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  • 7/31/2019 Westdeutsche Zeitung

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    Klavierzyklus: Ein Bodybuilder als Pianist - Kultur - Wuppertal - Lo... http://www.wz-newsline.de/?redid=500352&print=1&PHPSESSID

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    22. April 2009 - 16:47 Uhr A | A | A Jetzt drucken Fenster schlieen

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    Klavierzyklus: Ein Bodybuilder als Pianist

    von Veronika Pantel

    Tzimon Barto hat viele Talente. Der Bodybuilder ist Autor und Pianist. In Elberfeld gab er ein grandioses Gastspiel am Flgel.

    Wuppertal. Der US-AmerikanerJohnny Barto Smith, bekannt als TzimonBarto, ist ein Schrank von einem Mann. Dass er Bodybuilder ist, siman ihm sogleich an. Dass er auch Klavier spielen kann, davon konnte man sich beim 6.Konzert des Bayer Klavierzyklus berzeugen.

    Kein Wunder, dass mancher Sorge um den kostbaren Konzertflgel im Mendelssohn Saal hatte weitgehend unbegrndet, denn Barto kann einenFlgel ebenso energisch traktieren wie sanft und einfhlsam streicheln.

    US-Amerikaner ist bei List-Musik gin seinem Element

    Dass Barto ganz eigeneInterpretationsanstze verfolgt, wird sc

    bei den Werken des BarockmeistersJean-Philippe Rameau klar.Ausgesprochen langsam geht er etwaAllemande aus den Nouvelles suite

    von 1728 an. Er dehnt die Vorhalte, um individuell gesetzte Fermanten noch deutlicher in Szene zu setzen. Ein wenig sparsam verwendet er das lehingetupfte Spiel, das Rameau ebenfalls gut ansteht. DenysProshayev hat dies zuvor im zweiten Klavierzyklus bewiesen.

    Barto ist ein Mann mit vielen Talenten. Er spricht fnf Sprachen flieend und ist als Schriftsteller ttig. Neben seiner Pianisten-Ttigkeit widmet erintensiv der Frderung junger Komponisten. Der Barto-Prize, den er auslobt, ging 2008 an den Portugiesen Patricio da Silva, dessen ThreeMovements for Solo Piano Barto vorstellt.

    Rauschhafte Skalen ber wtendem Bass, eine rhythmisch hmmernde Linke, Einzelton-Tonleitern und heftig gegriffene Akkorde mit der Rechtenersten Teils erinnern durchaus an den Free Jazz. Dann wird es elegisch: Aus minimalem Ton-Material bumt sich eine kleine Melodie auf und siwieder herab. Endlich das furiose Finale: Fast endlos repetierte Tne im Diskant scheinen die Arbeit des Klavierstimmers zu kopieren, unterlegt vrhythmisch-kraftvollen, komplex verwobenen Mustern.

    Auch bei Franz Liszt ist der Pianist absolut in seinem Element. In den Grandes tudes daprs Paganini (1851) will Liszt die irrwitzige Technik

    Violin-Virtuosen auf das Klavier bertragen. Die g-Moll-Etde Il tremolo fordert nach einem breit ausladenden Andante-Preludio zunchst die Linmit den berhmten Paganini-Tremoli und einer Tenor-Kantilene, ehe sich die Hnde abwechseln und das rasend schnelle Tremolo auch in die Rewandert.

    Das ist pianistische Technik auf Hchstniveau. Die Hnde mssen mehr in der Luft als auf den Tasten sein, forderte Liszt und meinte damit, dasAkkorde nicht erst auf der Klaviatur gefunden werden, sondern schon in der Luft fixiert sein sollen. Nach dem Listschen Klangfarben-Gewitter istMaurice Ravels Miroirs eine Offenbarung: Gespenstisch huschen und stolpern in Noctuelles die nchtlichen Schatten ber die Klaviatur, abrupbricht die wehmtige Melodie immer wieder ab. Mit dem Morgenruf der Amsel beginnt das bedrckende Oiseaux tristes (Traurige Vgel), dassehr entrckt und mit tiefer Empfindung spielt.

    Eine Barke auf dem Ozean schaukelt in gebrochenen Akkorden als schwankendes Motiv ohne erkennbare Muster mit schwirrenden KlangfarbenMeisterhaft stellt der Virtuose Ravels faszinierende Klanglsungen vor. Frdric Chopins Andante Spianato e Grande Polonaise brillante in Es-schliet sich nahtlos an. Auch hierbei glnzt der Pianist mit versunkenem Spiel und kraftvoll-eleganter Passagenbrillanz. Dieser Klavierabend wirlange in Erinnerung bleiben.

    Die skandinavische Knstlerin bringt ein Variationen-Programm mit: Auf dem Programm stehen dieBach/Busoni-Chaconne d-Moll, Haydns Variationen f-Moll, Mendelssohn-Bartholdys Variationssrieuses d-Moll und die Variationen und Fuge ber ein Thema von Hndel B-Dur von Johannes

    Brahms.

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