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7 6 Informationen - Notes [EXPERIENTIA VOL.l I ]2 3 aufgefiihrt und zahtreiche Laboratoriumserfahrungen zum Nutzen aller bekanntgegeben. Die Bedeutung yon THOMAS HUNT MORGAN wurde im Jahre 1933 nach der Verleihung des medizinischen Nobelpreises weiteren Kreisen bewuflt. In besonderer Dankbarkeit und Verehrung aber gedenken seiner heute all seine direkten und indirekten Schiller. ERNST HADORN Neue Pithecanthropusfunde von Java Durch die systematische Forschung von G, H. R. voN KO~NmSWALD im Gebiete yon Sangiran (n6rdtich yon Surakarta-Solo) ist es gelungen, einige neue Pithecanthropusfunde zu sichern. Es handelt sieh dabei aussehlieBlich um Oberfl~ichenfunde, gesammelt durch die Eingeborenen, welche, durch Pr/imien angefeuert, eine iiberaus ergiebige Sammelt/itigkeit entfalten. Die Originalstticke, die w/ihrend der Kriegsjahre 1943-45 in der Obhut des Unterzeichneten waren, liegen heute wohlverwahrt in den Sammlungen des geologischen Museums in Bandung, Java. Leider haben die Japaner im Jahre 1942 einen Sch~idel des Homo soloensis dem japanischen Kaiser nach Tokio geschickt. Alle Pithec- anthropusfunde konnten aber vor den Zugriffen der Japaner gesiehert werden. Diese neuen Funde wurden 1940 yon yon KOENmSWALD publiziert. Diese Arbeit kam aber leider der politischen Umst~nde wegen nicht zur Verteilung, und erst jetzt ist es gegliickt, ein Exem- plar in die Schweiz zu bringen. In der Arbeit werden die folgenden Funde besprochen: Pithecanthropus I I : Er stellt einen nahezu vollst,in- digen GehirnschXdel mit den Kiefergelenken dar. Die Kapazit~t betrEgt nach yon KOENIGS'~VALD etwa 750 cm3,, nach WEIDENREICH mit Hilfe eines erg~tnzten endo- kranialen Ausgusses aber 835 cm 3. Der Sch~del wurde Anfang August 1937 gefunden. Pithecanthropus I I I : Dieses Sch~idelfragment besteht aus dem fast v611ig erhaltenen rechten und etwas mehr alsdem oberen Drlttel des linken Parietale und einem Tell der Oberschuppe. Alle NS, hte sind offen. Der SchX- del stammt somit yon einem jugendlichen Individuum. Das Fragment wurde im Juli 1938 gefunden und stammt vermutlich aus einem etwas h6heren Niveau als Sch'R- del II, Pithecanthropus B: Das Unterkieferfragment besteht aus dem rechten Kieferk6rper und besitzt eine L~inge yon 86,5 mm. Der aufsteigende Ast ist abgebroehen, Am-Vorderrand geht die Bruchlinie durch das Septum alveolare zwischen dem ersten und zweiten Incisivus. An Z~hnen sind die drei Molaren und der letzte Pr~- molar erha]ten, yon den iibrigen nur die Alveolen. Das Kieferfragment ~:urde in der zweiten H/ilfte 1936 ge- funden. Der genaue Fundort ist nicht bekannt, doch ist der Fund sehr wahrscheinlich unterpleistoz~in. Soweit die yon yon KOENIGSWALD 1940 publizierten Funde, Pithecanthropus I V : 1939 fanden sich die Reste eines vierten Pithecanthropus, bestehend aus einem Ober- kieier und der hinteren H/ilfte einer Sch~delkatotte nfit dem Hinterhauptsloch. Es sind alle Z~ihne erhalten, auger den Schneidez~hnen. Die Funde sind yon F. "WEIDENREICH 1943 publiziert .worden. Wegen der Beschreibung und der GegentibersteUung der neuen Pithecanthropusfunde zu den alten DUBOlS- schen Funden und zum Sinanthropus pekinensis mug auf diese beiden Publikationen verwiesen werden. Die Alters/rage ist abgeklXrt. Die Funde B und das Kind yon Modjokerto stammen aus unterpleistoz/~nen Schichten mit Djetisfauna, die iibrigen Funde aus mittel- pleistoz/~nen Schiehten mit Trinilfauna. Gleichzeitig mit dem Pithecanthropus lebte nach YON KOENmSWALD auf Java" ein Homo sapiens, dem er die rezent aussehen- den Femora, den rezenten Pr/imolar Dubois und die mittelpleistoz/inen Faustkeile yon Patjitan (Stidktiste yon Java) vom Typus des Cllell~o-Acheul~en zuspricht. Ferner liegen im g~ologischen Museum in Bandung noeh weitere unver6ffentlichte Funde: Ziihne und der Unterkieferrest eines neuen Hominiden yon groBen Aus- maBen: Meganthropus pataeojavanicus yon Koenigs- watd. Wir wolten hoffen, dab sich die politischen Ver- h/~Itnisse auf Java sehr bald kl/iren werden, so dab es VON I<OENIGS~,VALD mbglich sein wird, auch die neuesten Funde aus dem javanischen Pleistoz~n bekanntzugeben. \V. A: ~IOHLER, Bandung REGENE'RATIONES Wiedererwachen des wissenschaftlichen Lebens in Ungarn Das befreite Ungarn versucht mit aller Kraft. seinen ihm gebfihrenden Platz im Kreise di~r Kulturv61ker wie- der einzunehmen: nicht zwar wie in der Zeit der Tiirken- kriege als Schutzwall des Westens, sondern als Briicke zwischen 6stlicher und westlicher Kuttur. ZOLT.;~N VAS, der Bfirgermeister yon Budapest, ermutigte bereits im vergangenen Sommer die V¢issenschafter des Landcs dutch die Ausschreibung yon vier gro~en Preisen fttr besondere Forschungsarbeiten. Das wichtigste Ereignis auf dem Gebiete der Natur- wissenschaften ist j edoch die Grfindung der Ungarischen Akademie der Naturwissenschaffen, welche unter der Leitung von ALBERT SZENTGYORGYIihreT~tigkeit aufge- nommen hat. Das Ziel der neuen Akademie ist in erster Linie die Erm6glichung der naturwissenschaftlichen Forschungs- arbeit, tells durch Beschaffung des hiezu nStigen Mate- rials und der dringendsten Apparaturen, tells durch An- stellung notwendiger HilfskrAfte, technischer Assistenten usw., sowie durch die Beschaffung der notwendigsten Lebensmittel und des Heizmaterials ftir die Sicherung der Existenz der Forscher selbst. Die monatlichen Zusammenkfinfte der Akademiemit- glieder bezwecken u. a., durch die Besprechung yon For- schungsprojekten und ArbeitsplXnen eine gewisse Orga- nisation des wissenschaftlichen Lebens. Zu den 40 or- dentlichen Mitgliedern kommen vorl/iufig als Auslands- mitglieder nur die im A uslancl lebenden ungarischen Forscher HEVESV, LANCZOS, NEUMANN, POI.dNVI, RIESZ, TOMCSlK,VERZAR und ZECItMEISTER. Organisator der wirtschaftlichen Organisation der Akademie, welche den wissenschaftlichen Mitgliedern beigeordnet ist, ist Herr STEPHAN RATH. Ftir die Publikation naturwissen- schMtlicher Forschungsarbeiten dienen die .Hungarica Acta., die den fiinf Grundwissenschaften nach gesondert erscheinen : .Hungarica Acta Mathematica, Physica, Chi- mica, Biologica und Physiologica~. Die fiinf verantwort- lichen Redaktoren sind zugteich Mitglieder des Presi- diums: Rtgsz, BAY, CS('IROS, VVrOLGKY un~ ~[ANSFELD. Die Beitr~ge der ,Hungariea Acta~ kSnnen in irgendeiner der vier KongreBsprachen verfal3t sein und die in unga- fischer Spraehe eingesandten Arbeiten werden yon der Schriftleitung ins Englische fibertragen. Der Zeitschrif- tenaustausch mit dem Ausland wird intensiv angestrebt. Die Anschrift der neuen Akademie ist: Budapest EszterhAzy ucca 9. G. 3~[ANSFELD

Wiedererwachen des wissenschaftlichen Lebens in Ungarn

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7 6 Informationen - Notes [EXPERIENTIA VOL. l I ]2 3

aufgefiihrt und zahtreiche Laboratoriumserfahrungen zum Nutzen aller bekanntgegeben.

Die Bedeutung yon THOMAS HUNT MORGAN wurde im Jahre 1933 nach der Verleihung des medizinischen Nobelpreises weiteren Kreisen bewuflt. In besonderer Dankbarkeit und Verehrung aber gedenken seiner heute all seine direkten und indirekten Schiller.

ERNST HADORN

Neue Pithecanthropusfunde von Java

Durch die systematische Forschung von G, H. R. voN KO~NmSWALD im Gebiete yon Sangiran (n6rdtich yon Surakarta-Solo) ist es gelungen, einige neue Pithecanthropusfunde zu sichern. Es handelt sieh dabei aussehlieBlich um Oberfl~ichenfunde, gesammelt durch die Eingeborenen, welche, durch Pr/imien angefeuert, eine iiberaus ergiebige Sammelt/itigkeit entfalten. Die Originalstticke, die w/ihrend der Kriegsjahre 1943-45 in der Obhut des Unterzeichneten waren, liegen heute wohlverwahrt in den Sammlungen des geologischen Museums in Bandung, Java. Leider haben die Japaner im Jahre 1942 einen Sch~idel des Homo soloensis dem japanischen Kaiser nach Tokio geschickt. Alle Pithec- anthropusfunde konnten aber vor den Zugriffen der Japaner gesiehert werden. Diese neuen Funde wurden 1940 yon yon KOENmSWALD publiziert. Diese Arbeit kam aber leider der politischen Umst~nde wegen nicht zur Verteilung, und erst jetzt ist es gegliickt, ein Exem- plar in die Schweiz zu bringen. In der Arbeit werden die folgenden Funde besprochen:

Pithecanthropus I I : Er stellt einen nahezu vollst,in- digen GehirnschXdel mit den Kiefergelenken dar. Die Kapazit~t betrEgt nach yon KOENIGS'~VALD etwa 750 cm3,, nach WEIDENREICH mit Hilfe eines erg~tnzten endo- kranialen Ausgusses aber 835 cm 3. Der Sch~del wurde Anfang August 1937 gefunden.

Pithecanthropus I I I : Dieses Sch~idelfragment besteht aus dem fast v611ig erhaltenen rechten und etwas mehr a l s d e m oberen Drlttel des linken Parietale und einem Tell der Oberschuppe. Alle NS, hte sind offen. Der SchX- del s tammt somit yon einem jugendlichen Individuum. Das Fragment wurde im Juli 1938 gefunden und s tammt vermutlich aus einem etwas h6heren Niveau als Sch'R- del II,

Pithecanthropus B: Das Unterkieferfragment besteht aus dem rechten Kieferk6rper und besitzt eine L~inge yon 86,5 mm. Der aufsteigende Ast ist abgebroehen, Am-Vorderrand geht die Bruchlinie durch das Septum alveolare zwischen dem ersten und zweiten Incisivus. An Z~hnen sind die drei Molaren und der letzte Pr~- molar erha]ten, yon den iibrigen nur die Alveolen. Das Kieferfragment ~:urde in der zweiten H/ilfte 1936 ge- funden. Der genaue Fundort ist nicht bekannt, doch ist der Fund sehr wahrscheinlich unterpleistoz~in.

Soweit die yon yon KOENIGSWALD 1940 publizierten Funde,

Pithecanthropus IV: 1939 fanden sich die Reste eines vierten Pithecanthropus, bestehend aus einem Ober- kieier und der hinteren H/ilfte einer Sch~delkatotte nfit dem Hinterhauptsloch. Es sind alle Z~ihne erhalten, auger den Schneidez~hnen. Die Funde sind yon F. "WEIDENREICH 1943 publiziert .worden.

Wegen der Beschreibung und der GegentibersteUung der neuen Pithecanthropusfunde zu den alten DUBOlS- schen Funden und zum Sinanthropus pekinensis mug auf diese beiden Publikationen verwiesen werden.

Die Alters/rage ist abgeklXrt. Die Funde B und das Kind yon Modjokerto stammen aus unterpleistoz/~nen

Schichten mit Djetisfauna, die iibrigen Funde aus mittel- pleistoz/~nen Schiehten mit Trinilfauna. Gleichzeitig mit dem Pithecanthropus lebte nach YON KOENmSWALD auf Java" ein Homo sapiens, dem er die rezent aussehen- den Femora, den rezenten Pr/imolar Dubois und die mittelpleistoz/inen Faustkeile yon Pat j i tan (Stidktiste yon Java) vom Typus des Cllell~o-Acheul~en zuspricht.

Ferner liegen im g~ologischen Museum in Bandung noeh weitere unver6ffentlichte Funde: Ziihne und der Unterkieferrest eines neuen Hominiden yon groBen Aus- maBen: Meganthropus pataeojavanicus yon Koenigs- watd. Wir wolten hoffen, dab sich die politischen Ver- h/~Itnisse auf J a v a sehr bald kl/iren werden, so dab es VON I<OENIGS~,VALD mbglich sein wird, auch die neuesten Funde aus dem javanischen Pleistoz~n bekanntzugeben.

\V. A: ~IOHLER, Bandung

REGENE'RATIONES

Wiedererwachen des w i s senschaf t l i chen Lebens in Ungarn

Das befreite Ungarn versucht mit aller Kraft. seinen ihm gebfihrenden Platz im Kreise di~r Kulturv61ker wie- der einzunehmen: nicht zwar wie in der Zeit der Tiirken- kriege als Schutzwall des Westens, sondern als Briicke zwischen 6stlicher und westlicher Kuttur. ZOLT.;~N VAS, der Bfirgermeister yon Budapest, ermutigte bereits im vergangenen Sommer die V¢issenschafter des Landcs dutch die Ausschreibung yon vier gro~en Preisen fttr besondere Forschungsarbeiten.

Das wichtigste Ereignis auf dem Gebiete der Natur- wissenschaften ist j edoch die Grfindung der Ungarischen Akademie der Naturwissenschaffen, welche unter der Leitung von ALBERT SZENTGYORGYI ihreT~tigkeit aufge- nommen hat.

Das Ziel der neuen Akademie ist in erster Linie die Erm6glichung der naturwissenschaftlichen Forschungs- arbeit, tells durch Beschaffung des hiezu nStigen Mate- rials und der dringendsten Apparaturen, tells durch An- stellung notwendiger HilfskrAfte, technischer Assistenten usw., sowie durch die Beschaffung der notwendigsten Lebensmittel und des Heizmaterials ftir die Sicherung der Existenz der Forscher selbst.

Die monatlichen Zusammenkfinfte der Akademiemit- glieder bezwecken u. a., durch die Besprechung yon For- schungsprojekten und ArbeitsplXnen eine gewisse Orga- nisation des wissenschaftlichen Lebens. Zu den 40 or- dentlichen Mitgliedern kommen vorl/iufig als Auslands- mitglieder nur die im A uslancl lebenden ungarischen Forscher HEVESV, LANCZOS, NEUMANN, POI.dNVI, RIESZ, TOMCSlK, VERZAR und ZECItMEISTER. Organisator der wirtschaftlichen Organisation der Akademie, welche den wissenschaftlichen Mitgliedern beigeordnet ist, ist Herr STEPHAN RATH. Ftir die Publikation naturwissen- schMtlicher Forschungsarbeiten dienen die .Hungarica Acta. , die den fiinf Grundwissenschaften nach gesondert erscheinen : .Hungarica Acta Mathematica, Physica, Chi- mica, Biologica und Physiologica~. Die fiinf verantwort- lichen Redaktoren sind zugteich Mitglieder des Presi- diums: R t g s z , BAY, CS('IROS, VVrOLGKY u n ~ ~[ANSFELD. Die Beitr~ge der ,Hungariea Acta~ kSnnen in irgendeiner der vier KongreBsprachen verfal3t sein und die in unga- fischer Spraehe eingesandten Arbeiten werden yon der Schriftleitung ins Englische fibertragen. Der Zeitschrif- tenaustausch mit dem Ausland wird intensiv angestrebt. Die Anschrift der neuen Akademie ist: Budapest EszterhAzy ucca 9. G. 3~[ANSFELD