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Palliative Betreuung am Lebensende – eine Information des HOSPIZ IM PARK WENN EIN GELIEBTER MENSCH STIRBT

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Palliative Betreuung am Lebensende – eine Information des HOSPIZ IM PARK

WENN EIN GELIEBTER MENSCH STIRBT

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Einleitung

Veränderungen am Ende des Lebens

Veränderungen im körperlichen Bereich

Veränderungen des Bewusstseins

Veränderungen im zwischenmenschlichen Bereich

Mit Veränderungen umgehen

Wenn ein geliebter Mensch stirbt

Trauerreaktionen

Spiritualität

Wenn die Trauer nicht mehr endet

Wie Kinder und Jugendliche trauern

Bücher zum Thema «Sterben und Trauern»

Institutionen und Adressen

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INHALTSVERZEICHNIS

Herausgeberin: HOSPIZ IM PARK, 2009Konzept & Design: una werbeagentur ag, www.unaidea.ch

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Liebe AngehörigeDie Zeit des Sterbens einer nahestehenden Person ist fürviele Angehörige und ihre Freunde eine Zeit der Krise, derAngst und Unsicherheit. Wir möchten für Sie da sein undIhnen mit Hilfe dieser Broschüre, aber vor allem mit Wortund Tat zur Seite stehen. Vielleicht geht es Ihnen auch so, dass Fragen Sie be-schäftigen wie zum Beispiel:

• Was geschieht im Sterbeprozess? • Wie kann ich helfen? • Ist es normal, dass der sterbende Mensch nichtsmehr essen und trinken möchte?

Das Betreuungsteam hat wahrscheinlich mit Ihnen überdie Veränderungen gesprochen, die bei einem Menschenwährend des Sterbens auftreten können.

Mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen die Möglichkeitgeben, alles zu Hause noch einmal in Ruhe nachzulesen.Falls Sie weitere Fragen haben, sind wir gerne für Sie da.

Ihr HOSPIZ IM PARK-Team

Diese Informationen basieren auf der Broschüre «Coping with dying?» Liverpool, UK. Deutsche Übersetzung:Palliativzentrum Kantonsspital St. Gallen. Überarbeitung: HOSPIZ IM PARK,©Palliativzentrum Kantonsspital, St. Gallen

WIR SIND FÜR SIE DA. WIR BEGLEITEN SIE.

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VERÄNDERUNGEN AM ENDE DES LEBENS

Der Weg des Sterbens ist für jeden Menschen anders. Esgibt jedoch spezifische Zeichen oder Veränderungen, diedarauf hinweisen, dass dieser Weg begonnen hat. Eskann sein, dass mehrere dieser Veränderungen bei IhremAngehörigen auftreten, vielleicht aber auch nur wenigeoder gar keine.

Zeichen, die darauf hindeuten, dass das Leben zu Endegeht:

• Veränderungen im körperlichen Bereich• Veränderungen des Bewusstseins• Veränderungen im zwischenmenschlichen Bereich

Vermindertes Bedürfnis nach Essen und TrinkenEin sterbender Mensch möchte oft nichts mehr essen undtrinken, ihm schmeckt einfach nichts mehr. Für Angehö-rige ist es schwer, diesen Wunsch zu respektieren. DerGedanke: «Ich kann doch meine Mutter, meinen Mann…nicht verhungern lassen», belastet viele. Wir verbindenEssen mit Fürsorge und Leben und spüren eine grosseHilflosigkeit, wenn der Sterbende die Energie, die wir

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durch Nahrung bekommen, nun nicht mehr braucht. Anderes ist jetzt wichtiger, und so ist es in dieser Phasevöllig natürlich, nichts mehr zu essen. Unnötige Ernäh-rung würde ihn zusätzlich belasten.Es kann auch sein, dass der sterbende Mensch kaumnoch Durst hat. Oft kann der Körper in dieser Zeit grosseMengen von Flüssigkeit nicht mehr verarbeiten. In dieserSituation können Hände und Füsse anschwellen, manch-mal erschwert Flüssigkeit in der Lunge dem sterbendenMenschen das Atmen. Bei Mundtrockenheit genügt es,wenn Sie ihm mit dem Teelöffel kleine Mengen in denMund geben. Falls er nicht mehr schlucken kann, könnenSie ihm mit einem feuchten Tupfer den Mund immer wieder befeuchten. Lassen Sie sich von den Pflegendenzeigen, wie es am besten geht.

Veränderungen in der AtmungViele Menschen, die unter einer erschwerten Atmung leiden, haben Angst, am Ende ersticken zu müssen. DieKörperfunktionen sind jedoch gegen das Lebensende so eingeschränkt, dass nur noch sehr wenig Sauerstoff benötigt wird. Es kann sein, dass Menschen in der Zeitdes Sterbens das Atmen sogar leichter fällt als in der Zeit

davor. Während der letzten Stunden des Lebens kann einrasselndes oder gurgelndes Geräusch auftreten. Diesesentsteht durch Schleimabsonderungen, die der sterbendeMensch nicht mehr abhusten oder schlucken kann. Durchgeeignete Medikamente kann die Atemnot aufgefangenwerden, auch ein Lagewechsel kann Erleichterung ver-schaffen. Atemnot kann durch Ängste verstärkt werden.Die Gewissheit, dass jemand in der Nähe ist, kann fürden sterbenden Menschen nicht nur beruhigend sein,sondern auch helfen, die Atemnot zu mildern.

Mangelnde BewegungDer Sterbende hat oft keine Kraft mehr, sich selbst zu bewegen und seine Lage zu verändern. Es ist für ihnmeist eine Wohltat, wenn Sie oder die Pflegenden ihn regelmässig bewegen und die Lage verändern.

Weitere mögliche VeränderungenDie Körpertemperatur verändert sich, Arme und Beinekönnen durch die geringe Durchblutung kälter, blass undbläulich werden. Manchmal schwitzt der Sterbende auchübermässig und der Puls kann schwach und unregel-mässig sein.

VERÄNDERUNGEN IM KÖRPERLICHEN BEREICH

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Verlust des Zeitgefühls.

Realitätsverlust.

Angst und Unruhe.

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Fehlende Orientierung, VerwirrtheitDer sterbende Mensch ist manchmal sehr müde undkann nur mühsam aus dem Schlaf aufgeweckt werden.Er verliert jedes Zeitgefühl. Möglicherweise erkennt er anwesende Personen nicht mehr, was für diese sehrschmerzlich sein kann. Es ist wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass dies kein Zeichen von Ablehnungist, sondern dass sich der Sterbende in seine eigene Weltzurückzieht und den Bezug zu unserer Realität verliert.Der Sterbende ist meist dankbar, wenn wir diesen Rück-zug zulassen und nicht stören. Es kann auch sein, dasser von ungewohnten Vorstellungen, von Ereignissen undMenschen spricht, die für Sie unbekannt sind. Er siehtund spricht vielleicht auch zu solchen Menschen, dieschon verstorben sind. Es ist wichtig, dass wir nicht versuchen, ihm seine Realität auszureden oder sie alsStörung oder Halluzinationen abzutun, sondern Anteildaran nehmen, indem wir ihm zuhören und vielleichtauch nach der Bedeutung fragen. Dies kann unsere eigene Realität erweitern.

UnruheDer Weg des Sterbens wird von jedem Menschen andersbeschritten. Er wird sehr unterschiedlich erlebt und wahr-

genommen. So kommt es vor, dass die Angst vor der Un-gewissheit, dem Nachher oder dem Zurücklassen derLiebsten grosse Unruhe auslöst. Es kann sein, dass derSterbende an der Bettwäsche zupft, ziellose Arm- undBeinbewegungen macht oder immer wieder versucht, auf-zustehen und wegzugehen. In diesen Momenten kann esgut sein, wenn ein Mensch in der Nähe ist und dem Ster-benden das Gefühl gibt, nicht alleingelassen zu sein.Manchmal sind zu viele Sinneseindrücke auch störendfür den Sterbenden. Die Pflegenden bieten Ihnen in diesermanchmal schwierigen Situation gerne Unterstützung an.

BewusstlosigkeitManche Menschen sind in den letzten Tagen bewusstlosund scheinen gar nicht mehr ansprechbar zu sein. AusBefragungen von Menschen, die «klinisch tot» waren undwiederbelebt wurden, wissen wir jedoch, dass Menschen,die von uns aus gesehen nicht bei Bewusstsein sind,doch vieles hören und verstehen können. Reden Sie alsoin seiner Gegenwart, wie Sie mit ihm reden würden, wenner bei Bewusstsein wäre. Wenn Sie noch etwas Wichtigesmitteilen möchten, sagen Sie es ihm ruhig. Es ist keines-falls zu spät, zum Beispiel zu sagen: «Es tut mir leid»oder «ich liebe dich» und so weiter.

VERÄNDERUNGEN DES BEWUSSTSEINS

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«Tunnelerlebnis»Im Sterben fühlen sich manche Menschen wie durcheinen Tunnel oder Gang gezogen. Von Menschen mitNahtoderfahrung wird meist betont, dass sie dabei garkeine Angst verspürt haben. Am Ende des Tunnels sei einwunderbares Licht von einer Intensität, wie wir es ausdem Alltag nicht kennen. Dieses Licht sei verbunden miteinem Gefühl von Geborgenheit, Angenommen- und Willkommensein.

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Rückzug vom LebenIn seiner letzten Lebenszeit zieht sich der Mensch mehrund mehr von der Aussenwelt zurück. Er schläft oder ruhtsehr viel. Er möchte vielleicht nur noch wenige, ihm ver-traute Menschen um sich haben oder auch ganz alleinsein. Manchmal findet der sterbende Mensch seine innereRuhe, die die Umgebung als grosse Stille wahrnimmt. Erhat immer weniger das Bedürfnis zu sprechen. Worte ver-lieren ihre Wichtigkeit. In dieser Zeit zieht sich der Ster-bende vom Leben zurück und wendet sich nach innen.Einfach nur noch zusammen zu sein ist dann für denSterbenden und für die Angehörigen ein grosser Trost. Insolchen Stunden kann sich der Blick auf das gelebteLeben noch einmal verändern und Zusammenhänge kön-nen anders und klarer als bisher erkennbar werden.

KommunikationFür Angehörige ist es oft schwierig, wenn der Sterbendeverschlüsselt und in einer Art Symbolsprache spricht, zumBeispiel: «Ich muss noch die Koffer packen und zumBahnhof gehen…», «Die Strasse führt ins Licht…». DieSprache scheint nicht logisch, sondern ist Folge einer inneren Erlebniswelt. In diesen Bildern drückt sich etwasvon dem aus, was der Sterbende verarbeitet.

VERÄNDERUNGEN IM ZWISCHENMENSCHLICHEN BEREICH

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Grenzen der Belastbarkeit erkennen.

Mit den Menschen sprechen.

Auch einmal Auszeit nehmen.

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Es ist sehr verständlich, wenn Sie das Sterbebett Ihres Angehörigen nicht verlassen möchten. Aber wir wissenauch, dass Sterbende oft das Bedürfnis haben, ganz allein zu sein, und dass auch für Sie als Angehörige einekurze Auszeit von grossem Wert sein kann. Es ist deshalbwichtig, dass Sie sich eine solche Zeit des Alleinseins ermöglichen.Es kann aber sein, dass das Leben Ihres Angehörigen gerade in einem solchen Moment zu Ende geht. MancheHinterbliebenen quälen sich dann mit Schuldgefühlen,wenn sie im Augenblick des Todes nicht beim Sterbendenwaren. Die Erfahrung zeigt, dass Schwerkranke häufigsterben, wenn sie allein sind – vielleicht ist es so für sie leichter, sich endgültig zu lösen? So wie der Weg des Sterbens ist auch das Sterben selbst etwas zutiefst Persönliches.Die Zeit der Begleitung ist für die Angehörigen eine grosseHerausforderung. Auch wenn sie spüren, mehr Kraft zuhaben, als sie sich je vorgestellt hatten, kommen sie doch

immer wieder an Grenzen der Belastbarkeit. Haben Sieden Mut, um Unterstützung zu bitten. Sorgen Sie auchdafür, dass Sie Essen, Trinken und Ausruhen nicht ver-gessen. Und scheuen Sie sich nicht, nach spiritueller undseelsorgerischer Begleitung zu fragen – für den Sterben-den und für Sie.Oft besteht die Frage, ob auch Kinder und Jugendlichenoch ans Sterbebett kommen können oder sollen. Auspsychologischer Sicht wird dies eher befürwortet, es sollaber kein Müssen sein. Besprechen Sie dies mit dem be-treuenden Hospizarzt oder mit den Pflegenden. SprechenSie vor allem aber mit dem Sterbenden und mit den Kin-dern und Jugendlichen selbst und fragen Sie nach ihrenBefürchtungen und ihren Wünschen. Kinder gehen mitdieser Situation oft natürlicher um als Erwachsene.Die Zeit des Abschiednehmens und der Trauer kennt ver-schiedene Phasen und Formen: Gefühle der Verzweiflung,Wut und Ohnmacht gehören auch dazu. Jeder von unsdarf dafür Hilfe in Anspruch nehmen.

MIT VERÄNDERUNGEN UMGEHEN

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Sterben kann Erlösung sein.

Sterben bedeutet Schmerz und Verlust.

Sterben löst Trauer aus.

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Der Verlust eines geliebten Menschen löst grosse Traueraus. Trauer nennen wir das Gefühl, das sich einstellt,wenn wir etwas verlieren, das für uns einen Wert dar-gestellt hat. Es ist die Reaktion auf diesen Verlust undheisst nicht, schwach zu sein oder etwas nicht richtig zumachen. Die gelebte Trauer ist notwendig, damit wir denTod eines geliebten Menschen verarbeiten und gesund weiterleben können. Das Trauern ermöglicht uns, uns aufdie veränderte Situation einzulassen. Trauer ist der natürliche Umgang mit einem schweren Verlust. Sie zeigt uns die Tiefe unserer Sorge und Liebefür diesen nahestehenden Menschen. Liebe heisst jaauch, offen zu sein für Schmerz und Verlust. Jede Personerlebt die Trauer auf ihre ganz persönliche Art. Es gibt keinen einheitlichen Plan, nach dem man sich vom Verlust erholen sollte. Wir versuchen, Anteil an Ihrer Trauer zu nehmen.

Dieser folgende Teil der Broschüre soll Ihnen • helfen, Ihre Gefühle in dieser Situation verstehen zu lernen: «Was ist normal?»

• Mut machen, sich bei Bedarf Hilfe zu holen,• unterstützende Adressen vermitteln,• entsprechende Literaturhinweise geben.

WENN EIN GELIEBTER MENSCH STIRBT …

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Gefühle• Sie sind voller Traurigkeit, welche sich oft, aber nicht immer im Weinen zeigt.

• Gefühle von Verlassenheit und Einsamkeit belasten Sie.

• Sie spüren Angst. Diese kann von einem unbe-stimmten Gefühl der Unsicherheit bis zu einem heftigen Anfall von Panik reichen.

• Sie fühlen sich ruhelos.• Sie fühlen Wut oder Schuld über Dinge, die Sie in Ihrer Zeit mit der verstorbenen Person erlebt haben.

• Sie sind wütend, dass die verstorbene Person Sie verlassen hat und dass Sie weiterleben müssen ohne sie.

• Sie sind starken Stimmungsschwankungen unter-worfen und kleinste Dinge werden zur Belastung.Manchmal wissen Sie gar nicht mehr weiter.

• Sie spüren vielleicht Erleichterung über den Tod desgeliebten Menschen, wenn eine lange und qualvolleKrankheitszeit vorangegangen ist.

• Neben üblichen Trauergefühlen können Sie ein positi-ves Gefühl der Befreiung empfinden, besonders, wenndie letzte Zeit mit dem Verstorbenen belastend war.

• Sie fühlen sich vor allem in der ersten Zeit nach demTod hilflos und befürchten, den Alltag nicht mehr bewältigen zu können.

• Sie haben grosse Sehnsucht nach der verstorbenenPerson.

• Vielleicht wundern Sie sich, dass Sie im Moment garkeine Trauer verspüren.

Gedanken• Sie haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren.• Sie fühlen die Nähe der verstorbenen Person undhaben das Gefühl, dass diese Ihnen erscheint. Sie hören deren Stimme oder sehen ihr Gesicht. Vielleicht begegnet sie Ihnen in den Träumen.

• Sie beschäftigen sich fast nur noch mit Erinnerungenund dem Leben der verstorbenen Person. Immer wieder tauchen vergangene Erlebnisse in Ihrem Gedächtnis auf.

• Sie blicken zurück, denken an die letzten Monate vordem Tod. Sie haben Schuldgefühle und fragen sich,was Sie hätten anders machen können oder sollen.

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TRAUERREAKTIONEN

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Körperliche Zeichen• häufiges tiefes Seufzen• Weinen• Leeregefühl im Magen• Übelkeit• Kehle fühlt sich zugeschnürt an• Druck auf der Brust• Druck im Kopf bis hin zu Kopfschmerzen• Überempfindlichkeit gegenüber Lärm• Atemlosigkeit, ein Gefühl von Kurzatmigkeit• Muskelschwäche• Energiemangel, Müdigkeit, Trägheit• Schlafschwierigkeiten• veränderte sexuelle Bedürfnisse• veränderter Appetit

Verhalten• Sie ertappen sich dabei, dass Sie wie geistesabwe-send handeln oder Dinge tun, die scheinbar sinnlossind.

• Sie haben das Bedürfnis, sich nur noch zurückzu-ziehen.

• Alles ist Ihnen zu viel, Sie können nicht mehr reagieren.

• Sie vermeiden gewisse Situationen, um nicht an dieverstorbene Person erinnert zu werden. Oder im Gegenteil, Sie suchen Situationen, die Sie gemeinsamerlebt haben.

• Sie fallen in rastlose Aktivität, um Ihrer Unruhe zu entkommen.

• Sie versuchen vielleicht, Ihre Trauer mit Alkohol oderMedikamenten zu dämpfen.

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Die Frage nach dem Sinn des Lebens.

Die Frage nach dem Sinn des Todes.

Die Frage nach dem Sinn des Leidens.

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• Sie suchen vermehrt Antworten auf Fragen nach demSinn des Lebens.

• Sie haben das Bedürfnis nach mehr oder weniger Re-ligiosität (Sie beten mehr oder weniger, die Beziehungzur Religionsgemeinschaft wird enger oder lockerer).

• Sie versuchen, die Erlebnisse rund um das Sterbenund den Tod des Verstorbenen und die damit verbun-denen Gefühle in einen rationalen Zusammenhang zustellen.

• Sie ziehen sich wiederholt zurück, fühlen sich isoliertund verlassen.

• Sie fühlen sich längere Zeit depressiv oder haben wiederkehrende Gedanken, aus dem Leben zu gehen.

• Sie stellen sich die Frage nach dem Warum:«Warum gerade…?»

• Sie fragen sich, ob Sie am Tod mitschuldig sind.• Sie fragen nach Gott: «Wo ist er? Warum lässt ermich leiden?»

• Sie stellen sich die Frage nach dem Sinn des Todes.• Sie fragen sich: «Wie geht mein Weg weiter?»

Einige der vorher beschriebenen Reaktionen mögen aufSie zutreffen, andere nicht. Wichtig ist, dass Sie die Trauernicht in sich einschliessen und Ihre Gefühle dabei unter-drücken. Nehmen Sie Ihre Trauer ernst. Sprechen Sie mit nahestehenden Personen oder Fachleuten über Ihre Situation und Ihre Trauergefühle.

SPIRITUALITÄT

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Der Trauerprozess braucht seine Zeit. Dieser Prozess istnicht ein einmaliges Geschehen. Häufig wird er als wel-lenförmiges Kommen und Gehen erlebt. Er braucht seineZeit, nehmen Sie sich diese Zeit. Wenn die Trauer nichtmehr enden will oder Sie zu erdrücken oder zu überwäl-tigen droht, dann suchen Sie sich Hilfe bei Fachleuten.Dies gilt auch, wenn Sie solche Reaktionen bei Angehö-rigen oder Kindern/Jugendlichen wahrnehmen.

Ihr Hausarzt, die Gemeindeseelsorge oder das betreuendeTeam des HOSPIZ IM PARK (Seelsorge, Pflegende undÄrzte) stehen gerne als Gesprächspartner zur Verfügung.Erkundigen Sie sich nach den regelmässig begleitetenTrauergruppen im Hospiz.

Weiter hinten finden Sie Literaturhinweise und hilfreicheAdressen; nutzen Sie sie.

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WENN DIE TRAUER NICHT MEHR ENDET …

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Auch Kinder und Jugendliche fühlen Trauer und grossesLeid angesichts des Todes einer ihnen nahestehendenPerson. Sie haben ein anderes Zeitgefühl und verarbeitenVerluste anders als die Erwachsenen. Wie die Kinder die Phasen der Trauer durchlaufen, ist sehr von ihrem Entwicklungsstand abhängig. Dabei kann allgemein von folgenden Annahmen ausgegangen werden.

Kleinkinder bis zum dritten LebensjahrIn diesem Alter haben die Kinder keinen Bezug zum Tod.Trotzdem können diese Kinder eine Trauerreaktion zeigen.Das Kind erlebt vor allem das Getrenntsein und reagiertdarauf mit Angst sowie allenfalls mit Regression (Zurück-fallen in frühere Entwicklungsstufen). Häufig reagieren dieKinder in diesem Alter ähnlich wie die nahestehenden Erwachsenen. Wichtig ist, den Alltagsablauf möglichstaufrechtzuerhalten und weitere Trennungen zu vermeiden.

Drittes bis sechstes LebensjahrDiese Kinder sehen den Tod als vorübergehendes undrückgängig zu machendes Ereignis an.Sie glauben, dass der Tod durch Gedanken verursachtwerden kann, haben häufig magische Erklärungen für

den Tod und können sich selbst schuldig fühlen. Für Kin-der im Vorschulalter ist es somit wichtig, möglichst vielZeit mit einer Bezugsperson zu verbringen, welche ihnenZuwendung gibt und einen normalen Alltagsablauf ermöglicht. Die Erklärungen sollten möglichst krankheits-bezogen sein, um Selbstverschuldungen zu vermeiden.

Sechstes bis achtes LebensjahrNun beginnen die Kinder zu verstehen, dass der Tod endgültig ist. Sie glauben aber nicht, dass alle Menschensterben müssen oder dass dies sogar sie betreffenkönnte. Der Tod wird personalisiert. Häufig äussern Kin-der Wut gegenüber den Verstorbenen oder den Angehöri-gen, welche den Tod nicht verhindern konnten. Die Kinderreagieren häufig mit Angst und depressiven Symptomensowie körperlichen Beschwerden. Sie haben Angst, dassauch andere, ihnen nahestehende Personen versterbenkönnten. In diesem Alter ist es wichtig, realistische undklare Informationen zu geben und das Kind möglichst in die Beerdigungszeremonie einzubeziehen. Allenfalls ist es sinnvoll, die Lehrpersonen zu informieren, damit gewisse Reaktionen des Kindes verstanden werden.

WIE KINDER UND JUGENDLICHE TRAUERN

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Achtes bis zwölftes LebensjahrKinder in diesem Alter haben ein ähnliches Verständnisvom Tod wie die Erwachsenen. Sie verstehen die biologi-schen Aspekte des Todes, aber auch die Auswirkungenauf Beziehungen. Sie gehen eher kopflastig mit dem Todum und können sich wenig über ihre Gefühle bezüglichTod und Sterben äussern. Gelegentlich entwickeln siesogar eine spezielle Neugierde bezüglich körperlicher De-tails am Sterbeprozess, sind aber auch an religiösen undkulturellen Traditionen rund um den Tod interessiert. Somitist es sehr wichtig, dass sie möglichst viel am Totenbettsein dürfen und das Sterben, aber auch die Beerdigungmiterleben können.

Zwölftes bis achtzehntes LebensjahrJugendliche sind sehr neugierig bezüglich der existen-ziellen Fragen rund um den Tod, was gelegentlich zu Risikoaktivitäten führen kann – dies, um sich mit der eigenen Sterblichkeit und Endlichkeit auseinander-zusetzen. Häufig wehren sie sich gegen die Rituale unddie Unterstützung der Erwachsenen. Sie haben das Gefühl, nicht richtig verstanden zu werden. Oft kommenstarke Gefühlsreaktionen, welche schwer zu identifizierenund auszudrücken sind. Es ist wichtig, dass sich die Jugendlichen in ihrer Altersgruppe austauschen können.Trotzdem sollten sie auch die Möglichkeit haben, sich von Erwachsenen Unterstützung zu holen; sie solltennicht überschätzt werden.

Selbstverständlich können diese Phasen nicht generali-siert werden.

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Mit der Trauer nicht allein bleiben.

Trauer ist so unterschiedlich wie die Menschen.

Der Trauer Zeit geben.

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Es gibt sehr viele Bücher zu diesem Thema. Wir beschränkenuns hier auf eine kleine Auswahl, empfehlen aber auch eine Beratung in einer Buchhandlung.

Für Erwachsene

«Ich sehe deine Tränen», Jorgos Canacakis, Kreuz VerlagStuttgart (auch als Hörbuch erhältlich.)

«Wege aus der Trauer», Monika Specht-Tomann, DorisTropper, Kreuz Verlag Stuttgart

«Zeugnisse Sterbender», Monika Renz,Junfermann Verlag Paderborn

«Zeit der Trauer», Verena Kast, Kreuz Verlag Stuttgart

«Dem Tod begegnen und Hoffnung finden», Christine Longaker, Vorwort Sogyal Rinpoche, Piper Taschenbuch

«Bis wir uns im Himmel wiedersehen», Anselm Grün, Kreuz Verlag Stuttgart

«Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben»,Sogyal Rinpoche, Otto Wilhelm Barth Verlag

«Spiritualität in der Sterbebegleitung», Daniela Tausch-Flammer, Lis Bickel, Herder Spektrum

«Sterben, Tod und Trauer», Johann-Christoph StudentHerder Verlag

«Zeit des Abschieds, Sterbe- und Trauerbegleitung», Monika Specht-Tomann, Doris Tropper, Patmos Verlag Düsseldorf

Für Jugendliche

«Wir nehmen jetzt Abschied, Kinder und Jugendliche begegnen Sterben und Tod», Monika Specht-Tomann, Doris Tropper, Patmos Verlag Düsseldorf

«Niemand stirbt für sich allein, Geschichten über Lebenund Tod», Lutz van Dijk, Patmos Verlag Düsseldorf

Für und mit Kindern

«Wenn Kinder nach dem Sterben fragen», ein Begleitbuchfür Kinder, Eltern und Erzieher, Daniela Tausch-Flammer,Lis Bickel, Herder Verlag

«Tränen, die nach innen fliessen», Erlebnisberichte betroffener Kinder und Eltern, Regine Schindler (Hrsg.), Edition Kemper im Verlag Ernst Kaufmann Lahr

«Auf Wiedersehen, Papa», Alma Post, Patmos Verlag Düsseldorf

«Abschied von Tante Sofia», Hiltraut Olbrich, Astrid Leson,Verlag Ernst Kaufmann Lahr

«Hat Opa einen Anzug an?», Amelie Fried, Jacky Gleich,Carl Hanser Verlag

«Leb wohl lieber Dachs», Susan Varley, Betz Verlag, Wien

«Ein Himmel für den kleinen Bären», Dolf Verroen, Wolf Erlbruch, Carl Hanser Verlag

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BÜCHER ZUM THEMA «STERBEN UND TRAUERN»

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ALS-HelpRegionale Vertretung Yvonne Frei Terrassenstrasse 54144 ArlesheimT/F 044 245 80 32www.als-sg.ch [email protected]

GGG VoluntasLeimenstrasse 764051 BaselT 061 225 55 25F 061 225 55 29www.ggg-voluntas.ch [email protected]

Hildegard-HospizSt. Alban-Ring 1514020 BaselT 061 319 75 75F 061 319 75 59www.hildegard-hospiz.ch [email protected]

HOSPIZ IM PARKKlinik für Palliative Medizin,Pflege und BegleitungStollenrain 124144 ArlesheimT 061 706 92 22F 061 706 92 [email protected]

Kinderspitex BSSpezialdienst SPITEX BASELFeierabendstrasse 444051 BaselT 061 686 96 03F 061 686 95 87www.spitexbasel.ch [email protected]

Kinderspitex NordwestscheizReinertstrasse 234515 OberdorfT 032 623 56 88F 032 623 56 [email protected]

Kinderspitex VereinJoel MühlemannBahnweg 34665 OftringenT 062 797 79 43F 062 797 97 24www.joel-kinderspitex.ch [email protected]

Krebsliga beider BaselMittlere Strasse 354056 BaselT 061 319 99 88F 061 319 99 89www.krebsliga-basel.ch [email protected]

INSTITUTIONEN

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Krebsliga SolothurnDornacherstrasse 334500 SolothurnT 032 628 68 10F 032 628 68 11www.krebsliga-so.ch [email protected]

ONKO-SPITEX BaselFeierabendstrasse 444051 BaselT 061 686 96 03F 061 686 95 87www.spitexbasel.ch [email protected]

PallicareVerein für PalliativpflegeZelgliring 234433 RamlinsburgT 061 931 23 38F 061 933 93 49www.pallicare.ch [email protected]

PalliativstationSt. ClaraspitalKleinriehenstrasse 304016 BaselT 061 685 85 85F 061 691 95 18www.claraspital.ch [email protected]

Rotes Kreuz BLFichtenstrasse 174410 LiestalT 061 905 82 01F 061 905 82 04www.roteskreuzbl.ch [email protected]

SpitalexterneOnkologiepflege BLSEOP BLKanonengasse 334410 LiestalT 061 723 82 14F 061 722 12 39www.seopbl.ch [email protected]

Spitalexterne Onkologiepflege SolothurnSEOP SODornacherstrasse 334500 SolothurnT 032 628 68 10F 032 628 68 11www.krebsliga-so.ch [email protected]

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