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Regierungspräsidium Kassel Wettbewerb „Unser Dorf“ 32. Hessischer Landesentscheid zum Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ – Unser Dorf hat Zukunft Dokumentation 2006

Wettbewerb „Unser Dorf“

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Page 1: Wettbewerb „Unser Dorf“

Regierungspräsidium Kassel

Wettbewerb „Unser Dorf“32. Hessischer Landesentscheid zum Bundeswettbewerb„Unser Dorf soll schöner werden“ – Unser Dorf hat Zukunft

Dokumentation 2006

Regierungspräsidium KasselSteinweg 634117 Kassel

Page 2: Wettbewerb „Unser Dorf“

Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 1

Wettbewerb „Unser Dorf“

DokumentationLandesentscheid 2006

Page 3: Wettbewerb „Unser Dorf“

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IMPRESSUM

HerausgeberHerausgeberHerausgeberHerausgeberHerausgeberRegierungspräsidium KasselSteinweg 634117 KasselTelefon: 0561 106-0Internet: www.rp-kassel.de

BearbeitungBearbeitungBearbeitungBearbeitungBearbeitungRoswitha Rüschendorf, RP KasselTelefon: 0561 106-3125E-Mail: [email protected]

GestaltungGestaltungGestaltungGestaltungGestaltunge-BILDWERKE, Kassel

BilderBilderBilderBilderBilderHiltrud Schwarze, Dagmar Söder, Petra Schöck

DruckDruckDruckDruckDruckGrafische Werkstatt Kassel

FEBRUAR 2007

Page 4: Wettbewerb „Unser Dorf“

Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 3

Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

weltweiter Informationsfluss, universeller Datenverkehr und globale Kommunikation rund um dieUhr lassen uns alle mehr und mehr nach emotionalen Ankerplätzen Ausschau halten. Gestern nochbelächelt, erlebt so der Heimatbegriff gerade seine Wiedergeburt aus dem Wunsch nach Identitätund Überschaubarkeit. Die Herkunft vom Lande oder „aus der Provinz“ wird längst nicht mehr alsMakel empfunden. Oft gilt sie schon als Ausweis für größere kreative Reserven, soziale Kompetenzund Unverbrauchtheit. Nicht umsonst geht das Wort Heimat den Menschen aus ländlichen Regio-nen von jeher leichter über die Lippen als den gebürtigen Großstädtern.

Nach dem langen Weg vom Sentimentalen zum Praktischen erleben wir heute einen angenehmentstaubten Heimatbegriff, der seine Entsprechung in den Ergebnissen des Regional-, Landes- undBundeswettbewerbs „Unser Dorf“ findet. Was die Bewertungskommission bei dem hier dokumen-tierten Landeswettbewerb vorgefunden hat, waren Heimatliebe und Heimatpflege auf der Höhe derZeit.

Ich kann Ihnen die Lektüre dieser Dokumentation des Landesentscheides 2006 nur dringend ansHerz legen. Sie versammelt eine solche Fülle von Beispielen dörflichen Engagements, dass Sie dieMitglieder der Bewertungskommission nachträglich um die vielen Begegnungen mit Menschen,Ideen und geglückten Projekten beneiden werden. Ich bin mir sicher, dass die vielfältigen Aus-drucksformen dieser Heimatliebe auf der Höhe der Zeit den Funken überspringen lassen.

Ob Teilnehmer am Wettbewerb oder unbeteiligte Gemeinde,ob Mitglied der Bewertungskommission oder interessierteBürgerinnen und Bürger – für alle wird es sich lohnen, dieseReise durch die Wettbewerbsdörfer nachzuvollziehen.Lassen Sie sich mitnehmen in Ihre und unsere Heimatdörfer!

Lutz KleinPräsident des Regierungspräsidiums Kassel

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

11111 Impressum

22222 Vorwort

44444 Inhaltsverzeichnis

77777 Einführung

1010101010 Reiseroute der Kommission

1111111111 Karte: Teilnehmerorte

1212121212 Erfolgreiche Teilnehmerund Siegerorte der Gruppe A

1313131313 Erfolgreiche Teilnehmerund Siegerorte der Gruppe B

1414141414 Pressemitteilung des Hessisches Ministeriumsfür Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz

1616161616 Landesbewertungskommission

VVVVVorstellung der Torstellung der Torstellung der Torstellung der Torstellung der Teilnehmereilnehmereilnehmereilnehmereilnehmerorte der Gruppe Aorte der Gruppe Aorte der Gruppe Aorte der Gruppe Aorte der Gruppe ABewertungsprBewertungsprBewertungsprBewertungsprBewertungsprotokolle, Bilderotokolle, Bilderotokolle, Bilderotokolle, Bilderotokolle, Bilder, Pr, Pr, Pr, Pr, Presseesseesseesseesse

1919191919 Alheim-Oberellenbach

2525252525 Babenhausen-Hergershausen

3030303030 Frankenau-Altenlotheim

3636363636 Naumburg-Altenstädt

4141414141 Wabern-Harle

4747474747 Wanfried-Heldra

5252525252 Wehrheim-Pfaffenwiesbach

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 5

Inhaltsverzeichnis

VVVVVorstellung der Torstellung der Torstellung der Torstellung der Torstellung der Teilnehmereilnehmereilnehmereilnehmereilnehmerorte der Gruppe Borte der Gruppe Borte der Gruppe Borte der Gruppe Borte der Gruppe BBewertungsprBewertungsprBewertungsprBewertungsprBewertungsprotokolle, Bilderotokolle, Bilderotokolle, Bilderotokolle, Bilderotokolle, Bilder, Pr, Pr, Pr, Pr, Presseesseesseesseesse

5959595959 Alsfeld-Altenburg

6666666666 Bad Sooden-Allendorf-Orferode

7272727272 Calden-Ehrsten

7777777777 Frankenberg-Rengershausen

8484848484 Groß-Umstadt-Heubach

8989898989 Lohra-Weipoltshausen

9494949494 Melsungen-Kirchhof

SiegerSiegerSiegerSiegerSiegerehrung – Vehrung – Vehrung – Vehrung – Vehrung – Veranstaltung am 1. Oktober 2006 im Kurhaus von Bad Weranstaltung am 1. Oktober 2006 im Kurhaus von Bad Weranstaltung am 1. Oktober 2006 im Kurhaus von Bad Weranstaltung am 1. Oktober 2006 im Kurhaus von Bad Weranstaltung am 1. Oktober 2006 im Kurhaus von Bad Wildungenildungenildungenildungenildungen

102102102102102 Pressemitteilung des Hessisches Ministeriums für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz

104104104104104 Einladung und Programm zur Preisverleihung

107107107107107 Grußwort des Gastgebers Volker Zimmermann

109109109109109 Festrede des Staatsministers Wilhelm Dietzel

113113113113113 „Kommunale Entwicklung stärken – Ehrenamt unterstützen“, Stephan Würz

117117117117117 „Einblicke“, Roswitha Rüschendorf

123123123123123 Grußwort, Heiko Backhaus, Frankenau-Altenlotheim

125125125125125 Grußwort, Heinz Heilbronn, Alsfeld-Altenburg

AnhangAnhangAnhangAnhangAnhang

130130130130130 Bewertungsbogen

132132132132132 Bildung der Regionen und Teilnehmerzahlen 2005

133133133133133 Teilnehmer des Regionalentscheids 2005

138138138138138 Hessische Landessieger seit 1959

141141141141141 Ihre Ansprechpartner für den Wettbewerb „Unser Dorf“

141141141141141 Informationen, Richtlinien, Links

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 7

Einführung

Die vorliegende Broschüre dokumentiert die Auslobung des 32. Hessischen Wettbewerbes „UnserDorf“, ausgetragen auf der Landesebene 2006. Damit spricht sie zunächst die 14 teilnehmendenGemeinden und Städte der Landesauslobung an. Die Dokumentation richtet sich aber in gleicherWeise an alle 173 Teilnehmer, die dem Aufruf des Hessischen Ministers Wilhelm Dietzel zur Teilnahmeam 32. Wettbewerb 2005 gefolgt sind. Ihre Teilnahme ermöglichte letztendlich den Wettstreit aufder Landesebene und die Teilnahme Hessens am Bundeswettbewerb.

Über die protokollarischen Vorstellungen der Stadt- und Ortsteile und die anlässlich der Siegereh-rung gesprochenen Worte möchte das Heft darüber hinaus einen Anstoß geben zum Weitermachenoder Interesse wecken, sich erstmalig am nächsten Wettbewerb 2008 zu beteiligen.

Was beinhaltet die Dokumentation?

Die Broschüre bietet einen Einblick in den Ablauf und die Ergebnisse der Landesauslobung 2006.Über die Protokolle erfahren Sie, mit welchen Themen sich welcher Ort beteiligt hat. Angaben zurKommission, Bilder und Presseartikel (Auswahl) ergänzen die Informationen. Die Beiträge der inAusschnitten dokumentierten Siegerehrung greifen zum einen aktuelle Themen der Landespolitikund der Ehrenamtsarbeit auf, zum anderen geben sie Eindrücke der Kommission und der Siegerortewieder.

In den Anlagen finden Sie die 173 Teilnehmerorte und ihre Zuordnung zu den Wettbewerbsregionen,die Bewertungskriterien sowie Ihre Ansprechpartner. Erstmalig werden auch alle bisherigen Landes-sieger tabellarisch (1959 bis 2006) präsentiert.

Was ging dem Landesentscheid 2006 voraus?

Bis zum Stichtag 1. März 2005 haben 173 Orte ihre Teilnahme an dem 32. Hessischen Wettbewerbbei den jeweiligen Landkreisverwaltungen gemeldet. Ein Blick auf die Teilnehmerliste zeigt, dass dieGruppe B (ohne Unterstützung des Programms der Dorferneuerung) auch in diesem Jahr mit 101Orten stärker vertreten war. Die Anzahl der Orte aus der Gruppe A (mit Programmunterstützung)beläuft sich auf 72 Orte. Die räumliche Streuung auf 17 Landkreise und die kreisfreie Stadt Wiesba-den ergab eine Bildung von sieben Wettbewerbskulissen bzw. Regionen. Um möglichst gleicheTeilnehmerzahlen pro Region zu erreichen setzte sich eine Wettbewerbsregion aus einem oder meh-reren Landkreisen zusammen. Die jeweiligen regionalen Sieger (insgesamt 14 Orte) aus den beidenGruppen stellten die Teilnehmer des Landeswettbewerbes im Jahr 2006. Die Gewinner, Frankenau-Altenlotheim (Gruppe A) und Alsfeld-Altenburg (Gruppe B), vertreten Hessen beim Bundeswettbewerb2007. Ihnen wünsche ich viel Erfolg!

Was sagen die Protokolle aus?

Grundlage eines Protokolls sind einerseits die eingereichten Antragsunterlagen und andererseitsdie Eindrücke von der örtlichen Präsentation. Die unterschiedliche Informationsdichte der Vermerkebegründet sich auch in dem Umfang des zur Verfügung gestellten Materials. Die Gliederung derProtokolle richtet sich nach den fünf Hauptkriterien der Bewertung. Im Vordergrund der Beschreibun-

EinführungEinführung

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gen stehen die positiven Eindrücke der vorgestellten Ansätze und Aktivitäten. Fehlende Aussagenzu Unterkriterien können ein Ausdruck für nicht im Ort anzutreffende Ansätze oder fehlende Anga-ben sein. Die Protokolle sind so abgefasst, dass sie einen Eindruck von dem Ort und seinen Bewohner-innen und Bewohnern vermitteln. Sie erheben jedoch nicht den Anspruch, die vielfältigen Aktivitätenund Leistungen in Gänze wiederzuspiegeln – dieses könnte kein noch so langer Vermerk erfüllen.

Welche Rolle spielte die Präsentation für die Bewertung?

Wie stelle ich in eineinhalb oder zwei Stunden den Ort so vor, dass die Kommission einen umfassendenund glaubwürdigen Eindruck erhält? Welche Bedeutung besitzt die Präsentation für die Bewertung?Da diese Fragen immer wieder gestellt werden sei noch ein abschließendes „Wort“ zur Bedeutungder Ortsvorstellung anlässlich der Bereisung gesagt.

Zunächst: Es gibt kein eigenes Bewertungskriterium für die Vorstellung des Ortes, aber sie fließt alsIndikator (Hinweis) in mehrere Kriterien ein. Da ist zum einen das Kriterium der „Ausbildung derdörflichen Identität“ zu nennen, also die Frage nach dem sogenannten Wir-Gefühl. Zum anderenfließt die Präsentation in die Bewertung der verschiedenen Aktivitäten um die bauliche, grün-ordnerische, soziale und kulturelle Entwicklung des Ortes ein. Auch ist die „gefühlte“ Wirkung derkonkreten Präsentation auf die Kommission nicht zu unterschätzen.

Was heißt das?

Der Wettbewerb geht davon aus, dass die BewohnerInnen gemeinsam an der örtlichen Entwicklungmitwirken möchten. Ob dieser Grundgedanke im Ort verankert ist, lässt sich auch daran beurteilen,ob und wie die BewohnerInnen dieses persönlich einbringen. Das bedeutet u.a., dass die Verant-wortlichen selbst über ihre Aktivitäten berichten, statt sich, z.B. durch den Bürgermeister oder Orts-vorsteher, vertreten zu lassen. Aber auch aus einer breiten Teilnahme an der Begehung schließt dieKommission auf eine gewisse Anteilnahme und ein Interesse am Wettbewerb und seinen Inhalten.Konkret: Die Kommission schaut auch, wer anwesend ist (angemessen zur Tageszeit natürlich), werberichtet, wie die gewählte Darstellungsform zu dem Inhalt passt (Frage nach der Glaubwürdigkeitdes Gesagten).

Auch die Rolle der Kommune ist in der Vorstellung für die Bewertung bedeutsam. Wie Sie wissen,richten sich einige Bewertungsfragen auch an die Kommune. Beispielhaft möchte ich die Fragennach der Qualität gemeindlicher Planungen und Satzungen oder den Stand der regionalen Zusam-menarbeit erwähnen. Aber auch die Frage, welche Anreize und Unterstützung die Kommunen beider baulichen und grüngestalterischen Entwicklung im Vorfeld konkreter Maßnahmen anbieten, istbewertungsrelevant. Diese Fragen richten sich aber nicht nur an die Kommune, sondern auch an dieOrte. Denn bewertet wird auch, welchen Stellenwert diese überörtlichen Themen in der Bewohner-schaft haben, wie sie angesprochen werden oder wie ihre „Bearbeitung“ in der Gemeinde nachge-fragt oder eingefordert wird.

Leider wurde in manchen Orten diesen vermeintlich kommunalen Themen nicht die notwendigeAufmerksamkeit gegeben. Meine Empfehlung lautet daher: Auch diese Punkte sollten bei einerzukünftigen Präsentation stärker Berücksichtigung finden. Dabei sollten auch die Probleme ange-sprochen werden.

Einführung

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 9

Zum Schluss: Die Zeit ist knapp bemessen und immer zu kurz, um alles zur eigenen Zufriedenheit zupräsentieren. Vor diesem Hintergrund sind die nachfolgenden Anregungen zu verstehen.· Auch Neubau- und Gewerbegebiete sowie Ortsränder sollten in der Vorstellung bedacht werden

und sei es – aus zeitlichen Gründen – nur als Luftaufnahme.· Tragen sie nicht doppelt vor. Also verzichten Sie auf einen einführenden Vortrag zu allen Haupt-

kriterien, wenn Sie sowieso eine örtliche Besichtigung eingeplant haben. Dieses hilft Zeit einzu-sparen.

· Ausstellungstafeln ergänzen sehr gut das Gehörte. Ihre Inhalte ergänzen das Gesehene. Um derKommission ein gezieltes Nachsehen und Überprüfen zu ermöglichen, rege ich an, ihr zum Ab-schluss (nochmals) die Zeit für die nähere Betrachtung der Tafeln zu geben.

· Rundgänge im Ort sind nicht wirklich durch Fahrten zu ersetzen. Spaziergänge liefern einerseitsoptimale Grundlagen für die Bewertung der Kriterien „Bauen und Grün im Dorf“, also für dieKriterien 3 und 4. Andererseits eröffnen sie die Möglichkeit sich mit den Bewohnern zu bespre-chen. Letzteres ist eine weitere wichtige Informationsquelle und ergänzt den Antrag und dieVorträge.

Weitere Anregungen für Ihre Vorbereitung am 33. Wettbewerb finden Sie in der Dokumentationüber den Wettbewerb 2003.

Wie geht es weiter?

Noch im Jahr des Bundeswettbewerbes – 2007 – wird der Auftakt zum 33. Hessischen Wettbewerb2008/2009 durch das Fachministerium erfolgen. Im Herbst werden die Richtlinien und Informationenzum Wettbewerb vorliegen. Der Stichtag für die Anmeldung wird der 1. März 2008 sein. Den inter-essierten Städten und Gemeinden und den Orten stehen die jeweiligen Landkreisverwaltungen fürweitergehende Informationen zur Seite.

Mit dem 33. Wettbewerb wird gleichzeitig die 50-jährige Erfolgsgeschichte des Wettbewerbs inHessen gefeiert. Als erstes Bundesland eröffnete Hessen 1958/1959 den Wettbewerb auf Länder-ebene unter dem Thema „Unser Dorf soll schöner werden“. Fortlaufende Anpassungen derBewertungskriterien an die strukturellen und gesellschaftlichen Veränderungen in den Dörfern mach-ten den Wettbewerb zu einer der größten, traditionsreichsten und zukunftsorientiertesten Bürgeriniti-ativen in Hessen. Es wäre wünschenswert, wenn anlässlich der „50 Jahre Hessischer Wettbewerb“dieses durch eine rege Teilnahme erneut dokumentiert würde.

Dank

Danken möchte ich all denjenigen, die auf vielfältige Weise den Wettbewerb ermöglichten undunterstützten. Dieses sind das Hessische Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Verbraucher-schutz, die Gemeinden, die Mitglieder der Kommissionen und der Landkreisverwaltungen. Dankauch an diejenigen, die mir ihre Beiträge anlässlich der Siegerehrung zur Verfügung gestellt haben.Was wäre die Dokumentation ohne die eingefügten Fotos und ohne ein ansprechendes Aussehen?Für die Aufnahmen bedanke ich mich insbesondere bei meiner Kollegin Hiltrud Schwarze und für dieGeduld bei der Erstellung der Dokumentation bei Reinhold Weber.

Roswitha Rüschendorf

Einführung

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32. Wettbewerb „Unser Dorf“ – Landesentscheid 2006

Reiseroute der Kommission

Dienstag, 27.06.2006

1 11.30 – 13.30 Uhr Gruppe B Groß-Umstadt-Heubach2 14.30 – 16.30 Uhr Gruppe A Babenhausen-Hergershausen

Mittwoch, 28.06.2006

3 09.00 – 11.00 Uhr Gruppe A Wehrheim-Pfaffenwiesbach4 12.30 – 14.00 Uhr Gruppe B Lohra-Weipoltshausen5 15.30 – 17.30 Uhr Gruppe B Frankenberg-Rengershausen

Donnerstag, 29.06.2006

6 09.00 – 11.00 Uhr Gruppe A Frankenau-Altenlotheim7 12.30 – 14.00 Uhr Gruppe A Naumburg-Altenstädt8 15.00 – 16.30 Uhr Gruppe B Calden-Ehrsten

Dienstag, 04.07.2006

9 10.00 – 12.00 Uhr Gruppe B Alsfeld-Altenburg10 13.30 – 15.00 Uhr Gruppe A Wabern-Harle11 16.00 – 17.30 Uhr Gruppe B Melsungen-Kirchhof

Mittwoch, 05.07.2006

12 09.00 – 10.30 Uhr Gruppe A Alheim-Oberellenbach13 11.30 – 13.00 Uhr Gruppe A Wanfried-Heldra14 14.00 – 15.30 Uhr Gruppe B Bad Sooden-Allendorf-Orferode

Orte ab 1.300 Einwohner und/oder größer 1000 ha Gemarkungerhalten zwei Stunden Bereisungsdauer.

Gruppe A: Anerkannte Förderschwerpunkte des Dorferneuerungsprogrammsab dem dritten Jahr oder nach Förderabschluss

Gruppe B: Alle übrigen Orte

Reiseroute der Kommission

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 11

Herausgeber:Regierungspräsidium Kassel, Dez.25Kartographie: Dez. 27.1

TeilnehmerorteLandeswettbewerb „Unser Dorf“ 2006Teilnehmerorte des Landesentscheides

Orte der Gruppe A

Orte der Gruppe B

Regierungsbezirk

Kreis

Gemeinde

Gemarkung

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Die Siegerorte der Gruppe A

1. Sieger Frankenau-AltenlotheimLandkreis Waldeck-Frankenberg

2. Sieger Alheim-OberellenbachLandkreis-Hersfeld-Rotenburg

3. Sieger Babenhausen-HergershausenLandkreis Darmstadt-Dieburg

Die erfolgreichen Teilnehmer der Gruppe A*

Naumburg-AltenstädtLandkreis Kassel

Wabern-HarleLandkreis Schwalm-Eder

Wanfried-HeldraLandkreis Werra-Meißner

Wehrheim-PfaffenwiesbachLandkreis Hochtaunus

Siegerorte Gruppe A

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 13

Die Siegerorte der Gruppe B

1. Sieger Alsfeld-AltenburgLandkreis Vogelsberg

2. Sieger Lohra-WeipoltshausenLandkreis Marburg-Biedenkopf

3. Sieger Bad Sooden-Allendorf-OrferodeLandkreis Werra-Meißner

Die erfolgreichen Teilnehmer der Gruppe B*

Calden-EhrstenLandkreis Kassel

Frankenberg-RengershausenLandkreis Waldeck-Frankenberg

Groß-Umstadt-HeubachLandkreis Darmstadt-Dieburg

Melsungen-KirchhofLandkreis Schwalm-Eder

*in alphabetischer Folge

Siegerorte Gruppe B

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Wiesbaden, 13. Juli 2006

Umweltminister Wilhelm Dietzel: Erste Plätze im Landeswettbewerb „Unser Dorf“ gehen anFrankenau-Altenlotheim und Alsfeld-Altenburg – „Auseinandersetzung mit der Zukunftsperspektivemotiviert die Bürger“

„Die Sieger des hessischen Landeswettbewerbes „Unser Dorf“ stehen fest. Die beiden ersten Plätzegehen an Frankenau-Altenlotheim und Alsfeld-Altenburg. Der Erfolg der an dem Wettbewerb teil-nehmenden Dörfer ist Ausdruck eines großen und überdurchschnittlichen Engagements der Bürger.Der ganzheitliche Ansatz des Wettbewerbes fördert auch die Auseinandersetzung mit den Auswir-kungen des demografischen Wandels, denn die Dörfer müssen in Zukunft mit einem verstärktenWettbewerb um ihre Einwohner rechnen“, sagte Umweltminister Wilhelm Dietzel heute in Wiesbaden.

„Wir sind das Nationalparkdorf!“ Unter diesem Motto präsentierte sich Frankenau-Altenlotheimselbstbewusst gegenüber der Kommission. Mit Blick in die Zukunft baut Altenlotheim seine Positionals Dorf der regenerativen Energien und Fremdenverkehrsort konsequent aus. Der starke Gestal-tungswille, der sich in vielen Beispielen niederschlägt und der Bewusstseinswandel führten zu derabschließenden Bewertung als Sieger, heißt es in der Jurybewertung.Alsfeld-Altenburg trat unter der Überschrift an: „Wie nehmen die Dinge selbst in die Hand“. Eineaktive Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des demografischen Wandels und die darausgezogenen Folgerungen für den Ort, etwa auf die Siedlungsentwicklung, führten zu der guten Be-wertung. Aber auch das hohe soziale, kulturelle und gleichzeitig generationsübergreifende Engage-ment der Bewohner überzeugte die Kommission. Beide Orte verbindet eine überdurchschnittlicheUnterstützung durch die Gemeinde oder die Stadt.Der Landeswettbewerb wurde in zwei Stufen innerhalb von drei Jahren durchgeführt. Die 14 Siegeraus den Regionalentscheiden nahmen in diesem Jahr am Landesentscheid teil. Mit landesweitinsgesamt 173 Teilnehmerdörfern an den Regionalentscheiden, die im Jahre 2005 in sieben Regio-nen durchgeführt wurden, kann Hessen für den 22. Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schönerwerden – Unser Dorf hat Zukunft“ im Jahre 2007 zwei Landessieger anmelden, so der Minister.Sowohl in den Regionalentscheiden als auch im Landesentscheid wurde nach zwei Gruppen diffe-renziert. Dabei sollte den unterschiedlichen Ausgangsbedingungen Rechnung getragen werden. InGruppe A sind die Orte vertreten, die bereits öffentliche Unterstützung durch das Dorferneuerungs-programm erhalten haben bzw. die noch Förderschwerpunkte sind. In Gruppe B sind die Orte, diebislang nicht an dem Dorferneuerungsprogramm teilnahmen, zusammengefasst.

Im Landesentscheid 2006 der besten Dörfer Hessens wurden folgende Sieger ermittelt:Gruppe AGruppe AGruppe AGruppe AGruppe A1. Altenlotheim, Stadt Frankenau, Landkreis Waldeck-Frankenberg2. Oberellenbach, Gemeinde Alheim, Landkreis Hersfeld-Rotenburg3. Hergershausen, Stadt Babenhausen, Landkreis Darmstadt-Dieburg

Gruppe BGruppe BGruppe BGruppe BGruppe B1. Altenburg, Stadt Alsfeld, Vogelsbergkreis2. Weipoltshausen, Gemeinde Lohra, Landkreis Marburg-Biedenkopf3. Orferode, Stadt Bad Sooden-Allendorf, Werra-Meißner-Kreis

Hessisches Ministerium für Umwelt,ländlichen Raum und Verbraucherschutz

Pressemitteilung

Page 16: Wettbewerb „Unser Dorf“

Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 15

Als Siegerprämie erhalten die jeweils erstplatzierten Dörfer 4.000 Euro, die zweitplatzierten Dörferjeweils 2.000 Euro. Für den 3. Platz werden jeweils 1.000 Euro vergeben.Die übrigen Teilnehmer: Naumburg-Altenstädt, Wabern-Harle, Wanfried-Heldra und Wehrheim-Pfaffenwiesbach sowie Calden-Ehrsten, Frankenberg-Rengerhausen, Groß-Umstadt-Heubach undMelsungen-Kirchhof erhalten jeweils eine Urkunde für die erfolgreiche Teilnahme am hessischenLandesentscheid.„Die Teilnehmer des Wettbewerbes haben es vor gemacht, wie beispielhafte Leistungen und indivi-duelle Lösungsansätze für die Zukunft aussehen. Ich wünsche mir, dass möglichst viele weitere Ortezu eigenen Aktivitäten angeregt werden“, so Minister Dietzel abschließend.

Hinweise:

Die Preisverleihung durch Minister Wilhelm Dietzel wird im Rahmen des „Tages der Regionen“ amSonntag den 1. Oktober 2006 im Kurhaus von Bad Wildungen stattfinden.

Auskunft zu den Ergebnissen des Landesentscheides erteilt die Vorsitzende der Landesbewertungs-kommission, Roswitha Rüschendorf, RP Kassel, Tel.: 0561 106-3125http://www.rp-kassel.de/static/index1.htm

Hintergrund:

„Unser Dorf“ – der Name des Wettbewerbes steht für eine hohe Qualität dörflichen Lebens. Leitge-danke ist, wie sich der Einzelne, die Gemeinschaft, aber auch die Kommune für das Dorf einsetzenkönnen, um es noch lebenswerter und zukunftsfähiger zu gestalten. Das Spektrum der Möglichkei-ten reicht vom Erscheinungsbild der Siedlung über die vielfältigen Formen des Zusammenlebens bishin zur Bedeutung des Ortes im regionalen Zusammenhang. Das Lösen von Problemen und dasNutzen von Chancen zur Verbesserung der eigenen Lebensqualität in allen denkbaren Bereichensind die eigentlichen Leitideen des Wettbewerbes. Damit geht der hessische Dorfwettbewerb weitüber seine frühere Ausrichtung unter dem Titel „Unser Dorf soll schöner werden“ hinaus.In Zukunft werden die Auswirkungen des demographischen Wandels eine zusätzliche Herausforde-rung für die Dörfer im ländlichen Raum stellen. Abnehmende Bevölkerungszahlen bei gleichzeitigerVerringerung des Anteils von jungen Menschen und Vergrößerung des Anteils alter Menschen stel-len die Kommunal- und Regionalpolitik vor besondere Aufgaben.

Insgesamt ist mit einem Rückgang der Bevölkerung zu rechnen, der regional jedoch sehr unter-schiedlich verlaufen wird. Deshalb müssen die Dörfer in Zukunft mit einem verstärkten Wettbewerbum ihre Einwohner rechnen. Auch der Dorfwettbewerb soll dazu beitragen, diese Probleme desdemographischen Wandels unter der Prämisse „Mehr Dorf für weniger Bürger“ zu bewältigen.

Um den vielfältigen Beiträgen Rechnung zu tragen, findet die Bewertung der Wettbewerbsbeiträgeanhand einer ganzheitlichen Betrachtung des Ortes statt. Dabei werden die Aspekte Dorf, Land-schaft und Gemeinschaft gewertet und die bürgerschaftlichen Leistungen, die zu struktureller undgestalterischer Veränderung geführt haben, verglichen. Bei der Bewertung wird die allgemeine Aus-gangslage des Dorfes berücksichtigt, die daraus folgende Gestaltungs- und Entwicklungs-möglichkeiten sowie die durch den Wettbewerb angeregten und erbrachten Leistungen des Dorfesund seiner Bewohner.

Pressemitteilung

Page 17: Wettbewerb „Unser Dorf“

16

Hermann BrandHessischer Städte-und Gemeindebund e.V.

Henry-Dumant-Straße 13Postfach 135163165 Mühlheim

Günther GoldackerLandesverband für Obstbau, Garten- undLandschaftspflege e.V.

Finkenweg 1935606 Burgsolms

Bernd HesseLandesarbeitsgemeinschaft derKulturinitiativen und soziokulturellenZentren (LAKS)

c/o Kulturzentrum Schlachthof34127 Kassel

Norbert LembNaturschutz-Akademie Hessen

Friedenstraße 3835578 Wetzlar

32. Hessischer Wettbewerb„Unser Dorf“ – Landesentscheid 2006Landesbewertungskommission 2006

Landesbewertungskommission 2006

Page 18: Wettbewerb „Unser Dorf“

Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 17

Roswitha RüschendorfLeitungRegierungspräsidium Kassel

Steinweg 634121 Kassel

Dagmar SöderLandesamt fürDenkmalpflege Hessen

Schloß Biebrich65203 Wiesbaden

Renate WeberLandfrauenverband Hessen e. V.

Taunusstraße 15161381 Friedrichsdorf

Landesbewertungskommission 2006

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VVVVVorstellung der Torstellung der Torstellung der Torstellung der Torstellung der Teilnehmereilnehmereilnehmereilnehmereilnehmerorte der Gruppe Aorte der Gruppe Aorte der Gruppe Aorte der Gruppe Aorte der Gruppe ABewertungsprBewertungsprBewertungsprBewertungsprBewertungsprotokolle, Bilderotokolle, Bilderotokolle, Bilderotokolle, Bilderotokolle, Bilder, Pr, Pr, Pr, Pr, Presseesseesseesseesse

Alheim-Oberellenbach

Babenhausen-Hergershausen

Frankenau-Altenlotheim

Naumburg-Altenstädt

Wabern-Harle

Wanfried-Heldra

Wehrheim-Pfaffenwiesbach

Bewertungsprotokolle

Page 20: Wettbewerb „Unser Dorf“

Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 19

Alheim-Oberellenbach

Naturräumlich betrachtet befindet sich Oberellen-bach in der Mittelgebirgslandschaft „Fulda-Werra-Bergland“ auf 220 Meter über Normal Null. Kon-kret liegt der Ort zwischen den östlichen Ausläu-fern des Knüllgebirges und des Stölzinger Gebir-ges im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Teile desFauna-Flora-Habitat-Schutzgebiets „Kalkmager-rasen zwischen Morschen und Sontra“ reichen indie Gemarkung. Oberellenbach wirbt für sich er-folgreich unter dem Motto „Ein Dorf mit Traditionund Innovation“. Der Ort hat Hessen auf der Expo2000 und beim Europäischen Dorferneuerungs-wettbewerb vertreten. Unter diesem Logo begrüßtder Ort seine Gäste. Die Dorferneuerung wurde2003 abgeschlossen. 2006 konnte Oberellenbachauf 860 Jahre Geschichte verweisen. Seit 1978nimmt das Dorf kontinuierlich am Wettbewerb teil.

Allgemeine Entwicklung des Ortes

Die Gemeinde hat 1996 einen neuen Flächennutzungsplan und 1998 einen Landschaftsplan verab-schiedet. Wenige Bebauungspläne, u.a. für einen Solarpark, regeln die bauliche und Freiflächen-entwicklung. Der Dorfentwicklungsplan ist Leitbild für die weitere innerörtliche Entwicklung. Er soll2011 auf örtliche Initiative hin fortgeschrieben werden. Dorferneuerung, Jahresfeier und Wettbe-

werb stärkten die Zusammenarbeit zwischen derGemeindeverwaltung, Ortsbeirat und Bewohnernnachhaltig. Mehrere Arbeitsgruppen und projekt-bezogene Initiativen bezeugen das Netzwerk einerguten Zusammenarbeit. Die Einwohnerentwicklungist gegenüber 1990 um 34 Personen auf 444 Einwoh-ner angestiegen, in den letzten Jahren jedoch stag-nierend.Die Gesamtgemeinde wirbt für sich als Gebiet fürden Fremdenverkehr. Mit seinen innerdörflichen in-frastrukturellen Angeboten ist Oberellenbach an dietouristische Entwicklung der Gemeinde angebun-den. Aktuell wurden ein Bergbauwanderpfad an-gelegt und textlich ansprechend dokumentiert undKunstobjekte in die Landschaft gesetzt. Einige Zim-mer werden privat und über eine Gaststätte ange-boten. Initiativ wurde der Ort bei der Erstellung desüberregionalen Tourismuskonzeptes „Pro Region-Mittleres Fuldatal“, einem Zusammenschluss von

vier Gemeinden. Mit der Selbstvermarktungsgemeinschaft „RegioBunt Lützelstrauch“ ist bereits1996 der Einstieg in den naturverträglichen Tourismus geschaffen worden.Die öffentliche Infrastruktur wird überwiegend in den anderen Ortsteilen angeboten, so auch Kinder-garten-, Schule und die ärztliche sowie soziale Versorgung. Ein Anrufsammeltaxi ergänzt das Ange-

Alheim-Oberellenbach

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Alheim-Oberellenbach

bot des Öffentlichen Nahverkehrs. Oberellenbach ist an ein gut ausgearbeitetes regionales (Themen-)Wander- und Radwegenetz angeschlossen. Im Ort steht ein Freizeit- und Jugendheim für Feste undVereine zur Verfügung. Der Dorftreff mit dem Dorfladen ist im Rahmen der Dorferneuerung entstan-den. Die evangelische Kirche unterhält ein Gemeindezentrum.

Die Gemeinde verfolgt und unterstützt bereits seit Jahren eine ökologische und nachhaltige Ent-wicklung der Gemeinde. Mit einem Energieleitbild und -konzept hat Alheim sich einen neuen Schwer-punkt gesetzt. So wirbt sie über ihre Homepage beispielsweise für Bürgersolar-Anlagen und vermietetgemeindeeigene Dächer. Unter der Bundessolarliga, Kategorie Kleinstädte, belegt Alheim den 51Platz. Damit liegt die Gemeinde hessenweit an erster Stelle von insgesamt 58 Teilnehmern. Aufge-nommen sind hierbei die Leistungen der Solar-Wärme-Anlagen (Solarthermie) und der Solarstroman-lagen (Photovoltaik). Oberellenbach ist an dieser Auszeichnung durch 17 private und einige öffent-liche Installationen, aber auch durch die Er-richtung eines Freiflächensolarparks durcheinen ortsansässigen Unternehmer stark be-teiligt. Als ein Kompetenzzentrum für Ener-gie bietet das Unternehmen ca. 40 Arbeits-und 10 Ausbildungsplätze. Weitere Photo-voltaikanlagen sind in Planung wie auch derAufbau eines Nahwärmenetzes über zweiHolzhackschnitzelanlagen. Die Riedmühleerzeugt für zwei Familien Strom.

Die hohe innerörtliche und überörtliche Zu-sammenarbeit und Vernetzung und die gro-ße Anzahl der (Selbsthilfe-)Projekte lassenauf eine hohe Identifikation der Bewohnermit ihrem Ort schließen. Unverkennbar ist,dass das überdurchschnittliche EngagementEinzelner dabei einen erheblichen Einfluss hat.

Bürgerschaftliche Aktivitäten und Selbsthilfeleistungen

14 Vereine und Gruppen, zum Teil im Verbund mit den Nachbarorten, bieten den Bewohnern vielfäl-tige Möglichkeiten sich sportlich, sozial und kulturell zu betätigen oder auch sich für die baulicheund grünordnerische Entwicklung einzusetzen. Dieses sind u.a. der Heimat-, Sport-, Landfrauen-und mehrere Gesangvereine, die VdK-Ortsgruppe, die Friedhofskommission. Feuerwehr und dieLaienspielgruppe sprechen gerade auch den Nachwuchs an. Manche der öffentlichen Einrichtungenwurden und werden über Vereins- und Bürgerspenden erneuert. Der Zusammenschluss aller Vereine,die Vereinsgemeinschaft, organisiert die übergreifenden Aktivitäten und Feste. Neben der Brauchtums-pflege (Chronik, Handwerkermarkt, Bergbau) haben sich auch neuartige kulturelle, umweltpädagogischeund soziale Angebote und Veranstaltungen entwickelt: Kleinkunst, Disco, Kunst in der Landschaft,Ausstellungen oder Krabbelgruppe, Frauenkreis und Jugendtreff, Kräuterwanderungen, Pflanzaktionensind Beispiele hierfür. Sie beruhen auf privaten und kirchlichen Initiativen.

Außergewöhnliche und neue, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Impulse haben im Weiteren die„RegioBunt Lützelstrauch GbR, die „Lebensgemeinschaft Persephone“, die „Kirchhof-Agrar-Ag“, derDorfladen und das Unternehmen mit zwei Firmen im Geschäftsbereich Fotovoltaik. Auffallend auchhierbei der hohe Grad der Vernetzung, der über die Region reicht und auch Kindergarten und

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Schulen einschließt. Die Verknüpfungen sind vielfäl-tig und führen u.a. die Landwirtschaft mit der Ener-gieerzeugung zusammen. In Anlehnung an das heil-pädagogische Konzept sind die Kinder und Jugend-lichen der „Lebensgemeinschaft Persephone“ in dendörflichen Alltag integriert. Therapeutische Verbin-dungen gibt es dabei auch zu den örtlichen Gesell-schaftern von „RegioBunt Lützelstrauch“, der Töpfe-rei und dem ökologisch arbeitenden Landwirt-schaftsbetrieb Kirchhof. Dieser, Anfang der 80-erJahre gegründete Betrieb, ist heute als einziger nochVollerwerbsbetrieb in Oberellenbach ein weitererMotor der dörflichen (und regionalen) Entwicklung.Auf dem Selbstversorgerhof mit Kuh- und Ziegen-haltung, Käserei und Hofladen arbeiten und lebenheute 12 Personen. Innovation, sozialtherapeutischesund umweltpädagogisches Engagement zeichnendas Familienunternehmen aus. Eine weitere Beson-derheit ist der nunmehr seit acht Jahren laufende „Dorfladen“ im Zentrum des Ortes. Mehr als 50BürgerInnnen haben sich finanziell am Ausbau beteiligt. Das Geschäft wird von vier Geschäftsfüh-rern ehrenamtlich organisiert und beschäftigt vier Frauen in Teilzeit. Neben der Versorgung mitGrundnahrungsmitteln werden zahlreiche Dienstleistungen im Geschäft oder im Gebäude, dem„Dorftreff“, angeboten. In Oberellenbach entstanden in den vergangenen 10 Jahren mehr als 50(Teil-)Arbeitsplätze. Sie ergänzen die Arbeitsplätze mehrerer Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe.

Baugestaltung des Ortes

Der regellose historische Ortskern ist als Gesamtlage nach dem Denkmalschutzgesetz bewertet.Die Begründung für das zu erhaltende Ensemble liegt in der Ortsgeschichte und ihren Zeugnissen,der erhöht liegenden Ev. Kirche (1778, Turm 1522) mit Wehrmauer, dem ehemaligen Gerichtsplatzund Kirchhof sowie dem südlichen Ortskern, der sich am Erlenbach entwickelt hat. Darüber hinausgibt es ca. 15 private Kulturdenkmäler aus dem 16. bis in das frühe 20. Jahrhundert. Die Siedlungs-entwicklung erfolgte durch eine behutsame Bauerweiterung und durch die Erschließung innerörtlicherFreiflächen.

Das heutige Gesicht des Ortes ist stark durch die Teilnahme an dem Programm der Dorferneuerunggeprägt. Um-, An- und Neubauten greifen dabei die vorgefundene Formensprache als auch Farb-gebung angenehm zurückhaltend auf. Dieses trifft für die öffentlichen Gebäude ebenso zu, wie fürdie privaten Sanierungen. Beispielhaft für den öffentlichen Bereich seien das Freizeitheim, dieFriedhofskapelle, die Buswartehalle, das Feuerwehrgerätehaus und der Dorftreff sowie die Kirchegenannt. Überzeugend auch die Nutzungen der Gebäude. Auffallend ist die harmonische Gestal-tung der umliegenden Frei- und Verkehrsflächen einschließlich ihrer Möblierung. Ein guter Kompro-miss zwischen verkehrstechnischen Erfordernissen (Bus) einerseits und kommunikativ und ästhetischWünschenswertem andererseits, wurde auch bei der Anlage des Dorfplatzes gefunden.

In den vergangenen zehn Jahren konnte für eine große Anzahl von Gebäuden durch Eigentümer-wechsel und Umbau eine neue Nutzung gefunden werden. Zahlreiche neue Wohnungen entstanden,aber auch Räumlichkeiten für kulturelle Veranstaltungen. War noch 2003 für vier Hofanlagen undGrundstücke keine Lösung gefunden, so zeichnet sich nunmehr der Verkauf des letzten Anwesens

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ab. Überwiegend wurden bei Renovierungen und Erneuerungen von Fenstern und Türen die ur-sprüngliche Maßstäblichkeit und Materialvorgabe berücksichtigt. Allerdings finden sich auch nichtnachahmenswerte Beispiele im Ort. Auffallend die abgestimmte Farbwahl bei den Neurenovierungen.Die rote Dachlandschaft ist (noch) weitgehend erhalten, die Solardächer noch im Hintergrund blei-bend.

Grün im Dorf

Oberellenbach ist in weiten Teilen gut durch-grünt. In den vergangenen Jahren wurdenzahlreiche Neuanpflanzungen im Straßen-raum vorgenommen, die neben ihrer Funk-tion für Kleinklima und Fauna auch raumbild-end wirken. (Teil-) Entsiegelungsmaßnahmenund die Anlage von Magerrasen tragen zudiesem Eindruck bei. Vorbildhaft ist dabeiauch die Neuanlage der Parkplätze amJugendheim. Auch der Spielplatzausbau,geplant von den Eltern, spricht an. Eine Ver-besserung der Durchgrünung des Friedho-fes erbrachte die Anpflanzung der Hain-buchenhecke; allerdings fällt die Gesamt-begrünung gegenüber den sonstigen öffent-lichen Grünanlagen ab. Zahlreiche Paten-schaften durch Bewohner, Anlieger und Vereine sowie der Einsatz der Landfrauen ermöglichen diePflege des öffentlichen Grüns. Die Sicherung des alten Hohlweges wird begrüßt. Allerdings wurdedie Zweckmäßigkeit der Betonrinne von der Kommission in Frage gestellt. Höfe, Gärten und halb-öffentliche Plätze sind vielfach straßenseitig ausgerichtet. Auch hier finden sich zahlreiche anspre-chende und gute Beispiele: Nutz- und Blumengärten, Gehölze wie Flieder, Hausberankungen, Sockelund Einfriedungen aus Sandstein, Staketenzäune und mehr. Allerdings sind auch zahlreiche Höfedurch Asphalt und Pflasterung versiegelt und lassen so keinen Raum für Tritt- und Ruderalgesell-schaften oder auch Gehölze und Hausbäume.

Das Dorf in der Landschaft

Die Gemarkung ist insbesondere durch ausgedehnte Wiesentäler und landwirtschaftliche Nutzflä-chen mit überwiegendem Grünlandanteil und auch einem geringerem Forstanteil charakterisiert.Aufgrund geologischer Besonderheiten wird in der Region bereits seit dem ausgehenden Mittelal-ter Bergbau betrieben. Zwei aktive Gipsbrüche prägen den westlichen aber auch südlichen Orts-rand. Relikte zurückliegender bergbaulicher Tätigkeiten befinden sich im Umfeld, darunter mancheBesonderheit wie der Ellenbacher (Hoch-)See. Insgesamt gibt es je drei flächenhafte und Einzel-naturdenkmäler. Ein 1,5 ha großer Feuchtbiotop wurde mit einer Feldholzinsel vernetzt.Die Ausweisung der Baumarten unterstützt das umweltpädagogische Engagement der Ortsbewohner.In Zusammenarbeit mit dem Vogelschutzbeauftragten haben Jugendliche ca. 150 Nistkästen in derGemarkung verteilt. Fledermausquartiere wurden im Glockenturm und in zwei Stollenzugängen ermög-licht.

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Anregungen und Empfehlungen

Auffallend und nicht selbstverständlich ist, wie sich der Ort inden vergangenen Jahren aktuellen Herausforderungen stellteund neue Aufgaben als Chance der Weiterentwicklung definiert.Dabei kann er sich der Unterstützung der Gemeinde sicher sein.Die hohe Qualität des dörflichen Lebens liegt wohl auch dar-an, dass das hohe Engagement zahlreicher Einzelpersonen aufdas Wohl des Dorfes und seiner Gemeinschaft ausgerichtet ist.Sie haben zu den beschriebenen „Leuchtturmprojekten“ undder Verzahnung mit den vielfältigen innerörtlichen Aktivitätengeführt. Das Leitbild „Oberellenbach ein Dorf mit Tradition undInnovation“ ist glaubwürdig und überzeugend. Eine große Iden-tifikation der Bewohner hierzu ist auszumachen. Diesen Wegfortzusetzen ist die Herausforderung für morgen. Dieses kannsicherlich nur unter bleibender und verstärkter Einbindung dernachrückenden Generation gelingen. Hierin liegt die große He-rausforderung für den Ort. Der Aufbau einer Bürgerstiftung wäreggf. ein Baustein für eine zukunftsfähige Entwicklung.Die beabsichtigte Fortschreibung des Dorfentwicklungsplans wird ausdrücklich begrüßt. Oberellen-bach verfügt über eine Reihe sehr guter Broschüren, die die Veränderungen des Dorfes dokumentie-ren. Zur Unterstützung der Fremdenverkehrsaktivitäten wird angeregt, diese Informationen für dieGäste zu komprimieren und einzusetzen. Die siedlungsgeschichtliche und kulturwirtschaftliche Ent-wicklung der Gemarkung könnten dabei weitere Schwerpunkte bilden, z.B. über die Darstellungalter Wegebeziehungen oder Anbauformen. Das regionale touristische und wirtschaftliche Engage-ment gilt es fortzuführen.

Auch die Kommission konnte sich der Diskussion um die Verträglichkeit von Anlagen zur Erzeugungregenerativer Energie mit den Zielen der Sicherung des Kulturraums einerseits und der erhaltens-werten Dachlandschaft andererseits, nicht verschließen. Gemeinde und Ort haben sich für einewirtschaftlich und energetisch nachhaltige Entwicklung entschieden. In der weiteren Entwicklungwird empfohlen die Zielabwägungen (auch weiterhin) öffentlich zu diskutieren und abzustimmen. ImSinne des Denkmalschutzes sollten Dachflächen „nachrangiger“ und möglichst nicht straßenseitigeinsehbarer Gebäude gewählt werden.Wünschenswert ist weiterhin, wenn die Entsiegelungen von Flächen sukzessiv fortgeführt werden.Beispielhaft sei der Hof des alten Pfarrhauses genannt. Manche Konifere könnte ggf. durch einenLaubbaum oder ein Gehölz ausgetauscht werden. Die Empfehlungen des Landschaftsplans enthal-ten zahlreiche Hinweise für die weitere grünordnerische Entwicklung des Ortes und seiner Gemar-kung. Pflasterungen sollten in ihrer Farbe und Form eher zurückhaltend wirken. Dieses gilt auch fürkleine bauliche Anlagen wie Infotafeln, Einfriedungen, Vorbauten. Die Ausführungen sollten hand-werklich gut und funktional, aber auch „unverspielt“, also einfach gehalten werden. Im Ort ist zuprüfen, ob jedem Eigentümer die Hilfen zur Orientierung bei baulichen Veränderungen bekanntsind. Auf eine fachliche Beratung im Vorfeld einer baulichen Veränderung ist weiterhin zu achten.

Die Bewertungskommission, August 2007

AnsprechpartnerOrtsvorsteher Kurt LudwigZum Ried 2636211 Alheim-Oberellenbach

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Babenhausen-Hergershausen

Noch am Rande des Rhein-Main-Gebietes und des Rodgaus befindetsich im Landkreis Darmstadt-Dieburg Babenhausen-Hergershausen. Esliegt in der flachen Landschaft des Gersprenz-Tales mit günstigerVerkehrsanbindung an die Städte Darmstadt, Offenbach und Frank-furt. Dorthin richtet sich auch die Orientierung des auf Zuwachs ausge-richteten Ortes. Pendlern mit Arbeitsplatz in den umliegenden Städ-ten, bietet Hergershausen eine ruhige Wohnatmosphäre. Dabei setztder Stadtteil auf eigene Qualitäten: Als junges, musikalisches und grü-nes Dorf, sollen auch weiterhin Neubürger in den Ort angezogen wer-den. So hat sich die Bevölkerung seit 1950 von rund 1130 auf heuterund 2000 Einwohner fast verdoppelt. Ein weiteres Anwachsen um etwa500 Einwohner wird mit Besiedlung des neuen Wohngebietes erwartet.Der Ort hat erstmalig an dem 32. Wettbewerb teilgenommen. Her-gershausen präsentiert sich unter www.hergershausen.com.

Entwicklung des Ortes

Der Ortskern des auf eine mittelalter-liche Gründung zurückgehenden, befes-tigten Haufendorfes ist in seiner Um-grenzung noch ablesbar und steht zumGroßteil als Gesamtanlage unter Denk-malschutz. Neuere Baugebiete siedel-ten sich nach Südosten, zur Bahn hin,an. Hier entsteht auch aktuell das groß-flächige Neubaugebiet mit neuer Ganz-tagesschule, das die in einiger Entfer-nung liegenden Sportstätten mit demBürgerhaus sinnvollerweise an den Ortanbinden soll. (In diesem Zusammenhangist die Antenne am Bürgerhaus kritischzu überdenken!)Insgesamt sind flächendeckende Plan-

werke vorhanden: Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan, Bebauungspläne, Ge-staltungssatzung in Form einer ansprechenden Baufibel. Ergänzung finden diese in der anregenden„Informationsbroschüre“ zu Hergershausen. Positiv ist die Förderung privater Grüngestaltungengemäß dem Leitbild „grünes Dorf“ durch die Gemeinde.

Die vorhandene öffentliche und private Infrastruktur ist gegenwärtig ausreichend bis gut. Die Erreich-barkeit der Kernstadt wird für Jugendliche zum Teil über vereinseigene Fahrdienste ermöglicht.Hergershausen ist an ein überregionales Radwegenetz angeschlossen. Die Grundversorgung ist mitvielfältigen und differenzierten Angeboten gesichert; es wird eine Erweiterung mit Fertigstellung desNeubaugebietes erwartet. Gewerbliche Betriebe bieten in Hergershausen ca. 200 Personen eine(Teilzeit-) Arbeit. Die bisher schon vorbildliche u.a. private Kinderbetreuung soll auch auf Kinderunter drei Jahren ausgedehnt werden. Hier könnten weitere Teilzeitarbeitsplätze entstehen. Sinnvollund wünschenswert erscheint die Umnutzung der alten Schule von 1908 zu einem Bürgerzentrumund einer Begegnungsstätte.

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Die Nutzung regenerativer Energien beschränkt sichim Wesentlichen auf einzelne private Maßnahmen wieSolarenergieanlagen und auch die Wasserkraftnutzungdurch die Langsfeldmühle.Mehrere – auch thematische – Chroniken sowie einKirchenführer bezeugen das Interesse auch an der ge-schichtlichen Entwicklung des Ortes. Dieses schließtauch die nationalsozialistische Zeit ein. Mit der Dorf-erneuerung entstand eine neue Qualität sowohl desörtlichen Miteinanders als auch hinsichtlich der Teil-habe an kommunalpolitischen Entscheidungen. Sosind über Arbeitskreise und Arbeitsgruppen Projekteinitiiert und realisiert worden und neuartige Initiativenhervorgegangen, wie Erstellung eines Fotokalenders,eines gemeinsam realisierten Internetauftritts, einerDorf-Informationsbroschüre und mehr. All dieses führtaktuell zu einer überdurchschnittlichen hohen Identifi-kation mit dem Ort.

Bürgerschaftliche Aktivitäten und Selbsthilfeleistungen

Die 10 Vereine besitzen mit relativ hohen Mitgliederzahlen eine starke Bindungskraft im Ort. Siereichen von den traditionellen Vereinen wie Feuerwehr, Sport bis zu den „Kleinen Strolchen e. V.Mehrere Vereine schließen Untersparten ein. Diese umfassen auch vielfältige musikalische Angebo-te und eine Laienschauspielgruppe. Die Vereine koordinieren sich in einem Gremium. Neben derVereins- und Kirchenjugendarbeit sind Projekte unter Mitwirkung der „Jungen“ entstanden. Beispiel-haft sei ein Filmprojekt oder das Erzählcafé genannt.Ein besonderer Schwerpunkt bürgerschaftlicher Aktivität liegt – deutlich sichtbar – in der Grüngestaltungdes Ortes. Sei es bei Grünpatenschaften für öffentliche Flächen, sei es im privaten Bereich, es wird mitviel Engagement und fachlicher Kompetenz gewirkt und auch eine deutliche Außenwirkung erreicht,etwa durch Aktionen wie dem Tag der offenen Hofreiten und der offenen Gartenpforte – guteBeispiele machen hier Schule. Die Unterstützung der örtlichen Gärtnereien durch Gehölz- und Baum-spenden unterstreicht das gemeinsame Interesse einer liebenswerten Ortsdurchgrünung.

Baugestaltung des Ortes

Der in weiten Bereichen wohlerhaltene Ortskern mit einer Vielzahl reizvoller Fachwerkbauten bietetein attraktives Wohnumfeld, das auch von jüngeren Bewohnern gerne angenommen wird. Die oftmit viel Liebe zum Detail sanierten Hofreiten lassen den Stolz der Eigentümer erkennen und wirkenals Vorbilder und Ansporn für die Nachbarschaft. Um die städtebauliche Qualität zu steuern, wurdeder Ortskern digital erfasst und mit einem Bebauungsplan belegt. Weiterhin sind 26 bauliche Anla-gen als Kulturdenkmäler ausgewiesen. Die seit 1999 laufende Dorferneuerung wird 2007 abge-schlossen; bisher wurden 41 Maßnahmen durchgeführt.Ein örtliches Bewusstsein für die Gesamtstruktur des Dorfes trägt zu dem insgesamt guten Eindruckbei. Dieses sollte auch über die Dorferneuerung hinaus sensibilisiert werden. Als Ergebnis sollte derScheunenkranz in seiner Eigenart erhalten, d. h. die außenliegende Gartenzone möglichst von Be-bauung freigehalten werden. Dieses schließt ein, dass die Scheunen bei Umnutzung oder als Neubau-ersatz zu Wohnzwecken als Bautpyus erkennbar, d.h. ablesbar bleiben.

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Ein schönes, für alle offenes Ensemble ist im Umfeld von Kirche und Gemeindehaus entstanden.Auch bei dem noch anstehenden Projekt „Alte Schule“ sollte auf eine architektonisch qualitätvolleUmsetzung unter fachlicher Beratung geachtet werden. Wichtig für das angrenzende Neubaugebietist die Einhaltung der definierten Gestaltungsrichtlinien, um hier einem Wildwuchs vorzubeugen.Zahlreiche Freiflächen wurden neu gestaltet, differenzierte Straßen und Wege in die Maßnahmeneinbezogen, so etwa die ortstypischen „Gängelchen“. Wichtigstes Projekt war die Erneuerung des„Dalles“, des zentralen Dorfplatzes. Hier bleibt abzuwarten, wie diese relativ großräumige, jetztaufwendig mit Naturstein (allerdings ortsfremdem Material) gepflasterte Fläche mit Leben erfülltwerden kann, zumal früher hier angesiedelte öffentliche Funktionen (Rat- und Feuerwehrhaus, Gast-haus) nicht mehr vorhanden sind. Auch die räumliche Platzfassung kann punktuell noch verbessertwerden. Insgesamt sollte bei zukünftigen öffentlichen und privaten Frei- und Verkehrsflächen-gestaltungsmaßnahmen auf eine möglichst einheitliche, ruhige Wirkung und die Verwendung orts-üblicher Materialien geachtet werden.

Grüngestaltung des Ortes

Traditionelle Grünstrukturen wie der zusammenhän-gende Gartenkranz, Fassadengrün, aber auch kleineunbefestigte Flächen bilden ein wesentliches Elementdes Ortsbildes. Dieses gilt es auch zukünftig zu si-chern. Grundlagen dafür sind Gestaltungspläne fürGrünflächen, die privat umgesetzt werden. Austauschund Anregungen bieten seit 2005 die Gartenstamm-tische mit Exkursionen. Nisthilfen für Mauersegler undSchwalben und andere Arten sind ergänzende umwelt(-pädagogische) Maßnahmen. Zahlreiche Pflanzanre-gungen der Kommission 2005 wurden bereits umge-setzt.Stellenweise erhält das Ortsbild sein ganz eigenes Ge-präge durch persönliche Vorlieben – in Hergershausensind es Rosen und Clematis, die dem Ort eine indivi-duelle Note verleihen. Einige sehr aktive Bewohner-Innen und die AG Grüngestaltung leisten Vorbildliches und haben manche Höfe in wahre Schmuck-stücke verwandelt. Auf eine ähnlich hochwertige Grüngestaltung sollte bei dem noch zu entsiegeln-den Hof der alten Schule geachtet werden.Zu empfehlen ist eine Erweiterung dieser Aktivitäten und Planungen auch für die neueren Wohnge-biete; auch hier sollte die Grüngestaltung nicht völlig von den örtlichen Traditionen abweichen undeinige der schon vorhandenen Leitgedanken aufgreifen. Verbesserungen sind noch im Umfeld desBürgerhauses möglich.

Dorf in der Landschaft

Das Gebiet um Hergershausen weist eine eher großräumige landwirtschaftliche Struktur auf. Derhistorische Ortsrand im Nordwesten stellt ein besonderes Potential dar, dessen Wertes man sichhier bewusst ist. Viele Maßnahmen bezogen sich daher auf diesen Bereich. Als großes Entwicklungszielstand dabei die Renaturierung der landschaftlich interessanten Flussniederung der Gersprenz mitden überregional bedeutsamen, als Naturschutz- und Fauna-Flora-Habit-Gebiet geschützten, Her-gershäuser Wiesen im Vordergrund vielfältiger Maßnahmen. Sie trugen und tragen dazu bei, die

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Anforderungen an den Hochwasserschutz unddie Auennutzung mit den wünschenswerten Um-weltstandards an Gewässergüte, Landschafts-gliederung und Artenvielfalt in Einklang zu brin-gen. Die Maßnahmen, wie auch die Eingrünungdes Ortsrandes, sollten konsequent weiterver-folgt bzw. komplettiert werden.Weitere Projekte liegen im (behindertengerech-ten) Ausbau von (Rund-) Wegen, dem Bau ei-ner Schutzhütte, Anlage von Beobachtungs-plätzen und einer Hochzeitsallee sowie Arten-schutzmaßnahmen und mehr. Für die weitereLandschaftsplanung wird empfohlen, die kultur- und nutzungsgeschichtliche Geschichte der Gemar-kung auch weiterhin einzubeziehen. Dieses kann z. B. durch Kenntlich- und Bewusstmachung alterWegeverbindungen erfolgen.

Anregungen und Empfehlungen

Hergershausen mit seiner eindeutigen Ausrichtung auf Wachstum unterscheidet sich von der Viel-zahl hessischer Dörfer, die von Abwanderung und Leerstand bedroht sind. Diese Chance gilt es zunutzen und das attraktive Wohn- und Lebensumfeld weiter auszubauen. Das im Ort vorgefundeneMotto: „Tue Gutes, zeige dieses und rede darüber“ hat sich offensichtlich bewährt und sollte daherauch zukünftig bei allen Vorhaben mit bedacht werden.Eine Herausforderung wird in der sozialen Integration der zahlreichen Neubürger bestehen. Anbin-dung und Integration sind auch die planerischen Anforderungen für den neu entstehenden Ortsteil.Es ist zu wünschen, dass die Anforderungen des Bebauungsplans, insbesondere mit seinen land-schaftsplanerischen und bauordnungsrechtlichen Festsetzungen, auch tatsächlich umgesetzt wer-den. Hierzu bedarf es sicherlich einer offensiven Beratung im Vorfeld der Bebauung. Eine Herausfor-derung nicht nur für die Kommune. Unbedingt sollte auf eine gute Einbindung in die umgebendeflache Landschaft mit entsprechender Bepflanzung geachtet werden. Insgesamt könnten die Orts-ränder noch stärker durch Anpflanzungen ausgebildet werden. Wünschenswert wäre auch eine (kosten-lose) kommunale Erstberatung im Hinblick auf Energieeinsparung, Energieeffizienz und/oder Nut-zung regenerativer Energien.Ein weiteres Augenmerk fällt auf die Fragen, wie die Kontinuität und Qualität des vielfältigen Enga-gement weiterhin gesichert werden können – und – wie die noch jungen informellen Strukturen auchnachhaltig die Zusammenarbeit mit der Kommunalpolitik und -verwaltung bereichern können.Weitere konkrete Anregungen zu den Bewertungskriterien sind oben aufgeführt.

Die Bewertungskommission, August 2006

AnsprechpartnerOrtsvorsteher Horst GrimmRathausstraße 1064832 Babenhausen-Hergershausen

Maren GatzemeierBreite Straße 1064832 Babenhausen-Hergershausen

Babenhausen-Hergershausen

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Darmstädter Echo, 29.06.2006

Offenbach Post, 29.06.2006

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Frankenau-Altenlotheim

Der zu Frankenau gehörende Stadtteil Altenlotheimliegt am Rande des Nationalparks Kellerwald-Edersee im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Ca. 50% der Gemarkung liegen im Nationalpark. Im Nor-den und Osten schließen sich die Landschafts-schutzgebiete „Waldschutzgebiet Gatter Edersee“und Kellerwald wie auch die Fauna-Flora-Habitat-Gebiete „Kellerwald“ und „Calluna Heide Alten-lotheim“ an. Umschlossen ist der Ort vom Vogel-schutzgebiet Kellerwald. Die kargen Böden in demwaldreichen Schiefergebirge erlaubten in den ver-gangenen Jahrhunderten nur ein mäßiges Einkom-men aus Land- und Forstwirtschaft. Aus dem ehe-maligen Bauern- und Handwerkerdorf hat sich imLaufe der letzten Jahrzehnte eine ländliche Wohn-gemeinde entwickelt, wobei jedoch die dörfliche

Prägung erhalten werden konnte. Mit aktuell 703 Einwohnern bleibt die Einwohnerentwicklung seit1990 (708 E) nahezu konstant. Die Ausweisung des Nationalparks wird nach anfänglichen Bedenkenals Entwicklungschance gesehen und selbstbewusst unter dem Motto: „Wir sind das Nationalpark-dorf“ aufgegriffen. Das Förderprogramm der Dorferneuerung wurde von 1986 –1994 in Anspruchgenommen. Altenlotheim beteiligte sich 1969, 1979 (?) und 2002 am Dorfwettbewerb. Der Ort wirbtfür sich und den Nationalpark unter www.altenlotheim-edersee.de zu finden.

Allgemeine Entwicklung des Dorfes

Der Nachfrage nach innerörtlichen Bauplätzen wurde in den vergangenen Jahrzehnten und durchBaugebietsausweisungen nördlich und östlich der Landesstraße Rechnung getragen. Die letzteAusweisung erfolgte 1993 mit 10 Bauplätzen. Der Arbeitskreis Dorferneuerung hat die voraussicht-liche Entwicklung der Bevölkerungsstruktur in Altenlotheim thematisiert. Es wird derzeit ein Gebäude-und Nutzungskataster erstellt. Die Untersuchungen sollen helfen, Konzepte für eine ausgewogeneSozialentwicklung und gegen einen Gebäudeleerstand zu finden.

Die naturräumliche Lage, die Nähe zum Edersee und der Nationalpark als Marke bieten gute Vor-aussetzungen Altenlotheim für den Fremdenverkehr auszubauen. Das Dorf verfügt zurzeit über 45Gästebetten in Privathäusern und Ferienwohnungen. Für Feriengäste und Einheimische gibt es unteranderem einen Info-Stand vor dem Dorfgemeinschaftshaus, eine Bücherei, ein Computerarbeitsplatz,ausgezeichnete Rad- und Wanderwege, einen Heideerlebnispfad, einen Fahrradverleih und das„Gemeensblaat“. Dieses erscheint alle zwei Monate und informiert über das aktuelle Geschehen imDorf. Im neu eröffneten BluCaLe (Blumen, Cafe und Lebensmittel) können viele Grundbedürfnisseder Bevölkerung gedeckt werden. Insgesamt verfügt Altenlotheim über eine gute öffentliche Infra-struktur: Bürgerhaus mit Jugendraum, Feuerwehrgeräte- mit Schulungsraum, Friedhof, Gefrieranlage,Sport- und Freizeitanlagen, ein Anrufsammeltaxi. Kindergarten und Schule befinden sich in der Kern-stadt, wobei der Transport für die Jüngsten unentgeltlich ist.

Altenlotheim erfährt in seinen Bemühungen einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Entwicklungeine große Unterstützung durch die Kernstadt Frankenau. Der Bürgerverein und AK Dorferneuerungsind - auch nach Abschluss der Dorferneuerung – ein Bindeglied zwischen Bewohner, Ortsbeirat und

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Stadtverwaltung. Die Altenlotheimer Bürger werden bei allen, den Ortsteil betreffenden, kommuna-len Entscheidungen durch regelmäßige Bürgerversammlungen eingebunden.An Vergangenes anknüpfen und die Gegenwart für die Sicherung der Zukunft nutzen, das habensich die Altenlotheimer zum Ziel gesetzt: Geschichts- und Traditionsbewusstsein zeigen sich in vie-len Aktivitäten und Festen. Hervorgehoben seien die Planungen um die Erschließung des Boden-denkmals der frühchristlichen Quernstkirche und mit der Errichtung einer neuen Kapelle, die Auf-arbeitung der jüdischen Geschichte im Dorf, die Anbringung der alten Hausnamen, die Grenzgänge,aber auch die Pflege des plattdeutschen Sprachgutes. Neue Wege werden in der innerkommunalenund regionalen Zusammenarbeit gesucht. Die Zusammenarbeit von Vereinen, die gemeinsame Aus-gestaltung von Festen, die Mitwirkung beim Verein „Wir für die Region“ aber auch im Natur- undLandschaftsschutz sowie im Tourismus wurden der Kommission benannt. Ein besonderer themati-scher Schwerpunkt bildet die Nutzung regenerativer Energien. Es wurden bisher 21 Photovoltaik- und23 Solaranlagen installiert. Altenlotheim belegt für Hessen zum Zeitpunkt der Bereisung den 3. Platzin der Bundessolarliga, Ruprik Ortsteile. Ein Öko-haus steht im Dorf. Die Stadt bietet über einen ört-lichen Unternehmer eine kostenlose Energieberatungan. Aktuell werden Ideen zur Herstellung von Biogas-anlagen diskutiert. Regenwasserzisternen zur Toi-lettenspülung und Gartenbewässerung werden vonder Stadt Frankenau gefördert. Das Thema „Ener-gie“ bindet augenfällig viele Bewohner und ist u.a.durch eine öffentliche Messstation im Dorf präsent.Auffällig ist hierbei auch der hohe Grad der Zusam-menarbeit und Verknüpfung zwischen der Stadtver-waltung, (landwirtschaftlichen) Unternehmen und Bür-gern. So sind mehrere dörfliche Holz-, Bau-, Planungs-und Beratungsunternehmen eingebunden.Mit der Ausrichtung der 750 Jahrfeier 2004, der Er-stellung einer Dorfchronik, der Teilnahme am Wett-bewerb 2005 und den damit verbundenen Projekt-umsetzungen erhielt das Zusammengehörigkeitsge-fühl in Altenlotheim nach Abschluss der Dorfer-neuerung einen erneuten Antrieb. Als Ausdruck dieses augenscheinlichen „Wir-Gefühls“ wurde eineigenes Dorflogo entworfen: „Altenlotheim – das Nationalparkdorf“. Die Dorfgemeinschaft hat vielunternommen um den Ort für alle Bevölkerungsschichten lebens- und liebenswert zu gestalten.

Bürgerschaftliche Aktivitäten und Selbsthilfeleistungen

15 Vereine und Gruppen prägen das kulturelle und sportliche Leben im Dorf. Nahezu alle Vereinesind im Kinder-, Jugend- und Altenbereich tätig. Aber auch örtliche Unternehmen engagieren sichvielfältig im öffentlichen Raum – sei es bei Neuanlagen, wie dem Spielplatz, den Begrüßungs-schildern mit Dorflogo und Nationalparktoren oder Reparaturen. Pflegearbeiten an öffentlichenFlächen werden von Dorfbewohnern, Anliegern und dem „Senioren Einsatz Kommando“ (SEK) durch-geführt. Der Bürgerverein unterhält eine Theatergruppe, übernimmt gemeinnützige Aufgaben, wiedie Pflege des Brauchtums und der Kultur des Dorfes. Auch die Förderung von Umwelt-, Land-schafts- und Denkmalpflege gehören zum Aufgabenbereich des Vereins.Der Jugendclub Altenlotheim – gegründet 1979 – wird bis heute ohne größere Beschwerden derAnwohner betrieben. In einem festgelegten Ordnungsplan sind jeweils 2 Mitglieder eine Woche langfür die Instandhaltung, Reinigung und einen ordnungsgemäßen Ablauf der abendlichen Treffen

Frankenau - Altenlotheim

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verantwortlich. Krabbelgruppe und Jungschar der Kirchengemeinde ergänzen die Kinderbetreuungs-angebote der Stadt.Hervorzuheben sind die naturkundlichen Arbeiten von Kindern und Jugendlichen in Verbindung mitder NABU Gruppe Frankenau. Ein Jugendlicher legte ein Baum- und ein Schwalbenkataster an, inwelchen alle Bäume und Schwalbennester des Dorfes verzeichnet sind. Auch die Schüler der Kegel-bergschule (Schule für praktisch Bildbare) werden in diese Naturschutzmaßnahmen eingebundenund somit in die Gemeinschaft integriert. Neubürger werden mit einem Geschenk „Willkommen“geheißen. Jeder neu zugezogene Haushalt erhält vom Ortsbeirat in Zusammenarbeit mit dem Bürger-verein und den örtlichen Unternehmern eine Geschenktasche. Diese enthält eine Infobroschüre (Dar-stellung der ansässigen Gewerbebetriebe, Vereine und öffentlichen Einrichtungen) sowie Präsentebzw. Gutscheine einzelner Betriebe und Vereine.

Die örtlichen Unternehmen und der Selbstvermarkter ermöglichen, dass die Nachfrage an Dienst-leistungen, Handwerk und täglichen Bedarfsgütern im Ort in weiten Teilen gedeckt wird. In denvergangenen 10 Jahren gab es 11 Betriebsgründungen im Ort. Sie bieten ca. 85 Arbeitsplätze.Allerdings wurden auch einige öffentliche und private Einrichtungen geschlossen, u.a. die zweiLebensmittelgeschäfte. Beachtenswert ist das nunmehr seit April 2004 geführte BluCaLe. Der Ladenist ein wichtiger Treffpunkt im Dorf und wird mit viel Idealismus von drei Gesellschafterinnen geführt.Auch die Getreidereinigungsanklage von ca. 1920 über der Lorfe ist eine örtliche Besonderheit. DieLandwirte haben sich zu einem überbetrieblichen Maschinenring zusammen geschlossen.

Baugestaltung des Ortes

Altenlotheim besitzt einen weitgehend baulich-räum-lich intakten Ortskern. Die nördlich verlaufendeLandesstraße bleibt allerdings auch nach dem an-sprechenden Ausbau ein optischer Einschnitt. DerOrtskern weist zahlreiche, zum Teil sehr gut reno-vierte Fachwerkhäuser vor. Drei verheerende Brän-de (zuletzt 1859) sind für die relativ junge Bebau-ung im Ort verantwortlich. Auf einem dreieckigenGrundstück, begrenzt an Fahrwegen, präsentiert sichdie 1861 eingeweihte und mehrfach renovierte Kir-che als Massivputzbau. Auch wenn noch keinedenkmaltopografische Erhebung für den Ort vor-liegt, kann von zahlreichen Kulturdenkmälern undeiner Gesamtanlage im Umfeld der Kirche ausge-gangen werden. Die zwei alten Schulen und dasForsthaus sind in Privatbesitz und wurden beispiel-

haft zu Wohnhäusern umgebaut. In den vergangenen Jahren haben manche Gebäude ihren Eigen-tümer gewechselt, sieben stehen aktuell leer. Die Neubauten lehnen sich hinsichtlich Firsthöhe undProportionen weitgehend an die traditionelle Bauweise an. Optisch wohltuend sind die (noch?)wenigen farbig glasierten Dacheindeckungen.Das 1975 erbaute Dorfgemeinschaftshaus wurde im Rahmen der Dorferneuerung umgestaltet. ImKeller sind die Bürgerschänke mit Kegelbahn, der Jugendclub und die Feuerwehr untergebracht.Der große Vorplatz (Brunnenplatz) wurde gemeinschaftlich gestaltet. Hierzu zählen auch der Dorf-brunnen mit Wasserzapfstelle und die von der Akkordeonkindergruppe und dem SEK angelegteKräuterschnecke. Die Gestaltung der Durchgangs- und Nebenstraßen, die Errichtung einiger Mau-ern mit ortstypischen Materialien erzeugen in weiten Teilen ein unauffälliges und angenehmes Ge-

Frankenau - Altenlotheim

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samtbild. Der Judenfriedhof mit neuen Hinweisschildern wird be-treut. Reizvoll ist auch der offene Bachlauf der Lorfe durch dasDorf mit neu gestalteten vier Brücken und Geländern.

Grüngestaltung des Ortes

Das von der Lorfe durchflossene Dorf fügt sich harmonisch in dieLandschaft ein. Die Ortseingänge und die Ortsdurchfahrt wurdenalleeartig bepflanzt. In Verbindung mit den gewählten Baumate-rialien wirkt der Ortskern ansprechend. Seine Straßen sind insgesamtgut mit Neuanplanzungen und altem, gepflegtem Baumbestand(Linden usw.) durchgrünt. Der Spielplatz liegt zwischen dem altenund neuen Ort. In Altenlotheim gibt es zahlreiche Artenschutz-maßnahmen: Insektenhotel an einer Streuobstwiese, Nistkästen-pfad, Schwalbenhaus, Eulen- und Fledermauskästen, Krötenschutz.Haus- und Dachbegrünungen stellen ergänzende Maßnahmen dar.Die vielen privaten Gärten prägen das Orts- und Straßenbild. Ne-ben Nutz- und Bauerngärten findet man auch Ziergärten bepflanztmit Obstbäumen und Stauden. Die großzügige Dachbegrünungeines Betriebes hebt sich positiv ab. Die Aufnahme dorftypischerElemente, auch in den Neubaugebieten, ist zu begrüßen.

Das Dorf in der Landschaft

Die Bebauungen Am Heckenacker und Köppenweg heben sich aufgrund der Hanglage und linearenAnordnung von der südlich der Landesstraße liegenden Ortskernbebauung ab. Die lockere Bebau-ung und die großen innerörtlichen Freiflächen ermöglichen eine weitgehende Durchgrünung desOrtes, die ihre Fortsetzung in der umliegenden Landschaft findet. Die 1.733 ha große Gemarkungwird von 2 Voll- und einigen Nebenerwerbslandwirten extensiv bewirtschaftet. Weite Teile der Grün-flächen werden durch ein Beweidungsprojekt mit Hinterwälder Rindern und über ein freiwilligesLandschaftspflegekonzept offen gehalten und in ihrer ökologischen Vielfalt gesichert. Eingebundenist hierbei die Rinderhaltergemeinschaft der Frankenauer NABU-Gruppe, die mit einem eigenenLogo für ihre Produkte werben. Feuchtwiesen werden ehrenamtlich gemäht. Es gibt einige Feldholz-inseln, zum Teil von der Jagdgenossenschaft angelegt, ein Feuchtbiotop im alten Steinbruch, dieStreuobstwiese am Lingelborn, Heideschutzgebiete, Wacholderflächen und Magerrasen mit selte-nen Orchideen.

Anregungen und Empfehlungen

Die Kommission hat den Eindruck gewonnen, dass sich Altenlotheim in den vergangenen Jahreneine Perspektive aufgebaut hat und sich daran in der weiteren wirtschaftlichen, sozialen und ökolo-gischen Entwicklung orientiert. Dieser Weg wird von der Kommission als Erfolg versprechend be-wertet. Die im Ort auffallend hohe und breite Sensibilität gegenüber Natur- und Umweltbelangengilt es dabei zu pflegen und zu generieren. Inwieweit das Thema Nutzung regenerativer Energien indas Nationalparkkonzept stärker integriert werden kann, bedarf der weiteren Prüfung.Zu prüfen ist sicherlich auch wie der örtliche Fremdenverkehr stärker ausgebaut und wirtschaftlich,auch über die Direktvermarktung, genutzt werden könnte. In diesem Zusammenhang wird empfoh-

Frankenau-Altenlotheim

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len, die Voraussetzungen für eine Anerken-nung Altenlotheims als Erholungs- oder Luft-kurort unverbindlich durch das Regierungs-präsidium Kassel prüfen zu lassen. Die vor-aussichtlichen Auswirkungen der Alters- undBewohnerentwicklung auf den Ort und sei-ne Gebäudenutzungen sollten gemeinsammit der Stadt erörtert werden; eine Gesamt-strategie wäre wünschenswert.Bauliche Veränderungen sollten auch nach Ab-schluss der Dorferneuerung durch fachlichepräventive Beratung begleitet werden. Ge-rade den kleinen Renovierungen, Anbauten,Fenstererneuerungen, Dacheindeckungenetc. sollte eine große Aufmerksamkeit zu-kommen, da sie in ihrer Gesamtheit das Ge-samtbild nachhaltig beeinflussen. So sindbeispielhaft die Krempziegeldächer zu erhal-ten und zur Wiederverwendung zu empfehlen. Die weitere (Teil-)Entsiegelung der zum Teil betonier-ten und asphaltierten Hofflächen wäre wünschenswert. Auch im öffentlichen Straßenraum gilt es,Tritt- und Ruderalgesellschaften Raum zu bieten. Grundstücksbezogene Gestaltungsempfehlungen,entwickelt und aufgestellt unter Einbindung der Bewohner, würde den Beratungsaufwand wesentlichminimieren. Vielleicht findet der Gedanke Aufnahme in einem Projekt 2007.Der Übergang vom Neubaugebiet zur freien Landschaft könnte durch eine Ortsrandbegrünungverbessert werden. Die Anpflanzung von weiteren hochstämmigen Laub- und Obstbäumen in deralten und neuen Ortslage, u.a. im Baugebiet Weidbusch, wird angeregt. Durch weitere Anpflanzun-gen und/oder eine Fassadenbegrünung könnte die Friedhofshalle an den ansonsten durchgrüntenFriedhof besser angebunden werden. Lernpädagogische Spielmöglichkeiten könnten den Spiel-platz bereichern. Zur Irritation hat die Planung für die neue Kapelle auf dem Quernst geführt. Dasgeplante Gebäude ist sehr groß. Auch stellten sich die Fragen von Nutzen (im Verhältnis zu denKosten) und langfristiger Pflege.

Die Bewertungskommission, August 2006

AnsprechpartnerOrtsvorsteher Heiko BackhausFrankenauer Staße 535110 Frankenau-Altenlotheim

Frankenau-Altenlotheim

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Naumburg-Altenstädt

Altenstädt liegt in der nordhessischen Berg-landschaft im Landkreis Kassel, 20 Kilome-ter westlich von Kassel. Die kegelförmigenBerge Weidelsberg, Ishtaberg und Wartbergbefinden sich in Sichtbeziehung. Territorial-geschichtlich betrachtet liegt Altenstädt ander ehemals hessisch-sächsischen Grenze;sprachgeschichtlich an der Grenze der nie-der- und mitteldeutschen Mundarten. Mit derAusweisung des ersten Neubaugebietes1966 und der Aufgabe zahlreicher landwirt-schaftlicher Betriebe verschwand der Charakter des Bauerndorfes. Seit 1987 ist die Bevölkerung umca. 40% auf ca. 1.200 Personen gestiegen. Die Altersstruktur ist ausgewogen. Zum Zeitpunkt desBesuchs der Bewertungskommission befand sich Altenstädt in den Vorbereitungen für die kurz dar-auf stattfindende 1175-Jahr-Feier. Altenstädt beteiligt sich seit 1999 am Dorfwettbewerb. Umfang-reiche Dorfinformationen können unter www.altenstaedt.de eingesehen werden.

Entwicklung des Ortes

Die naturräumliche Lage im LandschaftsschutzgebietHabichtswald und die Nähe zum Oberzentrum Kasselund Volkswagenwerk in Baunatal machen Altenstädt zueinem attraktiven Wohnstandort. Die gute kommunaleund kirchliche Infrastruktur, u.a. ein Anrufsammeltaxi, wirddurch zahlreiche private Betriebe aus Handwerk undDienstleistung komplementiert. Kommunales und örtli-ches Ziel ist, Altenstädt insbesondere für junge Famili-en weiter zu öffnen. Baulückenschließungen und Ab-rundungen sind in der weiteren Siedlungsentwicklungvorgesehen. Neben mehreren Bebauungsplänen, einemLandschaftsplan von 1994 gibt es auch ein Biotop-konzept. Die Nutzung von Regenwasser wird gefördert.

In Altenstädt werden die „kurzen Dienstwege“ bevor-zugt. Dieses äußert sich vor allem in der umfassenden

Arbeit des Ortsbeirats, die pragmatisch und praktisch orientiert ist. Zudem finden Sitzungen desOrtsbeirats prinzipiell unter Einbezug betroffener Bürger, Vereine oder Gewerbetreibender statt; mitKindergärten oder der Jugendarbeit gibt es eine enge Zusammenarbeit. Aufgrund dieser engenVerzahnung wird auf die Bildung von örtlichen Arbeitsgruppen verzichtet. Zu verschiedenen Themenwie Windenergie werden Bürgerversammlungen abgehalten.

Als Besonderheit muss die Homepage www.altenstaedt.de erwähnt werden. Mehrere Personen un-terschiedlichen Alters erstellen diese Internetseite, die in sehr umfassender Art und Weise und wei-testgehend aktuell vielfältige Aspekte und Aktivitäten aus und für Altenstädt aufbereitet. Sie wirddadurch zu einem offenen und dorfeigenem Medium. Hier finden sich sehr umfassend und ausdif-ferenziert beispielsweise auch Protokolle über die Arbeit des Ortsbeirats. Geplante Vorhaben wer-den zudem mit dem jeweiligen Bearbeitungsstand gekennzeichnet, um eine effektive Kontrolle zu

Naumburg-Altenstädt

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gewährleisten. Ebenso liegen vielfältige Verlinkungen zwischen Planung und Umsetzung sowie Be-schreibungen in Wort und Bild vor, so dass eine große Transparenz herrscht. Durch die Homepagesoll nicht nur Information verbreitet, sondern auch die Kommunikation untereinander gefördert werden.So ist u.a. auch ein E-Mail-Verzeichnis der Altenstädter Bewohner im Aufbau.Die Finanzierung der Internetseite erfolgt über kleine Beiträge der örtlichen Gewerbetreibenden, dieihrerseits die Möglichkeit zur Selbstdarstellung haben. Eventuelle Überschüsse werden in dörflicheAktivitäten investiert. Die interaktive und öffentliche Darstellung des dörflichen Alltags, der örtlichenPlanungen und Entscheidungen sowie die starke Einbindung der Bürgerinnen und Bürger bei der Umset-zung der Vorhaben stärkt in hohem Maße die Verbundenheit und hohe Identifikation mit dem Ort.

Bürgerschaftliche Aktivitätenund Selbsthilfeleistungen

Die Altenstädter haben die Möglichkeit, sichin 17 Vereinen zu organisieren und zu betä-tigen. Über die Vereinsarbeit hinaus findetdie dörfliche Identitätsbildung vor allem übergemeinsame Festivitäten statt. Alle lokalenTermine finden sich in einem Veranstaltungs-kalender im Internet. Die Kinder- und Jugend-arbeit erfährt u.a. durch die generations-übergreifenden Projekten und dem selbst-verwalteten Jugendraum eine hohe Aufmerk-samkeit.Das Heinrich-Schröder-Heim der Kirchenge-meinde ist für Mehrfachnutzungen ausge-baut worden. So verfügt es neben Gruppen-räumen als Freizeitheim/Übernachtungshaus

über 27 Betten. Es beherbergt weiterhin die Privatinitiative „Kinderland Kunterbund“. Diese betreutseit 1993 Kinder ab 2 Jahren und ergänzt damit das Angebot des kommunalen „ökologischenKindergartens Regenbogenland“ (erbaut 1997).Bürgerschaftliches Engagement zeigt sich u.a. durch 22 Pflegepatenschaften bei Gebäuden undPlätzen von mehr als 30 Personen sowie in der tatkräftigen Unterstützung des „Team 50plus“.Diverse private Spenden unterstützen die Projekte. Auch der Seniorenbeirat ist überdurchschnittlich,hinsichtlich Anzahl der Teilnehmer sowie Häufigkeit der Treffen.

Baugestaltung des Ortes

Die Baugebiete erstrecken sich im Südosten, Westen und Norden ringförmig um den Ortskern. ImNordosten besteht ein rechtskräftiger Bebauungsplan für ein Gewerbegebiet. Die Dorferneuerungbrachte von 1991 bis 2001 mit über 120 allein im Privatbereich umgesetzten Einzelmaßnahmeneinen Schub bezüglich der baulichen Entwicklung in der Ortsmitte. Dabei fallen einige gut gelungeneScheunenumnutzungen sowie zahlreiche Sanierungen bzw. Renovierungen von Fachwerkhäusernoder Steinscheunen positiv auf. Wie groß der „Bedarf“ war, mag man daran ermessen, dass nochimmer einige Gebäude einer dringenden Sanierung bedürfen. Auch die öffentlichen Gebäude wieKirche, Heinrich-Schröder-Haus, Kindergarten, Bürgerhaus (Alten Schule), Jugendraum (altes Sprit-zenhaus) sind hinsichtlich der Materialverwendung, handwerklichen Ausführung, Farbgebung gelun-gene Beispiele dörflicher Baukultur.

Naumburg-Altenstädt

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Im öffentlichen Bereich wurde der Dorfplatz im Rahmen der Dorferneuerung zu einem Multifunktions-platz und -zentrum weiter entwickelt. Dieser dient als Spiel- und Sportfläche für Kinder und Jugend-liche, als Bushaltestelle, Vorplatz für das neue Backhaus und mehr. Gleichzeitig wurde mit dem Bauder großzügigen Bushaltestelle dem Straßenraum eine neue Raumkante gegeben. Die Gesamtan-lage ist der Versuch, eine (vor langer Zeit) durch Abbruch entstandene Baulücke wieder zu nutzenund den Bereich räumlich neu zu fassen. Bei der insgesamt guten Ausführung des Dorfplatzes stehtdie praktische Nutzbarkeit im Vordergrund. Die Wirkung wird durch einige neuartige Detailaus-führungen punktuell gemildert, z.B. Betonböschungssteine, rustikaler Treppenhandlauf.

Die zweite große Freiflächenmaßnahme ist der verkehrsberuhigte Ausbau der innerörtlichen Kasse-ler Straße. Auffallend bei den Freiflächenmaßnahmen ist der hohe Gestaltungswunsch der Bewoh-ner. Dieses drückt sich in der Verwendung unterschiedlicher Materialien aber auch in der Formen-sprache, Farbgebung sowohl der Bodenbeläge und ihrer Möblierung als auch der Stützmauern aus.Der Straßenraum tritt dadurch optisch stark in den Vordergrund.

Grüngestaltung des Ortes

Im privaten Bereich gibt es einige sehr schöneBauerngärten und hochstämmige (Laub-)Bäume u.a. an den Treppenaufgängen derWohnhäuser. Der Übergang vom privaten inden öffentlichen Straßenraum ist im Ortskernzuweilen fließend oder oftmals durch Holz-und Staketenzäune und Mauerwerk geprägt.Auch die öffentlichen Flächen fallen durchzahlreiche, auch neu gepflanzte Laubbäumeauf. Sie markieren die Straßenräume sindaber auch für die Plätze, Ortseinfahrten unddas Umfeld öffentlicher Gebäude charakte-ristisch. Hierzu zählt auch die Anlage der sogenannten „Jubiläumsallee“ und des „Nasch-gartens“ im Neubaugebiet. Als ein Beitragzur Erhaltung der Artenvielfalt ist u.a. derneue Fledermausturm zu bewerten.

Dorf in der Landschaft

Die Gemarkung ist ackerbaulich geprägt und in weiten Teilen gering bzw. mäßig strukturiert. EineVerzahnung der Ortslage mit der Gemarkung ist in weiten Teilen jedoch noch vorhanden. Die südlicheOrtslage findet eine Begrenzung durch den Interessantenwald „Große Hardt“. Der historische Orts-rand mit Obstwiesen und Grabland ist eingeschränkt noch ablesbar.In den 80-er und 90-er Jahren wurden eine Reihe verschiedenartiger öffentlicher und privater Maß-nahmen zur Verbesserung der Lebensraumqualität durchgeführt. Hierzu zählen die Anlage vonStreuobstwiesen, zwei Feuchtbiotope, die Teilrenaturierung des Karbaches, mehrere Feldholzinselnund Baumpflanzungen. Sie tragen dazu bei, dass die Gemarkung stärker gegliedert wurde und dieLebensraumqualität für Fauna und Flora verbessert werden konnte.

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Anregungen und Empfehlungen

Der Landschaftsplan von 1994 hat eine Reihe von Emp-fehlungen aufgenommen. Diese sind in Teilen nochaktuell und sollten weiterverfolgt werden. Bei Neu-pflanzungen von Obstbäumen ist nicht nur die Pflege,sondern gerade auch die Nutzung des Obstes einzu-planen. Eine weitere Eingrünung der neuen Ortsränderaber auch der frei stehenden Gebäude, z.B. entlangder östlichen Ortseingangsstraße (L 3215), wird ange-regt. Begrüßt wird, dass die innerörtlichen Baulückenzunächst geschlossen werden sollen.

Weiterhin wird die Sicherung der alten Schmiede an-geregt. Eine Beratung im Vorfeld neuer Dachein-deckungen könnte das Gestaltungsziel einer einheitli-chen Dachlandschaft unterstützen. Die präventive Be-ratung würde sich auch bei den sonstigen baulichenkleinen Veränderungen wie Anbauten (z.B. Balkon-), Fenster- und Eingangserneuerungen positivauswirken.Der Ausbau des Heinrich-Schröder-Hauses zu einem öffentlich zugänglichen Freizeitheim ist einaußergewöhnliches und durchaus nachahmenswertes Beispiel für die Reaktivierung von baulichenAnlagen. Da die Auslastung noch nicht zufrieden stellend ist, empfiehlt die Landesbewertungs-kommission das Vermarktungskonzept zu prüfen und anzupassen, ggf. unter Hinzuziehung einerexternen Beratung. Hierbei könnte auch eine Einbindung in die touristischen Aktivitäten des Regional-vereins Kassel-Land e.V. geprüft werden, um weitere Gruppen zu erreichen.Es wird empfohlen, Hofbäume an den Treppenaufgängen wo möglich zu ergänzen – stellen diesedoch eine örtliche Besonderheit dar. Ggf. können Versiegelungen im Straßenraum punktuell zuguns-ten von Hausberankungen, Spalierobst oder für die Anpflanzung von Bäumen geöffnet werden.Grundsätzlich sind Pflanzungen dem Aufstellen von Blumenkästen der Vorrang zu geben. Bei weite-ren Straßenausbaumaßnahmen sollte auf eine zu große Material- und Formenvielfalt verzichtenwerden.

Die Kommission konnte kein klares Bild über die informellen Beteiligungs- und Mitwirkungsprozessean kommunalen und örtlichen Planungen bzw. Entscheidungen gewinnen. Um die vielfältigen Aktivi-täten ggf. auf mehrere „Schultern“ zu verteilen, empfiehlt die Kommission zu prüfen, ob nichtergänzende informelle Mitwirkungsstrukturen den Beteiligungsprozess effektiv unterstützen können.Das gemeinsame Handeln sollte auf jeden Fall auch nach der Dorferneuerung und der JahresfeierZiel bleiben.

Die Landesbewertungskommission, August 2006

AnsprechpartnerOrtsvorsteher Bernd RitterWolfhager Staße 1434311 Naumburg-Altenstädt

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Naumburg-Altenstädt

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Wabern-Harle

Wabern-Harle präsentiert sich als Haufendorfim nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis am Ost-rand der Wabernschen Ebene. Die Schwalmprägt den Ort im Westen, der Harler Wald imOsten. Wabern-Harle gibt Zeugnis einer beson-deren Besiedlungsgeschichte. ArchäologischeFunde wie auch eine sprachgeschichtliche Be-trachtung lassen vermuten, dass der Felsen, aufdem heute die Kirche steht, ein germanischesSonnenheiligtum war. Es wird davon ausgegan-gen, dass mit der Christianisierung des Chatten-landes der einstige religiöse Mittelpunkt durchdie Kirchenüberbauung aus dem Bewusstseinverschwand. Harle hat aktuell 842 Einwohner. Diese haben sich 2002 erstmalig am 31. Wettbewerb„Unser Dorf“ beteiligt. Die Unterstützung durch das Programm der Dorferneuerung lief 2001 aus.

Entwicklung des Ortes

Land- und Forstwirtschaft prägten im Wesentlichen die wirtschaftliche und soziale Entwicklung desOrtes bis in die erste Hälfte des vorherigen Jahrhunderts. Dem temporären Zuzug von Vertriebenen nachdem zweiten Weltkrieg wurde zunächst in den 50-er und 60- er Jahren durch erste kleine Aus-weisungen von Neubaugebieten Rechnung getragen. Bis zu 1.100 Menschen lebten zeitweilig inHarle. Weitere Baugebiete folgten. Aktuell ist ein Gebiet mit 22 Bauplätzen ausgewiesen – beistagnierender Bevölkerung. Für die Gemeinde besteht ein Landschaftsplan von 1999. Eine Anbin-dung an ein regionales Radwegenetz ist vorhanden. Eingebunden ist Harle in das regionale undinterkommunale Projekt „Vision 2030 Schwalm-Eder-West“ und in die Masterplanung des Zweck-verbandes. Die Untersuchungsergebnisse mit der Bewertung: Ort mit „schwachem Entwicklungspo-tential“ liegen im Spannungsfeld zu dem Wunsch, sich als familiengerechter Ort zu präsentieren.Welche konkreten Folgerungen Harle aus den Ergebnissen zieht, konnte die Kommission nicht er-kennen.

Harle bietet noch über 100 Personen einen (Teil-)Arbeitsplatz. Darunter befinden sich vergleichs-weise viele landwirtschaftliche (Nebenerwerbs-)Betriebe. Knapp 80 Arbeitsplätze sichern Hand-werk und Dienstleistung. Die Mehrzahl derErwerbstätigen pendelt jedoch.Planungen und Entwicklung des Ortes werdendurch Ortsvorsteher und Ortsbeirat über Bür-gersprechstunden und -versammlungen kom-muniziert und vorangetrieben. Ein gemeindli-ches Mitteilungsblatt und Aushänge ergänzendie Informationen. Durch den gemeindlichenAgenda 21-Prozess wurden verschiedene Pro-jekte initiiert und zum Teil bereits umgesetzt(Basketballplatz, Registrierung und Ausbau vonRuhebänken, Schulung zum Energieberater etc).

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Die Gemeinde unterstützt über eine relativneue Entwässerungssatzung die Nutzung desOberflächenwassers sowie die Entsiegelungprivater Flächen.

Die Infrastruktur wird mit großer Unterstützungvon der Gemeinde und den Kirchen aus demOrt getragen. Sie umfasst u.a. die Trägerschaftdes Dorfgemeinschaftshauses und Feuerwehr-gerätehauses, der Trauerhalle, der Sportanla-gen, des in einen Gewerbebetrieb integrier-ten Kindergartens, eines Jugendraumes so-wie Service-Leistungen z.B. für die Senioren.Dörfliche Initiativen ergänzen die Angebote.Erwähnenswert sind insbesondere der Umbaudes Bürgerhauses mit Bürgertreff und das Kin-derbetreuungsangebot.Zwei Landwirte und Imker vermarkten ihre Pro-dukte. In der Harler Mühle wird darüber hin-aus Energie gewonnen.Die Teilnahme am Wettbewerb (2002 und2005) nach Abschluss der Dorferneuerung ist Ausdruck des Wunsches, die Zukunft des Ortes auchweiterhin gemeinsam zu gestalten. Als eine wichtige Voraussetzung hierfür steht die Identifizierungmit dem Ort. Genährt wird diese insbesondere durch die Vereinsmitgliedschaften und -aktivitäten.Ein Ausdruck dörflicher Identität sind u.a. die Begrüßungsschilder (oder Skulpturen?) an den Orts-eingängen. Diese nehmen Bezug auf lokale Wahrzeichen, wie die Wehrkirche und wurden mit gro-ßem auch finanziellem Engagement gebaut. Die Heimatgeschichte wird auch für Kinder und Ju-gendliche lebendig gehalten, z.B. über das Lied der Harler Glocke oder die vielfältigen Angeboteder Landfrauen. Ein weiteres wichtiges Identifikationsprojekt ist der Bürgertreff, der aus dem ehe-maligen Dorfladen entstand.

Bürgerschaftliche Aktivitäten und Selbsthilfeleistungen

Für einen Ort dieser Größenordnung weist Harle eine beachtliche Anzahl wie Vielfalt an Vereinenund Aktivitäten auf. Das thematische Spektrum der Aktivitäten der über 20 Vereine und Gruppenreicht von der Pflege des Brauchtums bis hin zu neuartigen auch umweltpädagogischen Angeboten.Es umfasst die Landfrauen, die Kirchengemeinden, den Sport- und Gesangsverein, die FreiwilligeFeuerwehr und Elternverein bis hin zu Interessengemeinschaften wie den Waldinteressenten oderder Harler Gitarrengruppe. Die Kultur ist weiterhin durch die überregional bekannte Melodic Hard-rock-Formation „Wild Frontier“ oder die Theatergruppe Harle vertreten. Letztere bringt im zweijäh-rigen Rhythmus verschiedene Theaterprojekte auf die Bühne. Zusammengeschlossen haben sich dieVereine in einer Gemeinschaft. Diese organisiert neben der Koordination auch eigene Veranstaltun-gen. Neue Bewohner werden jährlich zu einem Tag der Begegnung eingeladen.Der Umbau des Dorfgemeinschaftshauses war verbunden mit dem Aufbau des heutigen Bürger-treffs. Dieser entstand nach Aufgabe des Dorfladens, der ebenfalls auf Initiative der Bewohnereingerichtet wurde. Der Bürgertreff ist zu einem Ort sozialer Nähe und vielfältiger Angebote gewor-den. Er steht auf vier „Standbeinen“ und bietet unter der Regie des 2004 eigens gegründetenVereins „Dorfgemeinschaft Harle e. V.“ zahlreiche Angebote: Café, Vermittlung von Hilfen und Fahr-angeboten, Kurse und Computerlehrgänge und ist nebenbei noch das Info-Center. Eine außerge-

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wöhnliche Ergänzung der öffentlichen Infra-struktur!Fast alle öffentlichen Einrichtungen wurdenunter großer Mitarbeit der Bewohnerschaftumgebaut. Dieses hat in Harle Tradition undwurde auch während der Dorferneuerungs-phase fortgeführt, z.B. beim Bau der Plätzeund Anlagen und der Ortsbegrünung. DiePflege wird über (Vereins-)Patenschaften odervom Kultur- und Verschönerungsverein orga-nisiert. Auf der Agenda des Ortsbeirats ste-hen noch zahlreiche Projekte – neben denVorbereitungen zur 800-Jahrfeier 2009.

Baugestaltung des Ortes

Die Dorferneuerung brachte mit über 50 um-gesetzten Einzelaktivitäten einen Schub bezüglich der baulichen Entwicklung. Die in öffentlicherTrägerschaft liegenden Gebäude dokumentieren durchweg die Zeit ihrer Erbauung und fügen sichgestalterisch, d.h. ohne große Störungen in das städtebauliche Gesamtbild ein. Dieses betrifft auchdie An- und Umbauten, z.B. der Vereinshäuser. Bei der Ausführung im Detail wäre zuweilen einRückgriff auf die Originalausführungen wünschenswert gewesen. Beispielhaft sei der Neueinbau derFenster im ehemaligen Schulgebäude genannt. Hervorzuheben ist im öffentlichen Bereich eine Rei-he gut gelungener Sanierungen, wie die Wehrkirche, das alte Pfarrhaus, das Feuerwehrgerätehaus,das Wasserbassin und natürlich das Dorfgemeinschaftshaus. Das umgenutzte Gasthaus bietet funk-tionale und ansprechende Räumlichkeiten. Gemeinsam mit dem Bürgertreff und dem neu gestalte-ten Umfeld ist ein dörflicher Mittelpunkt (wieder-)entstanden. Folgerichtig befindet sich auch hier dieneue Bushaltestelle.Im privaten Bereich bezeugen zahlreiche Sanierungen, Renovierungen und Umnutzungen eine hand-werklich gute Ausführung, wobei die Anforderungen der Denkmalpflege Berücksichtigung fanden.

Grüngestaltung des Ortes

Positiv hervorzuheben ist die Pflege von Grün-flächen und Friedhof durch Bürger und Jugend-liche. Die Durchgrünung selbst ist hinsichtlichihrer Qualität und Vielfalt unterschiedlich aus-gebildet. Nachahmenswert heben sich einigegut erhaltene und gepflegte Bauerngärten wieauch die Baum(neu-)bestände oder auch Ab-pflanzungen von Grundstücken und Einfahrtenmit Hainbuchen und Gehölzen hervor. Aller-dings wurden mehrere Baumscheiben als nichtangemessen bewertet. Beeinträchtigungen er-geben sich durch eine noch vergleichsweisestarke Versiegelung im öffentlichen und auchprivaten Bereich.

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Dorf in der Landschaft

Harle fügt sich harmonisch in die Landschaft zwischen Schwalm und Harler Wald ein. Die Gemarkungzeichnet sich durch vielfältige (Feld-)Gehölze, Einzelbäume Baumgruppierungen, teils waldartig vor-kommend, aus. Als Solitär ragt die Reinhardslinde hervor. Auffällig auch die Sommerlinden amWasserbehälter. Neu hinzugekommen sind die Hochzeitslinden. Die Schwalm ist in weiten Teilendurch fließgewässertypische Gehölze gesäumt. Zu erwähnen ist insbesondere der nordwestlicheBereich des Küllbergs mit hohem faunistischem Wert. Hier erfolgt eine extensive Pflege durch Schaf-beweidung. Projekte zum Schutz der heimischen Tierwelt ergänzen die Maßnahmen zur Sicherungihrer Lebensräume. Streuobstwiesen bereichern die insgesamt kleinteilige Landschaft. Ihre Pflegewie auch die Obstnutzung durch Versteigerungen sind sicher gestellt.Auf eine Bebauung des historischen Ortsrandes südöstlich des Ortskernes wurde erfreulicherweiseverzichtet. Die Neubaugebiete schließen zum Teil im Abstand auf. Die Verzahnung mit dem Ort ist inweiten Teilen ausgebildet; die landwirtschaftliche Nutzfläche noch gut gegliedert.Zum Spaziergang und Erholung laden auch viele Bänke ein. Ihr Aufbau wie auch ihre Pflege erfolgenprivat. Eingebunden in den Gehölz- und Baumbestand des Küllberges liegt die Blockhütte, ebenfallsin Eigenleistung erstellt. Sie bietet einen schönen Ausblick über den Ort und das Tal.

Ein wenig abseits der Ortslage, an der Schwalm liegend, sind die Freizeitanlagen gebündelt wor-den. Hier liegen Sport- und Festplatz, Basketball- und Spielplatz und zwei Vereinshäuser.

Anregungen und Empfehlungen

Die 2002 erstellte und zum Landesentscheid „UnserDorf“ 2006 aktualisierte Broschüre über Harle gibt – inText und Bild – einen hervorragenden Einblick in histo-rische Entwicklungen, aktuelle Projekte und Planungen.Es wird empfohlen, diese Broschüre auch künftig inangemessenen Abständen zu aktualisieren. Sie doku-mentiert Geleistetes, hält dörfliche Geschichte und Er-fahrungen lebendig und ermöglicht eine öffentliche In-Wert-Setzung des Engagements durch die Präsentati-on nach innen und außen.

Die Landesbewertungskommission empfiehlt auch nachAbschluss der Dorferneuerung nicht auf fachliche Be-ratung zu verzichten. Diese bezieht sich sowohl aufdie weitere bauliche Entwicklung, insbesondere im Pri-vaten, aber auch auf die Umfeldgestaltung im privaten

(z.B. Hofflächen, Gärten) und halböffentlichen Raum. Die Entsiegelung von Flächen sollte weiterverfolgt werden, um Begleitgrün im Straßenraum, aber auch Ruderalflächen zu schaffen. Hilfreichwäre hierbei eine grundstückbezogene Gestaltungs- und Grünfibel mit Empfehlungscharakter – auchfür die neueren Baugebiete. Vielleicht lässt sich diese aus dem Ort heraus erarbeiten. Bei Neugestal-tungen ist Zurückhaltung hinsichtlich der Material-, Farb und Formwahl angesagt. (Nicht jede kleineFläche muss gestaltet werden.) Dieses gilt auch für ev. Neubauten einschließlich ihrer Dacheinde-ckungen. Bei Umnutzungen von Wirtschaftsgebäuden zu Wohnhäusern ist darauf zu achten, dass dieNutzungsgeschichte des Gebäudes auch nach Abschluss der Maßnahme ablesbar bleibt.Die Kommission möchte den Ort ausdrücklich in seinem Vorhaben bestärken, die Empfehlungendes Landschaftsplans nach und nach umzusetzen. Punktuelle Empfehlungen der Kommission sind,

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das Neubaugebiet in der Hö-henentwicklung zu begrenzen,eine Ortseingrünung insbe-sondere an der Auenseite vor-zunehmen und Gewerbebetrie-be stärker einzugrünen. Aucheine weitere Eingrünung (auchpunktuell möglich) der Sport-stätten wird angeregt, um einestärkere und harmonischere Ein-bindung in die Landschaft zuerzielen. Die stärkere Durchgrü-nung des Friedhofs und Be-pflanzung des Spielplatzes sindweitere Empfehlungen.

Der Anlass des 800-jährigenDorfjubiläums in 2009 bietet einen geeigneten Anlass, bisherige Aktivitäten auf den Prüfstand zustellen, gemeinsame Ziele zu entwickeln und das örtliche Engagement zu verbreitern und zu verste-tigen. Dabei sollte auch der Frage weiter nachgegangen werden, wie sich der Ortskern prognos-tisch weiterentwickelt, gerade auch vor dem Hintergrund der aktuellen Altersstruktur mit überpropor-tionalem Anteil von Einwohnern über 60 Jahre.

Auch die Frage, was konkret zeichnet Harle als familiengerechten Ort aus und was hebt ihn vonanderen Orten und Gemeinden ab?, bedarf aus Sicht der Kommission weiterer Überlegungen undggf. Ergänzungen.

Es ist zu wünschen, dass die Angebote des Bürgertreffpunkts auch auf Dauer aufrechterhaltenwerden können und ggf. auch erweitert werden, z.B. durch Bereitstellung eines Internetanschlusses.Auch hier gilt die grundsätzliche Empfehlung, die Verantwortung auf möglichst viele Schultern zuverteilen. Die weitere bzw. stärkere Einbindung der Jugend in die vereinsübergreifenden Aktivitätenist sicherlich eine weitere Herausforderung. Vielleicht bietet sich hierfür die „neue“ Burschenschaft an.

Die Landesbewertungskommission, August 2006

AnsprechpartnerOrtsvorsteher Otto WurmObergasse 4134590 Wabern Harle

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Wanfried-Heldra

Das alte, seit 874 erwähnte Dorf an der Gren-ze zu Thüringen im Landkreis Werra-Meißnerwar bis 1990 durch eine isolierte Abseitslagebenachteiligt. Heute sieht sich der Ort als Binde-glied zwischen Ost und West und ist bestrebt,diese Situation für die Weiterentwicklung einessanften Tourismus zu nutzen. „Energiegeladen“wird der bisher eingeschlagene Weg behutsam,aber stetig weiter beschritten.Mit 534 Bewohnern ist die Einwohnerzahl ge-genüber 2003 fast stabil (573 E), allerdingsinsgesamt seit 1950 rückläufig. Dieser Trendist auch nach der Grenzöffnung anhaltend. Die1990 abgeschlossene Dorferneuerung wirkt inAktivitäten wie dem Arbeitskreis „Unser Dorf“

weiterhin nach. Die stark ausgeprägte dörfliche Identität schlägt sich in bürgerschaftlichem Engage-ment, einer hohen Bereitschaft zur Eigenleistung, Brauchtumspflege und Geschichtsbewusstseinnieder. Am Dorfwettbewerb hat Heldra sowohl in den 60-er Jahren als auch ab 1999 mehrfachteilgenommen. Der Ort präsentiert sich unter www.heldra.de.

Entwicklung des Ortes

Die Grundversorgung der Bewohner mit Lebensmittelnim Ort ist abgedeckt, ebenso die Kinderbetreuung. Kom-munale Einrichtungen werden in langer Tradition durcherhebliche Eigenleistungen der Bewohner den aktuellenBedürfnissen angepasst und gesichert. Der AK „UnserDorf“ (seit 2002) berät und begleitet den Ortsbeirat inallen wichtigen Fragen. Die Möglichkeiten der Mitwirkungbei gemeindlichen Entscheidungen wie bei den Bau-leitplanungen werden genutzt. Um Straßenausbau- undSicherungsmaßnahmen an der Bundes- und Landesstraßebemüht sich der Ort seit Jahren. Der demografische Wan-del wird von der Gemeinde gemeinsam mit der benach-barten Gemeinde Meinhard als auch auf Landkreisebenethematisiert.Im Vordergrund einer Zukunftsperspektive steht in Heldradie touristische Entwicklung. Dabei ist man sich klar darüber, dass diese Weiterentwicklung nurSchritt für Schritt und unter Aufnahme auch der regionalen Stärken erfolgen kann. Gefördert wird derRad- und Wandertourismus; es gibt eine Bootsanlegestelle für Kanufahrer auf der Werra, hinzukommt der Ausbau von Campingmöglichkeiten. Eine Zunahme der Übernachtungsplätze ergab sichaktuell aus der Bereitstellung von sechs neuen Ferienwohnungen und der Wiedereröffnung einerzweiten Gaststätte, der Gemeindeschänke. Weitere Projekte befinden sich in der Vorbereitung.

Das Gemeinschaftsleben und Zusammengehörigkeitsgefühl, wie auch die Verbundenheit mit dem Ortsind überdurchschnittlich ausgeprägt und werden u.a. durch die örtlichen Symbolfiguren herausge-stellt.

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Bürgerschaftliche Aktivitäten und Selbsthilfeleistungen

Starke Vereine aber auch mehrere „Clubs“ prägen das Gemeinschaftsleben. Stellvertretend ist diefreiwillige Feuerwehr mit großer Jugend- und Kindergruppe zu nennen. Der Heimatverein organi-siert mit großer Beteiligung die Pflege zahlreicher öffentlicher Grünflächen. Als völlig neue Formati-on außerhalb der traditionellen Vereine hat sich der „Verein für Dorfkultur im Werratal und in Europae.V.“ gebildet, der eigenständige und neue Ansätze entwickelt. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt„Brot und Brötchen“ mit dem Anlegen eines „Brotackers“ - konzeptionelle Ideen, die sich gut indie Leitidee der Pflege des kulturellen Erbes und der kulturellen Entwicklung der Region bei gleich-zeitiger Aufwertung eines touristischen Angebotes einfügen. Mehrere Vereine engagieren sich imKindergarten und in den Schulen der Gemeinde. Die Einbindung der Jugend, der SeniorInnen alsauch der Neubürger in das Dorfleben gestaltet sich harmonisch.

Von überörtlicher Bedeutung ist die IG Heldrastein mitinsgesamt 480 Mitgliedern, die maßgebend für diegrenzüberschreitende touristische Erschließung der Re-gion und des Heldrasteins u.a. durch Wanderwege ver-antwortlich ist. Empfohlen wird, das Geländer des Auf-stieges zum Heldrastein auszubessern. Das schon vor-handene Touristikangebot wird durch Pferdekutsch-fahrten sinnvoll ergänzt.Eine eigene Wertschöpfung wird u. a. erbracht durchortsansässige landwirtschaftliche Betriebe, Gartenbauund Pferdehaltung. Eine besondere Bereicherung bie-tet die neue Handweberei mit ihren Webkursen.Die breite Bürgerbeteiligung bei der Wiederherstellungdes vielfach mit Auszeichnungen bedachten Francke-schen Gutes, jetzt Gasthaus „Kleegarten“, wurdebereits früher ausführlich gewürdigt und soll deshalbhier nur kurz erwähnt werden. Die inzwischen vollstän-dig sanierte Hofanlage ist eine große Bereicherung für

den Ort und stellt einen außergewöhnlich attraktiven Aufenthaltsort - sowohl für die Bewohner alsauch für die (Tages-) Touristen dar.

Baugestaltung des Ortes

Heldra besitzt einen reizvollen und hochwertigen Baubestand, der dem Dorf eine eigene Charakte-ristik gibt. Die langgezogene, enge Ortsstraße, die in die Aufweitung des weiten Dorfplatzes mitoffenem Mühlgraben mündet, ist durchweg gesäumt von wohlerhaltenen Hofreiten. Dorfmuseum,Backhaus, Feuerwehrhaus arrondieren gefällig den Dorfplatz. Waren bei der letzten Präsentation2003 noch einige baufällige Gebäude zu sehen, konnten aktuell Fortschritte bei der Erhaltungsanierungsbedürftiger Bausubstanz festgestellt werden. Beispielhaft sei auch hier die Weberei ge-nannt, wo eine gelungene Umnutzung und Erhaltung der Bausubstanz gelang oder die Sanierungder „Alten Mühle“.Ebenso vorbildlich wie die schon früher geleisteten Baumaßnahmen am Kleehof stellt sich auch dieWiederherstellung der Scheune dar, wodurch dieses herausragende Ensemble nun komplettiertwerden konnte – ein Vorzeigeobjekt und kultureller Anziehungspunkt weit über den Ort hinaus.In Eigenleistung wurden Erneuerungsmaßnahmen u.a. am Feuerwehrgerätehaus, am Sportplatz, ander Friedhofshalle und am Bürgerhaus erbracht. Die Pergola am Bürgerhaus könnte mit diesem bei

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einem in Zukunft fälligen Neuanstrich optischnoch besser verbunden werden; vielleichtgelingt dieses auch mit einer Berankung. Dieneue Brunnenanlage am August-Franke-Platzvor dem Friseurladen wirkt gestalterisch nichtvöllig überzeugend; es fehlt hier die augen-fällige Ablesbarkeit der Funktion.

Grüngestaltung des Ortes

Das Ortsbild zeigt eine bereichsspezifischeBegrünung, die im Einklang mit der Bau-struktur steht: In der alten Ortsstraße ist derteilweise sehr reizvolle Bewuchs der hinterToren verborgenen Höfe naturgemäß weni-ger im Straßenbild präsent, während Nutz-und Blumengärten das Bild der neueren Bau-

gebiete bestimmen. Plätze werden durch eindrucksvolle Solitärbäume betont. Einige traditionellangelegte Bauern- und Kräutergärten im Zentrum stellen eine optische Bereicherung dar. In diesemZusammenhang wird auch für den neuen Brunnen am August-Franke-Platz eine andere Bepflan-zung, vorgeschlagen, z. B. durch Kräuter oder ortstypische Pflanzen statt Geranien.

Der alte Ortsrand ist noch erkennbar und soll weiterhin erhalten werden. Die zahlreich vorhandenenObstbaumpflanzungen genießen Wertschätzung und werden stetig ergänzt, das Obst wird verstei-gert. Koniferen im Ortsbild sollen nach und nach durch passendere Pflanzungen ersetzt werden.Anregungen zur besseren Eingrünung des Sportplatzes wurden bereits aufgegriffen und umgesetzt.Der kürzlich angelegte „Brotacker“ bringt einen neuen Aspekt in den Bereich der Landschafts-gestaltung; neben dem didaktischen kann ihm auch ein ästhetischer Wert zugesprochen werden.Vielleicht ist dieses Projekt noch ausbaufähig.

Dorf in der Landschaft

Heldra liegt inmitten der reiz-vollen, abwechslungsreichenLandschaft, die sowohl durchden Flusslauf der Werra alsauch die eindrucksvolle Erhe-bung des Heldrasteins geprägtwird. Der Wert dieses hochwer-tigen Naturraumes ist den Be-wohnern bewusst, Naturschutz-gebiete sollen artenreiche Bio-tope für die Zukunft bewahren.Hier führen unspektakuläre,aber kontinuierliche Maßnah-men zu weiteren Verbesserun-gen, z. B. die Wiederherstel-lung einer Allee und weitere

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Baumpflanzungen. Insgesamt stehen dieAusweisung von Naturschutzgebieten undder Ausbau eines Wanderwegeverbundes imEinklang mit der touristischen Leitidee. Emp-fohlen wird eine verbesserte Eingrünung desOrtsrandes an der ehemaligen Strumpffabrik.Der Auenbereich sollte durch die Anlage vonWeihnachtsbaumkulturen nicht entwertet wer-den. Die nachhaltige Pflege der alten Obst-gehölze sollte sichergestellt bleiben bzw.werden.

Anregungen und Empfehlungen

Heldra scheint seinen sozial- und natur-verträglichen Weg unbeirrt zu gehen und soll-te ihn weiterverfolgen. Sein Kapital – Landschaft und schönes Ortsbild – brauchen keine großeVeränderung, nur nachhaltige Erhaltung und Pflege. Wichtig ist, neben der Attraktivität für Besucher,die Bewahrung eines lebenswerten Umfeldes für die Bewohner selbst – dies kann nur gelingendurch die Einbeziehung der nachfolgenden Generation. Weitere punktuelle Anregungen sind obenaufgenommen.

Die Bewertungskommission, August 2006

AnsprechpartnerAnsprechpartnerAnsprechpartnerAnsprechpartnerAnsprechpartnerOrtsvorsteher Bernd LöfflerWerrastraße 1137281 Wanfried-Heldra

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Werra-Rundschau, 06.07.2006

Werra-Rundschau, 07.07.2006

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Wehrheim-Pfaffenwiesbach

Die ländliche Wohngemeinde Pfaffenwiesbachliegt im Naturpark und LandschaftsschutzgebietHochtaunus im gleichnamigen Hochtaunus-Kreis.Auf 1040 Jahre beurkundete Geschichte kann derOrt im Wiesenbachtal 2007 verweisen. Südöst-lich und südlich befinden sich Teile des Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiets „Haubergsgrund“.Teile des Limes, Weltkulturerbe seit 2005, ver-laufen durch die Gemarkung. Für die Rhein-Main-Metropole Frankfurt, ca. 40 km entfernt, ist die Gemarkung ein Naherholungsgebiet. Wie die Gesamt-gemeinde wirbt Pfaffenwiesbach für sich als „Apfeldorf“. Pfaffenwiesbach nimmt seit 1993 amWettbewerb und als Regionalsieger an der Landesauslobung teil. Das Dorferneuerungsprogrammwurde 1986 bis 1995 umgesetzt. Der Arbeitskreis „Unser Dorf“ gründete sich 1994 unter demMotto „Zum Wohl des Dorfes, seiner Bewohner und der Erhaltung der Taunuslandschaft“.

Entwicklung des Ortes

Die Nähe zum Rhein-Main-Gebiet begünstigt die posi-tive Infrastruktur- und Einwohnerentwicklung der letztenJahrzehnte. Es wird weiterhin auf Zuwachs gesetzt, je-doch nicht über 1%. (Allerdings ist die Entwicklung inden letzten Jahren leicht rückläufig bis stagnierend.) Ak-tuell werden 1.645 Einwohnern gezählt. Zur Unterstüt-zung der Eigenentwicklung erfolgt die Vergabe von Bau-plätzen nach dem sogenannten „Wehrheimer Modell“,wonach die Gemeinde das Vorkaufsrecht ausübt unddie (kostengünstige) Vermarktung und Erschließungübernimmt. Es existieren ein Gemeindeentwicklungs-plan und ein Flächennutzungsplan und aus den 80-erJahren ein Feldgehölz- und Agrarstrukturplan. Für denhistorischen Ortskern besteht eine Gestaltungssatzungvon 1991. Anerkennenswert ist die kostenlose Bera-tung einer Architektin bei der Restaurierung und Erhal-

tung von alten Gebäuden. Hierzu werden, wie auch für die Errichtung von Regenwassernutzungs-,Erdwärme-, Holzheizung-, Biomassen- und Solaranlagen sowie Fassadenbegrünung, Zuschüsse be-reitgestellt. Eine gute kommunale und kirchliche Grundausstattung ist vorhanden: Sie umfasst unteranderem einen neuen, mit einer energiesparenden Anlage versehenen Kindergarten, Seniorenwohn-anlage und Sozialstation, Heimatmuseum, Sozialwohnungen, Mehrzweckhalle, Jugendtreff und meh-rere Sport- und Vereinshäuser sowie Freizeitflächen und eine Ortsrufanlage.Die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und dem Ortsteil mit seinen Bürgern zeichnet sichdurch Nähe und persönliche Ansprache aus. Seit 1994 sind die Arbeitskreise „Unser Dorf“ und„Kinder im Dorf“ zur Unterstützung des Ortsbeirats sehr aktiv. Weiterhin gibt es eine Kommission„Alt-Pfaffenwiesbach“, die dich informell um die nachhaltige Umsetzung der Dorferneuerungszielekümmert. Auch nach Abschluss des gemeindlichen Agenda 21-Prozesses sind die Arbeitskreise imOrt noch aktiv. Die Zusammenarbeit zwischen der Kommune, dem Ortsbeirat, Bürgern und auchVerbänden, z.B. dem BUND, wird von Seiten der Kommunen kooperativ gefördert.

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Eine örtliche Vernetzung zu kommunalen und regionalen Aktivitäten im Bereich Tourismus und Denk-malschutz ist hervorzuheben. Beispielhaft sei das Engagement um die Sicherung des Limes und desnahegelegenen Kastell „Kapersburg“ genannt, welches zurzeit als Bestandteil des Weltkulturerbesim Bestand gesichert wird. Eine Radwegeanbindung zu den umliegenden Orten ist gegeben, wobeidie Radwegekommission über ein eigenes Budget verfügt.Die vielfältigen Aktivitäten und Selbsthilfeleistungen, die hohe Bindung der Bewohner an ihre Verei-ne und die vernetzten Arbeitsstrukturen bescheinigen Pfaffenwiesbach eine hohe Identifikation derBewohner mit ihrem Ort.

Bürgerschaftliche Aktivitäten und Selbsthilfeleistungen

Pfaffenwiesbach hat eine gute Vereinsstruktur und ein breites Angebot. In 14 Vereinen sind ca.1.500 (?)Bürgerinnen und Bürger Mitglied. Vereine und Verbände wie auch die katholische und evangelischeKirchengemeinde bieten ein breites Angebot für Kinder und Jugendliche an. Der Waldkindergarten„Wichtelland“ betreut zurzeit 20 Vorschulkinder. Die Elterninitiative „Trollhaus e.V.“ bietet Betreu-ung für Kinder unter drei Jahren. Der Frühkindergarten existiert seit 1995. Bereits im Vorschulalterwird in der Kindertagesstätte die Sprache Englisch angeboten. Der Jugendtreff fördert dieGemeinschaftsbindung und die Integration ausländischer Jugendlicher. Von den Jugendlichenwerden diese Räumlichkeiten seit 1974 selbst verwaltet. Alle Vereine treffen sich 4-5-mal jährlich ineinem Vereinsring, um die Aktivitäten zu besprechen und abzustimmen. Die Brauchtumspflege bil-det dabei einen Schwerpunkt. Daneben richtet sich das Augenmerk auf die Neuanlage oder Verbes-serung der öffentlichen Frei-, Grün- und Spielflächen und die gemeinschaftlich genutzten Häuser,die alle in Eigenleistung erstellt wurden.

Unermüdlich sind die Tätigkeiten des Hei-mat- und Verkehrsvereins. Die Aufarbeitungund Präsentation der örtlichen und regiona-len Geschichte ist sein Anliegen. Der Vereinist mit Ausstellungsräumen und auch mit ei-nem kleinen Museum in der alten Schule „be-heimatet“, wie auch der Gemeindesaal derevangelischen Kirche. Die Sicherung der fünfWegekreuze und des Bildstockes unterstreichtdas Selbstverständnis des Bewahrens. Dieökumenisch betriebene Sozialstation und derEine-Welt-Laden sind Ausdruck des sozia-len und wirtschaftlichen Engagements derkatholischen Kirchengemeinde. Die Senioren-begleitung und -unterstützung erfolgt u.a.über den Sportverein und die kirchliche Frau-engruppe. Nachbarschaftshilfe gilt als selbst-verständlich. Die 53 Ausländer mit 23 Natio-

nalitäten wie die Neubürger insgesamt werden angesprochen. Viele von ihnen sind in das Vereins-leben integriert.

Die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs und Dienstleistung im Ort ist (wieder) sehr gut. Esgibt projektbezogene Kooperationen zwischen Kindergarten und Handwerk. Auch existiert eine land-wirtschaftliche Pflegegemeinschaft zur Landschaftspflege.

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Baugestaltung des Ortes

Pfaffenwiesbach („Wisenbach“) entstand an einem von Südwesten nach Nordosten verlaufendenFernweg, der heute als Nauheimer Straße den Ort durchläuft. Siedlungskern war vermutlich ein zurBurg Kransberg gehörendes Hofgut. Geschlossen auf einem unregelmäßigen Grundriss entwickeltesich bis Ende des 19. Jahrhunderts der Ort. Das alte Dorf wird dabei im Südosten von der St. GeorgKirche begrenzt, einem 1859-62 errichteten Neubau im neuromanischen Stil.Als Gesamtanlage weist der Ortskern knapp 20 Gebäude und Hofanlagen als Kulturdenkmälerüberwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert auf. Künstlerische und geschichtliche Gründe führtenzu der Bewertung. Um das Gesamtbild auch zukünftig nicht zu verfremden, schließt der räumlicheGeltungsbereich der Gestaltungssatzung auch die weitergehenden Bereiche ein. Im Rahmen derDorferneuerung wurden zahlreiche Gebäude renoviert und auch einer neuen Nutzung zugeführt.Neben der Sanierung der alten Schule sei der Umbau des alten Pfarranwesens als herausragendesöffentliches Beispiel hervorgehoben. Der Anbau am Pfarrzentrum mit der Außenanlage und demSeniorenwohnheim (alte Pfarrscheune) sind vorbildlich. Die 1995 zum Abschluss der Dorferneuerungerstellte Broschüre gibt einen Einblick über die durchgeführten Sanierungen. Die finanzielle Unter-stützung durch die Gemeinde hat zu weiteren Erhaltungsmaßnahmen geführt. Es ist davon auszu-gehen, dass diese Entwicklung behutsam weitergeführt wird. Die gemeindlichen Sozialwohnungensollen 2007 renoviert werden.

Die Neugestaltung des „Dalles-Platzes“ mit seinen antiken Straßenleuchten und einiger innerörtlicherStraßen prägen das Bild des heutigen Ortskernes. Die Verwendung von örtlich vorkommendenNatursteinen für Mauerwerke und die den Straßenraum begleitende Begrünung sind besondershervorzuheben.

Grüngestaltung des Ortes

Der stark durchgrünte Ortskern mit seiner attraktiven Bepflanzung mitRosen und Blumen wird ergänzt durch Haus-, Dach- und Wand-begrünungen. Zur Verkehrsberuhigung wurden Bäume, Gehölze undPflanzbeete angelegt. Im innerörtlichen Bereich sind Obstbäume alsGestaltungselemente angepflanzt. Diese wie auch weitere Flächenwerden von Bürgern in Patenschaften gepflegt. Daneben gibt es auchBachpatenschaften. Die Neuanpflanzung des „Anton-Flettner-Platzes“mit Gehölzen und seinem alten Baumbestand erinnert an einen Pio-nier der Luftfahrttechnik. Im alten Ortskern sind Elemente von Bauern-gärten zu finden.

Zahlreiche innerörtliche Freiflächen wurden im Laufe der vergangenenJahre neu bepflanzt, u.a. das Umfeld des Friedhofes und der Reithalle.Der neue Kindergarten weist eine Dachbegrünung auf. In den Neubau-gebieten herrscht eher ortsfremder Bewuchs vor. Der Ort beteiligtsich an Umwelt- und Gartenwettbewerben.

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Dorf in der Landschaft

Streuobstwiesen an den Hängen vom Taunus prägen das Landschaftsbild. Der Aussiedlerhof fügtsich harmonisch durch die Eingrünung in das Landschaftsbild ein. Die Streuobstbestände werdenständig durch Neuanpflanzungen ergänzt bzw. erweitert. Entlang der Wirtschaftswege werden fort-laufend alte Apfelsorten gepflanzt und unentgeltliche Baumschnittlehrgänge mit dem BUND abge-halten. Die landwirtschaftliche Pflegegemeinschaft wie auch die Nabu-Gruppe betreuen Biotope,Obstbaumanlagen und Feuchtwiesen. Nördlich des Ortes wurden durch die Neuanlage von HeckenMaßnahmen zum Artenschutz ergriffen. Um die natürliche Entwicklung des Waldes, die Erhaltungseiner Tier- und Pflanzenwelt sicherzustellen, wurden aus der Bewirtschaftung 3,5 ha Wald als Aus-gleichsmaßnahmen herausgenommen. Ein Waldlehrpfad wurde angelegt. Naturparkplätze und Wan-derwege bilden für die Naherholungssuchenden in dem waldreichen Taunus ein entspannendesErholungsgebiet. Der Gemeindewald wird nach den Zertifizierungssystemen für nachhaltige Wald-bewirtschaftungen PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) undauch FSC (Forest Stewardship Council) bewirtschaftet.

Anregungen und Empfehlungen

Das Leitbild des Ortes, als ländliche Wohn-gemeinde den Natur- und Kulturraum mit land-und forstwirtschaftlicher Nutzung auch für dienächste Generation zu sichern, ist überzeugend.Das Angebot „Wohnen im Grünen“ für jungeFamilien sollte beibehalten werden.

Um auch den Ortskern nachhaltig in seiner Nut-zung zu sichern empfiehlt, die Kommission alleMöglichkeiten der aktiven Bewerbung zu nut-zen. Dabei sollten die Vorzüge des innerörtlichenWohnens herausgestellt werden. Hierfür regt dieKommission eine Fortschreibung der Dorfer-neuerungsbroschüre an. Diese könnte neben derDarstellung positiver baulicher und grünordne-rischer Beispiele die Qualitäten und Besonderheiten auch im sozialen und kulturellen Miteinander,z.B. der Nachbarschaft, aufgreifen. Für die Sanierung von Objekten sollten weiterhin gemeindlichefinanzielle Angebote gewährt werden. Die bauliche Beratung wie auch die Förderung „alternativer“Energien sollte beibehalten und unterstützt werden.

Für die Bewertungskommission war nicht abschließend erkennbar, wie sich die verschiedenen Arbeits-gruppen und Kommissionen zusammen setzen und welches ihre tatsächlichen Aufgaben bzw. Aktivi-täten sind. (Beispielhaft sind die Arbeitsgruppen „Kinder im Dorf“ und „Unser Dorf“ oder dieKommission „Alt-Paffenwiesbach“ genannt). Hinweise zur Einbindung der jüngeren Generation beiFragen zur örtlichen Entwicklung waren nicht nachvollziehbar erkennbar. Dieses gilt auch für dasstarke geschichtliche Engagement im Ort, welches insbesondere als ein Anliegen der Älteren vorge-stellt wurde. In diesem Zusammenhang wäre es wünschenswert, wenn die geschichtlichen Zeugnisseund die reizvolle Dauerausstellung verstärkt in das touristische Konzept der Gemeinde und Regioneingebunden werden könnten. Da die Gemeinde und der Ort für das Thema „Apfel und Römer“ einAlleinstellungsmerkmal besitzen könnte dieses noch weiter ausgebaut werden. Konkret wird auchempfohlen, die alten Wegekreuze stärker in ihrem historischen Kontext als Andachtsstätte an der

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alten Wegeführung darzustellen. Hierzu zählt auch eine einfache Ausgestaltung des Umfeldes, wiedie Pflanzung nur eines Schatten spendenden Baumes und die „Entmöbliierung“ auch von Straßen-schildern. Als vorbildliches Vorhaben wird die Anlage des Lapidariums auf dem Friedhof bewertet.

Die Renaturierung des Bachlaufes sollte weiter verfolgt werden. Empfehlungen und persönlicheAnsprache mit dem Ziel der verstärkten Be- und Eingrünung der neuen Baugebiete werden empfoh-len. Dabei ist verstärkt auf eine traditionelle Bepflanzung der Gärten zu achten (heimische Gehölzeund Blumen). Bei zukünftigen Freiraumgestaltungsmaßnahmen – auch im Ortskern – gilt es denGrundsatz: „Weniger ist mehr“ zu berücksichtigen. So sollte auf kleinteilige Blumenbeete zugunstenschlicht gehaltener traditioneller Bepflanzungen oder auch nicht gestalteter Flächen verzichtet wer-den. Die Natursteinmauern mit ihrer Minimalbegrünung sollten als ortsbildprägende Elementeweiterhin Beachtung finden. Auf dem Friedhof können Ergänzungspflanzungen vorgenommen wer-den. Der Ansatz, örtliche Patenschaften zu suchen, sollte beibehalten und ggf. unter Einbindungvon Jugendlichen auf die Ernte und Pflege der Obstbäume in der Gemarkung ausgeweitet werden.

Die Bewertungskommission, August 2006

AnsprechpartnerOrtsvorsteher Rudolf BauerBuchenweg 1561273 Wehrheim

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VVVVVorstellung der Torstellung der Torstellung der Torstellung der Torstellung der Teilnehmereilnehmereilnehmereilnehmereilnehmerorte der Gruppe Borte der Gruppe Borte der Gruppe Borte der Gruppe Borte der Gruppe BBewertungsprBewertungsprBewertungsprBewertungsprBewertungsprotokolle, Bilderotokolle, Bilderotokolle, Bilderotokolle, Bilderotokolle, Bilder, Pr, Pr, Pr, Pr, Presseesseesseesseesse

Alsfeld-Altenburg

Bad Sooden-Allendorf-Orferode

Calden-Ehrsten

Frankenberg-Rengershausen

Groß-Umstadt-Heubach

Lohra-Weipoltshausen

Melsungen-Kirchhof

Bewertungsprotokolle der Gruppe B

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Alsfeld-Altenburg

Altenburg charakterisiert sich selbst als „das Dorf, dasBrücken schlägt“. Der Stadtteil im Vogelsbergkreis liegtnördlich des gleichnamigen Mittelgebirges am Fußeund Hang eines Süd-Nord verlaufenden Basaltrückensim Tal der Schwalm. Die Kernstadt ist nur zwei Kilome-ter entfernt. Durch diese Lage und die verkehrlichenAnbindungen an die Autobahn Frankfurt-Kassel undBahn(Alsfeld) verfügt Altenburg über Standortvorteilegegenüber vielen anderen Orten. In Folge ist die Be-wohnerzahl seit 1990 um ca. 150 Personen auf gegen-wärtig 1.388 gestiegen. Dabei weist die Altersstruktureinen deutlich größeren Anteil der unter Zwanzig-jährigen im Vergleich zu den über 60-jährigen aus. Be-triebs- und Unternehmensansiedlungen bieten im Stadt-teil ca. 450 Arbeitsplätze. Mehrfach hebt sich Alten-burg damit von der in zahlreichen anderen Dörfern pro-gnostizierten Entwicklung der „Ausdünnung“ und Überalterung ab. Als Identifikationssymbol wurdedas Schloss gewählt. Altenburg wurde 2006 als Schwerpunkt der Dorferneuerung vom Land Hessenanerkannt. Am Wettbewerb nahm der Ort nach 2002 das zweite Mal teil.

Entwicklung des Ortes

Altenburg verfügt über einen Flächen-nutzungs- und Landschaftsplan sowie fünfBebauungspläne, die dem großen Sied-lungsdruck Rechnung getragen haben. Letz-tere wurden wie auch das große Gewerbe-gebiet nordöstlich der Landesstraße ange-legt, wodurch eine räumliche und städte-bauliche Trennung entstand. Um einer sozia-len Separierung vorzubeugen, wurde auf diefunktionale Anbindung der Wohngebietegroßes Gewicht gelegt. Der Topografie an-gepasste Wege- und Straßenführungen undmehrere Fußwege unterstützen den Wunschdes sozialen Miteinanders von Neu- undAltbürgern. Das nordöstliche Baugebietnimmt auch das kreiszentrale Wohnheim für

Behinderte auf. Bemerkenswert ist, dass ein weiteres geplantes, großes Bebauungsgebiet im Nord-westen fast gänzlich reduziert wurde. Es hätte die vorhandene Siedlungsstruktur deutlich verändert.Diese Einsicht und die konsequente Umsetzung sind Ausdruck eines bedachten Umgangs der Alten-burger und ihrer Entscheidungsträger mit ihrem Dorf. Die verbliebenen Neubauflächen werden vor-rangig Bürgern des Dorfes und der Stadt Alsfeld zur Verfügung gestellt.

Auch wenn die „Brücken“ zwischen der Stadt Alsfeld und dem Stadtteil Altenburg vielfältig und gutsind, „nehmen die Bürger ihre Dinge selbst in die Hand“– so der Ortsvorsteher zum Selbstverständ-nis der Altenburger. Die Stadt hat den Wert dieser Haltung erkannt und stellt – unter dem Motto

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„Zurück ins Dorf“ – dem Ortsvorsteher als „materielle Brücke“ jährlich einen Haushaltstitel mit derzeit9.300 Euro zur Verfügung. Persönliches Engagement und politischer Wille ermöglichen eine intensivefachliche Begleitung und Beratung der baulichen Entwicklung des Ortes durch das städtische Bau-amt, auch und gerade im Vorfeld der konkreten Planung.

Die aktuelle demografische Situation gibt derzeit keinen Anlass für kurzfristige Reaktionen, gleich-wohl beschäftigt man sich vorausschauend mit dem Thema und den Auswirkungen auf die Ortskern-entwicklung.An den Agenda-21 Prozessen der Stadt hat sich der Ort aktiv, u.a. mit einer eigenen Gruppe betei-ligt. Dabei wurden auch mehrere Maßnahmen umgesetzt. Die Arbeit des Ortsbeirats unterstützenauch die zahlreichen Vereine.

Von der Evangelischen Kirche mit Gemeindehaus, über Kindergarten mit Tagesstätte und Dorf-gemeinschaftshaus, zwei Gefrierhäusern, Jugendgästehaus bis zu Vereinsräumen und Freizeitan-lagen reicht die öffentliche und kirchliche Infrastruktur. Trotz der Nähe zu Alsfeld sind auch privatgetragene Dienstleistungs- und Versorgungsangebote im Ort breit gestreut. Ein Ladenzentrum,Gaststätten und eine offenbar weitgehend akzeptierte Diskothek seien beispielhaft genannt.

Die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz ist gut und wird durch einen bedarfsweise eingesetz-ten „Dorfbus“ ergänzt. Rad- und Fußwege erhöhen den Freizeitwert. In den Anfängen steckt dieErarbeitung bzw. Konkretisierung einer touristischen, auch überörtlichen Konzeption. Die vorhandenenAnsätze wirken noch vereinzelt und eher zufällig in der Zusammenarbeit.

Das rege Zusammenwirken zwischen Unternehmen, Vereinen, (halb-)öffentlichen Einrichtungen, Pri-vatpersonen sowie der Stadt hat zu diversen wirtschaftlichen und sozialen sowie kulturellenVernetzungen im „Dorf“ geführt. Vieles wird auf der Basis persönlicher Zusammenarbeit geregelt.Dieses ist sicherlich ein Grund für die hohe Identifikation der Bewohner mit ihrem Dorf. Ausdruckhierfür ist auch das Verfassen eines Gedichtes über das Dorf.

Bürgerschaftliche Aktivitäten

14 Vereine und Gruppen engagieren sich sozial oderkulturell im Dorf. Sie haben sich 2001 zu dem Förder-verein Altenburg e.V. zusammengeschlossen um dieAktivitäten zu koordinieren und Aktionen und Feste ge-meinsam zu schultern. Ein erfolgreiches Projekt wardabei auch die Errichtung einer Grillhütte, errichtet in100%-er Eigenleistung, oder die Anlage von Streuobst-wiesen. Neben den Vereinsfesten und den zehn jährli-chen Großveranstaltungen, u.a. das Nachbarschaftsfestam Behindertenwohnheim, gibt es eine Anzahl weitererVeranstaltungen wie Straßenfeste, Schlossbergfest undmehr.

Freizeitangebote für die Älteren werden im Dorf orga-nisiert. der Fahrdienst durch den „Dorfbus“ über dieBurschenschaft angeboten. Aus den örtlichen Agenda-21-Diskussionen wurde in Eigenorganisation, u.a. übereinen zeitlich befristeten Trägerverein, ein Jugendraum

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im Bürgerhaus ermöglicht. Das werbefinanzierte Bürgermobil stellt den sicheren Transport von Ju-gendlichen zu und von Festen in andere Dörfern sicher. Vereine und Kirche widmen sich intensiv derKinder- und Jugendarbeit.Nachahmenswert sind auch die Aktivitäten der Agenda-21 Gruppe um die Neuanlage von Spiel-bereichen für die Kleinsten im Dorf. Mit einer breit angelegten Aktion unter Einbindung von Kinder-garten, Stadtschule, Eltern, Kindern und Anliegern sowie dem Dorfladen konnte das Projekt erfolg-reich realisiert werden.

Neben dem Behindertenwohnheim und ihrer Werkstatt engagiert sich seit 2005 die Lebensgemein-schaft Melchiorsgrund für die Integration gesellschaftlich entwurzelter Menschen auch mit Sucht-erkrankungen. Unter Anteilsfinanzierung aus der EU-Gemeinschaftsinitiative „EQUAL“ finden aufdem gepachteten Schlossareal verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen statt. Diese sind ins-besondere auf die denkmalgerechte Sanierung der Schlossanlagen und ihrer Gärten ausgerichtet.Die Projektarbeiten schaffen einige Arbeitsplätze, wie auch Selbstvermarkter, Reiterhöfe und Reit-schule im Ort zur Sicherung des Einkommens beitragen. Das Schloss ist auch Austragungsort fürKonzerte und Weihnachtsmarkt. Die Lebensgemeinschaft wird hierbei eingebunden. Ziel ist dieInitiative langfristig abzusichern.

Auch in Notlagen halten die Altenburger zusammen. Ein an Leukämie erkranktes Kind aus Altenburgund dessen Familie wird durch vielfältige Dienst- und Sachleistungen unterstützt und bei Veranstal-tungen Geld gesammelt, um u.a. die Tests für potenzielle Knochenmarkspender zu finanzieren.

Baugestaltung des Ortes

Ausgangspunkt der Ansiedlung und Wahr-zeichen des Ortes ist das auf einem Sporngelegene (Residenz-)Schloss Altenburg. Imfrühen 12. Jahrhundert angelegt, sind dieGebäude heute Zeugnisse von Um- undNeubauten ab dem 14., insbes. aber ausdem 18. und frühen 19. Jahrhundert. Mitder Schlosskirche und den umliegendenFreiflächen einschließlich des alten Friedhofsbildet dieser Ortsteil den Schwerpunkt derschützenswerten Gesamtanlage. Den nörd-lichen Schwerpunkt bilden Hofanlagen ausdem frühen 19. Jahrhundert. Dazwischenliegt eine kleinmaßstäbliche Wohnbebau-ung, zum Teil noch aus dem 17. Jahrhun-dert. Aus geschichtlichen, städtebaulichen

und künstlerischen Gründen sind daneben ca. 30 Anlagen als Einzeldenkmäler ausgewiesen. Diesefinden sich in lockerer Streuung beidseitig der Schwalm und der heutigen Landesstraße. Sie „erzäh-len“ von der sozialen und wirtschaftlichen Geschichte des Dorfes. Alte regionale Baumaterialen wieBasalt, rote Tonziegel, Holzschindeln herrschen vor. Grün- und Hofflächen und ein dichtes Wege-netz begleiten die insgesamt heterogene Bebauung.

Auch innerhalb der Neubaugebiete wurden geschwungene Straßenführungen gewählt. Sie assoziiereneine „gewachsene“ Bauentwicklung und prägen maßgeblich das Ortbild. „Natürliche“ Barrieren,durch in den Straßenraum hinein gebaute Pflanzstreifen, unterstreichen die gewünschte Auflockerung.

Alsfeld-Altenburg

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Die öffentlichen Gebäude wie Friedhofskapelle, Grillhütte, Kindergarten fügen sich harmonisch indie Umgebung ein. Der Umbau der alten Schule in das Dorfgemeinschaftshaus ist gut gelungen. DieInitiative zur Neunutzung des Backhauses ist vorbildlich, da es sich hier um eine Jugendinitiative mitUnterstützung örtlicher Unternehmen handelt. Einige (Mühlen-)Anwesen sind durch engagierte Be-wohner qualitativ hochwertig renoviert worden. Die Renovierung und Nutzung des Nebengebäudesdes Schlosses im Rahmen des EQUAL-Projektes zur Restaurierung des Schlosses und der Parkland-schaft Altenburg sind vorbildlich.

Eine Besonderheit in Altenburg sind die translozierten Fachwerkhäuser. Von anderen Ortschaften-meist aus der Region – sind sie aus Privatinitiative zu einem ansehnlichen Ensemble in der (neuen)Ortsmitte aufgebaut worden. Auch wenn dies nicht als Vorbild für andere ungenutzte Bausubstanzgelten soll, so ist das Ergebnis der Ausführung positiv zu bewerten.

Leider sind mindestens zwei private ortsbildprägende Gebäude nicht mehr nutzbar, ihrem Abrisswurde zugestimmt. Der deutlich erkennbare Renovierungsstau bei einigen alten Fachwerkhäusernwird mit der Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm wahrscheinlich in den nächsten Jahrenabgebaut. Die Umnutzung einer ehemaligen Hofreite zu einem modernen Ladenzentrum ist städte-baulich gelungen.

Grüngestaltung des Ortes

Altenburg ist ein grünes Dorf mit großen(Obst-)Gärten, ortsbildprägenden Bäumen,Fassadenbegrünungen und zahlreichen wege-begleitenden Basalt-Bruchsteinmauern mitihrer spezifischen Flora. Die Gärten im altenOrtsbereich sind von Elementen historischerBauerngärten bestimmt, oftmals auch vonStaketenzäunen umfriedet. Unkräuter, unbe-festigte Randstreifen sind willkommen. Sehrschön in seine Umgebung „geduckt“ stelltsich der letzte öffentliche Brunnen im Dorf,der Eselsborn, dar. In den Neubaugebietenliegen die Gärten oftmals ohne Zäune freizum Straßenraum – eine auffallend und an-sprechende Entscheidung. Allerdings könn-ten die Bepflanzung und Gestaltung in wei-ten Teilen noch naturnäher und regional-typischer sein.

Der Platz rund um das Kriegerdenkmal verfügt über ein bedeutendes historisches Potenzial, dasbisher in der derzeitigen Gestaltung nicht adäquat umgesetzt wird. Durch eine Neugestaltung könn-te der Platz aufgewertet werden, wobei die vorhandenen Ideen und das sich abzeichnende Bürger-engagement hervorgehoben werden. Friedhof und Spielplätze sind durchgrünt und ansprechendgestaltet.Die öffentlichen Grünflächen in Altenburg werden ausnahmslos ehrenamtlich durch Bürger und Ver-eine gepflegt. Notwendige Finanzierungen z.B. für Nachpflanzungen, werden aus den Mitteln „Zu-rück ins Dorf“ finanziert.

Alsfeld-Altenburg

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Dorf in der Landschaft

Altenburg ist in weiten Teilen gut in die Vogelsberglandschaft integriert. Lediglich das Gewerbe-gebiet mit den hohen Produktionsgebäuden und Teile der Neubaugebiete sollten noch stärkereingegrünt werden. Die Schwalm bildet mit ihrem weitgehend naturnahen uferbegleitenden Baum-bestand ein grünes Band, das das Dorf mit der umgebenden Landschaft verbindet.

Alte und neue Streuobstbestände sind nicht nur wertvolle Lebensräume, sie schaffen auch harmoni-sche Übergänge zwischen den besiedelten Bereichen und der freien Landschaft. Ein Netz von Klein-biotopen, Hecken, naturnahen Waldrändern und Bachauen umgibt das Dorf. Ein Bewusstsein fürden ökologischen Wert ist vorhanden, die Vernetzung sollte in den nächsten Jahren noch engerwerden.Die Schlossanlage wird im Rahmen des laufenden EQUAL-Projektes wieder gepflegt. Hier wird einguter Kompromiss zwischen der Erhaltung traditioneller und historischer Belange und der ökologi-schen Bedeutung z.B. von Ruderalflora gefunden.

Empfehlungenund Anregungen

Altenburg hat sich eine gute Ausgangs-situation für seine weitere Entwicklunggeschaffen. Eine fruchtbare Zusammen-arbeit mit der städtischen Verwaltung,sozial und kulturell engagierte sowie öko-logisch aufgeschlossene Bewohner undUnternehmen unterstützen den Orts-beirat bei einer zukunftsfähigen Stadtteil-entwicklung. Über die Dorferneuerungkönnen nunmehr einige der Ansätze, wiedie Umnutzung des Frauenhauses, wei-terverfolgt werden.

Der Renovierungs- und Sanierungsbedarfvieler Gebäude lässt zahlreiche baulicheVeränderungen erwarten. Da jede Veränderung auch Auswirkungen auf das Gesamtbild hat, kanndie Diskussion über eine wünschenswerte gestalterische Entwicklung nicht hoch genug bewertetwerden. Dieser Prozess sollte durch eine gute fachliche und persönliche Beratung begleitet werden.Grundsätzlich gilt, dass sich die Materialverwendung auf wenige und ortstypische Baustoffe be-schränken sollte und die Formensprache zurückhaltend bleibt. Glasierte Ziegeleindeckungen wirkenin der Regel störend und sind zu vermeiden.

Die geplante Aufwertung der Quelle „Eselborn“ durch Umgestaltung des Umfeldes und seinesZugangs ist behutsam und naturnah zu verfolgen. Die Erhaltung des alten Friedhofes ist lobens-wert. Eine verbesserte Aufstellung insbesondere der alten und denkmalgeschützten Grabsteine wirdunter Hinzuziehung einer Fachperson empfohlen. Auch neue Bänke sind vielleicht über ein örtlichesUnternehmen finanzierbar.Einzelne positive Beispiele mit Trockenmauern und Nutzgärten könnten im Rahmen eines Wettbe-werbes oder eines Tages der offenen Gärten eine öffentliche Aufwertung und damit Vorbildfunktionbekommen. Eine stärkere Entsiegelung und Teilbegrünung im Umfeld des Kindergartens wäre wohl-

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tuend. Die verstärkte Eingrünung des Freizeitgeländes mit dem Ziel der räumlichen Verknüpfung derAnlagen würde den Gesamtbereich harmonischer gestalten. Der Standort der Grillhütte bzw. seineEinbindung in die Umgebung wirkte auf die Kommission nicht überzeugend. Auf eine Umfeldauf-wertung des Kriegerdenkmals wurde bereits hingewiesen.

Zu prüfen ist, ob der Stadtteil und hier insbesondere auch das Schloss und Teile des Schlossgartenszukünftig stärker touristisch erschlossen und genutzt werden können. Bei der Sanierung des Gesamt-anwesens wird von einer intensiven fachlichen Begleitung und Beratung durch die Denkmalpflegeausgegangen.

Die Überlegungen zum demografischen Wandel sollten unter allen Umständen fortgesetzt werden.Gerade weil Altenburg bisher nicht unter dem Wandel leidet, sind eine rechtzeitige Auseinanderset-zung mit dem Thema und die Entwicklung weiterer Schritte empfehlenswert. Die Kernstadt wurde indas Programm „Stadtumbau in Hessen“ aufgenommen. Die Kommission empfiehlt daher möglicheVerknüpfungen mit den konzeptionellen Überlegungen der Kernstadt zu prüfen.

Die Bewertungskommission, August 2006

AnsprechpartnerOrtsvorsteher Heinz HeilbronnKlingelhof 136304 Alsfeld-Altenburg

Ute KochStadt Alsfeld – Abt. Bauen und UmweltMarkt 736304 Alsfeld

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 65

Alsfeld-Altenburg

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Bad Sooden-Allendorf-Orferode

Orferode, dass in der Quellmulde des Dohlsbach gelege-ne Dorf im Werra-Meißner-Kreis, liegt inmitten des Land-schaftsgebietes „Naturpark Meißner-Kaufunger Wald“.Nordöstlich und südwestlich erstrecken sich die Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiete „Werra-Wehretal“ und „Meißner undMeißner Vorland“. In der erstmals 1195 urkundlich erwähn-ten Ortschaft leben heute 341 Personen. Seit gut 15 Jahrenist ein Bewohnerrückgang zu verzeichnen. Landwirtschaft undHandel bestimmten die wirtschaftliche und soziale Entwick-lung des Ortes im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhundert.Heute ist Orferode primär eine Wohngemeinde wobei dieLandwirtschaft nach wie vor die meisten örtlichen (Teil-)Ar-beitsplätze stellt. Seit 1964 beteiligt sich Orferode erfolg-reich am Wettbewerb.

Allgemeine Entwicklung

Orferode kann auf eine wechselhafte Geschichte zurückblicken. Land- und Forstwirtschaft, Hand-werk und Handel (Salz und Wein) waren wichtige Quellen des Einkommens. Viele Orferöder pendel-ten auch als Arbeiter aus. Die Gründe liegen einerseits in der strategisch günstigen Lage zu der nurwenige Kilometer entfernten Bäderstadt und heutigen Kernstadt Bad Sooden-Allendorf. Die natur-räumliche Lage auf einer offenen Hochfläche mit hohem Ackeranteil und seine landschaftliche Ein-bindung in das Meißnervorland liefern andererseits die Hintergründe für die örtliche Entwicklung.Mit einem ausgedehnte Wander- und Radwandernetz werben der Werra-Meißner-Kreis und Stadt inder Neuzeit für einen Besuch des Meißnervorlandes. Der hochwertige Erlebnisraum des Umfeldesdurch einen vielfältigen Natur- und Kulturraum und die sehr guten Fernsichtbeziehungen machen dieTeilregion im Grundsatz zu einem attraktiven Fremdenverkehrsgebiet. Orferode ist jedoch nur zag-haft in die touristische Konzeption von Stadt und Region eingebunden. Fehlende Infrastrukturan-gebote im Ort und die Bewohnerstrukturmögen ein Grund hierfür sein.Ein Landschaftsplan wurde Mitte 2005 neuaufgelegt. Der Flächennutzungsplan stehtkurz vor der Verabschiedung. Südlich desOrtskernes wurde 1965 ein neues Baugebietund südwestlich eine Gebäudezeile erschlos-sen. Östlich der Ortslage entstand Anfangder 70-er Jahre das Neubaugebiet „Mar-tinstriesch“ mit 55 Bauplätzen, wovon der-zeit knapp 20 belegt sind. Dieses wurde indem neuen Landschaftsplan um mehr als50 % reduziert. Die fehlende Nachfrage unddie schwierige Trinkwasserversorgung be-gründen diese Entscheidung. Damit wurdeauch eine langjährige Empfehlung der Kom-mission umgesetzt. Die bauliche Eigen-entwicklung im Ortskern steht somit im Vor-dergrund zukünftiger Überlegungen. Die

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Stadt unterstützt die Entwicklung durch Zuwendungen für Fassadenrenovierungen. Der Ausbau derinnerörtlichen Straße befindet sich in Vorbereitung wie auch die Grundsanierung der biologischenKläranlage. Die Zusammenarbeit zwischen dem Ortsbeirat und der Stadtverwaltung ist gut. KleineBauprojekte werden über die Materialbereitstellung durch die Stadt in Eigenleistung umgesetzt.Schule und Kindergarten befinden sich in der Kernstadt wie auch eine ambulante Krankenpflege, dievon dort aus angeboten wird.

An öffentlichen Einrichtungen stehen neben der Kirche das Dorfgemeinschaftshaus mit Feuerwehr-schulungs- und neuem Jugendraum, Backhaus, Sport- und Spielplatz sowie Freizeitanlagen zur Ver-fügung.Eine aktive Gestaltung ihres Gemeinwesens ist den Bürgerinnen und Bürgern ein wichtiges Anlie-gen. Dieses zeigt sich auch in der nunmehr 17. Wettbewerbsteilnahme. Motivation und Begeisterungs-fähigkeit sind groß und liegen spürbar vor. Beeindruckend ist das „Wir-Gefühl“ in Orferode, dassich insbesondere in der engen Zusammenarbeit der örtlichen Vereine bei der Ausgestaltung derFeste zeigt. Ein weiteres Indiz sind die Patenschaften für die öffentlichen Plätze. Erfreulich ist vorallem, dass sich beim diesmaligen Besuch verstärkt neue und auch junge Bewohner einbrachten.

Bürgerschaftliche Aktivitätenund Selbsthilfeleistungen

Die Pflege der Ortsgeschichte und des Kulturraumeswird in Orferode mit viel Liebe und Begeisterung be-trieben. Sie bilden auch den Ausgangspunkt für zahl-reiche Aktivitäten. Hierzu zählen das Backhausfest, dieDohlsbachfeier zu Pfingsten am Joggelibrunnen, dieAufführungen der Mundart-Theatergruppe, der Lehr-pfad zum Aussichtsplatz, das Osterfeuer, die Reakti-vierung der alten Weinkeller, die Pflege der Obst-baumwiesen, Naturdenkmäler und der alten Wege-verbindungen und mehr. Hierfür setzen sich insbeson-dere die sieben Vereine ein. Der Anbau von Wein istdas Ziel der Winzervereinigung. Die beeindruckendenWeinkeller bieten hierfür das entsprechende Umfeld.Sie ersetzten bei Bedarf die im Ort fehlende Gaststätte. 2005 fand erstmals ein „Kunst- und Kultur-fest“ durch eine neue private Initiative in einem sanierten Anwesen statt. Dieses Projekt soll fortge-führt werden. Ein Ideenwettbewerb ist für weitere Verbesserungen geplant.Nachbarschaftshilfe und die Organisation von Altennachmittagen und Kinderfesten werden im Dorforganisiert. Neubürger werden persönlich angesprochen.Einige Landwirte, u.a. zwei Biobetriebe vermarkten ihre Produkte direkt. Eine Metzgerei ergänzt dieAngebote. Grabland und Gärten ermöglichen eine hohe Eigenversorgung im Ort. Neu ist der Kräuter-anbau eines Ökobetriebes. Ferienwohnungen werden vereinzelt angeboten.

Baugestaltung des Ortes

Geprägt wird das Ortsbild einerseits durch das historische Zentrum mit dem Kirchberg und seinerumliegenden meist kleinteiligen Bebauung. Zum anderen bestimmen große, zweiseitige Hofan-lagen das Unterdorf entlang der heutigen Durchgangsstraße. Mit ihren repräsentativen Wohnhäu-sern und teilweise großen Lagerräumen sind letztere im 18. Jahrhundert Zeugnisse der einstigen

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Fuhrtätigkeiten der Bewohner. Für das Umfeld der Kirche wurde 1981 ein Bebauungsplan alsSanierungsgebiet beschlossen. Dieser sah Abbrüche zugunsten öffentlicher (Verkehrs-)Flächen vor,wodurch das baulich-räumliche Gefüge nachteilig verändert wurde. Die Straßenräume wurden inden Folgejahren durch Neubebauungen z.B. durch das Backhaus und Abpflanzungen wieder inTeilen räumlich gefasst.

Zwei ausgewiesene Gesamtanlagen und ca. 30 Einzeldenkmäler dokumentieren die hohe Wertigkeitder Ortskernbebauung. Städtebauliche, orts- und sozialgeschichtliche Gründe sprechen dafür. Diemeisten der hochwertigen Fachwerkhäuser sind (noch) in ihrer Substanz und viele noch im Baudetailerhalten. In ihrer Häufigkeit ungewöhnlich sind die Fassadengliederungen und -gestaltungen, „Ver-zierungen“, Schnitzereien und Inschriften im Fachwerk und Gefach. Beeindruckend und eine regio-nale Besonderheit auch die noch häufig vorzufindende Eindeckung der Gebäude mit derGroßalmeroder Hohlpfanne. Sie unterstreicht das einheitliche Erscheinungsbild des Ortes. Schmiede-eiserne Hoftore und gepflasterte Hofflächen runden das harmonische Bild zahlreicher Anlagen ab.Einige Anwesen haben den Eigentümer gewechselt und wurden vorbildlich renoviert. Über die ge-

genwärtige und mittelfristige Nutzung der Gebäude, ins-besondere der Wirtschaftsgebäude, wurden keine Angabengemacht. Sehr schön auch die klassizistische Sandsteinkirche.Ansprechend, da schlicht gehalten, ist der Platz mit der Frie-denseiche. Bei der anstehenden Erneuerung der Landesstraßeist hierbei ein besonderes Augenmerk zu richten. Auch dasUmfeld des Dorfgemeinschaftshauses und der Backhausplatzzeichnen sich durch zurückhaltende Materialverwendung aus.

Grüngestaltung des Ortes

Solitärbäume und eine gute Durchgrünung des Ortes mitGehölzen, Rabatten, Fassaden- und Mauerberankungen cha-rakterisieren den Ort. Beeindruckend ist die Harmonie zwi-schen Haus und Garten. Die große Zahl von Fliederbäumen,die gut gestalteten Mauern und die Flora, die natürlicheSchönheit des Friedhofes sind ein Gewinn für das Ortsbild.

Neue und alte Weinberankungen symbolisieren das „Weindorf“. Rabatten mit Heilpflanzen wurdendurch Kinder angelegt. Patenschaften durch die Vereine garantieren die Pflege des „öffentlichenGrüns“. Die barocken – leider stark verwitterten – Grabsteine und der Joggelibrunnen mit Brunnen-kammer und Sandsteintrögen sind wichtige Kulturzeugnisse.Die gradlinige Erschließung des Neubaugebietes hebt sich von dem Haufendorf des Ortskernesab. Ihre Durchgrünung weist nicht immer die qualitativen Merkmale der Ortskerndurchgrünung auf.Die Ortseingänge werden durch Streuobstwiesen begleitet.

Dorf in der Landschaft

Die Gemarkung liegt auf der Hochebene westlich eines steilen Waldbereichs. Obstbäume- undGehölze umschließen den Ort fast durchgehend. So finden sich ein reich strukturierter Ortsrand mitKleingärten, Streuobstwiesen, ein Wäldchen am südöstlichen Ortsrand. Das östliche Steillagegebietweist neben Streuobstwiesen, Felsformationen und verbuschten Wiesen auch Magertrockenrasen-flächen auf. Sehr schön die Lindengruppe auf der nordöstlichen Hangkuppe (alte Kultstätte?). Streu-obstwiesen umrahmen auch den nördlichen und nordwestlichen Ortsrand. Am nordöstlichen Orts-

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rand liegt der mit Gehölzen gut durchgrünteFriedhof. Auch der südliche, am Dohlsbachliegende Grillplatz ist durch Bäume gut inden Landschaftsraum angebunden. Insge-samt ist der Ort harmonisch in die Land-schaft eingebunden. Das Kriegerdenkmalbefindet sich im Wald.

Die landwirtschaftlichen Flächen der weite-ren Gemarkung sind eher gering strukturiertund vernetzt. Ihre Bewirtschaftung erfolgtdurch zehn landwirtschaftliche (Nebener-werbs-) Betriebe. Oder anders gesagt: MitAusnahme der Nordwest- und Südost- Hän-ge des Eichenberges sind (standort-gerechte) Gehölze, Baumreihen und Feld-holzinseln wenig vertreten.

Anregungen und Empfehlungen

Bereits bei den letzten Wettbewerbsteilnahmen (2000 und 2003) haben die Kommissionen die Siche-rung des Ortes als Wohn- und Arbeitsstandort als die zentralen Herausforderungen bewertet. Dieprognostizierten demografischen Veränderungen bestätigen die Notwendigkeit gemeinsam nachWegen zu suchen, um die Einwohnerzahlen und die gegenwärtige örtliche Lebensqualität zu halten.Um genauere Einblicke in die konkrete Situation zu erhalten wird dem Ortsbeirat empfohlen, dieSozialstruktur des Ortes und die aktuelle sowie voraussichtliche Auslastung (Nutzung) der Gebäudezu erheben und die Ergebnisse im Dorf unter Einbindung der Stadt zu erörtern. Eine Zukunfts-werkstatt könnte helfen, Handlungsempfehlungen zu erstellen und diese als Orientierung für dieProjekte zu nutzen. Methodisch könnte diesen Schritt die Landkreisverwaltung unterstützen.

Ob dem Tagestourismus nicht doch eine größere auch ökonomische Rolle zukommen kann wäredabei zu prüfen. Die vorhandene Baustruktur bietet neben der reizvollen Landschaft und dem „Keller-Angebot“ gute materielle Voraussetzungen.

Die Sicherung der Bausubstanz und des Ortsbildes ist eine weitere offensichtliche Herausforderung.Die Empfehlungen sind hierzu „einfach“, gilt es doch „nur“ das Vorhandene aufzugreifen und be-hutsam fortzuschreiben. Wie in so vielen Orten stellen die sukzessiven Modernisierungen die größteGefahr einer negativen Entwicklung dar. Eine mit den Bewohnern diskutierte und abgestimmteGestaltungssatzung und fachliche Beratung im Vorfeld von Veränderungen ist eine wiederholteEmpfehlung der Kommission. Die Broschüre könnte unter Mitwirkung von Ortsbewohnern grundstücks-bezogene Aussagen über Materialen, An- und Umbauten, Fenster- und Türeinbauten liefern unddabei auch Hinweise für die Gestaltung des privaten Umfeldes, also zu Einfriedigungen und Einzäu-nungen, Hoftoren und -flächen sowie Gärten geben. Vielleicht lässt sich auch ein Angebot über dieVolkshochschule aufstellen, welches zunächst als Spurensicherungsprojekt beginnt. Um eine (mittel-fristige) finanzielle Unterstützung aufzubauen, empfiehlt die Kommission den Aufbau einer Bürger-stiftung zu prüfen.

Beim bevorstehenden Straßenausbau ist darauf zu achten, dass es auch weiterhin unversiegelteStraßenrandflächen gibt, die Ruderal- und Trittgesellschaften Raum lassen. Weiterhin wird empfoh-

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len, den Vorplatz des Dorfgemeinschaftshauses und denBackhausplatz noch stärker zu begrünen. Auch ein erlebnis-orientierter Ausbau des Spielplatzes wird angeregt. DieSolaranlagen sollten auf die rückwärtigen Bereiche kon-zentriert werden.

Die kulturgeschichtlichen Zeugnisse wie der „Sängersruh“,„Joggelibrunnen“, Hohlweg und Löschteich sollten wei-terhin gesichert und geachtet werden. Auf „Möblie-rungen“ der Plätze ist auch zukünftig zu verzichten. Er-neut wird die Sicherung der Grabsteine unter Einbindungeines Experten angeregt.Die Idee, einen Arbeitskreis zu gründen, um eine nochbreitere Basis zu schaffen, wird ausdrücklich begrüßt. EinIdeenwettbewerb im Ort könnte neue Impulse hervorbrin-gen. Vielleicht kann auch die junge Generation in dasMundart-Theater eingebunden werden. Das Kultur- und

Kunstfest sollte, wo nötig unterstützt werden und ist ggf. mit den Kulturangeboten von der Kern-stadt zu verknüpfen. Die Geschichte der Greger könnte stärker, z.B. über eine Infotafel, herausge-stellt werden. Haustafeln könnten Aufschluss über die reiche Ortsgeschichte liefern.

Die Ortseingänge könnten durch eine weitere Begrünung noch stärker räumlich gefasst werden.Wünschenswert ist durch eine extensive Landbewirtschaftung die Magerrasenflächen auch zukünftigoffen zu halten und die Streuobstwiesen durch Pflege und Nutzung auch langfristig zu sichern. Einestärkere grünordnerische Einbindung der zwei dem Ort vorgelagerten Höfe und des südlichen Neubau-gebietes ist anzustreben.

Die Bewertungskommission, August 2006

AnsprechpartnerOrtsvorsteher Klaus RudeloffLehmkaute 437242 Bad Sooden-Allendorf-Orferode

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Calden-Ehrsten

Landschaftlich liegt Ehrsten in einem dernördlichsten Ausläufer der Hessischen Sen-ke im flachen Talgrund der Bebelbecke. DieGemarkung durchziehen mehrere Bachläufe.In der näheren Umgebung erheben sich eini-ge Berge bis zu 600 m. Mit aktuell 740 Ein-wohnern ist die Einwohnerzahl in den ver-gangenen 10 Jahren leicht rückläufig. Daseinst bäuerlich geprägte Dorf im LandkreisKassel erlebte bereits mit dem industriellenAufschwung in Kassel erste größere soziale und wirtschaftliche Veränderungen. Weitere Struktur-veränderungen folgten, u.a. ausgelöst durch den Bau des Flughafens in Calden 1968 und die Ein-gemeindung zu Calden 1972. In der Befürchtung, die eigene dörfliche Identität zu verlieren, habensich die Ehrstener zur Aufgabe gesetzt, ihre Lebensqualität durch „eigenes Zutun“ bewusst weiterzu entwickeln. Als „Topthema der Zukunft“ wird die Energie herausgestellt. Der Ort hat erstmalig2005 am Wettbewerb teilgenommen.

Allgemeine Entwicklung des Dorfes

Calden verfügt über einen aktualisierten Landschafts-plan. Die Siedlungserweiterung soll sukzessiv und ar-rondierend erfolgen. Auch die Reaktivierungen derehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäude zur Kon-zertscheune und zum Schutzhof stehen für eine flächen-sparende Siedlungsentwicklung. Fachliche Unterstützungerwartet der Ort durch die angestrebte Aufnahme in dasDorferneuerungsprogramm. Ausgehend von dem Ar-beitskreis „Dorferneuerung und Geschichte“ haben sichverschiedene Initiativen und Arbeitsgruppen gebildet.Diese unterstützen den Ortsbeirat in seiner Arbeit.

Einen Schwerpunkt bildet aktuell das Thema „Energie“.Der Arbeitskreis strebt nach dem Vorbild des Bioenergie-dorfes „Jühnde“ an, die örtliche Energieversorgungweitgehend auf regionale Biomasse umzustellen. Der

damit verbundene Auf- und Ausbau von regionalen Wertschöpfungsketten soll auch die örtlichen(landwirtschaftlichen) Arbeitsplätze sichern. Der Planungsstand wird im Herbst 2006 den Bewohnernvorgestellt.

Die Kommune stellt die Grundinfrastruktureinrichtungen bereit. Ein Brunnenkataster liegt vor. Zahl-reiche Vereinsmitgliedschaften, der aktive Umgang mit der dörflichen Geschichte, die Pflege desplattdeutschen Sprachgutes, der Ausbau der „neuen Mitte“ sowie der „Laden“ tragen neben ande-rem zur Ausbildung der dörflichen Identität bei.

Calden-Ehrsten

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Bürgerschaftliche Aktivitätenund Selbsthilfeleistungen

Tradition und Erneuerung prägen das kultu-relle Leben in Ehrsten. Zu den äußerst akti-ven Traditionsvereinen wie Feuerwehr undLandfrauen haben sich in den vergangenenJahren weitere auch informelle Initiativen ge-bildet. Sie initiieren zahlreiche Projekte z.B.zur Aufarbeitung der dörflichen Kultur-, Bau-und Besiedlungsgeschichte, übernehmenaber auch die Organisation neuartiger Dorf-feste in der „Neuen Mitte“. Die Vereine sindin einem Vereinsring zusammengeschlossen.Die Aufnahme und dörfliche Integration vonSpätaussiedlern wie auch ein harmonischesMiteinander der Religionsgemeinschaftenprägen weiterhin das soziale Leben im Dorf.Die Jugendlichen werden neben den fünf Vereinen durch ein Jugendorchester und ein selbstverwaltetesJugendzentrum angesprochen.

Dass gemeinschaftliches Engagement sich auch „rechnen kann, demonstriert das Projekt „UnserLaden“. Seit nunmehr acht Jahren als GbR unter finanzieller Beteiligung von ca. 120 Bewohnernbetrieben, sichert der Treffpunkt im Ort acht Teilzeitarbeitsplätze. Neben einem Warengrundsortimentwerden zahlreiche Dienstleistungen angeboten. Ein weiterer Serviceausbau ist geplant. In Vorberei-

tung weiterer Arbeitsplätze stehen die Aktivi-täten der AG Energie mit dem Kompetenz-team und dem Energiestammtisch. An derPlanung einer Bio-Energieanlage sind nebenexternen Experten auch Landwirte und daslandwirtschaftliche Lohnunternehmen beteiligt.Die „Konzertscheune“ mit überregionaler Be-deutung, die direkte Vermarktung landwirt-schaftlicher Produkte u.a. in einem Bauern-hofcafe schaffen bzw. sichern einige örtlicheArbeitsplätze. Diese ergänzen die örtlichenArbeitsplatzangebote mehrerer (Handwerks-)Betriebe und des Kinderschutzhofs. WelcheBedeutung der Schutzhof für das soziale undkulturelle Leben im Dorf hat, blieb der Juryjedoch verschlossen.

Baugestaltung des Ortes

Der planmäßig angelegte Ortskern steht alsGesamtanlage unter Denkmalschutz. Sein Er-scheinungsbild ist geprägt durch den fränki-schen Haus- und Hoftyp. Als Grenzort sindeinige Einflüsse des niederdeutschen Ern-

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hauses erkennbar. Die gelungenen Umnutzungen der neuen Schule zum Bürgerhaus und des altenRaiffeisenlagers zum Feuerwehrstützpunkt tragen zur Belebung der Ortsmitte bei. Dieses trifft auchfür einige private Um- und Neunutzungen zu. Das Bewusstsein um die geschichtlich wertvollenGebäude schlägt sich in ersten fachgerechten Sanierungen nieder, wenngleich nicht immer konse-

quent im Detail. So heben sich beispielsweise dieMöblierung und Pflasterung der neuen Ortsmitte vonder historischen Material- und Farbwahl ab, wie auchdie Gliederung und Ausführung der Fenster in der„neuen Schule“ die historische Vorgabe verlassenhaben.

Grüngestaltung im Dorf

Der Ort ist in weiten Teilen durch Haus- und Straßen-bäume, Nutzgärten, Gehölze durchgrünt. Sehr schönstellen sich die Kirche und Ihr Umfeld mit Linden undStieleichen wie auch das Umfeld des Bürgerhausesdar. Die privatfinanzierte Sanierung der Friedenseichewie die Achtung der Beuys-Eiche halten die Bedeu-tung hochstämmiger und großkroniger Bäume im öf-fentlichen Bewusstsein.

Dorf in der Landschaft

Die Übergänge zwischen der Kulturlandschaft und dem Ort sind fließend. Hecken, Gehölze undBäume prägen die Ortsränder und Einfahrten. Dieser Eindruck wird durch die offene Bauweiseverstärkt. In Ortsnähe wurden ein Wasserbiotop und ein Amphibienschutzgebiet sowie eine Feld-holzinsel angelegt.

Empfehlungen und Hinweise

Der Ort vermittelte in der Präsentation eine Auf- und Umbruchstimmung. Die vorgestellten Planun-gen und Projektideen bauen auf eine breite Einbindung der Ortsbewohner. Eine wesentliche Aufga-be wird entsprechend darin bestehen, auch neue Bewohner von der jeweiligen Idee zu begeisternund die Sinnhaftigkeit zu vermitteln. Methodische und fachliche Unterstützung können hierbei beider Landkreisverwaltung und bei dem Regionalforum „Region Kassel-Land“ gesucht werden. Ggf.ist auch ein Volkshochschulprojekt zu realisieren.

Den eingeschlagenen Weg, orts- und kulturgeschichtlich bedeutsame Anlagen wie Wohnhäuser,Brunnen; Wegebeziehungen etc. durch Tafeln hervorzuheben, wird als nachahmenswert bewertetund sollte weiter fortgesetzt werden.

Die Ausbildung der alten Ortsränder durch Freihaltung der rückwärtigen Gärten sollte ggf. auchplanungsrechtlich gesichert werden. Ein Leitfaden für die bauliche und gestalterische Entwicklung(Gestaltungsfibel) würde bei weiteren baulichen Veränderungen wie Renovierungen dem Eigentü-mer Orientierung bieten. Die Gestaltungsfibel könnte durch eine Grünfibel mit grundstückbezogenenEmpfehlungen für Hofflächen, Einfriedungen, Abpflanzungen, Hausberankungen etc. ergänzt werden.

Calden-Ehrsten

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Vorteilhaft wäre, wenn die Empfehlungen unter fachlicher Beratung aus dem Ort heraus erarbeitetwürden. Auf die fachgerechte Beratung im Vorfeld baulicher Veränderungen sollte ein großes Au-genmerk gelegt werden. Die Gemeinde Calden kann ggf. ihre Unterstützung und Hilfe bei deraktiven Suche nach Lösungen für die sog. Problemhäuser ausbauen. Positive Beispiele baulicherVeränderungen sollten grundsätzlich hervorgehoben werden.

Nach dem Grundsatz „weniger ist oft mehr“ sollten bei den geplanten Neuanlagen von kleinen,dezentralen Plätzen die Materialen zurückhaltend eingesetzt werden. Dabei ist der Offenhaltungvon Flächen ein Vorrang gegenüber einer Pflasterung einzuräumen. Die innerörtlichen Grünzonensind bei der geplanten Bachsanierung zu sichern.

Vorgeschlagen wird, die am Dorfplatz angrenzende Giebelfassade zu begrünen. Der Einbau vonSolarzellen und Fotovoltaikanlagen im Ortskern sollte nach Möglichkeit auf nicht einsehbare Dach-flächen und konzentriert erfolgen und ist mit der Denkmalpflege abzustimmen. Ein Vorschlag ist,einen Plan (in Aufsicht) als Orientierungshilfe zu erstellen. Dieser könnte gebäudebezogene Aussa-gen für einen ev. Einbau aufnehmen. Er könnte vielleicht von der AG Energie unter Einbindung derDenkmalpflege und der Bauverwaltung angelegt werden.

Die Bewertungskommission, August 2006

AnsprechpartnerOrtsvorsteher Axel TrägerFürstenwaldstraße 134379 Calden

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Calden-Ehrsten

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Frankenberg-Rengershausen

An der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfa-len, 350 m über dem Meer, liegt Rengershau-sen am rechten Ufer der Nuhne. Eingebettetvom Rothaargebirge (Hochsauerland) undEderbergland gehört die Gemarkung geolo-gisch betrachtet zum Rheinisch-WestfälischenSchiefergebirge. 409 Einwohner zählt dasWalddorf im Südwesten des LandkreisesWaldeck-Frankenberg, abseits gelegen vonder Kernstadt. Die historische Territorialgrenzezwischen Waldeck und Kurhessen verläuft ander östlichen Gemarkung. Der Ort liegt wei-terhin im fränkisch-(nieder)sächsischen Sprach-gebiet. Bereits in 1962/63 hat Rengershausenam Wettbewerb erfolgreich teilgenommen.Der Ort befindet sich in Vorbereitung auf die900 Jahrfeier im April 2007. Rengershausenwirbt für sich unter: www.rengershausen.de.

Allgemeine Entwicklung

Die Kargheit der Böden und die abgeschiedene Lage haben den Rengershäusern in der Vergangen-heit nur ein bescheidenes Einkommen ermöglicht. Zahlreiche Bewohner pendelten daher zur Arbeitin die benachbarten Orte aus. Die naturräumliche Lage wurde Ende der 50-er Jahre als Chanceerkannt um Rengershausen als Ferienort aufzubauen. Nach der Eröffnung der ersten Privatpension1959 entwickelte sich der Ort zu einem Urlaubsort insbesondere für Niederländer und Erholungs-suchende aus dem Ruhrgebiet. Mit knapp 200 Betten im Ort verzeichnete Rengershausen 1985 über24.000 Übernachtungen. Durch qualitative Angebotsverbesserungen erhielt Rengershausen erstma-

lig das Prädikat eines Luftkurortes, wobeidas Bettenangebot und die Übernachtun-gen 2000 einen Rücklauf bestätigten. DerAusbau zum wichtigsten Fremdenverkehrs-ort für die Stadt Frankenberg führte dazu,dass Rengershausen entgegen dem allge-meinen Trend seine Einwohnerzahlen zumVergleichsjahr 1990 leicht ausbauen konn-te. Allerdings stehen den aktuellen 409 Ein-wohnern 463 Einwohner im Jahr 1997 ge-g e n ü b e r.Die wirtschaftliche und soziale Entwicklungdes Ortes ging einher mit einer regen Bau-tätigkeit in den letzten 25 Jahren – bei derschwierigen topografischen Situation mitbewegtem Relief im Süden und der Nuhne-aue im Norden wurden die letzten Siedlungs-flächen 2000 planungsrechtlich bereitge-

Frankenberg-Rengershausen

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stellt. In Folge entstanden westlich, nördlich und südlich des Ortskernes neue Wohngebiete, wobeidie Nachfrage derzeit eher zurückhaltend ist. Unter anderem wurde die Aue der Nuhne nördlich desOrtskernes zur Bebauung freigegeben; im Süden entstand eine Hangbebauung. Aus demWochenendhausgebiet wurde ein Splitterwohngebiet. Frankenberg hat 2006 einen Landschaftsplanbeschlossen.

Die touristische Erschließung des Ortes führte zu einem Ausbau auch der öffentlichen Infrastruktur-angebote. Neben einem klassifiziertem Rad- und Wanderwegenetz baute die Stadt 1976 östlich vordem Ort in der Nuhneaue ein beheiztes Schwimmbad, errichtete Sport-, Spiel- und Freizeitflächen,erstellte ein „Haus des Gastes“ und mehr. Aktuell bemühen sich die Stadt und der Ort um dieErhaltung des Freibades. Angestrebt wird, gemeinsam mit den Nachbargemeinden dieses Kleinodder Bevölkerung und den Gästen weiterhin und finanziell tragbar zur Verfügung zu stellen. DerAusbau der Ortsdurchfahrt (K 126) und einer innerörtlichen Straße im Neubaugebiet sind geplant.Der Bau einer Gruppenkläranlage und die touristische „Vermarktung“ des Ortes stehen für inter-kommunale und regionale – einschließlich Bundesland übergreifende – Projekte. Die Walddörferwirken vielfältig zusammen, u.a über Altennachmittage und den Posaunenchor.In Vorbereitung der Jahresfeier 2007 stehen eine große Anzahl dörflicher Aktivitäten an. Das neueDorf-Logo, die Gründung des Kulturvereins 2004, die Herausgabe des „Stietz-Blick“, der Nachbauder Marienkirche, die geplante Beschilderung der Häuser im Ortskern mit den historischen Haus-namen, die Erstellung einer Dorfchronik, innerörtliche Gestaltungsmaßnahmen und mehr stehen fürdas dörfliche Gemeinschaftsgefühl und zeugen von einer gewissen Aufbruchstimmung. Für einehohe Verbundenheit der Rengershäuser mit ihrem Ort sprechen auch eine Reihe traditioneller Festeund Bräuche und die Nachbarschaftshilfe, wie auch der Dialekt noch zum Alltag gehört.

Bürgerschaftliche Aktivitätenund Selbsthilfeleistungen

Die Angebote der sieben Vereine bzw. Clubs werden regeangenommen. So ist jedem Ort statistisch betrachtet Mitgliedin 1,23 Vereinen. Hinzukommt die Mitwirkung bei den Aktivi-täten der Kirchengemeinde. Ein Jugendclub findet sich in Grün-dung.Beachtenswert ist die vielfältige Traditionspflege durch die ört-lichen Vereine, die musikalischen, sozialen und umweltpäda-gogischen Angebote der Kirchengemeinde und des Kirchspielsund die rege Arbeit des Verkehrs- und Heimatvereins. Zahlrei-che Bau- und Begrünungsaktivitäten zeugen davon. DieSchützengruppe, Feuerwehr, Kirchengemeinde richten sich ge-zielt an die Jugendlichen. Eine Elterngruppe kümmert sich umdie Kleinsten. Insgesamt begleiten diverse Veranstaltungenund Aktionen das (Kirchen-)Jahr. Sie sind in einem Veranstal-tungskalender festgehalten. Sehr zu würdigen ist das Enga-gement der Kirchengemeinde, die Patenschaften für Kinderund Studenten in Indien und Südafrika übernommen hat, umsomit eine gesicherte Schul – und Ausbildung dieser Kinderund Jugendlichen zu gewährleisten. Angesprochen werdenalle Bewohner; gezielt wird auf die Neubürger zugegangen.Die alte Dorfschmiede steht den Dorfbewohnern mit Gerätenund Inventar zur Verfügung. Auch das Backhaus kann unent-

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geltlich genutzt werden. Handwerk, Dienstleistung und Land- und Forstwirtschaft bieten ca. 50 inner-örtliche Arbeitsplätze. Ein kleiner Lebens- und Gemischtwarenladen versorgt die Einwohner undGäste.

Baugestaltung des Ortes

Die evangelische Marienkirche ist das dominieren-de Gebäude des Ortes. Der erhöhte Standort, diegedrungene Kubatur und der rote Sandstein dermehrfach umgebauten und restaurierten ehemali-gen Wehrkirche und Wallfahrtsstätte kündigen schonvon weitem Rengershausen an. Östlich davonschließt sich der historische Ortskern an. Er wird alsGesamtanlage bewertet und umfasst die baulichenAnlagen der Straße Unterm Berg, Teile der Hom-bergstraße und der Braunshäuser Straße. Danebengibt es eine Reihe von Einzelkulturdenkmälern, dieals erhaltenswert bewertet werden. Hierzu gehörenauch die alte Schule von 1898, nunmehr privat ge-nutzt, und die am Ortsrand liegende Mühle. Bau-geschichtlich betrachtet stammen die Anlagen desOrtskernes aus der Zeit nach dem großen Brand1788 bis in die Gegenwart. Sie umfassen sowohlzwei- und dreiseitige Hofanlagen als auch Einhäuser.Die unterschiedlich großen Gebäude, die scheinbar regellose Bebauung geben dem Ortsbild einenaufgelockerten Gesamteindruck. Dieser wird durch den zurückliegenden Straßenausbau der Kreis-straße mit den einhergehenden Veränderungen im Straßenknick, dem heutigen Dorfplatz, verstärkt.Die gegenwärtige Nutzung des neuen Dorfplatzes hat sich der Kommission nicht erschlossen. Ne-ben dem Fachwerk herrschen Werksteine und der rote Sandstein als regionale und traditionelleBaumaterialen vor. Auch als Sockel oder Stützmauer tauchen sie immer wieder im Ortskern auf. AlsDacheindeckung prägen der Schiefer und die Tonziegel die Ortsmitte – nicht untypisch für Dörferam Rande des Schiefergebirges. Neben diesen Eindeckungen haben im Ort diverse weitere Ziegel-formen und -farben Eingang gefunden. So haben sich insbesondere bei den Neubauten glasiertefarbige Dacheindeckungen mit einer großen Fernwirkung durchgesetzt.

Der zentrale Treffpunkt des Ortes – das Haus des Gastes – beherbergt neben Versammlungsräu-men eine Bibliothek, einen Fitnessraum, eine Kühlzelle und eine Küche. Das Gebäude aus rotemSichtmauerwerk mit Holzverblendung ist als Zeugnis der Erbauungszeit (1976) schlicht und im Gesamt-bild unauffällig gehalten. Dieses trifft auch für die weiteren öffentlichen Gebäude aus dieser Zeit zu.

Ortsmittelpunkt und Brunnenplatz wurden im Jahr 2006 über die Preisgelder und mit Unterstützungder Stadt in Eigenleistung neu gestaltet. Die Ausführung des Brunnens steht eher im Kontext derFremdenverkehrsaktivitäten und nimmt wenig Bezug auf das historische Dorf. Das Backhaus von1903 ist äußerlich und innen fachgerecht renoviert.Ein Gebäudeleerstand ist aktuell nicht zu verzeichnen; alle baulichen Anlagen konnten verkauft undreaktiviert werden. Zu begrüßen und zu unterstützen ist die Sicherung der alten Schmiede und diezeitweise private Fortführung des Schmiedehandwerks. Prägend für den Ort sind Bruchstein-mauerwerke. Gewinnbringend für den Ortskern wurden unter der Einbindung der Denkmalfach-behörde einige Anwesen beispielhaft saniert bzw. wiederhergestellt. Manches Haus weist jedoch

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auch auf das Erfordernis notwendiger Instandhaltungen hin. Bei durchgeführten Renovierungen, z. b.Einbau von Fenstern und Türen wurde zuweilen von den historischen Vorgaben Abstand genommen.

Grüngestaltung des Ortes

Die Übergänge der Gärten zur freien Landschaftsind weitestgehend harmonisch. Hervorzuheben istdie kleinräumige und naturbelassene Gestaltung desneuen Friedhofs. Strauch- und Baumpflanzungendes terrassierten Geländes sowie die ebenerdigenGräber sind beispielhaft. Der alte Friedhof soll als„biblischer Garten“ umgestaltet werden – ein be-merkenswertes lernpädagogisches, auch touristischnutzbares Vorhaben. Allerdings hatte die Kommis-sion Zweifel, ob der Standort sowohl der topogra-fischen Lage als auch der Geschichte des Kirchen-umfeldes gerecht wird. Die Bepflanzung des Um-feldes des Hauses des Gastes und die Neuan-pflanzungen im Ort wie am Brunnenplatz, an derBushaltestelle und am Spielplatz wirken sich positivauf das Gesamtbild aus. Als Maßnahmen des Ar-

tenschutzes stehen das neue Schwalbenhaus und das private „fledernmausfreundliche Haus“. EinNuhne-Zufluss wurde innerorts verrohrt.An mehreren Gebäuden befinden sich Spalierobst und Rosenstöcke, u.a. am Backhaus und an derKirche. Der historische Rosenstock vor der Kirche ist dabei eine Besonderheit. Im Ortskernbereichsind Bauerngartenelemente wie auch dorftypische Grünbestände und Blumen zu finden. Positiv sindFassadenbegrünungen, Hecken und vereinzelte Dachbegrünungen zu erwähnen. Die „Garten-accessoirs“ bestehen zumeist aus natürlichen Materialien. Teile der Neubaugebiete sind unzurei-chend oder mit standortfremden Gehölzen und Bäumen durchgrünt.

Dorf in der Landschaft

Die Landschaft besteht aus einer vom Nuhnetal und verschiedenen Bächen zerschnittenen Schiefer-gebirgs-Hochfläche, der „Breiten Struth“. Der räumliche Wechsel vom Nuhnetal und den Bach-tälern, von Hügeln und Hochebenen, umgeben von zahlreichen Wäldern, prägt die Landschaft. DieFeldflur ist vielfältig strukturiert; Acker- und Grünland wechseln sich ab. Böschungen, wegbegleitendeHecken und Feldgehölze bestimmen das Landschaftsbild. Auffallend viele, sich am Standort her-ausgebildete Gehölze charakterisieren die Landschaft. Fauna und Flora sind entsprechend vielfältigausgebildet. Die relativ offene Bebauung der neuen Hangbebauung ermöglicht eine weitgehende(optische) Verzahnung der Ortslage mit der Landschaft. In den vergangenen zehn Jahren erfolgteeine Reihe von Anpflanzungen. Auch wurden ein Feuchtbiotop und eine Streuobstwiese angelegt.Eine Heideflächenrenaturierung befindet sich in Planung.Eine extensive Grünlandbewirtschaftung durch alte Haustierrassen wie Gallowayrinder und rotesHöhenvieh, englische Parkrinder, Schafe und Ziegen und die geplante Pflege von Magerrasen sindbeispielhaft, da hier Naturschutzbelange (u.a. durch Einbindung von Naturschutzverbänden),landschaftspflegerische Anforderungen und ökonomischer Gewinn (u.a. durch Züchtung) zusam-mengeführt werden. Hierbei sind das überdurchschnittliche Engagement des Pfarrers und der Kir-chengemeinde hervorzuheben.

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Anregungenund Empfehlungen

Rengershausen hat sich als ein lebendi-ges, aktives und selbstbewusstes Dorfdargestellt. Es wird eine besondere Auf-gabe u.a. des Ortsbeirates sein, diederzeitigen vielfältigen Aktivitäten zurVorbereitung der 900-Jahrfeier über dasFest hinaus und generationsübergreifendzu erhalten. Welches Entwicklungsleit-bild dabei im Vordergrund stehen könn-te, war für die Kommission nicht eindeu-tig erkennbar. Die strukturellen Verände-rungen u.a. im Tourismus, in der Alters-und Bewohnerentwicklung erfordern ausSicht der Kommission eine Überprüfungder bisherigen Sicherheiten. Die Durch-

führung einer Zukunftskonferenz nach Ausklang der Festlichkeiten 2007 könnte den Weg weisen.Die Stadt Frankenberg könnte hierbei eine unterstützende Aufgabe einnehmen. Die Möglichkeitender weiteren inner- und interkommunalen Zusammenarbeit sind dabei ebenfalls zu prüfen. Es ist zuwünschen, dass die Bemühungen zur Erhaltung des Freibades positiv verlaufen.Die örtlichen Ansätze und Projekte, das natürliche Potential des Ortes und seines Raumes zu sichernund auch wirtschaftlich zu nutzen, sollten auf jeden Fall fortgeführt werden. Die „Grundsatzziele fürdie Erhaltung der Rengershäuser Kulturlandschaft“, verfasst von Pfarrer Hesse u.a., werden ausdrücklichbegrüßt. Hilfestellung für die fachliche Umsetzung bietet hierbei auch der neue Landschaftsplan mitseinen Empfehlungen.

Als geschichtsträchtiges Hufendorf gibt es viel zu entdecken und viel zu erzählen. Die Ansätze derHausbeschilderung oder die Hinweise auf die Wüstungen im Umfeld sind einige Beispiele hierfür.Weitere Projekte zur Spurensuche könnten folgen. Beispielhaft sei die Entwicklung der Kulturland-schaft (terrassierte Ackernutzungen?) oder des Kirchumfeldes oder die Bebauungsgeschichte ge-nannt. Diese fördern nicht nur die Identifikation derBewohner mit ihrem Ort sondern wären auch touris-tisch zu nutzen.

Vorrang vor der Belegung neuer Baugebiete solltedie innerörtliche Nutzung vorhandener Gebäude undBaulücken haben. Ein Gebäudekataster mit den pro-gnostizierten mittelfristigen Nutzungen wird daherempfohlen. Bei ausbleibender Nachfrage an Bau-flächen sollte eine Teilaufhebung des B-Plans zu-gunsten der Auensicherung geprüft werden. Einestärkere Eingrünung des nordwestlichen und Teiledes südlichen Ortsrandes wird angeregt.Für die bauliche Weiterentwicklung wäre eine breiteVerständigung auf ortsindividuelle Gestaltungs-grundsätze für das Ortsbild vorteilhaft. Diese soll-ten nicht nur Empfehlungen für den Ortskern, son-dern auch für Neubauten aufnehmen. Aussagen zu

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Gebäudeproportionen und -gliederungen bei Neu-, An- und Umbauten, Dacheindeckungen undFassadenöffnungen bis hin zu Materialeinsverwendungen könnten in einer anschaulichen BroschüreEingang finden. Dabei sollten die positiven Beispiele (auch Baudetails) im Ort herausgehoben wer-den. Eine fachliche Beratung durch die Denkmalpflege oder Stadtverwaltung im Vorfeld von Verän-derungen ist vielleicht innerorts zu organisieren. Die baulichen Details der Kulturdenkmäler wieInschriften, Profilierungen, Schnitzereien etc. sollten auf jeden Fall gesichert werden. Dieses giltauch für die Schmiede, die mit ihrer Ausstattung eine regionale Besonderheit darstellt.

Die Erfahrung, dass Beispiele Schule machen und zur Nachahmung anregen, gilt auch für dasThema der innerörtlichen Durchgrünung. Positive Gärten, Begrünungen, Hofflächen, Mauern etc.könnten z.B. regelmäßig im „Stietz-Blick“ oder im Internet vorgestellt werden oder Suchrätsel dieAufmerksamkeit darauf richten. Die jüngsten innerörtlichen Anpflanzungen von Laubbäumen gilt esan ausgewählten Standorten auch zur Ausbildung von Raumkanten fortzusetzen.

Die Bewertungskommission, August 2006

AnsprechpartnerOrtsvorsteher Wolfgang DauberHombergstraße 1735066 Frankenberg-Rengershausen

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Groß-Umstadt-Heubach

Mit viel Selbstbewusstsein präsentierten die1751 Einwohnern von Heubach ihren Ort beimLandesentscheid als „die schönste SackgasseHessens“. Heubach liegt im Pferdsbachtal,einem Seitental des Odenwaldes am nördlichenRande des Naturparks Bergstraße/Odenwaldim Landkreis Darmstadt-Dieburg. Der Ortfeierte 2003 seine 700-Jahr-Feier unter demschönen Motto „Ein Dorf mit Zukunft hat Ge-schichte“. Mit der Entdeckung der HeubacherSteinbrüche 1817 erlebt das „ärmste Dorf desGroßherzogs“ einen kurzen sozialen und wirt-schaftlichen Aufstieg. Zahlreiche Gebäude imDorf geben Zeugnis der zurückliegenden Ge-schichte des Steinhauerdorfes. Für eine kur-ze Zeit konnte die kleingewerbliche Textil-produktion zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu weiterem Wohlstand verhelfen. Mit der Eingemein-dung im Jahre 1977 nach Groß-Umstadt wurde zwar die politische Selbstständigkeit aufgegeben,aber nicht das dörfliche Selbstbewusstsein. Heubach hat sich 2005 erstmalig am Wettbewerb beteiligt.Die Internetadresse lautet: www.heubach-online.de.

Allgemeine Entwicklung

Stadt und Ortsbeirat haben sich zum Ziel gesetzt, die Bürgerinnen undBürger bei kommunalpolitischen Planungen und Entscheidungen (noch)stärker einzubinden. Mehrere Beteiligungsprojekte zu Bauleitplanungen,Aus- und Umnutzungsmaßnahmen dokumentieren die aktuelle Zusam-menarbeit zwischen der Kommune und dem Ortsbeirat. Dem Bevöl-kerungszuwachs in den vergangenen 15 Jahren um ca. 50 Personen wirddurch eine behutsame Bauentwicklung Rechnung getragen. Aktuell be-findet sich der Flächennutzungsplan über eine „außergewöhnliche Bürger-beteiligung“ in der Fortschreibung. Heubach beteiligt sich mit mehreren(Bau-) Projekten auch am (noch aktuellen) Agenda 21-Prozess der Stadt.Die „kurzen Wege“ werden ansonsten bevorzugt. Eine große Transpa-renz der Aktivitäten liefert die örtliche Internetdarstellung.Die Stadt gibt finanzielle Anreize für den Bau von Zisternen und Solar-dächern. Das Angebot des öffentlichen Personen- und Nahverkehrs wirdals gut bewertet. Auch ist Heubach an mehrere Rad- und Wanderwegenangeschlossen. Hervorzuheben sind die „themenWege“, zu deren Erkun-dung in unregelmäßigen Abständen eingeladen wird. Regionale Ver-knüpfungen und Kooperationen, z.B. im Bereich des Tourismus, wurdender Kommission nicht vorgestellt.

Die Stadt unterhält einige Einrichtungen wie Kindergarten und Grundschule, altes Rathaus, Spiel-und Freizeitflächen sowie den selbstverwalteten Jugend-Container. Vereine und Initiativen engagie-ren sich, um die ehemals öffentlichen genutzten Einrichtungen durch Neunutzungen auch nachhaltigzu sichern. Dies betrifft z.B. das alte Rathaus und das Wiege- und Backhaus und aktuell das alte

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Schulhaus, welches sich in Eigentum der alten Kirchebefindet. Ungewöhnlich ist die Trägerschaft der Wiesen-talhalle (Bürgerhaus) und Sportanlagen durch jeweilsden Sport- bzw. Turnverein.Unternehmen und Dienstleister sichern mit über 100Arbeitsplätzen eine breite (Gesundheits-) Versorgung.Direktvermarkter mit Obst, Gemüse, Honig und Fleisch-waren ergänzen die Produktpalette des kleinen Einkaufs-ladens. Das größte Unternehmen stellt Heiz- und Kühl-systeme mit einer Spezialisierung auf effiziente Energie-nutzung her. Die zukunftweisende Technik erfordert eineBetriebsverlagerung an den Ortsrand.Das Motto „Wir sind stark in unserem Ort“ weist aufdie hohe Identifikation der Bewohner mit ihrem Ort.Die Nachfrage an alter Bausubstanz durch junge Fami-lien ist gegeben. Das vielfältige Engagement der Ver-eine, Initiativen und auch Unternehmen trägt zur nach-haltigen Ausbildung des „Wir-Gefühls“ wesentlich bei.

Bürgerschaftliche Aktivitäten

Der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft unddie Vielfalt der Vereine und Gruppen liegenvielleicht in der relativen abgeschiedenen Lagedes Ortes begründet.26 bzw. 27 Vereine, die Kirchengemeinden undArbeitsgruppen wirken mit ihren Angeboten inden dörflichen Alltag hinein und prägen die Frei-zeit der Bewohner. Die Angebote reichen vonder Auseinandersetzung mit der Geschichte,der Pflege des Brauchtums und umfassen Um-welt- (pädagogische) und Naturschutzprojekteund sportliche Aktivitäten u.v.m. Ihren Zusam-menschluss finden die Vereine in einer Interes-sensgemeinschaft.

Als eine Besonderheit (von mehreren) sei das seit 10 Jahren bestehende Kulturnetz mit seinen viel-fältigen Aktivitäten und der informativen Internetdarstellung hervorgehoben. In Planung befindensich die Projekte: „Wasserspielplatz am Pferdsbach“ und „Kunst- und Sinnesweg am Ortsrand“.Viele Initiativen wie das „Erzählcafe oder die Rubrik „Kennen Sie Ihren Nachbarn?“ sprechen „Jungund Alt“ gleichermaßen an. Die Jugend und die Kinder erfahren insgesamt eine große Aufmerk-samkeit. An zahlreichen Projekten sind sie beteiligt oder sie richten sich an diese. Hierunter fallenauch die betreute Grundschule, getragen von einem Förderverein, sowie die über einen Vereinorganisierte Krabbelgruppe.Die Pflege von öffentlichen Grünanlagen, Bauwerken, Spielgeräten etc., die Renovierung öffentlichgenutzter Gebäude und Anlagen erfolgt arbeitsteilig; viele Vereine und Bürgergruppen sind daranbeteiligt. Die Interessengemeinschaft richtet jährlich den Neujahrsempfang aus, bei dem die Neu-bürger besonders begrüßt werden.

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Baugestaltung des Ortes

Neben seiner ansprechenden topografischen Lage weist Heubach eine Anzahl von baulichen undstädtebaulichen Besonderheiten auf. So ist der große rechteckige Dorfplatz ein markantes Merkmaldes historischen Ortskernes. Der Platz mit Brunnen und umgebender Bebauung und den sechseinmündenden Straßen bilden eine Gesamtanlage nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz.Reizvolle Situationen bieten auch die drei Kirchen in ihrem jeweiligen Umfeld. Als reformiertes,lutherisches und katholisches Gotteshaus wurden sie im 18. bzw. späten 19. Jahrhundert errichtet.Wie zahlreiche Einzelgebäude sind auch sie von ortsgeschichtlichem und städtebaulichem Wert undentsprechend als Kulturdenkmäler geschützt. Als öffentliche Gebäude ragen weiterhin die histori-schen zwei Schulgebäude und das Rathaus heraus, wie auch das reaktivierte Backhaus das Dorfbildpositiv prägt. Der vor Ort bzw. in der Region gebrochene rote Sandstein dominiert im Ortsbild. Erfindet sich als Sichtmauerwerk bzw. auch als Zierwerk an Häusern und Nebengebäuden, in Sockelnoder auch in Massivbauweise bei einigen öffentlichen Gebäuden und dem Brunnen. Neben derFachwerkbauweise trägt der Stein damit ganz wesentlich zum Erscheinungsbild des Ortes bei. Beizahlreichen Restaurierungen wurde auf das ansprechende regionaltypische Material zurückgegrif-fen. Im Zuge von Umnutzungen entstanden aus ehemals landwirtschaftlichen Nebengebäuden neueWohnungen. Die historischen Hoftore geben dem Ortsbild einen prägenden Ausdruck und sinderhaltenswert. Die Neubauten fügen sich in der Regel maßstäblich, also ohne Störung in die be-nachbarte Bebauung ein. Die in den vergangenen Jahrzehnten entstandenen neuen Wohnhäuserstehen am nördlichen und südlichen Ortsrand in lockerer und der Topografie angepasster Bauweise.

Grüngestaltung des Ortes

Großkronige Bäume – zumeist Linden und Kas-tanien – geben dem Ort einen besonderen Reiz.Als Rahmenbepflanzung prägen sie u.a. dasUmfeld der Grundschule, der katholischen Kir-che oder den Bouleplatz. Neben zahlreichennaturnah gestalteten Innenhöfen heben sich dieÜbergänge von den privaten zu den öffentli-chen Flächen oftmals positiv von den Verkehrs-flächen ab. Mit der Umgestaltung des Markt-platzes erfolgte eine Teilentsiegelung verbun-den mit der Neugestaltung des Gesamtplatzes.Vorbildhaft sind einzelne Gärten hinsichtlich derGehölz- und Blumenauswahl und ihrer Gestal-tung zu bewerten. Hier fallen insbesondere diekleinen Gärten an der lutherischen Kirche unddem Rathaus und der private Garten des altenLehrerhauses ins Auge. Auch der Spielplatz fälltangenehm auf. Die innerörtliche Gartenanlagewurde über einen Bebauungsplan gesichert.Auch die Hausbegrünungen und die vereinzeltzu findenden Grasdächer sind nachahmenswerteBeispiele.Die relativ großzügig geschnittenen Grundstü-cke der Neubaugebiete ermöglichen auch hiereine gute Durchgrünung.

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Landschaftsgestaltung in der Gemarkung

Die Kulturlandschaft rund um den Ort ist von den Ausläufern des Odenwaldes umgeben. Der Waldzeichnet sich durch einen gesunden alten Mischbestand aus. Die Wanderwege führen an den natür-lichen Quellen vorbei. Insgesamt sind in der Gemarkung 30 Quellen zu finden, einige davon ge-fasst. Besonders ist die Heinrich Rausch-Quelle zu erwähnen. Das reine, weiche Wasser wird vonvielen Bürgern, auch aus der Umgebung, zum Verzehr, zum Bierbrauen und für die Aquarien geholt.

Das Landschaftsbild mit Ortslage wirkt harmonisch. Hierzu tragen neben der Tal-/Hanglage derkleinstrukturierte Kulturraum mit Wiesen und Feldern bei. Die Altbestände und die Neuanpflanzungender zahlreichen Obstbäume sind in einem gepflegten Zustand. Die Ernte des heimischen Obsteswird über den Obstbauverein durch ein jährliches Kelterfest mit Kindern und Bewohnern gefeiert.Der Pferdsbach ist in Teilen renaturiert. Aue und „Heubacher Schilf“ ermöglichen vielfältige Naturschutz-maßnahmen, die die Artenvielfalt von Fledermäusen, Singvögeln und Amphibien und Fischbestandunterstützen.

Anregungen und Empfehlungen

Die Kommission gewann den Eindruck, dass die Bewohner ihreZukunft auf drei Säulen stellen: Der Wertschätzung gegenüberdem Kulturraum, der Beachtung der örtlichen Geschichte unddas Vertrauen auf das eigene Handeln. Aus Sicht der Kommis-sion eine ausgezeichnete Basis, die örtliche Entwicklung auchweiterhin aktiv zu begleiten bzw. diese zu gestalten.Aus dieser Vorgabe leiten sich einige Empfehlungen ab: DiePflege des natürlichen Kapitals Heubachs – sein Landschafts-raum – sollte über die gegenwärtige Eltern-Generation hinaussichergestellt werden. Das bedeutet z.B., dass die Jugendli-chen und Kinder auch weiterhin an Baumschnitt und Gehölz-pflege herangeführt und ihnen die ökologischen Wirkungen derLandschaftsnutzung vermittelt werden. Es heißt weiterhin, dassdie Siedlungsentwicklung behutsam, also unter Beachtung derHöhenlinien weiterverfolgt und der geplante Gewerbeneubaudem Ortseingang angemessen eingegrünt wird. Um aus demnatürlichen „Kapital“ auch vermehrten wirtschaftlichen Gewinnzu erzielen, sind die touristischen Ziele des Ortes und die Mög-lichkeiten ihrer Umsetzung zu prüfen oder neu zu bestimmen(z.B. die Sicherung des Prädikats „Erholungsort“ mit den ent-sprechenden Anforderungen , formuliert 1998). Ein touristisches

Konzept kann sicherlich nur unter Einbeziehung der Stadt, der örtlichen Gastronomie und der Vereineerfolgen und bedarf ggf. auch einer fachlichen Begleitung.Die Kommission ermuntert den Ortsbeirat ausdrücklich, die Bürgerinnen und Bürger auch weiterhinin die örtlichen Projekte und städtischen Entscheidungen durch Transparenz der Informationen undpersönliche Ansprache einzubeziehen. In diesem Zusammenhang wird gerade auch die offene Ju-gendarbeit hoch eingeschätzt. Mitsprache und Mitentscheidung kann es auch bei der baulichenEntwicklung des Ortes geben. Hier bietet sich u.a. der Umbau des „Dalles“ an.

Um die ortstypischen Gestaltungsmerkmale auch bei zukünftigen Sanierungen und Umbauten zusichern bzw. bei Neubauten aufzugreifen, empfiehlt die Kommission die Erstellung einer Bau-

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gestaltungsfibel. Diese könnte aus dem Ort heraus unter fachlicher Be-gleitung erarbeitet werden (z.B. als VHS-Projekt). Ziel wäre, grundstücks-bezogene Aussagen sowohl zu erhaltenswerten Baudetails als auch Emp-fehlungen zu Materialien, Fenstern und Türen, Dacheindecken u.s.w. zuerhalten. Wie im Verkehrsraum gilt auch hier der Grundsatz, auf eineMaterial- und Formvielfalt zugunsten der historischen Vorgaben zu ver-zichten. Bei einer ev. Innenrenovierung des Rathauses ist das Augen-merk auf die fachgerechte Erhaltung zu legen.

Wünschenswert wäre auch die Erarbeitung einer „Grünfibel“. Sie bietetOrientierung bei der Garten-, Hof- und Freiflächengestaltung und Be-pflanzung. Vorbilder regen zur Nachahmung an. Daher sollten gelunge-ne Hof- und Gartengestaltungen, Sandsteinstützmauern und Einfriedun-gen etc. öffentlich vorgestellt und kommuniziert werden, z.B. über dasGemeindeblatt oder das Internet.Konkret wird angeregt, den Eingangsbereich an der katholischen Kirchedurch eine naturnahere Bepflanzung zu optimieren und den Schulhofdurch weitere Pflanzungen stärker zu entsiegeln und zu gliedern. Natur-und Artenschutzprojekte sind fortzuführen, z.B. durch Fledermaushilfen.Nicht alle Quellen sollten gefasst werdenDie Bemühungen um den Erhalt des alten reformierten Schulhauses durchden neuen Verein werden ausdrücklich begrüßt. Unterstützung bietethierbei sicherlich die Landkreisverwaltung.

Die Bewertungskommission, August 2006

AnsprechpartnerOrtsvorsteher Matthias WeberErzberger Straße 1964823 Groß-Umstadt-Heubach

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Lohra-Weipoltshausen

Weipoltshausen im Landkreis Marburg-Biedenkopf ist ein Dorf mit gelebter Ge-meinschaft. Ortsbeirat, Vereine, die „Akti-ven Bürger“ u.a. bilden dabei das „Herzdes Dorfes“ und des Zusammenlebens.600 Einwohner zählt der Ort, was eine Zu-nahme seit 1990 um 80 Bürgerinnen undBürger bedeutet. Die Bewohner stehen inder Tradition des gemeinsamen Handelns,welche als Grundlage für die örtliche Wei-terentwicklung gesehen wird. Vor diesemHintergrund steht wohl auch die 15. Teil-nahme am Wettbewerb seit 1967. Wei-poltshausen bemüht sich seit langem umdie Anerkennung als Dorferneuerungs-schwerpunkt.

Entwicklung des Ortes

Die Gemeinde Weipoltshausen verfügt über einen Flächennutzungsplan mit integriertem Landschafts-plan, fünf Bebauungspläne und eine Abrundungssatzung sowie ein Wochenendhausgebiet. Beiaktuellen Bebauungsplänen wird auf wasserdurchlässige Befestigungen und die Pflanzung einheimi-scher Gehölze geachtet. Vorhandene Baulücken sollen bevorzugt geschlossen werden. In ehemali-gen landwirtschaftlichen Gebäuden wurden Wohnungen geschaffen. Der soziale und kulturelle Treff-punkt befindet sich in der Ortsmitte. Hier ist neben dem Bürgerhaus mit seinen verschiedenenNutzungen wie Jugendclub die Heimatstube mit Bücherei und mehr angesiedelt.

Weipoltshausen verfügt über eine Gaststätte und ein bemerkenswertes Angebot an Handwerks-und Dienstleistungsbetrieben, die insgesamt 16 Voll- bzw. Nebenerwerbsarbeitsplätze bieten. DieAnsiedlung eines Dorfladens war nicht erfolgreich. Zwei Direktvermarkter sowie ein Großhandel fürBiolebensmittel ermöglichen jedoch eine Teilversorgung vor Ort. Die kommunale Infrastruktur wirddurch vielfältige Eigenleistungen und hohes persönliches Engagement abgesichert.

Zukünftig soll der Tourismus eine stärkere Rolle spielen. Die an Weipoltshausen vorbeiführendenWanderwege, insbesondere der an Bedeutung zunehmende Elisabethenweg, soll Übernachtungs-gäste bringen. So ist in der neu errichteten Schutzhütte eine Heuunterkunft in Eigenorganisationgeplant.Die Anbindungen an den Öffentlichen Personennahverkehr nach Marburg oder Gießen sind gut,Schulen und Kindergärten sind in den Nachbarorten. Busse bringen die Kinder dort hin.Die Lebensqualität im Dorf wird insbesondere auch durch das ausgeprägte „Wir-Gefühl“ definiert.Die Gemeinde ist sich bewusst, welche Bedeutung die dörfliche Identifikation und das bürger-schaftliches Engagement für die Entwicklung haben. Deshalb ist nicht nur die Gemeindevertretungbei den monatlichen Sitzungen des Ortsbeirats vertreten, sondern auch die Bürger werden in alleEntscheidungsprozesse eingebunden. Aktuell stehen Überlegungen zur Senkung der Betriebskos-ten des Dorfgemeinschaftshauses, ggf. auch eine örtliche Übernahme an, um die Gebäude auchzukünftig in voller Funktion zu sichern. Die voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung mit ihren Wir-kungen auf den Ort wird thematisiert.

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Bürgerschaftliche Aktivitäten

Die Vielzahl der Vereine, Initiativen und das private Engagement zeigen wie ausgeprägt die dörfli-che Identität ist. Ein Zusammenschluss aller Vereine zu dem Freizeit- und Kulturverein fand kürzlichstatt. Jeder Verein engagiert sich auch über sein vereinseigenes Thema hinaus. So wird die neueSchutz- und Freizeithütte vereinsübergreifend finanziert und organisiert, der gemischte Chor hältdas Backhaus instand, zukünftig sollen auch die Reinigungsarbeiten für das Dorfgemeinschaftshausübernommen werden. Die Dorfbewohner halten die örtlichen Grünflächen unter der Regie des Ver-schönerungsvereins in Ordnung. Die „Aktiven Bürger“ kaufen und pflegen die Geräte des Kinderspiel-platzes usw. Weitere Schwerpunkte liegen in der Brauchtumspflege und Heimatforschung und im

praktischen Landschafts- und Umweltschutz.Zahlreiche Feste und Feiern beleben über das ganzeJahr das Dorfleben, der Erlös aus diesen Festen dientwiederum der Finanzierung von gemeinschaftlichen Ein-richtungen.Hervorzuheben sind die internationalen Aktivitäten, dieländerübergreifende Patenschaften z.B. der Feuerwehrumfassen oder auch die Aktion „Kinder helfen Kin-dern“, bei der Kinder in Sao Paulo unterstützt oderWeihnachtspakete an osteuropäische Kinder verschicktwerden.

Auch innerhalb der Gemeinde wird eine Offenheit ge-genüber anderen Kulturen gelebt und anerkannt. Bei-spiele hierfür sind die Hausaufgabenhilfe für die Kin-der von im Dorf lebenden Asylbewerbern oder daskonfessionsübergreifende soziale Engagement z.B. beider Trauerhilfe in der Nachbarschaft.Für die ältere Generation werden vom Seniorenbeirat,

u.a. in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule, diverse Angebote unterbreitet. Auch die freie undehrenamtlich organisierte Kinder- und Jugendarbeit besitzt einen hohen Stellenwert für das dörflicheMiteinander. Sie ergänzt die guten Angebote der Jugendarbeit in den Vereinen.

Baugestaltung des Ortes

Weipoltshausen besitzt einen ausgeprägten dörflichen Charakter mit einem insgesamt harmoni-schen und gut erhaltenen Ortsbild und einem starken innerörtlichen Grünanteil. Auf dem regelosenGrundriss stehen die Gehöfte meist in lockerer Anordnung. Die Kirche von ca. 1200 liegt auf einemnoch erkennbaren Niederterassensporn. Durch die gewundene und sich der Topografie harmonischanpassende Straße wirkt der Ort mit Unter- und Oberdorf malerisch. Mehrere in Naturstein gefassteBrunnen erinnern an die vergangene Bedeutung des Wassers für das dörfliche Leben. Der Ortskernsteht als Gesamtanlage unter Denkmalschutz. Darüber hinaus sind mehrere Häuser als Einzelkultur-denkmäler ausgewiesen. Die meisten Gebäude befinden sich in einem weitgehend gut erhaltenenZustand. Weiterhin sind positive bis herausragende Sanierungsbeispiele zu finden. Sieben Wirtschafts-gebäude wurden zu Wohnzwecken umgenutzt. Hinsichtlich ihrer Proportionen, ihres Standortes undFarbgebung fügen sich die neueren auch öffentlichen Gebäude, wie das Bürgerhaus oder die Heimat-stube, zurückhaltend in das Ortsbild ein. Dieses gilt in der Regel auch für die „neuen“ Stützmauernund Einfriedungen.

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Grüngestaltung des Ortes

Weipoltshausen präsentiert sich als ein grü-ner Ort. Die vorhandenen großkronigen (Hof-)Bäume umrahmen die öffentliche und privateBausubstanz und gestalten die Ortseingänge.Weitgehend sind auch die Ortsränder gut ein-gegrünt. Hainbuchenhecken bilden vielerortsnatürliche Einfriedungen. Die ortsbildprä-genden Trockenmauern sind zum Teil saniertund begrünt worden. Vorbildlich ist der Ver-zicht auf Herbizide auf öffentlichen Grünflä-chen und die zahlreichen Artenschutzmaß-nahmen, z.B. für Schleiereule, Schwalben, Bie-nen und Wespen. Die vorhandenen privatenBauerngärten mit Stauden, Gemüsebeeten,Heil- und Gewürzkräutern unterstreichen die

dörfliche Struktur. Im Bewusstsein der Bevölkerung werden die Anforderungen an Natur- und Land-schaftsschutz durch vielfältige Informationsarbeit lebendig gehalten. Inwieweit hiervon auch die Neu-bürger profitieren, konnte die Kommission nicht abschließend bewerten.

Dorf in der Landschaft

Die geringe Bodenzahl ermöglicht fast ausschließlich eine Grünlandnutzung. Die Pflege vonStreuobstbeständen, aber auch die Anlage von neuen Sortengärten zur Erhaltung alter Obstsortenist in Weipoltshausen besonders ausgeprägt. Über 3.000 Neupflanzungen wurden in den letztenJahren unter fachlicher Begleitung durchgeführt. Neben der Pflege ist eine örtliche Verwertung desObstes durch Kauf eines Musers, einer Obstpresse und Flaschenfüllanlage vorgesehen. Durch dieErhaltung und Neuanlage von Hecken und Feldrainen ist die Gemeinde bestrebt, ein Verbundsys-tem naturnaher Lebensräume in der Gemarkung zu schaffen. Die kleinräumige Kulturlandschaftsetzt die dörflichen Strukturen der Ortslage in der freien Landschaft fort und lässt Weipoltshausenals eine malerische Idylle mit aktiven Menschen, lan-ger Tradition und gelebter Gegenwart erscheinen.Dieses betont auch die angenehme Einfachheit derPilgerschutzhütte.

Anregungen und Empfehlungen

Der Weg der Bewohnerschaft, sich sowohl offenden strukturellen Veränderungen zu stellen unddabei Tradition und Geschichte ihren Platz zu si-chern, ist überzeugend und sollte weiter verfolgtwerden. Ausbaufähig schien der Kommission dieBehandlung der konkreten Auswirkungen der Be-völkerungsentwicklung auf den Ort, auch im Kon-text mit den gemeindlichen Zielen. Dieses gilt auchfür das touristische Konzept. Empfohlen wird sich

Lohra-Weipoltshausen

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über die realistischen Ziele, die Möglichkeitenund Chancen mit externen Fachpersonen zu be-raten.

Ein besonderes Augenmerk ist auf die Nutzungbzw. den weiteren Verfall einzelner Gebäude zurichten. Dort wo der bauliche Zerfall droht, sollteauch zukünftig unter Einbindung der denkmal-pflegerischen Beratung saniert werden. Wichtigist hierbei die Erhaltung bzw. Sicherung der nochzahlreich vorhandenen alten Bausubstanz. Derbegonnene Weg der Umnutzung von Scheunenfür Wohnzwecke ist zu begrüßen und sollte wei-ter fortgeführt werden.

Bei Renovierungen und Sanierungen ist auf diehandwerksgerechte Ausführung zu achten, ge-rade auch der Baudetails. Dabei sollten histori-

sche Vorbilder von Türen, Toren, Fenster etc. ebenso Beachtung finden wie die Sicherung vorhande-ner Details z.B. der Eckständer, der Rähmprofilierungen oder sonstiger Bauornamente. Grundsätz-lich gilt, die den Ort kennzeichnende harmonische, also zurückhaltende, Formensprache und Farb-wahl zu bewahren.Gute Sanierungs- und Renovierungsbeispiele können als beispielhaft und nachahmenswert darge-stellt werden, z.B. durch Hausschilder, Bilddokumentationen. Auch positive Gartennutzungen soll-ten herausgestellt werden, z.B. durch einen gemeindlichen Wettbewerb. Die Trockenmauern solltenin ihrer Funktionalität und ökologischen Bedeutung erhalten bleiben.

Die malerische Idylle des Ortsbildes von Weipoltshausen wird durch den urban gestalteten Vorplatzdes Dorfgemeinschaftshauses und das „moderne“ Gebäude unterbrochen. Hier könnte im Rahmeneiner Dorfentwicklung eine den umliegenden Strukturen angepasste Flächengestaltung erfolgenund auch das Gebäude stärker durch Begrünung angepasst werden. Wie bei allen zukünftigenPflastermaßnahmen sollte auch hierbei Zurückhaltung in der Gestaltung geübt werden. Um einebessere Einpassung in die Landschaft zu erzielen, sollte eine naturnahere Gestaltung der Wasser-tretanlage geprüft werden.

Die Bewertungskommission, August 2006

AnsprechpartnerOrtsvorsteher Helmut FinkHauptstraße 3235102 Lohra-Weipoltshausen

Lohra-Weipoltshausen

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 93

Lohra-Weipoltshausen

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Melsungen-Kirchhof

Nordöstlich von Melsungen erstreckt sich das Mel-sunger Bergland mit bis über 400 Höhenmetern. Indem engen Kehrenbachtal liegt Kirchhof, umgebenvon Bergwäldern. Zwei mittelalterliche Handelswegeführen am Ort vorbei. Die topografische Lage, derWaldreichtum und die Nähe zu Melsungen (4 km) be-stimmten wesentlich die wirtschaftliche und sozialeEntwicklung des Ortes. Die kleine Landwirtschaft dienteder Eigenversorgung. Als Fuhrmann, Handwerker oderTagelöhner gingen die Kirchhofer nach Melsungen,ab dem 20. Jahrhunderts auch als Arbeiter in die In-dustrie. Noch heute pendeln die meisten Berufstäti-gen in die Kernstadt. Das Dorf im Schwalm-Eder -Kreishat sich so zu einem Wohndorf entwickelt. Die Bevöl-kerungsentwicklung ist mit aktuell 563 Einwohnern inden vergangenen 16 Jahren leicht rückläufig. Kirchhof

hat 2003 seine 700-jährige Geschichte gefeiert. 2006 wurde der Stadtteil als Schwerpunkt der Dorf-erneuerung anerkannt. Am Wettbewerb beteiligte sich der Ort mehrfach erfolgreich in den 60-erJahren und - nach langer Pause – 2005 erneut. Die Homepage von Kirchhof befindet sich im Auf-bau: www.melsungen-kirchhof.de.

Entwicklung des Dorfes

Die Zusammenarbeit zwischen dem Ort und der Stadt wird als gut und ausreichend geschildert. Der„kleine Dienstweg“ zwischen dem Ortsbeirat und der Stadtverwaltung findet durch themenbezogeneBürgerversammlungen und öffentliche Ortsbeiratssitzungen eine Ergänzung. Mit zwei Bewohnernist der Stadtteil im Stadtparlament vertreten. Auch informelle Gruppen sind in die Entscheidungenüber die weitere Ortsentwicklung eingebunden. So hat die Dorfgemeinschaft Kirchhof e.V. nachAbschluss der 700-Jahr -Feier ihre Arbeit fortgesetzt. Die AG Dorferneuerung ist in drei Bereichentätig: Soziales Dorfleben und Kultur; Infra-struktur, Bausubstanz und Grundversor-gung; Freiraumgestaltung. Im Agenda 21-Prozess befassen sich fünf Bürger Kirch-hofs mit Themen aus der Umwelt, Land-und Forstwirtschaft.

Der Flächennutzungsplan aus den 80-erJahren erfährt zurzeit seine 52. Überarbei-tung. Aktuelle Aussagen enthält der Land-schaftsplan von 2003/2004. Der geschlos-sene Ortskern wurde 2000 im Südwestenum ein neues Baugebiet mit 1,7 ha erwei-tert, womit der ehemals am Ortsrand lie-gende Friedhof an die bebaute Ortslageangeschlossen wurde. Aufgrund der ge-ringen Nachfrage ist die Bebauung zumTeil sehr vereinzelt. Der Bebauungsplan

Melsungen-Kirchhof

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 95

schreibt den Einbau von Regenwasserzisternen mit jeweils 5000 Liter Inhalt vor. Ein Gartengebiet imnordwestlichen Außenbereich wurde 1997 mit einem Bebauungsplan gesichert.

In den 90-er Jahren hat die Stadt für alle Stadtteile einen Dorfentwicklungsplan mit einer Gestaltungs-satzung als Grundlage der weiteren Entwicklung erstellen lassen. Mit der Aufnahme in das Schwer-punktprogramm des Landes Hessen wird dieser derzeit fortgeschrieben.

Melsungen bezuschusst auch die Beratung und den Bau von Solaranlagen. An die Kernstadt istKirchhof mit dem ÖPNV und einem Radweg gut angebunden Durch die Nähe zu Melsungen wurdedie Schule bereits 1969 geschlossen. An weiteren öffentlichen Einrichtungen finden sich im Ort einGemeinschaftshaus und Feuerwehrgerätehaus, Sport- und Spielanlagen, die Grillhütte, das Vereins-heim der Sportgemeinschaft 09, der Friedhof, die evangelische Kirche sowie der Gemeinderaumder Kirchengemeinde.

Im Ort werden 25 (Teil-)Arbeitsplätze in Handwerk und Dienstleistung angeboten, der überwiegendeTeil der Erwerbstätigen ist bei der Braun Melsungen AG beschäftigt. Die Versorgung mit Gütern undDienstleistungen des täglichen Bedarfs erfolgt durch Verkaufswagen bzw. mobile Bringdienste. DieTraditionsgaststätte im Dorf ist seit 1990 von derSportgemeinschaft gepachtet.

Ehemals von größerer auch wirtschaftlicher Bedeu-tung besitzt der Fremdenverkehr gegenwärtig keineBedeutung mehr für den Ort. Noch in den 60-er Jah-ren wurde für „Kirchhof als Oase im Hessischen Ried-forst“ geworben. Der Ort konnte immerhin 1967 über9.800 Übernachtungen ausweisen.Die emotionale Bindung der Bewohner an ihrenWohnort ist groß. Hierzu tragen insbesondere dieVereinsaktivitäten (und ihre sportlichen Erfolge), aberauch die vielfältigen gemeinschaftlichen Eigenleis-tungen bei. Erwähnt seien hier die Baumaßnahmenan der Friedhofshalle, am Gemeinschaftshaus undan den Vereinshäusern oder das Buswartehaus. Das„Kerchhewer Lied“ und das Dorflogo stehen wei-terhin als Ausdruck der dörflichen Identität.

Bürgerschaftliche Aktivitätenund Selbsthilfeleistungen

In der „Dorfgemeinschaft Kirchhof e.V.“ arbeiten noch immer 70 Mitglieder an der Erhaltung undVerbesserung der natürlichen Lebensgrundlagen des Dorfes. Die Pflege der Natur und Heimatkun-de, Ausstellungen und die Förderung des Umweltschutzes wie auch der Bau von Schutzhütten, dieAufstellung der Ruhebänke und Ausweisung von Wanderwegen gehören zu deren Aufgaben. DasMähen kleinerer Rasenflächen und das Anpflanzen und die Pflege von Blumen werden in Paten-schaften von den Anliegern übernommen. Anlässlich des Dorf-Geburtstages erstellten zahlreicheBewohner eine Ortschronik.

Ein breites Angebot bieten die weiteren fünf Vereine und die Kirchengemeinde. Mehr-fachmitgliedschaften der Einwohner sind hierbei selbstverständlich. Die Sportgemeinschaft 1909

Melsungen-Kirchhof

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(SG 09) Kirchhof e.V. (der größte Verein mit ca. 500 Mitgliedern) wurde durch die Damenhandball-mannschaft bundesweit bekannt, als diese 1977 und 2004 in die höchste Spielklasse, die Bundesli-ga, aufgestiegen sind. Hervorzuheben ist auch die Nachwuchsförderung der SG 09. Kinder ab 4Jahren werden über Minihandball für die nächsten Jahrgangsstufen ausgebildet. Die Handball-sparte kooperiert dabei eng mit dem Bundesligaverein Melsungen. Der Sportverein, die Feuerwehrund die Ev. Kirchengengemeinde sprechen dabei insbesondere auch die Kinder und Jugendlichenaus dem Ort an.

Die Kirchhofer Rasselbande ist ein Zusammenschluss von derzeit 25 Müttern. Sie richten zweimaljährlich einen Kinderbasar aus. Aus dem Erlös werden verschiedene Projekte im Dorf unterstützt.Alle Vereine beteiligen sich aktiv am Tag der Stadt- und Landschaftspflege. Gute Nachbarschafts-hilfe im Ortskern zeichnet sich durch die Betreuung und den Besuch von älteren und kranken Mit-bürgen aus.

Baugestaltung des Dorfes

Durch die in den vergangenen Jahrzehnten erfolgte Be-bauung entlang der Landestraße und durch die lockereNeubebauung hangaufwärts hat der Gesamteindruck desehemaligen geschlossenen Haufendorfes in den ver-gangenen zehn Jahren eine Veränderung erfahren. DerOrtskern ist in weiten Teilen in seiner baulich-räumlichenEnge mit den gewundenen Gassen erhalten. Er ist umdie ehemalige Wehrkirche mit den Resten des Grüngür-tels im Westen und der kleinteiligen Bebauung am Hangdes Krämersberges aus geschichtlichen Gründen alsGesamtanlage bewertet. Eine zweite Gesamtanlage bil-den die Obst- und Gemüsegärten am östlichen Ortsaus-gang. Daneben weist der Ort eine große Anzahl vonEinzeldenkmälern aus geschichtlichen, städtebaulichenund nachrangig aus künstlerischen Gründen aus. Die imDorfmittelpunkt stehende Kirche mit der „neuen“ Kirchen-

halle von 1828 aus Sandsteinmauerwerk besitzt ein harmonisch gefasstes Umfeld, eingesäumt voneinem Staketenzaun.

In mehreren Straßen wurde das historische Pflaster wieder aufgenommen oder aber durch Neu-pflasterungen ergänzt. So zeigt sich auch der Dorfplatz, der nach dem Ausbau der Landesstraße1995/96 nach Abbruch eines Gebäudes neu angelegt wurde. Welche funktionale Bedeutung die-sem Platz im Alltag zukommt, hat sich der Kommission jedoch nicht abschließend erschlossen. Wieauf diesem Platz so befinden sich im Ort weitere sehr schöne Sandsteinbrunnen wie z.B. der „Sitz-born“ oder der neue Brunnen von 1987. Sie werden durch Quellen gespeist. Das ortsbilddomi-nierende Baumaterial im Ort ist der rote Sandstein. Er findet sich auch in zahlreichen Stützmauernund Einfriedungen. Im Gegensatz dazu findet er sich nur noch vereinzelt in den privaten Hofflächen.

Die relativ hohe Ausweisung von Einzelkulturdenkmälern kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen,dass bei zahlreichen Renovierungen und Umbauten die hausgeschichtlichen Besonderheiten undihre handwerkliche Ausführung im Detail in Vergessenheit gerieten. Neben fachgerecht renoviertenGebäuden finden sich so z.B. „moderne“ Türen und Fenster, wo kleingliedrige Fassadenöffnungen

Melsungen-Kirchhof

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 97

dem Haustyp angemessener gewesen wären. Auch wurden vor Jahren manche historische wet-terseitige Fassadenbekleidungen durch neuzeitige Wandbehänge abgelöst. Als reizvolle örtlicheBesonderheit sind die diversen kleinen Schuppen mit Lattenverkleidung auszumachen. Anderenortssind diese oftmals schon verschwunden.

Das ehemalige Lebensmittelgeschäft wird nunmehr als kirchlicher Gemeinderaum genutzt. Die „Krö-nung der Aufbauarbeit von 1970“ (Original Presse), das etwas abseits gelegene Dorfgemeinschafts-haus, ist ein zeitgemäßer funktionaler Bau mit Flachdach, der auch mit den Anbauten für die Feuer-wehr durch die gute Eingrünung nicht störend wirkt. Auch die Friedhofshalle von 1966 mit ihremneuen Anbau ist hinsichtlich seiner Kubatur und Ausführung ein ansprechendes Gebäude. Diesestrifft auch für das Backhaus zu. Alle Gebäude wurden unter großer Eigenleistung errichtet. Dieehemalige Schule und das Spritzenhaus wurden verkauft und zu Wohnhäusern umgebaut. Eine alteScheune wurde von den Eigentümern in ihrer Bausubstanz erhalten. Innen präsentiert sie „Fund- undSchaustücke“ vergangenen dörflichen Lebens, insbesondere bäuerliches Arbeitsgerät. Auf Nachfra-ge wird sie für die Besucher geöffnet. Im Dorf befinden sich zwei Spielplätze.

Grüngestaltung des Dorfes

Die offene Bebauung der Ortsränder lassen Kirchhof als einen grünen Ort auch im Ortskernbereicherscheinen. Hierzu tragen einerseits großzügige Anlagen wie das Kirchenumfeld mit seinen Bäumenu.a. der alten Linde oder auch die Eingrünung des Friedhofes mit der Hainbuchenhecke bei.Andererseits prägen die kleinen punktuellen Grünflächen mit ansprechenden Gehölzen und Blumenund die kleinen sog. halböffentlichen Plätze das Gesamtbild. Bauern- und Nutzgärten stärken das

positive Erscheinungsbild, allerdings sinddiese nicht durchgängig vorhanden. Im Ge-gensatz zum öffentlichen Raum finden sichjedoch relativ wenige großkronige Laubbäu-me auf privaten Raum, wie auch mancheRasenfläche den Garten abgelöst hat.

Das Dorf in der Landschaft

Kirchhof liegt eingebettet in eine hügeligeLandschaft mit naturbelassenen Seitentälernund kleinparzellierter extensiver Bewirtschaf-tung. Der östliche/südöstliche Ortsrandweist durch Feldgehölze, auch alte Obst-bäume eine enge Verzahnung zum angren-zenden Wald auf. Mit Einschränkungen sindauch die weiteren Ortsränder stark und viel-fältig strukturiert. Vernässungen der Grün-

bereiche, Quellen, Obstwiesen etc. geben der Ortsumgebung ihre ökologische Wertigkeit. Derüberwiegende Teil der Gemarkung liegt im Vogelschutzgebiet „Riedforst bei Melsungen“. Dasgleichlautende Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet erstreckt sich nordöstlich der Ortslage. Zu einemder wichtigsten Gelbbauchunken Bestände in Hessen zählt das Feuchtbiotop. Er befindet sich amwestlichen Ortsausgang in der Nähe des Bachlaufs, der in weiten Teilen mit einem geschlossenenGehölzbestand versehenen ist.

Melsungen-Kirchhof

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Schutzhütte von 1975Ansprechend ist der idyllische Waldsportplatz mit Tennisanlage, Duschhalle und einem nach Mög-lichkeit auf Dauer zu sichernden Tribünenhäuschen. Der Hochbehälter unterhalb der Sportanlagesteht als Zeugnis der modernen Wasserversorgung des beginnenden 20. Jahrhunderts. Die 1975errichtete Schutzhütte bietet einen wunderbaren Blick auf das Kehrenbachtal.

Anregungenund Empfehlungen

Mit der neu angelaufenen Dorf-erneuerung besitzt Kirchhof einegute Möglichkeit, den vorgezei-chneten Weg fortzusetzen. Da-bei stellt sich insbesondere dieHerausforderung, die junge Ge-neration und die (erwarteten)Neubürger in die Planungen umdie Entwicklung des Ortes ein-zubeziehen.

Die Kommission empfiehlt nach-folgende Ansatzpunkte aufzu-greifen: Die städtebauliche An-bindung des nur zaghaft beleg-ten Neubaugebietes erfordert ggf. eine Änderung des B-Plans in Form einer Rücknahme oder stufen-weisen Bebauung. Die (bestehenden) Neubauten sollten auf jeden Fall durch Eingrünungen an denOrtskern eingebunden werden. Ein städtebaulicher Rahmenplan könnte den Weg für die weitereOrts(kern)entwicklung zeigen. Hierin sind auch Aussagen über die erwarteten Gebäudenutzungenaufzunehmen und entsprechende Aussagen für die Ortskernsicherung zu treffen. Welchen BeitragKirchhof für die touristische Entwicklung der Stadt Melsungen und des „Mittleres Fuldatal“ zukünf-tig haben kann, ist weiterhin zu prüfen. Einbringen könnte der Ort auf jeden Fall seine geschichtli-chen und kultur- und naturräumlichen Ressourcen.

Auf die Sicherung der naturräumlichen Besonderheit Kirchhofs sollte daher ein besonderes Augen-merk gelegt werden. Das Ziel, Umwelt-, Natur- und Artenschutz mit der Landschaftspflege zu ver-binden, sollte auch zukünftig Bestand haben. Dabei sind Wege zu diskutieren, wie dieses auch inder nächsten Generation gesichert werden kann. Als fachliche Grundlage wird empfohlen, die Emp-fehlungen des Landschaftsplans heranzuziehen. Diese betreffen nicht nur den Außenbereich, son-dern auch die Ortseingänge und -ortsränder. Zu prüfen wäre auch eine Freilegung des verrohrtenGrabens und ergänzende Erlenanpflanzungen zur Beschattung des außerörtlichen Bachlaufes. Fürdie innerörtliche Durchgrünung wird angeregt, gemeinsam weitere Standorte für Baumpflanzungenzu suchen und mit den Anwohnern abzustimmen. So könnte z.B. der Brunnenplatz im öffentlichenBereich durch Bäume ergänzt werden. Nicht jeder kleine Platz sollte befestigt werden sondern auchRaum für Ruderal- und Trittgesellschaften lassen. Der Spielplatz im Umfeld des Gemeinschafts-hauses könnte um neue spielpädagogisch erprobte bauliche Anlagen und Geräte bereichert wer-den. Empfohlen wird auch eine weitere Eingrünung des Spielplatzes am Ortsrand. Wünschenswertist die Erstellung einer Grünfibel, die grundstücksbezogene Aussagen über mögliche Gehölz- undBaumpflanzungen, Hausberankungen etc. enthält.

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Mit der Dorferneuerung besteht die Möglichkeit, fachlich gesicherte grünordnerische, aber auchdenkmalpflegerische, bauliche Beratungen in Anspruch zu nehmen. Diese Chance gilt es zu nutzen.Neben der Grünfibel empfiehlt die Kommission auch die Aufstellung einer ortsindividuellen aktuali-sierten Baufibel. Diese könnte die Gestaltungsempfehlungen für die bauliche Entwicklung des Ortesanschaulich, grundstücksbezogen und abgestimmt festhalten. Das Dorferneuerungsprogramm bie-tet weiterhin fachliche und ggf. finanzielle Anreize zur Sanierung weiterer Häuser und Entsiegelungder Hofflächen.

Grundsätzlich empfiehlt die Kommission, sich auf die (historischen) Besonderheiten des Ortes zubesinnen und diese öffentlich hervorzuheben und in die weitere bauliche und touristische Entwick-lung einfließen zu lassen. Hierzu zählen die bereits erwähnten Schuppen, die traditionellen Straßen-profile und ihre Befestigung, die regionalen Baumaterialien wie der rote Sandstein, die orts-charakteristischen Höhenversprünge im Straßenraum, die verschiedenen Haustypen die Spiegel dersozialen und wirtschaftlichen Geschichte des Ortes sind (z.B. die Wohnstallhäuser), aber auch dieArchitektur der 60- er. Aber auch das Gasthaus sollte bei einer ev. Innenraumsanierung im Originalerhalten bleiben.

Die Bewertungskommission, August 2006

AnsprechpartnerOrtsvorsteher Helmut HartungLehmkaute 434212 Melsungen-Kirchhof

Melsungen-Kirchhof

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Melsungen - Kirchhof

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Siegerehrung

Veranstaltung am 1. Oktober 2006im Kurhaus von Bad Wildungen

Pressemitteilung des Hessisches Ministeriums für Umwelt,ländlichen Raum und Verbraucherschutz

Einladung und Programm zur Preisverleihung

Grußwort des Gastgebers Volker Zimmermann

Festrede des Staatsministers Wilhelm Dietzel

„Kommunale Entwicklung stärken – Ehrenamt unterstützen“, Stephan Würz

„Einblicke“, Roswitha Rüschendorf

Grußwort, Heiko Backhaus, Frankenau-Altenlotheim

Grußwort, Heinz Heilbronn, Alsfeld-Altenburg

Siegerehrung

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Presseinformation

Wiesbaden, 29. September 2006Nr. 508

Achtung Sperrfrist: 01. Oktober 2006, 10.00 Uhr !!!

Eigeninitiative der Bürger ist eine zentrale Ressource für zukünftige Herausforderungen im länd-lichen Raum – Landessiegerehrung „Unser Dorf“ in Bad Wildungen

„Ich freue mich, die erfolgreichsten hessischen Dörfer des 32. Landesentscheids „Unser Dorf“ hierim Kurhaus in Bad Wildungen nach einem spannenden Wettbewerb auszeichnen zu können“, sagteUmweltminister Wilhelm Dietzel heute am Tag der Regionen in Bad Wildungen.

In der heutigen Zeit, in der sich der Staat mit seinen begrenzten finanziellen Ressourcen in vielenBereichen nicht mehr so engagieren kann wie früher, sei es umso wichtiger, dass durch Eigeninitia-tive der Bürger Zeichen gesetzt werden. Dabei solle das bürgerschaftliche Engagement eine zentra-le Ressource sein. Der Wert des bürgerschaftlichen Engagements zur Lösung gesellschaftlicherProbleme solle dabei im Rahmen dieses Wettbewerbs besonders hervorgehoben werden, so derMinister weiter.

„Der Name des Wettbewerbes ‚Unser Dorf’ steht für eine hohe Qualität dörflichen Lebens. Leitge-danke ist, wie sich der Einzelne, die Gemeinschaft, aber auch die Kommune für das Dorf einsetzenkönnen, um es noch lebenswerter und zukunftsfähiger zu gestalten“, äußerte sich Minister Dietzelund weiter: „Es soll dabei deutlich werden, dass sich bürgerschaftliches Engagement sowohl fürdas Gemeinwesen als auch für die jeweiligen Akteure lohnt. Der Wettbewerb kann deshalb für ganzHessen einen beispielhaften Beitrag zur Neudefinition gesellschaftlicher Verantwortung von Staat,Wirtschaft und bürgerschaftlichem Engagement leisten“.

In Zukunft werden die Auswirkungen des demographischen Wandels die Dörfer im ländlichen Raumvor eine große Herausforderung stellen. Auch der Dorfwettbewerb soll dazu beitragen diese Pro-bleme des demographischen Wandels unter der Prämisse „Mehr Dorf für weniger Bürger“ zu be-wältigen. Daher soll das aktivste, sozialste und zukunftsfähigste Dorf im Rahmen dieses Wettbe-werbs ausgezeichnet werden.

Zum Schluss wünschte Minister Dietzel den beiden Siegerdörfern Frankenau-Altenlotheim und Als-feld-Altenburg für den im nächsten Jahr stattfindenden Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zu-kunft“ viel Erfolg und sprach die Hoffnung aus, dass die heutige Veranstaltung dazu beiträgt, denWettbewerbsgedanken in noch mehr Dörfer hineinzutragen.

Hessisches Ministerium für Umwelt,ländlichen Raum und Verbraucherschutz

Presseinformation

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 103

Presseinformation

Im Landesentscheid 2006 der besten Dörfer Hessens wurden folgende Sieger ermittelt:

Gruppe AGruppe AGruppe AGruppe AGruppe A

1.1.1.1.1. Altenlotheim, Stadt Frankenau, Landkreis Waldeck-FrankenbergAltenlotheim, Stadt Frankenau, Landkreis Waldeck-FrankenbergAltenlotheim, Stadt Frankenau, Landkreis Waldeck-FrankenbergAltenlotheim, Stadt Frankenau, Landkreis Waldeck-FrankenbergAltenlotheim, Stadt Frankenau, Landkreis Waldeck-Frankenberg2.2.2.2.2. Oberellenbach, Gemeinde Alheim, Landkreis Hersfeld-RotenburgOberellenbach, Gemeinde Alheim, Landkreis Hersfeld-RotenburgOberellenbach, Gemeinde Alheim, Landkreis Hersfeld-RotenburgOberellenbach, Gemeinde Alheim, Landkreis Hersfeld-RotenburgOberellenbach, Gemeinde Alheim, Landkreis Hersfeld-Rotenburg3.3.3.3.3. Hergershausen, Stadt Babenhausen, Landkreis Darmstadt-DieburgHergershausen, Stadt Babenhausen, Landkreis Darmstadt-DieburgHergershausen, Stadt Babenhausen, Landkreis Darmstadt-DieburgHergershausen, Stadt Babenhausen, Landkreis Darmstadt-DieburgHergershausen, Stadt Babenhausen, Landkreis Darmstadt-Dieburg

Gruppe BGruppe BGruppe BGruppe BGruppe B

1.1.1.1.1. AltenburAltenburAltenburAltenburAltenburg, Stadt Alsfeld, Vg, Stadt Alsfeld, Vg, Stadt Alsfeld, Vg, Stadt Alsfeld, Vg, Stadt Alsfeld, Vogelsberogelsberogelsberogelsberogelsbergkrgkrgkrgkrgkreiseiseiseiseis2.2.2.2.2. Weipoltshausen, Gemeinde Lohra, Landkreis Marburg-BiedenkopfWeipoltshausen, Gemeinde Lohra, Landkreis Marburg-BiedenkopfWeipoltshausen, Gemeinde Lohra, Landkreis Marburg-BiedenkopfWeipoltshausen, Gemeinde Lohra, Landkreis Marburg-BiedenkopfWeipoltshausen, Gemeinde Lohra, Landkreis Marburg-Biedenkopf3.3.3.3.3. OrferOrferOrferOrferOrferode, Stadt Bad Sooden-Allendorf, Wode, Stadt Bad Sooden-Allendorf, Wode, Stadt Bad Sooden-Allendorf, Wode, Stadt Bad Sooden-Allendorf, Wode, Stadt Bad Sooden-Allendorf, Werra-Meißnererra-Meißnererra-Meißnererra-Meißnererra-Meißner-Kr-Kr-Kr-Kr-Kreiseiseiseiseis

Als Siegerprämie erhalten die jeweils erstplazierten Dörfer 4.000 •, die zweitplazierten Dörfer jeweils2.000 •. Für den 3.Platz werden jeweils 1.000 • vergeben. Die übrigen Teilnehmer: Naumburg-Altenstädt, Wabern-Harle, Wanfried-Heldra und Wehrheim-Pfaffenwiesbach sowie Calden-Ehrsten,Frankenberg-Rengerhausen, Groß-Umstadt-Heubach und Melsungen-Kirchhof erhalten jeweils eineUrkunde für die erfolgreiche Teilnahme am hessischen Landesentscheid.

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Einladung zur Siegerehrung

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Impressionen

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Impressionen

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 107

Grußwort des Gastgebers

Volker Zimmermann – Bürgermeister von Bad Wildungen

Grußwort des Gastgebers

Liebe Teilnehmer des Wettbewerbs „Unser Dorf“,meine sehr geehrten Damen und Herren,liebe Gäste unserer Badestadt,

ich freue mich, Sie heute zur Siegerehrung in unserer Stadt begrüßen zu könnenund drücke Ihnen allen meine Hochachtung für die von Ihnen vollbrachten Leis-tungen aus. Für unsere Stadt ist es eine besondere Ehre, dass diese Veranstal-tung hier durchgeführt wird, noch dazu im Bad Wildunger Kurhaus – einem Ort,der wie kaum ein anderer das Selbstverständnis Bad Wildungens ausdrückt.

Die Sicherung und Weiterentwicklung der Lebensgrundlagen in den Dörfern istein wesentliches Element der Kommunalpolitik, auch hier in Bad Wildungen.Wir richten unser Augenmerk auf gute Wohnverhältnisse, Erhalt und Neuan-siedlung von Gewerbebetrieben in den Stadtteilen, Erhalt der kulturellen Viel-falt und Sicherung der ökologischen Lebensverhältnisse. Vor allem geht esaber darum, die Bürgerinnen und Bürger selbst dafür zu begeistern, das Leben ihres Dorfes in dieeigenen Hände zu nehmen und sie in dieser Begeisterung zu unterstützen. Der Wettbewerb „UnserDorf“ zeigt diese Begeisterung, und er zeigt die hervorragenden Ergebnisse, die durch Bürger-engagement möglich sind. Machen Sie weiter so in Ihrem Engagement für eine gute Zukunft unse-res schönen Landes.

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Impressionen

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 109

Wilhelm DietzelHessischer Minister für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz

Festrede des Staatsministers

Sehr geehrte Damen und Herren,sehr geehrter Herr Bürgermeister Zimmermann,

ich freue mich, die erfolgreichsten hessischen Dörfer des 32. Landesentscheids„Unser Dorf“ hier im Kurhaus in Bad Wildungen nach einem spannenden Wett-bewerb auszeichnen zu können.

Wettbewerbe spielen in vielen Bereichen unserer Gesellschaft eine bedeutendeRolle – sei es im beruflichen, sportlichen, kulturellen, ökologischen oder touristi-schen Bereich. Alle verfolgen letztlich das Ziel, Teamarbeit, Eigenverantwortung,Innovation, Kreativität und Leistungsbereitschaft zu fördern, herauszustellen undzu honorieren.Der Dorfwettbewerb lebt vom gemeinsamen Handeln und vom gemeinsamenErfolg. Schon immer zeichneten sich Dörfer – im Gegensatz zu Städten – durchihre lebendigen Dorfgemeinschaften, Nachbarschaften und ihre familiäre Zusam-mengehörigkeit aus.

Mit der Auslobung und Durchführung von Wettbewerben möchte die Landesregierung als Impuls-geber direkt die Akteure in den Regionen ansprechen, um die Zukunft des ländlichen Raumes durchKontinuität und Nachhaltigkeit in gemeinschaftlicher Verantwortung zu sichern. Im übergreifendenSinn bewertet Nachhaltigkeit gegenwärtiges Denken und Handeln unter dem Gesichtspunkt, dieLebenssituation der heutigen Generationen zu verbessern, ohne die Zukunftsperspektiven der kom-menden Generationen zu verschlechtern. Ziel ist dabei die Sicherstellung und Verbesserung ökolo-gischer, ökonomischer und sozialer Leistungsfähigkeit der ländlichen Regionen.

In der heutigen Zeit, in der sich der Staat mit seinen sehr begrenzten Finanzmitteln aus vielen wich-tigen Bereichen zurückziehen muss, ist es umso wichtiger, dass durch Eigeninitiative der BürgerZeichen gesetzt werden. Dabei soll das bürgerschaftliche Engagement kein „Ausfallbürge“ für densich zurückziehenden Staat, sondern eine zentrale Ressource sein. Der Wert des bürgerschaftlichenEngagements zur Lösung gesellschaftlicher Probleme soll dabei im Rahmen dieses Wettbewerbsbesonders hervorgehoben werden. Wettbewerbe, die mit einem relativ geringen finanziellen Ein-satz, aber mit einem hohen Einsatz an bürgerschaftlichem Engagement solche positiven Entwicklungs-prozesse anstoßen, werden deshalb auch eine Zukunft haben.

Auch nach beinahe 50 Jahren – dieses Jubiläum steht mit dem nächsten Wettbewerb an - hat derDorfwettbewerb in Hessen nichts an Attraktivität verloren. Im Gegenteil - es ist wohl einerseits derAnreiz, miteinander in Wettstreit zu treten und andererseits die Herausforderung sich mit aktuellenThemen im Dorf und seiner zukünftigen Entwicklung auseinanderzusetzen. Die Entwicklung vomBlumenkasten-Wettbewerb zum umfassenden Dorfentwicklungswettbewerb, hat sich seit 1959 mitverlagerten Schwerpunkten sowohl in Hessen als auch auf Bundesebene vollzogen.

Erneuerung ohne Aufgabe des Charakters heißt das Ziel sowohl für das Dorf als auch für das einzelneProjekt – wobei die Umsetzung mit unterschiedlichen Mitteln und Vorgehensweisen angestrebt wird.

Festrede Wilhelm Dietzel

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Über die Breite der Wettbewerbskriterien und angeregt durch die Konkurrenzsituation unterstütztder Wettbewerb bürgerschaftliches Engagement und örtliche Selbstorganisation. Entsprechend sindseine Ergebnisse oftmals unkonventionell und neuartig und schlagen sich in vielfältigen Ideen und inder Tatkraft für das Gemeinwesen nieder. Daher ist es z.B. für die wirtschaftliche Entwicklung vor Ortnicht entscheidend, eine möglichst große Anzahl von Unternehmen vorweisen zu können. Die örtli-che und regionale Ausgangslage wie Stadtnähe, Verkehrsanschlüsse oder das Angebot an Arbeits-kräften bestimmt den individuellen Umfang und die Ausrichtung wirtschaftlicher Initiativen im Dorf.Entscheidend aber ist die Nutzung örtlicher Chancen und Potentiale.

„Unser Dorf“ – der Name des Wettbewerbes steht für eine hohe Qualität dörflichen Lebens. Leitge-danke ist, wie sich der Einzelne, die Gemeinschaft, aber auch die Kommune für das Dorf einsetzenkönnen, um es noch lebenswerter und zukunftsfähiger zu gestalten. Es soll dabei deutlich werden,dass sich bürgerschaftliches Engagement sowohl für das Gemeinwesen als auch für die jeweiligenAkteure lohnt. Das Spektrum der Möglichkeiten reicht vom Erscheinungsbild der Siedlung über dievielfältigen Formen des Zusammenlebens bis hin zur Bedeutung des Ortes im regionalen Zusam-menhang. Das Lösen von Problemen und das Nutzen von Chancen zur Verbesserung der eigenenLebensqualität in allen denkbaren Bereichen sind die eigentlichen Leitideen des Wettbewerbes.

Auffallend ist dabei allerdings das eklatante Nord-Süd-Gefälle bei der Bereitschaft zur Wettbewerbs-teilnahme. Im Werra-Meißner-Kreis, im Schwalm-Eder-Kreis und im Landkreis Kassel sind im Verhält-nis zu den südlichen Landkreisen deutlich größere Teilnehmerzahlen zu verzeichnen. Dies hängtentscheidend mit der Motivation in den Dörfern zusammen. Fehlende Wirtschaftskraft, mangelndeIndustrialisierung, langsamere Veränderung und größerer Zusammenhalt der Bewohner scheinendabei eine Rolle zu spielen. Darüber hinaus hat die gemeinschaftliche, positive Selbstdarstellung indiesen Dörfern Tradition. Der Wettbewerb kann dennoch für ganz Hessen einen beispielhaftenBeitrag zur Neudefinition gesellschaftlicher Verantwortung von Staat, Wirtschaft und bürgerschaftlichemEngagement leisten.

In der Bewertung des Dorfwettbewerbes ist die Bedeutung von Kontinuität und Nachhaltigkeit ge-wachsen. Dies bedeutet, dass nicht in erster Linie die zu bestimmten Wettbewerbsterminen erbrach-ten Leistungen den Ausschlag geben sollen, sondern dass die über längere Zeiträume zu bewerten-den örtlichen Aktivitäten und das dabei entwickelte Selbstverständnis des Ortes stärker in die Bewer-tung mit eingehen.Daher haben sich viele Dörfer nicht aufgrund neuer, aufwändiger Maßnahmen, sondern wegen derlangfristigen Vermeidung von Fehlern und der kontinuierlichen Erhaltung der historischen Bausubstanzso positiv entwickelt. Das überdurchschnittliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger spieltdabei aber immer die ausschlaggebende Rolle.

Der Wettbewerb soll dazu beitragen, das Verständnis der Dorfbevölkerung für zukünftige Heraus-forderungen wie z. B. den Strukturwandel im ländlichen Raum zu stärken und die bürgerschaftlicheMitwirkung zu intensivieren, damit die Bürger ihren Lebensraum bewusst gestalten, pflegen undweiterentwickeln. Er soll beispielhafte Leistungen und Lösungsansätze herausstellen und weitereOrte zu eigenen Aktivitäten anregen.

Beispielhaft für den Strukturwandel sei hier die zunehmend fehlende Infrastruktur genannt. Vielerortshinterlässt die größte Lücke das nicht mehr existierende Dorfgasthaus – nicht nur für die gastronomi-sche Versorgung, sondern als zwangloser Anlaufpunkt für Gäste und Dorfbewohner außerhalb orga-nisierter Gruppen und Vereine. Weiterhin spielt die Selbstversorgung in Zeiten geschlossener Dorf-läden wieder eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang muss auch über die konsequente Förde-

Festrede Wilhelm Dietzel

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 111

rung kleiner Kreisläufe als Ansatz einer ressourcenschonenden Versorgung nachgedacht werden.Das Entwicklungsziel „Innenentwicklung geht vor Außenentwicklung“ muss im Zusammenhang mitdem Strukturwandel angesprochen werden. Wichtig ist dabei, dass die vorhandene Bausubstanznachhaltig genutzt wird und die alten Höfe erhalten werden. Dies ist aber nicht überall der Fall. Inüberalterten Dörfern besteht z.B. erst mit dem Generationswechsel diese Chance.

Eine Gesamtstrategie für Investitionen in die Kernbereiche der Kommunen ist das kommunale Flächen-management. Dabei werden planerische, administrative und auch fördertechnische Vorgehensweisenin ein zusammenfassendes Managementsystem zusammengeführt, um wirtschaftliche, soziale, städ-tebauliche wie ökologische Aspekte berücksichtigen zu können. In der Konsequenz lassen sichdadurch sowohl ein weiterer Flächenverbrauch in den Ortsrandlagen als auch weitere Erschließungs-kosten für die Kommune durch Straßenbau sowie Ver- und Entsorgung reduzieren.

Auch völlig neue Ansätze zur Bewältigung des Strukturwandels können zur Lösung zukünftiger Pro-bleme beitragen. Man muss darüber nachdenken, ob man nicht Gemeinschaftssinn, Selbsthilfebe-reitschaft und ehrenamtliche Leistungen auch für private Projekte nutzen kann, die dann allen fürbestimmte Zwecke zur Verfügung stehen.

In Zukunft werden die Auswirkungen des demographischen Wandels die Dörfer im ländlichen Raumvor eine große Herausforderung stellen. Abnehmende Bevölkerungszahlen bei gleichzeitiger Verrin-gerung des Anteils von jungen Menschen und Vergrößerung des Anteils alter Menschen stellen dieKommunal- und Regionalpolitik vor besondere Aufgaben. Insgesamt ist mit einem Rückgang derBevölkerung zu rechnen, der regional jedoch sehr unterschiedlich verlaufen wird. Deshalb müssendie Dörfer in Zukunft mit einem verstärkten Wettbewerb um ihre Einwohner rechnen. Auch der Dorf-wettbewerb soll dazu beitragen diese Probleme des demographischen Wandels unter der Prämisse„Mehr Dorf für weniger Bürger“ zu bewältigen. Daher soll das aktivste, sozialste und zukunfts-fähigste Dorf im Rahmen dieses Wettbewerbs ausgezeichnet werden.

Im Ergebnis geht es also nicht nur um die Platzierung im Rahmen des Dorfwettbewerbs, sondern umeine Stärkung der dörflichen Identität, des gemeinsamen Zusammenlebens und einer nachhaltigenGestaltung des eigenen Lebensraumes. Dies bedeutet, dass die Menschen auch zukünftig gernehier leben und eher bereit sind, ihren Lebensraum zu pflegen, sich zu engagieren und damit zumpositiven Gesamtbild beizutragen

An dieser Zukunft müssen wir gemeinsam weiter arbeiten – sie bedarf der Initiative von uns allen. Indiesem Sinne möchte ich Sie alle dazu animieren, auch weiterhin an dem Erfolg des Wettbewerbsmitzugestalten im Interesse der Bürgerinnen und Bürger unserer Dörfer. Ich hoffe, dass die heutigeVeranstaltung dazu beiträgt, den Wettbewerbsgedanken in noch mehr Dörfer hineinzutragen.

Zum Schluss wünsche ich den beiden Siegerdörfern des hessischen Landesentscheides für den imnächsten Jahr stattfindenden Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ viel Erfolg.

Festrede Wilhelm Dietzel

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Impressionen

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Stephan Würz, Landesehrenamtsagentur Hessen

Kommunale Entwicklung stärken – Ehrenamt unterstützen

Sehr geehrte Damen und Herren,liebe Ehrengäste!

Das ehrenamtliche und bürgerschaftliche Engagement in den Dörfern pulsiert.Sie kommen aus Gemeinden, in denen viele freiwillig für ihr Dorf und in ihremDorf anpacken und angepackt haben. Vielleicht haben Sie sich auch mal ge-fragt, warum machen wir das? Warum machen so viele mit? Oder warum ma-chen manche noch nicht mit? Gerade so ein Wettbewerb hat auch viel neuesEngagement mobilisiert und Sie überlegen, wie man den positiven Schwung amOrt mitnehmen kann, am Ort selbst und in den Vereinen.

An vielen Stellen werden Sie gemerkt haben, dass ehrenamtliches bürgerschaft-liches Engagement notwendig ist. Gleichzeitig haben Sie aber auch sicherlichfestgestellt, dass Ehrenamt viele Dinge besser regeln kann als der Staat.Ehrenamt ist bunt, vielfältig, aber – und dazu will ich insbesondere zu Ihnen heute kurz sprechen –irgendwie auch anders als früher.Ich möchte Ihnen keine langen Zahlen und Ergebnisse aus den zahlreichen in letzter Zeit durchge-führten Untersuchungen vorstellen, sondern Ihnen Menschen vorstellen, die Sie kennen: Figuren,markante Persönlichkeiten, die Sie aus Ihrem ehrenamtlichen Umfeld kennen, aus den Vereinen, ausIhrem Engagement am Ort oder die Sie vielleicht auch in sich selbst entdecken. Anhand dieserPersonen lassen sich interessante Entwicklungen im Ehrenamt deutlich machen.

Der Ego-Taktiker:

Sie haben es sicherlich schon in Ihrem Alltag gemerkt: Keiner will sich lebenslang binden! Das, wasallgemein in der Gesellschaft gilt, gilt insbesondere auch für Vereine. Die Menschen überlegen vielöfter, wie, für wen, warum und wie lange man sich engagiert. Dies führt zu deutlich mehr Ein- undAusstiegen und zu unsteterem Engagement. Man kann durchaus sagen, die Leute lösen die 10er-Karte statt der Dauerkarte. Das Engagement ist hoch, aber seltener lang und stetig in einem Arbeits-bereich. Deshalb möchte ich die erste Figur des ehrenamtlich Tätigen als den Ego-Taktiker bezeich-nen. Wir haben es nicht mit Egoisten zu tun, obwohl dieser Eindruck in einer vermeintlichen Ellbo-gen-Gesellschaft immer wieder einmal gebraucht wird, sondern mit Menschen, die selbstbewusstund selbstverantwortlich entscheiden wollen, wo und wie sie sich einbringen. Deshalb funktionierenauch solche Zugänge wie „der Vater war schon in der Feuerwehr, deshalb kommt auch der Sohn“nicht mehr so reibungslos wie früher. Vereine werden zu Lebensabschnitts-Vereinen, genauso wiedie Gefährten im Leben manchmal zu Lebensabschnitts-Gefährten und –Gefährtinnen werden.

Senior-Boomer:

Wenn Sie die Zeitungen aufschlagen und Berichte über ehrenamtliches Engagement lesen, fallenIhnen sicherlich oft die vielen Bilder älterer Menschen auf. Das ehrenamtliche Engagement scheintsehr grau zu sein. Dazu kann ich Ihnen nur sagen: es wird in Zukunft noch deutlich grauer werden!

Vortrag Stephan Würz

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Von allen Altersgruppen ist die Gruppe der Senioren diejenige, in denen das Engagement amstärksten ansteigt. Die Vision, das sich in Zukunft immer mehr Menschen auf Kreuzfahrt-Schiffentummeln werden, ist möglicherweise richtig, aber auch richtig ist, dass ältere Menschen sich ver-stärkt ehrenamtlich engagieren. Die Prognosen gehen dahin, dass sich dieser Trend auch weiterfortsetzt und wir es regelrecht mit einem Senior-Boom zu tun haben werden.

Dies wäre meine zweite Figur: der Seniorboomerder Seniorboomerder Seniorboomerder Seniorboomerder Seniorboomer. . . . . Derjenige, der sich nach familiärer oder nach-beruflicher Phase aktiv in die Gesellschaft einbringt und einbringen wird. Viele, die auch bis dahinnoch nicht dabei waren, werden durchaus in solchen Lebensphasen neu dazu stoßen. Aus diesemGrund ist auch eine Diskussion, die die Senioren als große Last sieht, (denken Sie an die sozialenSicherungssysteme), eine völlig falsche. Senioren sind mit ihrer Erfahrung und ihren Kompetenzenund ihren zeitlichen Möglichkeiten ein großes Potential. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch invielen Vereinen die Nachwuchsfrage durchaus neu zu überdenken, denn der Nachwuchs muss nichtnur bei den ganz Jungen gesucht werden, sondern Nachwuchs kann auch der oder die fitte 55- oder60-Jährige sein.

Der Last-Esel:

In vielen Bereichen, wo Sie tätig sind, gibt es die Zugpferde im bürgerschaftlichen Engagement. DieMenschen, die vieles organisieren, die die Säulen im ehrenamtlichen Engagement bilden. Dabeiwird jedoch immer öfter – insbesondere, wenn man dies in der Gesamtheit betrachtet – deutlich,dass häufig mehr Arbeit auf immer weniger Schultern verteilt wird. Ich komme zu meiner drittenFigur, die ich – und da bitte ich um Verzeihung – etwas respektlos als die „Last-Esel“ desbürgerschaftlichen Engagements bezeichnen möchte. Oft sind es Multi-Talente, Menschen mit vie-len Kontakten, Fähigkeiten und großer Energie, die für den Schwung im Ehrenamt sorgen, für denRahmen, in dem sich viele andere dann engagieren können. Dabei wird oft außer Acht gelassen,dass die Fußstapfen, die sie setzen, sehr, sehr groß werden. Die in vielen Vereinen und Organisati-onen feststellbare schwierige Suche nach Nachwuchs für Führungspositionen hängt eng damit zu-sammen. Nur sehr schwer lassen sich Leute finden, die in diese großen Fußstapfen treten wollen.Deshalb ist für alle wichtig, dass Last-Esel entlastet werden, dass die Arbeit auf viele Schulternverteilt wird und für keinen die Last so erdrückend wird, dass er die Sache hinwerfen möchte.

Der scheue Neubürger:

Wenn man sich das Bild vieler Dörfer anschaut, hat man oft einen alten Ortskern und drum herumkleinere oder größere Neubau-Siedlungen. Menschen ziehen nicht nur aus dem alten Ortskern anden Rand, sondern es ziehen auch neue Menschen in das Dorf hinzu. Wenn es ein kleines Dorf ist,gelingt die Integration der Neubürger noch relativ gut. In größeren Gemeinwesen ist dies dochdeutlich schwieriger. Wesentlicher Ort, wo diese Integration stattfindet, sind die Bereiche ehrenamt-lichen Engagements. Da kommen diese Neubürger jedoch oft nicht ganz so einfach hinein.

Deshalb meine nächste Figur im ehrenamtlichen Engagement, der scheue Neubürder scheue Neubürder scheue Neubürder scheue Neubürder scheue Neubürgergergergerger. Sie stellensicherlich im Alltag auch fest, dass die Hemmschwelle der neu Zugezogenen, sich in örtlichen Verei-nen zu integrieren bzw. zu betätigen, doch relativ hoch ist. Dabei ist die Engagement-Bereitschaftvon Neubürgern – und das belegen mehrere Untersuchungen– sehr hoch. Ihnen fehlen die Brückenins Engagement und die richtigen Zugänge. Ich will Ihnen dies an zwei Beispielen deutlich machen:

Vortrag Stephan Würz

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Erstes Beispiel Tag der offenen Tür:

Stellen Sie sich einen Neubürger vor, der zum ersten Mal am Tag der offenen Tür der örtlichenFeuerwehr auftaucht. Alle Blicke wenden sich ihm zu, aber oft findet sich kaum jemand, der richtigdafür verantwortlich ist, ihn willkommen zu heißen und ihn angemessen in das Geschehen einzubin-den. Und dies ist der wichtige Punkt: gehen Sie auf die Leute zu und sprechen Sie sie aktiv an. Vielesind froh darüber, wenn sie angesprochen werden und um Mithilfe gefragt werden.Noch eine gute Idee aus einer Taunus-Gemeinde möchte ich Ihnen vorstellen: Als Maßnahme zurIntegration der Neubürger ist man aktiv auf Neubürger zugegangen und hat diese als Wahlhelfergewonnen. Argument war: „Wenn Du an diesem Tag Wahlhelfer machst, lernst Du endlich mal alleLeute aus Deinem Lebensumfeld kennen. Das ist doch eine gute Gelegenheit.“ Kreativität in derEinbindung ist also gefragt und persönliche Ansprache das A & O.

Turbo-Ehrenamtler

Zu meiner letzen Figur – und da werden sich sicherlich auch hier viele wiederfinden. Rund ein Drittelder Menschen in Hessen über 14 Jahre sind ehrenamtlich tätig. Viele von ihnen mit einem hohenzeitlichen Umfang. Aber – und das ist das Erstaunliche – ein Drittel dieser bereits Tätigen geben zu,dass sie gerne auch noch mehr tun würden. Es darf also auch gerne „noch etwas mehr“ sein. Esgibt ihn also – und ich möchte ihn als den TTTTTurbo-Ehrurbo-Ehrurbo-Ehrurbo-Ehrurbo-Ehrenamtler enamtler enamtler enamtler enamtler bezeichnen. Es gibt Menschen, diemit Spaß und Freude dabei sind und denen die ehrenamtliche Tätigkeit so viel Spaß macht, dass sieauch noch das ein oder andere gern mehr tun würden. Potentiale sind also nicht nur bei den Neu-einsteigern und Wiedereinsteigern zu suchen, sondern auch bei denjenigen, die schon etwas leisten.

Und damit möchte ich zum Schluss kommen:

Damit ehrenamtliches Engagement auch weiterhin läuft, das hohe Niveau gehalten werden kannund vielleicht an der einen oder anderen Stelle auch noch ausgebaut werden kann, versucht derStaat, positive Rahmenbedingungen zu schaffen. Nicht immer ist es gut, wenn sich der Staat inDinge einmischt, aber ich denke, hier wird an einigen Stellen doch Positives getan. Das Land küm-mert sich um Versicherungsschutz, eine Ehrenamts-Card, um Fortbildungen für den ehrenamtlichenBereich, stellt Informationen bereit, fördert den Aufbau von Anlaufstellen in Städten und Gemein-den, damit jeder, der sich engagiert, auch vor Ort kompetent Hilfe bekommen kann oder es werdenspezielle Maßnahmen im Jugendbereich angeregt. Auch die Städte und Gemeinden – und das istder wichtigste Ort, wo Engagement gefördert werden kann – tun sehr viel. Dies reicht von Geld überPersonal bis – und das ist oft das wichtigste – das Dach über dem Kopf, das zur Verfügung gestelltwird.Bei all diesen fördernden Maßnahmen gibt es jedoch für mich ein ganz wesentliches Ziel, und dasZiel ist, den Spaß und die Freude am ehrenamtlichen Engagement zu erhalten. Das heißt, das Feuerdes ehrenamtlichen Engagements weiterhin anzufeuern, denn nur wo’s brennt, lassen sich auchandere anstecken!

Vielen Dank !

Vortrag Stephan Würz

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Impressionen

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Roswitha Rüschendorf, Vorsitzende der Bewertungskommission

Einblicke

Sehr geehrter Herr Minister Dietzel, sehr geehrter Herr Klein,liebe Wettbewerbsteilnehmer und Gäste,

gerne nutze ich heute die Möglichkeit Ihnen einige Eindrücke aus der Zeit derBereisung und der Bewertung vorzustellen.

Noch lieber aber wäre ich jedoch mit Ihnen gemeinsam und erneut aufgebrochenzu unserer achttägigen Reise. Aufgebrochen, um Sie mitzunehmen in das Eldorada,das vergoldete Land, das all unsere Sinne angesprochen hat.Gerne hätte ich Ihnen die verschieden Quellwasser aus der der Gemarkung Heu-bachs zur Erfrischung gereicht, Sie begrüßen lassen durch die Ortslautsprecheran-lage von Pfaffenwiesbach und durch die Albhörner von Rengershausen. Gerne hätte ich heute die-sen Saal mit dem tausendfachen Duft der Rosen von Hergershausen angefüllt und Ihr Sprach/Hörvermögen durch einen in Dialekt gesprochenen Sketch der Ehrstener Landfrauen auf die Probegestellt. Gerne wäre ich mit Ihnen durch das Dorf Altenburg gegangen, in dem auch die Bürger derNeubaugebiete nicht auf großzügiges Grün im Straßenbereich verzichten müssen.Auch Sie wären erstaunt bei der präsentierten Vielfalt der dörflichen Vereine in Harle – und auch –über Kirchhof, wo eine Scheune zu einem Privatmuseum wird. Sie würden wie wir OberellenbachAnerkennung zollen, wo leiderfahrene und traumatisierte Jugendliche und Kinder selbstverständlichihren Platz im Dorf finden. Auch Sie hätte die Geschichte der Juden in Altenlotheim bewegt, wie auch derSchandpfahl in Altenstadt Sie an dunkle, vergangene Zeiten erinnert hätte. Vielleicht wären auch Siewie ich ein wenig peinlich berührt gewesen wenn in Heldra bei großer Hitze Strohbär und Traditionsfigu-ren schweißtreibend gewickelt und gekleidet auf Ihre verspätete Ankunft gewartet hätten. Zu guter letzthätte ich Sie gerne mit auf die Suche nach den verborgenen und unerwarteten Schätzen in Orferodegenommen und Ihnen – als eventuelle Zwischenstation für Ihren Nachhauseweg – die Schutz- undÜbernachtungshütte auf dem Fernwanderweg der Heiligen Elisabeth in Weipoltshausen gezeigt.

Ja nicht verschweigen möchte ich all die musikalischen und kulturellen Verzauberungen und diekulinarischen Köstlichkeiten, die wir genießen durften. Ich glaube Sie erahnen wovon ich spreche.

Ihnen von all diesen Eindrücken und Genüssen etwas mit zu geben und diese zu teilen, wäre mireine Freude gewesen. Leider ist das aber nicht möglich! Daher möchte ich mich bei Ihnen im Namenaller Kommissionsmitglieder noch einmal herzlich bedanken. Bedanken für die freundliche Aufnahmein Ihren Orten, für die Zeit, die Sie uns gewidmet haben, für die vielen Überraschungen und auch fürdie Geduld, wenn wir nicht immer gemeinsam Ihren Worten lauschten.

Gleichzeitig möchte ich heute noch einmal um Verständnis bitten, dass Sie nicht alle zu den dreierstplatzierten gehören. Dieses richtet sich sicherlich in besonderer Weise an die erfolgsgewöhntenTeilnehmer unter uns wie Wanfried - Heldra und Wehrheim - Pfaffenwiesbach. Wie ich aus Gesprä-chen weiß, hatte aber auch manch anderer unter Ihnen die Möglichkeit, keinen der vorderen Plätzezu erzielen, gedanklich nicht eingeplant. Ich hoffe es ist ein Trost, wenn ich nochmals daran erinnere,dass Sie alle in der ersten Liga spielen – sind Sie doch 2005 als Sieger unter 173 Orten hervorgegan-gen – und – dass die Punktstreuung in der Bewertung sehr eng lag.Und damit wende ich mich der anderen Seite der Bereisung zu. Schließlich musste das Land Hessenfür die Kommission keine Vergnügungssteuer zahlen, sondern diese hatte die Aufgabe, 14 Dörfern

Eindrücke Roswitha Rüschendorf

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zu bewerten und in den Vergleich zu setzen. Ich möchte im Folgenden nicht speziell auf das schwierigeThema der Bewertung und der Vergleichbarkeit eingehen. Dieses habe ich bereits mehrfach getan.Es ist nachzulesen u.a. in der Dokumentation 2003 oder auf der Homepage des Regierungspräsidiums.

Vielmehr möchte ich Ihnen im Folgenden einen Einblick in einige Besonderheiten der diesjährigenBereisung geben.Welche Besonderheiten waren im Landesentscheid 2006 zu finden?· Bei einer Reihe von Orten stand die Wettbewerbsteilnahme im Kontext von „runden“ Orts-Ge-

burtstagen – so in Altenlotheim, Altenstädt, Kirchhof, Rengershausen, Heubach. Der Wettbe-werb wurde den Festveranstaltungen zeitnah vor- oder nachgeschaltet; entsprechend war einehohe Motivation und ein reges Engagement im Ort auszumachen. Die Kommission hatte denEindruck, dass der Wettbewerb vom Ortsbeirat als ein geeignetes Mittel angesehen wird, Türenzu öffnen, Brücken zu schlagen, Verbindlichkeiten auszubauen sowie neue Organisationsstrukturenwie Arbeitsgruppen entstehen zu lassen. Allen Unkenrufen zum Trotz binden die Vereine nach wievor Bewohnerinnen und Bewohner emotional und zeitlich stark an ihren Wohnstandort und ma-chen ihn dadurch zu ihrem Lebensmittelpunkt.

· Doch noch Weiteres trug augenfällig dazu bei, Gemeinschaftsgefühl und Einmaligkeit hervorzu-heben: Die Verwendung von dörflichen Logos und Symbolen z.B. auf örtlichen Begrüßungs-schildern, das Singen von Dorfhymnen oder die Herausgabe eines dörflichen Blättchens odervon Postkarten sowie der Auftritt im Internet. Insbesondere das neue Medium wird vermehrtgenutzt – wenngleich mit unterschiedlicher Informationsdichte.

· Es gab erneut eine Vielzahl von Beispielen und Modellen, öffentliches Grün (Rabatten, Sträucher,Gehölze und Obstbäume) anzulegen, zu pflegen und zu nutzen. So wurden Patenschaften durchAnlieger, Nachbarn, Vereine, Senioren vorgestellt, Beispiele, die zum Nachahmen anregen.

· Gut gefallen hat der Jury, wenn gelungene Beispiele für Sanierungen, Um- und Neubauten oderGarten- und Grüngestaltungen öffentlich hervorgehoben werden, z.B. durch einen Tag des offe-nen Gartens oder der offenen Hoftür. Als Beispiel für andere ist dann der Weg zum innerörtlichenWettbewerb nicht mehr weit. Allerdings kommt der fachlichen Beratung dabei eine Schlüsselrolle zu.

· Auch in diesem Jahr stellten einige Orte ihre Visionen von der weiteren Ortsentwicklung explizitheraus und belegten ihre Vorstellungen auch überzeugend durch Projekte. Beispielhaft sei Wanfried-Heldra genannt, deren Perspektive u.a. in der behutsamen und stetigen touristischen Weiterent-wicklung gesehen wird oder Heubach, die sich als Zuwachs- und Wohngemeinde erklärt.

Auffallend und erstmalig war die Beteiligung von drei Orten, die ein besonderes Augenmerk aufden Versorgungs-, Wirtschafts- und Nachhaltigkeitsfaktor „Energie“ richteten. Die vielfältige undeffektive Nutzung nachhaltiger Energien steht sowohl in Oberellenbach als auch in Altenlotheim seitgeraumer Zeit auf der Agenda und wird wohl auch in Ehrsten unübersehbar ausgebaut werden.Überzeugend und beeindruckend waren dabei zum einem die Unterstützung und das Engagementder Kommunen und zum anderen der örtlichen Unternehmer, gleich ob diese als Landwirte oderHandwerker ihr Einkommen sichern. Die vorgefundenen Vernetzungen und die Zusammenarbeitsowie die konkreten Pläne für die nahe Zukunft trugen zu dem guten Abschneiden der Orte bei.

· Unter der Überschrift gemeinschaftliche Sicherung der innerörtlichen Versorgung fällt auch eineweitere Besonderheit. Oberellenbach, Altenlotheim, Ehrsten und Harle sind Orte, die zum Teil mitUnterstützung der Kommune, aber getragen von einem gemeinsamen privaten Einsatz, Warenund Dienstleistungen für den täglichen Bedarf im Ort anbieten. Diese Läden umfassen zum einen

Eindrücke Roswitha Rüschendorf

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 119

ein breites Lebensmittelsortiment als auch Reinigungs-, Post- und Apothekendienste etc. AlsCafé werden sie darüber hinaus zu einem dörflichen Treffpunkt. Welche Bedeutung diesesinsbesondere für weniger mobile Bewohner wie ältere und alte Menschen, junge Mütter, Men-schen mit Behinderung hat, wissen Sie aus der Anschauung besser als ich. Gerade auch an dieseBewohnergruppe richten sich Projekte wie das Anrufsammeltaxi in Altenlotheim. Auch Planungenzur Sicherung des örtlichen Freibades in Rengershausen oder zur Übernahme des Bürgerhausesin Weipoltshausen fallen unter die Überschrift der Infrastruktursicherung. Vor dem Hintergrundder demografischen Veränderungen ist all diesen Initiativen und Angeboten eine weitere guteEntwicklung zu wünschen.

· Damit bin ich bei einem weiteren wichtigen Aspekt: Dem örtlichen Umgang mit den Auswirkun-gen des demografischen Wandels. Natürlich ist der Kommission bewusst, dass ein Orts- oderStadtteil nur begrenzte Möglichkeiten hat darauf zu reagieren. Hier sind zunächst Kommunal-politik und ihre Verwaltungen gefragt. Gleichwohl stellt sich die spannende Frage: Ist das Themaim Ort angekommen? Wird es thematisiert? Wie wird es behandelt? Gibt es Strategien, die dieprognostizierten Veränderungen aufgreifen und positiv zu beeinflussen versuchen?

Manche Orte haben das Thema angesprochen, aber nur wenige überzeugten hinsichtlich der kon-kreten Schritte und weiteren Planungen. Sie präsentierten Entwicklungszahlen und die voraussichtli-chen Auswirkungen auf die Auslastung der öffentlichen und privaten Infrastruktur und die Nutzungder Wohn-, Wirtschaft- und Betriebsgebäude. Nur zwei Orte haben Baugebiete zurückgenommen,wobei auch hier andere Überlegungen hinzukamen.Einschränkend muss ich jedoch diesen Punkt relativieren. Aus Gesprächen weiß ich sehr wohl, dasssich viele Städte und Gemeinden und auch Landkreise mit dieser Frage befassen und dieses nichtnur auf der Ebene der Fortschreibung des Regionalplanes. Dass es kein wirkliches Thema im Wettbe-werb wurde, kann daher mehrere Gründe haben. So kann es sein, dass das Thema in der Tat bislangnur auf der Metaebene diskutiert wird und damit noch nicht auf die kleinste Einheit, den Ortsteilherunter gebrochen wurde. Oder aber es wird als nicht bewertungsrelevant für den Wettbewerbeingestuft oder auch beides.Sollte es ein Kommunikationsdefizit unsererseits sein, so müssen wir dieses ändern! Sollten Sie esnicht als Ihr Thema angenommen haben, dann empfehle ich Ihnen dieses ebenfalls zu ändern. Esspricht nichts dagegen und vieles dafür, dass Sie sich morgen gemeinsam ihren Ort anschauen undbeispielsweise auf einem Ortsplan farblich hervorheben, wie viele Personen in welchem Alter inwelchem Haus voraussichtlich im Jahr 2015 leben werden und welche Auswirkungen dieses auf dieGebäudenutzung, die derzeitige Infrastruktur mit Kindergarten, Krabbelstube, Lebensmittelgeschäft,Gaststätte und auf die Ausweisung von Bauplätzen haben wird. Ich bin mir sicher, dass Ihre KommuneSie dabei unterstützen wird.

Zum Schluss möchte ich noch einen Wunsch äußern. Gehen Sie weiter den eingeschlagenen Weg.Binden Sie weiterhin die aktiven Menschen ein und suchen Sie sich auch neue Mitstreiterinnen undMitstreiter. Bleiben Sie lebendig und quirlig und vielleicht auch zuweilen fordernd und nervig.

Vielleicht wurde auch spätestens heute Ihr Interesse geweckt eines der Angebote der Landes-ehrenamtsagentur zu besuchen. Und wenn Sie wieder einen Anlass suchen, alle Aktivitäten zu bün-deln, dann nehmen Sie erneut an dem Hessischen Wettbewerb im Jahr 2008 teil. Ich würde michfreuen Sie alle wieder zu sehen.

Im Namen der Kommission wünsche ich Ihnen persönlich alles Guteund weiterhin ein glückliches Gelingen.

Eindrücke Roswitha Rüschendorf

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Impressionen

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Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 121

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Grußwort

Heiko Backhaus– Ortsvorsteher von Frankenau-Altenlotheim

Sehr geehrter Herr Staatsminister Dietzel,Herr Regierungspräsident Klein,sehr geehrte Frau Rüschendorf,verehrte Mitglieder der Landesbewertungs-Kommission,meine sehr verehrten Damen und Herren.

Auch ich darf Sie im Namen des Ortsbeirates Altenlotheim, hier in Bad Wildungen willkommenheißen.Für diejenigen, die nicht wissen, wo Altenlotheim liegt: Altenlotheim liegt ca. 20 km von den StädtenFrankenberg, Korbach und Bad Wildungen entfernt, direkt an der grünen Lunge Hessens, am Natio-nalpark Kellerwald-Edersee.Ein ganz besonderer Dank und großes Lob möchten wir der Landesbewertungskommission unterLeitung von Frau Rüschendorf aussprechen. Es war mit Sicherheit keine leichte Aufgabe die Platzierun-gen zu verteilen. An acht Tagen haben Sie unser schönes Hessenland von Nord nach Süd und vonOst nach West durchreist.Alle mitmachenden Ortsteile waren mit Sicherheit bis zur letzten Haarspitze motiviert und bis aufden letzten Winkel herausgeputzt.Es war eine sehr enge Entscheidung. Im Sport sind es manchmal nur einige 100stel Sekunden undbei uns waren es nur einige 10tel Punkte.Jeder der mitmachenden Orte ist ein Gewinner. Mit Sicherheit sind in allen Ortschaften Ideen umge-setzt worden, die ohne diesen Wettbewerb nicht verwirklicht worden wären. Deshalb gratuliere ichallen Bürgerinnen und Bürger für ihren Einsatz.Was wir für ganz toll und super finden ist, dass Frau Göbel, Vorsitzende der Bewertungskommissionauf Kreisebene, auch nach dem Wettbewerb im Regionalentscheid uns mit Rat und Tat zur Verfü-gung stand, nicht nur bei uns, sondern auch in Rengershausen. Auch bei dem Bereisungstermin wardie Jury vertreten und hat mit uns in Waldeck-Frankenberg zusammen gefiebert.Natürlich geht auch mein Dank an meinen Heimatort Altenlotheim. An den Ortsbeirat, an den Vor-bereitungsausschuss für den Wettbewerb „Unser Dorf“, dem Bürgerverein, der Stadt Frankenauund alle Altenlotheimer. Ohne euren Einsatz wäre dieses Ergebnis niemals möglich gewesen. Nochmalsvielen Dank!Die Teilnahme an dem Wettbewerb hat unser Dorf sehr positiv beeinflusst. Er hat in unserem Dorf-leben den Zusammenhalt stark gefördert. Hieraus schöpfen wir die Kraft beim Bundesentscheidnoch „eine Schippe drauf“ zu legen.Es ist für uns ein Ehre die Stadt Frankenau, den Landkreis Waldeck-Frankenberg und unser Bundes-land Hessen im nächsten Jahr beim Bundesentscheid würdevoll zu vertreten. Drücken Sie alle ihreDaumen, dass Altenburg und Altenlotheim eine gute Platzierung erreichen.

Nochmals mein herzliches Dankeschön an alle! Ich hoffe, dass in den nächsten Jahren wieder vieleOrte an dem Wettbewerb „Unser Dorf“ teilnehmen. Denn Jeder Teilnehmer ist ein Sieger.

Vielen Dank!!!!

Grußwort Heiko Backhaus

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Impressionen

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Grußwort

Heinz HeilbronnOrtsvorsteher von Alsfeld-Altenburg

Sehr geehrter Herr Staatsminister Dietzel,sehr geehrter Herr Regierungspräsident Klein,sehr verehrte Frau Rüschendorf,sehr verehrte Mitglieder der Bewertungskommissionen,sehr verehrte Damen und Herren,

ich grüße Sie als Ortsvorsteher von Alsfeld-Altenburg, aus demSiegerdorf der Gruppe der Dörfer ohne Dorferneuerung, heute, hierganz herzlich.

Zunächst danke ich all denen, die uns zu unserem Sieg beglück-wünscht haben. Das war zuerst die Oberhessische Zeitung, gefolgtvon Herrn Regierungspräsidenten Klein und vielen, vielen anderen. Es ist wirklich schön, als Sieger-dorf doch zu erfahren, welchen Anteil viele Menschen daran nehmen, dass wir ganz vorne an derSpitze sind. Und ich danke auch denen, die mitgewirkt haben. Das sind in erster Linie die Bürger-innen und Bürger von Alsfeld-Altenburg, die dörfliche Gemeinschaft, allen voran natürlich die örtli-chen Vereine. Und von diesen Vereinen haben sich dieses Mal zwei ganz besonders hervorgeho-ben. Das war einmal das Blasorchester Altenburg, Sie haben es vorhin gehört. Auf dieses Orchestersind wir in Altenburg natürlich auch sehr, sehr stolz. Und ich danke auch den Senioren-Sängerinnen.Sie sind heute zum Teil auch hier, und sie begleiten uns natürlich auch immer bei unseren Tätigkeiten imDorf und tragen auch wesentlich zur Lebendigkeit unseres Dorfes bei.

Verehrte Damen und Herren, Alsfeld-Altenburg ist das Siegerdorf in der Gruppe der Dörfer ohneDorferneuerung. Das Logo unseres Dorfes, Sie sehen es hier im Hintergrund, ist auch entworfenund gemalt worden von einem Künstler unseres Dorfes. Es entstand aus der Überlegung, uns zupräsentieren, nicht alleine hier zur Siegerehrung. Als Wandgemälde haben wir es schon seit vielenJahren in unserem Dorfgemeinschaftshaus. Jeder, der an Altenburg und an Alsfeld vorbeifährt,erblickt dieses Schloss: Sei es von der Autobahn oder von der B 254, von Lauterbach kommendoder von Bad Hersfeld, der B 62, oder auch von B 49, von Romrod her. Von Altenburg sieht manzunächst nicht sehr viel. Das Dorf ist eingebettet im satten Grün unterhalb des Schlosses. Ja, daseinmal zur Lage, Sie wissen nun, wo Alsfeld-Altenburg sich befindet.

Ich zitiere nun einmal eine Pressemitteilung: „Alsfeld-Altenburg trat unter der Überschrift an: „Wirnehmen die Dinge selbst in die Hand“. Eine aktive Auseinandersetzung mit den Auswirkungen desdemographischen Wandels und die daraus gezogenen Folgerungen für den Ort, etwa die Siedlungs-entwicklung führten zu der guten Bewertung. Aber auch das hohe soziale, kulturelle und gleichzeitiggenerationsübergreifende Engagement der Bewohner überzeugte die Kommission sowie eine über-durchschnittliche Unterstützung durch die Stadt.“

Vielen Dank, Herr Bürgermeister Diestelmann! Und natürlich - auch die Abteilung Service- Bauen mitFrau Ute Koch darf ich ganz besonders erwähnen. Die Abteilung Service-Bauen der Stadt Alsfeldführt ihre Bezeichnung zu Recht.

Grußwort Heinz Heilborn

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Ja, „Alsfeld-Altenburg, das Dorf, das Brücken schlägt,“ war das Motto unserer Präsentation, die wirausgearbeitet haben. Es ist tatsächlich so, im Wettstreit „Dolles Dorf“ des Hessen-Fernsehenshaben wir eine Brücke gebaut, innerhalb weniger Stunden. Sie ist 8,00 m lang und 1,60 m breit undist sehr stabil. Aber, es werden auch Brücken geschlagen im übertragenen Sinne. Brücken von Menschzu Mensch, Brücken von Verein zu Verein, vom Verein zum Handwerk, den örtlichen Betrieben, zurStadt Alsfeld, zum Vogelsbergkreis, zu den Stadtteilen und auch zu den weiteren Gemeinden umAlsfeld-Altenburg herum. Gemeinsame Zielsetzungen – gemeinsam lösen, meine Damen und Her-ren, dabei kommt viel heraus, das spart oft auch viel Geld.

Sehr gerne würde ich Ihnen nun „Unser Dorf“ vorstellen, Sie würden alle begeistert sein. Aber, Siewissen wie es wohl überall der Fall ist: Die Zeit ist knapp, und deshalb will ich mich einfach auf zweiProjekte beschränken. Das eine ist das Projekt „Equal“, ein Projekt der Europäischen Union.Verehrte Damen und Herren, es gibt Menschen mit Suchterkrankungen, bei denen oft eine psychia-trische Grunderkrankung vorliegt. Diese Menschen haben in dieser Gesellschaft keine Chance aufdem Arbeitsmarkt. Mangelnde berufliche Perspektiven auf der einen Seite, und fehlende sozialeIntegration auf der anderen Seite sorgen dafür, dass Rückfallquoten von 95% Realität sind. Manspricht von einem Drehtüreffekt. Nach durchgeführten Maßnahmen kommt man immer wieder anderselben Stelle an. Und um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, hat die Europäische Union dasProjekt „Equal“ gestartet. Es gibt bei uns im Ort mehrere, ich will nur eines davon herausgreifen. Eshat die Zielsetzung, den Schlossgarten und den Schlosspark, die In Altenburg vorhanden sind, aberbisher nicht genutzt werden, wieder zu kultivieren. Wichtig ist, dass damit keine Konkurrenz zu denbestehenden Arbeitsplätzen geschaffen wird, aber gemeinsam mit den heimischen Betrieben dieZielsetzungen umgesetzt werden. Die fachliche Leitung dieses Projektes obliegt dem AltenburgerGartenbauingenieur Martin Räther, er ist auch Mitglied des Ortsbeirates. Mit der Kultivierung vonSchlosspark und Schlossgarten wird dort nach einem Plan aus dem Jahre 1801 etwas geschaffen,das anders nicht zu leisten und zu bezahlen wäre. Die einzelnen Menschen, die dort tätig sind,waren bisher nicht in der Lage, lange zusammenhängend zu arbeiten. Aber jetzt lernen sie durchhartes körperliches Arbeiten wieder die Arbeit kennen. Und, verehrte Damen und Herren, sie habenSpaß daran.Es ist bis jetzt schon erreicht worden, dass zwei dort Tätige in ein geregeltes Arbeitsverhältnisübernommen wurden – nach einem Jahr mit diesem Projekt. Das ist eine ganz erstaunliche Leistung,und natürlich auch ein Sinnbild für Integration im Dorf. Denn die Leute des Equal-Projektes sindauch im Dorf bei allen Veranstaltungen dabei und packen mit an, ob das beim Weihnachtsmarkt istoder bei weiteren, anderen Dorfveranstaltungen.

Ja, ich muss etwas schneller sprechen, die Zeit ist kurz. Das nächste Projekt ist das Programm„Zurück ins Dorf“, gemeinsam mit der Stadt Alsfeld. Sie kennen es ja alle, dass innerhalb des Ortesverschiedene Flächen gepflegt werden müssen. Von der Stadt Alsfeld erhalten wir dazu einen Geld-betrag, der etwa 25% dessen beträgt, der aufgewendet werden müsste, wenn diese Arbeiten kom-merziell durchgeführt würden. Jedoch leisten wir diese Tätigkeiten ehrenamtlich und vollkommenunentgeltlich. Dieses Projekt ist natürlich auch ein ganz besonderes. Wir haben es vor etwa 5 Jahrengestartet, und so haben wir mit dem Geld, das zunächst eingespart wurde, auch schon einiges fürdas Dorf geleistet. Als erstes wurde die Aussegnungshalle renoviert. Eine Grillhütte haben wir danngebaut, in 100%iger Eigenleistung, beginnend damit, dass bereits die Planungs- und Vermessungs-arbeiten aus ehrenamtlichem Engagement erbracht wurden. Das Geld, das wir durch die ehrenamt-lichen Pflegearbeiten eingespart haben, wurde dafür genutzt, um Baumaterialien zu kaufen. Wirhaben natürlich auch wiederum im ehrenamtlichen Engagement diese Grillhütte gebaut. Des Weite-ren haben wir aus der Böschung eines Bahndammes heraus einen Fußweg erstellt, der etwa 100 mlang ist. Auch eine harte Arbeit. Eine großartige Leistung unserer intakten dörflichen Gemeinschaft.Ebenso haben wir 20 Ruhebänke in dieser Eigenleistung innerhalb unseres Dorfes aufgestellt.

Grußwort Heinz Heilborn

Page 128: Wettbewerb „Unser Dorf“

Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 127

Das ganz Besondere daran ist, dass nicht per Beschluss des Ortsbeirats von der Stadt verlangtwerden musste, diese Leistungen zu erbringen. Wer von Ihnen einem Ortsbeirat angehört, kenntdas ganze Prozedere gut genug. Mit dem Programm „Zurück ins Dorf“ haben wir in Altenburg dieMöglichkeit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Das funktioniert in guter Gemeinsamkeit mitder Stadt Alsfeld, und erspart dort überflüssige Reibung und Verwaltungsaufwand. Auch an dieserStelle gilt mein Dank Herrn Bürgermeister Diestelmann.

Draußen im Foyer haben Sie gleich die Möglichkeit, Bilder von Altenburg zu betrachten. Wir habenden Versuch unternommen, dort an fünf Schautafeln unser Dorf darzustellen.Und so möchte ich zum Ende kommen. Die Bewertungskriterien, das waren die Entwicklung desDorfes, bürgerschaftliche Aktivitäten und Selbsthilfeleistungen, Baugestaltung des Dorfes, die Grün-gestaltung und auch das Dorf in der Landschaft. Dazu will ich heute nichts mehr sagen, ich musszum Ende kommen.

Aber, verehrte Damen und Herren, im Jahr 2009 sind wir wieder versammelt. Dann werde ich dazuetwas ausführen. Ja, und mit Herrn Minister Dietzel haben wir uns ja schon verabredet, im nächstenJahr auf der Grünen Woche. Des Weiteren will ich es aber nicht versäumen, Ihnen die Möglichkeit zugeben unser Dorf direkt kennen zu lernen. Wer das möchte, kann es am Besten am nächsten Sams-tag tun. Ich kann Sie dann durch unseren Ort führen. Wenn Sie Interesse haben, rufen Sie mich an,danach können wir unsere kulinarische Spezialität, den Altenburger Käs genießen und vor allenDingen am Abend in der Alsfelder Stadthalle das Konzert des Altenburger Blasorchesters miter-leben. Ja, wir müssen dazu ausweichen nach Alsfeld, weil der Ansturm der Interessenten so groß ist,für das Altenburger Blasorchester… auf flotte Musik, Filmmelodien und Märsche. Ich kann Ihnenversprechen, einen außerordentlich kurzweiligen Abend dort verleben zu können. Ich hatte hier zwarnoch einiges aufgeschrieben, aber . . .

Ich muss nun zu Schluss kommen und wünsche Ihnen noch einen schönenTagesablauf hier in BadWildungen.

Grußwort Heinz Heilborn

Page 129: Wettbewerb „Unser Dorf“

128

Impressionen

Page 130: Wettbewerb „Unser Dorf“

Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 129

Anhang

Bewertungsbogen

Bildung der Regionen und Teilnehmerzahlen 2005

Teilnehmer des Regionalentscheids 2005

Hessische Landessieger seit 1959 „Unser Dorf soll schöner werden“ / „Unser Dorf“

Ansprechpartner für den Wettbewerb „Unser Dorf“

Informationen, Richtlinien, Links

Anhang

Page 131: Wettbewerb „Unser Dorf“

130

Bewertungsbogen

Page 132: Wettbewerb „Unser Dorf“

Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 131

Bewertungsbogen

Page 133: Wettbewerb „Unser Dorf“

132

32. Hessischer Wettbewerb„Unser Dorf“ – Regionalentscheid

Bildung der Regionen und Teilnehmerzahlen 2005

RegionRegionRegionRegionRegion Landkreis/Stadt (Anzahl)Landkreis/Stadt (Anzahl)Landkreis/Stadt (Anzahl)Landkreis/Stadt (Anzahl)Landkreis/Stadt (Anzahl) FederführungFederführungFederführungFederführungFederführung

Kassel (27)Kassel (27)Kassel (27)Kassel (27)Kassel (27) Kassel (27) Kreisausschuss desLandkreises Kassel

Werra-Meißner (28)Werra-Meißner (28)Werra-Meißner (28)Werra-Meißner (28)Werra-Meißner (28) Werra-Meißner (28) Kreisausschuss desWerra-Meißner-Kreises

Schwalm-Eder (23)Schwalm-Eder (23)Schwalm-Eder (23)Schwalm-Eder (23)Schwalm-Eder (23) Schwalm-Eder-Kreis (23) Kreisausschuss desSchwalm-Eder-Kreises

Waldeck-Waldeck-Waldeck-Waldeck-Waldeck- Waldeck-Frankenberg (21) Kreisausschuss des LandkreisesFrankenberg (21)Frankenberg (21)Frankenberg (21)Frankenberg (21)Frankenberg (21) Waldeck-Frankenberg

Ost-Süd (26)Ost-Süd (26)Ost-Süd (26)Ost-Süd (26)Ost-Süd (26) Hersfeld-Rotenburg (7) Kreisausschuss desFulda (2) VogelsbergkreisesMain-Kinzig (3)Vogelsberg (14)

Süd (24)Süd (24)Süd (24)Süd (24)Süd (24) Bergstraße (1) Kreisausschuss des LandkreisesDarmstadt-Dieburg (10) Darmstadt-DieburgLimburg-Weilburg (5)Odenwald (-)Rheingau-Taunus (7)Wiesbaden (1)

Mittel-Südhessen(24)Mittel-Südhessen(24)Mittel-Südhessen(24)Mittel-Südhessen(24)Mittel-Südhessen(24) Gießen (5) Kreisausschuss des LandkreisesHochtaunus (2) Marburg-BiedenkopfLahn-Dill (7)Marburg-Biedenkopf (9)Wetterau (1)

Stand: 12. 10. 05

Regionen und Teilnehmerzahl

Page 134: Wettbewerb „Unser Dorf“

Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 133

1 Bad Arolsen-Kohlgrund Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

2 Bad Wildungen-Albertshausen Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

3 Bad Wildungen-Armsfeld Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

4 Bad Wildungen-Odershausen Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

5 Bromskirchen-Neuludwigsdorf Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

6 Burgwald-Birkenbringhausen Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

7 Diemelsee-Ottlar Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

8 Diemelstadt-Helmighausen Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

9 Edertal-Affoldern Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

10 Frankenau-Altenlotheim Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

11 Frankenau-Ellershausen Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

12 Frankenau-Louisendorf Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

13 Frankenberg-Rengershausen Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

14 Frankenberg-Schreufa Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

15 Korbach-Rhena Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

16 Lichtenfels-Goddelsheim Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

17 Rosenthal-Roda Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

18 Twistetal-Mühlhausen Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

19 Vöhl-Schmittlotheim Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

20 Volkmarsen-Lütersheim Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

21 Waldeck-Höringhausen Waldeck-Frankenberg Waldeck-Frankenberg X

22 Alheim-Baumbach Hersfeld-Rotenburg Ost-Süd X

23 Alheim-Erdpenhausen Hersfeld-Rotenburg Ost-Süd X

24 Alheim-Heinebach Hersfeld-Rotenburg Ost-Süd X

25 Alheim-Licherode Hersfeld-Rotenburg Ost-Süd X

26 Alheim-Oberellenbach Hersfeld-Rotenburg Ost-Süd X

27 Rotenburg a.F.-Braach Hersfeld-Rotenburg Ost-Süd X

28 Wildeck-Richelsdorf Hersfeld-Rotenburg Ost-Süd X

29 Eiterfeld-Soisdorf Fulda Ost-Süd X

30 Nüsttal-Mittelaschenbach Fulda Ost-Süd X

31 Hammersbach-Marköbel Main-Kinzig Ost-Süd X

32 Schlüchtern-Kressenbach Main-Kinzig Ost-Süd X

lfd.lfd.lfd.lfd.lfd. Gemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/Ort LandkreisLandkreisLandkreisLandkreisLandkreis RegionRegionRegionRegionRegion Gruppe*Gruppe*Gruppe*Gruppe*Gruppe*

NrNrNrNrNr..... B AB AB AB AB A

32. Hessischer Wettbewerb „Unser Dorf“– Teilnehmer des Regionalentscheids 2005

Teilnehmer des Regionalentscheids

Page 135: Wettbewerb „Unser Dorf“

134

33 Sinntal-Sannerz Main-Kinzig Ost-Süd X

34 Alsfeld-Altenburg Vogelsberg Ost-Süd X

35 Alsfeld-Hattendorf Vogelsberg Ost-Süd X

36 Freiensteinau-Nie.-Moos Vogelsberg Ost-Süd X

37 Grebenau-Wallersdorf Vogelsberg Ost-Süd X

38 Grebenhain-Crainfeld Vogelsberg Ost-Süd X

39 Homberg-Erbenhausen Vogelsberg Ost-Süd X

40 Romrod-Romrod Vogelsberg Ost-Süd X

41 Schlitz-Fraurombach Vogelsberg Ost-Süd X

42 Schlitz-Hutzdorf Vogelsberg Ost-Süd X

43 Schlitz-Pfordt Vogelsberg Ost-Süd X

44 Schlitz-Rimbach Vogelsberg Ost-Süd X

45 Schlitz-Üllershausen Vogelsberg Ost-Süd X

46 Schlitz-Willofs Vogelsberg Ost-Süd X

47 Schotten-Eschenrod Vogelsberg Ost-Süd X

48 Bad-Emstal-Balhorn Kassel Kassel X

49 Bad-Emstal-Riede Kassel Kassel X

50 Breuna-Breuna Kassel Kassel X

51 Calden-Ehrsten Kassel Kassel X

52 Fuldatal-Simmershausen Kassel Kassel X

53 Grebenstein-Schachten Kassel Kassel X

54 Hofgeismar-Hümme Kassel Kassel X

55 Hofgeismar-Kelze Kassel Kassel X

56 Hofgeismar-Schöneberg Kassel Kassel X

57 Immenhausen-Mariendorf Kassel Kassel X

58 Naumburg-Altenstädt Kassel Kassel X

59 Nieste-Nieste Kassel Kassel X

60 Oberweser-Gottstreu Kassel Kassel X

61 Oberweser-Heisebeck Kassel Kassel X

62 Schauenburg-Martinhagen Kassel Kassel X

63 Trendelburg-Deisel Kassel Kassel X

64 Trendelburg-Eberschütz Kassel Kassel X

65 Trendelburg-Sielen Kassel Kassel X

66 Wolfhagen-Bründersen Kassel Kassel X

67 Wolfhagen-Gasterfeld Kassel Kassel X

68 Wolfhagen-Istha Kassel Kassel X

69 Wolfhagen-Leckringhausen Kassel Kassel X

70 Wolfhagen-Niederelsungen Kassel Kassel X

lfd.lfd.lfd.lfd.lfd. Gemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/Ort LandkreisLandkreisLandkreisLandkreisLandkreis RegionRegionRegionRegionRegion Gruppe*Gruppe*Gruppe*Gruppe*Gruppe*

NrNrNrNrNr..... B AB AB AB AB A

Teilnehmer des Regionalentscheids

Page 136: Wettbewerb „Unser Dorf“

Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 135

71 Wolfhagen-Nothfelden Kassel Kassel X

72 Wolfhagen Kassel Kassel X

- Philippinenburg/thal

73 Wolfhagen-Wenigenhasungen Kassel Kassel X

74 Zierenberg-Burghasungen Kassel Kassel X

75 Borken-Großenenglis Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

76 Borken-Kerstenhausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

77 Felsberg-Neuenbrunslar Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

78 Fritzlar-Rothhelmshausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

79 Homberg-Holzhausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

80 Homberg-Rodemann Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

81 Jesberg-Densberg Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

82 Knüllwald-Berndshausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

83 Knüllwald-Remsfeld Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

84 Melsungen-Günsterode Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

85 Melsungen-Kirchhof Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

86 Morschen-Eubach Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

87 Morschen-Heina Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

88 Neuental-Bischhausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

89 Neuental-Gilsa Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

90 Oberaula-Friedigerode Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

91 Oberaula-Wahlshausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

92 Schrecksbach-Holzburg Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

93 Schwalmstadt-Dittershausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

94 Spangenberg-Mörshausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

95 Wabern-Harle Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

96 Willingshausen-Loshausen Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

97 Willingshausen-Zella Schwalm-Eder Schwalm-Eder X

98 Dornburg-Talheim Limburg-Weilburg Süd X

99 Hünfelden-Kirberg Limburg-Weilburg Süd X

100 Limburg-Dietkirchen Limburg-Weilburg Süd X

101 Limburg-Eschhofen Limburg-Weilburg Süd X

102 Weilmünster-Laubuseschbach Limburg-Weilburg Süd X

103 Lorch-Wollmerschied Rheingau-Taunus Süd X

104 Niedernhausen-Oberjosbach Rheingau-Taunus Süd X

105 Oestrich-Winkel-Hallgarten Rheingau-Taunus Süd X

106 Oestrich-Winkel-Mittelheim Rheingau-Taunus Süd X

107 Rüdesheim-Assmannshausen Rheingau-Taunus Süd X

lfd.lfd.lfd.lfd.lfd. Gemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/Ort LandkreisLandkreisLandkreisLandkreisLandkreis RegionRegionRegionRegionRegion Gruppe*Gruppe*Gruppe*Gruppe*Gruppe*

NrNrNrNrNr..... B AB AB AB AB A

Teilnehmer des Regionalentscheids

Page 137: Wettbewerb „Unser Dorf“

136

108 Taunusstein-Niederlibbach Rheingau-Taunus Süd X

109 Taunusstein-Wingsbach Rheingau-Taunus Süd X

110 Wiesbaden-Kloppenheim LH Wiesbaden Süd X

111 Babenhausen-Hergershausen Darmstadt-Dieburg Süd X

112 Babenhausen-Langstadt Darmstadt-Dieburg Süd X

113 Groß-Bieberau-Rodau Darmstadt-Dieburg Süd X

114 Groß-Umstadt-Heubach Darmstadt-Dieburg Süd X

115 Groß-Umstadt-Kleestadt Darmstadt-Dieburg Süd X

116 Groß-Umstadt-Richen Darmstadt-Dieburg Süd X

117 Groß-Umstadt-Wiebelsbach Darmstadt-Dieburg Süd X

118 Modautal Darmstadt-Dieburg Süd X

-Allertshofen/Hoxhohl

119 Modautal-Neunkirchen Darmstadt-Dieburg Süd X

120 Mühltal-Nieder-Beerbach Darmstadt-Dieburg Süd X

121 Zwingenberg-Rodau Bergstraße Süd X

122 Bad Sooden-Allendorf Werra-Meißner Werra-Meißner X

-Dudenrode

123 Bad Sooden-Allendorf Werra-Meißner Werra-Meißner X

-Kammerbach

124 Bad Sooden-Allendorf Werra-Meißner Werra-Meißner X

-Kleinvach

125 Bad Sooden-Allendorf Werra-Meißner Werra-Meißner X

-Orferode

126 Berkatal-Frankershausen Werra-Meißner Werra-Meißner X

127 Berkatal-Hitzerode Werra-Meißner Werra-Meißner X

128 Eschwege-Albungen Werra-Meißner Werra-Meißner X

129 Eschwege-Niederhone Werra-Meißner Werra-Meißner X

130 Herleshausen-Archfeld Werra-Meißner Werra-Meißner X

131 Herleshausen-Nesselröden Werra-Meißner Werra-Meißner X

132 Herleshausen-Willershausen Werra-Meißner Werra-Meißner X

133 Hessisch Lichtenau-Hausen Werra-Meißner Werra-Meißner X

134 Hessisch Lichtenau-Retterode Werra-Meißner Werra-Meißner X

135 Meißner-Abterode Werra-Meißner Werra-Meißner X

136 Meißner-Alberode Werra-Meißner Werra-Meißner X

137 Meißner-Germerode Werra-Meißner Werra-Meißner X

138 Meißner-Vockerode Werra-Meißner Werra-Meißner X

139 Meißner-Wolfterode Werra-Meißner Werra-Meißner X

140 Ringgau-Lüderbach Werra-Meißner Werra-Meißner X

lfd.lfd.lfd.lfd.lfd. Gemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/Ort LandkreisLandkreisLandkreisLandkreisLandkreis RegionRegionRegionRegionRegion Gruppe*Gruppe*Gruppe*Gruppe*Gruppe*

NrNrNrNrNr..... B AB AB AB AB A

Teilnehmer des Regionalentscheids

Page 138: Wettbewerb „Unser Dorf“

Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 137

141 Ringgau-Röhrda Werra-Meißner Werra-Meißner X

142 Sontra-Wichmannshausen Werra-Meißner Werra-Meißner X

143 Waldkappel-Bischhausen Werra-Meißner Werra-Meißner X

144 Waldkappel-Rechtebach Werra-Meißner Werra-Meißner X

145 Wanfried-Heldra Werra-Meißner Werra-Meißner X

146 Weißenborn-Weißenborn Werra-Meißner Werra-Meißner X

147 Witzenhausen-Hübenthal Werra-Meißner Werra-Meißner X

(Berlepsch-Ellerode)

148 Witzenhausen-Hundelshausen Werra-Meißner Werra-Meißner X

149 Witzenhausen-Roßbach Werra-Meißner Werra-Meißner X

150 Grünberg-Lumda Gießen Mittel-Südhessen X

151 Grünberg-Reinhardshain Gießen Mittel-Südhessen X

152 Grünberg-Weitershain Gießen Mittel-Südhessen X

153 Hungen-Steinheim Gießen Mittel-Südhessen X

154 Wettenberg-Launsbach Gießen Mittel-Südhessen X

155 Wehrheim-Pfaffenwiesbach Hochtaunus Mittel-Südhessen X

156 Weilrod-Niederlauken Hochtaunus Mittel-Südhessen X

157 Aßlar-Berghausen Lahn-Dill Mittel-Südhessen X

158 Breitscheid-Erdbach Lahn-Dill Mittel-Südhessen X

159 Dillenburg-Nanzenbach Lahn-Dill Mittel-Südhessen X

160 Hüttenberg-Vollnkirchen Lahn-Dill Mittel-Südhessen X

161 Schöffengrund-Laufdorf Lahn-Dill Mittel-Südhessen X

162 Schöffengrund-Oberwetz Lahn-Dill Mittel-Südhessen X

163 Waldsolms-Brandoberndorf Lahn-Dill Mittel-Südhessen X

164 Biedenkopf-Dexbach Marburg-Biedenkopf Mittel-Südhessen X

165 Dautphetal-Friedensdorf Marburg-Biedenkopf Mittel-Südhessen X

166 Kirchhain-Stausebach Marburg-Biedenkopf Mittel-Südhessen X

167 Lohra-Kirchvers Marburg-Biedenkopf Mittel-Südhessen X

168 Lohra-Weipoltshausen Marburg-Biedenkopf Mittel-Südhessen X

169 Marburg-Ginseldorf Marburg-Biedenkopf Mittel-Südhessen X

170 Rauschenberg-Ernsthausen Marburg-Biedenkopf Mittel-Südhessen X

171 Weimar-Niederwalgern Marburg-Biedenkopf Mittel-Südhessen X

172 Weimar-Wenkbach Marburg-Biedenkopf Mittel-Südhessen X

173 Butzbach-Maibach Wetterau Mittel-Südhessen X

Stand: 10. 10. 05

lfd.lfd.lfd.lfd.lfd. Gemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/OrtGemeinde/Ort LandkreisLandkreisLandkreisLandkreisLandkreis RegionRegionRegionRegionRegion Gruppe*Gruppe*Gruppe*Gruppe*Gruppe*

NrNrNrNrNr..... B AB AB AB AB A

Teilnehmer des Regionalentscheids

Page 139: Wettbewerb „Unser Dorf“

138

Hessische Landessieger„Unser Dorf soll schöner werden“ / „Unser Dorf“

JahrJahrJahrJahrJahr OrtOrtOrtOrtOrt Landkreis/RegionLandkreis/RegionLandkreis/RegionLandkreis/RegionLandkreis/Region GruppeGruppeGruppeGruppeGruppe AnzahlAnzahlAnzahlAnzahlAnzahld. Orted. Orted. Orted. Orted. Orte

1959 (Wanfried)-Altenburschla LK Werra-Meißner 68

1960 (Alsfeld)-Eifa Vogelsbergkreis 219

1961 (Butzbach)-Maibach Wetteraukreis 314

1962 (Frielendorf)-Allendorf Schwalm-Eder-Kreis A 292(Leun)-Biskirchen Lahn-Dill-Kries B 124

1963 (Wetter)-Amönau LK Marburg-Biedenkopf A 138(Laubach)-Münster LK Gießen B 286

1964 (Melsungen)-Adelshausen Schwalm-Eder-Kreis A 116(Rimbach)-Albersbach Lk Bergstraße B 302

1965 (Heringen)-Herfa LK Hersfeld-Rotenburg A 155(Idstein)-Oberauroff Rheingau-Taunus-Kreis B 310

1966 (Taunusstein)-Hambach Rheingau-Taunus-Kreis A 75(Marburg) - Wehrshausen LK Marburg-Biedenkopf B 275

1967 (Lichtenfels)-Rhadern LK Waldeck-Frankenberg A 71(Mittenaar) -Offenbach Lahn-Dill-Kreis B 406

1968 (Malsfeld)-Sipperhausen Schwalm-Eder-Kreis A 89(Idstein)-Dasbach Rheingau-Taunus-Kreis B 458

1969 (Lindenfels)-Schlierbach LK Bergstraße A 78(Mittenaar)-Offenbach Lahn-Dill-Kreis B 500

1970 (Volkmarsen)-Herbsen LK Waldeck-Frankenberg A1 112Hüttenberg Lahn-Dill-Kreis A2 32(Weinbach)-Freienfels LK Limburg-Weilburg B1 148(Weilburg)-Waldhausen LK Limburg-Weilburg B2 45

1971 (Herborn)-Hirschberg Lahn-Dill-Kreis A1 87Eichenzell LK Fulda A2 24(Dautphetal)-Herzhausen LK Marburg-Biedenkopf B1 136Hüttenberg Lahn-Dill-Kreis B2 33

Hessische Landessieger

Page 140: Wettbewerb „Unser Dorf“

Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 139

1972 (Neuenstein)-Obergeis LK Hersfeld-Rotenburg A1 106Aßlar-Wehrdorf Lahn-Dill-Kreis A2 23Schwalmstadt-Ascherode Schwalm-Eder-Kreis B1 137Bebra-Weiterode LK Hersfeld-Rotenburg B2 35

1973 Vöhl-Asel LK Waldeck-Frankenberg A1 125(Selters)-Münster LK Limburg-Weilburg A2 19Wanfried-Altenburschla Werra-Meißner-Kreis B1 187Hilders LK Fulda B2 73

1974 Hünfeld-Großenbach LK Fulda A1 105(Reinheim)-Georgenhausen LK Darmstadt-Dieburg A2 25Willingen-Welleringhausen LK Waldeck-Frankenberg B1 233(Dautphetal)-Holzhausen LK Marburg-Biedenkopf B2 78

1975 Hauneck-Rotensee LK Hersfeld-Rotenburg A1 97Heringen-Lengers LK Hersfeld-Rotenburg A2 46Wald-Michelbach-Oberschönmattenwag LK Bergstraße B1 256Aßlar-Werdorf Lahn-Dill-Kreis B2 78

1976 Diemelstadt-Helmighausen LK Waldeck-Frankenberg A1 92Lautertal-Gadernheim LK Bergstraße A2 22Nüsttal-Silges LK Fulda B1 253Sinn-Fleisbach Lahn-Dill-Kreis B2 78

1977 Bebra-Asmushausen LK Hersfeld-Rotenburg A1 67Wartenberg-Landenhausen Vogelsbergkreis A2 13Modautal-Asbach LK Darmstadt-Dieburg B1 240Burgwald-Bottendorf LK Waldeck-Frankenberg B2 72

1978 Twistetal-Nieder-Waroldern LK Waldeck-Frankenberg A1 55Kirchhain-Großseelheim LK Marburg-Biedenkopf A2 18Wanfried-Völkershausen Werra-Meißner-Kreis S1 193Wartenberg-Landenhausen Vogelsbergkreis S2 57

1979/1980 Idstein-Lenzhahn Rheingau-Taunus-Kreis A1 267Nentershausen LK Hersfeld-Rotenburg A2 73Lindenfels-Schlierbach LK Bergstraße S1 21Wartenberg-Landenhausen Vogelsbergkreis S2 15

1981/1982 Bad Hersfeld-Beiershausen LK Hersfeld-Rotenburg A1 169Fronhausen LK Marburg-Biedenkopf A2 41Idstein-Lenzhahn Rheingau-Taunus-Kreis S1 62Oberweser-Oedelsheim LK Kassel S2 35

1983/1984 Nüsttal-Rimmels LK Fulda A1 121Selters-Eisenbach LK Limburg-Weilburg A2 39Oberweser-Arenborn LK Kassel S1 36Kirchhain-Großseelheim LK Marburg-Biedenkopf S2 17

Hessische Landessieger

Page 141: Wettbewerb „Unser Dorf“

140

1985/1986 Zwesten-Niederurff Schwalm-Eder-Kreis A1 126Oberweser-Gieselwerder LK Kassel A2 31Nüsttal-Rimmels LK Fulda S1 41Wiesbaden - Frauenstein Stadt Wiesbaden S2 22

1987/1988 Hauneck-Bodes LK Hersfeld-Rotenburg A1 136Geisenheim-Johannisberg Rheingau-Taunus-Kreis A2 22Zwesten-Niederurff Schwalm-Eder-Kreis S1 34Immenhausen-Holzhausen LK Kassel S2 26

1989/1990 Burgwald-Wiesenfeld LK Waldeck-Frankenberg A1 94Bad Hersfeld-Asbach LK Hersfeld-Rotenburg A2 38Lindenfels-Seidenbuch LK Bergstraße S1 32Oberweser-Oedelsheim LK Kassel S2 29

1991/1992 Kirchhain-Burgholz LK Marburg-Biedenkopf A1 78Witzenhausen-Roßbach Werra-Meißner-Kreis A2 33Burgwald-Wiesenfeld LK Waldeck-Frankenberg S1 28Willingshausen-Loshausen Schwalm-Eder-Kreis S2 31

!993/1994 Weißenborn-Rambach Werra-Meißner-Kreis A 58Oberweser-Arenborn LK Kassel B 111

1995/1996 Willingshausen Schwalm-Eder-Kreis A 40Kirchhain-Himmelsberg LK Marburg-Biedenkopf B 126

1999/2000 Edertal-Wellen LK Waldeck-Frankenberg A 85Fulda-Malkes LK Fulda B 220

2002/2003 Wanfried-Heldra LK Werra - Meißner A 72Münchhausen-Wollmar LK Marburg - Biedenkopf B 156

2005/2006 Frankenau-Altenlotheim LK Waldeck-Frankenberg A 72Alsfeld-Altenburg LK Vogelsberg B 101

Stand: 13. 07. 2006

Hessische Landessieger

Page 142: Wettbewerb „Unser Dorf“

Dokumentation: Wettbewerb „Unser Dorf“ 2006 141

Ihre Ansprechpartner für den Wettbewerb „Unser Dorf“

Beratung vor Ort und Durchführung des Regionalentscheides:Beratung vor Ort und Durchführung des Regionalentscheides:Beratung vor Ort und Durchführung des Regionalentscheides:Beratung vor Ort und Durchführung des Regionalentscheides:Beratung vor Ort und Durchführung des Regionalentscheides:Ihre Landkreisverwaltung, Fachgebiet oder Abteilung Dorf- und Regionalentwicklung

Koordination des Regionalentscheides und Durchführung des Landesentscheides:Koordination des Regionalentscheides und Durchführung des Landesentscheides:Koordination des Regionalentscheides und Durchführung des Landesentscheides:Koordination des Regionalentscheides und Durchführung des Landesentscheides:Koordination des Regionalentscheides und Durchführung des Landesentscheides:Regierungspräsidium Kassel, Dezernat 25Roswitha RüschendorfSteinweg 634117 Kassel

Telefon: 0561 106-3125

Bundeswettbewerb und Grundsatzfragen:Bundeswettbewerb und Grundsatzfragen:Bundeswettbewerb und Grundsatzfragen:Bundeswettbewerb und Grundsatzfragen:Bundeswettbewerb und Grundsatzfragen:Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlicher Raum,Verbraucherschutz, Referat VII 5Karl-Michael MusseleckMainzer Straße 8065189 Wiesbaden

Telefon: 0611 815-1753

Informationen, Richtlinien, Linkswww.rp-kassel.de oder www.rp-kassel.de/static/aktuelles(voraussichtliche Adressenänderung Frühjahr 2007: www.rp-kassel.hessen.de

www.hmulv.hessen.de

www.dorfwettbewerb.bund.de

www.ibh-hessen.de

Hessisches Ministerium für Umwelt, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (Hg).,2004: Wettbewerb „Unser Dorf“. Hessischer Landesentscheid zum Bundeswettbewerb„Unser Dorf soll schöner werden – Unser Dorf hat Zukunft“. Richtlinien. Wiesbaden 30.09.2004.

Hessisches Ministerium für Umwelt, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (Hg), 2004: Wettbe-werb „Unser Dorf“. Hessischer Landesentscheid zum Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schö-ner werden - Unser Dorf hat Zukunft“. Hinweise und Empfehlungen. Wiesbaden 30.09.2004.

Weitere Informationen und unterstützende Materialien erhalten Sie bei:Roswitha Rüschendorf, RP Kassel.

Ansprechpartner

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Regierungspräsidium Kassel

Wettbewerb „Unser Dorf“32. Hessischer Landesentscheid zum Bundeswettbewerb„Unser Dorf soll schöner werden“ – Unser Dorf hat Zukunft

Dokumentation 2006

Regierungspräsidium KasselSteinweg 634117 Kassel