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Debora Matter, Weissenburg: Thermalquelle und Bad, Thun 2005 (Auszüge aus der Matura-Arbeit) - Seite 1 von 22 Weissenburg: Thermalquelle und Bad Auszüge aus der Matura-Arbeit von Debora Matter, Gymnasium Thun-Schadau, betreut durch Roland Müller, September 2005 Die Lage der Thermalquelle Das Dorf Weissenburg liegt im Berner Oberland. Genauer gesagt im Simmental, zwischen Er- lenbach und Boltigen. Von der Bahnstation Weissenburg aus führt hoch über dem rauschenden Bach ein […] schattiger Fussweg durch den Wald. Wenn man diesem folgt, gelangt man zu den ehemaligen Standorten der Kurhäuser. Weiter lässt sich von dort aus ein schmaler Pfad in Rich- tung Weissenburgberg - Beret begehen. Ganz hinten in der Felsenkluft, von hohen Gebirgen ein- geschlossen, liegt auf der linken Seite des Bunschenbaches die Thermalquelle. Abb. 1: Die Lage der Thermalquelle in der Bunschenschlucht. Der Bunschenbach Auf dem Grund der engen Felsenkluft fliesst der kristallklare Bunschenbach. Er kämpft sich rau- schend zwischen Felstrümmern und umgestürzten Baumstämmen durch. „In ihrem Fusse rau- schet der Bunschibach, der, immerwährend Leben schaffend, bey trockener Zeit lustig und klar vorbeytanzet, bey Wasser wild und trübe hernieder tobet, unter einer Brücke sich durchstürzet, und in immer abwechselnden Sprüngen dahin eilt.“ 1 So gelangt dieser wilde Bach runter ins Dorf Weissenburg, wo er sich mit der Simme vereint und deren Lauf nimmt. 1 Gesellschaft zum schwarzen Garten 1822, S. 8

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Weissenburg: Thermalquelle und Bad Auszüge aus der Matura-Arbeit von Debora Matter,

Gymnasium Thun-Schadau, betreut durch Roland Müller, September 2005

Die Lage der Thermalquelle

Das Dorf Weissenburg liegt im Berner Oberland. Genauer gesagt im Simmental, zwischen Er-lenbach und Boltigen. Von der Bahnstation Weissenburg aus führt hoch über dem rauschenden Bach ein […] schattiger Fussweg durch den Wald. Wenn man diesem folgt, gelangt man zu den ehemaligen Standorten der Kurhäuser. Weiter lässt sich von dort aus ein schmaler Pfad in Rich-tung Weissenburgberg - Beret begehen. Ganz hinten in der Felsenkluft, von hohen Gebirgen ein-geschlossen, liegt auf der linken Seite des Bunschenbaches die Thermalquelle.

Abb. 1: Die Lage der Thermalquelle in der Bunschenschlucht.

Der Bunschenbach

Auf dem Grund der engen Felsenkluft fliesst der kristallklare Bunschenbach. Er kämpft sich rau-schend zwischen Felstrümmern und umgestürzten Baumstämmen durch. „In ihrem Fusse rau-schet der Bunschibach, der, immerwährend Leben schaffend, bey trockener Zeit lustig und klar vorbeytanzet, bey Wasser wild und trübe hernieder tobet, unter einer Brücke sich durchstürzet, und in immer abwechselnden Sprüngen dahin eilt.“1 So gelangt dieser wilde Bach runter ins Dorf Weissenburg, wo er sich mit der Simme vereint und deren Lauf nimmt.

1 Gesellschaft zum schwarzen Garten 1822, S. 8

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Die Entstehung des Thermalwassers

In der Stockhorngegend versickern Niederschläge und Wasser des Stockenseeleins bis in die unterste Schicht des Erdmittelalters, genannt Triasschicht. Das Wasser kann bis in diese Tiefen eindringen, weil das darüber liegende Kalkgestein durch die Gebirgsfaltung zerklüftet wurde und daher wasserdurchlässig ist. Während dem langsamen Versickern löst das Wasser zahlreiche Mineralien aus dem Gestein und erwärmt sich. Durch eine Art Rinne fliesst es so unterirdisch über den Triasschichten nach Westen zur Bunschenschlucht. Dort durchbricht das mit Minera-lien angereicherte Wasser das Gestein und tritt aus einer Tiefe von 700 m an die Erdoberfläche.2

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Die Quelle in einer mittelalterlichen Sage

Die Entdeckung der Quelle steht laut einer Sage mit dem aussterbenden Freiherrengeschlecht von Weissenburg in Verbindung: Im Jahre 1415 lebte auf der Weissenburg ein Freiherr, der den Namen Johannes trug. Als seine Tochter Kunigunde herangewachsen war, wollte er sie dem strengen Hans von Grimmenstein zur Frau geben. Kunigunde wehrte sich jedoch gegen diese Heirat, hatte sie doch schon längst den Mönch Gervasius zu ihrem Herzensritter erkoren. In ihrer Angst und Not gestand sie dem Mönch ihre Liebe und dass sie lieber sterben wolle, als die Ehe-frau von Grimmenstein zu werden. Auch Gervasius hatte das Burgfräulein bereits lange geliebt, und deshalb einigten sich die beiden, in der kommenden Nacht zu fliehen. So trug der Mönch seine Geliebte durch den Bunschenbach weit hinauf in die Felsenschlucht. Dort baute er ihr eine Hütte und hielt die Entführte versteckt. Johannes aber machte sich Vorwürfe, dass er seine Toch-ter zu einer Heirat gedrängt hatte. Verzweifelt schickte er sein Volk auf die Suche nach seiner Tochter. Als sie jedoch nicht gefunden wurde, starb er aus Reue und Gram. Zu dieser Zeit er-krankte Kunigunde, und der Mönch war in grosser Sorge um sein Herzlieb. Er betete um ihre Gesundheit und pflegte sie mit Kräutern. Eines Tages fand er eine Quelle mit wohlriechendem

2 Nil 1985, S. 79; Prospekt über Thermalwasser, o. J.

Abb. 2: Niederschläge in der Stockhorngegend dringen in die Triasschicht.

Abb. 3: Die Triasschicht leitet das Wasser nach Westen zur Bunschenschlucht

Abb. 4: Wo der Bunschenbach die Gebirgsfalten anschneidet, steigt das Thermalwasser wieder zur Erdoberfläche empor.

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Wasser. Er gab Kunigunde davon zu trinken, und diese wurde durch die Heilkraft des Wassers gesund. Die beiden dankten Gott, dem Schöpfer und Geber dieses Wassers, und gaben darauf allen Kranken von dem Wasser zu trinken. So wurde das Wasser im ganzen Lande bekannt. In-zwischen sind die beiden gestorben, das Wasser entströmt jedoch noch immer dem unterirdi-schen Gewölbe und hat inzwischen Tausenden die Schmerzen gelindert.3

Von der Entdeckung zur Fassung der Quelle

Um die Entdeckung der Heilquelle ranken sich Geschichten, die oft eher durch eine poetische als durch eine geschichtliche Wahrheit geprägt sind. Ohne Zweifel war sie jedoch schon vor der Wiederentdeckung um 1600 durch Antoni Bacher bekannt. Weil dieser sich jedoch dafür ein-setzte, dass die guten Eigenschaften der Quelle genutzt werden, gilt er heute als Finder der Thermalquelle. Als der Simmentaler Bauer nämlich mit seinem Sohn die Quelle in der schwer zugänglichen Bunschenschlucht entdeckte, schrieb er den „gnädigen Herren und Obern Schulthis und Rat der loblichen Stadt Bärn“, er habe „ (…) ein Brunnen gfunden und ein nüwen Schatz. (…) Mornist ging ich wider in, ich meint äs hett mich trogen, du fand ich aber warms Wasser wie vorhin. (…) Han den Brunen uftan und graben, das wir hein blutt drin badet; Er ist warm, das einer sauft drin ma sitzen, und ist ein heilsam Wasser, das han ich wol brobiert.“ 4 Die Herren von Bern waren aus wirtschaftlichen Gründen an der Sache interessiert und nahmen das weitere Vorgehen in die Hand. Deshalb setzten sie sich für die Finanzierung der Quellfas-sung und den Bau eines Badehauses ein. 5

Abb. 5: Anzeige über die Entdeckung des warmen Brunnens. Brief an die Herren von Bern: „Antoni Bacher von Weis-senburg hat einen natürlichen warmen Brunnen gefunden.“

Der Zugang in die Felsenkluft

Vor der Quellfassung musste ein Zugang in die Felsenkluft errichtet werden, diese war nämlich kaum zu Fuss erreichbar. Es gab nur einen steilen Saumpfad, der äusserst mühsam zu begehen war. Im Jahre 1862 wollte man deshalb einen Fahrweg erstellen. Der Zugang ins Bad Weissen-burg sollte mit Pferden und Sänften ermöglicht werden. Als jedoch bei der Wegplanung ein Ba-dearzt in den Abgrund stürzte, wurde der Mut zu neuen Untersuchungen gelähmt. So wurde erst 1866 ein befahrbarer Zugang erstellt. 6

3 Häsler 1920, S. 261f. 4 Häsler 1920, S. 263 5 Häsler 1920, S. 263f.; Archiv Badverein 6 Christen 1725, S. 7; Schnyder 1884, S. 16

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Abb. 7: Das Weissenburgbad zu Ende des 17. Jahr-hunderts

Die Quellfassung Nachdem ein notdürftiger Zugang in die Bunschenschlucht erstellt worden war, konnte mit der Fassung der Quelle begon-nen werden. Die Räumungsarbeiten blie-ben jedoch vorerst erfolglos. In einem Zwischenbericht an die Regierung hiess es: „Auf euer Gnaden Befehl haben auch diese Woche täglich 20 Mann dem warmen Brunnen im Buntschenbach nachgegraben. Aber der Ursprung ist noch nicht gefun-den“ 7 Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, dass die Therme gegen das Eindrin-gen des vorbeifliessenden Bunschenbaches abgesichert werden musste. Für den Bau der Quellfassung bestand ein Mangel an sachkundigen Arbeitern. Deshalb wurden Augsburger Mineure und italienische Maurer zu Hilfe gezogen. Nach einer Bau-zeit von zwei Jahren wurde schlussendlich im Herbst 1604 der Schlussstein gesetzt.8

Abb. 6: Die Thermalquelle von Weissenburg in der engen Schlucht des Bunschenbaches.

Die ersten Badeanlagen

Noch vor der vollständigen Quellfassung erhielt Hans Spyr 1603 die Bewilligung, bei der Quelle Badekasten aufrichten zu lassen.9 Über einem Feuer erhitzte er das Wasser und empfing schon bald seine ersten Badegäste. Wer einen Tag lang baden wollte, musste zwei Kreuzer bezahlen und wer Tag und Nacht badete, hatte einen Batzen zu bezahlen. Bei der ersten Badeanlage handelte es sich jedoch lediglich um eine einfache Holzhütte, und schon bald musste Hans Spyr seinen einfachen Betrieb aufgeben. Im Jahr 1608 hatte der nächste Badewirt, Jo-hann Spätig, auf Geheiss der gnädigen Herren den Hausrat seines Vorgängers abzugeben. So gewann er 500 Pfund und musste zu diesen Sorge tragen und jähr-lich einen Teil davon den Herren von Bern abgeben. Auch die Tarifvorschriften wurden dem neuen Badewirt

7 Häsler 1920, S. 266 8 Simmentaler Heimatbuch 1938, S. 527; Häsler 1920, S. 266f.; Archiv Badverein 9 Markwalder 1947, S. 55

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Abb. 8: Die wackelige Holzdünkelleitung

vorgegeben. Im Jahre 1657 wurde die erste Badehütte durch einen neuen Holzbau ersetzt. Wegen der schwer zugänglichen Lage geriet das Bad schliesslich für fast 40 Jahre in Vergessenheit, bis im Jahre 1694 der damalige Berner Stadtarzt Dr. Jakob Ritter wieder darauf aufmerksam machte. Dieser baute ein neues Badehaus, fasste die Quelle neu und sprengte auch einen besseren Weg in den Felsen. 10

Die Wasserleitung ins Tal

Mit der Quellfassung wurde auch für eine Leitung des Thermalwassers ins Tal gesorgt. So brach-te man an den steilen Felswänden eine wackelige Holzrohrleitung an. Weil sie jedoch immer wieder durch Lawinen und Steinschläge zerstört wurde, gab man diese Leitung schon nach kur-zer Zeit wieder auf. Ihr Unterhalt und die Reparatur waren viel zu aufwändig und gefährlich. Im Jahre 1939 wurden die Holzrohrleitungen durch Kunststoffleitungen ersetzt. Diese führten das köstliche Nass sicher mit gleichmässigem Gefälle über Brücken und durch Schluchten. 11

Die Heilkraft des Thermalwassers

Die Badekur galt nicht als eigentliches Heilmittel, sondern als Unterstützung der Kur. […] Der Mineraliengehalt des Wassers war von geringerer Bedeutung als die Methode und die Anwen-dung des Bades. Den Badegästen wurde empfohlen, schon vor Antritt des Kuraufenthaltes mor-gens und abends ein Bad zu nehmen, denn nirgends würde die erkrankte Person ihre Ruhe besser finden als im Badekasten. Im Weissenburgbad angekommen wurde dann die Badezeit von Tag zu Tag erhöht, je nach körperlichem Zustand des Kurgastes. Von „starken, vollen und hartleibi-gen Menschen“ forderte der Badearzt einen längeren Aufenthalt im Badekasten als von „Schwä-cheren, Gallsüchtigen, trockenen und melancholischen Temperamenten.“ 12 Wenn man die ma-ximale Badezeit erreicht hatte, setzte man diese ungefähr zehn Tage fort. Danach stieg die Bade-zeit wieder ab und endete dort, wo man angefangen hatte. Eines musste der Badearzt jedoch im-mer wieder feststellen: „Viele Kranke bedienen sich des Bades bloss von Zeit zu Zeit, auch wohl nur der Reinlichkeit wegen.“ 13 Trotzdem war nie umstritten, dass der durch die Bäder gestei-gerte oder verminderte Blutzufluss zur Haut sehr günstig auf die Genesung der Kranken wirkte.14 Nicht nur die Badezeit wurde während der Kur erhöht, sondern auch die Menge des getrunkenen Wassers. Am Anfang der Kur nahm man morgens drei bis vier Gläser Wasser in Zeiträumen von fünfzehn Minuten auf nüchternen Magen ein. Jeden Tag wurden dann ein bis zwei Gläser zuge-setzt, bis man die der Krankheit entsprechende maximale Wassermenge erreicht hatte. Während ungefähr zwei Wochen führte man die Trinkkur in dieser Höhe fort und reduzierte gegen Ende der Kur die Wassermenge wieder. Schwächere Patienten nahmen das Wasser im Bett ein, wäh-rend weniger empfindliche Patienten nach der Wassereinnahme einen Spaziergang im Wald machten. Je nach Krankheit wurde dem Wasser noch warme Milch zugesetzt. Um besser schla-

10 Nil 1985, S. 21f.; Archiv Badverein 11 Nil 1985, S. 25; Archiv Badverein 12 Christen 1725, S. 22 13 Gesellschaft zum schwarzen Garten 1822, S. 14 14 Gesellschaft zum schwarzen Garten 1822:, S. 14; Christen 1725, S. 22f.; Schnyder 1884, S. 37f.

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fen zu können, tranken viele Kurgäste auch abends noch einmal von dem herrlichen Nass. Nach dem Wassertrinken stellte sich nämlich bei den Kuranten oft ein Gefühl von Müdigkeit ein. 15

Die Wirkung des Wassers

Verschiedene Kurärzte hatten die Wirkungen des Thermalwassers untersucht. So kam man zur Erkenntnis, dass das Wasser eine positive Auswirkung auf den Kreislauf hat und verspannte Muskeln löst. „Es ist erweichend und verdünnend, das heisst es vermindert die allzu grosse Dichtigkeit der gesamten Säftenmasse.“ Weiter hat das Wasser eine abführende Wirkung, „dass es die ordentlichen Ausleerungen befördere.“16 Das Wasser galt auch als nervenstärkend, be-sänftigend, keimreinigend, fieber- und schweissvermindernd und schlafbringend. Laut CHRISTEN hatte das Wasser zudem die Kraft „zu erwärmen, zu erweichen, zu verdünnen, zu eröffnen, zu zertheilen, zu säubern, (…) Verstopfungen des Eyngeweids aufzulösen, (…) auszu-waschen (…) und hiermit die Säffte zu ihrer gebührlichen und natürlichen Vermischung zu brin-gen.“17

Der Versand des Wassers

Während Einheimische weiterhin ohne Bezahlung Quellwasser für ihren eigenen Gebrauch schöpfen durften, wurde das wertvolle Thermalwasser schon im Jahre 1757 in Bern vertrieben. Manchmal soll es jedoch vorgekommen sein, dass die zu liefernden Flaschen nicht bei der heil-samen Quelle aufgefüllt wurden, sondern beim Dorfbrunnen. Trotzdem verbreitete sich der gute Ruf des Weissenburgerwassers allmählich im ganzen Land. 18

Heilanzeigen und Heilerfolge des Universalmittels

Das Thermalwasser war für seine Heilwirkung bei Krankheiten der Bronchien und Lungen be-kannt. Aber auch bei vielen weiteren Erkrankungen wurde das Universalmittel eingesetzt. So wurden seine Erfolge in Werbeschriften sehr vielseitig gepriesen: „Es benimbt erstlich das Hauptweh, sonst Migräne genant, den Schwindel, die Entzündung der Augen, Verstopfung des Hirns, der Nerffen, das noch nicht veraltete Sausen der Ohren, stärkt das Gehör und Gesicht, benimmt den allzu vielen Schlaff, (…) Schärpfet den Geruch und die Kunst des Mundes, hebt auf die Entzündungen des ganzen Leibs, als Lungen, Läberen, Milz, Nieren und Eingeweid, reinigt und temperiert das Geblüt, stärkt und eröffnet die Brust.“19 Weiter sprach man auch von Heilung bei Blähungen, Erbrechen, Magenbrennen, Kinderkrankheiten, Zahnschmerzen, Herzklopfen, Menstruationsbeschwerden, Gliederschmerzen, Krämpfen, Hautausschlägen, Wachstumsstörun-gen, Kalziummangel und Fettleibigkeit. Der langen Auflistung lassen sich sogar Heilerfolge bei Schwermut und Melancholie, verlorenem Gedächtnis und „blödem Gesicht“ anfügen.20

Die Vorzüge des Bergklimas

Der Heilungsprozess der Patienten wurde von der Bergluft sehr günstig beeinflusst. Einige nüch-terne Beobachter hielten den Aufenthalt der Kurgäste an der frischen Luft sogar für wichtiger als

15 Gesellschaft zum schwarzen Garten 1822, S. 13f.; Schnyder 1884, S. 58f. 16 Gesellschaft zum schwarzen Garten 1822, S. 11 17 Christen 1725, S. 15 18 Nil 1985, S. 33 19 Nil 1985, S. 29 20 Christen 1725, S. 14f.; Gesellschaft zum schwarzen Garten 1822, S. 11f.

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die eigentliche Bade- und Trinkkur. „Die Luft Weissenburgs ist eine von Wasserdünsten reich-lich geschwängerte, was sowohl dem cascadenreichen Bunschenbach und den von beiden Thal-wänden herabschäumenden Bächlein, als auch der üppigen Bewaldung zuzuschreiben ist.“21 Noch mehr als die Luftfeuchtigkeit schätzten die Kurgäste aber den herrlichen Duft, der von Pflanzen, Blüten und Wäldern gespendet wurde. 22 Das Bergklima Neben der Luft hatte aber auch das Bergklima eine Heilwirkung auf die Kurgäste. Die Höhen-sonne förderte die Genesung der Patienten, und die lauwarmen Temperaturen wirkten beruhi-gend und reizmindernd auf Nerven und Blutgefässe. Ausserdem war das Weissenburgbad dank seiner Lage in der Felsenschlucht von Nord- und Ostwinden abgeschlossen. Wegen seiner Lage auf 890 Metern über Meer galt das Bad sogar als Höhenkurort. 23

Wissenschaftliche Analyse des Wassers

Bestandteile und gelöste Gase des Quellwassers

Die Heilkraft des Thermalwassers beruht auf sei-nen erdigen und alkalischen Substanzen. Es be-steht hauptsächlich aus Kalksulfat, Calcium, Hyd-rocarbonat, Magnesium und Chlor. Als weitere Stoffe enthält das Wasser Natrium, Strontium, Eisen, Mangan, Jod und Kieselsäure. Ferner sind auch Spuren von Kalium, Fluor und Arsen vor-handen. Kohlenstoff und Sauerstoff sind als Gase im Wasser gelöst. 24

Abb. 9: Bestandteile des Weissenburgerwassers

Physische Eigenschaften des Wassers

Das Weissenburger Wasser „ist geruchlos, und hat einen etwas faden, doch keineswegs eckel-haften, manchen Personen kaum bemerkbaren Geschmack.“ 25 Nach der Einnahme bleibt im Mund ein leicht herber Nachgeschmack zurück. Bei der Quelle beträgt die Temperatur des Was-sers 22° Celsius. Lange wurde gesagt, dass das warme Quellwasser langsamer abkühlt als künst-lich erhitztes Wasser. Dieser Eindruck konnte jedoch nicht bestätigt werden. Mehrere Kurärzte haben jedoch festgestellt, dass morgens gegen 7 Uhr und abends gegen 5 Uhr das Wasser aus unerklärlichen Gründen eine zeitlang wärmer als gewöhnlich ist. Weiter ist es merkwürdig, dass

21 Schnyder 1884, S. 33 22 Schnyder 1884, S. 33f.; Simmentaler Heimatbuch 1938, S. 526 23 Gohl 1862, S. 170; Schnyder 1884, S. 33f. 24 Schnyder 1884, S. 24; Gohl 1862, S. 173 25 Gesellschaft zum schwarzen Garten 1822, S. 9

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die Thermalquelle in Weissenburg eine höhere Temperatur hat als andere Quellen, die an der Stockhornkette entspringen. 26

Die Badehäuser

Das hintere Badehaus

Abb. 10: Das hintere Badehaus mit dem neuen Steinhaus auf der linken Seite.

Nach 22-jähriger Führung des Badebetriebs verkaufte Ritter das hintere Badehaus an Bratschi, einen Bauern der Umgebung. Dieser führte den Betrieb in Ritters Sinn weiter, und schon bald hiess es, die Therme sei „en très grande vogue et en fort grande réputation.“ Im Jahre 1825 wurde das Weissenburgbad, damals auch Bunschibad genannt, durch die Familie Müller über-nommen. Nach dem Besitzerwechsel wurde dem hinteren Badehaus ein modernes Steinhaus an-gefügt, wo es die besten Zimmer gab. Insgesamt waren in den beiden Gebäuden 170 Betten un-tergebracht. Das hintere Badehaus wurde auch noch genutzt, als das vordere Kurhaus gebaut wurde. Nach dem ersten Weltkrieg wurde es jedoch abgebrochen. 27

26 Gesellschaft zum schwarzen Garten 1822, S. 9 27 Häsler 1920, S. 528; Krebser 1996, S. 100f.

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Abb. 11: Das hintere Badehaus nach der Modernisierung.

Bau und Brand des vorderen Kurhauses

Weil der Andrang von Heilsuchenden immer grösser wurde, begann man im Jahr 1849 mit dem Bau des vorderen Kurhauses. Es lag weiter vorne im Bergkessel auf einer Lichtung. Die Brüder Hauser sorgten für eine Modernisierung des hinteren Badehauses und für den vollständigen Aus-bau des vorderen Kurhauses. Im Jahr 1891 wurde der Besitz in eine Thermal- und Luftkurortak-tiengesellschaft umgewandelt. 1898 fiel das vordere Kurhaus einem Grossbrand zum Opfer. Der Brand soll in der Nacht im Kamin entstanden sein, und wegen dem Wind breitete sich das Feuer schnell aus. Es war unmöglich, das Feuer zu löschen. So brannte das Gebäude innerhalb von drei Stunden bis auf die Grundmauern nieder. Weil der Brand ausserhalb der Hauptsaison ausbrach, waren nur der Hauswart, einige Monteure für die elektrischen Anlagen und italienische Arbeiter anwesend. 28

28 Archiv Badverein

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Abb. 12: Das vordere Kurhaus

Der Wiederaufbau des vorderen Kurhotels

Nach dem Brand lagen die Grundmauern des vorderen Kurhauses trostlos da, und Rauch stieg aus den Trümmern. Der einzige Hoffnungsschimmer war in einer Zeitung zu finden. Dort stand nämlich ganz zuversichtlich: „Möge aus diesen Ruinen neues Leben erblühen!“29 Tatsächlich sollte dieser Wunsch in Erfüllung gehen. Die Unternehmer liessen sich nicht entmutigen, und unter der Leitung des Architekten Kel-terborn aus Basel wurde der Wiederaufbau in die Hände genommen. Nach einer Bau-zeit von nur einem Jahr wurde 1899 das neue Luxusetablissement eröffnet. Dieses galt nicht nur als Kurhotel, sondern auch als Erholungs- und Schonungsstation. So wurde es dem Ruf des Weissenburgbades mehr als gerecht, und schon bald reisten die ersten Gäste vom Hochadel an, um sich im Neubau bei Ballnächten und Konzerten zu vergnügen.30

Die Innenausstattung

Das Luxusetablissement mit seiner stolzen Innenausstattung entsprach den hohen Ansprüchen seiner Besucher. In diesem Neubau mit einer Länge von 60 Metern und einer Höhe von 20 Me-tern waren mehr als 150 äusserst luxuriöse Zimmer untergebracht. Auf jeder Etage bestand die Möglichkeit, ein Bad im Thermalwasser zu nehmen. Viele verschiedene Räumlichkeiten standen

29 Krebser 1996, S.106 30 Nil 1985, S. 49; Krebser 1996, S. 106f.

Abb. 13: Die Grundmauern des vorderen Kurhauses nach dem Brand

Abb. 14: Ein Inserat im Berner Tagblatt kündigt die Eröffnung des Etab-lissements an.

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den Gästen zur Verfügung. Da gab es ein Lesezimmer, ein Café, den Salon, die Glasveranda und natürlich die Trinkhalle. Bald füllten sich diese edlen Räume mit Leben, und die Prominenz von Europa spazierte ein und aus. 31

Abb. 15: Ein Blick von aussen auf das Luxusetablissement

Abb. 16: Die Glasveranda Abb. 17: Die Trinkhalle

31 Krebser 1996, S. 106f.

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Das Kur- und Badeleben

Der Kurarzt Schnyder empfahl den Gästen, warme Kleidung mitzubringen. „Es ist ganz recht, auch warme Kleider mit nach Weissenburg zu bringen, dagegen ist es unrichtig, sich hier be-ständig so zu kleiden, als befänden wir uns auf einem im Eismeere eingefrorenen Nordpolfah-rer.“ 32 Zu viele Kleiderschichten zu tragen, riet der Arzt jedoch ab. Beim Gehen würde sich der Patient so viel zu sehr erhitzen. Für Spaziergänge im kühlen Wald riet er jedoch, sich etwas überzuziehen. 33

Die Hotelzimmer

Auch in den erstklassigen Hotelzimmern sollten die Bedürfnisse der Kurgäste erfüllt werden. Elektrische Beleuchtung war eine Selbstverständlichkeit, und die Betten waren grosszügig aus-gemessen. Die grossen Schlafzimmer waren hell und luftig. Einige von ihnen verfügten sogar über einen Balkon. Nach der Abreise der Gäste wurde jedes Zimmer gründlich gereinigt und für den nächsten Besucher sorgfältig hergerichtet. 34

Die Pensionspreise

In der ersten Badehütte um 1608 hatte man dem Badewirten für ein Zimmer täglich zwei Pfund zu bezahlen. Diese Preise waren aber im Verlauf der Jahre gestiegen. Im Luxusetablissement liess sich für den Kuraufenthalt ein beträchtliches Sümmchen Geld ausgeben. So gab der General von den Halen beispielsweise 1936 für sein Zimmer mit Pension pro Tag ungefähr 200.- Franken aus. (Abb. 18)

Der Tagesablauf der Kurgäste

Früh morgens um sechs besammelten sich die Kurgäste in der Trinkhalle oder auf der Laube zum Wassertrinken. Zwei Stunden verbrachten sie dort zur Trinkkur. Die Zeit bis zum Morgen-essen wurde dann verschieden gestaltet. Einige nutzten sie für ein Sonnenbad an der Felswand, andere rauchten ihr Pfeifchen oder erwarteten ungeduldig Post aus ihrer Heimat. Um neun Uhr traf man sich zum Frühstück. Der Vormittag wurde dann mit Handarbeiten, Plauderstündchen oder Spaziergängen ausgefüllt, bis die Zeit fürs Mittagessen gekommen war. Danach stand den Kurgästen wiederum die Zeit bis zum Abendessen frei zur Verfügung. Nach dem Abendessen legte man sich früh zu Bett. Der nächste Kurtag würde nämlich am nächsten Morgen wieder in aller Frühe beginnen. 35

32 Schnyder 1884, S. 67 33 Schnyder 1884, S. 67f. 34 Krebser 1996, S. 107 35 Archiv Badverein

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Abb. 18: Eine Abrechnung nach sechs Kurtagen aus dem Jahre 1936.

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Kurdisziplin und Krankenpflege

Das Weissenburgbad galt nicht als Ort strenger disziplinarischer Kontrolle. Viel mehr sollten die Kurgäste behagliche Ruhe finden. Diese körperliche und geistige Ruhe würde ihnen nämlich die Gesundheit am schnellsten bringen. Lärm und Aufregung wurden deshalb vermieden. Gegensei-tige Rücksichtnahme wurde jedoch gross geschrieben. Eigentliche Krankenwärter waren in Weissenburg nicht zu finden. Da aber die Zimmermädchen gut ausgebildet waren, wussten sie bei Notfällen richtig zu handeln. Auch während der Nachtwache waren diese zu Hilfeleistungen bereit. So wurden die Kurgäste Tag für Tag gut umsorgt, und sie konnten ihren Aufenthalt in Ruhe geniessen.36

Die Verpflegung der Kurgäste

Wegen der erschwerten Zugänglichkeit war das Kurhotel auf eigene Nahrungsmittelversorgung angewiesen. Im Hauskeller wurden deshalb verschiedene Nahrungsmittel gelagert. Fleischwaren wurden dort in mit Eisblöcken gekühlten Fächern aufbewahrt, und aus einem Aquarium konnten frische Fische gezogen werden. Milch, Milchprodukte, Eier und Gemüse wurden in der Umge-bung gekauft. Als Hauptlieferant für Brot galt die Bäckerei Frutiger in Weissenburg. Wein, Spi-rituosen, Feinkost und Spezialitäten wurden ausserhalb des Tals bezogen. Diese wurden dann mit der Eisenbahn von Spiez nach Weissenburg gebracht. Für die Landwirtschaft und das Ge-werbe der Umgebung stellte die Versorgung des Kurhotels eine willkommene Einnahmequelle dar. 37

Die Hauptmahlzeiten

Vormittags um neun Uhr wurde im Speisesaal Suppe serviert. Mittags gab es dann eine reichhal-tige Mahlzeit, abends ass man wiederum Suppe. Der Gast konnte aber auch ein anderes Früh-stück und sonstiges Abendessen fordern. Frische Beeren wurden jeden Tag zusätzlich angeboten. Nach den Mahlzeiten bestand auch die Möglichkeit, im Hauskeller Wein zu kaufen. Jeden Nachmittag um vier Uhr hatten die Kurgäste ausserdem die Gelegenheit, frisch gemolkene Kuh-milch zu trinken. Niemals war im Kurhotel ein Mangel an Brot, Wein, Fleisch oder Gemüse zu verzeichnen. Wer sich jedoch mit kulinarischen Spezialitäten verpflegen wollte, musste diese selbst mitbringen. 38

Anordnungen an die Wirte

Die Wirte waren ebenso für das leibliche Wohl der Kurgäste verantwortlich wie die Kurärzte. Den Gästen sollte nur das Beste an Speis und Trank aufgetischt werden. Es galt die Vorschrift, dass täglich pro Gast nur ein Glas Wein ausgeschenkt werden durfte. Diese Ordnung sollte das Wohlbefinden der Gäste fördern. Wie anzunehmen ist, wurde die Anweisung jedoch nicht mit allzu grosser Strenge gehandhabt. 39

36 Schnyder 1884, S. 53f. 37 Archiv Badverein 38 Archiv Badverein 39 Nil 1985, S. 26f.

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Geselligkeit und Freizeitgestaltung

Im Weissenburgbad herrschte allgemein freundlicher Umgang zwischen den Gästen. Neu an-kommende Kranke wurden mit Anteilnahme empfangen, und jeder Kurgast freute sich über die gesundheitlichen Fortschritte des anderen. Gerade Leute mit derselben Krankheit unterstützten und ermutigten sich gegenseitig. Den Kurgästen boten sich nicht allzu viele Möglichkeiten, sich auszuweichen. Aber gerade deshalb wurden Freundschaften schnell geschlossen, und die Freizeit verbrachte man gerne gemeinsam. 40

Plauderstündchen und gemeinsame Freizeitaktivitäten

Mit Vorliebe vergnügten sich die Gäste neben ihrer Kurbehandlung mit Gesellschaftsanlässen. Beim Schiessstand wurde mit Salonbüchsen geschossen, während auf dem Tennisplatz kleine Turniere stattfanden. Aber auch Spaziergänge und Gesundheitsturnen bereiteten in kleinen Gruppen einfach mehr Freude. Bei schlechtem Wetter versammelten sich die Kurgäste zum Kar-tenspiel oder zu Schachpartien. Die Frauen trafen sich auch gerne auf der Hofbank zum gemein-samen Handarbeiten und zu Plauderstündchen. Mir ihren angeregten Unterhaltungen sollen sie sogar das Rauschen des Bunschenbachs übertönt haben. 41

Individuelle Freizeitgestaltung

Nach geselligen Veranstaltungen gestalteten die Kurgäste ihre Zeit auch gerne alleine. Dazu bo-ten sich Spaziergänge im kühlen Wald an. Auch Ruhebedürftige hielten sich gerne in der einsa-men Natur auf. Auf den Alpenwiesen gab es viele wunderschöne Plätze zu entdecken. Dort konnte man sich unter einen Baum setzen, um den Nachmittag lesend zu verbringen. Im Kurho-tel bevorzugten es einige Gäste, sich in ihre Zimmer zurückzuziehen. Dort setzten sie sich mit einer Handarbeit ans Fenster oder mit einer Postkarte hinter den Schreibtisch, um Grüsse in die Heimat zu senden. 42

Abb. 19: Ein Postkartengruss aus dem Weissenburgbad

40 Schnyder 1884, S. 42f. 41 Schnyder 1884, S. 43f.; Gesellschaft zum schwarzen Garten 1823, S. 9f. 42 Gesellschaft zum schwarzen Garten 1822, S. 10

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Abb. 20: Ein Halt bei einer Sitzbank am Wegrand.

Gesundheitsfördernde Spaziergänge in der Umgebung

Die Spaziergänge in der schönen Umgebung genossen im Kuralltag einen hohen Stellenwert. Wenn man von der Heilwirkung des Thermalwassers sprach, wagten einige Skeptiker anzubrin-gen, die Spaziergänge hätten auf die Genesung einen grösseren Einfluss als die Trink- oder Ba-dekur selbst. Das Begehen der teilweise steilen Spazierwege war mit Anstrengung verbunden. So waren die Kurgäste unbewusst dazu gezwungen, tiefer zu atmen. Diese Lungengymnastik und die Bewegung an sich wirkten sich positiv auf die Heilung aus. 43 Zahlreiche Fusswege lockten die Kurgäste zu einem Spaziergang. Je nach Ge-sundheitszustand konnten verschiedene Routen gewählt werden. Wer nicht weit gehen konnte, spazierte zum Weiher, der unterhalb des Kurhotels lag. Dort konnte man Fische füttern und dem Plätschern des Springbrunnens lauschen. Wenn das Befinden es erlaubte, konnten aber auch Wege durch den Wald oder über üppige Alpwiesen unter die Füsse genommen werden. Ein beliebtes Ausflugsziel war der Weissenburgberg, der auf einer kleinen Bergterrasse liegt. Wer der engen Felsenschlucht entfliehen wollte, fand dort schmucke Häuser, die im Schatten der Obstbäume liegen. Unterwegs bot sich den Spaziergängern ausserdem eine überraschend schöne Aussicht. Am Wegrand luden Ruhebänke zu einem Ruhehalt ein. So liessen sich die Promenaden sehr an-genehm begehen. 44

Königlicher Besuch aus Holland

Mit dem Besuch der niederländischen Königin Wilhelmine und ihrer Tochter Juliane geriet das Weissenburgbad 1936 in die Schlagzeilen der Weltpresse. Die Königin erschien für einen Auf-enthalt von zwei Wochen und wurde von einem Gefolge von 24 Personen begleitet. Ausserdem brachte sie 60 Koffern und neun Detektive mit sich. Eine ganze Etage soll für die königlichen Gäste eingerichtet worden sein. Natürlich wollten sich die übrigen Gäste das Schauspiel der An-kunft nicht entgehen lassen. Vergeblich warteten sie jedoch im Innern des Hotels. Wilhelmine zog sich nämlich unter der Baumallee zurück und bestellte dort einen Tee. Während ihrem Auf-enthalt in Weissenburg zeigte sich die Königin als sehr schlicht und einfach. Dies wurde ihr als wirklich königliche Grösse hoch angerechnet. Die Kronprinzessin Juliane verlobte sich während

43 Nil 1985, S. 37f.; Schnyder 1884, S. 44 44 Krebser 1996, S. 99f.; Schnyder 1884, S. 44f.

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dem Besuch im Weissenburgbad mit Prinz Bernhard. Vor seinem Niedergang nach dem Zweiten Weltkrieg leuchtete mit diesem Ereignis der Glanz des Kurhotels noch einmal auf. 45

Abb. 21: Die niederländische Königin Wilhelmine besucht mit ihrer Tochter Juliane das Weissenburgbad.

Der Niedergang des Kurhotels

Während dem Ersten Weltkrieg musste das Weissenburg Bad geschlossen werden. Zeitweise wurden Internierte in seinen Räumlichkeiten einquartiert. Auch während der ersten Jahre der Nachkriegszeit konnte das Etablissement vorerst nicht wiedereröffnet werden. Eine neue Blüte-zeit brach erst 1929 an, als das Etablissement von Jakob Jenni und seinen beiden Schwestern Helene und Mathilde betrieben wurde. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde das Weissen-burg Bad wieder geschlossen. Nachdem es zur Unterbringung von Truppen gedient hatte, wur-den im Hotel wieder Internierte beherbergt. Die Wiedereröffnung nach dem Krieg brachte nicht viele Gäste mit sich. Obwohl Reisegesellschaften mit Cars anreisten, brachte das Hotel nicht genug Geld ein. So ging es mit dem Weissenburg Bad langsam abwärts, bis das Mobiliar ver-steigert werden musste. Nach der Schliessung hielten Diebe und Vandalen Einzug. Einheimische berichteten von nächtlichen Aktionen, in denen mit leeren Kombiwagen die unbewachte Innen-einrichtung abtransportiert wurde. Tagsüber fanden Kinder in den leeren Räumlichkeiten einen neuen Spielplatz. Als das Hotel schliesslich ausgeplündert war, wurden die Fensterscheiben zer-trümmert und der hohe Backsteinkamin in die Luft gesprengt. So verwandelte sich das einst nob-le Hotel allmählich zu einem Schandfleck. Am 22. Oktober 1974 brannte das verkommene Ge-bäude nieder. Man sprach von Brandstiftung, was jedoch nicht belegt werden konnte. Insgeheim war man wohl froh, dass das Schandmal auf so einfache Art beseitigt worden war.46

Die Räumung durch die Organisation Greenlife und militärische Luftschutztruppen

Im Oktober 1974 erschienen in Weissenburg freiwillige Helfer der Umweltschutzorganisation Greenlife, um mit der Räumung des niedergebrannten Kurhotels zu beginnen. Im Jahresbericht von 1974 beschrieb Greenlife die Lage im Weissenburgbad mit folgenden Worten: „Der inmit-

45 Nil 1985, S. 55; Archiv Badverein 46 Nil 1985, S. 55f.; Bauer 2002, S. 228; Greenlife 1974, S. 7f.

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ten einer herrlichen Waldlichtung oberhalb Weissenburg im Simmental gelegene Hotelkomplex erlebte die Tragödie eines jahrzehntelangen Niedergangs. (…) Verhöhnt, versunken in diesem Meer der Trostlosigkeit – in diesem Mischmasch von Irrtum und Gewalt – wo kein brauchbarer Rettungsanker mehr sich zeigt, gab es nur eines: Greenlife.“ 47 Im November 1982 ersteigerte das Eidgenössische Militärdepartement (EMD) die Ruine für 35‘000.- Franken. Dabei ging es dem EMD weniger um die Ruine selbst als um das Strässchen, das zur Ruine führt. Dieses erschliesst nämlich unterhalb des Bahnhofs von Weissenburg ein Aussenzeughaus. Ab dem 1. April 1984 stand dann die Ruine den Luftschutztruppen zur Verfü-gung, um Übungen im Sprengen durchzuführen. Bis Ende Mai 1989 sollte dann das Terrain ge-säubert sein. So wurde die Brandruine auf der Waldlichtung erfolgreich entfernt. Heute steht im Weissenburgbad nur noch das Restmauerwerk der ehemaligen Küche. Der Badverein hat sich für die Erhaltung dieses letzen Überbleibsels eingesetzt.48

Die Weissenburg Mineralthermen AG

Anfangs der Dreissigerjahre kam Hans Widmer als Leiter einer Kolonie von jungen Arbeitslosen nach Weissenburg. Er träumte davon, das Weissenburger Mineralwasser abzufüllen und auf den Markt zu bringen. Damit strebte er an, den Alkoholkonsum zu senken und im Simmental neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Talbewohner und die Dorfgemeinde begegneten jedoch seinen Plänen mit Ablehnung. Trotzdem gründete Widmer im Januar 1935 die Weissenburg Mineral-thermen AG mit einem Aktienkapital von 70‘000.- Franken. Von Hand wurde das Wasser mit Hilfe von acht Hilfsarbeitern im Keller des Kurhauses abgefüllt. Die Wasserflaschen wurden in Thun und Bern privaten Kunden geliefert. So einfach begann die Arbeit der Weissenburg Mine-ralthermen AG. So wurde das reine Kurwasser ohne Zusätze verbreitet. 49

Abb. 22: Ein Handabfüller im Keller des Kurhauses

47 Greenlife 1974, S. 6 48 Greenlife 1974, S. 6f.; Nil 1985, S. 6 49 Nil 1985, S. 63f.; Archiv Badverein

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Weissenburger Mineral- und Tafelwasser kommt auf den Markt

Im Jahr 1936 wurde Weissenburger als erstes Mineralwasser der Schweiz mit Fruchtextrakten auf den Markt gebracht. Als Familiengetränk konnten geeichte Literflaschen mit Bügelver-schluss gekauft werden. Auf diese Flaschen wurde ein Pfand erhoben, was zu dieser Zeit als Pio-niertat galt. Der Kuraufenthalt der niederländischen Königin Wilhelmine in Weissenburg löste eine Propagandawelle für das Mineralwasser aus. Sogar Zeitungen im Ausland berichteten mit dem Slogan „ein königliches Getränk“ vom Weissenburger Mineralwasser. Im dritten Ge-schäftsjahr trat dann Fritz Wüthrich vom Simmentalerhof in Thun dem Unternehmen bei. Er ver-fügte über weiteres Kapital und Auslanderfahrung. Widmer und Wüthrich investierten viel in ihre Arbeit und bauten gemeinsam ihr Lebenswerk auf.50

Bau und Erweiterung des Fabrikationsgebäudes

Auch während dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Nachfrage nach alkoholfreien Getränken, und wichtige Lieferverträge mit Grossabnehmern wurden geschlossen. Somit war der Zeitpunkt zur Errichtung eines Fabrikationsgebäudes gekommen. Im Jahre 1942 konnte das neue Betriebsge-bäude nach einer Bauzeit von sieben Jahren bezogen werden. Das Wasser floss in Eternitleitun-gen, welche die alten Holzdünkelleitungen ersetzten, zur neuen Fabrik. Die Nachkriegszeit brachte einen Aufschwung mit sich, und die Fabrik wurde mehrmals erweitert.51

Abb. 23: Das neu erweiterte Fabrikationsgebäude der Mineralthermen AG um 1942.

Bau einer Luftseilbahn zur Quellfassung

Als das Fabrikationsgebäude eröffnet wurde, ging noch im selben Jahr eine Lawine auf die Quellfassung in der Bunschenschlucht nieder. Durch sie wurde die auslaufende Wassermenge in beträchtlichem Mass reduziert. Vier Jahre lang dauerte die Ausräumung des dreissig Meter ho-hen und zweihundert Meter langen Schuttkegels aus Baumstämmen und Felsbrocken. Eine Luft-seilbahn wurde gebaut, die horizontal und vertikal fahren konnte. An einem über der Schlucht gespannten Seil fuhr die Kabine direkt über die Quelle und senkte sich dann 115 Meter auf die

50 Nil 1985, S. 67f.; Archiv Badverein 51 Nil 1985, S. 69f.; Archiv Badverein

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Fassungsstelle ab. So konnte die Quellfassung problemlos erreicht werden. Auf diesem Weg wurde die Quelle Ende der Sechzigerjahre neu gefasst. 52

Lizenzproduktion von Weltmarken und Betrieb einer Abfüllmaschine

Um 1954 erkannte man in Weissenburg das beträchtliche Marktpotenzial, das in der Lizenzpro-duktion bekannter Weltmarken steckte. So wurde mit der Abfüllung von Schweppes und Pepsi-Cola begonnen. Ausserdem wurden Sodis und Arkina erworben, letztere als Tochtergesellschaft. Im Jahr 1984 konnte schliesslich eine hochmoderne Abfüllanlage in Betrieb genommen werden. Am laufenden Förderband wurden die Flaschen gereinigt, gefüllt, verschlossen und etikettiert. Mit Hilfe dieser Anlage konnten auf vier Füllstrassen in einer Stunde 63 000 Flaschen abgefüllt werden. Ausserdem wurden in einer weiteren Abfüllmaschine stündlich bis zu 100 Kanister für den Offenausschank abgefüllt.53

Abb. 24: Die moderne Abfüllanlage

Die verschiedenen Geschmacksrichtungen

Seit der Gründung der Weissenburg Mineralthermen AG wurde das Weissenburger Thermalwas-ser als reines Kurwasser oder als kohlensäurehaltiges Mineralwasser verkauft. Im Verlauf der Produktion von Weissenburger als Tafelwasser kamen dann immer mehr Geschmacksrichtungen dazu. Zuerst waren Erlo und Erla mit den zugesetzten Fruchtextrakten Orange und Grapefruit im Angebot. Später waren die Geschmacksrichtungen Zitrone, Himbeer, Grapefruit, Ananas und

52 Nil 1985, S. 71; Archiv Badverein 53 Zbären 1983, S. 98; Archiv Badverein

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Cassis erhältlich, schliesslich auch noch Aprikose. Um 1976 wurde gemeinsam mit Schweppes „Silhouette“, eine kalorienarme Getränkelinie, lanciert.54

Abb. 25: Die Etikette des reinen Weissenburger Kurwassers Abb. 26: Die Etikette des kohlensäurehaltigen Mineralwassers

Die Schliessung des Unternehmens

Im Jahr 1988 gab die zur Feldschlösschen AG gehörende Unifontes bekannt, die Weissenburg Mineralthermen AG würde bis zum Jahresende geschlossen werden. Weissenburg war zu diesem Zeitpunkt Teil dieses Unternehmens. Von der Betriebsschliessung waren vierzig Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter direkt betroffen. Ebenso bestürzt wie die örtlichen Behörden nahmen sie diese schlechte Nachricht entgegen. Zu dieser Entscheidung war es am 19. Januar 1988 im Sit-zungszimmer der Kantonalen Volkswirtschaftsdirektion in Bern gekommen. An diesem Tag fand dort eine Fachbesprechung statt, die Klarheit über die Zukunft der Weissenburg Mineralthermen AG bringen sollte. Weil Probleme mit der Ergiebigkeit der Quelle und ihrer Wasserqualität auf-gekommen waren, unterhielt man sich über die Möglichkeit neuer Bohrungen. Wirtschaftlich wären jedoch solche Tiefbohrungen nicht verantwortbar gewesen. Die Investitionen wären zu teuer und das Resultat zu ungewiss gewesen. Die bestehende Quellleistung von 55 Litern pro Minute genügte jedoch nicht mehr, weil die Konkurrenz auf dem Markt durch Mineralwasserim-port gestiegen war. Die Schliessung der Weissenburg Mineralthermen AG bis zum Jahresende galt folglich nach der Besprechung als unabwendbar. 55 Quellen BAUER Ursula, FRISCHKNECHT Jürg (2002): Bäderfahrten. Wandern, baden, ruhen und sich laben. Rotpunkt Verlag Zürich 427 Seiten

BRUNNER, Karl (1824): Chemische Zerlegung des Wassers von Weissenburg, Annalen der allgemeinen schweizerischen Ge-sellschaft für die gesammten Naturwissenschaften , Band 2. Bern

CHRISTEN Wolfgang (1725): Substanzlicher Bericht von dem hinter Weissenburg gelegenen heilsamen Trink- und Bad-Was-ser, Bern

Gesellschaft zum schwarzen Garten (1822): Neujahrsgeschenk von der neu errichteten Gesellschaft zum schwarzen Garten der zürcherischen Jugend gewidmet, 1822 / 23

54 Nil 1985, S. 71f.; Zbären 1983, S. 98; Archiv Badverein 55 Archiv Badverein

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Debora Matter, Weissenburg: Thermalquelle und Bad, Thun 2005 (Auszüge aus der Matura-Arbeit) - Seite 22 von 22

GOHL, Friedrich Wilhelm (1862): Die Heilquellen und Badeanstalten des Kantons Bern. In topographischer, chemischer und therapeutischer Hinsicht geschildert. Mit den Ansichten vom Gurnigel und Weissenburg, Bern

HÄSLER, Alfred (1920): Das Berner Oberland, o. O.

HEIMATKUNDEVEREINIGUNG DES SIMMENTALS, Hrsg. (1938): Simmentaler Heimatbuch, Verlag Paul Haupt Bern, 620 Seiten

KREBSER, Markus (1996): Thunersee linke Seite, mit Kandertal, Niedersimmental und über Thun nach Gurnigelbad: Unterwegs in die Vergangenheit, Krebser Verlag Thun, 247 Seiten

MARKWALDER H. (1947): Das Bad Weissenburg im Simmental. In Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde. Paul Haupt Bern, 1947/1, Seiten 55 – 63 (4 Abbildungen)

NIL, Christoph (1985): Weissenburg – Bad und Burg: Die wechselhafte Geschichte des Bades Weissenburg, der Mineralthermen und der Burg Weissenburg, Lang Druck Liebefeld/Bern, 80 Seiten

SCHNYDER Heinrich (1883): Bad- und Kuranstalt Weissenburg in der Schweiz, Basel

ZBÄREN Ernst (1983): Simmental: Grünes Bergland zwischen Wildstrubel und Stockhorn. 118 Seiten, Ott-Verlag Thun

Quellen ohne Angabe des Verfassers

Werbeprospekte über Thermalwasser o.J.

Jahresbericht Organisation Greenlife 1974

Archiv Badverein

Abbildungsverzeichnis

HÄSLER, Alfred Abb. 5

KREBSER, Markus Abb. 11, 12, 13, 15, 16, 17, 20

NIL, Christoph Abb. 6, 7, 8, 21, 22, 24

Archiv Badverein Abb. 1, 9, 10, 18, 21, 23, 25, 26

Staatsarchiv Bern Abb. 14, 19

Werbeprospekt über Thermalwasser Abb. 2, 3, 4