derjüngeren Vergangenheit müssen ebenfalls unter Denkmalschutz ge-stellt werden. Die Erfahrung zeigt: Gelungene Alltagsarchitekturvon heute kann schnell zum Denkmal von morgen werden.

Denkmalschutz – Erbe und Verpflichtung 27

„Selbst das Fehlerhafte, wenn es aus dem Geschmackder Zeit hervorgegangen ist, wird in der historischenReihe ein interessantes Glied sein und, an seinem Platze,manchen Wink und Aufschluss geben.“ Karl Friedrich Schinkel (1781–1841)

33. Baudenkmale sind Erbe und Ver-pflichtung, denn sie machen unsere Ge-schichte sichtbar.

34. Denkmalschutz heißt Substanzerhalt.Substanzerhalt ist oft mit neuer Nutzungverbunden. Eine einfühlsame Planung istoriginäre Aufgabe von Architekten.

35. Denkmalschutz braucht transparenteund praxisnahe Kriterien, eine intensiveöffentliche Diskussion und zielgerichteteöffentliche und private Umsetzung.

Positionen

Dabei soll die Welt nicht zum Museum werden. Die Auswahl vonDenkmalen muss sich auf beispielhafte Objekte konzentrieren. Da-für werden transparentere Denkmalkriterien ebenso erforderlichwie unabhängige Fachleute, die als „Anwälte des baulichen Er-bes“ gegenüber der Öffentlichkeit begründen, warum ein Gebäu-de unter Denkmalschutz gestellt und damit geschützt und erhaltenwerden soll. Zur staatlichen Verantwortlichkeit für den Denkmal-schutz gibt es keine Alternative. Als sinnvolle Ergänzung müssenprivate Stiftungen und Vereine gefördert werden.

Die Kernaufgabe des Denkmalschutzes ist neben Forschung undDokumentation der Substanzerhalt. Die dauerhafte Nutzung einesGebäudes ist dafür die beste Voraussetzung. Weil viele Denkma-le ihre ursprüngliche Funktion inzwischen verloren haben, dürfenbehutsame bauliche Veränderungen und Ergänzungen kein Tabusein, wenn eine neue Nutzung dadurch möglich ist. Die Erschlie-ßung vorhandener Substanz geht über eine rein kulturelle Ver-pflichtung hinaus. Als schonender Umgang mit Ressourcen ist siezugleich ein Gebot der Nachhaltigkeit.

Denkmalschutz schärft das Bewusstsein für die gebaute Umwelt.Die Achtung vor den kulturellen Leistungen der Vergangenheit wirktals ästhetische Schulung und Ansporn für die Qualität modernerArchitektur.

28 Denkmalschutz – Erbe und Verpflichtung

Burda Medienpark Offenburg. Ingenhoven Overdiek und Partner, Düsseldorf

Bildung, Ausbildung, Baukultur

Urteilsvermögen braucht Schulung. Dies gilt auch für die Wahr-nehmung und Beurteilung von Architektur. Der Zugang zu Ästhe-tik, Gestaltung, Form, Material und Farbe muss erlernt und sinnlich erfahren werden. Architektur, Bau- und Wohnkultur müssen in allen Schulen in den Lehrplänen stehen und anschaulich in den Fächern Kunst, Geschichte, Deutsch und Sozialwissenschaft ge-lehrt werden.

Wer früh den kulturellen, funktionalen und emotionalen Wert dergebauten Umwelt erfährt, wird sich in seinem späteren beruflichenund privaten Leben für Baukultur engagieren. Das Interesse derBürger an einer menschengerecht gebauten Umwelt, die ökologi-schen Anforderungen entspricht, ist eine Voraussetzung für Bau-kultur.

Die Qualität der Architekturausbildung an den Hochschulen ent-scheidet über die Qualität der Architektur „Made in Germany“ undüber die zukünftige wirtschaftliche Existenz der Architekten.

Aus dem klassischen Entwurf als Kernkompetenz des Architekten istmehr geworden als die reine, ästhetische Baukunst. Architekturwird zur Baukultur, wenn vertiefte Kenntnisse über die Bedürfnisseder Menschen, über Baukonstruktion und Materialkunde, aberauch über Ökologie, Recht und Ökonomie, in die Planung einflie-ßen. Architektur und Baukultur sind Querschnittsaufgaben. DasHochschulfach Architektur muss vermitteln:

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„Architektur ist der Anfang der Kunst.“ Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 –1831)

36. Das Thema Architektur muss in dieLehrpläne aller Schulen aufgenommenwerden. Lehrer und Dozenten müssen sichentsprechend weiterbilden.

37. Die Fakultäten und Fachbereiche sinddurch Intensivierung von Forschung undLehre international wettbewerbsfähig zuhalten.

Positionen

– Den gestalterischen Entwurf als Königsdisziplin. Architektur alsKulturform darf sich nicht als reine Technik verstehen, sondern musseinen humanistisch geprägten Grundansatz verfolgen.

– Die Einsicht, dass aus bloßem Design keine Baukultur entstehenkann, sondern dass die bauliche Umsetzung des Entwurfs so wich-tig ist wie der Entwurf selbst. Diese Umsetzung von Architektur istHandwerk und Management und muss entsprechend gelehrt undgelernt werden.

– Einen Fächerkanon, der einerseits klassische Kernkompetenzenfixiert und andererseits auf aktuelle Erfordernisse reagieren kann(Ökologie seit den achtziger Jahren, Kostenmanagement seit denneunziger Jahren ...).

– Die Einsicht, dass ein Architekturstudium der Anfang eines lan-gen, intensiven Lernprozesses ist. Das Studium der Architektur isteine lebenslange Aufgabe.

Der Hochschulstandort Deutschland steht auch für den Bereich Architektur auf dem Prüfstand. Das hohe Niveau der Ausbildungkann nur gehalten werden, wenn die Qualität von Lehre und Entwicklung, wenn Praxisbezug, Auswahl der Besten und inter-nationaler Austausch weiterhin auf hohem Niveau bleiben. DerRückgang in der Bauwirtschaft und die nachlassenden Studenten-zahlen drohen sich in schlechterer Ausstattung der Fakultäten undFachbereiche niederzuschlagen. Neue Impulse auch im Bildungs-sektor sind erforderlich, wenn die Planungs- und Bauwirtschaft re-vitalisiert werden soll.

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Verwaltungsgebäude der Braun AG Kronberg. schneider+schumacher Architektur, Frankfurt am Main

Schlechte Produkte kann man umtauschen, schlechte Gebäudehingegen beeinträchtigen die Lebensqualität vieler Menschen überJahrzehnte. Nur wenige – und zumeist nicht die Nutzer – ent-scheiden über die Vergabe von Bauaufträgen, aber schlechte Ge-bäude müssen wir als Gesellschaft gemeinsam ertragen. Die Ent-scheidung des Bauherren betrifft damit nicht nur ihn selbst. DerBauherr ist nicht allein der „Verbraucher von Architektur“ – das istdie Gesellschaft. Wer immer baut, tritt in Kontakt mit der Gesell-schaft, die das Gebäude nutzt, betrachtet, sich daran erfreut oderdarunter leidet. Verbraucherschutz ist mehr als Bauherrenschutz,denn Architektur ist ein öffentliches Gut.

Bei funktionierendem Wettbewerb hat der Kunde die Wahl: Erkann reklamieren und zur Konkurrenz gehen. Der Kunde ist abernur dann König, wenn er wirklich „kundig“ ist. Bei der wachsen-den Zahl von komplexen Planungsleistungen, bei denen der Ar-chitekt eine weitreichende Beratungsfunktion gegenüber dem meis-tens unkundigen Kunden erfüllt, müssen Qualitätskontrolle und Verbraucherschutz vorbeugend wirken. Da der Kunde die Ge-brauchsqualität der Planungsleistung erst prüfen kann, „wenn es zuspät“ ist, muss die Qualitätskontrolle im Vorfeld bei der fachlichenQualifikation des freiberuflichen Architekten ansetzen.

Architekten zählen zu den Freien Berufen. Die Freien Berufe habensich historisch aus den ersten akademischen Berufen (Arzt, Rechts-anwalt, Apotheker etc.) heraus entwickelt. Sie stehen seit Jahrhun-derten für Professionalität und einen unabhängigen Status zwi-schen Bürger, Wirtschaft und Staat.

Der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) definiert Freiberuflich-keit wie folgt: „Angehörige Freier Berufe erbringen aufgrund be-sonderer beruflicher Qualifikation persönlich, eigenverantwortlichund fachlich unabhängig geistig-ideelle Leistungen im Interesse ihrer Auftraggeber und der Allgemeinheit. Ihre Berufsausübungunterliegt in der Regel spezifischen berufsrechtlichen Bindungennach Maßgabe der staatlichen Gesetzgebung oder des von derjeweiligen Berufsvertretung autonom gesetzten Rechts, welchesdie Professionalität, Qualität und das zum Auftraggeber bestehen-de Vertrauensverhältnis gewährleistet und fortentwickelt.“

Architektur + Freiberuflichkeit = Verbraucherschutz 33

Hohe Professionalität und Qualität sind ohne eine gründliche Aus-bildung nicht möglich. Internationale Richtlinien wie der Accordder Union Internationale des Architectes (UIA) von 1999 sehen einStudium von fünf Jahren als Minimum an, um einen Überblick überdie vielschichtige Materie sicherzustellen. Im Durchschnitt studiertein Universitäts-Absolvent der Fachrichtung Architektur heute inDeutschland 13 Semester, ein FH-Architekt 11 Semester bis zumAbschluss. Je nach Bundesland sind anschließend zwei bis dreiJahre Berufserfahrung erforderlich, bis sich der Absolvent in dieArchitektenliste der jeweiligen Landesarchitektenkammer eintragenlassen kann und sich Architekt nennen darf.

Persönliche Integrität und fachliche Unabhängigkeit sind für jedenArchitekten erforderlich, wenn Architektur nicht als Unteraufgabeder Bauwirtschaft verstanden werden soll und die Balance desDreiecks zwischen Bauherren, Architekt und Bauwirtschaft aufge-hoben wird. Der Architekt steht in einem Spannungsfeld zwischenden Ansprüchen der Gesellschaft, des Bauherren und der ausfüh-renden Bauwirtschaft. Er muss stark genug sein, um sich für Qua-lität in Planung und Ausführung entscheiden zu können. Erst die Unabhängigkeit von Planung und Ausführung macht den Architek-ten zu einem Treuhänder der Bauherreninteressen. Wo immer Pla-nung und Ausführung „integriert“ angeboten werden, besteht dieGefahr, dass die treuhänderische Kontrolle und damit Planungs-und Bauqualität auf der Strecke bleiben.

Das besondere Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient,Rechtsanwalt und Mandant, Architekt und Bauherr ist ein We-sensmerkmal des Freien Berufs. Architekten müssen „frei“ genugsein, um dem Bauherren näher zu sein als der Bauwirtschaft, abersie müssen auch „frei“ genug sein, um neben der privaten Dienst-leistung für den Bauherren auch eine baukulturelle Leistung imInteresse der Öffentlichkeit zu erbringen.

Planungsleistungen sind geistig-schöpferische Leistungen. Pläne lö-sen in der Regel eine individuelle Bauaufgabe, die sich seltenwiederholt. Gute und innovative Planungsleistungen kann man –anders als physische Produkte – nicht testweise bekommen. Geis-tig-schöpferische Leistungen verdienen deshalb bei Architekten-wettbewerben und öffentlichen Ausschreibungen einen besonderenSchutz. Ein vom Bauherren verlangter Plan, ein Entwurf, eine Lö-sungsskizze brauchen den gleichen Schutz für geistiges Eigentumwie Computer-Software oder ein Roman. Der Planverfasser Archi-tekt ist juristisch ein Urheber, der nicht um die Früchte seiner Krea-tivität gebracht werden darf.

38. Die Gewährleistung der Freiberuflich-keit und Treuhänderschaft von Architek-ten ist als Verpflichtung des Staates undSelbstverpflichtung der Architekten zustärken.

39. Kurzabschlüsse eröffnen keinen Zu-gang zum Architektenberuf und berechti-gen nicht zur Eintragung in einer Archi-tektenkammer. Die bestehenden Länder-gesetze dürfen neuen Kurzabschlüssen(Bachelor) nicht denselben Status wie demDiplom einräumen.

Positionen

Freiberuflichkeit fußt auf den Voraussetzungen Bildung und Aus-bildung. Die bildungspolitische Debatte kann deshalb Freiberuf-lern nicht gleichgültig sein. Die geplante Einführung der neuen Abschlüsse Bachelor und Master in Deutschland, die über einengeplanten zweiphasigen und modularen Aufbau der neuen Ab-schlüsse Bewegung in die deutsche Hochschullandschaft bringensoll, ist deshalb ein zweifelhafter Fortschritt. Das Ziel klingt gut:Einerseits sollen die Studenten ihre individuellen Themenschwer-punkte und Bildungsorte nach einem europaweit gültigen Punkte-system aussuchen. Andererseits haben Universitäten und Fach-hochschulen die Aufgabe, im Wettbewerb neue innovative Bildungsangebote zu entwickeln.

Für die Qualitätssicherungssysteme der Freien Berufe hat dies weit-reichende Konsequenzen. Bachelor-Absolventen sind nach nur ma-ximal drei Jahren Hochschulausbildung nicht zur vollen Berufsaus-übung und zur Führung der Berufsbezeichnung qualifiziert. Wenndie „Schutzmarke Architekt“ qualitätsvoll gehalten werden soll,dann dürfen die Eintrittsbedingungen nicht gelockert werden. Derneue Kurzabschluss Bachelor kann nicht als Vollqualifikation undBerufsbefähigung gelten.

Diese Entwicklung hat den Berufsstand der Architekten, der bis-lang mit dem Abschluss Diplom im Grundsatz zufrieden war, zumHandeln gezwungen. Da der Staat nicht mehr die Qualität derneuen Studiengänge überprüft, werden private Agenturen die Auf-gabe erfüllen, Qualitätszertifikate an die Hochschulen zu verleihen.Um die in den Fachbereichen Architektur entstehenden neuen Ab-schlüsse durch geeignete Sachverständige auf Qualität festlegenzu können, haben sich Bundesarchitektenkammer (BAK), Architek-tenverbände, die Deutsche Dekane- und AbteilungsleiterkonferenzArchitektur, Raumplanung und Landschaftsarchitektur (DARL) sowieder Fachbereichstag Architektur der Fachhochschulen zu einemAkkreditierungsverbund für Studiengänge der Architektur und Pla-nung (ASAP) zusammengeschlossen. Wenn die hochschulischenVoraussetzungen für die Aufnahme in die Architektenlisten derKammern aufgeweicht werden, dann kommt der inhaltlichenÜberprüfung der Berufsbefähigung durch die Kammern und demGedanken der selbstverwalteten Freiberuflichkeit in Zukunft nochgrößere Bedeutung zu.

34 Architektur + Freiberuflichkeit = Verbraucherschutz

Stadtlagerhaus Hamburg. Jan Störmer Architekten, Hamburg

Architektenkammern: Institutionen der Qualitätssicherung

Architektenkammern – von den Bundesländern im Laufe der letztenfünfzig Jahre gegründet – haben als berufsständische, selbst-verwaltete Körperschaften öffentlichen Rechts einen gesetzlichen Auftrag: Sie fördern Architektur und Baukultur, nehmen berufspoli-tische und standesrechtliche Belange wahr und schützen durch Berufsordnungen die Integrität des Berufsstandes. Die Länderkam-mern haben einen Kulturauftrag, einen Schutzauftrag, einen (berufs-)politischen Auftrag und einen Dienstleistungsauftrag. Sie sorgendamit für Verbraucherschutz und mehr Qualität der gebauten Um-welt. Sie sind damit auch ein Beitrag zur Staatsentlastung.

Der Kulturauftrag wird durch eine Vielzahl von Veranstaltungen,Ausstellungen und Aktionen (Tag der Architektur, Deutscher Archi-tektentag ...) erfüllt. Nur wenn die Bedeutung von Architektur allenBeteiligten bewusst ist, kann Baukultur entstehen.

Der Schutzauftrag ist ordnungspolitischer Natur. Die Architekten-kammern führen die Architektenlisten, vergeben und schützen dieBerufsbezeichnung Architekt in den verschiedenen Fachrichtungen(Architekt, Landschaftsarchitekt, Innenarchitekt, Stadtplaner). Ar-chitekt ist nur, wer in der Kammer als Architekt oder Stadtplaner indie Architektenliste eingetragen ist. Architekt bleibt nur, wer sichgemäß den berufsrechtlichen Regeln verhält. Die Kammern stellenTransparenz darüber her, wer ausreichend fachliche und persönli-che Qualifikationen aufweist. Sie eröffnen den Marktzutritt aus-schließlich den dafür Qualifizierten. Kammern bieten ihren Mitglie-dern ein umfangreiches Weiterbildungsangebot, um die Marke Architekt werthaltig zu halten.

Der Dienstleistungsauftrag der Architektenkammern ist breit. Kam-mern beraten ihre Mitglieder in allen Fragen der Berufsausübungund unterstützen das Wettbewerbs- und Sachverständigenwesen.

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40. Der Gedanke von Verbraucherschutzund Qualitätssicherung durch Schutz derBerufsbezeichnung ist zu verstärken. EineHarmonisierung der Länderarchitektenge-setze und die Schaffung einheitlicher Be-rufsregeln für alle in Deutschland tätigenArchitekten sind dafür unabdingbar.

41. Architekten haben die Pflicht, sich lebenslang fortzubilden. Die Architekten-kammern sorgen für die berufliche Fort-bildung.

42. Ein Verbandsklagerecht für Architek-tenkammern im Namen ihrer Mitgliederist einzurichten.

Positionen

Kammern sind Ansprechpartner für Bauherren und schlichtenaußergerichtlich Streit zwischen Mitgliedern und Dritten. Architek-tenkammern haben zudem berufsständische Versorgungswerke er-richtet, die den Architekten eine eigene, sichere Altersversorgungermöglichen.

Die Erfüllung des politischen Auftrags der Architektenkammern be-steht in der Beratung der politischen Gremien – in der Kommune,in Bund und Ländern, in der EU. Der Gesetzgeber braucht die Erfahrungen der Berufspraxis für den Gesetzgebungsprozess. In einer komplizierter werdenden Welt brauchen Legislative und Exekutive die unabhängige Sachkunde der Kammern. Die aufPflichtmitgliedschaft mit demokratischer Gremienstruktur beruhen-den Kammerorganisationen können ein ausgewogenes, kompe-tentes Urteil liefern.

In Deutschland sind über 110 000 Architekten, Innenarchitekten,Stadtplaner und Landschaftsarchitekten in den 16 Länderarchitek-tenkammern organisiert, die sich in der Bundesarchitektenkammer(BAK) mit Sitz in Berlin zusammengeschlossen haben. In den Ar-chitektenkammern arbeiten über 2 000 ehrenamtliche und 200hauptamtliche Mitarbeiter in den Bereichen Kultur, Schutzauftrag,politische Öffentlichkeitsarbeit und Service. Die Qualitätssiche-rung durch selbstverwaltete Körperschaften mit intensiver ehren-amtlicher Beteiligung entlastet Staat und Steuerzahler. Die Arbeitder Kammern wird durch den Berufsstand selbst über Pflichtbei-träge finanziert. Eine preiswertere und effizientere Qualitätssiche-rung in der Berufsausübung als die durch berufsständische Archi-tektenkammern gibt es nicht.

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Experimentelle Fabrik Magdeburg. sauerbruch hutton architekten partnerschaft, berlin/london

Qualitätsvolle Architektur ist das Ergebnis des Zusammenwirkensvon engagierten Bauherren, gut ausgebildeten Planern und einerleistungsfähigen Bauwirtschaft. Gute Architektur ist auch das Er-gebnis einer Marktordnung, die die Architektur auch als außer-ökonomischen Wert, als kulturelles Erbe, als ästhetische und so-ziale Verpflichtung wahrnimmt. Gute Architektur entsteht nicht alleinaus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Architekturund Baukultur sind öffentliche Güter, bei denen der betriebswirt-schaftlich sichtbare Preis für Planen und Bauen nicht das alleinigeKriterium ist.

Die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) ist einunverzichtbares Element zur Qualitätssicherung im Baugeschehen.Die HOAI sorgt dafür, dass der Wettbewerb um Planungsleistun-gen nicht allein nach Preiskriterien abläuft. Es geht um das besteGebäude zu einem vertretbaren Preis. Es geht gleichermaßen umdie Verhinderung von Preisdumping, Wucher und Qualitätsmängelnam Bau, wenn die Marktverhältnisse widrig sind. Die HOAI sorgtfür Vertrauen.

Eine Gebührenordnung schafft Transparenz in einem unübersicht-lichen und komplexen Markt, weil das Leistungsbild des Planers fürbeide Seiten berechenbar wird. Der Planer kann ehrlich kalkulie-ren, der Bauherr hat eine verlässliche Kostenbasis. Die HOAI isteine stabile Orientierung, die sich in der Branche verankert hat.Sie ist benchmark und roter Faden für Bauherren und Planer, weilsie detailliert den Wertschöpfungsprozess beschreibt. Sie ordnetsichtbar das Zusammenspiel von Planen und Bauen und reduziertdamit Transaktionskosten. Die der HOAI zugrunde liegende Tren-nung von Planung und Ausführung macht den Planer zum verant-wortlich handelnden Treuhänder der Bauqualität, der weder sichnoch andere übervorteilen darf. Konkurrenz zwischen den Bürosfindet über Leistung und Qualität statt und nicht einseitig über denPreis, so wichtig dieser ist. Architekten und Ingenieure bieten als„Anwälte der Baukultur“ vorbeugenden Verbraucherschutz an.

Die HOAI ist praktizierte Mittelstandspolitik, denn sie wirkt Kon-zentrationsprozessen entgegen. Über Mischkalkulation finanzierteGroßstrukturen (Generalübernehmer etc.) unterliegen der Gefahr,dass an der Architektur gespart wird, um am Immobilienmanage-ment zu verdienen. Baukultur darf aber nicht zur ästhetischenDreingabe des Investors degenerieren. Mit einer funktionierendenHOAI kann auch das kleine und mittlere Büro durch gute Archi-tektur überleben.

Die HOAI hilft Baukosten senken. Es gibt Regelungen, die den Ar-chitekten zum kosteneffizienten Bauen anhalten. Schon heute wirddas Honorar der Planer nicht ausschließlich nach den tatsächli-chen Baukosten berechnet. Der häufigste Vorwurf an die Adresseder HOAI – Planer verdienen an teureren Ausführungen ohne be-sondere eigene Leistung mehr als an einfacheren – geht ins Leere.

Die HOAI muss wie jedes Gesetz und jede Verordnung nach ei-niger Zeit überprüft werden. Der Bundesrat hat 1995 vier Reform-aufgaben beschrieben, die schrittweise abgearbeitet werden:

Honorare und Ordnung 39

43. Leistungswettbewerb statt Preiswett-bewerb – Planungsleistungen müssenüber Qualität, nicht über den Preis kon-kurrieren. Gute Architektur gibt es nur zuauskömmlichen Honoraren.

44. Die HOAI muss als Gebührenord-nung für Architekten und Ingenieure in ihrer Grundstruktur erhalten bleiben. EineReform gemäß dem Bundesratsauftragvon 1995 ist ebenso erforderlich wie eineregelmäßige Überprüfung und Anpas-sung der Honorare alle fünf Jahre.

Positionen

– Abkopplung: Können Honorare unabhängig von den Baukostenermittelt werden?

– Vereinfachung: Wie kann die schwierige Materie der HOAI ein-facher, übersichtlicher und besser handhabbar gestaltet werden?

– Spreizung: Ist es sinnvoll, HOAI-Mindest- und Höchstsätze zuspreizen, um einen größeren Preisverhandlungsspielraum für dieAuftragsverhandlungen zu schaffen?

– Honoraranreize: Wie können Kosteneinsparungen belohnt bzw.Kostenüberschreitungen bestraft werden?

Seit einiger Zeit stellt sich die Frage, wie die Einführung von IT- und CAD-Systemen und die Internationalisierung des Planungs-markts die HOAI beeinflussen. Globalisierung und Computerisie-rung machen auch vor dem Berufsbild des Architekten nicht Halt.Die Bundesarchitektenkammer arbeitet in allen Gremien mit Archi-tekten- und Ingenieurverbänden und Bundeswirtschaftsministeriuman der Fortentwicklung der HOAI mit. Allen ist klar: Ohne eine Gebührenordnung für Architekten und Ingenieure geht es nicht.

40 Honorare und Ordnung

Sanitärgroßhandel Nils Wesemeyer GmbH Schwerin. Kitzmann Architekten, Hamburg

Deutsche Architekten, weltweite Aufgaben

Deutschland ist ein offenes Land. Nicht erst seit der Verwirklichungdes Europäischen Binnenmarkts im Jahre 1992 haben auslän-dische Architekten auf dem deutschen Markt einen festen Platz.Viele ausländische Architekten schätzen die hohe Qualität desWettbewerbswesens und die Fairness, die sich aus den berufs-ständischen Regeln ergibt. Auch deutsche Architekten sind zuneh-mend im Ausland tätig. In einer sich spezialisierenden Bauwirt-schaft wird der Aktionsradius der Architekten größer, doch wird esauch in Zukunft zahlreiche regionale Strukturen (regionale Bau-wirtschaft, Handwerk) geben. Ein offener Markt muss kein ein-heitlicher Markt sein.

Europa und der internationale Raum bieten viele Chancen für leistungsfähige Büros. Die Zahl der Architekten, die „Pläne undIdeen exportieren“ und damit den Export von bauwirtschaftlichenLeistungen und technischen Koppelprodukten fördern, wird vonJahr zu Jahr größer. Auf entwickelten Märkten mit höherer Kaufkraftsetzt sich die Erkenntnis durch, dass sich der deutsche Weg zurQualität langfristig lohnt. Die ganzheitliche Perspektive des deut-schen Architekten, der nicht in zu liefernden Plänen, sondern vomfertigen, nutzbaren Gebäude her denkt, hat sich als zentralerWettbewerbsvorteil erwiesen.

Beim Kontakt der unterschiedlichen europäischen und internationa-len Systeme prallen auch unterschiedliche Regulierungsphiloso-phien zusammen. Bei der Vertiefung des Binnenmarkts fällt der EU-Kommission das deutsche Verständnis der Freiberuflichkeit ebensoauf wie deutschen Architekten der Umstand, dass nicht jedes euro-päische Land so offen ist wie die Bundesrepublik. Drei Beispiele:

Das deutsche Wettbewerbswesen ist fair und transparent. Ausdeutscher Sicht wird die Idee des Wettbewerbs pervertiert, wennder Wettbewerber vor Entscheidung des Preisgerichts seine Iden-tität preisgeben muss. Auch wird die Idee des geistigen Eigentumsad absurdum geführt, wenn im Rahmen eines Verfahrens Entwürfefür den Bauherren umsonst erhältlich sind. Der Binnenmarkt solltean diesen Prinzipien nicht rütteln.

Der HOAI wird vorgeworfen, sie behindere als „Kartell“ markt-wirtschaftlichen Wettbewerb. Dieser Vorwurf geht ins Leere. Kar-telle sind Geheimabsprachen zur Erlangung von Marktvorteilen,die HOAI ist eine Preisverordnung auf Gesetzesbasis zum Schutzvon Bauherren und Nutzern. EU-Kommission und EuGH habendies inzwischen bestätigt.

Die EU-Kommission verfolgt eine Binnenmarktstrategie, die auf dievollständige Harmonisierung von Berufsausübungsregelungen hin-auslaufen könnte. Die Herstellung eines möglichst einheitlichenBinnenmarkts darf nicht heißen, dass sinnvolle Regelungen in denMitgliedsstaaten ersatzlos abgeschafft werden. Architektenkam-mern sind selbstverwaltete Organisationen zur Qualitätssicherungund zum Verbraucherschutz. Sie sind keine Organisationen zurnichttarifären Marktabschottung und Verhinderung von Außensei-terkonkurrenz. Kein Planungsmarkt ist so offen wie der deutsche.

Paradox an dieser Entwicklung ist: Die deutschen Regelungen ha-ben für europäische Architekten häufig Vorbildcharakter, aber lei-

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45. Die Exportfähigkeit der deutschen Ar-chitekten muss durch Konzentration aufKernkompetenzen verbessert werden.

46. Architekturexport braucht als mittel-standsbasierter Dienstleistungsexport mitMultiplikatorwirkung effiziente politischeUnterstützung.

47. Das freiberufliche Regelungsumfeld(VOF, HOAI ...) muss auf EU-Niveaumöglichst erhalten bleiben.

48. Selbstverwaltete, staatsentlastendeVerbraucherschutzorganisationen für Ar-chitektur und Baukultur müssen mit ähn-licher Zielsetzung europaweit etabliertwerden.

Positionen

der noch Seltenheitswert. Irland und Finnland zum Beispiel arbei-ten daran, ähnliche Strukturen bei sich aufzubauen. Auch die zu-künftigen EU-Beitrittsländer im Osten schauen oft nach Deutsch-land, bevor sie gesetzgeberisch tätig werden. In Brüssel ist eineprofessionelle Vertretung der deutschen Interessen deshalb eineandauernde berufspolitische Herausforderung für Architekten undihre Organisationen.

Die Bundesarchitektenkammer (BAK) verfolgt eine dreifache Stra-tegie:

Die BAK macht international deutlich, dass deutsche Architekten,die in einem qualitätsgeprägten Umfeld zu agieren gelernt haben,für den internationalen Markt besonders geeignet sind. DieBundesarchitektenkammer hat ein Netzwerk Architekturexport(NAX) gegründet, das zusammen mit zahlreichen institutionellenPartnern Hilfestellung beim Schritt über die Grenze leistet.

Die BAK ist durch ein eigenes Büro in Brüssel gegenüber Euro-päischem Parlament und Europäischer Kommission vertreten. Die politischen Interessen der deutschen Architektenschaft werdendeutlich artikuliert. Es geht darum, gegenüber den europäischenInstitutionen immer wieder klar zu machen, dass der deutschebinnenwirtschaftliche Qualitätsanspruch kein Marktzugangshin-dernis ist, sondern eine kompromisslose Verpflichtung auf Qualitätund Verbraucherschutz, für die sich die Architektenkammern unddie BAK engagieren.

Die BAK ist aktives Mitglied des europäischen Dachverbands Architects Council of Europe (ACE) und der internationalen Archi-tekten-Vertretung Union Internationale des Architectes (UIA).

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Weltkulturerbe Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar. Architekt: Henry van de Velde. Sanierung: Thomas van den Valentyn, Köln

Das Wort Architekt entstammt dem Altgriechischen und bedeutet„Oberzimmermann“. Ein Beruf, der bereits damals Theoriekennt-nisse, Praxiserfahrung und Führungsverantwortung gleichermaßenerforderte, um die Bauherren und Bürger der antiken Polis ebensozufrieden zu stellen wie die heutigen Besucher, die noch immerüber die Tempel von damals staunen. Vieles hat sich seither ge-ändert, die Aufgabe aber ist dieselbe geblieben. Es geht umSchönheit, die passende Lösung und Umsetzung der Bauaufgabeund um Nachhaltigkeit – ökologisch wie sozial. Es geht um Bau-kultur.

Architekten müssen die sich ändernde Situation am Bau stets neuanalysieren und verstehen. Sie müssen sich in einen schwierigenMarkt mit klar umrissenen Kompetenzen und einer Dienstleistungs-mentalität einbringen, die den Bauherren und die Gesellschaftgleichermaßen im Auge hat. Die Diskussion, ob ein einzelner Ar-chitekt in einer arbeitsteiligen Welt noch Generalist bleiben darfoder zum Spezialisten werden muss, ist weniger entscheidend alsdie Frage, ob sich Architekten in Gruppen und Rechtsformen zu-sammenfinden, die sowohl eine generalistische Perspektive alsauch das Detailwissen von Spezialisten in die Planung von Land-schaften und Städten, Parks, Gebäuden und Wohnungen einflie-ßen lassen. In der Öffentlichkeit steht das Bild vom exaltiertenSchöpferarchitekten im schwarzen Rollkragenpullover noch immerim Vordergrund. Doch heute sind Architekten auch Corporate Iden-tity-Berater, Projektsteuerer, Facility Manager, Architekturkritiker, IT-Spezialisten und vieles mehr.

Computerisierung und die Möglichkeiten des Internet erlaubendem Architekten, als primus inter pares eines mittelständischen Pla-nungs- und Bauteams aufzutreten, das die Chancen der Trennungvon Planung und Bauen ebenso nutzt wie die Vorteile der Koope-ration. Wettbewerb, Planung, Ausschreibung und Vergabe vonUntergewerken, betriebswirtschaftliche Abrechnung, Gebäudedo-kumentation, Facility Management, Umbau, Erweiterung, Abriss –die Gebäude von heute haben neben ihrem realen Lebenszyklusauch ein virtuelles Leben als Datenmodelle, die mit wenig Me-dienbrüchen die Wertschöpfungskette entlangwandern. Der PC istfür den Architekten als Spezialisten fürs Allgemeine ein mächtigesInstrument geworden – für den kreativen Prozess genauso wie fürdas Betriebs- und Ingenieurwissenschaftliche. Vor allem aber sind

Architekt: Ein klassischer Beruf ist immer wieder neu 45

49. Architekten sind Treuhänder für Bau-qualität in der zunehmend komplexer undintransparenter werdenden Welt des Bau-ens. Von ihrer Qualifikation, ihrer Inte-grität und ihrem Einsatz hängt es ab, obQualität und Baukultur gelingen.

50. Politik für Freiberuflichkeit ist als Verbraucherpolitik ein zentrales Politik-feld der Zukunft.

Positionen

Architekten als humanistisch Gebildete die persönlichen Kommu-nikatoren und Mediatoren des Baugeschehens. Team- und Dia-logfähigkeit bleiben in einer sich vernetzenden Welt die Tugendender Zukunft für den ehemaligen Oberzimmermann.

Architekten müssen modern und zukunftsoffen agieren. Das be-deutet auch, dass die klassischen Berufsrechte und die Verkam-merung als Instrumente der Qualitätssicherung und Verbraucher-schutz genutzt und weiterentwickelt werden müssen. Architekt seinist gesellschaftliche Verpflichtung, denn der eigentliche „Architektur-kunde“ ist nicht derselbe wie der Käufer der Planungsdienst-leistung, der die Honorarrechnung des Architekten begleicht. Dereigentliche „Architekturkunde“ ist die Gesellschaft der Gegenwartund der Zukunft. Der Bauherr Gesellschaft soll sich für den Archi-tekten entscheiden, weil er sich langfristig bei einem seriösenFachmann und Berater besser aufgehoben fühlt als beim Kaufschöngerechneter „Sonderangebote“ von der Stange. Die Berufs-rechte und -pflichten sind der Preis, den die Gesellschaft an dieArchitekten zahlt. Sie sind keine Privilegien einiger weniger, son-dern die tägliche Verpflichtung eines Architekten, mehr für die Baukultur zu tun, als es der Markt verlangt. Schutzrechte in derBauwirtschaft sind die Verpflichtung der Auftraggeber, wenigerMarktmacht einzusetzen, als es ihnen in einer von starken zykli-schen Schwankungen geprägten Branche möglich wäre. Nurwenn die Balance im Dreieck Bauherr, Bauwirtschaft und Architektausgewogen bleibt, kann Baukultur gelingen.

46 Architekt: Ein klassischer Beruf ist immer wieder neu

Ruhrfestspielhaus Recklinghausen. Auer+Weber+Architekten, Stuttgart

Impressum48

HerausgeberBundesarchitektenkammer (BAK), BerlinArchitektenkammer Baden-Württemberg, StuttgartBayerische Architektenkammer, MünchenArchitektenkammer BerlinBrandenburgische Architektenkammer, PotsdamArchitektenkammer der Freien Hansestadt BremenHamburgische ArchitektenkammerArchitektenkammer Hessen, WiesbadenArchitektenkammer Mecklenburg-Vorpommern, SchwerinArchitektenkammer Niedersachsen, HannoverArchitektenkammer Nordrhein-Westfalen, DüsseldorfArchitektenkammer Rheinland-Pfalz, MainzArchitektenkammer des Saarlandes, SaarbrückenArchitektenkammer Sachsen, DresdenArchitektenkammer Sachsen-Anhalt, MagdeburgArchitekten- und Ingenieurkammer Schleswig-Holstein, KielArchitektenkammer Thüringen, Erfurt

ProjektteamJoachim Brenncke, Peter Conradi, Hans Dieterle, Sabine Fischer,Kristin Kerstein, Dr. Christoph Münzer (Text), Wolfgang Pöschl,Wolfgang Riehle, Hans-Ulrich Ruf, Dr. Claudia Schwalfenberg,Dr. Thomas Welter

Grafische GestaltungAtelier Frank, Berlin

DruckH. Heenemann, Berlin

Auflage10 000 Exemplare

Bildnachweis

Schwarzweißbilder © Erik Jan Ouwerkerk, Berlin S. 6 © Lukas Roth, Köln S. 9 © Jens Weber, München S. 13 © Prof. Dieter Leistner, Mainz S. 16 © Klaus Frahm, Hamburg S. 23 © Weltkulturerbe Völklinger Hütte / Franz Mörscher S. 26 © Werner Huthmacher, Berlin S. 29 © Hans Georg Esch, Hennef S. 32 © Jörg Hempel, Aachen S. 35 © Dirk Robbers, Hamburg S. 38 © Gerrit Engel, Berlin S. 41 © Studio Tümmers, Leinfelden-Echterdingen S. 44 © Bauhaus-Universität Weimar S. 47 © Roland Halbe, Stuttgart